Franz Schubert in Oberösterreich
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Franz Schubert in Oberösterreich
Autor: Erich Wolfgang Partsch Franz Schubert in Oberösterreich Franz Schubert hat sich während seiner drei Oberösterreichreisen (1819, 1823, 1825) in Gmunden, Kremsmünster, Linz, St. Florian, Steyr und Steyregg aufgehalten. Schloss Ebenzweyer (bei Altmünster) und Puchberg (bei Wels) besuchte er dagegen nur kurz. Gmunden Nach Gmunden kam Schubert auf Einladung des Kaufmannes und Kunstmäzens Ferdinand Traweger. Daneben musizierte er im Hause des Lehrers Johann Nepomuk Wolf, dessen Tochter Anna (Nanette) Klavier spielte und sang. Auch bei dem Beamten Franz Ferdinand Ritter von Schiller, der regelmäßig Hausmusikkonzerte veranstaltete, war der Künstler öfters zu Gast. Die so genannte Gmunden-GasteinerSymphonie, an der er im Sommer 1825 arbeitete, ist mit der Großen C-DurSymphonie identisch. Stift Kremsmünster und Linz Zwei seiner Reisen führten Schubert ins Stift Kremsmünster, wo er zusammen mit P. Heinrich Hassak am Klavier musizierte. Zahlreiche Liedabschriften, frühe Drucke und Autografen haben sich durch P. Georg Benedikt bis heute im Stift Kremsmünster erhalten. In Linz konstituierte sich Schuberts erster wichtiger Freundeskreis, in dessen Mittelpunkt die Familie Spaun stand. Josef Kenner, Johann Mayrhofer, Anton Ottenwalt und Albert Stadler zählten zu diesem Kreis. Die literarisch und philosophisch Interessierten veranstalteten Lesungen und gesellige Zusammenkünfte nach dem Vorbild des „Preußischen Tugendbundes“. Indem Schuberts Musik immer mehr einbezogen wurde, nahm dieser Zirkel spätere „Schubertiaden“ vorweg. 1823 trug hier der in Steyr geborene Hofopernsänger Johann Michael Vogl u. a. den Erlkönig vor, 1825 präsentierte Schubert zusammen mit Ottenwalt neue Lieder und Märsche für Klavier. Die Häuser von Ottenwalt und Friedrich Ritter von Hartmann waren weitere Aufführungsstätten. So war der kunstsinnige Kreis für die frühe Rezeptionsgeschichte der Werke Schuberts in Oberösterreich bedeutsam. Die Linzer Gesellschaft der Musikfreunde, die einige Erstaufführungen des Komponisten unternahm, ernannte Schubert zu ihrem Ehrenmitglied. Im Stift St. Florian hat sich nicht bloß auf Grund der Besuche Schuberts und Vogls eine Aufführungstradition von Schuberts Werken herausgebildet, auch Freunde vermittelten schon früh einschlägige Informationen weiter. Zudem ließ Prälat Michael Arneth 126 Erstdrucke von Schubertwerken ankaufen. So konnte der Komponist 1825 erstaunt schreiben: „In Oberösterreich finde ich allenthalben meine Compositionen, besonders in den Klöstern St. Florian und Kremsmünster …“ © forum oö geschichte – 2008 Autor: Erich Wolfgang Partsch Steyr „In Steyr hab ich mich und werd’ ich mich noch sehr gut unterhalten“, notierte Schubert über die Stadt, in der mehrere seiner Freunde (der Lyriker Johann Mayrhofer, der Dichter und Musiker Albert Stadler sowie Johann Michael Vogl) geboren worden waren. Zum ersten Mal hielt sich Schubert mit Vogl 1819 dort auf und fand rasch Eingang in die bürgerlichen Musikerkreise. Neben den Kontakten zum Advokaten Albert Schellmann und dem Eisenhändler Josef von Koller bzw. zu dessen Tochter Josefine war besonders die Begegnung mit dem Musikmäzen Sylvester Paumgartner bedeutsam, dem Schubert das Forellenquintett widmete. Die für Josefine von Koller geschriebene Klaviersonate A-Dur, eine Ecossaise für Seraphine Schellmann oder die Kantate zum Geburtstag des Sängers Johann Michael Vogl dokumentieren seine Verankerung im Steyrer Musikleben. Schloss Steyregg Auf Schloss Steyregg in der Nähe von Linz wurden ebenfalls „Schubertiaden“ veranstaltet; mehrere Widmungen sind an die dort ansässige kunstbegeisterte Gräfin Sophie Gabriele Weißenwolff adressiert (u. a. Ellens Gesang I, II, III). © forum oö geschichte – 2008