Eine Welt der zwei Geschwindigkeiten appy-End?

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Eine Welt der zwei Geschwindigkeiten appy-End?
USA und Asien hängen Euroraum ab
Eine Welt der zwei Geschwindigkeiten
Immer zu Beginn eines neuen Jahres sind die Volkswirte der Finanzinstitute äußerst gefragte Gesprächspartner. Neben Politikern verlangen Unternehmen oder die Medien nach Einschätzungen zu Beschäftigungsraten, Devisenmarktentwicklungen oder zum Verlauf der
Wirtschaft. Um diese Aufgabe sind die Ökonomen derzeit wahrlich nicht zu beneiden. Da die
Staatsschuldenkrise in Europa die Gesetzmäßigkeiten und Börsenregeln der vergangenen 30
Jahre außer Kraft zu setzen scheint, sind Konjunkturprognosen viel unsicherer als üblich.
Auch wenn sich einige Stimmungsindikatoren wie das Ifo-Geschäftsklima und der Einkaufsmanagerindex für die Industrie zuletzt stabilisiert haben, wird vor dem Hintergrund des Abschwungs in der Eurozone allgemein mit weiter sinkenden Gewinnerwartungen bei deutschen Unternehmen gerechnet. Wie stark die Krise in der Eurozone jedoch das globale
Wachstum und damit die Nachfrage nach Produkten „Made in Germany“ beeinflussen wird,
ist derzeit die entscheidende Frage bei allen Prognosemodellen.
Unerwartete Unterstützung für die deutsche Industrie scheint aus den USA zu kommen. Im
Rahmen der Detroit Motor Show, die als erste große Branchenmesse des Jahres als wirtschaftlicher Frühindikator angesehen wird, berichten die deutschen Autobauer von einer
überaus starken Nachfrage. Damit könnten Audi, BMW, Daimler und VW nahtlos an die Verkaufserfolge des vergangenen Jahres im weltweit zweitgrößten Automarkt anknüpfen. Während der Euroraum einen Gang zurückschaltet, geben die USA und die asiatischen Schwellenländern ein hohes Tempo vor. Durch eine Welt der zwei Geschwindigkeiten zu steuern, ist
zum Glück nichts Ungewohntes für die global gut aufgestellten deutschen Unternehmen.
Das weiterhin robuste Wachstum in den USA und die aufgrund erster Zinssenkungen wieder
etwas besseren Aussichten in den wichtigsten Emerging Markets haben durchaus das Potenzial, die negativen Auswirkungen durch die schwache Nachfrage aus dem Euroraum zu begrenzen. Nicht zuletzt der Anstieg der Einkaufsmanagerindizes in den USA und in China zu
Beginn des Jahres lässt hoffen, dass die Weltwirtschaft wieder Tritt fasst. Beide Indizes befinden sich über der 50-Punkte-Marke, die für ein weiteres Wachstum spricht.
Angesichts des möglichen Szenarios, dass es auch 2012 zu keiner nachhaltigen Lösung der
Staatsschuldenkrise kommt, spricht Andreas Hürkamp von „Politischen Börsen“, die fundamentale Faktoren in den Hintergrund treten lassen. Der Leiter der Aktienmarktstrategie der
Commerzbank erwartet vor diesem Hintergrund während des Jahres einen sehr volatilen
DAX-Verlauf zwischen 5200 und immerhin 7000 Indexpunkten.
Einen Rückblick auf das Aktienjahr 2011 sowie einen Ausblick auf dieses Börsenjahr finden
Sie auf den folgenden Seiten ebenso wie die neuesten Transaktionen bei unseren ideasTVMusterdepots. Alle Informationen im Detail erhalten Sie auch in diesem Jahr wieder im Internet unter www.ideastv.de.
Ihr
Anouch Wilhelms
Skript vom 11. Januar 2012 I Seite 1 von 4
Anouch Wilhelms
Commerzbank AG
Commerzbank Economic Research
Schuldenkrise im Euroraum belastete 2011
Im ersten Quartal 2011 legten die Aktienmärkte dank der stetigen Verbesserung der Konjunkturindikatoren in den USA und dank
lebhafter M&A-Aktivitäten weiter zu, der DAX gewann 2%. Das Erdbeben in Japan, die Kehrtwende in der EZB-Politik, die Unruhen im Nahen Osten und Nordafrika und die anhaltende Schuldenkrise in der Eurozone lösten zwischenzeitlich im März eine deutliche Korrektur aus.
Im zweiten Quartal stabilisierten eine starke Q1-Gewinnsaison, lebhaftes M&A-Geschäft und die Zustimmung des griechischen
Parlaments zu einem weiteren Sparpaket die Aktienmärkte, der DAX legte 5% zu. Die sich verschärfende Schuldenkrise im Euroraum, steigende Inflationszahlen mit Leitzinserhöhungen der EZB und der Bank of China und Signale für eine erneute “Wachstumsdelle” der US-Konjunktur waren negative Faktoren.
Im dritten Quartal lösten schließlich die zunehmende Wahrscheinlichkeit für eine Pleite Griechenlands, steigende Bondrenditen in Spanien
und Italien (siehe Grafik), die Senkung der Bonitätseinstufung für die
USA durch Standard & Poor’s und schwächere Konjunkturindikatoren
in Europa, in den USA und in China einen Aktiencrash aus, der DAX
verlor 25%. Das zweite Rettungspaket für Griechenland, die Käufe italienischer und spanischer Anleihen durch die EZB, das Versprechen
der US-Notenbank (Fed), noch für weitere zwei Jahre die Leitzinsen
nahe Null zu halten, und die Ankündigung der Fed, 400 Mrd. US-Dollar in lang laufende Anleihen umzuschichten, konnten die Aktienmärkte nur kurzzeitig stabilisieren.
Nach den deutlichen Verlusten im dritten Quartal konnten sich die Aktienmärkte im vierten Quartal schließlich wieder etwas erholen, der DAX legte 7% zu. Neue Regierungen in Italien, Spanien und Griechenland, zwei Leitzinssenkungen der EZB, der erfolgreiche 3-Jahres-Tender der EZB im Volumen von 489 Mrd. Euro und robuste US-Konjunkturdaten unterstützten die Aktienmärkte.
Renditen auf Rekordhöhe für Italien und Spanien, negative Einstufungen der Ratingagenturen für europäische Staaten, schwache
Konjunkturdaten im Euroraum, die Wachstumsabschwächung in China und die zunehmende Anzahl an Gewinnwarnungen belasteten die Aktienmärkte zwischenzeitlich.
Im Gesamtjahr 2011 verlor der DAX schließlich 14,7%, der MDAX 12,1%, der TecDAX 19,5% und der SDAX 14,5%. In Europa
war der STOXX 50 (-8,4%) robuster als der EURO STOXX 50 (-17,1%). Die US-Aktienmärkte entwickelten sich im internationalen
Vergleich überdurchschnittlich. Der Dow Jones Index legte 5,5% zu, der S&P 500 war unverändert, und der Nasdaq 100 stieg um
2,7%. Der japanische Nikkei litt mit einem Jahresverlust von 17,3% unter dem schweren Erdbeben in Japan im Frühjahr. Und der
MSCI World (Preisindex, in US-Dollar) verlor 7,6% im Börsenjahr 2011.
Ausblick 2012
In einem normalen Umfeld könnte das Börsenjahr 2012 ein richtig guter DAX-Jahrgang werden, da im Gegensatz zu 2011 in allen
drei wichtigen Regionen in der Welt eine wieder expansivere Geldpolitik verfolgt werden sollte. Die EZB wird in 2012 nicht nochmals wie im Jahr 2011 die Leitzinsen erhöhen. Viele Länder in den Emerging Markets werden den Beispielen aus Brasilien und Indonesien folgen und die Leitzinsen wieder nach unten anpassen. Und die US-Notenbank bleibt 2012 weiterhin auf dem Gaspedal.
Doch leider haben wir ja spätestens seit Mitte 2011 politische Börsen, die die Gesetzmäßigkeiten und Börsenregeln der vergangenen 30 Jahre außer Kraft zu setzen zu scheinen. Die nächsten Schreckgespenster aus dem Euroraum zeichnen sich ja bereits am
Horizont ab: möglicher Ausschluss Griechenlands aus dem Euroraum, Verlust des AAA-Spitzenratings für Frankreich, verfehlte
Sparziele aufgrund enttäuschender Steuereinnahmen (siehe Spanien in der vergangenen Woche), milliardenschwere Bondemissionen für die Peripherieländer in den kommenden Monaten.
Fazit: Investoren, die noch an die Kraft einer expansiven Geldpolitik glauben, sehen ein Kurspotential von 15% bis 25% für Aktien
im Jahr 2012. Investoren, die nur auf den Euroraum schauen, erwarten dagegen einen weiteren Kursrutsch von 10% bis 20% für
2012. Wir haben uns in diesem Jahr mit unserem DAX-Kursziel von 6400 in der Mitte der Konsensus-Meinung „versteckt“ und erwarten einen sehr volatilen DAX-Verlauf zwischen 5200 und 7000 Indexpunkten
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Logbuch Allokationsmeeting, Stand: Montag, 9.1.2012, 10:00 Uhr
Neben der wöchentlichen Sendung auf n-tv werden Informationen und Hintergrundwissen zu den besprochenen T
­ hemen unter
www.ideasTV.de im Premium-Bereich zur Verfügung gestellt. Die Anmeldung ist kostenlos. Registrierte Nutzer können dort bereits zu Beginn der Woche die Markteinschätzung des ideasTV-Expertenteams einsehen und geplante Maßnahmen in den Musterdepots verfolgen.
Aus technischer Sicht durchläuft der S&P 500 – ausgehend von der Unterstützungszone um 1075 - 1100 Indexpunkte –seit Anfang
Oktober 2011 eine mittelfristige Kurserholung (moderater mittelfristiger Aufwärtstrend). In den letzten Wochen hat sich im Umfeld der 100- und 200-Tage-Linie und unterhalb der Widerstandszone von 1260-1290 Indexpunkten eine Konsolidierung mit einem
freundlichen Grundton herausgebildet. Vor diesem Hintergrund sollte die Widerstandszone (1260-1290 Indexpunkte) auch in der
neuen Woche im Fokus bleiben.
Der EURO STOXX 50 befindet sich seit dem Frühjahr 2011 in einer technischen Baisse, die ihn von 3077 Indexpunkten auf 1936
Indexpunkte zurückführte. Aus mittelfristiger technischer Sicht etablierte der Index ab August 2011 eine breite Seitwärtsbewegung (Unterstützungszone: 1936 - 2000 Indexpunkte; Widerstandszone: 2440-2500 Indexpunkte). In den letzten Wochen ergab
sich dabei eine Kernhandelszone mit freundlichem Grundton (Kursetablierung oberhalb der 100-Tage-Linie). Dieser deutet mit
Blick auf die nächsten Wochen auf eine Annäherung an die mittelfristige Widerstandszone bei 2440 - 2500 Indexpunkte hin.
Auch zum Jahresanfang 2012 befindet sich der DAX 30 aus technischer Sicht weiterhin in seiner mittelfristigen Handelsspanne, die durch die gestaffelte Unterstützungszone bei 4950/5100 Indexpunkten und die gestaffelte Widerstandszone ab 6150 Indexpunkten begrenzt wird. Innerhalb der seit Anfang November 2011 bestehenden inneren Handelszone (Unterstützungszone:
5400/5500 Indexpunkte; Widerstandszone um 6150 Indexpunkte) hat sich zuletzt auch beim DAX 30 ein freundlicher Grundton ergeben. Aktuell steckt der Index in einer Mini-Konsolidierung oberhalb von 6000 Indexpunkten fest. Diese weist aus technischer
Sicht einen Trend bestätigenden Charakter nach oben auf. Gegenüber dem EURO STOXX 50 weist der DAX 30 (aufgrund des
schwächeren Euros sowie der Diskussionen um die europäischen Banken) eine kurzfristige Relative Stärke auf.
Maßnahmen:
Sicherheitsorientiertes Zertifikat/Musterdepot (CB1TVS)
Bereits Ende letzter Woche wurden Transaktionen vorgenommen, um die durch den Anstieg der Aktienindizes zum Jahresanfang
gesunkene Exponierung wieder etwas anzuheben. Dazu wurde ein weiterer kleiner Teil der Reverse Bonus-Zertifikate auf den
DAX 30 (CK2LPM) verkauft und dafür die Position in den Call-Optionsscheinen auf den DAX 30 (CB9NWX) und EURO STOXX 50
(CM64BG) aufgestockt.
Das Depot ist nun gut positioniert, so dass im heutigen Allokationsmeeting keine weiteren Maßnahmen beschlossen werden.
Chancenorientiertes Zertifikat/Musterdepot (CB1TVC)
Bereits Ende letzter Woche wurden Transaktionen vorgenommen, um die durch den Anstieg der Aktienindizes zum Jahresanfang
gesunkene Exponierung wieder etwas anzuheben. Dazu wurde ein kleiner Teil der Bonus-Zertifikate auf den DAX 30 (CK2TLY)
verkauft und dafür die Position in den Call-Optionsscheinen auf den DAX 30 (CB9NWX) und EURO STOXX 50 (CM64BG) aufgestockt.
Das Depot ist nun gut positioniert, so dass im heutigen Allokationsmeeting keine weiteren Maßnahmen beschlossen werden.
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Commerzbank Aktientrend Deutschland (ETF1CB)
Da sich der DAX 30 trotz hoher Schwankungsintensität im Tageshandel in der Kernhandelszone (5720-6150 Indexpunkte) festgesetzt hat, bleibt die Positionierung des Aktientrend Deutschland Fonds im Wesentlichen unverändert. Sollte der Index aus dieser
Spanne nach unten herausfallen, empfiehlt die dann veränderte technische Lage eine etwas defensivere Strategie. Sollte der Markt
aus dieser Handelsspanne nach oben herauslaufen und die dann veränderte technische Situation eine Jahresendrallye andeuten,
würde die Aktienquote sukzessive angehoben. Unabhängig davon wird die Portfoliooptimierung zur Generierung von Seitwärtsrendite fortgesetzt.
Maßnahmen:
Bereits letzte Woche wurden die beiden Discount Put-Optionsscheine auf den DAX 30 (CK36H7 und CK36H8), die nach den starken Kursanstiegen im DAX 30 zum Jahresanfang in der Nähe ihrer Höchstbeträge handelten, verkauft und das freigewordene Kapital in den EONIA-ETF (ETF100) investiert.
Aufgrund der unveränderten technischen Lage zum Wochenauftakt ist der Fonds gut positioniert, so dass im heutigen Allokationsmeeting keine weiteren Maßnahmen beschlossen werden.
Weitere Informationen
Hotline 069 136-46845
[email protected]
www.ideastv.de; www.zertifikate.commerzbank.de
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Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder irgendeiner anderen Handlung beabsichtigt und dienen nicht als Grundlage oder Teil eines Vertrages. Die genannten Wertpapiere werden lediglich in Kurzform beschrieben. Eine Anlageentscheidung sollte nur auf der Grundlage der Informationen in den Endgültigen Bedingungen und den darin enthaltenen allein
maßgeblichen vollständigen Emissionsbedingungen getroffen werden. Die Endgültigen Bedingungen sind im Zusammenhang mit dem jeweils zugehörigen Basis­prospekt zu lesen und können zusammen mit dem Basisprospekt unter Angabe der WKN bei der Commerzbank AG, ZTB M 2.3.3, Neuemissionen, Kaiserplatz, 60261 Frankfurt am Main, angefordert werden.
Stand: 11. Januar 2012.
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