festival summer - spirit of 2008

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festival summer - spirit of 2008
Nr. 19 Mai 2008
Foto [M]: dreamstime.com
Lust am Widerspruch
FESTIVAL SUMMER - SPIRIT OF 2008
JOB S ON A I R : U M SON S T L Ä DE N : M E H R L IC H T!
Grüße aus...
EditoriAL
»Umsonst und draußen« – Frühjahr und Sommer bieten
viele Möglichkeiten, sich zu vergnügen: auf Festivals
jeder Art und für jeden Geschmack, im Open Air-Kino,
indem die Parks zu öffentlichen Grillstationen gemacht
werden, die Demobekleidung luftiger und die Arbeit an
die frische Luft verlagert wird.
Die Festivalsaison 08 nutzt die Redaktion von Sacco
und Vanzetti, um die Rubrik culture clash für die kommenden Monate um eine Seite zu erweitern. Hier findet
ihr Vorankündigungen zu Festivals wie dem Hurricane
in dieser Ausgabe oder dem Melt und anderen in den
folgenden Nummern. Eine besondere Freude ist es uns,
in diesem Heft ein innovatives Festival elektronischer
Musik aus Frankreich vorzustellen, das in Deutschland
noch wenig bekannt, in Frankreich selbst aber umso
beliebter ist. Ein Super-Line-Up, kostenlos und an der
frischen Luft. Wo wird das in Zeiten des Marktdiktats
noch geboten? In Toulouse!
Um die Open Air-Saison gebührend einzuweihen, widmet sich diese Ausgabe neben ihrem Festivalschwerpunkt dem Leben umsonst und draußen aus verschiedensten Gesichtspunkten. Paddeln im Spreewald – wie
aufregend, muss ich nicht haben... Doch nach dem
Reisebericht unseres Autoren werden auch die absoluten Frischluftmuffel scharf darauf sein, sich von
Touristen, Dauerregen und anderen Unannehmlichkeiten ärgern zu lassen. Was für Jobs kann man draußen
ausüben – und welche Hindernisse stellen sich einem
Grillwalker in seinen Weg zum Klo, wenn er pinkeln
muss? Womit sehen sich Streetworker konfrontiert und
was macht Straßenkunst aus? Profis geben auf unseren
Themenseiten Auskunft.
Kann man sich von Licht, Luft und Liebe ernähren? So
mancher glaubt daran. Wir nicht, fragen aber trotzdem
nach. Der Frühling hat endlich wieder begonnen. Zeit,
sich an die schönen Dinge des Lebens zu verschenken.
Und Zeit, Sacco und Vanzetti wieder auf einer Parkwiese in der Sonne liegend zu lesen. Viel Spaß dabei
wünscht
GRÜSSE AUS DEM
SPREE
WALD
Ein Reisebericht. Als Warnung.
von Maximilian Staude
Martin Schirdewan
D
er gute alte Spreewald. Beschauliches und
einzigartiges Biosphärenreservat im malerischen Brandenburger Urstromtal. Symbiotisch verbunden mit der sorbischen Kulturlandschaft. Idyllisch plätschert hier das
Wasser durch tausende Kanäle und Flussbetten, gesäumt
von einer reichhaltigen Flora und Fauna. Moore, Aue,
Wald und Wiesen reichen sich in biologischer Einzigartigkeit die Hand zum Tanz. Löffel- und Reiherente finden in
diesem Habitat einen Platz zur Fortpflanzung, ebenso wie
Fischadler und die seltene Rotbauchunke. Und schlängelt
sich da nicht gerade eine zweizähnige Laubschnecke
durch das Gebüsch?
Foto[M]:
[M]:photocase.de
Ben Kaden
Foto: photocase.de
Foto
Angetrieben von solch romantischen Vorstellungen unternahmen wir, zwei Freunde und ich, im zurückliegenden
Sommer eine kleine Paddeltour durch den Spreewald.
Unser Ziel war es, das Goldene Spreewaldabzeichen, das
man für das Abpaddeln von 15 vorgegebenen Stationen
bekommt, zu erringen.
Wir zogen übers Wochenende los. Startpunkt war Lübbenau, unsere Geheimwaffe ein großes Vierer-Paddelboot.
In den engen Kanälen der Ortschaften gestaltete sich das
Manövrieren mit dem sperrigen Ding allerdings enervierend schwierig. Ein unkontrollierbarer Zick-Zack-Kurs
war unser Markenzeichen, ebenso wie eine lächerliche
Geschwindigkeit. Das Überholen anderer Boote oder gar
Kähne war da oft ausgeschlossen oder dauerte peinlich
lange. Noch in Lübbenau hingen wir eine gute Stunde
lang hinter einem Kahn mit Hochzeitsgesellschaft fest.
Wenigstens sind wir so auf diversen Hochzeitsfotos ver-
ewigt worden. Vorne die Braut im strahlend weißen Kleid
auf dem Kahn – in Hintergrund drei mehr oder weniger
verwahrloste Gestalten, die ihr Boot wieder mal geradewegs in ein überhängendes Gebüsch gesetzt hatten. Noch
unangenehmer war der Ausflugsdampfer voller Senioren,
an dem wir in einem heroischen Kraftakt vorbei schlichen,
während uns die alten Herrschaften mit höhnischen Kommentaren bedachten. Umsonst im Leben ist eben nur der
Spott.
Kahnführer und Schleusenwärter belästigten uns ungefragt mit belanglosen Kahnführer- bzw. Schleusenwärtergeschichten. Motorboote rasten rücksichtslos an uns
vorbei.
Und: Es regnete die ganze Zeit. Damit ist keine kleine
Husche gemeint, sondern ein prasselnder Starkregen mit
Sturm, Gewitter und Windböen. Am ersten Tag neun Stunden, am zweiten zehn Stunden lang.
Wir besaßen glücklicherweise genug Müllsäcke – irgendjemand hatte daran gedacht – um unser viel zu umfangreiches Gepäck darin einzuhüllen. Die Mülltüten benutzten
wir auch als eine Art zusammengesetzte Plane, die wir
über das Boot spannten, um es durch den Dauerregen nicht
sofort volllaufen zu lassen. Vergeblich. Wir hatten kein
Klebeband dabei. Wir und unsere Klamotten wurden nass,
unser Boot stand dicht vor dem Untergang und bescheuert
sah das alles auch aus.
Merke außerdem: Es ist schwierig, zu paddeln und gleichzeitig einen Regenschirm zu halten.
Inhalt
S. 2 & 3 - Wer aufhört zu paddeln,
hat schon verloren.
Für unsere Leserinnen und Leser hat unser Autor
gelitten – beim Survivaltraining zu Wasser in der
Brandenburger Pampa. Respekt dafür.
S. 4 & 5 - Frische Luft
Ein Potpourrie verschiedenster Leute – und alle
verbindet ihre Arbeit unter freiem Himmel. Außerdem
fi nden alle drei – ob Grillwalker, Streetworker oder
Freiluftkünstlerin – ihren Job wirklich klasse. Vielleicht
macht`s die frische Luft…
A
S. 6 - Mehr Licht
Allerhand Verarschereien bei Friss oder stirb. Leute
ernähren sich von Luft, Licht und wahrscheinlich
auch Liebe. Die Nagelprobe erfolgt beim Barbecue im
Großstadtpark.
Foto [M]: spreewald.de
S. 7 - Lichtblicke im verdunkelten Saal
Ein kultureller Lichtblick in Berlin: Während
den Multiplexkinos die Zähne klappern, wegen
Zuschauermangels zum Männerfilm Radeberger, zum
Frauenfilm Prosecco gereicht werden, überzeugt unser
vorgestelltes Kino-Kollektiv durch Filme, die auch ohne
Alkohol erträglich sind.
S. 8 - »Shut up and sing!«
Nicht mit den Dixie Chicks.
Unsere einzige Karte zerfiel bereits nach kurzer Zeit durchnässt in ihre Einzelteile. Jede Positions- und Kursbestimmung erforderte daher erst mal eine fipselige Puzzletätigkeit (»G7 fehlt«). Wir verfuhren uns mehrmals. Am Abend
erreichten wir Schlepzig, einen Ort am Arsch der Welt, wo
wir von einer anderen Tourigruppe über die Position des
Campingplatzes belogen wurden. So verhält man sich am
Ende des Nichts.
Die Nacht gewitterte es durchgehend. Wir schliefen irgendwo im Freien.
Der zweite Tag war noch schlimmer. Wir mussten zurück
und somit ständig gegen die heftige Strömung paddeln. Es
ging die Hauptspree rauf, einen elend langen und völlig geraden Flussabschnitt. Gepeinigt von den Elementen sahen
wir kein Ende der Strecke, die sich hinter dem Horizont
zu verlieren schien. Das Ufer – dicht mit Schilf bewachsen
– konnten wir nicht ansteuern. Unterschlupf bot es nicht.
Kalter Wind brauste ungehindert über das Wasser. Da kein
normaler Mensch mehr unterwegs war, paddelten wir
stundenlang mutterseelenallein durch die brandenburgische Pampa. Selbst die Schleusenwärter hatten mittlerweile ihre Posten geräumt (Selbstschleusen angesagt!). Nur der
graue, dauerverregnete Himmel war Zeuge unseres Kampfes und kübelte höhnisch immer mehr Niederschläge auf
uns herab. Unsere inzwischen apathische Gemütslage verzog sich schlagartig, als wir bemerkten, dass sich auf dem
Bootsboden erneut unerfreulich große Pfützen gebildet
hatten. Daher hielten wir unter einer kleinen Brücke, um
mit Tassen zu schöpfen. Nutzlos. Also paddelten wir stoisch weiter. Denn wer aufhört zu paddeln, hat bekanntlich
schon verloren! Nur zweimal machten wir Pause: Einmal,
weil jemand auf Klo musste (genau an der steilsten Uferstelle) und ein andermal unter einer großen Steinbrücke,
um zumindest für kurze Zeit dem Regen zu entgehen. Die
zweite Pause nutzten wir, um uns mit aufgeweichter Wurst
zu stärken.
Als wir schließlich unser Ziel Lübbenau erreichten, setzte
der Regen aus. Triumphal zog unser Müllboot in der Stadt
ein. Geradewegs als wir den reichlich belegten Campingplatz angesteuert hatten und unser aufgequollenes Gepäck
ausluden, brachen die Wolken wieder auf. Ein Zelt im
Schlamm und inmitten von Sturzbächen zu errichten,
war für uns aber keine wirkliche Herausforderung mehr.
Unschöner war dagegen der Zustand unserer mit Wasser
gefüllten Schlafsäcke.
Am nächsten Morgen begrüßte uns ein mit freundlich
weißen Wolken behangener, strahlend blauer Himmel.
Der Tau glitzerte auf den Gräsern, die Wipfel der Bäume
wiegten sich in der leichten Morgenbrise. Es herrschte das
übliche Treiben. Leute schlenderten zur Backstube, luden
ihre Kanus vom Wohnwagen und die Rentner inspizierten
die Gegebenheiten. Nur unser körperlich angeschlagener
Zustand und das fürchterliche Durcheinander in unserem
Zelt, herumliegende Mülltüten, pampige Essensreste, zerknüllte Kleidung und ähnliches erinnerten an die vorangegangen 48 Stunden. Wir ließen uns noch vor Mittag mit
dem Auto abholen.
Für die sieben von uns abgepaddelten Stationen gab es
noch das Bronzene Spreewaldabzeichen. Eine Rotbauchunke haben wir nicht gesehen.
Wir Europäer sind in einer komfortablen Lage: Wenn
wir Mr. Bush ans Bein pissen, schert das in den USA
niemanden. Wären wir stattdessen eine Country-Band
aus Texas, sähen wir uns mit einem wütenden Mob
konfrontiert, der wiederum an dunkelste deutsche
Zeiten erinnert.
S. 10 & 11 - Yo mango
Wow, Klauen als »Zweckentfremdung der KonsumIdeologie«. So kommt die Supermarktplünderung ganz
heldenhaft daher.
S. 12 & 13 - »Wir wollen ein großes
Lächeln in die Gesichter zaubern!«
In Frankreich gibt es elektronische Musik für lau. Alle,
die sich beim Wacken Open Air nicht mit gefälschten
Tickets abspeisen lassen und die nicht im Dixie-Klo
sitzen wollen, wenn letzteres auf der Türseite liegt,
können den Weg nach Toulouse antreten.
S. 14 - Allesfresser
Für im Garten Gefundenes merke: Erst anschauen, dann
riechen, dann am Ärmchen reiben, danach kurzzeitig
auf die Zunge legen und zuletzt – bei allgemeinem
Wohlgefühl: Essen!
S. 15 - Unpolitische Plündereien
Die einen greifen ab, die anderen spenden gönnerhaft,
aber der Austausch unter Gleichen hat sich bei der
Kundschaft der Umsonstläden noch nicht gänzlich
durchgesetzt. Wir sagen: Dran bleiben!
S. 16 - Off
Wir bleiben am Ball, sind rund und haben 90 Minuten.
4
Im Fokus: Jobs on Air
FRISCHLUFT
WIR ARBEITEN IM FREIEN
Draußen ist nicht nur korrekt zum Feiern, sondern auch zum Jobben, Arbeiten und Passionieren. Drei Leute haben
wir getroffen - alle arbeiten unter freiem Himmel und ... my goodness ... die mögen das auch noch. Wir nennen das
»Befreiung unter freiem Himmel«.
DAMALS BEIM
NACHTANGELN…
Interview mit Uwe Heide von Gangway e.V.,
Streetworker in Marzahn und Hellersdorf
Welche Probleme haben die Berliner Jugendlichen?
Perspektivlosigkeit, gerade in bildungsfernen Schichten. Schlechte Schulbildung, keine
Schulabschlüsse. Teilweise sind die Elternhäuser überfordert. Sie können ihren Kindern
keine Unterstützung geben. Und die suchen die Unterstützung dann in Gruppen, in nicht
immer positiven Vorbildern.
Was macht Gangway e.V. für Jugendliche?
Vertrauen ist unser Kapital. Wir arbeiten mit Gruppen, die auffällig sind. Wir versuchen,
Vertrauen über Freizeitarbeit und Zuhören aufzubauen. Es ist aber auch wichtig, dass wir
eine kritische Distanz bzw. Akzeptanz erhalten. Wir arbeiten nie allein, kommunizieren
uns, wie die Jugendlichen auf uns reagieren. Es geht nicht darum, dass wir ihre Freunde
sind, sondern eher Partner.
Gib mal ein Beispiel für ein Projekt, an dem Du gerade arbeitest.
Mit gangwaybeatzberlin machen wir ein Projekt mit Jugendlichen, die Rap und Hip Hop
hören und machen und auch diesen brutalen, frauenfeindlichen Rap mögen. Wir haben
mit Musikern Alternativen entwickelt: Workshops, Stimmtraining, Beats bauen. Daraus ist
ein Sampler entstanden von türkischen, arabischen, deutschen Jugendlichen, den wir am
6. Juni rausbringen. Das andere Projekt ist die BMX-Halle in Marzahn. Im Winter konnte
man in Berlin nirgends rollen. Es hat zwei Jahre gedauert, bis wir die Halle dem Bürgermeister abgedruckst haben. Seit 2006 haben wir die Halle, die die Jugendlichen selber
ausgebaut haben und managen. Außerdem planen wir im Sommer einen Jugendaustausch
mit Russland. Wir unterstützen ein Straßenkinderprojekt in Izhevsk und bauen gemeinsam mit russischen Jugendlichen einen Skate- und BMX-Park aus.
Gibt es Situationen, die einen fertig machen?
Persönliche Schicksale will ich jetzt nicht aufzählen. Zum Glück können wir uns gegenseitig bei besonders schwierigen Fallen, wie Missbrauch oder Vergewaltigung, im Team
unterstützen und auch externe Hilfe holen. Ein großes Problem ist Armut: »Ohne Moos nix
los«.
Was entlohnt Dich für Deine Arbeit?
Ich habe das Gefühl, helfen zu können. Die Erfolge sieht man nicht sofort, oft verliert man
die Leute auch aus den Augen. Nach Jahren läuft man sich dann vielleicht über den Weg
und dann kommt so was wie: »Hey, super, dass wir damals beim Nachtangeln waren. Hat
mir unheimlich viel gebracht.«
Wenn Du etwas an der Betreuung von Jugendlichen in Berlin ändern könntest, was
wäre das?
Man muss die Familien stärken. Dass eben auch Alleinerziehende die Chance haben, ihre
Kinder vernünftig zu betreuen und zu sozialisieren. Das ist in den letzten Jahren verloren
gegangen. Man darf nicht zulassen, dass Armut über mehrere Generationen weitergegeben wird. Außerdem wären Änderungen im Schulsystem notwendig. Jugendclubs sind
auch nicht mehr attraktiv für Jugendliche. Auf die Schnelllebigkeit und Flexibilität der
Jugendlichen können die klassischen Einrichtungen oft einfach nicht mehr reagieren. Das
Wichtigste wäre, Chancengleichheit herzustellen.
Was wäre ein Grund für Dich, mit Straßensozialarbeit aufzuhören?
Ich würde aufhören, wenn ich von meinen Jugendlichen nicht mehr akzeptiert würde.
myspace.com/gangwaybeatzberlin
bmxrocktudmurtien.blogspot.com
Uwe Heide wurde von Agata Waleczek interviewt.
»Wir kommen zu den Kunden«, heißt es auf der orange
leuchtenden Homepage grillwalker.de. Die Realität im (zum
Redaktionsschluss) regengrauen Berlin scheint weniger
mobil. Ein portabler Bratwurstgrill wiegt 20 Kilo und die
durchschnittliche Laufgeschwindigkeit mit so einem Ding am
Körper beträgt wohl etwa einen Kilometer pro Stunde.
von Eva Flemming
Laufen müsse er ja auch nicht, sagt Daniel. Er steht strategisch günstig am Bahnhof
Friedrichstraße und an Kundschaft mangelt es nicht. Die setzt sich größtenteils aus Anzugträgern, die sich beim Weitereilen den Schlips mit Senf voll kleckern, und Touristen
zusammen. Letztere, besonders wenn sie von Osten und weit her kommen, halten die
deutsche Eigenart, durchgedrehtes Fleisch in Darm gepresst zu konsumieren, an sich
schon für originell. Wenn dies auch noch aus einem Bauchladen heraus praktiziert wird,
umso besser.
Aber auch dem Berliner, der auf seinen täglichen Wegen durch die Stadt besonders inmitten massiver Menschenansammlungen immer wieder auf die Grillmännchen stößt,
drängen sich irgendwann Fragen auf. Was macht der Typ mit dem Grill um den Bauch
eigentlich bei Regen? Wie geht er aufs Klo? Und – am existenziellsten – wo kommen überhaupt die Würste her?
Die bunten Schirme leuchten schon von weitem. Unter ihnen befi ndet sich das Ergebnis
durchdachter Kalkulation: Durch das Bauchladen-Prinzip werden Miete und Standgenehmigung gespart. Bezahlt werden nur der Verkäufer, der 35 Cent pro 1,20 Euro verkaufter
Wurst erhält, die Ware und das Gas. Die Idee, einen Grill durch die Gegend zu tragen,
hatte zuerst der Berliner Bertram Rothloff vor vier Jahren. Mittlerweile hat er ein europaweites Patent angemeldet. Und die mobile Wurst scheint sich zu rechnen. 400 Stück
werden täglich an der Friedrichstraße verkauft. Technisch und praktisch möglich sollen
angeblich 200 pro Stunde sein, aber das dürfte wohl von der motorischen Kondition und
Erfahrung des Verkäufers abhängen: Bei 18 Sekunden pro Wurst sollte einem nicht Zange
oder Ketchupfl asche auf den Boden fallen (jeder, der schon mal eine Kniebeuge mit einem
Grill um den Bauch gemacht hat, kann das wohl nachvollziehen). Auch blöd, wenn plötzlich der Gashahn ein Loch hat – denn die Gasfl aschen werden auf dem Rücken getragen
und der Abbau der Konstruktion dauert wiederum so lange wie man bräuchte, um in
Rekordgeschwindigkeit 33 Würste zu verkaufen.
Illustration: Florian Bielefeldt
Aber all das scheint kein ernstes Problem zu sein; Daniel beispielsweise erzählt gern von
seinem Job. Seit sieben Monaten arbeitet er als Grillwalker – und das fünf Tage die Woche.
Wenn er sagt, dass er den Grill vier Stunden lang tragen kann, klingt es stolz. Mittlerweile
ist er mit dem mobilen Wurstgeschäft so vertraut, dass er mir all meine Fragen beantworten kann.
Woher kommt denn nun die Nachschubwurst? Auf den Grill passen nur etwa 20. Die letzte
hat Daniel gerade verkauft, als ich komme. Das Mysterium um die Grillwalker lüftet sich
auf unspektakuläre Weise: Wir schleichen (in besagter Ein-Stundenkilometer-Geschwindigkeit) um die nächste Häuserecke, und was dort als dunkelblauer VW getarnt unscheinbar steht, entpuppt sich beim zweiten Blick als Grillwalkergefährt inklusive Ersatzmann
und TK-Wurst-Eimern. Wilde Spekulationen zu transportablen Pinkelbehältern und nachwachsenden Würsten müssen sich so schlagartig in Luft auflösen. Schade eigentlich.
Auf dem Heimweg läuft mir dann plötzlich ein Grill nach dem anderen über den Weg.
Oder fährt – einer der Verkäufer vor dem ALEXA sitzt im Rollstuhl. Er wünscht jedem Kunden einen schönen Abend und lacht. Aber ob er sich durch die Bezeichnung Grillwalker
diskriminiert fühlt und lieber Grill-Roller heißen würde, traue ich mich dann doch nicht
zu fragen.
texo
Gedankenaustausch in einer Großstadt
von Paul M.
Illustration: Florian Bielefeldt
ALS DIE
WURST
DAS
LAUFEN
LERNTE
5
Im Fokus: Der 9. November
TEXO hat sich mit mir in der S-Bahn verabredet. Wir
fahren einige Stationen miteinander und unterhalten
uns über ihre Gründe, in Berlin und Wien unterwegs
zu sein, um Stencils – Schablonen – zu sprühen. Gleich
zu Beginn unseres Gesprächs erklärt mir TEXO, sie
betrachte sich nicht als Streetart-Künstlerin. Ein Hobby
sei es eher, sagt sie. Graffitis, Tags, Stencils – für sie ist
das urbane Kommunikation. Die Reviermarkierungen
an der Straßenecke kommunizieren zwar mit
Eingeweihten, sind für TEXO aber grafi scher Schrott.
Das sei ein Kriterium, sagt sie – die Ästhetik. Wenn
sie es defi nieren müsste – und sie defi niert äußerst
ungern – aber wenn, würde sie es wohl ästhetische
Kommunikation nennen, was sie da macht. Auch nicht
immer und überall, aber manchmal überkomme es
sie einfach, und dann ziehe sie los, allein oder mit
einem Freund, und kommuniziere mit Hilfe von Folie
und Farbe. Gegen drei Uhr in der Früh wäre übrigens
die beste Zeit, falls ich mal Interesse hätte. Stadt ist
für sie ein ästhetischer Lebensraum. Gerade in Wien
fühle sie sich herausgefordert von der sogenannten
Hochkultur. Der möchte sie ihren kleinen bescheidenen
Beitrag entgegensetzen, der deutlich macht, dass nicht
alle das fraglos hinnehmen, was dort in Theatern und
Opern auf dekadente Art und Weise angeboten wird.
Dass gut situierte Bürger in Robe die Dreigroschenoper
besuchen, möchte sie nicht unkommentiert lassen. Und
so sprüht sie einen hässlichen, zerfressenen Kopf an
die Theaterwand. Dann klingt noch das Toxische nach,
das Ausgangspunkt ihrer Namensgebung war. In Berlin
sprüht sie am liebsten eine Lady im schwarzen Kleid.
TEXO hat ihre Lady als Hommage entworfen – an die
20er Jahre, als Berlin europäischer Knotenpunkt war.
Für sie existieren Parallelen zwischen damals und
heute, auf die sie mit ihrer Lady aufmerksam machen
möchte, bevorzugt in heruntergekommenen Ecken.
Vor allem aber möchte sie auf Menschen antworten,
die sie im urbanen Rahmen teilhaben lassen an ihren
Gedanken und grafi schen Künsten. Die Anonymität
der Großstadt wird so – zumindest zum Teil –
aufgebrochen, ist sich TEXO sicher. Jedenfalls hat sie
eine Form gefunden, in einer hektischen Großstadt zu
kommunizieren, denn auf den Wänden der Großstadt
bleibt ihre Farbe eine Weile erhalten. Und: Sie möchte
ein wenig verschönern, so wie der Nachbar, der ihrem
Auge schmeichelt, wenn er vor dem Hauseingang
auf dem öffentlichen Gehweg Sonnenblumen und
Rankepfl anzen sät, hegt und pflegt.
An der Greifswalder Straße steigen wir gemeinsam
aus und gehen die Treppe hinunter. TEXO bekommt
einen Anruf. Die Verbindung scheint schlecht zu sein.
Sie fragt laut nach einer Uhrzeit. Ein Besoffener einige
Meter weiter brüllt uns »14 Uhr« entgegen. TEXO sieht
mich an. »Kommunikation«, sage ich, und wir müssen
beide lachen.
friss oder stirb: Schluck Licht, Du Sau! Bitte.
Mehr Licht
Und es ward mehr Licht. Ein aufklärerisches Gedankenexperiment im Selbstversuch.
Es wird wärmer. Die Menschen werden bald wieder an
diverse Stadtstrände strömen und sich von ihrer lockeren,
vom Eise befreiten Seite präsentieren. Körperkult und
Feste werden mich rufen, selbst wenn ich mich schwerhörig stelle. Möchte ich bis zur nächsten Fanmeile meinen
Sixpack aus dem Bauchkasten herausgemeißelt haben,
sollte ich den Supermärkten mit ihren Billigangeboten aus
dem Weg gehen und mir mein Essen in den Schluchten
der Stadt erjagen.
Hierbei scheidet nach den Frontalangriffen von Foodwatch und Peta der Besuch diverser Grillfeste aus. Billig
muss es sein. Das Zusammensuchen des Salats aus den
Mülltonnen der Luxusrestaurants kommt aus Gründen des
Stolzes nicht in Frage, nicht weil ich mich vor Abfällen
ekle, sondern weil ich ungern mit Westerwelle, Christiansen, Hoeneß und Co. von einem Teller esse.
Weinerei, Suppenküche, Die Tafel – alles Möglichkeiten,
sich durchzuschlauchen, aber für einen ehemaligen Jungpionier haben solche Möglichkeiten nur theoretischen
Charakter.
Wie? Hotel Mama? Hört doch auf!
Wenn günstig Essen unmöglich scheint, besteht die Chance vielleicht im Fast-gar-nichts-Essen. Nur leider zwingt
einen das Heilfasten dazu, sich selbst Einläufe mit der
Klistierspritze zu verpassen, Glaubersalz in Kombination
mit Mittelstrahlurin zu trinken und Dinge zu essen, die
selbst Insekten verschmähen würden.
Da bleibt nur noch eins: Ich ernähre mich von Luft
und Liebe. Ich habe zwar keine Vorstellung davon, wie
mich der 80-prozentige Stickstoffanteil sättigen soll,
aber wird nicht wenigstens von der Liebe behauptet,
sie sei die stärkste Kraft des Universums, und man
benötige im Stadium des Verliebtseins nichts weiter als
das Objekt der sublimierten Begierde? Und gibt es nicht
genügend Objekte, die meine Liebe nähren und somit
mich ernähren können? Liebe als Perpetuum Mobile.
Meine Idee erhält Nahrung, als ich auf der Suche nach
Liebesobjekten im Netz surfe und auf die Pranier aufmerksam werde. Ihre Idee der Ernährung mit flüssigem
Prana – universeller Energie – lasse ich mir bei einem
ausgiebigen Sonnenbad im Volkspark durch den Körper strömen. Als Radikalvariante der Gewöhnung empfehlen die Pranier ein 21-Tage-Programm, in dem man 7
Tage nichts trinken, 21 nichts essen und sich von allem
Weltlichen fernhalten soll. Das Volumen des Urins
muss protokolliert und die kleinen, harten Kötteln, die
aus dem darbenden Körper ins Porzellan plumpsen,
gezählt werden. Jeder Hausarzt wird wohl davon abraten, aber nichtsdestotrotz sind weltweit mehrere Fälle
wissenschaftlich bestätigt, in denen Pranier Jahre ohne
Nahrung auskamen. Einer menschlichen Pflanze gleich
von Paul M.
Foto[M]: photocase.de
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beginnt das Blut wie Chlorophyll zu arbeiten und scheint
den Energieerhaltungssatz zu bestätigen, dass alles Energie
ist und nur in verschiedenen Frequenzen schwingt. Pranier
sagen, es ginge nicht darum, nichts zu essen, sondern um
den Glauben, des Überlebens willen essen zu müssen. Und
damit stecken wir wieder mittendrin im materialistischen
Diskurs, der bekanntlich nichts anderes ist als ein Glaubensdiktum. Essen wird zum Politikum. Noch weist die UN
das Manifest und die Hilfe der Pranier zurück, den Welthunger zu lindern, aber wer weiß...
Die Idee der Pranier hat für mich einen anderen Haken: die
Liebe zu sich selbst und zu den liebgewordenen schlechten
Angewohnheiten, die manch ein Pranier wohl eher als
schwachen Willen bezeichnen würde. Denn als die Sonne
untergeht und – abgesehen von meinem inneren Licht – als
einzige Lichtquelle im Volkspark der umlagerte Grill der ersten Bratorgie des Jahres übrig bleibt, zieht mich selbiger an
wie ein strahlender Insektenvernichter die hilflos ausgelieferte Motte. Nach dem zweiten Bier und dem dritten belanglosen Gespräch über Politik habe ich mich zum Grill vorgearbeitet und bekomme kostenlos einen Teller mit Wurst,
Steak und der Bemerkung gereicht, irgendwo müsste noch
Kartoffelsalat rumschwirren. Plötzlich erkenne ich: Die
stärkste Kraft im Universum ist tatsächlich die Liebe. Und
die ist immer wo zu finden? Richtig – in der Gemeinschaft.
Also: Lasst es euch schmecken, egal was es ist!
A
Wer wir sind: Licktblick-Kino
LICHTBLICKE
IM VERDUNKELTEN SAAL
Foto[M]: Kino-Lichtblick, photocase.de
Foto[M]: photocase.de
ND-Shop
von Alexander Koenitz
Seit fast 15 Jahren ist das Lichtblick-Kino im Berliner Trendbezirk Prenzlauer Berg
Adresse für den anspruchsvollen Film. Hinter dem Projekt steckt ein Kollektiv von
Film-Enthusiasten.
In der superhippen Kastanienallee zwischen Berlin Mitte
und Berlin Prenzlauer Berg trinken Typen in knallengen
Jeans Kaffee mit Milchschaum, vor teuren Boutiquen
schnattern aufgedrehte Mädchen in ihre Mobiltelefone.
In einem leerstehenden Laden verkündet ein Plakat, dass
die Bäckerei nach einer Mieterhöhung aufgegeben hat.
Zwischendrin befi nden sich ein paar unrenovierte Häuser
– bunt beklebte subkulturelle Blasen der Unordnung inmitten einer durchorganisierten Lifestyle-Industrie.
Neben einem linksradikal geprägten Buchladen und einem
alternativen Café gehört auch das Programmkino Lichtblick zu den Resten der 90er Jahre im Kiez. Der war einst
wild. Studenten, Hausbesetzer, Punks, junge, nonkommerzielle Kreative beherrschten die Szenerie.
Vor den Schaufenstern mit den Plakaten für das laufende Programm stehen Kübel mit Löwenzahn. Obwohl das
Lichtblick schon einige kommerzielle Riesenkinos überlebt
hat, sieht das Foyer mit den Fliesen und der spartanischen
Einrichtung unfertig aus. Ein ausrangierter Filmprojektor
und die Filmplakate von Jean-Luc Godard und Luis Buñuel
machen klar: Hier wird Film als Kunstform mit Botschaft
ernst genommen – der ganze andere Rummel drum herum
ist unwichtig. Im länglich schmalen Vorführraum ist Platz
für 32 Kinosessel und ein Klavier vor der Leinwand.
Das Lichtblick-Kino wird von einem Kollektiv betrieben.
Die Mehrzahl der Gründer kam Anfang der 90er vom östlichen Stadtrand Berlins. Sie waren verrückt nach Film und
politisch links. Beides sind sie immer noch. Als sie vor 15
Jahren ein Kino aufmachen wollten, wollten sie ein richtiges Kino, nicht ein Kneipen- oder Kellerkino. Das heißt:
einen funktionierenden Projektor, bequeme Sessel, pünktliche Anfangszeiten und einen Filmvorführer, der weiß,
was zu tun ist, wenn plötzlich der Film reißt. Damit wollte
das Lichtblick-Kollektiv, anfangs unter dem Namen Stattkino, Passanten, Anwohner und Normalos zu den Filmen
reinholen. Ergebnis waren ausverkaufte Vorstellungen
und die Wahl zum besten Programmkino Berlins in einem
Stadtmagazin.
Als das Kino gegründet wurde, war der Hunger nach Filmen groß. Buñuel, Federico Fellini, Pier Paolo Pasolini,
Michelangelo Antonioni – viele subversive Filmklassiker
waren nur den Namen nach bekannt. Und dementsprechend groß war der Ansturm auf die Retrospektiven, welche durch das Lichtblick-Kino zusammengestellt wurden.
Mittlerweile hat sich das ein wenig geändert. Die Kinobesu-
cher von heute besitzen weniger hartnäckige Hingabe, früher widerstand man selbst Aufwallungen des patriotischen
Wir-Gefühls wie Fußball-Weltmeisterschaften. Überhaupt
ist der Kampf um ihre Aufmerksamkeit härter geworden.
»Alle haben aufgerüstet«, sagt Thorsten, einer der Mitgründer des Kollektivs. Die Journalisten haben hingegen abgerüstet, denn in lokalen Zeitungen und Zeitschriften fehlt
einfach der Platz, um Leser neugierig auf die thematischen
Reihen von Programmkinos zu machen. Nur ausnahmsweise kommt da ein kleines Kino vor. Das Lichtblick hatte
seinen großen Auftritt, als es letztes Jahr erfolgreich eine
Filmreihe zu Punk zusammenstellte.
Der Flyer, von dem monatlich ein paar Tausend Exemplare
aus der Auslage vor dem Kino weggehen, kündigt neben
Dokumentarfilmen, aktuellen deutschsprachigen Filmen
auch die Wiederaufführung von Klassikern an – und Ronja
Räubertochter als Nachmittagsvorstellung. Da ist zwangsläufi g Politik drin. Einige Trends bleiben hingegen außen
vor: Dem Wellness-Esoterik-Dusel verweigert sich das
Lichtblick-Kino ebenso konsequent wie der Dauerrotation
von Ostalgie-Evergreens und neuerer Kostümfilme aus
deutscher Produktion, welche an einem positiven nationalen Geschichtsbild schrauben. Stattdessen im Mai: Federico
Fellini und Sidney Lumet.
»Wenn’s um das Programm und anderes geht, gibt es in der
Gruppe keine großen Auseinandersetzungen«, sagt Thorsten. Jedes Mitglied ist alles in einer Person: Filmvorführer,
Getränkeverkäufer, Kartenabreißer, Filmentdecker und
Programmgestalter. Da tauscht man sich zwischendurch
aus – ohne ausufernde Diskussionen. Dabei lässt sich das
Kollektiv von niemandem reinreden: Das Kino verzichtet
auf Subventionen von der Stadt. Klar, dass so ein kleines
Kino nicht genug Geld abwirft, um den Lebensunterhalt zu
bestreiten. Deshalb haben viele im Kollektiv noch einen
anderen Job. Und der hat oft etwas mit Film zu tun.
Eigentlich wäre es wünschenswert, dass es überall kleine
Kinos gibt. Meint auch Thorsten vom Lichtblick. Vielleicht
könnten das auch »Keimzellen der Zivilgesellschaft« sein
in den Landstrichen, die zunehmend intellektuell veröden.
Denn Programmkinos sind ähnlich wie Theater nicht nur
Spielorte von Filmklassikern, sondern auch Treffpunkte
für Menschen, deren Gespräch über Filme immerhin ein
Anfangspunkt für Öffentlichkeit ist.
Lichtblick Kino, Kastanienallee 77, Berlin
www.lichtblick-kino.org
Wacken: Metall-Fans feiern ihre Kultur
Zehntausende HeavyMetal-Fans aus aller Welt
werden sich Anfang
August (31.7. bis 2.8.2008)
wieder im schleswigholsteinischen Dorf Wacken
treffen. Seit einer halben
Generation bauen sie dort
auf den abgeernteten
Feldern eine Zeltstadt, um
gemeinsam drei Tage lang
musikalisch und kulturell in ihre eigene Welt einzutauchen. Das Festival ist schon seit Wochen
ausverkauft und gilt als das größte Heavy-MetalFestival in Europa.
Wer jedoch erwartet, dass „Full Metal Village“ ein
Festivalfilm ist, wird enttäuscht werden. Immer wieder
stehen die Dorfbewohner aus Wacken im Mittelpunkt,
etwa wenn das Orchester alte Volkslieder spielt und
einige hundert Metal-Anhänger vor der Bühne stehen
und „headbangen“. Der Film steckt voller Witz und
verliert trotzdem nicht sein Ziel aus den Augen: Er ist
eine Festival-Dokumentation und ein Heimatfilm, der
das Leben auf dem Dorf nicht besser hätte widerspiegeln können. Zu Recht wurde der Film der
Regisseurin Sung-Hyung Cho 2007 mit zahlreichen
Preisen prämiert.
DVD 14,99 €
zzgl. 1,40 € Versandgebühr
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Mo. - Fr. von 9 - 17 Uhr
Tel./Fax: (030)2978 - 1654/- 1650
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Texte 43 der Rosa-Luxemburg-Stiftung
111 Seiten, Broschur
9 Abbildungen
Karl Dietz Verlag
Berlin 2008
9,90 Euro
ISBN
978-3-320-02137-5
Jörg Roesler
Die Wiederaufbaulüge
der Bundesrepublik
Oder: Wie sich die Neoliberalen ihre
»Argumente« produzieren
Die »Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft« hat sich laut
Eigendarstellung zur Aufgabe gemacht, »das erfolgreiche
Modell der Sozialen Marktwirtschaft, aber angepasst an die
Herausforderungen des 21. Jahrhunderts« zu propagieren.
Eine zentrale Rolle spielt bei ihrer Agitation die neoliberale
Mär, dass Ludwig Erhard mit einem rein liberalen Wirtschaftssystem das »Wirtschaftswunder« gezeugt habe.
Der Wirtschaftshistoriker Jörg Roesler rekonstruiert erstmals
die heute weitgehend verschwiegenen Auseinandersetzungen
des 2. Halbjahres 1948 und zeichnet ein völlig anderes Bild.
Bestellungen über:
Buchhandel
Karl Dietz Verlag Berlin
E-Mail: [email protected]
Rosa-Luxemburg-Stiftung
Tel.: 030 44310-123 · Fax: 030 44310-122
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7
»Shut Up & Sing«
Nicht mit den
Dixie Chicks
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International: Spicy Chicks
von Claudia Goldberg
Die Dixie Chicks waren 2003 die erfolgreichste Band überhaupt – erfolgreich mit Countrymusik, wohlgemerkt!
Der Beginn ihrer Europatour fiel mit dem Beginn des Irakkrieges zusammen und Dixie Natalie Maines ließ
sich zu einer unbedarften Anti-Bush-Äußerung auf einer Londoner Bühne hinreißen. Drei bewegte Jahre,
mit Hetzkampagnen bis hin zu Morddrohungen, folgten für die Band. Die Regisseurinnen Barbara Kopple
und Cecilia Peck fangen diese Zeit in ihrem Dokumentarfilm Shut Up & Sing ein und zeigen dabei auch,
in welchen engen Grenzen sich Meinungs- und Medienfreiheit in der US-amerikanischen Gesellschaft bewegen.
x
Foto [M]: dreamstime.com,
a
Als Countrygirl Natalie Maines 2003 zu Beginn der Top
Of The World Tour ihrer Band Dixie Chicks in London
klarstellte, sie unterstütze den Irakkrieg nicht und schäme sich dafür, dass Bush auch aus Texas komme, ahnte
sie nicht, welche Lawine sie in den USA damit lostreten
würde. Die Website der Dixie Chicks wurde unmittelbar
nach dem besagten Konzert mit Beschwerden zu Maines’
Statement überhäuft. Gerade die eigenen Fans machten
der Band den größten Ärger. So lag für Maines die Versuchung nahe, sich von den eigenen Aussagen mindestens
zu distanzieren. Doch dazu sollte es nicht kommen.
Countryfans sind zumeist konservative Wähler. Der tiefen
Enttäuschung über die Dixies verliehen sie Ausdruck –
beispielsweise in den Internetforen amerikanischer Radiosender: »Wer sind die Dixies? Die sind keine wichtige
Band, von der man alle kennt, wie die Beatles. Die Dixie
Chicks nerven. Sie haben keine Ahnung und sollen das
Maul halten.« Keine Frage: Stumpfsinnig und unwahr
waren diese Beiträge, denn immerhin war die Gruppe zu
jener Zeit die erfolgreichste Frauenband aller Musik-Genres, mit zehn Millionen verkauften Platten. Das hinderte
den wütenden Mob dennoch nicht daran, den Dixie Chicks
mal ordentlich die Meinung zu geigen – auf seine Weise:
Vor Radiosendern kam es zu kollektiven CD-Verbrennungen. Die Frauen erhielten Morddrohungen. Radiosender
überall im Land strichen die Songs der Musikerinnen aus
ihren Programmen. Eine Woche nach Natalies Meinungsäußerung stürzte ihr Song Travelin’ Soldier in den amerikanischen Charts von Platz 1 um 42 Prozent nach unten.
Sogar das amerikanische Fernsehen pushte die absurden
Geschehnisse: Ein im Fernsehen interviewter Bürger mit
Schaum vor dem Mund erklärte die Frauen etwa zu »dummen Nüssen«, die mal eine Tracht Prügel verdient hätten
– zustimmendes Nicken der Moderatorin.
Freiheit von Wort, Schrift und Kunst? Fehlanzeige. Dieserart Wertedebatten sollten ihre gesellschaftliche Rolle erst
mit dem allgemeinen Erwachen aus dem patriotischen
Taumel wiederfi nden. In dieser Beziehung waren und
sind die amerikanischen Medien ohnehin sehr wendig.
2005 war George W. Bush schon längst zur Witzfi gur
erklärt worden, während er sich zwei Jahre zuvor medial
fl ankiert höchstpersönlich ins Musikbusiness einmischen
durfte und hämisch meinte, die Dixie Chicks sollten nicht
gekränkt sein, wenn ihre Platten nicht gekauft würden –
all das unkommentiert. Natalies Meinung wurde demnach
zur Staatsaffäre gemacht, zur nationalen Nestbeschmutzung.
Eine Szene in Shut Up & Sing – sozusagen aus dem Herzen
der konservativen Wählerschaft – bleibt dabei besonders
im Gedächtnis: Eine Mutter versucht ihrem Kleinkind, das
sie auf dem Arm trägt, einzutrichtern, wie schlecht die
Dixies seien. Um dem Argument Nachdruck zu verleihen,
wird der kleine Spross ordentlich geschüttelt. »Schön,
dass ihr diese Fans los seid«, möchte man da den Dixies
zurufen.
Die Band fand bald wieder Boden unter den Füßen und
hielt auch nicht die Klappe, wie es die einstigen Fans
forderten. Dafür waren die Musikerinnen schon zu lange
im Geschäft. Der Kern der Dixie Chicks hatte schon mit elf,
zwölf Jahren auf der Bühne gestanden. Bis 1994 waren sie
allerdings eher für »schlechten Western-Swing bekannt«,
erklärte der Manager Simon Ramshaw, der sie deshalb unter seine Fittiche nahm. Unter seinem Einfluss gelangten
die Frauen zu Songs und Outfits, die wenig an die übliche
Countrymusik erinnerten. Diese Entwicklung wird im
Film durch Archivmaterial dokumentiert.
Während der Drehphasen zwischen 2003 und 2006 zeigte
sich jedoch eine zweite Metamorphose: Die Verkaufsboykotte und Hetzkampagnen des konservativen Mobs befreiten die Chicks von ihrem Image als brave Countrygirls und
erlaubten ihnen eine freie Weiterentwicklung jenseits der
Grenzen der Countrymusik. Der Song Not Ready To Make
Nice handelt etwa von den erlebten Drangsalierungen
und konnte gleichzeitig als Auflehnung gegen Einschüchterungsversuche verstanden werden. Die Zahl der Fans
schrumpfte zusammen auf die, die in Anti-Bush-Äußerungen kein Verbrechen sahen. Während Natalie 2003 ihre
Äußerung noch verharmloste und über ihre Aussage selbst
erschrocken schien, erklärt Emily Robison 2005 recht
entspannt, das Ganze sei das beste Ding, das den Dixies je
passiert sei. So konnten sich die Dixie Chicks letztlich von
konservativen Fans mit deren festgefahrenen Ansprüchen
an Countrymusik befreien und für eine neue Musikrichtung öffnen – und zugleich einen neuen persönlichen wie
politischen Weg einschlagen. Glückwunsch, Dixies.
..
MUSIK FUR DEN
WELTUNTERGANG
9
Festival-Guide: Hurricane
HURRICANE-FESTIVAL
Also warum geht man zu Festivals? Zahlt dafür mitunter auch noch einen stolzen
Preis von über 100 Euro? Wie beim Hurricane, das seit 1997 alljährlich auf dem Gelände einer Motorradrennbahn bei Scheeßel stattfi ndet. Scheeßel! Für viele ist dieses
obskure Lautgebilde das Mekka der musikalischen Erfüllung. Drei Tage lang auf drei
Bühnen die angesagtesten Bands aus Pop, Rock, Alternative. Und das Hurricane, hört
man so, mache seinem Namen auch immer alle Ehre. Im vorletzten Jahr zum Beispiel.
Da mussten Muse ihren Auftritt absagen, weil über den ausklingenden Sonntagabend
ein sintflutartiges Unwetter hereinbrach. Ganze Zelte standen metertief unter Wasser.
Besonders gewitzte Festivalbesucher retteten sich auf Luftmatratzen und genossen
entspannt umhertreibend das Weltuntergangsszenario. Andere – deutlich weniger
gewitzt oder einfach schon zu besoffen – suchten Schutz in Dixie-Klos. (Soviel zur Horrorgeschichte.) Prompt titelte die Lokalzeitung: »‘Hurricane‘ tobt über Scheeßel«. Aber
die, die da waren, kamen begeistert zurück – dieses Wetter gehöre eben zum Hurricane
dazu – und sie würden wiederkommen. Hört man so.
Okay, im Sommer 2007 dann der Selbstversuch. Irgendwas muss ja dran sein an der
Festivalkultur. Also auf nach Scheeßel, auf zum Hurricane, auf zu Dreck, Staub und
Matsch. Aber natürlich nimmt man das alles nur wegen der Musik auf sich. Immerhin
sind Arcade Fire, Interpol und Mogwai angekündigt, da spart man sich viele Konzertbesuche.
Donnerstagabend kommen wir an. Es regnet. Als blutiger Festivalanfänger ein Zelt im
verregneten Halbdunkel aufzubauen, ist keine schöne Angelegenheit. Soviel steht fest.
Die reflexartige Reaktion darauf kann wohl als erfolgreicher erster Schritt in Richtung
Festival-Menschwerdung gelten: literweise Bier trinken. Das versöhnt mit dem Wetter
und wärmt von innen.
Freitagabend: Die ersten Bands treten auf. Da vieles parallel abläuft, muss man
schwerwiegende Entscheidungen treffen – Modest Mouse komplett anschauen oder
zur Hälfte noch Bloc Party mitnehmen? Denn zwischen den Bühnen hin- und herzuwandern, kommt einem Survival Training gleich: Der Regen und die Menschenmassen
haben den Boden in treibsandartige Matschmassen verwandelt. Wer keine Gummistiefel dabei hat, trägt bald mehr Schlamm als Schuhe an den Füßen. Aber man will
ja nicht als zimperlich gelten. »Festivals müssen dreckig sein«, sagt einer. Überhaupt
ist das jetzt nur noch eine Kopfsache: Einfach die Konventionen der fernen Zivilisation
hinter sich lassen – denkt man so, während man in gänzlich klammen Klamotten und
von Bier euphorisiert Marilyn Mansons überdrehte Horrorkitsch-Show belächelt. Macht
das die Faszination der Festivalkultur aus? »An diesem Wochenende«, sagt ein anderer, »geht es darum, seine Laster und Faulheit zu zelebrieren.« Klingt gut, funktioniert
irgendwie schon.
Samstag: Zumindest dem Wetter gegenüber hat sich längst eine Gleichgültigkeit entwikkelt. Als dann auf den Werbeleinwänden nach dem 27sten Becks-Spot und der 32sten
Trailer-Wiederholung zu Stirb Langsam 4 zur Abwechslung einmal etwas anderes flimmert, nämlich eine Sturmwarnung, juckt das niemanden besonders. Bier und Musik
wirken. Zu dem Zeitpunkt spielen gerade Snow Patrol. Sowieso nicht die richtige Endzeitmusik. Der Weltuntergang zieht schließlich vorbei, ein zweites Hurricane 06 gibt es
nicht. Nur der Regen tröpfelt fleißig weiter.
Sonntag: Ein Moment kosmischer Einheit – The Good, The Bad And The Queen ist die
Band zum Luftholen, zum Wieder-zu-sich-Kommen. Magische, feingeistige Musik,
die in Text und Bühnenkulisse untergegangene Städte heraufbeschwört und einen
langsam, unmerklich einlullt. Da hat es dann aufgehört zu regnen. Das zweite große
Highlight ist zugleich der krönende Abschluss am Sonntagabend. Pearl Jam bannt die
Massen. Frontmann Eddie Vedder verausgabt sich zwischen lautester und leisester
Emocore-Musik beinahe bis zum Kollaps. Das Publikum dankt es ihm, indem es bei
Black im Kollektiv geradezu nuancengenau mitsingt – wie ein gewaltiger Freiluftchor.
Ein Stück Götterdämmerung zum Abschied.
Abschied, ja. Also schnell gen Heimat, in Richtung Dusche, Schlaf und Privatsphäre.
Selbstversuch beendet. Aber so richtig lässt sich das mit der Festivalfaszination noch
nicht erklären. Schön war es irgendwie, genug war es auch. Hat gereicht. Eigentlich.
Und dann liest man das Line-Up für 2008: Radiohead wollen kommen, Sigur Rós auch,
Elbow, außerdem die Chemical Brothers und Calexico. Na gut, na gut. Wagen wir eben
einen zweiten Selbstversuch. Hört man sich so sagen.
Hurricane Festival 2008: 20.6.-22.6.
http://www.hurricane.de/
Fotos [M]: Sebastian Widmann
Festivals sind dreckig. Staubig oder matschig. Ein Festivalbesuch, steht das nicht für:
tagelanges Ausharren zwischen Bühnen und Campingplätzen, Schlafversuche in
überhitzten oder durchnässten Zelten, rundherum unerschrockene Kampf- und Komatrinker, endlose »Helga!«-Rufe? Und dann ist da noch die Horrorgeschichte vom Eingeschlossensein im umgekippten Dixie-Klo (mit der Tür nach unten!). Hört man so.
von Karsten Schmidt
Culture Clash: In Wacken klauen sie Frauen namens Elke...
Post
Feminismus
Reloaded
von Anne Kirchberg
Feminismus ist wieder in.
Eine Menge Bücher junger Autorinnen
der Nach-Alice-Schwarzer-Generation
handeln von Weiblichkeit und ihrer
Rolle in der Gesellschaft.
Im medialen Hype um den Roman Feuchtgebiete wird
gerade ein Buch an den Rand der Rezeption gedrängt,
das sich weitaus klüger und differenzierter mit weiblicher Selbstdefi nition auseinandersetzt als Charlotte
Roches brachialexhibitionistische Protagonistin. Zugegeben, der verniedlichende Titel Wir Alphamädchen
verspricht nicht gerade fundierte Analysen. Doch der
einzige Vorwurf, den man den drei Autorinnen Meredith Haaf, Susanne Klingner und Barbara Streidl nach
beendeter Lektüre machen kann, ist, dass sie den Begriff Postfeminismus ungenau defi nieren. Und das verwundert, denn ihr Buch ist schließlich nichts anderes
als die Dekonstruktion überlieferter Geschlechterrollen
im besten Sinne des Postfeminismus wie er mit Judith
Butler in die Gender Studies eingegangen ist.
Die drei Journalistinnen vermögen es, Butlers Theoriemodell publikumstauglich und öffentlichkeitswirksam
zu vermitteln. Sie holen den jahrelang als überholt
und lächerlich abgewerteten Feminismus zurück in die
öffentliche Debatte. In Zeiten der Flucht in unreflektierte Extremhaltungen – siehe Charlotte Roche – und
traditionelle Rollenmuster – siehe Eva Herman – scheint
das auch dringend nötig.
Gut lesbar, einleuchtend und angereichert mit vielen
Beispielen entlarven sie die Mechanismen, die »aus
traditionellen, unerschütterlichen Geschlechternormen
unsichtbare, aber immer noch vorhandene« machen.
Wie man sich partnerschaftlich darauf einigt und
aufhört zu hinterfragen, weil die Manipulation durch
Konsumgesellschaft, politischen Mainstream und
Medien so gut funktioniert, dass sie gar keinem mehr
auffällt. Wie Mutterschaft in Deutschland wieder zu
einer Art Bürgerpflicht geworden ist, die es ermöglicht,
die Verantwortung für demografi sche Veränderungen
den Frauen in die Schuhe zu schieben.
»Im Gegensatz zu unseren Eltern und Großeltern sieht
unsere Generation größtenteils von einem Engagement
für eine gerechtere, freiere Welt ab. Wir sehen Ungerechtigkeit in unserer Gesellschaft als individuelles
Problem, das wir meinen, durch Leistungsbereitschaft
und Fleiß schon umgehen zu können. Das gilt natürlich
nicht nur für die Frauensache.« Richtig. Es gilt auch
für die Sache des so genannten Prekariats, für die der
Migrantinnen und Migranten, für jede Gruppe, die
aufgrund der Machtverhältnisse in unserer Gesellschaft benachteiligt ist, stereotypisiert und damit auch
kontrolliert wird.
Solche Zusammenhänge in einfacher Sprache deutlich
zu machen, ist das große Verdienst von Wir Alphamädchen. Das Buch motiviert dazu, zu hinterfragen statt
den gesellschaftlichen Konsens abzunicken (und auch
das gilt nicht nur für die Frauensache), macht Mut, sich
zu engagieren, zu streiten, zu diskutieren, zu fordern
und zu erklären. Und zwar mit den Männern als Verbündeten, nicht als Gegner. Auch sie können schließlich an Freiheit gewinnen, wenn man sie nicht nur auf
die ihnen traditionell zugewiesenen Rollen reduziert.
Meredith Haaf, Susanne Klingner und Barbara Streidl:
Wir Alphamädchen. Warum Feminismus das Leben
schöner macht. Hoffmann und Campe, 2008. 19,95 €.
Foto [M]: photocase.de
von Christina Nowotny
Wenn der Name Wacken fällt, tauchen vor dem geistigen Auge Bilder von
langhaarigen, alkoholisierten Heavy Metal-Fans in Lederklamotten auf, die einmal
im Jahr beim Festival am Rande der gleichnamigen Gemeinde so richtig auf den
Putz hauen. Und obwohl diese Vorstellung nicht ganz falsch ist, geht es in dem
2000-Seelen-Ort zwischen der Nordsee und Hamburg während des dreitätigen
Konzerts meistens unglaublich friedlich zu.
In Wacken, das in Schleswig-Holstein zirka zwölf
Kilometer nordwestlich der Kreisstadt Itzehoe liegt,
fürchtet man sich schon lange nicht mehr vor Heavy
Metal-Fans. Die Bewohner haben schnell gelernt, was
die Metal-Freunde schon immer wussten: Wer düster
aussieht, muss noch lange nicht böse sein! »Obwohl in
Wacken so viele Leute auf einem Haufen sind und die
Musik für Außenstehende sehr aggressiv klingt, ist das
Festival friedlich und harmonisch«, erzählt Stephanie, die
in Berlin studiert und bereits einige Mal beim Höhepunkt
des Jahres der deutschen Metal-Szene in Wacken war.
»Ich kann es nur mit Rock am Ring vergleichen, wo
haufenweise Betrunkene herumstolpern, krakeelen und
viele Sachen gestohlen werden. Das ist mir in Wacken
noch nie passiert. Klar, auch da sind Leute betrunken und
der ein oder andere etwas koordinationslos, aber niemals
aggressiv. Die meisten, die böse aussehen, sind eben ganz
Liebe!«
Wer allerdings in diesem Jahr beim weltweit größten
Heavy Metal-Event dabei sein will, hat schlechte Karten!
Denn die Tickets für die Veranstaltung vom 31. Juli bis 2.
August 2008 sind bereits seit März restlos ausverkauft
und die Preise auf dem Schwarzmarkt klettern in
undenkbare Höhen. Kein Wunder, denn das diesjährige
Line-Up des wohl extremsten Festivals in Deutschland
kann sich sehen lassen: Neben zahlreichen in der Szene
bekannten Gruppen wie Exodus, Autumn, Kreator oder
Can Canto geben sich auch Größen wie Iron Maiden,
Lordi, Nightwish oder Children of Bodom die Ehre. Seit
18 Jahren stürmen im Sommer mehr als 60 000 Fans in
Richtung Norden und lassen sich für einige Tage häuslich
auf den Feldern nieder, die der Veranstalter von Bauern
pachtet.
Alle, die sich einen Eindruck vom Festival-Wahnsinn in
Wacken verschaffen möchten, sollten sich einfach eine
der zahlreichen Dokumentationen über das Open Air
ansehen. Der preisgekrönte Streifen Full Metal Village
(2006) etwa zeigt eindrucksvoll, wie die Wackener
Bevölkerung mit der jährlichen Besetzung ihres Dorfes
durch die Metal-Verrückten umgehen.
Was nach außen wild aussieht, ist in der Realität
mittlerweile ein perfekt durchorganisiertes MegaSpektakel: Mobile Toiletten, Waschkabinen und eine gute
Verpflegung auf dem 140 Hektar großen Campingplatz,
professionelle Vermarktung und Merchandising-Artikel
bis zum Umfallen sowie eine einfache Anreise können
Wacken zu einem sehr entspannten Konzertwochenende
machen. Da es für viele Besucher aufgrund der
exzessiven Festivaltage nicht unbedingt ratsam ist, mit
dem Auto anzureisen, gelangt man neben zahlreichen
organisierten Busreisen seit 2002 auch mit dem
Sonderzug Metal-Train am Veranstaltungswochenende
schnell und unkompliziert von Zürich über viele große
Städte nach Wacken and back.
Die Veränderung hin zum perfekt organisierten GroßEvent mit namenhaften Bands gefällt jedoch nicht
jedem. »Ich fahre dieses Jahr nicht nach Wacken«,
erklärt Stephanie. »Zum einen mag ich die bekannten
Gruppen nicht so besonders und zum anderen wird mir
das Festival einfach zu groß. Daneben hat sich auch das
Publikum verändert und mittlerweile kommen viele,
die denken, dass Wacken cool ist, weil die Leute dann
schockiert sagen: »Da fährst du hin?« Meiner Meinung
nach sollte man nur nach Wacken fahren, weil man die
Musik gut fi ndet!«
Weitere Informationen
www.wacken.com
ICS GmbH, Hauptstr. 47
D-24869 Dörpstedt/Germany
Tel: +49 (0) 4627 - 18 38 38
Fax: +49 (0) 4627 - 18 38 80
A
S
S
I
K
Foto [M]: photocase.de
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auch nicht mehr das, was er mal war.
Ich klaue!
Denn Glück kann man
nicht kaufen…
EL*KE
--------------------
EL*KE, das ist nicht der Mädchenname
Deiner besten Freundin, sondern der
Name einer deutschprachigen Rockband aus Berlin. EL*KE spielen dieses
Jahr beim ausverkauften Rock am Ring
und veröffentlichen am 4. Juli ihr neues Album Häuser stürzen ein.
von Martin Schirdewan
Foto [M]: photocase.de
Foto [M]: photocase.de
Pünktlich zur Jahrtausendwende
begann die spanische Künstlergruppe
Las Agencias mit sozialem Kulturprotest auf sich aufmerksam zu machen.
»Yo mango« – ich klaue – lautete seit
2002 deren Motto. Doch worum
handelte es sich dabei eigentlich:
um Lifestyle, Sozialkritik,
Kunst oder schlicht und
einfach Diebstahl?
Sacco und Vanzetti
schaut zurück.
ABGECHECKT!
Hallo EL*KE wie geht es Euch? Was treibt Ihr so?
Das was wir gerade treiben, nennt sich Warm Up. Also,
wir sind auf einer kleinen Clubtour, um schon mal die
neuen Songs vor den Fans zu spielen, damit alles klar
ist, wenn die Festivals und die Tour kommen!
»Einen Diebstahl begeht, wer einem anderen eine fremde bewegliche Sache in der Absicht wegnimmt, sie sich oder einem
Dritten rechtswidrig zuzueignen (§ 242 StGB).«
Doch weshalb begeht jemand einen Diebstahl? Die Motive sind unterschiedlichster Natur – das zeigt sich allein innerhalb
der Gruppe Las Agencias. Die einen klauen, um es mit dieser Form von Aufmerksamkeit in die spanischen Ausstellungen
und Galerien zu schaffen, andere, um des nackten Fressens willen, dritte, um das System von den Füßen auf den Kopf
zu stellen und den räuberischen Kapitalismus zu überwinden und vierte, weil sie die geklauten Klamotten einfach geil
fi nden.
Die aus Barcelona stammende und im Einflussgebiet des katalanischen Anarchismus arbeitende Künstlergruppe hinterfragt das Eigentum und seine soziale Rolle, indem sie Eigentumsverhältnisse leugnet. Das Klauen wird bei Yo mango
zu einer »Zweckentfremdung der Konsum-Ideologie«, wie Brian Holmes in seinem Essay Liar’s Poker schreibt. Zu gut
Deutsch: Aktionskunst, Improvisation und das ganze Blabla, das der intellektuelle Normalo sowieso nie versteht. In Yo
mango kann anscheinend einfach alles hineingedeutet und das erlernte Kunsthochschuldeutsch verwurstet werden.
Doch bekanntlich kommt erst das Fressen und zuletzt die Moral. Der Hungrige zielt mit einem Diebstahl wohl weniger auf
den Kulturbetrieb ab. Er handelt aus der schlichten Not heraus. Das war der Punkt, an dem deutsche Politaktivisten zu Yo
mango fanden. »Alles für alle – und zwar umsonst«, todo para todos. Yo mango ging auf Europatournee und gab Seminare. Klauseminare mit klarem Praxisbezug. Selbstorganisiertes Lernen, eine in Form und Inhalt alternative Bildungsreform
von unten für unten. Mit Regeln (»Achte nicht auf Überwachungskameras«) und abschließender Gesellenprüfung – einem
Diebstahl. Ableger bildeten sich in verschiedenen Ländern, der deutsche nannte sich Berlin umsonst. Der Fokus der deutschen Politguerilla lag jedoch eher auf der freien Benutzung des öffentlichen Nahverkehrs und anderer öffentlicher Güter
für alle.
Und wie reagierte der hippe Mainstream? Der wusste sich das Ganze mal wieder nicht zu erklären und konstruierte sich
aus all der Kunst und der sozialen Auseinandersetzung einen Lifestyle. Als Erklärungshilfe, warum in reichen Gesellschaften wie Spanien oder Deutschland Menschen klauen. Na weil: Hey, Kick und so. Klamotten geil, Party lustig, stöhn,
ommpf. Man verbleibt vornehm im Selbstzweck. Eine Zweckentfremdung, die das Ziel verfolgt, zu konsumieren und
einen Lifestyle anzubieten, der seinen Party- und Eventcharakter dann in Dinners fi ndet, auf denen man den geklauten
Kaviar nascht. Am besten in eigens für diesen Termin geklauten Klamotten.
Ob man es mit der unerträglichen Seichtigkeit des bürgerlichen Seins hält oder eher einer politischen Interpretation folgt,
liegt bei jedem selbst. Beruhigend, sich auch für folgende Aussage entscheiden zu können: »Würden alle Leute nur noch
klauen, würde der Kapitalismus zusammenbrechen, und wir hätten ´ne Anarchie«, wie ein spanischer Yo-mango-Aktiver
sagt.
Das wäre doch hinreichend Grund, geklauten Schampus zu saufen und sich den unbezahlten, exzellent sitzenden HugoAnzug mit Kaviar einzusauen.
Ihr veröffentlicht Euer drittes Album Häuser stürzen
ein am 4. Juli, ein ungewöhnliches Datum für ein
Release. Wie kam es dazu?
Findest Du? Wegen der EM? Wir sind ja seit Anfang
März fertig mit den Aufnahmen, und uns persönlich
kann es gar nicht schnell genug gehen mit der
Veröffentlichung. Aber die Plattenfi rmen und sonstige
Promoter brauchen ja immer einen gewissen Vorlauf,
damit möglichst viele Leute mitbekommen, dass
die EL*KE was Neues hat - da war der 4. Juli der
naheliegendste Termin. Für uns heißt das viel spielen
und uns auf den Termin freuen!
Ihr spielt dieses Jahr bei Rock am Ring. Was ist für
Euch das Besondere an Festivals?
Das Besondere ist diese exklusive Stimmung bei den
Leuten vor und hinter der Bühne - man hat irgendwie
so ein Gefühl, als ob auf einmal alle gleich alt sind.
Vielleicht so, als wär‘s ein Zeltlager, nur mit Bands.
Dieses Ding unter freiem Himmel und Sonnenschein,
laute Musik vor vielen Schmuddel-Menschen zu spielen,
ist einfach geil!
Ein Erlebnis war defi nitiv das Highfield ´05. Wir sind
damals für Moneybrother eingesprungen und pünktlich
zum vorletzten Stück ist mir das Bassdrumfell
gerissen... der Super-GAU. Aber Festival-Besucher sind
sehr tolerante Menschen!
Welche Frage wolltest Du schon immer mal gestellt
bekommen?
Wer kommt Deiner Meinung nach ins Finale bei
„Germany‘s Next Pop Model“?
weitere Informationen gibt es unter www.alleselke.de
EL*KE wurde abgecheckt von Andreas Voland.
S und V feat.: Siestes électroniques
»Wir wollen ein
großes Lächeln
in die Gesichter
zaubern«
Fotos[M]: www.les-siestes-electroniques.com
12
Les Siestes électroniques – das Festival für zeitgenössische Musik
in Toulouse, Frankreich: Das Programm liest sich wie das who is
who der aktuellen Musikszene, umsonst und draußen ist es auch
noch. Wir haben uns gefragt, was die Organisatoren denken,
kommerzielle Aspekte beleuchtet und nach der Idee hinter der
ganzen Geschichte gesucht.
Rubrik: Interview
W
as erwartet die Zuhörer in diesem
Jahr, wenn sie Les Siestes besuchen?
Impuls gebende, intuitive Instrumente
(Tenori-On), Vorreiter der elektronischen Musik (Atom Heart, Andrew Meecham, Smith
n Hack), eine Einladung zu einer inneren Reise durch
Geist und Körper (Turzi, Lindstrom) und treibende
Tanzmusik (Damian Lazarus, Dapayk und Padberg),
französische Sänger (Bertrand Burgalat and Les Shades, Sebastian Tellier), Folkinterpreten (Damon &
Naomi), eine Portion Funk, heimliche Stars und grelle
Bands!
Klingt nach einem spannenden Programm und einem
hervorragenden Line-Up. Doch was ist daran innovativ? Zunächst die Tatsache, dass die Hälfte aller Konzerte keinen Eintritt kostet und in einer entspannten
und chilligen Atmosphäre stattfi ndet. In einem Park,
am Samstag und Sonntagnachmittag... klingt fantastisch, oder? Du kannst mit Kindern und Freunden
vorbeikommen, im Gras liegen und ein vielfältiges Programm erleben. Ich denke, das ist es, was das Festival
so besonders macht.
Und dann versuchen wir immer, diese Atmosphäre mit
speziellen Konzerten an besonderen Orten zu kombinieren.
Welche neuen Impulse sind zu erwarten? Nichts Bestimmtes. Ich würde sagen, wir wollen den neuen Besuchern ein großes Lächeln in die Gesichter zaubern.
Wir versuchen, in diesem Jahr weniger spezialisiertes
Programm anzubieten, vielleicht ein bisschen mehr
French zu sein. Ich hoffe, wir können unser Publikum
auf diesen Weg mitnehmen und mit neuen Gesichtern
vermischen, die zum ersten Mal zu einem unserer
Konzerte kommen.
An welchen Orten fi nden Les Siestes in diesem Jahr
statt? Wie auch in der Vergangenheit bespielen wir
verschiedene Bühnen in der Stadt Toulouse. Wir werden das Festival im Museum für zeitgenössische Kunst
eröffnen, dann werden wir zwei besondere Nächte
in einem Gerichtshof aus der Zeit der Renaissance
verbringen, unsere kostenlosen Open Air-Konzerte
am Samstag und Sonntag in einem Park direkt in der
Mitte der historischen Altstadt und – natürlich – unsere
Samstagnachtparty in einem neuen Club.
Warum habt Ihr Euch für diese Orte entschieden?
Wir suchen in Zwei-Jahres-Rhythmen nach neuen
Orten für unser Programm. Ausgenommen ist lediglich
der Open Air-Teil im Park. Die Plätze, die wir aussuchen, haben immer einen besonderen kulturellen,
meist historischen Hintergrund und architektonischen
Anspruch. Auch wenn es oft komplexer ist, so etwas
zu organisieren, gibt uns das Ergebnis Recht. Es fügt
dem immer etwas Besonderes, ein i-Tüpfelchen, ein »je
ne sais quoi« hinzu und außerdem gibt es in Toulouse
keinen Ort, der wirklich zu unseren musikalischen Bedürfnissen passt.
Ihr habt auch deutsche Künstler gebucht. Denkst Du,
dass es Unterschiede zwischen deutscher und französischer Open Air-Festival-Kultur gibt? Ich bin mir nicht
sicher. Aber ich glaube, dieses Open Air-Ding ist leichter in Deutschland, besonders in Berlin. In Frankreich
schließen die meisten öffentlichen Parks ihre Pforten um
20 Uhr. Wir benötigen mindestens eine Autorisation und
müssen dann sehr sorgfältig mit den Sicherheitsbestimmungen umgehen und bla bla bla…
Und natürlich rede ich nicht über die große Masse der
Festivals wie Les Eurockéennes in Frankreich, Rock am
Ring in Deutschland oder Roskilde, Sziget, Pukkelpop,
Benicàssim, Big Chill und so weiter – sind überall der
gleiche Mist. Ich denke, das ist die Globalisierung.
Zu Les Siestes allgemein: Wie lange gibt es Euch schon?
Jetzt sieben Jahre!
Wer steht hinter Les Siestes? Eine Gruppe von 20 ehrenamtlichen Mitarbeitern und anderthalb festen Stellen.
Wir nennen uns Association Rotation.
Wie entstand die Idee? Das erste Mal fanden Les Siestes
électroniques im Jahr 2002 statt. Nichts war damals
vorherzusehen. Wir fragten die Stadt, ob wir einen öffentlichen Park nutzen könnten, um einige ruhige elektronische Konzerte zu organisieren. Die Verantwortlichen
sagten »Ja« und die Sache begann.
Gibt es so etwas wie ein Gruppencredo, eine Grundphilosophie? Schräge Musik, die das Herz der Öffentlichkeit
erreichen kann. Untergrundkünstler, die in der Lage
sind, zu Herrn Jedermann zu sprechen. So gesagt, ist da
noch eine Menge zu tun!
Habt Ihr jemals an der Idee gezweifelt? Jedes Mal vor
dem Start des Festivals, und dann verschwindet der
Zweifel genau nach dem Ende des Festivals.
Wie haben sich Les Siestes entwickelt? Wir sind sehr
schnell gewachsen. Angefangen mit 1500 Besuchern
waren es bald 10 000 Besucher. Jetzt haben wir so ungefähr 6000 oder 7000 und ich denke, es wird nicht mehr
stark wachsen. Das Festival hat nicht das Ziel, so groß
zu wachsen, dass es unvermeidlich wird. Wir wollen die
Dinge defi nitiv einfach halten.
Gab es eine Phase der Stagnation? So würde ich das
nicht sagen. Die Größe spielt keine Rolle. Wichtig ist die
Qualität. Wir wollen ein besseres Line-Up, wir wollen
unserem Publikum wunderbare Künstler präsentieren
und wir wollen Künstler, die sich ihres Kurzaufenthaltes
in Toulouse erinnern, weil es unvergessliche Momente
waren, die sie hier erlebt haben. Das ist es, was wir wollen. Und es ist etwas, woran man arbeiten muss.
Welche Rolle spielen Frauen in der elektronischenAvantgarde? Dieselbe wie Typen. Die Musik von Männern
bringt Dich manchmal zum Weinen. Und eine Frau kann
Dich mit ihrer Musik total rocken.
Arbeitet Ihr mit Festivals aus anderen Ländern zusammen? Im zurückliegenden Jahr haben wir eng mit dem
Club Transmediale (Berlin) zusammengearbeitet. Wir
haben auch Konzerte in Lettland, den Niederlanden und
Ägypten organisiert. Und wir sollten am Ende dieses
Jahres einen kleinen Abstecher nach Tokio machen. Wir
sind Teil eines europäischen Netzwerks, das Festivals
in Norwegen (Numusic), Großbritannien (FutureSonic),
Rumänien (Rokolectiv), Serbien (Dispatch) und vielen
anderen Ländern umfasst.
Zum lieben Geld: Wie fi nanziert Ihr Euch? Zu einem
Drittel durch die Einnahmen aus dem Barbetrieb und den
Eintritten spezieller Konzerte. Die anderen zwei Drittel
stammen aus öffentlichen Geldern.
Die öffentliche Hand als Förderer innovativer Ideen.
Wer schaufelt da wem ein Grab? Wenn der Stadtrat
und der Staat die Finanzierung stoppen, müssen wir
aufhören. So einfach ist das. Aber das bedeutet nicht,
dass wir sie zu unterstützen haben. Ihre fi nanzielle Hilfe
ist neutral. Sie bitten nicht um Unterstützung und wir
werden keine politische Position während des Festivals
einnehmen. Als Mensch ja, aber als Kurator und Direktor
nicht. Künstler können sich engagieren, Festivals sollten
es nicht tun.
Kann man als Veranstalter von Les Siestes leben?
Ich fürchte nein. Noch nicht. Vielleicht…
Und warum sollten wir uns aus Deutschland auf den
Weg zu Euch begeben? Um die südfranzösische Art des
Lebens zu genießen. Wenn Du es satt hast, auf Festivals
zu sein, wo drei Bands gleichzeitig spielen und in einer
7000-Menschen-Meute zu stecken. Wenn Du keine Lust
hast, schlechte Locations mit billigem Bier zu ertragen.
Dann sind Les Siestes genau das Richtige für Dich.
Zum Abschluss: Welchen Künstler würdest Du gern für
Les Siestes entdecken? Denjenigen, der das Line-Up 2009
trägt, kenne ich noch nicht.
Derjenige, der nur in meinen Träumen spielt: Yellow Magic
Orchestra, David Sylvian, Tussle, François K ...
Lena Mauer und Martin Schirdewan sprachen mit Samuel
Aubert. Übersetzung aus dem Englischen ins Deutsche:
Lena Mauer und Martin Schirdewan.
www.les-siestes-electroniques.com
www.myspace.com/siesteselectroniques
Les siestes électroniques fi nden in Toulouse vom 25. bis
zum 29. Juni statt.
13
14
Poetry Slam: Mit Essen spielt man nicht.
Allesfresser
von Ivar Bahn
Illustration: Florian Bielefeldt
Alles, was draußen gedeiht und wächst,
kann man essen?
Unser Dichter sieht das genauso und ganz anders.
A
Allesfresser. Wie das schon klingt! Na gut, auf irgend ´ne Kreatur bezogen,
geht das sicherlich in Ordnung, oder auf so ein paar Wilde da irgendwo.
Aber auf uns Zivilisierte, Kniggevorbelastete, fein mit Messer und Gabel
Hantierende und sich nach jedem fettigen Häppchen wacker die Mundwinkel Abtupfende? Niemals!
Seit wir nicht mehr daneben stehen müssen, wenn am Tier der Aderlass, die Prozedur
des Rupfens oder Fellabziehens, des Ausnehmens und Zerlegens vollzogen wird, haben
wir die Distanz zum Geschehen in eine angenehm hochkulturelle Art des Verzehrs umwandeln können. Wir stopfen uns also die Keule nicht mehr in eine der Backen da oben
hinein oder gleich in beide, oder reißen an ihr bis die Sehnen des gekochten, gebratenen,
gebackenen, am Spieß gedrehten Torso nachgeben, dessen fehlende Teile in ´ner Abdekkerei vor sich hin faulen bevor sie als unauffällige Zutat in manch anderes Fresserchen
wandern, nein, jeder Bissen wird mit dem beigefügten Werkzeug passend gemacht, so
mundgerecht vorbereitet, dass wir unser vornehm gewordenes Mäulchen nicht mehr so
weit aufsperren müssen, wenn wir uns die Schmäckerchen einführen. Wir spitzen also
unsere Lippen mehr als dass wir Zähne zeigen. Letzteres heben wir uns doch für ganz
andere Vorgänge auf, nicht wahr?
Natürlich ist diese ganze verdeckte Schlächterei einigen von uns Zivilisierten mehr als
suspekt, so dass diese sich gänzlich dem Fleischverzehr verweigern und im Tofu oder
einem anderen Ersatz ihr Heil fi nden. Unter denen wiederum gibt es nicht wenige, welche
gleich noch auf solche Tiernebenprodukte wie Eier, Milch, Käse, Quark verzichten, um so
ihrer kritischen Meinung zum Umgang mit den Tieren durch uns Zivilisierte Ausdruck zu
verleihen; man denke nur an die unartige Haltung der armen Kreaturen, hineingepfercht
in Gatter und Stallungen; Rumpf an Rumpf, dass ihnen nicht mal mehr Federn wachsen
oder ein dickes Fell, sie sich gegenseitig hacken, beißen, tot trampeln, was zudem auch
noch Aufzucht genannt wird und nichts weiter ist als pharmazeutisch begleitete Hochgeschwindigkeitsmästung. Dazu die Tiertransporte quer durch die Kontinente ohne Zwischenstopp, Reinigung, Wasser oder die industriellen Massenschlachtungen in riesigen
Fabrikhallen.
Wenn dann das Zeug mit einem ständig aktualisierten Verzehrdatum versehen ist und
gut ausgeleuchtet in der Theke ausliegt, werden immer noch Millionen von uns schwach
und schlagen zu, sich die Ranzen voll, stopfen kunstvoll ihren Naturdarm, bis der ausgefeilteste, weil meist beanspruchte aller unserer Muskeln Stimulanz erfährt und erstes
Entfahren einsetzt – ein klasse Gefühl –, um anschließend die vielen überdimensionierten
Klärgruben voll zu scheißen. Was für ein Kreislauf! Wenn das Zeug dann wieder auf den
Feldern landen und deren Erträge der Mästerei wieder zugeführt werden würden; man
käme nicht umhin, von Vollendung zu sprechen.
Wie aber schon gesagt, alle machen das nicht mehr mit, futtern nur noch Bäume, mit und
ohne Rinde, Wurzeln, Buschwerk, überhaupt Pfl anzen und müssen lediglich aufpassen,
dass ihnen nicht aus Versehen eine fleischfressende untergejubelt wird. Was es da inzwischen nicht alles schon für Sparten gibt, oder präziser formuliert Spartaner: den SemiVegetarier zum Beispiel, der gerade so noch Fisch und Geflügel durchgehen lässt, den
Pesco-Vegetarier, der nur noch Angeln geht, den Ovo-Lacto-Vegetarier, der nichts außer
Eier, Milch, Käse
futtert, den Lactocus, der sich aus Eiern
nichts macht, zu
Ostern also gar nicht hier ist, dafür
Milch, Milch und nochmals
Milch gleich aus solchen Kannen säuft, die
früher und in manchen Gegenden
heute noch an den Dorfstraßen zum Abholen bereit stehen, dann den Makrobioten, der
sich mit Vollgetreide, Bohnen, Soya, Algen und Fisch vollstopft und dessen Schiss bei
weitem nicht so stinkt wie meiner, den Veganer, der ohne alles Tierische auskommt
(nicht mal mehr Geschlechtsverkehr hat?) und den Fruitaner, der keine Krimis liest, hört,
anschaut, grundsätzlich nichts Gemordetes zu sich nimmt, also auch nichts Entwurzeltes
oder Abgepflücktes.
Dass Tiere was fühlen, wissen wir, seit in jedem zweiten Haushalt mehr Kleintiere leben
als Kleinkinder. Weswegen ja dieses leichte Umdenken eingesetzt hat.
Ja, und dass Pfl anzen auch etwas fühlen müssen, beweisen schon allein die außergewöhnlichen Futtergewohnheiten der Fruitaner. Da geht‘s langsam luftig zu auf der Speisekarte.
Nun kommen zu guter letzt noch die alten Indianer daher, halten einen wohl behüteten
Stein in der Hand und behaupten so stur, wie sie sich schon ihrer Vertreibung in die an
sich doch ganz hübschen Reservate widersetzen wollten, dass Steine auch leben.
Da klappt manch weit herum gekommenem Vegetarier doch die Kinnlade auf die Zehen.
Den Allesfresser juckt so was ja nicht weiter, der spachtelt ohnehin wie eh und je alles
in sich hinein. Aber diejenigen, die sich beim Umgang mit ihrer Umwelt was gedacht,
Verantwortung übernommen, sich beschränkt haben und dabei auf allerlei eingefleischten Widerstand gestoßen sind, die muss es ja böse erwischt haben, als der alte Häuptling
seinen Fusel abstellte und mit seinem Findling vor unserer allgegenwärtigen Kamera
herumfuchtelte.
Nicht mal mehr auf Granit beißen zu dürfen – Höchststrafe fürs Menschenwesen!
Also, so der Allesfresser, kann ich doch gleich da weiter machen, wo ich noch nie aufgehört habe.
Ja, aber was tut nun der besonnenere, bewusstere Ernährungstyp, der prinzipienfestere,
der alternative?
Dem bleibt wohl nichts weiter übrig als zu verhungern, wenngleich er sogar dem Gestein
einen gewissen Nährwert abgewinnen könnte. Immerhin sind seinem trotzigen Körper
Entbehrungen keine Unbekannten und manche Sande bekommt man mit ein wenig
Regenwasser schon in Richtung Magengrube bewegt. Und der Indianer, von irgendwas
anderem außer seinem prima Sprit muss der doch auch leben, bevor er wieder zu Erde
und dann zu Stein werden kann, seinem Stein!
Tja, das haben die nun davon! Zumindest diejenigen, welche ihre Positionierung in der
Nahrungskette eiskalt manipuliert haben.
Zur Abwechslung ein klein bisschen Steinzeit würde unserer Welt vielleicht ganz gut tun.
Wenn die sich überhaupt drum schert! Um unsern Scheißdreck!
Die dreizehn Fragezeichen: Zeugs für lau
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ZEHN
Wenn Umsonstläden in den hippen Großstädten unserer Republik Flatterstände aufbauten, wäre das Umsonst&draußen-Konzept perfekt. Sie aber begnügen sich meist mit etwas
schummrigen, urgemütlichen Schmökerschuppen, in denen der Aufstand gegen ökonomische Diskriminierung geprobt wird.
Warum braucht die
Welt unbedingt einen Umsonstladen?
Um zu zeigen, dass es möglich ist, dass nicht alles auf
Konkurrenz, Geld und Profit basieren muss. Die Welt kann
auch so funktionieren.
Die Welt braucht nicht einen Umsonstladen, sondern viele.
Es gibt drei Gründe für Umsonstläden: Einen politischen
Grund, einen sozialen und einen ökologischen. Der politische Grund: Wir brauchen ein anderes Wirtschaftssystem,
in dem der Austausch zwischen Menschen nicht nur über
Geld passiert. Der soziale: Menschen mit geringem Einkommen bekommen Dinge, die sie brauchen, aber nicht
bezahlen können. Der ökologische: Dinge, die sonst auf
dem Müll landen würden, bekommen einen neuen Nutzer
und müssen nicht nochmals produziert werden.
Was ist die Idee, Philosophie, Botschaft des Ladens?
Ich sehe den Laden nur als Anfang, Teil eines größeren
Netzwerkes der Selbsthilfe. Wir bauen beispielsweise
gerade Nutzungsgemeinschaften für diverse Dinge auf. Die
Leute organisieren sich eine Alternative zur Erwerbsgesellschaft. Sie teilen so Wissen, Fähigkeiten etc.. Natürlich ist
das Ganze auch eine Kritik am Kapitalismus.
Ich verbinde sehr viel mehr mit dem Projekt als nur den
Laden. Darüber gibt es bei den Beteiligten aber unterschiedliche Ansichten.
Siehe erste Antwort.
Was ist am üblichen Prozedere – Ware gegen Geld, Geld
gegen Ware – auszusetzen?
Wenn produziert wird, um letztlich Geld zu verdienen,
Profit zu machen, kommt es häufi g vor, dass dabei Dinge
entstehen, die die Menschen gar nicht brauchen. Das Angebot in der Marktwirtschaft richtet sich nicht nach den
Bedürfnissen, sondern nach der mit Kaufkraft ausgestatteten Nachfrage. So kommt es, dass nicht nur zum Teil das
Falsche, sondern zu viel oder zu wenig produziert wird.
Das Problem ist, dass Geld ein Ausschlussfaktor ist. Viele,
ja immer mehr Leute werden durch Geld von der Teilhabe
an der Gesellschaft ausgeschlossen.
Wie funktioniert Euer Umsonstladen praktisch?
Menschen bringen Dinge vorbei, die zwar brauchbar sind,
aber von ihnen nicht mehr benötigt werden. Andere können die mitgebrachten Gegenstände einfach mitnehmen.
Einzige Regel ist die 3-Teile-Regelung: Jeder darf pro Besuch
nur drei Dinge mitnehmen, egal ob er zuvor etwas mitgebracht oder nicht.
Bei uns gibt es eigentlich keine Formalitäten. Die Sachen
müssen funktionstüchtig sein und nur selber eingeräumt
werden. Man muss nichts abgeben, um was mitzunehmen. Wer die Dinge nicht mehr braucht, bringt sie wieder
zurück. Wir sind hier keine Kontrollanstalt.
Wie ist die Resonanz auf Euren Laden?
Sehr positiv. Es kommen pro Öffnungszeit (drei Stunden)
30 bis 50 Leute.
Wir haben fast ständig Nutzer im Laden. Das schwankt
aber stark mit der medialen Aufmerksamkeit für den
Laden.
Welche Leute besuchen Euren Laden?
Natürlich zum einen eher Bedürftige. Sonst schon alternative Leute, die was mit Second-Hand anfangen können
und so. Alternative ist da eine bessere Bezeichnung als
Linke. Das hier ist eher eine Werte- als eine politische
Geschichte.
Ganz unterschiedliche Leute. Es ist aber zu bemerken,
dass Bedürftige eher mehr mitnehmen als die Nutzer, die
viel bringen und eher wenig mitnehmen.
Was meinst Du – teilen Eure Kunden die Idee hinter dem
Laden?
Nicht so sehr wie wir gerne hätten. Es gibt zu viele, die
einfach nur abgreifen wollen. Und andere, die ihre Sachen
einfach nur loswerden wollen und dies dann als Spende
betrachten. Es fi ndet also weniger ein Austausch unter
Gleichen statt, sondern eine Art Umverteilung.
Die Leute sehen den Laden schon eher praktisch. Was
dahinter steht, eher nicht.
Welche Sachen werden denn so abgegeben? Was habt
Ihr da?
Eigentlich alles Mögliche. Wir nehmen nur Dinge, die
nicht zu viel Platz wegnehmen. Am meisten Bücher, Bekleidung und Hausrat. In diesen Segmenten ist die Auswahl in unserem Laden meistens so groß, dass sich für
jeden etwas Geeignetes fi nden lässt.
Vor allem Bücher und Kleidung – nicht selten auch richtig
wertvoll (Anzug). Es gibt ein paar hochwertige Sachen,
elektronische Dinge (Drucker etc.). Eine Digitalkamera
war auch schon hier. So was ist dann schnell wieder weg.
Wie fi nanziert Ihr Euch (Miete, Strom), wenn Ihr nichts
verkauft?
Wir werden durch das EU-Projekt Jugend in Aktion gefördert, bei dem wir uns erfolgreich mit der Idee beworben
haben. Dann durch Spenden und Patenschaften (zwei Euro
im Monat). Mehr als die Hälfte der Kosten können wir so
schon allein stemmen.
Der Laden fi nanziert sich durch Spenden.
Arbeitet ihr nebenbei noch in richtigen Berufen, um Geld
zu verdienen?
Ja.
Bei den Ehrenamtlichen ist es sehr unterschiedlich: Einige
gehen arbeiten, andere gehen studieren und wieder andere
bekommen Transferleistungen.
Braucht man für das Betreiben des Laden nicht eine gehörige Portion Idealismus und Enthusiasmus?
Ja.
Sicher, aber Idealismus ist irgendwie nicht der passende
Begriff. Wir helfen ja wirklich Menschen.
Gibt es Probleme (z.B. mit dem Ordnungsamt, Handelsverbänden)?
Nein.
Nein.
Schon mal am 1. Mai ´nen Supermarkt geplündert? Wenn
nein, warum nicht?
Nein. Erstens ist es verboten. Und zweitens fi nd ich’s unpolitisch.
Na klar, wir plündern regelmäßig Supermärkte. Gehört
doch dazu.
Felix, Chefideologe und Mitbegründer des
Schenkladen Friedrichshain
Scharnweberstraße 29, Berlin
www.systemfehler-berlin.de.vu
Robert vom Umsonstladen freeshop
Brunnenstraße 183, Berlin
www.umsonstladen.info
Die Gespräche führten Maximilian Staude und Thomas
Feske.
Täglich. Kritisch. Anders.
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ERSCHEINT AM 13. JUNI 2008.
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Foto: Ruth Steinhof
impressum
Redaktion: Martin Schirdewan (V.i.S.d.P.), Thomas Feske. Autoren dieser Ausgabe: Maximilian Staude, Agata
Waleczek, Eva Flemming, Paul M., Alexander Koenitz,
Claudia Goldberg, Karsten Schmidt, Andreas Voland,
Christina Nowotny, Anne Kirchberg, Ivar Bahn. Unter
Mitarbeit von: Sebastian Frindte, Uwe Heide, LichtblickKino, EL*KE, Samuel Aubert, Lena Mauer, Felix vom
Schenkladen Friedrichshain, Robert vom Umsonstladen,
PaCo. Graphische Gestaltung: Stephan König, Martin
Deffner, genausoundanders.com Herausgeber: Neues
Deutschland Druckerei und Verlag GmbH Projektmanagement: Christoph Nitz Anzeigen:
Dr. Friedrun Hardt (Leitung) (030) 2978-1841, Sabine
Weigelt (030) 2978-1842, E-Mail: [email protected],
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