In China leben und arbeiten – 100 Fragen
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In China leben und arbeiten – 100 Fragen
Das ChinaContact-Special »In China leben und arbeiten – 100 Fragen & 100 Antworten« entstand in Zusammenarbeit mit dem German Centre for Industry and Trade, Peking, und dem German Centre for Industry and Trade, Shanghai. In China leben und arbeiten – 100 Fragen & German Centre for Industry and Trade Beijing Unit 1111, Landmark Tower 2 8 North Dongsanhuan Road Peking 100004, VR China Telefon 0086 10 / 65 90 69 19 Fax 0086 10 / 65 90 77 68 [email protected] www.germancentre.org.cn 100 Antworten Ein ChinaContact-Special in Zusammenarbeit mit dem German Centre for Industry and Trade, Peking, und dem German Centre for Industry and Trade, Shanghai Themen: German Centre for Industry and Trade Shanghai 88 Keyuan Road, Pudong Zhangjiang Hi-Tech Park Shanghai 201203, VR China Telefon 0086 21 / 28 98 68 88 Fax 0086 21 / 28 98 68 92 [email protected] www.germancentreshanghai.com ChinaContact Ritterstraße 2 B, 10969 Berlin Telefon 030 / 61 50 89 26 Fax 030 / 61 50 89 27 [email protected] www.owc.de Erscheinungstermin: Juli 2014 Vervielfältigung und auszugsweise Wiedergabe ist nur unter Angabe der Quelle gestattet. Die Antworten wurden sorgfältig recherchiert, für Irrtümer oder Unterlassungen wird jedoch keine Haftung übernommen. 28 Wirtschaftspolitik 28 Standorte und Investitionszonen 30 Unternehmensgründung 33 Investitionen und Handel 34 Finanzierung 36 Recht und Steuern 40 Personalbeschaffung und -führung 44 Informationsbeschaffung und Ansprechpartner 46 Alltag in China Hinweis: Die »100 Fragen & 100 Antworten« erscheinen mit dieser Ausgabe in neunter überarbeiteter Auflage. Sie sollen Einsteiger im Chinageschäft darauf aufmerksam machen, welche Fragen bei einem Engagement in China gestellt werden müssen und erste Antworten für Entscheidungen geben. Eine fundierte Beratung kann dies aber nicht ersetzen. 100 FRAGEN • 100 ANTWORTEN WIRTSCHAFTSPOLITIK O Mit dem 3. Plenum des 18. Zentralkomitees der KP Chinas wurde eine neue Reformetappe eingeleitet. Worum geht es? Die im November vom Parteiplenum verabschiedeten neuen Reformpläne wurden auf der diesjährigen Tagung des Nationalen Volkskongresses bestätigt. Sie sind Antwort auf die veränderte globale Wirtschaftssituation und zielen darauf, die chinesische Wirtschaft international wettbewerbsfähiger zu machen. Innovation steht dabei ebenso im Mittelpunkt wie die Erhöhung der Wertschöpfung in der Produktion. Kernaussage ist, dass dem Markt anders als bisher eine »entscheidende« Bedeutung zukommen soll, und zwar in allen Wirtschaftsbereichen. Eine weitere Liberalisierung ist ebenso Ziel wie eine Verschlankung des Staates. Wichtige Entscheidungskompetenzen werden auf lokale Ebenen verlagert. Außerdem wird entschieden gegen Korruption vorgegangen: Für offizielle Essen und Geschenke gelten strengere Regeln, und selbst für Geschäftsreisen, insbesondere ins Ausland, wurden Beschränkungen beschlossen, die strikt eingehalten werden müssen. O Wie sehen die Wachstumsprognosen für die chinesische Volkswirtschaft aus? Im laufenden 12. Fünfjahresprogramm wird ein durchschnittliches jährliches Wirtschaftswachstum von um die sieben Prozent angestrebt. Ökonomen gehen davon aus, dass die chinesische Wirtschaftsleistung im laufenden Jahr um etwa 7,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr zunimmt. Erstaunlicherweise führt die Veröffentlichung der Wachstumszahlen regelmäßig zu Diskussionen um die Zukunft der chinesischen Wirtschaft. Dabei dürfte klar sein, dass in China die Zeiten zweistelliger Wachstumsraten vorbei sind. Heute steht nicht die Quantität im Mittelpunkt, sondern Qualität. Das heißt, es wird ein nachhaltiges Wachstum angestrebt, und zwar nicht auf Kosten von Ressourcen und Umwelt. Der Energieverbrauch pro Einheit BIP soll in den kommenden Jahren deutlich reduziert werden. Und Ministerpräsident Li Keqiang hat klar gemacht, für ihn sei der Verbrauch von Kohle pro Einheit Wachstum wichtiger als die »reinen« Wachstumszahlen. O Binnenkonsum statt Export als künftiger Wirtschaftsmotor: eine realistische Perspektive? Die Wirtschaftspolitik ist darauf ausgerichtet, neue Wachstumsimpulse zu setzen. Der Export wird auch künftig ein wesentlicher Motor der Wirtschaft bleiben. Im vergangenen Jahr hat China die Vereinigten Staaten von Amerika als weltweit größter Exporteur abgelöst. Gleichzeitig soll der Binnenkonsum die Wirtschaft stärker als bisher ankurbeln. Voraussetzung dafür dürfte allerdings sein, dass das System der sozialen Sicherung weiter ausgebaut wird, denn nach wie vor gelten die Chinesen als »Spar-Weltmeister«, was unter anderem auch darin begründet ist, dass sie Rücklagen für das Alter, für die Gesundheitsvorsorge und nicht zuletzt die Ausbildung ihrer Kinder anlegen. O Was ist der »chinesische Traum«, der in den kommenden Jahren zu realisieren sein soll? Die von Staatspräsident und Parteichef Xi Jinping proklamierte Realisierung des »chinesischen Traums« zielt auf eine »Wiedergeburt« der chinesischen Nation und die Stärkung ihrer Rolle in der Welt. Es geht dabei nicht vordergründung um die Durchsetzung von nationalistischen Zielen. Mit Innovation und Fortschritt soll die Wirtschaft des Landes umgestaltet werden – weg von der »Werkbank für die Welt« zu einer Produktion mit hoher Wertschöpfung. Begleitet wird das Bestreben mit einer einfallsreichen Kampagne, die auf verlorengegangene Tugenden der Chinesen zurückgreift. Appeliert wird an jeden einzelnen, seinen Traum als Teil des gesamtnationalen Traums zu realisieren. K STANDORTE UND INVESTITIONSZONEN O Wo werden Prioritäten in der regionalen Entwicklung gesetzt? Aufgrund seiner besseren Erreichbarkeit und der frühen außenwirtschaftlichen Öffnung ist Chinas Osten heute wesentlich weiter entwickelt als Zentral- und Westchina. Allerdings steigen gerade in den Küstengebieten die Kosten, vor allem in den großen Metropolen. Provinzhauptstädte und regionale Zentren, die inzwischen über eine hervorragende Infrastruktur verfügen, werden daher als Investitionsstandort zunehmend interessant. Im Rahmen ihrer »Go West«-Kampagne versucht die Regierung seit einigen Jahren, durch Infrastrukturausbau, Investitionsanreize sowie finanzielle Förderprogramme die Entwicklung Westchinas zu beschleunigen. Die Notwendigkeit der Entwicklung West- und Zentralchinas wurde mit den Zielen des zwölften Fünfjahresprogramms noch einmal deutlich gemacht: Ziel ist eine ausgeglichenere soziale Entwicklung des Landes und eine Verbesserung des allgemeinen Lebensstandards im ganzen Land. Auch der Nordosten steht im Zentrum wirtschaftspolitischer Regionalförderung, wobei Hightech-Unternehmen mit ausländischem Kapital angesiedelt werden sollen. Unter anderem soll die Bohai-Region um Tianjin vor den Toren Pekings zu einem Industriezentrum von gesamtnationaler Bedeutung ausgebaut werden. O Welche Auswirkungen hat die zunehmende Urbanisierung und welche Chancen bietet sie deutschen Unternehmen? Die intensive Binnenmigration und der Boom der Megastädte mit mindestens zehn Millionen Einwohnern sollen neuer Antriebsmotor für nachhaltiges und gesundes Wirtschaftswachstum werden. Mittlerweile setzt China stärker auf Wachstum aus dem Inland. Die Regierung treibt die Urbanisierung bewusst voran, um die Binnennachfrage anzukurbeln. Die Vororte von Megastädten werden verstärkt ausgebaut, um die Menschenmassen der Innenstädte besser zu kanalisieren. Die Regierung hat zudem zahlreiche Programme gestartet, um Investoren in den Westen Chinas zu locken und den Ausbau und die Stärkung der Infrastruktur in diesem Teil des Landes weiter voranzutreiben. Deutschen Unternehmen bieten sich hierbei große Chancen. Nicht nur beim Ausbau der Infrastruktur, sondern auch bei der Stadtplanung und »grüneren« Städteentwicklung ist deutsches Know-how gefragt. Investitionen in Telekom- und Dienstleistungen oder in Ausbildungsprojekte bieten weitere Möglichkeiten für deutsche Unternehmen. Gleichzeitig sind Lösungen im Bereich des Umweltschutzes und im Gesundheitssektor gefragt. O 2014: Welche regionalen Trends sind bei der Ansiedlung deutscher Unternehmen zu beobachten? Mit rund 50 Prozent aller deutschen Investitionen in China ist der Großraum Shanghai nach wie vor das wichtigste Ziel für deutsches 28ChinaContact 07 ⁄ 2014 100 FRAGEN • 100 ANTWORTEN Engagement. Wie auch für viele andere ausländische Unternehmen gewinnen die Städte der zweiten und dritten Reihe an Bedeutung. Da die gesättigten Großstädte keine ähnlich hohen Wachstumsraten mehr aufweisen, siedeln sich mehr und mehr deutsche Unternehmen in diesen Städten an, jedoch bisher ohne klaren örtlichen Schwerpunkt. O Welche Bedeutung kommt in Zukunft den sogenannten Städten der zweiten und dritten Reihe zu? »Städte der zweiten Reihe« verfügen wie die Metropolen Peking, Shanghai, Kanton und Shenzhen über eine gut ausgebaute Infrastruktur, internationale Flughäfen sowie interessante Investitionsund Geschäftsmöglichkeiten. Dazu zählen unter anderen Wuhan, Xi‘an, Chengdu, Chongqing oder Shenyang, die sich inzwischen durch eine relativ fortgeschrittene Internationalisierung und eine steigende Anzahl ausländischer Investitionen auszeichnen. Viele dieser Städte sind insbesondere durch noch niedrigere Kosten bei Mieten, Strom und Arbeitskräften als Investitionsstandort gegenüber der Küste im Vorteil. Diese Städte sind nicht nur als Produktions standort, sondern auch als Absatzmarkt attraktiv, da ein Großteil der chinesischen Konsumenten dort lebt und sich allmählich eine kaufstarke Mittelschicht bildet. Zudem zeichnet sich ab, dass Arbeiter, die früher in die Küstenregionen abgewandert sind, jetzt eher nahe ihrem Wohnort nach Arbeit suchen und dort auch die entsprechenden Möglichkeiten finden. An Bedeutung gewinnen die »Städte der dritten Reihe«, zumeist die zweit- oder drittgrößten Städte der westlichen Provinzen. Die durchschnittlichen Lohnkosten und Immobilienpreise sind hier nochmals geringer. Wenn allerdings über Investitionen in etwas entlegenen Regionen in China nachgedacht wird, sollten die Bedingungen in den in Frage kommenden Standorten genau geprüft werden. Allgemein ist zu erwarten, dass aufgrund der Bestrebungen der chinesischen Regierung, den Wohlstand im Land besser zu verteilen, auch in diesen Städten mittelfristig mit einem Anstieg des Lohnniveaus und der Lebenshaltungskosten zu rechnen sein wird. O Was ist bei einer Standortentscheidung generell zu beachten? Wichtigste Grundlage jeder Standortentscheidung ist die Erreichbarkeit essenzieller Abnehmerindustrien oder bei komplexen Produktionsstrukturen die regionale Verfügbarkeit von Zulieferern. Hohe Logistikkosten können schnell zum Preisnachteil werden. Des Weiteren müssen die zuverlässige Verfügbarkeit von Energie und das Angebot an qualifiziertem Personal betrachtet werden. Verkehrsanbindung, Lebenshaltungskosten und Lebensqualität, insbesondere Umweltverschmutzung, sind ebenfalls wichtige Aspekte. Die Möglichkeit, regionale Förderungen und Steuervergünstigungen in Anspruch zu nehmen, sollte nur ein zweitrangiges Kriterium sein, zumal genau geprüft werden muss, ob sie den zentralen Regularien entsprechen. Wichtig sind die Bestimmungen des Investitionslenkungskatalogs der Regierung, mit deren Hilfe eine Lenkung der ausländischen BDO CHINA DESK IHR PARTNER FÜR CHINA Unser China Desk unterstützt Sie bei Ihrem Engagement in China und chinesische Unternehmen bei ihren Investitionen in Deutschland. Unser China Desk-Team in Deutschland arbeitet Hand in Hand mit unseren Partnern in China. Je nach Fragestellung stellen wir integrierte Teams aus chinesischen und deutschen China-Experten zusammen, die auf die jeweiligen Bedürfnisse unserer Mandanten zugeschnitten sind. Die Team-Mitglieder unserer China Desk Standorte in Hamburg, Frankfurt und Düsseldorf haben durch ihre umfassende Expertise und langjährige Erfahrung ein tiefgehendes Verständnis für die lokalen chinesischen Märkte und die chinesische Sprache. Mit profundem Wissen um mögliche Fallstricke und kulturbedingte Problemstellungen bei Geschäftsaktivitäten helfen wir Ihnen dabei, sich optimal zu positionieren und Ihr Geschäft auf dem chinesischen Markt auszubauen. BDO AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Fuhlentwiete 12 | 20355 Hamburg Telefon: +49 40 30293-0 | [email protected] | www.bdo.de BDO AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, eine Aktiengesellschaft deutschen Rechts, ist Mitglied von BDO International Limited, einer britischen Gesellschaft mit beschränkter Nachschusspflicht, und gehört zum internationalen BDO Netzwerk voneinander unabhängiger Mitgliedsfirmen. BDO ist der Markenname für das BDO Netzwerk und für jede der BDO Mitgliedsfirmen. ChinaContact29 07 ⁄ 2014 100 FRAGEN • 100 ANTWORTEN Investitionen in einzelne Regionen angestrebt wird. China erlebt derzeit eine Verlagerung vom bisherigen quantitativen industriellen Wachstum zu qualitativ hochwertigem, ressourcenschonendem Wachstum der Volkswirtschaft. Rechtliche Rahmenbedingungen können sich kurzfristig ändern. Allein aufgrund der sprachlichen Differenzen bestehen oft Schwierigkeiten beim Zugriff auf grundlegende Informationen. Besonders Mittelständler sind daher auf ein starkes Netzwerk angewiesen, um nicht den Überblick zu verlieren. Grundsätzlich gilt, den Bedarf an Marktforschung und die eigene Sorgfaltspflicht nicht zu unterschätzen. O Flaggschiff der mit dem 3. Parteiplenum im Herbst 2013 eingeleiteten neuen Reformen ist der Aufbau der nationalen Pilot-Freihandelszone in Shanghai. Was hat es damit auf sich? Das Pilotprojekt umfasst 29 Quadratkilometer. Die Freihandelszone soll auf lange Sicht zu einem globalen Handels-, Umschlags- und Logistikzentrum entwickelt werden. In der »Reformzone«, die schon seit langer Zeit eine Freihandelszone auf nationaler Ebene ist, befinden sich Unternehmen zollrechtlich außerhalb Chinas. Waren können ohne Zollgebühren importiert, hergestellt und exportiert werden. Gleichzeitig soll sich Shanghai bis 2020 als internationales Finanzzent rum etablieren, eine lokal begrenzte Liberalisierung des Finanzsektors ist der erste Schritt in diese Richtung. Die Zone soll »Testgebiet« für den grenzüberschreitenden Handel mit Renminbi-Yuan sowie für weitere Reformen sein und die hier gesammelten Erfahrungen sollen auf andere Regionen des Landes übertragen werden. Bisher haben sechs Banken bereits eine Lizenz für die Zone erhalten, darunter die Deutsche Bank, die Ende Mai 2014 ihre Filiale eröffnet hat. Seit der offiziellen Einweihung der nationalen Freihandelszone am 29. September 2013 lassen die bisherigen Reformbestrebungen jedoch noch zu wünschen übrig. Weitere Vereinfachungen bei der Unternehmensgründung wurden zwar eingeführt und auch eine Reform des Devisenmanagements ist in Planung, aber einen wirklichen Boom hat die Freihandelszone bis jetzt noch nicht erlebt. O Lohnt zum gegenwärtigen Zeitpunkt die Überlegung, sich in der Shanghaier Pilot-Freihandelszone anzusiedeln? Bisher gleicht die Freihandelszone einem großen Experiment. Viele Beschlüsse bestehen nur auf dem Papier. Die meisten neu angesie- delten Firmen stammen aus China. Ausländische Firmen zeigen bisher eher Skepsis. (Siehe dazu auch den Artikel Seite 25 sowie Seite 37 in den »Fragen & Antworten.) O Ist damit zu rechnen, dass künftig auch in anderen Regionen ähnliche nationale Freihandelszonen wie in Shanghai entstehen? Chinas Handelsminister Gao Hucheng prüft derzeit die Zulassung weiterer Freihandelszonen auf nationaler Ebene. Tianjin und die Provinz Guangdong haben als erste grünes Licht bekommen. Von zehn weiteren nationalen Freihandelszonen wird derzeit gesprochen, was von Regierungsseite bisher nicht offiziell bestätigt wurde. Eine Reihe neuer Pilotversuche scheint jedoch sicher, gute Chancen hat zum Beispiel eine in der Planung bereits fortgeschrittene Freihandelszone, die die Wirtschaftszentren des Perlflussdeltas, einschließlich Hongkong und Macao, umfassen soll – mit einer Fläche von 931,4 Quadratkilometern. O Welche Bedeutung haben regionale Branchen-Cluster für Investoren? Branchenspezifische Cluster-Zonen verfügen meist über eine gute Anbindung an das umliegende Transportsystem und werden von der Regierung durch Steuererleichterungen und durch Investitionen in Forschung und Entwicklung gefördert. So werden bei der Ansiedlung im Sino German Ecopark Qingdao Kredite speziell für deutsch-chinesische klein- und mittelständische Unternehmen vergeben. Darüber hinaus werden zukunftsorientierte Branchen im Hightech-Bereich von der Regierung gefördert. Die Rahmenbedingungen in diesen Gebieten sind sehr günstig, ausländische Investitionen gewünscht und zusätzlich besteht der Vorteil, dass weitere ausländische Investoren in unmittelbarer Nähe sind, was den Austausch mit branchen ähnlichen Firmen ermöglicht. Ähnliche deutsch-chinesische Entwicklungszonen wie in Qingdao gibt es auch in Jiaxing, Kunshan, Jiangsu und Nantong. Auf »Deutsch« als »Markenzeichen« setzen immer mehr Städte, wenn sie Industrieparks aufbauen. So entsteht im Kreis Pujiang von Chengdu eine für den Mittelstand ausgelegte deutsch-chinesische Zone, in Foshan gibt es eine deutsch-chinesische Zone für Industrie-Service-Unternehmen, in Jieyang entsteht eine deutsch-chinesische Maschinenbau-Zone, ein ähnliches Ziel verfolgt auch Mianyang in Sichuan. K UNTERNEHMENSGRÜNDUNG O Welche Unternehmensformen gibt es? Gesellschaften mit ausländischer Beteiligung werden in den meisten Fällen als 100-prozentige Tochtergesellschaften oder als Joint Venture gegründet. Möglich ist auch die Gründung von Holding- und Aktiengesellschaften, allerdings ist dies nur für größere Unternehmen interessant. Seit März 2010 sind Foreign Invested Partnerships eine neue Alternative für eine Investition in China. Die Eigenkapitalanforderungen unterscheiden sich je nach Unternehmensform und Geschäftszweck. Eine Repräsentanz, die keine direkte Geschäftstätigkeit ausüben darf, ist oft der erste Schritt für ausländische Unternehmen, in China aktiv zu werden. Anfang 2010 wurden jedoch die Vorschriften zu Repräsentanzen verschärft, sodass dieses Unternehmensmodell seitdem weniger attraktiv ist. O Joint Venture versus 100-prozentiges Tochterunternehmen: Was ist sinnvoller? Sofern es die Gesetzgebung erlaubt, ist ein 100-prozentiges Tochterunternehmen einem Joint Venture vorzuziehen. Momentan bestehen in der Logistik- und Transportbranche, bei Finanzdienstleistungen und Versicherungsunternehmen aller Art, in der beruflichen Bildung und Wirtschaftsberatung (Marktforschung, Kreditauskunft, Bonitätsbeurteilung) noch Restriktionen. O Markteinstieg über eine Repräsentanz – ist das nach wie vor sinnvoll? Repräsentanzbüros sind nach wie vor gut geeignet, sich an den chinesischen Markt »heranzutasten«. Dies gilt insbesondere für den deutschen Mittelstand. Andererseits werden Repräsentanzbüros durch die chinesische Regierung immer weiter eingeschränkt: Ausländisches Personal einzustellen, ist schwierig und zahlreiche neue Bestimmungen erschweren diese Form des Markteintritts zunehmend. 30ChinaContact 07 ⁄ 2014 100 FRAGEN • 100 ANTWORTEN O Was ist eine Foreign Invested Commercial Enterprise (FICE)? Es ist eine Gesellschaft, die auf das Handels- und Einzelhandelsgeschäft spezialisiert ist und ermöglicht, als Zwischenhändler, Einzel- und Großhändler sowie als Franchisegeber zu agieren. Ferner dürfen Dienstleistungen angeboten werden, unter anderem Lagerung, Lieferung, Reparatur, Instandhaltung und Training. Das Mindeststammkapital liegt bei 100.000 Yuan, allerdings können die tatsächlichen Kapitalanforderungen je nach Businessplan, Standort und Geschäftsfeld höher liegen können. Für den Fall einer notwendigen nachträglichen Kapitalerhöhung gelten enge gesetzliche Beschränkungen. O Welche Voraussetzungen müssen Handelsgesellschaften erfüllen, um offizielle VAT-Belege (fapiao) ausstellen zu können? Um offizielle VAT-Belege (发票, fapiao) auszustellen, müssen Unternehmen als allgemeiner Umsatzsteuerzahler eingestuft werden, indem sie den General-VAT-Payer-Status erlangen. Für Foreign Invested Commercial Enterprises (FICE) gilt, dass entweder ein Mindestumsatzerlös von 800.000 Yuan vorliegen oder ein Stammkapital von 5.000.000 Yuan bei gleichzeitig 50 Mitarbeitern bestehen muss. Die Ausstellung offizieller VAT-Belege hat den Vorteil, dass die Vorsteuer bei der Abführung der Umsatzsteuer dem Finanzamt gegenüber geltend gemacht werden kann. Dies kann für Geschäftspartner, die ihrerseits die Vorsteuer geltend machen wollen, von großer Wichtigkeit sein. O Was sind Foreign Invested Partnership Enterprises (FIPE)? FIPE sind seit März 2010 eine Alternative für Investitionen in China. Sowohl ausländische als auch chinesische Unternehmen sowie Privatpersonen können sich an FIPE beteiligen. Für FIPE gibt es keine Mindestkapitalanforderungen. Die Struktur des Managements und die Gewinnverteilung können im Partnerschaftsvertrag festgelegt werden. Unterschieden wird zwischen General Partnership (persönlich haftender Gesellschafter) und Limited Partnership (beschränkt haftender Gesellschafter). Diese Unternehmensform wird jedoch aufgrund ihrer geringen Verbindlichkeiten in der Pra- xis selten angewandt und von den Behörden eher stiefmütterlich behandelt. O Welche Möglichkeiten gibt es für kleinere Dienstleister, in China Geschäfte aufzubauen? In der Praxis gründen viele selbstständige Dienstleister zunächst eine Offshorefirma, zum Beispiel in Hongkong, die dann in China eine Tochtergesellschaft, ein Joint Venture oder eine Repräsentanz gründet. O Ist es notwendig, auch in China Forschungskapazitäten aufzubauen? Zumindest ist zu beobachten, dass große Unternehmen vermehrt Forschungs- und Entwicklungsabteilungen in China aufbauen. Ziel ist dabei, die Entwicklung stärker an den Bedürfnissen des Marktes zu orientieren und vom chinesischen Forschungspotenzial zu profitieren. Bei mittelständischen Unternehmen beschränkt sich dies weitestgehend noch auf Anpassungen für den chinesischen Markt. O Ist es sinnvoll, für ein neu gegründetes Unternehmen zunächst eine vorläufige Adresse zu wählen? Wer sich dafür entscheidet, sollte beachten, dass ein Umzug, auch ein Umzug in einen anderen Stadtbezirk, immer mit einer lokalen Deregistrierung verbunden ist. Alle Registrierungsdokumente müssen geändert, die steuerliche Registrierung muss erneuert werden. Das alles ist mit hohem behördlichen Aufwand verbunden. Es empfiehlt sich also, bei der Standortentscheidung nicht auf eine vorläufige Lösung zu setzen. O Welche Bedeutung hat die Einhaltung von Compliance-Regeln? Trotz Kosten- und Konkurrenzdruck, ist es stets notwendig, sich zu versichern, ob lokale Gepflogenheiten im Einklang mit der Rechtslage sowie den von der Muttergesellschaft vorgeschriebenen Compliance-Regeln stehen. Ausländisch investierte Unternehmen stehen zunehmend im Radar der Steuerbehörden und auch eine lokale Rechnungsprüfung kann Compliance-Verstöße aufdecken, die im äußersten Fall sogar mit Entzug der Geschäftslizenz geahndet werden. Join the 2nd ASIAN-EUROPEAN MANAGEMENT & COACHING CONGRESS, SHANGHAI, at the Hyatt on the Bund Hotel, from September 17 to 19, 2014 Organizer: Theme of AEMCC 2014: Fostering a Responsible Innovative Organizational Culture 42 Top Speakers - 20 Nations - 4 official languages (English, Chinese, German, Russian) Target audience: VIPs from MNCs, SMEs & Government To register, please visit: www.asian-european-coaching-congress.com CONTACT US: E-Mail: [email protected] [email protected] Phone: Germany: +49 176 23 26 11 02 · Mr. Dr. Schamber China: +86 150 26 53 84 80 · Mr. Hessenthaler Russia: +7 49 52 27 72 25 · Ms. Elena Rybina Web: www.asian-european-coaching-congress.com Strategic Partner: Druckdaten_AEMCC_Anzeige_ChinaContact_175x85.indd 1 25.06.14 11:28 ChinaContact31 07 ⁄ 2014 100 FRAGEN • 100 ANTWORTEN O Welche Positionen müssen in der Unternehmensführung besetzt werden? Bei einer Unternehmensgründung sind verschiedene Positionen im Unternehmen zu besetzen. Notwendige Positionen sind hierbei die des rechtlichen Vertreters (Legal Representative), die mit einer Person besetzt werden muss. Eine weitere ist die des Direktors, der eine einzelne Person sein kann beziehungsweise als Vorstand (Board of Directors) aus mindestens drei Personen bestehen muss. Darüber hinaus muss es entweder eine Aufsichtsperson oder einen Aufsichtsrat (Supervisor oder Board of Supervisors), bestehend aus einer oder mindestens drei Personen, geben. Der General Manager besetzt eine weitere Position, die bei der Unternehmensgründung zu entscheiden ist. Die drei Positionen »Gesetzlicher Vertreter«, »Direktor« und »General Manager« können von jeweils einer Person oder in Personalunion mit einer einzigen Person besetzt werden. Zur Gründung eines Unternehmens sind mindestens zwei natürliche Personen notwendig. O Welche Rechte und Pflichten hat der gesetzliche Vertreter? Der Gesetzliche Vertreter einer Gesellschaft kann der Chairman des Board of Directors oder der CEO oder der Executive Director der Gesellschaft sein, je nachdem, wie es in der Satzung niedergelegt ist. Die Unterschrift des gesetzlichen Vertreters wird bei der Registrierung der Gesellschaft bei der Administration of Industry and Commerce hinterlegt. Damit kann der gesetzliche Vertreter auch ohne spezielle Vollmacht beziehungsweise Stempel die Gesellschaft rechtswirksam nach außen vertreten. Im Außenverhältnis haftet die Gesellschaft ihrerseits für die Geschäftsaktivitäten des gesetzlichen Vertreters, selbst wenn dieser ultra vires agiert, solange der Geschäftspartner im guten Glauben gehandelt hat. O Die Macht der Stempel: Gelten Unterschriften nichts? In China hat sich das Siegel vor Jahrhunderten etabliert und bis heute in Form des Stempels gehalten. Zwingend notwendig sind im Geschäftsalltag daher insbesondere der «Company Chop« und der »Finance Chop«. Eine alleinige Unterschrift reicht nicht für eine aussagekräftige Willenserklärung aus. Genutzt werden auch Namens- und Vertragsstempel. Gestempelt wird immer in roter Farbe. Jedes Unternehmen braucht eine Stempelordnung: Wer hat Zugang zu den Stempeln? Sind diese sicher verwahrt? Gibt es ein Muster der Stempel? Welche Dokumente müssen zusätzlich unterschrieben werden? O Welche Konten muss ein ausländisch investiertes Unternehmen in China einrichten und wie können sie genutzt werden? Für die Geschäftstätigkeit werden Fremdwährungs- sowie Renminbi-Konten benötigt. Voraussetzung für die Kontoeröffnung ist die Registrierung des Unternehmens bei der State Administration for Industry and Commerce (SAIC). Für Zahlungen vor der Registrierung können bestimmte temporäre Investitionskonten eingerichtet werden, für die jedoch eine spezielle Genehmigung der SAFE eingeholt werden muss. • Fremdwährungskonten unterliegen der strengen Aufsicht der chinesischen Devisenkontrollbehörde SAFE. Für die Eröffnung und Benutzung des Kontos sind ein Foreign Exchange Registration Certificate sowie eine Foreign Exchange Account Management Card notwendig, die jährlich neu bei der SAFE zu beantragen ist. Für Fremdwährungskonten eines Unternehmens besteht eine jährliche Prüfungspflicht durch autorisierte Wirtschaftsprüfer. Alle überregionalen und etliche regionale chinesische Banken sind zur Führung von Fremdwährungskonten berechtigt, ebenso die Filialen oder Tochtergesellschaften ausländischer Banken. • Capital Account. Das Kapitalkonto dient der Einzahlung des registrierten Eigenkapitals eines Unternehmens mit ausländischer Kapitalbeteiligung. Nach Einzahlung des Kapitalbetrages erhält das Unternehmen eine Bestätigung der Bank, die der Verifizierung der Kapitaleinzahlung durch einen Wirtschaftsprüfer dient. Jedes Unternehmen darf nur ein Kapitalkonto führen. Das Geld kann sofort nach der Einzahlung durch das Unternehmen für Investitionen genutzt werden. Wenn das Kapital vollständig aufgebraucht ist, wird das Konto geschlossen. • Der Foreign Currency Current Account dient der Zahlungsverkehrsabwicklung in Fremdwährungen, die im Rahmen des Außenhandels eines Unternehmens anfallen. Für verschiedene Fremdwährungen werden entsprechende Unterkonten eröffnet. Die kontoführende Bank erstellt am Anfang des Jahres eine Meldung an die SAFE, sollte das Konto für mehr als ein Jahr nicht genutzt worden sein. In diesem Fall muss das Konto geschlossen werden. • Foreign Debt Account. Dieses Konto wird für Fremdwährungskredite von Banken und Gesellschafterdarlehen der Muttergesellschaft eingerichtet. Für jeden Kredit wird ein eigener Foreign Debt Account eröffnet. • Foreign Loan Repayment Account. Für die Zins- und Tilgungszahlungen für Fremdwährungskredite wird je Darlehen ein eigener Foreign Loan Repayment Account eröffnet. Maximal drei Monate vor Zahlungstermin können entsprechende Beträge hier »angespart« werden. • Renminbi-Konten können bei allen lokalen Banken sowie bei den Filialen oder Niederlassungen ausländischer Banken, die über eine entsprechende Renminbi-Lizenz verfügen, eröffnet werden. • Basic Account. Der Basic Account wird ausschließlich auf Guthabenbasis geführt und erlaubt in begrenztem Maße Barauszahlungen für festgeschriebene Zwecke. Vom Basic Account können Gehaltszahlungen an Mitarbeiter abgewickelt werden. Des Weiteren können Kreditkarten (in der Regel auf Guthabenbasis) beantragt werden. Jedes Unternehmen kann nur einen CNY Basic Account unterhalten. Er wird von der kontoführenden Bank bei der chinesischen Zentralbank registriert. Diese stellt eine CNY (Yuan) Account Management Card aus, die zur Eröffnung von CNY-Konten anderen Typs benötigt wird. • Current Account. Der Current Account wird für laufende Zahlungen im Rahmen der normalen Geschäftstätigkeit von Unternehmen genutzt. Dies gilt auch für Zins- und Tilgungszahlungen. Von diesem Konto dürfen keine Barauszahlungen erfolgen. Unternehmen können mehrere Current Accounts haben, allerdings können diese nur eröffnet werden, wenn bereits ein Basic Account besteht und dieser durch die CNY Account Management Card nachgewiesen wird. O Welche Prüfberichte müssen jährlich vorgelegt werden? Die jährliche Betriebsprüfung für ausländisch investierte Unternehmen umfasst nicht nur den Jahresabschluss. Vielmehr ist eine Reihe weiterer Dokumente und Lizenzen bei insgesamt sieben Behörden (Bureau of Foreign Trade and Economic Cooperation, Financial Bureau, Customs, State Administration of Taxation, Local Tax Bureau, State Administration of Foreign Exchange, Administration of Industry and Commerce) zur Kontrolle beziehungsweise gegebenenfalls zur Erneuerung vorzulegen. Neben dem geprüften Jahresabschluss handelt es sich bei den vorzulegenden Dokumenten unter anderem um den Unternehmensprüfungsbericht, die Geschäftslizenz sowie Steuerzertifikate. K 32ChinaContact 07 ⁄ 2014 100 FRAGEN • 100 ANTWORTEN i gole Mon a aysi Mal ea Kor d nam hina apan hailan J T C Viet ien pinen ip Phil nes Indo INVESTITIONEN UND HANDEL O Chinas Wirtschaft wächst langsamer als in den vergangenen Jahren. Lohnt es sich dennoch, in China zu investieren? Prognosen gehen für 2014 von einem Zuwachs der Wirtschaftsleistung von etwa 7,5 Prozent aus. Das ist nach wie vor beachtlich und das Land bleibt für internationale Unternehmen weiterhin ein interessanter Standort, auch wenn der im Mai veröffentlichte »Business Confidence Survey« der EU-Handelskammer in China den Eindruck erweckt, »die goldenen Zeiten« seien für europäische Firmen vorüber. Gleichwohl haben sich die Firmen dazu bekannt, weiter in China aktiv zu sein, wenn sich die Rahmenbedingungen verbessern. Die Umorientierung auf eine höhere Wertschöpfung in der chinesischen Wirtschaft dürfte aber gerade innovativen Unternehmen aus Deutschland neue Investitions- und Absatzchancen bieten. Ebenso die zu lösenden Herausforderungen, wie etwa nachhaltige Stadtentwicklung, Aufbau alternativer Verkehrssysteme, Erhöhung der Energieeffizienz, Verbesserung der Gesundheitsfürsorge. O Welche Veränderungen gibt es beim Engagement deutscher Unternehmen in China? Ausländische Unternehmen reagieren auf die Veränderung in der Wirtschaftspolitik, insbesondere auf die Stärkung des Binnenmarktes als Wachstumsmotor. Heute geht es nicht mehr darum, nur nach China zu liefern, sondern dort auch zu produzieren und Produkte zu entwickeln beziehungsweise anzupassen, die den Bedürfnissen des lokalen Marktes entsprechen. Neben Investitionsgüterherstellern wird der chinesische Markt zunehmend auch für Konsumgüterproduzenten interessant, ebenso für Luxusgüterhersteller. Dabei können sie von einer wachsenden Mittelschicht mit entsprechenden Konsumwünschen profitieren, die sich inzwischen nicht nur in den Küstenregionen konzentriert. Daher wird der Aufbau von Produktionskapazitäten in Zentral- und Westchina sowie im Nordosten des Landes immer wichtiger. O Wie wichtig ist es für mittelständische Zuliefererfirmen, in China präsent zu sein? Just in Time gilt zunehmend auch in China. Die Nähe zum Kunden spielt eine große Rolle. Wenn mittelständische Zulieferer nicht den Schritt nach China wagen, laufen sie Gefahr, durch lokale Wettbewerber ersetzt zu werden. Just in Time gilt gleichzeitig auch für den Service. Chinesische Firmen erwarten umgehende Dienstleistungen und sind selten bereit, mehrere Wochen auf einen Service-Ingenieur oder Ersatzteile zu warten. O Wie verändern sich Markt und Kundenstruktur in China und welche Bedeutung haben private chinesische Unternehmen? Privatwirtschaftliche Unternehmen (民营企业) werden in der neuen Reformetappe weiter gestärkt. Sie sollen dieselben Rechte beim Zugang zu Ressourcen und Finanzmitteln bekommen wie staatliche Unternehmen, wobei der Markt darüber entscheiden soll. Viele dieser Privatunternehmen sind sogenannte »Hidden Champions« mit innovativer Produktion, die als Kunden und Geschäftspartner für ausländische Firmen an Bedeutung gewinnen und die zunehmend auch auf dem europäischen Markt beispielsweise mit Übernahmen oder dem Aufbau von Produktions- und Entwicklungskapazitäten aktiv sind. Es lohnt sich daher gerade für mittelständische Firmen, über strategische Allianzen auch mit diesen Firmen nachzudenken, beispielsweise um den Zugang zum chinesischen Markt zu erleichtern. O Was sind aus deutscher Sicht die größten Hindernisse für ein Engagement in China? Auch wenn sich die Rahmenbedingungen für das Chinageschäft in den vergangenen Jahren deutlich verbessert haben, beklagen ausländisch investierte Unternehmen in China, dass es nach wie vor kein generelles »Level Playing Field« gibt. Chinesisch investierte Unternehmen und ausländisch investierte werden oft nicht gleich behandelt, unter anderem beim Zugang zu öffentlichen Ausschreibungen. Grundsätzlich werden die Ausschreibungen publik gemacht, zum Teil jedoch nur in chinesischer Sprache. Nach Einschätzung der Europäischen Handelskammer in China konnten europäische Unternehmen im Jahr 2013 aufgrund des beschränkten Marktzugangs und des rechtlichen Umfelds Geschäftschancen im Gesamtumfang von etwa 21,3 Milliarden Euro nicht wahrnehmen. O Gibt es noch den Katalog für ausländische Investitionen in China? Ja, der sogenannte Lenkungskatalog besteht nach wie vor und regelt, in welchen Bereichen ChinaContact33 07 ⁄ 2014 Kommunikation über Horizonte hinaus Dr. Boesken & Partner Ostasien Service GmbH Büro Hamburg Beimoorstraße 29 D-22081 Hamburg Tel (040) 20 94 84-0 Fax -74 Büro Stuttgart Bopserstraße 8 D-70180 Stuttgart Tel (0 711) 24 83 98-30 Fax -55 [email protected] www.ostasienservice.de Fach- Technik, Wirtschaft, übersetzungen: Wissenschaft, Recht, Urkundenübersetzung (beglaubigt) Technische Satz und Layout für Dokumentation: Printmedien, Web-Design, CJK-Datenbanken, Einsatz von Translation Memory Tools Dolmetscher- Fachdolmetschen, Dienste: Betreuung von Verhandlungen und Delegationen Beratung, Asien-Seminare, Schulung: Image und Werbung, Interkulturelles Management www.ostasienservice.de . . . näher dran am Fernen Osten! 100 FRAGEN • 100 ANTWORTEN Investitionen erlaubt, beschränkt erlaubt oder verboten sind. Die letzte Aktualisierung erfolgte Ende 2011. Im Zusammenhang mit der Shanghaier Freihandelszone wird von einer »Negativliste« gesprochen, in der Bereiche erfasst werden, in denen keine Investitionen erlaubt sind. Alles, was nicht verboten ist, ist erlaubt. Sie gilt allerdings nur für die Zone und nicht landesweit. O Wie groß ist der Zufluss europäischer Investitionen in China? China ist nach wie vor für europäische Investoren eines der wichtigsten Investitionsziele. Zwar wurden laut Mofcom 2013 mit 1.523 Firmen 10,4 Prozent weniger europäische Neugründungen als 2012 registriert, das Volumen der Investitionen stieg aber um 18,1 Prozent auf 7,13 Milliarden US-Dollar. Davon entfielen 2,1 Milliarden auf deutsche Investitionen. Nach Hongkong (78,3 Milliarden US-Dollar), Singapur (7,3 Milliarden US-Dollar), Japan (7,1 Milliarden), Taiwan (5,2 Milliarden US-Dollar), den USA (3,4 Milliarden US-Dollar) und Korea (3,1 Milliarden US-Dollar) war Deutschland 2013 siebtgrößter Investor in China. O Chinesische Investitionen in Europa – welche Trends gibt es? Entwickelte Märkte wie Europa rücken immer stärker in den Mittelpunkt der Internationalisierungsstrategien chinesischer Unternehmen. Dabei geht es nicht mehr nur um den Aufbau von Absatz organisationen, sondern zunehmend auch um Produktionsstätten und Entwicklungseinrichtungen sowie Übernahmen von Firmen, wobei ein deutlicher Trend ist, die traditionellen Produktions standorte in Europa und damit auch die Arbeitsplätze zu erhalten. Laut Mofcom investierten chinesische Firmen 2013 90,2 Milliarden US-Dollar im Ausland, 16,8 Prozent mehr als 2012. Der europäische Anteil ist allerdings noch relativ gering. Auf etwa zwei Milliarden Euro belaufen sich die chinesischen Gesamtinvestitionen in Deutschland. O Welche Bedeutung hat China als Handelspartner für Deutschland? Deutschland ist für China der wichtigste Handelspartner in der Europäischen Union und China für Deutschland der wichtigste in Asien. Das deutsch-chinesische Handelsvolumen belief sich im Jahr 2013 auf mehr als 140 Milliarden Euro, davon entfielen auf chinesische Lieferungen nach Deutschland 73,4 Milliarden Euro, während deutsche Firmen Waren im Wert von gut 67 Milliarden Euro nach China lieferten. O Bilaterale und regionale Freihandelsabkommen – wie können deutsche Unternehmen davon profitieren? Während in den Doha-Verhandlungen kein Durchbruch zu sehen ist, werden immer mehr regionale Freihandelsabkommen geschlossen. 2010 trat das Freihandelsabkommen zwischen China und der ASEAN in Kraft. Im Gespräch ist eine nordasiatische Freihandelszone, die China, Japan und Korea umfassen soll, wobei es momentan aufgrund der chinesisch-japanischen Spannungen eher danach aussieht, dass es eher auf ein chinesisch-koreanisches Freihandelsabkommen hinausläuft. Unternehmen, die nicht nur den chinesischen Markt als Ziel sehen, können im Handel mit den Vertragsländern von den günstigen Zöllen profitieren. Dasselbe trifft auch auf die Beschaffung zu. O Gibt es Aussichten für ein Freihandelsabkommen zwischen der EU und China? Ein Freihandelsabkommen mit China steht für die EU derzeit nicht auf der Tagesordnung. Priorität hat für die EU ein Investitionsschutzabkommen mit China, dessen Verhandlung Ende 2013 aufgenommen wurde, um die Rahmen- und Marktzugangsbedingungen für europäische und chinesische Unternehmen im jeweils anderen Wirtschaftsgebiet zu verbessern und Rechtssicherheit für Investoren zu garantieren. K FINANZIERUNG O Welche aktuellen Trends gibt es in der Entwicklung des chinesischen Finanzsektors? Die Regierung versucht, die Bewegungsmöglichkeiten auf dem Finanzmarkt zu erweitern. Die für Finanzen zuständigen Behörden wie die Zentralbank PBOC oder die Devisenbehörden SAFE ziehen sich schrittweise aus der Kontrolle individueller Transaktionen zurück und verlegen sich mehr auf die makroökonomische Steuerung. Damit wurden allerdings die Finanzvorschriften nicht abgeschafft. In vielen Fällen wurden lediglich die Kontrollen an die Geschäftsbanken delegiert oder geforderte Genehmigungen durch Registrierungen ersetzt. Ein großer Schritt war die Abschaffung der Bindung der Kreditzinssätze an die Referenzzinssätze der Zentralbank im Juli 2013. O Welche Trends sind bei der Internationalisierung des Renminbi-Yuans zu beobachten? Die 2009 begonnene Internationalisierung des Yuans ist durch die regulativen Entscheidungen im Oktober 2011 und März 2012 weiter vorangeschritten: Die bis dahin noch bestehenden Beschränkungen für Zahlungen im Bereich Handel/Services wurden aufgehoben und Schritte zur Öffnung von Zahlungen im Kapitalbereich vorgenommen. Für Zahlungen aus dem laufenden Geschäft gilt weiterhin, dass diese wie internationale Zahlungen in Devisen an ein nachgewiesenes Grundgeschäft gekoppelt sein müssen. Grenzüberschreitende Zahlungen in Yuan sind ohne diesen Nachweis nicht möglich. Zah- lungen im Kapitalbereich, vor allem die Einzahlung von Kapital für Investitionen sowie grenzüberschreitende Kredite, sind seit Oktober 2011 möglich, bedürfen allerdings der behördlichen Genehmigung. Die bestehenden Vorschriften für den grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr sind mittlerweile recht klar, allerdings im chinesischen Markt unzureichend bekannt. Daher kommt es bei Zahlungen in Einzelfällen zu Problemen und Missverständnissen. Als nächster Schritt wird die Einführung des an den internationalen Zahlungsverkehr in Yuan angepassten Zahlungsverkehrssystems in China Ende 2014 erwartet. Hiermit sollten auch einige noch bestehende technische Herausforderungen gelöst werden. Außerdem wurde das Netz von Renminbi-Yuan-Finanzplätzen erweitert. Neben Hongkong und Singapur gehören jetzt auch London und Frankfurt am Main dazu. Zu beobachten ist, dass vermehrt aus dem Handel mit China erwirtschaftete Yuan für Zahlungen außerhalb Chinas genutzt wurden. • Welche Bedeutung hat aus deutscher Sicht, dass Frankfurt am Main den Zuschlag für das Renminbi-Offshore-Geschäft auf dem europäischen Kontinent erhalten hat? Für Frankfurt am Main als wichtigstem Finanzplatz der Euro-Zone und EZB-Sitz ist die Anerkennung als offizieller Yuan-Handelsplatz ein Zeichen, für den international aufstrebenden Yuan mit anderen internationalen Finanzplätzen in erster Reihe zu stehen. Praktisch 34ChinaContact 07 ⁄ 2014 I 100 FRAGEN • 100 ANTWORTEN werden durch die Einrichtung einer direkten Verrechnungsbank für Yuan in Frankfurt am Main die technischen Möglichkeiten für die Marktteilnehmer am Standort erweitert und erleichtert. • Ist in naher Zukunft mit einer Konvertibilität des Renminbi-Yuans zu rechen? Stark abhängig von der Entwicklung der Weltwirtschaft und damit auch der chinesischen Wirtschaft kann mit einer vollständigen Konvertibilität der chinesischen Währung und einer Freigabe der Wechselkurse erst in den kommenden fünf bis zehn Jahren gerechnet werden. Allerdings wurden in den vergangenen Monaten weitere Schritte in Richtung einer freien Währung unternommen. Durch die Ausweitung der Bandbreite auf nunmehr zwei Prozent um den Mittelkurs, in dem die Marktteilnehmer in China die Umrechnungskurse zwischen Yuan und US-Dollar festlegen dürfen, setzt die Regierung ein Zeichen in Richtung mehr Liberalisierung. Des Weiteren wird erwartet, dass die neu gegründete nationale Freihandelszone in Shanghai genutzt wird, um weitere Reformen zu testen, die dann hoffentlich zügig auch im Rest Chinas umgesetzt werden. O Wie hoch sind Chinas Devisenreserven? Auch in den ersten Monaten 2014 sind Chinas Währungsreserven weiter stark angestiegen – auf fast vier Billionen US-Dollar Ende April. Ein Grund dafür war sicher die Intervention der chinesischen Zentralbank gegen den Yuan-Kurs zum US-Dollar seit Anfang des Jahres. Seit der teilweisen Freigabe des Wechselkurses im Jahr 2005 gab es praktisch nur eine Aufwertung des Yuans gegenüber dem US-Dollar. Von Januar bis Juni 2014 verlor der Wert etwa drei Prozent. Die Zentralbank wollte sicher ein Zeichen setzen, dass die Einbahnstraße bei der Kursentwicklung nicht auf ewig weiterläuft. Über die Verteilung der erheblichen Devisenreserven gibt die Zentralbank keine Auskünfte. Experten gehen davon aus, dass etwa zwei Drittel der Reserven in US-Dollar angelegt sind. Experten erwarten künftig eine langsamere Steigerung der Reserven aufgrund eines ausgeglicheneren Außenhandels und Maßnahmen der Regierung, den Zufluss an spekulativem Geld weiter einzudämmen. O Welche Bedeutung hat die Möglichkeit, Renminbi-Konten in Deutschland zu eröffnen, für das Handelsgeschäft mit China? Damit können Unternehmen in Deutschland die aus dem Handel mit China erhaltenen Yuan ansparen und für Geschäfte mit oder Investitionen in China ohne Umrechnung verwenden. Dies erspart Umrechnungskosten und macht den Handel flexibler. O Lohnt es sich, Anlagen in China in Yuan zu tätigen? Währungsexperten erwarten eine weitere Aufwertung des Yuans gegenüber dem US-Dollar. Seit Juni 2005 wurde die chinesische Währung gegenüber dem US-Dollar um 25 Prozent aufgewertet. Unter Berücksichtigung dieser Entwicklung und der wachsenden Bedeutung des Yuans auf den internationalen Finanzmärkten ist es Ihr Partner bei Mitarbeiterentsendungen Im Zuge der fortschreitenden Globalisierung wächst die Bedeutung des internationalen Einsatzes von Mitarbeitern. Der Global Expatriate Service der WTS bietet Ihnen eine umfassende Betreuung in allen arbeits-, aufenthalts-, sozialversicherungs- und steuerrechtlichen Fragen rund um die Mitarbeiterentsendung aus einer Hand. Erfahren Sie mehr: RA StB Frank Dissen / Head of Global Expatriate Services Frankfurt +49 69 1338456-52 / [email protected] ChinaContact35 07 ⁄ 2014 www.wts.de/mitarbeiterentsendung 100 FRAGEN • 100 ANTWORTEN durchaus zu empfehlen, Anlagen in dieser Währung in der Anlagestrategie zu berücksichtigen. Dies gilt vor allem für Unternehmen, die bereits im Chinahandel tätig sind. Zu berücksichtigen ist allerdings, dass direkte Anlagen auf dem chinesischen Finanzmarkt nur für speziell lizenzierte Unternehmen, in der Regel Banken, möglich sind. Alternativen bietet der Yuan-Offshore-Markt in Hongkong, Singapur, London oder Frankfurt am Main. antwortlichen des Unternehmens bei der Kontoeröffnung in den Geschäftsräumen der Banken anwesend sein. Die Kontoeröffnung muss in einem separaten Raum stattfinden und gefilmt werden. Des Weiteren müssen Mitarbeiter der Bank das Unternehmen in einem vorgegebenen Zeitraum besuchen. Hiermit soll sichergestellt werden, dass nur Konten für reale Unternehmen mit entsprechend legalem Hintergrund geführt werden. O Welche Beschränkungen gibt es beim Rücktransfer von Gewinnen nach Deutschland? Ausländisch investierte Unternehmen können ihre Gewinne unter Einhaltung von festgelegten Bedingungen im Ausland ausschütten. Grundvoraussetzung ist die Bestätigung eines Wirtschaftsprüfers, dass das registrierte Kapital der Gesellschaft voll eingezahlt wurde. Des Weiteren müssen die Foreign Exchange Registration, ein zertifizierter Wirtschaftsprüferbericht für das betreffende Geschäftsjahr sowie der Beschluss der Gesellschafterversammlung über die Gewinnverteilung vorgelegt werden. Durch Dokumente der Steuerbehörden muss nachgewiesen werden, dass der Steuerpflicht nachgekommen wurde. Es ist zu beachten, dass seit dem 1. Januar 2008 mit dem Inkrafttreten des neuen Körperschaftsteuergesetzes Dividendenausschüttungen ins Ausland einer Quellensteuer unterliegen. O Welche Voraussetzungen müssen erfüllt werden, um bei einer chinesischen Bank einen Kredit zu bekommen? Grundsätzlich treffen chinesische Banken ihre Kreditentscheidungen nach risiko- und geschäftspolitischen Maßstäben. Ein direkter Eingriff des Staates bei der individuellen Kreditvergabe besteht nicht mehr. Allerdings wird die generelle Bereitschaft der Banken, Kredite zu vergeben, weiterhin durch makroökonomische Eingriffe der chinesischen Regierung stark beeinflusst. So wurden 2011 die chinesischen Banken mittels geldpolitischer Instrumente und direkter Wachstumsvorgaben gezwungen, ihre Neukreditvergabe stark einzuschränken. Dies wirkte sich unter anderem sehr stark auf die Bereitschaft der Banken aus, Kredite an mittelständische Unternehmen zu vergeben. Angesichts der sinkenden Prognosen für das Wirtschaftswachstum hat sich das inzwischen geändert. Speziell für neu gegründete Firmen mit ausländischem Hintergrund werden Kredite in der Regel nur auf Basis von entsprechenden Sicherheiten gewährt. Hier werden in der Praxis neben der Beleihung von Grundstücken und Gebäuden nur noch Garantien ausländischer Banken akzeptiert. O Kann ein ausländischer Investor in China auf eine Bankbeziehung zu einer chinesischen Bank verzichten? Auch wenn sich die Präsenz ausländischer Banken stark erhöht hat, sind die meisten Filialen in Shanghai, Peking oder Tianjin angesiedelt. Chinesische Banken bieten eine engere räumliche Nähe zu den Kunden, was sich vor allem im Tagesgeschäft positiv auswirken kann. O Unter welchen Voraussetzungen kann ein Konto bei einer chinesischen Bank eröffnet werden? Geschäftskonten bei Banken in China können nur eröffnet werden, wenn die Firma in China registriert ist. Die Eröffnung von chinesischen Onshore-Konten durch ausländische Unternehmen ist nicht gestattet. Einige Banken in China bieten für ausländische Unternehmen sogenannte Non Resident Accounts an. Dabei handelt es sich allerdings um Offshore-Konten. Geld auf diesen Konten wird wie Geld im Ausland betrachtet und unterliegt bei Zahlungen von und nach China den gleichen Vorschriften wie bei normalen Auslandstransaktionen. O Welche formalen Bedingungen müssen für die Kontoeröffnung bei einer Bank in China erfüllt werden? Neben den bekannten dokumentären Bedingungen und Anforderungen für die Eröffnung von Geschäftskonten müssen die Ver- O Wie können Forderungen abgesichert werden? Im innerchinesischen Handel bestehen nur wenig Möglichkeiten, Forderungen abzusichern. Gängige Praxis ist, vor allem bei neuen Geschäftsbeziehungen entsprechend hohe Vorauszahlungen zu verlangen. Daneben bieten Banken von ihnen ausgestellte und für einen festgelegten Zeitraum garantierte Schecks als Möglichkeit, Zahlungen sicherzustellen. Ein weiterer Vorteil dieser garantierten Bankschecks ist das Angebot der Banken, sich über eine Diskontierung der Schecks direkt Geld zu besorgen. Forfaitierungen oder Factoring werden von einigen Banken inzwischen angeboten, sind aber eher unüblich. Da Vorauszahlungen für chinesische Unternehmen aufgrund bestehender Vorschriften beschränkt sind, sollte die Zahlungsabwicklung im internationalen Handel mit China wenn möglich immer durch ein Akkreditiv abgesichert werden. Das bei diesem Instrument bestehende Bankenrisiko kann in der Regel von der Hausbank durch eine stille oder offene Bestätigung abgesichert werden. K RECHT UND STEUERN O Welche wesentlichen rechtlichen Neuregelungen traten seit Mitte 2013 in Kraft? Der Gesetzgeber war seit Mitte 2013 in verschiedenen Rechtsgebieten sehr aktiv. Unter anderem sind zum 1. Juli 2013 Änderungen im Arbeitsvertragsgesetz und bei den Visa in Kraft getreten. Ab 1. September 2013 können gemäß einer Notice vom National Tax Bureau und der Devisenaufsichtsbehörde SAFE bis zu 50.000 US-Dollar je Überweisung im vereinfachten Verfahren ins Ausland überwiesen werden. Zuvor waren es maximal 30.000 US-Dollar. Im Gesellschaftsrecht traten zahlreiche Neuregelungen zum 1. März 2014 in Kraft. Ziel ist, den Genehmigungsprozess von Verwaltungsdetails zu entschlacken, um so den Firmen mehr Gestaltungsfreiheit zu gewähren. So wurden gesetzliche Anforderungen zum Mindeststammkapital aufgehoben, die entsprechenden Einzahlungsfristen flexibilisiert und Registrierungspflichten reduziert. Der Ratschlag für die Praxis bleibt allerdings unverändert: Die Gründung der Firma sollte vor Einreichung der offiziellen Antragsunterlagen mit der zuständigen Behörde inoffiziell besprochen werden. So können später Probleme oder Zeitverzögerungen bei den Formalien vermieden werden. 36ChinaContact 07 ⁄ 2014 100 FRAGEN • 100 ANTWORTEN Ebenfalls wichtige Änderungen traten zum 1. Mai 2014 im Markenrecht in Kraft. Hervorzuheben sind die Einführung des in der EU bekannten »Multi-Class«-Systems, die Anerkennung von »Klangmarken«, Regelungen zur Beschleunigung des Anmelde- und Prüfungsverfahrens sowie Verbesserungen im Schutz gegen bösgläubige Markenanmeldungen. Am 28. März 2014 haben Deutschland und China ein neues Doppelbesteuerungsabkommen (DBA) unterzeichnet. Welche Bedeutung hat die neue Freihandelszone in Shanghai? Die Eröffnung der »China (Shanghai) New Pilot Free Trade Zone« (FTZ) am 29. September 2013 ist als wirtschaftspolitische Richtungsbestimmung für die weitere Öffnung Chinas zu verstehen. Zusätzlich soll die Verwaltung durch die Einführung einer »Negativliste« tiefgreifend reformiert und im Ergebnis entmachtet werden. Bislang gilt, dass wirtschaftliches Handeln verboten ist, es sei denn, es ist behördlich genehmigt. Neu würde dann gelten, dass alles erlaubt ist, es sei denn, die Tätigkeit ist gemäß »Negativliste« verboten. Genehmigungen sind also nicht mehr notwendig, sondern lediglich Anmeldungen oder Registrierungen. Generell lässt die Tatsache, die Reformen in einer Freihandelszone auf nationale Tauglichkeit zu testen, auf das Interesse Chinas schließen, inhaltliche Schwerpunkte der weiteren Öffnung beim internationalen Handel zu setzen sowie der damit verbundenen Liberalisierung des Renminbi-Yuans in vorsichtigen kleinen Schritten. So wurden zuerst Vereinfachungen bei der Zollabwicklung in der FTZ beschlossen. Des Weiteren sind einige devisenrechtliche Genehmigungen für chinesische Firmen weggefallen, die mit Sitz in der FTZ im Ausland investieren wollen. Die Liberalisierung des Yuans geht nur langsam voran. Es fehlen, wie in anderen Bereichen der FTZ auch, noch konkrete Regularien. Schiedsgericht versus reguläres Gericht: Was ist im Rechtsstreit zu bevorzugen und warum? Auch wenn sich die lokale Gerichtsbarkeit in Großstädten wie Shanghai und Peking verbessert hat, bleibt die Empfehlung, das Schiedsverfahren vor der China International Economic and Trade Arbitration Commission (CIETAC) vertraglich festzuschreiben. Die Schiedssprüche gelten als ausgewogen und im Allgemeinen als rechtlich korrekt. Als Sprache des Verfahrens kann Englisch gewählt werden, was im Falle von längeren, gerichtlich relevanten englischsprachigen Dokumenten auch ein erheblicher Kostenvorteil sein kann, da eine Übersetzung ins Chinesische entfällt. Ausländische Anwälte sind als Schiedsrichter zugelassen. Leider streiten sich aktuell CIETAC Peking mit ihren Niederlassungen in Shanghai und Shenzhen über verfahrensrechtliche Vorschriften. Das (Zwischen-)Ergebnis ist, dass CIETAC Shanghai und Shenzhen gegenüber Peking ihre Unabhängigkeit erklärt haben. Daraus können Zuständigkeitsprobleme für die Parteien entstehen. Zudem werden in der Praxis Schiedsklauseln in Verträgen verwendet, die Cultural Intelligence Analysis and best practices in doing business with the Chinese 10. September 2014 in Zürich www.connect-china.ch Nicole Brandes Prof. Dr. Klaus Wellershoff Pionierin auf dem Feld CEO Wellershoff & Partners der «Cultural intelligence» ChinaContact 37 07 ⁄ 2014 100 FRAGEN • 100 ANTWORTEN juristisch nicht sauber formuliert sind. Daher sollten Zuständigkeit und Schiedsklauseln von einem in China erfahrenen internationalen Anwaltsbüro auf Rechtslage und Vollständigkeit überprüft werden. Die zuständige CIETAC muss eindeutig definiert werden. O Was sind die häufigsten Fehler deutscher Unternehmen beim Schutz von Urheber-, Patent- und Markenrechten in China? Deutsche Unternehmen, die noch nicht auf dem chinesischen Markt präsent sind, sehen häufig nicht die Notwendigkeit, ihre gewerblichen Schutzrechte in China anzumelden. Dabei gilt in China das »First-to-File«-Prinzip, eine rein internationale Anmeldung reicht nicht aus. Häufig melden chinesische Unternehmen Rechte anderer, speziell vor dem Markteintritt stehender Firmen an. Somit können sie zum späteren Zeitpunkt dem eigentlichen Rechteinhaber den Vertrieb der Produkte in China verbieten. O Was ist bei Standards zu beachten? Ausländische Unternehmen in China kritisieren nach wie vor die fehlende Harmonisierung von Standards sowie die Schaffung eigener Standards. Einerseits werden dadurch Marktzugangsbarrieren aufgebaut, andererseits Probleme im Zusammenhang mit Fragen des Schutzes geistigen Eigentums erzeugt. Der Catalogue of CCC Certifikation des China Quality Certification Center, letztmalig 2013 überarbeitet, listet 157 Einzelprodukte in 22 Produktkategorien auf, die als Voraussetzung für den Vertrieb auf dem chinesischen Markt eine CCC-Zertifizierung (China Compulsory Certification) benötigen. Im Zulassungsprozess werden teilweise vertrauliche Informationen zur Technologie abgefragt, die anderswo normalerweise nicht gefordert sind. Unter www.cqc.com.cn finden Sie die jeweils aktuelle Liste. O Welche Besonderheiten gibt es bei der Rechnungslegung? Schon Anfang 2006 wurde die Annäherung der chinesischen Rechnungslegungsstandards an die in Europa geltenden International Financial Reporting Standards bekanntgegeben. Folgende Besonderheiten der chinesischen Rechnungslegung bleiben auch 2014 erhalten: Verbot einer Wertaufholung bei vorangegangener Wertminderungsabschreibung, Zuwendungen durch die öffentliche Hand, Angaben über Beziehungen zwischen nahestehenden Staatsunternehmen. Die überarbeiteten China Accounting Standards galten zunächst nur für an der Börse gelistete Unternehmen, werden aber Schritt für Schritt auf andere Unternehmen ausgeweitet. Zu beachten ist, dass eine chinesischsprachige Buchhaltung zu führen ist und die Buchhaltungssoftware bei der Steuerbehörde registriert sein muss. O Wie werden Unternehmen und Repräsentanzen besteuert? Seit Anfang 2008 beträgt die Körperschaftsteuer 25 Prozent auf Gewinne eines Unternehmens. Je nach Tätigkeit der Firma ist die anzuwendende Mehrwertsteuer als VAT mit Vorsteuerabzug oder als Business Tax ohne Vorsteuerabzug ausgestaltet. Weitere Unternehmenssteuern sind von der unternehmerischen Tätigkeit abhängig und können regional unterschiedlich sein, zum Beispiel Land Use Tax, Consumption Tax, Resources Tax et cetera. Repräsentanzen sind reine Vertretungsbüros, die in China registriert sind und keine Einnahmen erzielen dürfen. Das Ausgabenkonto des Büros wird durch Einzahlungen aus dem Stammhaus bedient. Sofern das Büro steuerpflichtige Handlungen wie Dienstleistungen erbringt, kann die Besteuerung anhand der geschätzten oder tatsächlichen Einnahmen beziehungsweise Gewinne erfolgen. Fehlen derartige Handlungen oder Grundlagen für eine Schätzung, erfolgt die Besteuerung auf Grundlage der Ausgaben des Büros (Cost-Plus-Methode). Die Steuerbelastung betrug vormals zehn Prozent, heute gelten rund 15 Prozent der Ausgaben als Besteuerungsbasis. In der Praxis wurden deshalb Kosten des Büros teilweise direkt aus dem Ausland beglichen, zum Beispiel Mietzahlungen an den Vermieter, um die lokal in China anfallenden Gesamtkosten gering zu halten. 2009 wurde von der Steuerverwaltung allerdings klargestellt, dass dies als Steuerhinterziehung gewertet wird und Mieter wie Vermieter hierfür haftbar sind. Unter gewissen Voraussetzungen kann das Repräsentanzbüro die Befreiung der Steuerpflicht beantragen. Unabhängig von der gewählten Rechtsform erfolgt die Besteuerung der Gehälter der Angestellten entsprechend der Einkommensteuertabelle. O Welche Veränderungen bringt das neue Doppelbesteuerungsabkommen (DBA) zwischen Deutschland und China? Die Quellensteuer für Gewinnausschüttungen der chinesischen Tochtergesellschaft an die deutsche Mutter wird künftig von zehn auf fünf Prozent reduziert. Mangels Ausführungsbestimmungen ist bislang noch unklar, ob dieser neue Prozentsatz im Rahmen einer wirtschaftlichen Betrachtungsweise auch dann gilt, wenn eine reine Finanzholding zwischengeschaltet ist, die den Gewinn an die deutsche Mutter weiterleitet. Ebenfalls gelten in manchen Fällen geringere (sechs Prozent) Quellensteuern für Lizenzgebühren. Bei der Besteuerungsgrundlage für Betriebsstätten wurde in der Neuformulierung klargestellt, dass sechs Monate exakt 183 Tage bedeuten. Das neue DBA gilt nicht für Hongkong, Macao und Taiwan. O Was bedeutet die VAT-Reform für Geschäfte in China? Die VAT-Reform ist in Shanghai als Pilotprogramm seit dem 1. Januar 2012 in Kraft und betrifft den Dienstleistungssektor. Bislang führten viele Dienstleister keine VAT, sondern Business Tax in Höhe von drei bis fünf Prozent ab. Ein Vorsteuerabzug war nicht möglich. Seit dem 1. Januar 2012 wurde die Business Tax für die Dienstleistungsbereiche Transport, Technologie, Logistik und Consulting abgeschafft. Diese Unternehmen müssen jetzt eine VAT je nach Dienstleistung in Höhe von drei bis 17 Prozent abführen. Auch nicht in China ansässige Unternehmen müssen VAT für entsprechende Leistungen abführen, es sei denn, der Service für das Unternehmen in China wird vom Dienstleister vollständig im Ausland erbracht. Gemäß Ankündigung vom 10. April 2013 soll die Umstellung auf VAT schrittweise auf das ganze Land ausgeweitet werden. Unternehmen, die gegebenenfalls unterschiedlichen Steuersätzen unterliegen, sollten mit den Steuerbehörden die Einordnung der jeweiligen Dienstleistung besprechen. Sonderfälle erlauben sogar eine Erstattung für Dienstleistungen mit »Null«-Steuersatz, zum Beispiel in der qualifizierten internationalen Logistik, für F&E oder im Design, sofern diese Dienste an ausländische Firmen erbracht werden. O Am 1. Juli 2013 trat das Gesetz für Ein- und Ausreise der VR China in Kraft. Was bedeuten die Bestimmungen für Praktikanten? Praktika für Ausländer, die mehrere Monate dauern, sind nahezu unmöglich, denn angestellte Praktikanten gelten als erwerbstätig und benötigen ein Arbeitsvisum, es sei denn, der Praktikant ist gleichzeitig an einer chinesischen Universität immatrikuliert. Eine Voraussetzung für ein Arbeitsvisum ist Berufserfahrung nach Studienabschluss 38ChinaContact 07 ⁄ 2014 100 FRAGEN • 100 ANTWORTEN (regional unterschiedlich zwischen zwei und drei Jahren). Ob unbezahlte Praktika von wenigen Wochen nur mit Business Visa legal sind oder in der Praxis geduldet werden, bleibt unklar. O Seit 2013 besteht die Möglichkeit, für 72 Stunden visafrei in China einzureisen. Unter welchen Voraussetzungen? Reisende aus 45 Ländern, einschließlich Deutschland, können sich 72 Stunden in China mit Transit-Visum aufhalten. Dabei müssen Einund Ausreise über die Flughäfen Peking, Shanghai, Kanton, Cheng du und seit 1. April 2014 Chongqing, Dalian, Shenyang erfolgen. Voraussetzung sind die Vorlage gültiger Reisedokumente sowie der Nachweis für den Weiterflug in ein Drittland. Hongkong, Taiwan und Macao gelten dabei als Drittland. O Welcher Zusammenhang besteht zwischen dem Visum für den Aufenthalt in China und der Steuerpflicht? Zwischen Aufenthaltstitel und Steuerpflicht besteht kein direkter Zusammenhang. Die Annahme, dass Ausländer nur dann steuerpflichtig sind, wenn sie über Arbeitsvisum und Arbeitserlaubnis verfügen, ist nicht korrekt. Denn auch bei illegalem Aufenthalt kann eine Steuerpflicht entstehen. Entscheidend sind Länge der Tätigkeit in China sowie Art und Weise der Erzielung der Einkünfte. O Was bedeutet die »Blaue Karte EU« für Ausländer, die in Deutschland arbeiten wollen? Über uns 公司介绍: Seit dem 1. August 2012 gilt für besonders qualifizierte Ausländer der vereinfachte Zugang zum Arbeitsmarkt über die »Blaue Karte EU«. Für Akademiker muss das Jahresgehalt mindestens 47.600 Euro brutto betragen. Ärzte oder Fachkräfte aus den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik müssen mindestens 37.128 Euro brutto im Jahr verdienen. Zusätzlich bedarf es der Zustimmung zur Beschäftigung durch die Bundesagentur für Arbeit. O Bei den Jahresabschlussprüfungen entdecken Wirtschaftsprüfer zunehmend falsche chinesische Quittungen (fake fapiao). Welche Konsequenzen drohen und wie kann sich die Firma dagegen schützen? Die sogenannten »fake fapiao« werden nicht als Ausgabenbeleg und damit als Ausgabe steuerlich anerkannt. Neben der kompletten Fälschung, die teilweise mit bloßem Auge erkannt werden kann, versteht man unter der »fake fapiao« eine echt aussehende »fapiao«, auf der Steuernummer und ausstellendes Unternehmen nicht übereinstimmen. Dies kann der Angestellte bei Entgegennahme der Quittung in einem beliebigen Geschäft nicht erkennen. Die Buchhaltungsabteilung des Empfängers kann einen Abgleich von Steuernummer und Unternehmen online bei der entsprechenden Seite der Steuerbehörde vornehmen und im Falle einer Fälschung die Ausstellung einer neuen, steuerabzugsfähigen Quittung verlangen. In der Praxis sollten speziell Quittungen von kleinen Restaurants und Geschäften umgehend online geprüft werden. K Adel Hotel Gruppe Die internationale Hotelmarke Adel symbolisiert wissenschaftliches, strenges, ehrliches, verantwortungsbewusstes und professionelles Management – entsprechend der Philosophie des deutschen Hotel- und Gaststättengewerbes. Überdies vereinigt sie auch deren Anspruch an Eleganz und Vornehmheit und bietet somit der künftigen Entwicklung des weltweiten Hotel– und Gaststättengewerbes einen neuen Standard. Zusammenarbeit Die Adel Hotel Gruppe ist eine überregionale, internationale Hotel Management Gruppe mit Hauptsitz in Duisburg, Deutschland. Sie besitzt gänzlich das Andefu (Shanghai) Hotel Management GmbH und erschloss 2011 den chinesischen Markt mit einer Reihe von Adel Hotel Gruppe-Marken: Andefu Platinum Hotels (Luxus fünf Sterne) Andefu Grand Hotels (Wise fünf Sterne) Andefu Hotels & Resorts (Klassische fünf Sterne) Aufschwung Hotels(Franchise fünf Sterne) Ausweitung Hotels (Stilvolles vier Sterne) Thema Hotels (Art hotels) Adel Hotel Gruppe GmbH AnDeFu (Shanghai) Hotel Management Co., Ltd Adel Hotel Gruppe GmbH Gallenkampstr. 6-8 | D 47051 Duisburg, Germany HRB23049-Amtsgericht Duisburg Telefon: 0203/282890 Telefax: 0203/2828999 Unit E, 17/F, Tower 1 2601 Xietu Road China-200030 Shanghai Telefon: (+86 21) 34 24 35 33 Telefax: (+86 21) 64 26 16 75 E-Mail: [email protected] Web: www.andefu.net/Adel.cn.com ChinaContact39 07 ⁄ 2014 100 FRAGEN • 100 ANTWORTEN PERSONALBESCHAFFUNG UND -FÜHRUNG O Welche aktuellen Trends sind im chinesischen Arbeitsmarkt zu beobachten? Qualifizierte Arbeitskräfte sind und bleiben Mangelware. In den Großstädten Peking und Shanghai gilt dies vermehrt auch für die »Blue-Colour Workers«. Denn auch in den »kleineren« Städten verbessern sich die Arbeits- und Verdienstmöglichkeiten, sodass der Zustrom billiger Arbeitskräfte mit Richtung Küstenregionen abebbt. Diese Entwicklung wird den Trend steigender Lohn- und Gehaltskosten weiter unterstützen. Hinzu kommen die staatlichen Vorgaben jährlich steigender Mindestlöhne um die zehn Prozent. O Das 12. Fünfjahresprogramm koppelt die Entwicklung der Einkommen an das Wirtschaftswachstum. Beide sollen im Durchschnitt um sieben Prozent im Jahr steigen. Was bedeutet das für Unternehmen? In der Privatwirtschaft sind die Gehälter zwischen Arbeitgeber und -nehmer frei verhandelbar, sofern der gesetzliche Mindestlohn nicht unterschritten wird. Die gewünschte Kopplung von Wirtschaftswachstum und Gehalt unterstreicht den politischen Willen, den allgemeinen Lebens- und Sozialstandard der Arbeitskräfte zu erhöhen und vom Image als »Land der Billigproduktion« wegzukommen. Die Unternehmen werden den Weg der Effizienzsteigerung und weiteren Automatisierung einschlagen oder fortführen müssen, um die Kostenspirale im Personalbereich künftig ausgleichen zu können. O Welche Konsequenzen hat die Reform im chinesischen Arbeitsvertragsrecht für Unternehmen? Die Reform, die seit 1. Juli 2013 gilt, betrifft speziell den Bereich der Arbeitnehmerüberlassung durch Personalagenturen. Sie ist als Ergänzung zum vorhandenen ArbVertrG ausgestaltet und konkretisiert daher größtenteils die bereits vorhandenen Regelungen im Arbeitsrecht. So wird der schon vorher gültige Grundsatz »Gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit« nochmals ausdrücklich formuliert. Ebenso wird klargestellt, dass die Arbeitnehmerüberlassung nur für vorübergehende Vakanzen und bis zu einer Dauer von sechs Monaten zulässig ist, etwa als Ersatz für Festangestellte, die sich im Mutterschutz oder auf einem Training befinden. Die Maßnahmen zielen auf den Schutz von Festangestellten. O Unter welchen Voraussetzungen kann eine Gewerkschaftsorganisation im Unternehmen gegründet werden und welche Vorteile bringt das? Wenn sich 25 oder mehr Mitarbeiter eines Unternehmens der staatlich zugelassenen All China Federation of Trade Unions (ACFTU) anschließen wollen, soll laut Gesetz über die Gewerkschaften ein Gewerkschaftsausschuss im Betrieb gegründet werden. Bei weniger Mitgliedern kann ein Basisausschuss eingerichtet werden. Die Initiative zur Gründung wird den Arbeitnehmern auferlegt, der Arbeitgeber muss lediglich die Möglichkeit dazu bieten. Im Vergleich zu Deutschland sind die Gewerkschaften in China eher neutral bis arbeitgeberfreundlich. Hauptziele sind die gesunde Entwicklung des Unternehmens, Förderung und Aufbau eines guten wirtschaftlichen Umfelds sowie Wahrung der Interessen der Belegschaft und des ordnungsgemäßen Arbeitsablaufs. Damit tragen sie ihren Teil zur Konfliktvermeidung und harmonischen Gesellschaft in China bei und nützen so auch dem Arbeitgeber bei der Umsetzung unternehmerischer Ziele. Nach höchstrichterlicher Auslegung zwecks Vereinheitlichung der Rechtspraxis ist seit dem 1. Juli 2013 eine Kündigung durch den Arbeitgeber rechtswidrig, wenn eine im Betrieb vorhandene Gewerkschaft vor Kündigung nicht angehört wurde. O Chinesische Manager versus entsendete Manager: Welche Trends sind zu beobachten und wofür sollte sich ein Unternehmen entscheiden, um erfolgreich im Markt zu agieren? Beispiele der Praxis belegen, dass sowohl Ausländer als auch Chinesen Unternehmungen in China aufbauen und/oder erfolgreich leiten können. Entscheidend sind fachliche, soziale und interkulturelle (Führungs-)Kompetenz. Je komplexer die Aufgabe, desto mehr wird ein chinesischer Manager über ein Auslandsstudium verfügen müssen. Für den Erfolg ist das Führungsteam verantwortlich, das idealerweise aus Deutschen und Chinesen besteht. Dies ist für die Kommunikation einerseits mit dem Mutterhaus, gerade beim Unternehmensaufbau, sowie andererseits mit der chinesischen Belegschaft und den Behörden hilfreich. Führungspositionen sollten nicht kurzfristig besetzt werden, da jeder Wechsel im Management Unruhe und typischerweise auch Wechsel im Team der Leistungsträger mit sich bringt. Daher sind für ausländische Manager anfängliche Vertragsdauern von mehr als drei Jahren anzustreben. Da immer mehr westliche Manager bereit sind, länger und langfristig in China zu arbeiten, ist kein allgemeiner Trend zum Austausch der »Westler« durch einen chinesischen Manager, zu erkennen. O Sind Expats als Manager nach wie vor teurer als lokal angestellte Manager? Die Gehaltsunterschiede zwischen entsandten Managern – in der Regel Ausländer – und lokal angestellten Managern – entweder Chinesen oder Ausländer – werden immer geringer. Denn letztlich bestimmen einerseits der Umfang von Aufgaben und Verantwortung den Gehaltsrahmen der Stelle, andererseits haben Ausbildung, Erfahrung, Alter, Familienstand et cetera Einfluss auf die Gehaltshöhe. Auch chinesische Manager erhalten vermehrt nicht nur Auto mit Fahrer, sondern auch Zuschüsse zu Miete und Schulgeld für die Kinder. So verbleiben als wesentliche Unterschiede Heimflüge für die Familie und Extrakosten für die Auslandskrankenversicherung im Gehaltspaket. O Welche Voraussetzungen muss ein Ausländer erfüllen, um in China eine Arbeitserlaubnis zu bekommen? Der Ausländer muss ein abgeschlossenes Hochschulstudium und eine anschließende qualififizierte Arbeitserfahrung nachweisen, je nach Region zwei bis drei Jahre. Zudem muss er eine Führungsposition in der Firma in China übernehmen sowie gesundheitlich gemäß dem in China durchzuführenden Gesundheitscheck fit sein. Beim Visaantrag ist darauf zu achten, dass die Aufnahme eines Arbeitsverhältnisses wahrheitsgetreu angegeben wird, sonst kann das Arbeitsvisum verweigert werden. O Welche Möglichkeiten der Personalsuche gibt es? Jobbörsen im Internet oder als Veranstaltung organisiert, spezialisierte Dienstleister und persönliche Empfehlungen aus eigenen Netzwerken, unter anderem • Inserate im Career Service China der Delegiertenbüros • Jobbörsen speziell für zukünftige Absolventen aus den chinesisch-deutschen Hochschulkooperationen 40ChinaContact 07 ⁄ 2014 100 FRAGEN • 100 ANTWORTEN • • • • • • Alumni-Netzwerke deutscher Institutionen wie Carl Duisberg-Gesellschaft und DAAD bekannte chinesische Jobbörsen in Internet: job51.com, HR.com, zhaopin.com Arbeitsmarktbörsen lokaler Arbeitsämter oder Universitäten chinesische Personaldienstleister wie FESCO-Adecco und China Star gezielte Personalsuche durch Headhunter für Positionen im Managementbereich ZAV Zentralstelle für Arbeitsvermittlung, Bonn, für Fach- und Führungskräfte O Wie wichtig ist es gerade für kleinere Unternehmen, dass die Führungskräfte aus den Mutterhäusern regelmäßig ihre Gesellschaften in China besuchen? Sehr wichtig. Der regelmäßige Besuch aus Deutschland ist einer der Erfolgsfaktoren im Chinageschäft. Besuche schaffen Vertrauen, und zwar in beide Richtungen, unterstreichen die Einbindung des Chinageschäfts im Mutterhaus, sorgen für mehr Verständnis und ermöglichen so schnellere Entscheidungen. Oftmals kritisieren in China arbeitende Führungskräfte mangelnde Unterstützung sowie zu lange Entscheidungszeiten in der deutschen Zentrale. O Worauf müssen Ausländer achten, die einen lokalen Arbeitsvertrag nach chinesischem Recht schließen? Laut chinesischem Arbeitsrecht gilt bei ordentlichen Kündigungen eine Frist von 30 Tagen, die vertraglich nicht verlängert werden kann. In der Rechtspraxis erkennen Gerichte aber Fristverlängerungen an, wenn sie zum Vorteil des Arbeitnehmers sind, das heißt der Arbeitgeber kann ihn nur mit einer längeren Frist, zum Beispiel 60 Tage, kündigen. Bei möglichen Abfindungszahlungen ist darauf zu achten, als Bezugsgröße das tatsächliche Einkommen zu vereinbaren, da ansonsten auf das gesetzliche Durchschnittsgehalt beziehungsweise dessen Obergrenze abgestellt wird. Vergleichbares gilt auch für die Gehaltsfortzahlung im Krankheitsfall. Das große Thema der Beibehaltung deutscher Sozialversicherungen kann nur nach Einzelfall und Familiensituation mit einem Fachmann geklärt werden. O Welche Bedeutung und welchen wesentlichen Inhalt hat das Sozialversicherungsgesetz von 2011? Das Gesetz trat am 1. Juli 2011 in Kraft und war ein Meilenstein im Sozialrecht, denn es schaffte erstmals eine einheitliche, nationale gesetzliche Grundlage. Zuvor galten regionale Vorschriften. Der Anwendungsbereich erstreckt sich auf alle Sozialversicherungen, nicht jedoch auf den Housing Fund, und beinhaltet Neuregelungen für Chinesen wie für Ausländer. Neben der Schaffung einheitlicher Standards war es ein weiteres Ziel zu verhindern, dass beim Jobwechsel über Stadt- und Provinzgrenzen hinweg der Verlust von bereits eingezahlten Beiträgen eintritt. Bei der Umsetzung der Vorschriften haben die lokalen Behörden Spielraum, um die unterschiedliche Entwicklung der Region/Stadt zu berücksichtigen. Die landesweite Umsetzung in China wird realistischerweise Jahre dauern. So hat Shanghai das Gesetz bis heute noch nicht vollständig umgesetzt. Im Ergebnis erhöhen sich die Lohnnebenkosten für Ausländer erheblich und ebenso für Chinesen, die in einer Stadt arbeiten, aber ihren registrierten Wohnsitz in einer noch wenig entwickelten Provinz haben. Denn nach den neuen Vorschriften gilt nicht mehr der Wohnort, sondern der Arbeitsort als Bemessungsgrundlage für Lohnnebenkosten. O Welche Auswirkungen hat das auf die Gehaltskosten? In Peking beträgt der Beitragssatz zur Sozialversicherung für den Arbeitgeber 32,1 und für den Arbeitnehmer 10,2 Prozent. Die Beiträge berechnen sich nach dem Monatsgehalt des Arbeitnehmers mit einer Beitragsbemessungsgrenze von aktuell 15.669 Yuan (Peking). Auch in den anderen Städten ist davon auszugehen, dass sich die Beiträge für Ausländer an den für die Chinesen üblichen Beitragssätzen orientieren. O Wie wird das Sozialversicherungsgesetz regional umgesetzt? Als erste Stadt setzte Peking die nationale Vorschrift im 4. Quartal 2011 um. Sie forderte die Unternehmen auf, alle ausländischen Mitarbeiter entsprechend der Neuregelung zu versichern. 2012 folgten weitere Städte und Provinzen, unter anderen Jiangsu und Zhejiang, Chongqing und Xiamen. Dalian fordert bislang nur die Einzahlung in die chinesische Rentenversicherung. Details der Durchführung müssen mit den jeweils örtlichen Behörden geklärt werden. Shanghai hat die Versicherungspflicht noch nicht umgesetzt, weil Nachteile für das Investitionsklima befürchtet werden. Luther has moved to new offices in the AZIA Center. 陆德劭和律师事务所 汇亚大厦2层 陆家嘴环路1233号 上海市浦东新区 邮政编码 200120 电话 +86 21 5010 6580 Luther Law Offices 2/F AZIA Center 1233 Lujiazui Ring Road Shanghai Pudong New Area Postal Code 200120 Phone +86 21 5010 6580 www.luther-lawfirm.com Berlin, Cologne, Dresden, Dusseldorf, Essen, Frankfurt a. M., Hamburg, Hanover, Leipzig, Munich, Stuttgart Brussels, Budapest, London, Luxembourg, Shanghai, Singapore Legal advice. Tax advice. Luther. ChinaContact41 China moving V7.indd 07 ⁄ 2014 1 4/23/2014 8:40:31 AM 100 FRAGEN • 100 ANTWORTEN O Welche Einschränkungen gibt es bei der Inanspruchnahme der gesetzlichen chinesischen Krankenversicherung? Die wesentlichen Einschränkungen sind, dass nur vorgeschriebene öffentliche Krankenhäuser und vorwiegend stationäre Behandlungen in den Versicherungsumfang fallen. Ebenso gilt der Versicherungsschutz landesweit nur in medizinischen Notfällen und gegen Vorkasse. Dies ist insbesondere bei Reisen innerhalb Chinas zu beachten. O Mit der Krankenversicherung erhält jeder Versicherte ein Sparbuch. Zu welchem Zweck? Dieses Sparbuch, dessen Guthaben sich aus den eingezahlten Beiträgen des Arbeitsgebers und -nehmers zur Krankenversicherung zusammensetzt, soll der Begleichung von Behandlungskosten dienen. In der Praxis (Peking) können Abhebungen aber ohne Nachweis erfolgen. Allerdings wurde angekündigt, demnächst nur zweckgebundene Abhebungen zuzulassen. O Ist es sinnvoll, trotz der lokalen Pflichtversicherung nach wie vor eine private Krankenversicherung zu haben? Ja, denn der Umfang des Versicherungsschutzes ist zu stark eingeschränkt, vgl. obige Antworten zu diesem Thema. Insbesondere fehlt der Versicherungsschutz für Privatkliniken in China und für das Ausland. O Wer ist aufgrund des deutsch-chinesischen Sozialversicherungsabkommens von 2002 von der Zahlungspflicht in China befreit? Das Abkommen regelt inhaltlich nur die Renten- und Arbeitslosenversicherung. Sinn und Zweck dieses Abkommens ist also die Vermeidung einer doppelten Versicherungspflicht nur in diesen beiden Bereichen. Das Abkommen gilt für Deutsche, die aus Deutschland befristet, das heißt nicht länger als 48 Kalendermonate, unter Beibehaltung des Arbeitsvertrages in Deutschland nach China entsandt werden und während dieser Zeit weiterhin Beiträge in die deutsche Sozialversicherung abführen. Die Freistellung von der Zahlungspflicht in China muss bei den zuständigen chinesischen Behörden beantragt werden. Nach Ablauf der 48 Kalendermonate ist unter gewissen Voraussetzungen eine Verlängerung der Freistellung auf Antrag möglich. O Beiträge zur chinesischen Rentenversicherung können bei Ausreise des Versicherten aus China zurückerstattet werden. Wie funktioniert das in der Praxis? Zunächst besteht der Anspruch auf monatliche Rentenzahlungen in China mit Erreichen des Rentenalters dann, wenn bis dahin mindestens 15 Jahre lang in die Rente eingezahlt wurde. Dies gilt auch für Ausländer. Eine Rückerstattung der Beiträge bei Ausreise setzt voraus, dass nachweislich Beiträge geleistet wurden und das Arbeitsverhältnis in China dauerhaft beendet ist, die Ausreise aus China tatsächlich erfolgt und zum Zeitpunkt der Ausreise (noch) kein Anspruch auf monatliche Rentenzahlungen in China besteht. Die Auszahlung des Saldos auf dem Rentenkonto des Versicherten erfolgt als Einmalzahlung und kann auf ein Konto ins Ausland, aber auch an einen Vertreter mit Konto im Inland erfolgen. O Wie entwickeln sich die Gehälter insgesamt? Sie steigen für die chinesische Belegschaft weiter an, in vielen Firmen jährlich im zweistelligen Prozentbereich. War dies früher wegen des allgemein geringen Lohnniveaus sowie eines Wechselkurses von ei- nem Euro zu neun bis zehn Yuan für viele zu vernachlässigen, ist es heute eines der Hauptthemen im Management. Im Gegensatz dazu steigen die Gehälter der entsandten Führungskräfte, wenn überhaupt noch, kaum mehr. Daher nähern sich die Gehaltsniveaus der chinesischen und westlichen Führungskräfte weiter an. O Welche Lohnnebenkosten fallen bei chinesischen Angestellten an? Lohnnebenkosten umfassen die Renten-, Kranken-, Arbeitsunfall- und Arbeitslosenversicherung sowie den Housing Fund (zweckgebundene Verwendung). Sie haben mittlerweile deutsches Niveau erreicht und betragen regional unterschiedlich 40 Prozent und mehr des Bruttogehaltes. Ähnlich wie in Deutschland gibt es eine Beitragsbemessungs- und eine Höchstgrenze für die Berechnung der Nebenkosten. Die Grenzwerte werden jedes Jahr Anfang April neu festgelegt und basieren auf dem Durchschnittsgehalt des Vorjahres in den jeweiligen Städten und Provinzen. So ergeben sich erhebliche regionale Unterschiede. Das Durchschnittsgehalt in Shanghai betrug 2013 monatlich 5.036 Yuan, was einem Anstieg von 7,3 Prozent gegenüber 2012 entspricht. Die Bemessungshöchstgrenze ist der dreifache Betrag, also 15.108 Yuan. Bei ausländisch investierten Unternehmen ist die Basis der Kalkulation das im Vorjahr gezahlte Bruttogehalt einschließlich weiterer Zahlungen (zum Beispiel Überstunden), geteilt durch zwölf Monate und begrenzt durch den Höchstbetrag. Bei Repräsentanzen ist die Basis der Sozialkosten das durchschnittliche Jahresbruttogehalt am Ort, in dem sich die Repräsentanz befindet, wiederum auf das Dreifache begrenzt. Die Abrechnung erfolgt zwingend über FESCO, CIIC oder vergleichbare Organisationen. Hinzu kommen Gebühren für Personal- und Aktenverwaltung. Zusätzliche Sozialleistungen können vereinbart werden, so zum Beispiel Mehrleistungen in der Krankenversicherung oder zweckgebundene Zuschüsse für Transport, Heizung, Kinder, Fortbildung, Begräbnis für Familienangehörige et cetera. O Wie hoch ist das gesetzliche Mindestgehalt pro Monat? Das gesetzliche Mindestgehalt variiert regional (Peking 1.560 Yuan, Shandong 1.350 bis 1.500 Yuan, Sichuan 1.000 bis 1.200 Yuan). In Shanghai betrug dieses Minimum 2009 noch 960 Yuan, während ab 1. April 2014 bereits 1.820 Yuan als Untergrenze festgesetzt wurden. Dieses Beispiel spiegelt im Allgemeinen den Anstieg der tatsächlichen Lebenshaltungskosten in den Städten wider. O Ab wann ist ein Expatriate in China einkommensteuerpflichtig? Grundsätzlich sind natürliche Personen, die ihren Wohnsitz in China haben, unbeschränkt einkommensteuerpflichtig. Bei Ausländern, die nur für begrenzte Zeit in China arbeiten, wird nicht unterstellt, dass sie ihren Wohnsitz in China haben. Bei natürlichen Personen ohne Wohnsitz in China hängt die Besteuerung von der Dauer des Aufenthalts in China und den Quellen ihres Einkommens ab: Ausländer, die weniger als ein Jahr in China gearbeitet haben, sind nur mit dem Teil ihres Einkommens in China steuerpflichtig, der für die Tätigkeit in China gezahlt wird. Wenn ein deutscher Staatsbürger sich in einem Kalenderjahr weniger als 183 Tage in China aufgehalten hat und das Einkommen nicht von einer chinesischen Organisation oder einem chinesischen Unternehmen gezahlt wird, kann die Einkommensteuerpflicht entfallen. Dabei werden der Tag der Einreise und der Tag der Ausreise als ein Tag angerechnet. Natürliche Personen, die keinen Wohnsitz in China haben, sich jedoch in China zwischen einem Jahr und fünf Jahren aufgehalten 42ChinaContact 07 ⁄ 2014 100 FRAGEN • 100 ANTWORTEN haben, müssen nur auf die Einkünfte Steuern entrichten, die sie innerhalb Chinas erhalten haben. Ab dem sechsten Jahr sind sie unbeschränkt mit ihrem Welteinkommen steuerpflichtig. Dieser Zyklus kann neu gestartet werden, indem sich die Person entweder 30 Tage am Stück oder aber 90 Tage über ein Jahr kumuliert außerhalb Chinas aufhält. O Welche Einkünfte sind einkommensteuerpflichtig? Steuerpflichtig sind Lohn und Gehalt, Einkommen aus Dienstleistungen, Honorare, Lizenz einkünfte, Dividenden und Boni, Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung, aus Übertragung von Vermögensgegenständen sowie andere Einkünfte. Steuerfrei sind nachweislich direkt durch den Arbeitgeber gezahlte Wohnungszulagen, die private Nutzung des Dienstwagens, Sprachtraining, Schul- und Kindergartenkosten, Umzugskosten und ein vertraglich vereinbarter Heim- und Urlaubsflug. O Wie hoch sind die Steuersätze auf Einkommen? Die Steuersätze variieren je nach Einkunftsart. Die Besteuerung von Gehältern unterliegt einem progressiven Steuersatz, der zum 1. September 2011 neu geregelt wurde. Nach Abzug des steuerlichen Grundfreibetrages (für Ausländer 4.800 Yuan, für Chinessen 3.500 Yuan) und der Beiträge zur gesetzlichen Sozialversicherung stellt sich die Tabelle wie folgt dar: Einkommen / Monat / Yuan Steuersatz in % 0 – 1.500 3 1.501 – 4.500 10 4.501 – 9.000 20 9.001 – 35.000 25 35.001 – 55.000 30 55.001 – 80.000 35 über 80.000 45 Für Einkünfte aus Dienstleistungen gilt grundsätzlich ein Steuersatz von 20 Prozent. Für Einkünfte aus Lizenzen, Vermietung und Verpachtung sowie aus der Übertragung von Vermögensgegenständen gelten örtliche Prozentsätze, die oftmals im einstelligen Prozentbereich liegen und damit deutlich unter dem allgemeinen Grundsatz von ebenfalls 20 Prozent. chineSiSch intenSiv lernen ü Praxisbezogene Sprachkenntnisse ü Intensivkurse in Kleingruppen ü Landeskundliche und interkulturelle Information ü Auslandskurse in Peking und Nanking ü Sonderkurse für bestimmte Zielgruppen ü Selbst entwickelte Lehrmaterialien ü Gästezimmer im Haus O Müssen Praktikanten in China Steuern zahlen? Für Praktikanten, die in China arbeiten und eine Vergütung erhalten, gilt grundsätzlich die allgemeine Steuerpflicht. In der Praxis wird eine tatsächliche Versteuerung dadurch vermieden, dass die Vergütung im Rahmen des Steuerfreibetrages oder einer einkommenssteuerfreien Leistung (Wohnung) gewährt wird. O Gibt es eine Pflicht zur Jahressteuererklärung in China? Ja, sofern das Jahreseinkommen über 120.000 Yuan liegt. Dabei müssen alle Einkommenskategorien erklärt werden. Steuerpflichtige Ausländer brauchen die Erklärung nicht abzugeben, wenn sie sich innerhalb des Kalenderjahres mindestens 30 volle Tage am Stück oder insgesamt drei Monate oder mehr außerhalb Chinas aufgehalten haben. O Gibt es die Möglichkeit einer Steuerrückerstattung? Grundsätzlich gibt es auch in China eine Form der Rückerstattung der Einkommensteuer, wobei der Begriff der Rückerstattung irreführend ist. Die Steuerbehörde erstattet eine sogenannte »Bearbeitungsgebühr« in Höhe von pauschal zwei Prozent der im Vorjahr eingezahlten Steuersumme, wobei die Erstattung ausschließlich von Unternehmen beantragt werden kann und nach Auffassung der Behörden eine »Belohnung« für die zuständigen Buchhalter ist, wenn sie regelmäßig und korrekt die Steuern überweisen. Die meisten Firmen nutzen diese Gelder in der Praxis für Incentives. O Welche gesetzlichen Feiertage gibt es? Die Feiertage sind Neujahr (1. Januar), Chinese New Year (je nach Vollmond drei Feiertage Mitte/Ende Januar oder Anfang Februar), Internationaler Frauentag (8. März, 1/2 Tag für Frauen), Totengedenktag (15. Tag nach dem Frühlingsbeginn), Internationaler Tag der Arbeit (1. Mai), Drachenbootfest (5. Tag des fünften Monats nach dem Mondkalender), Mondfest (Vollmond im 8. Monat nach dem Mondkalender), Nationalfeiertag (1. bis 3. Oktober). Sofern ein Feiertag auf einen Wochenendtag fällt, wird dieser an dem nächstfolgenden ChinaContact43 07 ⁄ 2014 Weitere Sprachen • • • • • Japanisch Arabisch Russisch Persisch (Dari, Farsi) Türkisch www.lsi-bochum.de Arbeitstag nachgeholt. Zum Chinesischen Neujahr und zum Nationalfeiertag wird durch Vor- oder Nacharbeiten an Wochenendtagen erreicht, dass sieben Tage arbeitsfrei sind (drei Feiertage, ein reguläres Wochenende sowie ein vor- oder nachgearbeitetes Wochenende). O Wie sind Arbeits- und Urlaubszeiten geregelt? Seit 1995 gilt in China die 40-Stunden-Woche. Für Überstunden ist ein Zuschlag von bis zu 300 Prozent vorgeschrieben, der in der Praxis oftmals nicht durch Zahlung, sondern durch zusätzliche Freizeit ausgeglichen wird. Der gesetzliche Mindesturlaub ist im neuen Arbeitsvertragsgesetz vorgeschrieben und beträgt im zweiten Beschäftigungsjahr fünf bezahlte Arbeitstage. In der Praxis liegt der Urlaubsanspruch bei ausländisch investierten Unternehmen zwischen zehn und 20 Arbeitstagen zuzüglich der chinesischen Feiertage. K INFORMATIONSBESCHAFFUNG UND ANSPRECHPARTNER O Wer bietet in Deutschland Informationen zu China? In Deutschland gibt es inzwischen ein weit ausgebautes Netz für Informationen. Erste und direkte Ansprechpartner sind die Industrie- und Handelskammern, die vereinzelt auch China-Desks haben. Sie sind mit der Auslandshandelskammer beziehungsweise DEinternational in China eng verbunden. Ebenso stehen die Teams der German Centres in Stuttgart beziehungsweise Peking sowie in München beziehungsweise Shanghai jederzeit als Ansprechpartner zur Verfügung. Als privatwirtschaftliche Vereinigung und Mitgliederorganisation ist der Ostasiatische Verein e.V. Asien-Spezialist. Bei der Gründung des Asien-Pazifik-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft (APA) 1993 stand das Ziel im Vordergrund, den Vorsprung von Unternehmen aus wichtigen Konkurrenzländern beim Asien-Engagement wettzumachen. Er setzt sich für intensivere wirtschaftliche Beziehungen in beide Richtungen und die Schaffung günstiger wirtschaftspolitischer Rahmenbedingungen für das Asiengeschäft sowohl in Deutschland als auch in den Asien-Pazifik-Ländern ein. Die DCW Deutsch-Chinesische Wirtschaftsvereinigung e.V., Köln, organisiert seit 1987 bundesweit den Erfahrungsaustausch zwischen Firmen, Institutionen und Persönlichkeiten im Chinageschäft. Des Weiteren stehen Mitarbeiter der China-Desks großer Rechtsanwaltskanzleien sowie von Beratungsgesellschaften als Ansprechpartner zur Verfügung. O Was können die deutschen Auslandsvertretungen in China für deutsche Unternehmen tun? Neben der Deutschen Botschaft in Peking gibt es Generalkonsulate in Shanghai, Kanton, Chengdu, Shenyang sowie in Hongkong und in Taipei das Deutsche Institut. Die Wirtschaftsdienste beobachten die Entwicklung, informieren über die Rahmenbedingungen für Handel und Investitionen in China und leisten aktive Lobbyarbeit für deutsche Unternehmensinteressen gegenüber lokalen Behörden. O Welche Leistungen bietet DEinternational? Das Serviceangebot von DEinternational, einer Servicetochter der AHK, umfasst unter anderem Adressenrecherchen, Firmeninformationen und Firmenrecherchen, Marktstudien, Firmenvertretungen, Gründung von Repräsentanzen und 100-prozentigen Tochtergesellschaften, individuelle Beratung und Projektbetreuung, Kontaktvermittlung, Recruitment Service, Standortanalysen, Training, Übersetzen/Dolmetschen, Unterstützung in Rechts- und Zollfragen, Visa-Service, Webservice, Werbung, Promotion und Anzeigen. O Daneben gibt es die Deutsche Handelskammer in China. Welche Aufgaben hat sie? Die Deutsche Handelskammer in China ist eine Mitgliederorganisation, die die Interessen der deutschen Wirtschaft in China im Allgemeinen und ihrer Mitglieder im Besonderen vertritt. Das geschieht durch Lobbying, Networking, direkte Kontakte zur deutschen Regierung sowie Bereitstellung von Informationen für Unternehmen. Die Kammer ist in Peking, Shanghai, Kanton und Hongkong vertreten und unterhält Zweigbüros in Tianjin, Chengdu und Shenzhen. O Welche Möglichkeiten bieten die German Centres in Peking und Shanghai? Als Instrument der Außenwirtschaftsförderung unterstützen die German Centres in Shanghai und Peking deutsche Unternehmen beim Markteintritt in China, vor allem den Mittelstand. In Kooperation mit DEinternational und AHK erhalten die Unternehmen vom German Centre alle Leistungen, die sie als Neueinsteiger in China brauchen. Die German Centres bieten deutschen Unternehmen repräsentative Büro- und Konferenzräume sowie ein umfassendes Dienstleistungspaket an. Sie sind Treffpunkt der deutschen Gemeinschaft und zuverlässige Quellen für Informationen sowie kompetenter Ansprechpartner zu Fragen des Markteinstiegs. Der Austausch zwischen den Mietern und sonstigen Akteuren wird durch regelmäßige Veranstaltungen in den Häusern aktiv unterstützt. O Welche Rolle spielt die EU-Handelskammer in China? Die im Oktober 2000 gegründete Europäische Handelskammer in China vertritt knapp 1.600 Unternehmen der 28 Mitgliedstaaten der EU. Im Gegensatz zu den Länderkammern bietet sie keine Dienstleistungen für einzelne Unternehmen an. Ihr Hauptanliegen ist Lobbying für die Interessen der Mitgliedsunternehmen gegenüber der chinesischen Regierung. Sie ist in branchenspezifische Arbeitsgruppen gegliedert. Jährlich veröffentlicht die Kammer ein Positionspapier mit den wichtigsten Anliegen der Mitgliedsunternehmen und Lösungsvorschlägen für die Verbesserung der Rahmenbedingungen für das europäische Geschäft in China. Die Kammer und deren Helpdesks sind in Peking, Shanghai, Nanjing, Chengdu, Tianjin, Shenyang und im Perlflussdelta präsent. O Was ist das EU SME Centre und worin bestehen seine Aufgaben? Das EU SME Centre ist ein von der EU finanziertes Projekt zur Unterstützung kleiner und mittelständischer Unternehmen aus den EU-Ländern, vor allem exportorientierter Unternehmen, die ihre Produkte in China vertreiben möchten. Zu diesem Zweck werden marktrelevante Informationen sowie Fallstudien und -reporte auf der Homepage des Zentrums unter www.eusmecentre.org.cn kostenfrei zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus fungiert das Zentrum als Plattform zur Erleichterung der Koordination von Services der öffentlichen Einrichtungen von Mitgliedstaaten in China und verweist kleine und mittelständische Unternehmen bei Bedarf an andere spezialisierte europäische öffentliche und private Dienstleister. 44ChinaContact 07 ⁄ 2014 Hinweis: App Store-Badge-Grafik und Produktbilder: Apple, das Apple Logo, iPad und iPhone sind Marken der Apple Inc., die in den USA und weiteren Ländern eingetragen sind. App Store ist eine Dienstleistungsmarke der Apple Inc. 100 FRAGEN • 100 ANTWORTEN IN EIGENER SACHE Die OWC-App ist da! Ob im Flieger nach China oder auf dem Weg zum Kongress nach Frankfurt – ab sofort können Sie die Wirtschaftsmagazine aus dem OWC-Verlag bequem auf Ihrem iPhone oder iPad lesen. Seit Juni gibt es im App Store kostenlos die OWC-App für Apple-Geräte (ow.my/app). Mit der OWC-App haben Sie überall bequem Zugriff auf die E-Paper-Ausgaben unserer Wirtschaftsmagazine und auf unser Nachrichtenportal owc.de. Außerdem haben Sie via App Zugriff auf den OWC-Shop, unsere Facebook- und Google-Plus-Seite und unseren Twitter-Stream. Die wichtigsten Infos in Kürze: O Die App ist eine Kiosk-App. Das bedeutet, dass Sie innerhalb der App die verschiedenen Ausgaben eines Magazins erwerben können, um diese digital zu lesen. O Die App selbst ist kostenlos und kann im App Store heruntergeladen werden. O Sie können die OWC-App testen: Zahlreiche E-Paper stehen kostenfrei zum Download bereit (unter anderem das Wirtschaftsmagazin GlobalContact oder die Ost-West-Contact- und ChinaContact-Specials). O Sie haben noch vor Erscheinen der gedruckten Ausgabe Zugriff auf die E-Paper aus dem OWC-Verlag. Tipp: Für Abonnenten kostenfrei Als Abonnent unserer Wirtschaftsmagazine, Infodienste oder unserer Wirtschaftsportale haben Sie kostenfrei Zugriff auf das von Ihnen abonnierte Magazin und können das jeweilige E-Paper in der OWC-App freischalten. Nutzen Sie dazu die Zugangsdaten, die wir Ihnen für unsere Wirtschaftsportale übermittelt haben. Wir sind eine Rechtsanwaltskanzlei, die vorwiegend mittelständische Unternehmen, aber auch Unternehmensgruppen und internationale Industriekonzerne aus Deutschland, der Schweiz und Österreich bei deren Investitionen in der Volksrepublik China berät. ow.my/app Für Nicht-Abonnenten besteht in der App die Möglichkeit zum Einzelkauf oder zum Abschluss eines Probe- oder Jahresabos. Beides wird realisiert über die Funktion der In-App-Purchases. Dabei gelten folgende in-App-Preise (inkl. MwSt.) für die E-Paper von ChinaContact: EUR 8,99 pro Ausgabe / EUR 18,99 für ein Probeabo (3 Monate) / EUR 109,99 für ein Jahresabo. Haben Sie noch Fragen? Abonnement-Service: Astrid Leger Telefon: +49 251 924309-33 [email protected] www.owc.de Praxisnahe Beratung, umfassende Betreuung. Ihr Rechtsbeistand in China: Legitimiert, kompetent und erfahren. Fragen? Wir freuen uns auf Ihre Email! [email protected] ROOM 2507, 25/F, BUND CENTER, 222 YANAN ROAD EAST, HUANG PU DISTRICT, SHANGHAI 200002, PR CHINA PHONE +86 (21) 6321 0088 | FACSIMILE +86 (21) 6321 1100 | www.BKTlegal.com 100 FRAGEN • 100 ANTWORTEN O Welche Unterstützung bietet der IPR SME Helpdesk der Europäischen Handelskammer in China? Der China IPR SME Helpdesk gibt insbesondere kleinen und mittelständischen Unternehmen eine Hilfestellung hinsichtlich des Schutzes und der Durchsetzung ihrer geistigen Eigentumsrechte. Die Dienstleistungen des Helpdesks sind kostenlos und reichen von Informationen und Fallstudien über erste grundlegende Ratschläge bis hin zu Schulungshilfen und praktischen Trainingsworkshops. K ALLTAG IN CHINA O Welche Formalitäten hat ein Ausländer bei seiner Einreise in China zu erledigen? Als erstes müssen die Formalitäten für die Aufenthaltsgenehmigung und das Visum erledigt werden. Dabei wird die Residence Permit wie vormals das Z-Arbeitsvisum in den Pass eingeklebt. Sie ist im Allgemeinen ein Jahr gültig und wird von der Division of Aliens and Exit-Entry Administration beim lokalen Amt für Auswärtige Angelegenheiten erteilt. Einen gesonderten, zusätzlichen Visumseintrag gibt es nicht mehr. Zu beachten ist, dass schon beim Visumsantrag in Deutschland die Einreise zu Arbeitszwecken beantragt werden muss. Die Umwandlung von einem Touristen- oder Geschäftsbesuchsvisum zum Arbeitsvisum in China ist grundsätzlich nicht (mehr) möglich. Bei Antragstellung in China muss ein von der Hausverwaltung beglaubigter Mietvertrag vorgelegt werden. Mit diesem muss sich der Antragsteller beim zuständigen Einwohneramt polizeilich angemeldet haben. Ebenso ist ein Gesundheitscheck in einem speziell dafür bestimmten lokalen Krankenhaus durchzuführen. Des Weiteren muss der Arbeitsvertrag in chinesischer Sprache abgefasst und mit offiziellem Firmenstempel versehen sein. Für Anträge und Gesundheitsuntersuchung sind Passkopien und eine Vielzahl von Fotos erforderlich. O Für welchen Zeitraum wird die Arbeitserlaubnis gewährt? Die Arbeitserlaubnis (Alien Employment Permit) wird mehrjährig, oftmals entsprechend der Dauer des Arbeitsvertrages erteilt. Aber Achtung: Sie verfällt nach einem Jahr, wenn die »Yearly Inspection« nicht vorgenommen wird. O Unter welchen Voraussetzungen kann ein Ausländer eine längere Aufenthaltsgenehmigung oder gar eine sogenannte Green Card erhalten? Die maximale Dauer der Genehmigung hängt von der Position des Angestellten in der Firma und der Höhe des Investments ab. Arbeitnehmer eines Unternehmens mit Stammkapital von mindestens 30 Millionen US-Dollar oder Repräsentanten eines Repräsentanzbüros oder Abteilungsleiter eines Unternehmens mit einer natürlichen Person als Gesellschafter können auf Antrag eine Aufenthaltserlaubnis für zwei Jahre bekommen. Maximal drei Jahre Aufenthalt werden auf Antrag Abteilungsleitern von qualifizierten Hightech-Unternehmen oder Abteilungsleitern von Firmen mit Stammkapital von mindestens drei Millionen US-Dollar oder General Managern von Unternehmen mit einer natürlichen Person als Gesellschafter erteilt. Eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis (Green Card) erhalten auf Antrag Personen, die mit Chinesen seit mindestens fünf Jahren verheiratet sind, sich mindestens ununterbrochen fünf Jahre in China aufgehalten und über ein stabiles Einkommen oder Wohnungseigentum verfügen. Unter gewissen Voraussetzungen reicht für eine Green Card auch aus, dass drei Jahre lang Einkommensteuer bezahlt wurde und dass das Investment des Arbeitgebers mindestens zwei Millionen US-Dollar beträgt, oder wenn der Antragsteller besondere Leistungen für China erbracht hat. O Welche bürokratischen Konsequenzen hat die Ausstellung eines neuen Passes? Ein neu ausgestellter Pass eine neue Passnummer. Deshalb müssen alle Dokumente geändert werden, in denen die Passnummer aufgeführt ist, so die Arbeitserlaubnis oder die Bankregistrierung. Besondere Bedeutung in der Praxis hat dies bei Flug- und Reisebuchungen, da in China beim Check-in die Passnummer auf dem Ticket mit der Nummer im Pass verglichen wird. O Wie hoch sind die Lebenshaltungskosten? Chinesische Großstädte gehören zu den teuersten Orten der Welt. Hochwertige Häuser oder Wohnungen kosten mehrere Tausend Euro Miete im Monat. Auch importierte Lebensmittel sind teuer. Zweistellige Inflationsraten seit Ende 2010 und 2011 haben sich speziell auf Gemüse- und Fleischprodukte ausgewirkt. 2012 und 2013 lagen die jährlichen Preissteigerungen wieder im einstelligen Bereich um die drei bis fünf Prozent. O Mieten – welche aktuellen Trends sind zu beobachten? Ein einheitlicher Trend für ganz China ist schwer auszumachen. Während In Shanghai die Mieten für Häuser und Wohnungen insgesamt stabil und in weniger nachgefragten Compounds durchaus Schnäppchen zu machen sind, verlangen in Peking die Eigentümer bei Neuverhandlungen größtenteils Mietsteigerungen im zweistelligen Prozentbereich. Bei vermeintlichen Schnäppchen sollte besonders auf mögliche Qualitätsmängel geachtet werden. Die Wohnungsmieten in Städten der zweiten und dritten Kategorie sind im Vergleich zu den Großstädten und je nach Stadt unterschiedlich bis zu 50 Prozent billiger. Allerdings zieht das Mietniveau mit zunehmendem ausländischen Investment an. O Können Ausländer in China Immobilien erwerben? Ja. Dabei muss der Ausländer über eine seit mindestens einem Jahr gültige Arbeitserlaubnis verfügen. Das »Eigentum« an Grund und Boden ist als Nutzungsrecht über 70 Jahre ausgestaltet. Der Kaufvertrag ist standardisiert, die Finanzierung erfolgt über eine ausländische oder chinesische Bank. Sofern der (Erst-)Erwerb direkt vom Bauträger erfolgt, muss dieser seine Kreditwürdigkeit gegenüber der Bank bescheinigen. Diese Bescheinigung ist auch für den Käufer wichtig, da die tatsächliche Eigentumsübertragung auf den Erwerber erst Jahre nach Abschluss des Kaufvertrages erfolgt. Dabei hat der Bauträger sein Eigentum als Sicherheit für seine Verbindlichkeiten bei der Bank hinterlegt. Erst wenn er die Kredite abgelöst hat, wird der Käufer über die mögliche Eigentumsübertragung benachrichtigt. Beim Kauf von einer Privatperson hat der Verkäufer vor Verkauf und Eigentumsübertragung eventuell noch offene Kredite zu begleichen. Die Einschaltung eines Immobilienmaklers ist angeraten. Er verfügt über einen Firmen- und persönlichen Code, der für das Herunterladen und Ausfüllen des Standardkaufvertrages Voraussetzung ist. Auch die Einschaltung eines Notars zur Beurkundung des Vertrages 46ChinaContact 07 ⁄ 2014 100 FRAGEN • 100 ANTWORTEN wird empfohlen, wird aber nur bei kreditfinanzierten Immobilien von der Bank zwingend gefordert. Die Gebühren und Nebenkosten für den Käufer betragen etwa 3,5 Prozent des Kaufpreises, für den Verkäufer etwa 7,5 Prozent. Regionale Unterschiede sind möglich. O Kann für den Wohnungkauf ein Kredit bei einer chinesischen Bank aufgenommen werden? Ja. Dabei hängt die Höhe der Zinsen von der Höhe des Kredits und der Frage ab, ob der Käufer die Erst- oder Zweitwohnung erwirbt. Zu beachten ist, dass bei Immobilienkrediten anders als in Deutschland keine zeitliche Zinsbindung vereinbart werden kann. In China erfolgt die Festsetzung der Zinsen durch die Banken. Daher kann sich die Höhe der Zinsen während der Laufzeit ändern. Die Möglichkeit, anfangs nur Zinszahlungen ohne Tilgungsanteil als Rückzahlung zu vereinbaren, besteht in China nicht. O Welche Auswirkungen haben Maßnahmen in bestimmten Regionen des Landes, um im Immobilienmarkt eine Überhitzung zu vermeiden? Der Immobilienmarkt ist nur in einigen Städten und dort nur in Teilsegmenten überhitzt. Die Nachfrage wird vor allem von den solventen Käuferschichten getrieben, da alternative Anlageformen entweder weniger Rendite versprechen oder höheres Risiko bedeuten. Anders als bei einer Immobilienblase besteht daher die Gefahr, dass sich »Normalverdiener« eine Wohnung nicht mehr leisten kön- nen, was zu sozialen Unruhen führen könnte. Die Maßnahmen der chinesischen Regierung vom April 2010 mit späteren Ergänzungen zielen darauf, solvente Käufer vom Erwerb weiterer Immobilien auszuschließen. In Shanghai beispielsweise kann pro Familie eine dritte Wohnung de facto nicht mehr gekauft werden, da die Registrierung dieses Eigentums im Real Estate Bureau nicht möglich ist. Die Zweitwohnung wird von der Bank nur mit Zinsaufschlag und zu maximal 40 Prozent des Kaufpreises finanziert. 60 Prozent sind als Anzahlung und damit Eigenleistung gefordert. Zusätzlich wurde ab 28. Januar 2011 eine Property Tax auf Zweitwohnungen (Shanghai, Chongqing) ab einer gewissen Größe eingeführt. In Peking dürfen nur noch Einwohner mit Pekinger Registrierung (hukou) bis zu zwei Wohnungen kaufen. Pekinger, die über keinen »hukou« verfügen, können nur eine Wohnung unter der Voraussetzung erwerben, dass sie nachweislich mindestens fünf Jahre in der Stadt Sozialabgaben abgeführt haben. Je nach aktueller Entwicklung auf dem Immobilienmarkt werden diese Maßnahmen wieder gelockert oder auf andere Städte ausgeweitet. O Welche Auslandskrankenversicherung sollte ein deutscher Expatriate abschließen? Gesetzliche Krankenversicherungen leisten Zahlungen im außereuropäischen Ausland, wenn ein Entsendungsvertrag vorliegt. Die Maßstäbe hierfür sind sehr eng gefasst. Daher empfiehlt sich der Abschluss einer privaten Auslandskrankenversicherung bei einer Gesellschaft, die auf diesem Gebiet Erfahrung hat. Die anfallenden ChinaContact47 07 ⁄ 2014 100 FRAGEN • 100 ANTWORTEN Beiträge werden im Regelfall vom Arbeitgeber übernommen. Angestellte mit lokalen Verträgen sollten auf jeden Fall eine spezielle Auslandskrankenversicherung abschließen. Die Mitgliedschaft in einer chinesischen Krankenversicherung, seit dem 1. Juli 2011 Pflicht, ändert an dieser Empfehlung nichts. Ob zudem eine Anwartschaft auf die gesetzliche Krankenversicherung in Deutschland vereinbart oder diese vorübergehend aufgegeben werden kann, muss je nach Einzelfall beurteilt werden. Grundsätzlich ist eine Anwartschaft nicht mehr erforderlich, weil die gesetzlichen Krankenversicherungen in Deutschland jeden Arbeitnehmer nach seiner Rückkehr wieder aufnehmen müssen. O Welche Unterschiede bestehen bei der Sozialversicherung zwischen entsendeten und lokalen Kräften? Entsendung ist ein Begriff aus dem deutschen Sozialversicherungsrecht. Wenn die Voraussetzungen für eine Entsendung erfüllt sind, gilt für eine Beschäftigung im Ausland weiterhin das deutsche Recht über soziale Sicherheit. Das heißt, eine solche Beschäftigung ist hinsichtlich Versicherungs- und Beitragspflicht nach deutschem Recht zu beurteilen. Genauere Regelungen finden sich in den »Richtlinien zur versicherungsrechtlichen Beurteilung von Arbeitnehmern bei Einstrahlung und Ausstrahlung«, die von den Spitzenverbänden der Kranken-, Renten- und Unfallversicherungsträger sowie der Bundesagentur für Arbeit herausgegeben werden. Faktisch bedeutet dies für den Arbeitnehmer, dass er in Deutschland weiterhin seine Sozialversicherungsbeiträge abführt. Bei lokalen Verträgen entfällt die Pflicht, in deutsche Sozialversicherungskassen einzuzahlen. Der in China Angestellte sollte sich speziell zur Krankenversicherung und Altersvorsorge fachkundigen Rat einholen. O Muss nach dem chinesischen Sozialversicherungsgesetz jeder Ausländer, der in China arbeitet, auch in das chinesische System einzahlen? Seit dem 1. Juli 2011 grundsätzlich ja, sofern die Stadt / Provinz das nationale Gesetz umgesetzt hat, was aber auch nach vier Jahren nicht überall der Fall ist. Unabhängig davon gelten weiterhin die Ausnahmen zur Entsendung gemäß Deutschem Sozialgesetzbuch und die Regelungen des Deutsch-Chinesischen Sozialversicherungsabkommens von 2002 zur Vermeidung einer doppelten Versicherungspflicht. O Können sich deutsche Arbeitnehmer in China, die keinen Entsendungsvertrag im Sinne des Vierten Sozialgesetzbuches haben, in Deutschland privat gegen Arbeitslosigkeit versichern? Ja, sofern der Antrag bei der Bundesanstalt für Arbeit auf private Arbeitslosenvorsorge innerhalb eines Jahres nach dem Ausscheiden aus der gesetzlichen Versicherung gestellt wird. O Wie funktioniert die Krisenvorsorge für Deutsche in China? Alle Deutschen, die – auch nur vorübergehend – in China leben, können in eine Krisenvorsorgeliste aufgenommen zu werden. Die Aufnahme ist freiwillig, erfolgt elektronisch und wird beim zuständigen Amtsbezirk der Botschaft in Peking oder in einem der Generalkonsulate (Shanghai, Kanton, Shenyang oder Chengdu) geführt. In Krisen- und sonstigen Ausnahmesituationen erlaubt die Registrierung eine schnellstmögliche Kontaktaufnahme durch die deutschen Behörden. Die Liste vereinfacht auch die Suche nach vermissten Personen und erleichtert die Ausstellung neuer Dokumente im Falle ei- nes Reisepassverlustes, da durch die Eintragung relevante Daten bei der Botschaft respektive den Generalkonsulaten gespeichert sind. • Kann ein Ausländer eine chinesische Kreditkarte beantragen? Im Allgemeinen können Ausländer Kreditkarten beantragen, jedoch verlangen verschiedene Banken hierfür unterschiedliche Nachweise zur Absicherung künftiger Zahlungen. Meist ist es notwendig, Hausbesitzer in China zu sein (Bank of China) oder lückenlos zwei bis drei Jahre über ein Chinavisum zu verfügen (Huaxia Bank). Generell gilt, dass der Erhalt einer Kreditkarte mit einer Bürgschaft des Arbeitgebers erleichtert wird. Aber Achtung: Die meisten Kreditkarten chinesischer Banken greifen direkt auf das Girokonto zu. Sofern keine Überziehung des Girokontos vereinbart ist, ist das Konto immer im Guthaben zu führen. • Was ist beim Kauf von Zugfahrkarten zu beachten? Chinesen wie Ausländer können Zugfahrscheine für Schnellzüge (C-, D- und G-Züge) am Bahnhof oder den offiziellen Fahrkartenschaltern von China Railways erwerben. Dabei müssen Chinesen ihre ID und Ausländer ihren Reisepass im Original vorlegen. Für Mitreisende in der Gruppe reicht eine Passkopie aus. Eine Online-Buchung scheitert oftmals daran, dass ausländische Passnummern nicht in die Buchungsmaske eingetragen werden können. Das trifft auch auf Namen zu. Umlaute können beispielsweise nicht eingegeben werden – beim Abholen der Karten am Schalter kann das zu Problemen führen, weil die Beamten verlangen, dass der Name mit dem Pass identisch ist. O Welche Internet-Anbieter sind für Reisebuchungen in China zu empfehlen? Anbieter elong (www.elong.net) und ctrip (www.ctrip.com) können für die Buchung von Flügen, Hotels und auch Reisen empfohlen werden. Allerdings ist von Vorteil, Chinesisch zu können, da die Informationen zwischen englischer und chinesischer Version abweichen. Gute Angebote für Inlandsreisen bietet auch qunar.com, allerdings nur in Chinesisch. War es früher möglich, die Buchungen in bar zu begleichen, setzen die Anbieter in jüngster Zeit mehr und mehr auf Kreditenkarten-Zahlungen. Ausländische Karten werden allerdings nur mit zusätzlichen Gebühren (bei ctrip sind das drei Prozent) akzeptiert. Kurzfristige Buchungen sind mit ausländischen Kreditkarten so gut wie gar nicht möglich. Für Reisen außerhalb Chinas empfehlen sich internationale Seiten, da ctrip und elong nicht für alle Flüge Verbindungen anbieten. O Wie erfolgt die Bezahlung von Gas, Wasser, Strom? In den meisten Wohnanlagen in Peking wird ein sogenanntes Pre-Paid-Verfahren verwendet: Gas, Wasser und Strom werden im Voraus »gekauft« und das Guthaben auf einer Chipkarte gespeichert, mit der die Zähler in den Wohnungen aktiviert werden. Der Mieter muss selbst kontrollieren, wann das Guthaben wieder aufzufüllen ist. In anderen Städten Chinas, etwa Shanghai, erhält der Verbraucher die Rechnung per Post und kann diese in den meisten Convenience Stores, Postämtern oder sogar online bezahlen. O Die Umweltbelastung wird zunehmend zu einem Problem. Wie kann man sich schützen? Die Umweltverschmutzung wird insbesondere beim Wasser und in der Luft deutlich. Das Leitungswasser ist kein Trinkwasser. Es gibt Filtersysteme, die im Haushalt angeschlossen werden können und 48ChinaContact 07 ⁄ 2014 100 FRAGEN • 100 ANTWORTEN insbesondere die Schwermetalle herausfiltern. Ansonsten sollte das Wasser abgekocht werden. Die Luftverschmutzung in den Städten wird staatlich gemessen und ist über eine App (China Air Quality Index) abzurufen. Daneben messen auch die US-Botschaft in Peking und die US-Konsulate in Shanghai und Kanton die Luftverschmutzung – die Werte werden in derselben App veröffentlicht. Grundsätzlich gilt, bei zu hoher Verunreinigung der Luft zu Hause zu bleiben und Fenster und Türen geschlossen zu halten. Bei hoher Luftverschmutzung sind professionelle Filtermasken zu empfehlen, die den Feinstaub aus der Atemluft nehmen. Zu Hause sollte der Filter der Klimaanlage regelmäßig gereinigt werden, insbesondere, wenn sich in der Nachbarschaft eine Baustelle befindet. Zudem bieten verschiedene Firmen transportable Luftfilter- und Befeuchtungsanlagen (air purifier) an, die in Peking im sehr trockenen Winter zu empfehlen sind. Auch der Luftfilter im Auto bedarf der regelmäßigen Kontrolle. Internationale Bürogebäude mischen Kühl- und Frischluft und führen sie durch Filteranlagen. Bei dem Facility Management des Gebäudes kann man sich erkundigen, wie oft diese Reinigung erfolgt. ne Kinder mit mindestens einem chinesischen Elternteil bei Geburt automatisch chinesische Staatsbürger sind. Zur Annahme einer anderen Staatsbürgerschaft müssen die Eltern für das Kind offiziell auf die chinesische Staatsbürgerschaft verzichten. Dieser Verzicht wird erst mit der ersten Ausreise des Kindes aus China wirksam. Die Einzelkindregelung entfällt, wenn das Kind einen deutschen Pass besitzt. O Welche Promille-Grenzen gelten in China? Null Promille. Bereits in 2011 wurden die Strafen für Fahren unter Alkoholeinfluss drastisch verschärft und Sündern droht eine Haftstrafe von bis zu sechs Monaten. Die Polizei setzt die neuen Regelungen scheinbar ohne Ansehen der Person konsequent um. O In einigen Städten wird der Erwerb von Autos eingeschränkt, um einem Verkehrskollaps zu begegnen. Was heißt das konkret? Mit lokal unterschiedlich gehandhabter Vergabepolitik der Nummernschilder wollen die Städte dem drohenden Verkehrskollaps begegnen. Dem dient auch ein zeitlich verhängtes Fahrverbot, wie das in Peking der Fall ist, wo je nach letzter Ziffer des Nummernschildes an einem Tag in der Woche das Auto nicht benutzt werden darf. In Shanghai werden monatlich zwischen 8.000 und 10.000 neue O Gibt es in China inzwischen sogenannte »grüne« Lebensmittel? Nummernschilder ausgegeben. Der Erwerb eines Schildes erfolgt Ja. Diese in der Regel hochpreisigen Lebensmittel sind vom chinesiüber eine Versteigerung. Dadurch kann der Preis – er liegt zwischen schen Landwirtschaftsministerium als »grün« zertifiziert. Sie tragen 70.000 und 90.000 Yuan – wegen unterschiedlicher Nachfrageineinen Kreis als Logo, in dem die Aufschrift »Green Food« in englischer tensität deutlich variieren. Unternehmen erhalten je nach Höhe des wie chinesischer Sprache zu sehen ist. Vor Investments ein kostenfreies Kontingent allem in Großstädten sind diese Produkte an Nummernschildern. Ist dieses aufgezu bekommen. Zudem können sie über das braucht, nimmt auch die Firma an der VerInternet bestellt werden. steigerung wie eine Privatperson teil. Peking hat Anfang 2012 eine Lotterie für O Heiraten und Kinder – welche Nummernschilder eingeführt, womit der Besonderheiten gibt es bei Verkauf von Neuwagen auf 140.000 im Jahr Interkulturelle deutsch-chinesischen Ehen? beschränkt werden soll. Wer sein AltfahrSeminare für Ihren Bei Ehen zwischen Deutschen und Chinezeug stilllegt, kann das vorhandene NumErfolg in China sen sind viele Formalitäten zu beachten. mernschild behalten, allerdings kann das Grundlegende Voraussetzung ist, dass eiAltfahrzeug nur an einen Käufer veräußert • Antworten auf ner der Verlobten den ständigen Wohnsitz werden, der über ein Nummerschild verinterkulturelle Fragen in China hat. Papiere für die lokalen Behörfügt. Zur Förderung der E-Mobilität bleibt • Stolpersteine vermeiden den sind der gültige Reisepass, eine gültige Käufern von Elektrofahrzeugen die Num• Executive China Coaching Aufenthaltserlaubnis, eine Konsularbescheimernschild-Lotterie erspart. Ähnliche Maßnigung, die bestätigt, dass der deutsche nahmen haben inzwischen auch Kanton China Kompetenz Heiratswillige ledig ist, und drei Farbfotos, und Hangzhou eingeführt. Seminare und persönliche auf denen beide Partner abgebildet sind. Beratung für Vorstand, All diese Dokumente sind beim Standesamt • Gibt es internationale Schulen? Manager und in chinesischer Sprache einzureichen. Zur Ja. Deutsche Schulen gibt es in Peking (www. Privatpersonen Beantragung der Konsularbescheinigung dspeking.net.cn), Hongkong (www.gsis. muss in Deutschland ein Ehefähigkeitszeugedu.hk) und in Shanghai (www.ds-shangnis vom Standesamt des letzten Wohnsitzes hai.de), dort sogar mit zwei Standorten, ausgestellt werden. Eine Eheschließung ist einem im Westen (Qingpu) und einem im auf chinesischer Stadtebene möglich, nicht Osten (Pudong) der Stadt. Beide Standorjedoch auf ländlicher Ebene oder in der deutte führen alle Klassenstufen bis zum Abitur. Joachim Nagel schen Botschaft. Die deutschen Kindergärten sind regelmäOber-Erlenbacher-Str. 16 A Kinder, deren Eltern unterschiedliche Staatsßig integriert. Wegen der großen Nachfrage D 61381 Friedrichsdorf angehörigkeiten besitzen, können die für die Altersklassen der Grundschule und www.chinasuccess.hk Staatsbürgerschaft des deutschen Elternteils bis zur 9. Klasse ist dringend anzuraten, die [email protected] annehmen oder die chinesische StaatsbürKinder rechtzeitig anzumelden. Internatiogerschaft bekommen. Eine doppelte Staatsnale Schulen gibt es zahlreich, nicht nur in bürgerschaft ist nach chinesischem Gesetz Shanghai und Peking, sondern auch in vieverboten. Wichtig ist, dass in China geborelen Städten der zweiten Reihe. K ChinaContact49 07 ⁄ 2014