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WINTER EXTREM SCHICHTZULAGE Radeln entlang der Frostgrenze kostet Überwindung, belohnt aber mit Erfolgserlebnissen. Investieren Sie in die richtigen Klamotten, dann wächst die Spaß-Rendite TEXT: CAROLA FELCHNER FOTOS: DANIEL SIMON SPORTWÄSCHE CLEVERE GRUNDLAGE Ohne das richtige Untendrunter bringt das beste Obendrüber nichts. Baumwollhemden sind schon zum Radeln im Sommer keine gute Idee, im Winter könnte man sich stattdessen ebensogut eine Packung Eiswürfel umschnallen. Reine Baumwolle saugt sich mit Feuchtigkeit voll, klebt am Körper und entzieht ihm Wärme. Gute Funktionswäsche aus Kunstfasergemisch leitet den Schweiß nach außen, hält den Körper trocken und schützt ihn vor dem Auskühlen. Voraussetzung: Sie muss körperbetont geschnitten sein. An kalten Tagen trägt man oben am besten ein Langarm-Shirt (Vaude, 64,95 Euro). Eine lange Unterhose ist nicht empfehlenswert: Zwei lange Lagen am Bein verdrehen sich leicht. Besser ist eine kurze bis dreiviertellange Radhose mit Sitzpolster. Wer im Genitalbereich empfindlich ist, kann ein kurzes Modell mit Windschutz wählen, wie die Shorts „Riva“ mit Windstopper-Front (Gore, 47,90 Euro). ErHändlernachweis: Gore, fahrungsgemäß ist es jedoch sinnvoller, wenn Tel.: 0 08 00/23 41 40 00; www.gorebikewear.com; der Windschutz schon auf der Radhose sitzt, Vaude, Tel.: 0 75 42/5 30 60; www.vaude.de damit der kalte Wind so wenig Bekleidungsschichten wie möglich durchdringt. TRIKOTS WARME ÜBERZIEHER Das Trikot funktioniert nach dem gleichen Prinzip wie Sportwäsche. Es nimmt Körperfeuchtigkeit auf und leitet sie nach außen. Das klappt besonders gut, wenn es schmal geschnitten ist, wie das „Winter Slice“-Jersey (89 Euro) oder das gelbe Damen-Trikot „Kodiak Light“ (79 Euro), beides von Pearl Izumi. Trikots mit durchgehendem Reißverschluss lassen etwas mehr Thermoregulierung zu als solche mit kurzem Zipper und sind gute Begleiter für weniger kalte Tage. Unter Jacke oder Weste kann der lange Trikot-Reißverschluss allerdings unschöne und störende Falten werfen. Damit keine Kälte unters Trikot kriecht, sollte der Kragen am Hals anliegen, Rückenteil und Ärmel auch in gestreckter Sitzhaltung lang genug sein. Praktisch sind große, unterteilte Rückentaschen für die Mütze, Weste oder die Handschuhe. Reißverschlusstaschen sind mit Handschuhen nur schwer zu bedienen, vor allem während der Fahrt. Händlernachweis: Pearl Izumi, Shore Sportsworks, Tel: 0 76 61/9 89 90; www.pearlizumi.com HOSEN VARIABLES BEINKLEID Bei Temperaturen nahe der Frostgrenze genügt es nicht mehr, wenn bei der Radhose nur der Kniebereich gedoppelt ist: Ohne Windschutz geht es nicht. Je nach Hersteller kann der „Windstopper“, „Windout“ oder „Powershield“ heißen, hat aber stets die gleiche Aufgabe, keine kalte Luft von außen an Knie und Oberschenkel zu lassen. Beide Partien sind dem Wind besonders ausgesetzt, erzeugen selbst aber kaum (Schwitz-)Wärme. Da sich die Beine beim Radeln ständig bewegen, Windblocker sich jedoch nur schlecht dehnen, beschränkt sich der Schutz auf die Front. Trägerhosen, wie die „Fullpower“ von Nalini (129,90 Euro), sollten nicht zu hochgeschlossen sein, sonst wird es unter Trikot und Jacke schnell zu warm. Oder man sucht sich gleich ein Modell ohne Träger (Craft, Wintertight, 60 Euro). Lange Hosen für kalte Tage wählt man sinnvollerweise ohne Sitzpolster und trägt stattdessen eine kurze gepolsterte Hose drunter. Händlernachweis: Nalini: Bike ‘o Bello, Tel.: 062 27/556 33; www.bike-o-bello.de; Craft: New Wave GmbH, Tel.: 0 80 33/97 90; www.craft-usa.com TOUR 1/ 2005 39 WINTER EXTREM RADJACKEN SCHÜTZENDE HÜLLE Klar, ein Windschutz auf dem Unterhemd ist besser als gar keiner. Angenehmer aber ist es, wenn die kalte Außenluft nicht erst aufgehalten wird, nachdem sie schon zwei Kleidungsschichten durchdrungen hat. Der Windschutz sollte die oberste Schicht abdichten. Da windabweisende Stoffe wenig flexibel sind, sitzen sie meist nur an Brust und Armvorderseite, wo man sie braucht. Schweiß kann durch den durchlässigeren Trikotstoff am Rücken verdampfen. Rundum-Windschutz, ohne den Radler im eigenen Saft zu schmoren, bietet nur Kleidung aus sehr hochwertigen Materialien. Softshells wie „Tool“ (Gore, 159,90 Euro, oben) und „2-in-1“ (Löffler, 179 Euro), sind so laminiert, dass sie dehnbar bleiben. Winter-Radjacken sollten Platz für diverse Unterschichten lassen, aber nicht zu weit sein. In Rennhaltung hängen sie sonst sackartig vor der Brust und man stößt beim Treten mit den Beinen daran. Auch, wenn es angesichts der Kälte draußen widersinnig erscheint: Eine Radjacke passt, wenn die Front am Bauchnabel aufhört. Händlernachweis: Gore, Tel: 0 08 00/23 41 40 00; www.gorebikewear.com; Löffler, Tel: 00 43/77 52/84 42 10; www.loeffler.at ÜBERSCHUHE/SCHUHHEIZUNG SCHNELLES TUNING Mit Sommerschuhen im Winter Rad fahren zu wollen, ist ungefähr so, wie in Sandalen zum Schneeschippen zu gehen. Mit Überschuhen kann man die Sommerschuhe wintertauglich machen – allerdings nur für kurze Ausfahrten. Denn Sommerschuhe sind meist zu eng, um dicke Socken anzuziehen. Ein winddichter Thermo-Überzieher, wie das Fleece/WindstopperModell von Gore (49,90 Euro) genügt, wenn es draußen trocken ist. Wer auch bei Schneematsch aufs Rad will, ist mit einem Überschuh aus wasserabweisendem Neopren, wie dem „Bootie Road“ von Protective (32,90 Euro), besser beraten. Klettverschlüsse sind mit klammen Fingern besser zu handhaben und weniger schmutzanfällig als Zipper. Für ganz kalte Tage: Akku-Schuhheizung (Hotronic, 159,90 Euro). Händlernachweis: Gore, Tel.: 0 08 00/23 4140 00; www.gorebikewear.com; Protective: Thaler Sports, Tel.: 0 23 32/7 58 00; www.thalersports.de; Hotronic,Tel.: 0 81 05/2 60 51; www.hotronic.de 40 TOUR 1/ 2005 WINTER-RADSCHUHE HEISSE TRETER Wer bei Kälte viel und lange fährt, für den lohnen sich Winter-Radschuhe (Diadora, „Chili Zero MTB“, 169,95 Euro). Die sind zwar teurer als Überschuhe, aber man kann sie aufrüsten, wenn es richtig kalt wird, indem man die serienmäßige Innensohle durch eine isolierende oder wärmende Sohle ersetzt. Kaufen Sie Winterschuhe mindestens eine halbe Nummer größer, damit dicke Socken hineinpassen. Wenn das nicht reicht, kann man immer noch Überschuhe drüberziehen. Der Schaft muss gut schließen und über die Bündchen der Hosenbeine reichen, damit keine Kälte in den Schuh kriecht. Greifen Sie ruhig zu MTB-Schuhen mit Profil, wenn Sie die passenden Pedale haben, sonst wird jeder Schritt abseits des Sattels zur Schlitterpartie. Händlernachweis: Diadora, Grofa, Tel.: 0 64 34/2 00 82 00; www.grofa.com SOCKEN TROCKENER TRITT Sobald sich ein Material mit Feuchtigkeit voll saugt, kann es nicht mehr wärmen. Einzige Ausnahme: Wolle. Darum sind Strümpfe aus Merinowolle den reinen Funktionsfaser-Socken im Winter eigentlich überlegen: Sportsocken leiten die Feuchtigkeit zwar vom Fuß nach außen, durch einen Neopren-Überschuh kommt sie aber nicht durch. Merinowolle saugt sich voll, wärmt aber auch in nassem Zustand. Socken aus Merinowolle sind allerdings teurer als Kunstfaserstrümpfe – die normalerweise warm genug für eine mittellange Wintertour sind. Wasserdichte Modelle, wie die „Seal Skinz“ (45,90 Euro) von Pro Feet decken den Extrembereich ab, wenn die Straßen nass sind und der Matsch durch die Nähte der Überschuhe sickert. Kaufen Sie Radsocken nicht zu groß, sonst werfen sie im Schuh drückende Falten. Damit der Radschuh an exponierten Stellen wie Knöchel und Achillessehne nicht reibt, ist die MTB-Socke von Gore (11,90 Euro) dort verstärkt. Händlernachweis: Pro Feet, Tel: 0 97 21/50 98 70; www.pro-feet.de; Gore, Tel: 0 08 00/23 41 40 00; ww.gorebikewear.com HANDSCHUHE FESTER GRIFF Mit klammen Fingern lässt sich schlecht schalten. Mit dicken Skihandschuhen auch. Dünn gefütterte Handwärmer genügen für Winterausfahrten, wenn sie richtig ausgerüstet sind. Windabweisende Materialien auf der Oberhand, wie Windstopper beim „Cyclone Glove“ (Pearl Izumi, 39,50 Euro, oben), sind gut für mäßig kalte Tage. Ist ein Fleecefutter eingenäht, wie beim wasser- und winddichten Roeckl-Handschuh (49,90 Euro), bleiben die Hände auch noch warm, wenn es sehr kalt ist. Nachteil: Die beiden Schichten können sich ineinander verdrehen. Handschuhe nicht zu klein kaufen – wenn die Finger vorne anstoßen, ist der Wärmeeffekt dahin. Daumen und Zeigefinger sollten verstärkt und die Innenhand gut isoliert sein, da Lenker und Schaltgriffe viel Wärme schlucken. Weil im Winter die Nase eigentlich immer läuft, sollte der Handschuh einen weichen Einsatz auf der Oberhand zwischen Daumen und Zeigefinger haben und maschinenwaschbar sein. Händlernachweis: Pearl Izumi, Shore Sportsworks, Tel.: 0 76 61/9 89 90; www.pearlizumi.com; Roeckl, Tel.: 0 89/7 29 69 53; www.roeckl.de MÜTZEN UND GESICHTSSCHUTZ GUT BEHÜTET Im Winter verwandeln sich die Belüftungsschlitze im Helm in Eiskanäle, durch die ungehindert der kalte Wind pfeift. Eine simple Lösung, unabhängig von Helmform und Größe der Belüftungsöffnungen, sind Mützen, die man unter dem Helm trägt. Kaufen Sie keine zu dicke Kappe, sie könnte unter dem Helm knautschen. Dünne Hauben genügen, wenn sie, wie die LöfflerMütze (28,95 Euro, rechts oben), ganz oder zumindest im Stirnbereich aus windabweisendem Material bestehen. An Tagen, an denen die Quecksilbersäule stur unter der FünfGrad-Marke bleibt, kann ein zusätzlicher Gesichtsschutz helfen. Entweder kombiniert man die Kappe mit einem Mundschutz (Löffler, 17,95 Euro), den man abnehmen kann, wenn’s zu warm wird, oder man stülpt sich eine Sturmhaube über (Protective, 17,90 Euro), die Kopf und Gesicht abdeckt. Händlernachweis: Löffler, Tel.: 00 43/77 52/84 42 10; www.loeffler.at; Protective: Thaler Sports, Tel.: 02332/758 00; www.thalersports.de TOUR 1/ 2005 41