Gerhard Schöne-Lieddidaktisierung_Alexandra Semmler

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Gerhard Schöne-Lieddidaktisierung_Alexandra Semmler
Gerhard Schöne „Das weiße Band“ - Lieddidaktisierung
1. Hinweise zur Didaktisierung
Das Lied lässt sich besonders gut im Rahmen des Landeskundeunterrichtes/ Geschichte
einsetzten. Es behandelt die Thematik der Ausreisewelle aus der ehemaligen DDR.
Die Lerner sollten bereits vorm Hören des Liedes zumindest ein wenig für diese
Thematik sensibilisiert sein.
Da ich in einem Land unterrichte, in dem das Thema Emigration allgegenwärtig ist, bietet
sich eine anschließende, durch Fragen angeregte Diskussion mit den Studenten an. So
lässt sich eine Brücke bauen zwischen einem Aspekt deutscher Geschichte und einem
aktuellen Thema der Lebenswelt der Studenten.
Ich finde das Lied großartig, weil es das Thema ehrlich, aber zugleich positiv behandelt.
Hintergrundinformation zum Liedtitel: Weiß sind die Bändchen, die sich DDR-Bürger mit
laufendem Ausreiseantrag an die Autoantenne knoten: ein stilles und doch für
jedermann sichtbares Erkennungszeichen.
(Quelle: http://www.jugendopposition.de/index.php?id=210)
Niveau
Gruppengröße
Dauer
Durchführung
ab B1/B2
5-10
ca. 60 Minuten
1. Schaffen der thematische Grundlage
• Kurze Wiederholung oder Einführung in die Thematik „Deutschdeutsche Geschichte 89“
• als Einstimmung auf das Lied könnte auch ein Assoziogramm
„Deutschland 89/90“ dienen, das mit den Lernern gemeinsam an
der Tafel erstellt wird, wobei hier auch schon das Stichwort
Ausreise fallen sollte
• zur Konkretisierung der Thematik: Welche Gründe hatten
Menschen, die ausgereist sind?
10 – 15 Minuten
2. Einführung des Liedtitels „Das weiße Band“
• Was assoziieren die Lerner mit der Farbe weiß? (Antworten an
Tafel sammeln)
5 Minuten
3. Erstes Hören (ohne Text)
• Aufgabenstellung: Hören Sie das Lied und nennen Sie im
Anschluss alle Farben, die in dem Lied erwähnt werden.
• Farben werden an der Tafel gesammelt
• erneut wird nach den Assoziationen, die die Lerner mit den
einzelnen Farben (weiß, schwarz, grau, rot, grün) haben, gefragt
10 Minuten
Tafelbild I
Tafelbild II
Tafelbild II
4. Zweites Hören (mit Text)
• der Text wird verteilt, das Lied ein zweites Mal Strophe für
Strophe gehört
• Aufgabenstellung nach jeder Strophe: Verbinden Sie die
entsprechenden Satzteile miteinander.
• Im Anschluss können die Assoziationen der Studenten und die
Bedeutung der Farbe im Lied verglichen werden
• evtl. auf bestimmte Wörter oder Wortverbindungen eingehen, z.B.
„schlohweiß“ oder „eine Lippe riskieren“
15 Minuten
5. Abschließende Diskussion
• Initiationsfragen:
→ Was verbinden Sie mit dem Wort Heimat?
→ Welche Gründe gibt es, sein Heimatland zu verlassen?
→ Welche Chancen bietet das Verlassen des
Heimatlandes?
→ Welche Probleme sind mit dem Verlassen des
Heimatlandes verbunden?
→ Welche Farbe hat das Band, das Sie sich an die
Antenne Ihres Autos binden würden?
20 Minuten
2. Unterrichtsmaterialien (Handreichungen)
Gerhard Schöne – Das weiße Band
1. An manchen Autos weht heute
ein schlohweißes Band.
Das ist das Zeichen der Leute,
die nichts mehr hält im Land.
Die uns signalisieren,
dass sie kapitulieren,
dass sie es nun aufgeben,
hier noch weiter zu leben.
Trotzig flattert die Binde
wie ein Vorwurf im Winde.
Ich schwöre mir heimlich und leis:
Nie hisse ich weiß!
4. Ein rotes Band lass ich wehen,
das heißt, ich bleib hier.
Man kann es nicht übersehen,
damit sage ich dir:
Ich will hier was bewegen,
mich zur Ruhe nicht legen,
nicht die Freunde verlieren,
sie mit Mut infizieren,
wenn ich fall, mich erheben
und es noch nicht aufgeben.
Das Salz auf dem Brot will ich sein,
nicht Zucker im Wein.
2. Ein schwarzes Band werd ich hissen.
Ich leg Trauer an,
um alle, die uns verließen
und noch gehen irgendwann.
Die sich gern mit uns stritten,
mit uns lachten und litten,
die das Fernweh fortwehte,
die der Wohlstand verdrehte,
die `ne Lippe riskierten,
irgendwann resignierten
und zogen den trennenden Strich.
Um die traure ich.
5. Vielleicht knüpf ich noch ein grünes Band,
wie findest du das?
So ein verwegenes Kühnes,
wie das Unkraut, das Gras.
Grün kann Hoffnung anstiften,
lässt sich nie ganz vergiften,
quillt aus Ritzen und Mauern,
wird sie einst überdauern.
Es blüht auf und vermehrt sich,
ja es wuchert und wehrt sich.
Es tut meinen Augen so gut
und macht wieder Mut.
3. Ein graues Band muss ich tragen,
wie ein aschenes Kleid.
Werd nach den Gründen mich fragen.
Warum kam es soweit?
Vielleicht sind wir mitschuldig,
sind zu lasch, zu geduldig,
leben nicht überzeugend,
fremden Willen uns beugend,
statt uns wild aufzubäumen,
bleiben klein, selten träumend
und unsere geschlossene Tür
ist ein Grund dafür.
Verbinden Sie die Satzteile richtig miteinander.
Das weiße Band…
…soll ein Zeichen der Hoffnung sein.
Das schwarze Band…
… soll signalisieren, dass der Sänger in
seinem Land bleiben will.
Das graue Band…
… bedeutet, dass der Sänger des Liedes
um die Menschen trauert, die das Land
verlassen haben.
Das rote Band…
…weht an den Autos der Leute, die das
Land verlassen wollen.
Das grüne Band…
…steht dafür, dass der Sänger sich fragt,
ob er auch Schuld daran hat, dass so
viele Leute das Land verlassen.
3. Tafelbilder (Beispiele)
Tafelbild 1: Assoziogramm Deutschland 1989/1990
Mauerfall
persönliche Freiheit
Grenzöffnung
Auswanderung
politische Gründe
89/90
wirtschaftliche Situation
3. Oktober
Reisefreiheit
Pressefreiheit
Montagsdemonstrationen
Meinungsfreiheit
Tafelbild 2: Assoziationen zu einzelnen Farben
Gerhard Schöne – Das weiße Band
weiß:
schwarz:
grau:
rot:
grün: