Portrait Gotte und Gottenkind

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Portrait Gotte und Gottenkind
Pressetext 090304
Patenschaftsprojekt «mit mir» – Portrait
Gotte gesucht und gefunden
pd. Eltern haben es manchmal nicht leicht, eine Gotte oder einen Götti für ihr Kind zu
finden. Aus dem Bekanntenkreis steht niemand zur Verfügung und jemand Fremdem sein
Kind anzuvertrauen fällt schwer. Bei Cameron hat’s geklappt, dank dem
Patenschaftsprojekt
«mit mir» von Caritas.
«Ich wollte auch jemanden haben, dem ich aus den Ferien eine Postkarte schicken oder dem ich
manchmal einen Brief schreiben kann», sagt Cameron. «Und jetzt hab ich nicht nur eine Gotte,
sondern auch gleich noch einen Gotti-Bruder!» Der aufgeweckte achtjährige Cameron erzählt mit
strahlenden Augen von den Dingen, die er zusammen mit seiner Gotte Nadine und ihrem Sohn
Uche (sprich: Utsche) unternimmt. «Das Beste, das wir bis jetzt gemacht haben, war der Ausflug
ins Verkehrshaus, das war spannend. Wir haben dann beim Grossi vom Gotti auch noch Gritibänze
gebacken. Und einmal kam der Samichlaus bei den Grosseltern vorbei. Da hab ich mich unter dem
Tisch versteckt mit Uche. Und im Tierpark, die Schafe, die sind knuddelig.» Tiere sind denn auch
überall im Leben Camerons. In der 4 -Zimmer-Wohnung in Rotkreuz leben er, seine Mutter
Catherine und sein Bruder Ruben (13) zusammen mit zwei Meerschweinchen, einem Aquarium
und seit kurzem auch mit einem dschungarischen Zwerghamster.
Wink des Schicksals
Der Wunsch von Cameron stand denn auch Pate für die aktive Suche nach einer passenden Person.
Ruben, der ältere Bruder, hat von klein auf seine Gotte; die von Cameron sei hingegen schon lange
von der Bildfläche verschwunden. Eine passende Person zu finden war gar nicht so einfach. Im
Bekanntenkreis gab es niemanden, der als Götti oder Gotte gepasst hätte. Und die Suche im
Internet hat so seine Tücken. «Es gibt zwar viele Portale, viele Interessierte. Aber wie soll man
jemanden auswählen, dem man ohne ihn zu kennen über den Weg traut, dem man sein Kind
anvertrauen möchte? Im Internet tummelt sich ja alles und jeder!», sagt Catherine Wettstein,
Camerons Mutter. «Immer blieb also ein mulmiges Gefühl. Bis ich dann letzten Sommer auf das
Patenschaftsprojekt ‹mit mir› der Caritas Luzern gestossen bin. Das war fast wie ein Wink des
Schicksals. Die Ausführungen der Projektleiterin Maria Willimann am Informationsgespräch haben
mich schnell überzeugt. Dieses Angebot ist seriös. Es klärt ab, ob die interessierten Personen als
Paten geeignet sind, auch der Leumund wird angeschaut. Anforderungen und Grenzen sowie die
Patenschaftsregeln werden thematisiert wie auch die Problematik von Missbrauch oder Gewalt. Die
Paten werden in die Pflicht genommen, alle Parteien müssen auch eine Vereinbarung
unterschreiben zum Schutz des Kindes. Zudem findet eine Begleitung der Patenschaft durch die
Projektleiterin statt.»
Freiwillige, die Gotte oder Götti werden wollen sollten sich klar sein, was es heisst, Gotte/Götti zu
sein, meint Catherine Wettstein. Es sei wichtig, dass von beiden Seiten her solch eine Beziehung
von ganzem Herzen gewollt wird, denn es ist eine Verpflichtung, die man eingeht. «Ein
langfristiges Engagement, wo man nicht nach einem halben Jahr davon laufen sollte, weil man grad
keine Lust mehr hat. Dessen muss man sich schon bewusst sein», sagt auch Nadine Ahl Aga, die
Gotte von Cameron.
Verkehrshaus oder Gritibänze
Seit gut einem halben Jahr verbringt Cameron einen Samstagnachmittag im Monat mit seiner Gotte
und dem Gotti-Bruder. Sie hätten schon vieles unternommen, sagen Cameron und Nadine, beide
sind sehr unternehmenslustig. «Seit dem Samichlaus nennt Cameron mich Gotti, das ist wirklich
schön. Vorher war ich einfach Nadine.» Natürlich brauche es Zeit. Zeit, um Vertrauen aufzubauen.
Oder dass aus der anfänglichen Sympathie echte Zuneigung wird. «Ja klar! Manchmal ist es auch
anstrengend mit so einem Göttibub. Cameron sucht beispielsweise oft meine Aufmerksamkeit, da
kann schon mal der eigene Sohn eifersüchtig werden. Die beiden Buben sind manchmal wie
Brüder, und streiten sich auch entsprechend. Aber so etwas gehört dazu. Man muss halt auch bei
einem Patenkind Grenzen setzen und Regeln aufstellen. Ansonsten verstehen die beiden sich ja
sehr gut, sie sind fast gleich alt und haben dadurch vieles gemeinsam. Und mir macht es auch viel
Spass.»
Wieso eine Patenschaft nicht leben?
Nadine Ahl Aga hörte vom Patenschaftsprojekt während ihrer Arbeit im Sozialdienst Asylsuchende
und Flüchtlinge der Caritas Luzern. «mit mir» wurde vor bald einem Jahr lanciert und sie besuchte
den ersten Informationsabend. «Mein siebenjähriger Sohn Uche hat keine Geschwister. Und ich
unternehme gerne etwas am Wochenende. Also wieso nicht mit einem Kind mehr? Eine andere
Motivation kommt wohl auch aus meiner täglichen Arbeit: Ich sehe, wie beispielsweise
Asylsuchende, die wenig haben oder allein erziehend sind, es schwieriger haben, sich zu
integrieren oder das soziale Umfeld zu erweitern. Wieso also «nur» Geld spenden für Bedürftige
im Ausland, wenn man doch in der unmittelbaren Umgebung etwas tun kann – und die Zeit für
einen selbst interessant und bereichernd ist?»
Die Vermittlung durch die Projektleiterin hat denn auch recht schnell geklappt. Sie haben sich alle
auf Anhieb gut verstanden. Die Bekanntschaft zwischen den Familie von Cameron und Nadine hat
beide bereichert. Die beiden Mütter verstehen sich gut und können über wichtige Dinge
diskutieren. Von der Erfahrung und dem Wissen insbesondere in Kinder- oder Erziehungsfragen
der allein erziehend Catherine Wettstein, Mutter von drei Kindern (8, 13 und 20), hat Nadine schon
oft schöpfen können. Und Catherine? «Bei einem 80 Prozent-Arbeitspensum ist die freie Zeit für
mich und meine Kinder knapp bemessen. Da die Kinder keinen Kontakt mehr zu ihrem Vater
haben, gibt es auch keine Wochenenden oder Ferien, wo sie mal bei ihm wären. Von der Seite her
habe ich keinerlei Entlastung. Um so schöner ist es zu wissen, dass Cameron sich mit seiner Gotte
wohl fühlt und sie Dinge zusammen unternehmen. Dadurch habe ich wieder etwas mehr Zeit für
mich. Es ist zwar noch etwas ungewohnt, aber ich geniesse es».
Nadine hat ein Album mit Fotos von ihren Unternehmungen zusammengestellt. Jedes Jahr zu
Weihnachten soll es ein neues geben. So hat Cameron auch später etwas zur Erinnerung an die Zeit
zusammen. Ausserdem kann er so auch seiner Mutter zeigen, was sie gemeinsam gemacht haben.
Dieses Jahr will Nadine auch mal alleine etwas mit Cameron machen, nur sie zwei, Göttibub und
Gotte. Vielleicht zusammen skifahren. Ideen sind jedenfalls noch viele vorhanden und auch die
Lust, sie zusammen umzusetzen.
Caritas Luzern
Patenschaftsprojekt «mit mir» – Portrait
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((Kasten))
Das Patenschaftsprojekt «mit mir» richtet sich an Mütter, Väter und deren Kinder sowie an
Freiwillige, die sich als Gotte oder Götti engagieren und an der Entwicklung eines Kindes teilhaben
wollen. Für benachteiligte Kinder öffnet es neue Perspektiven, erweitert ihr Beziehungsnetz, und
die Eltern gewinnen eine Atempause. Aber auch Fachstellen sind angesprochen und können sich,
auch vor Ort, von der Projektleiterin informieren lassen. Projektleiterin: Maria Willimann, Tel. 041
368 52 74, [email protected]. www.caritas-luzern.ch, Spendenkonto 60–4141–0
((Foto))
Cameron und Nadine mögen Tiere sehr. Ab und zu führen sie einen Hund aus dem Tierheim zum spazieren, auch
um etwas Abwechslung in seinen Heimalltag zu bringen. (Bild: Jutta Vogel)
Caritas Luzern
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