DX-Jagd - Technik Grundsätze
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DX-Jagd - Technik Grundsätze
DX-Jagd, Grundlagen, Betriebstechnik, Erfolgsrezepte Der neue Sonnenfleckenzyklus lässt grüßen. Die Fluxzahlen sind hochgeschnellt. 15 und 10 Meter sind wieder offen. Mit einem nassen Schnürsenkel als Antenne um die Welt funken! Entsprechend geht es auf den Standardbändern zu. Glücklicherweise sind die WARC-Bänder nicht so dicht belegt. Also Gelegenheit für Gespräche mit Gleichgesinnten und nebenbei das eigene Länderkonto aufzubessern. Das Letztere nennen wir DX-Jagd: Mit neuen Ländern funken, die möglichst weit entfernt sind. Und anschließend ausgewählte Verbindungen mit QSL-Karten oder eQSL bestätigen. Jede Neuverbindung wird bei mir bestätigt, meist über den Club. Ich erwarte nicht zwingend im Gegenzug auch eine Karte. Das wäre nur nötig für Diplome, die ich allerdings nicht anstrebe. Wichtige Neuverbindungen bestätige ich direkt per Post. Ob dadurch die Rücklaufquote steigt, habe ich nie errechnet. Ich habe mir das Warten auf eine QSL-Karte der Gegenstation schon vor vielen Jahren abgeschminkt. Weiß ich doch selbst, dass ich das Land gearbeitet habe und brauche das nirgendwo beweisen. Das macht mich unabhängig vom guten Willen oder der finanziellen und technischen Möglichkeit meiner Partner. Gerade seltene Länder haben keinen kostenlosen Versand von Karten. Eventuell fehlt nicht nur der gute Wille, sondern der Direktversand einer Karte überfordert meinen Funkpartner schon finanziell!? Die Statistik im eigenen Computer-Logbuch ist mir wichtiger. Zählt es doch die erreichten Länder. Spannend wenn man erkennt, dass eben dieses Land noch in der Sammlung fehlte. Ein Logbuchprogramm (z.B. „Swisslog“, siehe Bild, aber auch andere, kostenlose!) ist hilfreich und gibt dem Hobby eine weitere Dimension. Kann man doch die verschiedensten Funktionen auf dem Schirm gleichzeitig sichtbar machen. Zum Beispiel die aktuellen Ausbreitungsbedingungen, die Landkarte in dem Ausschnitt, der zwischen den Stationen liegt. Auch die Greyline und die Antennenrichtung werden angegeben. Und die Entfernung gemessen. Die Aussage, ob ich dieses Land schon jemals gearbeitet habe, und auf welchen Bändern. Eventuelle frühere QSO´s mit meinem aktuellen Funkpartner erscheinen automatisch auf dem Schirm. Eine evt. Querverbindung zu „qrz.com“ ergibt Ansatzpunkte für ein längeres Gespräch, falls auch von der Gegenstation gewollt. Das sind dann persönliche Gespräche, auch in CW, nicht nur „59(9), 73, dah dit dit dah“. Alles zu seiner Zeit eben. Einmal monatlich druckt mir das Programm über den Computer die neuen QSLKarten aus. Aber nun zurück zur DX-Jagd: Die einfachste Methode, neue Länder zu erreichen, ist die Teilnahme an einem internationalen Contest. Gleichgültig, ob man das Log anschließend einsendet und so aktiv teilnimmt oder nur Punkte vergibt. Ich wundere mich immer wieder, wer mich plötzlich hört. Eigentlich verständlich, will der Partner doch etwas von mir: Punkte, um sein Ergebnis aufzubessern. Auch bei absolut falsch ausgerichteter Antenne kommt noch eine Antwort, die ohne Contest nie gegeben würde. Es muss uns klar sein: Von unserer Sorte gibt es sehr viele in DL. Das Interesse an der hundertdreiundvierzigsten DL-Station ist nur noch begrenzt! Ich habe das schon mehrfach auf nicht ganz legale Weise erprobt: Nach langem, erfolglosem CQ-Rufen mit 100W habe ich nach kurzem Warten die Leistung auf 1-5W reduziert und nur ein- oder zweimal mit einem seltenen Phantasie-Call gerufen. Nach einer Minute hatte ich ein Pileup erzeugt wie eine VK9Station auf einer Insel vor Australien am Sonntagmorgen. Natürlich habe ich keine Antwort gegeben. Aber seither weiß ich, dass viel mehr gehört wird, als man denkt. Bitte nicht nachmachen, es ist illegal! (Aber viel Spass an dem Zuwachs an Erfahrung, wenn Sie doch einmal kurz….hi!) Weiter als halben Erdumfang können wir auf Kurzwelle nicht funken, von Longpath abgesehen! 150 bis 200 der insgesamt ca. 360 Funkländer sind die Grenze zwischen Pflicht- und Kürprogramm. Je nach technischer Ausrüstung. Die restlichen sind nur zufällig und gelegentlich zu arbeiten: Schwellenländer, Länder ohne Amateurfunk und kleinere Inseln, die nur gelegentlich zu hören sind. Viele werden durch DX-peditionen kurzzeitig aktiviert. Eine echte Herausforderung! Pileup pur, das im ersten Moment entmutigend wirkt. Wenn wir uns die Hintergründe klar machen, haben wir reelle Chancen, ein neues Land zu arbeiten. Erfolg ist relativ: Ob eine Verbindung zustande kommt, hängt von vielen Faktoren ab. Wir freuen uns mit Recht über eine QRP/QRP-Verbindung mit Norwegen, über Drahtantennen oder Standmobil. Dagegen ist VK mit 750W am Beam eher alltäglich. Erfolg beim Contest? Die Spitzenplätze werden meist von halbprofessionellen Teams erreicht, deren personeller und finanzieller Aufwand sehr hoch ist. Das reicht von der Verpflichtung von Spitzenleuten auf allen Posten bis zum Antennenpark und parallel laufenden Empfängern, die Multiplikatoren suchen und den in Schicht arbeitenden Funkern getrennt übermitteln. Je nachdem, was lt. Ausschreibung erlaubt ist. Dadurch soll ihr Erfolg nicht kleingeredet werden. Wenn wir uns aber mit geringem Aufwand im Mittelfeld wiederfinden, ist das ein tolles Ergebnis. Nun wollen wir die Erfolgsfaktoren betrachten: Technischer Aspekt: Der Erfolg hängt nur zu ca. 25% von unserer technischen Ausrüstung ab, was uns nicht abhalten sollte, ständig an der Station zu arbeiten. Weitere ca. 25% sind durch das Funkwetter gegeben. Der Rest von ca. 50% ist reine Betriebstechnik! Zwei Stationen mit 750 - 1000 Watt Ausgangsleistung und zwei Richtantennen garantieren Erfolg auf Anhieb. Eigentlich langweilig. Aber trifft das auch zu, wenn nur eine Seite so ausgerüstet ist? Die DX-Station hat zum Beispiel eine Richtantenne mit 7 dbd Gewinn, wir nur einen Dipol. Das bedeutet, dass er ein Signal mit 100 Watt stellt, das einer Leistung von über 400 Watt an einem Dipol entspricht. Das werden wir mit Sicherheit auch mit unserem Dipol einfangen können. Umgekehrt wirkt die Richtwirkung seines Beams auch bei Empfang. Er hört Signale mit nur einem Viertel der Leistung, die er mit einem Dipol gerade noch hören würde. Er wird unser schwächeres Signal wahrscheinlich ebenfalls lesen können. Vorausgesetzt, es geht einigermaßen gesittet auf dem Band zu (siehe unten!). Wir erkennen: Nur eine gute Antenne mit Richtwirkung hilft beiden QSO-Partnern. Funkwetter: Das Funkwetter, ca. 25% der Erfolgsfaktoren, können wir nicht beeinflussen. Es lässt sich bequem über das Internet ermitteln. Wichtig ist die Fluxzahl. Vereinfacht gesagt ist sie das Maß für die Sonnenflecken und damit der Flairs, die in Richtung Erde wirken. Je höher die Fluxzahl, umso besser sind die Bedingungen. Auch das Mitlaufenlassen des DX-Clusters ist sehr hilfreich. Je nach Einstellung erkennen wir, was sich gerade auf den Bändern machen lässt. Wichtig ist nicht nur der Blick auf die gemeldete DX-Station, auch der Melder (Spotter) sagt viel aus. Ein Amerikaner, der Korea meldet, ist keine Garantie dass wir Korea ebenfalls arbeiten können. Wohl aber ein Holländer, der Korea meldet. Das Funkwetter ist nicht immer so schlecht, wie es beim Abhören der Bänder erscheint. Ich habe mir auch im Sonnenfleckenminimum zur Angewohnheit gemacht, auf höheren Bändern automatisch zu rufen, wenn ich nebenan am Computer arbeite. Erstaunlich, was dabei schon herauskam. Der Mensch ist eben ein Herdentier. Nach einem solchen Überraschungs-QSO belebt sich oft das Band, als ob ich die ESchicht mit meinem Signal ionisiert hätte: Alle hören nur rein, …..nichts! Also ist das Band tot. Irrtum, einfach wiederholt rufen! Damit will ich nicht die unterschiedlichen Bedingungen kleinreden, mit denen wir je nach Band, Tages-, Jahreszeit und Sonnenfleckenaktivität leben müssen. Betriebstechnik: Der Rest -immerhin etwa die Hälfte der Erfolgsfaktoren- ist unsere eigene Betriebstechnik. Wenn wir ein nettes Gespräch mit einem zufällig gefundenen Partner führen, wird er uns sagen, falls wir leicht neben der Frequenz liegen oder eine mangelhafte Modulation haben. Anders beim Pileup. Hier herrscht oft mörderisches Gedränge, besonders in SSB. Die DX-pedition ist schon seit Monaten angekündigt. Jeder will sie arbeiten, um sein Länderkonto aufzubessern. Kein Erbarmen mit mangelhaften Signalen. Wir wollen uns jetzt in die Lage des OM auf der anderen Seite versetzen, der von gefühlten 100 gleichzeitig rufenden Funkern erdrückt zu werden droht. Nun sind Funker, die mit einigen Kameraden auf einem sturmgepeitschten Atoll sitzen und für 2 Wochen im Schichtbetrieb funken, keine Warmduscher. Sie suchen und vertragen Herausforderungen, sonst wären sie nicht dort. Trotzdem: Es gibt gute, auch geniale, aber auch weniger gute Leute an Mikrofon und Taste. Sie unterscheiden sich in der Weise, wie sie mit einem Pileup umgehen. Simplexbetrieb: Sende- und Empfangsfrequenz sind gleich. Das heißt, der Operator auf der anderen Seite hat keine andere Wahl als die jeweils lautesten Stationen anzunehmen. Das sind natürlich starke Stationen mit guten Antennen und/oder Endstufen. Die schwächeren hört er vorher kaum. Soweit verständlich. Leider gibt es Anrufer mit Hornhaut auf den Ellenbogen: Bewusstes Splattern, um Abstand zu schaffen, Rufen zu falscher Zeit…! Wenn er solche Vögel bevorzugt abfertigt, um sie loszuwerden, hat er bereits verloren. Es werden immer mehr zur Unzeit rufen. Sie haben gehört, dass er das zulässt! Vermehren sie sich etwa wie Kaninchen? Nein, ein Kollege hat die Station triumphierend ins DX-Cluster gestellt, nachdem er erfolgreich war. Jetzt vervielfacht sich schlagartig die Anzahl der Anrufer. Skurril, was man da hören kann: „You are 59, your call please?“. Da hat sich einer nicht einmal die Mühe gemacht, zuerst einmal festzustellen, wen er da anruft. Und dann noch die Bitte hinterher geschoben: „Please QSY 15m-band!“, das Band habe er auch noch nicht mit diesem Landeskenner. Das sind dann die Momente, wo ich mich kurzfristig frage, ob ich künftig nicht lieber Briefmarken als DX-Länder sammeln sollte. Die Ausbeute der so arbeitenden DX-Station ist relativ gering. Sie kann die gewählte Station nicht mehr sauber hören, weil laufend dazwischengequatscht wird. Der arme OP muss ständig nachfragen und die wilde Horde um Ruhe bitten. „Stand by, please Gentlemen!“. Denn immer mehr versuchen, während des Durchgangs mit der gerade aufgerufenen Station in der relativen Ruhe ihr eigenes Call zu platzieren, in der Hoffnung, der arme Kerl notiert es und ruft ihn direkt im Anschluss, statt sich aus dem lauten Haufen mühsam ein neues Call herauszupicken. Wehe, er gibt einmal nach. Dann kann er einpacken. Er wird nur noch niedergebrüllt. Wenn wir seinen Landeskenner nicht unbedingt brauchen, verabschieden wir uns von dieser Frequenz. Der arme Operator steht unter hohem Stress und ist nicht sehr erfahren, was wir ihm nachsehen wollen. Wir waren alle noch nicht in seiner Lage. Unsere Erkenntnis: Nur sehr wenige OM beherrschen ein Pileup im Simplexbetrieb souverän. Je häufiger er die „Gentlemen“ um „stand by“ bitten muss, umso schwächer ist er. Warum eigentlich „Gentlemen“? Die wirklichen haben ihm längst den Rücken gekehrt. Geht es wirklich nicht besser? Doch, aber nur mit eiserner Disziplin auf beiden Seiten: Ruf nach Nummern: Die DX-Station ruft konsequent nach Nummern auf. „Only number 1, please!“ Dann arbeitet er alle Stationen mit „1“ im Call auf und wechselt dann zur Nummer „2“ und so weiter. Auch uns hilft das: Kann man doch eine Tasse Kaffee holen, wenn man ein Call mit “7“ hat. Er wurstelt sich mittlerweile durch die „2“ bis zu unserer „7“ durch. Mit dieser Technik hat der Operator nur 10% aller wartenden Stationen im Ohr. Auch die schwächeren Stationen kommen an die Reihe, wenn die lauten Schreier der aufgerufenen Nummer abgearbeitet sind, selbst QRP-Freaks. Aber er muss eisern Disziplin halten, wenn Stationen mit der falschen Nummer dazwischenrufen. Einmal nachgegeben, und das ganze System bricht zusammen. Siehe oben. Meine besonderen Freunde sind die Kollegen, die auf der besetzten Frequenz in aller Ruhe abstimmen. Man hört nichts mehr und beobachtet am S-Meter, wie er gemütlich auch noch das letzte Watt herauskitzelt, mit dem er anschließend die DXStation beglückt. Wetten, dass er auch noch die falsche Nummer hat? Gefühlte 100 Leute warten, bis er fertig ist. Toll! Soll ich doch lieber Briefmarken sammeln? Trennung nach Kontinenten oder Ländern: Eine weitere Taktik, das Pileup aufzulösen. Also zuerst Europa, dann Asien, Afrika, Nordamerika, Südamerika und endlich Australien und Neuseeland. Sehr wirkungsvoll. Vermutlich dreht er -so er hat- den Beam entsprechend mit und hört auch schwächere Signale. Auch hier muss er konsequent alle zurückweisen, die aus anderen Kontinenten dazwischenrufen. Und wenn ein wirklich virtuoser Operator am Werk ist, wird er vor jedem Wechsel des Kontinents noch „Only portabel, mobile and QRP!“ rufen. Wir wundern uns dann zwar, dass der Russe, der bei uns die Nadel am Anschlag zu verbiegen droht, nun plötzlich QRP sein soll?? Sei´s drum, immerhin verschafft es auch schwachen Stationen eine bessere Chance. Splitbetrieb: Wohl die wirkungsvollste Taktik. Sende- und Empfangsfrequenz sind unterschiedlich. Die DX-Station sendet zum Beispiel fest auf 21,190 MHz und gibt regelmäßig an, um wie viel sie höher hört, zum Beispiel „up 10, please“! Wir gehen von einer Bandbreite von 2,6 kHz bei SSB aus, welche die DX-Station selbst belegt. Dann müssen sich die Anrufer auf das Bandsegment von 21,193 bis 21,200 verteilen. Wir hören den Bandabschnitt kurz ab und suchen eine Stelle, wo nicht allzu viele Stationen gleichzeitig rufen. Das geht über die Einstellung des RIT, noch einfacher über XIT, sofern vorhanden. Nun hören wir immer auf der 21,190, wenn die DX-Station sendet, und rufen nur nach der Verabschiedung der letzten Station auf unserer gewählten Sendefrequenz. Der Nachteil ist, dass der Splitbetrieb einen relativ großen Bandabschnitt belegt, was zumindest temporär bei einer interessanten Station zumutbar ist. Der Vorteil liegt aber auf der Hand: Wir kommen meist stressfrei nach einigen Minuten zum Zuge, da die DX-Station den Bandabschnitt rauf- und runterkurbelt und sich störungsarm durch die Meute arbeitet. Zugegeben, das ist auch für uns ein wenig mühsam, aber einfacher als man es schildern kann. Etwas Übung und Geduld, dann klappt es. Erstaunlich, dass viele Stationen doch noch lange auf der Sendefrequenz der DX-Station rufen, trotz der verzweifelten Zwischenrufe „up, up!“. Es sind die wirklich Beratungsresistenten, die mit Gewalt nicht aufgeben und dann in mehreren Sprachen beschimpft werden. Eher rührend muten die gelegentlichen Versuche von Unerfahrenen an, eine der rufenden Stationen zu einem QSO zu bewegen, die seltsamerweise immer nur ihr Call senden und einfach keine Antwort geben, na so was!? Leider können wir ihm nicht sagen, dass sein Zielpartner auf einer andern Frequenz hört und zumindest jetzt keine Zeit für ihn hat. Aber jeder Mensch ist lernfähig. Auch wir haben einmal blauäugig angefangen. Wenn der Einstellbereich von RIT/XIT nicht ausreicht, lösen wir das Problem über die beiden VFO´s A und B. Modernere Transceiver wie mein Reisegerät FT-897 haben sogar eine Taste, die den Splitbetrieb mit 5 kHz Ablage auf einen Knopfdruck standardmäßig einstellt. Mit einem weiteren Knopf kann man die Ablage noch stufenlos verändern, sehr bequem. Zum Beispiel für CW, wo der Bereich meist geringer sein kann, nur 2 kHz. Hier passen bei 600 Hz Signalbreite eben mehr Stationen drauf, wenn auch leicht überschneidend, wie bei SSB übrigens auch. Erkenntnis: Wir wissen jetzt, dass der Erfolg nicht nur in der Ausrüstung liegt, sondern zu 50 % in unserer Betriebstechnik. Mit der Einhaltung weniger Regeln und Geduld haben wir Erfolg. Es macht Spaß, sich mit fairen Mitteln gegen mutmaßlich wesentlich stärkere Stationen durchzusetzen. Dazu die folgenden 10 Regeln: Regel 1 Wie schon die Alten gepredigt haben: Hören, hören und nochmals hören, ehe man sendet. Wir nehmen uns viel Zeit, um die Eigenheiten der DX-Station zu erfassen. Sie ist in der Regel über mehrere Stunden aktiv. Es kommt also nicht auf ein paar Minuten an. Und wenn sie wirklich aufhört, ehe wir sie erreicht haben, geht die Welt auch nicht unter. Das ist ein Hobby. Regel 2 Während des Hörens stimmen wir genau auf die Frequenz ab, wichtig! Der Operator will viele QSO´s in der Zeiteinheit machen und Rückfragen vermeiden. Also übergeht er gerne Stationen mit zweifelhafter Modulation und Einstellung. Regel 3 Zum Abstimmen gehen wir ein kleines Stück auf die andere Seite der DX-Frequenz, also tiefer. So stören wir weder die DX-Station noch die Anrufer. Regel 4 Pickt sich der Operator bei Simplexbetrieb nach seinem Ruf gleich die ersten und lautesten Schreier raus oder wählt er etwas später aus der zweiten, leiseren Welle der Anrufer? Oder notiert er in Ruhe mehrere Stationen, die er dann hintereinander ohne neuen Ruf abarbeitet, Listenbetrieb also? Nur im letzten Fall lohnt sich ein Mehrfachruf! Entsprechend seiner Arbeitsweise rufen wir ihn, aber erst später. Noch immer hören wir nur zu. Wir liegen quasi auf der Lauer. Regel 5 Kann er komplette Calls auf einmal aufnehmen oder ruft er nur nach dem aufgenommenen Suffix oder einzelnen Buchstaben(-gruppen), um sich dann das komplette Call nachreichen zu lassen? Im zweiten Fall rufen wir nur noch mit dem Suffix! Regel 6 Wendet er eine der beschriebenen Taktiken zu Reduzierung der gleichzeitig Rufenden an (Nummern, Kontinente oder Listenbetrieb)? Dann halten wir uns strikt daran. Hören wir die anrufenden Stationen? Wenn nein, ist jetzt die Zeit für die Einstellung des Splitbetriebes. Damit haben wir uns auf ihn „eingeschossen“! Regel 7 Jetzt endlich rufen wir. Parallel zu den mehrfachen Rufen können wir seinen Namen in unserem Logprogramm oder „qrz.com“ suchen. Jetzt versuchen wir bei jedem dritten oder vierten Anruf, ihn mit Namen anzusprechen, zum Beispiel „DL1GKE calling, Steve!“. Oft hilft das. Man muss sich von der Meute einfach etwas absetzen. In der Wirtschaft nennt man das Alleinstellungsmerkmal. Weiteres Beispiel dafür: Regel 8 Wenn ich mit 100 Watt nicht zum Zuge komme, reduziere ich auf QRP (10W in SSB, 5W in CW!) und rufe nur noch „QRP, QRP“. Eigentlich absurd, aber es klappt häufig. Manchmal hilft auch ein netter Mensch weiter. Er hatte sein Kurz-QSO und sagt abschließend „By the way, a QRP-Station is calling you“. Meist ruft mich die DXStation dann alleine auf! Natürlich bedanke ich mich (kurz!) für die Geduld mit QRP und bei dem Helfer. Regel 9 Beim Splitbetrieb wechseln wir ab und zu unsere Sendefrequenz innerhalb des vorgegebenen Bereiches. Aber erst nach nochmaliger Überprüfung durch Reinhören. Wir vermeiden so, unbemerkt in eine größere Gruppe von gleichzeitig Rufenden zu geraten, die der DX-er vielleicht übergehen wird, bis sie sich von selbst auflöst.. Regel 10 „Unsere Rede sei kurz“: Rapport 59, Dank und 73, Ende. Niemand im DX-Zirkus ist an der Tatsache interessiert, dass er nur mit 55 gehört wurde, dass wir WolfgangHannspeter heißen, und dass wir aus Castrop-Rauxel funken (evt. noch buchstabiert „Charlie, Alpha, Sierra…brrrr!). Dafür gibt es Plauder-QSO´s, welche zu anderer Zeit die gleiche Berechtigung haben. Abschlussbemerkung: Vergessen wir nicht, was unser Ziel war: Neue Länder erreichen, DX-Jagd eben. Und wenn wir das ganze, zeitweilig stressige Handgemenge in SSB satt haben, schalten wir um auf CW. Dort ist der Betrieb deutlich kultivierter, die Rücklaufquote der QSLKarten höher und der Empfänger flüstert uns leise ins Ohr: dit-dah-dit-dit. Übrigens: Seit man CW nicht mehr lernen muss, sondern darf, ist international wieder viel mehr Betrieb in dieser klassischen Betriebsart. Man muss DX-Jagd unter den oben beschriebenen Bedingungen nicht mögen. Auch nicht den sehr ähnlich verlaufenden Contestbetrieb. Aber es ist zeitweilig interessant, an die eigenen Grenzen zu stoßen und sie durch Können und Erfahrung ein wenig weiter hinauszuschieben. Aber es geht auch anders: In den schönen Herbsttagen 2011 war täglich Standmobilbetrieb mit guten Rapporten weltweit möglich. Die Krönung war Indonesien, SSB, 10m, 80W. Eine 2m lange Vertikal auf dem Wagendach, eine Wiese, 15 Grad Temperatur. Plauder-QSo´s. Ich habe begeistert den blauen Himmel, die Berge in der Ferne und die guten Bedingungen auf 10m geschildert. Jetzt im Frühjahr geht es weiter. Haben wir nicht ein wunderschönes, vielseitiges Hobby? Erhart Kaiser DL1GKE November 2011