219 - Bundesverband Deutscher Gartenfreunde eV
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> 219 Gesellschaft und Soziales Ausgewählte Projekte des Kleingartenwesens bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219 1 Impressum Schriftenreihe des Bundesverbandes Deutscher Gartenfreunde e.V., Berlin (BDG) Heft/2012 – 34. Jahrgang Seminar: Gesellschaft und Soziales vom 23. bis 25. März 2012 in Goslar Herausgeber: Bundesverband Deutscher Gartenfreunde e.V., Platanenallee 37, 14050 Berlin Telefon (030) 30 20 71-40/-41, Telefax (030) 30 20 71-39 Präsident: Dr. Norbert Franke Seminarleiter: Dieter Steffens Präsidiumsmitglied für Seminare Redaktion: Uta Hartleb Zusammenstellung der Texte Uta Hartleb Nachdruck und Vervielfältigung – auch auszugsweise – nur mit schriftlicher Genehmigung des Bundesverbandes Deutscher Gartenfreunde (BDG) ISSN 0936-6083 Seminar Gesellschaft und Soziales vom 23. bis 25. März 2012 in Goslar Thema Ausgewählte Projekte des Kleingartenwesens Seminarleiter Dieter Steffens (Präsidiumsmitglied für Seminare des Bundesverbandes Deutscher Gartenfreunde e.V.) Schriftenreihe des Bundesverbandes Deutscher Gartenfreunde e.V., Berlin (BDG) Heft/2012 – 34. Jahrgang Seminar Gesellschaft und Soziales Ausgewählte Projekte des Kleingartenwesens INHALTSVERZEICHNIS Vorwort Dieter Steffens (Präsidiumsmitglied für Seminare, Bundesverband Deutscher Gartenfreunde e. V.) 6 Ein Baustein der Grundversorgung Joachim Roemer (Vizepräsident des Landesverbandes Niedersächsischer Gartenfreunde e. V.) 8 Die Öffnung des Kleingartenwesens zur Gesellschaft – am Beispiel sozialer Projekte der Kleingärtnervereine im Landesbund Hamburg Dirk Sielmannn (Geschäftsführer des Landesbundes der Gartenfreunde in Hamburg e. V.) 22 Obstlehrgarten und Planung eines Kleingartenprojekts Dr. Wolfgang Preuß (Vizepräsident des Landesverbandes Thüringen der Gartenfreunde e. V.) 28 Integration von Migranten im Kleingartenwesen aus der Sicht der Lübecker Gartenfreunde Hans-Dieter Schiller (Vorsitzender des Landesverbandes Schleswig-Holstein der Gartenfreunde e. V.) 34 Kleingartenparks als Weiterentwicklung von Kleingartenanlagen Prof. Dr. Gerlinde Krause (Fachhochschule Erfurt) 52 Jenseits des Gartenzauns – Kleingärtner betreuen Projekte außerhalb der Kleingartenanlage Manfred Weiß (Vorsitzender des Landesverbandes Braunschweig der Gartenfreunde e. V.) 74 Naturpädagogik von A–Z Isabel Hollenbeck (Bildungsreferentin, Deutsche Schreberjugend LV Berlin e. V.) 86 Patenschaft mit der Kita „Arche Noah“ Wolfgang Dittrich (Vorsitzender des Kreisverbandes Kyffhäuserkreis der Gartenfreunde, Sonderhausen) 99 Grünes Klassenzimmer mit Kräutergarten Volker Meißner (Landesverband Sachsen der Kleingärtner e. V.) 117 Anhang Impressionen bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219 126 5 Vorwort Das Seminar Gesellschaft und Soziales fand vom 23.03.–25.0.2012 in Goslar statt zum Thema „Ausgewählte Projekte des Kleingartenwesens. Die Seminareröffnung wurde durch den Seminarleiter Dieter Steffens vorgenommen. Besonders heraus gestellt wurde, dass mit diesen und weiteren Seminaren wichtige Inhalte für die gesellschaftliche Arbeit unserer ehrenamtlichen Gartenfreunde vor allem mit Kindern vermittelt werden sollte. Gartenfreund Manfred Weiß – Landesvorsitzender der Braunschweiger Gartenfreunde stellte mit einer PowerPoint Präsentation einen geschichtlichen Abriss der Entstehung und Entwicklung des Braunschweiger Landesverband seit 1903 sehr eindrucksvoll da. Joachim Römer – Vizepräsident des Niedersächsischen Landesverbandes ging in seinem Vortrag darauf ein, dass die Seminare Gesellschaft und Soziales traditionell beibehalten werden sollten. Die Projektarbeit sollte intensiv weiter verfolgt werden, da die Erwartungshaltung in der Öffentlichkeit diesbezüglich sehr groß ist. Als wesentliche Aufgaben der Zukunft sind die Umsetzung der Leitlinien des deutschen Städtetages zu sehen und die sich daraus ergebenden städtebaulichen Verpflichtungen in der Bereitstellung von ausreichenden Gartenland durch die Gemeinden sowie die finanzielle Unterstützung. Dirk Sielmann – Geschäftsführer Landesbund Hamburg der Gartenfreunde ging in seinem Vortrag auf die vier sozialen Projekte in Hamburg ein und stellte heraus, dass die Unterstützung des Kleingartenwesens durch die Kommunen keinen Automatismus darstellt. Eine umfangreiche Lobby-Arbeit ist notwendig und dabei sollte auch mehr die Möglichkeiten der Kontakte zu den Fraktionen in der Bürgerschaft ausgeschöpft werden. Die einzelnen Projekte sollten bereits in der Entstehung der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Kindererlebnisgärten mit Betreuung unter Einbeziehung der Nutzung der Nachbarschaft sollten mehr genutzt werden. Umweltpolitik für Kinder, mit praktischen Bezügen sollten den Unterricht befruchten. Dr. Wolfgang Preuß – Vizepräsident Landesverband Thüringen ging in seinen Ausführungen besonders 6 auf die Planung eines Kleingartenprojektes im Bereich Altenburg ein. Dr. Preuß betonte, dass die Gesellschaft sich demographischer Veränderungen stellen muss. Der Landesverband Thüringen begleitet seit 1994 sehr intensiv und eindrucksvoll die Entwicklung und Planung sowie zielgerichtete Durchsetzung von Projekten. Dabei besteht ein wesentlicher Grundsatz darin, die Projekte interessant zu gestalten. Die Nutzung von Netzwerken bilden einen unverzichtbaren Bestandteil. Hans-Dieter Schiller – Vorsitzender Landesverband Schleswig-Holstein ging in seinem Vortrag auf die Integration von Migranten im Kleingartenwesen im Landesverband Schleswig-Holstein ein. Als eine sehr schwierige Situation stellt sich die Umsetzung von Projekten im Lübecker Raum da. Der Bürgermeister der Stadt Lübeck bringt wenig Verständnis und keinerlei finanzielle Unterstützung für die Entwicklung und Realisierung von Projekten auf. Den ehrenamtlichen Kleingärtnern ist es zu danken, dass die fünf vorgestellten Projekten umgesetzt werden. Dabei handelt es sich um solche Projekte wie •Migrationsgarten • Land in Sicht •Interkultureller „Bielefeld Garten“ (Grüner Kreis Lübeck e.V.) •Waldmäuse, läuft seit drei Jahren mit Kindern unterschiedlicher Nationen und liegt im Naturschutzgebiet • Junges Gemüse – in Planung 26.03.2012 Seit drei Jahren wird in der Kleingartenanlage „Buntekuh“ eine Ferienpassaktion durchgeführt. In dieser Kleingartenanlage ist ein hoher Anteil aktiver Migranten tätig. Die umfangreichen Aktivitäten werden über eine eigene Stadtteil Zeitung sowie Radio der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Es bestehen Kooperationsverträge mit Trägergemeinschaften die sich auch finanziell an der Umsetzung der Projekte beteiligen. Prof. Dr. Gerlinde Krause von der Fachhochschule Erfurt ging in ihrem Vortrag auf die Weiterentwicklung von Kleingartenparks in Kleingartenanlagen ein. Kleingartenparks als Elemente eines Parks. Die Weiterentwicklung von Kleingartenparks heißt, weiter entwickeln oder entwickelt werden. Prof. Krause gab Anregungen zur weiteren Entwicklung von Kleingarten Parks. Dabei sollte besonders beachtet werden, dass die Glie- bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219 derung in historische Abschnitte erfolgt und dabei muss dies bei größeren Anlagen als Ganzes erkennbar sein. Manfred Weiß – Vorsitzender LV Braunschweig befasste sich mit dem Thema Jenseits des Gartenzaunes – Projekte außerhalb der Kleingartenanlage. Der Vortrag befasste sich mit der Neugestaltung eines Schulgartens an der Hauptschule Heidberg ohne städtische Unterstützung. Insgesamt 250 Stunden ehrenamtlicher Arbeit waren erforderlich bis zur Fertigstellung. Im Ergebnis konnte ein Kooperationsvertrag zwischen Schule und dem Verein abgeschlossen werden. Dieser Schulgarten kann auch in den Wintermonaten genutzt werden, wo dann auch durch die Schüler notwendig gebrauchte Nistkästen gebaut werden. Die drei vorgestellten Projekte machen deutlich, dass eine Vernetzung von Keingartenvereinen, Schule und Horteinrichtungen unabdingbarer Bestandteil für eine kontinuierliche Zusammenarbeit darstellen. Die Einbeziehung und Bereitschaft der Lehrer, Eltern und Kleingärtner für eine perspektivvolle Erhaltung der Projekte sind sehr wichtig. Schwierig gestaltet sich allerdings die Absicherung in der Ferienzeit. jeder Leser die Internetmöglichkeit www. grünes-klassenzimmer-Torgau.de nutzen um weitere interessante Informationen zu bekommen Dieter Steffens, Seminarleiter Präsidiumsmitglied für Seminare Die Schreberjugend des Landesverbandes Berlin, vertreten durch Isabel Hollenbeck stellte das Projekt Naturpädagogik von A–Z vor. Den Schwerpunkt ihrer Ausführungen bildete sehr eindrucksvoll das handlungsorientierte und praxisnahe Naturerleben. Das Drei- Säulen-Modell der Nachhaltigkeit 1. Ökologische Nachhaltigkeit 2. Ökonomische Nachhaltigkeit 3. Soziale Nachhaltigkeit wurden umfassend erläutert. Umfangreiche praktische Hinweise bildeten den Abschluss mit einer Power Point Präsentation. Das Grüne Klassenzimmer mit Kräutergarten, vorgetragen durch Volker Meißner, Landesverband Sachsen, bildete einen würdigen Abschluss des Seminars. Sehr eindrucksvoll wurde die Entwicklung, Entstehung und Umwandlung einer alten und leerstehenden Parzelle zu einem Kräuterstützpunkt dargestellt. Durch den hohen persönlichen Einsatz von Gartenfreund Meißner konnte ein Kräuterstützpunkt mit pädagogischer Begleitung geschaffen werden der bundesweite Anerkennung findet. Der hohe notwendige Kostenanteil wurde mit Unterstützung von Sponsoren und ortsansässigen Unternehmen realisiert. Auf Grund des Umfanges des Vortrages sollte bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219 7 2. Einleitung Ein Baustein der Grundversorgung Joachim Roemer Vizepräsident des Landesverbandes Niedersächsischer Gartenfreunde e.V. Kleingartenanlagen gehören zur Daseinsvorsorge unserer Kommunen Thesen – Gedanken – Folgerungen 1. Thesen • Die gesellschaftspolitische Bedeutung des Kleingartenwesens ist seit langem anerkannt. • Das Bundeskleingartengesetz als Pacht- und Kündigungsschutzgesetz ist unumstritten. • Der Deutsche Städtetag hat den Leitlinien zur nachhaltigen Entwicklung des Kleingartenwesens zugestimmt. • Nun ist es an der Zeit, dass Städte und Gemeinden Kleingärten zum Bestandteil ihrer Daseinsvorsorge machen. Schon seit geraumer Zeit beschränken sich die kleingärtnerischen Organisationen nicht mehr nur auf die Verpachtung der Parzellen und die Durchführung von Gemeinschaftsveranstaltungen für ihre Mitglieder. In allen Bundesländern, wahrscheinlich in der überwiegenden Zahl unserer Bezirks-, Kreis- und Stadtverbänden, führen wir Projekte innerhalb unserer Kleingartenanlagen und darüber hinaus durch. Wir berichten darüber – nicht nur in diesem Seminar. Wir dokumentieren die Ergebnisse in Schriftenreihen, auf unserer Homepage, gehen damit über die Medien in die Öffentlichkeit. Politik und Verwaltung und eine mehr oder weniger breite Öffentlichkeit nehmen Anteil an unseren Leistungen und loben sie. Sie unterstreichen die Bedeutung des Kleingartenwesens. Je nach wirtschaftlichen und politischen Verhältnissen erhalten wir eine Unterstützung für diese Leistungen, meistens in Form einer Projektförderung. Wir selber betonen, dass diese Projekte zu den Leistungen des Kleingartenwesens gehören, die wir aufgrund seiner gesellschaftspolitischen Bedeutung erbringen. Wir betonen die drei Säulen des Kleingartenwesens • Soziale Bedeutung • Ökologische Bedeutung • Städtebauliche Bedeutung und in der jüngeren Zeit auch Bedeutung für die Gesundheit und den Klimaschutz. Unsere Leistungen erbringen wir also – aus unserer Sicht – nicht ohne Grund; und manchmal auch mit Hintergrund. Wir erwarten für uns – oder erhoffen zumindest – dass damit die Akzeptanz des Kleingartenwesens in unserem Lande gewahrt wird oder gar zunimmt. Schon lange sind wir auf dem Weg, die Bedeutung des Kleingartenwesens auf breitere Schultern zu stellen, als sie auf das „reine Gärtnern“ zu beschränken. Wenn wir auch auf diesem Seminar wieder über unsere Leistungen und unsere Projekte sprechen – und dieses mit dem gebotenen Stolz – dann sollten wir dabei überlegen: 8 bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219 – Sprechen auch andere über unsere Projekte? – Sind unsere Leistungen / unsere Projekte stammtischtauglich? – Erwartet die Gesellschaft, dass wir diese Leistungen erbringen? – Gibt es andere, die diese Projekte auch erbringen? – Haben wir hier ein Alleinstellungsmerkmal? – Haben wir besondere Rahmenbedingungen, über die andere nicht verfügen? – Erfüllen wir mit diesen Projekten, mit unseren Leistungen, einen Beitrag für die Grundversorgung unserer Mitmenschen? – Gehören diese Leistungen zur Daseinsvorsorge unserer Kommunen oder zumindest in unserer Kommune? Wenn wir dann am Ende feststellen, dass unsere Leistungen – in unserer Gesellschaft – zumindest in heutigen Zeit – unverzichtbar sind, – damit zur Grundversorgung in den Kommunen beitragen, – von anderen öffentlichen oder privaten Trägern nicht oder nicht in dieser Qualität, in diesem Umfang, durchgeführt werden (können), – aus dem Blickwinkel der heutigen Zeit zur Daseinsvorsorge in den Kommunen gehören, dann müssen wir uns die Fragen stellen: – wie erreichen wir, dass Politik, Verwaltung und Gesellschaft dieses so anerkennen? – Wie kann das Kleingartenwesen weiter heraustreten aus einer öffentlichen Darstellung, die häufig genug die negativen Seiten, oder zumindest das alte KlischeeDenken, in den Focus der Betrachtung stellt? – Wie können wir mit unseren Leistungen eine Erwartungshaltung in der Öffentlichkeit aufbauen? Man würde uns, unsere Leistungen vermissen, wenn sie nicht da sind; würde die Kommune auffordern, die Voraussetzungen hierfür zu schaffen. – Wie können wir dann erreichen, dass unsere Leistungen auch die notwendige Förderung – eine institutionelle Förderung – erhalten? Oder sind hier die Erwartungen zu hoch geschraubt. Ist das, was Staat und Gesellschaft für das Kleingartenwesen leisten, – durch den Schutz des Bundeskleingartengesetzes, – durch die Pachtpreisbegrenzung und – durch den Kündigungsschutz, – durch Projektförderung und andere Zuwendungen genug Leistung, um uns in diesen Aktivitäten zu unterstützen? Oder verbergen sich in zu hohen Erwartungen unsererseits auch Gefahren? bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219 Noch ist die Verpachtung der Gärten unsere primäre Aufgabe, die Projekte eher sekundär. Kann es für unsere Organisation, für das Kleingartenwesen von Nachteil sein, wenn die Gesellschaft Projekte als Teil unserer primären Aufgaben erwarten, sie einfordern würde? Ich würde mich freuen, wenn an diesem Wochenende auch darüber diskutiert wird und möchte dazu ein paar Thesen, Gedanken und Folgerungen beisteuern. 3. Was muss der Staat – die Kommune für die Bürger leisten? Öffentliche Aufgaben (Quelle: www.freie-gesellschaft.de) Öffentliche Aufgaben sind Aufgaben, deren Erledigung (oder Nicht-Erledigung) einen Großteil der an einem Ort lebenden Menschen betrifft. Zu den öffentlichen Aufgaben gehören insbesondere: • Infrastrukturelle Einrichtungen: Versorgung (Strom, Wasser, Gas/Heizung), Entsorgung (Müllabfuhr, Abwasser), Kommunikation (Telefon, Internet), Verkehrswesen (öffentlicher (Nah-)Verkehr, Straßen & Wege) etc. • Gesundheitswesen • Erziehung & Bildung (Schule, Universitäten) • Forschung & Wissenschaft • Schutz vor Zwang und Gewalt,…, (etwa durch Notdienste wie Polizeinotruf, Feuerwehr etc.),… Die Kommunen haben öffentliche Aufgaben innerhalb ihrer Grenzen zu erfüllen. Die kommunalen Aufgaben entwickeln sich durch wandelnde gesellschaftliche und politische Erwartungen an die öffentliche Verwaltung. Sie sind also nicht auf Dauer festgelegt. Grob aufteilen lassen sich kommunale Aufgaben in freiwillige Aufgaben, Pflichtaufgaben und Weisungsaufgaben. Freiwillige Aufgaben Bei den freiwilligen Aufgaben entscheidet die Gemeinde selbst, ob sie tätig werden will oder nicht. Wird sie tätig, ist sie dort den gesetzlichen Vorschriften unterworfen. Zu den freiwilligen Aufgaben gehören insbesondere: • Kulturelle Angelegenheiten (z. B. Bücherei, Museum, Theater, Volkshochschule) • Betrieb eines Schwimmbades, einer Sportanlage • Einrichtung und Pflege von Grünanlagen Pflichtaufgaben Pflichtaufgaben werden durch Bund oder Land per Gesetz vorgeschrieben. Sie sind zum Teil unbedingt durch- 9 zuführen: zum Beispiel Gemeindewahlen, Feuerwehr; oder nur unter bestimmten Voraussetzungen, zum Beispiel die Aufstellung eines Flächennutzungsplanes. Dabei ist der Ermessensspielraum unterschiedlich. Die wichtigsten Pflichtaufgaben sind: • Gemeindewahlen • Abwasserbeseitigung • Versorgungseinrichtungen • Verkehrseinrichtungen • Soziale Angelegenheiten • Feuerwehr • Allgemeinbildende Schulen • Bauleitplanung Weisungsaufgaben Verpflichtet der Gesetzgeber die Gemeinde zur Erfüllung bestimmter Aufgaben, spricht man von Weisungsaufgaben. 4. Kommunale Aufgabe: Kleingartenwesen Das Kleingartenwesen ist explizit bei den kommunalen Aufgaben nicht aufgeführt. Mainczyk schreibt aber in seinem Praktikerkommentar zum Bundeskleingartengesetz – BKleingG (10. Auflage): „Der Bedarf an Kleingartenland ist ein Abwägungselement bei der Bauleitplanung (§1 Abs.7 BauGB). Die Vorschrift des §1 Abs.5 BauGB fordert als Ziel der Bauleitplanung u.a. die Gewährleistung einer sozial gerechten Bodennutzung und die Sicherung einer menschenwürdigen Umwelt. Bei der Aufstellung der Bauleitpläne sind die Belange des Kleingartenwesens zu berücksichtigen.“ § 1 Aufgabe, Begriff und Grundsätze der Bauleitplanung 5) Die Bauleitpläne sollen eine nachhaltige städtebauliche Entwicklung, die die sozialen, wirtschaftlichen und umweltschützenden Anforderungen auch in Verantwortung gegenüber künftigen Generationen miteinander in Einklang bringt, und eine dem Wohl der Allgemeinheit dienende sozialgerechte Bodennutzung gewährleisten. Sie sollen dazu beitragen, eine menschenwürdige Umwelt zu sichern, die natürlichen Lebensgrundlagen zu schützen und zu entwickeln sowie den Klimaschutz und die Klimaanpassung, insbesondere auch in der Stadtentwicklung, zu fördern, sowie die städtebauliche Gestalt und das Orts- und Landschaftsbild baukulturell zu erhalten und zu entwickeln. 10 Im §1 Abs.6 BauGB werden dazu weitergehende Anforderungen formuliert: Bei der Aufstellung der Bauleitpläne sind insbesondere zu berücksichtigen: 1. die allgemeinen Anforderungen an gesunde Wohnund Arbeitsverhältnisse und die Sicherheit der Wohnund Arbeitsbevölkerung, 2. die Wohnbedürfnisse der Bevölkerung, die Schaffung und Erhaltung sozial stabiler Bewohnerstrukturen, die Eigentumsbildung weiter Kreise der Bevölkerung und die Anforderungen Kosten sparenden Bauens sowie die Bevölkerungsentwicklung, 3. die sozialen und kulturellen Bedürfnisse der Bevölkerung, insbesondere die Bedürfnisse der Familien, der jungen, alten und behinderten Menschen, unterschiedliche Auswirkungen auf Frauen und Männer sowie die Belange des Bildungswesens und von Sport, Freizeit und Erholung, 4. die Erhaltung, Erneuerung, Fortentwicklung, Anpassung und der Umbau vorhandener Ortsteile sowie die Erhaltung und Entwicklung zentraler Versorgungsbereiche, 5. die Belange der Baukultur, des Denkmalschutzes und der Denkmalpflege, die erhaltenswerten Ortsteile, Straßen und Plätze von geschichtlicher, künstlerischer oder städtebaulicher Bedeutung und die Gestaltung des Orts- und Landschaftsbildes, 6. …, 7. die Belange des Umweltschutzes, einschließlich des Naturschutzes und der Landschaftspflege, insbesondere a) die Auswirkungen auf Tiere, Pflanzen, Boden, Wasser, Luft, Klima …, b) …, c) umweltbezogene Auswirkungen auf den Menschen und seine Gesundheit sowie die Bevölkerung insgesamt, d) – g) …, h) die Erhaltung der bestmöglichen Luftqualität …, Die hier aufgeführten Aspekte berühren das Kleingartenwesen an vielen Stellen. Mainczyk führt weiter aus: „§1 Abs.7 BauGB verpflichtet die Gemeinden, bei der Aufstellung von Bauleitplänen die öffentlichen und privaten Belange gegeneinander und untereinander abzuwägen.“ Dass das Kleingartenwesen zu diesen Belangen gehört, ergibt sich nach Mainczyk aus den sozialen Bedürfnissen der Bevölkerung und aus den Belangen des Umweltschutzes. Dass ein öffentliches Interesse daran besteht wurde vom Bundesverfassungsgericht in seinem Beschluss vom 12. Juni 1979 ausdrücklich festgestellt. „Kleingärten haben eine wichtige städtebauliche und sozialpolitische Bedeutung. Sie stellen ein wichtiges Element bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219 zur Durchgrünung und Auflockerung der Bebauung dar und verbessern das ökologische Gleichgewicht in den Städten. Sie sind in so weit eine notwendige Ergänzung des mehrgeschossigen Wohnungsbaues. Kleingärten sind aber auch von großer sozialer Bedeutung…“ Die Gemeinden haben demnach eine städtebauliche Verpflichtung, ausreichend Kleingartengelände bereitzustellen. 5. Kleingärten ohne Alternative? Hinterfragt man die Regelung im BauGB nach „Gewährleistung einer sozial gerechten Bodennutzung“, muss man sich in Bezug auf Gärten auch über Alternativen zum Kleingarten Gedanken machen. Der Zugang zu Privateigentum und somit zu einem eigenen Grundstück, das als Gartenland genutzt werden kann (Eigentumsgarten), bleibt vielen Menschen aus finanziellen und anderen Gründen verschlossen. Neben den Kleingärten listet die Gartenamtsleiterkonferenz (GALK) in ihrem Fachbericht „Kleingärten im Städtebau, 2005“ Alternativen zum Eigentumsgarten auf: Garten am – gemieteten – Eigenheim (Hausgarten); Wohnungsgarten (Mietergarten), Arbeitnehmergarten, Grabeland, Freizeitgarten, Wochenendgarten oder Erholungsgarten. Alle genannten Gartentypen stehen in den Kommunen nur selten, kaum in ausreichender Anzahl, vielfach nur in Verbindung mit dem Haus oder der Wohnung und ohne (eigenen) Kündigungsschutz zur Verfügung. Mit ihrem – zumindest in den größeren Kommunen flächendeckenden – Angebot und insbesondere ihrem Pacht- und Kündigungsschutz sind Kleingärten ohne Alternative. Mit der Bedeutung des Kleingartenwesens für die Stadtentwicklung setzt sich die GALK in ihrem Fachbericht eingehend auseinander: bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219 Die städtebauliche Bedeutung von Kleingartenanlagen und ihre Rolle im Grünflächensystem der Stadt „… Kleingärten haben heute außer dem Erholungswert und dem Aspekt der Gewinnung von Obst und Gemüse sowie sonstigen Gartenbauerzeugnissen für den Eigenbedarf sozialpolitische, kulturelle, gesundheitliche, ökologische und stadtplanerische Bedeutung. Sie stellen einen notwendigen Ausgleich zu den Mängeln im Geschosswohnungsbau und im Wohnumfeld dar. Die Kleingärten nehmen neben den großräumigen Grünflächen und den Parkanlagen, Friedhöfen, Sportanlagen und sonstigen Gärten einen besonderen Stellenwert ein.“ Weiter heißt es in dem Bericht: – „Bei der öffentlichen Nutzbarkeit spielen die Kleingartenanlagen eine wesentliche Rolle für das grünflächenbezogene Erholungsangebot der Stadt. – Durch den Bestand an öffentlich nutzbaren Freiflächen werden die Kleingartenanlagen auch von einer Vielzahl ‚Nichtkleingärtnern‘(…) aufgesucht. – Eine Vernetzung der unterschiedlichen Grünflächen ist von Vorteil; mittels Fuß- und Radwegen sind eine Vielzahl von Kleingartenanlagen mit anderen Grün- und Erholungsflächen verbunden. – Stadtökologisch tragen Kleingärten gleichzeitig zur Verbesserung des Stadtklimas durch eine eintretende Durchlüftung der Stadt als auch durch kleinklimatische Verbesserungen wie Erhöhung der Luftfeuchtigkeit und Absorption von Staub bei. – Die Funktion des Wasser- und Bodenhaushaltes wird durch unversiegelte Flächen verbessert. – Selbst kleinste Bereiche können wichtige Biotope und Rückzugsflächen für Fauna und Flora darstellen. – Der besonders im Sommer wichtige Luftaustausch mit dem Umland wird unterstützt. – Jede Kleingartenanlage hat auf Grund der verschiedenen strukturellen Ausprägung eine unterschiedliche Bedeutung für den Artenschutz und die Lebensräume der Pflanzen und Tiere.“ Aus diesen Ausführungen lässt sich ohne Schwierigkeiten ableiten, dass die Kleingärten den Anforderungen der Bauleitplanung in vielerlei Hinsicht gerecht werden und so als Bestandteil der Bauleitplanung zu den Pflichtaufgaben der Kommunen gehören. Im Ergebnis lässt sich an dieser Stelle festhalten, dass sich das Kleingartenwesen selber genug sein könnte. Es bedarf eigentlich keiner weiteren Anstrengungen um die Daseinsberechtigung zu unterstreichen. Es besteht ein hinreichendes öffentliches Interesse, das von den Kommunen nicht unberücksichtigt bleiben darf. 11 6. Projekte – Leistungen on Top? Obgleich dieses per se öffentliche Interesse in unseren Verbänden und Vereinen bekannt sein dürfte, nehmen wir zunehmend Anstrengungen auf uns, um unsere Belange in der Öffentlichkeit positiv darzustellen und unsere Daseinsnotwendigkeit zu unterstreichen. Mit einer Vielzahl von Aktivitäten und insbesondere Projekten machen wir darauf aufmerksam, dass wir unser Image weiterentwickeln, dass wir den Herausforderungen unserer Zeit folgen und mehr tun, als nur interessierten Gartenfreunden ein Stück Land zur Nutzung zu verpachten. Wir engagieren uns, für unsere gesellschaftspolitische Anerkennung und für den Fortbestand unserer Anlagen. Mehr als das BVerfG mit der städtebaulichen und sozialpolitischen Bedeutung dem öffentlichen Interesse an Kleingärten entsprochen hat – als Element der Durchgrünung und Auflockerung der Bebauung, – für die Volksgesundheit (Ausgleichsfunktion zur einseitigen Berufstätigkeit), – zur Verbesserung der Lebensqualität engagieren wir uns in Fragen der Bildung, der Integration, des demografischen Wandels und des Klimaschutzes. Ist das richtig, notwendig und sind wir auf dem richtigen Weg? 7. Perspektivenwechsel: Europas Ziele Wir blicken heute zunehmend auf Europa und Europa schaut auf uns. In der Europäischen Union (EU) werden Ziele für das gemeinsame Handeln der Staaten für die Zukunft festgelegt. Nach der Lissabonstrategie stehen jetzt die Europa2020-Ziele auf der Agenda. 12 Die fünf EU-Kernziele für das Jahr 2020 sind: – Beschäftigung – Forschung und Entwicklung sowie Innovation – Klimawandel und Energie – Bildung – Armut und soziale Ausgrenzung Zwei weitere Themen werden in diesem Kontext immer wieder angesprochen: – der demografische Wandel – die Daseinsvorsorge Um noch einmal auf die Bauleitplanung zurückzukommen. Auch die Bundesraumordnung als oberste Planungsebene im Bundesgebiet geht auf diese Themen ein. Als Rahmenvorschrift für die Raumordnung hat der Bund das Raumordnungsgesetz (ROG) erlassen. Im ROG sind Aufgabe und Leitvorstellungen für die räumliche Entwicklung des Bundesgebietes formuliert. „Wirtschaftliches Wachstum und Innovation, Daseinsvorsorge sowie die Bewahrung von Ressourcen und die Gestaltung und der Schutz von Kulturlandschaften sind aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen und deshalb Schwerpunkte der Raumentwicklungspolitik. Der demografische Wandel, die Entwicklungen in den Bereichen Wirtschaft und Erwerbstätigkeit und der Infrastruktur – wirken sich auf die Siedlungsentwicklung sowie die räumlichen Verflechtungen aus und führen zu Veränderungen in der Raumstruktur. Aus der Analyse der Entwicklungstendenzen und der Identifikation von Problemfeldern wurden die Handlungsfelder für die zukünftige Raumentwicklung abgeleitet.“ Diese drei Leitbilder: – „Wachstum und Innovation“ – „Daseinsvorsorge sichern“ und – „Ressourcen bewahren, Kulturlandschaften gestalten“ bilden das Gerüst für eine nachhaltig positive Entwicklung in Deutschland. [Leitbilder der Ministerkonferenz für Raumordnung (MKRO), 2006] 8. Was ist Daseinsvorsorge? www.kommunalforum-sachsen.de: „Daseinsvorsorge heißt allgemein: die Bereitstellung wirtschaftlicher, sozialer und kultureller Leistungen für die Allgemeinheit (einschließlich der dazu erforderlichen Einrichtungen) durch die Kommune. Daseinsvorsorge wird als Rechtsbegriff im Rahmen der sogenannten Leistungsverwaltung verwendet, ist aber auch ein soziologischer und politischer Begriff und somit Gegenstand gesellschaftlicher und politischer Auseinandersetzungen.“ Ende des 19. Jahrhunderts gehörten dazu insbesondere die zentrale Wasserversorgung und die Abwasserbeseiti- bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219 gung, um für alle Einwohner hygienische Minimalstandards kostengünstig zu gewährleisten. Die Daseinsvorsorge entstand als Aufgabe der Kommunen im Gefolge von Industrialisierung, Bevölkerungszunahme und Verstädterung. Für die Sicherstellung elementarer Lebensbedingungen der Menschen musste zunehmend eine entsprechende Infrastruktur geschaffen werden. Ernst Forsthoff definierte Daseinsvorsorge allgemein als „die Darbietung von Leistungen, auf welche der in die modernen massentümlichen Lebensformen verwiesene Mensch lebensnotwendig angewiesen ist.“ Wesentliche Kriterien für Leistungen der Daseinsvorsorge sind: – ein gleichberechtigter und verlässlicher Zugang zu den Leistungen für alle Einwohnerinnen und Einwohner zu erschwinglichen Preisen; – die flächendeckende und kontinuierliche Bereitstellung der Leistung in einer geforderten Qualität und in ausreichendem Umfang; – die Sicherung der Leistungen und die Gewährleistung der Funktionsfähigkeit des öffentlichen Lebens auch für künftige Generationen; – demokratische Kontrolle über die Leistungen der Daseinsvorsorge und Sicherung der Transparenz über Qualität und Umfang der erbrachten Leistungen. 9. Daseinsvorsorge und demografischer Wandel In diese Zeit fiel auch die ständige Verbreitung und Entwicklung des Kleingartenwesens. Kleingartengebiete wurden vielerorts in Europa – mit Beginn der Industrialisierung – nach dem ersten – und nach dem zweiten Weltkrieg – ausgewiesen, um der Bevölkerung eine bessere Ernährung zu ermöglichen. Eine Legaldefinition oder eine feststehende inhaltliche Ausfüllung gibt es für den Begriff Daseinsvorsorge nicht. Welche Leistungen dazu gehören, unterliegt der gesellschaftlichen Entwicklung und dem politischen Diskurs. Gegenwärtig zählen u.a. folgende Bereiche und Institutionen zur kommunalen Daseinsvorsorge: Wasserversorgung und Abwasserentsorgung, Abfallbeseitigung, Straßenbau und Straßenreinigung, Personennahverkehr, Raumordnung und Bauleitplanung, Wohnungswirtschaft, Sparkassen, Kulturpflege, Schulträgerschaft und Kindertagesstätten, Jugendhilfe, Sozialhilfe, Altenhilfe, Gesundheitswesen und Krankenhäuser, Rettungsdienst und Katastrophenschutz. „Daseinsvorsorge zählt zum Kernbereich der kommunalen Selbstverwaltung. Dennoch sind nicht alle Leistungen der Daseinsvorsorge auch automatisch Pflichtaufgaben. Welche Leistungen der Daseinsvorsorge den Pflichtaufgaben und welche den freiwilligen Aufgaben zugeordnet werden, richtet sich hauptsächlich nach den kommunalrechtlichen Bestimmungen der Länder.“ bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219 Unsere Gesellschaft verändert sich. Wir werden in Deutschland nicht nur weniger Menschen, wir werden auch älter. Politik, Verwaltungen und Organisationen widmen sich zunehmend einem Thema, dem demografischen Wandel. In der Folge des demografischen Wandels verändern sich auch die Anforderungen an die kommunalen Aufgaben und damit auch an die Daseinsvorsorge. Der Rückgang der Bevölkerung insbesondere im ländlichen Raum erschwert die Ver- und Entsorgung. Sie wird zunehmend unwirtschaftlicher. Öffentlicher Personennahverkehr muss für eine immer geringer werdende Bevölkerungszahl vorgehalten werden, die aber immer stärker auf diese Verkehrsmittel angewiesen ist. Während die Notwendigkeit von Gesundheitseinrichtungen und Altenwohnungen zunimmt, wächst der Leerstand in Wohnungen und Häusern. Stadtentwicklungs- und Stadtumbauprogramme beschäftigen sich mit alternativen Nutzungen bis hin zur Förderung des Abrisses von Gebäuden. Die Kommunen haben es angesichts rückläufiger Einnahmen und unwirtschaftlicherer Aufgaben immer schwerer, die Grundversorgung flächendeckend aufrecht zu halten. Dabei muss es nicht ausschließlich in der – finanziellen – Zuständigkeit der Kommunen liegen, die Daseinsvorsorge zu gewährleisten. Der Deutsche Städte- und Gemeindetag schreibt dazu: „Nach deutschem Verständnis kann die Ausgestaltung der Daseinsvorsorge wirtschaftlich oder nichtwirtschaftlich sein, im Wettbewerb oder als Monopol, gewinnbringend, kostendeckend oder zuschussbedürftig. Zentrale Idee der Daseinsvorsorge ist die Orientierung am Gemeinwohl, verstanden als Gesamtinteresse der Bürgerschaft. Das Gemeinwohl beinhaltet Gedanken wie Ver- und 13 Entsorgungssicherheit, Nachhaltigkeit, Transparenz, Erschwinglichkeit einer Leistung für breite Bevölkerungsschichten sowie Erhalt von Qualitäts-, Umwelt- und Sozialstandards. Gemeinwohl steht zwar im Widerspruch zu dem Ziel reiner Profitmaximierung, nicht aber im Widerspruch zu betriebswirtschaftlichem Denken oder Gewinnerzielung. Dazu gehören eben öffentliche Einrichtungen (wie das Verkehrs- und Beförderungswesen), die Ver- und Entsorgung (z.B. Gas, Wasser, Elektrizität, Abwasserbeseitigung). Dazu zählen Bildungs- und Kultureinrichtungen, Krankenhäuser, Friedhöfe, Bäder usw.“ Zur modernen Daseinsvorsorge gehört auch – so schreibt die Stadt Leipzig auf ihrer Homepage – die soziale Infrastruktur, mit zum Beispiel Kindergärten, Schulen, Spielplätzen, Jugend- und Senioreneinrichtungen. [– Gehören dazu nicht auch Kleingärten?] In heutiger Zeit erlangen soziale Wirkungen eine immer größere Bedeutung. Die Belastung unserer Gesellschaft durch Leistungsstress, die Entfremdung von der Natur, die Überalterung infolge der demografischen Entwicklung und die Notwendigkeit, Menschen in unsere Gesellschaft zu integrieren sind Aufgaben, heute und in der Zukunft, denen sich Staat und Gesellschaft permanent stellen müssen. alen Gesellschaft kann und muss er in die Umsetzung private Initiativen einbinden. Die Bertelsmannstiftung schreibt dazu: „Jede Gesellschaft ist auf das Engagement des Einzelnen angewiesen. Ob durch Dienstleistungen oder den gemeinsamen Einsatz: Zivilgesellschaftliches Engagement lässt Menschen in vielfacher Weise am Zusammenleben teilhaben. Die Akteure der Zivilgesellschaft tragen weltweit dazu bei, dass viele Leistungen im sozialen Bereich, in der Bildung, im Sport, in Kunst und Kultur, im Umweltbereich oder in der Entwicklungszusammenarbeit erbracht werden können. Schnell und flexibel ist die Zivilgesellschaft in der Lage, Eigenverantwortung und Selbsthilfe zu verwirklichen. Wir unterstützen deshalb zivilgesellschaftliches Engagement und die Entwicklung des gemeinnützigen Sektors.“ 12. Kleingartenwesen und Daseinsvorsorge 10. Verpflichtung zur Daseinsvorsorge Rechtliche Grundlage der Daseinsvorsorge ist die Garantie der kommunalen Selbstverwaltung nach Art. 28, Abs. 2 Grundgesetz („… alle Angelegenheiten der örtlichen Gemeinschaft im Rahmen der Gesetze in eigener Verantwortung zu regeln“) und des Sozialstaatsprinzips. Soweit keine gesetzliche Pflicht zur Erbringung einer Leistung der Daseinsvorsorge besteht – beispielsweise weitgehend im sportlichen und kulturellen Bereich – ist es die freie Entscheidung der Kommune, ob sie überhaupt tätig werden will und wenn ja, in welcher Rechtsform. 11. Arten der Daseinsvorsorge Daseinsvorsorge – privat organisiert Staatliche Daseinsvorsorge kann durchaus privat organisiert werden. Wir haben uns heute daran gewöhnt, nach staatlichen Leistungen zu rufen. Der Gewährleistungsstaat, der alle Leistungen sichert, ist jedoch nicht finanzierbar und auch nicht sinnvoll. Staatliche Aufgabe ist es, Rahmenbedingungen zu schaffen. In einer sozi- 14 Die Geschichte des Kleingartenwesens, die Anfänge als Armengärten, die Idee Schrebers, die starke Zunahme der Anlagen in Nachkriegszeiten zur Versorgung der Bevölkerung und die heutige Anerkennung des Kleingartenwesens durch Politik und Gesellschaft sind ein starkes Indiz dafür, dass das Kleingartenwesen zur Daseinsvorsorge gehört. Über die Verpflichtung der Kommunen, im Rahmen der Bauleitplanung Kleingärten zu schaffen und sie bei der Abwägung ihrer Ziele zu beachten, wurde gesprochen. Das öffentliche Interesse wurde bis hin zum BVerfG bejaht. Die städtebauliche, soziale und ökologische sowie zunehmend auch die gesundheitliche und klimatische Bedeutung der Kleingärten und des Kleingartenwesens werden auf allen Ebenen hervorgehoben. Umweltschutz, Bodenschutz, Naturschutz und Landschaftspflege, Klimaschutz sind genau so Aufgaben der Kommunen wie Gesundheit, Bildung, Beschäftigung, bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219 ausgewogene soziale Bedingungen, Integration aber auch Sport, Kultur und Kunst. Das Kleingartenwesen wirkt hier an vielen Stellen aktiv mit. Die Kleingärtner in Deutschland nehmen ihre Aufgabe wahr, im Rahmen der Zivilgesellschaft hier eigenverantwortlich zu handeln. Sie warten nicht auf politische Vorgaben oder den Druck der Gesellschaft, sondern leisten ihren Beitrag selbstständig im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Dabei stützen sie ihre Tätigkeit natürlich auf die Regelungen des Bundeskleingartengesetzes, das ihnen als Pacht- und Kündigungsschutzgesetz eine hervorragende Plattform bietet. Sie stützen sich natürlich auch auf die Festsetzungen im Rahmen der Bauleitplanung, insbesondere dort, wo der Schutz durch die Ausweisung als Dauerkleingärten gewährleistet ist. Sie nehmen diese Rechte in Anspruch, weil der Gesetzgeber und die höchstrichterliche Rechtsprechung sie dazu befugt. Die Kleingärtner in den über 15.000 Vereinen verstehen diese Rechte aber zugleich als Verpflichtung gegenüber ihren Gemeinden, den Bürgern in ihrer Kommune. Sie tragen ehrenamtlich zu den gesellschaftspolitischen und sozialen Zielen in ihren Kommunen bei und nehmen dafür zu Recht das Privileg in Anspruch, dass ihre Kleingartenanlagen der Sozialbindung des Eigentums unterliegen. 13. Ein Recht auf Garten Mit der Verpachtung der Gärten kommen die Vereine dem Recht und dem Bedürfnis der Bürger nach, die ohne Eigentum an Grund und Boden dennoch ein bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219 Stück Land pachten und selber gestalten und bewirtschaften wollen. Zu den Kleingärten gibt es in den Kommunen kaum Alternativen. Die kleingärtnerischen Organisationen erfüllen hier in hohem Maß ein gesellschaftspolitisches Anliegen, indem sie nicht nur die Gärten verpachten, sondern zugleich für einen guten Zustand der Anlage, für Ver- und Entsorgung, die Verwaltung, das gesellschaftliche Miteinander, die Integration und den offenen Zugang für die Bevölkerung sorgen. Über privat geführte Kleingartenanlagen hinaus sind die vereinsseitig geführten Anlagen fester Bestandteil des Freizeitangebotes und des kulturellen Angebotes in der Kommune. 14. Es gibt uns aus gutem Grund: Unser Selbstverständnis – Das Leitbild des BDG Mit Blick in das Leitbild des BDG können wir viele unserer Aktivitäten daraus ableiten. Wir haben Handlungen zu unserem Selbstverständnis entwickelt, zugunsten unserer Gesellschaft und für unsere Umwelt. Wir machen uns unsere Ziele zu unserer Verpflichtung. Das Leitbild ist mit den Mitgliedsverbänden abgestimmt und wird neben der Bundesebene auch auf vielen Landes- und Ortsebenen, bis hin zu den Vereinen, verwirklicht. Aus dem Leitbild heraus haben wir zum jüngsten Verbandstag ein Positionspapier entwickelt und verabschiedet. Wir stellen in diesem Positionspapier auch Forderungen, so die Anerkennung: „Kleingärtnerorganisationen [mit ihren Kleingärten] müssen fester Bestandteil der Daseinsvorsorge der Kommune sein.“ Wir nehmen für uns in Anspruch, dass unsere Leistungen für die Gesellschaft, unsere Projekte, von den Kommunen anerkannt, gewürdigt und unterstützt werden müssen. 15 Mit der Forderung nach Anerkennung der Daseinsvorsorge fordern wir die Kommunen zum Handeln in unserem Interesse auf. e) Liegen wir mit unseren Leistungen richtig? f) Wer profitiert davon? g) Welche Wirkung erzielen wir mit den Projekten? h) Haben wir ein Alleinstellungsmerkmal? i) Wer kann es besser? j) Werden unsere Leistungen anerkannt? k) Wie lässt sich die Akzeptanz verbessern? 16. Aufgaben der Gesellschaft von morgen – wie passen unsere Projekte in die Herausforderungen der Zukunft, in die EU-Ziele 2020? 15. Projekte im Kleingartenwesen – eine Forderung der Gesellschaft oder Selbstzweck? In der Broschüre des BDG „Für eine bessere Zukunft“ und in vielen anderen Veröffentlichungen stellen wir die Leistungen unserer Organisation der Öffentlichkeit vor. Diese können wir gliedern nach Leistungen a) intern für die Mitglieder b) extern für die Öffentlichkeit Wenn wir uns die Frage nach der Wirkung dieser Projekte und ihrer Anerkennung stellen wollen, dann sind folgende Fragen zu beantworten: a) Was wollen wir mit den Projekten erreichen? b) Sind wir dazu verpflichtet? c) Wie stehen wir mit diesen Projekten in unseren Kommunen dar? d) Was erwartet die Politik, die Gesellschaft von uns? 16 – Beschäftigung (Tafelgärten zur Wiedereingliederung in der ersten Arbeitsmarkt) – Forschung und Entwicklung sowie Innovation (…) – Klimawandel und Energie Grüne Lungen der Städte und Gemeinden, Frischluftzufuhr in die Innenstädte, Verbesserung des (Klein)klimas, … – Bildung Lebenslanges Lernen, Natur-Erleben, Natur begreifen – Armut und soziale Ausgrenzung Einbindung aller gesellschaftlichen Gruppen, Integration von Migranten, … – Demografischer Wandel Raum für Alt und Jung, Förderung von Gesundheit und Beschäftigung im Alter, … – Daseinsvorsorge Erfüllung von kommunalen Aufgaben (Grünflächenpflege), kulturelle Bedeutung, Gesundheitsvorsorge, … bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219 17. Schlussfolgerungen – Kleingärten als Bestandteil der Daseinsvorsorge Schauen wir uns die Herausforderungen der Gesellschaft in der Zukunft an, dann stellen wir fest, dass hier mittelbar oder unmittelbar sehr viele Berührungspunkte zu unseren Aktivitäten bestehen. Wir liegen im Trend der Zeit! Wie kaum eine andere Organisation können wir auf ein derart breites Spektrum von Verknüpfungen zu den Zielen unserer Gesellschaft verweisen. Wir erfüllen nicht nur unmittelbare Aufgaben der Kommunen, so in der Unterhaltung öffentlichen Grüns. Wir sind aktiv an vielen Stellen, an denen ehrenamtliches Engagement zur Erfüllung von Aufgaben zur Daseinsvorsorge gefordert ist. Das sollte uns Selbstbewusstsein genug geben, die Forderung zu stellen, dass wir Bestandteil der Daseinsvorsorge in unseren Kommunen sind. Projekte und Veranstaltungen (als sekundäre Aufgaben) Während die Verpachtung der Gärten, die (fachliche) Betreuung der Mitglieder und die Bewirtschaftung der Gärten und Unterhaltung der Gemeinschaftsanlagen zu den Verpflichtungen innerhalb einer kleingärtnerischen Organisation gehören, sind Projekte und Veranstaltungen vielfach eine zusätzliche (sekundäre) nicht verpflichtende Leistung. Wir bieten in unseren Verbänden und Vereinen diese Leistungen an, um die Bedeutung unserer Organisation und des Kleingartenwesens innerhalb unserer Gesellschaft zu unterstreichen. Vielfach werden diese Leistungen von Politik und Gesellschaft begrüßt, gefördert und anerkannt. Aber, werden sie auch von uns gefordert? • Natürlich wird von uns erwartet, dass wir unsere Anlagen offen halten. Aber, werden wir auch zur Schaffung besonderer Ruhezonen oder Biotope für Besucher verpflichtet? • Integration wird gefordert, Zugangsbeschränkungen werden nicht toleriert. Aber, erwartet man interkulturelle Veranstaltungen von uns? • Den sorgsamen Umgang mit den natürlichen Ressourcen, mit Flora und Fauna erwartet man. Erwartet man auch die Einrichtung von Schulgärten, Lehrgärten und dergleichen? • Wir schaffen keine Arbeitsplätze. Tafelgärten, von Arbeitslosen bewirtschaftet, werden gelobt, aber auch – besonders von der Arbeitsverwaltung -kritisch hinterfragt. bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219 17 Wo also stehen wir mit dem Kleingartenwesen? Mit unseren Projekten für eine bessere Zukunft? Ein Blick in die letzen beiden Veröffentlichungen, die sich mit dem Kleingartenwesen beschäftigen, verdeutlicht diese Fragen und geben Antworten. In dem Forschungsbericht des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung aus dem Jahr 2008 über die „Städtebauliche, ökologische und soziale Bedeutung des Kleingartenwesens“ wird nur am Rande von Projekte gesprochen. Mehrfach werden diese Aktivitäten, insbesondere die Tafelgärten, unter dem Gesichtspunkt der Bekämpfung des Leerstands in den Anlagen beschrieben. Interkulturelle Gärten werden als „neue Formen der Gartennutzung“ bezeichnet. Zu den sozialen Aktivitäten in den Vereinen heißt es: „Eine vergleichsweise neue Qualität im Kleingartenwesen sind die Aktivitäten der Vereine, die sich eben nicht mehr nur an die eigenen Mitglieder richten, sondern weit darüber hinaus gehen. Sie öffnen sich den Nachbarschaften und interessierten sozialen Einrichtungen …“ „Für alle Projekte gilt“, so heißt es in dem Bericht weiter, „die Vereine sind dadurch nicht nur eng in das soziale Leben ihrer Kommunen eingebunden, sondern sie gestalten sie aktiv mit. Wie bei allen Vereinen hängt davon auch ihre Perspektive ab, denn nur so können Außenstehende etwas über deren Arbeit erfahren und kann Interesse für das Kleingartenwesen insgesamt geweckt werden. Diese besonderen sozialen Kontakte und Aktivitäten sind es auch, auf die viele Vereine inzwischen besonders stolz sind. Ihr Engagement für die Gemeinschaft wird aus ihrer Sicht jedoch nicht immer ausreichend gewürdigt. Dabei geht es nur zum Teil um stärkere finanzielle Förderung. Genauso wichtig ist vielen auch eine deutlichere Anerkennung der ehrenamtlichen Tätigkeit in den Kleingärtnervereinen.“ Deutlicher wird der Deutsche Städtetag In der Leitlinie des Deutschen Städtetags zur nachhaltigen Entwicklung des Kleingartenwesens in den Städten vom September 2011 bescheinigt er dem Kleingartenwesen zunächst per se: „Kleingärten sind auch unter Bedingungen des demographischen Wandels, der städtebaulichen Umbauprozesse in unseren Städten und sich ändernden sozialen, ökonomischen und ökologischen Erfordernissen unverzichtbarer Bestandteil kommunalen Lebens.“ Im Weiteren stellt der Städtetag die Bedeutung der Leistungen der kleingärtnerischen Organisationen und deren Projekte für die Öffentlichkeit heraus und unterstreicht deren Wirkung und Notwendigkeit. Im Handlungsfeld Kleingartenentwicklung empfiehlt der Städtetag, „Die Städte und Gemeinden müssen auf die Auswirkungen von ökonomischem, gesellschaftlichem und sozialem Wandel reagieren und eine angemessene Aus- 18 stattung mit Kleingärten dauerhaft sicherstellen, damit die Voraussetzungen für ein zukunftsfähiges Kleingartenwesen gegeben sind.“ … „Wichtigste Aufgabe ist die Sicherung und Erhaltung des Bestandes.“ … und er befürwortet im Umgang mit Leerstand: „Ausgleichszahlungen, die zweckgebunden zur Förderung und Aufwertung bestehender Anlagen eingesetzt werden. Hierzu zählen z.B. die Umwandlung in Kleingartenparks mit hoher Aufenthaltsqualität für die Allgemeinheit oder die Einrichtung von Schul-, Lehr-, Senioren- und anderen Gemeinschaftsgärten.“ Durch objektkonkrete Ausführungsplanungen und Aufwertungsmaßnahmen soll eine bessere Einbindung in das Grünflächen- und Biotopsystem der Stadt und die Schaffung von öffentlichen Nutzungsmöglichkeiten erfolgen. „… und die Anlagen um zusätzliche Nutzungsangebote angereichert werden, wie z.B. mit Spiel- und Aufenthaltsbereichen, Sitzgelegenheiten, Themengarten, Lehrpfad.“ Zur Erhöhung der Familienfreundlichkeit in den Anlagen rät der Städtetag, „…. Um Begegnungen zwischen den Vereinsmitgliedern und mit der Öffentlichkeit zu ermöglichen, sollten Aufenthaltsbereiche geschaffen werden, z. B. kleine Plätze. Synergien zwischen den Generationen sind durch Projekte zu fördern, z.B. Kleinkindbetreuungsangebote durch aktive Senioren innerhalb der Kleingartenanlagen.“ Und zur Schaffung von Kooperationen sagt der Städtetag: „Lebendige Kooperationen mit Kindergärten, Schulen und anderen Bildungseinrichtungen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene insbesondere im Bereich Umweltbildung und Bewegungsförderung sind zu entwickeln. Durch die Anlage von Schul- und Lehrgärten, Naturerlebnisräumen und Spielbereichen für Bewegungsspiele können Orte dafür geschaffen werden. Dabei sollte das Angebot der Kleingärtner stärker als bisher mit dem Bildungsbedarf und den Zielen der Bildungsträger vernetzt werden, so dass sich eine Alltagstauglichkeit ergibt und Nutzung wie Unterhaltung dieser Gärten kontinuierlich sichergestellt sind.“ „Als eine besondere Form sozialen Engagements soll die Anlage so genannter ‚Tafelgärten‘ als eine geeignete Möglichkeit weiter ausgebaut werden.“ Noch an weiteren Stellen geht der Städtetag in der Leitlinie auf die Bedeutung und auf die Notwendigkeit von Kooperationen der Gartenfreunde mit anderen Stellen und auf die Wichtigkeit der Projekte ein. Es ergibt sich daraus im Prinzip eine Verpflichtung, der sich die Verbände und Vereine kaum noch entziehen können. Andererseits wird vom Städtetag eine finanzielle Unterstützung bejaht. „Die Erfüllung dieser insbesondere durch die Vereine zu leistenden Aufgaben ist durch die Kommune zu unterstützen.“ „Zur Erfüllung der Aufgaben im Kleingartenwesen für angemessene Finanzierung und Förderung zu sorgen.“ bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219 „Die Kommunen sollten entsprechend ihrer finanziellen und personellen Möglichkeiten und in angemessener Würdigung der positiven Beiträge des Kleingartenwesens zum Gemeinwohl einen Grundstock an Kapazitäten bereitstellen.“ „… erweist es sich als sinnvoll, die grundsätzliche Verantwortung bei der Kommune zu belassen …“ „Zur Förderung und Finanzierung der Leistungen ist neben der Nutzung bestehender Förderprogramme wie Beschäftigungsprogramme und die Nutzung der naturschutzfachlichen Ausgleichs- und Ersatzregeln aber auch die entsprechende Gestaltung der Pachtverträge möglich. Über die anteilige Auszahlung von Pachtzinseinnahmen (oder Pachtzinsnachlässe) für die gezielte Förderung des Kleingartenwesens können die Kommunen einen wichtigen Beitrag für die Sicherung und Entwicklung der Kleingartenanlagen leisten. Über spezielle Landesförderprogramme zur Entwicklung des Kleingartenwesens können weitere Fördermöglichkeiten geschaffen werden.“ Und auch die Anerkennung der Leistungen der Kleingärtner für die Gemeinschaft unterstreicht der Städtetag: „Das Vereinsleben im Kleingarten erfordert und ist ganz wesentlich von ehrenamtlichem Engagement geprägt. Die ehrenamtlich Tätigen arbeiten uneigennützig und widmen einen beträchtlichen Teil ihrer Arbeitskraft für die Gemeinschaft. Dies sollte auch mit Blick auf eine weitergehend dringend erforderliche Erhöhung des bürgerschaftlichen Engagements durch die Kommunen, Länder und des Bundes gefördert werden. Die ehrenamtliche Arbeit der Kleingärtner soll stärker in die Ehrenamtskultur der Kommune eingeordnet werden, ...“ der Zugang zu einem eigenen Garten ermöglicht wird. Da wäre der nächste Schritt nur konsequent: „die Anerkennung und Einbeziehung der Kleingärten und der Gartenfreundinnen und Gartenfreunde in die Daseinsvorsorge der Städte und Kommunen.“ Preiswert und effizient 18. Fazit Kleingärtner spielen mit ihren über vier Millionen Mitgliedern und Angehörigen eine maßgebliche Rolle in unserer Gesellschaft. Bewusst oder unbewusst tragen sie zur Bewältigung vielfältiger Aufgaben ihrer Kommunen bei. Ihr Handel ist ausgerichtet auf soziale, gesundheitliche und umweltrelevante Aspekte. Nicht nur unsere Funktionäre, sondern zunehmend Politiker, Führungskräfte der Verwaltungen, Sozial- und Naturschutzverbände, aber auch Ärzte und Therapeuten betonen, dass das Kleingartenwesen eine entscheidende Bedeutung hat für eine soziale Stadt, für Miteinander und Integration, für Klima- und Umweltschutz, für Gesundheit und Wohlbefinden. Der Garten wird als Gesundheitsquell von vielen Medizinern anerkannt. Aktive Gartenarbeit, die Beschäftigung mit Pflanzen, der Aufenthalt im Freien, die Farben und Düfte der Pflanzen sind positive Faktoren, besonders auch für die zunehmende Gruppe älterer Menschen. Dabei stellen nahezu ausschließlich die Kleingärten sicher, dass nicht nur Eigentümer von Grund und Boden bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219 Der Schritt zur Anerkennung erfordert von vielen Kommunen zunächst keine zusätzlichen Leistungen. • Bestandteil des öffentlichen Grüns sind wir bereits. Hier bedarf es nicht zwangsläufig neuer Investitionen, vielfach jedoch der Sicherung des Bestandes. • Gärten und Gemeinschaftsanlagen, ihre Finanzierung, Pflege und Unterhaltung stellen wir sicher. Gemeinschaftliche Aktivitäten werden im Jahresverlauf angeboten. • Als kleingärtnerische Organisationen leisten wir seit weit über Einhundert Jahren unseren Beitrag hierzu. In den vielen Epochen des Kleingartenwesens haben wir uns den jeweiligen gesellschaftspolitischen Herausforderungen angepasst. • Wir haben zu Beginn Kindern das Spielen im Grünen ermöglicht, ihren Eltern einen Ausgleich für die 19 gesundheitlichen Belastungen der Industrialisierung geschaffen. • In Notzeiten haben wir zur Versorgung der Bevölkerung beigetragen, später zur Integration von Flüchtlingen und dann der Migranten. • Wir bieten Raum für Natur erleben und aktive Beschäftigung im Alter. Damit ist das Kleingartenwesen mehr als alle anderen sozialen, kulturellen und sportlichen Angebote ein zeitgemäßes und vielseitiges Angebot für Jedermann. Unsere Aktivitäten und unsere Projekte stehen nicht in Konkurrenz zu anderen Organisationen. Im Gegenteil. Durch die Bandbreite unserer Angebote können wir sowohl die Interessen Einzelner, als auch von Gemeinschaften berücksichtigen. Wir können nicht Sport oder Kultur, Bildung oder Gesundheit, Integration oder Tradition bieten, sondern alles an einem Ort; aus eigenen Kräften oder gemeinsam mit anderen Organisationen. Anspruch auf Anerkennung Wir haben das Recht, Politik und Verwaltung hieran immer wieder zu erinnern und unseren Platz in der Gesellschaft einzufordern. Dazu gehört vorrangig die Sicherung des Kleingartenbestandes. Das Bundeskleingartengesetz sieht hierfür die Ausweisung als Dauerkleingärten nach dem Baugesetzbuch vor. Es istunverständlich, warum viele Anlagen diesen Schutz noch immer nicht erhalten, stattdessen behandelt werden, wie Baulandreserven. Akzeptabel ist ebenfalls nicht, warum zum Beispiel in Berlin Anlagen, nur mit einer Schutzfrist abgesichert, eine Berechtigung auf Zeit erhalten. Die Inanspruchnahme der Flächen erfolgt dabei immer wieder, obgleich diese für eine anderweitige Nutzung gar nicht benötigt werden, wohl aber für die Erhaltung der Kleingärten. Hieraus ergibt sich die klare Forderung, dass Kleingartenanlagen den höchstmöglichen Schutz erfahren müssen. Der Bedarf an Kleingärten muss von den Kommunen über Kleingartenentwicklungspläne gesichert werden. Dabei darf eine momentane Bestandsaufnahme oder die Betrachtung einer Entwicklung unter ungünstigen Gegebenheiten, für die Bedarfsermittlung nicht ausschlaggebend sein. Insbesondere attraktive, langfristig gesicherte und zeitgemäß ausgestattete Anlagen, fußläufig in Wohnungsnähe gelegen, eingebunden in das Grünordnungskonzept der Kommune, müssen das Ziel städtebaulicher Entwicklung sein. Sozialen Beitrag leisten Für uns Gartenfreunde bedingen diese Forderungen natürlich Gegenleistungen. 20 Unser Beitrag für die Gesellschaft darf sich nicht an dem bemessen, was wir bereit sind zu tun, sondern an dem, was die Gesellschaft von uns erwartet. Wenn der Bundesverband Deutscher Gartenfreunde in seinem Positionspapier zum Verbandstag 2011 die Leistungen des Kleingartenwesens im städtebaulichen, ökologischen und sozialen Bereich, zum Klimaschutz und zur Gesundheitsvorsorge unterstreicht, dann ist es Aufgabe aller Verbände und Vereine mit ihren Mitgliedern, dieses in die Tat umzusetzen. Anlagen müssen als öffentliches Grün gestaltet und uneingeschränkt offen sein. Gärten müssen für alle Menschen, ungeachtet ihrer geografischen oder sozialen Herkunft offen stehen. Wir müssen Raum bieten für Alt und Jung. Angebote schaffen, durch Spielplätze, Ruhezonen, Lehr- und Schaugärten, Seniorengärten, barrierefreie Wege, altersgerechte sanitäre Einrichtungen. Aber auch durch gemeinschaftliche Veranstaltungen im Jahresverlauf. Und wir müssen unsere Gärten und Anlagen nach ökologischen Kriterien umweltschonend und nachhaltig bewirtschaften. Institutionelle Förderung Wir leisten unseren Beitrag vielfach ohne öffentliche Zuwendungen. Die Herrichtung und Unterhaltung unserer Anlagen, die Schaffung von ökologischen Nischen, Spielflächen und Aufenthaltsräumen erfolgt aus Beiträgen und Umlagen der Mitglieder, gelegentlich durch eine Projektförderung unterstützt. Wenn wir aber im Sinne der Daseinsvorsorge öffentliche Leistungen erbringen – so durch die Pflege öffentlichen Grüns, durch Leistungen zum Umwelt- und Klimaschutz, für eine soziale Stadt, dann müssen wir auch ein Anrecht auf eine institutionelle Förderung haben. So wie Sportstätten und kulturelle Einrichtungen seit Jahrzehnten unbestritten regelmäßig öffentliche Zu- bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219 wendungen für ihre Leistungen zum Wohle der Gesellschaft erhalten, dürfen auch wir Kleingärtner hier eine entsprechende Anerkennung für unsere Leistungen in der Gesellschaft erwarten. Unsere Städte und Kommunen wären ohne das Kleingartenwesen sehr viel ärmer. Die öffentliche Hand müsste viele Leistungen mit hohem Aufwand – personell und finanziell – selber erbringen. Erinnern wir die Vertreter unserer Räte und Verwaltungen immer wieder daran und zeigen wir ihnen unsere Leistungen, die wir auch in Zukunft leisten wollen. Mit den Leitlinien zur nachhaltigen Entwicklung des Kleingartenwesens in den Städten hat der Deutsche Städtetag einen richtigen, aber auch notwendigen Schritt in die richtige Richtung getan. Jetzt gilt es, die Vertreter unserer Kommunen in die Pflicht zu nehmen, dieses Leitbild in die Tat umzusetzen. Wir sind bereit, unseren Beitrag zu leisten. Das stellen wir allerorts unter Beweis. Auch die Kommunen müssen nun zeigen, dass das von ihnen verabschiedete Leitbild kein Lippenbekenntnis ist sondern die Anerkennung unserer Leistungen, die es zu unterstützen und zu fördern gilt. bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219 21 Die Öffnung des Kleingartenwesens zur Gesellschaft – am Beispiel sozialer Projekte der Kleingärtnervereine im Landesbund Hamburg Dirk Sielmann, Geschäftsführer, Landesbund der Gartenfreunde in Hamburg e. V. Das Kleingartenwesen als Teil der Gesellschaft. Das Kleingartenwesen hat eine lange Entwicklung in Deutschland durchgemacht. Frühere Generationen haben für die Rechte der Kleingärtnerinnen und Kleingärtner gekämpft. Inzwischen konnte u. a. mit der Beschlussfassung des Bundeskleingartengesetzes durch den Deutschen Bundestag im Jahre 1983 eine deutliche rechtliche Absicherung der Interessen des Kleingartenwesens erreicht werden. Aber ist das selbstverständlich und für immer so komfortabel? Letztlich geschah die Absicherung durch das Bundeskleingartengesetz auch deshalb, weil das Kleingartenwesen in der Gesellschaft eine hohe Akzeptanz und Anerkennung errungen hatte. Das Kleingartenwesen besitzt nach wie vor einen hohen Stellenwert in der Beurteilung durch Politik und Verwaltungen; die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen sind inzwischen verändert. Die Gesellschaft hat sich in erheblichem Maße individualisiert. Erfahrbar wird dies u. a. durch die bemerkenswerte Ausweitung des unterschiedlichen Freizeitangebotes und des Freizeitverhaltens der Bürgerinnen und Bürger in den letzten Jahrzehnten. Das deutsche Kleingartenwesen steht demzufolge mit einer starken „Konkurrenz“ im Wettbewerb. These: Die über Jahrzehnte gewachsene Gewissheit der Absicherung kann den Blick auf notwendige Neuorien- 22 tierungen im gesellschaftlichen Umfeld verstellen – mit der Folge des langsamen Absinkens des gesellschaftlichen Status. Neben vielfältigen, unterschiedlichen Freizeitmöglichkeiten als „neue Konkurrenz“ gibt es weitere alternative und neue Entwicklungen im Bereich des Gartenwesens. Das Kleingartenwesen sieht sich neuen Entwicklungen im urbanen Leben ausgesetzt. In einer Untersuchung über die „Urbane partizipative Gartenaktivitäten in München 2009 sind verschiedene neue bzw. vermeintlich neue Entwicklungen des urbanen Gartenwesens genannt: dazu zählen neben den Kleingärten, die Krautgärten, die interkulturellen Gärten, die Bewohner-, Mieter- und gemeinschaftlich benutzten Gärten sowie die Hof- und Dachgärten, die pädagogischen Gärten, die therapeutischen Gärten und sonstige Gemeinschaftsgärten, die unter dem neudeutschen Begriff „urban gardening“ zusammengefasst werden können (Quelle: Urbane partizipative Gartenaktivitäten in München 2009. Eine Bestandsaufnahme von Dipl. Ing. Ella von der Heide). Das Kleingartenwesen ist in Deutschland vor allem eine soziale Einrichtung. In den letzten 100 Jahren haben viele Generationen, wie bereits erwähnt, für die Rechte der Kleingärtnerinnen und Kleingärtner gekämpft. Es ist nicht selbstverständlich, dass das Kleingartenwesen eine so gute Stellung in der Gesellschaft hat. Mit dem Bundeskleingartengesetz haben die Kleingärtnerinnen und Kleingärtner in Deutschland ein Höchstmaß an rechtlicher Absicherung ihrer Interessen erhalten. Inzwischen steht das Kleingartenwesen immer häufiger in den letzten Jahren in Konkurrenz zu vielen anderen Interessen in diesem Staat. Es ist nicht einfacher geworden, sich dagegen zu behaupten. Deshalb ist es umso wichtiger, dass das Kleingartenwesen sich auf diese neue Situation in der Gesellschaft einstellt. Dass das Kleingartenwesen eine wichtige und gute Einrichtung ist, das wissen die Kleingärtnerinnen und Kleingärtner, aber weiß das auch die Gesellschaft in ausreichendem Maße? In den letzten 20 Jahren haben sich die Verhältnisse in der Gesellschaft erheblich verändert. Die Gesellschaft hat sich immer mehr individualisiert. Viele gesellschaftliche Gruppen wie Gewerkschaften, Sportvereine und auch die Politik müssen erfahren, dass die Menschen sich mehr auf das eigene Interesse besinnen. Es ist außerdem immer häufiger festzustellen, dass die Politik und die Verwaltungen gerne auf die Flächen der Kleingartenvereine für andere Zwecke zu greifen. Beispielsweise steht das Kleingartenwesen, mehr denn je, unter enormem Druck, wenn es um Wohnungsbau- bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219 maßnahmen geht. Inzwischen hat sich in vielen Bereichen der Verwaltung und in der Politik eine neue Sicht auf das Kleingartenwesen eingestellt. Eine automatische Unterstützung für das Kleingartenwesen ist nicht in jedem Fall zu erwarten. Deshalb ist es neben einer guten Zusammenarbeit mit Politik und Verwaltung wichtig, dass das Kleingartenwesen seine Öffentlichkeitsarbeit verbessert und intensiviert. Es reicht nicht aus, sich in Zukunft ausschließlich dem Kleingartenwesen zu widmen, sondern sich auch der Zustimmung und Unterstützung der Gesellschaft zu vergewissern. Die Kleingartenvereine müssen sich heute und in Zukunft auch um die Belange ihrer direkten Umgebung kümmern und bemühen. Sie sollten Kontakt aufnehmen zu den Vereinen, den Initiativen, den sozialen Einrichtungen und zu den Nachbarn in Ihrer direkten Umgebung. Sie sollten bereit sein, mit den Menschen in ihrer Nachbarschaft in Verbindung zu treten. Das erfordert mehr Einsatz von den Vorständen und den Mitgliedern der Kleingartenvereine, aber es trägt dazu bei, dass die Akzeptanz und die Unterstützung der Gesellschaft für das Kleingartenwesen wieder verbessert bzw. ausgeweitet wird. Erfüllung, dieser insbesondere durch die Vereine zu leistenden Aufgaben, ist durch die Kommune zu unterstützen …“ (Quelle: Leitlinien des Deutschen Städtetages zur nachhaltigen Entwicklung des Kleingartenwesens in den Städten, September 2011, Seite 8). Unter dem oben zitierten Punkt werden in den Leitlinien mehrere Punkte genannt, die in diesem Zusammenhang wichtig sind: die Familienfreundlichkeit in den Anlagen müsse gefördert werden, die Integration von Bürgerinnen und Bürgern mit Migrationshintergrund müsse gefördert werden und die Kooperation als Form der sozialen und Bildungspartnerschaft geschaffen werden. Darüber hinaus sollten Kleingärten zur Förderung der Gesundheit stärker genutzt werden. Dies ist eine große Bandbreite von Aufgaben, der sich die Kleingartenvereine jetzt und noch mehr in Zukunft stellen werden müssen. Im Folgenden werden Beispiele dieser oben genannten Herangehensweise dargestellt, die von Hamburger Kleingartenvereinen initiiert oder in Zusammenarbeit mit anderen Organisationen und Institutionen auf den Weg gebracht wurden bzw. werden. In welchen Bereichen können Kleingartenvereine sich in Richtung Gesellschaft mehr engagieren? Praxisbeispiele Hamburger Kleingartenvereine In seinen Leitlinien zur Kleingartensituation in Deutschland hat sich der Deutsche Städtetag im letzten Jahr die Hinweise der Gartenamtsleiterkonferenz (GALK) zu eigen gemacht, wie eine Neuausrichtung des Kleingartenwesens in einer sich im Wandel befindlichen Gesellschaft gemeistert werden könnte. „… Handlungsfeld: Soziale Aufgaben – Die sozialen Funktionen als Stärke des Kleingartenwesens weiter auszubauen. Die Gesellschaft befindet sich in einem demografischen und sozialen Wandel, der Prozesse der städtebaulichen Schrumpfung, der Überalterung der Gesellschaft und der finanziellen Umverteilung mit sich bringt. Kinderreiche Familien, Familien Alleinerziehender, Rentner und Menschen bestimmter Berufsgruppen oder Regionen mit wachsender Erwerbslosigkeit leben zunehmend am Existenzminimum. Diesen Menschen, mit einem Bedarf an gesunden und preiswerten Lebensmitteln, sollte der Einstieg in das Kleingartenwesen durch Vergabeverfahren unter Berücksichtigung sozialer Kriterien ermöglicht werden. Vor diesem Hintergrund ist die Bedeutung des Kleingartenwesens neu zu positionieren. Vorhandene soziale Potentiale sollen in Zukunft stärker entwickelt und der Öffentlichkeit besser zugänglich gemacht werden. Die bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219 a) Der „Schul-Kleingarten“ in Wilhelmsburg – eine Zusammenarbeit der Schule Rahmwerder Straße mit dem Kleingartenverein „Niedergeorgswerder e. V.“ – 723 – b) Der Kindererlebnisgarten im KGV Ochsenwerder e.V. – 625 – ist auch für Kinder aus der Nachbarschaft nutzbar. c) Zusammenarbeit des Kleingartenvereins „Düngelau e. V.“ mit dem Komitee für Igelschutz e. V. Hamburg. d) Kunst im Kleingarten – ein gemeinsames Projekt des Goethe-Gymnasiums mit dem Kleingartenverein „Rispenweg e. V.“ Beispiel Ein(e) Schulkleingarten(-parzelle) im Kleingartenverein – 723 – im Stadtteil Georgswerder in Hamburg. Von der ersten Idee auf dem Weg zur Realisierung. Die Schule Rahmwerder Straße im Stadtteil HamburgGeorgswerder als Zweigstelle der Elbinselschule (EIS) Wilhelmsburg und die EIS selbst bietet zur Entwicklung als Ganztagsschule Nachmittagskurse an. 23 Georgswerder ist von viel Grün umgeben: Landschaftsachse Dove Elbe, viele naturbestimmte Flächen, 6 Kleingartenvereine. Im Kursangebot der Grundschule war auch ein Kurs Umwelt & Natur – Schwerpunkt hier die Erkundung der Umwelt, Vermittlung von Kenntnissen der Flora und Fauna sowie deren Wertschätzung und das Thema „Müll“. Und das im Umfeld der bekannten Deponie Georgswerder, die jetzt in einen „Energieberg“ umgewandelt und für Besucher geöffnet werden soll. Ein Lehrer des Schulstandortes Rahmwerder hatte mit den Kindern der Klassen 1 – 3 bereits 3 Hochbeete für Gemüse und ein Hochbeet für Pflanzen/Blumen angelegt, und zwar auf dem Schulgelände. Das Thema Natur wird entsprechend den Lehrplänen auch im Sachunterricht behandelt. Ins Bewusstsein rückte der Umstand, dass die Umgebung aus den verschiedensten Gründen Bodenbelastungen aufweist – keine geeignete Voraussetzung, um Kindern Anpflanzungen sowie das Pflegen, Ernten und Verzehren eigener Produkte zu gestatten. Aber genau das ist ein wichtiges pädagogisches Ziel im Sachunterricht wie in Kursen, die noch um weitere wie „Kochen“ und „Backen“ mit eigenen Produkten ergänzt werden könnten. Da bekannt war, dass der gegenüber liegende KGV 723 ebenfalls kontaminiert ist, aber in großen Bereichen auch durch Bodenabtrag und neuen unbelasteten Boden saniert werden wird, wuchs aus diesem Umstand die Idee, an einem solchen „sicheren“ Ort nach der Sanierung ein Kleingartenparzelle anzupachten. Bedingung: So schulortnah wie möglich. Intention: In der „freien natürlichen Natur“ lernen die Kinder (sehr wichtig) das „Ursprüngliche“ kennen, haben aber keinerlei Einfluss- oder Mitwirkungsmöglichkeiten, diese zu gestalten. Die Kinder sollen lernen, das Obst und Gemüse eben nicht aus dem Supermarkt stammen, sondern vorher – oft sehr mühevoll – ausgesät oder angebaut, gepflegt und geerntet werden muss. Das schafft Sorgfalt, Sachkenntnis und Verantwortungsbewusstsein: – In der Zeit von PCs, Handys usw. ist der Aufenthalt an der frischen Luft zu einem seltenen Gut geworden – auch und gerade in der Freizeit. – Die Kinder können durch eine Gartenparzelle Kreativität bei der Gestaltung entwickeln und so ganz „nebenbei“ ein wenig Mathematik und Geometrie lernen. Die Kinder lernen statt „Fertigmahlzeiten“ frisches Obst und Gemüse und ihre verschiedenen Zubereitungsmöglichkeiten kennen (Stichwort „gesunde Ernährung“). Als „Parzellenpächter“ lernen die Schülerinnen und Schüler Rücksichtnahme gegenüber den Nachbarn ken- 24 nen (Grenzen im buchstäblichen Sinne, Lärmreduzierung), aber auch Umgang und Kontaktpflege (Tipps von den „Nachbarn“?) Die Einordnung in einem bestehenden „Verein“ bewirkt nette Annehmlichkeiten wie z. B. Teilnahme an Kinderfesten, aber auch Verpflichtungen wie „Gemeinschaftsarbeit“, zu der sie wie alle anderen Parzellenpächter auch verpflichtet sind. Kindern kann auch mal gestattet werden, die Kleingartenparzelle bzw. Laube für kleine Geburtstagsfeiern zu nutzen. Viele Kinder aus dem sozialen Brennpunkt haben keine Möglichkeiten zu Hause. Insgesamt erscheint der Schule und ihren Mitarbeitern eine „öffentlich sichtbare“ beispielhafte Aktivität sinnvoller als in einem von der Außenwelt meistens nicht zugänglichen Schulgelände. Die ersten Schritte von der Idee auf dem Weg zur Umsetzung sind bereits gegangen: Da keine Juristische Person wie etwa die Schule selbst eine Kleingartenparzelle anpachten kann, ist der junge Lehrer, der bereits die vier Hochbeete auf dem Schulgelände angelegt hat bereit, als „Natürliche Person“ eine Parzelle an zu pachten. Mit dem Vorstand des KGV 723 wurde geklärt, ob ein Schulkleingarten überhaupt erwünscht ist und akzeptiert wird. Der Vorstand hat das Projekt sehr begrüßt und einvernehmlich zugestimmt. Es wurde Kontakt mit dem Landesbund der Gartenfreunde aufgenommen. Auch aufgrund des Vorstandsbeschlusses des Vereins wurde auch hier das Projekt sehr begrüßt und wird auch weiterhin unterstützt. Da keine Finanzmittel für die Gestaltung, Garteneinrichtung, Laube und Gartengeräte zur Verfügung stehen, wurde nach Sponsoren gesucht, und zwar mit Erfolg: Die IGS GmbH (Internationale Gartenschau in Wilhelmsburg im Jahre 2013) hat 1.500,00 € für den Schulkleingarten bzw. die Beschaffung von Gartengeräten zur Verfügung gestellt. Diese sind inzwischen angeschafft worden. Die HASPA (Hamburger Sparkasse) hat einen Scheck über 2.500,00 € überreicht, mit dessen Geld die Laube oder das Material dafür mitfinanziert werden könnte. Nächste Schritte: Die Schule wartet den Vorgang der Sanierungsarbeiten und die entsprechende Parzellierung des Kleingartens ab. Danach bemüht sie sich um den Pachtvertrag sowie darum, ob die Laube im Rahmen eines Jugendprojektes kostengünstig erstellt werden kann. Die Schule bemüht sich um weitere Finanzierungsmittel – bei Sponsoren, – bei öffentlichen Trägern: Bezirkssondermittel, Mittel aus dem Verfügungsfonds des Beirats für Stadtentwicklung o. ä. Und wenn das alles geklärt ist, kann es losgehen: 1. Spa- bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219 tenstich mit Öffentlichkeitsarbeit evtl. mit dem „Fernsehgärtner“ John Langley, der auch für die IGS 2013 tätig ist und begleitet von einer regelmäßigen Berichterstattung durch eine Tageszeitung in Hamburg (Quelle: Helga Schors, Mitinitiatorin des Projektes und u. a. aktives Mitglied im Arbeitskreis Georgswerder). Beispiel Der Kindererlebnisgarten im KGV Ochsenwerder e.V. – 625 – ist auch für Kinder aus der Nachbarschaft nutzbar. Ulrike Malethan ist zur Zeit Koordinatorin eines Projektes, das immer noch als einmalig gelten kann: auf einer vereinseigenen Parzelle wurde ein Ort geschaffen, an dem sich alle Kinder, auch aus der Nachbarschaft, begegnen können und der dem pädagogischen Lernen dient. Es gibt in Vereinen oftmals Parzellen, die nur schlecht zu verpachten sind. Hier kann es sich möglicherweise anbieten aus solch einer Parzelle eine „Naturnahe Kinderspielparzelle“ herzurichten. Die von den Erwachsenen fantasielos hergerichteten „normalen Spielplätze“ (Sandkiste, Schaukel, Rutsche) sind steril, langweilig und fördern nicht den Erlebnisdrang der Kinder. Weiterer schwerwiegender Nachteil ist die Verantwortlichkeit des Betreibers (hier Verein) hinsichtlich der Wartung und Kontrolle der aufgestellten Spielgeräte und der möglichen Haftung bei Unfällen. Mit einer hergerichteten „Naturnahen Kinderspielparzelle“ mit natürlichen Materialien, wie Sand, Kies, Findlingen, Baumstämmen, Sträuchern, etc. tritt eine Haftung wie sie bei konstruierten Spielgeräten gegeben ist, gar nicht erst auf. Löcher, wasserlose Gräben, Hügel, verschiedene Substrate Sand, Kies, Lehm, etc., Baumstubben, Baumstämme, Knüppel, Äste, robuste wüchsige Sträucher, Stauden und Obstgehölze bieten ein abwechslungsreiches Gelände, das sich jahreszeitlich und auch über die Jahre verändern wird. Es darf auf dem Gelände auch gepflückt, abgebrochen, gegraben und von den Kindern verändert werden. Per Mitgliederbeschluss, mit helfenden Eltern und möglicherweise gesponserten Materialien lässt sich so eine „Naturnahe Kinderspielparzelle“ relativ kostengünstig herrichten. Die Betreuung erfolgt z.B. über die Eltern (Quelle: Petra Sawadzki, Bericht im „Hamburger Gartenfreund“ Ausgabe Februar 2007). Mit diesem Projekt gelingt es dem Kleingartenverein mehrere gesellschaftlich relevante Ziele zu erreichen: Soziale Aspekte wurden zu einer Aufgabe des Vereins. Die Gartengemeinschaft organisiert einen aktiven Beitrag zur sinnvollen Integration von Kindern in das Vereinsleben. bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219 Darüber hinaus erlernen die Kinder spielerisch den respektvollen Umgang mit der Natur. Die Kinderangebote reichen von z. B. dem Frühjahrsstockbrot und Apfelpunsch bis hin zu verschiedenen Formen von Kinderfesten. Die Kinderparzelle bietet umweltpädagogische Anreize. In Eigenverantwortung wurde beispielsweise ein Regenwurmschaukasten entworfen, gebaut, gefüllt und gepflegt. Der Kasten wurde sogar weiterentwickelt. Zu den nächsten Projekten zählt die Anlage einer Schmetterlingswiese, die mit Infotafeln in Kinderhöhe versehen sein wird. Beispiel Igelschutz des „Igelkomitee für Igelschutz e. V., Hamburg im Kleingartenverein Düngelau – 355 –. Die Zusammenarbeit begann vor vielen Jahren sehr streitig. Das Wirken des Igelkomitees wurde nicht als eine Form der kleingärtnerischen Nutzung im engeren Sinne gesehen. Es gab viel Ärger. Inzwischen haben sich die Wogen geglättet. Der Kleingartenverein hat sich bereit erklärt, eine Parzelle für das Igelkomitee zur Verfügung zu stellen. Ein „Igelhaus“ wurde im letzten Jahr neu aufgebaut, nachdem die alte Laube abgebrannt war. Im Zuge des Neubaus wurde die Parzelle sogar mit Unterstützung der Behörde vergrößert und neu angelegt. Im März 2012 wurde das neue Haus unter starker Beachtung durch Politik, Verwaltung und Öffentlichkeit wiedereröffnet. Zweck des Vereins ist die Förderung des Tier-, Artenund Umweltschutzes und hier insbesondere der Schutz des Igels und die Erhaltung seiner Lebensräume. Der Verein informiert über die artgerechte Igelpflege, fördert und betreibt Igelschutzmaßnamen, gibt Hilfestellung bei der Aufnahme verletzter oder hilfsbedürftiger Igel und ihrer medizinischen Betreuung und leitet alle notwendigen Maßnahmen ein, die zur vollständigen Rehabilitation dieser Tiere führen sollen. Zur Bewältigung dieser Aufgaben sind dem Komitee Igelkrankenstationen angeschlossen, die jedoch eigenverantwortlich tätig sind. Da es sich bei diesem Verein aber kein (staatlich subventioniertes) Tierheim betreibt, können Igel nur in begrenzter Zahl aufgenommen werden und er ist auch nicht zur Aufnahme der Tiere verpflichtet. Die aktiven Mitglieder des Igelkomitees arbeiten ausschließlich ehrenamtlich und übernehmen sämtliche Kosten für Futter, Medikamente, Tierarztbehandlung und vieles mehr privat. Wenn Igel behandelt werden, wird im Gegenzug tatkräftige Unterstützung, benötigt, damit diese Arbeit bewältigt werden kann. Finanzielle Unterstützung erfolgt in Form von Spenden, die selbst- 25 verständlich willkommen sind. Vorrangig unterstützt werden Igelfinder, die selbständig Igel versorgen und Jungigel aufziehen. Das Komitee für Igelschutz engagiert sich für die Durchführung des Igelschutzes in der Bundesrepublik Deutschland. Der Aufgabenbereich umfasst auch die Unterstützung und Beratung von Natur-und Tierfreunden sowie die Zusammenarbeit mit Tierärzten, Institutionen, Tier- und Igelschutzvereinen, Förderkreisen und Interessengruppen (Quelle: http:// www.igelkomitee-hamburg.de). Die Unterstützung des Igelkomitees durch den Kleingartenverein Düngelau findet in der Verwaltung des Bezirkes Hamburg-Eimsbüttel hohe Anerkennung. Es konnten nach der Zusammenarbeit zum Wiederaufbau des „Igelhauses“ weitere Maßnahmen (neuer Wegebau etc.) zugunsten des Kleingartenvereins vereinbart werden. in den geschilderten Beispielen. Viele Projekte werden von den Vereinen wie „selbstverständlich“ veranstaltet und durchgeführt. Es ist aber wichtig, dass von den „guten Taten“ mehr gesprochen wird. Die Öffentlichkeitsarbeit nimmt auch für diesen Zweck eine wichtige Aufgabe wahr. Beispiel Kunst im Kleingarten – ein gemeinsames Projekt des Goethe-Gymnasiums mit dem Kleingartenverein „Rispenweg e. V. – 229 – Bereits zum zweiten Mal öffnet der Luruper Kleingartenverein „Rispenweg“ e.V. – 229 – sein Vereinshaus für ein ungewöhnliches Projekt. Am Donnerstag, 12. April um 16.30 Uhr wird die Ausstellung „Im Schrebergarten – Einsichten und Ansichten“ eröffnet, die täglich bis einschließlich Donnerstag, 19. April in der Zeit von 11 bis 13 Uhr für interessierte Besucher offen steht. Das Goethe-Gymnasium liegt direkt neben dem Vereinshaus des Kleingartenvereins. Jahrelang beäugte man sich. Da waren zum einen die „griesgrämigen, alten Spießer“ (Kleingärtner) und zum anderen die „auf den Boden rotzenden Plagen“ (Schüler). Dass es einmal ein gemeinsames Projekt, sogar eine fruchtbare, dauerhafte Beziehung der beiden Gruppen geben könnte, war unrealistisch. Dennoch zeigt sich jetzt, dass es scheinbar immer Wege gibt, sich kennenzulernen, sich zu akzeptieren und zu tolerieren. Die Schüler der 12. Klasse des Goethe-Gymnasiums nahmen sich im Rahmen des Kunstunterrichts zum wiederholten Male des Themas „Schrebergarten“ an. Heraus kamen Bilder, Fotografien, Architekturmodelle, Interviews und Filme, die in ihrer Art so unterschiedlich sind, wie die Schüler, die sie herstellten. Die letzte Ausstellung, die im Jahre 2009 stattfand, wurde von den zahlreichen Besuchern begeistert aufgenommen und das Publikum zeigte sich beeindruckt von der Vielfalt der Ausstellungsstücke (Quelle: Jessica Laukeninks, Hamburger Gartenfreund, April 2012). Es gibt im Hamburger Kleingartenwesen erheblich mehr Aktivitäten, die in die gleiche Richtung gehen wie 26 bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219 1 2 3 4 5 6 bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219 27 Obstlehrgarten und Planung eines Kleingartenprojekts Dr. Wolfgang Preuß Vizepräsident des Landesverbandes Thüringen der Gartenfreunde e.V. 2.8.5Pflaumen 2.8.6 Pfirsisch- und Aprikosen 2.8.7Quitten 2.8.8Beerengehölze 2.8.9Ziergehölze 3.Arbeitsschritte im Projektablauf/Terminplanung und Controlling 4.Kostenrahmen 5. Medienarbeit 6.Nutzungsmöglichkeiten 7. Projektabschluss Projektmanagement im Kleingartenwesen 1.1 Ziel- und Zweckbestimmung eines Projektes Planung eines Kleingartenprojekts – Lehrgartens für einheimische Obst- und Beerengehölze Übersicht: Projektmanagement im Kleingartenwesen 1.1 Ziel und Zweckbestimmung 1.2 Kriterien für ein zielorientiertes Projektmanagement 1.3 Elemente des Projektmanagements 1.4 Projektträger 1.5 Projektleiter Projektplanung (Obstlehrgarten) 2.1Wegeführung 2.2 Obstlehrpfad 2.3Ziergehölze 2.4Info-Treffpunkt 2.5 Trafohausgestaltung 2.6 Technikstützpunkt 2.7 Kompost – Rohstoffverwertung im Garten 2.7.1 Ziel- und Zweckbestimmung 2.7.2Verwendung der Komposterde 2.8 Obst- und Beerengehölze 2.8.1 Apfelsorten 2.8.2Birnensorten 2.8.3Süßkirschen 2.8.4Sauerkirschen 28 Der zu errichtende Obstlehrpfad bietet allen Bevölkerungsschichten sowie den Kleingärtnern des Altenburger Landes und ihren Besuchern die Möglichkeit, neue Ideen zur Gestaltung dieses Projektes einfließen zu lassen und aktiv bei der Umsetzung mitzuwirken. Mit Hilfe des zu errichtenden Obstlehrgartens sollen alte und neue Obstsorten kultiviert und präsentiert werden. Ein Lehrgarten kann und soll hierzu zusätzlich Möglichkeiten und auch genügend Freiraum für gewollte ökologische Kleinexperimente bieten. Dabei wird folgende Zielstellung berücksichtigt: –Kultivierung längst vergessener Obst- und Beerengehölze –Allgemeiner Lernort für fachlich interessierte Kleingärtner, insbesondere bei der Vorgehensweise bei Erziehungs- und Erhaltungsschnitt der Gehölze – Treffpunkt der Fachberater, praxisnaher Unterricht und Demonstration am Objekt (Lehr- und Lernort) –Interessierte Hobbygärtner finden hier Anregungen für die naturnahe Gestaltung ihres Hausgartens –Kindergruppen und Schulklassen können unter Anleitung von Lehrern und Fachberatern beobachten, erkennen und lernen Dabei sollen die Schwerpunkte der Wissensermittlung auf folgende Gebiete gelenkt werden: –Pflanzen-, Tier-, Arten- und Bodenschutz –Gehölzpflege und -schnitt –Ökologische Kleinexperimente – Schädlingsbekämpfung –Kompostierung und Verwertung von Grünschnitt –Düngung und Bewässerung –Umwelt- und Naturschutz bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219 – Erntezeit, Verwertungsmöglichkeiten und richtige Lagerung. Der Standort des Projektes ist das südöstliche Stadtrandgebiet von Altenburg, einer Stadt mit 35.000 Einwohnern. Die zu gestaltende Freifläche in der Größe von ca. 2700 m² liegt zwischen den Kleingartenanlagen: •„Glück Auf Altenburg“, • „Morgensonne“, • „Heinrich Heine“, • „Bergmannsfreud“ und über einen kurzen Naturlehrpfad erreichbar, • „Altenburg-Ost“ auf einer Fläche von insgesamt 22 ha. Für eine spätere Nutzung durch die Bevölkerung wird ein öffentlicher Zugang jederzeit ermöglicht. Das Gesamtareal mit etwa 650 Gärten wird zu einem „Kleingartenpark Altenburg – Südost“ gestaltet. In der inhaltlichen Ausrichtung wird einen „Generationenpark“ als Gesamtprojekt geplant, mit der Zielsetzung – Gesundheit, Bewegung, Erholung, Kommunikation. So werden innerhalb des Gartens zahlreiche Bänke aufgestellt, welche zum Entspannen und Erholen einladen. Ein entsprechend angelegter Hauptweg führt durch den gesamten Obstlehrgarten. Spielplätze und Abenteuerinseln für Kinder, ein Gesundheitspfad mit Edelstahlgeräten für Dehnungs- und Entspannungsübungen sowie ein Grillplatz als Treffund Kommunikationspunkt, z. B. für Jugendliche, werden das Angebot für die Bandbreite der Bevölkerungsschichten ergänzen. 1.2Kriterien für ein zielorientiertes Projektmanagement Aktivitäten in der Projektvorbereitungs-, Durchführungs- und Nachbereitungsphase (s. unten) Kontakte Politik und Verwaltung Kriterien im Projektmanagement: • Aus Vereinssicht (Was, wann, wo, mit welchem finanziellen und personellen Aufwand?) • Aus der Sicht der späteren Nutzer (Wer wird dieses Projekt warum nutzen?) • Aus der Sicht der betroffenen Kleingärtner (Problematik der Interessenharmonie beachten) Die Lösung dieser Problematik erreicht man durch Zielharmonisierung über eine frühzeitige Einbindung aller Beteiligten. 1.3Elemente des Projektmanagement Für ein erfolgreiches Projektmanagement müssen folgende Elemente berücksichtigt werden: • Projektziel (Ausgangsbasis für alle eindeutig formulierten und von allen akzeptierten Aktivitäten – welche Ergebnisse werden angestrebt?) •A ufbauorganisation (Aufbau von Projektstrukturen – welche personellen und Ressourcen, Kompetenzen, Befugnisse und Verantwortlichkeiten sind notwendig?) • Ablauforganisation (Arbeitsweisen, Informationsfluss, Projektdokumentation – wer macht was wann?) • Projektplanung (Wo soll was wie mit welchem Ergebnissen, Mitteln und Zeitplänen entstehen?) • Projektführung (Wer führt welches Team in welcher strukturellen Zusammensetzung?) • Projektcontrolling (Welche Ergebnisse sind zu welchem Zeitpunkt mit den geplanten Mittel erreicht?) Im Zusammenspiel dieser Elemente erwächst eine zielführende Arbeitsatmosphäre, die Projektkultur – eine für die Realisierung des Projektes notwendige Haltung und Denkweise, die Motivation, Engagement und Teamgeist fördert. Hemmnisse in der Startphase: • Mangelnde Unterstützung seitens des Verbandes auf Länder- und Bundesebene • Unzureichende finanzielle, personelle und sachlichen Ressourcen Öffentlichkeitsarbeit Ziel, Ergebnis, Fazit Finanzieller Background Netzwerke nutzen und erstellen Projektablauf Motivation nach innen und außen Presse und Behörden Presse- und einbinden Öffentlichkeitsarbeit Projektnutzen Gewinnung von Sponsoren Verbindung mit Sozialverbänden Klare Zeitplanung loben Zusammenarbeit mit Ministerien, Ämtern u. Behörden Zeitung, Fernsehen usw. Projekt nachhaltig gestalten Einbindung von SGB II Kräften Partnersuche für Projektgestaltung Verbindliche Verantwortlichkeiten Integrieren der Mitglieder des Vereins Öffentliche Akzeptanz Kontinuität und Beharrlichkeit Projektpflege über Jahre Erkundung von Fördermitteln eigene Kräfte mobilisieren Rhythmus und Kontinuität der Abläufe und Ablaufplan Öffentlichkeit mit einbeziehen Regelmäßige Medienkontakte klare Zielstellung Erstellung eines Kooperation mit Finanzierungsplanes Schulen Konsequente Umsetzung Mitglieder müssen Projekt wollen, sich damit identifizieren Projekt vorstellen, präsentieren Diplomatisch arbeiten nach innen und außen der Weg muss schon das Ziel sein Nutzung unbarer Leistungen der Kleingärtner Projektbetreuung Begeisterung wecken Bedarfsermittlung zur Projektnutzung Verständnis entwickeln bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219 Patenschaften mit Kinder- und Jugendeinrichtungen 29 • Unzureichende Bereitschaft der Beteiligten zur Veränderung • Keine Projektverantwortlichkeiten und Zuständigkeiten • Projektstart ohne gründliche Vorbereitung der Beteiligten • Keine klare Projektorganisation 1.4Projektträger Der Aufgabenträger ist in der Regel der Verein oder Verband. Bei größeren Projekten bedient man sich auch der Promotoren. Diese haben eine wichtige Funktion für die Projektwerbung. Wir unterscheiden: • Machtpromotoren (Politiker und einflussreiche Personen des öffentlichen Lebens) • Fachpromotoren (fachlich kompetente Personen) • Sozialpromotoren (Vertrauenspersonen, die das Projekt gegenüber Vorurteilen kommunizieren) 1.5Projektleiter Der Projektleiter ist verantwortlich, dass die Ziele erreicht, die Termine eingehalten und der finanzielle Rahmen nicht überzogen wird. Zu seinen Aufgaben gehört die Gestaltung der gesamten Aufbau- und Ablauforganisation eines Projektes. Er koordiniert alle Maßnahmen und motiviert alle beteiligten Projektmitglieder. Der Projektleiter ist der Generalmanager und sollte Persönlichkeitsmerkmale wie Überzeugungskraft, Verantwortungsbewusstsein, Durchsetzungsvermögen, Teamwork sowie Kommunikationsfähigkeiten, Verhandlungsgeschick und ein hohes Maß an Kreativität verinnerlichen. Der Projektleiter wird durch das Projektteam unterstützt. Das Team sollte nach den Kriterien: • Fachkompetenzen • Soziale Kompetenzen • Kommunikative Kompetenzen • Handlungskompetenzen zusammengesetzt werden, wobei Teamfähigkeit, Begeisterungsfähigkeit, hohes Engagement, Ideenreichtum uns analytisches Denken der Mitglieder vorausgesetzt wird. 2 Projektplanung (Obstlehrgarten) 2Einführende Bemerkungen Folgende Voraussetzungen sind vor Projektbeginn abzuklären: • Teilziele formulieren • Terminplanung – Abläufe festlegen • Ressourcen planen (personell und materiell) • Kostenplanung • Risikoanalyse (Wenn, dann – anderenfalls) 2.1Wegeführung Der zukünftige „Kleingartenpark Altenburg Süd-Ost – Generationenpark“, in dem das Projekt errichtet wird, ist erreichbar über die Zufahrt der Envia/EWA, die Kleingartenlage „Morgensonne“ sowie über Kleingartenanlage „Glück Auf“ .Die spezielle Wegführung bzw. Erreichbarkeit ist als Lageplan dem Projekt beigefügt. 2.2Obstlehrpfad Der Obstlehrpfad konzentriert sich auf alte, einheimische sowie neue Obstsorten. Zur Einhaltung des Umweltschutzes werden unterschiedlichste Nistkästen sowie Insektenhotels errichtet. Das Ziel besteht darin, den Kleingärtnern Anregung für Neu- bzw. Umgestaltung des Obstanbaus in ihren Gärten zu geben. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, sich Anregung für Obstbaumpflege, Obstbaumschnitt sowie Schädlingsbekämpfung unter fachlicher Anleitung zu holen. Für die Kinder beginnend von Kindergartenalter besteht die Möglichkeit, die Entwicklung von der Pflanzung bis zum Ernten der Früchte zu verfolgen und aktiv dran teilzuhaben. 2.3 Ziergehölze Zur Abrundung und Abgrenzung vom Parkplatz und Informationstreffpunkt sowie des unschönen Trafohauses werden Ziergehölze gepflanzt. 2.4Info-Treffpunkt Der Info-Treffpunkt ist so zu gestalten dass ein Überblick über das Objekt ersichtlich ist, so dass bei zentral organisierten Begehungen eine Einführung bzw. eine Endauswertung durchgeführt werden kann. Dieser Treffpunkt als Carport gestaltet befindet sich im Bereich des Trafohaus. 2.5.Trafohausgestaltung Zusätzlich zum Informationspunkt wird das Trafohaus mit Efeu, Wilder Wein etc. bepflanzt. Um den Umweltschutz gerecht zu werden, befinden sich im Bereich des Trafohauses Nistkästen für einheimische Fledermäuse. 30 bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219 2.6Technikstützpunkt Zur ordnungsgemäßen Aufbewahrung und Pflege der technischen Geräte wird die auf dem Gelände befindliche zweckentfremdete Garage umfunktioniert. 2.7Kompost -Rohstoffverwertung im Garten 2.7.1Ziel – und Zweckbestimmung Auf dem Kompost werden organische Abfallstoffe durch die Arbeit von Bodenlebewesen zu hochwertigem, nährstoffhaltigen Humus abgebaut. Kompost ist also kein „Müll-Haufen“, sondern eine „Rohstoff- Wiederaufbereitungsanlage“. Wer im Garten wertvolle Rohstoffe kompostiert, leistet einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz. Für den Obstlehrpfad ist Komposterde unersetzbar. Der Boden wird mit Humus und Nährstoffen versorgt, das Bodenleben aktiviert und die Bodenstruktur verbessert. Regelmäßige Bodenverbesserung mit Kompost sorgt im Garten für eine gesunde Fruchtbarkeit, so dass auf den problematischen und kostspieligen Einsatz mit mineralischem Dünger weitgehend verzichtet werden kann. 2.7.2Verwendung der Komposterde Zur Bodenlockerung Kompost ca. zwei cm dick auf den Gartenboden verteilen und leicht einharken; nicht untergraben! Halbreifer Kompost kann im Herbst als Bodenabdeckung 2–3 cm dick aufgetragen (Flächenkompostierung) oder über das ganze Jahr hinweg unter Bäumen und Sträuchern verteilt werden. Krankhafte, mit Parasiten befallene Früchte, Blätter und Gehölze gehören nicht in Kompost. 2.8Obst- und Beerengehölze 2.8.1Äpfel • Golden Delicios (Winterapfel) • Alkmene (Sommer/Herbstapfel) • Jonathan (Herbstapfel) • Idared (Herbstapfel) • Roter Berlepsch (Herbstapfel) • Carola (Sommer/Herbstapfel) • Rote Goldparmäne (Herbstapfel) • Schweizer Orangenapfel(Herbstapfel) • Klarapfel (Sommerapfel) • Roter Gravensteiner (Sommer/Herbstapfel) • Helios (Sommerapfel) • Jonagold (Herbstapfel) • Cox Orange (Herbstapfel) • James Grieve (Herbstapfel) bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219 2.8.2Birnen • Petersbirne (Sommerbirne) • Clapps Liebling (Sommerbirne) • Gellerts Butterbirne (Herbstbirne) • Köstliche aus Charneux(Herbstbirne) • Bunte Julibirne (Sommerbirne) 2.8.3Süßkirschen • Große schwarze Knorpelkirsche • Hedelfinger Riesenkirsche • Süßkirsche Burlat • Rivers Frühe • Frühe rote Meckenheimer 2.8.4Sauerkirschen • Morellenfeuer • Achat • Jade • Morina • Saphir 2.8.5Pflaumen • Mirabelle von Nancy • Große grüne Reneklode • Graf Althanns Reneklode • Königin Viktoria • Katinka • Elena 2.8.6 Pfirsisch- und Aprikosen • Red Haven • Dixired • Hargrand 2.8.7Quitten • Birnenquitte Vranja • Apfelquitte 2.8.8Beerengehölze • Rote JB Rovada • Rote JB Stanza • Rote JB Rolan • Schwarze JB Tenah • Schwarze JB Ben moore • Schwarze JB Ben Adler • Weiße JB Zitavia • Jostabeere • STB Hinnonmäki rot • STB Hinnonmäki gelb • STB Invicta hellgrün 31 2.8.9Ziergehölze • Holunder Black Beauty • Fliederbeere Haschberg • Aroniabeere Viking • Aroniabeere Goji • Sanddorn männlich Pollmix • Sanddorn weiblich Leikora • Feuerdorn Red Column • Blutjohannisbeere King Edward VII • Spierstrauch • Gelbbunter Hartriegel • Ranunkelstrauch Kerrie • Sommerflieder Cardinal • Pfeifenstrauch • Rosa Weigelie • Rotblättrige Rose glauca • Forsythie Spectabilis • Hagebutte. Alle aufgezählten Gehölze wurden bereits 2011 gekauft und befinden sich fachmännisch eingeschlagen in einer Baumschule. Die Verbringung und Pflanzung erfolgt nach einem bereits erstellten Plan ab 01.04.2012. • Gestaltung eines Flyers (ab 01.09.) • Teileinweihung (Tag des offenen Denkmals – September) • Schnitt der Gehölze (ab 01.10. – Lehrveranstaltung) • Vorstellung des Projektes im Stadtrat • Vorstellung des Projektes an interessierten Schulen und Kindereinrichtungen Vorstellung des Projektes in Seniorenresidenzen 4. Kostenrahmen Das gesamte Projekt befindet sich noch in der Kostenanalyse. Bisher wurden für Pflanzmaterial und Arbeitswerkzeuge knapp 2.000 € verausgabt. Der Bau des Parkplatzes und der Wegezuführung und – gestaltung wird in Höhe von 25.000 € veranschlagt und über Fördermittel abgedeckt. Büroeinrichtung, PC-Technik (komplett), Büroverbrauchsmaterialien wurden über ESF-Mittel in Höhe von ca. 1.000 € finanziert. 3. Arbeitsschritte im Projektablauf/ Terminplanung und Controlling Geplante Werbematerialien werden mit 5.000 € veranschlagt und über Sponsoring finanziert. Folgende Arbeitsschritte wurden 2011 vollzogen: Personeller Einsatz wird über AGH-MAE bzw. BA finanziert • Berufung eines Projektteams und des Projektleiters • Erstellung der Projektstudie • Verteidigung vor dem Projektrat • Vorstellung vor Bürgervereinen, der Stadtverwaltung und des Landratsamtes • Vorstellung der Studie vor den Mitglieder der zugehörigen KGA • Verhandlungen zur Zuwegung zum Parkplatz • Gewinnung von Sponsoren • Kauf des benötigten Pflanzmaterials. Projektarbeit (Projektleiter und beteiligte Gartenmitglieder) erfolgt ausschließlich ehrenamtlich ohne Entschädigung. Anschaffung von Gartentechnik, Carport als Ifo-Treff, Bänke und Blumenbepflanzung sowie Arbeitsschutzkleidung wird mit ca. 12.000 € veranschlagt und ist über Sponsoring abzudecken. Geschätzte Gesamtkosten für den Obstlehrgarten: 45.000 €. Arbeitsschritte in 2012: • Konzeptpräzisierung (ab 01.04.) • Berufung einer ständigen Projektgruppe (01.04.) • Einsatz einer Bürgerarbeitskraft (ab 01.04.) • Einsatz von drei AGH-MAE (ab 01.04.) • Pflanzung nach Plan (ab 01.04.) • Gewinnung von Sponsoren (laufend) • Wegebau (ab 01.06.) • Regelmäßige Bodenpflege (laufend) • Gestaltung eines Kompostplatzes (ab 01.07.) • Erarbeitung von Info-Materialien (ab 01.07.) 32 5. Medienarbeit • Die örtlichen Medien werden in regelmäßigen Pressegesprächen über den Projektfortgang informiert. • Sponsoren werden im Sommer zu einer SponsorenGrillparty eingeladen. • Bürgermeister und Landrat erhalten regelmäßig Projektinformationen. • Kreistag und Stadtrat werden halbjährig über Tischvorlagen informiert. bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219 • Überregionale Medien werden arrhythmisch eingebunden. 6. Nutzungsmöglichkeiten Ein spezielles Konzept über die vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten befindet sich zurzeit in der Bearbeitung und steht ab Juni 2012 zur Verfügung. Die Erstellung erfolgt im Zusammenhang mit dem entstehenden Kleingartenpark Altenburg-Südost – Generationenpark“, da der Obstlehrgarten immanenter Bestandteil desselbigen ist. 7. Projektabschluss Die Einweihung des Obstlehrgartens erfolgt mit der Eröffnung Gartensaison 2013 (Obstblüte Anfang Mai). Die Eröffnung der „Kleingartenpark Altenburg Süd-Ost – Generationenpark“ ist mit der Eröffnung der Gartensaison am 1.Mai 2014 geplant. Quellennachweis Trainplan Bildungsmedien – Projektmanagement 2007 (berechtigte Lizenzversion) Dr. B. G. Wolfgang Preuß Vizepräsident des LV Thüringen der Gartenfreunde e.V.; Vorsitzender des Regionalverband Altenburger Land der Kleingärtner e.V. bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219 33 Integration von Migranten im Kleingartenwesen aus der Sicht der Lübecker Gartenfreunde Hans-Dieter Schiller Vorsitzender des Landesverbandes Schleswig-Holstein der Gartenfreunde e.V. 34 bundesverband deutscher gartenfreunde e.v. – grüne schriftenreihe 219 bundesverband deutscher gartenfreunde e.v. – grüne schriftenreihe 219 35 36 bundesverband deutscher gartenfreunde e.v. – grüne schriftenreihe 219 bundesverband deutscher gartenfreunde e.v. – grüne schriftenreihe 219 37 38 bundesverband deutscher gartenfreunde e.v. – grüne schriftenreihe 219 bundesverband deutscher gartenfreunde e.v. – grüne schriftenreihe 219 39 40 bundesverband deutscher gartenfreunde e.v. – grüne schriftenreihe 219 bundesverband deutscher gartenfreunde e.v. – grüne schriftenreihe 219 41 42 bundesverband deutscher gartenfreunde e.v. – grüne schriftenreihe 219 bundesverband deutscher gartenfreunde e.v. – grüne schriftenreihe 219 43 44 bundesverband deutscher gartenfreunde e.v. – grüne schriftenreihe 219 bundesverband deutscher gartenfreunde e.v. – grüne schriftenreihe 219 45 46 bundesverband deutscher gartenfreunde e.v. – grüne schriftenreihe 219 bundesverband deutscher gartenfreunde e.v. – grüne schriftenreihe 219 47 48 bundesverband deutscher gartenfreunde e.v. – grüne schriftenreihe 219 bundesverband deutscher gartenfreunde e.v. – grüne schriftenreihe 219 49 50 bundesverband deutscher gartenfreunde e.v. – grüne schriftenreihe 219 bundesverband deutscher gartenfreunde e.v. – grüne schriftenreihe 219 51 Kleingartenparks als Weiterentwicklung von Kleingartenanlagen Prof. Dr. Gerlinde Krause Fachhochschule Erfurt Von den Anfängen bis zur Gegenwart und Aspekte einer Weiterentwicklung Das Kleingartenwesen war, ist und wird auch zukünftig maßgeblich von dem Wandel gesellschaftlicher Verhältnisse beeinflusst, d.h. von politischen, demografischen und sozioökonomischen Faktoren – Faktoren, die heute zunehmend globale, bundesweite, regionale sowie lokale Komponenten aufweisen und somit eine hohe gesellschaftliche Verantwortung erfordern. Harry Maasz betonte dies bereits 1926: „Das Gartenschaffen ist Gewissens Angelegenheit, die sich der Verantwortung vor sich selbst, der Mitwelt und der Nachwelt gegenüber bewusst sein soll. Der Gartengestalter hat die Pflicht, das Wesentliche zu fördern, die großen Linien und Zusammenhänge.“2 Im Sinne von Maasz sollen nun nachfolgend die „großen Linien und Zusammenhänge“ dargestellt werden, um „das Wesentliche“3 zu befördern. Kleingartenparks als Weiterentwicklung von Kleingartenanlagen Eine erste Vorbemerkung Verändert man die Schreibweise des ersten Wortes im Titel eröffnen sich unterschiedliche Sichten auf die gestellte Vortragsthematik KleinGARTENPARK KleingartenPARK. Es ist somit der Kleingartenpark einerseits als ein, wie Harry Maasz formulierte, aus „kleinen Gärten“1 zusammengefügter Park zu beleuchten, aber andererseits auch Kleingärten als Elemente eines Parks zu betrachten. Eine zweite Vorbemerkung sei zum zweiten Teil des Vortragsthemas – Weiterentwicklung von Kleingartenanlagen – gestattet. Dieser Part beinhaltet zwei Fragestellungen, nämlich wie können vorhandene Kleingartenparks weiterentwickelt werden und wie können Kleingartenanlagen zu Kleingartenparks entwickelt werden? Es sind somit in den nachfolgenden Ausführungen sowohl an die historische Entwicklung anzuknüpfen, die gegenwärtige Situation darzustellen sowie mögliche Ansätze für eine zukünftige Ausgestaltung aufzuzeigen und dies im Wechselspiel von KleinGARTENPARK und KleingartenPARK. 52 Ein Exkurs in die Garten- und Freiraumgeschichte: Ob vergangene, gegenwärtige oder zukünftige Generationen, allen gemein ist die Sehnsucht nach dem schönen Garten, dem Paradies – eine „eigene, inmitten einer feindlichen oder bedrohlichen Umgebung gelegene, nach außen abgeschirmte und abgegrenzte, durchgrünte Welt“.4 Die Entwicklung, die Sehnsucht nach paradiesischen Gefilden zu realisieren, reicht von ersten umgerteten Flächen zum Anbau von Linsen oder Bohnen im Zweistromland bis zu blumenreichen antiken persischen Gärten, die ihren Niederschlag in griechischen Peristylgärten fanden. Nicht nur Skulpturen und Plastiken, sondern auch philosophische, Kunst- und Gartenauffassungen wurden von Rom importiert, erblühten in Villen, Villengärten und Städten zu neuer Qualität, gingen in den Völkerwanderungen der ersten Hälfte des ersten Jahrtausends u. Z. fast verloren und wurden in mittelalterlichen Klostergärten neubelebt. Renaissance- und Barockzeit brachten prachtvolle formale Gärten hervor – formale Gärten, 1 die u. a. von Axialität und Symmetrie sowie von durch Schnitt geformten Bäumen und Sträuchern geprägt wurden und werden. bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219 2 5 Diesem formalen Konzept setzte England ab dem 18. Jahrhundert den Landschaftsgarten entgegen. „Im Landschaftsgarten spiegelt sich der fundamentale Wandel des abendländischen Naturgefühls, das sich in Spannung zum fortschreitenden Rationalismus zu einer auf Anschauung und Einfühlung basierenden individuellen Naturempfindung hin entwickelte. In der Naturreligion des Deismus, […], erreichte sie einen ersten Höhepunkt. Ebenso bedeutsam aber war, daß die Aufklärung ihren Naturbegriff unlösbar mit dem Freiheitsgedanken verband. Wo Freiheit aus dem Naturrecht begründet wurde, konnte umgekehrt Natur selbst zum Freiheitssymbol werden.“5 Mit der Frühaufklärung im Umkreis der Universität Leipzig sowie der neugegründeten Universitäten Halle (1694) und Göttingen (1737) fanden Ideen dieser neuen Naturauffassung Eingang im mitteldeutschen Raum, fanden ihren Niederschlag in der geistig-kulturellen, sozioökonomischen und baulich-gartenkünstlerischen Ausformung des Dessau-Wörlitzer Garten- und Kulturreiches unter Fürst Leopold Friedrich Franz von AnhaltDessau. Er beförderte u. a. die Nutzung von Freiflächen für Sport und Spiel. 3 4 Die Forderung nach öffentlich nutzbaren Freiräumen entwickelte sich zunehmend im Kontext wachsender städtischer Bevölkerung und Verstädterung, insbesondere am Beginn des 19. Jahrhunderts. Die Idee der Volks- bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219 gärten wurde geboren. Theoretisch vorbereitet wurden sie von Christian Cay Lorenz Hirschfeld (Theorie der Gartenkunst, 5 Bände, 1779–1785) sowie von Friedrich Ludwig von Sckell (Beiträge zur bildenden Gartenkunst, 1818). Sckell definierte den Volksgarten wie folgt: „Volksgärten dienen zum Genusse der freien und gesunden Lebenslust, zum traulichen und geselligen Umgange und der Annäherung aller Stände, für das Bedürfnis aller Stände, jedes Alters, für Greise, Wiedergenesende und die zarte Jugend […] In solchen Volksgärten muß aber auch dem gesellschaftlichem Vergnügen, dem Tanze und anderen munteren Spielen stattgegeben werden, wo zugleich auch Speisen und Erfrischungen eingenommen werden können.“6 Und Hirschfeld erweiterte die Zielstellung: „Die verschiedenen Stände gewinnen, indem sie sich hier mehr einander nähern, auf der einen Seite an anständiger Sittsamkeit und scheuloser Bescheidenheit, und auf der andern an herablassender Freundlichkeit und mittheilender Gefälligkeit. Alle gelangen hier ungehindert zu ihrem Rechte, sich an der Natur zu erfreuen.“7 Sckell und Rumford gestalteten zusammen solch einen ersten Volksgarten – den Englischen Garten zu München – im Auftrage eines aufgeklärten Landesfürsten an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert, Peter Josef Lenne’ 1824–1826 den Klosterbergegarten Magdeburg erstmalig im Auftrage einer Kommune. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden in rascher Folge Volksgärten, Stadt- oder Bürgerparks in zahlreichen deutschen Städten. Sie dokumentierten das gewachsene Bürgerbewusstsein, „die Sorge für die Verschönerung und Hygiene der Städte dem Staat abzunehmen.“8 Im Zuge der weiteren Ausdifferenzierung von Freiflächen entstanden Anfang des 19. Jahrhunderts die ersten Armengärten in Kappeln (Schlei), Weimar oder Kiel 53 6 7 und infolge die ersten Schrebergärten in Leipzig. Sie entwickelten sich vorherrschend an den Stadträndern der wachsenden Städte, kompensierten die zunehmenden Frei- und Wohnraumdefizite. Friedrich Coenen arbeitete in seiner 1911 erschienenen Schrift Das Berliner Laubenkoloniewesen, seine Mängel und seine Reform die Vorteile vom Kleingarten heraus wie Erholung und körperliche Bewegung an frischer Luft, die „zufriedene, glückliche und gesunde“ und somit „leistungsfähige“9 Arbeiter bewirkte, sowie Erziehung der Kinder zur Natur. Als Ergebnis kleingärtnerischer Tätigkeit konstatierte er „eine geistige, moralische und materielle Hebung der Lage der unteren Klassen“10 und somit eine Entlastung des Etats der großstädtischen Armenlasten. Die Zeit von der Jahrhundertwende bis zum Ausbruch des 1. Weltkrieges war von einem durchgreifenden 8 54 p o9 l i - tischen, sozioökonomischen und geistig-kulturellen Wandel gekennzeichnet. Hohe Einwohnerdichten und unhygienische Wohnverhältnisse sowie sinkende Grünflächenanteile in den Städten, Armut und Unterernährung, hohe TBC-Raten und Kindersterblichkeit, zunehmende Schulunfähigkeit der Kinder waren nur einige Auswirkungen dieses Wandels, die zu intensiven Diskussionen und zur Entwicklung von visionären Konzepten des Zusammenlebens führte. Unter dem Begriff „Reformbewegung“ wurden all diese Bestrebungen zusammengefasst. Forderungen nach „Licht, Luft und Sonne“ wurden erhoben und mündeten 1913 u. a. in zwei programmatische Schriften – Der deutsche Volkspark der Zukunft. Laubenkolonie und Grünfläche von Harry Maaß und Die Gartenkultur des 20. Jahrhunderts von Leberecht Migge. Beide Schriften gaben einerseits Anregungen zur gestalterischen Aufwertung von Kleingartenanlagen. Hierzu einige Ausführungen der Autoren: „Auf die Durchsetzung und Rhythmisierung mit Großvegetation, auf die Einordnung der Lauben, auf die pflanzliche Ausbildung besonders hervorzuhebender Plätze, der Haupt- und Nebenwege wird unser Hauptaugenmerk gerichtet sein müssen. Nicht unwichtig erscheint mir ferner die Verteilung von größeren Fruchtund Zierbäumen in den einzelnen Gärten, eine nach einheitlichen Gesichtspunkten ausgeführte Gruppierung von bestimmten Baumformationen in bezug auf Wuchs, Blüten- und Laubwirkung.“11 „[…] der heutige Garten muß deshalb eine gesetzmäßige tektonische Erscheinung aufweisen, weil seine ihm eigene neue, soziale und wirtschaftliche Gesinnung nur in dieser Weise zur vollen Ausnutzung kommen kann. Infolgedessen ist mir die Übertragung der architektonischen Gesetze auf den Garten nicht bloß eine formale und gar nur ästhetische Angelegenheit. Nicht deshalb sieht mein Garten architektonisch aus, weil andere frühere Gartenepochen sich derselben Gestaltungsmittel bedient haben und der Mensch den Wechsel liebt, nicht deshalb allein, weil die Gesetzmäßigkeit und Zügelung der geometrischen Linie die stärkere rhythmische Wir- bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219 kung gegenüber der Willkür der freien verheißt – nein, die architektonische Gestaltung des Gartens ist für uns vor allem deshalb notwendig, weil sie so einfach ist. Weil ihre Elemente am leichtesten zu handhaben und von Natur aus haushälterisch sind, dass in unserem Zeitalter der Massenprobleme allein sie irgendeine Wirkung in die Breite ermöglichen: ich wünsche den architektonischen Garten aus volkswirtschaftlichen und sozialen, aus ethischen Gründen.“12 Andererseits plädierten Maaß und Migge für eine „Sozialisierung des städtischen Grüns“ als „eine der wichtigsten Aufgaben“13 der Zeit, entwickelten konzeptionelle Vorstellungen zur Vereinigung bisher separat eingeordneter Freiräume zu benutzbaren Spiel-/Innenparks und Außenparks, verbunden durch von Gärten begleiteten Promenaden. 12 10 11 Theoretisch vor dem 1. Weltkrieg vorbereitet, fanden diese Ideen nach dem Krieg praktische Umsetzung. Volksparks, zu denen nun auch Kleingärten neben sportlichen und volkspädagogischen Einrichtungen wie Gesellschaftshaus mit Versammlungsräumlichkeiten, Bibliothek, Turnsaal, Bade- und Schwimmgelegenheiten, Liegehallen, Schwimmbassins, Licht- und Luftbäder im Freien, Festplatz mit Vergnügungseinrichtungen sowie Plätze für das organisierte Spiel14 gehörten, wurden vielerorts realisiert. Herausragende Beispiele entstanden z. B. in Berlin mit dem Volkspark Rehberge (1926–1929, 89 ha).15 1930 erhob Migge die Forderung nach „Rentablen Parks“. Er führte eine mit heute vergleichbare Ausgleichslage an: bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219 „Um die gewaltig entwickelten Gartenneigungen der städtischen Bevölkerung zu befriedigen, genügt nicht nur Gartenland, sondern es ist noch ein weiteres erforderlich, das Gartengeld. […] Unsere überspannte Stadtwirtschaft bringt derzeit nur mit Mühe die Mittel auf die bestehenden Grünanlagen zu unterhalten und höchstens bescheiden auszubauen, geschweige denn, in dem erforderlichen großen Maßstabe an neue Grünentwicklungen heranzugehen. […] Es ist nicht so, dass man all dieses neue Gartengrün nun wachsen lassen kann oder nicht wachsen lassen kann – diese neuen Gärten sind typische Begleiterscheinungen des neuen Menschen und von ihm nicht zu trennen. […] All diese Gartenwünsche sind lebensnotwendige Korrelate des immer härter werdenden Stadtdaseins und müssen erfüllt werden.“16 13 Als einen möglichen Lösungsweg arbeitete er konzeptionell einen „neuen Parktyp mit eigenwirtschaftlichem Charakter“17 heraus, modellhaft den Kolonialpark für die Stadt Düsseldorf in der Golzheimer Heide mit 170 ha Wiesen, Sportplätzen, Kleingärten, Schulgärten, Kraftfahrzeugparkplätzen und Kirmesfläche. Ausarbeitungen zu Frankfurt a. M. und Berlin ergänzten die planerischen Überlegungen und mündeten in einen kämpferischen Ausruf zur rentablen Parkpolitik: 55 „Was hier vom Grün der kommenden Weltstadt Berlin gesagt ist, gilt grundsätzlich für alle Großstädte Deutschlands, ja für den kommenden Stadttypus in aller Welt. Sie alle brauchen zur Erhaltung ihres Daseins mehr Grün. Zu diesem Ziel führen aber nur zwei Wege: weniger konsumierendes, d. h. wirtschaftlich belastendes Grün, mehr produzierendes, d. h. wirtschaftlich entlastendes Grün.“18 Ab den 1920er Jahren wurden diese neuen benutzbaren Volksparks zunehmend in die im Aufbau befindlichen stadtgliedernden Freiraumsysteme eingeordnet. An dieser Stelle sei auf das bedeutsame Wirken von Martin Wagner (1885–1957) verwiesen, der ein „Beziehungssystem von ‚Besiedlungsdichte‘, ‚Wohnqualität‘ und ‚Alter der Bewohner‘ zu verschiedenen Freiflächentypen“ aufbaute und somit „erste begründete Bedarfszahlen für die unmittelbare grüne Wohnumwelt“ ableitete.19 14 innerhalb des Stadtkreises vom Tiefbauamt veröffentlicht und 1928 stellte sich der Fluss bereits „als begradigter Kanal mit gleichmäßig steilen, im unteren Teil durch Steinpackungen befestigte[n] Uferböschungen, auf beiden Ufern von schmalen Deichwegen begleitet“, dar.21 Bromme forderte mit seiner Denkschrift 1928 die Ausnutzung der Altarme zwischen neuerem und früherem Verlauf der Nidda für öffentliche und halböffentliche Erholungseinrichtungen oder für kleinere Naturschutzgebiete im Kontext des Grüngürtelausbaus. Die Flächen sollten sich bis an die Höhen der umliegenden Siedlungen erstrecken und Kleingartenkolonien, Gärtnereisiedlungen und große Nutzwiesen mit einbeziehen. Neben planmäßigem Vogelschutz, Bienen- und Fischzucht sollten Licht-, Luft-, Plansch- und Fluss-/Schwimmbäder, Spiel- und Sportwiesen entstehen. Heute gewährleistet die Niddaaue Erholungs- und Naturgenuss sowie Naturbeobachtung zugleich. Im 2. Weltkrieg und in den ersten Jahrzehnten danach galt es in beiden entstandenen deutschen Staaten, ausreichend Kleingartenland zur existentiellen Absiche16 Mit den veränderten politischen Rahmenbedingungen wandelte sich ab den 1930er Jahren auch der Volkspark. 15 17 „Formen wurden nicht nur kopiert, man verknüpfte sie auch zwangloser miteinander, bis schließlich in den späten dreißiger Jahren der Volkspark als Gesamtkunstwerk und als einheitliches soziales Programm zerfiel.“20 Trotzdem sind bedeutende große und kleine Anlagen in dieser Zeit entstanden. Hier sei z. B. auf Frankfurt a. M. oder Saalfeld (Gesamtanlage von Bergfried, Werk, Siedlung und KGA „Mauxion“) verwiesen. In Frankfurt a. M. wurde 1914 die Denkschrift über die Regulierung der Nidda 56 rung bereitzustellen. 1954 wies Reinhold Lingner in der Diskussion um den Aufbau von Stalinstadt (heute: Eisenhüttenstadt) auf die Bedeutung von Kleingärten hin, „in denen man selbst graben, pflanzen und ernten kann“, auch wenn die „bestehende Form ein typisches Produkt der Widersprüche des Kapitalismus“22 sei. Er bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219 forderte die Berücksichtigung der unterschiedlichen Anlagen und Bedürfnisse der Menschen, forderte ein Zentrum der Gartenkultur und betonte: „Die Beschränkung auf bloße Betrachtung und Benutzung von Gärten ohne aktive Einflussnahme auf die Vorgänge des Wachstums, auf die Bildung des Kulturbodens, auf die Veränderung der Umweltbedingungen, auf die Züchtung und die Verwendung der Pflanze als Gestaltungsmittel würde die Gartenkultur wertvoller Kräfte berauben. […] Der deutsche Garten ist eine so typische und populäre Kulturleistung, dass er zu einem Bestandteil der deutschen Heimat geworden ist.“23 1984 arbeitete Christine Weiske in ihrer Dissertation Heimischfühlen in der Stadt – Zur Wechselwirkung von Ortsverbundenheit und Migration. Eine soziologische Studie die konstituierenden Faktoren für Heimatgefühl, das als Relation von Lebensanspruch (historisch und sozial determiniert) und Lebenserfüllung (subjektive Fähigkeiten, den eigenen Lebensanspruch zu realisieren) charakterisiert wurde, heraus. Diese sind nach Weiske: – Wohnort in seiner Bild prägenden Bedeutung, – Wohnung/Wohnungszufriedenheit (Grad der Wohnungsausstattung, Sozialstruktur der Bewohner, Lebensalter der Bewohner, Wohndauer), – intakte Landschaft (Bindung durch Landschaft über alle sozialen Gruppen, über alle Altersgruppen und die Geschlechter gleich stark!), – genaue Ortskenntnis (Teilhaben und Eingebundensein) und Vertrautheit (Junge: Neues, An- oder Aufregendes, Informationshunger; Ältere: sprunghafte Zunahme der Bindungen nach dem 40. Lebensjahr, Suche nach geruhsamer Regeneration und Erholung), – Nachbarschaft (abhängig vom Alter), – Verwandtschaft (von relativ geringer Bedeutung), – Einkaufsmöglichkeiten (Lebensalter abhängig, stärker gebunden an gehobenen Bildungsstand), – Freunde und Bekannte (Kommunikationspartner/Vertrauenspersonen; Intensität der Bindung vom Lebensalter abhängig), – Arbeitsplatz und Beziehungen zu Kollegen (Mensch auf gesellschaftsgestaltende Aktivität ausgerichtet, Leistungs-, Kontakt- und Verdienstmotiv), kulturelles Leben und Familie von geringem Einfluß.24 Unter diesem Fokus betrachtet, sind somit beste Voraussetzungen zum Heimischfühlen städtischer Bevölkerung in den Kleingartenanlagen gegeben. Neben der baulich-räumlichen und freiraumgestalterischen Ausprägung sollte es also auch verstärkt um eine Intensivierung des Gemeinschaftslebens gehen, wie Migge bereits 1913 formulierte: bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219 „Danach käme es also zuerst darauf an, ein solches intensiveres Gartenleben zu entwickeln, zu befestigen und auszubreiten und erst in zweiter Linie darauf, bestimmte Formvorstellungen und schöngeistige Richtungen zu fixieren. […] Auf den allgemeinen und gleichen Gartenwillen kommt es an!“25 18 19 20 Im westlichen Teil Deutschlands erschienen bis in die 1980er Jahren hinein zahlreiche Schriften, die sich mit der Freiraumsicherung und der Bedeutung von Dauerkleingartenanlagen als Bestandteil der Stadtstruktur auseinandersetzten. Verwiesen sei hier nur auf Günther Grzimeks Ausführungen zur Grünplanung Darmstadt von 1965 oder Michael Lohmanns Darlegungen zur Grünplanung von 1974. Lohmann stellte auf der Basis einer Seminararbeit von N. Hofer Richtzahlen für verschiedene städtische Grünbereiche zusammen. Für Kleingärten wurde ein Mittelwert von 13 qm Kleingartenland pro Einwohner errechnet.26 1980 folgte Dietrich Garbrechts und Ulrike Matthes‘ Entscheidungshilfen für die Freiraumplanung – Planungshandbuch, in dem Kriterien zur Sicherung und Verbesserung der Voraussetzungen für die Freizeitgestaltung und Erholung im Freien erarbeitet wurden. Mit den 1970er Jahren entwickelte sich ein neuer Wertansatz gegenüber der Natur. Gesetzte Ziele konnten nicht allein mit technischen Umweltschutzmaßnahmen allein erreicht werden, Plädoyers für einen integrierten raumstrukturellen Ansatz wurden infolge der Veröffentlichungen des Club of Rome erhoben, eine ökologisch orientierte Stadt- und Raumentwicklung etablierte sich. Martin C. Neddens definierte deren Aufgaben wie folgt: „Ökologisch orientierte Stadt- und Raumentwicklung stellt sich die Aufgabe, die stofflichen und energetischen Austauschvorgänge aus allen Funktionen von 57 Siedlungskörpern in übergeordnete Kreisläufe des Naturhaushaltes derart einzufügen, daß ein ökologisches Gleichgewicht hergestellt und langfristig gewahrt wird. Unter der Bedingung, daß die Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes begrenzt ist, sind von der ökologischen Grenze her Rahmenbedingungen für die städtischen Funktionen zu formulieren.“27 nern gepflegt wird, ist wahrscheinlich ein Auslaufmodell für einige historische Parks. Stattdessen werden sich vielfältigere Garten- und Parkstrukturen entwickeln, die gartenbaulich-landwirtschaftlicher, eigenverantwortlicher, bunter und situativer sind. […]“29 21 2010 beleuchtete Jürgen Milchert das niedersächsische Kleingartenwesens und fasste seine Vision von Kleingärten im Jahr 2020 in 6 Thesen zusammen: „These 1: Die Bedeutung des Gärtnerns wird weiter zunehmend Die ‚Entkörperlichung‘ des Arbeitslebens fördert körperbetonte Freizeitaktivitäten […] These 2: Der räumliche Nahbereich gewinnt an Bedeutung Der individuelle und gesellschaftliche Lebensstil der Menschen ändert sich. […] 22 These 3: Der Kleingarten als gesundheitlicher Präventions- und Aktionsort gewinnt an Bedeutung […] Garten eine Verlockung der Stille, überschaubarer Lebensprozesse und gewohnter Rhythmen […]“28 Und gerade der Kleingarten, die Kleingartenanlage ist ein überschaubarer Bereich mit „überschaubaren Lebensprozessen“, in dem Selbstbestimmung und Selbstorganisation bestens geübt und praktiziert werden kann. Milchert setzte wie folgt fort: These 4: Über die neue Schönheit des Nutzgartens […] starker Trend zur Wiederbelebung der Nutzgartenkultur […] in immer mehr Städten […] ‚Green-Guerillas‘ […] ‚Interkulturelle‘ Gärten […] Hausgärten nehmen immer mehr die traditionellen Aufteilungsstrukturen idealtypischer Kleingartenparzellen an […] Gemüsegartenflächen, die man für einen Sommer mieten kann. These 5: Über den wichtigen gesellschaftlichen Nutzen sich verändernder Gartenästhetik Gartengestaltung als Volkskunst […] Veränderungen in den Ästhetiknormen im Bereich der gartenbezogenen Alltagsästhetik […] These 6: Neue Organisationsmodelle für das öffentliche Grün und für das Kleingartenwesen werden sich entwickeln […] Der traditionelle Stadtpark, der von den Stadtgärt- 58 bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219 Die bisherige Entwicklung ab dem 19. Jahrhundert und Ansätze zur Weiterentwicklung: Ab 19. Jahrhunderts bis zur Wende 19./20. Jahrhundert Stil/Formensprache Ein-/Zuordnung der Klein-/Gärten Ansatzpunkte für Weiterentwicklung Organische Gestaltung von Volksgärten, Stadt- und Bürgerparks Teilweise fließende Übergänge zum Landschaftsraum, aber auch isolierte städtische Lagen; Gestalterische Aufwertung der Gesamtanlage; Erhalt der Kinderspielplätze in diesen Anlagen; Prüfen der Denkmalwürdigkeit Gärten als Teil der Siedlung, als Teil der Wohnbebauung und Kleingärten am Stadtrand in formaler Gestaltung; Aus Einzelgärten zusammengesetzte Laubenkolonien; nur sächsische Anlagen mit Kinderspielplätzen im ländlichen Raum zusätzlich Grabelandparzellen; formale Gestaltung Bis zum 1. Weltkrieg Stil/Formensprache Ein-/Zuordnung der Klein-/Gärten Ansatzpunkte für Weiterentwicklung Übergang von organischer zu formaler Gestaltung; Diskussion zu Gesamtstadttkonzeptionen; Erste Volksparks im Übergangsstil (z. B Hamburg); Gestalterische Aufwertung der Gesamtanlage; Erhalt der Kinderspielplätze in diesen Anlagen; bei Innenstadtlagen Sicherung der Anlage; bei Vorhandensein von Gesamtkonzeptionen Denkmalwürdigkeit prüfen; Formale Kleingärten am Stadtrand; theoretische Zusammenführung von Volkspark- und Kleingartenidee; Diskussion zu Kleingärten in Gesamtstadtkonzeptionen, um gesamtstädtische Grünsysteme; Aus Einzelgärten zusammengesetzte Anlagen ohne Gesamtkonzeption; nur sächsische Anlagen mit Kinderspielplätzen; erste Entwürfe zur gestalterischen Aufwertung; Im ländlichen Raum zusätzlich Grabelandparzellen; formale Gestaltung; Zwischen 1. und 2. Weltkrieg Stil/Formensprache Ein-/Zuordnung der Klein-/Gärten Ansatzpunkte für Weiterentwicklung Formale Freiraumgestaltung anfangs vorherrschend; ab den 1930er Jahren wieder zunehmend organische Gestaltung; Kriegs- und Nachkriegskleingärten in der Stadt und am Stadtrand in formaler Gestaltung; Aus Einzelgärten zusammengesetzte Anlagen ohne Gesamtkonzeption; Gestalterische Aufwertung der Gesamtanlage; Erhalt der Kinderspielplätze in diesen Anlagen; bei Innenstadtlagen Sicherung der Anlage; Denkmalschutz bzw. Prüfen der Denkmalwürdigkeit, insbesondere wenn sie im Kontext von reformpädagogischen Konzepten und Siedlungsreformbestrebungen entstanden i. d. R. Denkmalschutz; Formale Kleingartenanlagen im Zuge geplanter Stadterweiterung; Gestalterische Gesamtkonzeption von aneinander gereihten Einzelgärten mit Gemeinschaftsflächen in Dauerkleingartenanlagen; Kleingärten als Teil von neuen Volksparkanlagen Kleingärten als Teil von Ringen oder Radialen; Praktische Zusammenführung von Volkspark- und Kleingartenidee; Aufbau von gesamtstädtischen Grünsystemen im ländlichen Raum zusätzlich Grabelandparzellen; teilw. Denkmalschutz z. B. Köln (Encke), teilw. Naturschutz; Sicherung und Ausbau der Anlagen im gesamtstädtischen/landschaftlichen Kontext; Nachkriegszeit bis zur Wiedervereinigung Stil/Formensprache Ein-/Zuordnung der Klein-/Gärten Ansatzpunkte für Weiterentwicklung Bis in die 1970er Jahre organische Gestaltung in öffentlichen Grünanlagen vorherrschend; ab Ende der 1970er Jahre verstärkte ökologische Orientierung; Kriegs- und Nachkriegskleingärten in der Stadt und am Stadtrand und im ländlichen Raum zusätzlich Grabelandparzellen; in der DDR: Einbindung in geplante formale Kleingartenanlagen; Aus Einzelgärten zusammengesetzte Anlagen ohne Gesamtkonzeption; Gestalterische Aufwertung der Gesamtanlage; Erhalt der Kinderspielplätze in diesen Anlagen; Schaffung von Gemeinschaftsflächen; bei Innenstadtlagen Sicherung der Anlage; Gestalterische Aufwertung der Gesamtanlage im Kontext von gewandelten Freiraumansprüchen/ Freizeitbedürfnissen und Naturauffassungen; Prüfen des Denkmalschutzes, wenn sie im Kontext von Kulturparkprojekten (NBL) entstanden sind; Sicherung und verstärkte landschaftliche/ökologische Ausrichtung; Formale Kleingartenanlagen als Teil von Bebauungsplänen im Zuge der Stadterweiterung; Gestalterische Gesamtkonzeption von aneinander gereihten Einzelgärten mit Gemeinschaftsflächen in Dauerkleingartenanlagen; Kleingartenanlagen im Kontext anderer Grün- und Freianlagen; Aufbau und Ausbau gesamtstädtischer Grünsysteme; bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219 59 Von der Wiedervereinigung bis heute Stil/Formensprache Ein-/Zuordnung der Klein-/Gärten Ansatzpunkte für Weiterentwicklung Zunehmend wieder formale Gestaltung, daneben aber auch verstärkt ökologische Ausrichtung in vielfältiger Formensprache; Vereinzelter Neubau von Dauerkleingartenanlagen im Kontext von Wohnsiedlungen, vorherrschend in Wachstumsregionen; In Innenstadtlagen eher in geplanter Aneinanderreihung von Einzelgärten und kleineren Gemeinschaftsflächen; in städtischen Randlagen dem Landschaftsraum angepasste Form von Kleingartenanlagen (vg. Steinbüchel, Leverkusen); Aus Einzelgärten zusammengesetzte Anlagen mit und ohne Gesamtkonzeption; Gestalterische Abrundung und Ergänzung; Schwerpunktsetzung auf Gemeinschaftsflächen; Leerstand mit Rück- und Umbau von Kleingartenanlagen in Schrumpfungsregionen; Ausbau gesamtstädtischer Grünsysteme; Kleingartenanlagen im Kontext anderer Grün- und Freianlagen; Zur Vereinfachung diese Aussagen in schematischer Form: Aneinanderreihung Gewachsene Struktur Linear aufgewertete Wege Geplante Struktur teil- bzw. vollständiger Rückbau im ländlichen Raum, Umbau in Stadtlagen unter Einbeziehung der Brachen im Kontext der demografischen Entwicklung; Ausbau von Gemeinschaftsflächen unter Berücksichtigung von gewandelten Freiraumansprüchen/ Freizeitbedürfnissen und Naturauffassungen; Ausbau bzw. Sicherung der gesamtstädtischen Grünsysteme bei verstärkter landschaftlicher/ökologischer Ausrichtung; Linear aufgewertete Wege Geplante Struktur Wegesysteme, erweitert um Gemeinschaftsflächen Geplante Struktur Kleingartenanlage in Volkspark Geplante Struktur Kleingartenanlage in Volkspark, eingegliedert in städtisches Grünsytem; Geplante Struktur Kleingartenanlage in Volkspark Geplante Struktur Kleingartenanlage in Volkspark, eingegliedert in städtisches Grünsytem; Geplante Struktur 60 bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219 Anregungen zur weiteren Entwicklung von KleingartenPARKs Anleihe soll zuerst bei Christian Cay Lorenz Hirschfelds Theorie der Gartenkunst genommen werden. Er arbeitete über die Analyse historischer Anlagen die wesentlichen Elemente einer Parkgestaltung heraus. Sie werden nachfolgend aufgelistet und für eine zukünftige KleingartenPARK-Entwicklung diskutiert. Im Band 1 benannte Hirschfeld: 1.Größe und Mannigfaltigkeit •Größe: Nach Angaben des Arbeitskreises „Kommunales Kleingartenwesen“ der Ständigen Konferenz der Gartenamtsleiter beim Deutschen Städtetag30 wurde im Hinblick auf eine wirtschaftliche Erschließung und Unterhaltung von Kleingartenanlagen eine ideale Größe von 50 bis 150 Gärten ausgewiesen. Kleinere Anlagen und Kleinstanlagen mit weniger als 10 Parzellen verfügen meist nicht über die wirtschaftliche Kraft, Investitionen durchzuführen bzw. Leerstände zu kompensieren. Zudem fehlen diesen Kleingartenanlagen häufig Flächen, um Gemeinschaftsanlagen zu erstellen. •Mannigfaltigkeit: Größere Anlagen sollten in Teilabschnitte (evtl. Berücksichtigung von historischen Bauabschnitten) gegliedert, verschiedenartig gestaltet und durch Baum- sowie Strauchpflanzungen/Spalieren strukturiert werden. Bei aller Verschiedenheit von Teilbereichen oder Variation der Teile sollte auf eine harmonische Verbindung besonderer Wert gelegt werden. 2.Schönheit über Proportion, Farbe, Bewegung •Proportion: Kleingartenanlagen entstanden und entstehen auf Grundstücken unterschiedlicher Größe und bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219 Zuschnitte. Langgestreckte Anlagen weisen meist höhere Erschließungsflächen auf und erscheinen für die Entwicklung von Gemeinschaftsleben ungünstiger als Anlagen mit harmonischem Grundstücksproportionen. Entsprechende Untersuchungsergebnisse dazu liegen der Autorin jedoch nicht vor. Aussagen zu Größe und Gemeinschaftsflächenanteilen von Kleingartenparks wurden dagegen von Claudia Dorsch 2008 eruiert. Sie führte aus, dass der Typus eine „Kombination von Funktionen im öffentlichen Grün aus öffentlichen und privaten Nutzungsmöglichkeiten“ aufweist. „Die Funktionen eines Kleingartenparks können erfahrungsgemäß erst ab einer Anlagengröße von etwa 2,5 Hektar und durch einen höheren Anteil an öffentlichen nutzbaren Grünflächen von ca. 30% erfüllt werden. Durch diese Richtwerte erhält er einen ausgeprägteren Erholungscharakter für die Allgemeinheit. Allerdings müssen hierzu die Hauptwege jederzeit […] öffentlich zugänglich, um zusätzliche Nutzungsangebote angereichert sein und können auch als Radwege genutzt werden.“31 •Farbe: „Das Farbempfinden eines jeden Menschen ist sehr verschieden. Jeder Mensch reagiert auf Farben psychisch, emotional und physisch ganz unterschiedlich.“ Psychologen fanden heraus, „dass die meisten Menschen positiv auf komplementäre bzw. stark kontrastierende Farben, die eine gewisse Harmonie ausstrahlen, reagieren. […] Farben können bei einem Menschen ein bestimmtes Temperaturempfinden hervorrufen. So werden die Farben Rot und Orange als warme Farben, hingegen Blau eher als kalt empfunden.“ Untersuchungen ergaben, dass ältere Menschen eher wärmere Farben bevorzugen. „Die warme Farbe erweckt den Anschein, dem Betrachter entgegenzukommen, […]. Kühle Farben hingegen lassen die Entfernung zum Betrachter größer werden. Bei einer guten Platzierung kann die Farbe Blau das Raumgefühl durch den Eindruck von Perspektive und Tiefe intensivieren.“32 Werden blaue, gelbe oder wei- 61 ße Gärten etc. Bestandteil von öffentlich zugänglichen Bereichen wird aus einem KleingartenPark ein KleinGARTENPARK. •Bewegung: Tiere, Wasser, Kinderspiel, Wolken, Wind, Regen … 3. Anmutigkeit und Lieblichkeit •Licht und Schatten: Im Herbst, Winter und Frühling werden sonnige Plätze von den Gartennutzern gesucht, im Sommer schattige Standorte. Hier ist darauf hinzuweisen, dass sich bei Einnahme einiger Psychopharmaka die Lichtempfindlichkeit erhöht. Halbschattige Bereiche, also Übergangsbereiche von Baumhainen zu Wiesenflächen weisen Untersuchungen zufolge eine sehr hohe Attraktivität auf 33, sollten in öffentlich zugänglichen Zonen entwickelt bzw. erhalten werden. •Licht und Farbe: Mit dem Klimawandel werden sich zukünftig auch in Deutschland Farbgebung und Stimmung einer Farbe unter neuen Lichtverhältnissen ergeben. Wärmere Klimazonen weisen eher ein leuchtendes Licht auf (kräftige Farben), gemäßigte Zonen eher ein gedämpftes (zarte Farben). „Hinzu 62 kommt die Veränderung des Lichtes in Abhängigkeit der Tageszeit.“34 Sinne ansprechen: „Pflanzen können nicht nur die Freude eines Menschen wecken, sie können auch unsere fünf Sinne (Sehen, Schmecken, Hören, Riechen, Fühlen) ansprechen und zu Reaktionen führen.“35 Duftgärten, Gärten mit Pflanzen zum Tasten, Streicheln und Greifen, Gärten mit Pflanzen zum Hören stellen eine reizvolle Bereicherung von Kleingartenparks dar. Zur Beobachtung verleiten: Tiere (Volieren), Wasserkaskaden etc. 4. Neuheit und das Unerwartete •Neuheit: Technische Neuerungen haben über Gartenund kleinere Haushaltsgeräte, Handys etc. Einzug in unsere Gärten gehalten. Neues kann aber auch aus Altem erwachsen, z. B. wenn aus metallenen Abfällen, Plaste oder Holz Skulpturen entstehen und unsere Gärten kunstvoll aufwerten. Auch temporäre Installationen, in Zusammenarbeit von Künstlern, Kleingärtnern und Schülern entwickelt, können Gemeinschaftsflächen neuen Reiz verleihen. bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219 •Das Unerwartete, das Überraschende: Kleingartenparks sollten eine Vielzahl von Nischen, lauschigen Winkeln zum Verstecken, Verweilen und Beobachten aufweisen. Sie können Fernsichten, aber auch Nahsichten z. z. auf Kinderspielplätze, Gesundbrunnen etc. eröffnen. Eingeordnete Spielwerke (Wassertrittsteine, Wasserspielkonstruktionen etc.) überraschen durch verspritzendes Wasser oder Töne, bereichern somit das Erleben von Jung und Alt. Zu beachten ist hierbei, dass keine Gefährdung eintritt. 5. Kontrast Erschreckendes, Widriges, Widersinniges, dann aber wieder liebliche, zierliche, wilde, melancholische Szenen – also ein Gegeneinandersetzen zu schaffen, empfiehlt Hirschfeld. Es kann dies im Kontext der Gesamtanlage entwickelt werden, aber auch von Parzelle zu Parzelle, wie der letzte Wettbewerb „Gärten im Städtebau“ eindrucksvoll offerierte. Weitere Gestaltelemente leitete Hirschfeld aus den „verschiedenen Charakteren der Landschaft und ihren Wirkungen“36 ab. Dies sind u. a.: bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219 • Ebene, Anhöhe, Vertiefungen Ebene Flächen ermöglichen ein ruhiges, verweilendes Überschauen von Szenen. Anhöhen bieten mehr Freiheit, bieten Aussichten, sind offen und luftig. Vertiefungen vermitteln Ruhe und Einsamkeit, weisen überraschende steil abstürzende Tiefen oder einladend dahin sinkende Neigungen auf. Wenn sie in einer Anlage landschaftlich gegeben sind, können Pflanzungen die Vertiefung unterstützen oder Aussichtspavillons die Anhöhe bekrönen. Ebene, Anhöhe oder Vertiefungen können aber auch künstlich geschaffen werden. Wie der Karl-Foerster-Garten in Potsdam-Bornim eindrucksvoll verdeutlicht, kann aus einem kleinen Gartenraum durch Bodenabsenkung und unterstreichende Bepflanzung optisch ein großer, reizvoller Raum werden. •Felsen Felsen werden zumeist mit Wildheit, Rauhigkeit und Härte assoziiert, können in manchen Regionen Deutschlands landschaftsprägend, in anderen selten sein. Geologische Pfade können auf Kleingartenwanderwegen entwickelt werden, geologische Fenster Kleingartenparks bereichern. Erdgeschichtliche Zusammenhänge sowie die besondere Flora und Fau- 63 norddeutscher Findlinge können dokumentiert werden. •Gehölze Laub- und Nadelgehölze: Da die meisten vorhandenen Kleingartenanlagen oder -parks in Randlagen der Städte, teilweise in, sich in die Landschaft hinausschiebenden Grünradialen befinden, sei an dieser Stelle auf eine veränderte gesetzliche Grundlage hingewiesen. Im Jahr 2009 erfolgte eine Novellierung des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatSchG, § 40) zur Verwendung einheimischer Gehölze aus regionaler Herkunft. Mit dieser neuen Rechtsgrundlage wird „sinngemäß vorgeschrieben, dass in der freien Natur kein Pflanzmaterial verwendet werden soll, das seinen genetischen Ursprung nicht in der jeweiligen Region hat.“ Die Novelle muss nun in den Bundesländern vollzogen werden, setzt eine Übergangszeit bis zum 1. März 2020. Um dies vorzubereiten, wurde eine „Arbeitsgruppe gebietseigene Gehölze“ beim Bund deutscher Baumschulen etabliert, „in der die Interessen der Naturschutz-, Forst- und Gartenbaubehörden von Bund und Ländern, der Verkehrsplanung, der Baumschulverbände und Forschung gleichberechtigt vertreten sind. Sie soll entsprechende Grundlagen und Empfehlungen für die praktikable Umsetzung erarbeiten.“ 37 Einen ersten Schritt dazu vermittelt der Leitfaden zur Verwendung gebietseigener Gehölze. Obstgehölze: Gegenwärtig läuft die Suche nach dem Ur-Apfel (Malus sieversii). Genanalysen haben ergeben, dass er der Vorfahre unseres Malus domestica ist, aus Kasachstan stammt und ein hohes Potential für neue und resistente Züchtungen (Feuerbrandresistenz) aufweist. Er verträgt + 40°C, aber auch – 40°C. Also prüfen Sie, ob Sie über solch einen, mittlerweile sehr, sehr wertvollen Baum in Ihrem Obstbaumbestand verfügen!38 na werden am Objekt erlebbar, zurückgelegte Wege Im zweiten Band seiner Theorie der Gartenkunst benannte Hirschfeld folgende Gestaltelemente: 1. Gartenplatz Zahlreiche Gartenplätze sind in historischen Konzeptionen existent. Sie weisen markante Einzelbäume, Dreieroder Vierer-Baumgruppen und Sommerblumen- oder Staudenpflanzungen auf. Sitzplätze und Brunnenanlagen runden diese kleinen Platzsituationen gestalterisch ab. Die Gartenplätze werden wiederum häufig in historischen Konzeptionen durch z. B. Kirschbaum-Reihen oder -Alleen miteinander verbunden (Endpunkte gestalterisch betonen). Geschnittene Hecken fassen un- 64 bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219 terschiedlich gestaltete Parzellen zu Einheiten zusammen. Diese Konzeptionen können auch in zukünftigen Kleingartenparks wiederbelebt werden. Ein kleines Arboretum oder ein phänologischen Garten (Widerspiegelung des Klimawandels) bieten Erleben und Bildung zugleich. Die Rose könnte auf Gartenplätzen Verwendung finden. Sie ist nach wie vor das beliebteste Gehölz, ihren Duft und ihr Aussehen erkennt Alt und Jung, auch ein an Demenz Erkrankter. 2. Laube Zur Laube gibt es eine Vielzahl an Schriften von Juristen, Architekten und Soziologen, so dass weitergehende umfangreiche Hinzufügungen nicht erforderlich erscheinen. Dem Schutz und der Erhaltung historischer Lauben sollte nach wie vor ein hoher Stellenwert zugemessen werden. Unmittelbar im Zusammenhang mit der Laube steht jedoch die Parzellengestaltung. Ein Rückgriff auf Migges Schrift Versuch für rationalisierten Gartenbau sei hierzu gestattet. In dieser Darlegung leitete er erste Grundprinzipien her, u. a. für Beete: 1,25 m breites Beet und 0,25 m breiter Weg als Grundeinheit und für die Einfriedung: u. a. Vielfaches von 1,50 m 3. Labyrinth Labyrinthe in Stein, Staude oder Hecke können durchaus eine Bereicherung eines Kleingartenparks sein. Die Größe der zur Verfügung stehenden Fläche sollte aber den Ausschlag geben, denn man sollte das Grundprinzip nicht bereits mit einem Blick erfasst und mit einem Schritt bewältigt haben. 4. Orangerie Separate Orangerien werden in Kleingartenanlagen auch zukünftig hin keine Berechtigung haben. Glashäuser an Vereinsheimen, neben kleineren Gewächshäusern auf den Parzellen, sind jedoch durchaus denkbar, zumal gegenwärtig bei den Freizeitaktivitäten wieder eine Indoorphase zu verzeichnen ist.41 Glashäuser ermöglichen einerseits eine Klimatisierung des Innenhauses, andererseits wird der Garten von außen nach innen geholt. Dies und die Intention, sich vor der mittäglichen Sommersonne zu schützen, ließ im südlichen Italien (u. a. Pompeij) reizvolle Peristylgärten und wunderschöne Wandmalereien entstehen. Vergleichbar könnten an den Wänden, sich junge Graffiti-Künstler im „Battles“ entfalten. 5. Blumen Zuerst – Wahren Sie die blühende Pracht in Ihren Gärten, in Ihrem KleinGARTENPARK! Sie öffnen damit nicht nur das Herz eines jeden Kleingärtners, sondern auch das Herz eines jeden Besuchers. Blumen weisen einen Symbolgehalt auf, den es wiederzuentdecken gilt. Sie erzählen Sagen, Märchen und mit ihnen verbinden sich viele Lebensgeschichten. Ob als flächige Pflanzungen oder Beete in den öffentlich zugänglichen Bereichen oder in den Parzellen, oder als lineare Begleitung von Wegen, ob als Sommerblumen- oder Staudenpflanzung (Steingarten, Wassergarten etc.) angelegt, sie sorgen für eine hohe Attraktivität, für eine Wiederkehr der Besucher und sind von bleibendem Erinnerungswert. Länge, längste Ausdehnung von Ost nach West.39 Ein Plädoyer hielt er für die Einordnung von Fruchtschutzmauern oder ostwestlichen Spalierwänden. Übrigens wies Migge bereits 1927 für kleinere Gärten: 3/4 Nutzgarten und 1/4 Ziergarten und für größere Gärten 2/3 Nutzgarten, 1/3 Ziergarten aus.40 bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219 6. Rasen Rasenflächen sind in Gemeinschaftsflächen und in Parzellen zu Hauf’ vertreten, werden häufig intensiv für Aktivitäten genutzt. Sonnige und 65 kann lautlos, aber dann auch laut tosend weithin zu hören sein, kann stillstehen und dann wieder mit enormer Energie ganze Berge versetzen. Keine andere chemische Verbindung fasziniert den Menschen so stark wie Wasser, ängstigt ihn aber auch zugleich. • Bäche und Flüsse: Zahlreiche Kleingartenanlagen liegen in den Auen von Bächen und Flüssen. So reizvoll auch diese Wasserlagen sind, so problematisch sind sie zugleich im Hinblick auf den Hochwasserschutz. Mit dem Klimawandel werden Starkregenereignisse und infolge Überschwemmungen der Auen häufiger zu verzeichnen sein. Weisen Kleingartenanlagen eine starke Hochwassergefährdung auf, sind in Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden Maßnahmen zur Sicherung oder zum Rückbau bzw. zum Umbau zu Retentionsflächen einzuordnen. halbschattige Lagen sind zu bevorzugen. Dort, wo die Intensität der Nutzung es zulässt, sollte eine Umwandlung in Wiese vorgenommen werden (nur noch 2–3mal Mahd pro Jahr, Heu für Kleintierhaltung zuhause oder den Reiterhof nebenan). 7. Wasser Wasser ist die einzige chemische Verbindung auf der Erde, die als Flüssigkeit, als Festkörper und als Gas vorkommt. Obwohl Wasser selbst farblos ist, weist es durch den Lichteinfall Vielfarbigkeit auf, • Teiche und Seen: Ebenfalls eine Vielzahl von Kleingartenanlagen liegt an Teichen und Seen. Während Auelagen manchmal öffentliche Durchwegungen (lokale oder überörtliche Rad- und Wanderwege) aufweisen, stehen bei Teichen und Seen häufig stärker die Forderungen nach öffentlicher Zugänglichkeit der Ufer und Durchwegung. Solche Partien sollten deshalb in Abstimmung mit den zuständigen Behörden in ganzheitliche Konzeptionen zum Aufbau eines Kleingartenparks bzw. zur Weiterentwicklung eingebunden werden. • Brunnen und Wasserspiele: Sprudelndes Wasser erzielt im Sommer Verdunstungs- und somit Abkühlungseffekte. Deshalb können Brunnen und Wasserspiele (bevorzugt Regenwassernutzung, notwendige Beschilderung) eingeordnet werden. Wird Trinkwasser verwendet, sind Genehmigungen der zuständigen Behörden einzuholen. • Kalt-/Warmwassergüsse stärken das Herz-/Kreislaufund das Immunsystem jedes Kleingärtners. Historisch gesehen, wurde das Heilmittel Wasser (Kaltwasseranstalten, Kleingartenanlagen – Licht, Luft, Sonne und gesunde Ernährung) in räumlicher Nähe zu Luftbädern, Sonnenliegewiesen und Liegehallen eingeordnet (z. B. Ilmenau). Bestehen noch solche Wechselbeziehungen/-wirkungen sind diese Intentionen fortzuschreiben. Relikte sind zu erhalten. 8. Wege und Gänge •Wege: Wege sind ein Mittel zum Zweck und sollten, soweit möglich, als unbefestigte Wege erhalten oder entwickelt werden. Barrierefreiheit ist trotzdem zu 66 bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219 gewährleisten. Dies erscheint umso dringlicher, je höher das Durchschnittsalter der Kleingärtner in der Anlage ist oder wenn Nutzungsvereinbarungen, Kooperationsbeziehungen etc. zu angrenzenden Pflegeeinrichtungen bestehen und weiterentwickelt werden sollen. •Laubengänge waren in der Renaissance-Zeit hoch geschätzt. Sie können als grüne raumfassende Elemente wieder in öffentlich zugänglichen Bereichen Einzug halten. Werden mit ihnen Raumfolgen geschaffen, können sie unterschiedliche Aktivitäten und Nutzer aufnehmen und somit gemeinschaftsfördernd wirken. Laubengänge gewähren halbschattige, kühle Sitzbereiche zum Verweilen. 2. Anordnung „Die Schönheit eines Gartens liegt nicht in einer möglichst reichen Gestaltung oder in der Mannigfaltigkeit seiner Motive, sondern in seiner Haltung. Diese Haltung ist überzeugend, wenn das jeweils gestellte Programm aus den Voraussetzungen heraus zu einem lebendigen Organismus gestaltet wurde. Die Vorstellung vom Garten soll aus der Eigenart der Landschaft, der Lage und Form des Grundstückes, der Gliederung und Architektur des Hauses und den praktischen, aus den Lebensaufgaben entwickelten Forderungen heraus, […], entstehen und eine Form gewinnen, die völlig selbstverständlich wirkt. Persönliche und von außen hereingetragenen Motive und Ideen müssen diesen Forderungen gegenüber zurücktreten.“43 – ein Plädoyer für die eigentypische Entwicklung des Standortes entsprechend den Bedürfnissen seiner Nutzer. Im dritten Band ging Hirschfeld auf folgende Punkte ein42: 1. Lage Die Ausführungen zur Gesundheit erfolgten insbesondere unter mikroklimatischen Gesichtspunkten. Reinlichkeit und Ordnung am Vereinsheim, aber auch in der Anlage werden von älteren Bürgern/Kleingärtnern hochgeschätzt. Sie heben die Attraktivität. bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219 3. Verzierung Verzierungen, Dekor, Beschilderungen etc. weisen einige historische Anlagen in Gänze oder in Relikten auf. Sie sind u. a. im Kontext des Denkmalschutzes zu sichern, zu erhalten oder ggf. zu erneuern. Beim An-/Einbringen neuer Verzierungen, Dekors, Beschilderungen etc. gilt Mies van der Rohes allgemein bekannter Aus- 67 spruch – „weniger ist mehr“. Sie sollten zurückhaltend eingeordnet und eher die Gesamtkonzeptionen unterstützend gestaltet werden. 4. Tempel, Grotten, Einsiedeleien, Kapellen, Ruinen Die oben aufgeführten Baulichkeiten werden kaum in einem Kleingartenpark eine Baugenehmigung erhalten. Es soll aber an dieser Stelle auf, im Kontext von historischen Gesamtkonzeptionen realisierte Aussichtspavillons verwiesen werden. Sie sind manchmal Teil von Kleingartenanlagen, manchmal befinden sie sich in unmittelbarer Nachbarschaft. Sie wurden auf Bergspornen (z. B. Saalfeld) oder auf Anhöhen in Stadtrandlage eingeordnet. Sie sind beliebte Anlaufpunkte bei Tages- und Wochenendwanderungen. Allerdings weisen sie häufig einen erheblichen Sanierungsstau auf. Bürgerschaftliche Mitwirkung ist zusammen mit der kommunalen Verwaltung gefragt, um diese besonderen, teilweise unter Denkmalschutz stehenden Baulichkeiten für die nachfolgenden Generationen zu erhalten. 5. Ruhesitze, Brücken, Tore • Ruhesitze in sonnigen und halbschattigen Lagen sollten in ausreichender Anzahl in Kleingartenparks eingeordnet werden, in lauschigen Nischen oder Winkeln mit Fern- und Nahsichten. Müllbehälter sind zur Gewährleistung der Sauberkeit ergänzend vorzusehen. Daneben können aber auch Wettersäulen oder Trinkbrunnen ihren Standort erhalten. • Brücken, Holzstege und Holzplateaus können Wasserflächen „benutzbar“ machen, besinnliches Verweilen ermöglichen oder schnelles funktionales Queren von Gewässern gewährleisten. Sie weisen wie Wasser eine hohe Attraktivität auf. • Tore und Türen: Für Ruth Amman markieren Tore und Türen Übergänge von einem Raum zu einem anderen, markieren den Übergang von der Strasse zum Garten, vom Garten zum Haus, vom öffentlichen Raum zur Privatheit, von der Umwelt zum „individuellen, see- 68 lischen Bilderreichtum jedes Einzelnen“.44 Doch Tore und Türen stehen offen oder öffnen sich, sind also keine scharfen, abrupten Übergänge, sondern es erfolgt ein Hin- und Her- und ein Ineinanderfließen von Außen- und Innenwelt, vorausgesetzt die Hecken sind nicht zu hoch. Nach Amman existiert die äußere Welt nicht getrennt „von der inneren, sondern dass es eine Welt dazwischen gibt, wo sich beide sozusagen übereinander schieben und verbinden.“45 Tore und Türen sollten Markenzeichen des Kleingartenparks oder einer Parzelle sein. Sie können mit pflanzlichen (Baum-/ Strauchtore, besondere Pflanzflächen) oder baulichen Elementen (Rahmen, Torbauten etc.) kennzeichnend gestaltet werden, was sich auch in den Web-Auftritten der Vereine widerspiegeln sollte. Sie sind ein-/prägende Eingänge in die Kleingartenwelt. 6. Statuen, Monumente und Inschriften Sie können Bezug nehmen auf bedeutende Persönlichkeiten oder historische Ereignisse, die im Kontext der Kleingarten- oder Ortsentwicklung stehen. Gültige Gestaltungsvorschriften (z. B. Weimar) sind zu berücksichtigen. bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219 Im vierten Band der Theorie der Gartenkunst präsentierte Hirschfeld: „Gärten nach dem Unterschied des Klimas“46: 1. Berggarten 2. Talgarten 3. Waldgarten „Gärten nach dem Charakter der Gegend“47: 1. angenehmer, munterer, heiterer Garten 2. romantischer Garten 3. sanftmelancholischer Garten 4. feierlicher Garten „Gärten nach dem Unterschied der Jahreszeiten“48: 1. Frühlingsgarten 2. Sommergarten 3. Herbstgarten 4. Wintergarten „Gärten oder Szenen nach den Tageszeiten“49: 1. Morgengarten oder Morgenszene 2. Mittagsgarten oder Mittagsszene „Eine Pflanzung mit warmen harmonischen Farben kommt eher am Morgen oder in der Abendsonne zur Geltung. Anders der blaugestaltete Garten, dieser entfaltet seine Pracht erst zur Mittagszeit.“50 „Gärten nach dem verschiedenen Charakter ihrer Besitzer“51: In Kleingartenanlagen sind tätig52: •E rstens Kleingärtner, die dem Hochkulturschema zu zuordnen sind, die an Buchlesungen teilnehmen oder selbst ein ‚gutes Buch’ im Garten lesen, die Theater- und Konzertveranstaltungen besuchen, die regelmäßig sportliche Aktivitäten ausüben und ihren Genussmittelkonsum und ihre Ernährungsweise kontrollieren, die gesundheitsfördernde Verhaltensweisen praktizieren und deshalb den Kleingarten wählten..53 • Zweitens Kleingärtner, die dem Trivialschema zu zuordnen sind, die eine Vorliebe für Heimatfilme, für Volksmusik und deutsche Schlager entwickeln, die sich den Genüssen des Lebens hingeben, ‚gut’ essen und trinken sowie systematische sportliche Betätigung nicht als unbedingt notwendig ansehen, aber unter gesundheitlichen Beeinträchtigungen leiden, die durch die Gartenarbeit im Kleingarten gemildert werden. Diese Verhaltensweisen steigen mit dem Alter und sinken mit dem sozialen Status54 und bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219 • drittens Kleingärtner, die dem Spannungsschema zu zuordnen sind, die eine Vorliebe für Rock- und Popmusik haben, Kinos und Diskotheken besuchen, die dem Ausgehen und einem hohen Grad an Abwechslung – also Action – bedürfen, die eine hohe Erlebnisqualität einfordern. Das Alter spielt hierbei eine große Rolle, wobei es eher darauf ankommt, wie alt man sich fühlt als wie alt man ist. Der Körper erlangt eine besondere Bedeutung. Aussehen und Fitness werden gepflegt, aber Rauchen und Alkoholgenuss in gleicher Weise. Die körperliche Gesundheit wird beeinflusst.55 Die Übergänge vom Hochkultur- zum Trivial- und/oder Spannungsschema dürften im Kleingartenwesen nicht so stark ausgeprägt sein wie in den anderen Lebenswelten der deutschen Gesellschaft. Aus den beschriebenen drei alltagsästhetischen Schemata lassen sich folgende soziale Milieus im Kleingartenwesen herleiten: •Das Niveaumilieu, welches sich am Hochkulturschema ausrichtet, in dem ältere Personen mit hoher Bildung, in gehobenen beruflichen Positionen und mit einem überdurchschnittlich hohen Einkommen vereint sind. Mitglieder dieses Milieus grenzen sich deutlich von den anderen Milieus innerhalb der Kleingartenanlage ab. Ihre Gärten und Lauben sehen aus, als wären sie den Hochglanzzeitschriften entsprungen, und tendieren zum Erholungsgarten. Über kurz oder lang werden sich aber diese Mitglieder, insbesondere in den neuen Bundesländern Deutschlands, aus dem Kleingartenwesen verabschieden.56 • Das Integrationsmilieu, dass sich durch eine gemäßigte Nähe zum Hochkultur- und zum Trivialschema auszeichnet, aber Distanz zum Spannungsschema wahrt. Es ist ein Milieu des ‚Durchschnitts’, der gediegenen Mittellage, das ältere Personen mit mittleren Positionen in der Angestellten- und Beamtenschaft vereint. Dieses Milieu bleibt dem Kleingartenwesen erhalten, wird aber unter Berücksichtigung der sich gegenwärtig abzeichnenden Tendenz an Quantität verlieren.57 • Das Harmoniemilieu, das dem Trivialschema nahe steht, Distanz zu den anderen Schemata wahrt und sich durch „Gemütlichkeit als Genussform, Harmonie als Lebensphilosophie“ auszeichnet. Es wird die Traditionen des Kleingartenwesens fortsetzen. Nutz- und Ziergarten halten sich die Waage, Erholungszwecke werden gewährleistet. Getragen wird dieses Milieu von älteren Personen in den unteren Berufsgruppen mit geringer Bildung und Einkommen. 58 69 • Das Selbstverwirklichungsmilieu, weist eine Nähe zum Hochkulturschema und eine Distanz zum Trivialschema auf, unterscheidet sich aber durch die gleichzeitige Nähe zum Spannungsschema. Dieses Milieu vereint jüngere Mitglieder sehr hoher Bildung. Sie stehen am Anfang ihrer beruflichen Karriere, die auf gehobene Positionen ausgerichtet ist. Sie experimentieren im Kleingarten, sind stark ökologisch orientiert, beteiligen sich an der Diskussion um das Aussehen zukünftiger Lauben und Gärten. Sie sind die Träger einer sich neu entwickelnden Eventkultur im Kleingartenwesen59 und last but not least • das Unterhaltungsmilieu, Ihm gehören eher jüngere, weniger gut gebildete und häufiger manuellen Berufen nachgehende Personen an. Es bedient sich solcher Erlebnisangebote, die reines Aktiviert-Werden ohne ästhetische Dekodierungsarbeit verheißen und sie verwenden oft Unterhaltungsmaschinen. Sie nutzen häufig den auf sie überkommenen Kleingarten, ohne ihn zu verändern und pflegen ihn mit mäßigem Aufwand. Er ist für sie Aktionsrahmen ohne Aktionsfeld zu sein.60 „Gärten, deren Charakter von besonderen Bestimmungen abhängig ist“61: 1. Volksgärten 2. Gärten bei Akademien: Denkbar wären kleine „botanische Gärten“, die Standortansprüche und Pflanzenvielfalt der Heimatländer von Migranten verdeutlichen oder Präsentationen von Liebhabereien (z. B. Kakteen, fleischfressende Pflanzen). Daneben könnten aber auch Garten- und Kulturauffassungen materialisiert werden (z. B. Bau eines persischen oder chinesischen Gartens und dazu Kunstausstellungen, Buchlesungen und Konzerte, Speis‘, Trank und Tanz). 70 3. Gärten bei Klöstern, Klostergärten, Kräutergärten: hier könnte auch ein Bezug zur klösterlichen Temperamentelehre hergestellt werden.62 4. Gärten bei Hospitälern 5. Gärten bei Gesundheitsbrunnen (z. B. Nordhausen, Ilmenau, Weimar) 6. Gärten bei Begräbnisstätten „Gartenmäßige Verschönerung einzelner Teile eines Landsitzes“63: 1. Vorplatz vor dem Vereinsheim 2. Feldspazierwege: Sie eignen sich bestens zum Aufbau von Kleingartenwanderwegekonzeptionen (z.B. Erfurt) und werden häufig von Obst- und Feldgehölzen in Reihe oder als Allee begleitet. Als Reminiszenz sei auch an den „Alten Fritz“ erinnert, der im Brandenburgischen insbesondere Maulbeerbäume für die Seidenraupenzucht setzen ließ. Bitte beachten Sie also regionale Besonderheiten! 3. Tiergarten 4. Dörfer 5. Meiereien 6. Landstraße: Generell sollten an den Erschließungsstraßen/ -wegen Flächen des ruhenden Verkehrs eingeordnet werden, auch wenn öffentliche Verkehrsmittel zu bevorzugen sind. Die Darlegungen waren als Anregung gedacht, sollten Ihren Blick schärfen für besondere schlummernde Gesamtkonzeptionen, sollten Ihnen aber auch Ansätze bieten, für Entwicklung aus dem noch so kleinen vorhandenen Detail heraus etwas Großes werden zu lassen. Ein Zitat von Leberecht Migge zum Abschluss: „Gartenform entsteht und wächst (wie jede Form)zu jeder Zeit. Wir selbst können nur wenig dazu tun,außer, bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219 daß wir schaffen. Den Dingen Bewegung verschaffen heißt, sie befreien und damit zu neuen Form reif machen. Keine alte Form wollen bedeutet also vielleicht schon: neue Form hervorbringen.“64 Textquellen 1MAASZ, HARRY (1926): Kleine und große Gärten, Trowitzsch & Sohn, Frankfurt/Oder 2Ebenda, S. 20 3 Ebenda, S. 20 4 SCHUMACHER, H.; GLABAU, L.; RIMBACH, D. (2006): Expose zum Forschungsprojekt „Gärten im Film“, unveröffentlicht 5 BUTTLAR, ADRIAN von (1989): Der Landschaftsgarten. Gartenkunst des Klassizismus und der Romantik, DuMont, Köln, S. 9 6 GASSNER, EDMUND; GÖTTLICHER, MANFRED (1981): Gärten im Städtebau. Dokumentation zum 1.14. Bundeswettbewerb, C. F. Müller, Karlsruhe, S. 15 7HIRSCHFELD, CHRISTIAN CAY LORENZ (1985): Theorie der Gartenkunst, Georg Olms, Hildesheim/ Zürich/New York, 5. Band, S. 68/69 8MAAS, INGE (1981): Vom Volksgarten zum Volkspark – Aus der Geschichte des demokratischen Stadtgrüns, in: Andritzky, Michael; Spitzer, Klaus (1981): Grün in der Stadt, Rowohlt, Reinbek, S. 22 9COENEN, FRIEDRICH (1911): Das Berliner Laubenkoloniewesen seine Mängel und seine Reform, Vandenhoek & Ruprecht, Göttingen, S. 8 10Ebenda, S. 9 11MAASZ, HARRY (1913): Der deutsche Volkspark der Zukunft. Laubenkolonie und Grünfläche, Trowitzsch & Sohn, Frankfurt a. d. Oder, S. 18 12MIGGE, LEBERECHT (1913): Die Gartenkultur des 20. Jahrhunderts, Diederichs, Jena, S. 66 13Ebenda, S. 28 14 vgl. WIEGAND, HEINZ (1982): Entwicklung des Stadtgrüns in Deutschland zwischen 1890-1925 am Beispiel der Arbeiten von Fritz Enckes, in: Geschichte des Stadtgrüns, Patzer Verlag, Berlin/Hamburg, Bd. II, S. 90 15 vgl. MAAS, INGE (1981): Vom Volksgarten zum Volkspark – Aus der Geschichte des demokratischen Stadtgrüns, in: Andritzky, Michael; Spitzer, Klaus (1981): Grün in der Stadt, Rowohlt, Reinbek, S. 27 16 MIGGE, LEBERECHT (1930): Rentable Parks, in: Zentralblatt der Bauverwaltung 4, S. 93 17Ebenda, S. 94 18 MIGGE, LEBERECHT (1930): Weltstadt-Grün. Ein Aufruf zur rentablen Parkpolitik, in: Wasmuths Monatshefte, Baukunst & Städtebau, Wasmuth A-G., Ber- bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219 lin/Wien/Zürich, S. 248 19SCHINDLER, NORBERT (1986): Zwei große „Baumeister“ – Martin Wagner und Walter Grpius. Zu zwei Gedächtnisausstellungen in Berlin 1985/1986, in: Neue Landschaft 31, S. 100 20 MAAS, INGE (1981): Vom Volksgarten zum Volkspark – Aus der Geschichte des demokratischen Stadtgrüns, in: Andritzky, Michael; Spitzer, Klaus (1981): Grün in der Stadt, Rowohlt, Reinbek, S. 34 21 BROMME, MAX (1928): Die Erhaltung der alten Nidda. Denkschrift über die landschaftliche Ausgestaltung der Ufer an der alten und neuen Nidda, die Sicherung der Altarme und den Ausbau der Niddabäder bei Rödelheim, Hausen, Praunheim und Eschersheim, Frankfurt a. M., S. 7 22LINGNER, REINHOLD (1954): Gärten in Stalinstadt, in: Probleme der Gartenarchitektur, Hrsg. Deutsche Bauakademie, Sonderheft Deutsche Architektur, Henschelverlag, Berlin, S. 45 23Ebenda, S. 23 24 WEISKE, CHRISTINE (1984): Heimischfühlen in der Stadt – Zur Wechselwirkung von Ortsverbundenheit und Migration. Eine soziologische Studie, Dissertation FSU Jena, S. 68-104 25MIGGE, LEBERECHT (1913): Die Gartenkultur des 20. Jahrhunderts, Diederichs, Jena, S. 150 26 LOHMANN, MICHAEL (1974): Grünplanung, in: PEHNT, WOLFGANG (Hrsg.): Die Stadt in der Bundesrepublik Deutschland. Lebensbedingungen. Aufgaben. Planung, Reclam, Stuttgart, S. 207 27NEDDENS, MARTIN C. (1986): Ökologisch orientierte Stadt- und Raumentwicklung, Bauverlag, Wiesbaden, Berlin, S. 11 28MILCHERT, JÜRGEN (2010): Kleingärten im Jahre 2020 – eine Vision, über: http://www.gartenfreundeniedersachsen.de/Handout.pdf, S. 13/14 29Ebenda, S. 14/15 30Ständige Konferenz der Gartenamtsleiter beim Deutschen Städtetag (2005): Kleingärten im Städtebau – Das Kleingartenwesen als Teil der Stadtentwicklung, Arbeitskreis Kommunales Kleingartenwesen, Hamburg, über: http://www.galk.de/arbeitskreise/ak_klgwesen/down/klg_staedtebau_050823_061216.pdf, S. 22 31DORSCH, CLAUDIA (2008): Weiterentwicklung der Kleingartenanlagen an der Hansastraße Dresden zu einem Kleingartenpark, Diplomarbeit TU Dresden, S. 3/4 32 SCHOOR, LILLIAN (2009): Freiraumplanerischer Entwurf zu den Außenanlagen der Einrichtung „Lebenshilfe Werk Weimar/Apolda“ in Egendorf bei Blankenhain, Diplomarbeit FH Erfurt, 66/67 33DAVID, FRANZISKA (2005): Naturerleben von Sehgeschädigten und daraus abgeleitete Planungsansät- 71 ze im Raum Ohrdruf, Diplomarbeit FH Erfurt, S. 70 34 SCHOOR, LILLIAN (2009): Freiraumplanerischer Entwurf zu den Außenanlagen der Einrichtung „Lebenshilfe Werk Weimar/Apolda“ in Egendorf bei Blankenhain, Diplomarbeit FH Erfurt, S. 67 35Ebenda, S. 62 36HIRSCHFELD, CHRISTIAN CAY LORENZ (1985): Theorie der Gartenkunst. Georg Olms, Hildesheim/ Zürich/New York, 1. Band, S. 186 37BMUNR (2011): Leitfaden zur Verwendung gebietseigener Gehölze, über: http://www.bund-deutscherbaumschulen.de/fileadmin/Download/Extern/leitfaden_gebietseigen_bmu.pdf, S. 1 38SF VIDEOPORTAL (13.10.2011): Malus Sieversii: Der Ur-Apfel aus dem Garten Eden Kasachstan, über: http://www.videoportal.sf.tv/video?id=3861896c-eeec-4a4e-8b7c-b24b974ca811 39MIGGE, LEBERECHT (1927): Versuch für rationalisierten Gartenbau, in: Siedlungs-Wirtschaft 2, S. 11 40Ebenda, S. 12 41vgl. STIFTUNG FÜR ZUKUNFTSFRAGEN (2010): Alltag in Krisenzeiten: Mehr „Freizeit dahein“, in: Stadt und Raum 4, S. 204 42HIRSCHFELD, CHRISTIAN CAY LORENZ (1985): Theorie der Gartenkunst, Georg Olms, Hildesheim/ Zürich/New York, 3. Band, ab S. 8 43VALENTIN, OTTO (1938): Gärten, in: Gärten und Gemälde von Otto Valentien, Garten + Landschaft 10/1982, S. 760 44 AMMANN, RUTH (2006): Von Gärten und Zwischenwelten. Zur Psychologie des Gartens, Wolfbach Verlag, Zürich, S.18 45Ebenda, S. 20 46HIRSCHFELD, CHRISTIAN CAY LORENZ (1985): Theorie der Gartenkunst, Georg Olms, Hildesheim/ Zürich/New York, 4. Band, ab S. 27 47Ebenda, S. 38 48Ebenda, S. 39 49 HIRSCHFELD, CHRISTIAN CAY LORENZ (1985): Theorie der Gartenkunst. Georg Olms, Hildesheim/ Zürich/New York, 5. Band, S. 3 50 SCHOOR, LILLIAN (2009): Freiraumplanerischer Entwurf zu den Außenanlagen der Einrichtung „Lebenshilfe Werk Weimar/Apolda“ in Egendorf bei Blankenhain, Diplomarbeit FH Erfurt, S. 67 51HIRSCHFELD, CHRISTIAN CAY LORENZ (1985): Theorie der Gartenkunst. Georg Olms, Hildesheim/ Zürich/New York, 5. Band, S. 26 52 Nachfolgende Ausführungen wurden entnommen aus: KRAUSE, GERLINDE (2008): Anpassung der Kleingartenfunktion an die sich wandelnden gesellschaftlichen Bedürfnisse, mit besonderer Berücksichtigung der Gesundheit, Vortrag auf dem 35. Internationalen Kongreß des Office International du Coin 72 de Terre et des Jardins Familiaux in Krakow/Polen, unveröffentlicht 53WOLF, C. (2003): Soziale Ungleichheit, Krankheit und Gesundheit, über: www.uni-koeln.de/wiso-fak/ fisoz/Forschung/SUKUG/SUKUG%20Endbericht. pdf, Köln. S. 11/12 54Ebenda, S. 12 55Ebenda, S. 12 56Ebenda, S. 14 57Ebenda, S. 14 58Ebenda, S. 14 59Ebenda, S. 14 60Ebenda, S. 14/15 61HIRSCHFELD, CHRISTIAN CAY LORENZ (1985): Theorie der Gartenkunst, Georg Olms, Hildesheim/Zürich/New York, 5. Band, ab S. 68 62vgl. KRAUSE, ANGELIKA (2012): Die Heilkräuter des Fastens, in: LandIDEE 2, S. 48-57 63HIRSCHFELD, CHRISTIAN CAY LORENZ (1985): Theorie der Gartenkunst, Georg Olms, Hildesheim/Zürich/New York, 5. Band, ab S. 120 64MIGGE, LEBERECHT (1928): Form der Kleingärten, in: Die Form. Stimme des Deutschen Werkbundes 3, S. 134 Abbildungsquellen: 1 Das Paradiesgärtlein eines oberrheinischen Meisters des frühen 15. Jahrhunderts gibt einen Hinweis auf Pflanzen, die in den spätmittelalterlichen Gärten Europas anzutreffen waren, in: JOYCE, DAVID (1986): Grosse Gärten der Welt, Stedtfeld, Münster, S. 17 2Der Botanische Garten in Leiden wurde 1587 als Heilpflanzen-Garten gegründet und von Clusius seit 1594 in einen Botanischen Garten umgewandelt, ebenda, S. 36 3Leopold III. Friedrich Franz Fürst und Herzog von AnhaltDessau (1740-1817), über: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/6/68/LeopoldIIILisiemsky.jpg 4Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff (17-36-1800), über: http://de.wikipedia.org/W/index.php?title=Datei:Friedrich_ Wilhelm_vonErdmannsdorff.jpg&filetim 5Im Handwerksunterricht des Philanthropins gefertigte Modelle von Turngeräten, in: HIRSCH, ERHARD (1985): Dessau-Wörlitz. Aufklärung und Frühklassik, Koehler & Amelang, Leipzig, S. 93 6Englischer Garten/ München, Monopteros (1836), in: BUTTLAR, ADRIAN von (1989): Der Landschaftsgarten. Gartenkunst des Klassizismus und der Romantik, DuMont, Köln, S. 103 7 Magdeburg, Volksgarten Kloster Berge; 1824, in: GÜNTHER, HARRI (1985): Peter Josef Lenne’. Verlag für Bauwesen, Berlin, S. 129 8Spielplatz und Vereinshaus des 1884 gegründeten heutigen Leipziger Kleingärtnervereins „Schreber-Hauschild“ e. V., in: Katsch, Günter; Walz, Johann B. (1996): Kleingärten und bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219 Kleingärtner im 19. und 20. Jahrhundert, Jütte, Leipzig, S. 102 9Kleingärtner zimmerten aus allen nur denkbaren Materialien Behausungen, wenn sie ihre Wohnungen nicht mehr bezahlen konnten und auf’s Grundstück ziehen mussten, in: Warnecke, Peter (2001): Laube Liebe Hoffnung, Wächter, Berlin, S. 57 10Muster=Kleingarten, in: MIGGE, LEBERECHT (1927): Der technische Gartentypus unserer Zeit, in: Gartenschönheit 2, S. 36 11Kleingarten (III), ebenda, S. 37 12Volkspark Rehberge, Gesamtplan, E. Barth, Mai 1927, M. 1:2000 (i.O.), in: LANG, DIETMAR; WENZEL, JÜRGEN (2005): Heimat, Natur und Weltstadt. Leben und Werk des Gartenarchitekten Erwin Barth, Koehler& Amelang, Leipzig, S. 355 13 Kleingartentypen für die Kleingartendauerkolonie am Volkspark Rehberge, E. Barth, März 1928, M. 1:200 (i.O.), ebenda, S. 354 14 Freiflächenschema für Berlin und Umgebung, Amt für Stadtplanung, ebenda, S. 328 15Golzheimer Heide, in: MIGGE, LEBERECHT (1930): Weltstadt-Grün. Ein Aufruf zur rentablen Parkpolitik, in: Wasmuths Monatshefte, Baukunst & Städtebau, Wasmuth A-G., Berlin/Wien/Zürich, S. 241 16 Lauben während der Bauphase, ohne Aufnahmedatum, in: RÖSNER, LISA (2010): Mauxion – Kleingartensiedlung. Denkmalpflegerische Bestandsaufnahme und Bewertung der Anlage, Konkretisierung der denkmalpflegerischen Zielstellung sowie Erhaltungs- und Gestaltungsempfehlungen, BA-Abschlussarbeit FH Erfurt, S. 19 17Laube im Garten Rübezahl, ohne Aufnahmedatum, ebenda, S. 20 18Bohnenpflanzung auf dem Wilhelmplatz in Potsdam, in: Warnecke, Peter (2001): Laube Liebe Hoffnung, Wächter, Berlin, S. 172 19 Plan eines Wohngebietes- und Kleingartenparks, Bebauungs- und Freiflächenkonzeption für die Stadt Magdeburg (1977), in: Katsch, Günter; Walz, Johann B. (1996): Kleingärten und Kleingärtner im 19 und 20. Jahrhundert, Jütte, Leipzig, S. 265 20Grzimek, Günther (1965): Grünplanung Darmstadt, Roether, Darmstadt, S. 86 21Lageplan der Kleingartenanlage Steinbüchel“ in Leverkusen, Foto der Autorin, 2010 22Blick von der Kleingartenanlage „Steinbüchel“ auf mehrgeschossige Wohnbebauung von Leverkusen, Foto der Autorin, 2010 Nachfolgende Abbildungen Fotos der Autorin, 2010 bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219 73 Jenseits des Gartenzauns Manfred Weiß Landesverband Braunschweig der Gartenfreunde e. V. nicht aus eigener Kraft lösen. Wir sind auf die Unterstützung von Politik und Verwaltung angewiesen. Um die Unterstützung der Gesellschaft zu erhalten, müssen wir aber deutlich machen, wie wichtig Kleingärten und Kleingärtnervereine für die Gesellschaft sind. Nur so können wir Verständnis und Unterstützung bei der Lösung unserer Probleme erwarten. Die gartenfachliche Kompetenz unserer Organisation und die ökologische Bedeutung der Kleingartenanlagen in den Städten werden inzwischen weitgehend anerkannt. Das weite Feld der sozialen Leistungen die fast unbemerkt in den Vereinen erbracht werden, nimmt dagegen kaum jemand zur Kenntnis. Kleingarten ist mehr als Obst und Gemüse Das Kleingartenwesen ist im Laufe von fast 200 Jahren stets dem gesellschaftlichen Trend gefolgt. Es hat sich ständig weiter entwickelt und sich dabei den jeweiligen Lebensbedingungen der Menschen angepasst. Vor 100 Jahren wollten viele Menschen ein Stück Land pachten, um Gemüse und Obst zur Versorgung der Familien anzubauen. Es gab mehr Bewerber, als Gartenfläche zur Verfügung stand. Für die Menschen in den Städten, die ihren Lebensunterhalt in Fabriken bestritten und in kleinen, dunklen, überbelegten Wohnungen oder sogar in der Gartenlaube hausten, war der kleine Garten ein Stück Freiheit. Über die Reichspachtlandverordnung im Jahr 1921 und das Bundeskleigartengesetz 1983 haben sich die Kleingärtner eine Sicherheit in Bezug auf Pachtpreisobergrenze, Kündigungsschutz und Entschädigungsgarantie erkämpft. Probleme, die unsere Vorfahren vor 100 Jahren hatten, kennen wir heute so nicht mehr. Der Kleingarten ist heute ein Freizeitangebot unter vielen anderen. Die Vereine kämpfen zurzeit nicht darum neue Pachtflächen zu bekommen, sie kämpfen in vielen Teilen unseres Landes darum, die durch Generationswechsel oder Wohnungswechsel entstehenden freien Gärten an Nachpächter zu vergeben. In den großen Städten, besonders in Berlin dagegen wird versucht, Kleingartenanlagen in zentralen Wohngebieten, wo große Nachfrage nach Gärten besteht, einer anderen Nutzung zuzuführen, das Gelände für Wohn- oder Industriebebauung zu nutzen. In beiden Fällen können wir Kleingärtner die Probleme 74 Es gibt viele Projekte, bei denen in den Anlagen freie Gärten für Schulen oder Kindergärten zur Verfügung gestellt werden und die Kinder wenn sie in die Anlagen kommen, von den Kleingärtnern betreut werden. Es gibt aber auch Projekte, bei denen unsere Gartenfreundinnen und Gartenfreunde außerhalb der Kleingartenanlagen tätig sind und dort ihre gartenfachliche und soziale Kompetenz zum Wohle der Allgemeinheit einbringen. Dadurch wird unser Engagement für die Menschen vor Ort auf einer weiteren Ebene bekannt gemacht und von den Bürgern anerkannt. Beispiel 1: Neuanlage und Betreuung eines Schulgartens auf dem Gelände der Hauptschule des Schulzentrums Heidberg. Im Gegensatz zum Freistaat Sachsen sind die Themen Garten, Umwelt und Naturerziehung Niedersachsen nicht im Lehrplan der Schulen enthalten. In einigen Schulen wurden aber in den 60 er Jahren Schulgärten angelegt, die in den letzten 15–20 Jahren, weil die Schulleitung bzw. der Lehrkörper kein Interesse daran hatten, nicht mehr genutzt wurden und verwilderten. So eine Fläche war auch an der Hauptschule Heidberg vorhanden. Der stellv. Schulleiterin war diese Fläche aufgefallen und sie wollte diesen ehemaligen Schulgarten wieder gärtnerisch im Rahmen von Schüler AG‘s nutzen. Voraussetzung dafür war, dass die Fläche wieder urbar gemacht wurde. Ihre Versuche diese Arbeiten durch den Fachbereich Stadtgrün oder mit Mitteln der Schulbehörde ausführen zu lassen sind jedoch gescheitert. Ihr letzter Gedanke war dann, die Kleingärtner um Hilfe zu bitten. Die Anfrage beim Landesverband wurde positiv aufgenommen. Der örtliche Bezirksvorstand stand der Anfrage ebenfalls positiv gegenüber. Um festzustellen, was denn überhaupt zu tun ist, haben sich die beiden Bezirksfachberater die Örtlichkeit erst einmal angesehen. bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219 Nichts deutete darauf hin, dass hier einmal Obst, Gemüse oder sonstige Kulturpflanzen angebaut wurden, Wildwuchs, Wühlmäuse und die lieben, kleinen, possierlichen Karnickel, hatten den „Garten“ in Beschlag genommen. Es war ihr Revier. Die Neuanlage eines Gartens wäre einfacher gewesen, als diesen ehemaligen Garten zu rekultivieren. Es war sehr viel Arbeit zu leisten. Ein Aufruf bei den umliegenden Kleingärtnervereinen hatte Erfolg. Es meldeten sich 17 Gartenfreundinnen und Gartenfreunde, die im Juni 2008 begannen, die Brachfläche zu bearbeiten. Nach 150 Arbeitsstunden war wieder ein Garten zu erkennen, der dann von den Schülern der ersten Garten AG bewirtschaftet wurde. Dabei wurden sie wiederum von Gartenfreunden des Bezirks betreut. Am Jahresende wurden schließlich insgesamt 250 ehrenamtlich geleitete Arbeitsstunden gezählt. Am 8. September 2008 wurde im Rahmen einer Festveranstaltung der Schule ein Kooperationsvertrag zwischen Landesverband und Schule geschlossen, der die weitere Zusammenarbeit regelt. Die Zusammenarbeit geht inzwischen in die 5. Gartensaison und es sind immer noch Gartenfreunde der ersten Stunde bereit, den Garten mit immer wieder neuen Schülern in den Garten AGs zu betreuen. Die in den Wintermonaten angefertigten Nisthilfen wurden 2011 im und um den Garten aufgehängt und Ende September auf Belegung überprüft. Beispiel 2: Im Bereich des LV Braunschweig gibt es mehrere Vereine, die für KITAS in der Nachbarschaft Parzellen als KinderGärten zur Verfügung stellen, pflegen und die KITA Gruppen betreuen. Über die Kinder erfahren dann auch deren Eltern von den Erlebnissen und dem Spaß im Kleingarten. In einem zum Teil sozial kritischen Stadtteil Braunschweigs, dem westlichen Ringgebiet, das dem Sanierungsprogramm Soziale Stadt angehört, suchen Quartiersmanagement und Landesverband seit mehreren Jahren einen Garten in einer Kleingartenanlage, der gemeinsam mit Gruppen von zwei KITAS genutzt werden kann. Leider konnte in der Vergangenheit kein geeigneter Kleingarten gefunden werden. Durch Änderung des Bebauungsplans sind in diesem Jahr Flächen, angrenzend an eine Dauerkleingartenanlage, die bisher von Kirche und Stadt als Grabeland verpachtet waren, in Grundstücke zur Wohnbebauung umgewidmet worden. Die „Gärten“ wurden inzwischen größtenteils von den Grabländern verlassen und liegen brach. Die Erschließung und Bebauung des Geländes beginnt jedoch frühestens Mitte 2013. bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219 Auf Initiative der stellvertretenden Bezirksbürgermeisterin wird hier eine Zwischennutzung erfolgen. Es wird eine geeignete Gartenfläche ausgewählt und gemeinsam von Mitgliedern der angrenzenden Kleingärtnervereine für die Nutzung als „KinderGarten“ hergerichtet. Die Stadt stellt das Gelände für ein Jahr pachtfrei zur Verfügung. Die regelmäßige Pflege des Gartens wird durch eine über Honorar entlohnte Kraft erfolgen. Zusätzlich werden Gartenfreundinnen und Gartenfreunde der angrenzenden Kleingärtnervereine bei der Pflege unterstützen und die Betreuung der KITA Gruppen übernehmen. Die Finanzierung erfolgt über das Förderprogramm der „Aktion Mensch“, die für solche Projekte Beträge in Höhe von 4000 € zur Verfügung stellt. Antragsteller für die Fördermittel ist der Landesverband. Das Projekt Hortulus Das Westliche Ringgebiet in Braunschweig ist seit dem Jahr 2001 im Programm „Stadtteile mit besonderem Entwicklungsbedarf – Soziale Stadt“. Auch nach 10 Jahren Programmlaufzeit gehört der Stadtteil zu den am stärksten verdichteten Quartieren der Stadt mit dem höchsten Anteil an Kinderarmut sowie deren gesundheitlichen Folgen. Das Projekt Hortulus soll Kindertageseinrichtungen ermöglichen, mit dem Arbeitskreis Umwelt im westlichen Ringgebiet und dem Landesverband Braunschweig der Gartenfreunde e. V., gemeinsam einen eigenen Kräuterund Gemüsegarten anzulegen und zu pflegen, um so spielerisch ein Gefühl für unsere Natur und Umwelt zu entwickeln. Ziel •Durch Anbau Pflege, Ernte und Zubereitung von Obst und Gemüse in einem ehemaligen Schrebergarten sollen das Verantwortungsgefühl für Natur und Umwelt sowie soziale Kompetenzen gefördert werden. •Angestrebt wird eine Vernetzung mit Akteuren aus Kleingärtnervereinen und Kindertagesstätten zur Einrichtung ähnlicher Projekte. Projektträger •Arbeitskreis Umwelt im westlichen Ringgebiet •Landesverband Braunschweig der Gartenfreunde e. V. In Kooperation mit •Stadt Braunschweig •Quartiersmanagement im Sanierungsgebiet Soziale Stadt: Plankontor Stadt und Gesellschaft GmbH • Kindertagesstätte Schwedenheim Braunschweig 75 • Kindertagesstätte Christian- Friederich Krull Zielgruppen • Hort- und Kindergartenkinder • Anliegende Kleingartenvereine Umsetzung Projektbeginn März 2012 – Projekt Ende November 2012 Beispiel 3: Lehrerinnen der Grundschule Auf der Bult, in Hannover, haben beim Vorstand des in der Nähe liegenden Kleingärtnervereins Waldesruh nachgefragt, ob die Schüler der 4. Klasse im Rahmen des Sachunterrichts eine Gartenparzelle bewirtschaften können. Es handelt sich um Schüler mit Entwicklungsproblemen im sozialen Bereich die an der Schule eine spezielle sozial, emotionale Förderung erhalten. Die Schüler der 4. Klasse sind in der Regel 10 bis 12 Jahre alt. Sie werden durch ein Förderkonzept zu Leistungen gebracht, die sie befähigen, sich später im Alltag zurecht zu finden. Die Schule ist eine Ganztagsschule, d.h. die Schüler sind in der 4. Klasse und bis 14.00 Uhr in der Schule. Ältere Schüler bleiben länger. Zum besonderen Angebot des Pflichtunterrichts der Schule für die 4. Klassen gehört der Sachunterricht im Kleingarten. Hier sollen die Schüler soziale Fähigkeiten erlernen und das Wachstum von z.B. Gemüsepflanzen für das tägliche Leben erleben. Die Kinder sollen sehen, wie Pflanzen, Gemüse, Obst und Blumen wachsen. In dem Gemeinschaftsgarten wird jede Gruppe einen eigenen Bereich zur Bewirtschaftung erhalten. Sie werden die Produkte, die sie ernten, in ihrer Schulküche verarbeiten und essen. Sie sollen lernen, alleine und im Team zu arbeiten. Seit Sommer 2011 wird daran gearbeitet, den Garten zweckgerecht herzurichten. Die Eltern der Kinder, Lehrkräfte, Gartenfreundinnen und Gartenfreunde sind in das Projekt eingebunden. Die Finanzierung des Projektes (Entrümpeln, Abräumen und Entsorgen) erfolgte bisher über Firmenspenden. Der Bezirksverband Hannover hat für den Garten das auf dem ABF-Stand 2012 aufgebaute Gartenhaus unentgeltlich zur Verfügung gestellt. Es wurde inzwischen im Garten aufgebaut. Es sollen auch noch Studenten der Universität Hannover – Studiengang Landschaftsgärten – zu Fragen der Gestaltung des Gartens mit Kindern engagiert werden. Aus Sicht des Vereins ist positiv zu bewerten, dass die fortlaufende Pflege des Gartens durch die Eltern der Schüler erfolgen wird und Schüler, Eltern und Lehrkörper sich aktiv am Vereinsleben beteiligen werden. Der Vereinsvorstand insbesondere die Vorsitzenden 76 Sylvia Fuß haben mit ihren Engagement dafür gesorgt, dass dieses Projekt in die Tat umgesetzt wurde. Fazit: Die vorgestellten drei Beispiele zeigen die unterschiedlichen Möglichkeiten solche Projekte zum Erfolg zu führen. Die Erfahrung hat gezeigt, dass es oft leicht ist, Gartenfreundinnen und Gartenfreunde zur Mitarbeit an einem Projekt zu begeistern. Problematisch wird es meist, wenn Projekte über mehrere Jahre oder sogar auf unbestimmte Zeit angelegt sind. Bei Gartenprojekten muss z.B. die kontinuierliche Betreuung und Pflege des Gartens vor allem in der Ferienzeit sicher gestellt werden. Wenn etwas über mehrere Jahre organisiert werden soll, gibt es nur wenige Gartenfreundinnen und Gartenfreunde die sich langfristig an ein solches Projekt binden. Es sind dann ältere Menschen, die ein ausgeprägtes Verantwortungs- und Pflichtbewusstsein haben. – Siehe Beispiel 1, Schulgarten Heidberg, oder Beispiel 3, KGV Waldesruh, wo sich Vorstandsmitglieder die schon lange im Amt sind engagieren. Es ist abzuwarten, ob bei personellen Änderungen in Schulleitung und Elternschaft so engagiert weitergemacht wird oder ob letztendlich die gesamte Verantwortung auf den Vorstand übergeht. Das 2. Beispiel ist typisch für die Bereitschaft jüngerer Mitglieder, die sich für ein zeitlich überschaubares Projekt engagieren, bei dem sie wissen, nach einem knappen Jahr ist es vorbei, dann habe ich wieder Ruhe oder kann mich an anderer Stelle engagieren. Das wird die Projektarbeit der Zukunft sein. Alle drei Beispiele sind für uns Kleingärtner auf jeden Fall positiv zu bewerten. Wenn wir nach außen gehen und dabei mit anderen Organisationen etwas gemeinsam auf den Weg bringen, zeigen wir, dass wir Kleingärtner den Bürgern etwas geben. Das bleibt bei den Mitgliedern anderer Organisation, die bisher eine vorgefasste, eher negative Meinung über die Kleingärtner hatten, positiv in Erinnerung und wir erfahren, dass andere Organisationen ebenfalls etwas für die Gemeinschaft leisten. Auf diesem Weg bilden sich Netzwerke, die sich gegenseitig unterstützen. Außerdem sind Projekte, bei denen die Kleingärtner nicht im eigenen Saft schwimmen für die Öffentlichkeit interessant und werden von den Medien gern aufgenommen. bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219 bundesverband deutscher gartenfreunde e.v. – grüne schriftenreihe 219 77 78 bundesverband deutscher gartenfreunde e.v. – grüne schriftenreihe 219 bundesverband deutscher gartenfreunde e.v. – grüne schriftenreihe 219 79 80 bundesverband deutscher gartenfreunde e.v. – grüne schriftenreihe 219 bundesverband deutscher gartenfreunde e.v. – grüne schriftenreihe 219 81 82 bundesverband deutscher gartenfreunde e.v. – grüne schriftenreihe 219 bundesverband deutscher gartenfreunde e.v. – grüne schriftenreihe 219 83 84 bundesverband deutscher gartenfreunde e.v. – grüne schriftenreihe 219 bundesverband deutscher gartenfreunde e.v. – grüne schriftenreihe 219 85 2. Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) Naturpädagogik von A – Z Isabel Hollenbeck, Bildungsreferentin, Deutsche Schreberjugend Landesverband Berlin e.V. Allgemeines, Einführung in das Thema Naturpädagogik: 1. Allgemeines, Einführung in das Thema Naturpädagogik: Naturpädagogik als ein Bereich der Umweltbildung stellt die unmittelbare Begegnung mit der Natur und ihren pflegerischen Umgang in den Mittelpunkt. Naturbeobachtung, Lernen mit allen Sinnen und Naturerfahrung sind Schwerpunkte in der Naturpädagogik. Durch einen emotionalen Zugang zur Natur wird ein Bewusstsein von ökologischen Zusammenhängen angestrebt. Praktische Erfahrungen und hautnahe Erlebnisse bilden die Grundlagen dieses ganzheitlichen Lernens. Ganzheitliche Begegnung mit der Natur bedeutet sinnlich, meditativ, ästhetisch, spielerisch erfahren, entdecken und verstehen, Natur als Handlungsraum wahrnehmen. Durch handlungsorientierte Methoden und direkte, sinnliche Erfahrung eines Naturraumes, will die Naturpädagogik die Beziehung, den intensiven Kontakt zwischen Mensch und Natur wiederherstellen bzw. vertiefen. Entfremdung wird tiefgehendes Naturerleben entgegengesetzt. Die Beteiligten lernen in der Interaktion, Verantwortung für ihre Umwelt und deren Bewohner – Tiere, Menschen, Pflanzen – zu übernehmen. Umwelt soll in ihrem ökologischen Zusammenhang begriffen werden. Grundlage sind positive Erfahrungen, eine positive Beziehung zur Natur, aus der die Kraft für den Einsatz für das Leben geschöpft werden kann. Mittelpunkt ist, die Liebe für alles Lebendige zu wecken. Lernen mit Kopf, Herz und Hand (Pestalozzi). 86 „Regenerierbare lebende Ressourcen dürfen nur in dem Maße genutzt werden, wie Bestände natürlich nachwachsen.“ Das Drei-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit beinhaltet: • Ökologische Nachhaltigkeit: Ziel, Natur und Umwelt für die nachfolgenden Generationen zu erhalten. Erhalt der Artenvielfalt, Klimaschutz, die Pflege von Kultur- und Landschaftsräumen in ihrer ursprünglichen Gestalt sowie generell einen schonenden Umgang mit der natürlichen Umgebung. •Ökonomische Nachhaltigkeit: Wirtschaftsweise ist so angelegt, dass sie dauerhaft eine tragfähige Grundlage für Erwerb und Wohlstand bietet. Schutz wirtschaftlicher Ressourcen vor Ausbeutung. • Soziale Nachhaltigkeit: Entwicklung der Gesellschaft als einen Weg, der Partizipation für alle Mitglieder einer Gemeinschaft ermöglicht mit dem Ziel, eine auf Dauer zukunftsfähige, lebenswerte Gesellschaft zu erreichen. 3. Erlebnispädagogik Kurt Hahn, der als Gründer der Erlebnispädagogik gesehen wird, machte sich um die Jahrhundertwende auf die Suche nach neuen Formen in der Erziehung, besonders im schulischen Bereich. Hahns Ziel war es, den Kindern und Jugendlichen besondere Erlebnisse zu ermöglichen, durch die sie ihrer verborgenen Kräfte gewahr werden und setzte somit also an den Stärken und Fähigkeiten der Kinder und Jugendlichen an. Leitgedanken Hahns Erlebnispädagogik waren die konkrete Auseinandersetzung mit sich selbst und der Umwelt. Lernziele sollen praxis- und lebensnah vermittelt werden. Im Mittelpunkt stehen die eigene Person und deren soziale Handlungsmöglichkeiten innerhalb einer Gruppe – der Einzelne erfährt in der Gruppe intensive Erlebnisse, die den Kern seiner Persönlichkeit treffen und mit denen er sich handelnd auseinandersetzt. Im Bereich der Umweltbildung bildet die Erlebnispädagogik einen wichtigen Bestandteil, da in vielen der Maßnahmen Natur aus nächster Nähe erlebt wird. ( z. B. Kanutouren, Wanderungen, Überlebenstrainings in der Natur) Dieser Kontext kann das Bewusstsein dafür wecken, dass die Natur schützenswert ist: nicht nur wegen ihrer Schönheit, sondern auch aufgrund der Abhängigkeit des Menschen von ihr. bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219 4. Fühlen Spiel zum Fühlen: „Erfühle den Gegenstand“ Die Spielleitung sammelt Naturmaterialien. Dabei werden so viele verschiedene Materialien ausgewählt, wie Gruppen entstehen sollen. Die Anzahl der jeweiligen Materialien richtet sich nach Anzahl der Kleingruppenmitglieder. Jeder Teilnehmer bekommt hinter dem Rücken ein Material und erfühlt es. Dann werden die Materialien der anderen (einer nach dem anderen) befühlt und gleiche Naturmaterialien gesucht. Die Personen mit dem gleichen Material bilden eine Kleingruppe. 5. Garten/ Kleingarten und Naturpädagogik Gärten sind Orte, in denen naturpädagogische Konzepte zum Tragen kommen können und in der Natur mit allen Sinnen erlebt werden kann. Naturnahe Gärten leisten als ökologische Nischen einen wichtigen Beitrag zur Artenvielfalt. Bedeutung naturnaher Gärten: • Lebensraum für heimische Tiere und Pflanzen •Überwiegende Verwendung heimischer, standortgerechter Pflanzen •Pflege des Gartens mit der Natur und den ihr eigenen Gesetzen: Natur Raum geben sich zu entwickeln, Pflegemaßnahmen an der natürlichen Umgebung orientieren •Biotope schaffen: Hecke, Teich, Wiese, Steinhaufen, ungemähte Randstreifen, Laubhaufen • Jahreszeiten im Garten erleben • Artenvielfalt Artenschutz • Umweltschutz, Ökologie Kindgerechter Garten Dazu gehören v. a. : •Kontakt mit dem Lebendigen: Auseinandersetzung mit Naturmaterialien, Natur erleben und erfahren •Primäre Spielerfahrungen: Spielen, entdecken, experimentieren, Kinder erfahren die Natur durch das Spiel, freies Spielen ermöglichen •Gestaltung von Spielräumen mit vielfältigen Strukturen: Kletterbäume, Geländemodellierung, Baumstämme, Äste, Steine, Wasser, Erde, Sträucher, Baumhäuser, Tiere zum: Spielen, Balancieren, Klettern, beobachten, verstecken, entdecken • Angebote für verschiedene Altersgruppen: Die Grundlage, um eine positive Beziehung zur Natur aufzubauen, wird bereits im Kleinkindalter gelegt. Bei Kleinkindern liegt der Schwerpunkt bei spielerischen Aktivitäten und dem Einbeziehen der Sinne, je älter die Kinder werden, kommen Tierbeobach- bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219 tungen, Kompost, Eigenes Beet, Pflanzen, ernten und Verarbeiten der Ernte, Zusammenhänge in der Natur beobachten, Insektenhotel, Vogelhäuschen, ökologische Zusammenhänge, Forschen und experimentieren…hinzu. Ab etwa 12 Jahren treten andere Interessen in den Vordergrund. Herausfordernde, erlebnisorientierte Spiele und Problemlöseaufgaben, Forschungsaufträge bleiben interessant. 6. Hören Spiel: „Hör mal, was das ist“ Ab 4 SpielerInnen, Art: Spiel zum Hören, Material: Augenbinden, Naturmaterialien Es werden zwei Kleingruppen gebildet. Jede Gruppe entwickelt geheim für sich ein Geräusch, Ton oder Klang, was mit Naturmaterialien erzeugt wird. Nach etwa 1 Minute treffen sich die beiden Teams. Die Spieler einer Gruppe schließen die Augen und hören den Klang der anderen Gruppe. Die verwendeten Materialien werden versteckt, bevor die Rategruppe die Augen wieder öffnet. Diese Gruppe soll nun den eben gehörten Klang möglichst exakt nachspielen. Dazu dürfen sich die Spieler entsprechende Gegenstände in der Umgebung suchen. Tipp: Die Geräusche sollten nicht zu kompliziert erzeugt werden! Beispiele: Herbstlaub in den Händen rascheln lassen, Steine aufeinanderlegen, Tannenzapfen aneinander reiben, Stöckchen gegeneinander klopfen, mit einem Stöckchen durch eine Pfütze streifen, Einen Steinen fallen lassen. 7. Inhalte Themen und Inhalte der Naturerlebnispädagogik sind vielfältig wie die Natur. Es gehören dazu: Pflanzen, Tiere, Lebensräume • Erkunden, beobachten, anwenden, spielerisch begreifen Ökosysteme • Erforschen, Zusammenhänge erkennen, Ökologische Nischen schaffen Jahreszeiten •Jahreszeiten erleben, Die Natur in den verschiedenen Jahreszeiten 87 Aktuelle Forschung /Hirnforschung zum Thema macht deutlich: •Größte Erfolge beim Lernen sind, wenn Lehrer von dem begeistert sind, was sie tun. •Das Gehirn lernt immer, tut nichts lieber. Kinder lernen permanent. •Kinder lernen rasend schnell alles Mögliche im Kindergartenalter, brauchen richtige Lernumgebung. •Lernorte müssen spannende Orte sein. Sie müssen neugierig auf die Welt machen und den Interessen Futter bieten •Möglichst viele Wahrnehmungskanäle sollten beteiligt sein (Lernen mit allen Sinnen) •Unter Stress reagiert unser Körper chaotisch, unsere Gehirntätigkeit ist gehemmt, wir können keine klaren Gedanken mehr fassen •Wechsel von Anspannung und Entspannung ist das Richtige. •Resultat: Liebe fürs Lernen ist wichtig. weltbewusstsein zu stärken. Verschiedene Ansätze zur Förderung des Umweltbewusstseins, bspw. die Umwelterziehung, Ökopädagogik, das ökologische Lernen oder Waldpädagogik und ebenso die Naturpädagogik gehören in den weiten Bereich der Umweltbildung. Im Kontext der von der Agenda 21 ausgearbeiteten Zielsetzung einer Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) hat dieser Bereich eine wichtige Schlüsselrolle erhalten: für eine Wissensbildung im Bereich Umwelt und als Voraussetzung für einen gesamtgesellschaftlichen Bewusstseinswandel. Konzepte der Umweltbildung gewinnen in der pädagogischen Praxis zunehmend an Bedeutung. • Naturpädagogik will die Beziehung Mensch-Natur vertiefen. Positive ganzheitliche Naturerfahrungen sind die Basis für eine zugewandte und verantwortliche Beziehung zur Natur. • Umwelt-Pädagogik vermittelt Kenntnisse und Fertigkeiten eines umweltgerechten Verhaltens, im Alltag, im Beruf oder als Mitglied der Gesellschaft • Umwelterziehung beinhaltet Themen wie Abfallvermeidung, Receycling, Energie, Wasser, Abwasser, Umwelttechnologien, Einkauf, Verkehr. Die Vermittlung von Wissen und Können steht im Mittelpunkt, die Zugangsweise ist technisch-naturwissenschaftlich. • Ökologische Lernen überträgt Prinzipien der Ökologie auf alle komplexen Vorgänge des Lebens und basiert auf selbstbestimmtem Lernen, Mitbestimmung und Selbstbestimmung. Gewaltlosigkeit, Soziales Miteinander, Basisdemokratie und Ökologie gehören zu den vier Grundpfeilern. (Vermittelt z. B. in freien Schulen oder Ökozentren, Reformpädagogik). Lernen soll handlungsorientiert stattfinden und das Bildungsinteresse des Einzelnen in den Mittelpunkt rücken. • Ökopädagogik (Wolfgang Beer, Gerhard de Haan) versteht sich als Bezugswissenschaft für die Praxis der Natur- und Umweltpädagogik und stellt sich die Aufgabe, Erkenntnisse der Pädagogik, Psychologie, Soziologie und Anthropologie für die Natur- und Umweltpädagogik aufzubereiten. 9. Meditation und Entspannung 11. Praxisorientierung Wetter • Warum ist das Wetter so? Sonne, Regen, Hagel, Schnee, Blitz und Donner Vier Elemente •Experimente, Erkundungen und Kreativität zu Feuer, Wasser, Luft und Erde Gesundheit und Ernährung •Gesunde Küche aus der Natur, Pflanzen- und Kräuterheilkunde Sozialkompetenz •Lernen in der Gruppe: Spiele und Übungen zu Kooperation und Vertrauen Erholung • Entspannungsmethoden, Phantasiereisen in der/ zur Natur 8. Lernen Phantasiereise 10. Natur- und Umweltbildung Mit dem Hintergrund der in den 70er Jahren erstmals wahrgenommenen Umweltzerstörung entstand aus der ökologischen Bewegung das Bewusstsein für die Notwendigkeit einer Umwelterziehung, um das Um- 88 Praktische Aktivitäten stehen in der Naturpädagogik im Vordergrund. Zu den Angebote und Aktivitäten gehören: • Sinnliche Naturerfahrungen • Forschen und experimentieren • Spiele: Spaß und Bewegung • Kreative Methoden •Handwerk • Kochen- Wildkräuterküche bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219 •Naturkosmetik • Meditation und Entspannung 12. Riechen Spiel: „Was riecht denn da?“ Ab 4 Spieler, Art: Spiel zum Riechen, Material: Augenbinden Es werden Paare gebildet. Ein/e Spieler/in mit verbundenen Augen wird vom Partner/in zu einem ausgesuchten Objekt geführt. Dort soll er oder sie anhand des Geruchs erraten, was es ist. Das kann eine Blüte oder ein Stück Holz, eine Frucht oder eine handvoll Erde sein. Sobald das Objekt erraten wurde, werden Rollen getauscht. 13. Sinne Sinne stellen für alle Kinder den Zugang zur Welt dar, durch die sie die Welt für sich immer wieder neu aufbauen und verstehen können. Besonders in den ersten Lebensjahren brauchen Kinder vielseitige Sinneserfahrungen, damit die Verarbeitungsprozesse im Gehirn trainiert werden und sie die durch die Sinneswahrnehmung aufgenommenen Informationen besser auswerten können. Die moderne Lernforschung hat herausgefunden, dass der Gewinn dauerhafter Erkenntnisse vor allem von der Art der Darbietung abhängt: je mehr Wahrnehmungsfelder im Gehirn beteiligt sind, desto mehr Assoziationsmöglichkeiten für das tiefere Verständnis werden vorgefunden, desto größer werden Aufmerksamkeit und Lernmotivation. (Renate Zimmer: „Handbuch der Sinneswahrnehmung“) •Sehsinn: Naturbeobachtungen, Spiele und Übungen zum Sehen •Hörsinn: Geräuschememory, Naturgeräuschen lauschen, Geräuschekarte zeichnen •Tastsinn: Fühlpark, Spiele mit verbundenen Augen, Barfußparcours •Bewegungs- Kraft- Stellungssinn: Geschicklichkeitsund Kraftspiele •Gleichgewichtssinn: Balancieren, mit verbundenen Augen sich blind führen • Geruchssinn: Riechmemory, Kräuter riechen •Geschmackssinn: Geschmacksproben (mit verbundenen Augen), Kräuterküche Übungen mit den Sinnen können überall und mit allen Zielgruppen durchgeführt werden. Für die Naturpädagogik stellen sinnliche Erfahrungen in der Natur eine wichtige Grundlage der Angebote dar. bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219 14. Umweltschutz 15. Ziele, Nutzen und Effekte der Naturpädagogik Werte vermitteln In der naturpädagogischen Arbeit geht es auch um die Vermittlung von Werten: um den Respekt gegenüber der Umwelt: Mensch und Natur. Darunter fallen dann all die weiteren, unten folgenden Ziele: Umweltbildung: Beziehung zur Umwelt fördern– was man liebt, das schützt man, Naturwissen vermitteln, Ökologische Zusammenhänge verdeutlichen, Umweltbewusstsein stärken Soziale Kompetenzen: Gruppenfähigkeit, Kooperation und Teamwork, Umgang mit Konflikten, Toleranz und Respekt, Kompromissbereitschaft Individuelle Kompetenzen: 1. Physische Fähigkeiten: Psychomotorik, Wahrnehmungsschulung, Geschicklichkeit 2.Psychische Fähigkeiten: Sensibilität für die Umwelt entwickeln, Persönliche Ressourcen entdecken, Entspannung, Wohlbefinden 3.Intellektuelle und kognitive Fähigkeiten: Gedanken anregen, zum individuellen Lernen anregen, Durch eigene Beobachtungen Experimentieren und Forschen Wissen erwerben, Zusammenhänge herstellen, Rückschlüsse aus dem Gelernten ziehen 4. Gesundheit: Konzentration schulen, Gesunde Ernährung, Bewegung, Naturheilkunde/Heilpflanzen 16. Zielgruppen Zur Hauptzielgruppe gehören Kinder ab dem Kleinkindalter bis zur Pubertät. Ab dem Jugendalter ist es sinnvoll, erlebnisorientierte Elemente der Naturpädagogik zu betonen, oder anspruchsvollere Themen mit der Gruppe auszuwählen und zu bearbeiten. Erwachsene gehören als Multiplikator/innen zur Zielgruppe. 17. Zum Schluss Fragen, Gesprächsbedarf 89 90 bundesverband deutscher gartenfreunde e.v. – grüne schriftenreihe 219 bundesverband deutscher gartenfreunde e.v. – grüne schriftenreihe 219 91 92 bundesverband deutscher gartenfreunde e.v. – grüne schriftenreihe 219 bundesverband deutscher gartenfreunde e.v. – grüne schriftenreihe 219 93 94 bundesverband deutscher gartenfreunde e.v. – grüne schriftenreihe 219 bundesverband deutscher gartenfreunde e.v. – grüne schriftenreihe 219 95 96 bundesverband deutscher gartenfreunde e.v. – grüne schriftenreihe 219 bundesverband deutscher gartenfreunde e.v. – grüne schriftenreihe 219 97 98 bundesverband deutscher gartenfreunde e.v. – grüne schriftenreihe 219 Patenschaft mit der Kita „Arche Noah“ Wolfgang Dittrich Vorsitzender des Kreisverbandes Kyffhäuserkreis der Gartenfreunde e.V.,Sondershausen bundesverband deutscher gartenfreunde e.v. – grüne schriftenreihe 219 99 100 bundesverband deutscher gartenfreunde e.v. – grüne schriftenreihe 219 bundesverband deutscher gartenfreunde e.v. – grüne schriftenreihe 219 101 102 bundesverband deutscher gartenfreunde e.v. – grüne schriftenreihe 219 bundesverband deutscher gartenfreunde e.v. – grüne schriftenreihe 219 103 104 bundesverband deutscher gartenfreunde e.v. – grüne schriftenreihe 219 bundesverband deutscher gartenfreunde e.v. – grüne schriftenreihe 219 105 106 bundesverband deutscher gartenfreunde e.v. – grüne schriftenreihe 219 bundesverband deutscher gartenfreunde e.v. – grüne schriftenreihe 219 107 108 bundesverband deutscher gartenfreunde e.v. – grüne schriftenreihe 219 bundesverband deutscher gartenfreunde e.v. – grüne schriftenreihe 219 109 110 bundesverband deutscher gartenfreunde e.v. – grüne schriftenreihe 219 bundesverband deutscher gartenfreunde e.v. – grüne schriftenreihe 219 111 112 bundesverband deutscher gartenfreunde e.v. – grüne schriftenreihe 219 bundesverband deutscher gartenfreunde e.v. – grüne schriftenreihe 219 113 114 bundesverband deutscher gartenfreunde e.v. – grüne schriftenreihe 219 bundesverband deutscher gartenfreunde e.v. – grüne schriftenreihe 219 115 116 bundesverband deutscher gartenfreunde e.v. – grüne schriftenreihe 219 Grünes Klassenzimmer mit Kräutergarten Volker Meißner, Fachberater und Projektleiter Grünes Klassenzimmer, Landesverband Sachsen der Kleingärtner e.V. Bild 2–5 Am 1. April 2009 erfolgte der erste „Spatenstich“ im Garten. Zuerst entfernten wir die vielen Koniferen und überalterten Obstbäume. Nach entsprechenden Bodenproben mussten wir den verseuchten Boden und das waren 30 t Erdmassen austauschen. Mehrere Schredder kamen zum Einsatz, um das Astmaterial als Mulch und zum Auffüllen der späteren Hochbeete verwenden zu können. Sehr geehrte Anwesende, liebe Gartenfreunde, nach anstrengender Arbeit habe ich heute die Freude Ihnen einige Erfahrungen aus unserer praktischen Arbeit mit Kindern im kleingärtnerischen Bereich vermitteln zu dürfen. Mein Name ist Volker Meißner und ich bin in meinem Kleingartenverein Fachberater und zugleich Projektleiter eines Kräutergartens mit dem grünen Klassenzimmer. Um anderen Gartenfreunden besser helfen zu können, habe ich dank des Landesverbandes die Ausbildung als Pflanzendoktor absolviert. Die gesamte Arbeit bereitet mir viel Freude. Doch nun zu unserer Arbeit im grünen Klassenzimmer. Im Frühjahr 2009 entwickelte der Kreisfachberater Krafft Spirling ein Konzept zu Themengärten im Kreisverband Torgau-Oschatz. Sein Vorschlag für uns lautete: Baut eine grünes Klassenzimmer als Kräutergarten auf. Wir waren sofort einverstanden, denn ein solches Projekt reizte uns sehr. Ich übernahm die Aufgabe einen freien Kleingarten zu suchen und die Umsetzung vorzubereiten. Mit mehreren Fachleuten beriet ich mich und so konnten wir im März 2009 das Projekt vorstellen. So erläuterten wir unsere Gedanken in der Grundschule „Am Rodelberg“ in Torgau, natürlich im Kreisvorstand der Kleingärtner, in unserem Kleingartenverein und im regionalen Schulamt in Leipzig. Wir begannen Sponsoren zu suchen und fanden bei 13 Unternehmen der Region offene Ohren. Das größte war aber der langfristige Patenschafts-Vertrag über 10 Jahre mit der genannten Grundschule. Der dortige Förderverein verpflichtete sich zugleich uns jährlich 1000 € zur Verfügung zu stellen. bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219 117 Bild 6–9 Wir begannen mit der Gestaltung von Kräutersternen und dem Aufbau von Hochbeeten. Zwei Hilfen, die uns die Agentur für Arbeit zur Verfügung stellte, erledigten die gesamten Holzarbeiten. Aus dem Chaos wurde Stück für Stück ein Kräutergarten. Nach der Eröffnung hatten wir dann eine Bepflanzung von etwa 400 verschiedenen Kräutern erreicht. 118 bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219 Bild 10–12 Die Eröffnung war ein in der Öffentlichkeit sehr beachtetes Ereignis. Am 16. Juni war es so weit. Wir hatten in nur 9 Wochen ein gärtnerisches Wunder geschaffen. Gäste aus allen Bereichen des regionalen öffentlichen Lebens waren unserer Einladung gefolgt. Die Schüler wollten mit einem kleinen Kulturprogramm ihre Freude zum Ausdruck bringen. Sie wussten ja, dass sie in diesem Kleinod viele Stunden verbringen können. Bild 13–14 Was uns besonders freute, war die Anwesenheit von Fachberatern und Vertretern anderer Kreis- bzw. Regionalverbände. Seit der Eröffnung sind nun wöchentlich im Rahmen von Schulgarten- und Sachkundeunterricht 60 Schüler mit jeweils 5 Stunden pro Woche im Kräutergarten. Darüber hinaus kommen im Rahmen des Ganztagsangebotes zweimal in der Woche je 10 Kinder zu uns. Es sprach sich herum und so bin ich jetzt in weiteren 3 Grundschulen der Stadt Torgau in unserem Sinne tätig. Seit einem Jahr sind zwei Mal im Monat Gruppen der Volkssolidarität in unserem Kräutergarten, vermitteln ihre Kenntnisse von den Kräutern an die Kinder. Alle Grundschulen des Landkreises Nordsachsen nutzen unser grünes Klassenzimmer für Wandertage, Projekttage und fächerübergreifenden Unterricht. Die Heimerer-Schulen sind zwei Mal im Jahr zur Weiterbildung von Erziehern und Sozialassistenten, zuletzt über 160 Personen, unsere Gäste. Ich will erwähnen, dass die gesamte Arbeit im und um den Kräutergarten ehrenamtlich geleistet wird. Es ist für mich und meine Mitstreiter einfach die innere Einstellung und das erworbene Wissen, die es ermöglichen den notwendigen Aufwand zu meistern. bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219 119 Bild 15–19 Gäste aus Politik und den Medien konnten wir begrüßen. So ist der Minister für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie des Freistaates Sachsen, Herr Frank Kupfer, ein gern gesehener Gast. Die am weitest angereisten Gäste waren Mitglieder eines südkoreanischen Fernsehteams, dem wir und unsere Schüler Rede und Antwort standen. Bis zum Dezember 2011 konnten wir ca. 3.500 Gäste begrüßen. Unsere Aktivitäten wurden mehrfach gewürdigt, so mit einem 3. Platz beim Bundesausscheid und mehreren 2. Plätzen in Landes- und Kreiswettbewerben sowie einem Sonderpreis beim Schulgartenwettbewerb des Landes Sachsen. Bild 20–25 Während des Unterrichtes nutze ich verschiedene Powerpoint-Vorträge, die unser Kreisfachberater Spirling fachlich und gestalterisch sehr gut erstellt hat, übrigens genauso ehrenamtlich. So kann ich z. B. Küchenkräuter, asiatische Kräuter und was mir besonders gefällt, Wildkräuter mit Bild, den Bodenansprüchen, der Verwendung und dem Nutzen vorstellen. Die Vorträge nutze ich natürlich auch bei unseren Rentnern und den Besuchern aus den Gartenvereinen. 120 bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219 Bild 26–31 Ich will nun auf unsere Kräuterpflanzungen kommen. Auf Hochbeeten und Kräutersternen haben wir in Sorten und Arten der verschiedenen Kräuter unterschieden. So lernen unsere Kinder z. B. die verschiedensten Arten von Minzen, Rosmarin, Salbei, Basilikum kennen. Mit ein paar Bildern will ich gern einen Eindruck vermitteln. Die Kinder gestalten selbstständig Gemüsebeete, wobei sie lernen nach der Ernte das Gemüse mit den Kräutern zusammen zu verarbeiten. bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219 121 Bild 32–37 Der Unterricht im Herbst und vor allem die Tätigkeit im Rahmen des Gesamttags-Angebotes ist eine besondere Herausforderung und zugleich große Freude für unsere Kinder. Es werden die Kräuter geerntet, danach getrocknet und mit großer Begeisterung, nach Rezept natürlich, Kräuteröle und -essige selbst hergestellt (so ca. 300 Flaschen) und durch mich verkauft. Der Erlös kommt unserem grünen Klassenzimmer für Neukauf von Pflanzen, denn Nachschub gilt es zu sichern, und Erneuerungen zu Gute. 122 bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219 Bild 38–41 Der praktische Unterricht unter freiem Himmel mit dem Schärfen der Sinne ist ein gern angenommenes Unterrichtsmittel. bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219 123 Bild 42–44 Natürlich bereiten wir gemeinsam den Winter vor. Bild 45 Wichtig war auch für uns mit dem Bau eines Insektenhotels die Natur in seiner komplexen Art verdeutlichen zu können. Bild 46–47 Durch Spenden von Sponsoren und durch Gelder unseres Fördervereins in Höhe von 6.500 € konnten wir einen Carport an der Laube anbauen, um darin Unterricht durchzuführen. Was uns am meisten freut, ist die Tatsache, dass sogar ein Anbau möglich wurde und so der Unterricht in der kalten Jahreszeit im geschlossenen Raum stattfinden kann. Dabei unterstützten uns der Landesverband der Kleingärtner und das Umweltministerium Sachsen. So haben wir z. B. eine neue wetterfeste Beschilderung 2011 vornehmen können. 124 bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219 Bild 50 In einem kleinen Wettbewerb unterbreiteten unsere Schüler Vorschläge für die Gestaltung und den Namen eines Maskottchens. Es ist ein schöner Erfolg, dass die Kinder sich mit dem Garten identifizieren und ihren Eltern schon mehrfach zu einem Kleingarten „verholfen“ haben. Bild 48 Selbst einen Ort der Erholung und Ruhe haben wir eingerichtet, den besonders unsere behinderten Schüler nutzen. Bild 51 Zum Abschluss eines Schuljahres erhalten die Schüler von mir persönlich ein T-Shirt. Übrigens, wer uns elektronisch besuchen will, der braucht nur die Internetadresse www.grünes-klassenzimmer-torgau.de anwählen. (Siehe Bild 52 und 53). Bild 49 Das stille Örtchen als Bio-Toilette darf auch nicht fehlen. bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219 125 IMPRESSIONEN 126 bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219 bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219 127 Leitthemen der Schriftenreihe seit 1997 HeftJahr Ort Seminar 122 1997 SchwerinHaftungsrecht und Versicherungen im Kleingartenwesen 123 1997 St. MartinPflanzenschutz und die naturnahe Bewirtschaftung im Kleingarten 124 1997 Berlin 125 1997 GelsenkirchenMöglichkeiten und Grenzen des Naturschutzes im Kleingarten 126 1997 FreisingMaßnahmen zur naturgerechten Bewirtschaftung und umweltgerechte Gestaltung der Kleingärten als eine Freizeiteinrichtung der Zukunft 127 1997 Lübeck-TravemündeDer Schutz unserer natürlichen Lebensgrundlagen 128 1997 Karlsruhe Aktuelle Probleme des Kleingartenrechts 129 1998 Chemnitz Aktuelle kleingartenrechtliche Fragen 130 1998 PotsdamDie Agenda 21 und die Möglichkeiten der Umsetzung der lokalen Agenden zur Erhaltung der biologischen Vielfalt im Kleingartenbereich 131 1998 Dresden 132 1998 RegensburgBodenschutz zum Erhalt der Bodenfruchtbarkeit im Kleingarten Gesetz und Maßnahmen Lernort Kleingarten Gesundes Obst im Kleingarten 133 1998 FuldaDer Kleingarten – ein Erfahrungsraum für Kinder und Jugendliche 134 1998 Wiesbaden 135 1998 StuttgartKleingärten in der/einer künftigen Freizeitgesellschaft 136 1998 HamelnUmsetzung der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der EU von 1992 im Bundesnaturschutzgesetz und die Möglichkeiten ihrer Umsetzung im Kleingartenbereich 137 1999 Dresden (Kleine) Rechtskunde für Kleingärtner 138 1999 Rostock Gute fachliche Praxis im Kleingarten 139 1999 Würzburg Kind und Natur (Klein)Gärten für Kinder 140 1999 BraunschweigZukunft Kleingarten mit naturnaher und ökologischer Bewirtschaftung 128 Aktuelle kleingartenrechtliche Fragen bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219 HeftJahr Ort 141 1999 HildesheimBiotope im Kleingartenbereich – ein nachhaltiger Beitrag zur Agenda 21 142 1999 Freiburg 143 2000 MönchengladbachRecht und Steuern im Kleingärtnerverein 144 2000 OldenburgPflanzenzüchtung und Kultur für den Kleingarten von einjährigen Kulturen bis zum immergrünen Gehölz 145 2000 Dresden Die Agenda 21 im Blickfeld des BDG 146 2000 Erfurt Pflanzenschutz im Kleingarten unter ökologischen Bedingungen 147 2000 Halle Aktuelle kleingarten- und vereinsrechtliche Probleme 148 2000 KaiserslauternFamiliengerechte Kleingärten und Kleingartenanlagen 149 2000 Erfurt Natur- und Bodenschutz im Kleingartenbereich 1502001 Rüsselsheim Vereinsrecht 151 2001 Berlin Kleingartenanlagen als umweltpolitisches Element 152 2001 MönchengladbachNatur- und Pflanzenschutz im Kleingarten 153 2001 St. Martin 154 2001 GelsenkirchenFrauen im Ehrenamt – Spagat zwischen Familie, Beruf und Freizeit 1552001 Erfurt 156 2001 LeipzigZwischenverpachtungen von Kleingartenanlagen – Gesetzliche Privilegien und Verpflichtungen 157 2002 Bad Mergentheim 158 2002 OldenburgStadtökologie und Kleingärten – verbesserte Chancen für die Umwelt 159 2002 WismarMiteinander reden in Familie und Öffentlichkeit – was ich wie sagen kann 160 2002 Halle Boden – Bodenschutz und Bodenleben im Kleingarten 161 2002 Wismar Naturnaher Garten als Bewirtschaftsform im Kleingarten 162 2002Berlin Seminar Zukunft Kleingarten Das Element Wasser im Kleingarten Verbandsmanagement Kleingartenpachtverhältnisse Inhalt und Ausgestaltung des Kleingartenpachtvertrages bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219 129 HeftJahr Ort Seminar 1632003 Dessau Finanzen 164 2003 RostockArtenvielfalt im Kleingarten – ein ökologischer Beitrag des Kleingartenwesens 165 2003 HamburgRosen in Züchtung und Nutzung im Kleingarten 166 2003 RostockWettbewerbe – Formen, Auftrag und Durchführung 167 2003 Limburgerhof 168 2003 Bad MergentheimSoziologische Veränderungen in der BRD und mögliche Auswirkungen auf das Kleingartenwesen 169 2004 BraunschweigKleingärtnerische Nutzung (Rechtsseminar) 1702004 Kassel Öffentlichkeitsarbeit 171 2004 Fulda Kleingärtnerische Nutzung durch Gemüsebau 172 2004 Braunschweig Mein grünes Haus 173 2004 DresdenKleingärtnerische Nutzung durch Gemüsebau 174 2004 Magdeburg 175 2004 WürzburgDer Kleingarten als Gesundbrunnen für Jung und Alt Die Wertermittlung Recht aktuell 176 2004 MünsterVom Aussiedler zum Fachberater – Integration im Schrebergarten (I) 1772005 Kassel Haftungsrecht 178 2005 MünchenEhrenamt – Gender-Mainstreaming im Kleingarten 179 2005 Mannheim Mit Erfolg Gemüseanbau im Kleingarten praktizieren 180 2005 München Naturgerechter Anbau von Obst 181 2005 Erfurt Naturschutzgesetzgebung und Kleingartenanlagen 1822005 Dresden Kommunalabgaben 183 2005 BonnVom Aussiedler zum Fachberater – Integration im Schrebergarten (II) 184 2006 130 DessauDüngung, Pflanzenschutz und Ökologie im Kleingarten – unvereinbar mit der Notwendigkeit der Fruchtziehung? bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219 HeftJahr Ort Seminar 185 2006 Jena Finanzmanagement im Verein 186 2006 Braunschweig Stauden und Kräuter 187 2006 Stuttgart Grundseminar Boden und Düngung 188 2006 Hamburg Fragen aus der Vereinstätigkeit 189 2007 Potsdam Deutschland altert – was nun? 190 2007 Jena Grundseminar Pflanzenschutz 1912007 Jena Insekten 192 2007 Celle Grundseminar Gestaltung und Laube 193 2007 BielefeldRechtsprobleme im Kleingarten mit Verbänden lösen (Netzwerkarbeit) Streit vermeiden – Probleme lösen 194 2008 Potsdam Pachtrecht I 195 2008 Neu-UlmPflanzenverwendung I – vom Solitärgehölz bis zur Staude 196 2008 MagdeburgSoziale Verantwortung des Kleingartenwesens – nach innen und nach außen 197 2008 GrünbergPflanzenverwendung II – vom Solitärgehölz bis zur Staude 1982008 Gotha 199 2008 LeipzigKleingärtner sind Klimabewahrer – durch den Schutz der Naturressourcen Wasser, Luft und Boden 200 2009 Potsdam Wie ticken die Medien? 2012009 Erfurt Vereinsrecht 202 2009 Bremen Vielfalt durch gärtnerische Nutzung 203 2009 Schwerin Gesundheitsquell – Kleingarten 204 2009 Heilbronn Biotope im Kleingarten 205 2009 Potsdam Wie manage ich einen Verein? Finanzen 206 2010 LüneburgKleingärten brauchen Öffentlichkeit und Unterstützung auch von außen (1) 207 2010 MagdeburgZwischenpachtvertrag – Privileg und Verpflichtung bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219 131 HeftJahr Ort Seminar 208 2010 Bremen Umwelt plus Bildung gleich Umweltbildung 209 2010 KasselDer Fachberater – Aufgabe und Position im Verband 210 2010 Mönchengladbach 211 2010 DresdenUmweltorganisationen ziehen an einem Strang (grüne Oasen als Schutzwälle gegen das Artensterben) 212 2010 Hannover Biologischer Pflanzenschutz Der Kleingärtnerverein 213 2011 LüneburgKleingärten brauchen Öffentlichkeit und Unterstützung auch von außen (2) 214 2011 Naumburg Steuerliche Gemeinnützigkeit und ihre Folgen 215 2011 Hamburg Blick in das Kaleidoskop – soziale Projekte des Kleingartenwesens 216 2011 Halle Pflanzenvermehrung selbst gemacht 217 2011 Rostock Ressource Wasser im Kleingarten – „ohne Wasser, merkt euch das …“ 218 2011 Berlin Satzungsgemäße Aufgaben des Vereins 219 2012 Goslar Ausgewählte Projekte des Kleingartenwesens 132 bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219 134 bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 219