pirouet - bureauexport Berlin

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avantgarde
MYRA MELFORD
Snowy Egret
(Yellowbird/Soulfood)
„Snowy Egret", ein Silberreiher als Namenspate für ein Quintett, das lässt Bilder
aufsteigen, Bilder, die mit (fast) jedem Takt
der neuen CD der Pianistin Myra Melford an
Klarheit und Schärfe gewinnen. Es ist eine
zarte, feingliedrige Musik, die die Pianistin in
den zehn Kompositionen für „Snowy Egret"
angelegt hat, schlank und kein bisschen auftrumpfend, doch dabei sehr beweglich und
dynamisch. Und über allem liegt eine leichte
Decke von kontemplativer Naturnähe. Während Ron Miles seinem Kornett eher die lyrischen Seiten abringt und seinen Klang im
Unisono an demjenigen des Gitarristen Liberty Ellman reibt oder auch an der Klarheit
der Linienführung Melfords, halten Stomu
Takeishi am E-Bass und Tyshawn Soreys
Schlagzeugspiel im Untergrund den Herzschlag der Musik in steter Bewegung. In
Europa gehört Melford zu den übergangenen
Großen des aktuellen Jazz. Mit „Snowy Egret" zeigt sie, dass das ein Fehler ist. sth
modern
ALIEKSEY VIANNA TRIO
In Cortcert At The Bird's Eye
(TCB/New Arts Int.)
Ein Talent von hohen Gnaden ist anzuzeigen: Der brasilianische Gitarrist Alieksey
Vianna ist ein Virtuose außergewöhnlichen
Formats. In den Liner-Notes dieses Live-Mitschnitts aus dem Baseler Bird's Eye schildert
er sehr schön, wie beeindruckt er als Teenager von der Musik von Egberto Gismonti
oder Ralph Towner war. Da überrascht es wenig, dass er im Trio mit dem Bassisten Stephan Kurmann und dem Schlagzeuger Mauro Martins auch vorwiegend deren Stücke
spielt. Mit ihren trickreichen Metren, polychordalen Brechungen und romantischen
Modulationen bieten sie mehr als genug Material für einen Zauberkünstler an der akustischen Gitarre. Dass sich Vianna nebenbei
auch noch als Sänger präsentiert, müsste
vielleicht nicht sein - vor allem das UnisonoSingen zu den gitarristischen Improvisationen ist Geschmackssache -, fällt aber aufgrund der Klasse des Gitarristen wenig ins
Gewicht. Die feinperligen Arpeggios in Towners „The fuggler's Etüde" sind jedenfalls,
völlig ohne Stimme, ein rarer Genuss. rt
mainstream • pop
AGATHE JAZZ QUARTET
Feeling Alive
(Neuklang/edel)
Als Tochter eines brasilianischen Bassisten
und einer französischen Stylistin wurde Agathe Iracema in Paris geboren und ähnlich polyglott klingt auch die Musik, welche sie mit
ihrem Quartett auf ihrem Debüt-Album
spielt. Im Prinzip „nur" ein Piano-Trio, das
aber auch ziemlich funky werden kann; Lau-
PIROUET
rent Coulondre brilliert dann auf dem Fender Rhodes. Wo ihre Vorbilder herkommen,
wird einem auch schnell klar: So hat Agathe
zum Beispiel das herrlich zickige „Droppin'
Things" von Betty Carter wieder ausgegraben. Ähnlich wie ihre Kollegin China Moses
zeichnet die junge Sängerin sich durch ein
immenses Temperament aus und zieht ohne
Punkt und Komma und mit einem breiten
Grinsen durch eine Mischung aus Standards,
Brazil-Spezialitäten und Selbstgeschriebenem. Damit hat sie auch schon so manchen prominenten „Special Guest" überzeugt: Auf drei Titeln zieht zum Beispiel die
mächtige Posaune von Fred Wesley ihre
Bahn und das Lob „Agathe is a great musician" gibt's obendrauf, rt
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modern • avantgarde
VEIN FEAT. DAVE LIEBMAN
Jazz Talks
(Unit Records/Harmonia Mundi)
HAYDEN
CHISHOLM
BREVE
Hiermit setzt das Schweizer Piano-Trio seinen 2009 während gemeinsamer Konzerte
begonnenen und drei Jahre später auf dem
Live-Album „Lemuria" fortgesetzten Dialog
mit dem New Yorker Saxofonisten Dave
Liebman fort. Dieser erwies sich jedesmal als
inspirierend und von gegenseitigem Respekt
geprägt. Und auch diesmal funktioniert das
Zusammenspiel bei ganz eigenständig interpretierten Standards wie „All The Things
You Are" oder „April In Paris" und den mehr
musikalisches Neuland betretenden Kompositionen des Pianisten Michael Arbenz bestens. Den vieren gelingt hier ein virtuoser, interaktiver Spagat zwischen Struktur und Improvisation, so als wären sie Seelenverwandte. Die sprechen bei ihren „Jazz Talks" eine
gemeinsame Sprache, formulieren dabei
aber immer begeistert ihre individuellen Ansichten, die sich in der musikalischen Konversation mal dynamisch, mal meditativ
oder lebhaft swingend, aber immer gegenseitig anregend und nie egozentrisch zeigen, mal
JOHN TAYLOR p
MATT PENMAN b
mainstream • modern
KYLE EASTWOOD
Time Pieces
(Jazz Village/Harmonia Mundi)
Elegant, wie Kyle Eastwood den E-Bass oder
auch die akustische Variante des Tieftöners
bedient. Dass er munteren Hardbop liebt, einfach den Sound der späten rg5oer und frühen
'6oer, hört man seinem neuesten Album rasch
an. Neben eigenen Stücken erfährt auf „Time
Pieces" etwa Herbie Hancocks „Dolphin
Dance" eine eigene Bearbeitung, die das Stück
vielleicht nicht in ein völlig neues Licht rückt,
aber doch zeigt, dass Eastwood und sein
Quintett eine Truppe voller Qualität sind.
„Prosecco Smile" mit seinem Boogaloo-Groove macht einfach Spaß, „Peace Of Silver" ist
eine feine Hommage an Horace Silver, dessen rasante Komposition „Blowin' The Blues
Away" hier richtig mitreißt. Ein Hauch Wayne Shorter und ein wenig Filmscore wehen
ebenfalls durch diese Platte, mit der Eastwood ausnahmslos zu überzeugen weiß, cg
BOHM
SCHOLLY
JUVENILE
RAINER BÖHMp
NORBERT SCHOLLY gi
ON TOUR
06.04.2015
AACHEN • KLANGBRÜCKE
09.04.2015
KÖLN
10.04.2015
DÜREN • PLANET JAZZ
20.05.2015
BERLIN • A-TRANE
22.05.2015
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