In China leben und arbeiten – 100 Fragen

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In China leben und arbeiten – 100 Fragen
Das ChinaContact-Special
»In China leben und
arbeiten – 100 Fragen &
100 Antworten«
entstand in Zusammenarbeit
mit dem German Centre for
Industry and Trade, Peking,
und dem German Centre for
Industry and Trade, Shanghai.
In China leben
und arbeiten –
100 Fragen &
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100 Antworten
Ein ChinaContact-Special in Zusammenarbeit
mit dem German Centre for Industry and Trade,
Peking, und dem German Centre for Industry
and Trade, Shanghai
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Trade Shanghai
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Erscheinungstermin: Juli 2014
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nur unter Angabe der Quelle gestattet. Die Antworten wurden sorgfältig recherchiert, für Irrtümer
oder Unterlassungen wird jedoch keine Haftung
übernommen.
28
Wirtschaftspolitik
28
Standorte und Investitionszonen
30
Unternehmensgründung
33
Investitionen und Handel
34
Finanzierung
36
Recht und Steuern
40
Personalbeschaffung und -führung
44
Informationsbeschaffung und Ansprechpartner
46
Alltag in China
Hinweis: Die »100 Fragen & 100 Antworten« erscheinen mit dieser Ausgabe in neunter überarbeiteter Auflage. Sie sollen Einsteiger im Chinageschäft darauf aufmerksam
machen, welche Fragen bei einem Engagement in China gestellt werden müssen und
erste Antworten für Entscheidungen geben. Eine fundierte Beratung kann dies aber
nicht ersetzen.
100 FRAGEN • 100 ANTWORTEN
WIRTSCHAFTSPOLITIK
O Mit dem 3. Plenum des 18. Zentralkomitees der KP Chinas
wurde eine neue Reformetappe eingeleitet. Worum geht es?
Die im November vom Parteiplenum verabschiedeten neuen Reformpläne wurden auf der diesjährigen Tagung des Nationalen
Volkskongresses bestätigt. Sie sind Antwort auf die veränderte globale Wirtschaftssituation und zielen darauf, die chinesische Wirtschaft
international wettbewerbsfähiger zu machen. Innovation steht dabei ebenso im Mittelpunkt wie die Erhöhung der Wertschöpfung in
der Produktion. Kernaussage ist, dass dem Markt anders als bisher
eine »entscheidende« Bedeutung zukommen soll, und zwar in allen
Wirtschaftsbereichen. Eine weitere Liberalisierung ist ebenso Ziel wie
eine Verschlankung des Staates. Wichtige Entscheidungskompetenzen werden auf lokale Ebenen verlagert. Außerdem wird entschieden
gegen Korruption vorgegangen: Für offizielle Essen und Geschenke
gelten strengere Regeln, und selbst für Geschäftsreisen, insbesondere ins Ausland, wurden Beschränkungen beschlossen, die strikt
eingehalten werden müssen.
O Wie sehen die Wachstumsprognosen für die chinesische
Volkswirtschaft aus?
Im laufenden 12. Fünfjahresprogramm wird ein durchschnittliches
jährliches Wirtschaftswachstum von um die sieben Prozent angestrebt. Ökonomen gehen davon aus, dass die chinesische Wirtschaftsleistung im laufenden Jahr um etwa 7,5 Prozent gegenüber
dem Vorjahr zunimmt. Erstaunlicherweise führt die Veröffentlichung
der Wachstumszahlen regelmäßig zu Diskussionen um die Zukunft
der chinesischen Wirtschaft. Dabei dürfte klar sein, dass in China
die Zeiten zweistelliger Wachstumsraten vorbei sind. Heute steht
nicht die Quantität im Mittelpunkt, sondern Qualität. Das heißt, es
wird ein nachhaltiges Wachstum angestrebt, und zwar nicht auf Kosten von Ressourcen und Umwelt. Der Energieverbrauch pro Einheit
BIP soll in den kommenden Jahren deutlich reduziert werden. Und
Ministerpräsident Li Keqiang hat klar gemacht, für ihn sei der Verbrauch von Kohle pro Einheit Wachstum wichtiger als die »reinen«
Wachstumszahlen.
O Binnenkonsum statt Export als künftiger Wirtschaftsmotor:
eine realistische Perspektive?
Die Wirtschaftspolitik ist darauf ausgerichtet, neue Wachstumsimpulse zu setzen. Der Export wird auch künftig ein wesentlicher Motor
der Wirtschaft bleiben. Im vergangenen Jahr hat China die Vereinigten Staaten von Amerika als weltweit größter Exporteur abgelöst.
Gleichzeitig soll der Binnenkonsum die Wirtschaft stärker als bisher
ankurbeln. Voraussetzung dafür dürfte allerdings sein, dass das System der sozialen Sicherung weiter ausgebaut wird, denn nach wie vor
gelten die Chinesen als »Spar-Weltmeister«, was unter anderem auch
darin begründet ist, dass sie Rücklagen für das Alter, für die Gesundheitsvorsorge und nicht zuletzt die Ausbildung ihrer Kinder anlegen.
O Was ist der »chinesische Traum«, der in den kommenden Jahren
zu realisieren sein soll?
Die von Staatspräsident und Parteichef Xi Jinping proklamierte Realisierung des »chinesischen Traums« zielt auf eine »Wiedergeburt« der chinesischen Nation und die Stärkung ihrer Rolle in der Welt. Es geht dabei
nicht vordergründung um die Durchsetzung von nationalistischen
Zielen. Mit Innovation und Fortschritt soll die Wirtschaft des Landes
umgestaltet werden – weg von der »Werkbank für die Welt« zu einer
Produktion mit hoher Wertschöpfung. Begleitet wird das Bestreben
mit einer einfallsreichen Kampagne, die auf verlorengegangene Tugenden der Chinesen zurückgreift. Appeliert wird an jeden einzelnen,
seinen Traum als Teil des gesamtnationalen Traums zu realisieren. K
STANDORTE UND INVESTITIONSZONEN
O Wo werden Prioritäten in der regionalen Entwicklung gesetzt?
Aufgrund seiner besseren Erreichbarkeit und der frühen außenwirtschaftlichen Öffnung ist Chinas Osten heute wesentlich weiter entwickelt als Zentral- und Westchina. Allerdings steigen gerade in den
Küstengebieten die Kosten, vor allem in den großen Metropolen.
Provinzhauptstädte und regionale Zentren, die inzwischen über eine
hervorragende Infrastruktur verfügen, werden daher als Investitionsstandort zunehmend interessant. Im Rahmen ihrer »Go West«-Kampagne versucht die Regierung seit einigen Jahren, durch Infrastrukturausbau, Investitionsanreize sowie finanzielle Förderprogramme
die Entwicklung Westchinas zu beschleunigen. Die Notwendigkeit
der Entwicklung West- und Zent­ralchinas wurde mit den Zielen des
zwölften Fünfjahresprogramms noch einmal deutlich gemacht: Ziel
ist eine ausgeglichenere soziale Entwicklung des Landes und eine
Verbesserung des allgemeinen Lebensstandards im ganzen Land.
Auch der Nordosten steht im Zentrum wirtschaftspolitischer Regionalförderung, wobei Hightech-Unternehmen mit ausländischem
Kapital angesiedelt werden sollen. Unter anderem soll die Bohai-Region um Tianjin vor den Toren Pekings zu einem Industriezentrum
von gesamtnationaler Bedeutung ausgebaut werden.
O Welche Auswirkungen hat die zunehmende Urbanisierung
und welche Chancen bietet sie deutschen Unternehmen?
Die intensive Binnenmigration und der Boom der Megastädte mit
mindestens zehn Millionen Einwohnern sollen neuer Antriebsmotor für nachhaltiges und gesundes Wirtschaftswachstum werden.
Mittlerweile setzt China stärker auf Wachstum aus dem Inland. Die
Regierung treibt die Urbanisierung bewusst voran, um die Binnennachfrage anzukurbeln. Die Vororte von Megastädten werden verstärkt ausgebaut, um die Menschenmassen der Innenstädte besser
zu kanalisieren. Die Regierung hat zudem zahlreiche Programme
gestartet, um Investoren in den Westen Chinas zu locken und den
Ausbau und die Stärkung der Infrastruktur in diesem Teil des Landes
weiter voranzutreiben.
Deutschen Unternehmen bieten sich hierbei große Chancen. Nicht
nur beim Ausbau der Infrastruktur, sondern auch bei der Stadtplanung und »grüneren« Städteentwicklung ist deutsches Know-how
gefragt. Investitionen in Telekom- und Dienstleistungen oder in Ausbildungsprojekte bieten weitere Möglichkeiten für deutsche Unternehmen. Gleichzeitig sind Lösungen im Bereich des Umweltschutzes
und im Gesundheitssektor gefragt.
O 2014: Welche regionalen Trends sind bei der Ansiedlung
deutscher Unternehmen zu beobachten?
Mit rund 50 Prozent aller deutschen Investitionen in China ist der
Großraum Shanghai nach wie vor das wichtigste Ziel für deutsches
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Engagement. Wie auch für viele andere ausländische Unternehmen
gewinnen die Städte der zweiten und dritten Reihe an Bedeutung.
Da die gesättigten Großstädte keine ähnlich hohen Wachstumsraten
mehr aufweisen, siedeln sich mehr und mehr deutsche Unternehmen
in diesen Städten an, jedoch bisher ohne klaren örtlichen Schwerpunkt.
O Welche Bedeutung kommt in Zukunft den sogenannten
Städten der zweiten und dritten Reihe zu?
»Städte der zweiten Reihe« verfügen wie die Metropolen Peking,
Shanghai, Kanton und Shenzhen über eine gut ausgebaute Infrastruktur, internationale Flughäfen sowie interessante Investitionsund Geschäftsmöglichkeiten. Dazu zählen unter anderen Wuhan,
Xi‘an, Chengdu, Chongqing oder Shenyang, die sich inzwischen
durch eine relativ fortgeschrittene Internationalisierung und eine
steigende Anzahl ausländischer Investitionen auszeichnen. Viele
dieser Städte sind insbesondere durch noch niedrigere Kosten bei
Mieten, Strom und Arbeitskräften als Investitionsstandort gegenüber
der Küste im Vorteil. Diese Städte sind nicht nur als Produktions­
standort, sondern auch als Absatzmarkt attraktiv, da ein Großteil der
chinesischen Konsumenten dort lebt und sich allmählich eine kaufstarke Mittelschicht bildet. Zudem zeichnet sich ab, dass Arbeiter,
die früher in die Küstenregionen abgewandert sind, jetzt eher nahe
ihrem Wohnort nach Arbeit suchen und dort auch die entsprechenden Möglichkeiten finden.
An Bedeutung gewinnen die »Städte der dritten Reihe«, zumeist die
zweit- oder drittgrößten Städte der westlichen Provinzen. Die durchschnittlichen Lohnkosten und Immobilienpreise sind hier nochmals
geringer. Wenn allerdings über Investitionen in etwas entlegenen Regionen in China nachgedacht wird, sollten die Bedingungen in den
in Frage kommenden Standorten genau geprüft werden. Allgemein
ist zu erwarten, dass aufgrund der Bestrebungen der chinesischen
Regierung, den Wohlstand im Land besser zu verteilen, auch in diesen Städten mittelfristig mit einem Anstieg des Lohnniveaus und der
Lebenshaltungskosten zu rechnen sein wird.
O Was ist bei einer Standortentscheidung generell zu beachten?
Wichtigste Grundlage jeder Standortentscheidung ist die Erreichbarkeit essenzieller Abnehmerindustrien oder bei komplexen Produktionsstrukturen die regionale Verfügbarkeit von Zulieferern. Hohe Logistikkosten können schnell zum Preisnachteil werden. Des Weiteren
müssen die zuverlässige Verfügbarkeit von Energie und das Angebot
an qualifiziertem Personal betrachtet werden. Verkehrsanbindung,
Lebenshaltungskosten und Lebensqualität, insbesondere Umweltverschmutzung, sind ebenfalls wichtige Aspekte. Die Möglichkeit,
regionale Förderungen und Steuervergünstigungen in Anspruch zu
nehmen, sollte nur ein zweitrangiges Kriterium sein, zumal genau
geprüft werden muss, ob sie den zentralen Regularien entsprechen.
Wichtig sind die Bestimmungen des Investitionslenkungskatalogs
der Regierung, mit deren Hilfe eine Lenkung der ausländischen
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Investitionen in einzelne Regionen angestrebt wird. China erlebt
derzeit eine Verlagerung vom bisherigen quantitativen industriellen Wachstum zu qualitativ hochwertigem, ressourcenschonendem
Wachstum der Volkswirtschaft.
Rechtliche Rahmenbedingungen können sich kurzfristig ändern. Allein aufgrund der sprachlichen Differenzen bestehen oft Schwierigkeiten beim Zugriff auf grundlegende Informationen. Besonders Mittelständler sind daher auf ein starkes Netzwerk angewiesen, um nicht
den Überblick zu verlieren. Grundsätzlich gilt, den Bedarf an Marktforschung und die eigene Sorgfaltspflicht nicht zu unterschätzen.
O Flaggschiff der mit dem 3. Parteiplenum im Herbst 2013
eingeleiteten neuen Reformen ist der Aufbau der nationalen
Pilot-Freihandelszone in Shanghai. Was hat es damit auf sich?
Das Pilotprojekt umfasst 29 Quadratkilometer. Die Freihandelszone
soll auf lange Sicht zu einem globalen Handels-, Umschlags- und Logistikzentrum entwickelt werden. In der »Reformzone«, die schon seit
langer Zeit eine Freihandelszone auf nationaler Ebene ist, befinden
sich Unternehmen zollrechtlich außerhalb Chinas. Waren können
ohne Zollgebühren importiert, hergestellt und exportiert werden.
Gleichzeitig soll sich Shanghai bis 2020 als internationales Finanzzent­
rum etablieren, eine lokal begrenzte Liberalisierung des Finanzsektors ist der erste Schritt in diese Richtung. Die Zone soll »Testgebiet«
für den grenzüberschreitenden Handel mit Renminbi-Yuan sowie für
weitere Reformen sein und die hier gesammelten Erfahrungen sollen
auf andere Regionen des Landes übertragen werden. Bisher haben
sechs Banken bereits eine Lizenz für die Zone erhalten, darunter die
Deutsche Bank, die Ende Mai 2014 ihre Filiale eröffnet hat.
Seit der offiziellen Einweihung der nationalen Freihandelszone am
29. September 2013 lassen die bisherigen Reformbestrebungen jedoch noch zu wünschen übrig. Weitere Vereinfachungen bei der
Unternehmensgründung wurden zwar eingeführt und auch eine Reform des Devisenmanagements ist in Planung, aber einen wirklichen
Boom hat die Freihandelszone bis jetzt noch nicht erlebt.
O Lohnt zum gegenwärtigen Zeitpunkt die Überlegung, sich
in der Shanghaier Pilot-Freihandelszone anzusiedeln?
Bisher gleicht die Freihandelszone einem großen Experiment. Viele
Beschlüsse bestehen nur auf dem Papier. Die meisten neu angesie-
delten Firmen stammen aus China. Ausländische Firmen zeigen bisher eher Skepsis. (Siehe dazu auch den Artikel Seite 25 sowie Seite 37 in
den »Fragen & Antworten.)
O Ist damit zu rechnen, dass künftig auch in anderen Regionen
ähnliche nationale Freihandelszonen wie in Shanghai entstehen?
Chinas Handelsminister Gao Hucheng prüft derzeit die Zulassung
weiterer Freihandelszonen auf nationaler Ebene. Tianjin und die Provinz Guangdong haben als erste grünes Licht bekommen. Von zehn
weiteren nationalen Freihandelszonen wird derzeit gesprochen, was
von Regierungsseite bisher nicht offiziell bestätigt wurde. Eine Reihe
neuer Pilotversuche scheint jedoch sicher, gute Chancen hat zum
Beispiel eine in der Planung bereits fortgeschrittene Freihandelszone, die die Wirtschaftszentren des Perlflussdeltas, einschließlich
Hongkong und Macao, umfassen soll – mit einer Fläche von 931,4
Quadratkilometern.
O Welche Bedeutung haben regionale Branchen-Cluster
für Investoren?
Branchenspezifische Cluster-Zonen verfügen meist über eine gute
Anbindung an das umliegende Transportsystem und werden von der
Regierung durch Steuererleichterungen und durch Investitionen in
Forschung und Entwicklung gefördert. So werden bei der Ansiedlung
im Sino German Ecopark Qingdao Kredite speziell für deutsch-chinesische klein- und mittelständische Unternehmen vergeben. Darüber
hinaus werden zukunftsorientierte Branchen im Hightech-Bereich
von der Regierung gefördert. Die Rahmenbedingungen in diesen
Gebieten sind sehr günstig, ausländische Investitionen gewünscht
und zusätzlich besteht der Vorteil, dass weitere ausländische Investoren in unmittelbarer Nähe sind, was den Austausch mit branchen­
ähnlichen Firmen ermöglicht. Ähnliche deutsch-chinesische Entwicklungszonen wie in Qingdao gibt es auch in Jiaxing, Kunshan,
Jiangsu und Nantong. Auf »Deutsch« als »Markenzeichen« setzen
immer mehr Städte, wenn sie Industrieparks aufbauen. So entsteht
im Kreis Pujiang von Chengdu eine für den Mittelstand ausgelegte
deutsch-chinesische Zone, in Foshan gibt es eine deutsch-chinesische Zone für Industrie-Service-Unternehmen, in Jieyang entsteht
eine deutsch-chinesische Maschinenbau-Zone, ein ähnliches Ziel
verfolgt auch Mianyang in Sichuan. K
UNTERNEHMENSGRÜNDUNG
O Welche Unternehmensformen gibt es?
Gesellschaften mit ausländischer Beteiligung werden in den meisten
Fällen als 100-prozentige Tochtergesellschaften oder als Joint Venture gegründet. Möglich ist auch die Gründung von Holding- und Aktiengesellschaften, allerdings ist dies nur für größere Unternehmen
interessant. Seit März 2010 sind Foreign Invested Partnerships eine
neue Alternative für eine Investition in China. Die Eigenkapitalanforderungen unterscheiden sich je nach Unternehmensform und Geschäftszweck. Eine Repräsentanz, die keine direkte Geschäftstätigkeit
ausüben darf, ist oft der erste Schritt für ausländische Unternehmen,
in China aktiv zu werden. Anfang 2010 wurden jedoch die Vorschriften zu Repräsentanzen verschärft, sodass dieses Unternehmensmodell seitdem weniger attraktiv ist.
O Joint Venture versus 100-prozentiges Tochterunternehmen:
Was ist sinnvoller?
Sofern es die Gesetzgebung erlaubt, ist ein 100-prozentiges Tochterunternehmen einem Joint Venture vorzuziehen. Momentan bestehen in der Logistik- und Transportbranche, bei Finanzdienstleistungen und Versicherungsunternehmen aller Art, in der beruflichen
Bildung und Wirtschaftsberatung (Marktforschung, Kreditauskunft,
Bonitätsbeurteilung) noch Restriktionen.
O Markteinstieg über eine Repräsentanz – ist das nach
wie vor sinnvoll?
Repräsentanzbüros sind nach wie vor gut geeignet, sich an den chinesischen Markt »heranzutasten«. Dies gilt insbesondere für den
deutschen Mittelstand. Andererseits werden Repräsentanzbüros
durch die chinesische Regierung immer weiter eingeschränkt: Ausländisches Personal einzustellen, ist schwierig und zahlreiche neue
Bestimmungen erschweren diese Form des Markteintritts zunehmend.
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O Was ist eine Foreign Invested Commercial Enterprise (FICE)?
Es ist eine Gesellschaft, die auf das Handels- und Einzelhandelsgeschäft spezialisiert ist und ermöglicht, als Zwischenhändler, Einzel- und Großhändler sowie als Franchisegeber zu agieren. Ferner
dürfen Dienstleistungen angeboten werden, unter anderem Lagerung, Lieferung, Reparatur, Instandhaltung und Training. Das Mindeststammkapital liegt bei 100.000 Yuan, allerdings können die
tatsächlichen Kapitalanforderungen je nach Business­plan, Standort
und Geschäftsfeld höher liegen können. Für den Fall einer notwendigen nachträglichen Kapitalerhöhung gelten enge gesetzliche Beschränkungen.
O Welche Voraussetzungen müssen Handelsgesellschaften
erfüllen, um offizielle VAT-Belege (fapiao) ausstellen zu können?
Um offizielle VAT-Belege (发票, fapiao) auszustellen, müssen Unternehmen als allgemeiner Umsatzsteuerzahler eingestuft werden,
indem sie den General-VAT-Payer-Status erlangen. Für Foreign Invested Commercial Enterprises (FICE) gilt, dass entweder ein Mindestumsatzerlös von 800.000 Yuan vorliegen oder ein Stammkapital von
5.000.000 Yuan bei gleichzeitig 50 Mitarbeitern bestehen muss. Die
Ausstellung offizieller VAT-Belege hat den Vorteil, dass die Vorsteuer bei der Abführung der Umsatzsteuer dem Finanzamt gegenüber
geltend gemacht werden kann. Dies kann für Geschäftspartner, die
ihrerseits die Vorsteuer geltend machen wollen, von großer Wichtigkeit sein.
O Was sind Foreign Invested Partnership Enterprises (FIPE)?
FIPE sind seit März 2010 eine Alternative für Investitionen in China. Sowohl ausländische als auch chinesische Unternehmen sowie
Privatpersonen können sich an FIPE beteiligen. Für FIPE gibt es keine Mindestkapitalanforderungen. Die Struktur des Managements
und die Gewinnverteilung können im Partnerschaftsvertrag festgelegt werden. Unterschieden wird zwischen General Partnership
(persönlich haftender Gesellschafter) und Limited Partnership
(beschränkt haftender Gesellschafter). Diese Unternehmensform
wird jedoch aufgrund ihrer geringen Verbindlichkeiten in der Pra-
xis selten angewandt und von den Behörden eher stiefmütterlich
behandelt.
O Welche Möglichkeiten gibt es für kleinere Dienstleister,
in China Geschäfte aufzubauen?
In der Praxis gründen viele selbstständige Dienstleister zunächst eine
Offshorefirma, zum Beispiel in Hongkong, die dann in China eine
Tochtergesellschaft, ein Joint Venture oder eine Repräsentanz gründet.
O Ist es notwendig, auch in China Forschungskapazitäten
aufzubauen?
Zumindest ist zu beobachten, dass große Unternehmen vermehrt
Forschungs- und Entwicklungsabteilungen in China aufbauen. Ziel
ist dabei, die Entwicklung stärker an den Bedürfnissen des Marktes
zu orientieren und vom chinesischen Forschungspotenzial zu profitieren. Bei mittelständischen Unternehmen beschränkt sich dies
weitestgehend noch auf Anpassungen für den chinesischen Markt.
O Ist es sinnvoll, für ein neu gegründetes Unternehmen zunächst
eine vorläufige Adresse zu wählen?
Wer sich dafür entscheidet, sollte beachten, dass ein Umzug, auch
ein Umzug in einen anderen Stadtbezirk, immer mit einer lokalen Deregistrierung verbunden ist. Alle Registrierungsdokumente müssen
geändert, die steuerliche Registrierung muss erneuert werden. Das
alles ist mit hohem behördlichen Aufwand verbunden. Es empfiehlt
sich also, bei der Standortentscheidung nicht auf eine vorläufige Lösung zu setzen.
O Welche Bedeutung hat die Einhaltung von Compliance-Regeln?
Trotz Kosten- und Konkurrenzdruck, ist es stets notwendig, sich zu
versichern, ob lokale Gepflogenheiten im Einklang mit der Rechtslage sowie den von der Muttergesellschaft vorgeschriebenen Compliance-Regeln stehen. Ausländisch investierte Unternehmen stehen
zunehmend im Radar der Steuerbehörden und auch eine lokale Rechnungsprüfung kann Compliance-Verstöße aufdecken, die im äußersten Fall sogar mit Entzug der Geschäftslizenz geahndet werden.
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O Welche Positionen müssen in der Unternehmensführung
besetzt werden?
Bei einer Unternehmensgründung sind verschiedene Positionen im
Unternehmen zu besetzen. Notwendige Positionen sind hierbei die
des rechtlichen Vertreters (Legal Representative), die mit einer Person
besetzt werden muss. Eine weitere ist die des Direktors, der eine einzelne Person sein kann beziehungsweise als Vorstand (Board of Directors)
aus mindestens drei Personen bestehen muss. Darüber hinaus muss
es entweder eine Aufsichtsperson oder einen Aufsichtsrat (Supervisor
oder Board of Supervisors), bestehend aus einer oder mindestens drei
Personen, geben. Der General Manager besetzt eine weitere Position,
die bei der Unternehmensgründung zu entscheiden ist. Die drei Positionen »Gesetzlicher Vertreter«, »Direktor« und »General Manager«
können von jeweils einer Person oder in Personalunion mit einer einzigen Person besetzt werden. Zur Gründung eines Unternehmens sind
mindestens zwei natürliche Personen notwendig.
O Welche Rechte und Pflichten hat der gesetzliche Vertreter?
Der Gesetzliche Vertreter einer Gesellschaft kann der Chairman des
Board of Directors oder der CEO oder der Executive Director der Gesellschaft sein, je nachdem, wie es in der Satzung niedergelegt ist. Die
Unterschrift des gesetzlichen Vertreters wird bei der Registrierung
der Gesellschaft bei der Administration of Industry and Commerce
hinterlegt. Damit kann der gesetzliche Vertreter auch ohne spezielle
Vollmacht beziehungsweise Stempel die Gesellschaft rechtswirksam
nach außen vertreten. Im Außenverhältnis haftet die Gesellschaft
ihrerseits für die Geschäftsaktivitäten des gesetzlichen Vertreters,
selbst wenn dieser ultra vires agiert, solange der Geschäftspartner
im guten Glauben gehandelt hat.
O Die Macht der Stempel: Gelten Unterschriften nichts?
In China hat sich das Siegel vor Jahrhunderten etabliert und bis heute in
Form des Stempels gehalten. Zwingend notwendig sind im Geschäftsalltag daher insbesondere der «Company Chop« und der »Finance
Chop«. Eine alleinige Unterschrift reicht nicht für eine aussagekräftige
Willenserklärung aus. Genutzt werden auch Namens- und Vertragsstempel. Gestempelt wird immer in roter Farbe. Jedes Unternehmen
braucht eine Stempelordnung: Wer hat Zugang zu den Stempeln?
Sind diese sicher verwahrt? Gibt es ein Muster der Stempel? Welche
Dokumente müssen zusätzlich unterschrieben werden?
O Welche Konten muss ein ausländisch investiertes Unternehmen
in China einrichten und wie können sie genutzt werden?
Für die Geschäftstätigkeit werden Fremdwährungs- sowie Renminbi-Konten benötigt. Voraussetzung für die Kontoeröffnung ist die Registrierung des Unternehmens bei der State Administration for Industry and Commerce (SAIC). Für Zahlungen vor der Registrierung können
bestimmte temporäre Investitionskonten eingerichtet werden, für die
jedoch eine spezielle Genehmigung der SAFE eingeholt werden muss.
• Fremdwährungskonten unterliegen der strengen Aufsicht der chinesischen Devisenkontrollbehörde SAFE. Für die Eröffnung und
Benutzung des Kontos sind ein Foreign Exchange Registration
Certificate sowie eine Foreign Exchange Account Management
Card notwendig, die jährlich neu bei der SAFE zu beantragen
ist. Für Fremdwährungskonten eines Unternehmens besteht eine
jährliche Prüfungspflicht durch autorisierte Wirtschaftsprüfer.
Alle überregionalen und etliche regionale chinesische Banken
sind zur Führung von Fremdwährungskonten berechtigt, ebenso
die Filialen oder Tochtergesellschaften ausländischer Banken.
• Capital Account. Das Kapitalkonto dient der Einzahlung des registrierten Eigenkapitals eines Unternehmens mit ausländischer Kapitalbeteiligung. Nach Einzahlung des Kapitalbetrages erhält das
Unternehmen eine Bestätigung der Bank, die der Verifizierung der
Kapitaleinzahlung durch einen Wirtschaftsprüfer dient. Jedes Unternehmen darf nur ein Kapitalkonto führen. Das Geld kann sofort
nach der Einzahlung durch das Unternehmen für Investitionen
genutzt werden. Wenn das Kapital vollständig aufgebraucht ist,
wird das Konto geschlossen.
• Der Foreign Currency Current Account dient der Zahlungsverkehrsabwicklung in Fremdwährungen, die im Rahmen des Außenhandels eines Unternehmens anfallen. Für verschiedene Fremdwährungen werden entsprechende Unterkonten eröffnet. Die
kontoführende Bank erstellt am Anfang des Jahres eine Meldung
an die SAFE, sollte das Konto für mehr als ein Jahr nicht genutzt
worden sein. In diesem Fall muss das Konto geschlossen werden.
• Foreign Debt Account. Dieses Konto wird für Fremdwährungskredite von Banken und Gesellschafterdarlehen der Muttergesellschaft eingerichtet. Für jeden Kredit wird ein eigener Foreign Debt
Account eröffnet.
• Foreign Loan Repayment Account. Für die Zins- und Tilgungszahlungen für Fremdwährungskredite wird je Darlehen ein eigener
Foreign Loan Repayment Account eröffnet. Maximal drei Monate
vor Zahlungstermin können entsprechende Beträge hier »angespart« werden.
• Renminbi-Konten können bei allen lokalen Banken sowie bei den
Filialen oder Niederlassungen ausländischer Banken, die über
eine entsprechende Renminbi-Lizenz verfügen, eröffnet werden.
• Basic Account. Der Basic Account wird ausschließlich auf Guthabenbasis geführt und erlaubt in begrenztem Maße Barauszahlungen für festgeschriebene Zwecke. Vom Basic Account können
Gehaltszahlungen an Mitarbeiter abgewickelt werden. Des Weiteren können Kreditkarten (in der Regel auf Guthabenbasis) beantragt werden. Jedes Unternehmen kann nur einen CNY Basic
Account unterhalten. Er wird von der kontoführenden Bank bei
der chinesischen Zentralbank registriert. Diese stellt eine CNY
(Yuan) Account Management Card aus, die zur Eröffnung von
CNY-Konten anderen Typs benötigt wird.
• Current Account. Der Current Account wird für laufende Zahlungen im Rahmen der normalen Geschäftstätigkeit von Unternehmen genutzt. Dies gilt auch für Zins- und Tilgungszahlungen.
Von diesem Konto dürfen keine Barauszahlungen erfolgen. Unternehmen können mehrere Current Accounts haben, allerdings
können diese nur eröffnet werden, wenn bereits ein Basic Account
besteht und dieser durch die CNY Account Management Card
nachgewiesen wird.
O Welche Prüfberichte müssen jährlich vorgelegt werden?
Die jährliche Betriebsprüfung für ausländisch investierte Unternehmen umfasst nicht nur den Jahresabschluss. Vielmehr ist eine Reihe
weiterer Dokumente und Lizenzen bei insgesamt sieben Behörden
(Bureau of Foreign Trade and Economic Cooperation, Financial Bureau, Customs, State Administration of Taxation, Local Tax Bureau,
State Administration of Foreign Exchange, Administration of Industry and Commerce) zur Kontrolle beziehungsweise gegebenenfalls
zur Erneuerung vorzulegen. Neben dem geprüften Jahresabschluss
handelt es sich bei den vorzulegenden Dokumenten unter anderem
um den Unternehmensprüfungsbericht, die Geschäftslizenz sowie
Steuerzertifikate. K
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INVESTITIONEN UND HANDEL
O Chinas Wirtschaft wächst langsamer als in den vergangenen Jahren. Lohnt es sich
dennoch, in China zu investieren?
Prognosen gehen für 2014 von einem Zuwachs der Wirtschaftsleistung von etwa 7,5 Prozent
aus. Das ist nach wie vor beachtlich und das Land bleibt für internationale Unternehmen weiterhin ein interessanter Standort, auch wenn der im Mai veröffentlichte »Business Confidence
Survey« der EU-Handelskammer in China den Eindruck erweckt, »die goldenen Zeiten« seien
für europäische Firmen vorüber. Gleichwohl haben sich die Firmen dazu bekannt, weiter in
China aktiv zu sein, wenn sich die Rahmenbedingungen verbessern.
Die Umorientierung auf eine höhere Wertschöpfung in der chinesischen Wirtschaft dürfte
aber gerade innovativen Unternehmen aus Deutschland neue Investitions- und Absatzchancen bieten. Ebenso die zu lösenden Herausforderungen, wie etwa nachhaltige Stadtentwicklung, Aufbau alternativer Verkehrssysteme, Erhöhung der Energieeffizienz, Verbesserung der
Gesundheitsfürsorge.
O Welche Veränderungen gibt es beim Engagement deutscher Unternehmen in China?
Ausländische Unternehmen reagieren auf die Veränderung in der Wirtschaftspolitik, insbesondere auf die Stärkung des Binnenmarktes als Wachstumsmotor. Heute geht es nicht mehr darum, nur nach China zu liefern, sondern dort auch zu produzieren und Produkte zu entwickeln
beziehungsweise anzupassen, die den Bedürfnissen des lokalen Marktes entsprechen. Neben
Investitionsgüterherstellern wird der chinesische Markt zunehmend auch für Konsumgüterproduzenten interessant, ebenso für Luxusgüterhersteller. Dabei können sie von einer wachsenden
Mittelschicht mit entsprechenden Konsumwünschen profitieren, die sich inzwischen nicht nur
in den Küstenregionen konzentriert. Daher wird der Aufbau von Produktionskapazitäten in
Zentral- und Westchina sowie im Nordosten des Landes immer wichtiger.
O Wie wichtig ist es für mittelständische Zuliefererfirmen, in China präsent zu sein?
Just in Time gilt zunehmend auch in China. Die Nähe zum Kunden spielt eine große Rolle.
Wenn mittelständische Zulieferer nicht den Schritt nach China wagen, laufen sie Gefahr,
durch lokale Wettbewerber ersetzt zu werden. Just in Time gilt gleichzeitig auch für den
Service. Chinesische Firmen erwarten umgehende Dienstleistungen und sind selten bereit,
mehrere Wochen auf einen Service-Ingenieur oder Ersatzteile zu warten.
O Wie verändern sich Markt und Kundenstruktur in China und welche Bedeutung
haben private chinesische Unternehmen?
Privatwirtschaftliche Unternehmen (民营企业) werden in der neuen Reformetappe weiter
gestärkt. Sie sollen dieselben Rechte beim Zugang zu Ressourcen und Finanzmitteln bekommen wie staatliche Unternehmen, wobei der Markt darüber entscheiden soll. Viele dieser
Privatunternehmen sind sogenannte »Hidden Champions« mit innovativer Produktion, die
als Kunden und Geschäftspartner für ausländische Firmen an Bedeutung gewinnen und
die zunehmend auch auf dem europäischen Markt beispielsweise mit Übernahmen oder
dem Aufbau von Produktions- und Entwicklungskapazitäten aktiv sind. Es lohnt sich daher
gerade für mittelständische Firmen, über strategische Allianzen auch mit diesen Firmen
nachzudenken, beispielsweise um den Zugang zum chinesischen Markt zu erleichtern.
O Was sind aus deutscher Sicht die größten Hindernisse für ein Engagement in China?
Auch wenn sich die Rahmenbedingungen für das Chinageschäft in den vergangenen Jahren
deutlich verbessert haben, beklagen ausländisch investierte Unternehmen in China, dass es
nach wie vor kein generelles »Level Playing Field« gibt. Chinesisch investierte Unternehmen
und ausländisch investierte werden oft nicht gleich behandelt, unter anderem beim Zugang
zu öffentlichen Ausschreibungen. Grundsätzlich werden die Ausschreibungen publik gemacht, zum Teil jedoch nur in chinesischer Sprache. Nach Einschätzung der Europäischen
Handelskammer in China konnten europäische Unternehmen im Jahr 2013 aufgrund des
beschränkten Marktzugangs und des rechtlichen Umfelds Geschäftschancen im Gesamtumfang von etwa 21,3 Milliarden Euro nicht wahrnehmen.
O Gibt es noch den Katalog für ausländische Investitionen in China?
Ja, der sogenannte Lenkungskatalog besteht nach wie vor und regelt, in welchen Bereichen
ChinaContact33
07 ⁄ 2014
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Investitionen erlaubt, beschränkt erlaubt oder verboten sind. Die
letzte Aktualisierung erfolgte Ende 2011.
Im Zusammenhang mit der Shanghaier Freihandelszone wird von
einer »Negativliste« gesprochen, in der Bereiche erfasst werden, in
denen keine Investitionen erlaubt sind. Alles, was nicht verboten ist,
ist erlaubt. Sie gilt allerdings nur für die Zone und nicht landesweit.
O Wie groß ist der Zufluss europäischer Investitionen in China?
China ist nach wie vor für europäische Investoren eines der wichtigsten Investitionsziele. Zwar wurden laut Mofcom 2013 mit 1.523
Firmen 10,4 Prozent weniger europäische Neugründungen als 2012
registriert, das Volumen der Investitionen stieg aber um 18,1 Prozent auf 7,13 Milliarden US-Dollar. Davon entfielen 2,1 Milliarden auf
deutsche Investitionen. Nach Hongkong (78,3 Milliarden US-Dollar),
Singapur (7,3 Milliarden US-Dollar), Japan (7,1 Milliarden), Taiwan
(5,2 Milliarden US-Dollar), den USA (3,4 Milliarden US-Dollar) und
Korea (3,1 Milliarden US-Dollar) war Deutschland 2013 siebtgrößter
Investor in China.
O Chinesische Investitionen in Europa – welche Trends gibt es?
Entwickelte Märkte wie Europa rücken immer stärker in den Mittelpunkt der Internationalisierungsstrategien chinesischer Unternehmen. Dabei geht es nicht mehr nur um den Aufbau von Absatz­
organisationen, sondern zunehmend auch um Produktionsstätten
und Entwicklungseinrichtungen sowie Übernahmen von Firmen,
wobei ein deutlicher Trend ist, die traditionellen Produktions­
standorte in Europa und damit auch die Arbeitsplätze zu erhalten.
Laut Mofcom investierten chinesische Firmen 2013 90,2 Milliarden
US-Dollar im Ausland, 16,8 Prozent mehr als 2012. Der europäische
Anteil ist allerdings noch relativ gering. Auf etwa zwei Milliarden Euro
belaufen sich die chinesischen Gesamtinvestitionen in Deutschland.
O Welche Bedeutung hat China als Handelspartner für Deutschland?
Deutschland ist für China der wichtigste Handelspartner in der Europäischen Union und China für Deutschland der wichtigste in Asien.
Das deutsch-chinesische Handelsvolumen belief sich im Jahr 2013
auf mehr als 140 Milliarden Euro, davon entfielen auf chinesische
Lieferungen nach Deutschland 73,4 Milliarden Euro, während deutsche Firmen Waren im Wert von gut 67 Milliarden Euro nach China
lieferten.
O Bilaterale und regionale Freihandelsabkommen – wie
können deutsche Unternehmen davon profitieren?
Während in den Doha-Verhandlungen kein Durchbruch zu sehen ist,
werden immer mehr regionale Freihandelsabkommen geschlossen.
2010 trat das Freihandelsabkommen zwischen China und der ASEAN
in Kraft. Im Gespräch ist eine nordasiatische Freihandelszone, die
China, Japan und Korea umfassen soll, wobei es momentan aufgrund
der chinesisch-japanischen Spannungen eher danach aussieht, dass
es eher auf ein chinesisch-koreanisches Freihandelsabkommen hinausläuft. Unternehmen, die nicht nur den chinesischen Markt als Ziel
sehen, können im Handel mit den Vertragsländern von den günstigen Zöllen profitieren. Dasselbe trifft auch auf die Beschaffung zu.
O Gibt es Aussichten für ein Freihandelsabkommen
zwischen der EU und China?
Ein Freihandelsabkommen mit China steht für die EU derzeit nicht auf
der Tagesordnung. Priorität hat für die EU ein Investitionsschutzabkommen mit China, dessen Verhandlung Ende 2013 aufgenommen wurde,
um die Rahmen- und Marktzugangsbedingungen für europäische und
chinesische Unternehmen im jeweils anderen Wirtschaftsgebiet zu verbessern und Rechtssicherheit für Investoren zu garantieren. K
FINANZIERUNG
O Welche aktuellen Trends gibt es in der Entwicklung des
chinesischen Finanzsektors?
Die Regierung versucht, die Bewegungsmöglichkeiten auf dem Finanzmarkt zu erweitern. Die für Finanzen zuständigen Behörden
wie die Zentralbank PBOC oder die Devisenbehörden SAFE ziehen
sich schrittweise aus der Kontrolle individueller Transaktionen zurück
und verlegen sich mehr auf die makroökonomische Steuerung. Damit wurden allerdings die Finanzvorschriften nicht abgeschafft. In
vielen Fällen wurden lediglich die Kontrollen an die Geschäftsbanken
delegiert oder geforderte Genehmigungen durch Registrierungen
ersetzt. Ein großer Schritt war die Abschaffung der Bindung der Kreditzinssätze an die Referenzzinssätze der Zentralbank im Juli 2013.
O Welche Trends sind bei der Internationalisierung des Renminbi-Yuans zu beobachten?
Die 2009 begonnene Internationalisierung des Yuans ist durch die
regulativen Entscheidungen im Oktober 2011 und März 2012 weiter
vorangeschritten: Die bis dahin noch bestehenden Beschränkungen
für Zahlungen im Bereich Handel/Services wurden aufgehoben und
Schritte zur Öffnung von Zahlungen im Kapitalbereich vorgenommen. Für Zahlungen aus dem laufenden Geschäft gilt weiterhin, dass
diese wie internationale Zahlungen in Devisen an ein nachgewiesenes Grundgeschäft gekoppelt sein müssen. Grenzüberschreitende
Zahlungen in Yuan sind ohne diesen Nachweis nicht möglich. Zah-
lungen im Kapitalbereich, vor allem die Einzahlung von Kapital für
Investitionen sowie grenzüberschreitende Kredite, sind seit Oktober
2011 möglich, bedürfen allerdings der behördlichen Genehmigung.
Die bestehenden Vorschriften für den grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr sind mittlerweile recht klar, allerdings im chinesischen
Markt unzureichend bekannt. Daher kommt es bei Zahlungen in
Einzelfällen zu Problemen und Missverständnissen.
Als nächster Schritt wird die Einführung des an den internationalen
Zahlungsverkehr in Yuan angepassten Zahlungsverkehrssystems in
China Ende 2014 erwartet. Hiermit sollten auch einige noch bestehende technische Herausforderungen gelöst werden.
Außerdem wurde das Netz von Renminbi-Yuan-Finanzplätzen erweitert. Neben Hongkong und Singapur gehören jetzt auch London und
Frankfurt am Main dazu. Zu beobachten ist, dass vermehrt aus dem
Handel mit China erwirtschaftete Yuan für Zahlungen außerhalb
Chinas genutzt wurden.
• Welche Bedeutung hat aus deutscher Sicht, dass Frankfurt am
Main den Zuschlag für das Renminbi-Offshore-Geschäft
auf dem europäischen Kontinent erhalten hat?
Für Frankfurt am Main als wichtigstem Finanzplatz der Euro-Zone
und EZB-Sitz ist die Anerkennung als offizieller Yuan-Handelsplatz
ein Zeichen, für den international aufstrebenden Yuan mit anderen
internationalen Finanzplätzen in erster Reihe zu stehen. Praktisch
34ChinaContact
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I
100 FRAGEN • 100 ANTWORTEN
werden durch die Einrichtung einer direkten Verrechnungsbank für
Yuan in Frankfurt am Main die technischen Möglichkeiten für die
Marktteilnehmer am Standort erweitert und erleichtert.
• Ist in naher Zukunft mit einer Konvertibilität des Renminbi-Yuans zu rechen?
Stark abhängig von der Entwicklung der Weltwirtschaft und damit auch der chinesischen Wirtschaft kann mit einer vollständigen
Konvertibilität der chinesischen Währung und einer Freigabe der
Wechselkurse erst in den kommenden fünf bis zehn Jahren gerechnet
werden. Allerdings wurden in den vergangenen Monaten weitere
Schritte in Richtung einer freien Währung unternommen. Durch die
Ausweitung der Bandbreite auf nunmehr zwei Prozent um den Mittelkurs, in dem die Marktteilnehmer in China die Umrechnungskurse
zwischen Yuan und US-Dollar festlegen dürfen, setzt die Regierung
ein Zeichen in Richtung mehr Liberalisierung. Des Weiteren wird
erwartet, dass die neu gegründete nationale Freihandelszone in
Shanghai genutzt wird, um weitere Reformen zu testen, die dann
hoffentlich zügig auch im Rest Chinas umgesetzt werden.
O Wie hoch sind Chinas Devisenreserven?
Auch in den ersten Monaten 2014 sind Chinas Währungsreserven
weiter stark angestiegen – auf fast vier Billionen US-Dollar Ende April.
Ein Grund dafür war sicher die Intervention der chinesischen Zentralbank gegen den Yuan-Kurs zum US-Dollar seit Anfang des Jahres.
Seit der teilweisen Freigabe des Wechselkurses im Jahr 2005 gab es
praktisch nur eine Aufwertung des Yuans gegenüber dem US-Dollar.
Von Januar bis Juni 2014 verlor der Wert etwa drei Prozent. Die Zentralbank wollte sicher ein Zeichen setzen, dass die Einbahnstraße bei
der Kurs­entwicklung nicht auf ewig weiterläuft.
Über die Verteilung der erheblichen Devisenreserven gibt die Zentralbank keine Auskünfte. Experten gehen davon aus, dass etwa zwei
Drittel der Reserven in US-Dollar angelegt sind. Experten erwarten
künftig eine langsamere Steigerung der Reserven aufgrund eines
ausgeglicheneren Außenhandels und Maßnahmen der Regierung,
den Zufluss an spekulativem Geld weiter einzudämmen.
O Welche Bedeutung hat die Möglichkeit, Renminbi-Konten in
Deutschland zu eröffnen, für das Handelsgeschäft mit China?
Damit können Unternehmen in Deutschland die aus dem Handel mit
China erhaltenen Yuan ansparen und für Geschäfte mit oder Investitionen in China ohne Umrechnung verwenden. Dies erspart Umrechnungskosten und macht den Handel flexibler.
O Lohnt es sich, Anlagen in China in Yuan zu tätigen?
Währungsexperten erwarten eine weitere Aufwertung des Yuans
gegenüber dem US-Dollar. Seit Juni 2005 wurde die chinesische
Währung gegenüber dem US-Dollar um 25 Prozent aufgewertet.
Unter Berücksichtigung dieser Entwicklung und der wachsenden
Bedeutung des Yuans auf den internationalen Finanzmärkten ist es
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07 ⁄ 2014
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durchaus zu empfehlen, Anlagen in dieser Währung in der Anlagestrategie zu berücksichtigen. Dies gilt vor allem für Unternehmen, die
bereits im Chinahandel tätig sind. Zu berücksichtigen ist allerdings,
dass direkte Anlagen auf dem chinesischen Finanzmarkt nur für speziell lizenzierte Unternehmen, in der Regel Banken, möglich sind.
Alternativen bietet der Yuan-Offshore-Markt in Hongkong, Singapur,
London oder Frankfurt am Main.
antwortlichen des Unternehmens bei der Kontoeröffnung in den
Geschäftsräumen der Banken anwesend sein. Die Kontoeröffnung
muss in einem separaten Raum stattfinden und gefilmt werden. Des
Weiteren müssen Mitarbeiter der Bank das Unternehmen in einem
vorgegebenen Zeitraum besuchen. Hiermit soll sichergestellt werden, dass nur Konten für reale Unternehmen mit entsprechend legalem Hintergrund geführt werden.
O Welche Beschränkungen gibt es beim Rücktransfer von
Gewinnen nach Deutschland?
Ausländisch investierte Unternehmen können ihre Gewinne unter
Einhaltung von festgelegten Bedingungen im Ausland ausschütten.
Grundvoraussetzung ist die Bestätigung eines Wirtschaftsprüfers,
dass das registrierte Kapital der Gesellschaft voll eingezahlt wurde.
Des Weiteren müssen die Foreign Exchange Registration, ein zertifizierter Wirtschaftsprüferbericht für das betreffende Geschäftsjahr sowie der Beschluss der Gesellschafterversammlung über die Gewinnverteilung vorgelegt werden. Durch Dokumente der Steuerbehörden
muss nachgewiesen werden, dass der Steuerpflicht nachgekommen
wurde. Es ist zu beachten, dass seit dem 1. Januar 2008 mit dem
Inkrafttreten des neuen Körperschaftsteuergesetzes Dividendenausschüttungen ins Ausland einer Quellensteuer unterliegen.
O Welche Voraussetzungen müssen erfüllt werden, um bei
einer chinesischen Bank einen Kredit zu bekommen?
Grundsätzlich treffen chinesische Banken ihre Kreditentscheidungen nach risiko- und geschäftspolitischen Maßstäben. Ein direkter
Eingriff des Staates bei der individuellen Kreditvergabe besteht
nicht mehr. Allerdings wird die generelle Bereitschaft der Banken,
Kredite zu vergeben, weiterhin durch makroökonomische Eingriffe der chinesischen Regierung stark beeinflusst. So wurden 2011
die chinesischen Banken mittels geldpolitischer Instrumente und
direkter Wachstumsvorgaben gezwungen, ihre Neukreditvergabe
stark einzuschränken. Dies wirkte sich unter anderem sehr stark auf
die Bereitschaft der Banken aus, Kredite an mittelständische Unternehmen zu vergeben. Angesichts der sinkenden Prognosen für das
Wirtschaftswachstum hat sich das inzwischen geändert. Speziell für
neu gegründete Firmen mit ausländischem Hintergrund werden
Kredite in der Regel nur auf Basis von entsprechenden Sicherheiten gewährt. Hier werden in der Praxis neben der Beleihung von
Grundstücken und Gebäuden nur noch Garantien ausländischer
Banken akzeptiert.
O Kann ein ausländischer Investor in China auf eine
Bankbeziehung zu einer chinesischen Bank verzichten?
Auch wenn sich die Präsenz ausländischer Banken stark erhöht hat,
sind die meisten Filialen in Shanghai, Peking oder Tianjin angesiedelt. Chinesische Banken bieten eine engere räumliche Nähe zu den
Kunden, was sich vor allem im Tagesgeschäft positiv auswirken kann.
O Unter welchen Voraussetzungen kann ein Konto bei einer
chinesischen Bank eröffnet werden?
Geschäftskonten bei Banken in China können nur eröffnet werden,
wenn die Firma in China registriert ist. Die Eröffnung von chinesischen
Onshore-Konten durch ausländische Unternehmen ist nicht gestattet.
Einige Banken in China bieten für ausländische Unternehmen sogenannte Non Resident Accounts an. Dabei handelt es sich allerdings um
Offshore-Konten. Geld auf diesen Konten wird wie Geld im Ausland
betrachtet und unterliegt bei Zahlungen von und nach China den gleichen Vorschriften wie bei normalen Auslandstransaktionen.
O Welche formalen Bedingungen müssen für die Kontoeröffnung
bei einer Bank in China erfüllt werden?
Neben den bekannten dokumentären Bedingungen und Anforderungen für die Eröffnung von Geschäftskonten müssen die Ver-
O Wie können Forderungen abgesichert werden?
Im innerchinesischen Handel bestehen nur wenig Möglichkeiten,
Forderungen abzusichern. Gängige Praxis ist, vor allem bei neuen
Geschäftsbeziehungen entsprechend hohe Vorauszahlungen zu
verlangen. Daneben bieten Banken von ihnen ausgestellte und für
einen festgelegten Zeitraum garantierte Schecks als Möglichkeit,
Zahlungen sicherzustellen. Ein weiterer Vorteil dieser garantierten
Bankschecks ist das Angebot der Banken, sich über eine Diskontierung der Schecks direkt Geld zu besorgen. Forfaitierungen oder
Factoring werden von einigen Banken inzwischen angeboten, sind
aber eher unüblich. Da Vorauszahlungen für chinesische Unternehmen aufgrund bestehender Vorschriften beschränkt sind, sollte die
Zahlungsabwicklung im internationalen Handel mit China wenn
möglich immer durch ein Akkreditiv abgesichert werden. Das bei
diesem Instrument bestehende Bankenrisiko kann in der Regel von
der Hausbank durch eine stille oder offene Bestätigung abgesichert
werden. K
RECHT UND STEUERN
O Welche wesentlichen rechtlichen Neuregelungen traten
seit Mitte 2013 in Kraft?
Der Gesetzgeber war seit Mitte 2013 in verschiedenen Rechtsgebieten sehr aktiv. Unter anderem sind zum 1. Juli 2013 Änderungen im
Arbeitsvertragsgesetz und bei den Visa in Kraft getreten.
Ab 1. September 2013 können gemäß einer Notice vom National
Tax Bureau und der Devisenaufsichtsbehörde SAFE bis zu 50.000
US-Dollar je Überweisung im vereinfachten Verfahren ins Ausland
überwiesen werden. Zuvor waren es maximal 30.000 US-Dollar.
Im Gesellschaftsrecht traten zahlreiche Neuregelungen zum
1. März 2014 in Kraft. Ziel ist, den Genehmigungsprozess von Verwaltungsdetails zu entschlacken, um so den Firmen mehr Gestaltungsfreiheit zu gewähren. So wurden gesetzliche Anforderungen
zum Mindeststammkapital aufgehoben, die entsprechenden Einzahlungsfristen flexibilisiert und Registrierungspflichten reduziert.
Der Ratschlag für die Praxis bleibt allerdings unverändert: Die Gründung der Firma sollte vor Einreichung der offiziellen Antragsunterlagen mit der zuständigen Behörde inoffiziell besprochen werden.
So können später Probleme oder Zeitverzögerungen bei den Formalien vermieden werden.
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Ebenfalls wichtige Änderungen traten zum 1. Mai 2014 im Markenrecht in Kraft. Hervorzuheben sind die Einführung des in der EU
bekannten »Multi-Class«-Systems, die Anerkennung von »Klangmarken«, Regelungen zur Beschleunigung des Anmelde- und Prüfungsverfahrens sowie Verbesserungen im Schutz gegen bösgläubige Markenanmeldungen.
Am 28. März 2014 haben Deutschland und China ein neues Doppelbesteuerungsabkommen (DBA) unterzeichnet.
Welche Bedeutung hat die neue Freihandelszone in Shanghai?
Die Eröffnung der »China (Shanghai) New Pilot Free Trade Zone«
(FTZ) am 29. September 2013 ist als wirtschaftspolitische Richtungsbestimmung für die weitere Öffnung Chinas zu verstehen. Zusätzlich
soll die Verwaltung durch die Einführung einer »Negativliste« tiefgreifend reformiert und im Ergebnis entmachtet werden. Bislang
gilt, dass wirtschaftliches Handeln verboten ist, es sei denn, es ist
behördlich genehmigt. Neu würde dann gelten, dass alles erlaubt
ist, es sei denn, die Tätigkeit ist gemäß »Negativliste« verboten. Genehmigungen sind also nicht mehr notwendig, sondern lediglich
Anmeldungen oder Registrierungen.
Generell lässt die Tatsache, die Reformen in einer Freihandelszone auf
nationale Tauglichkeit zu testen, auf das Interesse Chinas schließen,
inhaltliche Schwerpunkte der weiteren Öffnung beim internationalen Handel zu setzen sowie der damit verbundenen Liberalisierung
des Renminbi-Yuans in vorsichtigen kleinen Schritten. So wurden
zuerst Vereinfachungen bei der Zollabwicklung in der FTZ beschlossen. Des Weiteren sind einige devisenrechtliche Genehmigungen für
chinesische Firmen weggefallen, die mit Sitz in der FTZ im Ausland
investieren wollen. Die Liberalisierung des Yuans geht nur langsam
voran. Es fehlen, wie in anderen Bereichen der FTZ auch, noch konkrete Regularien.
Schiedsgericht versus reguläres Gericht: Was ist im Rechtsstreit
zu bevorzugen und warum?
Auch wenn sich die lokale Gerichtsbarkeit in Großstädten wie
Shanghai und Peking verbessert hat, bleibt die Empfehlung, das
Schiedsverfahren vor der China International Economic and Trade
Arbitration Commission (CIETAC) vertraglich festzuschreiben. Die
Schiedssprüche gelten als ausgewogen und im Allgemeinen als
rechtlich korrekt. Als Sprache des Verfahrens kann Englisch gewählt
werden, was im Falle von längeren, gerichtlich relevanten englischsprachigen Dokumenten auch ein erheblicher Kostenvorteil sein
kann, da eine Übersetzung ins Chinesische entfällt. Ausländische
Anwälte sind als Schiedsrichter zugelassen.
Leider streiten sich aktuell CIETAC Peking mit ihren Niederlassungen
in Shanghai und Shenzhen über verfahrensrechtliche Vorschriften.
Das (Zwischen-)Ergebnis ist, dass CIETAC Shanghai und Shenzhen
gegenüber Peking ihre Unabhängigkeit erklärt haben. Daraus können Zuständigkeitsprobleme für die Parteien entstehen. Zudem
werden in der Praxis Schiedsklauseln in Verträgen verwendet, die
Cultural
Intelligence
Analysis and best practices
in doing business with the Chinese
10. September 2014 in Zürich
www.connect-china.ch
Nicole Brandes
Prof. Dr. Klaus Wellershoff
Pionierin auf dem Feld
CEO Wellershoff & Partners
der «Cultural intelligence»
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37
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juristisch nicht sauber formuliert sind. Daher sollten Zuständigkeit
und Schiedsklauseln von einem in China erfahrenen internationalen
Anwaltsbüro auf Rechtslage und Vollständigkeit überprüft werden.
Die zuständige CIETAC muss eindeutig definiert werden.
O Was sind die häufigsten Fehler deutscher Unternehmen beim
Schutz von Urheber-, Patent- und Markenrechten in China?
Deutsche Unternehmen, die noch nicht auf dem chinesischen Markt
präsent sind, sehen häufig nicht die Notwendigkeit, ihre gewerblichen Schutzrechte in China anzumelden. Dabei gilt in China das
»First-to-File«-Prinzip, eine rein internationale Anmeldung reicht
nicht aus. Häufig melden chinesische Unternehmen Rechte anderer,
speziell vor dem Markteintritt stehender Firmen an. Somit können
sie zum späteren Zeitpunkt dem eigentlichen Rechteinhaber den
Vertrieb der Produkte in China verbieten.
O Was ist bei Standards zu beachten?
Ausländische Unternehmen in China kritisieren nach wie vor die fehlende Harmonisierung von Standards sowie die Schaffung eigener
Standards. Einerseits werden dadurch Marktzugangsbarrieren aufgebaut, andererseits Probleme im Zusammenhang mit Fragen des
Schutzes geistigen Eigentums erzeugt. Der Catalogue of CCC Certifikation des China Quality Certification Center, letztmalig 2013 überarbeitet, listet 157 Einzelprodukte in 22 Produktkategorien auf, die
als Voraussetzung für den Vertrieb auf dem chinesischen Markt eine
CCC-Zertifizierung (China Compulsory Certification) benötigen. Im
Zulassungsprozess werden teilweise vertrauliche Informationen zur
Technologie abgefragt, die anderswo normalerweise nicht gefordert
sind. Unter www.cqc.com.cn finden Sie die jeweils aktuelle Liste.
O Welche Besonderheiten gibt es bei der Rechnungslegung?
Schon Anfang 2006 wurde die Annäherung der chinesischen
Rechnungslegungsstandards an die in Europa geltenden International Financial Reporting Standards bekanntgegeben. Folgende
Besonderheiten der chinesischen Rechnungslegung bleiben auch
2014 erhalten: Verbot einer Wertaufholung bei vorangegangener
Wertminderungsabschreibung, Zuwendungen durch die öffentliche Hand, Angaben über Beziehungen zwischen nahestehenden
Staatsunternehmen. Die überarbeiteten China Accounting Standards galten zunächst nur für an der Börse gelistete Unternehmen,
werden aber Schritt für Schritt auf andere Unternehmen ausgeweitet. Zu beachten ist, dass eine chinesischsprachige Buchhaltung
zu führen ist und die Buchhaltungssoftware bei der Steuerbehörde
registriert sein muss.
O Wie werden Unternehmen und Repräsentanzen besteuert?
Seit Anfang 2008 beträgt die Körperschaftsteuer 25 Prozent auf Gewinne eines Unternehmens. Je nach Tätigkeit der Firma ist die anzuwendende Mehrwertsteuer als VAT mit Vorsteuerabzug oder als
Business Tax ohne Vorsteuerabzug ausgestaltet. Weitere Unternehmenssteuern sind von der unternehmerischen Tätigkeit abhängig
und können regional unterschiedlich sein, zum Beispiel Land Use
Tax, Consumption Tax, Resources Tax et cetera.
Repräsentanzen sind reine Vertretungsbüros, die in China registriert
sind und keine Einnahmen erzielen dürfen. Das Ausgabenkonto des
Büros wird durch Einzahlungen aus dem Stammhaus bedient. Sofern
das Büro steuerpflichtige Handlungen wie Dienstleistungen erbringt,
kann die Besteuerung anhand der geschätzten oder tatsächlichen
Einnahmen beziehungsweise Gewinne erfolgen. Fehlen derartige
Handlungen oder Grundlagen für eine Schätzung, erfolgt die Besteuerung auf Grundlage der Ausgaben des Büros (Cost-Plus-Methode).
Die Steuerbelastung betrug vormals zehn Prozent, heute gelten rund
15 Prozent der Ausgaben als Besteuerungsbasis. In der Praxis wurden
deshalb Kosten des Büros teilweise direkt aus dem Ausland beglichen, zum Beispiel Mietzahlungen an den Vermieter, um die lokal in
China anfallenden Gesamtkosten gering zu halten. 2009 wurde von
der Steuerverwaltung allerdings klargestellt, dass dies als Steuerhinterziehung gewertet wird und Mieter wie Vermieter hierfür haftbar
sind. Unter gewissen Voraussetzungen kann das Repräsentanzbüro
die Befreiung der Steuerpflicht beantragen.
Unabhängig von der gewählten Rechtsform erfolgt die Besteuerung
der Gehälter der Angestellten entsprechend der Einkommensteuertabelle.
O Welche Veränderungen bringt das neue Doppelbesteuerungsabkommen (DBA) zwischen
Deutschland und China?
Die Quellensteuer für Gewinnausschüttungen der chinesischen
Tochtergesellschaft an die deutsche Mutter wird künftig von zehn
auf fünf Prozent reduziert. Mangels Ausführungsbestimmungen
ist bislang noch unklar, ob dieser neue Prozentsatz im Rahmen einer wirtschaftlichen Betrachtungsweise auch dann gilt, wenn eine
reine Finanzholding zwischengeschaltet ist, die den Gewinn an die
deutsche Mutter weiterleitet. Ebenfalls gelten in manchen Fällen
geringere (sechs Prozent) Quellensteuern für Lizenzgebühren. Bei
der Besteuerungsgrundlage für Betriebsstätten wurde in der Neuformulierung klargestellt, dass sechs Monate exakt 183 Tage bedeuten.
Das neue DBA gilt nicht für Hongkong, Macao und Taiwan.
O Was bedeutet die VAT-Reform für Geschäfte in China?
Die VAT-Reform ist in Shanghai als Pilotprogramm seit dem 1.
Januar 2012 in Kraft und betrifft den Dienstleistungssektor. Bislang führten viele Dienstleister keine VAT, sondern Business Tax in
Höhe von drei bis fünf Prozent ab. Ein Vorsteuerabzug war nicht
möglich. Seit dem 1. Januar 2012 wurde die Business Tax für die
Dienstleistungsbereiche Transport, Technologie, Logistik und
Consulting abgeschafft. Diese Unternehmen müssen jetzt eine
VAT je nach Dienstleistung in Höhe von drei bis 17 Prozent abführen. Auch nicht in China ansässige Unternehmen müssen VAT für
entsprechende Leistungen abführen, es sei denn, der Service für
das Unternehmen in China wird vom Dienstleister vollständig im
Ausland erbracht.
Gemäß Ankündigung vom 10. April 2013 soll die Umstellung auf
VAT schrittweise auf das ganze Land ausgeweitet werden. Unternehmen, die gegebenenfalls unterschiedlichen Steuersätzen unterliegen, sollten mit den Steuerbehörden die Einordnung der jeweiligen Dienstleistung besprechen. Sonderfälle erlauben sogar eine
Erstattung für Dienstleistungen mit »Null«-Steuersatz, zum Beispiel
in der qualifizierten internationalen Logistik, für F&E oder im Design, sofern diese Dienste an ausländische Firmen erbracht werden.
O Am 1. Juli 2013 trat das Gesetz für Ein- und Ausreise der VR China
in Kraft. Was bedeuten die Bestimmungen für Praktikanten?
Praktika für Ausländer, die mehrere Monate dauern, sind nahezu unmöglich, denn angestellte Praktikanten gelten als erwerbstätig und
benötigen ein Arbeitsvisum, es sei denn, der Praktikant ist gleichzeitig an einer chinesischen Universität immatrikuliert. Eine Voraussetzung für ein Arbeitsvisum ist Berufserfahrung nach Studienabschluss
38ChinaContact
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(regional unterschiedlich zwischen zwei und drei Jahren). Ob unbezahlte Praktika von wenigen Wochen nur mit Business Visa legal sind
oder in der Praxis geduldet werden, bleibt unklar.
O Seit 2013 besteht die Möglichkeit, für 72 Stunden visafrei
in China einzureisen. Unter welchen Voraussetzungen?
Reisende aus 45 Ländern, einschließlich Deutschland, können sich
72 Stunden in China mit Transit-Visum aufhalten. Dabei müssen Einund Ausreise über die Flughäfen Peking, Shanghai, Kanton, Cheng­
du und seit 1. April 2014 Chongqing, Dalian, Shenyang erfolgen.
Voraussetzung sind die Vorlage gültiger Reisedokumente sowie der
Nachweis für den Weiterflug in ein Drittland. Hongkong, Taiwan und
Macao gelten dabei als Drittland.
O Welcher Zusammenhang besteht zwischen dem Visum
für den Aufenthalt in China und der Steuerpflicht?
Zwischen Aufenthaltstitel und Steuerpflicht besteht kein direkter Zusammenhang. Die Annahme, dass Ausländer nur dann steuerpflichtig sind, wenn sie über Arbeitsvisum und Arbeitserlaubnis verfügen,
ist nicht korrekt. Denn auch bei illegalem Aufenthalt kann eine Steuerpflicht entstehen. Entscheidend sind Länge der Tätigkeit in China
sowie Art und Weise der Erzielung der Einkünfte.
O Was bedeutet die »Blaue Karte EU« für Ausländer, die in Deutschland arbeiten wollen?
Über uns 公司介绍:
Seit dem 1. August 2012 gilt für besonders qualifizierte Ausländer der
vereinfachte Zugang zum Arbeitsmarkt über die »Blaue Karte EU«. Für
Akademiker muss das Jahresgehalt mindestens 47.600 Euro brutto betragen. Ärzte oder Fachkräfte aus den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik müssen mindestens 37.128
Euro brutto im Jahr verdienen. Zusätzlich bedarf es der Zustimmung
zur Beschäftigung durch die Bundesagentur für Arbeit.
O Bei den Jahresabschlussprüfungen entdecken
Wirtschaftsprüfer zunehmend falsche chinesische Quittungen
(fake fapiao). Welche Konsequenzen drohen und wie kann
sich die Firma dagegen schützen?
Die sogenannten »fake fapiao« werden nicht als Ausgabenbeleg
und damit als Ausgabe steuerlich anerkannt. Neben der kompletten Fälschung, die teilweise mit bloßem Auge erkannt werden
kann, versteht man unter der »fake fapiao« eine echt aussehende
»fa­piao«, auf der Steuernummer und ausstellendes Unternehmen
nicht übereinstimmen. Dies kann der Angestellte bei Entgegennahme der Quittung in einem beliebigen Geschäft nicht erkennen. Die
Buchhaltungsabteilung des Empfängers kann einen Abgleich von
Steuernummer und Unternehmen online bei der entsprechenden
Seite der Steuerbehörde vornehmen und im Falle einer Fälschung die
Ausstellung einer neuen, steuerabzugsfähigen Quittung verlangen.
In der Praxis sollten speziell Quittungen von kleinen Restaurants und
Geschäften umgehend online geprüft werden. K
Adel Hotel Gruppe
Die internationale Hotelmarke Adel symbolisiert wissenschaftliches, strenges, ehrliches, verantwortungsbewusstes und professionelles
Management – entsprechend der Philosophie des deutschen Hotel- und Gaststättengewerbes. Überdies vereinigt sie auch deren Anspruch
an Eleganz und Vornehmheit und bietet somit der künftigen Entwicklung des weltweiten Hotel– und Gaststättengewerbes einen neuen
Standard.
Zusammenarbeit
Die Adel Hotel Gruppe ist eine überregionale, internationale Hotel Management Gruppe mit Hauptsitz in Duisburg, Deutschland.
Sie besitzt gänzlich das Andefu (Shanghai) Hotel Management GmbH und erschloss 2011 den chinesischen Markt mit einer Reihe von
Adel Hotel Gruppe-Marken:
Andefu Platinum Hotels (Luxus fünf Sterne)
Andefu Grand Hotels (Wise fünf Sterne)
Andefu Hotels & Resorts (Klassische fünf Sterne)
Aufschwung Hotels(Franchise fünf Sterne)
Ausweitung Hotels (Stilvolles vier Sterne)
Thema Hotels (Art hotels)
Adel Hotel Gruppe GmbH
AnDeFu (Shanghai) Hotel Management Co., Ltd
Adel Hotel Gruppe GmbH
Gallenkampstr. 6-8 | D 47051 Duisburg, Germany
HRB23049-Amtsgericht Duisburg
Telefon: 0203/282890
Telefax: 0203/2828999
Unit E, 17/F, Tower 1 2601 Xietu Road China-200030 Shanghai
Telefon: (+86 21) 34 24 35 33
Telefax: (+86 21) 64 26 16 75
E-Mail: [email protected]
Web:
www.andefu.net/Adel.cn.com
ChinaContact39
07 ⁄ 2014
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PERSONALBESCHAFFUNG UND -FÜHRUNG
O Welche aktuellen Trends sind im chinesischen Arbeitsmarkt zu beobachten?
Qualifizierte Arbeitskräfte sind und bleiben Mangelware. In den
Großstädten Peking und Shanghai gilt dies vermehrt auch für die
»Blue-Colour Workers«. Denn auch in den »kleineren« Städten verbessern sich die Arbeits- und Verdienstmöglichkeiten, sodass der Zustrom billiger Arbeitskräfte mit Richtung Küstenregionen abebbt.
Diese Entwicklung wird den Trend steigender Lohn- und Gehaltskosten weiter unterstützen. Hinzu kommen die staatlichen Vorgaben
jährlich steigender Mindestlöhne um die zehn Prozent.
O Das 12. Fünfjahresprogramm koppelt die Entwicklung der
Einkommen an das Wirtschaftswachstum. Beide sollen im
Durchschnitt um sieben Prozent im Jahr steigen. Was bedeutet
das für Unternehmen?
In der Privatwirtschaft sind die Gehälter zwischen Arbeitgeber und
-nehmer frei verhandelbar, sofern der gesetzliche Mindestlohn nicht
unterschritten wird. Die gewünschte Kopplung von Wirtschaftswachstum und Gehalt unterstreicht den politischen Willen, den allgemeinen Lebens- und Sozialstandard der Arbeitskräfte zu erhöhen
und vom Image als »Land der Billigproduktion« wegzukommen. Die
Unternehmen werden den Weg der Effizienzsteigerung und weiteren Automatisierung einschlagen oder fortführen müssen, um die
Kostenspirale im Personalbereich künftig ausgleichen zu können.
O Welche Konsequenzen hat die Reform im chinesischen
Arbeitsvertragsrecht für Unternehmen?
Die Reform, die seit 1. Juli 2013 gilt, betrifft speziell den Bereich der
Arbeitnehmerüberlassung durch Personalagenturen. Sie ist als Ergänzung zum vorhandenen ArbVertrG ausgestaltet und konkretisiert
daher größtenteils die bereits vorhandenen Regelungen im Arbeitsrecht. So wird der schon vorher gültige Grundsatz »Gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit« nochmals ausdrücklich formuliert. Ebenso
wird klargestellt, dass die Arbeitnehmerüberlassung nur für vorübergehende Vakanzen und bis zu einer Dauer von sechs Monaten zulässig ist, etwa als Ersatz für Festangestellte, die sich im Mutterschutz
oder auf einem Training befinden. Die Maßnahmen zielen auf den
Schutz von Festangestellten.
O Unter welchen Voraussetzungen kann eine
Gewerkschaftsorganisation im Unternehmen gegründet
werden und welche Vorteile bringt das?
Wenn sich 25 oder mehr Mitarbeiter eines Unternehmens der staatlich zugelassenen All China Federation of Trade Unions (ACFTU)
anschließen wollen, soll laut Gesetz über die Gewerkschaften ein
Gewerkschaftsausschuss im Betrieb gegründet werden. Bei weniger Mitgliedern kann ein Basisausschuss eingerichtet werden. Die
Initiative zur Gründung wird den Arbeitnehmern auferlegt, der Arbeitgeber muss lediglich die Möglichkeit dazu bieten.
Im Vergleich zu Deutschland sind die Gewerkschaften in China eher
neutral bis arbeitgeberfreundlich. Hauptziele sind die gesunde Entwicklung des Unternehmens, Förderung und Aufbau eines guten
wirtschaftlichen Umfelds sowie Wahrung der Interessen der Belegschaft und des ordnungsgemäßen Arbeitsablaufs. Damit tragen sie
ihren Teil zur Konfliktvermeidung und harmonischen Gesellschaft in
China bei und nützen so auch dem Arbeitgeber bei der Umsetzung
unternehmerischer Ziele.
Nach höchstrichterlicher Auslegung zwecks Vereinheitlichung der
Rechtspraxis ist seit dem 1. Juli 2013 eine Kündigung durch den Arbeitgeber rechtswidrig, wenn eine im Betrieb vorhandene Gewerkschaft vor Kündigung nicht angehört wurde.
O Chinesische Manager versus entsendete Manager: Welche
Trends sind zu beobachten und wofür sollte sich ein
Unternehmen entscheiden, um erfolgreich im Markt zu agieren?
Beispiele der Praxis belegen, dass sowohl Ausländer als auch Chinesen Unternehmungen in China aufbauen und/oder erfolgreich
leiten können. Entscheidend sind fachliche, soziale und interkulturelle (Führungs-)Kompetenz. Je komplexer die Aufgabe, desto mehr
wird ein chinesischer Manager über ein Auslandsstudium verfügen
müssen. Für den Erfolg ist das Führungsteam verantwortlich, das
idealerweise aus Deutschen und Chinesen besteht. Dies ist für die
Kommunikation einerseits mit dem Mutterhaus, gerade beim Unternehmensaufbau, sowie andererseits mit der chinesischen Belegschaft und den Behörden hilfreich. Führungspositionen sollten nicht
kurzfristig besetzt werden, da jeder Wechsel im Management Unruhe und typischerweise auch Wechsel im Team der Leistungsträger
mit sich bringt. Daher sind für ausländische Manager anfängliche
Vertragsdauern von mehr als drei Jahren anzustreben.
Da immer mehr westliche Manager bereit sind, länger und langfristig
in China zu arbeiten, ist kein allgemeiner Trend zum Austausch der
»Westler« durch einen chinesischen Manager, zu erkennen.
O Sind Expats als Manager nach wie vor teurer als lokal
angestellte Manager?
Die Gehaltsunterschiede zwischen entsandten Managern – in der Regel Ausländer – und lokal angestellten Managern – entweder Chinesen
oder Ausländer – werden immer geringer. Denn letztlich bestimmen
einerseits der Umfang von Aufgaben und Verantwortung den Gehaltsrahmen der Stelle, andererseits haben Ausbildung, Erfahrung, Alter,
Familienstand et cetera Einfluss auf die Gehaltshöhe. Auch chinesische
Manager erhalten vermehrt nicht nur Auto mit Fahrer, sondern auch
Zuschüsse zu Miete und Schulgeld für die Kinder. So verbleiben als
wesentliche Unterschiede Heimflüge für die Familie und Extrakosten
für die Auslandskrankenversicherung im Gehaltspaket.
O Welche Voraussetzungen muss ein Ausländer erfüllen, um in
China eine Arbeitserlaubnis zu bekommen?
Der Ausländer muss ein abgeschlossenes Hochschulstudium und
eine anschließende qualififizierte Arbeitserfahrung nachweisen,
je nach Region zwei bis drei Jahre. Zudem muss er eine Führungsposition in der Firma in China übernehmen sowie gesundheitlich
gemäß dem in China durchzuführenden Gesundheitscheck fit sein.
Beim Visaantrag ist darauf zu achten, dass die Aufnahme eines Arbeitsverhältnisses wahrheitsgetreu angegeben wird, sonst kann das
Arbeitsvisum verweigert werden.
O Welche Möglichkeiten der Personalsuche gibt es?
Jobbörsen im Internet oder als Veranstaltung organisiert, spezialisierte Dienstleister und persönliche Empfehlungen aus eigenen
Netzwerken, unter anderem
• Inserate im Career Service China der Delegiertenbüros
• Jobbörsen speziell für zukünftige Absolventen aus den chinesisch-deutschen Hochschulkooperationen
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Alumni-Netzwerke deutscher Institutionen wie Carl Duisberg-Gesellschaft und DAAD
bekannte chinesische Jobbörsen in Internet: job51.com, HR.com, zhaopin.com
Arbeitsmarktbörsen lokaler Arbeitsämter oder Universitäten
chinesische Personaldienstleister wie FESCO-Adecco und China Star
gezielte Personalsuche durch Headhunter für Positionen im Managementbereich
ZAV Zentralstelle für Arbeitsvermittlung, Bonn, für Fach- und Führungskräfte
O Wie wichtig ist es gerade für kleinere Unternehmen, dass die Führungskräfte
aus den Mutterhäusern regelmäßig ihre Gesellschaften in China besuchen?
Sehr wichtig. Der regelmäßige Besuch aus Deutschland ist einer der Erfolgsfaktoren im Chinageschäft. Besuche schaffen Vertrauen, und zwar in beide Richtungen, unterstreichen die
Einbindung des Chinageschäfts im Mutterhaus, sorgen für mehr Verständnis und ermöglichen so schnellere Entscheidungen. Oftmals kritisieren in China arbeitende Führungskräfte
mangelnde Unterstützung sowie zu lange Entscheidungszeiten in der deutschen Zentrale.
O Worauf müssen Ausländer achten, die einen lokalen Arbeitsvertrag nach
chinesischem Recht schließen?
Laut chinesischem Arbeitsrecht gilt bei ordentlichen Kündigungen eine Frist von 30 Tagen,
die vertraglich nicht verlängert werden kann. In der Rechtspraxis erkennen Gerichte aber
Fristverlängerungen an, wenn sie zum Vorteil des Arbeitnehmers sind, das heißt der Arbeitgeber kann ihn nur mit einer längeren Frist, zum Beispiel 60 Tage, kündigen. Bei möglichen
Abfindungszahlungen ist darauf zu achten, als Bezugsgröße das tatsächliche Einkommen zu
vereinbaren, da ansonsten auf das gesetzliche Durchschnittsgehalt beziehungsweise dessen
Obergrenze abgestellt wird. Vergleichbares gilt auch für die Gehaltsfortzahlung im Krankheitsfall. Das große Thema der Beibehaltung deutscher Sozialversicherungen kann nur nach
Einzelfall und Familiensituation mit einem Fachmann geklärt werden.
O Welche Bedeutung und welchen wesentlichen Inhalt hat das
Sozialversicherungsgesetz von 2011?
Das Gesetz trat am 1. Juli 2011 in Kraft und war ein Meilenstein im Sozialrecht, denn es schaffte
erstmals eine einheitliche, nationale gesetzliche Grundlage. Zuvor galten regionale Vorschriften. Der Anwendungsbereich erstreckt sich auf alle Sozialversicherungen, nicht jedoch auf
den Housing Fund, und beinhaltet Neuregelungen für Chinesen wie für Ausländer. Neben
der Schaffung einheitlicher Standards war es ein weiteres Ziel zu verhindern, dass beim Jobwechsel über Stadt- und Provinzgrenzen hinweg der Verlust von bereits eingezahlten Beiträgen eintritt. Bei der Umsetzung der Vorschriften haben die lokalen Behörden Spielraum,
um die unterschiedliche Entwicklung der Region/Stadt zu berücksichtigen. Die landesweite
Umsetzung in China wird realistischerweise Jahre dauern. So hat Shanghai das Gesetz bis
heute noch nicht vollständig umgesetzt. Im Ergebnis erhöhen sich die Lohnnebenkosten
für Ausländer erheblich und ebenso für Chinesen, die in einer Stadt arbeiten, aber ihren
registrierten Wohnsitz in einer noch wenig entwickelten Provinz haben. Denn nach den
neuen Vorschriften gilt nicht mehr der Wohnort, sondern der Arbeitsort als Bemessungsgrundlage für Lohnnebenkosten.
O Welche Auswirkungen hat das auf die Gehaltskosten?
In Peking beträgt der Beitragssatz zur Sozialversicherung für den Arbeitgeber 32,1 und für
den Arbeitnehmer 10,2 Prozent. Die Beiträge berechnen sich nach dem Monatsgehalt des
Arbeitnehmers mit einer Beitragsbemessungsgrenze von aktuell 15.669 Yuan (Peking). Auch
in den anderen Städten ist davon auszugehen, dass sich die Beiträge für Ausländer an den für
die Chinesen üblichen Beitragssätzen orientieren.
O Wie wird das Sozialversicherungsgesetz regional umgesetzt?
Als erste Stadt setzte Peking die nationale Vorschrift im 4. Quartal 2011 um. Sie forderte
die Unternehmen auf, alle ausländischen Mitarbeiter entsprechend der Neuregelung zu
versichern. 2012 folgten weitere Städte und Provinzen, unter anderen Jiangsu und Zhejiang,
Chongqing und Xiamen. Dalian fordert bislang nur die Einzahlung in die chinesische Rentenversicherung. Details der Durchführung müssen mit den jeweils örtlichen Behörden geklärt
werden. Shanghai hat die Versicherungspflicht noch nicht umgesetzt, weil Nachteile für das
Investitionsklima befürchtet werden.
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O Welche Einschränkungen gibt es bei der Inanspruchnahme der gesetzlichen chinesischen Krankenversicherung?
Die wesentlichen Einschränkungen sind, dass nur vorgeschriebene öffentliche Krankenhäuser und vorwiegend stationäre Behandlungen in
den Versicherungsumfang fallen. Ebenso gilt der Versicherungsschutz
landesweit nur in medizinischen Notfällen und gegen Vorkasse. Dies
ist insbesondere bei Reisen innerhalb Chinas zu beachten.
O Mit der Krankenversicherung erhält jeder Versicherte ein
Sparbuch. Zu welchem Zweck?
Dieses Sparbuch, dessen Guthaben sich aus den eingezahlten Beiträgen des Arbeitsgebers und -nehmers zur Krankenversicherung
zusammensetzt, soll der Begleichung von Behandlungskosten dienen. In der Praxis (Peking) können Abhebungen aber ohne Nachweis
erfolgen. Allerdings wurde angekündigt, demnächst nur zweckgebundene Abhebungen zuzulassen.
O Ist es sinnvoll, trotz der lokalen Pflichtversicherung nach
wie vor eine private Krankenversicherung zu haben?
Ja, denn der Umfang des Versicherungsschutzes ist zu stark eingeschränkt, vgl. obige Antworten zu diesem Thema. Insbesondere
fehlt der Versicherungsschutz für Privatkliniken in China und für das
Ausland.
O Wer ist aufgrund des deutsch-chinesischen
Sozialversicherungsabkommens von 2002 von
der Zahlungspflicht in China befreit?
Das Abkommen regelt inhaltlich nur die Renten- und Arbeitslosenversicherung. Sinn und Zweck dieses Abkommens ist also die Vermeidung
einer doppelten Versicherungspflicht nur in diesen beiden Bereichen.
Das Abkommen gilt für Deutsche, die aus Deutschland befristet, das
heißt nicht länger als 48 Kalendermonate, unter Beibehaltung des
Arbeitsvertrages in Deutschland nach China entsandt werden und
während dieser Zeit weiterhin Beiträge in die deutsche Sozialversicherung abführen. Die Freistellung von der Zahlungspflicht in China muss
bei den zuständigen chinesischen Behörden beantragt werden. Nach
Ablauf der 48 Kalendermonate ist unter gewissen Voraussetzungen
eine Verlängerung der Freistellung auf Antrag möglich.
O Beiträge zur chinesischen Rentenversicherung können bei
Ausreise des Versicherten aus China zurückerstattet werden.
Wie funktioniert das in der Praxis?
Zunächst besteht der Anspruch auf monatliche Rentenzahlungen
in China mit Erreichen des Rentenalters dann, wenn bis dahin
mindestens 15 Jahre lang in die Rente eingezahlt wurde. Dies gilt
auch für Ausländer. Eine Rückerstattung der Beiträge bei Ausreise
setzt voraus, dass nachweislich Beiträge geleistet wurden und das
Arbeitsverhältnis in China dauerhaft beendet ist, die Ausreise aus
China tatsächlich erfolgt und zum Zeitpunkt der Ausreise (noch)
kein Anspruch auf monatliche Rentenzahlungen in China besteht.
Die Auszahlung des Saldos auf dem Rentenkonto des Versicherten
erfolgt als Einmalzahlung und kann auf ein Konto ins Ausland, aber
auch an einen Vertreter mit Konto im Inland erfolgen.
O Wie entwickeln sich die Gehälter insgesamt?
Sie steigen für die chinesische Belegschaft weiter an, in vielen Firmen
jährlich im zweistelligen Prozentbereich. War dies früher wegen des
allgemein geringen Lohnniveaus sowie eines Wechselkurses von ei-
nem Euro zu neun bis zehn Yuan für viele zu vernachlässigen, ist es
heute eines der Hauptthemen im Management. Im Gegensatz dazu
steigen die Gehälter der entsandten Führungskräfte, wenn überhaupt noch, kaum mehr. Daher nähern sich die Gehaltsniveaus der
chinesischen und westlichen Führungskräfte weiter an.
O Welche Lohnnebenkosten fallen bei chinesischen
Angestellten an?
Lohnnebenkosten umfassen die Renten-, Kranken-, Arbeitsunfall- und
Arbeitslosenversicherung sowie den Housing Fund (zweckgebundene Verwendung). Sie haben mittlerweile deutsches Niveau erreicht
und betragen regional unterschiedlich 40 Prozent und mehr des
Bruttogehaltes. Ähnlich wie in Deutschland gibt es eine Beitragsbemessungs- und eine Höchstgrenze für die Berechnung der Nebenkosten. Die Grenzwerte werden jedes Jahr Anfang April neu festgelegt und basieren auf dem Durchschnittsgehalt des Vorjahres in den
jeweiligen Städten und Provinzen. So ergeben sich erhebliche regionale Unterschiede. Das Durchschnittsgehalt in Shanghai betrug 2013
monatlich 5.036 Yuan, was einem Anstieg von 7,3 Prozent gegenüber
2012 entspricht. Die Bemessungshöchstgrenze ist der dreifache Betrag, also 15.108 Yuan. Bei ausländisch investierten Unternehmen ist
die Basis der Kalkulation das im Vorjahr gezahlte Bruttogehalt einschließlich weiterer Zahlungen (zum Beispiel Überstunden), geteilt
durch zwölf Monate und begrenzt durch den Höchstbetrag.
Bei Repräsentanzen ist die Basis der Sozialkosten das durchschnittliche Jahresbruttogehalt am Ort, in dem sich die Repräsentanz befindet, wiederum auf das Dreifache begrenzt. Die Abrechnung erfolgt
zwingend über FESCO, CIIC oder vergleichbare Organisationen.
Hinzu kommen Gebühren für Personal- und Aktenverwaltung.
Zusätzliche Sozialleistungen können vereinbart werden, so zum
Beispiel Mehrleistungen in der Krankenversicherung oder zweckgebundene Zuschüsse für Transport, Heizung, Kinder, Fortbildung,
Begräbnis für Familienangehörige et cetera.
O Wie hoch ist das gesetzliche Mindestgehalt pro Monat?
Das gesetzliche Mindestgehalt variiert regional (Peking 1.560 Yuan,
Shandong 1.350 bis 1.500 Yuan, Sichuan 1.000 bis 1.200 Yuan). In
Shanghai betrug dieses Minimum 2009 noch 960 Yuan, während ab
1. April 2014 bereits 1.820 Yuan als Untergrenze festgesetzt wurden.
Dieses Beispiel spiegelt im Allgemeinen den Anstieg der tatsächlichen Lebenshaltungskosten in den Städten wider.
O Ab wann ist ein Expatriate in China einkommensteuerpflichtig?
Grundsätzlich sind natürliche Personen, die ihren Wohnsitz in China haben, unbeschränkt einkommensteuerpflichtig. Bei Ausländern,
die nur für begrenzte Zeit in China arbeiten, wird nicht unterstellt,
dass sie ihren Wohnsitz in China haben. Bei natürlichen Personen
ohne Wohnsitz in China hängt die Besteuerung von der Dauer des
Aufenthalts in China und den Quellen ihres Einkommens ab: Ausländer, die weniger als ein Jahr in China gearbeitet haben, sind nur
mit dem Teil ihres Einkommens in China steuerpflichtig, der für die
Tätigkeit in China gezahlt wird. Wenn ein deutscher Staatsbürger sich
in einem Kalenderjahr weniger als 183 Tage in China aufgehalten hat
und das Einkommen nicht von einer chinesischen Organisation oder
einem chinesischen Unternehmen gezahlt wird, kann die Einkommensteuerpflicht entfallen. Dabei werden der Tag der Einreise und
der Tag der Ausreise als ein Tag angerechnet.
Natürliche Personen, die keinen Wohnsitz in China haben, sich jedoch in China zwischen einem Jahr und fünf Jahren aufgehalten
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haben, müssen nur auf die Einkünfte Steuern entrichten, die sie innerhalb Chinas erhalten
haben. Ab dem sechsten Jahr sind sie unbeschränkt mit ihrem Welteinkommen steuerpflichtig. Dieser Zyklus kann neu gestartet werden, indem sich die Person entweder 30 Tage am
Stück oder aber 90 Tage über ein Jahr kumuliert außerhalb Chinas aufhält.
O Welche Einkünfte sind einkommensteuerpflichtig?
Steuerpflichtig sind Lohn und Gehalt, Einkommen aus Dienstleistungen, Honorare, Lizenz­
einkünfte, Dividenden und Boni, Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung, aus Übertragung von Vermögensgegenständen sowie andere Einkünfte. Steuerfrei sind nachweislich
direkt durch den Arbeitgeber gezahlte Wohnungszulagen, die private Nutzung des Dienstwagens, Sprachtraining, Schul- und Kindergartenkosten, Umzugskosten und ein vertraglich
vereinbarter Heim- und Urlaubsflug.
O Wie hoch sind die Steuersätze auf Einkommen?
Die Steuersätze variieren je nach Einkunftsart. Die Besteuerung von Gehältern unterliegt
einem progressiven Steuersatz, der zum 1. September 2011 neu geregelt wurde. Nach Abzug
des steuerlichen Grundfreibetrages (für Ausländer 4.800 Yuan, für Chinessen 3.500 Yuan)
und der Beiträge zur gesetzlichen Sozialversicherung stellt sich die Tabelle wie folgt dar:
Einkommen / Monat / Yuan Steuersatz in %
0 – 1.500
3
1.501 – 4.500
10
4.501 – 9.000
20
9.001 – 35.000
25
35.001 – 55.000
30
55.001 – 80.000
35
über 80.000
45
Für Einkünfte aus Dienstleistungen gilt grundsätzlich ein Steuersatz von 20 Prozent. Für
Einkünfte aus Lizenzen, Vermietung und Verpachtung sowie aus der Übertragung von Vermögensgegenständen gelten örtliche Prozentsätze, die oftmals im einstelligen Prozentbereich
liegen und damit deutlich unter dem allgemeinen Grundsatz von ebenfalls 20 Prozent.
chineSiSch
intenSiv
lernen
ü Praxisbezogene
Sprachkenntnisse
ü Intensivkurse in
Kleingruppen
ü Landeskundliche und
interkulturelle Information
ü Auslandskurse in Peking
und Nanking
ü Sonderkurse für
bestimmte Zielgruppen
ü Selbst entwickelte Lehrmaterialien
ü Gästezimmer im Haus
O Müssen Praktikanten in China Steuern zahlen?
Für Praktikanten, die in China arbeiten und eine Vergütung erhalten, gilt grundsätzlich die allgemeine Steuerpflicht. In der Praxis wird eine tatsächliche Versteuerung dadurch vermieden,
dass die Vergütung im Rahmen des Steuerfreibetrages oder einer einkommenssteuerfreien
Leistung (Wohnung) gewährt wird.
O Gibt es eine Pflicht zur Jahressteuererklärung in China?
Ja, sofern das Jahreseinkommen über 120.000 Yuan liegt. Dabei müssen alle Einkommenskategorien erklärt werden. Steuerpflichtige Ausländer brauchen die Erklärung nicht abzugeben, wenn sie sich innerhalb des Kalenderjahres mindestens 30 volle Tage am Stück oder
insgesamt drei Monate oder mehr außerhalb Chinas aufgehalten haben.
O Gibt es die Möglichkeit einer Steuerrückerstattung?
Grundsätzlich gibt es auch in China eine Form der Rückerstattung der Einkommensteuer,
wobei der Begriff der Rückerstattung irreführend ist. Die Steuerbehörde erstattet eine sogenannte »Bearbeitungsgebühr« in Höhe von pauschal zwei Prozent der im Vorjahr eingezahlten Steuersumme, wobei die Erstattung ausschließlich von Unternehmen beantragt werden
kann und nach Auffassung der Behörden eine »Belohnung« für die zuständigen Buchhalter
ist, wenn sie regelmäßig und korrekt die Steuern überweisen. Die meisten Firmen nutzen
diese Gelder in der Praxis für Incentives.
O Welche gesetzlichen Feiertage gibt es?
Die Feiertage sind Neujahr (1. Januar), Chinese New Year (je nach Vollmond drei Feiertage
Mitte/Ende Januar oder Anfang Februar), Internationaler Frauentag (8. März, 1/2 Tag für
Frauen), Totengedenktag (15. Tag nach dem Frühlingsbeginn), Internationaler Tag der Arbeit (1. Mai), Drachenbootfest (5. Tag des fünften Monats nach dem Mondkalender), Mondfest (Vollmond im 8. Monat nach dem Mondkalender), Nationalfeiertag (1. bis 3. Oktober).
Sofern ein Feiertag auf einen Wochenendtag fällt, wird dieser an dem nächstfolgenden
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Weitere Sprachen
•
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Japanisch
Arabisch
Russisch
Persisch (Dari, Farsi)
Türkisch
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Arbeitstag nachgeholt. Zum Chinesischen Neujahr und zum Nationalfeiertag wird durch Vor- oder Nacharbeiten an Wochenendtagen
erreicht, dass sieben Tage arbeitsfrei sind (drei Feiertage, ein reguläres
Wochenende sowie ein vor- oder nachgearbeitetes Wochenende).
O Wie sind Arbeits- und Urlaubszeiten geregelt?
Seit 1995 gilt in China die 40-Stunden-Woche. Für Überstunden ist
ein Zuschlag von bis zu 300 Prozent vorgeschrieben, der in der Praxis oftmals nicht durch Zahlung, sondern durch zusätzliche Freizeit
ausgeglichen wird. Der gesetzliche Mindesturlaub ist im neuen
Arbeitsvertragsgesetz vorgeschrieben und beträgt im zweiten Beschäftigungsjahr fünf bezahlte Arbeitstage. In der Praxis liegt der Urlaubsanspruch bei ausländisch investierten Unternehmen zwischen
zehn und 20 Arbeitstagen zuzüglich der chinesischen Feiertage. K
INFORMATIONSBESCHAFFUNG UND ANSPRECHPARTNER
O Wer bietet in Deutschland Informationen zu China?
In Deutschland gibt es inzwischen ein weit ausgebautes Netz für
Informationen. Erste und direkte Ansprechpartner sind die Industrie- und Handelskammern, die vereinzelt auch China-Desks haben.
Sie sind mit der Auslandshandelskammer beziehungsweise DEinternational in China eng verbunden. Ebenso stehen die Teams der
German Centres in Stuttgart beziehungsweise Peking sowie in München beziehungsweise Shanghai jederzeit als Ansprechpartner zur
Verfügung.
Als privatwirtschaftliche Vereinigung und Mitgliederorganisation
ist der Ostasiatische Verein e.V. Asien-Spezialist. Bei der Gründung
des Asien-Pazifik-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft (APA) 1993
stand das Ziel im Vordergrund, den Vorsprung von Unternehmen
aus wichtigen Konkurrenzländern beim Asien-Engagement wettzumachen. Er setzt sich für intensivere wirtschaftliche Beziehungen in
beide Richtungen und die Schaffung günstiger wirtschaftspolitischer
Rahmenbedingungen für das Asiengeschäft sowohl in Deutschland
als auch in den Asien-Pazifik-Ländern ein. Die DCW Deutsch-Chinesische Wirtschaftsvereinigung e.V., Köln, organisiert seit 1987 bundesweit den Erfahrungsaustausch zwischen Firmen, Institutionen
und Persönlichkeiten im Chinageschäft. Des Weiteren stehen Mitarbeiter der China-Desks großer Rechtsanwaltskanzleien sowie von
Beratungsgesellschaften als Ansprechpartner zur Verfügung.
O Was können die deutschen Auslandsvertretungen in
China für deutsche Unternehmen tun?
Neben der Deutschen Botschaft in Peking gibt es Generalkonsulate
in Shanghai, Kanton, Chengdu, Shenyang sowie in Hongkong und
in Taipei das Deutsche Institut. Die Wirtschaftsdienste beobachten
die Entwicklung, informieren über die Rahmenbedingungen für
Handel und Investitionen in China und leisten aktive Lobbyarbeit
für deutsche Unternehmensinteressen gegenüber lokalen Behörden.
O Welche Leistungen bietet DEinternational?
Das Serviceangebot von DEinternational, einer Servicetochter der
AHK, umfasst unter anderem Adressenrecherchen, Firmeninformationen und Firmenrecherchen, Marktstudien, Firmenvertretungen,
Gründung von Repräsentanzen und 100-prozentigen Tochtergesellschaften, individuelle Beratung und Projektbetreuung, Kontaktvermittlung, Recruitment Service, Standortanalysen, Training,
Übersetzen/Dolmetschen, Unterstützung in Rechts- und Zollfragen,
Visa-Service, Webservice, Werbung, Promotion und Anzeigen.
O Daneben gibt es die Deutsche Handelskammer in China.
Welche Aufgaben hat sie?
Die Deutsche Handelskammer in China ist eine Mitgliederorganisation, die die Interessen der deutschen Wirtschaft in China im Allgemeinen und ihrer Mitglieder im Besonderen vertritt. Das geschieht durch
Lobbying, Networking, direkte Kontakte zur deutschen Regierung
sowie Bereitstellung von Informationen für Unternehmen. Die Kammer ist in Peking, Shanghai, Kanton und Hongkong vertreten und
unterhält Zweigbüros in Tianjin, Chengdu und Shenzhen.
O Welche Möglichkeiten bieten die German Centres
in Peking und Shanghai?
Als Instrument der Außenwirtschaftsförderung unterstützen die
German Centres in Shanghai und Peking deutsche Unternehmen
beim Markteintritt in China, vor allem den Mittelstand. In Kooperation mit DEinternational und AHK erhalten die Unternehmen vom
German Centre alle Leistungen, die sie als Neueinsteiger in China
brauchen. Die German Centres bieten deutschen Unternehmen
repräsentative Büro- und Konferenzräume sowie ein umfassendes
Dienstleistungspaket an. Sie sind Treffpunkt der deutschen Gemeinschaft und zuverlässige Quellen für Informationen sowie kompetenter Ansprechpartner zu Fragen des Markteinstiegs. Der Austausch
zwischen den Mietern und sonstigen Akteuren wird durch regelmäßige Veranstaltungen in den Häusern aktiv unterstützt.
O Welche Rolle spielt die EU-Handelskammer in China?
Die im Oktober 2000 gegründete Europäische Handelskammer in
China vertritt knapp 1.600 Unternehmen der 28 Mitgliedstaaten der
EU. Im Gegensatz zu den Länderkammern bietet sie keine Dienstleistungen für einzelne Unternehmen an. Ihr Hauptanliegen ist Lobbying für die Interessen der Mitgliedsunternehmen gegenüber der
chinesischen Regierung. Sie ist in branchenspezifische Arbeitsgruppen gegliedert. Jährlich veröffentlicht die Kammer ein Positionspapier mit den wichtigsten Anliegen der Mitgliedsunternehmen und
Lösungsvorschlägen für die Verbesserung der Rahmenbedingungen
für das europäische Geschäft in China.
Die Kammer und deren Helpdesks sind in Peking, Shanghai, Nanjing,
Chengdu, Tianjin, Shenyang und im Perlflussdelta präsent.
O Was ist das EU SME Centre und worin bestehen seine Aufgaben?
Das EU SME Centre ist ein von der EU finanziertes Projekt zur Unterstützung kleiner und mittelständischer Unternehmen aus den
EU-Ländern, vor allem exportorientierter Unternehmen, die ihre
Produkte in China vertreiben möchten. Zu diesem Zweck werden
marktrelevante Informationen sowie Fallstudien und -reporte auf der
Homepage des Zentrums unter www.eusmecentre.org.cn kostenfrei
zur Verfügung gestellt.
Darüber hinaus fungiert das Zentrum als Plattform zur Erleichterung
der Koordination von Services der öffentlichen Einrichtungen von
Mitgliedstaaten in China und verweist kleine und mittelständische
Unternehmen bei Bedarf an andere spezialisierte europäische öffentliche und private Dienstleister.
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O Welche Unterstützung bietet der IPR SME Helpdesk der
Europäischen Handelskammer in China?
Der China IPR SME Helpdesk gibt insbesondere kleinen und mittelständischen Unternehmen eine Hilfestellung hinsichtlich des
Schutzes und der Durchsetzung ihrer geistigen Eigentumsrechte.
Die Dienstleistungen des Helpdesks sind kostenlos und reichen von
Informationen und Fallstudien über erste grundlegende Ratschläge
bis hin zu Schulungshilfen und praktischen Trainingsworkshops. K
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O Welche Formalitäten hat ein Ausländer bei seiner Einreise
in China zu erledigen?
Als erstes müssen die Formalitäten für die Aufenthaltsgenehmigung
und das Visum erledigt werden. Dabei wird die Residence Permit
wie vormals das Z-Arbeitsvisum in den Pass eingeklebt. Sie ist im
Allgemeinen ein Jahr gültig und wird von der Division of Aliens and
Exit-Entry Administration beim lokalen Amt für Auswärtige Angelegenheiten erteilt. Einen gesonderten, zusätzlichen Visumseintrag
gibt es nicht mehr. Zu beachten ist, dass schon beim Visumsantrag in
Deutschland die Einreise zu Arbeitszwecken beantragt werden muss.
Die Umwandlung von einem Touristen- oder Geschäftsbesuchsvisum
zum Arbeitsvisum in China ist grundsätzlich nicht (mehr) möglich.
Bei Antragstellung in China muss ein von der Hausverwaltung beglaubigter Mietvertrag vorgelegt werden. Mit diesem muss sich der
Antragsteller beim zuständigen Einwohneramt polizeilich angemeldet haben. Ebenso ist ein Gesundheitscheck in einem speziell dafür
bestimmten lokalen Krankenhaus durchzuführen. Des Weiteren
muss der Arbeitsvertrag in chinesischer Sprache abgefasst und mit
offiziellem Firmenstempel versehen sein. Für Anträge und Gesundheitsuntersuchung sind Passkopien und eine Vielzahl von Fotos erforderlich.
O Für welchen Zeitraum wird die Arbeitserlaubnis gewährt?
Die Arbeitserlaubnis (Alien Employment Permit) wird mehrjährig,
oftmals entsprechend der Dauer des Arbeitsvertrages erteilt. Aber
Achtung: Sie verfällt nach einem Jahr, wenn die »Yearly Inspection«
nicht vorgenommen wird.
O Unter welchen Voraussetzungen kann ein Ausländer eine
längere Aufenthaltsgenehmigung oder gar eine sogenannte
Green Card erhalten?
Die maximale Dauer der Genehmigung hängt von der Position des
Angestellten in der Firma und der Höhe des Investments ab. Arbeitnehmer eines Unternehmens mit Stammkapital von mindestens 30
Millionen US-Dollar oder Repräsentanten eines Repräsentanzbüros
oder Abteilungsleiter eines Unternehmens mit einer natürlichen Person als Gesellschafter können auf Antrag eine Aufenthaltserlaubnis
für zwei Jahre bekommen. Maximal drei Jahre Aufenthalt werden auf
Antrag Abteilungsleitern von qualifizierten Hightech-Unternehmen
oder Abteilungsleitern von Firmen mit Stammkapital von mindestens
drei Millionen US-Dollar oder General Managern von Unternehmen
mit einer natürlichen Person als Gesellschafter erteilt. Eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis (Green Card) erhalten auf Antrag Personen,
die mit Chinesen seit mindestens fünf Jahren verheiratet sind, sich
mindestens ununterbrochen fünf Jahre in China aufgehalten und
über ein stabiles Einkommen oder Wohnungseigentum verfügen.
Unter gewissen Voraussetzungen reicht für eine Green Card auch
aus, dass drei Jahre lang Einkommensteuer bezahlt wurde und dass
das Investment des Arbeitgebers mindestens zwei Millionen US-Dollar beträgt, oder wenn der Antragsteller besondere Leistungen für
China erbracht hat.
O Welche bürokratischen Konsequenzen hat die Ausstellung
eines neuen Passes?
Ein neu ausgestellter Pass eine neue Passnummer. Deshalb müssen
alle Dokumente geändert werden, in denen die Passnummer aufgeführt ist, so die Arbeitserlaubnis oder die Bankregistrierung. Besondere Bedeutung in der Praxis hat dies bei Flug- und Reisebuchungen,
da in China beim Check-in die Passnummer auf dem Ticket mit der
Nummer im Pass verglichen wird.
O Wie hoch sind die Lebenshaltungskosten?
Chinesische Großstädte gehören zu den teuersten Orten der Welt.
Hochwertige Häuser oder Wohnungen kosten mehrere Tausend Euro
Miete im Monat. Auch importierte Lebensmittel sind teuer. Zweistellige Inflationsraten seit Ende 2010 und 2011 haben sich speziell auf
Gemüse- und Fleischprodukte ausgewirkt. 2012 und 2013 lagen die
jährlichen Preissteigerungen wieder im einstelligen Bereich um die
drei bis fünf Prozent.
O Mieten – welche aktuellen Trends sind zu beobachten?
Ein einheitlicher Trend für ganz China ist schwer auszumachen.
Während In Shanghai die Mieten für Häuser und Wohnungen insgesamt stabil und in weniger nachgefragten Compounds durchaus
Schnäppchen zu machen sind, verlangen in Peking die Eigentümer
bei Neuverhandlungen größtenteils Mietsteigerungen im zweistelligen Prozentbereich. Bei vermeintlichen Schnäppchen sollte besonders auf mögliche Qualitätsmängel geachtet werden.
Die Wohnungsmieten in Städten der zweiten und dritten Kategorie
sind im Vergleich zu den Großstädten und je nach Stadt unterschiedlich bis zu 50 Prozent billiger. Allerdings zieht das Mietniveau mit
zunehmendem ausländischen Investment an.
O Können Ausländer in China Immobilien erwerben?
Ja. Dabei muss der Ausländer über eine seit mindestens einem Jahr
gültige Arbeitserlaubnis verfügen. Das »Eigentum« an Grund und
Boden ist als Nutzungsrecht über 70 Jahre ausgestaltet.
Der Kaufvertrag ist standardisiert, die Finanzierung erfolgt über eine
ausländische oder chinesische Bank. Sofern der (Erst-)Erwerb direkt
vom Bauträger erfolgt, muss dieser seine Kreditwürdigkeit gegenüber der Bank bescheinigen. Diese Bescheinigung ist auch für den
Käufer wichtig, da die tatsächliche Eigentumsübertragung auf den
Erwerber erst Jahre nach Abschluss des Kaufvertrages erfolgt. Dabei
hat der Bauträger sein Eigentum als Sicherheit für seine Verbindlichkeiten bei der Bank hinterlegt. Erst wenn er die Kredite abgelöst
hat, wird der Käufer über die mögliche Eigentumsübertragung benachrichtigt.
Beim Kauf von einer Privatperson hat der Verkäufer vor Verkauf und
Eigentumsübertragung eventuell noch offene Kredite zu begleichen.
Die Einschaltung eines Immobilienmaklers ist angeraten. Er verfügt
über einen Firmen- und persönlichen Code, der für das Herunterladen und Ausfüllen des Standardkaufvertrages Voraussetzung ist.
Auch die Einschaltung eines Notars zur Beurkundung des Vertrages
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wird empfohlen, wird aber nur bei kreditfinanzierten Immobilien
von der Bank zwingend gefordert. Die Gebühren und Nebenkosten
für den Käufer betragen etwa 3,5 Prozent des Kaufpreises, für den
Verkäufer etwa 7,5 Prozent. Regionale Unterschiede sind möglich.
O Kann für den Wohnungkauf ein Kredit bei einer chinesischen
Bank aufgenommen werden?
Ja. Dabei hängt die Höhe der Zinsen von der Höhe des Kredits und
der Frage ab, ob der Käufer die Erst- oder Zweitwohnung erwirbt.
Zu beachten ist, dass bei Immobilienkrediten anders als in Deutschland keine zeitliche Zinsbindung vereinbart werden kann. In China
erfolgt die Festsetzung der Zinsen durch die Banken. Daher kann sich
die Höhe der Zinsen während der Laufzeit ändern. Die Möglichkeit,
anfangs nur Zinszahlungen ohne Tilgungsanteil als Rückzahlung zu
vereinbaren, besteht in China nicht.
O Welche Auswirkungen haben Maßnahmen in bestimmten
Regionen des Landes, um im Immobilienmarkt eine
Überhitzung zu vermeiden?
Der Immobilienmarkt ist nur in einigen Städten und dort nur in
Teilsegmenten überhitzt. Die Nachfrage wird vor allem von den
solventen Käuferschichten getrieben, da alternative Anlageformen
entweder weniger Rendite versprechen oder höheres Risiko bedeuten. Anders als bei einer Immobilienblase besteht daher die Gefahr,
dass sich »Normalverdiener« eine Wohnung nicht mehr leisten kön-
nen, was zu sozialen Unruhen führen könnte. Die Maßnahmen der
chinesischen Regierung vom April 2010 mit späteren Ergänzungen
zielen darauf, solvente Käufer vom Erwerb weiterer Immobilien auszuschließen. In Shanghai beispielsweise kann pro Familie eine dritte
Wohnung de facto nicht mehr gekauft werden, da die Registrierung
dieses Eigentums im Real Estate Bureau nicht möglich ist. Die Zweitwohnung wird von der Bank nur mit Zinsaufschlag und zu maximal
40 Prozent des Kaufpreises finanziert. 60 Prozent sind als Anzahlung
und damit Eigenleistung gefordert. Zusätzlich wurde ab 28. Januar
2011 eine Property Tax auf Zweitwohnungen (Shanghai, Chongqing)
ab einer gewissen Größe eingeführt. In Peking dürfen nur noch Einwohner mit Pekinger Registrierung (hukou) bis zu zwei Wohnungen
kaufen. Pekinger, die über keinen »hukou« verfügen, können nur eine
Wohnung unter der Voraussetzung erwerben, dass sie nachweislich
mindestens fünf Jahre in der Stadt Sozialabgaben abgeführt haben. Je
nach aktueller Entwicklung auf dem Immobilienmarkt werden diese
Maßnahmen wieder gelockert oder auf andere Städte ausgeweitet.
O Welche Auslandskrankenversicherung sollte ein deutscher
Expatriate abschließen?
Gesetzliche Krankenversicherungen leisten Zahlungen im außereuropäischen Ausland, wenn ein Entsendungsvertrag vorliegt. Die
Maßstäbe hierfür sind sehr eng gefasst. Daher empfiehlt sich der
Abschluss einer privaten Auslandskrankenversicherung bei einer
Gesellschaft, die auf diesem Gebiet Erfahrung hat. Die anfallenden
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Beiträge werden im Regelfall vom Arbeitgeber übernommen.
Angestellte mit lokalen Verträgen sollten auf jeden Fall eine spezielle Auslandskrankenversicherung abschließen. Die Mitgliedschaft in
einer chinesischen Krankenversicherung, seit dem 1. Juli 2011 Pflicht,
ändert an dieser Empfehlung nichts. Ob zudem eine Anwartschaft
auf die gesetzliche Krankenversicherung in Deutschland vereinbart
oder diese vorübergehend aufgegeben werden kann, muss je nach
Einzelfall beurteilt werden. Grundsätzlich ist eine Anwartschaft nicht
mehr erforderlich, weil die gesetzlichen Krankenversicherungen in
Deutschland jeden Arbeitnehmer nach seiner Rückkehr wieder aufnehmen müssen.
O Welche Unterschiede bestehen bei der Sozialversicherung
zwischen entsendeten und lokalen Kräften?
Entsendung ist ein Begriff aus dem deutschen Sozialversicherungsrecht. Wenn die Voraussetzungen für eine Entsendung erfüllt sind,
gilt für eine Beschäftigung im Ausland weiterhin das deutsche Recht
über soziale Sicherheit. Das heißt, eine solche Beschäftigung ist hinsichtlich Versicherungs- und Beitragspflicht nach deutschem Recht
zu beurteilen. Genauere Regelungen finden sich in den »Richtlinien
zur versicherungsrechtlichen Beurteilung von Arbeitnehmern bei
Einstrahlung und Ausstrahlung«, die von den Spitzenverbänden der
Kranken-, Renten- und Unfallversicherungsträger sowie der Bundesagentur für Arbeit herausgegeben werden. Faktisch bedeutet dies für
den Arbeitnehmer, dass er in Deutschland weiterhin seine Sozialversicherungsbeiträge abführt.
Bei lokalen Verträgen entfällt die Pflicht, in deutsche Sozialversicherungskassen einzuzahlen. Der in China Angestellte sollte sich speziell zur Krankenversicherung und Altersvorsorge fachkundigen Rat
einholen.
O Muss nach dem chinesischen Sozialversicherungsgesetz jeder
Ausländer, der in China arbeitet, auch in das chinesische
System einzahlen?
Seit dem 1. Juli 2011 grundsätzlich ja, sofern die Stadt / Provinz das
nationale Gesetz umgesetzt hat, was aber auch nach vier Jahren
nicht überall der Fall ist. Unabhängig davon gelten weiterhin die
Ausnahmen zur Entsendung gemäß Deutschem Sozialgesetzbuch
und die Regelungen des Deutsch-Chinesischen Sozialversicherungsabkommens von 2002 zur Vermeidung einer doppelten Versicherungspflicht.
O Können sich deutsche Arbeitnehmer in China, die keinen
Entsendungsvertrag im Sinne des Vierten Sozialgesetzbuches
haben, in Deutschland privat gegen Arbeitslosigkeit versichern?
Ja, sofern der Antrag bei der Bundesanstalt für Arbeit auf private
Arbeitslosenvorsorge innerhalb eines Jahres nach dem Ausscheiden
aus der gesetzlichen Versicherung gestellt wird.
O Wie funktioniert die Krisenvorsorge für Deutsche in China?
Alle Deutschen, die – auch nur vorübergehend – in China leben,
können in eine Krisenvorsorgeliste aufgenommen zu werden. Die
Aufnahme ist freiwillig, erfolgt elektronisch und wird beim zuständigen Amtsbezirk der Botschaft in Peking oder in einem der Generalkonsulate (Shanghai, Kanton, Shenyang oder Chengdu) geführt.
In Krisen- und sonstigen Ausnahmesituationen erlaubt die Registrierung eine schnellstmögliche Kontaktaufnahme durch die deutschen
Behörden. Die Liste vereinfacht auch die Suche nach vermissten Personen und erleichtert die Ausstellung neuer Dokumente im Falle ei-
nes Reisepassverlustes, da durch die Eintragung relevante Daten bei
der Botschaft respektive den Generalkonsulaten gespeichert sind.
• Kann ein Ausländer eine chinesische Kreditkarte beantragen?
Im Allgemeinen können Ausländer Kreditkarten beantragen, jedoch
verlangen verschiedene Banken hierfür unterschiedliche Nachweise zur Absicherung künftiger Zahlungen. Meist ist es notwendig,
Hausbesitzer in China zu sein (Bank of China) oder lückenlos zwei bis
drei Jahre über ein Chinavisum zu verfügen (Huaxia Bank). Generell
gilt, dass der Erhalt einer Kreditkarte mit einer Bürgschaft des Arbeitgebers erleichtert wird. Aber Achtung: Die meisten Kreditkarten
chinesischer Banken greifen direkt auf das Girokonto zu. Sofern keine
Überziehung des Girokontos vereinbart ist, ist das Konto immer im
Guthaben zu führen.
• Was ist beim Kauf von Zugfahrkarten zu beachten?
Chinesen wie Ausländer können Zugfahrscheine für Schnellzüge (C-,
D- und G-Züge) am Bahnhof oder den offiziellen Fahrkartenschaltern von China Railways erwerben. Dabei müssen Chinesen ihre ID
und Ausländer ihren Reisepass im Original vorlegen. Für Mitreisende in der Gruppe reicht eine Passkopie aus. Eine Online-Buchung
scheitert oftmals daran, dass ausländische Passnummern nicht in
die Buchungsmaske eingetragen werden können. Das trifft auch auf
Namen zu. Umlaute können beispielsweise nicht eingegeben werden – beim Abholen der Karten am Schalter kann das zu Problemen
führen, weil die Beamten verlangen, dass der Name mit dem Pass
identisch ist.
O Welche Internet-Anbieter sind für Reisebuchungen in China
zu empfehlen?
Anbieter elong (www.elong.net) und ctrip (www.ctrip.com) können für die Buchung von Flügen, Hotels und auch Reisen empfohlen
werden. Allerdings ist von Vorteil, Chinesisch zu können, da die Informationen zwischen englischer und chinesischer Version abweichen.
Gute Angebote für Inlandsreisen bietet auch qunar.com, allerdings
nur in Chinesisch. War es früher möglich, die Buchungen in bar zu
begleichen, setzen die Anbieter in jüngster Zeit mehr und mehr auf
Kreditenkarten-Zahlungen. Ausländische Karten werden allerdings
nur mit zusätzlichen Gebühren (bei ctrip sind das drei Prozent) akzeptiert. Kurzfristige Buchungen sind mit ausländischen Kreditkarten so gut wie gar nicht möglich.
Für Reisen außerhalb Chinas empfehlen sich internationale Seiten, da
ctrip und elong nicht für alle Flüge Verbindungen anbieten.
O Wie erfolgt die Bezahlung von Gas, Wasser, Strom?
In den meisten Wohnanlagen in Peking wird ein sogenanntes
Pre-Paid-Verfahren verwendet: Gas, Wasser und Strom werden im
Voraus »gekauft« und das Guthaben auf einer Chipkarte gespeichert,
mit der die Zähler in den Wohnungen aktiviert werden. Der Mieter
muss selbst kontrollieren, wann das Guthaben wieder aufzufüllen ist.
In anderen Städten Chinas, etwa Shanghai, erhält der Verbraucher
die Rechnung per Post und kann diese in den meisten Convenience
Stores, Postämtern oder sogar online bezahlen.
O Die Umweltbelastung wird zunehmend zu einem Problem.
Wie kann man sich schützen?
Die Umweltverschmutzung wird insbesondere beim Wasser und in
der Luft deutlich. Das Leitungswasser ist kein Trinkwasser. Es gibt
Filtersysteme, die im Haushalt angeschlossen werden können und
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insbesondere die Schwermetalle herausfiltern. Ansonsten sollte das
Wasser abgekocht werden.
Die Luftverschmutzung in den Städten wird staatlich gemessen und
ist über eine App (China Air Quality Index) abzurufen. Daneben
messen auch die US-Botschaft in Peking und die US-Konsulate in
Shanghai und Kanton die Luftverschmutzung – die Werte werden in
derselben App veröffentlicht. Grundsätzlich gilt, bei zu hoher Verunreinigung der Luft zu Hause zu bleiben und Fenster und Türen
geschlossen zu halten.
Bei hoher Luftverschmutzung sind professionelle Filtermasken zu
empfehlen, die den Feinstaub aus der Atemluft nehmen. Zu Hause
sollte der Filter der Klimaanlage regelmäßig gereinigt werden, insbesondere, wenn sich in der Nachbarschaft eine Baustelle befindet.
Zudem bieten verschiedene Firmen transportable Luftfilter- und Befeuchtungsanlagen (air purifier) an, die in Peking im sehr trockenen
Winter zu empfehlen sind. Auch der Luftfilter im Auto bedarf der
regelmäßigen Kontrolle.
Internationale Bürogebäude mischen Kühl- und Frischluft und führen sie durch Filteranlagen. Bei dem Facility Management des Gebäudes kann man sich erkundigen, wie oft diese Reinigung erfolgt.
ne Kinder mit mindestens einem chinesischen Elternteil bei Geburt
automatisch chinesische Staatsbürger sind. Zur Annahme einer anderen Staatsbürgerschaft müssen die Eltern für das Kind offiziell auf
die chinesische Staatsbürgerschaft verzichten. Dieser Verzicht wird
erst mit der ersten Ausreise des Kindes aus China wirksam. Die Einzelkindregelung entfällt, wenn das Kind einen deutschen Pass besitzt.
O Welche Promille-Grenzen gelten in China?
Null Promille. Bereits in 2011 wurden die Strafen für Fahren unter Alkoholeinfluss drastisch verschärft und Sündern droht eine Haftstrafe
von bis zu sechs Monaten. Die Polizei setzt die neuen Regelungen
scheinbar ohne Ansehen der Person konsequent um.
O In einigen Städten wird der Erwerb von Autos eingeschränkt, um
einem Verkehrskollaps zu begegnen. Was heißt das konkret?
Mit lokal unterschiedlich gehandhabter Vergabepolitik der Nummernschilder wollen die Städte dem drohenden Verkehrskollaps begegnen. Dem dient auch ein zeitlich verhängtes Fahrverbot, wie das
in Peking der Fall ist, wo je nach letzter Ziffer des Nummernschildes
an einem Tag in der Woche das Auto nicht benutzt werden darf.
In Shanghai werden monatlich zwischen 8.000 und 10.000 neue
O Gibt es in China inzwischen sogenannte »grüne« Lebensmittel?
Nummernschilder ausgegeben. Der Erwerb eines Schildes erfolgt
Ja. Diese in der Regel hochpreisigen Lebensmittel sind vom chinesiüber eine Versteigerung. Dadurch kann der Preis – er liegt zwischen
schen Landwirtschaftsministerium als »grün« zertifiziert. Sie tragen
70.000 und 90.000 Yuan – wegen unterschiedlicher Nachfrageineinen Kreis als Logo, in dem die Aufschrift »Green Food« in englischer
tensität deutlich variieren. Unternehmen erhalten je nach Höhe des
wie chinesischer Sprache zu sehen ist. Vor
Investments ein kostenfreies Kontingent
allem in Großstädten sind diese Produkte
an Nummernschildern. Ist dieses aufgezu bekommen. Zudem können sie über das
braucht, nimmt auch die Firma an der VerInternet bestellt werden.
steigerung wie eine Privatperson teil.
Peking hat Anfang 2012 eine Lotterie für
O Heiraten und Kinder – welche
Nummernschilder eingeführt, womit der
Besonderheiten gibt es bei
Verkauf von Neuwagen auf 140.000 im Jahr
Interkulturelle
deutsch-chinesischen Ehen?
beschränkt werden soll. Wer sein AltfahrSeminare für Ihren
Bei Ehen zwischen Deutschen und Chinezeug stilllegt, kann das vorhandene NumErfolg in China
sen sind viele Formalitäten zu beachten.
mernschild behalten, allerdings kann das
Grundlegende Voraussetzung ist, dass eiAltfahrzeug nur an einen Käufer veräußert
•
Antworten auf
ner der Verlobten den ständigen Wohnsitz
werden, der über ein Nummerschild verinterkulturelle Fragen
in China hat. Papiere für die lokalen Behörfügt. Zur Förderung der E-Mobilität bleibt
•
Stolpersteine vermeiden
den sind der gültige Reisepass, eine gültige
Käufern von Elektrofahrzeugen die Num•
Executive China Coaching
Aufenthaltserlaubnis, eine Konsularbescheimernschild-Lotterie erspart. Ähnliche Maßnigung, die bestätigt, dass der deutsche
nahmen haben inzwischen auch Kanton
China Kompetenz
Heiratswillige ledig ist, und drei Farbfotos,
und Hangzhou eingeführt.
Seminare und persönliche
auf denen beide Partner abgebildet sind.
Beratung für Vorstand,
All diese Dokumente sind beim Standesamt
• Gibt es internationale Schulen?
Manager und
in chinesischer Sprache einzureichen. Zur
Ja. Deutsche Schulen gibt es in Peking (www.
Privatpersonen
Beantragung der Konsularbescheinigung
dspeking.net.cn), Hongkong (www.gsis.
muss in Deutschland ein Ehefähigkeitszeugedu.hk) und in Shanghai (www.ds-shangnis vom Standesamt des letzten Wohnsitzes
hai.de), dort sogar mit zwei Standorten,
ausgestellt werden. Eine Eheschließung ist
einem im Westen (Qingpu) und einem im
auf chinesischer Stadtebene möglich, nicht
Osten (Pudong) der Stadt. Beide Standorjedoch auf ländlicher Ebene oder in der deutte führen alle Klassenstufen bis zum Abitur.
Joachim Nagel
schen Botschaft.
Die deutschen Kindergärten sind regelmäOber-Erlenbacher-Str. 16 A
Kinder, deren Eltern unterschiedliche Staatsßig integriert. Wegen der großen Nachfrage
D 61381 Friedrichsdorf
angehörigkeiten besitzen, können die
für die Altersklassen der Grundschule und
www.chinasuccess.hk
Staatsbürgerschaft des deutschen Elternteils
bis zur 9. Klasse ist dringend anzuraten, die
[email protected]
annehmen oder die chinesische StaatsbürKinder rechtzeitig anzumelden. Internatiogerschaft bekommen. Eine doppelte Staatsnale Schulen gibt es zahlreich, nicht nur in
bürgerschaft ist nach chinesischem Gesetz
Shanghai und Peking, sondern auch in vieverboten. Wichtig ist, dass in China geborelen Städten der zweiten Reihe. K
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