April 2008, Sauvignon Blanc, Weingut Claus Bischoff, Dietlingen
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April 2008, Sauvignon Blanc, Weingut Claus Bischoff, Dietlingen
62 MAGAZIN SAMSTAG, 26. APRIL 2008 WEINSELIG! PFORZHEIMER ZEITUNG, NUMMER 98 SEIBELS ANSICHTEN RÄTSELHAFT K aum einer Weißwein-Traube gestehen Fachleute ein vergleichbar hohes Potenzial zu wie dem Sauvignon Blanc. Den darf man getrost in einem Atemzug nennen mit Riesling oder Chardonnay. Die Trümpfe des Sauvignon Blanc wissen denn auch zu stechen: Vollfruchtig und saftig, aber dennoch elegant und rassig – diese scheinbaren Gegensätze lassen sich hier miteinander vereinen. D oof sein ist von gestern! Und weil das so ist, stellen wir Ihnen jede Woche acht Fragen zu Ihrer Allgemeinbildung. Schicken Sie uns die richtigen acht Antworten unter dem Stichwort „Rätselhaft“ bis zum kommenden Dienstag zu, entweder per Post an die Pforzheimer Zeitung „Rätselhaft“ Poststraße 5 75172 Pforzheim oder per E-Mail an [email protected]. Sie können auch im Internet unter www.pz-news.de/magazin teilnehmen. Unter den richtigen Einsendungen verlosen wir jede Woche einen PZ-Radiowürfel. Frühling in Flaschen In deutschen Anbaugebieten ist der Sauvignon Blanc nach wie vor eine Rarität. Nicht anders sieht das beim Dietlinger Ökowinzer Claus Bischoff aus. Der Jahrgang 2007 ist der erste, den er in den Handel bringt. Und davon nicht gerade viel: Für knapp 300 Flaschen hat es gereicht, was die noch jungen Reben im vergangenen Jahr an Traubenmaterial hergegeben haben. Im Jahrgang davor war es noch deutlich weniger. Für gut 60 Flaschen hat es seinerzeit genügt, was Claus Bischoff und sein Sohn Robin da ausgebaut haben, um erst einmal das notwendige Gefühl für den Umgang mit der Rebe zu bekommen. Den beiden ist im Jahrgang 2007 ein sortentypischer Sauvignon Blanc gelungen. Hellgelb – leicht ins Grüne changierend – in der Farbe, strömt ein frischer Duft nach Pfirsich, Orange und Sternfrucht in die Nase, getragen von einer würzigen Note, die den Wein vor dem inneren Auge zum perfekten Begleiter zum frischen Spargel macht. Auf der Zunge beeindruckt der Sauvignon Blanc durch eine Fülle, wie sie bei Weißweinen ungewöhnlich ist, ohne dabei ordinär oder breit zu wirken. Mit dieser geballten Frucht hält sich eine weiche, aber dennoch elegante Säure das Gleichgewicht – und sorgt mit einem Tick Hefe für einen nachhaltigen Abgang. So schmeckt der Frühling. Angesichts des doch recht kräftigen Alkoholgehaltes sei hier nur vor einer Überdosis gewarnt. Holger Knöferl 2007er Sauvignon Blanc 13 % Alkohol 0,75-Liter-Flasche, 10,50 Euro Weingut Claus Bischoff Bahnhofstraße 14 75210 Keltern-Dietlingen Telefon 07236/6728 www.weingut-bischoff.de 1. Welcher schwedische Ministerpräsident wurde 1986 erschossen? a) Paavo Lipponen b) Walter Sommerlath c) Olof Palme 2. Wie bezeichnet man beim Kartenspiel den Stapel nicht verbrauchter Karten? a) Tableau b) Tarock c) Talon 3. Aus welcher Blume wird die Pusteblume? a) Johanniskraut b) Löwenzahn c) Gänseblümchen 4. Mit welcher Methode überführt die Polizei Verbrecher? a) Genetischer Fingerabdruck b) Klon-Hologramm c) Computer-Tomografie 5. Was sind Lapilli? a) Kleine Menschen b) Kleine Lavabrocken c) Kleine Nudeln 6. Wie nennt man einen ererbten, dunklen Pigmentfleck? a) Vatermörder b) Muttermal c) Liebestöter 7. Welches Tier verbirgt sich hinter dem Fachbegriff „Cygnus olor“? a) Schwan b) Ente c) Gans 8. Wer ist Louis Washkansky? a) Der erste Mensch in Alaska b) Der erste Mensch, der den Atlantik überquerte c) Der erste Mensch, an dem eine Herztransplantation vorgenommen wurde Viel Spaß und viel Erfolg wünscht Ihre Pforzheimer Zeitung. Die Lösungen der Vorwoche: 1.a; 2.c; 3.c; 4. a; 5. a; 6. b; 7.b; 8. b. Den Radiowürfel hat Melanie Stoll aus Keltern gewonnen. Den Preis senden wir Ihnen zu. „Die Schule ist für mich der Weg in die Zukunft.“ Wir in der Region: Vanessa Erb, Schülerin aus Pforzheim CD-KRITIK BUCH-KRITIK DVD-KRITIK Portishead „Third“ Thea Dorn „Mädchenmörder“ Wynton Marsalis: „Congo Square – Live in Montreal“ Das immer etwas künstlich wirkende Wort Triphop, das wurde damals eigentlich für genau zwei Bands erfunden: Einmal für Massive Attack. Die anderen waren Portishead. Ihr Debütalbum „Dummy“ erschien 1994 - und war sicher eines der besten Alben des Jahres. 13 Jahre später steht mit „Third“ der Nachfolger in den Regalen. Portishead kündigten die Platte angemessen an: „Machine Gun“, die erste Single-Auskopplung aus dem Album, schafft den Spagat. Einerseits: Klar, das sind Portishead. Gibbons ist eine einzige Klagemauer, fleht sich Richtung Seelenheil und Erlösung. Fast liturgisch mutet ihr Gesang an. Und die Band? Die macht auf den ersten Blick relativ wenig. Kern und Triebfeder des Songs ist ein immer und immer wieder wiederholtes Drumcomputer-Muster, das tat- sächlich wie eine Maschinenpistole klingt: brutal, gemein, kalt. Auch „We Carry On“ zeigt die Band als verstörende Rhythmusmaschine. Die Dynamik beider Songs ist großartig, und so sind sie so etwas wie die zentralen Momente dieser Platte. Wie eine Klammer halten sie den variablen Rest zusammen, wie eine schützende Hand liegen sie über den Liedern, in denen alte Portishead-Tugenden ausgelotet werden. „Third“ ist letztendlich ein sehr extremes Album. Wo „Dummy“ und der Nachfolger „Portishead“ (1997) noch recht geschlossen wirken, wandelt diese Platte zwischen den Polen. Die verhuschten Traumwelten werden dabei bisweilen unvermittelt zertrümmert. Trotzdem: Portishead verzetteln sich nie. Manchmal lohnt das lange Warten eben doch. tsch Ein „Liebesroman“, wie Medien über ihren Fall es im Untertitel heißt, gezeichnet haben, korist das neue Buch „Mädrigieren. Und der Täter chenmörder“ von Thea bringt sich nach einer Dorn eher nicht. Diese zweiwöchigen Flucht Bezeichnung führt auf mit ihr um. die falsche Fährte, denn Die Beschreibung der das neue Werk der SpeQualen aus der Opferzialistin für Kriminalisperspektive ist zu„Mädchenmörder“ tik und menschliche nächst extrem verstö336 Seiten Abgründe ist weniger rend, aber auch paPreis: 19,95 Euro spannend als vielmehr ckend. Doch zunehGoldmann Verlag ein ekliges, blutiges mend irritieren der kalISBN: und äußerst kaltherzig te, abgeklärte Ton der 978-3-4425-4583-4 geschriebenes psychoSchilderungen und die logisches Essay. Es abgründigen Details geht zwar um einen klassischen Kri- der Qualen. Schließlich endet die Ichminalfall – eine junge Frau wird von Erzählung, stattdessen wird die Stoeinem perversen Sexualverbrecher ry nun in Brief-Form weitergetrieentführt – doch der Ausgang ist dem ben. Es handelt sich, das wird schnell Leser von vornherein klar: Das Opfer klar, um Liebesbriefe des Opfers an überlebt, denn der erste Teil des Ro- den mittlerweile toten Täter. Immer mans ist in Ich-Form geschrieben, so- abstoßender und perverser geriert zusagen als Bewältigungstherapie sich das vermeintliche Opfer. Und leifür das Durchlittene. Auch will sie der fügen sich erster und zweiter Teil das Bild, das hysterisch berichtende des Romans nicht aneinander. dpa Trompeter Wynton Marsalis ist einer der berühmtesten Jazzmusiker seiner Generation. Der 46-jährige Sohn von Jazzpianist Ellis Marsalis und Bruder von Saxofon-Legende Branford Marsalis ist Leiter der Jazzabteilung des New Yorker Kunstzentrums Lincoln Center. Der als konservativ geltende Musiker hat mit seinem Orchester ein Programm zusammengestellt, mit dem er die afrikanischen Wurzeln des Jazz erkundet und sie mit den modernen Spielarten verknüpft. „Congo Square“ wurde in Marsalis' Heimatstadt New Orleans uraufgeführt. Für die vorliegende DVD wurde ein Konzert in Montreal, Kanada, aufgezeichnet. „Congo Square“ beginnt mit einem Trompetensolo Marsalis’ und einer gesungenen Markteröffnung. Er wird sich später zurücknehmen, das Feld seinen exzellenten Musikern überlassen. Der afrikanischen Rhythmussektion zum Beispiel, die mit ein paar triumphierenden Congas Raum zur Entfaltung einfordert. Dazu gesellen sich schwülstiger SumpfJazz, Melodien, die traditionell mit Louisiana in Verbindung gebracht werden. Als Jazz-Suite wird „Congo Square“ oft bezeichnet. Doch das zweistündige Spektakel ist mehr. Eine epische Reise durch die Zeit, durch die Musik, durch die Stilepochen. Manchmal romantisch, manchmal swingend, nie gefällig. Zu den Stücken entstehen Bilder, als würde ein Film im Kopf ablaufen – „Congo Square“ ist ausgefeiltes Ohrenkino mit exzellenten Hauptdarstellern. Das einzige kleine Manko dieser Veröffentlichung ist der fehlende Bonusteil. tsch