219 - Bundesverband Deutscher Gartenfreunde eV

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219 - Bundesverband Deutscher Gartenfreunde eV
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Gesellschaft und Soziales
Ausgewählte Projekte des Kleingartenwesens
bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219
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Impressum
Schriftenreihe des Bundesverbandes
Deutscher Gartenfreunde e.V., Berlin (BDG)
Heft/2012 – 34. Jahrgang
Seminar:
Gesellschaft und Soziales
vom 23. bis 25. März 2012 in Goslar
Herausgeber: Bundesverband Deutscher Gartenfreunde e.V.,
Platanenallee 37, 14050 Berlin
Telefon (030) 30 20 71-40/-41, Telefax (030) 30 20 71-39
Präsident: Dr. Norbert Franke
Seminarleiter: Dieter Steffens
Präsidiumsmitglied für Seminare
Redaktion: Uta Hartleb
Zusammenstellung der Texte Uta Hartleb
Nachdruck und Vervielfältigung – auch auszugsweise –
nur mit schriftlicher Genehmigung des
Bundesverbandes Deutscher Gartenfreunde (BDG)
ISSN 0936-6083
Seminar Gesellschaft und Soziales
vom 23. bis 25. März 2012 in Goslar
Thema
Ausgewählte Projekte des Kleingartenwesens
Seminarleiter
Dieter Steffens (Präsidiumsmitglied für Seminare des Bundesverbandes Deutscher Gartenfreunde e.V.)
Schriftenreihe des Bundesverbandes
Deutscher Gartenfreunde e.V., Berlin (BDG)
Heft/2012 – 34. Jahrgang
Seminar Gesellschaft und Soziales
Ausgewählte Projekte des Kleingartenwesens
INHALTSVERZEICHNIS
Vorwort
Dieter Steffens (Präsidiumsmitglied für Seminare, Bundesverband Deutscher Gartenfreunde e. V.)
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Ein Baustein der Grundversorgung
Joachim Roemer (Vizepräsident des Landesverbandes Niedersächsischer Gartenfreunde e. V.)
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Die Öffnung des Kleingartenwesens zur Gesellschaft – am Beispiel sozialer Projekte der
Kleingärtnervereine im Landesbund Hamburg
Dirk Sielmannn (Geschäftsführer des Landesbundes der Gartenfreunde in Hamburg e. V.) 22
Obstlehrgarten und Planung eines Kleingartenprojekts
Dr. Wolfgang Preuß (Vizepräsident des Landesverbandes Thüringen der Gartenfreunde e. V.)
28
Integration von Migranten im Kleingartenwesen aus der Sicht der Lübecker Gartenfreunde
Hans-Dieter Schiller (Vorsitzender des Landesverbandes Schleswig-Holstein der Gartenfreunde e. V.)
34
Kleingartenparks als Weiterentwicklung von Kleingartenanlagen
Prof. Dr. Gerlinde Krause (Fachhochschule Erfurt)
52
Jenseits des Gartenzauns – Kleingärtner betreuen Projekte außerhalb der Kleingartenanlage
Manfred Weiß (Vorsitzender des Landesverbandes Braunschweig der Gartenfreunde e. V.)
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Naturpädagogik von A–Z
Isabel Hollenbeck (Bildungsreferentin, Deutsche Schreberjugend LV Berlin e. V.)
86
Patenschaft mit der Kita „Arche Noah“
Wolfgang Dittrich (Vorsitzender des Kreisverbandes Kyffhäuserkreis der Gartenfreunde, Sonderhausen)
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Grünes Klassenzimmer mit Kräutergarten
Volker Meißner (Landesverband Sachsen der Kleingärtner e. V.)
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Anhang
Impressionen
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Vorwort
Das Seminar Gesellschaft
und Soziales fand vom
23.03.–25.0.2012 in Goslar
statt zum Thema „Ausgewählte Projekte des Kleingartenwesens.
Die Seminareröffnung wurde durch den Seminarleiter
Dieter Steffens vorgenommen. Besonders heraus
gestellt wurde, dass mit diesen und weiteren Seminaren wichtige Inhalte für die
gesellschaftliche Arbeit unserer ehrenamtlichen Gartenfreunde vor allem mit Kindern vermittelt werden sollte.
Gartenfreund Manfred Weiß – Landesvorsitzender der
Braunschweiger Gartenfreunde stellte mit einer PowerPoint Präsentation einen geschichtlichen Abriss der Entstehung und Entwicklung des Braunschweiger Landesverband seit 1903 sehr eindrucksvoll da.
Joachim Römer – Vizepräsident des Niedersächsischen
Landesverbandes ging in seinem Vortrag darauf ein,
dass die Seminare Gesellschaft und Soziales traditionell
beibehalten werden sollten.
Die Projektarbeit sollte intensiv weiter verfolgt werden,
da die Erwartungshaltung in der Öffentlichkeit diesbezüglich sehr groß ist. Als wesentliche Aufgaben der Zukunft sind die Umsetzung der Leitlinien des deutschen
Städtetages zu sehen und die sich daraus ergebenden
städtebaulichen Verpflichtungen in der Bereitstellung
von ausreichenden Gartenland durch die Gemeinden
sowie die finanzielle Unterstützung.
Dirk Sielmann – Geschäftsführer Landesbund Hamburg der Gartenfreunde ging in seinem Vortrag auf
die vier sozialen Projekte in Hamburg ein und stellte
heraus, dass die Unterstützung des Kleingartenwesens
durch die Kommunen keinen Automatismus darstellt.
Eine umfangreiche Lobby-Arbeit ist notwendig und dabei
sollte auch mehr die Möglichkeiten der Kontakte zu den
Fraktionen in der Bürgerschaft ausgeschöpft werden.
Die einzelnen Projekte sollten bereits in der Entstehung
der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Kindererlebnisgärten mit Betreuung unter Einbeziehung der Nutzung der Nachbarschaft sollten mehr genutzt werden.
Umweltpolitik für Kinder, mit praktischen Bezügen
sollten den Unterricht befruchten.
Dr. Wolfgang Preuß – Vizepräsident Landesverband
Thüringen ging in seinen Ausführungen besonders
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auf die Planung eines Kleingartenprojektes im Bereich
Altenburg ein. Dr. Preuß betonte, dass die Gesellschaft
sich demographischer Veränderungen stellen muss.
Der Landesverband Thüringen begleitet seit 1994 sehr
intensiv und eindrucksvoll die Entwicklung und Planung sowie zielgerichtete Durchsetzung von Projekten.
Dabei besteht ein wesentlicher Grundsatz darin, die
Projekte interessant zu gestalten.
Die Nutzung von Netzwerken bilden einen unverzichtbaren Bestandteil.
Hans-Dieter Schiller – Vorsitzender Landesverband
Schleswig-Holstein ging in seinem Vortrag auf die Integration von Migranten im Kleingartenwesen im Landesverband Schleswig-Holstein ein. Als eine sehr schwierige Situation stellt sich die Umsetzung von Projekten im
Lübecker Raum da.
Der Bürgermeister der Stadt Lübeck bringt wenig Verständnis und keinerlei finanzielle Unterstützung für die
Entwicklung und Realisierung von Projekten auf.
Den ehrenamtlichen Kleingärtnern ist es zu danken,
dass die fünf vorgestellten Projekten umgesetzt werden.
Dabei handelt es sich um solche Projekte wie
•Migrationsgarten
• Land in Sicht
•Interkultureller „Bielefeld Garten“ (Grüner Kreis Lübeck e.V.)
•Waldmäuse, läuft seit drei Jahren mit Kindern unterschiedlicher Nationen und liegt im Naturschutzgebiet
• Junges Gemüse – in Planung 26.03.2012
Seit drei Jahren wird in der Kleingartenanlage „Buntekuh“ eine Ferienpassaktion durchgeführt. In dieser
Kleingartenanlage ist ein hoher Anteil aktiver Migranten tätig.
Die umfangreichen Aktivitäten werden über eine eigene
Stadtteil Zeitung sowie Radio der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Es bestehen Kooperationsverträge mit Trägergemeinschaften die sich auch finanziell an der Umsetzung der
Projekte beteiligen.
Prof. Dr. Gerlinde Krause von der Fachhochschule Erfurt ging in ihrem Vortrag auf die Weiterentwicklung
von Kleingartenparks in Kleingartenanlagen ein.
Kleingartenparks als Elemente eines Parks. Die Weiterentwicklung von Kleingartenparks heißt, weiter entwickeln oder entwickelt werden. Prof. Krause gab Anregungen zur weiteren Entwicklung von Kleingarten
Parks.
Dabei sollte besonders beachtet werden, dass die Glie-
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derung in historische Abschnitte erfolgt und dabei muss
dies bei größeren Anlagen als Ganzes erkennbar sein.
Manfred Weiß – Vorsitzender LV Braunschweig befasste
sich mit dem Thema Jenseits des Gartenzaunes – Projekte außerhalb der Kleingartenanlage.
Der Vortrag befasste sich mit der Neugestaltung eines
Schulgartens an der Hauptschule Heidberg ohne städtische Unterstützung. Insgesamt 250 Stunden ehrenamtlicher Arbeit waren erforderlich bis zur Fertigstellung.
Im Ergebnis konnte ein Kooperationsvertrag zwischen
Schule und dem Verein abgeschlossen werden. Dieser
Schulgarten kann auch in den Wintermonaten genutzt
werden, wo dann auch durch die Schüler notwendig gebrauchte Nistkästen gebaut werden.
Die drei vorgestellten Projekte machen deutlich, dass
eine Vernetzung von Keingartenvereinen, Schule und
Horteinrichtungen unabdingbarer Bestandteil für eine
kontinuierliche Zusammenarbeit darstellen.
Die Einbeziehung und Bereitschaft der Lehrer, Eltern
und Kleingärtner für eine perspektivvolle Erhaltung der
Projekte sind sehr wichtig.
Schwierig gestaltet sich allerdings die Absicherung in
der Ferienzeit.
jeder Leser die Internetmöglichkeit www. grünes-klassenzimmer-Torgau.de nutzen um weitere interessante
Informationen zu bekommen
Dieter Steffens, Seminarleiter
Präsidiumsmitglied für Seminare
Die Schreberjugend des Landesverbandes Berlin, vertreten durch Isabel Hollenbeck stellte das Projekt Naturpädagogik von A–Z vor.
Den Schwerpunkt ihrer Ausführungen bildete sehr eindrucksvoll das handlungsorientierte und praxisnahe Naturerleben.
Das Drei- Säulen-Modell der Nachhaltigkeit
1. Ökologische Nachhaltigkeit
2. Ökonomische Nachhaltigkeit
3. Soziale Nachhaltigkeit
wurden umfassend erläutert. Umfangreiche praktische
Hinweise bildeten den Abschluss mit einer Power Point
Präsentation.
Das Grüne Klassenzimmer mit Kräutergarten, vorgetragen durch Volker Meißner, Landesverband Sachsen,
bildete einen würdigen Abschluss des Seminars.
Sehr eindrucksvoll wurde die Entwicklung, Entstehung
und Umwandlung einer alten und leerstehenden Parzelle zu einem Kräuterstützpunkt dargestellt.
Durch den hohen persönlichen Einsatz von Gartenfreund Meißner konnte ein Kräuterstützpunkt mit pädagogischer Begleitung geschaffen werden der bundesweite Anerkennung findet.
Der hohe notwendige Kostenanteil wurde mit Unterstützung von Sponsoren und ortsansässigen Unternehmen
realisiert. Auf Grund des Umfanges des Vortrages sollte
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2. Einleitung
Ein Baustein der Grundversorgung
Joachim Roemer
Vizepräsident des Landesverbandes Niedersächsischer
Gartenfreunde e.V.
Kleingartenanlagen gehören zur
Daseinsvorsorge unserer Kommunen
Thesen – Gedanken – Folgerungen
1. Thesen
• Die gesellschaftspolitische Bedeutung des Kleingartenwesens ist seit langem anerkannt.
• Das Bundeskleingartengesetz als Pacht- und Kündigungsschutzgesetz ist unumstritten.
• Der Deutsche Städtetag hat den Leitlinien zur nachhaltigen Entwicklung des Kleingartenwesens zugestimmt.
• Nun ist es an der Zeit, dass Städte und Gemeinden
Kleingärten zum Bestandteil ihrer Daseinsvorsorge
machen.
Schon seit geraumer Zeit beschränken sich
die kleingärtnerischen Organisationen nicht
mehr nur auf
die Verpachtung der Parzellen und die Durchführung
von Gemeinschaftsveranstaltungen für ihre Mitglieder.
In allen Bundesländern, wahrscheinlich in der überwiegenden Zahl unserer Bezirks-, Kreis- und Stadtverbänden, führen wir Projekte innerhalb unserer Kleingartenanlagen und darüber hinaus durch.
Wir berichten darüber – nicht nur in diesem Seminar.
Wir dokumentieren die Ergebnisse in Schriftenreihen,
auf unserer Homepage, gehen damit über die Medien
in die Öffentlichkeit.
Politik und Verwaltung und eine mehr oder weniger
breite Öffentlichkeit nehmen Anteil an unseren Leistungen und loben sie. Sie unterstreichen die Bedeutung
des Kleingartenwesens.
Je nach wirtschaftlichen und politischen Verhältnissen
erhalten wir eine Unterstützung für diese Leistungen,
meistens in Form einer Projektförderung.
Wir selber betonen, dass diese Projekte zu den Leistungen des Kleingartenwesens gehören, die wir aufgrund
seiner gesellschaftspolitischen Bedeutung erbringen.
Wir betonen die drei Säulen des Kleingartenwesens
• Soziale Bedeutung
• Ökologische
Bedeutung
• Städtebauliche
Bedeutung
und in der jüngeren Zeit auch
Bedeutung für die Gesundheit und den Klimaschutz.
Unsere Leistungen erbringen wir also – aus unserer
Sicht – nicht ohne Grund; und manchmal auch mit Hintergrund. Wir erwarten für uns – oder erhoffen zumindest – dass damit die Akzeptanz des Kleingartenwesens
in unserem Lande gewahrt wird oder gar zunimmt.
Schon lange sind wir auf dem Weg, die Bedeutung des
Kleingartenwesens auf breitere Schultern zu stellen, als
sie auf das „reine Gärtnern“ zu beschränken.
Wenn wir auch auf diesem Seminar wieder über unsere
Leistungen und unsere Projekte sprechen – und dieses
mit dem gebotenen Stolz – dann sollten wir dabei überlegen:
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– Sprechen auch andere über unsere Projekte?
– Sind unsere Leistungen / unsere Projekte stammtischtauglich?
– Erwartet die Gesellschaft, dass wir diese Leistungen
erbringen?
– Gibt es andere, die diese Projekte auch erbringen?
– Haben wir hier ein Alleinstellungsmerkmal?
– Haben wir besondere Rahmenbedingungen, über die
andere nicht verfügen?
– Erfüllen wir mit diesen Projekten, mit unseren Leistungen, einen Beitrag für die Grundversorgung unserer Mitmenschen?
– Gehören diese Leistungen zur Daseinsvorsorge unserer
Kommunen oder zumindest in unserer Kommune?
Wenn wir dann am Ende feststellen, dass unsere Leistungen
– in unserer Gesellschaft – zumindest in heutigen Zeit –
unverzichtbar sind,
– damit zur Grundversorgung in den Kommunen beitragen,
– von anderen öffentlichen oder privaten Trägern nicht
oder nicht in dieser Qualität, in diesem Umfang,
durchgeführt werden (können),
– aus dem Blickwinkel der heutigen Zeit zur Daseinsvorsorge in den Kommunen gehören, dann müssen wir
uns die Fragen stellen:
– wie erreichen wir, dass Politik, Verwaltung und Gesellschaft dieses so anerkennen?
– Wie kann das Kleingartenwesen weiter heraustreten
aus einer öffentlichen Darstellung, die häufig genug
die negativen Seiten, oder zumindest das alte KlischeeDenken, in den Focus der Betrachtung stellt?
– Wie können wir mit unseren Leistungen eine Erwartungshaltung in der Öffentlichkeit aufbauen? Man
würde uns, unsere Leistungen vermissen, wenn sie
nicht da sind; würde die Kommune auffordern, die
Voraussetzungen hierfür zu schaffen.
– Wie können wir dann erreichen, dass unsere Leistungen auch die notwendige Förderung – eine institutionelle Förderung – erhalten?
Oder sind hier die Erwartungen zu hoch geschraubt.
Ist das, was Staat und Gesellschaft für das Kleingartenwesen leisten,
– durch den Schutz des Bundeskleingartengesetzes,
– durch die Pachtpreisbegrenzung und
– durch den Kündigungsschutz,
– durch Projektförderung und andere Zuwendungen
genug Leistung, um uns in diesen Aktivitäten zu unterstützen?
Oder verbergen sich in zu hohen Erwartungen unsererseits auch Gefahren?
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Noch ist die Verpachtung der Gärten unsere primäre
Aufgabe, die Projekte eher sekundär.
Kann es für unsere Organisation, für das Kleingartenwesen von Nachteil sein, wenn die Gesellschaft Projekte
als Teil unserer primären Aufgaben erwarten, sie einfordern würde?
Ich würde mich freuen, wenn an diesem Wochenende
auch darüber diskutiert wird und möchte dazu ein paar
Thesen, Gedanken und Folgerungen beisteuern.
3. Was muss der Staat – die Kommune für die
Bürger leisten?
Öffentliche Aufgaben (Quelle: www.freie-gesellschaft.de)
Öffentliche Aufgaben sind Aufgaben, deren Erledigung
(oder Nicht-Erledigung) einen Großteil der an einem
Ort lebenden Menschen betrifft.
Zu den öffentlichen Aufgaben gehören insbesondere:
• Infrastrukturelle Einrichtungen: Versorgung (Strom,
Wasser, Gas/Heizung), Entsorgung (Müllabfuhr, Abwasser), Kommunikation (Telefon, Internet), Verkehrswesen (öffentlicher (Nah-)Verkehr, Straßen & Wege)
etc.
• Gesundheitswesen
• Erziehung & Bildung (Schule, Universitäten)
• Forschung & Wissenschaft
• Schutz vor Zwang und Gewalt,…, (etwa durch Notdienste wie Polizeinotruf, Feuerwehr etc.),…
Die Kommunen haben öffentliche Aufgaben innerhalb
ihrer Grenzen zu erfüllen. Die kommunalen Aufgaben
entwickeln sich durch wandelnde gesellschaftliche und
politische Erwartungen an die öffentliche Verwaltung.
Sie sind also nicht auf Dauer festgelegt.
Grob aufteilen lassen sich kommunale Aufgaben in freiwillige Aufgaben, Pflichtaufgaben und Weisungsaufgaben.
Freiwillige Aufgaben
Bei den freiwilligen Aufgaben entscheidet die Gemeinde
selbst, ob sie tätig werden will oder nicht. Wird sie tätig, ist
sie dort den gesetzlichen Vorschriften unterworfen.
Zu den freiwilligen Aufgaben gehören insbesondere:
• Kulturelle Angelegenheiten (z. B. Bücherei, Museum,
Theater, Volkshochschule)
• Betrieb eines Schwimmbades, einer Sportanlage
• Einrichtung und Pflege von Grünanlagen
Pflichtaufgaben
Pflichtaufgaben werden durch Bund oder Land per Gesetz vorgeschrieben. Sie sind zum Teil unbedingt durch-
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zuführen: zum Beispiel Gemeindewahlen, Feuerwehr;
oder nur unter bestimmten Voraussetzungen, zum
Beispiel die Aufstellung eines Flächennutzungsplanes.
Dabei ist der Ermessensspielraum unterschiedlich. Die
wichtigsten Pflichtaufgaben sind:
• Gemeindewahlen
• Abwasserbeseitigung
• Versorgungseinrichtungen
• Verkehrseinrichtungen
• Soziale Angelegenheiten
• Feuerwehr
• Allgemeinbildende Schulen
• Bauleitplanung
Weisungsaufgaben
Verpflichtet der Gesetzgeber die Gemeinde zur Erfüllung bestimmter Aufgaben, spricht man von Weisungsaufgaben.
4. Kommunale Aufgabe: Kleingartenwesen
Das Kleingartenwesen ist explizit bei den kommunalen
Aufgaben nicht aufgeführt.
Mainczyk schreibt aber in seinem Praktikerkommentar
zum Bundeskleingartengesetz – BKleingG (10. Auflage):
„Der Bedarf an Kleingartenland ist ein Abwägungselement
bei der Bauleitplanung (§1 Abs.7 BauGB). Die Vorschrift des
§1 Abs.5 BauGB fordert als Ziel der Bauleitplanung u.a. die
Gewährleistung einer sozial gerechten Bodennutzung und
die Sicherung einer menschenwürdigen Umwelt. Bei der
Aufstellung der Bauleitpläne sind die Belange des Kleingartenwesens zu berücksichtigen.“
§ 1 Aufgabe, Begriff und Grundsätze der Bauleitplanung
5) Die Bauleitpläne sollen eine nachhaltige städtebauliche Entwicklung, die die sozialen, wirtschaftlichen und
umweltschützenden Anforderungen auch in Verantwortung gegenüber künftigen Generationen miteinander in
Einklang bringt, und eine dem Wohl der Allgemeinheit
dienende sozialgerechte Bodennutzung gewährleisten.
Sie sollen dazu beitragen, eine menschenwürdige Umwelt
zu sichern, die natürlichen Lebensgrundlagen zu schützen und zu entwickeln sowie den Klimaschutz und die
Klimaanpassung, insbesondere auch in der Stadtentwicklung, zu fördern, sowie die städtebauliche Gestalt und das
Orts- und Landschaftsbild baukulturell zu erhalten und zu
entwickeln.
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Im §1 Abs.6 BauGB werden dazu weitergehende Anforderungen formuliert:
Bei der Aufstellung der Bauleitpläne sind insbesondere
zu berücksichtigen:
1. die allgemeinen Anforderungen an gesunde Wohnund Arbeitsverhältnisse und die Sicherheit der Wohnund Arbeitsbevölkerung,
2. die Wohnbedürfnisse der Bevölkerung, die Schaffung
und Erhaltung sozial stabiler Bewohnerstrukturen,
die Eigentumsbildung weiter Kreise der Bevölkerung
und die Anforderungen Kosten sparenden Bauens sowie die Bevölkerungsentwicklung,
3. die sozialen und kulturellen Bedürfnisse der Bevölkerung, insbesondere die Bedürfnisse der Familien,
der jungen, alten und behinderten Menschen, unterschiedliche Auswirkungen auf Frauen und Männer
sowie die Belange des Bildungswesens und von Sport,
Freizeit und Erholung,
4. die Erhaltung, Erneuerung, Fortentwicklung, Anpassung und der Umbau vorhandener Ortsteile sowie
die Erhaltung und Entwicklung zentraler Versorgungsbereiche,
5. die Belange der Baukultur, des Denkmalschutzes und
der Denkmalpflege, die erhaltenswerten Ortsteile,
Straßen und Plätze von geschichtlicher, künstlerischer oder städtebaulicher Bedeutung und die Gestaltung des Orts- und Landschaftsbildes,
6. …,
7. die Belange des Umweltschutzes, einschließlich des
Naturschutzes und der Landschaftspflege, insbesondere
a) die Auswirkungen auf Tiere, Pflanzen, Boden, Wasser, Luft, Klima …,
b) …,
c) umweltbezogene Auswirkungen auf den Menschen
und seine Gesundheit sowie die Bevölkerung insgesamt,
d) – g) …,
h) die Erhaltung der bestmöglichen Luftqualität …,
Die hier aufgeführten Aspekte berühren das Kleingartenwesen an vielen Stellen.
Mainczyk führt weiter aus: „§1 Abs.7 BauGB verpflichtet
die Gemeinden, bei der Aufstellung von Bauleitplänen die
öffentlichen und privaten Belange gegeneinander und untereinander abzuwägen.“
Dass das Kleingartenwesen zu diesen Belangen gehört,
ergibt sich nach Mainczyk aus den sozialen Bedürfnissen der Bevölkerung und aus den Belangen des Umweltschutzes. Dass ein öffentliches Interesse daran besteht wurde vom Bundesverfassungsgericht in seinem
Beschluss vom 12. Juni 1979 ausdrücklich festgestellt.
„Kleingärten haben eine wichtige städtebauliche und sozialpolitische Bedeutung. Sie stellen ein wichtiges Element
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zur Durchgrünung und Auflockerung der Bebauung dar und
verbessern das ökologische Gleichgewicht in den Städten.
Sie sind in so weit eine notwendige Ergänzung des mehrgeschossigen Wohnungsbaues. Kleingärten sind aber auch von
großer sozialer Bedeutung…“
Die Gemeinden haben demnach eine städtebauliche
Verpflichtung, ausreichend Kleingartengelände bereitzustellen.
5. Kleingärten ohne Alternative?
Hinterfragt man die Regelung im BauGB nach „Gewährleistung einer sozial gerechten Bodennutzung“, muss
man sich in Bezug auf Gärten auch über Alternativen
zum Kleingarten Gedanken machen.
Der Zugang zu Privateigentum und somit zu einem eigenen Grundstück, das als Gartenland genutzt werden
kann (Eigentumsgarten), bleibt vielen Menschen aus finanziellen und anderen Gründen verschlossen.
Neben den Kleingärten listet die Gartenamtsleiterkonferenz (GALK) in ihrem Fachbericht „Kleingärten im Städtebau, 2005“ Alternativen zum Eigentumsgarten auf:
Garten am – gemieteten – Eigenheim (Hausgarten);
Wohnungsgarten (Mietergarten), Arbeitnehmergarten,
Grabeland, Freizeitgarten, Wochenendgarten oder Erholungsgarten.
Alle genannten Gartentypen stehen in den Kommunen
nur selten, kaum in ausreichender Anzahl, vielfach nur
in Verbindung mit dem Haus oder der Wohnung und
ohne (eigenen) Kündigungsschutz zur Verfügung.
Mit ihrem – zumindest in den größeren Kommunen
flächendeckenden – Angebot und insbesondere ihrem
Pacht- und Kündigungsschutz sind Kleingärten ohne
Alternative.
Mit der Bedeutung des Kleingartenwesens für die Stadtentwicklung setzt sich die GALK in ihrem Fachbericht
eingehend auseinander:
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Die städtebauliche Bedeutung von Kleingartenanlagen
und ihre Rolle im Grünflächensystem der Stadt
„… Kleingärten haben heute außer dem Erholungswert und
dem Aspekt der Gewinnung von Obst und Gemüse sowie
sonstigen Gartenbauerzeugnissen für den Eigenbedarf sozialpolitische, kulturelle, gesundheitliche, ökologische und
stadtplanerische Bedeutung. Sie stellen einen notwendigen
Ausgleich zu den Mängeln im Geschosswohnungsbau und
im Wohnumfeld dar. Die Kleingärten nehmen neben den
großräumigen Grünflächen und den Parkanlagen, Friedhöfen, Sportanlagen und sonstigen Gärten einen besonderen
Stellenwert ein.“
Weiter heißt es in dem Bericht:
– „Bei der öffentlichen Nutzbarkeit spielen die Kleingartenanlagen eine wesentliche Rolle für das grünflächenbezogene Erholungsangebot der Stadt.
– Durch den Bestand an öffentlich nutzbaren Freiflächen
werden die Kleingartenanlagen auch von einer Vielzahl
‚Nichtkleingärtnern‘(…) aufgesucht.
– Eine Vernetzung der unterschiedlichen Grünflächen ist von
Vorteil; mittels Fuß- und Radwegen sind eine Vielzahl von
Kleingartenanlagen mit anderen Grün- und Erholungsflächen verbunden.
– Stadtökologisch tragen Kleingärten gleichzeitig zur Verbesserung des Stadtklimas durch eine eintretende Durchlüftung der Stadt als auch durch kleinklimatische Verbesserungen wie Erhöhung der Luftfeuchtigkeit und Absorption
von Staub bei.
– Die Funktion des Wasser- und Bodenhaushaltes wird durch
unversiegelte Flächen verbessert.
–
Selbst kleinste Bereiche können wichtige Biotope und
Rückzugsflächen für Fauna und Flora darstellen.
– Der besonders im Sommer wichtige Luftaustausch mit
dem Umland wird unterstützt.
– Jede Kleingartenanlage hat auf Grund der verschiedenen
strukturellen Ausprägung eine unterschiedliche Bedeutung
für den Artenschutz und die Lebensräume der Pflanzen
und Tiere.“
Aus diesen Ausführungen lässt sich ohne Schwierigkeiten ableiten, dass die Kleingärten den Anforderungen
der Bauleitplanung in vielerlei Hinsicht gerecht werden und so als Bestandteil der Bauleitplanung zu den
Pflichtaufgaben der Kommunen gehören.
Im Ergebnis lässt sich an dieser Stelle festhalten, dass sich
das Kleingartenwesen selber genug sein könnte. Es bedarf
eigentlich keiner weiteren Anstrengungen um die Daseinsberechtigung zu unterstreichen.
Es besteht ein hinreichendes öffentliches Interesse, das
von den Kommunen nicht unberücksichtigt bleiben darf.
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6. Projekte – Leistungen on Top?
Obgleich dieses per se öffentliche Interesse in unseren
Verbänden und Vereinen bekannt sein dürfte, nehmen
wir zunehmend Anstrengungen auf uns, um unsere
Belange in der Öffentlichkeit positiv darzustellen und
unsere Daseinsnotwendigkeit zu unterstreichen.
Mit einer Vielzahl von Aktivitäten und insbesondere
Projekten machen wir darauf aufmerksam, dass wir unser Image weiterentwickeln, dass wir den Herausforderungen unserer Zeit folgen und mehr tun, als nur interessierten Gartenfreunden ein Stück Land zur Nutzung
zu verpachten.
Wir engagieren uns, für unsere gesellschaftspolitische
Anerkennung und für den Fortbestand unserer Anlagen.
Mehr als das BVerfG mit der städtebaulichen und sozialpolitischen Bedeutung dem öffentlichen Interesse an
Kleingärten entsprochen hat
– als Element der Durchgrünung und Auflockerung der
Bebauung,
– für die Volksgesundheit (Ausgleichsfunktion zur einseitigen Berufstätigkeit),
– zur Verbesserung der Lebensqualität engagieren wir
uns in Fragen der Bildung, der Integration, des demografischen Wandels und des Klimaschutzes.
Ist das richtig, notwendig und sind wir auf dem richtigen
Weg?
7. Perspektivenwechsel: Europas Ziele
Wir blicken heute zunehmend auf Europa und Europa
schaut auf uns. In der Europäischen Union (EU) werden Ziele für das gemeinsame Handeln der Staaten für
die Zukunft festgelegt.
Nach der Lissabonstrategie stehen jetzt die Europa2020-Ziele auf der Agenda.
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Die fünf EU-Kernziele für das Jahr 2020 sind:
– Beschäftigung
– Forschung und Entwicklung sowie Innovation
– Klimawandel und Energie
– Bildung
– Armut und soziale Ausgrenzung
Zwei weitere Themen werden in diesem Kontext immer
wieder angesprochen:
– der demografische Wandel
– die Daseinsvorsorge
Um noch einmal auf die Bauleitplanung zurückzukommen. Auch die Bundesraumordnung als oberste Planungsebene im Bundesgebiet geht auf diese Themen
ein.
Als Rahmenvorschrift für die Raumordnung hat der
Bund das Raumordnungsgesetz (ROG) erlassen. Im
ROG sind Aufgabe und Leitvorstellungen für die räumliche Entwicklung des Bundesgebietes formuliert.
„Wirtschaftliches Wachstum und Innovation, Daseinsvorsorge sowie die Bewahrung von Ressourcen und die Gestaltung
und der Schutz von Kulturlandschaften sind aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen und deshalb Schwerpunkte
der Raumentwicklungspolitik. Der demografische Wandel,
die Entwicklungen in den Bereichen Wirtschaft und Erwerbstätigkeit und der Infrastruktur – wirken sich auf die Siedlungsentwicklung sowie die räumlichen Verflechtungen aus
und führen zu Veränderungen in der Raumstruktur. Aus der
Analyse der Entwicklungstendenzen und der Identifikation
von Problemfeldern wurden die Handlungsfelder für die zukünftige Raumentwicklung abgeleitet.“
Diese drei Leitbilder:
– „Wachstum und Innovation“
– „Daseinsvorsorge sichern“ und
– „Ressourcen bewahren, Kulturlandschaften gestalten“
bilden das Gerüst für eine nachhaltig positive Entwicklung in Deutschland.
[Leitbilder der Ministerkonferenz für Raumordnung
(MKRO), 2006]
8. Was ist Daseinsvorsorge?
www.kommunalforum-sachsen.de:
„Daseinsvorsorge
heißt allgemein: die Bereitstellung wirtschaftlicher, sozialer
und kultureller Leistungen für die Allgemeinheit (einschließlich der dazu erforderlichen Einrichtungen) durch die Kommune. Daseinsvorsorge wird als Rechtsbegriff im Rahmen
der sogenannten Leistungsverwaltung verwendet, ist aber
auch ein soziologischer und politischer Begriff und somit
Gegenstand gesellschaftlicher und politischer Auseinandersetzungen.“
Ende des 19. Jahrhunderts gehörten dazu insbesondere
die zentrale Wasserversorgung und die Abwasserbeseiti-
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gung, um für alle Einwohner hygienische Minimalstandards kostengünstig zu gewährleisten. Die Daseinsvorsorge entstand als Aufgabe der Kommunen im Gefolge
von Industrialisierung, Bevölkerungszunahme und Verstädterung. Für die Sicherstellung elementarer Lebensbedingungen der Menschen musste zunehmend eine
entsprechende Infrastruktur geschaffen werden. Ernst
Forsthoff definierte Daseinsvorsorge allgemein als „die
Darbietung von Leistungen, auf welche der in die modernen
massentümlichen Lebensformen verwiesene Mensch lebensnotwendig angewiesen ist.“
Wesentliche Kriterien für Leistungen der Daseinsvorsorge sind:
–
ein gleichberechtigter und verlässlicher Zugang zu
den Leistungen für alle Einwohnerinnen und Einwohner zu erschwinglichen Preisen;
– die flächendeckende und kontinuierliche Bereitstellung
der Leistung in einer geforderten Qualität und in ausreichendem Umfang;
– die Sicherung der Leistungen und die Gewährleistung
der Funktionsfähigkeit des öffentlichen Lebens auch
für künftige Generationen;
– demokratische Kontrolle über die Leistungen der Daseinsvorsorge und Sicherung der Transparenz über
Qualität und Umfang der erbrachten Leistungen.
9. Daseinsvorsorge und demografischer
Wandel
In diese Zeit fiel auch die ständige Verbreitung und Entwicklung des Kleingartenwesens.
Kleingartengebiete wurden vielerorts in Europa – mit
Beginn der Industrialisierung – nach dem ersten – und
nach dem zweiten Weltkrieg – ausgewiesen, um der Bevölkerung eine bessere Ernährung zu ermöglichen.
Eine Legaldefinition oder eine feststehende inhaltliche
Ausfüllung gibt es für den Begriff Daseinsvorsorge nicht.
Welche Leistungen dazu gehören, unterliegt der gesellschaftlichen Entwicklung und dem politischen Diskurs.
Gegenwärtig zählen u.a. folgende Bereiche und Institutionen zur kommunalen Daseinsvorsorge:
Wasserversorgung und Abwasserentsorgung, Abfallbeseitigung, Straßenbau und Straßenreinigung, Personennahverkehr, Raumordnung und Bauleitplanung,
Wohnungswirtschaft, Sparkassen, Kulturpflege, Schulträgerschaft und Kindertagesstätten, Jugendhilfe, Sozialhilfe, Altenhilfe, Gesundheitswesen und Krankenhäuser, Rettungsdienst und Katastrophenschutz.
„Daseinsvorsorge zählt zum Kernbereich der kommunalen
Selbstverwaltung. Dennoch sind nicht alle Leistungen der
Daseinsvorsorge auch automatisch Pflichtaufgaben.
Welche Leistungen der Daseinsvorsorge den Pflichtaufgaben
und welche den freiwilligen Aufgaben zugeordnet werden,
richtet sich hauptsächlich nach den kommunalrechtlichen
Bestimmungen der Länder.“
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Unsere Gesellschaft verändert sich. Wir werden in
Deutschland nicht nur weniger Menschen, wir werden
auch älter. Politik, Verwaltungen und Organisationen
widmen sich zunehmend einem Thema, dem demografischen Wandel. In der Folge des demografischen
Wandels verändern sich auch die Anforderungen an die
kommunalen Aufgaben und damit auch an die Daseinsvorsorge.
Der Rückgang der Bevölkerung insbesondere im ländlichen Raum erschwert die Ver- und Entsorgung. Sie wird
zunehmend unwirtschaftlicher. Öffentlicher Personennahverkehr muss für eine immer geringer werdende
Bevölkerungszahl vorgehalten werden, die aber immer
stärker auf diese Verkehrsmittel angewiesen ist.
Während die Notwendigkeit von Gesundheitseinrichtungen und Altenwohnungen zunimmt, wächst der
Leerstand in Wohnungen und Häusern.
Stadtentwicklungs- und Stadtumbauprogramme beschäftigen sich mit alternativen Nutzungen bis hin zur
Förderung des Abrisses von Gebäuden.
Die Kommunen haben es angesichts rückläufiger Einnahmen und unwirtschaftlicherer Aufgaben immer
schwerer, die Grundversorgung flächendeckend aufrecht zu halten.
Dabei muss es nicht ausschließlich in der – finanziellen –
Zuständigkeit der Kommunen liegen, die Daseinsvorsorge zu gewährleisten.
Der Deutsche Städte- und Gemeindetag schreibt dazu:
„Nach deutschem Verständnis kann die Ausgestaltung der
Daseinsvorsorge wirtschaftlich oder nichtwirtschaftlich sein,
im Wettbewerb oder als Monopol, gewinnbringend, kostendeckend oder zuschussbedürftig.
Zentrale Idee der Daseinsvorsorge ist die Orientierung am
Gemeinwohl, verstanden als Gesamtinteresse der Bürgerschaft. Das Gemeinwohl beinhaltet Gedanken wie Ver- und
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Entsorgungssicherheit, Nachhaltigkeit, Transparenz, Erschwinglichkeit einer Leistung für breite Bevölkerungsschichten sowie Erhalt von Qualitäts-, Umwelt- und Sozialstandards.
Gemeinwohl steht zwar im Widerspruch zu dem Ziel reiner
Profitmaximierung, nicht aber im Widerspruch zu betriebswirtschaftlichem Denken oder Gewinnerzielung.
Dazu gehören eben öffentliche Einrichtungen (wie das Verkehrs- und Beförderungswesen), die Ver- und Entsorgung
(z.B. Gas, Wasser, Elektrizität, Abwasserbeseitigung). Dazu
zählen Bildungs- und Kultureinrichtungen, Krankenhäuser,
Friedhöfe, Bäder usw.“
Zur modernen Daseinsvorsorge gehört auch – so
schreibt die Stadt Leipzig auf ihrer Homepage – die
soziale Infrastruktur, mit zum Beispiel Kindergärten,
Schulen, Spielplätzen,
Jugend- und Senioreneinrichtungen. [– Gehören dazu
nicht auch Kleingärten?]
In heutiger Zeit erlangen soziale Wirkungen eine immer größere Bedeutung. Die Belastung unserer Gesellschaft durch Leistungsstress, die Entfremdung von der
Natur, die Überalterung infolge der demografischen
Entwicklung und die Notwendigkeit, Menschen in unsere Gesellschaft zu integrieren sind Aufgaben, heute
und in der Zukunft, denen sich Staat und Gesellschaft
permanent stellen müssen.
alen Gesellschaft kann und muss er in die Umsetzung
private Initiativen einbinden.
Die Bertelsmannstiftung schreibt dazu:
„Jede Gesellschaft ist auf das Engagement des Einzelnen
angewiesen. Ob durch Dienstleistungen oder den gemeinsamen Einsatz: Zivilgesellschaftliches Engagement lässt Menschen in vielfacher Weise am Zusammenleben teilhaben.
Die Akteure der Zivilgesellschaft tragen weltweit dazu bei,
dass viele Leistungen im sozialen Bereich, in der Bildung,
im Sport, in Kunst und Kultur, im Umweltbereich oder in
der Entwicklungszusammenarbeit erbracht werden können.
Schnell und flexibel ist die Zivilgesellschaft in der Lage, Eigenverantwortung und Selbsthilfe zu verwirklichen. Wir unterstützen deshalb zivilgesellschaftliches Engagement und
die Entwicklung des gemeinnützigen Sektors.“
12. Kleingartenwesen und Daseinsvorsorge
10. Verpflichtung zur Daseinsvorsorge
Rechtliche Grundlage der Daseinsvorsorge ist die Garantie der kommunalen Selbstverwaltung nach Art. 28,
Abs. 2 Grundgesetz („… alle Angelegenheiten der örtlichen
Gemeinschaft im Rahmen der Gesetze in eigener Verantwortung zu regeln“) und des Sozialstaatsprinzips.
Soweit keine gesetzliche Pflicht zur Erbringung einer
Leistung der Daseinsvorsorge besteht – beispielsweise
weitgehend im sportlichen und kulturellen Bereich – ist
es die freie Entscheidung der Kommune, ob sie überhaupt tätig werden will und wenn ja, in welcher Rechtsform.
11. Arten der Daseinsvorsorge
Daseinsvorsorge – privat organisiert
Staatliche Daseinsvorsorge kann durchaus privat organisiert werden. Wir haben uns heute daran gewöhnt,
nach staatlichen Leistungen zu rufen. Der Gewährleistungsstaat, der alle Leistungen sichert, ist jedoch nicht
finanzierbar und auch nicht sinnvoll. Staatliche Aufgabe
ist es, Rahmenbedingungen zu schaffen. In einer sozi-
14
Die Geschichte des Kleingartenwesens, die Anfänge als
Armengärten, die Idee Schrebers, die starke Zunahme
der Anlagen in Nachkriegszeiten zur Versorgung der
Bevölkerung und die heutige Anerkennung des Kleingartenwesens durch Politik und Gesellschaft sind ein
starkes Indiz dafür, dass das Kleingartenwesen zur Daseinsvorsorge gehört.
Über die Verpflichtung der Kommunen, im Rahmen der
Bauleitplanung Kleingärten zu schaffen und sie bei der
Abwägung ihrer Ziele zu beachten, wurde gesprochen.
Das öffentliche Interesse wurde bis hin zum BVerfG
bejaht.
Die städtebauliche, soziale und ökologische sowie zunehmend auch die gesundheitliche und klimatische
Bedeutung der Kleingärten und des Kleingartenwesens
werden auf allen Ebenen hervorgehoben.
Umweltschutz, Bodenschutz, Naturschutz und Landschaftspflege, Klimaschutz sind genau so Aufgaben der
Kommunen wie Gesundheit, Bildung, Beschäftigung,
bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219
ausgewogene soziale Bedingungen, Integration aber
auch Sport, Kultur und Kunst.
Das Kleingartenwesen wirkt hier an vielen Stellen aktiv
mit.
Die Kleingärtner in Deutschland nehmen ihre Aufgabe
wahr, im Rahmen der Zivilgesellschaft hier eigenverantwortlich zu handeln.
Sie warten nicht auf politische Vorgaben oder den Druck
der Gesellschaft, sondern leisten ihren Beitrag selbstständig im Rahmen ihrer Möglichkeiten.
Dabei stützen sie ihre Tätigkeit natürlich auf die Regelungen des Bundeskleingartengesetzes, das ihnen als
Pacht- und Kündigungsschutzgesetz eine hervorragende Plattform bietet.
Sie stützen sich natürlich auch auf die Festsetzungen
im Rahmen der Bauleitplanung, insbesondere dort, wo
der Schutz durch die Ausweisung als Dauerkleingärten
gewährleistet ist.
Sie nehmen diese Rechte in Anspruch, weil der Gesetzgeber und die höchstrichterliche Rechtsprechung sie dazu
befugt.
Die Kleingärtner in den über 15.000 Vereinen verstehen
diese Rechte aber zugleich als Verpflichtung gegenüber
ihren Gemeinden, den Bürgern in ihrer Kommune.
Sie tragen ehrenamtlich zu den gesellschaftspolitischen
und sozialen Zielen in ihren Kommunen bei und nehmen dafür zu Recht das Privileg in Anspruch, dass ihre
Kleingartenanlagen der Sozialbindung des Eigentums
unterliegen.
13. Ein Recht auf Garten
Mit der Verpachtung der Gärten kommen die Vereine dem Recht und dem Bedürfnis der Bürger nach,
die ohne Eigentum an Grund und Boden dennoch ein
bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219
Stück Land pachten und selber gestalten und bewirtschaften wollen.
Zu den Kleingärten gibt es in den Kommunen kaum
Alternativen.
Die kleingärtnerischen Organisationen erfüllen hier in
hohem Maß ein gesellschaftspolitisches Anliegen, indem sie nicht nur die Gärten verpachten, sondern zugleich für einen guten Zustand der Anlage, für Ver- und
Entsorgung, die Verwaltung, das gesellschaftliche Miteinander, die Integration und den offenen Zugang für die
Bevölkerung sorgen.
Über privat geführte Kleingartenanlagen hinaus sind
die vereinsseitig geführten Anlagen fester Bestandteil
des Freizeitangebotes und des kulturellen Angebotes in
der Kommune.
14. Es gibt uns aus gutem Grund: Unser
Selbstverständnis – Das Leitbild des BDG
Mit Blick in das Leitbild des BDG können wir viele unserer Aktivitäten daraus ableiten. Wir haben Handlungen
zu unserem Selbstverständnis entwickelt, zugunsten
unserer Gesellschaft und für unsere Umwelt. Wir machen uns unsere Ziele zu unserer Verpflichtung.
Das Leitbild ist mit den Mitgliedsverbänden abgestimmt
und wird neben der Bundesebene auch auf vielen Landes- und Ortsebenen, bis hin zu den Vereinen, verwirklicht.
Aus dem Leitbild heraus haben wir zum jüngsten Verbandstag ein Positionspapier entwickelt und verabschiedet. Wir stellen in diesem Positionspapier auch Forderungen, so die Anerkennung:
„Kleingärtnerorganisationen [mit ihren Kleingärten] müssen
fester Bestandteil der Daseinsvorsorge der Kommune sein.“
Wir nehmen für uns in Anspruch, dass unsere Leistungen für die Gesellschaft, unsere Projekte, von den Kommunen anerkannt, gewürdigt und unterstützt werden
müssen.
15
Mit der Forderung nach Anerkennung der Daseinsvorsorge fordern wir die Kommunen zum Handeln in unserem Interesse auf.
e) Liegen wir mit unseren Leistungen richtig?
f) Wer profitiert davon?
g) Welche Wirkung erzielen wir mit den Projekten?
h) Haben wir ein Alleinstellungsmerkmal?
i) Wer kann es besser?
j) Werden unsere Leistungen anerkannt?
k) Wie lässt sich die Akzeptanz verbessern?
16. Aufgaben der Gesellschaft von morgen –
wie passen unsere Projekte in die Herausforderungen der Zukunft, in die EU-Ziele
2020?
15. Projekte im Kleingartenwesen – eine
Forderung der Gesellschaft oder Selbstzweck?
In der Broschüre des BDG „Für eine bessere Zukunft“
und in vielen anderen Veröffentlichungen stellen wir
die Leistungen unserer Organisation der Öffentlichkeit
vor.
Diese können wir gliedern nach Leistungen
a) intern für die Mitglieder
b) extern für die Öffentlichkeit
Wenn wir uns die Frage nach der Wirkung dieser Projekte und ihrer Anerkennung stellen wollen, dann sind
folgende Fragen zu beantworten:
a) Was wollen wir mit den Projekten erreichen?
b) Sind wir dazu verpflichtet?
c) Wie stehen wir mit diesen Projekten in unseren Kommunen dar?
d) Was erwartet die Politik, die Gesellschaft von uns?
16
– Beschäftigung
(Tafelgärten zur Wiedereingliederung in der ersten Arbeitsmarkt)
– Forschung und Entwicklung sowie Innovation (…)
– Klimawandel und Energie
Grüne Lungen der Städte und Gemeinden, Frischluftzufuhr in die Innenstädte, Verbesserung des
(Klein)klimas, …
– Bildung
Lebenslanges Lernen, Natur-Erleben, Natur begreifen
– Armut und soziale Ausgrenzung
Einbindung aller gesellschaftlichen Gruppen, Integration von Migranten, …
– Demografischer Wandel
Raum für Alt und Jung, Förderung von Gesundheit
und Beschäftigung im Alter, …
– Daseinsvorsorge
Erfüllung von kommunalen Aufgaben (Grünflächenpflege), kulturelle Bedeutung, Gesundheitsvorsorge,
…
bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219
17. Schlussfolgerungen – Kleingärten als
Bestandteil der Daseinsvorsorge
Schauen wir uns die Herausforderungen der Gesellschaft in der Zukunft an, dann stellen wir fest, dass hier
mittelbar oder unmittelbar sehr viele Berührungspunkte zu unseren Aktivitäten bestehen.
Wir liegen im Trend der Zeit!
Wie kaum eine andere Organisation können wir auf
ein derart breites Spektrum von Verknüpfungen zu den
Zielen unserer Gesellschaft verweisen.
Wir erfüllen nicht nur unmittelbare Aufgaben der Kommunen, so in der Unterhaltung öffentlichen Grüns. Wir
sind aktiv an vielen Stellen, an denen ehrenamtliches
Engagement zur Erfüllung von Aufgaben zur Daseinsvorsorge gefordert ist.
Das sollte uns Selbstbewusstsein genug geben, die Forderung zu stellen, dass wir Bestandteil der Daseinsvorsorge in unseren Kommunen sind.
Projekte und Veranstaltungen (als sekundäre Aufgaben)
Während die Verpachtung der Gärten, die (fachliche)
Betreuung der Mitglieder und die Bewirtschaftung der
Gärten und Unterhaltung der Gemeinschaftsanlagen
zu den Verpflichtungen innerhalb einer kleingärtnerischen Organisation gehören, sind Projekte und Veranstaltungen vielfach eine zusätzliche (sekundäre) nicht
verpflichtende Leistung.
Wir bieten in unseren Verbänden und Vereinen diese
Leistungen an, um die Bedeutung unserer Organisation
und des Kleingartenwesens innerhalb unserer Gesellschaft zu unterstreichen.
Vielfach werden diese Leistungen von Politik und Gesellschaft begrüßt, gefördert und anerkannt. Aber, werden
sie auch von uns gefordert?
• Natürlich wird von uns erwartet, dass wir unsere Anlagen offen halten. Aber, werden wir auch zur Schaffung
besonderer Ruhezonen oder Biotope für Besucher verpflichtet?
• Integration wird gefordert, Zugangsbeschränkungen
werden nicht toleriert. Aber, erwartet man interkulturelle Veranstaltungen von uns?
• Den sorgsamen Umgang mit den natürlichen Ressourcen, mit Flora und Fauna erwartet man. Erwartet
man auch die Einrichtung von Schulgärten, Lehrgärten und dergleichen?
• Wir schaffen keine Arbeitsplätze. Tafelgärten, von Arbeitslosen bewirtschaftet, werden gelobt, aber auch –
besonders von der Arbeitsverwaltung -kritisch hinterfragt.
bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219
17
Wo also stehen wir mit dem Kleingartenwesen?
Mit unseren Projekten für eine bessere Zukunft?
Ein Blick in die letzen beiden Veröffentlichungen, die
sich mit dem Kleingartenwesen beschäftigen, verdeutlicht diese Fragen und geben Antworten.
In dem Forschungsbericht des Bundesministeriums für
Verkehr, Bau und Stadtentwicklung aus dem Jahr 2008
über die „Städtebauliche, ökologische und soziale Bedeutung des Kleingartenwesens“ wird nur am Rande von Projekte gesprochen. Mehrfach werden diese Aktivitäten,
insbesondere die Tafelgärten, unter dem Gesichtspunkt
der Bekämpfung des Leerstands in den Anlagen beschrieben.
Interkulturelle Gärten werden als „neue Formen der
Gartennutzung“ bezeichnet.
Zu den sozialen Aktivitäten in den Vereinen heißt es:
„Eine vergleichsweise neue Qualität im Kleingartenwesen
sind die Aktivitäten der Vereine, die sich eben nicht mehr
nur an die eigenen Mitglieder richten, sondern weit darüber
hinaus gehen. Sie öffnen sich den Nachbarschaften und interessierten sozialen Einrichtungen …“
„Für alle Projekte gilt“, so heißt es in dem Bericht weiter, „die Vereine sind dadurch nicht nur eng in das soziale
Leben ihrer Kommunen eingebunden, sondern sie gestalten
sie aktiv mit. Wie bei allen Vereinen hängt davon auch ihre
Perspektive ab, denn nur so können Außenstehende etwas
über deren Arbeit erfahren und kann Interesse für das Kleingartenwesen insgesamt geweckt werden. Diese besonderen
sozialen Kontakte und Aktivitäten sind es auch, auf die viele
Vereine inzwischen besonders stolz sind. Ihr Engagement für
die Gemeinschaft wird aus ihrer Sicht jedoch nicht immer
ausreichend gewürdigt. Dabei geht es nur zum Teil um stärkere finanzielle Förderung. Genauso wichtig ist vielen auch
eine deutlichere Anerkennung der ehrenamtlichen Tätigkeit
in den Kleingärtnervereinen.“
Deutlicher wird der Deutsche Städtetag
In der Leitlinie des Deutschen Städtetags zur nachhaltigen Entwicklung des Kleingartenwesens in den Städten
vom September 2011 bescheinigt er dem Kleingartenwesen zunächst per se:
„Kleingärten sind auch unter Bedingungen des demographischen Wandels, der städtebaulichen Umbauprozesse in unseren Städten und sich ändernden sozialen, ökonomischen
und ökologischen Erfordernissen unverzichtbarer Bestandteil
kommunalen Lebens.“
Im Weiteren stellt der Städtetag die Bedeutung der
Leistungen der kleingärtnerischen Organisationen und
deren Projekte für die Öffentlichkeit heraus und unterstreicht deren Wirkung und Notwendigkeit.
Im Handlungsfeld Kleingartenentwicklung empfiehlt
der Städtetag, „Die Städte und Gemeinden müssen auf
die Auswirkungen von ökonomischem, gesellschaftlichem
und sozialem Wandel reagieren und eine angemessene Aus-
18
stattung mit Kleingärten dauerhaft sicherstellen, damit die
Voraussetzungen für ein zukunftsfähiges Kleingartenwesen
gegeben sind.“ … „Wichtigste Aufgabe ist die Sicherung und
Erhaltung des Bestandes.“
… und er befürwortet im Umgang mit Leerstand: „Ausgleichszahlungen, die zweckgebunden zur Förderung und
Aufwertung bestehender Anlagen eingesetzt werden. Hierzu
zählen z.B. die Umwandlung in Kleingartenparks mit hoher
Aufenthaltsqualität für die Allgemeinheit oder die Einrichtung von Schul-, Lehr-, Senioren- und anderen Gemeinschaftsgärten.“
Durch objektkonkrete Ausführungsplanungen und Aufwertungsmaßnahmen soll eine bessere Einbindung in
das Grünflächen- und Biotopsystem der Stadt und die
Schaffung von öffentlichen Nutzungsmöglichkeiten
erfolgen. „… und die Anlagen um zusätzliche Nutzungsangebote angereichert werden, wie z.B. mit Spiel- und Aufenthaltsbereichen, Sitzgelegenheiten, Themengarten, Lehrpfad.“
Zur Erhöhung der Familienfreundlichkeit in den Anlagen rät der Städtetag, „…. Um Begegnungen zwischen
den Vereinsmitgliedern und mit der Öffentlichkeit zu ermöglichen, sollten Aufenthaltsbereiche geschaffen werden, z. B.
kleine Plätze.
Synergien zwischen den Generationen sind durch Projekte
zu fördern, z.B. Kleinkindbetreuungsangebote durch aktive
Senioren innerhalb der Kleingartenanlagen.“
Und zur Schaffung von Kooperationen sagt der Städtetag: „Lebendige Kooperationen mit Kindergärten, Schulen
und anderen Bildungseinrichtungen für Kinder, Jugendliche
und Erwachsene insbesondere im Bereich Umweltbildung
und Bewegungsförderung sind zu entwickeln. Durch die Anlage von Schul- und Lehrgärten, Naturerlebnisräumen und
Spielbereichen für Bewegungsspiele können Orte dafür geschaffen werden. Dabei sollte das Angebot der Kleingärtner
stärker als bisher mit dem Bildungsbedarf und den Zielen
der Bildungsträger vernetzt werden, so dass sich eine Alltagstauglichkeit ergibt und Nutzung wie Unterhaltung dieser
Gärten kontinuierlich sichergestellt sind.“
„Als eine besondere Form sozialen Engagements soll die Anlage so genannter ‚Tafelgärten‘ als eine geeignete Möglichkeit weiter ausgebaut werden.“
Noch an weiteren Stellen geht der Städtetag in der Leitlinie auf die Bedeutung und auf die Notwendigkeit von
Kooperationen der Gartenfreunde mit anderen Stellen
und auf die Wichtigkeit der Projekte ein.
Es ergibt sich daraus im Prinzip eine Verpflichtung, der
sich die Verbände und Vereine kaum noch entziehen
können. Andererseits wird vom Städtetag eine finanzielle Unterstützung bejaht.
„Die Erfüllung dieser insbesondere durch die Vereine zu leistenden Aufgaben ist durch die Kommune zu unterstützen.“
„Zur Erfüllung der Aufgaben im Kleingartenwesen für angemessene Finanzierung und Förderung zu sorgen.“
bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219
„Die Kommunen sollten entsprechend ihrer finanziellen und
personellen Möglichkeiten und in angemessener Würdigung
der positiven Beiträge des Kleingartenwesens zum Gemeinwohl einen Grundstock an Kapazitäten bereitstellen.“
„… erweist es sich als sinnvoll, die grundsätzliche Verantwortung bei der Kommune zu belassen …“
„Zur Förderung und Finanzierung der Leistungen ist neben
der Nutzung bestehender Förderprogramme wie Beschäftigungsprogramme und die Nutzung der naturschutzfachlichen Ausgleichs- und Ersatzregeln aber auch die entsprechende Gestaltung der Pachtverträge möglich. Über die
anteilige Auszahlung von Pachtzinseinnahmen (oder Pachtzinsnachlässe) für die gezielte Förderung des Kleingartenwesens können die Kommunen einen wichtigen Beitrag für die
Sicherung und Entwicklung der Kleingartenanlagen leisten.
Über spezielle Landesförderprogramme zur Entwicklung des
Kleingartenwesens können weitere Fördermöglichkeiten geschaffen werden.“
Und auch die Anerkennung der Leistungen der Kleingärtner für die Gemeinschaft unterstreicht der Städtetag: „Das Vereinsleben im Kleingarten erfordert und ist ganz
wesentlich von ehrenamtlichem Engagement geprägt. Die
ehrenamtlich Tätigen arbeiten uneigennützig und widmen
einen beträchtlichen Teil ihrer Arbeitskraft für die Gemeinschaft. Dies sollte auch mit Blick auf eine weitergehend
dringend erforderliche Erhöhung des bürgerschaftlichen Engagements durch die Kommunen, Länder und des Bundes
gefördert werden. Die ehrenamtliche Arbeit der Kleingärtner
soll stärker in die Ehrenamtskultur der Kommune eingeordnet werden, ...“
der Zugang zu einem eigenen Garten ermöglicht wird.
Da wäre der nächste Schritt nur konsequent:
„die Anerkennung und Einbeziehung der Kleingärten und
der Gartenfreundinnen und Gartenfreunde in die Daseinsvorsorge der Städte und Kommunen.“
Preiswert und effizient
18. Fazit
Kleingärtner spielen mit ihren über vier Millionen Mitgliedern und Angehörigen eine maßgebliche Rolle in
unserer Gesellschaft. Bewusst oder unbewusst tragen
sie zur Bewältigung vielfältiger Aufgaben ihrer Kommunen bei. Ihr Handel ist ausgerichtet auf soziale, gesundheitliche und umweltrelevante Aspekte.
Nicht nur unsere Funktionäre, sondern zunehmend Politiker, Führungskräfte der Verwaltungen, Sozial- und
Naturschutzverbände, aber auch Ärzte und Therapeuten betonen, dass das Kleingartenwesen eine entscheidende Bedeutung hat für eine soziale Stadt, für Miteinander und Integration, für Klima- und Umweltschutz,
für Gesundheit und Wohlbefinden.
Der Garten wird als Gesundheitsquell von vielen Medizinern anerkannt. Aktive Gartenarbeit, die Beschäftigung
mit Pflanzen, der Aufenthalt im Freien, die Farben und
Düfte der Pflanzen sind positive Faktoren, besonders
auch für die zunehmende Gruppe älterer Menschen.
Dabei stellen nahezu ausschließlich die Kleingärten sicher, dass nicht nur Eigentümer von Grund und Boden
bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219
Der Schritt zur Anerkennung erfordert von vielen Kommunen zunächst keine zusätzlichen Leistungen.
• Bestandteil des öffentlichen Grüns sind wir bereits.
Hier bedarf es nicht zwangsläufig neuer Investitionen,
vielfach jedoch der Sicherung des Bestandes.
• Gärten und Gemeinschaftsanlagen, ihre Finanzierung, Pflege und Unterhaltung stellen wir sicher. Gemeinschaftliche Aktivitäten werden im Jahresverlauf
angeboten.
• Als kleingärtnerische Organisationen leisten wir seit
weit über Einhundert Jahren unseren Beitrag hierzu.
In den vielen Epochen des Kleingartenwesens haben
wir uns den jeweiligen gesellschaftspolitischen Herausforderungen angepasst.
• Wir haben zu Beginn Kindern das Spielen im Grünen ermöglicht, ihren Eltern einen Ausgleich für die
19
gesundheitlichen Belastungen der Industrialisierung
geschaffen.
• In Notzeiten haben wir zur Versorgung der Bevölkerung beigetragen, später zur Integration von Flüchtlingen und dann der Migranten.
• Wir bieten Raum für Natur erleben und aktive Beschäftigung im Alter.
Damit ist das Kleingartenwesen mehr als alle anderen
sozialen, kulturellen und sportlichen Angebote ein zeitgemäßes und vielseitiges Angebot für Jedermann.
Unsere Aktivitäten und unsere Projekte stehen nicht in
Konkurrenz zu anderen Organisationen.
Im Gegenteil. Durch die Bandbreite unserer Angebote
können wir sowohl die Interessen Einzelner, als auch
von Gemeinschaften berücksichtigen. Wir können nicht
Sport oder Kultur, Bildung oder Gesundheit, Integration
oder Tradition bieten, sondern alles an einem Ort; aus
eigenen Kräften oder gemeinsam mit anderen Organisationen.
Anspruch auf Anerkennung
Wir haben das Recht, Politik und Verwaltung hieran immer wieder zu erinnern und unseren Platz in der Gesellschaft einzufordern.
Dazu gehört vorrangig die Sicherung des Kleingartenbestandes. Das Bundeskleingartengesetz sieht hierfür die
Ausweisung als Dauerkleingärten nach dem Baugesetzbuch vor. Es istunverständlich, warum viele Anlagen
diesen Schutz noch immer nicht erhalten, stattdessen
behandelt werden, wie Baulandreserven.
Akzeptabel ist ebenfalls nicht, warum zum Beispiel in
Berlin Anlagen, nur mit einer Schutzfrist abgesichert,
eine Berechtigung auf Zeit erhalten. Die Inanspruchnahme der Flächen erfolgt dabei immer wieder, obgleich
diese für eine anderweitige Nutzung gar nicht benötigt
werden, wohl aber für die Erhaltung der Kleingärten.
Hieraus ergibt sich die klare Forderung, dass Kleingartenanlagen den höchstmöglichen Schutz erfahren
müssen.
Der Bedarf an Kleingärten muss von den Kommunen
über Kleingartenentwicklungspläne gesichert werden.
Dabei darf eine momentane Bestandsaufnahme oder
die Betrachtung einer Entwicklung unter ungünstigen
Gegebenheiten, für die Bedarfsermittlung nicht ausschlaggebend sein. Insbesondere attraktive, langfristig
gesicherte und zeitgemäß ausgestattete Anlagen, fußläufig in Wohnungsnähe gelegen, eingebunden in das
Grünordnungskonzept der Kommune, müssen das Ziel
städtebaulicher Entwicklung sein.
Sozialen Beitrag leisten
Für uns Gartenfreunde bedingen diese Forderungen natürlich Gegenleistungen.
20
Unser Beitrag für die Gesellschaft darf sich nicht an
dem bemessen, was wir bereit sind zu tun, sondern an
dem, was die Gesellschaft von uns erwartet.
Wenn der Bundesverband Deutscher Gartenfreunde in
seinem Positionspapier zum Verbandstag 2011 die Leistungen des Kleingartenwesens im städtebaulichen, ökologischen und sozialen Bereich, zum Klimaschutz und
zur Gesundheitsvorsorge unterstreicht, dann ist es Aufgabe aller Verbände und Vereine mit ihren Mitgliedern,
dieses in die Tat umzusetzen.
Anlagen müssen als öffentliches Grün gestaltet und uneingeschränkt offen sein. Gärten müssen für alle Menschen, ungeachtet ihrer geografischen oder sozialen
Herkunft offen stehen.
Wir müssen Raum bieten für Alt und Jung. Angebote schaffen, durch Spielplätze, Ruhezonen, Lehr- und
Schaugärten, Seniorengärten, barrierefreie Wege, altersgerechte sanitäre Einrichtungen. Aber auch durch
gemeinschaftliche Veranstaltungen im Jahresverlauf.
Und wir müssen unsere Gärten und Anlagen nach ökologischen Kriterien umweltschonend und nachhaltig
bewirtschaften.
Institutionelle Förderung
Wir leisten unseren Beitrag vielfach ohne öffentliche
Zuwendungen. Die Herrichtung und Unterhaltung
unserer Anlagen, die Schaffung von ökologischen Nischen, Spielflächen und Aufenthaltsräumen erfolgt aus
Beiträgen und Umlagen der Mitglieder, gelegentlich
durch eine Projektförderung unterstützt.
Wenn wir aber im Sinne der Daseinsvorsorge öffentliche Leistungen erbringen – so durch die Pflege öffentlichen Grüns, durch Leistungen zum Umwelt- und Klimaschutz, für eine soziale Stadt, dann müssen wir auch
ein Anrecht auf eine institutionelle Förderung haben.
So wie Sportstätten und kulturelle Einrichtungen seit
Jahrzehnten unbestritten regelmäßig öffentliche Zu-
bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219
wendungen für ihre Leistungen zum Wohle der Gesellschaft erhalten, dürfen auch wir Kleingärtner hier eine
entsprechende Anerkennung für unsere Leistungen in
der Gesellschaft erwarten.
Unsere Städte und Kommunen wären ohne das Kleingartenwesen sehr viel ärmer. Die öffentliche Hand
müsste viele Leistungen mit hohem Aufwand – personell und finanziell – selber erbringen.
Erinnern wir die Vertreter unserer Räte und Verwaltungen immer wieder daran und zeigen wir ihnen unsere
Leistungen, die wir auch in Zukunft leisten wollen.
Mit den Leitlinien zur nachhaltigen Entwicklung des
Kleingartenwesens in den Städten hat der Deutsche
Städtetag einen richtigen, aber auch notwendigen
Schritt in die richtige Richtung getan.
Jetzt gilt es, die Vertreter unserer Kommunen in die
Pflicht zu nehmen, dieses Leitbild in die Tat umzusetzen.
Wir sind bereit, unseren Beitrag zu leisten. Das stellen
wir allerorts unter Beweis.
Auch die Kommunen müssen nun zeigen, dass das
von ihnen verabschiedete Leitbild kein Lippenbekenntnis ist sondern die Anerkennung unserer Leistungen,
die es zu unterstützen und zu fördern gilt.
bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219
21
Die Öffnung des Kleingartenwesens
zur Gesellschaft – am Beispiel
sozialer Projekte der Kleingärtnervereine im Landesbund Hamburg
Dirk Sielmann,
Geschäftsführer,
Landesbund der
Gartenfreunde in
Hamburg e. V.
Das Kleingartenwesen als Teil der
Gesellschaft.
Das Kleingartenwesen hat eine lange Entwicklung in
Deutschland durchgemacht. Frühere Generationen haben für die Rechte der Kleingärtnerinnen und Kleingärtner gekämpft. Inzwischen konnte u. a. mit der Beschlussfassung des Bundeskleingartengesetzes durch
den Deutschen Bundestag im Jahre 1983 eine deutliche
rechtliche Absicherung der Interessen des Kleingartenwesens erreicht werden. Aber ist das selbstverständlich
und für immer so komfortabel?
Letztlich geschah die Absicherung durch das Bundeskleingartengesetz auch deshalb, weil das Kleingartenwesen in der Gesellschaft eine hohe Akzeptanz und
Anerkennung errungen hatte. Das Kleingartenwesen
besitzt nach wie vor einen hohen Stellenwert in der
Beurteilung durch Politik und Verwaltungen; die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen sind inzwischen
verändert. Die Gesellschaft hat sich in erheblichem
Maße individualisiert. Erfahrbar wird dies u. a. durch
die bemerkenswerte Ausweitung des unterschiedlichen
Freizeitangebotes und des Freizeitverhaltens der Bürgerinnen und Bürger in den letzten Jahrzehnten. Das
deutsche Kleingartenwesen steht demzufolge mit einer
starken „Konkurrenz“ im Wettbewerb.
These: Die über Jahrzehnte gewachsene Gewissheit der
Absicherung kann den Blick auf notwendige Neuorien-
22
tierungen im gesellschaftlichen Umfeld verstellen – mit
der Folge des langsamen Absinkens des gesellschaftlichen Status.
Neben vielfältigen, unterschiedlichen Freizeitmöglichkeiten als „neue Konkurrenz“ gibt es weitere alternative
und neue Entwicklungen im Bereich des Gartenwesens.
Das Kleingartenwesen sieht sich neuen Entwicklungen
im urbanen Leben ausgesetzt. In einer Untersuchung
über die „Urbane partizipative Gartenaktivitäten in
München 2009 sind verschiedene neue bzw. vermeintlich neue Entwicklungen des urbanen Gartenwesens
genannt: dazu zählen neben den Kleingärten, die Krautgärten, die interkulturellen Gärten, die Bewohner-, Mieter- und gemeinschaftlich benutzten Gärten sowie die
Hof- und Dachgärten, die pädagogischen Gärten, die
therapeutischen Gärten und sonstige Gemeinschaftsgärten, die unter dem neudeutschen Begriff „urban
gardening“ zusammengefasst werden können (Quelle: Urbane partizipative Gartenaktivitäten in München
2009. Eine Bestandsaufnahme von Dipl. Ing. Ella von
der Heide).
Das Kleingartenwesen ist in Deutschland vor allem eine
soziale Einrichtung. In den letzten 100 Jahren haben
viele Generationen, wie bereits erwähnt, für die Rechte
der Kleingärtnerinnen und Kleingärtner gekämpft. Es
ist nicht selbstverständlich, dass das Kleingartenwesen
eine so gute Stellung in der Gesellschaft hat. Mit dem
Bundeskleingartengesetz haben die Kleingärtnerinnen
und Kleingärtner in Deutschland ein Höchstmaß an
rechtlicher Absicherung ihrer Interessen erhalten. Inzwischen steht das Kleingartenwesen immer häufiger
in den letzten Jahren in Konkurrenz zu vielen anderen
Interessen in diesem Staat. Es ist nicht einfacher geworden, sich dagegen zu behaupten. Deshalb ist es umso
wichtiger, dass das Kleingartenwesen sich auf diese
neue Situation in der Gesellschaft einstellt.
Dass das Kleingartenwesen eine wichtige und gute
Einrichtung ist, das wissen die Kleingärtnerinnen und
Kleingärtner, aber weiß das auch die Gesellschaft in ausreichendem Maße? In den letzten 20 Jahren haben sich
die Verhältnisse in der Gesellschaft erheblich verändert.
Die Gesellschaft hat sich immer mehr individualisiert.
Viele gesellschaftliche Gruppen wie Gewerkschaften,
Sportvereine und auch die Politik müssen erfahren,
dass die Menschen sich mehr auf das eigene Interesse
besinnen.
Es ist außerdem immer häufiger festzustellen, dass
die Politik und die Verwaltungen gerne auf die Flächen
der Kleingartenvereine für andere Zwecke zu greifen.
Beispielsweise steht das Kleingartenwesen, mehr denn
je, unter enormem Druck, wenn es um Wohnungsbau-
bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219
maßnahmen geht. Inzwischen hat sich in vielen Bereichen der Verwaltung und in der Politik eine neue Sicht
auf das Kleingartenwesen eingestellt. Eine automatische Unterstützung für das Kleingartenwesen ist nicht
in jedem Fall zu erwarten.
Deshalb ist es neben einer guten Zusammenarbeit mit
Politik und Verwaltung wichtig, dass das Kleingartenwesen seine Öffentlichkeitsarbeit verbessert und intensiviert. Es reicht nicht aus, sich in Zukunft ausschließlich
dem Kleingartenwesen zu widmen, sondern sich auch
der Zustimmung und Unterstützung der Gesellschaft
zu vergewissern. Die Kleingartenvereine müssen sich
heute und in Zukunft auch um die Belange ihrer direkten Umgebung kümmern und bemühen. Sie sollten
Kontakt aufnehmen zu den Vereinen, den Initiativen,
den sozialen Einrichtungen und zu den Nachbarn in
Ihrer direkten Umgebung. Sie sollten bereit sein, mit
den Menschen in ihrer Nachbarschaft in Verbindung zu
treten. Das erfordert mehr Einsatz von den Vorständen
und den Mitgliedern der Kleingartenvereine, aber es
trägt dazu bei, dass die Akzeptanz und die Unterstützung der Gesellschaft für das Kleingartenwesen wieder
verbessert bzw. ausgeweitet wird.
Erfüllung, dieser insbesondere durch die Vereine zu
leistenden Aufgaben, ist durch die Kommune zu unterstützen …“
(Quelle: Leitlinien des Deutschen Städtetages zur nachhaltigen Entwicklung des Kleingartenwesens in den Städten,
September 2011, Seite 8).
Unter dem oben zitierten Punkt werden in den Leitlinien mehrere Punkte genannt, die in diesem Zusammenhang wichtig sind: die Familienfreundlichkeit in den
Anlagen müsse gefördert werden, die Integration von
Bürgerinnen und Bürgern mit Migrationshintergrund
müsse gefördert werden und die Kooperation als Form
der sozialen und Bildungspartnerschaft geschaffen werden. Darüber hinaus sollten Kleingärten zur Förderung
der Gesundheit stärker genutzt werden. Dies ist eine
große Bandbreite von Aufgaben, der sich die Kleingartenvereine jetzt und noch mehr in Zukunft stellen werden müssen.
Im Folgenden werden Beispiele dieser oben genannten Herangehensweise dargestellt, die von Hamburger
Kleingartenvereinen initiiert oder in Zusammenarbeit
mit anderen Organisationen und Institutionen auf den
Weg gebracht wurden bzw. werden.
In welchen Bereichen können Kleingartenvereine sich in Richtung Gesellschaft mehr
engagieren?
Praxisbeispiele Hamburger
Kleingartenvereine
In seinen Leitlinien zur Kleingartensituation in Deutschland hat sich der Deutsche Städtetag im letzten Jahr die
Hinweise der Gartenamtsleiterkonferenz (GALK) zu
eigen gemacht, wie eine Neuausrichtung des Kleingartenwesens in einer sich im Wandel befindlichen Gesellschaft gemeistert werden könnte.
„… Handlungsfeld: Soziale Aufgaben – Die sozialen
Funktionen als Stärke des Kleingartenwesens weiter
auszubauen.
Die Gesellschaft befindet sich in einem demografischen
und sozialen Wandel, der Prozesse der städtebaulichen
Schrumpfung, der Überalterung der Gesellschaft und
der finanziellen Umverteilung mit sich bringt.
Kinderreiche Familien, Familien Alleinerziehender,
Rentner und Menschen bestimmter Berufsgruppen
oder Regionen mit wachsender Erwerbslosigkeit leben
zunehmend am Existenzminimum. Diesen Menschen,
mit einem Bedarf an gesunden und preiswerten Lebensmitteln, sollte der Einstieg in das Kleingartenwesen
durch Vergabeverfahren unter Berücksichtigung sozialer Kriterien ermöglicht werden.
Vor diesem Hintergrund ist die Bedeutung des Kleingartenwesens neu zu positionieren. Vorhandene soziale
Potentiale sollen in Zukunft stärker entwickelt und der
Öffentlichkeit besser zugänglich gemacht werden. Die
bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219
a) Der „Schul-Kleingarten“ in Wilhelmsburg – eine Zusammenarbeit der Schule Rahmwerder Straße mit
dem Kleingartenverein „Niedergeorgswerder e. V.“
– 723 –
b) Der Kindererlebnisgarten im KGV Ochsenwerder
e.V. – 625 – ist auch für Kinder aus der Nachbarschaft
nutzbar.
c) Zusammenarbeit des Kleingartenvereins „Düngelau
e. V.“ mit dem Komitee für Igelschutz e. V. Hamburg.
d) Kunst im Kleingarten – ein gemeinsames Projekt
des Goethe-Gymnasiums mit dem Kleingartenverein
„Rispenweg e. V.“
Beispiel
Ein(e) Schulkleingarten(-parzelle) im Kleingartenverein –
723 – im Stadtteil Georgswerder in Hamburg.
Von der ersten Idee auf dem Weg zur Realisierung.
Die Schule Rahmwerder Straße im Stadtteil HamburgGeorgswerder als Zweigstelle der Elbinselschule (EIS)
Wilhelmsburg und die EIS selbst bietet zur Entwicklung
als Ganztagsschule Nachmittagskurse an.
23
Georgswerder ist von viel Grün umgeben: Landschaftsachse Dove Elbe, viele naturbestimmte Flächen, 6
Kleingartenvereine. Im Kursangebot der Grundschule
war auch ein Kurs Umwelt & Natur – Schwerpunkt hier
die Erkundung der Umwelt, Vermittlung von Kenntnissen der Flora und Fauna sowie deren Wertschätzung
und das Thema „Müll“. Und das im Umfeld der bekannten Deponie Georgswerder, die jetzt in einen „Energieberg“ umgewandelt und für Besucher geöffnet werden
soll.
Ein Lehrer des Schulstandortes Rahmwerder hatte mit
den Kindern der Klassen 1 – 3 bereits 3 Hochbeete für
Gemüse und ein Hochbeet für Pflanzen/Blumen angelegt, und zwar auf dem Schulgelände. Das Thema Natur
wird entsprechend den Lehrplänen auch im Sachunterricht behandelt.
Ins Bewusstsein rückte der Umstand, dass die Umgebung aus den verschiedensten Gründen Bodenbelastungen aufweist – keine geeignete Voraussetzung, um
Kindern Anpflanzungen sowie das Pflegen, Ernten und
Verzehren eigener Produkte zu gestatten.
Aber genau das ist ein wichtiges pädagogisches Ziel im
Sachunterricht wie in Kursen, die noch um weitere wie
„Kochen“ und „Backen“ mit eigenen Produkten ergänzt
werden könnten. Da bekannt war, dass der gegenüber
liegende KGV 723 ebenfalls kontaminiert ist, aber in
großen Bereichen auch durch Bodenabtrag und neuen
unbelasteten Boden saniert werden wird, wuchs aus
diesem Umstand die Idee, an einem solchen „sicheren“
Ort nach der Sanierung ein Kleingartenparzelle anzupachten. Bedingung: So schulortnah wie möglich.
Intention:
In der „freien natürlichen Natur“ lernen die Kinder
(sehr wichtig) das „Ursprüngliche“ kennen, haben aber
keinerlei Einfluss- oder Mitwirkungsmöglichkeiten,
diese zu gestalten. Die Kinder sollen lernen, das Obst
und Gemüse eben nicht aus dem Supermarkt stammen,
sondern vorher – oft sehr mühevoll – ausgesät oder angebaut, gepflegt und geerntet werden muss. Das schafft
Sorgfalt, Sachkenntnis und Verantwortungsbewusstsein:
– In der Zeit von PCs, Handys usw. ist der Aufenthalt an
der frischen Luft zu einem seltenen Gut geworden –
auch und gerade in der Freizeit.
– Die Kinder können durch eine Gartenparzelle Kreativität bei der Gestaltung entwickeln und so ganz „nebenbei“ ein wenig Mathematik und Geometrie lernen.
Die Kinder lernen statt „Fertigmahlzeiten“ frisches Obst
und Gemüse und ihre verschiedenen Zubereitungsmöglichkeiten kennen (Stichwort „gesunde Ernährung“).
Als „Parzellenpächter“ lernen die Schülerinnen und
Schüler Rücksichtnahme gegenüber den Nachbarn ken-
24
nen (Grenzen im buchstäblichen Sinne, Lärmreduzierung), aber auch Umgang und Kontaktpflege (Tipps von
den „Nachbarn“?)
Die Einordnung in einem bestehenden „Verein“ bewirkt
nette Annehmlichkeiten wie z. B. Teilnahme an Kinderfesten, aber auch Verpflichtungen wie „Gemeinschaftsarbeit“, zu der sie wie alle anderen Parzellenpächter
auch verpflichtet sind.
Kindern kann auch mal gestattet werden, die Kleingartenparzelle bzw. Laube für kleine Geburtstagsfeiern zu
nutzen. Viele Kinder aus dem sozialen Brennpunkt haben keine Möglichkeiten zu Hause.
Insgesamt erscheint der Schule und ihren Mitarbeitern
eine „öffentlich sichtbare“ beispielhafte Aktivität sinnvoller als in einem von der Außenwelt meistens nicht
zugänglichen Schulgelände.
Die ersten Schritte von der Idee auf dem Weg zur Umsetzung sind bereits gegangen:
Da keine Juristische Person wie etwa die Schule selbst
eine Kleingartenparzelle anpachten kann, ist der junge
Lehrer, der bereits die vier Hochbeete auf dem Schulgelände angelegt hat bereit, als „Natürliche Person“ eine
Parzelle an zu pachten. Mit dem Vorstand des KGV 723
wurde geklärt, ob ein Schulkleingarten überhaupt erwünscht ist und akzeptiert wird. Der Vorstand hat das
Projekt sehr begrüßt und einvernehmlich zugestimmt.
Es wurde Kontakt mit dem Landesbund der Gartenfreunde aufgenommen. Auch aufgrund des Vorstandsbeschlusses des Vereins wurde auch hier das Projekt
sehr begrüßt und wird auch weiterhin unterstützt.
Da keine Finanzmittel für die Gestaltung, Garteneinrichtung, Laube und Gartengeräte zur Verfügung stehen, wurde nach Sponsoren gesucht, und zwar mit Erfolg:
Die IGS GmbH (Internationale Gartenschau in
Wilhelmsburg im Jahre 2013) hat 1.500,00 € für
den Schulkleingarten bzw. die Beschaffung von
Gartengeräten zur Verfügung gestellt. Diese sind inzwischen angeschafft worden.
Die HASPA (Hamburger Sparkasse) hat einen Scheck
über 2.500,00 € überreicht, mit dessen Geld die Laube
oder das Material dafür mitfinanziert werden könnte.
Nächste Schritte:
Die Schule wartet den Vorgang der Sanierungsarbeiten
und die entsprechende Parzellierung des Kleingartens
ab. Danach bemüht sie sich um den Pachtvertrag sowie
darum, ob die Laube im Rahmen eines Jugendprojektes
kostengünstig erstellt werden kann. Die Schule bemüht
sich um weitere Finanzierungsmittel
– bei Sponsoren,
– bei öffentlichen Trägern: Bezirkssondermittel, Mittel
aus dem Verfügungsfonds des Beirats für Stadtentwicklung o. ä.
Und wenn das alles geklärt ist, kann es losgehen: 1. Spa-
bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219
tenstich mit Öffentlichkeitsarbeit evtl. mit dem „Fernsehgärtner“ John Langley, der auch für die IGS 2013
tätig ist und begleitet von einer regelmäßigen Berichterstattung durch eine Tageszeitung in Hamburg (Quelle:
Helga Schors, Mitinitiatorin des Projektes und u. a. aktives
Mitglied im Arbeitskreis Georgswerder).
Beispiel
Der Kindererlebnisgarten im KGV Ochsenwerder e.V. –
625 – ist auch für Kinder aus der Nachbarschaft nutzbar.
Ulrike Malethan ist zur Zeit Koordinatorin eines Projektes, das immer noch als einmalig gelten kann: auf
einer vereinseigenen Parzelle wurde ein Ort geschaffen,
an dem sich alle Kinder, auch aus der Nachbarschaft,
begegnen können und der dem pädagogischen Lernen
dient. Es gibt in Vereinen oftmals Parzellen, die nur
schlecht zu verpachten sind. Hier kann es sich möglicherweise anbieten aus solch einer Parzelle eine „Naturnahe Kinderspielparzelle“ herzurichten. Die von
den Erwachsenen fantasielos hergerichteten „normalen
Spielplätze“ (Sandkiste, Schaukel, Rutsche) sind steril,
langweilig und fördern nicht den Erlebnisdrang der
Kinder. Weiterer schwerwiegender Nachteil ist die Verantwortlichkeit des Betreibers (hier Verein) hinsichtlich
der Wartung und Kontrolle der aufgestellten Spielgeräte
und der möglichen Haftung bei Unfällen.
Mit einer hergerichteten „Naturnahen Kinderspielparzelle“ mit natürlichen Materialien, wie Sand, Kies, Findlingen, Baumstämmen, Sträuchern, etc. tritt eine Haftung wie sie bei konstruierten Spielgeräten gegeben ist,
gar nicht erst auf.
Löcher, wasserlose Gräben, Hügel, verschiedene Substrate Sand, Kies, Lehm, etc., Baumstubben, Baumstämme, Knüppel, Äste, robuste wüchsige Sträucher, Stauden und Obstgehölze bieten ein abwechslungsreiches
Gelände, das sich jahreszeitlich und auch über die Jahre verändern wird. Es darf auf dem Gelände auch gepflückt, abgebrochen, gegraben und von den Kindern
verändert werden.
Per Mitgliederbeschluss, mit helfenden Eltern und möglicherweise gesponserten Materialien lässt sich so eine
„Naturnahe Kinderspielparzelle“ relativ kostengünstig
herrichten. Die Betreuung erfolgt z.B. über die Eltern
(Quelle: Petra Sawadzki, Bericht im „Hamburger Gartenfreund“ Ausgabe Februar 2007).
Mit diesem Projekt gelingt es dem Kleingartenverein
mehrere gesellschaftlich relevante Ziele zu erreichen:
Soziale Aspekte wurden zu einer Aufgabe des Vereins.
Die Gartengemeinschaft organisiert einen aktiven Beitrag zur sinnvollen Integration von Kindern in das Vereinsleben.
bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219
Darüber hinaus erlernen die Kinder spielerisch den respektvollen Umgang mit der Natur. Die Kinderangebote
reichen von z. B. dem Frühjahrsstockbrot und Apfelpunsch bis hin zu verschiedenen Formen von Kinderfesten.
Die Kinderparzelle bietet umweltpädagogische Anreize.
In Eigenverantwortung wurde beispielsweise ein Regenwurmschaukasten entworfen, gebaut, gefüllt und
gepflegt. Der Kasten wurde sogar weiterentwickelt. Zu
den nächsten Projekten zählt die Anlage einer Schmetterlingswiese, die mit Infotafeln in Kinderhöhe versehen sein wird.
Beispiel
Igelschutz des „Igelkomitee für Igelschutz e. V., Hamburg im Kleingartenverein Düngelau – 355 –.
Die Zusammenarbeit begann vor vielen Jahren sehr
streitig. Das Wirken des Igelkomitees wurde nicht als
eine Form der kleingärtnerischen Nutzung im engeren Sinne gesehen. Es gab viel Ärger. Inzwischen haben sich die Wogen geglättet. Der Kleingartenverein hat
sich bereit erklärt, eine Parzelle für das Igelkomitee zur
Verfügung zu stellen. Ein „Igelhaus“ wurde im letzten
Jahr neu aufgebaut, nachdem die alte Laube abgebrannt
war. Im Zuge des Neubaus wurde die Parzelle sogar mit
Unterstützung der Behörde vergrößert und neu angelegt. Im März 2012 wurde das neue Haus unter starker
Beachtung durch Politik, Verwaltung und Öffentlichkeit
wiedereröffnet.
Zweck des Vereins ist die Förderung des Tier-, Artenund Umweltschutzes und hier insbesondere der Schutz
des Igels und die Erhaltung seiner Lebensräume. Der
Verein informiert über die artgerechte Igelpflege, fördert und betreibt Igelschutzmaßnamen, gibt Hilfestellung bei der Aufnahme verletzter oder hilfsbedürftiger
Igel und ihrer medizinischen Betreuung und leitet alle
notwendigen Maßnahmen ein, die zur vollständigen Rehabilitation dieser Tiere führen sollen. Zur Bewältigung
dieser Aufgaben sind dem Komitee Igelkrankenstationen angeschlossen, die jedoch eigenverantwortlich tätig
sind. Da es sich bei diesem Verein aber kein (staatlich
subventioniertes) Tierheim betreibt, können Igel nur in
begrenzter Zahl aufgenommen werden und er ist auch
nicht zur Aufnahme der Tiere verpflichtet.
Die aktiven Mitglieder des Igelkomitees arbeiten ausschließlich ehrenamtlich und übernehmen sämtliche
Kosten für Futter, Medikamente, Tierarztbehandlung
und vieles mehr privat. Wenn Igel behandelt werden,
wird im Gegenzug tatkräftige Unterstützung, benötigt,
damit diese Arbeit bewältigt werden kann. Finanzielle
Unterstützung erfolgt in Form von Spenden, die selbst-
25
verständlich willkommen sind. Vorrangig unterstützt
werden Igelfinder, die selbständig Igel versorgen und
Jungigel aufziehen. Das Komitee für Igelschutz engagiert sich für die Durchführung des Igelschutzes in
der Bundesrepublik Deutschland. Der Aufgabenbereich
umfasst auch die Unterstützung und Beratung von Natur-und Tierfreunden sowie die Zusammenarbeit mit
Tierärzten, Institutionen, Tier- und Igelschutzvereinen,
Förderkreisen und Interessengruppen (Quelle: http://
www.igelkomitee-hamburg.de).
Die Unterstützung des Igelkomitees durch den Kleingartenverein Düngelau findet in der Verwaltung des
Bezirkes Hamburg-Eimsbüttel hohe Anerkennung. Es
konnten nach der Zusammenarbeit zum Wiederaufbau
des „Igelhauses“ weitere Maßnahmen (neuer Wegebau
etc.) zugunsten des Kleingartenvereins vereinbart werden.
in den geschilderten Beispielen. Viele Projekte werden
von den Vereinen wie „selbstverständlich“ veranstaltet
und durchgeführt. Es ist aber wichtig, dass von den
„guten Taten“ mehr gesprochen wird. Die Öffentlichkeitsarbeit nimmt auch für diesen Zweck eine wichtige
Aufgabe wahr.
Beispiel
Kunst im Kleingarten – ein gemeinsames Projekt des
Goethe-Gymnasiums mit dem Kleingartenverein „Rispenweg e. V. – 229 –
Bereits zum zweiten Mal öffnet der Luruper Kleingartenverein „Rispenweg“ e.V. – 229 – sein Vereinshaus für
ein ungewöhnliches Projekt. Am Donnerstag, 12. April
um 16.30 Uhr wird die Ausstellung „Im Schrebergarten
– Einsichten und Ansichten“ eröffnet, die täglich bis
einschließlich Donnerstag, 19. April in der Zeit von 11
bis 13 Uhr für interessierte Besucher offen steht.
Das Goethe-Gymnasium liegt direkt neben dem Vereinshaus des Kleingartenvereins. Jahrelang beäugte
man sich. Da waren zum einen die „griesgrämigen, alten Spießer“ (Kleingärtner) und zum anderen die „auf
den Boden rotzenden Plagen“ (Schüler). Dass es einmal
ein gemeinsames Projekt, sogar eine fruchtbare, dauerhafte Beziehung der beiden Gruppen geben könnte, war
unrealistisch. Dennoch zeigt sich jetzt, dass es scheinbar immer Wege gibt, sich kennenzulernen, sich zu akzeptieren und zu tolerieren. Die Schüler der 12. Klasse
des Goethe-Gymnasiums nahmen sich im Rahmen des
Kunstunterrichts zum wiederholten Male des Themas
„Schrebergarten“ an. Heraus kamen Bilder, Fotografien,
Architekturmodelle, Interviews und Filme, die in ihrer Art so unterschiedlich sind, wie die Schüler, die sie
herstellten. Die letzte Ausstellung, die im Jahre 2009
stattfand, wurde von den zahlreichen Besuchern begeistert aufgenommen und das Publikum zeigte sich beeindruckt von der Vielfalt der Ausstellungsstücke (Quelle:
Jessica Laukeninks, Hamburger Gartenfreund, April 2012).
Es gibt im Hamburger Kleingartenwesen erheblich
mehr Aktivitäten, die in die gleiche Richtung gehen wie
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Obstlehrgarten und Planung eines
Kleingartenprojekts
Dr. Wolfgang Preuß
Vizepräsident des Landesverbandes Thüringen der
Gartenfreunde e.V.
2.8.5Pflaumen
2.8.6 Pfirsisch- und Aprikosen
2.8.7Quitten
2.8.8Beerengehölze
2.8.9Ziergehölze
3.Arbeitsschritte im Projektablauf/Terminplanung
und Controlling
4.Kostenrahmen
5. Medienarbeit
6.Nutzungsmöglichkeiten
7. Projektabschluss
Projektmanagement im Kleingartenwesen
1.1 Ziel- und Zweckbestimmung eines Projektes
Planung eines Kleingartenprojekts – Lehrgartens für
einheimische Obst- und Beerengehölze
Übersicht:
Projektmanagement im Kleingartenwesen
1.1 Ziel und Zweckbestimmung
1.2 Kriterien für ein zielorientiertes Projektmanagement
1.3 Elemente des Projektmanagements
1.4 Projektträger
1.5 Projektleiter
Projektplanung (Obstlehrgarten)
2.1Wegeführung
2.2 Obstlehrpfad
2.3Ziergehölze
2.4Info-Treffpunkt
2.5 Trafohausgestaltung
2.6 Technikstützpunkt
2.7 Kompost – Rohstoffverwertung im Garten
2.7.1 Ziel- und Zweckbestimmung
2.7.2Verwendung der Komposterde
2.8 Obst- und Beerengehölze
2.8.1 Apfelsorten
2.8.2Birnensorten
2.8.3Süßkirschen
2.8.4Sauerkirschen
28
Der zu errichtende Obstlehrpfad bietet allen Bevölkerungsschichten sowie den Kleingärtnern des Altenburger Landes und ihren Besuchern die Möglichkeit, neue
Ideen zur Gestaltung dieses Projektes einfließen zu lassen und aktiv bei der Umsetzung mitzuwirken. Mit Hilfe des zu errichtenden Obstlehrgartens sollen alte und
neue Obstsorten kultiviert und präsentiert werden. Ein
Lehrgarten kann und soll hierzu zusätzlich Möglichkeiten und auch genügend Freiraum für gewollte ökologische Kleinexperimente bieten.
Dabei wird folgende Zielstellung berücksichtigt:
–Kultivierung längst vergessener Obst- und Beerengehölze
–Allgemeiner Lernort für fachlich interessierte Kleingärtner, insbesondere bei der Vorgehensweise bei Erziehungs- und Erhaltungsschnitt der Gehölze
–
Treffpunkt der Fachberater, praxisnaher Unterricht
und Demonstration am Objekt (Lehr- und Lernort)
–Interessierte Hobbygärtner finden hier Anregungen
für die naturnahe Gestaltung ihres Hausgartens
–Kindergruppen und Schulklassen können unter Anleitung von Lehrern und Fachberatern beobachten,
erkennen und lernen
Dabei sollen die Schwerpunkte der Wissensermittlung
auf folgende Gebiete gelenkt werden:
–Pflanzen-, Tier-, Arten- und Bodenschutz
–Gehölzpflege und -schnitt
–Ökologische Kleinexperimente – Schädlingsbekämpfung
–Kompostierung und Verwertung von Grünschnitt
–Düngung und Bewässerung
–Umwelt- und Naturschutz
bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219
–
Erntezeit, Verwertungsmöglichkeiten und richtige
Lagerung.
Der Standort des Projektes ist das südöstliche Stadtrandgebiet von Altenburg, einer Stadt mit 35.000 Einwohnern.
Die zu gestaltende Freifläche in der Größe von ca.
2700 m² liegt zwischen den Kleingartenanlagen:
•„Glück Auf Altenburg“,
• „Morgensonne“,
• „Heinrich Heine“,
• „Bergmannsfreud“ und über einen kurzen Naturlehrpfad erreichbar,
• „Altenburg-Ost“ auf einer Fläche von insgesamt 22 ha.
Für eine spätere Nutzung durch die Bevölkerung wird
ein öffentlicher Zugang jederzeit ermöglicht.
Das Gesamtareal mit etwa 650 Gärten wird zu einem
„Kleingartenpark Altenburg – Südost“ gestaltet.
In der inhaltlichen Ausrichtung wird einen „Generationenpark“ als Gesamtprojekt geplant, mit der Zielsetzung
– Gesundheit, Bewegung, Erholung, Kommunikation.
So werden innerhalb des Gartens zahlreiche Bänke aufgestellt, welche zum Entspannen und Erholen einladen.
Ein entsprechend angelegter Hauptweg führt durch den
gesamten Obstlehrgarten.
Spielplätze und Abenteuerinseln für Kinder, ein Gesundheitspfad mit Edelstahlgeräten für Dehnungs- und
Entspannungsübungen sowie ein Grillplatz als Treffund Kommunikationspunkt, z. B. für Jugendliche, werden das Angebot für die Bandbreite der Bevölkerungsschichten ergänzen.
1.2Kriterien für ein zielorientiertes
Projektmanagement
Aktivitäten in der Projektvorbereitungs-, Durchführungs- und Nachbereitungsphase (s. unten)
Kontakte Politik
und Verwaltung
Kriterien im Projektmanagement:
• Aus Vereinssicht (Was, wann, wo, mit welchem finanziellen und personellen Aufwand?)
• Aus der Sicht der späteren Nutzer (Wer wird dieses
Projekt warum nutzen?)
• Aus der Sicht der betroffenen Kleingärtner (Problematik der Interessenharmonie beachten)
Die Lösung dieser Problematik erreicht man durch Zielharmonisierung über eine frühzeitige Einbindung aller
Beteiligten.
1.3Elemente des Projektmanagement
Für ein erfolgreiches Projektmanagement müssen folgende Elemente berücksichtigt werden:
• Projektziel (Ausgangsbasis für alle eindeutig formulierten und von allen akzeptierten Aktivitäten – welche
Ergebnisse werden angestrebt?)
•A
ufbauorganisation (Aufbau von Projektstrukturen –
welche personellen und Ressourcen, Kompetenzen,
Befugnisse und Verantwortlichkeiten sind notwendig?)
• Ablauforganisation (Arbeitsweisen, Informationsfluss,
Projektdokumentation – wer macht was wann?)
• Projektplanung (Wo soll was wie mit welchem Ergebnissen, Mitteln und Zeitplänen entstehen?)
• Projektführung (Wer führt welches Team in welcher
strukturellen Zusammensetzung?)
• Projektcontrolling (Welche Ergebnisse sind zu welchem Zeitpunkt mit den geplanten Mittel erreicht?)
Im Zusammenspiel dieser Elemente erwächst eine zielführende Arbeitsatmosphäre, die Projektkultur – eine
für die Realisierung des Projektes notwendige Haltung
und Denkweise, die Motivation, Engagement und Teamgeist fördert.
Hemmnisse in der Startphase:
• Mangelnde Unterstützung seitens des Verbandes auf
Länder- und Bundesebene
• Unzureichende finanzielle, personelle und sachlichen
Ressourcen
Öffentlichkeitsarbeit
Ziel, Ergebnis,
Fazit
Finanzieller
Background
Netzwerke nutzen
und erstellen
Projektablauf
Motivation nach
innen und außen
Presse und Behörden Presse- und
einbinden
Öffentlichkeitsarbeit
Projektnutzen
Gewinnung
von Sponsoren
Verbindung mit
Sozialverbänden
Klare Zeitplanung
loben
Zusammenarbeit
mit Ministerien,
Ämtern u. Behörden
Zeitung, Fernsehen usw. Projekt
nachhaltig
gestalten
Einbindung von
SGB II Kräften
Partnersuche für
Projektgestaltung
Verbindliche
Verantwortlichkeiten
Integrieren der
Mitglieder des Vereins
Öffentliche
Akzeptanz
Kontinuität und
Beharrlichkeit
Projektpflege
über Jahre
Erkundung von
Fördermitteln
eigene Kräfte
mobilisieren
Rhythmus und Kontinuität
der Abläufe und Ablaufplan
Öffentlichkeit
mit einbeziehen
Regelmäßige
Medienkontakte
klare
Zielstellung
Erstellung eines
Kooperation mit
Finanzierungsplanes Schulen
Konsequente
Umsetzung
Mitglieder müssen
Projekt wollen, sich
damit identifizieren
Projekt vorstellen,
präsentieren
Diplomatisch
arbeiten
nach innen und außen
der Weg muss
schon das Ziel
sein
Nutzung unbarer
Leistungen der
Kleingärtner
Projektbetreuung
Begeisterung wecken
Bedarfsermittlung
zur Projektnutzung
Verständnis entwickeln
bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219
Patenschaften mit
Kinder- und Jugendeinrichtungen
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• Unzureichende Bereitschaft der Beteiligten zur Veränderung
• Keine Projektverantwortlichkeiten und Zuständigkeiten
• Projektstart ohne gründliche Vorbereitung der Beteiligten
• Keine klare Projektorganisation
1.4Projektträger
Der Aufgabenträger ist in der Regel der Verein oder Verband. Bei größeren Projekten bedient man sich auch
der Promotoren.
Diese haben eine wichtige Funktion für die Projektwerbung.
Wir unterscheiden:
• Machtpromotoren (Politiker und einflussreiche Personen des öffentlichen Lebens)
• Fachpromotoren (fachlich kompetente Personen)
• Sozialpromotoren (Vertrauenspersonen, die das Projekt gegenüber Vorurteilen kommunizieren)
1.5Projektleiter
Der Projektleiter ist verantwortlich, dass die Ziele erreicht, die Termine eingehalten und der finanzielle Rahmen nicht überzogen wird.
Zu seinen Aufgaben gehört die Gestaltung der gesamten Aufbau- und Ablauforganisation eines Projektes. Er
koordiniert alle Maßnahmen und motiviert alle beteiligten Projektmitglieder.
Der Projektleiter ist der Generalmanager und sollte
Persönlichkeitsmerkmale wie Überzeugungskraft, Verantwortungsbewusstsein,
Durchsetzungsvermögen,
Teamwork sowie Kommunikationsfähigkeiten, Verhandlungsgeschick und ein hohes Maß an Kreativität
verinnerlichen.
Der Projektleiter wird durch das Projektteam unterstützt.
Das Team sollte nach den Kriterien:
• Fachkompetenzen
• Soziale Kompetenzen
• Kommunikative Kompetenzen
• Handlungskompetenzen
zusammengesetzt werden, wobei Teamfähigkeit, Begeisterungsfähigkeit, hohes Engagement, Ideenreichtum uns analytisches Denken der Mitglieder vorausgesetzt wird.
2 Projektplanung (Obstlehrgarten)
2Einführende Bemerkungen
Folgende Voraussetzungen sind vor Projektbeginn abzuklären:
• Teilziele formulieren
• Terminplanung – Abläufe festlegen
• Ressourcen planen (personell und materiell)
• Kostenplanung
• Risikoanalyse (Wenn, dann – anderenfalls)
2.1Wegeführung
Der zukünftige „Kleingartenpark Altenburg Süd-Ost –
Generationenpark“, in dem das Projekt errichtet wird,
ist erreichbar über die Zufahrt der Envia/EWA, die
Kleingartenlage „Morgensonne“ sowie über Kleingartenanlage „Glück Auf“ .Die spezielle Wegführung bzw.
Erreichbarkeit ist als Lageplan dem Projekt beigefügt.
2.2Obstlehrpfad
Der Obstlehrpfad konzentriert sich auf alte, einheimische sowie neue Obstsorten.
Zur Einhaltung des Umweltschutzes werden unterschiedlichste Nistkästen sowie Insektenhotels errichtet.
Das Ziel besteht darin, den Kleingärtnern Anregung für
Neu- bzw. Umgestaltung des Obstanbaus in ihren Gärten zu geben. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit,
sich Anregung für Obstbaumpflege, Obstbaumschnitt
sowie Schädlingsbekämpfung unter fachlicher Anleitung zu holen.
Für die Kinder beginnend von Kindergartenalter besteht
die Möglichkeit, die Entwicklung von der Pflanzung bis
zum Ernten der Früchte zu verfolgen und aktiv dran teilzuhaben.
2.3 Ziergehölze
Zur Abrundung und Abgrenzung vom Parkplatz und
Informationstreffpunkt sowie des unschönen Trafohauses werden Ziergehölze gepflanzt.
2.4Info-Treffpunkt
Der Info-Treffpunkt ist so zu gestalten dass ein Überblick über das Objekt ersichtlich ist, so dass bei zentral
organisierten Begehungen eine Einführung bzw. eine
Endauswertung durchgeführt werden kann. Dieser
Treffpunkt als Carport gestaltet befindet sich im Bereich
des Trafohaus.
2.5.Trafohausgestaltung
Zusätzlich zum Informationspunkt wird das Trafohaus
mit Efeu, Wilder Wein etc. bepflanzt. Um den Umweltschutz gerecht zu werden, befinden sich im Bereich des
Trafohauses Nistkästen für einheimische Fledermäuse.
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bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219
2.6Technikstützpunkt
Zur ordnungsgemäßen Aufbewahrung und Pflege der
technischen Geräte wird die auf dem Gelände befindliche zweckentfremdete Garage umfunktioniert.
2.7Kompost -Rohstoffverwertung im Garten
2.7.1Ziel – und Zweckbestimmung
Auf dem Kompost werden organische Abfallstoffe durch
die Arbeit von Bodenlebewesen zu hochwertigem, nährstoffhaltigen Humus abgebaut.
Kompost ist also kein „Müll-Haufen“, sondern eine
„Rohstoff- Wiederaufbereitungsanlage“.
Wer im Garten wertvolle Rohstoffe kompostiert, leistet
einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz. Für den
Obstlehrpfad ist Komposterde unersetzbar. Der Boden
wird mit Humus und Nährstoffen versorgt, das Bodenleben aktiviert und die Bodenstruktur verbessert.
Regelmäßige Bodenverbesserung mit Kompost sorgt im
Garten für eine gesunde Fruchtbarkeit, so dass auf den
problematischen und kostspieligen Einsatz mit mineralischem Dünger weitgehend verzichtet werden kann.
2.7.2Verwendung der Komposterde
Zur Bodenlockerung Kompost ca. zwei cm dick auf den
Gartenboden verteilen und leicht einharken; nicht untergraben!
Halbreifer Kompost kann im Herbst als Bodenabdeckung 2–3 cm dick aufgetragen (Flächenkompostierung) oder über das ganze Jahr hinweg unter Bäumen
und Sträuchern verteilt werden.
Krankhafte, mit Parasiten befallene Früchte, Blätter und
Gehölze gehören nicht in Kompost.
2.8Obst- und Beerengehölze
2.8.1Äpfel
• Golden Delicios
(Winterapfel)
• Alkmene (Sommer/Herbstapfel)
• Jonathan
(Herbstapfel)
• Idared
(Herbstapfel)
• Roter Berlepsch (Herbstapfel)
• Carola
(Sommer/Herbstapfel)
• Rote Goldparmäne
(Herbstapfel)
• Schweizer Orangenapfel(Herbstapfel)
• Klarapfel
(Sommerapfel)
• Roter Gravensteiner
(Sommer/Herbstapfel)
• Helios
(Sommerapfel)
• Jonagold
(Herbstapfel)
• Cox Orange
(Herbstapfel)
• James Grieve (Herbstapfel)
bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219
2.8.2Birnen
• Petersbirne
(Sommerbirne)
• Clapps Liebling
(Sommerbirne)
• Gellerts Butterbirne
(Herbstbirne)
• Köstliche aus Charneux(Herbstbirne)
• Bunte Julibirne
(Sommerbirne)
2.8.3Süßkirschen
• Große schwarze Knorpelkirsche
• Hedelfinger Riesenkirsche
• Süßkirsche Burlat
• Rivers Frühe
• Frühe rote Meckenheimer
2.8.4Sauerkirschen
• Morellenfeuer
• Achat
• Jade
• Morina
• Saphir
2.8.5Pflaumen
• Mirabelle von Nancy
• Große grüne Reneklode
• Graf Althanns Reneklode
• Königin Viktoria
• Katinka
• Elena
2.8.6 Pfirsisch- und Aprikosen
• Red Haven
• Dixired
• Hargrand
2.8.7Quitten
• Birnenquitte Vranja
• Apfelquitte
2.8.8Beerengehölze
• Rote JB Rovada
• Rote JB Stanza
• Rote JB Rolan
• Schwarze JB Tenah
• Schwarze JB Ben moore
• Schwarze JB Ben Adler
• Weiße JB Zitavia
• Jostabeere
• STB Hinnonmäki rot
• STB Hinnonmäki gelb
• STB Invicta hellgrün
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2.8.9Ziergehölze
• Holunder Black Beauty
• Fliederbeere Haschberg
• Aroniabeere Viking
• Aroniabeere Goji
• Sanddorn männlich Pollmix
• Sanddorn weiblich Leikora
• Feuerdorn Red Column
• Blutjohannisbeere King Edward VII
• Spierstrauch
• Gelbbunter Hartriegel
• Ranunkelstrauch Kerrie
• Sommerflieder Cardinal
• Pfeifenstrauch
• Rosa Weigelie
• Rotblättrige Rose glauca
• Forsythie Spectabilis
• Hagebutte.
Alle aufgezählten Gehölze wurden bereits 2011 gekauft
und befinden sich fachmännisch eingeschlagen in einer
Baumschule. Die Verbringung und Pflanzung erfolgt
nach einem bereits erstellten Plan ab 01.04.2012.
• Gestaltung eines Flyers (ab 01.09.)
• Teileinweihung
(Tag des offenen Denkmals – September)
• Schnitt der Gehölze (ab 01.10. – Lehrveranstaltung)
• Vorstellung des Projektes im Stadtrat
• Vorstellung des Projektes an interessierten Schulen
und Kindereinrichtungen
Vorstellung des Projektes in Seniorenresidenzen
4. Kostenrahmen
Das gesamte Projekt befindet sich noch in der Kostenanalyse. Bisher wurden für Pflanzmaterial und Arbeitswerkzeuge knapp 2.000 € verausgabt.
Der Bau des Parkplatzes und der Wegezuführung und –
gestaltung wird in Höhe von 25.000 € veranschlagt und
über Fördermittel abgedeckt.
Büroeinrichtung, PC-Technik (komplett), Büroverbrauchsmaterialien wurden über ESF-Mittel in Höhe
von ca. 1.000 € finanziert.
3. Arbeitsschritte im Projektablauf/
Terminplanung und Controlling
Geplante Werbematerialien werden mit 5.000 € veranschlagt und über Sponsoring finanziert.
Folgende Arbeitsschritte wurden 2011 vollzogen:
Personeller Einsatz wird über AGH-MAE bzw. BA finanziert
• Berufung eines Projektteams und des Projektleiters
• Erstellung der Projektstudie
• Verteidigung vor dem Projektrat
• Vorstellung vor Bürgervereinen, der Stadtverwaltung
und des Landratsamtes
• Vorstellung der Studie vor den Mitglieder der
zugehörigen KGA
• Verhandlungen zur Zuwegung zum Parkplatz
• Gewinnung von Sponsoren
• Kauf des benötigten Pflanzmaterials.
Projektarbeit (Projektleiter und beteiligte Gartenmitglieder) erfolgt ausschließlich ehrenamtlich ohne Entschädigung.
Anschaffung von Gartentechnik, Carport als Ifo-Treff,
Bänke und Blumenbepflanzung sowie Arbeitsschutzkleidung wird mit ca. 12.000 € veranschlagt und ist über
Sponsoring abzudecken.
Geschätzte Gesamtkosten für den Obstlehrgarten:
45.000 €.
Arbeitsschritte in 2012:
• Konzeptpräzisierung (ab 01.04.)
• Berufung einer ständigen Projektgruppe (01.04.)
• Einsatz einer Bürgerarbeitskraft (ab 01.04.)
• Einsatz von drei AGH-MAE (ab 01.04.)
• Pflanzung nach Plan (ab 01.04.)
• Gewinnung von Sponsoren (laufend)
• Wegebau (ab 01.06.)
• Regelmäßige Bodenpflege (laufend)
• Gestaltung eines Kompostplatzes (ab 01.07.)
• Erarbeitung von Info-Materialien (ab 01.07.)
32
5. Medienarbeit
• Die örtlichen Medien werden in regelmäßigen Pressegesprächen über den Projektfortgang informiert.
• Sponsoren werden im Sommer zu einer SponsorenGrillparty eingeladen.
• Bürgermeister und Landrat erhalten regelmäßig Projektinformationen.
• Kreistag und Stadtrat werden halbjährig über Tischvorlagen informiert.
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• Überregionale Medien werden arrhythmisch eingebunden.
6. Nutzungsmöglichkeiten
Ein spezielles Konzept über die vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten befindet sich zurzeit in der Bearbeitung
und steht ab Juni 2012 zur Verfügung.
Die Erstellung erfolgt im Zusammenhang mit dem entstehenden
Kleingartenpark Altenburg-Südost – Generationenpark“,
da der Obstlehrgarten immanenter Bestandteil desselbigen ist.
7. Projektabschluss
Die Einweihung des Obstlehrgartens erfolgt mit der Eröffnung Gartensaison 2013 (Obstblüte Anfang Mai).
Die Eröffnung der „Kleingartenpark Altenburg Süd-Ost
– Generationenpark“ ist mit der Eröffnung der Gartensaison am 1.Mai 2014 geplant.
Quellennachweis
Trainplan Bildungsmedien – Projektmanagement 2007
(berechtigte Lizenzversion)
Dr. B. G. Wolfgang Preuß
Vizepräsident des LV Thüringen der Gartenfreunde e.V.;
Vorsitzender des Regionalverband Altenburger Land
der Kleingärtner e.V.
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33
Integration von
Migranten im
Kleingartenwesen
aus der Sicht der
Lübecker Gartenfreunde
Hans-Dieter Schiller
Vorsitzender des Landesverbandes Schleswig-Holstein der
Gartenfreunde e.V.
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Kleingartenparks als Weiterentwicklung von Kleingartenanlagen
Prof. Dr. Gerlinde Krause
Fachhochschule Erfurt
Von den Anfängen bis zur Gegenwart und
Aspekte einer Weiterentwicklung
Das Kleingartenwesen war, ist und wird auch zukünftig
maßgeblich von dem Wandel gesellschaftlicher Verhältnisse beeinflusst, d.h. von politischen, demografischen
und sozioökonomischen Faktoren – Faktoren, die heute
zunehmend globale, bundesweite, regionale sowie lokale Komponenten aufweisen und somit eine hohe gesellschaftliche Verantwortung erfordern. Harry Maasz
betonte dies bereits 1926:
„Das Gartenschaffen ist Gewissens Angelegenheit, die
sich der Verantwortung vor sich selbst, der Mitwelt und
der Nachwelt gegenüber bewusst sein soll. Der Gartengestalter hat die Pflicht, das Wesentliche zu fördern, die
großen Linien und Zusammenhänge.“2
Im Sinne von Maasz sollen nun nachfolgend die „großen Linien und Zusammenhänge“ dargestellt werden,
um „das Wesentliche“3 zu befördern.
Kleingartenparks als Weiterentwicklung von
Kleingartenanlagen
Eine erste Vorbemerkung
Verändert man die Schreibweise des ersten Wortes im
Titel eröffnen sich unterschiedliche Sichten auf die gestellte Vortragsthematik
KleinGARTENPARK
KleingartenPARK.
Es ist somit der Kleingartenpark einerseits als ein, wie
Harry Maasz formulierte, aus „kleinen Gärten“1 zusammengefügter Park zu beleuchten, aber andererseits auch
Kleingärten als Elemente eines Parks zu betrachten.
Eine zweite Vorbemerkung
sei zum zweiten Teil des Vortragsthemas – Weiterentwicklung von Kleingartenanlagen – gestattet. Dieser
Part beinhaltet zwei Fragestellungen, nämlich wie können vorhandene Kleingartenparks weiterentwickelt werden und wie können
Kleingartenanlagen zu Kleingartenparks
entwickelt werden?
Es sind somit in den nachfolgenden Ausführungen sowohl an die historische Entwicklung anzuknüpfen, die gegenwärtige
Situation darzustellen sowie mögliche
Ansätze für eine zukünftige Ausgestaltung aufzuzeigen und dies im Wechselspiel von KleinGARTENPARK und KleingartenPARK.
52
Ein Exkurs in die Garten- und Freiraumgeschichte:
Ob vergangene, gegenwärtige oder zukünftige Generationen, allen gemein ist die Sehnsucht nach dem schönen
Garten, dem Paradies – eine „eigene, inmitten einer feindlichen oder bedrohlichen Umgebung gelegene, nach außen
abgeschirmte und abgegrenzte, durchgrünte Welt“.4 Die
Entwicklung, die Sehnsucht nach paradiesischen Gefilden
zu realisieren, reicht von ersten umgerteten Flächen zum
Anbau von Linsen oder Bohnen im Zweistromland bis
zu blumenreichen antiken persischen Gärten, die ihren
Niederschlag in griechischen Peristylgärten fanden. Nicht
nur Skulpturen und Plastiken, sondern auch philosophische, Kunst- und Gartenauffassungen wurden von Rom
importiert, erblühten in Villen, Villengärten und Städten
zu neuer Qualität, gingen in den Völkerwanderungen der
ersten Hälfte des ersten Jahrtausends u. Z. fast verloren
und wurden in mittelalterlichen Klostergärten neubelebt.
Renaissance- und Barockzeit brachten prachtvolle formale Gärten hervor
– formale Gärten,
1
die u. a. von Axialität und Symmetrie
sowie von durch
Schnitt geformten Bäumen und
Sträuchern
geprägt wurden und
werden.
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2
5
Diesem formalen Konzept setzte England ab dem
18. Jahrhundert den Landschaftsgarten entgegen.
„Im Landschaftsgarten spiegelt sich der fundamentale
Wandel des abendländischen Naturgefühls, das sich in
Spannung zum fortschreitenden Rationalismus zu einer auf Anschauung und Einfühlung basierenden individuellen Naturempfindung hin entwickelte. In der Naturreligion des Deismus, […], erreichte sie einen ersten
Höhepunkt. Ebenso bedeutsam aber war, daß die Aufklärung ihren Naturbegriff unlösbar mit dem Freiheitsgedanken verband. Wo Freiheit aus dem Naturrecht
begründet wurde, konnte umgekehrt Natur selbst zum
Freiheitssymbol werden.“5
Mit der Frühaufklärung im Umkreis der Universität
Leipzig sowie der neugegründeten Universitäten Halle
(1694) und Göttingen (1737) fanden Ideen dieser neuen
Naturauffassung Eingang im mitteldeutschen Raum,
fanden ihren Niederschlag in der geistig-kulturellen,
sozioökonomischen und baulich-gartenkünstlerischen
Ausformung des Dessau-Wörlitzer Garten- und Kulturreiches unter Fürst Leopold Friedrich Franz von AnhaltDessau. Er beförderte u. a. die Nutzung von Freiflächen
für Sport und Spiel.
3
4
Die Forderung nach öffentlich nutzbaren Freiräumen
entwickelte sich zunehmend im Kontext wachsender
städtischer Bevölkerung und Verstädterung, insbesondere am Beginn des 19. Jahrhunderts. Die Idee der Volks-
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gärten wurde geboren. Theoretisch vorbereitet wurden
sie von Christian Cay Lorenz Hirschfeld (Theorie der
Gartenkunst, 5 Bände, 1779–1785) sowie von Friedrich
Ludwig von Sckell (Beiträge zur bildenden Gartenkunst,
1818). Sckell definierte den Volksgarten wie folgt:
„Volksgärten dienen zum Genusse der freien und gesunden Lebenslust, zum traulichen und geselligen Umgange und der Annäherung aller Stände, für das Bedürfnis
aller Stände, jedes Alters, für Greise, Wiedergenesende
und die zarte Jugend […] In solchen Volksgärten muß
aber auch dem gesellschaftlichem Vergnügen, dem Tanze und anderen munteren Spielen stattgegeben werden,
wo zugleich auch Speisen und Erfrischungen eingenommen werden können.“6
Und Hirschfeld erweiterte die Zielstellung:
„Die verschiedenen Stände gewinnen, indem sie sich
hier mehr einander nähern, auf der einen Seite an anständiger Sittsamkeit und scheuloser Bescheidenheit,
und auf der andern an herablassender Freundlichkeit
und mittheilender Gefälligkeit. Alle gelangen hier ungehindert zu ihrem Rechte, sich an der Natur zu erfreuen.“7
Sckell und Rumford gestalteten zusammen solch einen
ersten Volksgarten – den Englischen Garten zu München – im Auftrage eines aufgeklärten Landesfürsten
an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert, Peter Josef
Lenne’ 1824–1826 den Klosterbergegarten Magdeburg
erstmalig im Auftrage einer Kommune. Ab Mitte des
19. Jahrhunderts entstanden in rascher Folge Volksgärten, Stadt- oder Bürgerparks in zahlreichen deutschen
Städten. Sie dokumentierten das gewachsene Bürgerbewusstsein, „die Sorge für die Verschönerung und Hygiene der Städte dem Staat abzunehmen.“8
Im Zuge der weiteren Ausdifferenzierung von Freiflächen entstanden Anfang des 19. Jahrhunderts die ersten Armengärten in Kappeln (Schlei), Weimar oder Kiel
53
6
7
und infolge die ersten Schrebergärten in Leipzig. Sie
entwickelten sich vorherrschend an den Stadträndern
der wachsenden Städte, kompensierten die zunehmenden Frei- und Wohnraumdefizite. Friedrich Coenen
arbeitete in seiner 1911 erschienenen Schrift Das Berliner Laubenkoloniewesen, seine Mängel und seine Reform
die Vorteile vom Kleingarten heraus wie Erholung und
körperliche Bewegung an frischer Luft, die „zufriedene,
glückliche und gesunde“ und somit „leistungsfähige“9
Arbeiter bewirkte, sowie Erziehung der Kinder zur Natur. Als Ergebnis kleingärtnerischer Tätigkeit konstatierte er „eine geistige, moralische und materielle Hebung
der Lage der unteren Klassen“10 und somit eine Entlastung des Etats der großstädtischen Armenlasten.
Die Zeit von der Jahrhundertwende bis zum Ausbruch
des 1. Weltkrieges war von einem durchgreifenden
8
54
p o9 l i -
tischen,
sozioökonomischen und geistig-kulturellen Wandel gekennzeichnet. Hohe Einwohnerdichten und unhygienische Wohnverhältnisse sowie sinkende Grünflächenanteile in den Städten, Armut und Unterernährung,
hohe TBC-Raten und Kindersterblichkeit, zunehmende
Schulunfähigkeit der Kinder waren nur einige Auswirkungen dieses Wandels, die zu intensiven Diskussionen und zur Entwicklung von visionären Konzepten
des Zusammenlebens führte. Unter dem Begriff „Reformbewegung“ wurden all diese Bestrebungen zusammengefasst. Forderungen nach „Licht, Luft und Sonne“ wurden erhoben und mündeten 1913 u. a. in zwei
programmatische Schriften – Der deutsche Volkspark der
Zukunft. Laubenkolonie und Grünfläche von Harry Maaß
und Die Gartenkultur des 20. Jahrhunderts von Leberecht
Migge. Beide Schriften gaben einerseits Anregungen
zur gestalterischen Aufwertung von Kleingartenanlagen. Hierzu einige Ausführungen der Autoren:
„Auf die Durchsetzung und Rhythmisierung mit Großvegetation, auf die Einordnung der Lauben, auf die
pflanzliche Ausbildung besonders hervorzuhebender
Plätze, der Haupt- und Nebenwege wird unser Hauptaugenmerk gerichtet sein müssen. Nicht unwichtig erscheint mir ferner die Verteilung von größeren Fruchtund Zierbäumen in den einzelnen Gärten, eine nach
einheitlichen Gesichtspunkten ausgeführte Gruppierung von bestimmten Baumformationen in bezug auf
Wuchs, Blüten- und Laubwirkung.“11
„[…] der heutige Garten muß deshalb eine gesetzmäßige tektonische Erscheinung aufweisen, weil seine ihm
eigene neue, soziale und wirtschaftliche Gesinnung nur
in dieser Weise zur vollen Ausnutzung kommen kann.
Infolgedessen ist mir die Übertragung der architektonischen Gesetze auf den Garten nicht bloß eine formale
und gar nur ästhetische Angelegenheit. Nicht deshalb
sieht mein Garten architektonisch aus, weil andere frühere Gartenepochen sich derselben Gestaltungsmittel
bedient haben und der Mensch den Wechsel liebt, nicht
deshalb allein, weil die Gesetzmäßigkeit und Zügelung
der geometrischen Linie die stärkere rhythmische Wir-
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kung gegenüber der Willkür der freien verheißt – nein,
die architektonische Gestaltung des Gartens ist für uns
vor allem deshalb notwendig, weil sie so einfach ist. Weil
ihre Elemente am leichtesten zu handhaben und von
Natur aus haushälterisch sind, dass in unserem Zeitalter der Massenprobleme allein sie irgendeine Wirkung
in die Breite ermöglichen: ich wünsche den architektonischen Garten aus volkswirtschaftlichen und sozialen,
aus ethischen Gründen.“12
Andererseits
plädierten
Maaß und Migge für eine
„Sozialisierung des städtischen Grüns“ als „eine der
wichtigsten
Aufgaben“13
der Zeit, entwickelten konzeptionelle Vorstellungen
zur Vereinigung bisher
separat eingeordneter Freiräume zu benutzbaren
Spiel-/Innenparks und Außenparks, verbunden durch
von Gärten begleiteten Promenaden.
12
10
11
Theoretisch vor dem 1. Weltkrieg vorbereitet, fanden
diese Ideen nach dem Krieg praktische Umsetzung.
Volksparks, zu denen nun auch Kleingärten neben
sportlichen und volkspädagogischen Einrichtungen wie
Gesellschaftshaus mit Versammlungsräumlichkeiten,
Bibliothek, Turnsaal, Bade- und Schwimmgelegenheiten, Liegehallen, Schwimmbassins, Licht- und Luftbäder im Freien, Festplatz mit Vergnügungseinrichtungen sowie Plätze für das organisierte Spiel14 gehörten,
wurden vielerorts realisiert. Herausragende Beispiele
entstanden z. B. in Berlin mit dem Volkspark Rehberge
(1926–1929, 89 ha).15
1930 erhob Migge die Forderung nach „Rentablen
Parks“. Er führte eine mit heute vergleichbare Ausgleichslage an:
bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219
„Um die gewaltig
entwickelten Gartenneigungen
der städtischen
Bevölkerung zu
befriedigen, genügt nicht nur
Gartenland, sondern es ist noch
ein weiteres erforderlich,
das
Gartengeld. […]
Unsere
überspannte
Stadtwirtschaft bringt
derzeit nur mit Mühe die Mittel auf die bestehenden
Grünanlagen zu unterhalten und höchstens bescheiden
auszubauen, geschweige denn, in dem erforderlichen
großen Maßstabe an neue Grünentwicklungen heranzugehen. […] Es ist nicht so, dass man all dieses neue
Gartengrün nun wachsen lassen kann oder nicht wachsen lassen kann – diese neuen Gärten sind typische Begleiterscheinungen des neuen Menschen und von ihm
nicht zu trennen. […] All diese Gartenwünsche sind lebensnotwendige Korrelate des immer härter werdenden
Stadtdaseins und müssen erfüllt werden.“16
13
Als einen möglichen Lösungsweg arbeitete er konzeptionell einen „neuen Parktyp mit eigenwirtschaftlichem
Charakter“17 heraus, modellhaft den Kolonialpark für
die Stadt Düsseldorf in der Golzheimer Heide mit 170
ha Wiesen, Sportplätzen, Kleingärten, Schulgärten,
Kraftfahrzeugparkplätzen und Kirmesfläche. Ausarbeitungen zu Frankfurt a. M. und Berlin ergänzten die
planerischen Überlegungen und mündeten in einen
kämpferischen Ausruf zur rentablen Parkpolitik:
55
„Was hier vom Grün der kommenden Weltstadt Berlin gesagt ist, gilt grundsätzlich für alle Großstädte
Deutschlands, ja für den kommenden Stadttypus in aller Welt. Sie alle brauchen zur Erhaltung ihres Daseins
mehr Grün. Zu diesem Ziel führen aber nur zwei Wege:
weniger konsumierendes, d. h. wirtschaftlich belastendes Grün, mehr produzierendes, d. h. wirtschaftlich entlastendes Grün.“18
Ab den 1920er Jahren wurden diese
neuen benutzbaren
Volksparks
zunehmend
in
die im Aufbau
befindlichen
stadtgliedernden
Freiraumsysteme
eingeordnet. An
dieser Stelle sei
auf das bedeutsame Wirken von Martin Wagner (1885–1957) verwiesen,
der ein „Beziehungssystem von ‚Besiedlungsdichte‘,
‚Wohnqualität‘ und ‚Alter der Bewohner‘ zu verschiedenen Freiflächentypen“ aufbaute und somit „erste
begründete Bedarfszahlen für die unmittelbare grüne
Wohnumwelt“ ableitete.19
14
innerhalb des Stadtkreises vom Tiefbauamt veröffentlicht
und 1928 stellte sich der Fluss bereits „als begradigter
Kanal mit gleichmäßig steilen, im unteren Teil durch
Steinpackungen befestigte[n] Uferböschungen, auf beiden Ufern von schmalen Deichwegen begleitet“, dar.21
Bromme forderte mit seiner Denkschrift 1928 die Ausnutzung der Altarme zwischen neuerem und früherem
Verlauf der Nidda für öffentliche und halböffentliche
Erholungseinrichtungen oder für kleinere Naturschutzgebiete im Kontext des Grüngürtelausbaus. Die Flächen
sollten sich bis an die Höhen der umliegenden Siedlungen erstrecken und Kleingartenkolonien, Gärtnereisiedlungen und große Nutzwiesen mit einbeziehen. Neben
planmäßigem Vogelschutz, Bienen- und Fischzucht
sollten Licht-, Luft-, Plansch- und Fluss-/Schwimmbäder, Spiel- und Sportwiesen entstehen. Heute gewährleistet die Niddaaue Erholungs- und Naturgenuss sowie
Naturbeobachtung zugleich.
Im 2. Weltkrieg und in den ersten Jahrzehnten danach
galt es in beiden entstandenen deutschen Staaten, ausreichend Kleingartenland zur existentiellen Absiche16
Mit den veränderten politischen Rahmenbedingungen
wandelte sich ab den 1930er Jahren auch der Volkspark.
15
17
„Formen wurden nicht nur kopiert, man verknüpfte sie
auch zwangloser miteinander, bis schließlich in den
späten dreißiger Jahren der Volkspark als Gesamtkunstwerk und als einheitliches soziales Programm zerfiel.“20
Trotzdem sind bedeutende große und kleine Anlagen in
dieser Zeit entstanden. Hier sei z. B. auf Frankfurt a. M.
oder Saalfeld (Gesamtanlage von Bergfried, Werk, Siedlung und KGA „Mauxion“) verwiesen. In Frankfurt a. M.
wurde 1914 die Denkschrift über die Regulierung der Nidda
56
rung bereitzustellen. 1954 wies Reinhold Lingner in
der Diskussion um den Aufbau von Stalinstadt (heute:
Eisenhüttenstadt) auf die Bedeutung von Kleingärten
hin, „in denen man selbst graben, pflanzen und ernten
kann“, auch wenn die „bestehende Form ein typisches
Produkt der Widersprüche des Kapitalismus“22 sei. Er
bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219
forderte die Berücksichtigung der unterschiedlichen
Anlagen und Bedürfnisse der Menschen, forderte ein
Zentrum der Gartenkultur und betonte:
„Die Beschränkung auf bloße Betrachtung und Benutzung von Gärten ohne aktive Einflussnahme auf die
Vorgänge des Wachstums, auf die Bildung des Kulturbodens, auf die Veränderung der Umweltbedingungen,
auf die Züchtung und die Verwendung der Pflanze als
Gestaltungsmittel würde die Gartenkultur wertvoller
Kräfte berauben. […] Der deutsche Garten ist eine so typische und populäre Kulturleistung, dass er zu einem
Bestandteil der deutschen Heimat geworden ist.“23
1984 arbeitete Christine Weiske in ihrer Dissertation
Heimischfühlen in der Stadt – Zur Wechselwirkung von
Ortsverbundenheit und Migration. Eine soziologische Studie die konstituierenden Faktoren für Heimatgefühl, das
als Relation von Lebensanspruch (historisch und sozial
determiniert) und Lebenserfüllung (subjektive Fähigkeiten, den eigenen Lebensanspruch zu realisieren)
charakterisiert wurde, heraus. Diese sind nach Weiske:
– Wohnort in seiner Bild prägenden Bedeutung,
–
Wohnung/Wohnungszufriedenheit (Grad der Wohnungsausstattung, Sozialstruktur der Bewohner, Lebensalter der Bewohner, Wohndauer),
– intakte Landschaft (Bindung durch Landschaft über
alle sozialen Gruppen, über alle Altersgruppen und
die Geschlechter gleich stark!),
–
genaue Ortskenntnis (Teilhaben und Eingebundensein) und Vertrautheit (Junge: Neues, An- oder Aufregendes, Informationshunger; Ältere: sprunghafte
Zunahme der Bindungen nach dem 40. Lebensjahr,
Suche nach geruhsamer Regeneration und Erholung),
– Nachbarschaft (abhängig vom Alter),
– Verwandtschaft (von relativ geringer Bedeutung),
– Einkaufsmöglichkeiten (Lebensalter abhängig, stärker
gebunden an gehobenen Bildungsstand),
– Freunde und Bekannte (Kommunikationspartner/Vertrauenspersonen; Intensität der Bindung vom Lebensalter abhängig),
– Arbeitsplatz und Beziehungen zu Kollegen (Mensch
auf gesellschaftsgestaltende Aktivität ausgerichtet,
Leistungs-, Kontakt- und Verdienstmotiv), kulturelles
Leben und Familie von geringem Einfluß.24
Unter diesem Fokus betrachtet, sind somit beste Voraussetzungen zum Heimischfühlen städtischer Bevölkerung in den Kleingartenanlagen gegeben. Neben
der baulich-räumlichen und freiraumgestalterischen
Ausprägung sollte es also auch verstärkt um eine Intensivierung des Gemeinschaftslebens gehen, wie Migge
bereits 1913 formulierte:
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„Danach käme es also zuerst darauf an, ein solches intensiveres Gartenleben zu entwickeln, zu befestigen und
auszubreiten und erst in zweiter Linie darauf, bestimmte Formvorstellungen und schöngeistige Richtungen zu
fixieren. […] Auf den allgemeinen und gleichen Gartenwillen kommt es an!“25
18
19
20
Im westlichen Teil Deutschlands erschienen bis in die
1980er Jahren hinein zahlreiche Schriften, die sich mit
der Freiraumsicherung und
der Bedeutung von Dauerkleingartenanlagen als Bestandteil der Stadtstruktur
auseinandersetzten. Verwiesen sei hier nur auf Günther
Grzimeks
Ausführungen
zur Grünplanung Darmstadt von 1965 oder Michael Lohmanns Darlegungen
zur Grünplanung von 1974.
Lohmann stellte auf der
Basis einer Seminararbeit
von N. Hofer Richtzahlen
für verschiedene städtische
Grünbereiche zusammen.
Für Kleingärten wurde ein
Mittelwert von 13 qm Kleingartenland pro Einwohner
errechnet.26 1980 folgte Dietrich Garbrechts und Ulrike
Matthes‘ Entscheidungshilfen für die Freiraumplanung
– Planungshandbuch, in
dem Kriterien zur Sicherung
und Verbesserung der Voraussetzungen für die Freizeitgestaltung und Erholung
im Freien erarbeitet wurden.
Mit den 1970er Jahren entwickelte sich ein neuer Wertansatz gegenüber der Natur. Gesetzte Ziele konnten nicht allein mit technischen
Umweltschutzmaßnahmen allein erreicht werden, Plädoyers für einen integrierten raumstrukturellen Ansatz
wurden infolge der Veröffentlichungen des Club of
Rome erhoben, eine ökologisch orientierte Stadt- und
Raumentwicklung etablierte sich. Martin C. Neddens
definierte deren Aufgaben wie folgt:
„Ökologisch orientierte Stadt- und Raumentwicklung
stellt sich die Aufgabe, die stofflichen und energetischen Austauschvorgänge aus allen Funktionen von
57
Siedlungskörpern in übergeordnete Kreisläufe des Naturhaushaltes derart einzufügen, daß ein ökologisches
Gleichgewicht hergestellt und langfristig gewahrt wird.
Unter der Bedingung, daß die Leistungsfähigkeit des
Naturhaushaltes begrenzt ist, sind von der ökologischen
Grenze her Rahmenbedingungen für die städtischen
Funktionen zu formulieren.“27
nern gepflegt wird, ist wahrscheinlich ein Auslaufmodell für einige historische Parks. Stattdessen werden
sich vielfältigere Garten- und Parkstrukturen entwickeln, die gartenbaulich-landwirtschaftlicher, eigenverantwortlicher, bunter und situativer sind. […]“29
21
2010 beleuchtete Jürgen Milchert das niedersächsische
Kleingartenwesens und fasste seine Vision von Kleingärten im Jahr 2020 in 6 Thesen zusammen:
„These 1:
Die Bedeutung des Gärtnerns wird weiter zunehmend
Die ‚Entkörperlichung‘ des Arbeitslebens fördert körperbetonte Freizeitaktivitäten […]
These 2:
Der räumliche Nahbereich gewinnt an Bedeutung
Der individuelle und gesellschaftliche Lebensstil der
Menschen ändert sich. […]
22
These 3:
Der Kleingarten als gesundheitlicher Präventions- und
Aktionsort gewinnt an Bedeutung
[…] Garten eine Verlockung der Stille, überschaubarer
Lebensprozesse und gewohnter Rhythmen […]“28
Und gerade der Kleingarten, die Kleingartenanlage ist
ein überschaubarer Bereich mit „überschaubaren Lebensprozessen“, in dem Selbstbestimmung und Selbstorganisation bestens geübt und praktiziert werden
kann. Milchert setzte wie folgt fort:
These 4:
Über die neue Schönheit des Nutzgartens
[…] starker Trend zur Wiederbelebung der Nutzgartenkultur […] in immer mehr Städten […] ‚Green-Guerillas‘
[…] ‚Interkulturelle‘ Gärten […] Hausgärten nehmen
immer mehr die traditionellen Aufteilungsstrukturen
idealtypischer Kleingartenparzellen an […] Gemüsegartenflächen, die man für einen Sommer mieten kann.
These 5:
Über den wichtigen gesellschaftlichen Nutzen sich verändernder Gartenästhetik
Gartengestaltung als Volkskunst […] Veränderungen in
den Ästhetiknormen im Bereich der gartenbezogenen
Alltagsästhetik […]
These 6: Neue Organisationsmodelle für das öffentliche
Grün und für das Kleingartenwesen werden sich entwickeln
[…] Der traditionelle Stadtpark, der von den Stadtgärt-
58
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Die bisherige Entwicklung ab dem 19. Jahrhundert und Ansätze zur Weiterentwicklung:
Ab 19. Jahrhunderts bis zur Wende 19./20. Jahrhundert
Stil/Formensprache
Ein-/Zuordnung der Klein-/Gärten
Ansatzpunkte für Weiterentwicklung
Organische Gestaltung von Volksgärten, Stadt- und
Bürgerparks
Teilweise fließende Übergänge zum Landschaftsraum,
aber auch isolierte städtische Lagen;
Gestalterische Aufwertung der Gesamtanlage; Erhalt
der Kinderspielplätze in diesen Anlagen; Prüfen der
Denkmalwürdigkeit
Gärten als Teil der Siedlung, als Teil der Wohnbebauung und Kleingärten am Stadtrand in formaler
Gestaltung;
Aus Einzelgärten zusammengesetzte Laubenkolonien;
nur sächsische Anlagen mit Kinderspielplätzen
im ländlichen Raum zusätzlich Grabelandparzellen;
formale Gestaltung
Bis zum 1. Weltkrieg
Stil/Formensprache
Ein-/Zuordnung der Klein-/Gärten
Ansatzpunkte für Weiterentwicklung
Übergang von organischer zu formaler Gestaltung;
Diskussion zu Gesamtstadttkonzeptionen;
Erste Volksparks im Übergangsstil (z. B Hamburg);
Gestalterische Aufwertung der Gesamtanlage; Erhalt
der Kinderspielplätze in diesen Anlagen; bei Innenstadtlagen Sicherung der Anlage; bei Vorhandensein
von Gesamtkonzeptionen Denkmalwürdigkeit
prüfen;
Formale Kleingärten am Stadtrand; theoretische Zusammenführung von Volkspark- und Kleingartenidee;
Diskussion zu Kleingärten in Gesamtstadtkonzeptionen, um gesamtstädtische Grünsysteme;
Aus Einzelgärten zusammengesetzte Anlagen ohne
Gesamtkonzeption; nur sächsische Anlagen mit
Kinderspielplätzen; erste Entwürfe zur gestalterischen
Aufwertung;
Im ländlichen Raum zusätzlich Grabelandparzellen;
formale Gestaltung;
Zwischen 1. und 2. Weltkrieg
Stil/Formensprache
Ein-/Zuordnung der Klein-/Gärten
Ansatzpunkte für Weiterentwicklung
Formale Freiraumgestaltung anfangs vorherrschend;
ab den 1930er Jahren wieder zunehmend organische
Gestaltung;
Kriegs- und Nachkriegskleingärten in der Stadt und am
Stadtrand in formaler Gestaltung;
Aus Einzelgärten zusammengesetzte Anlagen ohne
Gesamtkonzeption;
Gestalterische Aufwertung der Gesamtanlage; Erhalt
der Kinderspielplätze in diesen Anlagen; bei Innenstadtlagen Sicherung der Anlage;
Denkmalschutz bzw. Prüfen der Denkmalwürdigkeit,
insbesondere wenn sie im Kontext von reformpädagogischen Konzepten und Siedlungsreformbestrebungen entstanden i. d. R. Denkmalschutz;
Formale Kleingartenanlagen im Zuge geplanter
Stadterweiterung;
Gestalterische Gesamtkonzeption von aneinander
gereihten Einzelgärten mit Gemeinschaftsflächen in
Dauerkleingartenanlagen;
Kleingärten als Teil von neuen Volksparkanlagen
Kleingärten als Teil von Ringen oder Radialen;
Praktische Zusammenführung von Volkspark- und
Kleingartenidee;
Aufbau von gesamtstädtischen Grünsystemen im
ländlichen Raum zusätzlich Grabelandparzellen;
teilw. Denkmalschutz z. B. Köln (Encke), teilw.
Naturschutz; Sicherung und Ausbau der Anlagen im
gesamtstädtischen/landschaftlichen Kontext;
Nachkriegszeit bis zur Wiedervereinigung
Stil/Formensprache
Ein-/Zuordnung der
Klein-/Gärten
Ansatzpunkte für
Weiterentwicklung
Bis in die 1970er Jahre organische Gestaltung in öffentlichen Grünanlagen vorherrschend; ab Ende der 1970er
Jahre verstärkte ökologische Orientierung;
Kriegs- und Nachkriegskleingärten in der Stadt und
am Stadtrand und im ländlichen Raum zusätzlich Grabelandparzellen; in der DDR: Einbindung in geplante
formale Kleingartenanlagen;
Aus Einzelgärten zusammengesetzte Anlagen ohne
Gesamtkonzeption;
Gestalterische Aufwertung der Gesamtanlage; Erhalt
der Kinderspielplätze in diesen Anlagen; Schaffung
von Gemeinschaftsflächen; bei Innenstadtlagen
Sicherung der Anlage;
Gestalterische Aufwertung der Gesamtanlage im
Kontext von gewandelten Freiraumansprüchen/
Freizeitbedürfnissen und Naturauffassungen; Prüfen
des Denkmalschutzes, wenn sie im Kontext von
Kulturparkprojekten (NBL) entstanden sind;
Sicherung und verstärkte landschaftliche/ökologische Ausrichtung;
Formale Kleingartenanlagen als Teil von Bebauungsplänen im Zuge der Stadterweiterung;
Gestalterische Gesamtkonzeption von aneinander
gereihten Einzelgärten mit Gemeinschaftsflächen in
Dauerkleingartenanlagen;
Kleingartenanlagen im Kontext anderer Grün- und
Freianlagen;
Aufbau und Ausbau gesamtstädtischer Grünsysteme;
bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219
59
Von der Wiedervereinigung bis heute
Stil/Formensprache
Ein-/Zuordnung der
Klein-/Gärten
Ansatzpunkte für
Weiterentwicklung
Zunehmend wieder formale Gestaltung, daneben aber
auch verstärkt ökologische Ausrichtung in vielfältiger
Formensprache;
Vereinzelter Neubau von Dauerkleingartenanlagen
im Kontext von Wohnsiedlungen, vorherrschend in
Wachstumsregionen;
In Innenstadtlagen eher in geplanter Aneinanderreihung von Einzelgärten und kleineren Gemeinschaftsflächen;
in städtischen Randlagen dem Landschaftsraum angepasste Form von Kleingartenanlagen (vg. Steinbüchel,
Leverkusen);
Aus Einzelgärten zusammengesetzte Anlagen mit und
ohne Gesamtkonzeption;
Gestalterische Abrundung und Ergänzung; Schwerpunktsetzung auf Gemeinschaftsflächen;
Leerstand mit Rück- und Umbau von Kleingartenanlagen in Schrumpfungsregionen;
Ausbau gesamtstädtischer Grünsysteme;
Kleingartenanlagen im Kontext anderer Grün- und
Freianlagen;
Zur Vereinfachung diese Aussagen in
schematischer Form:
Aneinanderreihung
Gewachsene Struktur
Linear aufgewertete Wege
Geplante Struktur
teil- bzw. vollständiger Rückbau im ländlichen
Raum, Umbau in Stadtlagen unter Einbeziehung der
Brachen im Kontext der demografischen Entwicklung;
Ausbau von Gemeinschaftsflächen unter Berücksichtigung von gewandelten Freiraumansprüchen/
Freizeitbedürfnissen und Naturauffassungen;
Ausbau bzw. Sicherung der gesamtstädtischen Grünsysteme bei verstärkter landschaftlicher/ökologischer
Ausrichtung;




Linear aufgewertete Wege
Geplante Struktur
Wegesysteme, erweitert
um Gemeinschaftsflächen
Geplante Struktur
Kleingartenanlage in Volkspark
Geplante Struktur
Kleingartenanlage in Volkspark,
eingegliedert in städtisches Grünsytem;
Geplante Struktur
Kleingartenanlage in Volkspark
Geplante Struktur
Kleingartenanlage in Volkspark, eingegliedert
in städtisches Grünsytem;
Geplante Struktur
60
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Anregungen zur weiteren Entwicklung von
KleingartenPARKs
Anleihe soll zuerst bei Christian Cay Lorenz Hirschfelds
Theorie der Gartenkunst genommen werden. Er arbeitete über die Analyse historischer Anlagen die wesentlichen Elemente einer Parkgestaltung heraus. Sie werden
nachfolgend aufgelistet und für eine zukünftige KleingartenPARK-Entwicklung diskutiert.
Im Band 1 benannte Hirschfeld:
1.Größe und Mannigfaltigkeit
•Größe: Nach Angaben des Arbeitskreises „Kommunales Kleingartenwesen“ der Ständigen Konferenz der
Gartenamtsleiter beim Deutschen Städtetag30 wurde
im Hinblick auf eine wirtschaftliche Erschließung
und Unterhaltung von Kleingartenanlagen eine ideale
Größe von 50 bis 150 Gärten ausgewiesen. Kleinere
Anlagen und Kleinstanlagen mit weniger als 10 Parzellen verfügen meist nicht über die wirtschaftliche
Kraft, Investitionen durchzuführen bzw. Leerstände
zu kompensieren. Zudem fehlen diesen Kleingartenanlagen häufig Flächen, um Gemeinschaftsanlagen
zu erstellen.
•Mannigfaltigkeit: Größere Anlagen sollten in Teilabschnitte (evtl. Berücksichtigung von historischen
Bauabschnitten) gegliedert, verschiedenartig gestaltet
und durch Baum- sowie Strauchpflanzungen/Spalieren strukturiert werden. Bei aller Verschiedenheit
von Teilbereichen oder Variation der Teile sollte auf
eine harmonische Verbindung besonderer Wert gelegt
werden.
2.Schönheit über Proportion, Farbe, Bewegung
•Proportion: Kleingartenanlagen entstanden und entstehen auf Grundstücken unterschiedlicher Größe und
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Zuschnitte. Langgestreckte Anlagen weisen meist höhere Erschließungsflächen auf und erscheinen für die
Entwicklung von Gemeinschaftsleben ungünstiger als
Anlagen mit harmonischem Grundstücksproportionen.
Entsprechende Untersuchungsergebnisse dazu liegen
der Autorin jedoch nicht vor. Aussagen zu Größe und
Gemeinschaftsflächenanteilen von Kleingartenparks
wurden dagegen von Claudia Dorsch 2008 eruiert.
Sie führte aus, dass der Typus eine „Kombination von
Funktionen im öffentlichen Grün aus öffentlichen
und privaten Nutzungsmöglichkeiten“ aufweist.
„Die Funktionen eines Kleingartenparks können erfahrungsgemäß erst ab einer Anlagengröße von etwa
2,5 Hektar und durch einen höheren Anteil an öffentlichen nutzbaren Grünflächen von ca. 30% erfüllt
werden. Durch diese Richtwerte erhält er einen ausgeprägteren Erholungscharakter für die Allgemeinheit.
Allerdings müssen hierzu die Hauptwege jederzeit […]
öffentlich zugänglich, um zusätzliche Nutzungsangebote angereichert sein und können auch als Radwege
genutzt werden.“31
•Farbe: „Das Farbempfinden eines jeden Menschen ist
sehr verschieden. Jeder Mensch reagiert auf Farben
psychisch, emotional und physisch ganz unterschiedlich.“ Psychologen fanden heraus, „dass die meisten Menschen positiv auf komplementäre bzw. stark
kontrastierende Farben, die eine gewisse Harmonie
ausstrahlen, reagieren. […] Farben können bei einem
Menschen ein bestimmtes Temperaturempfinden
hervorrufen. So werden die Farben Rot und Orange
als warme Farben, hingegen Blau eher als kalt empfunden.“ Untersuchungen ergaben, dass ältere Menschen eher wärmere Farben bevorzugen. „Die warme
Farbe erweckt den Anschein, dem Betrachter entgegenzukommen, […]. Kühle Farben hingegen lassen
die Entfernung zum Betrachter größer werden.
Bei einer guten Platzierung kann die Farbe Blau das
Raumgefühl durch den Eindruck von Perspektive und
Tiefe intensivieren.“32 Werden blaue, gelbe oder wei-
61
ße Gärten etc. Bestandteil von öffentlich zugänglichen
Bereichen wird aus einem KleingartenPark ein KleinGARTENPARK.
•Bewegung: Tiere, Wasser, Kinderspiel, Wolken, Wind,
Regen …
3. Anmutigkeit und Lieblichkeit
•Licht und Schatten: Im Herbst, Winter und Frühling
werden sonnige Plätze von den Gartennutzern gesucht, im Sommer schattige Standorte. Hier ist darauf hinzuweisen, dass sich bei Einnahme einiger
Psychopharmaka die Lichtempfindlichkeit erhöht.
Halbschattige Bereiche, also Übergangsbereiche von
Baumhainen zu Wiesenflächen weisen Untersuchungen zufolge eine sehr hohe Attraktivität auf 33, sollten
in öffentlich zugänglichen Zonen entwickelt bzw. erhalten werden.
•Licht und Farbe: Mit dem Klimawandel werden sich
zukünftig auch in Deutschland Farbgebung und
Stimmung einer Farbe unter neuen Lichtverhältnissen ergeben. Wärmere Klimazonen weisen eher ein
leuchtendes Licht auf (kräftige Farben), gemäßigte
Zonen eher ein gedämpftes (zarte Farben). „Hinzu
62
kommt die Veränderung des Lichtes in Abhängigkeit
der Tageszeit.“34
Sinne ansprechen: „Pflanzen können nicht nur die Freude eines Menschen wecken, sie können auch unsere
fünf Sinne (Sehen, Schmecken, Hören, Riechen, Fühlen) ansprechen und zu Reaktionen führen.“35 Duftgärten, Gärten mit Pflanzen zum Tasten, Streicheln und
Greifen, Gärten mit Pflanzen zum Hören stellen eine
reizvolle Bereicherung von Kleingartenparks dar.
Zur Beobachtung verleiten: Tiere (Volieren), Wasserkaskaden etc.
4. Neuheit und das Unerwartete
•Neuheit: Technische Neuerungen haben über Gartenund kleinere Haushaltsgeräte, Handys etc. Einzug in
unsere Gärten gehalten. Neues kann aber auch aus
Altem erwachsen, z. B. wenn aus metallenen Abfällen,
Plaste oder Holz Skulpturen entstehen und unsere
Gärten kunstvoll aufwerten. Auch temporäre Installationen, in Zusammenarbeit von Künstlern, Kleingärtnern und Schülern entwickelt, können Gemeinschaftsflächen neuen Reiz verleihen.
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•Das Unerwartete, das Überraschende: Kleingartenparks sollten eine Vielzahl von Nischen, lauschigen
Winkeln zum Verstecken, Verweilen und Beobachten
aufweisen. Sie können Fernsichten, aber auch Nahsichten z. z. auf Kinderspielplätze, Gesundbrunnen
etc. eröffnen. Eingeordnete Spielwerke (Wassertrittsteine, Wasserspielkonstruktionen etc.) überraschen
durch verspritzendes Wasser oder Töne, bereichern
somit das Erleben von Jung und Alt. Zu beachten ist
hierbei, dass keine Gefährdung eintritt.
5. Kontrast
Erschreckendes, Widriges, Widersinniges, dann aber
wieder liebliche, zierliche, wilde, melancholische Szenen – also ein Gegeneinandersetzen zu schaffen, empfiehlt Hirschfeld. Es kann dies im Kontext der Gesamtanlage entwickelt werden, aber auch von Parzelle zu
Parzelle, wie der letzte Wettbewerb „Gärten im Städtebau“ eindrucksvoll offerierte.
Weitere Gestaltelemente leitete Hirschfeld aus den „verschiedenen Charakteren der Landschaft und ihren Wirkungen“36 ab. Dies sind u. a.:
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• Ebene, Anhöhe, Vertiefungen
Ebene Flächen ermöglichen ein ruhiges, verweilendes Überschauen von Szenen. Anhöhen bieten mehr
Freiheit, bieten Aussichten, sind offen und luftig.
Vertiefungen vermitteln Ruhe und Einsamkeit, weisen überraschende steil abstürzende Tiefen oder einladend dahin sinkende Neigungen auf. Wenn sie in
einer Anlage landschaftlich gegeben sind, können
Pflanzungen die Vertiefung unterstützen oder Aussichtspavillons die Anhöhe bekrönen. Ebene, Anhöhe oder Vertiefungen können aber auch künstlich
geschaffen werden. Wie der Karl-Foerster-Garten in
Potsdam-Bornim eindrucksvoll verdeutlicht, kann aus
einem kleinen Gartenraum durch Bodenabsenkung
und unterstreichende Bepflanzung optisch ein großer, reizvoller Raum werden.
•Felsen
Felsen werden zumeist mit Wildheit, Rauhigkeit
und Härte assoziiert, können in manchen Regionen
Deutschlands landschaftsprägend, in anderen selten
sein. Geologische Pfade können auf Kleingartenwanderwegen entwickelt werden, geologische Fenster
Kleingartenparks bereichern. Erdgeschichtliche Zusammenhänge sowie die besondere Flora und Fau-
63
norddeutscher Findlinge können dokumentiert werden.
•Gehölze
Laub- und Nadelgehölze: Da die meisten vorhandenen Kleingartenanlagen oder -parks in Randlagen
der Städte, teilweise in, sich in die Landschaft hinausschiebenden Grünradialen befinden, sei an dieser
Stelle auf eine veränderte gesetzliche Grundlage hingewiesen. Im Jahr 2009 erfolgte eine Novellierung
des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatSchG, § 40) zur
Verwendung einheimischer Gehölze aus regionaler
Herkunft. Mit dieser neuen Rechtsgrundlage wird
„sinngemäß vorgeschrieben, dass in der freien Natur
kein Pflanzmaterial verwendet werden soll, das seinen
genetischen Ursprung nicht in der jeweiligen Region
hat.“ Die Novelle muss nun in den Bundesländern
vollzogen werden, setzt eine Übergangszeit bis zum
1. März 2020. Um dies vorzubereiten, wurde eine
„Arbeitsgruppe gebietseigene Gehölze“ beim Bund
deutscher Baumschulen etabliert, „in der die Interessen der Naturschutz-, Forst- und Gartenbaubehörden
von Bund und Ländern, der Verkehrsplanung, der
Baumschulverbände und Forschung gleichberechtigt
vertreten sind. Sie soll entsprechende Grundlagen
und Empfehlungen für die praktikable Umsetzung
erarbeiten.“ 37 Einen ersten Schritt dazu vermittelt der
Leitfaden zur Verwendung gebietseigener Gehölze.
Obstgehölze: Gegenwärtig läuft die Suche nach dem
Ur-Apfel (Malus sieversii). Genanalysen haben ergeben, dass er der Vorfahre unseres Malus domestica ist,
aus Kasachstan stammt und ein hohes Potential für
neue und resistente Züchtungen (Feuerbrandresistenz) aufweist. Er verträgt + 40°C, aber auch – 40°C.
Also prüfen Sie, ob Sie über solch einen, mittlerweile
sehr, sehr wertvollen Baum in Ihrem Obstbaumbestand verfügen!38
na werden am Objekt erlebbar, zurückgelegte Wege
Im zweiten Band seiner Theorie der Gartenkunst benannte Hirschfeld folgende Gestaltelemente:
1. Gartenplatz
Zahlreiche Gartenplätze sind in historischen Konzeptionen existent. Sie weisen markante Einzelbäume, Dreieroder Vierer-Baumgruppen und Sommerblumen- oder
Staudenpflanzungen auf. Sitzplätze und Brunnenanlagen runden diese kleinen Platzsituationen gestalterisch
ab. Die Gartenplätze werden wiederum häufig in historischen Konzeptionen durch z. B. Kirschbaum-Reihen
oder -Alleen miteinander verbunden (Endpunkte gestalterisch betonen). Geschnittene Hecken fassen un-
64
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terschiedlich gestaltete Parzellen zu Einheiten zusammen. Diese Konzeptionen können auch in zukünftigen
Kleingartenparks wiederbelebt werden. Ein kleines Arboretum oder ein phänologischen Garten (Widerspiegelung des Klimawandels) bieten Erleben und Bildung zugleich. Die Rose könnte auf Gartenplätzen Verwendung
finden. Sie ist nach wie vor das beliebteste Gehölz, ihren
Duft und ihr Aussehen erkennt Alt und Jung, auch ein
an Demenz Erkrankter.
2. Laube
Zur Laube gibt es eine Vielzahl an Schriften von Juristen, Architekten und Soziologen, so dass weitergehende
umfangreiche Hinzufügungen nicht erforderlich erscheinen. Dem Schutz und der Erhaltung historischer
Lauben sollte nach wie vor ein hoher Stellenwert zugemessen werden. Unmittelbar im Zusammenhang mit
der Laube steht jedoch die Parzellengestaltung. Ein
Rückgriff auf Migges Schrift Versuch für rationalisierten
Gartenbau sei hierzu gestattet. In dieser Darlegung leitete er erste Grundprinzipien her, u. a. für Beete: 1,25
m breites Beet und 0,25 m breiter Weg als Grundeinheit und für die Einfriedung: u. a. Vielfaches von 1,50 m
3. Labyrinth
Labyrinthe in Stein, Staude oder Hecke können durchaus eine Bereicherung eines Kleingartenparks sein. Die
Größe der zur Verfügung stehenden Fläche sollte aber
den Ausschlag geben, denn man sollte das Grundprinzip nicht bereits mit einem Blick erfasst und mit einem
Schritt bewältigt haben.
4. Orangerie
Separate Orangerien werden in Kleingartenanlagen
auch zukünftig hin keine Berechtigung haben. Glashäuser an Vereinsheimen, neben kleineren Gewächshäusern auf den Parzellen, sind jedoch durchaus denkbar,
zumal gegenwärtig bei den Freizeitaktivitäten wieder
eine Indoorphase zu verzeichnen ist.41 Glashäuser ermöglichen einerseits eine Klimatisierung des Innenhauses, andererseits wird der Garten von außen nach
innen geholt. Dies und die Intention, sich vor der mittäglichen Sommersonne zu schützen, ließ im südlichen Italien (u. a. Pompeij) reizvolle Peristylgärten und
wunderschöne Wandmalereien entstehen. Vergleichbar
könnten an den Wänden, sich junge Graffiti-Künstler
im „Battles“ entfalten.
5. Blumen
Zuerst – Wahren Sie
die blühende Pracht
in Ihren Gärten, in
Ihrem
KleinGARTENPARK! Sie öffnen damit nicht nur
das Herz eines jeden
Kleingärtners,
sondern auch das Herz eines jeden Besuchers.
Blumen weisen einen
Symbolgehalt auf, den es wiederzuentdecken gilt. Sie
erzählen Sagen, Märchen und mit ihnen verbinden sich
viele Lebensgeschichten. Ob als flächige Pflanzungen
oder Beete in den öffentlich zugänglichen Bereichen
oder in den Parzellen, oder als lineare Begleitung von
Wegen, ob als Sommerblumen- oder Staudenpflanzung
(Steingarten, Wassergarten etc.) angelegt, sie sorgen für
eine hohe Attraktivität, für eine Wiederkehr der Besucher und sind von bleibendem Erinnerungswert.
Länge, längste Ausdehnung von Ost nach West.39 Ein
Plädoyer hielt er für die Einordnung von Fruchtschutzmauern oder ostwestlichen Spalierwänden. Übrigens
wies Migge bereits 1927 für kleinere Gärten: 3/4 Nutzgarten und 1/4 Ziergarten und für größere Gärten 2/3
Nutzgarten, 1/3 Ziergarten aus.40
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6. Rasen
Rasenflächen sind in
Gemeinschaftsflächen
und in Parzellen zu
Hauf’ vertreten, werden häufig intensiv
für Aktivitäten genutzt. Sonnige und
65
kann lautlos, aber dann auch laut tosend weithin zu hören sein, kann stillstehen und dann wieder mit enormer
Energie ganze Berge versetzen. Keine andere chemische
Verbindung fasziniert den Menschen so stark wie Wasser, ängstigt ihn aber auch zugleich.
• Bäche und Flüsse: Zahlreiche Kleingartenanlagen liegen in den Auen von Bächen und Flüssen. So reizvoll
auch diese Wasserlagen sind, so problematisch sind
sie zugleich im Hinblick auf den Hochwasserschutz.
Mit dem Klimawandel werden Starkregenereignisse
und infolge Überschwemmungen der Auen häufiger
zu verzeichnen sein. Weisen Kleingartenanlagen eine
starke Hochwassergefährdung auf, sind in Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden Maßnahmen zur Sicherung oder zum Rückbau bzw. zum Umbau zu Retentionsflächen einzuordnen.
halbschattige Lagen sind zu bevorzugen. Dort, wo die
Intensität der Nutzung es zulässt, sollte eine Umwandlung in Wiese vorgenommen werden (nur noch 2–3mal
Mahd pro Jahr, Heu für Kleintierhaltung zuhause oder
den Reiterhof nebenan).
7. Wasser
Wasser ist die einzige
chemische Verbindung
auf der Erde, die als
Flüssigkeit, als Festkörper und als Gas vorkommt. Obwohl Wasser
selbst farblos ist, weist
es durch den Lichteinfall Vielfarbigkeit auf,
• Teiche und Seen: Ebenfalls eine Vielzahl von Kleingartenanlagen liegt an Teichen und Seen. Während Auelagen manchmal öffentliche Durchwegungen (lokale
oder überörtliche Rad- und Wanderwege) aufweisen,
stehen bei Teichen und Seen häufig stärker die Forderungen nach öffentlicher Zugänglichkeit der Ufer
und Durchwegung. Solche Partien sollten deshalb in
Abstimmung mit den zuständigen Behörden in ganzheitliche Konzeptionen zum Aufbau eines Kleingartenparks bzw. zur Weiterentwicklung eingebunden
werden.
• Brunnen und Wasserspiele: Sprudelndes Wasser erzielt
im Sommer Verdunstungs- und somit Abkühlungseffekte. Deshalb können Brunnen und Wasserspiele
(bevorzugt Regenwassernutzung, notwendige Beschilderung) eingeordnet werden. Wird Trinkwasser verwendet, sind Genehmigungen der zuständigen Behörden einzuholen.
• Kalt-/Warmwassergüsse stärken das Herz-/Kreislaufund das Immunsystem jedes Kleingärtners. Historisch gesehen, wurde das Heilmittel Wasser (Kaltwasseranstalten, Kleingartenanlagen – Licht, Luft,
Sonne und gesunde Ernährung) in räumlicher Nähe
zu Luftbädern, Sonnenliegewiesen und Liegehallen
eingeordnet (z. B. Ilmenau). Bestehen noch solche
Wechselbeziehungen/-wirkungen sind diese Intentionen fortzuschreiben. Relikte sind zu erhalten.
8. Wege und Gänge
•Wege: Wege sind ein Mittel zum Zweck und sollten,
soweit möglich, als unbefestigte Wege erhalten oder
entwickelt werden. Barrierefreiheit ist trotzdem zu
66
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gewährleisten. Dies erscheint umso dringlicher, je
höher das Durchschnittsalter der Kleingärtner in der
Anlage ist oder wenn Nutzungsvereinbarungen, Kooperationsbeziehungen etc. zu angrenzenden Pflegeeinrichtungen bestehen und weiterentwickelt werden
sollen.
•Laubengänge waren in der Renaissance-Zeit hoch geschätzt. Sie können als grüne raumfassende Elemente
wieder in öffentlich zugänglichen Bereichen Einzug
halten. Werden mit ihnen Raumfolgen geschaffen,
können sie unterschiedliche Aktivitäten und Nutzer
aufnehmen und somit gemeinschaftsfördernd wirken. Laubengänge gewähren halbschattige, kühle
Sitzbereiche zum Verweilen.
2. Anordnung
„Die Schönheit eines Gartens liegt nicht in einer möglichst reichen Gestaltung oder in der Mannigfaltigkeit
seiner Motive, sondern in seiner Haltung. Diese Haltung ist überzeugend, wenn das jeweils gestellte Programm aus den Voraussetzungen heraus zu einem lebendigen Organismus gestaltet wurde. Die Vorstellung
vom Garten soll aus der Eigenart der Landschaft, der
Lage und Form des Grundstückes, der Gliederung und
Architektur des Hauses und den praktischen, aus den
Lebensaufgaben entwickelten Forderungen heraus, […],
entstehen und eine Form gewinnen, die völlig selbstverständlich wirkt. Persönliche und von außen hereingetragenen Motive und Ideen müssen diesen Forderungen
gegenüber zurücktreten.“43 – ein Plädoyer für die eigentypische Entwicklung des Standortes entsprechend den
Bedürfnissen seiner Nutzer.
Im dritten Band ging Hirschfeld auf folgende
Punkte ein42:
1. Lage
Die Ausführungen zur Gesundheit erfolgten insbesondere unter mikroklimatischen Gesichtspunkten. Reinlichkeit und Ordnung am Vereinsheim, aber auch in
der Anlage werden von älteren Bürgern/Kleingärtnern
hochgeschätzt. Sie heben die Attraktivität.
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3. Verzierung
Verzierungen, Dekor, Beschilderungen etc. weisen einige historische Anlagen in Gänze oder in Relikten auf.
Sie sind u. a. im Kontext
des Denkmalschutzes zu sichern, zu erhalten oder ggf.
zu erneuern. Beim An-/Einbringen neuer Verzierungen,
Dekors,
Beschilderungen
etc. gilt Mies van der Rohes
allgemein bekannter Aus-
67
spruch – „weniger ist mehr“. Sie sollten zurückhaltend
eingeordnet und eher die Gesamtkonzeptionen unterstützend gestaltet werden.
4. Tempel, Grotten, Einsiedeleien, Kapellen, Ruinen
Die oben aufgeführten Baulichkeiten werden kaum in
einem Kleingartenpark eine Baugenehmigung erhalten. Es soll aber an dieser Stelle auf, im Kontext von historischen Gesamtkonzeptionen realisierte Aussichtspavillons verwiesen werden. Sie sind manchmal Teil von
Kleingartenanlagen, manchmal befinden sie sich in unmittelbarer Nachbarschaft. Sie wurden auf Bergspornen
(z. B. Saalfeld) oder auf Anhöhen in Stadtrandlage eingeordnet. Sie sind beliebte Anlaufpunkte bei Tages- und
Wochenendwanderungen. Allerdings weisen sie häufig
einen erheblichen Sanierungsstau auf. Bürgerschaftliche Mitwirkung ist zusammen mit der kommunalen
Verwaltung gefragt, um diese besonderen, teilweise
unter Denkmalschutz stehenden Baulichkeiten für die
nachfolgenden Generationen zu erhalten.
5. Ruhesitze, Brücken, Tore
• Ruhesitze in sonnigen und halbschattigen Lagen sollten in ausreichender Anzahl in Kleingartenparks eingeordnet werden, in lauschigen Nischen oder Winkeln
mit Fern- und Nahsichten. Müllbehälter sind zur Gewährleistung der Sauberkeit ergänzend vorzusehen.
Daneben können aber auch Wettersäulen oder Trinkbrunnen ihren Standort erhalten.
• Brücken, Holzstege und Holzplateaus können Wasserflächen „benutzbar“ machen, besinnliches Verweilen
ermöglichen oder schnelles funktionales Queren von
Gewässern gewährleisten. Sie weisen wie Wasser eine
hohe Attraktivität auf.
• Tore und Türen: Für Ruth Amman markieren Tore und
Türen Übergänge von einem Raum zu einem anderen,
markieren den Übergang von der Strasse zum Garten,
vom Garten zum Haus, vom öffentlichen Raum zur
Privatheit, von der Umwelt zum „individuellen, see-
68
lischen Bilderreichtum jedes Einzelnen“.44 Doch Tore
und Türen stehen offen oder öffnen sich, sind also keine scharfen, abrupten Übergänge, sondern es erfolgt
ein Hin- und Her- und ein Ineinanderfließen von Außen- und Innenwelt, vorausgesetzt die Hecken sind
nicht zu hoch. Nach Amman existiert die äußere Welt
nicht getrennt „von der inneren, sondern dass es eine
Welt dazwischen gibt, wo sich beide sozusagen übereinander schieben und verbinden.“45 Tore und Türen
sollten Markenzeichen des Kleingartenparks oder einer Parzelle sein. Sie können mit pflanzlichen (Baum-/
Strauchtore, besondere Pflanzflächen) oder baulichen
Elementen (Rahmen, Torbauten etc.) kennzeichnend
gestaltet werden, was sich auch in den Web-Auftritten
der Vereine widerspiegeln sollte. Sie sind ein-/prägende Eingänge in die Kleingartenwelt.
6. Statuen, Monumente und Inschriften
Sie können Bezug nehmen auf bedeutende Persönlichkeiten oder historische Ereignisse, die im Kontext der
Kleingarten- oder Ortsentwicklung stehen. Gültige Gestaltungsvorschriften (z. B. Weimar) sind zu berücksichtigen.
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Im vierten Band der Theorie der Gartenkunst
präsentierte Hirschfeld:
„Gärten nach dem Unterschied des Klimas“46:
1. Berggarten
2. Talgarten
3. Waldgarten
„Gärten nach dem Charakter der Gegend“47:
1. angenehmer, munterer, heiterer Garten
2. romantischer Garten
3. sanftmelancholischer Garten
4. feierlicher Garten
„Gärten nach dem Unterschied der Jahreszeiten“48:
1. Frühlingsgarten
2. Sommergarten
3. Herbstgarten
4. Wintergarten
„Gärten oder Szenen nach den Tageszeiten“49:
1. Morgengarten oder Morgenszene
2. Mittagsgarten oder Mittagsszene
„Eine Pflanzung mit warmen harmonischen Farben
kommt eher am Morgen oder in der Abendsonne zur
Geltung. Anders der blaugestaltete Garten, dieser entfaltet seine Pracht erst zur Mittagszeit.“50
„Gärten nach dem verschiedenen Charakter ihrer
Besitzer“51:
In Kleingartenanlagen sind tätig52:
•E
rstens Kleingärtner, die dem Hochkulturschema
zu zuordnen sind, die an Buchlesungen teilnehmen
oder selbst ein ‚gutes Buch’ im Garten lesen, die Theater- und Konzertveranstaltungen besuchen, die regelmäßig sportliche Aktivitäten ausüben und ihren
Genussmittelkonsum und ihre Ernährungsweise kontrollieren, die gesundheitsfördernde Verhaltensweisen
praktizieren und deshalb den Kleingarten wählten..53
• Zweitens Kleingärtner, die dem Trivialschema zu zuordnen sind, die eine Vorliebe für Heimatfilme, für
Volksmusik und deutsche Schlager entwickeln, die
sich den Genüssen des Lebens hingeben, ‚gut’ essen
und trinken sowie systematische sportliche Betätigung
nicht als unbedingt notwendig ansehen, aber unter gesundheitlichen Beeinträchtigungen leiden, die durch
die Gartenarbeit im Kleingarten gemildert werden.
Diese Verhaltensweisen steigen mit dem Alter und
sinken mit dem sozialen Status54 und
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• drittens Kleingärtner, die dem Spannungsschema zu
zuordnen sind, die eine Vorliebe für Rock- und Popmusik haben, Kinos und Diskotheken besuchen, die
dem Ausgehen und einem hohen Grad an Abwechslung – also Action – bedürfen, die eine hohe Erlebnisqualität einfordern. Das Alter spielt hierbei eine große Rolle, wobei es eher darauf ankommt, wie alt man
sich fühlt als wie alt man ist. Der Körper erlangt eine
besondere Bedeutung. Aussehen und Fitness werden
gepflegt, aber Rauchen und Alkoholgenuss in gleicher
Weise. Die körperliche Gesundheit wird beeinflusst.55
Die Übergänge vom Hochkultur- zum Trivial- und/oder
Spannungsschema dürften im Kleingartenwesen nicht
so stark ausgeprägt sein wie in den anderen Lebenswelten der deutschen Gesellschaft.
Aus den beschriebenen drei alltagsästhetischen Schemata lassen sich folgende soziale Milieus im Kleingartenwesen herleiten:
•Das Niveaumilieu, welches sich am Hochkulturschema ausrichtet, in dem ältere Personen mit hoher Bildung, in gehobenen beruflichen Positionen und mit
einem überdurchschnittlich hohen Einkommen vereint sind. Mitglieder dieses Milieus grenzen sich deutlich von den anderen Milieus innerhalb der Kleingartenanlage ab. Ihre Gärten und Lauben sehen aus, als
wären sie den Hochglanzzeitschriften entsprungen,
und tendieren zum Erholungsgarten. Über kurz oder
lang werden sich aber diese Mitglieder, insbesondere
in den neuen Bundesländern Deutschlands, aus dem
Kleingartenwesen verabschieden.56
• Das Integrationsmilieu, dass sich durch eine gemäßigte Nähe zum Hochkultur- und zum Trivialschema auszeichnet, aber Distanz zum Spannungsschema wahrt.
Es ist ein Milieu des ‚Durchschnitts’, der gediegenen
Mittellage, das ältere Personen mit mittleren Positionen in der Angestellten- und Beamtenschaft vereint.
Dieses Milieu bleibt dem Kleingartenwesen erhalten,
wird aber unter Berücksichtigung der sich gegenwärtig abzeichnenden Tendenz an Quantität verlieren.57
• Das Harmoniemilieu, das dem Trivialschema nahe
steht, Distanz zu den anderen Schemata wahrt und
sich durch „Gemütlichkeit als Genussform, Harmonie
als Lebensphilosophie“ auszeichnet. Es wird die Traditionen des Kleingartenwesens fortsetzen. Nutz- und
Ziergarten halten sich die Waage, Erholungszwecke
werden gewährleistet. Getragen wird dieses Milieu von
älteren Personen in den unteren Berufsgruppen mit
geringer Bildung und Einkommen. 58
69
• Das Selbstverwirklichungsmilieu,
weist eine Nähe zum Hochkulturschema und eine Distanz zum Trivialschema auf, unterscheidet sich aber
durch die gleichzeitige Nähe zum Spannungsschema.
Dieses Milieu vereint jüngere Mitglieder sehr hoher Bildung. Sie stehen am Anfang ihrer beruflichen Karriere,
die auf gehobene Positionen ausgerichtet ist. Sie experimentieren im Kleingarten, sind stark ökologisch orientiert, beteiligen sich an der Diskussion um das Aussehen zukünftiger Lauben und Gärten. Sie sind die Träger
einer sich neu entwickelnden Eventkultur im Kleingartenwesen59 und last but not least
• das Unterhaltungsmilieu,
Ihm gehören eher jüngere, weniger gut gebildete und
häufiger manuellen Berufen nachgehende Personen
an. Es bedient sich solcher Erlebnisangebote, die reines
Aktiviert-Werden ohne ästhetische Dekodierungsarbeit
verheißen und sie verwenden oft Unterhaltungsmaschinen. Sie nutzen häufig den auf sie überkommenen
Kleingarten, ohne ihn zu verändern und pflegen ihn mit
mäßigem Aufwand. Er ist für sie Aktionsrahmen ohne
Aktionsfeld zu sein.60
„Gärten, deren Charakter von besonderen Bestimmungen abhängig ist“61:
1. Volksgärten
2. Gärten bei Akademien: Denkbar wären kleine „botanische Gärten“, die Standortansprüche und Pflanzenvielfalt der Heimatländer von Migranten verdeutlichen oder Präsentationen von Liebhabereien (z. B.
Kakteen, fleischfressende Pflanzen). Daneben könnten aber auch Garten- und Kulturauffassungen materialisiert werden (z. B. Bau eines persischen oder
chinesischen Gartens und dazu Kunstausstellungen,
Buchlesungen und Konzerte, Speis‘, Trank und Tanz).
70
3. Gärten bei Klöstern, Klostergärten, Kräutergärten: hier
könnte auch ein Bezug zur klösterlichen Temperamentelehre hergestellt werden.62
4. Gärten bei Hospitälern
5. Gärten bei Gesundheitsbrunnen (z. B. Nordhausen,
Ilmenau, Weimar)
6. Gärten bei Begräbnisstätten
„Gartenmäßige Verschönerung einzelner Teile eines
Landsitzes“63:
1. Vorplatz vor dem Vereinsheim
2. Feldspazierwege: Sie eignen sich bestens zum Aufbau
von Kleingartenwanderwegekonzeptionen (z.B. Erfurt) und werden häufig von Obst- und Feldgehölzen
in Reihe oder als Allee begleitet. Als Reminiszenz sei
auch an den „Alten Fritz“ erinnert, der im Brandenburgischen insbesondere Maulbeerbäume für die Seidenraupenzucht setzen ließ. Bitte beachten Sie also
regionale Besonderheiten!
3. Tiergarten
4. Dörfer
5. Meiereien
6. Landstraße: Generell sollten an den Erschließungsstraßen/ -wegen Flächen des ruhenden Verkehrs eingeordnet werden, auch wenn öffentliche Verkehrsmittel zu bevorzugen sind.
Die Darlegungen waren als Anregung gedacht, sollten
Ihren Blick schärfen für besondere schlummernde Gesamtkonzeptionen, sollten Ihnen aber auch Ansätze
bieten, für Entwicklung aus dem noch so kleinen vorhandenen Detail heraus etwas Großes werden zu lassen.
Ein Zitat von Leberecht Migge zum Abschluss:
„Gartenform entsteht und wächst (wie jede Form)zu jeder Zeit. Wir selbst können nur wenig dazu tun,außer,
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daß wir schaffen. Den Dingen Bewegung verschaffen
heißt, sie befreien und damit zu neuen Form reif machen. Keine alte Form wollen bedeutet also vielleicht
schon: neue Form hervorbringen.“64
Textquellen
1MAASZ, HARRY (1926): Kleine und große Gärten,
Trowitzsch & Sohn, Frankfurt/Oder
2Ebenda, S. 20
3 Ebenda, S. 20
4
SCHUMACHER, H.; GLABAU, L.; RIMBACH, D.
(2006): Expose zum Forschungsprojekt „Gärten im
Film“, unveröffentlicht
5 BUTTLAR, ADRIAN von (1989): Der Landschaftsgarten. Gartenkunst des Klassizismus und der Romantik,
DuMont, Köln, S. 9
6
GASSNER, EDMUND; GÖTTLICHER, MANFRED
(1981): Gärten im Städtebau. Dokumentation zum 1.14. Bundeswettbewerb, C. F. Müller, Karlsruhe, S. 15
7HIRSCHFELD, CHRISTIAN CAY LORENZ (1985):
Theorie der Gartenkunst, Georg Olms, Hildesheim/
Zürich/New York, 5. Band, S. 68/69
8MAAS, INGE (1981): Vom Volksgarten zum Volkspark
– Aus der Geschichte des demokratischen Stadtgrüns,
in: Andritzky, Michael; Spitzer, Klaus (1981): Grün in
der Stadt, Rowohlt, Reinbek, S. 22
9COENEN, FRIEDRICH (1911): Das Berliner Laubenkoloniewesen seine Mängel und seine Reform, Vandenhoek & Ruprecht, Göttingen, S. 8
10Ebenda, S. 9
11MAASZ, HARRY (1913): Der deutsche Volkspark der
Zukunft. Laubenkolonie und Grünfläche, Trowitzsch
& Sohn, Frankfurt a. d. Oder, S. 18
12MIGGE, LEBERECHT (1913): Die Gartenkultur des
20. Jahrhunderts, Diederichs, Jena, S. 66
13Ebenda, S. 28
14
vgl. WIEGAND, HEINZ (1982): Entwicklung des
Stadtgrüns in Deutschland zwischen 1890-1925 am
Beispiel der Arbeiten von Fritz Enckes, in: Geschichte
des Stadtgrüns, Patzer Verlag, Berlin/Hamburg, Bd.
II, S. 90
15
vgl. MAAS, INGE (1981): Vom Volksgarten zum
Volkspark – Aus der Geschichte des demokratischen
Stadtgrüns, in: Andritzky, Michael; Spitzer, Klaus
(1981): Grün in der Stadt, Rowohlt, Reinbek, S. 27
16
MIGGE, LEBERECHT (1930): Rentable Parks, in:
Zentralblatt der Bauverwaltung 4, S. 93
17Ebenda, S. 94
18
MIGGE, LEBERECHT (1930): Weltstadt-Grün. Ein
Aufruf zur rentablen Parkpolitik, in: Wasmuths Monatshefte, Baukunst & Städtebau, Wasmuth A-G., Ber-
bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219
lin/Wien/Zürich, S. 248
19SCHINDLER, NORBERT (1986): Zwei große „Baumeister“ – Martin Wagner und Walter Grpius. Zu
zwei Gedächtnisausstellungen in Berlin 1985/1986,
in: Neue Landschaft 31, S. 100
20
MAAS, INGE (1981): Vom Volksgarten zum
Volkspark – Aus der Geschichte des demokratischen
Stadtgrüns, in: Andritzky, Michael; Spitzer, Klaus
(1981): Grün in der Stadt, Rowohlt, Reinbek, S. 34
21
BROMME, MAX (1928): Die Erhaltung der alten
Nidda. Denkschrift über die landschaftliche Ausgestaltung der Ufer an der alten und neuen Nidda, die
Sicherung der Altarme und den Ausbau der Niddabäder bei Rödelheim, Hausen, Praunheim und Eschersheim, Frankfurt a. M., S. 7
22LINGNER, REINHOLD (1954): Gärten in Stalinstadt,
in: Probleme der Gartenarchitektur, Hrsg. Deutsche
Bauakademie, Sonderheft Deutsche Architektur,
Henschelverlag, Berlin, S. 45
23Ebenda, S. 23
24
WEISKE, CHRISTINE (1984): Heimischfühlen in
der Stadt – Zur Wechselwirkung von Ortsverbundenheit und Migration. Eine soziologische Studie, Dissertation FSU Jena, S. 68-104
25MIGGE, LEBERECHT (1913): Die Gartenkultur des
20. Jahrhunderts, Diederichs, Jena, S. 150
26
LOHMANN, MICHAEL (1974): Grünplanung, in:
PEHNT, WOLFGANG (Hrsg.): Die Stadt in der Bundesrepublik Deutschland. Lebensbedingungen. Aufgaben. Planung, Reclam, Stuttgart, S. 207
27NEDDENS, MARTIN C. (1986): Ökologisch orientierte Stadt- und Raumentwicklung, Bauverlag, Wiesbaden, Berlin, S. 11
28MILCHERT, JÜRGEN (2010): Kleingärten im Jahre
2020 – eine Vision, über: http://www.gartenfreundeniedersachsen.de/Handout.pdf, S. 13/14
29Ebenda, S. 14/15
30Ständige Konferenz der Gartenamtsleiter beim Deutschen Städtetag (2005): Kleingärten im Städtebau –
Das Kleingartenwesen als Teil der Stadtentwicklung,
Arbeitskreis Kommunales Kleingartenwesen, Hamburg, über: http://www.galk.de/arbeitskreise/ak_klgwesen/down/klg_staedtebau_050823_061216.pdf, S.
22
31DORSCH, CLAUDIA (2008): Weiterentwicklung der
Kleingartenanlagen an der Hansastraße Dresden zu
einem Kleingartenpark, Diplomarbeit TU Dresden, S.
3/4
32
SCHOOR, LILLIAN (2009): Freiraumplanerischer
Entwurf zu den Außenanlagen der Einrichtung „Lebenshilfe Werk Weimar/Apolda“ in Egendorf bei
Blankenhain, Diplomarbeit FH Erfurt, 66/67
33DAVID, FRANZISKA (2005): Naturerleben von Sehgeschädigten und daraus abgeleitete Planungsansät-
71
ze im Raum Ohrdruf, Diplomarbeit FH Erfurt, S. 70
34
SCHOOR, LILLIAN (2009): Freiraumplanerischer
Entwurf zu den Außenanlagen der Einrichtung „Lebenshilfe Werk Weimar/Apolda“ in Egendorf bei
Blankenhain, Diplomarbeit FH Erfurt, S. 67
35Ebenda, S. 62
36HIRSCHFELD, CHRISTIAN CAY LORENZ (1985):
Theorie der Gartenkunst. Georg Olms, Hildesheim/
Zürich/New York, 1. Band, S. 186
37BMUNR (2011): Leitfaden zur Verwendung gebietseigener Gehölze, über: http://www.bund-deutscherbaumschulen.de/fileadmin/Download/Extern/leitfaden_gebietseigen_bmu.pdf, S. 1
38SF VIDEOPORTAL (13.10.2011): Malus Sieversii: Der
Ur-Apfel aus dem Garten Eden Kasachstan, über:
http://www.videoportal.sf.tv/video?id=3861896c-eeec-4a4e-8b7c-b24b974ca811
39MIGGE, LEBERECHT (1927): Versuch für rationalisierten Gartenbau, in: Siedlungs-Wirtschaft 2, S. 11
40Ebenda, S. 12
41vgl. STIFTUNG FÜR ZUKUNFTSFRAGEN (2010):
Alltag in Krisenzeiten: Mehr „Freizeit dahein“, in:
Stadt und Raum 4, S. 204
42HIRSCHFELD, CHRISTIAN CAY LORENZ (1985):
Theorie der Gartenkunst, Georg Olms, Hildesheim/
Zürich/New York, 3. Band, ab S. 8
43VALENTIN, OTTO (1938): Gärten, in: Gärten und
Gemälde von Otto Valentien, Garten + Landschaft
10/1982, S. 760
44
AMMANN, RUTH (2006): Von Gärten und Zwischenwelten. Zur Psychologie des Gartens, Wolfbach
Verlag, Zürich, S.18
45Ebenda, S. 20
46HIRSCHFELD, CHRISTIAN CAY LORENZ (1985):
Theorie der Gartenkunst, Georg Olms, Hildesheim/
Zürich/New York, 4. Band, ab S. 27
47Ebenda, S. 38
48Ebenda, S. 39
49 HIRSCHFELD, CHRISTIAN CAY LORENZ (1985):
Theorie der Gartenkunst. Georg Olms, Hildesheim/
Zürich/New York, 5. Band, S. 3
50
SCHOOR, LILLIAN (2009): Freiraumplanerischer
Entwurf zu den Außenanlagen der Einrichtung „Lebenshilfe Werk Weimar/Apolda“ in Egendorf bei
Blankenhain, Diplomarbeit FH Erfurt, S. 67
51HIRSCHFELD, CHRISTIAN CAY LORENZ (1985):
Theorie der Gartenkunst. Georg Olms, Hildesheim/
Zürich/New York, 5. Band, S. 26
52
Nachfolgende Ausführungen wurden entnommen
aus: KRAUSE, GERLINDE (2008): Anpassung der
Kleingartenfunktion an die sich wandelnden gesellschaftlichen Bedürfnisse, mit besonderer Berücksichtigung der Gesundheit, Vortrag auf dem 35. Internationalen Kongreß des Office International du Coin
72
de Terre et des Jardins Familiaux in Krakow/Polen,
unveröffentlicht
53WOLF, C. (2003): Soziale Ungleichheit, Krankheit
und Gesundheit, über: www.uni-koeln.de/wiso-fak/
fisoz/Forschung/SUKUG/SUKUG%20Endbericht.
pdf, Köln. S. 11/12
54Ebenda, S. 12
55Ebenda, S. 12
56Ebenda, S. 14
57Ebenda, S. 14
58Ebenda, S. 14
59Ebenda, S. 14
60Ebenda, S. 14/15
61HIRSCHFELD, CHRISTIAN CAY LORENZ (1985): Theorie der Gartenkunst, Georg Olms, Hildesheim/Zürich/New
York, 5. Band, ab S. 68
62vgl. KRAUSE, ANGELIKA (2012): Die Heilkräuter des Fastens, in: LandIDEE 2, S. 48-57
63HIRSCHFELD, CHRISTIAN CAY LORENZ (1985): Theorie der Gartenkunst, Georg Olms, Hildesheim/Zürich/New
York, 5. Band, ab S. 120
64MIGGE, LEBERECHT (1928): Form der Kleingärten, in:
Die Form. Stimme des Deutschen Werkbundes 3, S. 134
Abbildungsquellen:
1
Das Paradiesgärtlein eines oberrheinischen Meisters des
frühen 15. Jahrhunderts gibt einen Hinweis auf Pflanzen,
die in den spätmittelalterlichen Gärten Europas anzutreffen
waren, in: JOYCE, DAVID (1986): Grosse Gärten der Welt,
Stedtfeld, Münster, S. 17
2Der Botanische Garten in Leiden wurde 1587 als Heilpflanzen-Garten gegründet und von Clusius seit 1594 in einen
Botanischen Garten umgewandelt, ebenda, S. 36
3Leopold III. Friedrich Franz Fürst und Herzog von AnhaltDessau (1740-1817), über: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/6/68/LeopoldIIILisiemsky.jpg
4Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff (17-36-1800), über:
http://de.wikipedia.org/W/index.php?title=Datei:Friedrich_
Wilhelm_vonErdmannsdorff.jpg&filetim
5Im Handwerksunterricht des Philanthropins gefertigte Modelle von Turngeräten, in: HIRSCH, ERHARD (1985): Dessau-Wörlitz. Aufklärung und Frühklassik, Koehler & Amelang, Leipzig, S. 93
6Englischer Garten/ München, Monopteros (1836), in: BUTTLAR, ADRIAN von (1989): Der Landschaftsgarten. Gartenkunst des Klassizismus und der Romantik, DuMont, Köln,
S. 103
7
Magdeburg, Volksgarten Kloster Berge; 1824, in: GÜNTHER, HARRI (1985): Peter Josef Lenne’. Verlag für Bauwesen, Berlin, S. 129
8Spielplatz und Vereinshaus des 1884 gegründeten heutigen
Leipziger Kleingärtnervereins „Schreber-Hauschild“ e. V.,
in: Katsch, Günter; Walz, Johann B. (1996): Kleingärten und
bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219
Kleingärtner im 19. und 20. Jahrhundert, Jütte, Leipzig, S.
102
9Kleingärtner zimmerten aus allen nur denkbaren Materialien Behausungen, wenn sie ihre Wohnungen nicht mehr
bezahlen konnten und auf’s Grundstück ziehen mussten,
in: Warnecke, Peter (2001): Laube Liebe Hoffnung, Wächter,
Berlin, S. 57
10Muster=Kleingarten, in: MIGGE, LEBERECHT (1927): Der
technische Gartentypus unserer Zeit, in: Gartenschönheit 2,
S. 36
11Kleingarten (III), ebenda, S. 37
12Volkspark Rehberge, Gesamtplan, E. Barth, Mai 1927, M.
1:2000 (i.O.), in: LANG, DIETMAR; WENZEL, JÜRGEN
(2005): Heimat, Natur und Weltstadt. Leben und Werk des
Gartenarchitekten Erwin Barth, Koehler& Amelang, Leipzig, S. 355
13
Kleingartentypen für die Kleingartendauerkolonie am
Volkspark Rehberge, E. Barth, März 1928, M. 1:200 (i.O.),
ebenda, S. 354
14
Freiflächenschema für Berlin und Umgebung, Amt für
Stadtplanung, ebenda, S. 328
15Golzheimer Heide, in: MIGGE, LEBERECHT (1930): Weltstadt-Grün. Ein Aufruf zur rentablen Parkpolitik, in: Wasmuths Monatshefte, Baukunst & Städtebau, Wasmuth A-G.,
Berlin/Wien/Zürich, S. 241
16 Lauben während der Bauphase, ohne Aufnahmedatum, in:
RÖSNER, LISA (2010): Mauxion – Kleingartensiedlung.
Denkmalpflegerische Bestandsaufnahme und Bewertung
der Anlage, Konkretisierung der denkmalpflegerischen
Zielstellung sowie Erhaltungs- und Gestaltungsempfehlungen, BA-Abschlussarbeit FH Erfurt, S. 19
17Laube im Garten Rübezahl, ohne Aufnahmedatum, ebenda,
S. 20
18Bohnenpflanzung auf dem Wilhelmplatz in Potsdam, in:
Warnecke, Peter (2001): Laube Liebe Hoffnung, Wächter,
Berlin, S. 172
19
Plan eines Wohngebietes- und Kleingartenparks, Bebauungs- und Freiflächenkonzeption für die Stadt Magdeburg
(1977), in: Katsch, Günter; Walz, Johann B. (1996): Kleingärten und Kleingärtner im 19 und 20. Jahrhundert, Jütte,
Leipzig, S. 265
20Grzimek, Günther (1965): Grünplanung Darmstadt, Roether, Darmstadt, S. 86
21Lageplan der Kleingartenanlage Steinbüchel“ in Leverkusen, Foto der Autorin, 2010
22Blick von der Kleingartenanlage „Steinbüchel“ auf mehrgeschossige Wohnbebauung von Leverkusen, Foto der Autorin, 2010
Nachfolgende Abbildungen Fotos der Autorin, 2010
bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219
73
Jenseits des Gartenzauns
Manfred Weiß
Landesverband
Braunschweig der
Gartenfreunde e. V.
nicht aus eigener Kraft lösen. Wir sind auf die Unterstützung von Politik und Verwaltung angewiesen. Um
die Unterstützung der Gesellschaft zu erhalten, müssen wir aber deutlich machen, wie wichtig Kleingärten
und Kleingärtnervereine für die Gesellschaft sind. Nur
so können wir Verständnis und Unterstützung bei der
Lösung unserer Probleme erwarten.
Die gartenfachliche Kompetenz unserer Organisation
und die ökologische Bedeutung der Kleingartenanlagen
in den Städten werden inzwischen weitgehend anerkannt. Das weite Feld der sozialen Leistungen die fast
unbemerkt in den Vereinen erbracht werden, nimmt
dagegen kaum jemand zur Kenntnis.
Kleingarten ist mehr als Obst und Gemüse
Das Kleingartenwesen ist im Laufe von fast 200 Jahren
stets dem gesellschaftlichen Trend gefolgt. Es hat sich
ständig weiter entwickelt und sich dabei den jeweiligen
Lebensbedingungen der Menschen angepasst.
Vor 100 Jahren wollten viele Menschen ein Stück Land
pachten, um Gemüse und Obst zur Versorgung der Familien anzubauen. Es gab mehr Bewerber, als Gartenfläche zur Verfügung stand. Für die Menschen in den
Städten, die ihren Lebensunterhalt in Fabriken bestritten und in kleinen, dunklen, überbelegten Wohnungen
oder sogar in der Gartenlaube hausten, war der kleine
Garten ein Stück Freiheit.
Über die Reichspachtlandverordnung im Jahr 1921 und
das Bundeskleigartengesetz 1983 haben sich die Kleingärtner eine Sicherheit in Bezug auf Pachtpreisobergrenze, Kündigungsschutz und Entschädigungsgarantie erkämpft. Probleme, die unsere Vorfahren vor 100
Jahren hatten, kennen wir heute so nicht mehr.
Der Kleingarten ist heute ein Freizeitangebot unter vielen anderen. Die Vereine kämpfen zurzeit nicht darum
neue Pachtflächen zu bekommen, sie kämpfen in vielen
Teilen unseres Landes darum, die durch Generationswechsel oder Wohnungswechsel entstehenden freien
Gärten an Nachpächter zu vergeben. In den großen
Städten, besonders in Berlin dagegen wird versucht,
Kleingartenanlagen in zentralen Wohngebieten, wo große Nachfrage nach Gärten besteht, einer anderen Nutzung zuzuführen, das Gelände für Wohn- oder Industriebebauung zu nutzen.
In beiden Fällen können wir Kleingärtner die Probleme
74
Es gibt viele Projekte, bei denen in den Anlagen freie
Gärten für Schulen oder Kindergärten zur Verfügung
gestellt werden und die Kinder wenn sie in die Anlagen
kommen, von den Kleingärtnern betreut werden.
Es gibt aber auch Projekte, bei denen unsere Gartenfreundinnen und Gartenfreunde außerhalb der Kleingartenanlagen tätig sind und dort ihre gartenfachliche
und soziale Kompetenz zum Wohle der Allgemeinheit
einbringen. Dadurch wird unser Engagement für die
Menschen vor Ort auf einer weiteren Ebene bekannt gemacht und von den Bürgern anerkannt.
Beispiel 1:
Neuanlage und Betreuung eines Schulgartens auf dem
Gelände der Hauptschule des Schulzentrums Heidberg.
Im Gegensatz zum Freistaat Sachsen sind die Themen
Garten, Umwelt und Naturerziehung Niedersachsen
nicht im Lehrplan der Schulen enthalten. In einigen
Schulen wurden aber in den 60 er Jahren Schulgärten angelegt, die in den letzten 15–20 Jahren, weil die
Schulleitung bzw. der Lehrkörper kein Interesse daran
hatten, nicht mehr genutzt wurden und verwilderten.
So eine Fläche war auch an der Hauptschule Heidberg
vorhanden. Der stellv. Schulleiterin war diese Fläche
aufgefallen und sie wollte diesen ehemaligen Schulgarten wieder gärtnerisch im Rahmen von Schüler AG‘s
nutzen. Voraussetzung dafür war, dass die Fläche wieder urbar gemacht wurde. Ihre Versuche diese Arbeiten
durch den Fachbereich Stadtgrün oder mit Mitteln der
Schulbehörde ausführen zu lassen sind jedoch gescheitert. Ihr letzter Gedanke war dann, die Kleingärtner um
Hilfe zu bitten.
Die Anfrage beim Landesverband wurde positiv aufgenommen. Der örtliche Bezirksvorstand stand der Anfrage ebenfalls positiv gegenüber. Um festzustellen, was
denn überhaupt zu tun ist, haben sich die beiden Bezirksfachberater die Örtlichkeit erst einmal angesehen.
bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219
Nichts deutete darauf hin, dass hier einmal Obst, Gemüse oder sonstige Kulturpflanzen angebaut wurden,
Wildwuchs, Wühlmäuse und die lieben, kleinen, possierlichen Karnickel, hatten den „Garten“ in Beschlag
genommen. Es war ihr Revier. Die Neuanlage eines
Gartens wäre einfacher gewesen, als diesen ehemaligen
Garten zu rekultivieren. Es war sehr viel Arbeit zu leisten. Ein Aufruf bei den umliegenden Kleingärtnervereinen hatte Erfolg. Es meldeten sich 17 Gartenfreundinnen und Gartenfreunde, die im Juni 2008 begannen,
die Brachfläche zu bearbeiten. Nach 150 Arbeitsstunden
war wieder ein Garten zu erkennen, der dann von den
Schülern der ersten Garten AG bewirtschaftet wurde.
Dabei wurden sie wiederum von Gartenfreunden des
Bezirks betreut. Am Jahresende wurden schließlich
insgesamt 250 ehrenamtlich geleitete Arbeitsstunden
gezählt.
Am 8. September 2008 wurde im Rahmen einer Festveranstaltung der Schule ein Kooperationsvertrag zwischen Landesverband und Schule geschlossen, der die
weitere Zusammenarbeit regelt.
Die Zusammenarbeit geht inzwischen in die 5. Gartensaison und es sind immer noch Gartenfreunde der ersten Stunde bereit, den Garten mit immer wieder neuen
Schülern in den Garten AGs zu betreuen. Die in den
Wintermonaten angefertigten Nisthilfen wurden 2011
im und um den Garten aufgehängt und Ende September auf Belegung überprüft.
Beispiel 2:
Im Bereich des LV Braunschweig gibt es mehrere Vereine, die für KITAS in der Nachbarschaft Parzellen als
KinderGärten zur Verfügung stellen, pflegen und die
KITA Gruppen betreuen. Über die Kinder erfahren
dann auch deren Eltern von den Erlebnissen und dem
Spaß im Kleingarten.
In einem zum Teil sozial kritischen Stadtteil Braunschweigs, dem westlichen Ringgebiet, das dem Sanierungsprogramm Soziale Stadt angehört, suchen
Quartiersmanagement und Landesverband seit mehreren Jahren einen Garten in einer Kleingartenanlage,
der gemeinsam mit Gruppen von zwei KITAS genutzt
werden kann. Leider konnte in der Vergangenheit kein
geeigneter Kleingarten gefunden werden. Durch Änderung des Bebauungsplans sind in diesem Jahr Flächen,
angrenzend an eine Dauerkleingartenanlage, die bisher
von Kirche und Stadt als Grabeland verpachtet waren,
in Grundstücke zur Wohnbebauung umgewidmet worden. Die „Gärten“ wurden inzwischen größtenteils von
den Grabländern verlassen und liegen brach. Die Erschließung und Bebauung des Geländes beginnt jedoch
frühestens Mitte 2013.
bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219
Auf Initiative der stellvertretenden Bezirksbürgermeisterin wird hier eine Zwischennutzung erfolgen. Es wird
eine geeignete Gartenfläche ausgewählt und gemeinsam von Mitgliedern der angrenzenden Kleingärtnervereine für die Nutzung als „KinderGarten“ hergerichtet. Die Stadt stellt das Gelände für ein Jahr pachtfrei
zur Verfügung. Die regelmäßige Pflege des Gartens wird
durch eine über Honorar entlohnte Kraft erfolgen. Zusätzlich werden Gartenfreundinnen und Gartenfreunde
der angrenzenden Kleingärtnervereine bei der Pflege
unterstützen und die Betreuung der KITA Gruppen
übernehmen. Die Finanzierung erfolgt über das Förderprogramm der „Aktion Mensch“, die für solche Projekte
Beträge in Höhe von 4000 € zur Verfügung stellt. Antragsteller für die Fördermittel ist der Landesverband.
Das Projekt Hortulus
Das Westliche Ringgebiet in Braunschweig ist seit dem
Jahr 2001 im Programm „Stadtteile mit besonderem
Entwicklungsbedarf – Soziale Stadt“. Auch nach 10 Jahren Programmlaufzeit gehört der Stadtteil zu den am
stärksten verdichteten Quartieren der Stadt mit dem
höchsten Anteil an Kinderarmut sowie deren gesundheitlichen Folgen.
Das Projekt Hortulus soll Kindertageseinrichtungen ermöglichen, mit dem Arbeitskreis Umwelt im westlichen
Ringgebiet und dem Landesverband Braunschweig der
Gartenfreunde e. V., gemeinsam einen eigenen Kräuterund Gemüsegarten anzulegen und zu pflegen, um so
spielerisch ein Gefühl für unsere Natur und Umwelt zu
entwickeln.
Ziel
•Durch Anbau Pflege, Ernte und Zubereitung von
Obst und Gemüse in einem ehemaligen Schrebergarten sollen das Verantwortungsgefühl für Natur
und Umwelt sowie soziale Kompetenzen gefördert
werden.
•Angestrebt wird eine Vernetzung mit Akteuren aus
Kleingärtnervereinen und Kindertagesstätten zur
Einrichtung ähnlicher Projekte.
Projektträger
•Arbeitskreis Umwelt im westlichen Ringgebiet
•Landesverband Braunschweig der Gartenfreunde
e. V.
In Kooperation mit
•Stadt Braunschweig
•Quartiersmanagement im Sanierungsgebiet Soziale
Stadt: Plankontor Stadt und Gesellschaft GmbH
• Kindertagesstätte Schwedenheim Braunschweig
75
• Kindertagesstätte Christian- Friederich Krull
Zielgruppen
• Hort- und Kindergartenkinder
• Anliegende Kleingartenvereine
Umsetzung
Projektbeginn März 2012 – Projekt Ende November 2012
Beispiel 3:
Lehrerinnen der Grundschule Auf der Bult, in Hannover, haben beim Vorstand des in der Nähe liegenden
Kleingärtnervereins Waldesruh nachgefragt, ob die
Schüler der 4. Klasse im Rahmen des Sachunterrichts
eine Gartenparzelle bewirtschaften können. Es handelt
sich um Schüler mit Entwicklungsproblemen im sozialen Bereich die an der Schule eine spezielle sozial, emotionale Förderung erhalten. Die Schüler der 4. Klasse
sind in der Regel 10 bis 12 Jahre alt. Sie werden durch
ein Förderkonzept zu Leistungen gebracht, die sie befähigen, sich später im Alltag zurecht zu finden. Die
Schule ist eine Ganztagsschule, d.h. die Schüler sind
in der 4. Klasse und bis 14.00 Uhr in der Schule. Ältere Schüler bleiben länger. Zum besonderen Angebot
des Pflichtunterrichts der Schule für die 4. Klassen gehört der Sachunterricht im Kleingarten. Hier sollen die
Schüler soziale Fähigkeiten erlernen und das Wachstum
von z.B. Gemüsepflanzen für das tägliche Leben erleben. Die Kinder sollen sehen, wie Pflanzen, Gemüse,
Obst und Blumen wachsen. In dem Gemeinschaftsgarten wird jede Gruppe einen eigenen Bereich zur Bewirtschaftung erhalten. Sie werden die Produkte, die sie
ernten, in ihrer Schulküche verarbeiten und essen. Sie
sollen lernen, alleine und im Team zu arbeiten.
Seit Sommer 2011 wird daran gearbeitet, den Garten
zweckgerecht herzurichten.
Die Eltern der Kinder, Lehrkräfte, Gartenfreundinnen
und Gartenfreunde sind in das Projekt eingebunden.
Die Finanzierung des Projektes (Entrümpeln, Abräumen und Entsorgen) erfolgte bisher über Firmenspenden. Der Bezirksverband Hannover hat für den Garten
das auf dem ABF-Stand 2012 aufgebaute Gartenhaus
unentgeltlich zur Verfügung gestellt. Es wurde inzwischen im Garten aufgebaut. Es sollen auch noch Studenten der Universität Hannover – Studiengang Landschaftsgärten – zu Fragen der Gestaltung des Gartens
mit Kindern engagiert werden.
Aus Sicht des Vereins ist positiv zu bewerten, dass die
fortlaufende Pflege des Gartens durch die Eltern der
Schüler erfolgen wird und Schüler, Eltern und Lehrkörper sich aktiv am Vereinsleben beteiligen werden.
Der Vereinsvorstand insbesondere die Vorsitzenden
76
Sylvia Fuß haben mit ihren Engagement dafür gesorgt,
dass dieses Projekt in die Tat umgesetzt wurde.
Fazit:
Die vorgestellten drei Beispiele zeigen die unterschiedlichen Möglichkeiten solche Projekte zum Erfolg zu führen.
Die Erfahrung hat gezeigt, dass es oft leicht ist, Gartenfreundinnen und Gartenfreunde zur Mitarbeit an
einem Projekt zu begeistern. Problematisch wird es
meist, wenn Projekte über mehrere Jahre oder sogar auf
unbestimmte Zeit angelegt sind.
Bei Gartenprojekten muss z.B. die kontinuierliche Betreuung und Pflege des Gartens vor allem in der Ferienzeit sicher gestellt werden. Wenn etwas über mehrere
Jahre organisiert werden soll, gibt es nur wenige Gartenfreundinnen und Gartenfreunde die sich langfristig an ein solches Projekt binden. Es sind dann ältere
Menschen, die ein ausgeprägtes Verantwortungs- und
Pflichtbewusstsein haben. – Siehe Beispiel 1, Schulgarten Heidberg, oder Beispiel 3, KGV Waldesruh, wo sich
Vorstandsmitglieder die schon lange im Amt sind engagieren. Es ist abzuwarten, ob bei personellen Änderungen in Schulleitung und Elternschaft so engagiert
weitergemacht wird oder ob letztendlich die gesamte
Verantwortung auf den Vorstand übergeht.
Das 2. Beispiel ist typisch für die Bereitschaft jüngerer
Mitglieder, die sich für ein zeitlich überschaubares Projekt engagieren, bei dem sie wissen, nach einem knappen Jahr ist es vorbei, dann habe ich wieder Ruhe oder
kann mich an anderer Stelle engagieren. Das wird die
Projektarbeit der Zukunft sein.
Alle drei Beispiele sind für uns Kleingärtner auf jeden
Fall positiv zu bewerten.
Wenn wir nach außen gehen und dabei mit anderen Organisationen etwas gemeinsam auf den Weg bringen,
zeigen wir, dass wir Kleingärtner den Bürgern etwas geben. Das bleibt bei den Mitgliedern anderer Organisation, die bisher eine vorgefasste, eher negative Meinung
über die Kleingärtner hatten, positiv in Erinnerung und
wir erfahren, dass andere Organisationen ebenfalls etwas für die Gemeinschaft leisten. Auf diesem Weg bilden sich Netzwerke, die sich gegenseitig unterstützen.
Außerdem sind Projekte, bei denen die Kleingärtner
nicht im eigenen Saft schwimmen für die Öffentlichkeit
interessant und werden von den Medien gern aufgenommen.
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2. Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)
Naturpädagogik von A – Z
Isabel Hollenbeck,
Bildungsreferentin,
Deutsche Schreberjugend
Landesverband Berlin e.V.
Allgemeines, Einführung in das
Thema Naturpädagogik:
1. Allgemeines, Einführung in das Thema
Naturpädagogik:
Naturpädagogik als ein Bereich der Umweltbildung stellt
die unmittelbare Begegnung mit der Natur und ihren
pflegerischen Umgang in den Mittelpunkt. Naturbeobachtung, Lernen mit allen Sinnen und Naturerfahrung
sind Schwerpunkte in der Naturpädagogik. Durch einen
emotionalen Zugang zur Natur wird ein Bewusstsein
von ökologischen Zusammenhängen angestrebt. Praktische Erfahrungen und hautnahe Erlebnisse bilden die
Grundlagen dieses ganzheitlichen Lernens. Ganzheitliche Begegnung mit der Natur bedeutet sinnlich, meditativ, ästhetisch, spielerisch erfahren, entdecken und
verstehen, Natur als Handlungsraum wahrnehmen.
Durch handlungsorientierte Methoden und direkte,
sinnliche Erfahrung eines Naturraumes, will die Naturpädagogik die Beziehung, den intensiven Kontakt
zwischen Mensch und Natur wiederherstellen bzw. vertiefen. Entfremdung wird tiefgehendes Naturerleben
entgegengesetzt. Die Beteiligten lernen in der Interaktion, Verantwortung für ihre Umwelt und deren Bewohner – Tiere, Menschen, Pflanzen – zu übernehmen.
Umwelt soll in ihrem ökologischen Zusammenhang
begriffen werden.
Grundlage sind positive Erfahrungen, eine positive Beziehung zur Natur, aus der die Kraft für den Einsatz für
das Leben geschöpft werden kann. Mittelpunkt ist, die
Liebe für alles Lebendige zu wecken. Lernen mit Kopf,
Herz und Hand (Pestalozzi).
86
„Regenerierbare lebende Ressourcen dürfen nur in dem
Maße genutzt werden, wie Bestände natürlich nachwachsen.“
Das Drei-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit beinhaltet:
• Ökologische Nachhaltigkeit: Ziel, Natur und Umwelt
für die nachfolgenden Generationen zu erhalten.
Erhalt der Artenvielfalt, Klimaschutz, die Pflege von
Kultur- und Landschaftsräumen in ihrer ursprünglichen Gestalt sowie generell einen schonenden Umgang mit der natürlichen Umgebung.
•Ökonomische Nachhaltigkeit: Wirtschaftsweise ist so
angelegt, dass sie dauerhaft eine tragfähige Grundlage für Erwerb und Wohlstand bietet. Schutz wirtschaftlicher Ressourcen vor Ausbeutung.
• Soziale Nachhaltigkeit: Entwicklung der Gesellschaft
als einen Weg, der Partizipation für alle Mitglieder
einer Gemeinschaft ermöglicht mit dem Ziel, eine
auf Dauer zukunftsfähige, lebenswerte Gesellschaft
zu erreichen.
3. Erlebnispädagogik
Kurt Hahn, der als Gründer der Erlebnispädagogik gesehen wird, machte sich um die Jahrhundertwende auf die
Suche nach neuen Formen in der Erziehung, besonders
im schulischen Bereich. Hahns Ziel war es, den Kindern und Jugendlichen besondere Erlebnisse zu ermöglichen, durch die sie ihrer verborgenen Kräfte gewahr
werden und setzte somit also an den Stärken und Fähigkeiten der Kinder und Jugendlichen an. Leitgedanken
Hahns Erlebnispädagogik waren die konkrete Auseinandersetzung mit sich selbst und der Umwelt. Lernziele sollen praxis- und lebensnah vermittelt werden. Im
Mittelpunkt stehen die eigene Person und deren soziale
Handlungsmöglichkeiten innerhalb einer Gruppe – der
Einzelne erfährt in der Gruppe intensive Erlebnisse, die
den Kern seiner Persönlichkeit treffen und mit denen er
sich handelnd auseinandersetzt.
Im Bereich der Umweltbildung bildet die Erlebnispädagogik einen wichtigen Bestandteil, da in vielen der
Maßnahmen Natur aus nächster Nähe erlebt wird. ( z. B.
Kanutouren, Wanderungen, Überlebenstrainings in der
Natur) Dieser Kontext kann das Bewusstsein dafür wecken, dass die Natur schützenswert ist: nicht nur wegen
ihrer Schönheit, sondern auch aufgrund der Abhängigkeit des Menschen von ihr.
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4. Fühlen
Spiel zum Fühlen: „Erfühle den Gegenstand“
Die Spielleitung sammelt Naturmaterialien. Dabei werden so viele verschiedene Materialien ausgewählt, wie
Gruppen entstehen sollen. Die Anzahl der jeweiligen
Materialien richtet sich nach Anzahl der Kleingruppenmitglieder. Jeder Teilnehmer bekommt hinter dem
Rücken ein Material und erfühlt es. Dann werden die
Materialien der anderen (einer nach dem anderen) befühlt und gleiche Naturmaterialien gesucht. Die Personen mit dem gleichen Material bilden eine Kleingruppe.
5. Garten/ Kleingarten und Naturpädagogik
Gärten sind Orte, in denen naturpädagogische Konzepte zum Tragen kommen können und in der Natur mit
allen Sinnen erlebt werden kann. Naturnahe Gärten
leisten als ökologische Nischen einen wichtigen Beitrag
zur Artenvielfalt.
Bedeutung naturnaher Gärten:
• Lebensraum für heimische Tiere und Pflanzen
•Überwiegende Verwendung heimischer, standortgerechter Pflanzen
•Pflege des Gartens mit der Natur und den ihr eigenen Gesetzen: Natur Raum geben sich zu entwickeln, Pflegemaßnahmen an der natürlichen Umgebung orientieren
•Biotope schaffen: Hecke, Teich, Wiese, Steinhaufen,
ungemähte Randstreifen, Laubhaufen
• Jahreszeiten im Garten erleben
• Artenvielfalt Artenschutz
• Umweltschutz, Ökologie
Kindgerechter Garten
Dazu gehören v. a. :
•Kontakt mit dem Lebendigen: Auseinandersetzung
mit Naturmaterialien, Natur erleben und erfahren
•Primäre Spielerfahrungen: Spielen, entdecken, experimentieren, Kinder erfahren die Natur durch das
Spiel, freies Spielen ermöglichen
•Gestaltung von Spielräumen mit vielfältigen Strukturen: Kletterbäume, Geländemodellierung, Baumstämme, Äste, Steine, Wasser, Erde, Sträucher,
Baumhäuser, Tiere zum: Spielen, Balancieren, Klettern, beobachten, verstecken, entdecken
•
Angebote für verschiedene Altersgruppen: Die
Grundlage, um eine positive Beziehung zur Natur
aufzubauen, wird bereits im Kleinkindalter gelegt.
Bei Kleinkindern liegt der Schwerpunkt bei spielerischen Aktivitäten und dem Einbeziehen der Sinne,
je älter die Kinder werden, kommen Tierbeobach-
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tungen, Kompost, Eigenes Beet, Pflanzen, ernten
und Verarbeiten der Ernte, Zusammenhänge in der
Natur beobachten, Insektenhotel, Vogelhäuschen,
ökologische Zusammenhänge, Forschen und experimentieren…hinzu. Ab etwa 12 Jahren treten andere
Interessen in den Vordergrund. Herausfordernde,
erlebnisorientierte Spiele und Problemlöseaufgaben, Forschungsaufträge bleiben interessant.
6. Hören
Spiel: „Hör mal, was das ist“
Ab 4 SpielerInnen, Art: Spiel zum Hören, Material: Augenbinden, Naturmaterialien
Es werden zwei Kleingruppen gebildet. Jede Gruppe entwickelt geheim für sich ein Geräusch, Ton oder Klang,
was mit Naturmaterialien erzeugt wird. Nach etwa 1 Minute treffen sich die beiden Teams. Die Spieler einer
Gruppe schließen die Augen und hören den Klang der
anderen Gruppe. Die verwendeten Materialien werden
versteckt, bevor die Rategruppe die Augen wieder öffnet.
Diese Gruppe soll nun den eben gehörten Klang möglichst exakt nachspielen. Dazu dürfen sich die Spieler
entsprechende Gegenstände in der Umgebung suchen.
Tipp: Die Geräusche sollten nicht zu kompliziert erzeugt werden!
Beispiele: Herbstlaub in den Händen rascheln lassen,
Steine aufeinanderlegen, Tannenzapfen aneinander
reiben, Stöckchen gegeneinander klopfen, mit einem
Stöckchen durch eine Pfütze streifen, Einen Steinen fallen lassen.
7. Inhalte
Themen und Inhalte der Naturerlebnispädagogik sind
vielfältig wie die Natur. Es gehören dazu:
Pflanzen, Tiere, Lebensräume
•
Erkunden, beobachten, anwenden, spielerisch begreifen
Ökosysteme
•
Erforschen, Zusammenhänge erkennen, Ökologische Nischen schaffen
Jahreszeiten
•Jahreszeiten erleben, Die Natur in den verschiedenen Jahreszeiten
87
Aktuelle Forschung /Hirnforschung zum Thema macht
deutlich:
•Größte Erfolge beim Lernen sind, wenn Lehrer von
dem begeistert sind, was sie tun.
•Das Gehirn lernt immer, tut nichts lieber. Kinder lernen permanent.
•Kinder lernen rasend schnell alles Mögliche im Kindergartenalter, brauchen richtige Lernumgebung.
•Lernorte müssen spannende Orte sein. Sie müssen
neugierig auf die Welt machen und den Interessen
Futter bieten
•Möglichst viele Wahrnehmungskanäle sollten beteiligt sein (Lernen mit allen Sinnen)
•Unter Stress reagiert unser Körper chaotisch, unsere
Gehirntätigkeit ist gehemmt, wir können keine klaren Gedanken mehr fassen
•Wechsel von Anspannung und Entspannung ist das
Richtige.
•Resultat: Liebe fürs Lernen ist wichtig.
weltbewusstsein zu stärken. Verschiedene Ansätze zur
Förderung des Umweltbewusstseins, bspw. die Umwelterziehung, Ökopädagogik, das ökologische Lernen
oder Waldpädagogik und ebenso die Naturpädagogik
gehören in den weiten Bereich der Umweltbildung. Im
Kontext der von der Agenda 21 ausgearbeiteten Zielsetzung einer Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)
hat dieser Bereich eine wichtige Schlüsselrolle erhalten: für eine Wissensbildung im Bereich Umwelt und
als Voraussetzung für einen gesamtgesellschaftlichen
Bewusstseinswandel. Konzepte der Umweltbildung
gewinnen in der pädagogischen Praxis zunehmend an
Bedeutung.
• Naturpädagogik will die Beziehung Mensch-Natur
vertiefen. Positive ganzheitliche Naturerfahrungen
sind die Basis für eine zugewandte und verantwortliche Beziehung zur Natur.
•
Umwelt-Pädagogik vermittelt Kenntnisse und Fertigkeiten eines umweltgerechten Verhaltens, im Alltag,
im Beruf oder als Mitglied der Gesellschaft
•
Umwelterziehung beinhaltet Themen wie Abfallvermeidung, Receycling, Energie, Wasser, Abwasser,
Umwelttechnologien, Einkauf, Verkehr. Die Vermittlung von Wissen und Können steht im Mittelpunkt,
die Zugangsweise ist technisch-naturwissenschaftlich.
• Ökologische Lernen überträgt Prinzipien der Ökologie auf alle komplexen Vorgänge des Lebens und basiert auf selbstbestimmtem Lernen, Mitbestimmung
und Selbstbestimmung. Gewaltlosigkeit, Soziales
Miteinander, Basisdemokratie und Ökologie gehören zu den vier Grundpfeilern. (Vermittelt z. B. in
freien Schulen oder Ökozentren, Reformpädagogik).
Lernen soll handlungsorientiert stattfinden und das
Bildungsinteresse des Einzelnen in den Mittelpunkt
rücken.
• Ökopädagogik (Wolfgang Beer, Gerhard de Haan)
versteht sich als Bezugswissenschaft für die Praxis
der Natur- und Umweltpädagogik und stellt sich die
Aufgabe, Erkenntnisse der Pädagogik, Psychologie,
Soziologie und Anthropologie für die Natur- und
Umweltpädagogik aufzubereiten.
9. Meditation und Entspannung
11. Praxisorientierung
Wetter
•
Warum ist das Wetter so? Sonne, Regen, Hagel,
Schnee, Blitz und Donner
Vier Elemente
•Experimente, Erkundungen und Kreativität zu Feuer, Wasser, Luft und Erde
Gesundheit und Ernährung
•Gesunde Küche aus der Natur, Pflanzen- und Kräuterheilkunde
Sozialkompetenz
•Lernen in der Gruppe: Spiele und Übungen zu Kooperation und Vertrauen
Erholung
•
Entspannungsmethoden, Phantasiereisen in der/
zur Natur
8. Lernen
Phantasiereise
10. Natur- und Umweltbildung
Mit dem Hintergrund der in den 70er Jahren erstmals
wahrgenommenen Umweltzerstörung entstand aus
der ökologischen Bewegung das Bewusstsein für die
Notwendigkeit einer Umwelterziehung, um das Um-
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Praktische Aktivitäten stehen in der Naturpädagogik im
Vordergrund. Zu den Angebote und Aktivitäten gehören:
• Sinnliche Naturerfahrungen
• Forschen und experimentieren
• Spiele: Spaß und Bewegung
• Kreative Methoden
•Handwerk
• Kochen- Wildkräuterküche
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•Naturkosmetik
• Meditation und Entspannung
12. Riechen
Spiel: „Was riecht denn da?“
Ab 4 Spieler, Art: Spiel zum Riechen, Material: Augenbinden
Es werden Paare gebildet. Ein/e Spieler/in mit verbundenen Augen wird vom Partner/in zu einem ausgesuchten Objekt geführt. Dort soll er oder sie anhand des
Geruchs erraten, was es ist. Das kann eine Blüte oder
ein Stück Holz, eine Frucht oder eine handvoll Erde
sein. Sobald das Objekt erraten wurde, werden Rollen
getauscht.
13. Sinne
Sinne stellen für alle Kinder den Zugang zur Welt
dar, durch die sie die Welt für sich immer wieder neu
aufbauen und verstehen können. Besonders in den
ersten Lebensjahren brauchen Kinder vielseitige Sinneserfahrungen, damit die Verarbeitungsprozesse im
Gehirn trainiert werden und sie die durch die Sinneswahrnehmung aufgenommenen Informationen besser
auswerten können. Die moderne Lernforschung hat
herausgefunden, dass der Gewinn dauerhafter Erkenntnisse vor allem von der Art der Darbietung abhängt: je
mehr Wahrnehmungsfelder im Gehirn beteiligt sind,
desto mehr Assoziationsmöglichkeiten für das tiefere
Verständnis werden vorgefunden, desto größer werden
Aufmerksamkeit und Lernmotivation. (Renate Zimmer:
„Handbuch der Sinneswahrnehmung“)
•Sehsinn: Naturbeobachtungen, Spiele und Übungen
zum Sehen
•Hörsinn: Geräuschememory, Naturgeräuschen lauschen, Geräuschekarte zeichnen
•Tastsinn: Fühlpark, Spiele mit verbundenen Augen,
Barfußparcours
•Bewegungs- Kraft- Stellungssinn: Geschicklichkeitsund Kraftspiele
•Gleichgewichtssinn: Balancieren, mit verbundenen
Augen sich blind führen
• Geruchssinn: Riechmemory, Kräuter riechen
•Geschmackssinn: Geschmacksproben (mit verbundenen Augen), Kräuterküche
Übungen mit den Sinnen können überall und mit allen
Zielgruppen durchgeführt werden. Für die Naturpädagogik stellen sinnliche Erfahrungen in der Natur eine
wichtige Grundlage der Angebote dar.
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14. Umweltschutz
15. Ziele, Nutzen und Effekte der Naturpädagogik
Werte vermitteln
In der naturpädagogischen Arbeit geht es auch um die
Vermittlung von Werten: um den Respekt gegenüber
der Umwelt: Mensch und Natur. Darunter fallen dann
all die weiteren, unten folgenden Ziele:
Umweltbildung: Beziehung zur Umwelt fördern– was
man liebt, das schützt man, Naturwissen vermitteln,
Ökologische Zusammenhänge verdeutlichen, Umweltbewusstsein stärken
Soziale Kompetenzen: Gruppenfähigkeit, Kooperation
und Teamwork, Umgang mit Konflikten, Toleranz und
Respekt, Kompromissbereitschaft
Individuelle Kompetenzen:
1.
Physische Fähigkeiten: Psychomotorik, Wahrnehmungsschulung, Geschicklichkeit
2.Psychische Fähigkeiten: Sensibilität für die Umwelt
entwickeln, Persönliche Ressourcen entdecken, Entspannung, Wohlbefinden
3.Intellektuelle und kognitive Fähigkeiten: Gedanken
anregen, zum individuellen Lernen anregen, Durch
eigene Beobachtungen Experimentieren und Forschen Wissen erwerben, Zusammenhänge herstellen, Rückschlüsse aus dem Gelernten ziehen
4.
Gesundheit: Konzentration schulen, Gesunde Ernährung, Bewegung, Naturheilkunde/Heilpflanzen
16. Zielgruppen
Zur Hauptzielgruppe gehören Kinder ab dem Kleinkindalter bis zur Pubertät. Ab dem Jugendalter ist es
sinnvoll, erlebnisorientierte Elemente der Naturpädagogik zu betonen, oder anspruchsvollere Themen mit der
Gruppe auszuwählen und zu bearbeiten. Erwachsene
gehören als Multiplikator/innen zur Zielgruppe.
17. Zum Schluss
Fragen, Gesprächsbedarf
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Patenschaft mit der
Kita „Arche Noah“
Wolfgang Dittrich
Vorsitzender des Kreisverbandes
Kyffhäuserkreis der Gartenfreunde
e.V.,Sondershausen
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Grünes Klassenzimmer mit
Kräutergarten
Volker Meißner,
Fachberater und
Projektleiter
Grünes Klassenzimmer,
Landesverband Sachsen
der Kleingärtner e.V.
Bild 2–5
Am 1. April 2009 erfolgte der erste „Spatenstich“ im
Garten. Zuerst entfernten wir die vielen Koniferen und
überalterten Obstbäume. Nach entsprechenden Bodenproben mussten wir den verseuchten Boden und das
waren 30 t Erdmassen austauschen. Mehrere Schredder kamen zum Einsatz, um das Astmaterial als Mulch
und zum Auffüllen der späteren Hochbeete verwenden
zu können.
Sehr geehrte Anwesende, liebe Gartenfreunde,
nach anstrengender Arbeit habe ich heute die Freude
Ihnen einige Erfahrungen aus unserer praktischen Arbeit mit Kindern im kleingärtnerischen Bereich vermitteln zu dürfen.
Mein Name ist Volker Meißner und ich bin in meinem
Kleingartenverein Fachberater und zugleich Projektleiter eines Kräutergartens mit dem grünen Klassenzimmer. Um anderen Gartenfreunden besser helfen zu
können, habe ich dank des Landesverbandes die Ausbildung als Pflanzendoktor absolviert. Die gesamte Arbeit
bereitet mir viel Freude.
Doch nun zu unserer Arbeit im grünen Klassenzimmer.
Im Frühjahr 2009 entwickelte der Kreisfachberater
Krafft Spirling ein Konzept zu Themengärten im Kreisverband Torgau-Oschatz.
Sein Vorschlag für uns lautete: Baut eine grünes Klassenzimmer als Kräutergarten auf. Wir waren sofort einverstanden, denn ein solches Projekt reizte uns sehr. Ich
übernahm die Aufgabe einen freien Kleingarten zu suchen und die Umsetzung vorzubereiten. Mit mehreren
Fachleuten beriet ich mich und so konnten wir im März
2009 das Projekt vorstellen. So erläuterten wir unsere
Gedanken in der Grundschule „Am Rodelberg“ in Torgau, natürlich im Kreisvorstand der Kleingärtner, in unserem Kleingartenverein und im regionalen Schulamt
in Leipzig.
Wir begannen Sponsoren zu suchen und fanden bei 13
Unternehmen der Region offene Ohren. Das größte war
aber der langfristige Patenschafts-Vertrag über 10 Jahre
mit der genannten Grundschule. Der dortige Förderverein verpflichtete sich zugleich uns jährlich 1000 € zur
Verfügung zu stellen.
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Bild 6–9
Wir begannen mit der Gestaltung von Kräutersternen
und dem Aufbau von Hochbeeten. Zwei Hilfen, die uns
die Agentur für Arbeit zur Verfügung stellte, erledigten
die gesamten Holzarbeiten.
Aus dem Chaos wurde Stück für Stück ein Kräutergarten. Nach der Eröffnung hatten wir dann eine Bepflanzung von etwa 400 verschiedenen Kräutern erreicht.
118
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Bild 10–12
Die Eröffnung war ein in der Öffentlichkeit sehr beachtetes Ereignis. Am 16. Juni war es so weit. Wir hatten
in nur 9 Wochen ein gärtnerisches Wunder geschaffen.
Gäste aus allen Bereichen des regionalen öffentlichen
Lebens waren unserer Einladung gefolgt. Die Schüler
wollten mit einem kleinen Kulturprogramm ihre Freude zum Ausdruck bringen. Sie wussten ja, dass sie in
diesem Kleinod viele Stunden verbringen können.
Bild 13–14
Was uns besonders freute, war die Anwesenheit von
Fachberatern und Vertretern anderer Kreis- bzw. Regionalverbände.
Seit der Eröffnung sind nun wöchentlich im Rahmen
von Schulgarten- und Sachkundeunterricht 60 Schüler
mit jeweils 5 Stunden pro Woche im Kräutergarten. Darüber hinaus kommen im Rahmen des Ganztagsangebotes zweimal in der Woche je 10 Kinder zu uns.
Es sprach sich herum und so bin ich jetzt in weiteren 3
Grundschulen der Stadt Torgau in unserem Sinne tätig.
Seit einem Jahr sind zwei Mal im Monat Gruppen der
Volkssolidarität in unserem Kräutergarten, vermitteln
ihre Kenntnisse von den Kräutern an die Kinder.
Alle Grundschulen des Landkreises Nordsachsen nutzen unser grünes Klassenzimmer für Wandertage,
Projekttage und fächerübergreifenden Unterricht. Die
Heimerer-Schulen sind zwei Mal im Jahr zur Weiterbildung von Erziehern und Sozialassistenten, zuletzt über
160 Personen, unsere Gäste.
Ich will erwähnen, dass die gesamte Arbeit im und um
den Kräutergarten ehrenamtlich geleistet wird. Es ist
für mich und meine Mitstreiter einfach die innere Einstellung und das erworbene Wissen, die es ermöglichen
den notwendigen Aufwand zu meistern.
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Bild 15–19
Gäste aus Politik und den Medien konnten wir begrüßen. So ist der Minister für Umwelt, Landwirtschaft
und Geologie des Freistaates Sachsen, Herr Frank
Kupfer, ein gern gesehener Gast. Die am weitest angereisten Gäste waren Mitglieder eines südkoreanischen
Fernsehteams, dem wir und unsere Schüler Rede und
Antwort standen.
Bis zum Dezember 2011 konnten wir ca. 3.500 Gäste
begrüßen. Unsere Aktivitäten wurden mehrfach gewürdigt, so mit einem 3. Platz beim Bundesausscheid und
mehreren 2. Plätzen in Landes- und Kreiswettbewerben
sowie einem Sonderpreis beim Schulgartenwettbewerb
des Landes Sachsen.
Bild 20–25
Während des Unterrichtes nutze ich verschiedene Powerpoint-Vorträge, die unser Kreisfachberater Spirling
fachlich und gestalterisch sehr gut erstellt hat, übrigens
genauso ehrenamtlich. So kann ich z. B. Küchenkräuter, asiatische Kräuter und was mir besonders gefällt,
Wildkräuter mit Bild, den Bodenansprüchen, der Verwendung und dem Nutzen vorstellen. Die Vorträge nutze ich natürlich auch bei unseren Rentnern und den
Besuchern aus den Gartenvereinen.
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Bild 26–31
Ich will nun auf unsere Kräuterpflanzungen kommen.
Auf Hochbeeten und Kräutersternen haben wir in Sorten und Arten der verschiedenen Kräuter unterschieden. So lernen unsere Kinder z. B. die verschiedensten
Arten von Minzen, Rosmarin, Salbei, Basilikum kennen. Mit ein paar Bildern will ich gern einen Eindruck
vermitteln.
Die Kinder gestalten selbstständig Gemüsebeete, wobei
sie lernen nach der Ernte das Gemüse mit den Kräutern
zusammen zu verarbeiten.
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Bild 32–37
Der Unterricht im Herbst und vor allem die Tätigkeit
im Rahmen des Gesamttags-Angebotes ist eine besondere Herausforderung und zugleich große Freude für
unsere Kinder. Es werden die Kräuter geerntet, danach
getrocknet und mit großer Begeisterung, nach Rezept
natürlich, Kräuteröle und -essige selbst hergestellt (so
ca. 300 Flaschen) und durch mich verkauft. Der Erlös
kommt unserem grünen Klassenzimmer für Neukauf
von Pflanzen, denn Nachschub gilt es zu sichern, und
Erneuerungen zu Gute.
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Bild 38–41
Der praktische Unterricht unter freiem Himmel mit
dem Schärfen der Sinne ist ein gern angenommenes
Unterrichtsmittel.
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Bild 42–44 Natürlich bereiten wir gemeinsam den Winter vor.
Bild 45
Wichtig war auch für uns mit dem Bau eines Insektenhotels die Natur in seiner komplexen Art verdeutlichen
zu können.
Bild 46–47 Durch Spenden von Sponsoren und durch Gelder unseres Fördervereins in Höhe von 6.500 € konnten wir
einen Carport an der Laube anbauen, um darin Unterricht durchzuführen. Was uns am meisten freut, ist die
Tatsache, dass sogar ein Anbau möglich wurde und so
der Unterricht in der kalten Jahreszeit im geschlossenen Raum stattfinden kann. Dabei unterstützten uns
der Landesverband der Kleingärtner und das Umweltministerium Sachsen. So haben wir z. B. eine neue wetterfeste Beschilderung 2011 vornehmen können.
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Bild 50 In einem kleinen Wettbewerb unterbreiteten unsere
Schüler Vorschläge für die Gestaltung und den Namen
eines Maskottchens. Es ist ein schöner Erfolg, dass die
Kinder sich mit dem Garten identifizieren und ihren Eltern schon mehrfach zu einem Kleingarten „verholfen“
haben.
Bild 48 Selbst einen Ort der Erholung und Ruhe haben wir eingerichtet, den besonders unsere behinderten Schüler
nutzen.
Bild 51 Zum Abschluss eines Schuljahres erhalten die Schüler
von mir persönlich ein T-Shirt.
Übrigens, wer uns elektronisch besuchen will, der
braucht nur die Internetadresse www.grünes-klassenzimmer-torgau.de anwählen. (Siehe Bild 52 und 53).
Bild 49 Das stille Örtchen als Bio-Toilette darf auch nicht fehlen.
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IMPRESSIONEN
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Leitthemen der Schriftenreihe seit 1997
HeftJahr
Ort
Seminar
122 1997 SchwerinHaftungsrecht und Versicherungen im Kleingartenwesen
123 1997 St. MartinPflanzenschutz und die naturnahe Bewirtschaftung im
Kleingarten
124 1997 Berlin
125 1997 GelsenkirchenMöglichkeiten und Grenzen des Naturschutzes im Kleingarten
126 1997 FreisingMaßnahmen zur naturgerechten Bewirtschaftung und umweltgerechte
Gestaltung der Kleingärten als eine Freizeiteinrichtung der Zukunft
127 1997
Lübeck-TravemündeDer Schutz unserer natürlichen Lebensgrundlagen
128 1997 Karlsruhe
Aktuelle Probleme des Kleingartenrechts
129 1998 Chemnitz
Aktuelle kleingartenrechtliche Fragen
130 1998 PotsdamDie Agenda 21 und die Möglichkeiten der Umsetzung der lokalen Agenden zur Erhaltung der biologischen Vielfalt im Kleingartenbereich
131 1998 Dresden
132 1998 RegensburgBodenschutz zum Erhalt der Bodenfruchtbarkeit im Kleingarten
Gesetz und Maßnahmen
Lernort Kleingarten
Gesundes Obst im Kleingarten
133 1998 FuldaDer Kleingarten – ein Erfahrungsraum für Kinder und
Jugendliche
134 1998 Wiesbaden
135 1998 StuttgartKleingärten in der/einer künftigen Freizeitgesellschaft
136 1998 HamelnUmsetzung der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der EU von 1992 im
Bundesnaturschutzgesetz und die Möglichkeiten ihrer Umsetzung im
Kleingartenbereich
137 1999
Dresden
(Kleine) Rechtskunde für Kleingärtner
138 1999
Rostock
Gute fachliche Praxis im Kleingarten
139 1999
Würzburg
Kind und Natur (Klein)Gärten für Kinder
140 1999
BraunschweigZukunft Kleingarten mit naturnaher und ökologischer
Bewirtschaftung
128
Aktuelle kleingartenrechtliche Fragen
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HeftJahr
Ort
141 1999
HildesheimBiotope im Kleingartenbereich – ein nachhaltiger Beitrag zur Agenda 21
142 1999
Freiburg
143 2000
MönchengladbachRecht und Steuern im Kleingärtnerverein
144 2000
OldenburgPflanzenzüchtung und Kultur für den Kleingarten
von einjährigen Kulturen bis zum immergrünen Gehölz
145 2000
Dresden
Die Agenda 21 im Blickfeld des BDG
146 2000
Erfurt
Pflanzenschutz im Kleingarten unter ökologischen Bedingungen
147 2000
Halle
Aktuelle kleingarten- und vereinsrechtliche Probleme
148 2000
KaiserslauternFamiliengerechte Kleingärten und Kleingartenanlagen
149 2000
Erfurt
Natur- und Bodenschutz im Kleingartenbereich
1502001
Rüsselsheim
Vereinsrecht
151 2001
Berlin
Kleingartenanlagen als umweltpolitisches Element
152 2001
MönchengladbachNatur- und Pflanzenschutz im Kleingarten
153 2001
St. Martin
154 2001
GelsenkirchenFrauen im Ehrenamt – Spagat zwischen Familie, Beruf und
Freizeit
1552001
Erfurt
156 2001 LeipzigZwischenverpachtungen von Kleingartenanlagen –
Gesetzliche Privilegien und Verpflichtungen
157 2002
Bad Mergentheim
158 2002
OldenburgStadtökologie und Kleingärten – verbesserte Chancen für die
Umwelt
159 2002
WismarMiteinander reden in Familie und Öffentlichkeit –
was ich wie sagen kann
160 2002
Halle
Boden – Bodenschutz und Bodenleben im Kleingarten
161 2002 Wismar
Naturnaher Garten als Bewirtschaftsform im Kleingarten
162 2002Berlin
Seminar
Zukunft Kleingarten
Das Element Wasser im Kleingarten
Verbandsmanagement
Kleingartenpachtverhältnisse
Inhalt und Ausgestaltung des Kleingartenpachtvertrages
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129
HeftJahr
Ort
Seminar
1632003
Dessau
Finanzen
164 2003
RostockArtenvielfalt im Kleingarten – ein ökologischer Beitrag des
Kleingartenwesens
165 2003
HamburgRosen in Züchtung und Nutzung im Kleingarten
166 2003
RostockWettbewerbe – Formen, Auftrag und Durchführung
167 2003
Limburgerhof
168 2003
Bad MergentheimSoziologische Veränderungen in der BRD und mögliche
Auswirkungen auf das Kleingartenwesen
169 2004
BraunschweigKleingärtnerische Nutzung (Rechtsseminar)
1702004
Kassel
Öffentlichkeitsarbeit
171 2004
Fulda
Kleingärtnerische Nutzung durch Gemüsebau
172 2004
Braunschweig
Mein grünes Haus
173 2004
DresdenKleingärtnerische Nutzung durch Gemüsebau
174 2004
Magdeburg
175 2004
WürzburgDer Kleingarten als Gesundbrunnen für Jung und Alt
Die Wertermittlung
Recht aktuell
176 2004
MünsterVom Aussiedler zum Fachberater – Integration im
Schrebergarten (I)
1772005
Kassel
Haftungsrecht
178 2005
MünchenEhrenamt – Gender-Mainstreaming im Kleingarten
179 2005
Mannheim
Mit Erfolg Gemüseanbau im Kleingarten praktizieren
180 2005
München
Naturgerechter Anbau von Obst
181 2005
Erfurt
Naturschutzgesetzgebung und Kleingartenanlagen
1822005
Dresden
Kommunalabgaben
183 2005
BonnVom Aussiedler zum Fachberater – Integration im
Schrebergarten (II)
184 2006
130
DessauDüngung, Pflanzenschutz und Ökologie im Kleingarten –
unvereinbar mit der Notwendigkeit der Fruchtziehung?
bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219
HeftJahr
Ort
Seminar
185 2006
Jena
Finanzmanagement im Verein
186 2006
Braunschweig
Stauden und Kräuter
187 2006
Stuttgart
Grundseminar Boden und Düngung
188 2006
Hamburg
Fragen aus der Vereinstätigkeit
189 2007
Potsdam
Deutschland altert – was nun?
190 2007
Jena
Grundseminar Pflanzenschutz
1912007
Jena
Insekten
192 2007
Celle
Grundseminar Gestaltung und Laube
193 2007
BielefeldRechtsprobleme im Kleingarten mit Verbänden lösen
(Netzwerkarbeit) Streit vermeiden – Probleme lösen
194 2008
Potsdam
Pachtrecht I
195 2008
Neu-UlmPflanzenverwendung I – vom Solitärgehölz bis zur Staude
196 2008
MagdeburgSoziale Verantwortung des Kleingartenwesens – nach innen und nach
außen
197 2008
GrünbergPflanzenverwendung II – vom Solitärgehölz bis zur Staude
1982008
Gotha
199 2008
LeipzigKleingärtner sind Klimabewahrer – durch den Schutz der Naturressourcen Wasser, Luft und Boden
200 2009
Potsdam
Wie ticken die Medien?
2012009
Erfurt
Vereinsrecht
202 2009
Bremen
Vielfalt durch gärtnerische Nutzung
203 2009
Schwerin
Gesundheitsquell – Kleingarten
204 2009
Heilbronn
Biotope im Kleingarten
205 2009
Potsdam
Wie manage ich einen Verein?
Finanzen
206 2010
LüneburgKleingärten brauchen Öffentlichkeit und Unterstützung auch
von außen (1)
207 2010
MagdeburgZwischenpachtvertrag – Privileg und Verpflichtung
bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219
131
HeftJahr
Ort
Seminar
208 2010
Bremen
Umwelt plus Bildung gleich Umweltbildung
209 2010
KasselDer Fachberater – Aufgabe und Position im Verband
210 2010
Mönchengladbach
211 2010 DresdenUmweltorganisationen ziehen an einem Strang (grüne Oasen als
Schutzwälle gegen das Artensterben)
212 2010
Hannover
Biologischer Pflanzenschutz
Der Kleingärtnerverein
213 2011
LüneburgKleingärten brauchen Öffentlichkeit und Unterstützung
auch von außen (2)
214 2011
Naumburg
Steuerliche Gemeinnützigkeit und ihre Folgen
215 2011
Hamburg
Blick in das Kaleidoskop – soziale Projekte des Kleingartenwesens
216 2011
Halle
Pflanzenvermehrung selbst gemacht
217 2011
Rostock
Ressource Wasser im Kleingarten – „ohne Wasser, merkt euch das …“
218 2011
Berlin
Satzungsgemäße Aufgaben des Vereins
219 2012
Goslar
Ausgewählte Projekte des Kleingartenwesens
132
bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219
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bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219