034 fidelity-magazin.de

Transcrição

034 fidelity-magazin.de
034
F I D E L I T Y- M AG A Z I N. D E
RÖHREN-VOLLVERSTÄRKER
Audio Note Ongaku / Audio Note Jinro
95 000 Euro / 20 000 Euro
™™™
Drei Dinge braucht’s wohl zum Glücklichsein:
Ein ungestörtes Plätzchen. Eine ordentliche
Musiksammlung. Einen Sack voller Scheine.
Und als Extra: eine Abkürzung zum Ziel
Von Cai Brockmann. Bilder: IS
F ID E LI TY N R . 1 2 – 0 2/ 2 0 1 4
035
ie Nadel
senkt sich in die
Rille. Musik erhebt sich. Und
mit den allerersten Tönen formt sich
ein Wort in meinem Kopf, das ich sofort
notieren muss. Es ist ein englisches
Wort, wie so oft, und es passt wie die sprichwörtliche
Faust aufs Auge. The name of the game is: „rich“.
Und damit willkommen auf der Butterseite des
Lebens. Willkommen in der Welt von Ongaku. Willkommen in einer Welt, wo Geld erst mal keine Rolle
spielt. Zumindest keine große.
1
Wer für eine knapp sechsstellige Summe sehr tief
durchatmen und „noch mal kurz nachdenken“ muss,
um dann abzuwinken, ist hier eigentlich falsch. Ich
bleibe trotzdem. Denn ich bin eingeladen worden.
Zum Ongakuhören. Und zum Ongakumitnehmen.
Ich Glückspilz. Ich darf für ein paar lange Wochen eine echte Legende der Röhrenszene
intensiv ausprobieren, erhören, erleben –
ohne mir Gedanken darüber machen
zu müssen, ob ich mir das Prachtstück je werde leisten können. Das
hoffe ich wenigstens insgeheim.
Vielleicht droht ja auch Suchtgefahr. Vorsichtshalber notiere ich
noch mal „rich!!!“ – diesmal mit
drei Ausrufezeichen.
2
036
F I D E L I T Y- M AG A Z I N. D E
RÖHREN-VOLLVERSTÄRKER
Der Ongaku ist der größte und mit großem Abstand teuerste
Audio-Note-Vollverstärker. Er ist bis zum Stehkragen mit Silber
gefüllt und steckt voller Superspezialbauteile. Etliche davon
sind selbst innerhalb der Hardcore-Röhren-Selbstbauszene (die
ja notorisch darüber sinniert, wie man dieses und jenes „völlig
problemlos“ doch auch selber und natürlich „viel besser“ bauen
könne) nicht zu haben. Nicht für Geld und gute Worte. Tut mir
leid, liebe Lötjungs, aber den Ongaku gibt’s nur bei Audio Note.
Für gutes Geld, versteht sich. Worte allein reichen nicht.
Gute Worte? Die habe ich längst gefunden. Denn ich sitze
schon wieder auf dem Sofa, höre Ongaku und kann mir ein immer
wiederkehrendes gelöstes Lächeln nicht verkneifen. Es fühlt
sich einfach zu gut an. Musik durchströmt mich, nimmt mich
gefangen und projiziert hin und wieder ein paar Worte direkt auf
meinen Notizblock. Und damit zurück zur allerersten Notiz.
Selbstverständlich bedeutet „rich“ im Deutschen auch im monetären Sinne „reich“. Doch das habe ich hier, glauben Sie’s oder
nicht, gar nicht gemeint. Denn der Begriff bedeutet im genussvollen Sinn auch „reichhaltig, üppig, opulent“ – und exakt das ist es,
was mich hier spontan angesprungen hat. Gehaltvoll, mächtig,
ergiebig, das sind die Schlüsselbegriffe, um sich dem Wesen des
Audio Note Ongaku ohne Schluckauf zu nähern. Mit Schluckauf
war noch nie gut Musikhören, geschweige denn Ongakuhören.
Gleichwohl wird mir in den nächsten Wochen immer mal
wieder bewusst, wie viel der Ongaku eigentlich kostet. Beim
Gedanken an fünfundneunzigtausend Euro lächle ich aber nicht,
sondern lache immer nur kurz in mich hinein. Eine solche Summe
für einen „Verstärker“ ist, ganz grundsätzlich und mit einem
letzten Rest von Vernunft betrachtet, der nackte Irrwitz. Nur: Seit
wann haben Musik und Musikgenuss mit Vernünftigsein zu tun?
Wer wirklich intensiv Musik hört, will erleben und genießen, will
„seine“ Musiker bei sich haben oder sich in fremde, neue, unbekannte und aufregende Welten entführen lassen. Ich jedenfalls
lasse mich liebend gern entführen.
Das japanische „ongaku“ bedeutet übrigens: Musik.
Was hingegen der Name Jinro bedeutet, bleibt mir bis heute
unklar. Ich habe aber auch nicht näher nachgefragt. Ist im konkreten Fall nicht so wichtig. Viel wichtiger ist zu wissen, dass
1
Verkehrte Welt: Der berühmte Ongaku trägt kiloweise Silber in seinen
Innereien, doch die Topplatte ist aus hochglanzlackiertem Kupfer …
2
… während der kleine Bruder Jinro ein mattsilbernes Mäntelchen trägt‚
obwohl bei ihm doch durchgehend Kupfer zum Einsatz kommt
F ID E LI TY N R . 1 2 – 0 2 / 2 0 1 4
RÖHREN-VOLLVERSTÄRKER
Jinro der kleine Bruder vom großen Ongaku ist.
Und dass Jinro seinem großen Bruder sehr ähnlich
sieht, optisch wie technisch. Besonders wichtig für alle, die doch ein kleines bisschen aufs
Geld schauen müssen: Jinro ist mit 20 000 Euro
verhältnismäßig preisgünstig. Dafür ist er aber
auch, stark vereinfacht ausgedrückt, kein Silber-,
sondern ein Kupferjunge. Während im Ongaku an
jeder Ecke der höchstmögliche Silberanteil verbaut
wurde und jedes Bauteil aus dem allerobersten
AN-Regalfach stammt, steckt beim Jinro mehr
Kupfer als Silber drin, sind technisch vergleichbare
Bauteile in einer schlichteren (aber immer noch
superedlen) Ausführung verbaut. Audio Notes
eigenes „Level“-System gibt gern Auskunft. Zur
Orientierung: Ongaku verkörpert Level 5, Jinro
hingegen Level 3.
An dieser Stelle möchte ich anmerken, dass
ich bereits mit Level-1-Komponenten wirklich
hervorragend Musik gehört habe. Komponenten
aus Level 5 oder 6 wiederum, zum Beispiel die
unglaubliche CD-Kombination in FIDELITY Nr. 4
(Ausgabe 6/2012, S. 74 ff.), sind richtig gefährlich.
Im Sinne von „gefährlich gut“. Audio Notes „Fünfer“ und „Sechser“ wirken bis heute in mir nach, im
positiven Sinne. In meiner audiophilen Erinnerung
sind sie als fast schon bewusstseinserweiternde,
mindestens aber maßstabsetzende Erlebnisse eingebrannt – interessanterweise ausschließlich in musikalischer Hinsicht, als Musikmaschinen, niemals
„nur“ als HiFi-Equipment.
3
038
Ich erwähnte das womöglich bereits an anderer
Stelle, aber wer Angeber-Design, testsiegerverdächtige Monsterwerte oder auch nur vorbildliche Ergonomie sucht, ist bei Audio Note nicht unbedingt an
der richtigen Adresse. AN geht es ausschließlich
um musikalische Top-Performance, die innerhalb
des riesigen Produktportfolios über das praktische
Level-System problemlos erziel- und abruf-, nicht
aber messbar ist.
Nun also erneut Level 5, diesmal mit Ongaku.
Ich werde nicht enttäuscht. Das Klangerlebnis ist
schlichtweg erhebend, sogar – und schon wieder
–mit Musik, die mir eigentlich gar nicht taugt. Das
3
Im Ongaku – hier die Treiber- und Eingangsstufe – werden vorwiegend 2-Watt-Widerstände und SilberfolienKondensatoren benutzt
4
Die Audio-Note-Kupferfolien-Koppelkondensatoren im
Jinro fallen allerdings ebenfalls unter die Rubrik „Edelbauteile”
5
Bereits in den Netzteilen (jeweils links und Mitte im Bild)
sind die Unterschiede zwischen den beiden Verstärkern
deutlich zu erkennen
6
Die Stromversorgung des Jinro ist keinesfalls unterdimensioniert‚ wenn auch hier keine Black-Gate-Kapazitäten zum Einsatz kommen
4
F I D E L I T Y- M AG A Z I N. D E
5
6
ist auch so ein Faszinosum: Über wirklich herausragende Audiosysteme kann man auch Musik erleben, erfahren, erspüren, die einem eigentlich gar
nicht gefällt. So bekomme ich hier in Frankfurt zum
Beispiel Flötenmusik, Free Jazz und Roger Waters
serviert – not my cup of tea, really. Und ich finde es
trotzdem total spannend, in die jeweilige Aufnahme
„hineinzuschauen“, Melodien nachzuhorchen oder
diese überhaupt erst einmal zu erkennen. Sie ahnen:
Es läuft gerade der Jazz frei herum …
Faszinierend ist insbesondere, und hier muss ich
doch kurz ein wenig hifiistisch werden, wie locker
sich der Klang, das musikalische Geschehen von
den Lautsprechern löst, wie weit sich der virtuelle
Raum nach hinten und zur Seite ausdehnt, die Zimmerwände einfach negiert. Und dann diese Stimmen. Diese Stimmen! Niemals zuvor so gut gehört!
Überhaupt formt sich der ganze Reichtum an
Klängen und allerfeinsten Details, der hier vom
Ongaku perfekt und mit großer Geste in den Raum
7
gestellt wird, immer wieder zu einem überwältigenden Musikkosmos. Aber es ist ja nicht der Ongaku
allein. Es ist natürlich die gesamte Kette, die hier begeistert, beginnend mit den beiden grandios auf den
Punkt eingestellten, supergeschmeidig und souverän agierenden Plattenspielern (beide komplett von
Audio Note, wen wundert’s). Bedauerlicherweise
steht ihnen derzeit kein adäquates Digital-Pendant
zur Seite. Ein kurzer Schwenk von Analog zu Digital
wirkt daher etwas ernüchternd, im doppelten Sinne.
Deutlich ist ein gewisses Gefälle zwischen Musikquelle und Ongaku zu spüren. Der Verstärker könnte
deutlich mehr Musik liefern, wenn nur die Quelle
energiereicher sprudelte. Tut sie aber hörbar nicht.
Im Grunde genommen ist es fantastisch, wie deutlich der Ongaku den Niveau-Unterschied der Quellen
darstellt. Im Teamwork mit der bereits erwähnten
großen CD-Kombi von Audio Note würde ich vermutlich sofort hier einziehen wollen. So aber trete ich
nach meinen ersten Ongakustunden (der Verstärker adelt offenbar alles, was mit ihm zu tun hat, mit
einem Eigenwort) wieder den Heimweg an. Habe das
Erlebte als neue Level-5-Erfahrung abgespeichert.
Packe den Ongaku nach der Abkühlphase vorsichtig
ins Auto. Packe dann den Jinro vorsichtig ins Auto.
Fahre vorsichtig nach München zurück. Telefoniere
040
unvorsichtig mit einigen Vertrauten und erkläre die
Ongakufestspiele für eröffnet. Hebe ein paar Stunden
später Ongaku und Jinro vorsichtig aus dem Auto.
Freue mich vorsichtig auf das kommende Wochenende. Werde in aller Ruhe die beiden Amps mit den
richtigen Lautsprechern und den richtigen Quellen
verkuppeln. Ongakukuppelei, das wird ein Spaß.
Doch daraus wird erst einmal nichts. Nicht am
ersten Ongakuwochenende. Kollege Vrzal ist unruhig geworden und hat sich kurzerhand selbst zum
Ongakuhören angemeldet. MV kommt schon morgen
angereist, aus Berlin. Okay, warum nicht. Geteiltes
Vergnügen, doppelte … Arbeit? Um ein wenig abzukürzen: An diesem Wochenende finden wir passende
Digital- und Analogquellen (CD-Laufwerk/DAC-Kombi von Audio Note, Plattenspieler von EnVogue und
– klar: Audio Note) und hören darüber jede Menge
gute, neue, interessante Musik. Die Sache mit den
7
Charakteristische glasumfassende Sockel: Die Gleichrichter vom Typ 5R4WGB sind für hohe Spannungen geeignet
8
Audio Notes Lautsprecher-Schraubterminals sind auch
beim Jinro nichtmagnetisch und dick mit Silber plattiert
F I D E L I T Y- M AG A Z I N. D E
RÖHREN-VOLLVERSTÄRKER
8
Lautsprechern verläuft da ein wenig im Sand. Angeschlossen wird zunächst einmal das, was gerade
greifbar ist, darunter auch eigentlich „Unmögliches“.
Ja, wir sind gemein und ungerecht und es wird uns
später sicherlich auch ein kleines bisschen leid tun.
Der Ongaku leistet stabile 20 Watt pro Kanal. Das
ist mehr als ausreichend für wirkungsgradstarke und
leicht zu treibende Schallwandler, wird aber schon
recht knapp für „modern“ konstruierte Schluckspechte.
Schlussendlich darf die Stereofone Dura stehen bleiben.
Vorerst. Die Dynavox Imperial wird die Sache erst in
ein paar Tagen mächtig voranbringen. Und Herr X vom
Vertrieb Y bringt seine Lautsprecher Z auch erst am
Mittwoch, die könnten ja auch gut zum Amp passen …
„Ach, hören wir doch einfach weiter Musik. Kennst Du
schon diese Scheibe hier?“ Das Wochenende ist im Nu
9
10
vorbei. Und bringt immerhin die Erkenntnis, dass der
Ongaku auch an suboptimalen Schallwandlern ausschließlich die Musik spechen lässt, nicht die Anlage.
Wirklich erstaunlich. Definitiv jenseits von HiFi!
Ein paar Tage später meldet sich dann auch der
kleine Bruder zu Wort. Endlich. Ab sofort verlebe
ich abwechselnd Ongakutage und Jinrotage – ja, so
funktioniert’s. Und es bleibt faszinierend. Wobei die
Faszination beider Verstärker, das muss ich ehrlich anmerken, keineswegs ihren Äußerlichkeiten
entspringt. Das können Italiener zum Beispiel viel
besser.
Eiin pa
aar Anm
merk
kung
gen
n zurr Techn
nik
$QG\*URYHPLWELODUHU:LFNOXQJ]XJXQVWHQKRKHU%DQGEUHLWH
Dieser Übertrager besitzt in der Ongaku absolutes High-EndKernmaterial (50 %-Nickel/Eisen-C-Kern) und ist in Silberdraht
ausgeführt. Ein weiteres wichtiges Kennzeichen dieses Übertragers ist‚ dass er sekundärseitig keine Abschlussimpedanz (WiderVWDQGLPĨEOLFKHQ6LQQHEHQģWLJWšVRQGHUQGLUHNWDXIGLHLQQLWH
Impedanz des Gitters der Endröhre arbeitet. Soweit wir Andy
Grove verstanden haben‚ fehlt in diesem Falle auch der übliche
Gitterableit-Widerstand‚ der de facto durch die sekundärseitige
Übertragerwicklung ersetzt wird.
(Wer mehr von Andy Grove über Übertrager wissen will‚
kann etwa den Artikel unter folgendem Link lesen: http://
www.ankaudiokits.com/agrove_interstage.html)
Die Endröhre 211 läuft im Auto-Bias-Betrieb (automatische
Gittervorspannung über Kathodenwiderstand) auf den
ebenfalls in Silberwicklung ausgeführten Ausgangsübertrager
(auch ein extra für Audio Note gefertigter 50%-Nickel/EisenC-Kern)‚ dessen Draht eine spezielle Isolationsbeschichtung
aufweist‚ um den hohen Spannungen widerstehen zu können
– Ausgangsübertrager für Röhren wie die 211 sind keine Angelegenheit für Anfänger!
Die primäre Lastimpedanz des Ausgangsübertragers entspricht
nicht den üblichen Nominalwerten für die 211‚ sondern ist höher
gewählt. Dabei muss man auch auf den Ausgleich zwischen
Konzeptuell betrachtet‚ handelt es sich bei Ongaku und Jinro
um dasselbe Schaltungs-Layout unter Benutzung der Endtriode
211 (auch: VT4C oder Elrog 211‚ Neukonstruktion Dr. Schaffernicht‚ Deutschland) im Single-Ended-Betrieb.
Beide Vollverstärker besitzen im Netzteil zwei Gleichrichter
vom Typ 5R4WGB‚ der – anders als die bekannten GLR-Typen
für „kleine” Trioden – eine deutlich höhere (Betriebs-)Spannung
verarbeiten kann‚ die im Falle der 211 mehr als doppelt so hoch
wie bei einer 300B liegt. Im Netzteil kommt für die AnodenSpannungsversorgung eine Spannungsverdoppler-Schaltung
sowie LC-Siebung (also mithilfe von Siebspulen und Kondensatoren) zum Einsatz.
Nach dem Eingangswahlschalter und dem Pegelregler sitzt
in der Ongaku-Eingangsstufe eine Doppeltriode vom Typ
CV4068‚ die als Anodenfolger beschaltet ist und RC-gekoppelt (also über einen hochwertigen Audio-Note-Koppelkondensator) mit der Treiberstufe‚ einer Doppeltriode Typ
6463‚ verbunden ist.
Treiberstufe und Endröhre sind mithilfe eines Zwischenübertragers (Interstage Transformer) gekoppelt‚ die Treiberstufe
arbeitet also auf die Primärwicklung des Zwischenübertragers –
eine trickreiche und extrem aufwendige Spezialentwicklung von
042
F I D E L I T Y- M AG A Z I N. D E
RÖHREN-VOLLVERSTÄRKER
Der Vorteil: Ich schließe zum Musikhören noch rascher die
Augen. Von den eigentlichen Audio-Note-Spezialitäten ist ja
ohnehin nix zu sehen. Dafür handfest zu spüren: Der gerasterte
Pegelsteller, ein Prachtstück der Lötkunst, benötigt ein eher kräftiges Händchen. Fernbedienung? No, Sir. Was man aber in jedem
Fall bekommt: ein Produkt, das in unglaublicher Fertigungstiefe
„handmade in England by Audio Note“ ist. Als RK und ich die nach
außen so unscheinbare Firma kürzlich besuchen konnten (Reportage in FIDELITY Nr. 11), staunten wir wirklich nicht schlecht. Unter
anderem über einige Regalmeter, in denen ein halbes Dutzend
ansonsten fertig bestückter Ongakus nur noch auf den richtigen
9
Konstruktive Besonderheit der Elrog-211: das unmittelbar über dem Sockel
angeordnete System‚ das etwas höhere Bodentemperaturen beschert
10 Röhren vom Typ 211 sitzen in einer riesigen „Jumbo 4”-Bajonettfassung
mit Federkontakten‚ die seitlich an den relativ kurzen Sockelpins anliegen
Tiefton- und Hochton-Frequenzgang sowie auf die Kapazitäten achten‚ um
den besten Kompromiss zu erzielen. Die anliegende (Betriebs-)Spannung und die
zusätzliche Wechselspannungsbelastung ist hier sehr hoch‚ was das Design dieses
Übertragers nicht einfacher macht.
Früher waren die Verstärker vom Typ Ongaku und Jinro mit ca. 23 Watt pro
Kanal leistungsmäßig etwas höher ausgelegt. Inzwischen wurde die Betriebsspannung etwas abgesenkt‚ um röhrenschonender zu arbeiten und auch womöglich
eingesetzten NOS-Endtrioden (alte 211 oder etwa auch 4242) das „Leben” zu
erleichtern. Im Gegensatz zum Ongaku benutzt der Jinro im Eingang eine DopSHOWULRGHYRPJHOĒXJHQ7\S(&&šGLH7UHLEHUVWXIHYHUZHQGHWHLQH
(EHQIDOOVPģJOLFKZĒUHQEHLP-LQURHWZDRGHU(&&
Die Übertrager des Jinro sind gemäß Audio Notes Level 3 in AN-„HiB silicon”Eisen ausgeführt und in Kupfer gewickelt. Audio Note beschafft entspreFKHQGHV7UDIRHLVHQQDFKHLJHQHQ6SH]LNDWLRQHQDXVGHP$XVODQGšEHWRQW
die Wichtigkeit der Materialqualität und hält sich natürlich über die genaue
Herkunft bedeckt. Man hat jedoch exakte Vorstellungen‚ welche Länder – es
sind nur zwei – die verlangte Qualität liefern können.
Da sich die beiden Amps im hausinternen Level-System unterscheiden‚ gibt
es auch bei anderen Bauteilen Unterschiede. So benutzt der auf Level 5
rangierende Ongaku Black-Gate- und Silberfolienkondensatoren sowie AudioNote-2-Watt-Tantalwiderstände‚ der Jinro hingegen bei den Widerständen
1/2-Watt-Typen (sofern nicht eine höhere Belastbarkeit nötig ist) und Kupferfolienkondensatoren. Netztrafo und Siebspulen sind in beiden Verstärkern
ebenfalls in „HiB” als C-Kerne ausgeführt.
F ID E LI TY N R . 1 2 – 0 2 / 2 0 1 4
RÖHREN-VOLLVERSTÄRKER
Netztrafo, selbstverständlich aus eigener Fertigung,
warteten. Ongakuregalmeter sozusagen.
Was sagt eigentlich der Jinro zur allgemeinen Fixierung auf den großen Bruder? Nun, er zeigt sich an
Jinrotagen von dessen grandioser Performance ziemlich unbeeindruckt und präsentiert sich seinerseits als
absolute Spitzenkraft. Kann es denn sein, dass
Jinro im geeigneten Umfeld auf durchaus vergleichbarem Niveau musiziert? Dieser (fast schon gotteslästerliche) Gedanke kommt dann auf, wenn man gerade
keinen Ongaku zum Vergleich vor Ort hat. Erst dann
lernt man das wirklich extrem ausgeprägte Talent
des Ongaku einzuorden, auch noch die allerkleinste
Information fantastisch feinstofflich darzustellen und
mit perfekter, angstfreier Dynamik zu integrieren.
Gute Güte, das ist tatsächlich das reichhaltigste
Klangpanorama, das ich diesseits von Live jemals
erlebt habe. Doch eine derart perfekte Balance aus
Direktheit – noch einmal: diese Stimmen! – und
gehaltvoller Dichte setzt eben auch ein adäquates
Umfeld voraus. Und Ongakumitspieler sind nun mal
kostspieliger als Jinromitspieler.
Was ist naheliegender, als die beiden Brüder nun
nicht mehr miteinander vergleichen zu wollen? Wir
11
stellen fest, dass sowohl Kupfer als auch Silber das
musikalische Empfinden des Zuhörers positiv beeinflussen kann. Und damit landen wir doch noch bei der
Vernunft: Auch der Jinro „kann“ Musik transportieren,
und zwar ebenfalls auf einem derart hohen Niveau,
dass sich beim Zuhörer eine tiefe innere Zufriedenheit
einstellt. Eine, die – ähnlich wie beim Ongaku – auch
dann noch nachwirkt, wenn die Musik längst verklungen ist. Und tiefe innere Zufriedenheit hat, soweit ich
weiß, noch niemandem geschadet. Als vernünftige
Langzeit-Therapie gegen mittelmäßigen Musikgenuss
kann ich also auch Jinro besten Gewissens empfehlen.
Sorgen Sie einfach für das richtige Drumherum, dann
wird’s auch mit dem Jinro richtig „rich“. Vernünftigerweise mit zwei von drei Ausrufezeichen.
O
[email protected]
11 Dickwandige Graphitanode der 211 sowie Teile des Gitters. Zwei winzige Spiralfedern spannen den Heizdraht
Au
udio
o Note Ong
gaku
Au
udio
o Note Jinro
ro
o
Röh
hre
en-Vo
ollvversttärke
er
Röh
hre
en-Vo
ollvversttärke
er
Röh
hre
enbesstücku
ung: 2 x 5R4WGB‚ 2 x ER211 (GE VT-4C)‚
1 x CV4068‚ 1 x 6463
Eing
gangsim
mpeda
anz: 100 k1
(LQJ
JDQJVH
HPS
SQ
QGOLFKNNHLW 450 mV
Leisstung (8
8/4
4 1)): ca. 2 x 20 W
Eing
gänge: 4 x Hochpegel (Cinch)
Röh
hre
enbesstücku
ung: 2 x 5R4WGB‚ 2 x 211‚
[(&&Dš[
Eing
gangsim
mpeda
anz: 100 k1
(LQJ
JDQJVH
HPS
SQ
QGOLFKNNHLW 450 mV
Leisstung (8/4
4 1)): ca. 2 x 20 W
Eing
gänge: 4 x Hochpegel (Cinch)
Aussgang: 1 Paar Lautsprecher
(Schraubklemmen/Bananenbuchsen)
Beso
onderh
heitten: Transformatoren‚ Übertrager und zahlreiche
andere Bauteile aus hauseigener Fertigung mit höchstmöglichem Silberanteil‚ keine Fernbedienung
Maß
ße (B/H
H/T
T): FP Gewic
cht: 40 kg
Garrantiezzeitt: 2 Jahre (außer Röhren und Verschleißteile)
Preis: 95 000 €
Aussgang: 1 Paar Lautsprecher
(Schraubklemmen/Bananenbuchsen)
Beso
onderh
heitten: Transformatoren‚ Übertrager und
zahlreiche andere Bauteile aus hauseigener Fertigung‚
keine Fernbedienung
Maß
ße (B/H
H/T
T): FP Gewic
cht: 36 kg
Garrantiezzeitt: 2 Jahre (außer Röhren und Verschleißteile)
Preiis: 20 000 €
9RLJW$XGLRV\VWHPHš$OWHQKDLQHU6WUDÝHš.HONKHLPš7HOHIRQšZZZDXGLRQRWHYHUWULHEGH
044
F I D E L I T Y- M AG A Z I N. D E

Documentos relacionados