Automobil - karriereführer-Bewerbung

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Automobil - karriereführer-Bewerbung
karriereführer ingenieure
1.2008
Special Automobile
Special
Traumjob Automobil
Die kursierenden
Meldungen über Stellenstreichungen in der Automobilindustrie sollten interessierte
Ingenieure nicht schrecken:
Die Quote der Ingenieure in den
Unternehmen steigt, und die
zuliefernde Industrie baut
massive Stellenkapazitäten
auf. Die Branche lockt mit
Herausforderung und
Sicherheit.
Von Arne Olerth
Das Automobil, der Deutschen
liebstes Kind, ist für viele Ingenieure eines der spannendsten Tätigkeitsfelder. Hoch emotionalisiert
zieht dieses Thema technikaffine
Menschen in seinen Bann. Das
Besondere: Die Entwickler werden
ständig mit neuen Herausforderungen konfrontiert. Zum einen sind
die Hersteller gezwungen, sich den
Kundenwünschen zu beugen, und
haben daher die Modellzyklen
spürbar verkürzt. Zum anderen
werden ständig die gesetzlichen
Vorschriften verschärft. Neue Vorschriften in der Abgasgesetzgebung und im Immissionsschutz
stellen die Entwickler fortlaufend
vor neue Aufgaben. Auch der Wettbewerb der Hersteller untereinander erzeugt einen außergewöhnlich
hohen Innovationsdruck: Neue
Sicherheitssysteme, pfiffige Interieurkonzepte, neue Komfortgoodies – die Aufgabenpalette ist
schier endlos.
Ein Ende des Auto-Booms ist nicht
absehbar: Der Kraftfahrzeugbestand hat sich nach Angaben des
Kraftfahrtbundesamtes von 52,5
Millionen 2001 auf 55,5 Millionen
Stück 2007 erhöht. Auch der Verband der deutschen Automobilindustrie (VDA) meldet in seinem
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Jahresbericht „Auto 2007“, dass die
deutsche Automobilindustrie in
den letzten zehn Jahren ihren
Umsatz mehr als verdoppelt hat.
Die Automobilindustrie bleibt
damit der mit Abstand wichtigste
Wirtschaftszweig in der Bundesrepublik.
Neben Faszination und Krisensicherheit lockt die Branche zudem
mit fürstlichen Gehältern. Dabei
macht es keinen Unterschied, ob
man direkt beim Hersteller oder bei
einem Auto-Zulieferer arbeitet, die
Bezahlung für Ingenieure ist in beiden Fällen ähnlich hoch. Nach
Angaben des Verbands Deutscher
Ingenieure (VDI) sind Ingenieure im
Fahrzeugbau nach wie vor Top-Verdiener. Mit einem Jahr Berufserfahrung hat ein Ingenieur in diesem
Bereich über 40.000 Euro jährlich
in der Lohntüte. Das Salair eines
Projekt-Managers wird mit mehr
als 60.000 Euro beziffert. Sogar
Trainees haben in der Automobilbranche die höchsten Gehälter aller
Branchen, die fast auf dem Niveau
von Direkteinsteigern liegen.
karriereführer ingenieure
1.2008
Special Automobile
Special
Klein, aber fein
Es muss nicht
immer der Global Player sein.
Jenseits der landläufig bekannten
Automarken gibt es eine erstaunliche Vielfalt kleiner und kleinster
Automobilschmieden. Die Heraus-
forderungen und der Reiz der
Arbeit sind dort mit Sicherheit
nicht kleiner als in den
Entwicklungszentralen der
großen Konzerne. Besonders
handwerklich Begabte werden
hier ihr Glück finden.
Von Veronika Horn
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Klar: Volkswagen, Daimler oder BMW
kennt jeder. Dementsprechend viele
Bewerber kommen in solchen Unternehmen auf eine freie Stelle. Doch es
gibt auch zahlreiche kleinere Manufakturen, in denen angehende Ingenieure
vielleicht nicht mit den ganz großen
Namen, dafür aber mit viel Herzblut,
mehr Verantwortung und vor allem
einem deutlich umfassenderen Aufgabenbereich hantieren dürfen.
Ein solches Unternehmen ist die Manufaktur Wiesmann aus Dülmen im Münsterland. Doch der eher unscheinbare
Standort sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass mittlerweile über 650
Kunden – in ganz Europa, wohlgemerkt
– ihren Wiesmann-Roadster lieben und
ehren. Hinzu kommen 150 GT-Kunden –
ebenfalls europaweit. Momentan wird
in der Manufaktur an den letzten Feinheiten des neuen Topmodels „Wiesmann GT MF5“ gearbeitet, welcher eine
Motorleistung von 507 PS und eine Endgeschwindigkeit von 320 km/h besitzen
wird und damit die Höchstgeschwindigkeit eines BMW Z4 Roadster 2.0i mal
eben um lockere 100 km/h übertrifft.
Auch Michael Nowack, 27, trägt mit seiner Arbeit zum Erfolg der mit dem reddot-Design-Award ausgezeichneten
Produkte bei. Seitdem er vor einem Jahr
sein Fahrzeugtechnik-Studium an der
Fachhochschule Osnabrück abgeschlossen hat, ist er für die Manufaktur tätig
und hat sich dabei ganz bewusst für ein
kleineres Unternehmen entschieden:
„Während meiner Praxissemester habe
ich beides kennengelernt, sowohl die
Arbeit in einem großen Konzern als
auch in einer kleinen Manufaktur. Mich
hat hier vor allem das breitere Spektrum der Tätigkeiten gereizt.“
Eine Erfahrung, zu der die meisten
Dozenten ihren Studenten raten, denn
nur so kann man herausfinden, welche
Arbeitsweise und welcher Unternehmenstypus am besten zu den eigenen
Fähigkeiten passt. Während in mittelständischen Unternehmen pragmatisches Vorgehen und die schnelle Präsentation der bestmöglichen Lösungen
gefragt sind, kann man in großen
Betrieben seine Vorliebe für bis ins
Detail korrekte Perfektion ausleben,
muss dafür aber beispielsweise auch
langwierige Abstimmungen in Kauf
nehmen. Insgesamt unterscheiden sich
die Vorteile kleiner Autoschmieden
nicht besonders von denen kleiner
Unternehmen in anderen Industriezweigen: Neben einem größeren Verantwortungsbereich sind dabei in erster
Linie gute Aufstiegsmöglichkeiten und
ein umfassendes Aufgabenspektrum zu
nennen. Bestätigt wird dies auch von
Michael Nowack, der in erster Linie für
die Serienbetreuung und die Komponentenentwicklung für Neufahrzeuge
zuständig ist. Neben der Vielfältigkeit
der Aufgaben schätzt er die Verantwortung, die ihm schon als Berufseinsteiger
zugesprochen wird. Dennoch musste
und muss sich der Fahrzeugtechniker in
vielen Bereichen zusätzliches Wissen
aneignen: „Während des Studiums
bekommt man nur einen Grundstock
an Wissen vermittelt. Also war das
Wichtigste an der Uni eigentlich, dass
ich gelernt habe, zu lernen“, resümiert
er lachend.
Ähnlich erging es auch Lars Krüger, der
an der TU Berlin Energie- und Verfahrenstechnik studiert hat und seit 2001
für das Nietwerder Unternehmen Jetcar
tätig ist, das mit seinen Energiesparfahrzeugen eine doch eher kleine
Nische belegt. 1988 als Konstrukteure
und Hersteller kleiner Windkraftanlagen
gestartet, entschlossen sich die Brüder
Christian Wenger-Rosenau und Michael
Wenger 1998, mit der Fabrikation des
Leichtfahrzeugs Jetcar ein zweites
Standbein aufzubauen. Gerade einmal
100 Fahrzeuge werden als limitierte
Auflage in Neuruppin angefertigt – zum
Vergleich: Volkswagen produziert durchschnittlich 24.500 Fahrzeuge pro
Arbeitstag und verkaufte allein im Januar dieses Jahres 485.500 Exemplare seiner insgesamt acht Marken weltweit.
Für Dipl.-Ing. Lars Krüger bietet dennoch die Jet-Manufaktur genau die richtige Kombination, da er während seines
Studiums auch in Vorlesungen der
Bereiche Leistungselektronik, FlugzeugLeichtbau, Maschinenbau und technischer Umweltschutz reingeschnuppert
hatte. „Ich habe mich schon immer für
Fahrzeuge und Windenergie interessiert
– deshalb entspricht die Kombination
hier exakt meinem Profil.“ Zu seinen
aktuellen Projekten gehören neben der
Energiebetrachtung und Konstruktion
der Fahrzeuge auch Einkauf, Organisation und Kundengespräche. „Hier kann
ich in viele Bereiche reinschauen,
wodurch sich eine viel größere Bandbreite an Tätigkeiten ergibt. Bei vielen
großen Herstellern hat man nicht diese
Möglichkeiten, sondern sitzt wochenlang an einer Schraube.“
Nach Ansicht von Jörn Pienkoß, der an
der Herstellung des Yes! Roadster in
Dresden beteiligt ist, ist es deswegen
hilfreich, sich Wissen aus verschiedenen
Studienfächern anzueignen. In seinem
Fall war das nicht nur Konstruktionslehre, Fahrwerkstechnik und Kfz-Elektronik,
sondern auch eher Theoriebehaftetes,
wie den Kfz-Zulassungsrichtlinien,
denen während seines Studiums der
Fahrzeugtechnik eine eher untergeordnete Rolle zukam. Auch bei ihm entstand schon während des Studiums der
Wunsch, bei einem Kleinserienhersteller
zu arbeiten: „Dabei hat mich auch die
Möglichkeit motiviert, eigene Entwicklungen direkt am Fahrzeug testen und
optimieren zu können.“ Und genau das
Eine kleine Manufaktur ist
das richtige für Absolventen, die
• eher viele Arbeitsbereiche kennenlernen wollen als einen bis ins
letzte Detail,
• Wert legen auf individuell
gefertigte Einzelstücke,
• praktisch und handwerklich
begabt sind,
• pragmatisch denken und
Probleme gerne schnellstmöglich
lösen.
Generell gilt aber auch hier:
Probieren geht über Studieren.
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karriereführer ingenieure
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Special
Special Automobile
Adressen der im Text genannten
Manufakturen
• Wiesmann, Dülmen
www.wiesmann-mf.com
• Yes! Roadster, Dresden
www.yet-roadster.net
• Jetcar, Nietwerder
www.jetcar.de
• Rush Sportwagen,
Straubenhardt-Feldrennach
www.rush-sportwagen.de
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tut er bei der Weiterentwicklung des
hauseigenen Fahrzeugs, dem YES! Roadster 3.2. Dieser wird exklusiv von den
insgesamt sechs in der Manufaktur
beschäftigten Technikern angefertigt –
kaum vorstellbar für einen Großkonzern
wie DaimlerChrysler, dessen 272.382
Mitarbeiter laut Geschäftsbericht 2007
zu einem Automobilabsatz von 2,1 Millionen Einheiten beitrugen.
Bei diesen Zahlen überrascht es nicht,
dass bei vielen Absolventen die großen
Automobilhersteller an erster Stelle stehen, wie das Absolventenbarometer
2007 des Berliner Marktforschungsinstituts Trendence bestätigt: Mit der BMW
Group, der Audi AG und der Porsche AG
belegen die namhaften Hersteller die
ersten drei Plätze bei der diesjährigen
Umfrage unter den knapp 7000 Studenten der Ingenieurwissenschaften.
Aber neben kleineren Manufakturen
werden auch die Zulieferfirmen immer
beliebter: So sind mit Siemens auf Platz
vier sowie Bosch Rexroth auf Platz zehn
gleich zwei Zulieferer unter den Top Ten
der Arbeitgeber vertreten. Auch diese
Entwicklung gilt nicht nur für die großen Namen, sondern setzt sich bei kleinen und mittleren Zulieferern fort, bei
denen Ingenieure fachlich genauso
gefordert werden wie bei einem Hersteller, wie auch von Dozentenseite
immer wieder hervorgehoben wird.
Insgesamt wird dieser positive Trend für
die Zulieferer auch bezüglich des Kriteriums Karriere bestätigt. Die Aufstiegschancen werden hier im Allgemeinen
höher eingeschätzt als in kleinen Manufakturen, die in den vergangenen Monaten eher Personal eingespart als eingestellt haben. Generell gilt aber auch hier
wie in jedem Betrieb, dass für die Karrierechancen immer noch die persönliche
Entwicklung und die des Unternehmens
ausschlaggebend sind.
Förderlich ist es dabei laut Jörg Glauner,
Inhaber des Autohauses rush, dessen
rush-roadster optisch an den legendären Lotus Seven angelehnt ist, auf jeden
Fall, wenn man auch handwerklich
begabt ist – und nicht allzu großen
Wert auf einen geregelten Feierabend
legt. Dafür bieten Fahrzeuge, wie die
seit 13 Jahren in seiner Manufaktur produzierten Modelle, seiner Ansicht nach
eine größere Identifikation als solche,
die vom Fließband stammen – und so
glaubt man ihm gerne, wenn er vom
„Herzblut“ spricht, das er und seine Mitarbeiter in ihre Fahrzeuge stecken. Ob
das bei VW und Konsorten auch der Fall
ist?
karriereführer ingenieure
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Special Automobile
Special
Sportliche
Sportlicher als bei
den großen Automobilherstellern
geht es bei den ihnen nahe stehen-
den Performance- oder Verede-
lungsunternehmen zu. Über das
Tuning ist man dort inzwischen
längst hinaus. Viele Unternehmen
entwickeln meist ihre eigenen klei-
nen Serien. Eine attraktive Alternative also für diejenigen, die breit
gefächerte Aufgabengebiete, eine
übersichtliche Unternehmensstruktur und die insgesamt schnellere
Variante bevorzugen.
Von Christoph Berger
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Karrieren
Die Faszinationen und Ambitionen
lagen für Alexander Lode schon immer
im Automobil und dem Motorsport.
Naheliegend also, dass er sein Hobby
zum Beruf machte. „Als stadtansässiger
und exklusiver Volvo-Tuner war mir
Heico Sportiv natürlich ein Begriff“,
erzählt der 27-Jährige, der inzwischen in
dem Weiterstädter Unternehmen als
Produktentwickler im Bereich In- und
Exterieur arbeitet. Nach einer Ausbildung zum Kfz-Mechaniker, anschließender Arbeit als Rennmechaniker und
einem abgeschlossenen Technikstudium
bewarb er sich schließlich bei Heico:
„Zum Anfang wäre für mich auch eine
Arbeit bei einem Hersteller in Frage
gekommen, doch die vielfältigeren Aufgabenbereiche in einem kleineren
Unternehmen reizten mich schon
damals mehr.“ Er wollte nicht zum reinen Fachmann für nur einen kleinen Fertigungsbereich werden. Seiner Meinung
nach ist ein kleines Unternehmen
zudem dynamischer und wendiger, bietet ihm ein Umfeld, in dem er noch
etwas bewegen kann. Und hat noch
einen weiteren entscheidenden, wenn
auch einen ganz persönlichen, Vorteil.
„Ich habe das Glück, sogar meinen
Labrador mit zur Arbeit nehmen zu können. Das wäre bei einem großen Unternehmen niemals möglich gewesen“,
freut sich Lode.
Nach Angaben des Verbands Deutscher
Automobiltuner in Hiltmannsdorf sind
in Deutschland etwa 1000 Unternehmen im Bereich Tuning aktiv, „bekannt
sind aber nur 250“, sagt Hans-Jörg
Köninger, geschäftsführender Vorstand
des Vereins. Etwa 100 von ihnen stellen
auch Ingenieure ein. Insgesamt beschäftigt die Branche 30.000 Mitarbeiter. Um
den Einstieg zu finden, braucht man
nach Ansicht des Branchenvertreters
Kreativität, Autoverrücktheit und die
Fähigkeit, sich auf flexible Arbeitsweisen
einzurichten.
Bei Mercedes-AMG, einer 100-prozentigen Daimlertochter in Affalterbach bei
Stuttgart, hört man den Begriff Tuning
überhaupt nicht gerne. „Wir sind die Performance-Marke innerhalb der Mercedes-Benz-Cars, die sämtliche automobile
Funktionen eigenständig verantwortet“,
sagt Miriam Fischer, Sachbearbeiterin
Personalmarketing des einst aus dem
Rennsport kommenden Unternehmens.
Ausschließlich Fachkräfte, darunter viele
Fachhochschul- und Universitätsabsolventen werden von AMG angestellt.
Ingenieure haben dabei gute Chancen,
vor allem wenn sie aus den Bereichen
Gesamtfahrzeug- und Motorentwicklung kommen. Aber auch Maschinenbauer, Informatiker und Fahrzeugtechniker sind gefragt. Denn der Bedarf an
qualifiziertem Personal ist da. Dies zeigt
sich schon alleine an der Personalentwicklung des Unternehmens. „In den
letzten acht Jahren hat sich die Mitarbeiterzahl auf 800 verdoppelt“, so Miriam Fischer. Auch 2008 will Daimler 450
Ingenieure in Deutschland einstellen.
Einige von ihnen werden bestimmt den
Weg zu AMG finden, wenn sie auch von
der Persönlichkeit zum Unternehmen
und in eines der jungen Teams passen.
Denn der Altersdurchschnitt im Unternehmen liegt gerade mal bei 37 Jahren.
Gefordert werden von Bewerbern neben
der fachlichen Qualifikation Produktbegeisterung, analytische Fähigkeiten und
Kreativität. Und nicht zu vergessen: der
Wunsch nach einer hohen Identifikation
mit dem Produkt.
Bereits im September 2006 fand diesen
Weg Maxime Hetzel. Alleine wegen seiner Faszination für deutsche Autos ist
der in Frankreich Geborene vor einigen
Jahren nach Deutschland gekommen
und hat sich hier seinen ganz persönlichen Traum erfüllt. Nach einem Maschinenbaustudium in Paris schob er gleich
noch einen Master of Science an der
Hochschule Esslingen nach, schaffte es
in die internationale Nachwuchsgruppe
von Daimler und arbeitet heute in der
Motorenmanufaktur von AMG. „Wir sind
bei der AMG klein und kompakt aufge-
stellt, mit einem breiten Verantwortungsbereich“, sagt der 27-Jährige. Die
Firmenphilosophie „One Man, one Engine“ komme ihm sehr entgegen. Dies
bedeutet, dass ein Motorenbauer seinen
Motor von Anfang bis zum Ende selbstständig aufbaut und durch das Aufbringen seiner Namenbsplakette kennzeichnet. Zusammen mit einem Praktikanten
bearbeitet Hetzel die Montageplanung,
die Serienbetreung, und die Prozessoptmierung von einer kompletten
Motorenmontagelinie.
Während bei AMG ganz klar der Mercedes im Mittelpunkt sämtlicher Arbeiten
steht, hat Irmscher als Industriedienstleister im schwäbischen Remshalden
keine feste Markenbindung. Gewachsen
aus einer engen Verbindung mit Opel,
fokussiert sich das Unternehmen zwar
momentan auf die Marken Opel und
Peugeot, steht mit seinen angebotenen
Dienstleistungen aber allen Fahrzeugproduzenten offen. „Wir können am
Fahrzeug, je nach Kundenwunsch, alle
gewünschten Umbauten vornehmen.
Von Karosserieänderungen, geänderten
Anbauteilen bis hin zu Interieurveredelungen ist alles möglich“ sagt Jan
Konietzny, Entwicklungsleiter und Personalkoordinator Technik. „Dabei verstehen
wir uns nicht als Tuningschmiede, sondern als Individualisierer und Veredeler
Links zu den Unternehmen:
• Heico Sportiv: www.heicosportiv.de
• AMG: www.mercedes-amg.com,
Bewerbungen sind direkt an Daimler zu
richten unter: http://career.daimler.com
• Irmscher: www.irmscher.de
• Oettinger: www.oettinger.de
• Verband Deutscher Automobil Tuner:
www.vdat.de
Weitere Unternehmen:
• ABT Sportsline:
www.abt-sportsline.de
• Brabus: www.brabus.com
• ALPINA Burkard Bovensiepen:
www.alpina-automobiles.com
• Hamann:
www.hamann-motorsport.de
• Herbert Hartge: www.hartge.de
Anforderungen an Bewerber:
• Flexibilität
• Vielseitigkeit
• ausgeprägte Kommunikationsfähigkeiten
• Fähigkeit, sich schnell auch in unbekannte Themen einarbeiten und sie
erfassen zu können
• Liebe zum Automobil
• die Bereitschaft, schnell Verantwortung
zu übernehmen
• Identifikation mit der Marke und der
Arbeit
• je nach Größe des Unternehmens auch
eine praktische Ausbildung und Berufserfahrung
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karriereführer ingenieure
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Special
Special Automobile
Vorteile der Unternehmen
• breite Aufgabenpalette
• die Möglichkeit, das Unternehmen
und das Automobil aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln kennenzulernen
• Schnelle Übernahme von Verantwortung
• übersichtliche Unternehmensstrukturen, zum Teil familiäre Arbeitsatmosphäre
auf einem immer nischenbezogeneren
Markt für Automobile“, erklärt Konietzny
weiter. Die realisierten Entwicklungen
fließen dabei weniger in die Entwicklung
von Einzelstücken. Vielmehr ist man bei
Irmscher in der Serienfertigung von
klein- bis mittelgroßen Serien aktiv.
Bei all den Aufgaben, sind die Tätigkeitsschwerpunkte des einzelnen Mitarbeiters breit gefächert. „Durch die großen
Unterschiede in den einzelnen Aufträgen
legen wir bei den Mitarbeitern Wert auf
übergreifende Kenntnisse aus mehreren
Fachgebieten“, so Konietzny.
Flexibilität in der Arbeitsweise, die
Bereitschaft auch mehrere Bereiche
zu bearbeiten, eine ausgeprägte und
unabdingbare Kommunikationsbereitschaft sowie Begeisterung für Automobile sind für Bewerber zwingende Voraussetzungen.
Lars Stein, Maschinenbautechniker bei
Irmscher, erzählt von in Spitzenzeiten
26 parallel laufenden Projekten:„Da ist
ein breites Spektrum garantiert. Ich
arbeite mit externen Dienstleistern
zusammen und bin vom Design bis zu
den gesetzlich vorgeschriebenen Prüfungen und der Serienreife Schritt für Schritt
an der Produktentstehung beteiligt.“
Dabei steht neben der technischen
Herausforderung hinter jedem Projekt
auch die unabdingbare Budgetkontrolle
bei der Entwicklung und Machbarkeitsanalyse. Positiv bewertet Stein zudem
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die kurzen Wege und flachen Hierarchien:„Wir unterstützen uns gegenseitig und tätigkeitsübergreifend, wo wir
nur können.“
Noch kuschliger geht es bei, dem VWKonzern nahe stehenden, Oettinger Performance im hessischen Friedrichdorf
zu. Mit insgesamt 22 Mitarbeitern hat
man sich auf die Marken Audi, Volkswagen, Seat und Skoda spezialisiert. Das
Angebot ist nicht ganz so weit gefasst,
beinhaltet aber leistungsgesteigerte
Motoren, Aerodynamik-Kits, Leichtmetallfelgen, Fahrwerke und Auspuffanlagen bis hin zu aufwendigen Interieurlösungen. „Arbeiten an der
Karosserie dagegen geben wir nach
außen“, erklärt Willi Christian, Werkstattleiter des kleinen Unternehmens, in
dem momentan drei Ingenieure arbeiten. Von den Bewerbern wünscht sich
Christian neben dem Studienschwerpunkt Motorentwicklung auch eine
praktische Ausbildung, wenn möglich
sogar einige Jahre Berufserfahrung. „Die
Anforderungen in diesem Segment sind
doch stark gestiegen, auch von der
gesetzlichen Heransgehensweise an
Modifizierungen in diesem Bereich“, so
der Fachmann. Außerdem sollte auch
hier nicht die Liebe zum Detail und die
Identifikation mit den Autos und der
Arbeit fehlen. Ein Wunsch, der eine
Grundvoraussetzung für die Arbeit in
der gesamten Branche ist.
karriereführer ingenieure
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Special Automobile
Special
Mehr als
Sie stehen meist im Schatten der Automobilkonzerne. Und doch haben sie
einen wachsenden Anteil an der mobilen Zukunft. Ihre Produkte entscheiden
über Emissionswerte, Kraftstoffverbrauch und Fahrkomfort. Die Branche
der Automobilzulieferer boomt und
lockt Ingenieure mit spannenden Aufgaben und großen Karrierechancen.
Aut
ten das Komplettsystem, die Hardware
samt Software und die Zellchemie“, „testen und entwickeln so die Systeme weiter.“ Als ehemaliger Testingenieur führte
er zunächst definierte Labortests durch.
Als Systemdesigner setzt seine Arbeit
heute früher an. „Ich definiere und spezifiziere die Systeme, bin am Aufbau aktiv
beteiligt und kann so die Zukunft aktiv
mitgestalten“, freut sich der 27-Jährige.
Der Entwickler
Die automobilen Zulieferfirmen bilden gewissermaßen das
Rückgrat der Automobilindustrie. In
den vergangenen Jahren haben die
Automobilhersteller ihre Ferti-
gungstiefe stark reduziert und Forschungs- und Entwicklungsaufgaben an die Zulieferunternehmen
ausgegliedert. Hier warten span-
nende Entwicklungsaufgaben auf
Ingenieure.
Von Kerstin Pinger
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Den Automobilzulieferer Continental auf
Reifen zu reduzieren, greift zu kurz. Mit
Bremsentechnologie, Fahrdynamikregelungen und vielen weiteren Komponenten hat der Konzern das Automobil der
Zukunft im Blick. Diplom-Ingenieur Lutz
Elsholz ist einer von weltweit rund
18.000 Ingenieuren des Automobilzulieferers. Der Entwicklungsingenieur
betreut seit August 2006 den Bereich
der Hybridantriebe. Als Systemdesigner
sieht er seine Herausforderung in der
Optimierung der Energiespeicher, „eine
bislang bekannte Schwäche der Hybride“, so Elsholz. Gemeinsam mit Elektronikern, Chemikern und Softwareentwicklern tüftelt er täglich an neuen
Lösungen, analysiert akribisch jede Fehlermeldung aus dem Testlabor, spezifiziert neue Testverfahren und tauscht
sich regelmäßig in interdisziplinären
Meetings mit Kollegen aus. „Wir betrach-
Der Testfahrer
Diplom-Ingenieur Imre Pörgye, 29 Jahre,
arbeitet bei dem Familienunternehmen
FEV Motorentechnik in Aachen und ist
ein Zeitreisender in Sachen Dieselverfahren des Automobils. Bei klirrender
Kälte in Schweden, tropischer Hitze in
Südafrika, in den unwegsamen Bergen
der Sierra Nevada Spaniens testet er
über Wochen das Steuerungssystem
der Verbrennungsmotoren von Morgen.
Sein Arbeitsplatz sind getarnte Prototypen der Automobilindustrie. Strengste
Geheimhaltung ist oberstes Gebot.
Was nach Abenteuer klingt, ist harte
Arbeit. Pörgye koordiniert die Arbeit von
sechs Mitarbeitern. Prüfstände für die
Basisbedatung in Aachen gehören zum
Pflichtprogramm. Die Feinabstimmung
folgt auf den Testfahrten. Dann spätestens zeigt sich, wo nachgebessert wer-
ozubehör
den muss. Ein enges Timing und eine
harte Kostenkalkulation begleiten jeden
Ausflug in die Extreme der Naturgewalten.
Der Visionär
Forschung und Vorausentwicklung von
Motorenkomponenten ist der Schwerpunkt von Projektmanager Dr. Ing.
Marco Warth. Schon als Trainee bei
Mahle hat er sich aktiv in aktuellen
Projektfragen, wie der Zylinderabschaltung einbringen können. Hubraumgroße Fahrzeuge im Stadtverkehr optional
auf vier der acht Zylinder zu betreiben,
um die Leistung bedarfsgerecht zu
steuern und dadurch den Verbrauch zu
reduzieren, ist eine der großen Herausforderungen.
Längst sind neue Aufgaben hinzugekommen. Und statt wie bisher „nur“
mitzuarbeiten, leitet Warth heute
internationale Projekte, bei denen es
um die Vorausentwicklung von Produkten zur Emissionsoptimierung, Verbrauchsabsenkung und Steigerung der
Leistungsdichte geht. Planung, Controlling und Umsetzung bestimmen seinen beruflichen Alltag – im In- und
Ausland. „Die Projekte laufen international, da bin ich auch öfter mal vor Ort
gefragt“, so Warth.
Der Berater
Als Wirtschaftsingenieur ist man
Generalist und hat die Technik und die
Wirtschaft im Blick. Eine ideale Voraussetzung, um organisches und akquisitorisches Wachstum von Unternehmen
strategisch und operativ zu begleiten.
Das dachte sich auch der Wirtschaftsingenieur Frank Lebherz, der in seiner
Diplomarbeit das Thema analysierte
und deren Theorie er seit zwei Jahren
in der Praxis täglich anwendet. Bei der
Hoerbiger Antriebstechnik, einem
weltweit führenden Anbieter von
Getriebekomponenten und -systemen,
ist er als Generalist für die Optimierung und Harmonisierung von
Geschäftsprozessen verantwortlich.
„Manche würden sagen, ich bin eine
Art Inhouse-Consultant“, sagt der
Jungingenieur. Neben der Betreuung
der Mitarbeiter vor Ort, dem Projektund Change-Management sowie der
Organisation und Durchführung von
speziellen Workshops lernt Lebherz zu
verstehen, wie ein Unternehmen tickt.
„Normalerweise arbeitet man in einem
speziellen Fachbereich. In meinem Job
aber bin ich die Schnittstelle zwischen
allen am Wertschöpfungsprozess
Auf Erfolgskurs
Auch 2006 bleibt die deutsche Zulieferindustrie weiter auf Erfolgskurs. Dank
des zunehmenden Exportgeschäftes
und dem Trend zu hochwertig ausgestatteten Fahrzeugen stieg der Umsatz
um satte sechs Prozent auf über 72 Milliarden Euro. Natürlich macht sich dieser
Gewinn auch auf dem Stellenmarkt
bemerkbar. Ingenieure sind gefragt wie
nie zuvor, vor allem Maschinenbauer,
Elektrotechniker und Wirtschaftsingenieure. Nach Angaben des VDI fehlen
heute bereits rund 18.000 Ingenieure in
Deutschland. Ein Mangel, den die Zulieferindustrie schon langsam zu spüren
beginnt, zumal es viele Berufseinsteiger
doch mehr zu den imageträchtigeren
Fahrzeugherstellern beziehungsweise
Mega-Zulieferern zieht. Ein Fehler, denn
der Mittelstand hat viele Vorteile.
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karriereführer ingenieure
1.2008
Special
Special Automobile
beteiligten Bereichen. So habe ich alles
im Blick und kann dem Management
Entscheidungsgrundlagen liefern.“ Für
ihn der optimale Berufsstart, um sich
später zu spezialisieren, gerne auch auf
internationalem Parkett.
Die Planerin
Vorteile des Mittelstands
· ·
· ·
anspruchsvolle Aufgaben,
rasche Aufstiegsmöglichkeiten,
flache Hierarchien
ein angenehmes, unbürokratischeres Umfeld.
Viele mittelständische Unternehmen sind mittlerweile international aufgestellt. Die Karriere im
Ausland lässt sich hier oft einfacher umsetzen als bei großen
Unternehmen.
Automobilzulieferer sind
Vorreiter
··
·
in der Dieseltechnologie,
der Vermeidung von
CO2-Emissionen,
in der Sicherheits- und
Komforttechnologie.
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Kapazitätsplanung ist derzeit das A
und O für Wirtschaftsingenieurin Julia
Krämer. Sie betreut den Bereich Fertigungsplanung von Ventilen für die
Benzindirekteinspritzung bei Bosch in
Blaichach/Immenstadt. Die Stückzahlproduktion steigt rasant und muss
jederzeit gewährleistet sein. In den
Kompetenzbereich von Krämer fallen
Themen wie Steigerung der Anlagenverfügbarkeit, Reduzierung der Stillstandzeiten, Reduzierung der Herstellkosten etc. Als eine der Nachwuchsführungskräfte, die jährlich bei Bosch
ausgebildet werden, eignete sie sich
parallel zur Arbeit Fachwissen rund um
Personalverantwortung, Motivation
und Konfliktmanagement an. Die Ingenieurin hat das Potenzial zur Führungskraft, das haben ihre Vorgesetzten schon erkannt, als sie bei Bosch
anfing und sie nun in den Förderkreis
aufnahmen. Ihr Projektverantwortung
liegt derzeit bei der Neuplanung von
Anlagen. Die Personalverantwortung
ist aber schon zum Greifen nah.
Der Unternehmer
Innerhalb von drei Jahren von Null auf
Hundert – so richtig fassen, kann Wirtschaftsingenieur Jörg Grebe seine Karriere wohl selbst nicht. Auf der Karriereleiter hat er ein paar Sprossen
übersprungen und ist zum jüngsten
Betriebsleiter einer Tochter der aimtGroup aufgestiegen. Das Schwerpunktthema für die Automobilindustrie liegt
hier in der Oberflächenbeschichtung von
Dieselmotorkolben, Lenkgetriebegehäusen und Trägerleisten für On-BoardDiagnosesystemverbindungen. Grebe
begann mit einer Diplomarbeit über ein
neues Kunststoffmetallisierungsverfahren. Er übernahm anschließend Aufgaben im Bereich Business-Development.
Vom Assistenten zum Betriebsleiter
wurde er durch den Ankauf eines Werks
in Burg. Als Assistent baute er die innerbetrieblichen Strukturen neu auf. Als ein
neuer Betriebsleiter für das Werk
gesucht wurde, fiel die Wahl auf ihn.
Heute steht er täglich vor neuen Herausforderungen, muss Bauteile bewerten,
Anfragen prüfen, Kapazitäten einschätzen können. Eine Verantwortung, die
sich für den 27-Jährigen gut anfühlt,
aber in der Anfangszeit einen hohen Einsatz verlangt. Den sportlichen Ausgleich
findet er beim Laufen. Und damit es
dabei bleibt, will er in diesem Jahr den
Halbmarathon in Berlin mitlaufen.
karriereführer ingenieure
1.2008
Special Automobile
”
Interview
Hans-Joachim Stuck:
Businessdress statt
Rennoverall
Die Rennsportlegende.
Hans-Joachim Stuck ist einer der
Sie sind seit dem Jahresbeginn für
Volkswagen tätig. Welche Tätigkeiten
üben Sie dort aus?
bekanntesten und erfolgreichsten
Rennfahrer Deutschlands.
„Striezel“ siegte in Le Mans,
gewann die DTM und ist
Langstreckenweltmeister. Aber Stuck
ist nicht nur im Cockpit aktiv: Seit
Januar 2008 arbeitet er als Motor-
sport-Repräsentant für Volkswagen.
Die Fragen stellte Arne Olerth
Meine Aufgabe ist es den VolkswagenVorstand auf Konzernebene in allen
Belangen des Motorsports zu beraten.
Wir machen uns Gedanken, wie wir
die einzelnen Marken in Zukunft im
Motorsport entwickeln können und in
welchen Rennserien wir sie einsetzen.
Natürlich gilt es auch zu beachten, dass
die einzelnen Konzernmarken möglichst nicht gegeneinander antreten.
Wie kompatibel sind Motorsport und
Umweltschutz?
Motorsport und Umweltschutz vertragen sich sehr gut. Gerade in den Rennserien der Deutschen TourenwagenMasters (DTM), den Rallyes und
Tourenwagenrennen hat sich Einiges in
Sachen Umweltschutz getan. Die Nutzung und Umsetzung von alternativen
Energien sowie Energierückgewinnung
werden zukünftig sehr wichtig sein.
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Nur dann können wir unser liebes Kind,
den Motorsport, auch weiter vernünftig
betreiben. Wir können durch die Nutzung dieser Energien einen Vorsprung
erreichen, der auch in die Serie umgesetzt werden kann. Sogar in der Formel
1 wird das Reglement gerade in Richtung Energierückgewinnung ausgerichtet. Die Serienfahrzeuge profitieren
enorm von diesen Entwicklungen,
schließlich ist der Motorsport immer
noch das härteste und schnellste Prüffeld der Welt.
Was bedeutet die Absage des RallyeKlassikers Paris-Dakar für das Jahr
2008 wegen einer Drohung des Terrornetzwerks Al-Kaida?
Die Absage der Dakar war für mich persönlich eine sehr große Enttäuschung.
Zum einen wäre die Rallye mein erster
großer Einsatz für Volkswagen gewesen. Zum andern war es eine ganz brutale Erfahrung zu sehen, wie groß die
Enttäuschung unter den Fahrern war.
Das Teilnehmerfeld besteht zu mehr als
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karriereführer ingenieure
1.2008
”
Wenn ich ein Sättigungsgefühl bekomme, weil es
mir zu gut geht, so ist das ein schlechtes Zeichen.“
Special Automobile
60 Prozent aus Amateuren, die sich mit
viel Zeit und Geld auf diese Rallye vorbereitet haben. Die Absage war für
viele Fahrer ein harter Schicksalsschlag.
Alles in allem war das kein schöner Einstand für mich. Dennoch: Aufgrund der
aktuellen Sicherheitslage erfolgte die
Absage völlig zu Recht.
Welche Konsequenzen wird die Absage
der Rallye Dakar für den Motorsport
haben?
Die Rallye Dakar ist vorerst gestorben,
das ist klar. Es gibt aber einige Ersatzveranstaltungen, wie zum Beispiel im
April in Ungarn. Dort wird auch ein
Großteil der Fahrerteams der ParisDakar mitmachen. Volkswagen hat
dazu noch keine Entscheidung getroffen. Auch die Austragung der Veranstaltung in Argentinien und Chile 2009
wurde noch nicht entschieden. Wir
werden erst einmal abwarten, inwiefern das realisierbar ist und wo die
Reise hingeht. Wir sind diesbezüglich
gerade im Entscheidungsprozess.
Was sind Ihre Visionen für den Motorsport?
Der Motorsport muss in seinen jetzigen
Formen erhalten werden. Er ist für
mich als Automane das liebste Kind.
Dieser Sport hat immer noch einen
unglaublich hohen Unterhaltungs- und
Identifikationswert, besonders was Rallye- und Tourenwagen angeht. Aber wir
müssen auch ganz eindeutig Verantwortung übernehmen und unseren
Beitrag zum Umweltschutz leisten. Wir
müssen alternative Energien mit einbinden und entsprechende Regularien
entwickeln, um diese vernünftig einsetzen zu können.
Sie haben unzählige Siege eingefahren, unter anderem als Langstreckenweltmeister, zweimal in Le Mans und
haben einmal die DTM gewonnen.
Bedeutet der Einstieg bei Volkswagen
nun das Ende Ihrer aktiven Fahrerkarriere?
Nein, mit Sicherheit werde ich weiter
aktiv am Rennzirkus teilnehmen. Dieses
Jahr werde ich beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring wieder dabei
sein, ich werde beim neu geschaffenen
Jetta-Biodiesel-Cup in den USA mitfahren und wie letztes Jahr auch am TruckGrand-Prix auf dem Nürburgring auf
MAN teilnehmen.
Aber Sie sind auch auf einer anderen
sportlichen Ebene, dem Wintersport,
aktiv.
Das ist richtig. Seit mehreren Jahren
bin ich für die Ausrichtung der Disziplinen der Fulda-Challenge verantwortlich, ein Extremsport-Event in den kana-
„Die Nutzung und Umsetzung von alternativen
Energien sowie Energierückgewinnung werden
zukünftig sehr wichtig sein. Nur dann können wir
unser liebes Kind, den Motorsport, auch weiter vernünftig betreiben.“
90
dischen Yukon-Territories. Ich habe die
einzelnen Disziplinen wie Eisklettern
und Mountainbiken im Schnee mitentwickelt und auch ausprobiert. Aber
natürlich habe ich in meinem heutigen
Alter keine Chance gegen die dort
antretenden Top-Athleten. Diese Veranstaltung übt einen besonderen Reiz auf
mich aus, da ich sehr naturliebend bin.
Unter solchen Bedingungen dort einen
Wettkampf auszutragen mit Hundeschlittenrennen, Snowmobil fahren
und Ähnlichem ist wahnsinnig interessant. Seit einigen Jahren lassen wir die
Athleten zusammen mit VIPs starten,
das macht sehr viel Spaß.
Welches war der bedeutendste Erfolg
Ihrer Motorsport-Karriere?
Der letzte Erfolg ist natürlich immer
der schönste, und das war das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring vor
drei Jahren auf BMW. Mein Titelhighlight war sicher der Gewinn der Langstreckenmeisterschaft 1985 mit einem
Weltmeistertitel. Am meisten gefreut
haben mich aber die gemeinsamen
Siege mit meinem ältesten Sohn
Johannes auf dem Nürburgring bei
Langstreckenrennen.
Soll das Stuck´sche Fahrerteam in der
Zukunft noch häufiger zum Einsatz
kommen?
Aber ja. Wir haben fest im Visier, 2009
oder 2010 mit beiden Söhnen als StuckTrio am 24-Stunden-Rennen auf dem
Nürburgring teilzunehmen. Das wäre
dann für mich auch der richtige Zeitpunkt zu sagen: Jungs, jetzt könnt ihr
selber fahren. Und damit würde ich das
Lenkrad dann weitergeben.
Wie definieren Sie Karriere?
Karriere bedeutet nicht nur Erfolg zu
haben, sondern über einen langen Zeitraum erfolgreich zu sein. Es ist aber
genauso wichtig, sich einen guten Ruf
aufzubauen und diesen zu bewahren.
Welchen Tipp geben Sie einem
Hochschulabsolventen beim Start ins
Berufsleben?
Wir haben alle die gleichen Voraussetzungen. Jeder muss versuchen, für sich
das Beste aus seinen Neigungen und
Fähigkeiten zu machen. Wenn ich bei
mir auf 38 Jahre Erfahrung im Motorsport und Geschäftsleben zurückblicke,
so muss ich feststellen, dass es immer
wichtig war, Visionen und Ziele zu
haben. Man muss dann auch mutig
sein und diese anpacken. Wenn ich ein
Sättigungsgefühl bekomme, weil es
mir zu gut geht, so ist das ein schlechtes Zeichen. Man muss immer beißen,
dann bringt man es auch zu was.
„Der Motorsport muss in
seinen jetzigen Formen
erhalten werden. Er ist für
mich als Automane das
liebste Kind.“
„Jeder muss versuchen, für sich das Beste aus
seinen Neigungen und Fähigkeiten zu machen.“
Zur Person Hans-Joachim Stuck
Hans-Joachim Stuck wurde am 1. Januar 1951 in Garmisch-Partenkirchen als Sohn eines Rennfahrers geboren. Er bestritt 1969 im Alter
von 18 Jahren sein erstes Rennen auf dem Nürburgring und legte
damit den Grundstein zu unzähligen Siegen. 1970 gewann er das
erste 24-Stunden-Rennen in der grünen Hölle. In den 1970er-Jahren
startete Stuck in 74 Formel 1-Grand Prixs. 1985 wurde er LangstreckenWeltmeister und gewann 1986 und 1987 in Folge die 24-Stunden-Rennen von Le Mans und im Jahr darauf die amerikanische TransAm-Tourenwagen-Weltmeisterschaft. Stuck holte sich 1990 den Titel der
Deutsche Tourenwagenmeisterschaft DTM. 1998 gewann er als erster
Rennfahrer das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring auf einem
Diesel und wiederholte den Sieg auf einem Benziner 2004. Stuck war
über viele Jahre Werksfahrer für BMW, Ford, Porsche und Audi und
arbeitet seit Januar 2008 als Motorsport-Repräsentant des Volkswagen-Konzerns.
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karriereführer ingenieure
1.2008
Special Automobile
Special
Spannendes von der Prüfbahn
Die Hauptuntersuchung
sorgt bei vielen Autobesitzern für
feuchte Hände. Dass sich hinter den
Untersuchungen ein hochinteressantes Berufsbild versteckt, bemer-
ken aber nur die wenigsten. Auto-
affine Technikbegeisterte kommen
hier ganz auf ihre Kosten.
Zwei Berufseinsteiger berichten von
ihren ersten Erfahrungen.
Von Florian Appel, Dekra Automobil
Seit April 2006 ist Peer Echtermann als
staatlich anerkannter Prüfingenieur für
die Dekra Automobil an der Niederlassung Köln tätig. Schon vor seinem Studium der Fahrzeugtechnik an der Fachhochschule Köln war für den jungen
Ingenieur klar, dass er nach Beendigung
des Studiums den Beruf des Prüfingenieurs ergreifen möchte. „Da ich mich
schon seit frühester Jugend für Autos
interessiere, lag für mich der Schritt
nahe, nach dem Realschulabschluss eine
Ausbildung zum Kfz-Mechaniker zu
absolvieren. Während dieser Ausbildung
stellte ich engen Kontakt zu einem Prüfingenieur her, der meinen damaligen
Arbeitgeber vonseiten der Dekra betreute und durch den ich die Aufgaben und
Voraussetzungen eines Prüfingenieurs
erfuhr“, erzählt Peer Echtermann. „So
war klar, dass nach der Ausbildung
Fachabitur und Studium folgen mussten.“
Ein solcher Werdegang ist keine Seltenheit bei Dekra. „Wir sehen es durchaus
gerne, wenn unsere Bewerber vor dem
Studium schon praktische Erfahrungen
sammeln konnten und die Facetten der
Fahrzeugtechnik nicht nur aus dem Hörsaal kennen“, berichtet Anja Zendel, Personalreferentin bei Dekra Automobil.
Eingestiegen ist Peer Echtermann bei
Dekra vor rund vier Jahren durch ein
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Praktikum. „Hier konnte ich weitere Eindrücke des Arbeitsfeldes Prüfingenieur
gewinnen.“ An ein Praktikum bei der
Dekra schließt sich häufig eine Festanstellung am gleichen Ort an. Der Einstieg nach dem Studium erfolgt in der
Regel über eine der 82 bundesweiten
Niederlassungen. „Bei uns gibt es das
sogenannte Regionalprinzip. Wir schätzen es, wenn Bewerber sich vor Ort
wohlfühlen“, erläutert Anja Zendel.
Voraussetzung für die Tätigkeit als amtlich anerkannter Prüfingenieur ist
neben einem Bachelor- oder Masterabschluss in Maschinenbau, Elektrotechnik, Fahrzeugtechnik oder Mechatronik die Absolvierung eines siebenbis achtmonatigen Traineeprogramms,
das abwechselnd in der Niederlassung
und einem der Dekra eigenen Campus
Stuttgart oder Dresden stattfindet.
Aber natürlich soll das Ganze auch Spaß
machen. „Die angehenden Prüfingenieure können ihrem Tatendrang direkt
nachgeben, da trotz der theoretischen
Ausbildung der Fokus ganz klar auf der
Praxis liegt“, beschreibt die Personalreferentin das erste halbe Jahr eines Prüfingenieurs. An der Niederlassung arbeiten die angehenden Prüfingenieure
schon während des Traineerogramms
mit und werden dadurch optimal auf
ihre Tätigkeit als Prüfingenieur vorbereitet.
karriereführer ingenieure
1.2008
Special Automobile
Bekannte Kfz-Sachverständigenorganisationen
Special
TÜV
wird landläufig als Synonym für
technische Untersuchungen
am Auto verwendet.
Die Organisation geht auf die „Dampfkessel-Überwachungs- und RevisionsVereine“ (DÜV) zurück, die mit der Überprüfung der Sicherheit von Dampfkessel
ab dem 19. Jahrhundert betraut wurden.
Heute nimmt der Technische Überwachungsverein Aufgaben aus den Bereichen Kfz-Überwachung, Fahrerlaubniswesen sowie Geräte- und
Produktsicherheit war. Die Holding gliedert sich in TÜV Nord, TÜV Süd und TÜV
Rheinland. Der TÜV Saarland und der
TÜV Thüringen sind konzernunabhängig.
DEKRA
wurde als Deutscher Kraftfahrzeug-Überwachungs-Verein 1925 gegründet.
Der Namenszusatz wurde inzwischen
gestrichen. Arbeitsschwerpunkte sind
Kfz-Überwachungen, Gutachten, Sicherheitsprüfungen und die Prüfung von
technischen Anlagen. Sie unterhält 545
eigene Prüfstellen und Prüfstützpunkte
in etwa 38.500 Kfz-Werkstätten.
GTÜ,
die Gesellschaft für Technische Überwachung, ist die größte amtlich anerkannte
Kfz-Überwachungsorganisation frei–
beruflicher Kfz-Sachverständiger in
Deutschland und wurde 1977 gegründet.
Das Hauptaufgabengebiet ist die technische Überwachung von Kraftzeugen.
Sie unterhält etwa 17.000 eigene Prüfstellen und Prüfstützpunkte in Kfz-Werkstätten.
Quelle: karriereführer
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„Was mich besonders anspricht, ist die
Praxisnähe am Fahrzeug und der persönliche Umgang mit Kunden sowie die Tatsache, dass man durch Fortbildungen
und Audits immer auf dem aktuellen
Stand der Technik bleibt. Darüber hinaus
reizt es mich, die Freiheit zu haben, meinen Tagesablauf eigenständig zu planen,
gleichzeitig aber von den Vorzügen eines
internationalen Großkonzerns zu profitieren“, so Dipl.-Ing. (FH) Echtermann. Zu
seinen Hauptaufgaben zählt im Rahmen
der Hauptuntersuchung das Feststellen
eventuell vorhandener Mängel oder
Abweichungen der Vorschriftsmäßigkeit
an sämtlichen Fahrzeug-Baugruppen,
was sich durch die Fahrzeug- und Markenvielfalt als sehr umfangreich, aber
auch interessant darstellt. Hier sind die
Unterschiede zwischen Theorie und Praxis groß.
An Vorurteilen gegen den Beruf mangelt
es nicht. Das weiß auch der Diplomingenieur Christian Marzok zu berichten, der
seit Januar 2008 bei Dekra beschäftigt
ist und derzeit das Traineeprogramm
durchläuft: „Oft hört man während des
Studiums Einwände gegen den Beruf:
Warum soll ich mir noch die Hände
schmutzig machen, wenn ich schon studiert habe?“ Diese Frage hat sich für den
Absolventen der Fahrzeugtechnik der FH
Karlsruhe allerdings nie gestellt, da ihm
als technisch veranlagter Mensch im
Beruf ein gesundes Maß an Praxis wich-
tig ist: „Die Vorstellung ist mir zu abstrakt, sich zum Beispiel als Konstrukteur
nur noch mit theoretischen Modellen zu
beschäftigen. Durch die Prüfung von
Fahrzeugen muss man sich ständig im
Bereich Fahrzeugtechnik weiterbilden
und sich über die Jahre ein breites Wissen in allen Technikbereichen aneignen.
Der Job des Prüfingenieurs ist eng an die
eigene Motivation geknüpft, ständig
neues Wissen aufzunehmen und in die
Arbeit einzubringen“, so Marzok.
Neben dem Fachwissen, das die Ingenieure von der Hochschule und ihrer vorherigen Ausbildung mitbringen, sollte
ein Prüfingenieur auch andere Fähigkeiten vorweisen. Anja Zendel betont die
Bedeutung der Soft Skills Kommunikationsfähigkeit, Eigenständigkeit und
Kundenorientierung. „Als Dienstleistungsunternehmen stehen unsere Ingenieure täglich im direkten Kontakt mit
unseren Kunden. Der Ingenieur repräsentiert somit den gesamten Konzern
vor Ort und ist unsere wichtigste
Schnittstelle zu unseren Kunden“. Peer
Echtermann zieht nach seiner einjährigen Berufspraxis ein positives Resümee:
„Der Beruf des Prüfingenieurs entspricht
ganz meinen vorherigen Vorstellungen,
und ich bin rundum zufrieden.“

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