pirouet - bureauexport Berlin
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121 avantgarde MYRA MELFORD Snowy Egret (Yellowbird/Soulfood) „Snowy Egret", ein Silberreiher als Namenspate für ein Quintett, das lässt Bilder aufsteigen, Bilder, die mit (fast) jedem Takt der neuen CD der Pianistin Myra Melford an Klarheit und Schärfe gewinnen. Es ist eine zarte, feingliedrige Musik, die die Pianistin in den zehn Kompositionen für „Snowy Egret" angelegt hat, schlank und kein bisschen auftrumpfend, doch dabei sehr beweglich und dynamisch. Und über allem liegt eine leichte Decke von kontemplativer Naturnähe. Während Ron Miles seinem Kornett eher die lyrischen Seiten abringt und seinen Klang im Unisono an demjenigen des Gitarristen Liberty Ellman reibt oder auch an der Klarheit der Linienführung Melfords, halten Stomu Takeishi am E-Bass und Tyshawn Soreys Schlagzeugspiel im Untergrund den Herzschlag der Musik in steter Bewegung. In Europa gehört Melford zu den übergangenen Großen des aktuellen Jazz. Mit „Snowy Egret" zeigt sie, dass das ein Fehler ist. sth modern ALIEKSEY VIANNA TRIO In Cortcert At The Bird's Eye (TCB/New Arts Int.) Ein Talent von hohen Gnaden ist anzuzeigen: Der brasilianische Gitarrist Alieksey Vianna ist ein Virtuose außergewöhnlichen Formats. In den Liner-Notes dieses Live-Mitschnitts aus dem Baseler Bird's Eye schildert er sehr schön, wie beeindruckt er als Teenager von der Musik von Egberto Gismonti oder Ralph Towner war. Da überrascht es wenig, dass er im Trio mit dem Bassisten Stephan Kurmann und dem Schlagzeuger Mauro Martins auch vorwiegend deren Stücke spielt. Mit ihren trickreichen Metren, polychordalen Brechungen und romantischen Modulationen bieten sie mehr als genug Material für einen Zauberkünstler an der akustischen Gitarre. Dass sich Vianna nebenbei auch noch als Sänger präsentiert, müsste vielleicht nicht sein - vor allem das UnisonoSingen zu den gitarristischen Improvisationen ist Geschmackssache -, fällt aber aufgrund der Klasse des Gitarristen wenig ins Gewicht. Die feinperligen Arpeggios in Towners „The fuggler's Etüde" sind jedenfalls, völlig ohne Stimme, ein rarer Genuss. rt mainstream • pop AGATHE JAZZ QUARTET Feeling Alive (Neuklang/edel) Als Tochter eines brasilianischen Bassisten und einer französischen Stylistin wurde Agathe Iracema in Paris geboren und ähnlich polyglott klingt auch die Musik, welche sie mit ihrem Quartett auf ihrem Debüt-Album spielt. Im Prinzip „nur" ein Piano-Trio, das aber auch ziemlich funky werden kann; Lau- PIROUET rent Coulondre brilliert dann auf dem Fender Rhodes. Wo ihre Vorbilder herkommen, wird einem auch schnell klar: So hat Agathe zum Beispiel das herrlich zickige „Droppin' Things" von Betty Carter wieder ausgegraben. Ähnlich wie ihre Kollegin China Moses zeichnet die junge Sängerin sich durch ein immenses Temperament aus und zieht ohne Punkt und Komma und mit einem breiten Grinsen durch eine Mischung aus Standards, Brazil-Spezialitäten und Selbstgeschriebenem. Damit hat sie auch schon so manchen prominenten „Special Guest" überzeugt: Auf drei Titeln zieht zum Beispiel die mächtige Posaune von Fred Wesley ihre Bahn und das Lob „Agathe is a great musician" gibt's obendrauf, rt WWW.PIROUET.COM modern • avantgarde VEIN FEAT. DAVE LIEBMAN Jazz Talks (Unit Records/Harmonia Mundi) HAYDEN CHISHOLM BREVE Hiermit setzt das Schweizer Piano-Trio seinen 2009 während gemeinsamer Konzerte begonnenen und drei Jahre später auf dem Live-Album „Lemuria" fortgesetzten Dialog mit dem New Yorker Saxofonisten Dave Liebman fort. Dieser erwies sich jedesmal als inspirierend und von gegenseitigem Respekt geprägt. Und auch diesmal funktioniert das Zusammenspiel bei ganz eigenständig interpretierten Standards wie „All The Things You Are" oder „April In Paris" und den mehr musikalisches Neuland betretenden Kompositionen des Pianisten Michael Arbenz bestens. Den vieren gelingt hier ein virtuoser, interaktiver Spagat zwischen Struktur und Improvisation, so als wären sie Seelenverwandte. Die sprechen bei ihren „Jazz Talks" eine gemeinsame Sprache, formulieren dabei aber immer begeistert ihre individuellen Ansichten, die sich in der musikalischen Konversation mal dynamisch, mal meditativ oder lebhaft swingend, aber immer gegenseitig anregend und nie egozentrisch zeigen, mal JOHN TAYLOR p MATT PENMAN b mainstream • modern KYLE EASTWOOD Time Pieces (Jazz Village/Harmonia Mundi) Elegant, wie Kyle Eastwood den E-Bass oder auch die akustische Variante des Tieftöners bedient. Dass er munteren Hardbop liebt, einfach den Sound der späten rg5oer und frühen '6oer, hört man seinem neuesten Album rasch an. Neben eigenen Stücken erfährt auf „Time Pieces" etwa Herbie Hancocks „Dolphin Dance" eine eigene Bearbeitung, die das Stück vielleicht nicht in ein völlig neues Licht rückt, aber doch zeigt, dass Eastwood und sein Quintett eine Truppe voller Qualität sind. „Prosecco Smile" mit seinem Boogaloo-Groove macht einfach Spaß, „Peace Of Silver" ist eine feine Hommage an Horace Silver, dessen rasante Komposition „Blowin' The Blues Away" hier richtig mitreißt. Ein Hauch Wayne Shorter und ein wenig Filmscore wehen ebenfalls durch diese Platte, mit der Eastwood ausnahmslos zu überzeugen weiß, cg BOHM SCHOLLY JUVENILE RAINER BÖHMp NORBERT SCHOLLY gi ON TOUR 06.04.2015 AACHEN • KLANGBRÜCKE 09.04.2015 KÖLN 10.04.2015 DÜREN • PLANET JAZZ 20.05.2015 BERLIN • A-TRANE 22.05.2015 HAMBURG FREIRAUM CASCADAS Bt