herberts -werk köln - Portal Schule Wirtschaft
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Vollmer: KIS Köln Herberts - Werk Köln Seite 1 Kopiervorlage 1 Jürgen Borkowski HERBERTS -WERK KÖLN Lehrplananbindung Kopiervorlage / Unterrichtsinhalte, -ziele, -methoden S I / S II (1) Basisinformation Firma Herberts (Ch, Ek, Sw) SI Oxidation und Reduktion / Oberflächenschutz/Brandschutz (Ch) (2) Funktion von Lacken; Lacke im Test (Experiment) (3) Brandschutz durch Lacke; Brandschutzlack (Experiment) (3) Lackverarbeitung (I) S II Polymere, Lacke, Elektrochemie (Ch) (4) Applikationsverfahren für Lacke (II), elektrostatische Applikation (5) Elektro-Tauchverfahren KTL (Experiment, Theorie) Materialien: (2) beliebiger Klarlack (2) Unithermlack (Bezug siehe Kontaktinformationen) (4) KTL-Dispersion; Pigmentpaste (Bezug siehe Kontaktinformationen) Kontaktschule Gymnasium Rodenkirchen Sürther Straße 55 50996 Köln Tel.: 02 21 / 93 55 51-0 I&S I&S Gesellschaft Gesellschaft für partnerschaftliche für partnerschaftliche Beziehungen Beziehungen zwischen zwischen Industrie Industrie uunndd Schule/Öffentlichkeit Schule/Öffentlichkeit Bonn Bonn 1997 1997 Mitarbeit und fachliche Beratung: Paolo Nanetti, Roland Somborn (Herberts) Einige Texte wurden übernommen aus: Hans-Werner Jahn; Einheit 8: Herberts in: Vollmer (Hrsg.): Chemie in Wuppertal und Umgebung. Bonn 1995 Seite 2 Herberts - Werk Köln Kopiervorlage Vollmer: KIS Köln 1 Herberts - ein Spezialist für Oberflächenbeschichtung Mitten zwischen Wohnblöcken, Schwimmbad und Europaschule Köln-Zollstock findest du im Kölner Süden ein großes chemisches Unternehmen: die Werke 7 und 8 der Fa. „Herberts Lacksysteme“. Erst bei genauerem Hinschauen fallen dir die Gebäude beim Vorbeigehen entlang des Bayenthalgürtels auf. Alten Kölnern ist das Werk eher noch unter dem Namen des alten Familienunternehmens „Spieß Hecker & Co -Lacke“ bekannt, obwohl es bereits im Jahre 1976 zu 100 % in die Hand des neuen Mutterkonzerns Hoechst gelangte. Aus der ehemaligen Kutschenlackfabrik - dort wurden anfangs Leinenverdecke zum Abdichten gegen Regen mit Firnis-Spannlacken behandelt - erwuchs so zunächst ein renommiertes Unternehmen für Autoreparaturlacke und heute eine Unternehmensgruppe mit einem breit gefächerten Angebot. Von den ca. 50 Teilunternehmen der „Herberts GmbH“ gehört der Standort Köln zu einem der umsatzstärksten Teilbereiche mit insgesamt etwa 500 Mitarbeitern und 35 Azubis. Der Schwerpunkt der Kölner Produktpalette liegt im Bereich der Produktion von Industrielacken und in der Entwicklung von Autoreparaturlacken. Darüber hinaus produziert Herberts natürlich zahlreiche andere Beschichtungsstoffe. Sie lassen sich in 4 Produktgruppen zusammenfassen: z Autoserienlacke, also Lacke, die in der heutigen Serienproduktion verwendet werden. z Autoreparaturlacke, Lackierungen für reparierte Wagen. (Wieso braucht man hier andere Lacke?) z Industrielacke, mit vielen Anwendungsbereichen wie: - Lacke für Landmaschinen, Schienenfahrzeuge (ICE), Straßenbahnen - Autozubehör, Beschichtungen für Felgen, Radkappen - Brandschutzlacke - Coil coatings, Beschichtungen für Bleche an Außenfassaden - Emballagenlacke, Dosenlacke, - Elektroisolierlacke für Drähte/Spulen - Kaschierkleber für Tetrapack Milchtüten - Klebstoffe für Autoinnenverkleidungen (Lacke sind auf Grund ihres chemischen Aufbaus mit Klebstoffen verwandt.) Wußtest Du, daß im Auto genausoviel Lack wie Klebstoff verwendet wird? - Beschichtungen für Sportartikel (Skioberflächen) z Pulverlacke, neue, umweltfreundliche Lacke ohne Lösemittel, die elektrostatisch auf die Karosserie aufgebracht werden. Die Anlagen des Herberts-Werkes in Köln-Zollstock Herberts heute Heute ist Herberts ein weltumspannendes Unternehmen. Neben Werken in Köln, Hannover, Wuppertal, Helmstedt, Vaihingen, Coswig und Landshut gibt es Firmen, Niederlassungen oder Kooperationen in Belgien (Beveren), Frankreich (Le Mans, Mantes-La-Ville, Montbrison), Großbritannien (Dagenham bei London, Darlington, Liverpool), Indonesien (Jakarta), Italien (Mailand, Monza, Cavenago Brianza), Mexico (2), Niederlande (Breda), Norwegen (Oslo), Österreich (Wien, Guntramsdorf), Portugal (Porto), Schweden (2), Schweiz (Bern, Prattern), Singapur (1), Spanien (Barcelona), Taiwan (1), Türkei (1), USA(2) und Australien(1). In Klammern angegeben ist die Anzahl der Werke. Thema Umweltschutz Das industrielle Recycling der Wasserlacke, die wir in den nachstehenden Experimenten verwenden, steht noch am Anfang der Entwicklung. Das „over spray“ (der Lackanteil, der am Werkstück vorbeisprüht) kann heute jedoch schon vollständig aufgearbeitet werden. Das Entsorgen weiterer Lackrückstände geschieht einmal durch das Verbrennen organischer Bestandteile oder durch Deponieren von Festmaterial. Die Firma Herberts ist im Werk selbst für alle anfallenden Produkte, Rest- und Abfallstoffe verantwortlich. Auch die Verbrennung erzeugt natürlich das Treibhausgas Kohlendioxid. Deswegen unternimmt die Firma Herberts größte Anstrengungen, alle Materialien so weit wie möglich dem Prozeßkreislauf zurückzuführen. Aufgaben 1. Erstellt eine geographische Übersichtskarte zur Präsenz von Herberts - weltweit! 2. Welche Vor- und Nachteile ergeben sich aus der Lage des Werkes Köln? Vollmer: KIS Köln Herberts - Werk Köln Seite 13 Kopiervorlage 2 1 Damit Blech Blech bleibt Auch wenn es sich nicht gut anhört: Auf unseren Straßen rollt eine riesige „Blechlawine“. Ohne Lackierungsfirmen wie Herberts würde daraus im Nu eine Rostlawine. Gegenstände aus Eisen und Blech müssen vor dem Durchrosten geschützt werden, z.B. durch Lackieren. Du weißt, was Rosten ist und wie Lacke wirken....? Rosten:__________________________________________ Welche Produkte zum Rostschutz stellt die Firma Herberts her? (Vgl. Kopiervorlage 1 !) ________________________________________________ Das Überziehen mit Lack ist nur eine Möglichkeit, Gegenstände vor dem Rosten - allgemein ausgedrückt: vor „Korrosion“ zu schützen. Kennst du andere Möglichkeiten? Bezeichnung Beispiel: Lackieren Autolack - nur strahlender Glanz ? Erläuterung Mit einer luftdichten Schicht aus Lack überziehen Lacke - nur Make-up für Oberflächen? Kaum zu glauben! Der Herberts Computer verwaltet ca. 25000 verschiedene Lackrezepturen. Wo braucht man so viele und unterschiedliche Oberflächenbeschichtungen? Alles nur Make-up? Gegenstände mit Oberflächenbeschichtung Grund für Lackierung Anforderungen an den Lack z.B. Autokarosserie Rostschutz Haltbarkeit Getränkedosen Möbel Lacke im Test! Lack ist also nicht gleich Lack. Für die nun folgenden Tests brauchst du nur eine einzige von all diesen vielen Rezepturen. Versuch Nr. 1: Lacktest Dir ist natürlich klar, daß du diese Versuche nur unter Aufsicht Deines Chemielehrers und in der Schule durchführen darfst!!!!! Du brauchst (von zu Hause mitbringen): einen schnell trocknenden Klarlack und ein beliebiges Blech (Zinkblech, Stahlblech usw.). a) Beziehe das Blech zur Hälfte mit diesem Klarlack und lasse ihn trocknen. Wenn der Lack trocken ist, überziehst du das ganze Blech mit einer Kerzenwachsschicht, in die du kleine Löcher kratzt. Diese Löcher dienen dir nun als voneinander getrennte Testfelder. b) In die entstandenen Aussparungen gibst du jetzt verschiedene aggressive Lösungen: verdünnte Salzsäure, verdünnte Natronlauge, destilliertes Wasser und eine 10%ige Salzlösung. c) Jetzt heißt es abwarten (der Wagen rostet ja auch nicht innerhalb einiger Minuten). Nach einer Einwirkzeit von 1 - 2 Std. spülst du die Bleche ab, kratzt die Wachsschicht ab und betrachtest genau die Stellen, an denen die Lösungen einwirken konnten. Notiere deine Beobachtungen! Übrigens: Damit der Versuch gelingt: Lackieren ist nicht so einfach. Zum Beispiel hält der Lack oft nicht auf dem Blech. Dann hättest du die Bleche vorbehandeln müssen. Entfetten (z.B. mit Aceton), chemische Entfettung in einem Laugebad (Frage deinen Chemielehrer!) oder Schleifen sind mögliche Verfahren. Seite 4 Herberts - Werk Köln Kopiervorlage Vollmer: KIS Köln 31 Der Unithermlack, ein absolut ungewöhnlicher Lack Diese Lacke werden nicht nur in Köln produziert, sondern schützen auch viele Kölner Gebäude, wie z.B. die Stahlzeltkonstruktion des Tanzbrunnens oder die Deckenträger der Philharmonie (siehe Abbildung). Unithermlacke schützen die überzogenen Flächen nicht nur vor einer langsamen Oxidation, sondern sind tatsächlich in der Lage, beim Ausbruch eines Brandes die beschichteten Werkstücke, Holz oder Metallträger, für ca. 1 Std. vor größeren Schäden bzw. vor zu starker Erhitzung zu schützen. Wie das gelingt? Wie die Beschichtung im Prinzip wirkt, kannst du in einem Vorversuch testen. Zu welcher Lackgruppe (Kopiervorlage 1) gehört dieser Speziallack? Versuch 1: Tränke ein Stück Stoff in einer gesättigten Aluminiumhydroxidlösung. Trockne die Faser und zünde sie an. Vergleiche die Zeit bis zur Entzündung mit einer nicht behandelten Faser. Du wirst erstaunliche Unterschiede feststellen. Das Geheimnis liegt im anscheinend so gut getrockneten Aluminiumhydroxid. Versuch 2: Für diesen Versuch verwendest du den Herberts-Speziallack Unitherm. Wegen des Produkthaftungsgesetzes mußt du vor Versuchsbeginn die Sicherheitsdatenblätter lesen! Außerdem sollte aus Sicherheitsgründen neben eurem Labortisch ein Eimer mit Löschwasser bereit stehen! Nun geht es los! Nimm 2 Stücke Pappkarton, eins davon beschichte mit Unithermlack. Nach dem Trocknen versuchst du beide Pappstücke an der beschichteten Seite (Frontseite) mit dem Bunsenbrenner zu entzünden. Notiere deine Beobachtungen und miß evtl. die Zeit bis zum Entzünden. Finde ein Erklärungsmodell für den Versuch. Lackierverfahren (Applikationen): Im Hausgebrauch trägst du Farbe meist mit Pinsel oder Rolle auf. Hiermit wird allerdings lediglich ein geringer Teil des produzierten Lacks verarbeitet. Ein Großteil an Lacken wird mit folgenden Verfahren aufgetragen: Spritzverfahren Feinst verteilte Farbtröpfchen werden mit Hilfe von Luftdruck und Lösemitteln auf die zu lackierenden Werkstoffe aufgebracht. elektrostatische Spritzverfahren Hierbei erzeugt man mit hohen Spannungen elektrostatische Felder, die kleine, entgegengesetzt geladene Farbtröpfchen regelrecht anziehen! Sprühdosen Sie werden meist im Hausgebrauch angewandt, Lackierungen enthalten Treibgas! Elektrotauchlackierungen Das negativ aufgeladene Werkstück wird in eine positiv aufgeladene Farbwanne mit flüssigem Lack eingetaucht. Der aufgezogene Lacküberzug muß im Ofen eingebrannt werden. Deckenkonstruktion der Philharmonie Köln Ordne die Abbildungen a) bis d) dem jeweiligen Verfahren zu und stelle die Vor- und Nachteile der einzelnen Verfahren gegenüber. a) b) c) d) Vollmer: KIS Köln Seite 15 Herberts - Werk Köln Kopiervorlage 4 1 Applikationsverfahren Sie kennen bestimmt einfache Methoden zur „Applikation“ von Lacken. Je nach Material und Oberflächenbeschaffenheit kann man Lacke z.B. streichen, walzen, gießen (Holz- und Skiindustrie). Wenn besondere Anforderungen bezüglich Aussehen, Haltbarkeit und Haftung gestellt werden - zum Beispiel beim umsatzstärksten Produktionszweig von Herberts, den Autoserien- und Reparaturlacken - benutzt man besondere Applikationsverfahren: Elektrostatische Applikation Beim elektrostatischen Spritzverfahren werden neutrale Lackteile beim Verlassen der Spritzpistole elektrostatisch aufgeladen und parallel zu den magnetischen Feldlinien auf das Werkstück geschleudert. Die Zerstäubung des Lackmaterials wird durch ein Hochdruckrotationsverfahren (rotierende Drehscheibe) erreicht (20 000 U/ min). Elektrotauchlackierung (ETL-Verfahren) Dieses Verfahren entstand in den 50er/60er Jahren primär aus Sicherheits-, nicht aus ökonomischen Gründen. In den bis dahin existierenden offenen Tauchbecken entstanden oft Brände wegen der brennbaren Lösemittel in den Lacken. Das Verfahren heute läuft bei 200 - 400 V und 5 - 15 A/m² bei Raumtemperatur ab. Man unterscheidet das KTL (1) und das ATL (2) Verfahren. Bei 1 wird das Werkstück als Kathode (Anode = Graphit) geschaltet, Beispiel ist die Autoserienlackierung. Hierbei kommt es zu einem besseren Korrosionsschutz, die Schicht (15 Rµm) ist nur halb so dick wie bei 2. Allerdings braucht man teurere Rohstoffe, die Anlagenkosten liegen deutlich höher, da die Bekken aus Edelstahl oder Kunststoff sein müssen. Das ATL-Verfahren findet vor allem im Industriebereich Anwendung. Vor- und Nachteile ergeben sich aus der Umkehr der Erläuterungen zu 1. ET-Lacke gewährleisten generell eine optimale Kantenabdeckung. Elektrotauchlackierung eines PKW Aufgabe Sie werden Ihre eigenen Erfahrungen mit den Applikationen von Lacken gemacht haben. Welche Lacke haben Sie benutzt? Nennen Sie Lacktypen in Abhängigkeit vom Material. Ist der Lacktyp abhängig von der Beschaffenheit des Untergrundes? Kennen Sie Maßnahmen zur Behandlung des Untergrundes? Neuere Entwicklungen bei Herberts Wasserlacke Als Bindemittel sind oft neutralisierte Polycarbonsäuren beigegeben (z.B. Amine als Neutralisationsmittel). Als Vernetzungskomponente setzt man wasserverdünnbare Aminoplaste ein. Alle Wasserlacke enthalten auch organische Lösemittel, die die Eigenschaften des Lackes verbessern. Nachteile: höherer Energieverbrauch beim Trocknen, längere Trocknungszeiten, evtl. Schwierigkeiten wegen der Ablaufneigung. Da die Lacke hydrophile Gruppen haben, muß vor allem eine Wasserquellung ausgeschlossen sein, was z.T. schwierig zu realisieren ist. High-Solid-Lacke / Very-High-Solid-Lacke Auf diesen Lacksektor setzt vor allem die amerikanische Industrie. Bei den 1K (1 Komponenten) High Solids liegt der Festkörperanteil bei 65 - 72 %, bei 2K High Solids 70 - 80 %, bei den Very High Solids sogar bei über 80 %. Die Solids werden vor allem für industrielle Lackierungen gebraucht und werden erwärmt bzw. verdünnt aufgetragen. Um die Lackteilchen bei dieser hohen Konzentration noch in „Lösung“ zu halten, müssen kleine Moleküle des Grundstoffs mit reaktiven Eigenschaften und vielen funktionellen Gruppen verarbeitet werden. Pulverlacke Diese bestehen ausschließlich aus Festkörpern, hochpolymeren Kunststoffen und sind völlig frei von Lösemitteln. Sie werden durch elektrostatische Applikationen aufgetragen und durch Wärmeeinwirkung gehärtet. Beim Wirbelsinterverfahren erhitzt man die zu beschichtenden Gegenstände über den Schmelzpunkt des Lackes hinaus und bringt sie mit dem wirbelnden Pulver zusammen. Das Pulver schmilzt und bildet in wenigen Sekunden einen dicken porenfreien Überzug. Seite 6 Herberts - Werk Köln Kopiervorlage Vollmer: KIS Köln 5 1 Versuch: Elektrotauchlackierung (hier: KTL) Es steht Ihnen ein Speziallack der Fa. Herberts zur Verfügung. Lesen Sie vor Versuchsbeginn die Sicherheitsdatenblätter durch. Arbeiten Sie die S- und R-Gefahrensätze auf. Sie können den Versuch im 250 ml Becherglas durchführen. a) Sie wiegen 75, 5 g KTL-Dispersion (Nr. 39031, weiß) ab. b) Sie stellen eine Mischung aus 84,7 g und 2,2 g konzentrierter Essigsäure her. a) + b) geben Sie langsam unter ständigem Rühren zusammen. Zu dem Gemisch a) + b) geben Sie wieder unter Rühren 37,6 g Pigmentpaste (Nr. 39024, schwarz). Das Tauchbad ist fertig und sollte vor der Elektrolyse ca. 5 Minuten mit einem Magnetrührer homogenisiert werden. Geben Sie nun ein gereinigtes und entfettetes Blech mit einer Oberfläche von ca 10 cm² (bedenken Sie: das Blech hat 2 Seiten!) in das Tauchbad und schalten Sie es als Kathode. Das Anodenmaterial ist variabel, z.B. Edelstahl oder Edelmetall. Der Abstand der Elektroden beträgt ca. 2 cm, es liegt eine Spannung von 40 V (24 V auch möglich) - Gleichstrom - an. Die Stromstärke darf aus Sicherheitsgründen 50 mA nicht überschreiten! Der Versuch kann bei Raumtemperatur unter ständigem Rühren durchgeführt werden. Die Beschichtungszeit beträgt 3 - 5 Minuten. Nach Versuchsende spülen Sie die Kathode mit Wasser ab und beurteilen optisch die Oberfläche. Die Beschichtung muß dann noch im Heizschrank bei ca. 180 °C 30 Minuten eingebrannt werden. Zusatzversuch: „Nagelprobe“ Prüfen Sie vor und nach dem Einbrennen die Haltbarkeit der Oberflächenbeschichtung: - mit einem in organischem Lösungsmittel getränkten Wattebausch - mit verdünnten Säuren/Laugen - Kratztest mit dem Fingernagel Zusatzinformation: Die Chemie des KTL-Verfahrens Allgemeines: Das Objekt wird in ein wassergelöstes Lacksystem mit niedrigem Feststoffanteil getaucht (80 % VE Wasser, 10 % Bindemittel, 10 % Pigmente, Farbstoffe, Additive). Es wird eine elektrische Gleichspannung zwischen Objekt und einer Gegenelektrode angelegt. Das Lackmaterial wird eingebrannt. Voraussetzung: Das Lackierobjekt muß tauchfähig und leitfähig sein. Schichtdickenbildung: Die Schichtdicke ist von der Spannung, der Beschichtungszeit und der Badtemperatur abhängig. Chemie des Verfahrens: Wasserverdünnbare Makromoleküle enthalten Polykationen und Polyanionen sowie Polyehter zur besseren Wasserverdünnbarkeit. Zur ET-Lackierung verwendet man z.B. carboxylhaltige Alkydharze oder Polyamine. Diese selbst sind in reinem Wasser kaum löslich; die freien Elektronenpaare an den polaren Gruppen werden von den Wasserdipolen solvatisiert, die Harze quellen an und lösen sich in weiterem Wasser auf. Dieser Löseeffekt wird durch Salzbildung vergrößert. Allgemeine Reaktionsgleichungen für das KTL-Verfahren: KTL Kathode = Werkstück Anode = Gegenelektrode Die Harze enthalten Aminogruppen, die z.B. durch Carbonsäuren (Essigsäure) neutralisiert werden. Es entstehen wasserlösliche Polyammoniumsalze. R-COOH + Carbonsäure PNR2 Amin - + —> R-COO + P-NR2H wasserverdünnbares Salz P = Polymer Reaktion an der Kathode: Es entsteht Wasserstoff, die Hydroxidionen kehren die Neutralisation um. 2 H2O + 2 e —> 2 OH + H2 (pH-Wert-Anstieg) Dadurch kommt es zur Koagulation und Abscheidung des Lackmaterials. + P-NR2H + OH —> PNR2 + H2O Die frei werdenden Säureanionen entwässern die Koagulatschicht, Abscheidung festkörperreicher Filme. Reaktion an der Anode: 2 H2O —> 02 + 4 H+ + 4 e- An den Elektroden des Tauchbades kommt es also zu einer Elektrolyse des Wassers. Die entstehenden sauren und basischen Teilchen führen zu einem pH-Wert-Abfall bzw. Anstieg. Dies bewirkt, daß das Polymer ausfällt bzw. auf der Autokarosserie koaguliert. Zur Verbesserung der rheologischen Eigenschaften (Rheologie = Fließlehre) müssen zusätzlich Co-Lösemittel zugesetzt werden, z.B. Glycole. Wegen der physiologischen Bedenklichkeit wird die Suche nach neuen Kombinationspartnern erforderlich. Vollmer: KIS Köln Herberts - Werk Köln Seite 17 Didaktische Kopiervorlage Bemerkungen1 In dieser Unterrichtseinheit wird das Thema Lacke - Herberts an den Themenbereich Oxidation - Reduktion angebunden. Weitere Materialien zum Thema „Lacke“ finden Sie in den folgenden Einheiten: BASF Pigmente GmbH Köln-Mülheim (Eisenpigmente/genetische Hinführung zum Begriff „Filmbildner“) BASF deco GmbH Köln-Bickendorf (Wasserlacke/Lösemittellacke Biolacke) Degussa AG - Kalscheuren (Rußpigmente) Degussa AG - Werk Marquart (Mattierungsmittel/Mattlack) PPG - Wuppertal (Trocknen von Lacken, Zweikomponentenlacke) Kopiervorlage 1 bietet die Grundinformation zum Werk „Herberts“ und ermöglicht fächerübergreifend Verbindungen zu den Bereichen Chemie Geographie und Sozialwissenschaft/Wirtschaftslehre. Der Einsatz sowohl in der S I als auch der S II ist angeraten, da Verknüpfungen zwischen Umfeld und fachlichen Aspekten unsere Schüler motivieren sollen. Eine weitere Öffnung auf „lokale Chemie“ kann durch Hilfsfragen angeregt werden wie: Wer kennt das Werk, wo liegt es, wer arbeitet dort, welche Berufe, Bedeutung für Köln? Kopiervorlagen 2 und 3 (S I): Oxidationsprozesse als Reaktion mit Sauerstoff und schädliche Umwelteinflüsse sind Inhalte des Anfangsunterrichts Chemie. Schon in dieser frühen Phase kann bei diesen Themen ein Blick auf die Industrie vor Ort geworfen werden. Die vorliegenden Materialien ergänzen den Unterricht im Themenbereich „Oxidation-Reduktion“ in folgender Weise: Beim Thema Korrosion: 1. Langsame Oxidation/Korrosion: Was ist Korrosion? Wie verhindert man, daß Sauerstoff an das zu schützende Material herankommt? Fächerübergreifend: Verhinderung wirtschaftlicher Schäden. 2. Verbrennung: Wiederholung der Phänomenologie der Verbrennung am Beispiel von Brandschutzlacken. Diese geben zudem einen Einstieg in neue Brandschutztechnologien (neuestes Beispiel: Flughafen Düsseldorf) Themenkomplex Oxidation: langsame Oxidation - Korrosionsschutz - Verbrennung Brandschutz - Luftverschmutzung „Damit Blech Blech bleibt“: Ziel: S. reflektieren Möglichkeiten des Oberflächenschutzes, d.h. Möglichkeiten, Sauerstoff fernzuhalten! Beispiele: Einfetten, Chromatieren, Phosphatieren, Lakkieren, Emaillieren, Beschichten mit Kunststoff, metallische Überzüge: Verzinken, Verkupfern, Versilbern, Vergolden ... „Lacke im Test“: Ziel : Oberflächenschutz. Ergebnis: Lack schützt nicht nur gegen Salzwasser, sondern auch gegen Säuren (Regen) und Laugen „Lacke nur Make-up“: Ziel: S. reflektieren den Sinn von Lakkierungen. Beispiel: zum Isolieren, zum Kennzeichnen, als Warnung, zur Straßenmarkierung, als Korrosionsschutz, zur Dekoration (rein ästhetische Gründe), Brandschutz. „Der Unitherm-Lack“: Ziel: Wiederholung der Phänomenologie der Verbrennungen. Lösungen: Lacke setzen Kohlendioxid frei (Aufschäumen, Löschwirkung). Lacke setzen Wasser frei (Temperaturerniedrigung). Lacke versintern (d.h., sie bilden durch die Hitze eine stabile Deckschicht). „Lackierverfahren“: Ziel: Verknüpfung von chemischen mit physikalischen Phänomenen. Kennenlernen von alltäglichen Lackiermethoden, die umweltfreundlich und möglichst rentabel sind! Gleichzeitig Verknüpfung zu S II. Kopiervorlagen 4 und 5 (S II): In der S II müssen bzw. können laut Curriculum Themen wie Faradaysche Gesetze, pH-Wert, Löslichkeit, Elektrolyse, elektrolytische Raffination und auch Polymere, funktionelle Gruppen, Duroplaste und Thermoplaste besprochen werden. In diesem Zusammenhang bietet sich eine Öffnung des Unterrichts auf die Chemie „vor Ort“ an. Zum Abschluß würde eine Exkursion zu Herberts Köln den Schüler(inne)n noch mehr Praxisnähe vermitteln. Zu empfehlen ist im Anschluß evtl. auch eine Exkursion in Werke der Automobilindustrie. Themenkomplex: Lacke → Polymerenchemie ↔ Elektrochemie „Applikationsverfahren“: Ziel : Schüler stellen Bezug zu ihrem Alltag her. Präsentation des anzufordernden Bleches und des Faltblattes. Arbeitsanregungen zur Fragestellung: Welche Möglichkeiten sehen Sie, Metalloberflächen zu beschichten? (Vgl. S I); Erläuterungen zu Lacktypen. „KTL im Experiment“: (KTL - Lack kann angefordert werden.) Ziel: gleichmäßige und haftfähige Oberflächenbeschichtung. Beispiel für elektrostatische Applikationsverfahren. Seite 8 Herberts - Werk Köln Vollmer: KIS Köln Kopiervorlage H i n t e r g r u n d i n f1o r m a t i o n e n Historischer Rückblick Die Anfänge der heutigen Herberts GmbH gehen auf eine kleine Firnis- und Lacksiederei zurück, die Otto Louis Herberts 1866 in Barmen gründete. Den Wandel zum Industrieunternehmen vollzieht 1924 der Enkel Dr. Kurt Herberts, der ein eigenes Unternehmen gründet und ein Jahr später mit der großväterlichen Firma vereinigt. 1928 revolutioniert Herberts den Markt mit der Entwicklung von schnelltrocknenden Automobillacken auf Cellulosenitrat-Basis, welche die bisherigen Trocknungszeiten von 4 - 8 Wochen auf 15 Stunden reduzierten. 1940 wird das Werk II auf Einern in Barmen fertiggestellt. 1972 erwirbt die Firma Hoechst 51 % der Anteile der Firma Herberts. 1976 wird Herberts eine 100%ige Tochter des Hoechst Konzerns. Im gleichen Jahr geht auch die Kölner Firma Spieß & Hecker Lacke an den Hoechst Konzern. Der Firmengründer Prof. Dr. Kurt Herberts scheidet im Alter von 75 Jahren aus dem Unternehmen aus. Ab 1974 kommt es zu verstärkten Aktivitäten in der umweltfreundlichen Lackentwicklung: wasserlösliche, wasserverdünnbare und lösemittelarme Pulverlacke für viele Anwendungsgebiete und Applikationsverfahren werden entwickelt. Fachliteratur Paolo Nanetti: Lackrohstoffkunde, Vincent Verlag Hannover, 1996 (Lehrbuch über die wichtigsten Lackrohstoffe. Es enthält ausführliche Informationen sowohl über den chemischen Aufbau als auch über das physikalische Verhalten und die anwendungstechnischen Eigenschaften der Lackrohstoffe). Verband der Lackindustrie e.V., Leitfaden für die betriebliche Fachkunde, Karlsstr. 21, Frankfurt/Main (Übersicht über grundlegende lacktechnische Kenntnisse. Der Leitfaden ist kein Lehrbuch, sondern eine Lernhilfe). Günter Vollmer; Manfred Franz: Chemie in Hobby und Beruf, DTV Verlag und Thieme, August 1991 (Aus einer als Hintergrundinformation für Lehrer konzipierten Reihe „Wissenschaft für den Alltag“) Brockhaus: Naturwissenschaften und Technik, 5 Bände, 1989 (Allgemeines naturwissenschaftliches Nachschlagwerk) Glasurit-Handbuch: Lacke und Farben, Vincent-Verlag Hannover, 1984 (Guter Gesamtüberblick, z.B. Rohstoffe, Lackfertigung, lacktechnische und analytische Untersuchungen, Applikationsverfahren, auch ohne große Vorkenntnisse gut verständlich) Josef Ruf: Organischer Metallschutz, Vincent-Verlag Hannover, 1993 (Alle wichtigen Fachkenntnisse zum lacktechnischen Metallschutz, von der Korrosion bis zur Applikation von Beschichtungsstoffen, werden in verständlicher Form dargestellt.) Ullmanns Enzyklopädie der technischen Chemie, Verlag Chemie, Weinheim (Ein Nachschlagewerk, in dem alle wichtigen Informationen über Beschichtungsstoffe enthalten sind. Vorkenntnisse sind nicht unbedingt erforderlich.) Didaktische Literatur: D. Gräf: Lacke - ein fächerübergreifendes Thema in der Schule, Praxis der Naturwissenschaften Chemie, 6/44, Jahrgang 1995, S. 25 - 32. Kontaktinformationen: 1. Ansprechpartner: Wenn Sie fachlich Fragen haben, wenden Sie sich bitte an Herrn Nanetti, Werk Köln VII, Abt. 725 MIB, Tel. (02 21) 9 37 06-331, Fax (02 21) 37 06-558 Ansprechpartner zu den Punkten 3 bis 5 sind: Frau Ihlas, Tel. (02 21) 37 06-313 oder ebenfalls Herr Nanetti. 2. Unterrichtsmaterialien, Informationsmaterial: Infos zu Herberts, die in den Kopiervorlagen erwähnten Experimentiermaterialien und Demonstrationsmaterialien zur Lackierung eines Karosseriebleches können über Herrn Canenbley, Werk I, Christbusch, Tel. (02 02) 529-26 90, Abt. 113 CW, angefordert werden. 3. Bertriebsbesichtigung: Auf Anfrage ist eine Besichtigung des Unternehmens möglich. 4. Betriebspraktika sind im Rahmen des Schülerbetriebspraktikums möglich. 5. Ausbildungsplätze, berufliche Möglichkeiten: Folgende Berufsausbildungen werden angeboten: im naturwissenschaftlichen Bereich: Chemikant/-in, Chemiebetriebswerker/-in, Lacklaborant/-in im kaufmännischen Bereich: Industriekaufmann/-frau, Handelsfachpraktiker/-in