Crucell-Antigene für Curevac

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Crucell-Antigene für Curevac
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Kooperation
LLL RNA-Vakzine
Crucell-Antigene für Curevac
Der Impfstoffspezialist Curevac kooperiert künftig mit der niederländischen Johnson & JohnsonTochter Crucell. Ziel: Die Entwicklung eines mRNA-Impfstoffs gegen Grippe.
Die Curevac GmbH in Tübingen hat eine weitere Forschungskooperation auf den Weg
gebracht: Gemeinsam mit Crucell, einem
niederländischen Tochterunternehmen von
Johnson & Johnson (J&J), soll ein Grippeimpfstoff auf mRNA-Basis entwickelt werden.
Bereits im vergangenen Dezember hatte Curevac aufhorchen lassen, als das Unternehmen im Fachblatt Nature Biotechnology (doi:
10.1038/nbt.2436) eine Studie veröffentlichte, in der ein Grippeimpfstoff auf mRNA-Basis vorgestellt wurde. Gemeinsam mit ihrem
Partner, dem Friedrich-Loeffler-Institut auf
der Insel Riems, hatten die Tübinger die prinzipielle Machbarkeit gezeigt und dies mit
Daten aus Tierversuchen belegt. „Wir waren schon vorher in Kontakt mit Crucell, aber
ich glaube, diese Publikation hat den Prozess
bis zum Abschluss der Kooperationsvereinbarung noch einmal beflügelt“, sagte Ingmar Hoerr, der Geschäftsführer von Curevac
gegenüber |transkript. Die Arbeiten an dem
neuen Impfstoff wurden durch das Bundesforschungsministerium im Rahmen der Initiative KMU-Innovativ mit mehr als 650.000
Euro gefördert. Zwar wirken auch heutige
Grippeimpfstoffe bereits gut, die in Hühnereiern oder Zellkulturen hergestellt werden.
Ihr Nachteil ist jedoch die lange Zeit, die zur
Produktion benötigt wird. Ein spontanes
Eingreifen während einer Grippeepidemie
ist nicht möglich, da der Impfstoff an jeden
Erreger neu angepasst werden muss. „Wir
haben in ersten Versuchen sehr schöne Ergebnisse erhalten, auch im Hinblick auf einen universellen Impfstoff“, so Hoerr. Sollte
sich dies in der weiteren Entwicklung bestätigen, könne am Ende eine Grippeimpfung
stehen, die erst nach einigen Jahren aufgefrischt werden müsste. In diesem Zusammenhang wird auch viel davon abhängen, gegen
welche konkreten Antigene sich die mRNAVakzine richtet. Hier habe Crucell einige sehr
interessante Zielstrukturen ausgemacht, so
Hoerr weiter.
Obwohl keine finanziellen Details genannt
wurden, ist der aktuelle Vertrag so etwas wie
ein Machbarkeitsnachweis für Curevacs Strategie. Denn im Markt für Grippeimpfstoffe
herrscht ein starker Wettbewerb, in dem ein
einzelnes Biotech-Unternehmen nicht besteLESEPROBE
Der Vakzine-Spezialist Curevac entwickelt
Impfstoffe auf mRNA-Basis.
hen kann. Crucell gehört zu den global führenden Impfstoffherstellern.
Dessen US-amerikanische Konzernmutter
Johnson & Johnson ist bei der Suche nach
Partnern in den vergangenen Jahren immer wieder auch in Deutschland fündig geworden. „Auch wenn unser Mutterkonzern
in den USA sitzt, haben europäische Projekte und speziell solche aus Deutschland eine
hohe Bedeutung“, bestätigt Marcus Stüttgen, Director New Business Development,
bei der J&J-Tochter Janssen Deutschland.
„Deutschland ist nach wie vor ein sehr wichtiger Zukunftsmarkt im Gesundheitswesen
mit einer großen Anzahl an Biotech-Firmen,
Universitäten und nicht-akademischen Forschungseinrichtungen, die qualitativ top sind
und großes Innovationspotential bergen.“
J&J: Europäische Projekte
haben hohe Bedeutung
So läuft mit der Hamburger Evotec AG und
der Harvard-Universität seit 2012 eine Kooperation zur Entwicklung neuer Behandlungsstrategien für Diabetes. Zudem arbeiten
die beiden Unternehmen auch bei der Entwicklung neuer Antidepressiva zusammen,
die den NMDA-Rezeptor Typ NR2B hemmen.
Bei der ehemaligen Corimmun GmbH reichte
dem Pharmakonzern eine Partnerschaft nicht.
Für rund 100 Mio. US-Dollar wurde der Biotech-Spezialist in Martinsried übernommen.
„Unser Forschungsfokus liegt auf einem Prä-
parat zur Bekämpfung von Herzinsuffizienz“,
bestätigt Stüttgen. Das ehemals COR-1 genannte Projekt wird nun innerhalb des Konzerns weiterentwickelt. Alle anderen Assets
wurden an den Corimmun-Nachfolger Advancecor weiterverkauft. Neben Herz-Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen sowie
Impfstoffen setzt Janssen Schwerpunkte in
den Indikationen Onkologie, Immunologie
und Neurologie. Auch in Zukunft sind Partnerschaften ein wichtiges Instrument, um in
diesem Bereich die Entwicklungspipeline zu
füllen, so Stüttgen: „Wir erleben manchmal,
dass unser großer Konzern auf potentielle
Partner zunächst unübersichtlich und anonym
wirkt. Wenn sie dann mit uns an einem Tisch
sitzen und erkennen, dass wir dieselbe Vision verfolgen, kann eine gute Grundlage für
eine Zusammenarbeit geschaffen werden.“
Die deutsche Niederlassung von Janssen will
Biotech-Unternehmen hierzulande auch den
Weg zu internationalen Kooperationen ebnen. „Im März wurde in London unser europäisches Johnson & Johnson Innovation Center eröffnet mit dem Ziel, Forschungsprojekte
in frühen Entwicklungsstadien voranzubringen und Synergien zu bündeln. Hierfür können wir aus der deutschen Organisation heraus Türöffner sein“, berichtet Stüttgen.
Curevac mit starken Partnern
Die große Bedeutung von starken Partnern
hat auch Curevac erkannt. Bereits Ende 2011
startete eine Kooperation mit Sanofi-Pasteur. Gemeinsam mit der DARPA, dem Innovationsmotor des US-Verteidigungsministeriums, und der In-Cell-Art SAS, wird an einer
Reihe von Indikationen gearbeitet. Damit
hat sich Curevacs Strategie ausgezahlt, nicht
nur auf Krebs-Impfstoffe zu setzen, da vor allem deren klinische Studien Jahre benötigen.
Die nötige „Beinfreiheit“ für diese doppelte Strategie hatte sich das Unternehmen mit
der bisher größten Finanzierungsrunde eines
deutschen Biotech-Unternehmens gesichert
(siehe |transkript 10/2012). 80 Mio. Euro stellte Dietmar Hopp, der alleinige Investor Curevacs dafür im September 2012 bereit. L
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Itranskript I Nr. 11 I 19. Jahrgang 2013

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