DOKUMENTATION pdf
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Mimi von Moos www.mimivonmoos.net Arbeiten ab 2010 in-visible Im Dezember 2015 hatte ich die Gelegenheit im Künstlerhaus Kaus Australis in Rotterdam, einen Zwischenstand meiner Arbeit, die sich mit dem Rotterdamer Hafen beschäftigt, zu präsentieren. Zeitgleich veranstalteten das Kaus Australis-Team, die beiden Gastkünstlerinnen, Natalie McIlroy aus Schottland, Lauren Adams aus Michigan USA und ich ein Symposium mit dem Namen „True Memory„ zum Thema Stadt- und Hafenentwicklung und kollektive Erinnerung. In Form einer Installation zeigte ich 4 Videos und drei „Red Line“ (grossformatige Zeichnungen). Ein Text lag auf dem Tisch, welcher auf den folgenden Seiten zu lesen ist. in-visible Die Videos: in-visible Video/Audio 14:22 Das Filmmaterial besteht aus einer Kamerafahrt durch das ganze Hafengelände. Der Ton besteht aus gelesenen Textpassagen aus dem Buch „Le cità invisibili“ von Italo Calvino. Die Texte werden, zum Teil synchron, in 6 verschiedenen Sprachen, von verschiedenen Sprechern, gelesen. Unfold 2 Video-loop, 6:23 min. Eine Kamerafahrt an aufgetürmten Containern vorbei. Das Bild ist ab der Bildmitte gespiegelt und erzeugt so die Illusion, dass die Container aus der Bildmitte, aus sich selber heraus entstehen. Ein unaufhaltsames und rasches Wachstum. Das Video wurde gross auf die 8 Meter hohe Wand projiziert. Interview with Captain Cees de Keijzer Video 21:49 min. Transkribiertes Interview, weiss auf schwarz, proijiziert auf ein weisses schwebendes Blatt Papier. Unfold 1 Video/Audio-loop, 2:12 min. Man sieht zwei Hände die ein sehr klebriges Bonbon auspacken, was sehr viel Zeit in Anspruch nimmt. Das Video wurde auf dem Arbeitstisch auf einem verkehrt stehenden Laptop, unter der grossen Wandprojektion „unfold2“ gezeigt. in-visible Installation, Kaus Australis im Dezember 2015 Installationsansicht mit „Red Line 10.12.2015“, „Red Line 17.11.2015“, „Red Line 23.10.2015“, rechts auf dem Tisch,, „Unfold 1“ und hinten rechts „Interview mit Cees de Keijzer“ . in-visible Installation, Kaus Australis im Dezember 2015 Installationsansicht mit „Unfold1“ und „Unfold 2“ Videostill, „in-visible“ Videostill, „Interview with Captain Cees de Keijzer“ Videostill, „in-visible“ in-visible Wertschöpfungskette von der Quelle bis zu Senke Seit wenigen Jahren versteht man unter dem Begriff der Wertschöpfungskette die ganze Geschichte eines Produkts. Von der Gewinnung des zur Herstellung benötigten Rohstoffs über den Vertrieb, den Verkauf bis hin zur Entsorgung. Von der Quelle zur Senke also. Die Quelle ist das Rohmaterial. Es kommt aus Ländern, mit denen EuropäerInnen kaum in Berührung kommen, da es sich meist um Billiglohnländer oder um wenig entwickelte, konfliktbelastete oder autoritär geführte Nationen handelt. Die Senke bedeutet das Ende, die Entsorgung des Produkts, welche sich oft bei der Quelle befindet. Denn die Waren, die nicht mehr gebraucht und entsorgt werden, bestehen teilweise aus wiederverwertbarem Rohmaterial, oder sie bestehen aus umweltbelastenden Stoffen, die gegen Geld in arme Länder transferiert werden. Im Mittel- und Nordeuropäischen Lebensraum wird gebraucht und verbraucht. In diesem Lebensraum werden die meisten Produkte verkauft. Das sind die Länder der Konsumierenden. Diese Länder stellen zwar auch selber Produkte her, die Rohmaterialien oder Einzelteile hierfür beziehen sie aber in den Quellenländern. Der Schumacher bezieht sein Leder aus Bangladesch. Autohersteller beziehen die Einzelteile, Metalle und Kunststoffe aus Ländern wie China, Indien und den afrikanischen Ländern. Viele Produkte für unseren Markt werden auch direkt in den Quellenländern hergestellt. Als Konsument in unseren Breitengraden, fragt man sich kaum mehr, woher die vielen Produkte kommen, die in den Geschäften bereitgestellt werden. Wir sind selbst zum operativen Werkzeug geworden, so dass es nicht zu unserer Rolle gehört, Fragen zu stellen. Wir sollen begehren und kaufen. Wir sind Teil eines Systems für dessen Aufrechterhaltung uns keine Verantwortung zugeteilt wird. Wir sind Objekte, deren Bedingungen berechnet werden um unsere Konsumfähigkeit zu optimieren. Wie die Dinge hergestellt werden, erfahren wir allenfalls dank der Kinder-Fernsehsendung „die Sendung mit der Maus“ oder anhand alarmierender Dokumentationen über die Produktionsbedingungen in den Quellenländern. Darüber, wie die Gebrauchsgegenstände wieder aus unserer Welt verschwinden, wissen wir ebenfalls kaum etwas. Es ist nicht so, dass wir nicht wissen dürfen, sondern dass unsere Aufmerksamkeit gelenkt wird. Wir haben keine zeitlichen Kapazitäten, unsere Aufmerksamkeit wird absorbiert durch die vielen kleineren und grösseren Entscheidungen, vor die wir als Konsumenten im Alltag gestellt werden. Da bleibt kaum Raum für Fragen, denn es gibt keine Verantwortlichen in Bezug auf den Umgang mit Konsumenten. Wir folgen alle der Logik des Finanzmarktes. So ist es auch in den Rohstoff produzierenden Ländern, die ihre Bevölkerung für Hungerlöhne schuften lassen. Dort kann man die Fabrikbesitzer für die Ausbeutung verantwortlich machen. Doch wenn die einen es nicht machen würden, dann würden es Andere genauso tun. Somit ist es sinnlos, Einzelne verantwortlich zu machen. Man kann globale Firmen dafür verantwortlich machen, dass sie die Preise drücken, was zur Ausbeutung von Mensch und Natur führt. Die Eigenart dieses Systems besteht aber eben gerade darin, dass es selbst die Regeln generiert, welche die Menschen befolgen. Die Logistik Wenn man möchte, kann man also die Welt aufteilen in Länder, die Rohmaterial oder Ware liefern und Länder, die konsumieren, gebrauchen und verbrauchen. Wobei man vielleicht sagen könnte, dass die Individuen der Konsumländer dazu gebraucht werden, zu verbrauchen und die Individuen der produzierenden Länder gebraucht werden, um zu produzieren. Mit dieser vereinfachenden Aufteilung versuche ich die gegenwärtige Welt zu verstehen, wobei ich einen ganz wichtigen Akteur noch nicht erwähnt habe: Der, welcher die Bipolarität von Quellenländern und Konsumländern überhaupt möglich macht. Er bildet einen Bereich, der gegenwärtig ins Unermessliche wächst. Wikipedia beschreibt ihn wie folgt: „Die Logistik beschäftigt sich mit Transport, Lagerung und Umschlag von Gütern und Personen. Es handelt sich dabei sowohl um einen Wirtschaftszweig, eine Wissenschaft, als auch um einen Organisationsbereich. Die Logistikbranche besteht zu einem großen Teil aus Spediteuren und Transporteuren und wurde durch die sogenannte Globalisierung seit Ende des 20. Jahrhunderts immer bedeutender. In Deutschland ist sie inzwischen die drittgrößte Branche. Wirtschafts- und Ingenieurwissenschaften beschäftigten sich selbstständig mit der Logistik. Die entsprechenden Teildisziplinen sind aber inzwischen zu einer neuen interdisziplinären Wissenschaft zusammengewachsen.“(Wikipedia zu Logistik) Die Logistik ist ein Wirtschafts- und Arbeitsbereich, der von uns konsumierenden Leihen immer noch wenig beachtet wird. Auf den Autobahnen verursacht Logistik Stau und Ärger. Doch die Container auf den Schiffen lassen sich sehen. Hafengebiete mit Arealen voller gestapelter Container faszinieren. Das Organisieren der Warenverschiebung und Lagerung ist eine komplexe Aufgabe und hat sich zu etwas entwickelt, was sich in unserem kulturellen Bewusstsein noch nicht etabliert hat. Ein Global ausgerichtetes Hafengebiet ist nahezu menschenleer. Lastwagen ohne Fahrerkabinen holen und bringen die Container, die von unbemannten Kränen gestapelt werden. Manchmal entdeckt man einen Menschen der aus einer kleinen Tür hinaus aufs Deck eines angelegten Containerschiffs tritt, um irgend eine Kleinigkeit zu erledigen oder um zu rauchen. Menschen wirken in diesen Gebieten, wenn sie überhaupt auftauchen, etwas verloren und vor allem sehr klein. Wie vereinzelte verirrte Ameisen. Logistik wird von Logistikern als „Rückgrat der Industrie“ bezeichnet. Logistikwissenschaftler stellen sich der Frage „wird der Mensch überflüssig?“ Sie beschwichtigen diese Bedenken, kündigen aber zugleich eine „Smart Factory“ an, „eine Produktionslandschaft, in der sich autonome, selbststeuernde und intelligente Anlagen untereinander zu komplexen Produktionssystemen digital vernetzen.“ (Quelle:www.ingenieur.de, „die Rolle des Menschen in der Logistik“) die Höllenstadt sein kann und die Strömung uns in einer immer engeren Spirale dort hinunterzieht“. Worauf Marco Polo die inzwischen berühmt gewordene Antwort gibt: „Die Hölle der Lebenden ist nicht etwas, das erst noch kommen wird. Wenn es eine gibt, ist es die, die schon da ist, die Hölle, in der wir jeden Tag leben, die wir durch unser Zusammensein bilden. Es gibt zwei Arten, nicht unter ihr zu leiden. Die erste fällt vielen leicht: die Hölle zu akzeptieren und so sehr Teil von ihr zu werden, daß man sie nicht mehr sieht. Die zweite ist riskant und verlangt ständige Aufmerksamkeit und Lernbereitschaft: zu suchen und erkennen zu lernen, wer und was inmitten der Hölle nicht Hölle ist, und ihm Dauer und Raum zu geben.“ (Zitate aus: die unsichtbaren Städte (italienischer Originaltitel: Le città invisibili) ist der Titel eines 1972 erschienenen Buches von Italo Calvino. Die deutsche Erstübersetzung von Heinz Riedt erschien 1977 im Carl Hanser Verlag) Mimi von Moos Unsichtbare Städte Zur Zeit befinde ich mich in Rotterdam. Hier befindet sich der grösste Hafen Europas. Und er wird ständig weiter ausgebaut. Auf Sand. Der Hafen expandiert ins Meer hinaus. Das Unwirkliche daran fasziniert mich. Die gigantischen Konstruktionen, die einsam auf Sandbänken thronen und komische in sich selbst gewandte Bewegungen vollziehen, erinnern mich an Erzählungen aus „die unsichtbaren Städte“ von Italo Calvino. Darin erzählt Marco Polo dem Mongolenherrscher und Freund, Kublai Khan von Städten in seinem Reich, die dieser selbst nie besucht hat. Es handelt sich bei den Schilderungen aber eher um die Beschreibung von gesellschaftlichen oder menschlichen Situationen oder geografischen und politischen Gefügen. Jede der 55 Städte trägt einen Frauennamen. Die Beschreibungen werden immer beklemmender. Es zeichnet sich eine von Zerfall und Untergang bedrohte Welt ab, die der unseren immer ähnlicher wird. In der Stadt Anastasia, die man sich als Konsumparadies vorstellen muss, werden die Menschen von der Sucht des Wünschens versklavt. Im Ballungsgebiet Eutropia können die Bewohner, wenn sie ihrer Routine überdrüssig sind, durch Umzug ihr Leben ändern, doch das führt nur dazu, dass sie sich ständig wiederholen. Kublai Khan begreift, »daß dieses Reich, das uns als die Summe aller Wunder erschienen war, ein einziger Ver- und Zerfall ohne Ende und Form ist«. Und fragt Marco Polo zum Schluss, ob denn nicht „alles vergebens“ sei „wenn der letzte Anlegeplatz nur Text zur Installation in-visible document document Eine dokumentarische Video-Skulptur mit Video, 35 min., ausgestrahlt auf 6 verschiedenen Macintosh-Computern auf Holzpodesten. Beitrag zur Ausstellung UNBEMERKT / UNNOTICED im August 2015 im Kaskadenkondensator Basel Dokumentiert wurde der internationale Künstlerworkshop „Print Residency 2015“ im druckwerk Basel. Die Künstler haben sich nicht nur in einer Druckwerkstatt zusammengefunden, um an ihren Projekten zu arbeiten, sondern sich auch bereit erklärt, zu Beginn des Workshops gemeinsam ein Thema zu erarbeiten, welches zu dieser Ausstellung führte. document document ist auf das Verbindende, auf das, was das Gemeinsame ausmacht fokussiert. Jeden Tag wurde eine Dokumentation der Vortage im Eingangsbereich des Druckwerks abgespielt. document document ist also mehr als ein Résumé des Vergangenen, denn es mischte sich in das Geschehen, dem es sich widmete, direkt ein. Auch die Ausstellungseröffnung und der Abbau wurden dokumentiert und am Folgetag dem Video beigefügt. SOLOallation für namenlose Geschichten 1 Medienübergreifende Installation mit Performance und Ateliergesprächen, Mai 2015 in der Flatterschafft. Die Kunstaktion bestand aus einer Installation, die aber erst durch die Performance und durch die Ateliergespräche vollendet wurde. Dem Ganzen lag die Auseinandersetzung mit der Praxis der Kunst und des Ausstellens zugrunde. Die künstlerische Praxis bestand aus dem prozesshaften Arbeiten im Atelier zum Thema des roten Fadens und des Zeichnens. Es war ein Erforschen der schillernden Bedeutung des Begriffs des Roten Fadens und des Wesens des Zeichnens. Aus der Verschmelzung dieser beiden Fragestellungen entstand eine Reihe sehr unterschiedlicher Arbeiten, von der für mich zu jener Zeit kaum eine dafür gemacht zu sein schien, in einem Ausstellungsraum gezeigt zu werden. Sie gehörten einfach in diesen Denkraum, ins Atelier. Dadurch stellte sich die Frage nach der Funktion des Ausstellungsraumes. Was ist heute eine der Situation angemessene Nutzung eines Ausstellungsraumes? Wozu dient er eigentlich genau? Die Installation Eine Spur aus rot gefärbtem PU-Schaum führte vom Atelier im 2. Stock bis in den Ausstellungsraum im Erdgeschoss. Dort füllte die Spur den Raum aus. Das Atelier und der Ausstellungsraum wurden so zum Objekt der Betrachtung und zum Bestandteil der Installation. Im Atelier stand ein Aufnahmegrät. Es war mittels eines langen Kabels, das durchs Fenster und das Scheddach in den Ausstellungsraum gelangte mit einer an der Decke hängenden Aktivbox verbunden. Die Gespräche und Geräusche aus dem Atelier wurden somit verstärkt im Ausstellungsraum wiedergegeben. Es gibt einen dunklen Nebenraum des Ausstellungsraumes. Dort, mitten in der Dunkelheit, stand ein Laptop, der den Oberkörper eines Menschen zeigt, der seinen verheilenden Daumenschnitt betrachtet. Die Performance Die Spur wurde zur Eröffnung der Ausstellung vor dem Publikum angelegt. Mit Hilfe der KünstlerInnen Flurina Badel und Jérémie Sarbach wurde eine rote Flüssigkeit zubereitet und von mir auf dem Boden vergossen. Sie expandierte innerhalb zweier Minuten um das 30-fache und härtete danach aus. Ateliergespräche Teil der Installation waren auch die Künstlergespräche im Atelier. An zwei Abenden fanden KünstlerInnen im Atelier zusammen, um sich über Themen der Gegenwartskunst auszutauschen. Die Gespräche sollten sich frei entwickeln in Form eines Gedankenaustauschs, wie sie oft ungeplant in Ateliers stattfinden können. Besucher konnten sich daran beteiligen, sie konnten aber auch die akustische Direktübertragung in der Ausstellung, zwei Stockwerke weiter unten, hören. Über Kunstproduktion und die Strukturen der Kunstszene heute unterhielten sich neben zahlreichen unangekündigten BesucherInnen und KünstlerInnen die eingeladenen KünstlerInnen: Alexandra Meyer - Jso Maeder - Muda Mathis - Mimi von Moos Zu einem Gedankenaustausch über das Zeichnen waren die eingeladenen Teilnehmer: Maja Rieder - Marion Ritzmann - Nicolas Kerksieck - Nara Pfister - Mimi von Moos Fragen nach der gesellschaftlichen Rolle der KünstlerInnen und nach den Bedingungen, die sie antreffen, waren schon während des Studiums ein Thema für mich. Sie führten zu meinem Engagement für die Flatterschafft (mehr dazu am Ende dieser Dokumentation) mit dem Ziel, Handlungsspielräume für KünstlerInnen zu erweitern. Diesen Handlungsspielraum, den die Flatterschafft heute bietet, nutzte ich nun selbst für meine performative Installation. Solo-Performance 2015 in der Flatterschafft Solo-Installation Eine Medien- und Stockwerkübergreifende Installation in der Flatterschafft, 2015 Es gab neben dem Hauptraum einen kleinen, dunklen Raum: Darin stand am Boden ein Laptop. Auf dem Bildschirm konnte man den Oberkörper eines Menschen sehen, der einen verheilenden Schnitt in seinem Daumen betrachtet. Videoloop, 0:53 Solo Eine Medien- und Stockwerkübergreifende Installation in der Flatterschafft, 2015 Nebst der Spur, die vom Atelier zum Austellungsraum reichte, waren die beiden Räume auch akustisch miteinander verbunden. Die Geräusche aus dem Atelier wurden direkt in den Ausstellungsraum übertragen. Das Atelier hing somit wie eine Akustische Wolke in der Luft des Ausstellungsraums. Die Ateliergespräche konnte man sich im Ausstellungsraum anhören. Sie waren somit ein Teil der Installation. Es kamen zahlreiche KünstlerInnen und Interessierte, um an den Gesprächen Teil zu nehmen. Leider habe ich versäumt, die Gespräche fotografisch zu dokumentieren. Oben: Das Atelier. ganz links ist das Aufnahmegerät zu sehen, das mit einem langen Kabel mit dem Ausstellungsraum verbunden ist. Unten: Der Ausstellungsraum. Oben rechts sieht man die Aktivbox, die mit einem langen Kabel mit dem Aufnahmegerät im Atelier verbunden ist. Zeichnen lation für namenlose Geschch- Verschiedene Techniken Recht oben: „Leer“, 2014, Linie auf leerem Zeitungspapier, 42x29cm -links unten: „Selbstständig stehendes Papier“, 2014, angewinkeltes Blatt Papier, 29x21cm, auf Holzsockel - rechts unten„Roter Faden“, 2014, roter Faden und Papier, 29x21cm. Der rote Faden Work in Progress Im Herbst 2014 begann die Auseinandersetzung mit einem Doppelthema: Das Zeichnen und der rote Faden. Es handelt sich um ein prozesshaftes Ausloten der Möglichkeiten die sich durch die Verschmelzung dieser beiden Themen ergeben: Der Beginn allen Zeichnens ist das leere Blatt. Die Leere im Kopf, die einen in dieser Situation überkommen kann, ist für viele KünstlerInnen eine wiederkehrende Erfahrung, Man könnte vielleicht sagen, dass sich diese Erfahrung wie ein roter Faden durch ein KünstlerInnenleben ziehen kann. Der Beginn allen Zeichnens ist die Befragung des leeren Blatts. Die Befragung der Leere an und für sich. Der rote Faden ist eine flüchtige Spur in unserer Vorstellung. Er ist dazu da, uns Zusammenhänge zwischen unterschiedlichen Dingen erkennen zu lassen. Eine Zeichnung kann einen Gegenstand darstellen. Der rote Faden stellt eine gedankliche Verbindung zwischen den Gegenständen her. Wenn ich einen Gegenstand sich selbst darstellen lasse, erinnert er vielleicht an eine Zeichnung. Wenn ich die Gegenstände sich selber in rot darstellen lasse, so kann man vielleicht den nicht vorhandenen roten Faden zwischen den Gegenständen erkennen. Bis heute ist diese prozesshafte Exploration im Gange. Sie hat zu vielen kleinen Zeichnungen und Experimenten mit Material geführt. Zu mit künstlerischen Mitteln umgesetzten Gedanken über das Zeichnen und die Wahrnehmung. Das Erkennen eines roten Fadens zwischen den Dingen, die uns im Leben begleiten. Sie hat zu Solo geführt, einer Performance und eine Stockwerkübergreifenden Installation im Haus der Flatterschafft und zu Künstlergesprächen im Atelier. „Stehendes Blatt Papier, rot “, 2014, Studie auf Papier, 29x21cm, mit rotem Faden „Stilleben mit rotem Faden“, 2014, Fotografie, Inkjetprint, 29x21cm. Rote Gegenständelation für namenlose Geschichten 1 2015, mit Acryfarbe überzogene Alltagsgegenstände Diverse Gegenstände des Alltags mit Acrylfarbe überzogen Roter Tepichallation Modell aus Holz und Filz, 2015 Modell, mit Ständer ca. 190x50x60cm, Holz und Filz Fotografie, Inkjetdruck 21x29cm Red Lineallation für namenlose Geschichten 1 Edding-Linie auf Chinapapier, 2015, 400 x 250cm Die Linie wurde jeweils ohne abzusetzen durchgezogen, sodass es pro Papier nur einen Anfang und ein Ende gibt. Installationsansicht mit „Red Line 10.12.2015“, „Red Line 17.11.2015“, „Red Line 23.10.2015“ Ich bin Künstlerinllatio Installation zur Ausstellung „Entrée“ der Visarte im Projektraum M54 in Basel im Mai 2015 Ich bin Künstlerin, 2015, Installation, 360x180cm, aus Holz, Acrylglas und Künstlerausweis Solo-Spur, Video-Loop, 12:26min. Es geht um Identität. Was ist Identität? Es gibt die zur Identifizierung einer Person. Sie legt Name, Alter, Geschlecht und Landeszugehörigkeit fest. Und es gibt die Identität, welche einem Individuum von seinem Umfeld und von sich selbst zugeschrieben wird. Vielleicht kann man sagen, dass diese Identität durch einen Dialog mit dem Umfeld besteht. Durch ein Frage- und Antwortspiel des Individuums mit dem eigenen Umfeld entsteht ein schillerndes Bild. Eigentlich sind es viele schillernde Bilder, die das Individuum in und auf sich vereint. Dieses Frage- und Antwortspiel ist auch mit (elektronischen) Gegenständen möglich. Man muss es wohl ständig und immer wieder von neuem spielen, um sich zu bestätigen, dass man lebt und nicht schon tot ist. Neulich habe ich mir gedacht, dass ich im Grunde immer versuche die Welt zu begreifen in Anbetracht der Tatsache, dass sie weiterbestehen wird, wenn ich schon längst vergangen bin. Das erfordert Mut! Ich versuche, mutig zu sein. Hier stellt sich mir auch die Frage, wie es um die Identität einer Toten bestellt ist. Ich heisse Mimi von Moos. Ich frage mich, ob man ohne Identität existiert und ob man ohne zu existieren, eine Identität besitzen kann. Ich versuche das Unmögliche. Die Vorstellung einer Existenz ohne Identität. Das gibt es nicht, hat Muda gesagt. Aber ich meine, ich sei ein Wesen ohne Identität gewesen. Zumindest in einem bestimmten gesellschaftlichen Kontext, denn natürlich war ich die Tochter für meinen Vater und meine Mutter und die Schwester für meinen Bruder. Obwohl ich mir auch da nicht ganz sicher sein kann. Sonst aber war ich nichts, ausser mein Name, mein Geschlecht, mein Alter und meine Landeszugehörigkeit. Ich besuchte keine Schule, machte keine Ausbildung. Ich war einfach da, machte komische Jobs, um ein bisschen Geld zu haben und hatte manchmal eine Affäre mit einem Mann. Ich hatte ein Minimum an Identität. Damals hielt ich mich ans Material. Ich meine meinen Körper – das Fühlen der Knochen unter der Haut und die Materialien der Welt: Steine, Holz, Knochen und so weiter. Es half mir, mich meiner Existenz zu versichern. Darauf baute ich meine Identität auf. Ich glitt in eine Zwischenwelt, wo ich mich unbemerkt aufhalten konnte in meiner ganzen Unwichtigkeit. Und das war auch wieder schön, geradezu tröstlich. Es war das tröstliche Gefühl des Penners, der dem Treiben des Alltags zuschaut und ohne Not zu sich sagen kann: Im Grunde ist das alles vollkommen irrelevant, heisse Luft und bald vergessen. Ich versuche das Unmögliche. Die Vorstellung einer Existenz ohne Identität. Ich frage mich, wie man ohne Identität existiert und wie man ohne zu existieren, eine Identität besitzen kann. Ich heisse Mimi von Moos und habe einen Ausweis. Darauf steht: „International Identity Card for Professional Artists“ und darunter mein Name und meine Unterschrift und daneben ein Foto von mir. Da wo nichts bleibt, kann ich anfangen. Notation 2011 - 2015 (Text zur Installation) Die Idylle Eine künstlerische Intervention im Tourismusbüro in Vercorin, einem Bergdorf im Wallis (CH). Juli bis September 2014. Das Bureau d´Affaires Touristiques (BAT), das sich am Eingang des Dorfes befindet, ist auch der inhaltliche Ausgangspunkt der Installation. Von dem Büro aus hat man eine gute Sicht auf den Hügel, auf dem sich der Hauptteil des Dorfkerns mit seinem charakteristischen Kirchturm befindet. Darüber hinaus kann man auch die Ausdehnung der hinzugekommenen Chalets, die hauptsächlich touristisch genutzt werden, überblicken. Meine Arbeit widmet sich dieser Situation mit Aussicht und greift in sie ein. Es wurden im Foyer des Büros`s ein Erdhaufen und eine Videoprojektion hinzugefügt. Auf dem Video sieht man ein Foto des erwähnten Hügels, auf dem nach und nach Häuser verschwinden und wieder auftauchen. Vercorin dé-montage, Videoloop, 5:00 min. Hier abgebildet: 3 Stills aus dem Video Installationsansichten mit Erdhaufen, ca 160x300cm. Der Erdhaufen besteht aus der Erde des Hügels, der auf dem Video und beim Blick aus dem Fenster sichtbar ist. Zusätzlich zur Installation gibt es ein Verkaufsangebot von Souvenir-Postkarten und gerahmten Fotos, die das Dorf in seinem fiktiven Idealzustand, wie ihn das im Video vorführt, zeigen. Ausserdem kann man das Video als Screensaver kaufen. Vercorin dé-monté, Postkarte A6 Format, Auflage: 1000 Stück Anne-Marie im Neuland Eine medienübergreifende Installation, die aus der Beschäftigung mit den Fotografien und der Person der Anne-Marie von Wolff, geboren 1893 und verstorben 1974 in Luzern, entstand. erstmals gezeigt bei balzer-art-projects in Basel im Mai 2014 Vor zwei Jahren kam ich in die Wohnung meines verstorbenen Grossvaters, um mir die Fotos anzuschauen, von denen meine Mutter mir erzählt hatte. Ich fand eine Bananenschachtel vor, mit unachtsam hineingestopften Fotografien...... ....Die Fotos meiner Urgrosstante Anne-Marie von Wolff in meine künstlerische Arbeit einbinden zu können, bedeutete ein grosses Glück für mich: es ermöglichte mir den Einstieg in eine künstlerische Fragestellung, die mich schon lange beschäftigte. Durch Anne-Marie habe ich einen persönlichen Einstieg in diese Thematik gefunden, und war nun in der Position, sie künstlerisch zu beleuchten und umzusetzen. Dass persönliche Komponenten mit ins Spiel gebracht werden konnten, ist eine Bereicherung für meine Arbeit, allerdings nicht unbedingt ihr Hauptanliegen. Die Installation widmet sich verschiedenen Aspekten: - der linearen Wahrnehmung von Zeitlichkeit, die sich auch in unserem Umgang mit Fotografie äussert - meiner subjektiven und emotional gesteuerten Wahrnehmung - Wunsch, Realität, Erwartungen und Möglichkeiten bezüglich analoger und digitaler Fototechnologie - dem Erzählerischen und den Fragen, die sich bezüglich einer Person und ihrer fotografischen Hinterlassenschaft stellen, die vor über 40 Jahren verstorben ist und deren Handlungen damals kaum Bedeutung hatten um nur ein paar der möglichen Aspekte aufzuzählen.. Anne-Marie im Neuland Eine medienübergreifende Installation Ausstellungsansichten in balzer art projects Mai 2014 Anne-Marie im Neuland Eine medienübergreifende Installation Anne-Marie im Neuland Videoinstallation 2014 Die Videoinstallation verschafft Einblicke in eine Lebenswelt, aus der heraus die Fotos und Stickereien entstanden sind, zeigt die Arbeiten der Anne-Marie von Wolff und beschäftigt sich mit den technischen Bedingungen der Fotografie. 4 Videoloops: - Nachruf 9:00 min. - Lungenkamera 10:04 min. - Über Fotos 9:55 min. - Fotoausschau 13:00 min. Videostills: oben links: „über Fotos“, oben rechts: „Fotoschau“, unten links: „Lungenkamera“, unten rechts: „Nachruf“. Assemblage 2014 12 Fotoabzüge auf Barytpapier 40x40cm Es handelt sich um Abzüge, die ich in der Dunkelkammer gemacht habe. Die Negative stammen zum Teil von Anne-Marie und zum Teil von mir. Auf den Fotos sind Mutter Tochter und Enkelin, respektive Grossmutter, Mutter und Tochter zu sehen. Installationsansicht in balzer art projects Mai 2014 Anne-Marie im Neuland Eine medienübergreifende Installation Kleidli-Zeichnungsserie 2014, Inkjetprint, 29.8 x 20.9 cm epson ultrachrome auf velvet fine art paper Die Zeichnungen sind abfotografierte Materialexperimente. In diesem Fall mit einem Kleidchen, das Anne-Marie gestickt und meine Mutter getragen hatte, in Kombination mit Weidenstöckchen und Schnur. Anne-Marie im Neuland Eine medienübergreifende Installation Geist 2 + 1 2014 Frottagen Graphite auf Papier Formate ohne Rahmen: 210x100cm / 200x70cm Anne-Marie im Neuland Eine medienübergreifende Installation Lichtobjekt auf Wiese 2014 Sika Block (PU) lackiert (80x80x30cm)auf Kunstrasen (150x400cm), 00digitaler Fotorahmen Der Lichtabdruck als physischer Abdruck eines weit zurückliegenden Momentes, ist das Faszinosum der analogen Fotografie. Die digitale (Photo)Technologie gibt uns ganz neue Möglichkeiten der Bildbearbeitung an die Hand. Grundsätzlich kann man sagen, dass ein digitales Foto ein Code ist wie ein anderer auch. Wie eine Exel-Tabelle, ein Tondokument, ein Film oder auch, wie ein 3-D-Design. Ich kann Daten aus einem digitalisierten Foto extrahieren, in ein anderes, als das eigentliche Format übertragen. Es gibt also keinen Grund, das Foto nicht auch zu etwas ganz Neuem, Andersartigem zu machen, zu einem Objekt zum Beispiel. Ein Objekt, das aus einem Lichtabdruck entstanden ist. Ein Robotter hat die Konturen des Lichtabdrucks geschnitten. Leider konnte ich mir nicht leisten das ganze Objekt durch einen Robotter herstellen zu lassen und musste selber Teile seiner Funktion übernehmen. Weiss Ausstellung und künstlerische Intervention in der Fussgängerzone und der Kornschütte der Stadt Luzern anlässlich der Doppelausstellung „es bewegt sich“ mit André Wilhelm im Dezember 2013 Kornschütte im Dezember 2013 Aussenansicht Die Kornschütte im Herzen der Altstadt von Luzern ist ein Bau aus dem 17. Jhdt., der dem Warenumschlag diente. Sie war Knotenpunkt zwischen Stadt und Land, ein Marktplatz. Später war es das Rathaus. Auch heute ist sie ein Ort der Öffentlichkeit im Herzen der Altstadt, jedoch steht sie nun eher für kulturelle statt für politische Repräsentationen. Die Luzerner Altstadt tritt heute in erster Linie als touristisches Marketingobjekt und als Einkaufszentrum für ihr weitläufiges Einzugsgebiet in Erscheinung. Diese Arbeit bezieht sich auf die Luzerner Altstadt im Dezember, Weihnachtszeit, Zeit des Konsums am Rande des Nervenzusammenbruchs und der Sehnsucht nach Besinnlichkeit. Kein anderer Monat des Jahres steht derart unter dem Zeichen der Synergie zwischen Kommerz und religiös geprägter Tradition. Weiss in der Luzerner Altstadt im November 2013, PVC-Folie und Helium, 150 x 300cm Weiss - die Intervention im öffentlichen Raum Weiss heissen die 5 Objekte, welche, mit Helium gefüllt, 50 cm über der Erde schweben. Sie waren dafür geschaffen, während der Ausstellungsdauer im Dezember schwebend durch die Fussgängerzone zu wandeln. Sie sollten vorübergehende visuelle Leerräume, kurze Intermezzi in einer von Sinnesreizen und Menschen überfüllten Fussgängerzone verkörpern. Informationslücken, die möglicherweise gedankliche Freiräume eröffnen, oder ästhetisch Vergnügen bereiten. Die „weisse Invasion“ durfte im Dezember aber leider aus durch die Vorweihnachtszeit bedingten Gründen (Sicherheit, Logistik etc.) nicht stattfinden. Weiss - eine multimediale Installation in der Kornschütte anlässlich der Ausstellung „es bewegt sich“ mit André Wilhelm Die Vision musste kurzerhand in der Kornschütte gebündelt werden. Ursprünglich war die Kornschütte als Sammelstelle für Weiss vorgesehen, die in der Fussgängerzone wandeln. Nun wurde sie zum Stall, in dem die Weiss bleiben mussten. Das Video am Eingang bewies aber, dass zumindest ein mal ein Weiss draussen gewesen sein musste! Vielleicht irrte sogar noch immer eines irgendwo herum! Oder vielleicht auch mehr als eines? „Wir folgen es“ ist eine Arbeit von den Filmemachern Carina Kaiser und Achim Ganser im Auftrag von Mimi von Moos. Über www.mimivonmoos.net kann man es anschauen. Während den Ausstellungsvorbereitungen wurde ein Blog aufgeschaltet (www.esbewegtsich.tumblr.com). Die Idee war, eine Öffentlichkeit im Netz und über die Presse zu erreichen und die Intervention in der Fussgängerzone gedanklich geschehen zu lassen. Die Ausstellung wurde unterstütz von: FUKA Fonds Luzern - Kulturförderung des Kanton Luzern - Casimir Eigensatz Stiftung - Pan Gas Weisse Bilder 2013 Love - Leben wie eine Königin - Sinnlichkeit Pur - Un Train nommé Désir - Lumière magique - Celebrate yourself, Papier, Glas, Buchenholzrahmen 40x50 cm Weisse Bilder Die weissen Bilder sind aus einem ähnlichen Impuls entstanden wie die schwebenden Weiss. Es handelt sich um herausgeschnittene Blätter aus Hochglanz-Weihnachtwerbungs-Broschüren von einschlägigen Warenhäusern. Eingeklemmt zwischen Zeichnungspapierbögen werden sie zum Geheimnis. Auf dem jeweiligen Papierbogen ist lediglich der Werbeslogan des versteckten Werbeblattes handschriftlich wiedergegeben. Weiss unterwegs Dokumentarische Fotografien Epson UltraChrome® Inkjet-Druck auf Aluminium, 31 x 47 cm, 8 verschiedene Bilder, Auflage 5/5 Master of Fine Arts an der FHNW/HGK, Institut Kunst in Basel 2012 Reflexive Arbeit Birne mit Schokoladencrème und die Relativität der menschlichen Existenz Eine Studie über das Passieren Video, 24:10 Minuten, auch zu sehen auf www.mimivonmoos.net Aus vielen Gesprächsstunden mit Georgine von den Steinen habe ich einen Text verfasst, indem ich ihn auf wesentliche Aussagen kürzte. Diesen las ich ihr vor und filmte sie dabei. Im Video habe ich die Tonspur ersetzt mit verschiedenen Stimmen, zwei männliche und eine weibliche, wobei ab und zu auch ihre eigenen Kommentare und Reaktionen zu hören sind. Unsere Gespräche drehten sich um Fragen des Körpers und der Identität und darum, was Landschaft und Natur für sie bedeuten. Dabei gerieten immer wieder Situationen der Vergangenheit ins Blickfeld, in denen sich wichtige Umbrüche im Bewusstsein oder auch im Leben vollzogen. Die Erzählungen handeln auch von einer körperlichen Art der Orientierung. Landschaften gehen über in Traumlandschaften und die Erfahrungen unbefriedigter Bedürfnisse führen zu philosophischen Erkenntnissen. Aus verschiedenen Blickwinkeln und vollkommen unterschiedlichen Handlungsebenen wiederholt sich das Thema der Schnittstelle, des Umbruchs, der Blockade und des Übergangs. Master of Fine Arts 2012 an der FHNW/HGK, Institut Kunst in Basel Praktische Arbeit Studien über das Passieren Ohne Titel, Raumintervention in der Kunsthalle Basel Holz weiss gestrichen, 350 x 145 x 34 cm Studien über das Passieren Aquarelle ohne Titel, 100 x 200 cm, 2012 Es handelt sich um eine prozesshafte Entstehung, die wenig kontollierbar war. Es ergaben sich Bilder, die Ähnlichkeit mit Malerei aufweisen. Eine Fettbarriere wurde zum Hindernis für das mit Pigment versetzte Wasser. Die Gravitation spielte eine wesentliche Rolle im Entstehungsprozess dieser Aquarelle. Studien über das Passieren Ohne Titel, Aquarell 100 x 200 cm, 2012 Verschreibung der Landschaft - Eine Intervention im Surbtal Im Rahmen der Gruppenausstellung „Surb und Tal“ im Raum Endingen/Lengnau Juni 2012 in der alten Sägerei bei Endingen 4 Texte auf Lesetafeln aus Aluminium und Acrylglas. Die Texte widmen sich dem, was man jeweils sieht, wenn man vor der Texttafel steht und von ihr aufschaut. Tango Da stehen rostige Eisenträger. Wie Böcke, die der Maler benutzt, um Türen zu streichen. Zwei gigantische Eisenböcke mit einer Schiene oben drüber als Verbindung. An dieser Trägerschiene hing wohl einmal ein Eisengefährt, um grosse Lasten von einem Ort zum anderen zu verschieben. Jetzt hängt da nichts mehr. Alles wächst ein. Waren sie schon mal in Wuppertal? Wuppertal ist eine mittelgrosse Industriestadt. Sie liegt in einem engen Tal, durch das die Wupper fliesst. Mit den Beinen links und rechts von ihr stehen über der Wupper Eisenböcke, ganz ähnlich denen hier aber noch viel grösser. Oben sind sie ebenfalls mit einer Eisenschiene verbunden. Daran und über der Wupper hängt die Schwebebahn, die durch die Böcke hindurch saust. An einem Tag vor vielen Jahren wollten die Wuppertaler mit diesem öffentlichen Verkehrsmittel Tuffi, den Elefanten, transportieren. Tuffi liess sich einladen, bekam in der Schwebe aber Angst und sprang in die Wupper. Sie hatte den Sprung überlebt und noch ein langes Elefantenleben vor sich. Von dem Zeitpunkt an aber, als Tuffi in die Wupper sprang, wurde sie zum Wahrzeichen der Stadt und die Milch aus der Wuppertaler Umgebung wurde fortan TuffiMilch genannt. Auch die Surbtaler könnten Elefanten transportieren. Doch hier krabbeln Ameisen und schleimen Schnecken. Es ranken sich Bäume, Gräser und Sträucher am rostigen Eisen entlang und auf dem Material, Holz und Blech, das in der Umgebung gestapelt rumliegt. Sie schmiegen sich daran, üben sanften aber steten Druck aus, wiegen sich im Windhauch, zittern in der Brise und schiessen hinaus, mitten ins Blau des Himmels. Es ist ein Götterbaum. Er gehört zu jenen, die man von blossem Auge wachsen sehen kann. Er hat sich mit dem einen rostigen Bein eines Bockes, eng an ihn geschmiegt, angelegt. Mit seinen Ästchen umfängt er das Eisen, tastet das Gebiet hinter sich ab und macht eine gute Figur, indem er spielerisch die Eisenverstrebungen imitiert. Die Neigung des Eisenträgers fängt er auf und gleicht sie mit einer eleganten Gegenbewegung aus. Wie ein junger Geck, grausam und hochmütig, verhöhnt er das starre, unnütze, alte Eisenprofil, demonstriert der Welt, dass die Zukunft grundsätzlich - und letzten Endes sowieso immer - seiner Gattung gehört. Elefantenbein Hier wurden Elefanten gefällt und zersägt. Vor uns liegt ein Bein. Es lebt nicht mehr, deswegen muss es auch nicht mehr angebunden sein. Es wurde wohl vergessen. Es liegt gut. Warum sollte es je wieder verrückt werden? Kennen sie Tuffi? Das war ein Elefant nach dem die Wuppertaler Milch benannt ist. Dieses Elefantenbein liegt da wie ein Denkmal. Ein Denkmal für den Lastenträger, der sich nicht einspannen lassen wollte und deswegen ein Bein lassen musste. Das Bein versuchte offensichtlich zu überleben, doch die Kraft war zu schwach. Es reichte gerade für ein paar kleine Triebe, die man sonst als die geilen bezeichnet hätte. Doch in diesem Fall fällt das Adjektiv weg. Die ersten zwei der vier Texte/Verchreibungen in der alten Sägerei in Endingen. 2012 Es bleibt das Bein. Das gefällte. Doch komme ich nicht umhin, in dem Bein eine weibliche Figur zu sehen. Ein gefällter Torso. Ach was, ein Torso ist nicht fällbar! Nein, er wurde hingelegt. Der Torso impliziert mit seiner Bezeichnung, dass etwas fehlt. Ein Torso ist ein Körper ohne Gliedmassen. Diese weibliche Figur muss durch untergeschobene Balken gestützt werden, weil sie sich ja nicht halten kann. Was die sechs Steinklötze, die zu zwei Dreiertürmen vor ihr auf dem Podest aufgestapelt sind, dort zu suchen haben, möchte ich nicht wissen. Wissen ist manchmal störend. Doch was auch immer dieses Bild mir sagen will, es ist tragisch: Ein Baum wurde gefällt. Anstatt vertikal ist er nun horizontal und sieht aus wie ein liegender Akt ohne Gliedmassen. Ein Modell in der Kunstschule könnte nicht besser auf dem Podest liegen. So sieht man direkt auf den Körper, dessen Rundungen vollkommen sind. Er wird beweint von den Jungbäumchen über ihm, die sich über den Körper biegen und deren Blättchen sich in Trauer heben und senken. Die Schöne sendete letzte Triebe zu ihnen hoch, doch sie erstarben auf halbem Weg. Was auch immer mir dieses Bild sagen will, ich sehe einen Baumstamm liegend auf einem Podest. Teures Holz, kostbares Material, der Natur entnommen und zur Weiterverarbeitung bereitgelegt. Installation für namelose Geschichten 2 Mixed Media Installation in zwei Räumen 2012 Raum 1 Am Boden liegen bunte Objekte. Es handelt sich um Abgüsse aus Kunststoff (Polyurethan). Deren Originale sind Fragmente, Bruchstücke, Überbleibsel von Geräten, Alltagsobjekten und Lebewesen aus verschiedenen Zeiten und Orten. An den Wänden sind Spiegel in verschiedenen Formaten angelehnt. Wenn man sich im Raum bewegt, verändert und erweitert sich dank ihnen die Perzeption des Raumes permanent. Raum 2 Körper-Wandabdrücke mit eingefärbter Creme auf Vaselinebasis. Die Körperfarbe wurde ein mal auf den Körper aufgetragen und dann an den vier Wänden des Raumes abgerollt. Installation für namenlose Geschichten 1Installation für namenlose Geschichten 1 Mixed Media Installation in zwei Räumen 2011 Raum 1 Namenlose Geschichten Grossflächige Videoprojektion mit Audio, 35 min., loop Man sieht, wie ein Mensch, dessen Beine und Hände manchmal erscheinen und dessen Stimme und Seufzer zu hören sind, spielerisch versucht, die Möglichkeiten verschiedener Fundstücke mittels Geschichten, Kinetik und temporären Assemblagen auszuloten. Raum 2 Eine Auslegeordnung auf einer Tischplatte (220 x 180 cm) von Fundstücken aller Art aus den letzten 25 Jahren. unter der Tischplatte steht ein Monitor, der Bilder von Landschaften ausstrahlt. (Video-loop, 4 min.) Sammlung Erinnerung August 2011 Eine Installation mit Audio (11:30 Min.) und Aquarellen in einem kleinen Zimmer oder als Video 16:9, 11:30 Min. Dinge, auf die ich nur noch über meine Erinnerung Zugriff habe, gibt es wenige. Denn die meisten habe ich vergessen. An viele Dinge erinnert man sich anhand von Fotografien oder weil es noch weitere Exemplare davon gibt. Deswegen bleibt wirklich sehr wenig, das nur in der Erinnerung existiert. Es sind Bilder von Momenten aus dem Alltag, von Gegenständen, Menschen, Bildern, Träumen und Filmen, die im Bewusstsein absinken und wenn nichts sie mehr zurückruft - kein Geruch, Geräusch oder Ort und keine Situation – so verschwinden sie dort auch. Solche Bilder versuchte ich aus mir heraus zu holen, zurück zu holen in die Gegenwart, zurück in die materielle Welt, um hier eine Sammlung zu anzulegen. An die Erinnerungen sind untrennbar Geschichten geknüpft. Sie sind in dem kleinen Raum oder im Video, in dem die Zeichnungen sich befinden, zu hören. Aquarelle, 14 x 20 cm Interventionen, Kunstfelden 3 In den ehemaligen Werkstätten einer Baufirma, September 2011 Geschwindigkeit - Beschleunigung - Ruck Video-Installation (6:34min.) Die Geschwindigkeit beschreibt die Schnelligkeit mit der sich ein Körper bewegt und gibt die innerhalb einer Zeitspanne zurückgelegte Wegstrecke an. (...) Die Ableitung des Ortes nach der Zeit ergibt die Geschwindigkeit. Die zweite Ableitung des Ortes nach der Zeit, also die Ableitung der Geschwindigkeit, ist die Beschleunigung. Die dritte Ableitung schließlich, also nunmehr die Ableitung der Beschleunigung nach der Zeit, gibt den Ruck an. (Auszüge aus Wikipedia zum Begriff der Geschwindigkeit) Diese physikalischen Gesetzmässigkeiten liessen sich anhand der Schnecke, die mir über den Weg kroch veranschaulichen. Das Video erschien auf dem Werkstatt-Fenster einer Baufirma, die aus Rentabilitätsgründen schliessen musste und deren Gebäude abgerissen werden sollten. In der Geschichte dieses Ortes glaubte ich ebenfalls Konsequenzen aus einem Zusammenspiel von Raum, Zeit und Beschleunigung erkennen zu können. Running men Plexiglas-Schilder, Eine Intervention am Ort in Zusammenarbeit mit Anna Scholer Im Erinnern Eine Intervention im Rahmen der Gruppenausstellung „Landunter“ im Filter 4, einer stillgelegten Basler Wasserfiteranlage Mai 2012 Badetücher im Raum gespannt auf abgesunkenen Ebenen Körper werden gebadet in tausenden von Wannen Gewaschen mit unzähligen Duschen Das Wasser läuft ab, wird zusammengeführt, gereinigt, gefiltert, Versickert im Sand Der Wasserspiegel steigt und sinkt, er hinterlässt Spuren an den Wänden Erinnert an Meer mit Sand - Strand Badetücher werden gewaschen in tausenden von Maschinen Das Wasser läuft ab, wird zusammengeführt, gereinigt, gefiltert, Versickert im Sand Am Strand liegen sie auf Tüchern, cremen sich ein, Lassen sich erwärmen und bestrahlen von Doch hier kommt das Wasser zusammen Der Spiegel steigt, sinkt und hinterlässt --(Saaltext von Mimi von Moos zu „Im Erinnern“) Badetücher, Nylonfaden, Sandboden, die Wände tragen Spuren vom Wasserstand Ess-Performance 2010 Fotos von Hanspeter Portmann Anlässlich des Performancefestivals Act 10 in Basel stand uns eine Dachterrasse im Warteckgebäude zu Verfügung. Für das Projekt kochten zwei Familien aus Ostanatolien und Bangladesh und zwei junge Tibeter. Sie brachten das zuvor gekochte Essen mit und servierten es auf den bereitstehenden Tischen und Servierplatten. Wer Essen wollte, musste nichts dafür bezahlen. Dadurch wurde der Austausch persönlich. Die KöchInnen hatten unwahrscheinlich gute Sachen gekocht und mitgebracht. Sie vermochten damit, die Besucher zu begeistern. Es entstand eine aufgelockerte, fröhliche Stimmung. Ich wollte das Verbindende des Essens spielen lassen zwischen Menschen, die räumlich nah bei einander leben, strukturell aber kaum Berührunspunkte miteinander haben, da die einen aus der Fremde kommen und auf eine Erlaubnis warten, hier leben zu dürfen und die anderen hier leben, arbeiten und sich ausbilden lassen. Tagebuch 1985 2010 Video 5:50 Min. Eine 16-jährige Internatsschülerin vertraute am 3. Oktober 1985 ihrem Tagebuch die Erlebnisse des letzten Wochenendes an. In dem Video sieht man einen Ballon, der im Wind hin und herwackelt und rollt und hört eine Mädchenstimme die aus dem Tagebuch liest. Frau mit Topf Frau mit Topf 2010 Foto, 350 x 120 cm Auszüge aus der Bildergeschichte (Lichtzeichnung) „Shirt Story“ 2010 Video 1:40 Min. Loop Auflage 1/7 Textil Vorbeiziehende Gedanken am Laufmeter aufgeschrieben. Unter der Skulptur liegt ein Diktafon. Es gibt ein Selbstgespräch wieder. Textil 2010 Skulptur mit Audio ca. 190 x 50 cm Papier auf Leinen und auditives Wiedergabegerät Bügeleisen Neulich habe ich einen Film über die Arbeitsbedingungen von Chinesischen FabrikarbeiterInnen gesehen. In dieser Reportage wurde gezeigt, wie sie Bügeleisen produzieren. Zufälligerweise handelte es sich genau um das Modell, das ich zu Hause hatte. Ich hatte es gekauft, weil es billig war. Da die Arbeitsbedingungen in der Chinesischen Fabrik so schlecht sind, fühlte ich mich nun schuldig und hatte ein starkes Bedürfniss nach einer Wiedergutmachung. Dazu zog ich das Bügeleisen warm an. Benutzen konnte ich es danach aber nicht mehr. Bügeleisen 2009 Bügeleisen eingenäht in den Stoff eines alten Kleidungsstückes von mir. Projekt - Eingabe Das Rathaus-Ohr Basler Rathausfassade II 2011 Seite 1/1 Gestaltung Baunetz April Text zum Projekt Es hört und horcht auf die Leute auf dem Marktplatz, die BürgerInnen der Stadt. Es nimmt die Informationen auf und befördert sie ins Innere des Hauses, den Sitz der Regierung. Wenn der Rat im Rathaus keine Informationen von draussen erhält, kann er nichts verarbeiten und fängt an, Unfug zu treiben: Standartisierung, Bürokratie und Wirtschaftinteressen geben den Ausschlag für Entscheidungen. Der Rat wird zu einer geschlossenen Versammlung. Da wir vom Wohlwollen des Regierungskörpers ausgehen, stellt das Ohr keine Bedrohung für uns dar. Doch was hört dieses Ohr? Kann es auch feine und subtile Töne wahrnehmen? Wenn das Rathaus ein so grosses Ohr hat, was könnte ich ihm denn erzählen? Was will es hören, und was soll es hören? Soll ich schreien? Es ist wichtig, dass dem Rathaus etwas zu Ohren kommt. Wir bedürfen seiner Hellhörigkeit und sollten dafür sorgen, dass wir gehört werden. Das Rathaus-Ohr kann als Aufforderung verstanden werden. Sowohl an die Regierung, zu hören was Sache ist, als auch an die Bevölkerung, sich Gehör zu verschaffen. Das Ohr evoziert eine Vorstellung von einem vitalen Austausch zwischen Stadtverwaltung und Bevölkerung. Es wirft die Frage auf, ob diese elementare Grundlage einer föderalistischen Demokratie tatsächlich vorhanden ist und wie gut sie funktioniert. Und ob dies nicht eine überholte, romantische Vorstellung von einem System ist, das längst ganz anderen Mechanismen unterliegt. Die Eingabe wurde mit dem dritten Preis ausgezeichnet FLATTERSCHAFFT Flatterschafft ist ein Verein mit einem Haus. Das Haus ist eine Plattform für Kunst- und Kulturschaffende, das nicht nur kurz- wie langfristiges Arbeiten, sondern auch Austausch, Vernetzung und gegenseitige Unterstützung ermöglicht. Dabei stehen nicht allein der technische Support und die Bereitstellung von günstigen Atelierräumen im Vordergrund. Es geht auch darum, Netzwerke entstehen zu lassen, in denen sich die Beteiligten mit ihrem Wissen und ihren Fähigkeiten gegenseitig helfen und voranbringen können. Der Austausch zwischen unterschiedlichen Disziplinen wie bildender und medialer Kunst, Gestaltung, Architektur, Musik, Tanz, Theater, Literatur, Mode und andere sinnverwandten Disziplinen ist ebenso zentrales Anliegen wie das Schaffen einer individuellen Arbeitsatmosphäre für die Mitwirkenden. Das Haus wurde im Oktober 2013 eröffnet und wird nun von vielen mitwirkenden Mietern und Vereinsmitgliedern geführt. Konzept und Realisation war Vorstandsarbeit von: Adrian Bünzli, Sanja Lukanovich, Sebastian Mundwiler, Steven Schoch und Mimi von Moos. Flatterschafft in der Solothurnerstrasse 4 in Basel Liste der Videos von Mimi von Moos 2010 2010 2011 2011 2011 2012 2013 2014 „T-Shirtstory“, 1:44 „Tagebuch 1985“, Video mit Audio, 5:38* „Namenlose Geschichten“, Video mit Audio, 34:54* „Sammlung Erinnerung“, Video mit Audio, 11:32 „Geschwindigkeit - Beschleunigung - Ruck“, Video mit Audio, 6:23 „Birne mit Schokoladencrème und die Relativität der menschlichen Existenz“, Video mit Audio, 24:12 „Wir folgen es“, eine Videomontage mit dem Film von Carina Kaiser und Achim Ganser , den sie im Auftrag für „Weiss“ produziert haben. 24:12* „Vercorin dé-monté“, 5:00* *zu finden auf: www.vimeo.com/album/2935608