4. Holland - Odyssee Wohnmobilreisen

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4. Holland - Odyssee Wohnmobilreisen
Juli 2009 Reisetagebuch durch
Holland
Nach 2 Monaten in Irland sind wir zunächst
von Rosslare nach Fishguard übergesetzt, dann
schließlich nach einer Woche in Südengland nach Dover gefahren und hier die Fähre
nach Calais genommen.
Beide Fähren waren nicht vorgebucht, denn wir vermeiden den Zeitdruck, interessant
war der Preis in Dover, Nachfrage bei P&O ergab einen Preis für unser Wohnmobil
und zwei Personen für >120 Pfd., dagegen buchten wir dann zur gleichen Zeit bei
Seafrance für 61 Pfd., der Unterschied ist uns völlig unklar!
Nachdem wir bereits heute, 4.August 09, wieder an der deutschen Nordseeküste in
Norddeich stehen, muß ich doch noch in Erinnerung unsere Zeit in Holland
rekapitulieren, um eine Vollständigkeit in unsere Reisetagebücher zu bekommen.
Der Grund ist, daß unsere Reise durch Holland uns sehr gut gefallen hat, das Land
erscheint uns ein vorbildliches Reiseland mit dem Wohnmobil zu sein. Eine
unendliche Zahl von Stellplätzen und Campingplätzen bieten sich zum Aufenthalt an.
Wir könnten uns sogar vorstellen, hier zu leben, wenn wir nach einer entsprechenden
Wohnung suchen würden, aber wir haben verschiedene Vorstellungen von der
Infrastruktur und Lage einer Wohnung, außerdem ist es noch zu früh für eine
Entscheidung.
Blick auf die Kreidefelsen von Dover
Also zurück. Am 2. Juli verlassen wir über Dover GB, und uns hat das Festland nach
9 Wochen wieder. Nach kurzer Fahrt suchen wir uns noch einen Campingplatz nahe
Dünkirchen.
Am nächsten Tag Weiterfahrt durch Belgien entlang der Küste, wobei schon vor
Zeebrügge und sicher 20-30 km danach die gesamte Küste völlig verbaut ist zur
Touristenhochburg, strandnahe Durchfahrtsstraße mit mehrstöckigen Hotelburgen
und Wohnanlagen - schrecklich. Heidy kannte diese Region gut, da sie als Kind Ende
der 50er bis in die 60er Jahre hier mit den Eltern in kleiner Ferienwohnung Jahr für
Jahr Urlaub machte, bedingt durch ihre Mutter, die als Belgierin aus Antwerpen hier
die Ferien genoß – egal ob sich das Kind langweilte.
In Sluis gehen wir auf der N 58 über die Grenze nach Holland, fahren weiter bis
Terneuzen, um durch den Westernscheldetunnel zur Halbinsel nach Walcheren zu
kommen. Hier finden wir einen kleinen abseits gelegenen Minicamping auf einem
Bauernhof bei Oostkapelle - „Kalfhoek“. Hier kann man es gut aushalten, nur ca. 30
Plätze sind aufgeteilt und z.T. durch Hecken getrennt. Für nur 15,- € und all inclusive
mit Strom, Duschen, Waschmaschine und sogar kostenlos WLAN, was will man
mehr. Wir bleiben gleich für eine ganze Woche hier, denn endlich kommen auch die
Fahrräder zum Einsatz. Holland das Land der Fahrradfahrer ist wirklich vorbildlich,
überall breite Radwege abseits der Straßen, eine wirklich einmalige Möglichkeit der
Energieeinsparung. Deutschland könnte sich das zum Vorbild nehmen, wenigstens
dort, wo man wenig Steigungen hat. Auch den Supermarkt kann man per Fahrrad
besuchen, hier stehen mehr Räder als Autos vor den Läden, spart deutlich die
Großparkplätze an Supermärkten, wo bei uns schon, um Brötchen zu holen, mit dem
Auto vorgefahren wird. Haupttouristenort ist hier Domburg, wo endloser Strand, die
Leute einlädt und der Ort fast nur aus Touristenläden und Restaurants und Cafés
besteht.
Am Montag, 13. Juli, geht es erst weiter, das Ziel sollte Rotterdam sein, um uns den
riesigen Hafen von Europoort anzusehen, eigentlich wollten wir hier eine
Hafenrundfahrt machen, finden aber keinen entsprechenden Anleger für Rundfahrten
und verlassen schnell wieder dieses Ballungsgebiet, Städte sind einfach nicht unser
Ziel.
So geht es weiter nach Kinderdijk zu den 250 Jahre
alten Windmühlen, die hier allerdings weniger zum
Mahlen des Korns, sondern als Pumpen zur
Entwässerung des Landes eingesetzt wurden, heute
sind die 19 Windmühlen von Kinderdijk
kulturhistorische Attraktion.
Schnell sind wir über die Autobahn weg von Rotterdam und fahren nach Delft,
meiden den überfüllten und überteuerten Campingplatz und finden unser Quartier am
Rande der Stadt auf einem kleinen Platz „ de Eulenburg“, der nur die Hälfte des
großen Platzes kostet und nah genug liegt, um mit dem Rad die Stadt zu erkunden.
In der Innenstadt finden wir schnell einen bewachten Parkplatz für Fahrräder, stellen
unsere Räder unter und haben jetzt Zeit für eine längere Innenstadt-Besichtigung.
Überall in Holland finden sich die typischen Zugbrücken, die den Verkehr
lahmlegen,aber mit stoischer Ruhe von allen ertragen werden, eine gute Maßnahme
der Verkehrsberuhigung, sogar wie hier auf Schnellstraßen.
Die Delfter Innenstadt, umgeben von einem Grachtenring, ist sehenswert. Delft ist
die Stadt der weiß-blauen Fayencen, die seit hunderten von Jahren hier hergestellt
werden und die die Stadt in aller Welt bekannt gemacht hat.
In der „Nieuwe Kerk“ findet sich das Grabmahl der Oranier, leider zahlt man
Eintritt,was wir in einer Kirche schon immer abgelehnt haben, denn bei dem
allgemein bekannten Rund eichtum der Kirchen muß nicht auch noch die
Restaurierung von den Besuchern bezahlt werden (meine persönliche Ansicht).
Nach gemütlichem Mittagessen auf dem Marktplatz bei Konzertbegleitung durch ein
Jugendorchester fuhren wir zurück zum Stellplatz und fahren am nächsten Tag weiter.
Unsere Hollandtour wird danach fortgesetzt über die Küstenstraße, vorbei an Den
Haag bis Haarlem nach Zandvoort, hier jedoch finden wir nur einen unattraktiven und
völlig überfüllten Campingplatz neben der bekannten Rennstrecke, hier wollen wir
nicht bleiben. Fahren weiter an Alkmaar vorbei nach Julianadorp, den fast
nördlichsten Punkt auf einen kleinen Stellplatz hinter dem Deich. Hier können wir
wieder Radtouren durch Julianadorp, durch herrlichste Dünenlandschaft und bis zum
endlosen Strand unternehmen.
Selten beschreiben wir die Strände, da wir niemals, wie andere, uns an Stränden
ablegen, einerseits ist uns das Strandleben mit Kinderscharen nicht gerade angenehm,
andererseits mögen wir das „Braten“ in der Sonne nicht. Schlicht, es ist uns einfach
zu langweilig. Unser Leben unterwegs ist eher auf unseren eigenen Stühlen vor
unserem Wohnmobil oder in unseren eigenen vier Wänden, endloses Lesen
interessanter Bücher oder abends TV, lieber Selbstversorgen als ständig in Lokalen
abhängig zu sein, wie lange es dauert, ehe man Essen bekommt. Leider lernt man
unterwegs doch selten mal interessante Leute kennen, die Holländer wollen nicht
gern deutsch reden, eher englisch, und dann ist der Kontakt schnell begrenzt, schade.
Nach 3 Nächten geht es weiter wieder nach Süden nach Hoorn, wieder findet sich ein
Stellplatz in Hafennähe, eine nette Hafenstadt am Markelmeer / Ijsselmeer. Von hier
aus sind es nur wenige Schritte in den historischen Ortskern.
>Westfries Museum mit Standbild<
>Hoofdtoren grüßt die Schiffe<
Verschiedene Photoobjekte müssen hier einfach festgehalten werden !!
>Blick auf den Hafen Hoorn<
> Schiffsjungen am Hafen<
Von Hoorn aus geht es weiter über den 28 km langen Markerward-Deich durch das
Ijsselmeer zunächst nach Lelystad und dann nach Urk, dessen Stellplatz zwar am
Hafen liegt, uns aber nicht gefällt. Nach einem Lunch in unserem Heim, machen wir
einen kurzen Rundgang am Hafen, um dann aber weiterzufahren.
Weiter bis Woudsend. Hier beginnt jetzt Friesland, und wir befinden uns zur
Abwechslung mal mitten in einer Seenlandschaft, in der Seen hintereinander durch
Kanäle verbunden sind und ineinander übergehen. Vor einem Campingplatz gibt es
einen preiswerten Stellplatz, zwar nicht sehr großzügig, aber wenigstens mit gutem
Sanitärangebot. In der näheren Umgebung scheinen weitgehend Ferienhäuser zu
bestehen, wir könnten uns gut vorstellen hier zu wohnen. Bei unseren
Fahrradausflügen genießen wir nicht nur das Wetter, sondern auch die wunderschöne
Landschaft. Interessant hier in Friesland besteht man auf Zweisprachigkeit, so hat
jeder Ort zwei Namen, nicht nur holländisch, sondern auch auf Friesisch, dazu überall
der friesische Banner mit den sieben roten Seerosenblättern und zwei schrägen blauen
Streifen.
Nach drei Tagen wollen wir wieder zur Küste der Nordsee , um endlich eine
Wattwanderung zu unternehmen. Wir folgen der küstennahen Straße und fahren nach
Lauwersoog, direkt gegenüber der Insel Schiermonnikoog und leisten uns erstmalig
einen richtigen, da Hauptsaison, auch sehr teuren Campingplatz. 31,-€ für eine Nacht
auf dem Cpl. Ist einfach zu hoch, wenn man sich vorstellt, daß gerade junge Familien
mit schulpflichtigen Kindern hier zwei Wochen bleiben wollen. Sicher ist hier für
Kinder entsprechende Animation, auch Spielplätze und eine Surfschule gehören dazu,
für uns allerdings ist das Leben auf einem großen Cpl. zu streßig, insbesondere
stören uns die vielen bellenden Hund, ach, wie pflegeleicht ist doch unsere
Schildkröte.
Der Cpl. liegt am Ufer des Lauwermeer. Interessanterweise, inzwischen nach 40
Jahren Abtrennung vom Meer, gibt es hier Süßwasser, angeblich hat es inzwischen
auch die Palette der Süßwasserfische, erstaunliche Wandlung der Natur, aber zum
Angeln war es mir zu eintönig.
An einem Vormittag waren wir angemeldet zur
Waddenwanderung, die hier über den Cpl.
kostenlos angeboten wird. Pünktlich um 9.00 Uhr
stehen wir mit unseren Gummistiefeln bereit,
hören uns die Einführung durch einen jungen
Mann, der Meerebiologie studiert hat. Mit
unseren Gummistiefeln ist es zum Teil schwierig,
durch das moorastische Wattenmeer zu laufen.
Das Leben im Watt ist recht vielfältig, finden
nicht nur kleine Krabben, graben nach Wattwürmern und lernen die Muscheln zu
differenzieren. Das Laufen ist allerdings mit Gummistiefeln nicht immer einfach, wir
hätten evtl. doch die zu mietenden Strandschuhe nehmen sollen, besonders, nachdem
ich fast nicht mehr aus dem Morast kam. Leider war nach 2 Stunden dieses
interessante Erlebnis schon vorbei.
Auch hier ist eine Woche wie im Fluge vergangen
und weiter geht es in die Nähe von Groningen zu
einem kleinen aber beschaulichen
„Natuurbadcamping“ in Engelbert bei Groningen,
wo höchstens 10 Wohnwagen und Mobile, einige
Zelte am Ufer eines Sees neben einem Freibad
stehen.
Vor dem Freibad ist direkt die Bushaltestelle, von
wo aus wir in 20 Min in der Innenstadt von
Groningen sind, die größte unserer besuchten holländischen Städte und sehr
sehenswert.
Die Bilder oben zeigen das kubistische Gebäude des Museum, in dem auch einige
klassische holländische Maler zu bewundern sind. Wunderschön auch der die
Innenstadt umgebende Grachtenring, und sicher einmalig die riesige Fahrradgarage
am Bahnhof von Groningen, die kostenlos hier abgestellt werden.
Diese letzten zwei Übernachtungen hier am See des Naturbades waren dann schon
das Ende unserer einmonatigen Reise durch Holland, die uns sehr gut gefallen hat.
Leider gab es zu dieser Zeit keine Tulpenblüte, aber Holland hat auch mehr zu bieten,
wie wir hoffentlich ein bißchen dargestellt haben. Die Klagen, daß Holland besonders
teuer im Urlaub sein soll, können wir nicht bestätigen, insbesondere sind die
Lebensmittel bei der Selbstversorgung nicht wesentlich teurer. Essengehen ist
natürlich immer abhängig, wohin man geht und was man bestellt, aber es gibt auch
ausreichende Alternativen zu teuren Lokalen.
Holland war für uns sicher eine Reise wert, eine Städtereise nach Amsterdam,
Rotterdam oder auch Den Haag sind sicher interessant, gerne hätte ich auch das Van
Gogh Museum wiedergesehen, aber das kann man ja immer noch machen, wenn wir
mal „alt“ sind. Wir haben uns lieber mit Fahrrädern bewegt und die Küsten und Seen
unseres Nachbarn besucht, das uns immer mehr interessiert, wenn wir mit unserem
Wohnmobil unterwegs sind.
Der Bericht soll auf keinen Fall den Eindruck erwecken, wir haben ganz Holland
gesehen und besucht, sondern geben hier nur unsere Eindrücke wieder, was wir
besucht und gesehen haben.
Summa summarum: Holland ist eine Reise wert, viel Spaß bei unserem direkten
deutschen Nachbarn.
Bisher wußte ich noch nicht, daß mein Name „Harder“ auf holländisch Zander heißt,
immerhin 2 Kilo kosten 10,-€, erklärt übrigens auch, warum ich sogerne angel.