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EDITORIAL
Inhalt
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
Bethanien aktuell
Abschied von einem Freund und Förderer
Seite 14
Seite 2
Bethanien macht sich fein
Seite 4
Zertifizierung geschafft
Seite 24
Kurz & knapp
Seite 26
Liegen und lesen
Menschen in Bethanien
Rendezvous am Wärmebett
Seite 6
Seite 6
Rendezvous am Wärmebett
Seite 10
Die Zellen lügen nicht
Seite 12
Niemanden allein lassen
Seite 14
Abschied von einem
Freund und Förderer
Seite 16
Personalien
Aus der Medizin
Die Zellen lügen nicht
Seite 10
Seite 18
OP mit Tiefschlafgarantie
Seite 20
Knoten ins Kreuzband
Seite 21
Letzte Hoffnung Moers
Seite 22
Zentrale Anlaufstelle
für Patienten
Gruss aus der Kinderklinik
Seite 28
Dr. Pelz und Plüsch
Liegen und lesen
Seite 26
schön, dass Sie zum
BETHANIEN
FORUM
gegriffen haben. Der
Untertitel verrät es: Mit
dem Magazin wollen wir
Sie in Zukunft zwei Mal
im Jahr – jeweils Mitte
Juni und Mitte Dezember – über Wissenswertes aus dem Krankenhaus und dem Alten- Karl-Heinz Tenter
krankenheim informieren.
In den letzten Wochen und Monaten hat sich das
Gesicht von Bethanien an vielen Stellen verändert.
Das traditionsreiche Eingangsportal des Krankenhauses mit dem unverwechselbaren Giebel ist
selbstverständlich geblieben. Aber hinter den altehrwürdigen Mauern tat sich recht viel. Da wurde
renoviert, umgebaut und modernisiert. Bethanien
verfügt nun beispielsweise über eine der größten
und modernsten Intensivstationen am gesamten
Niederrhein – mitsamt neuer Liegendanfahrt.
Ebenfalls in komplett neuen Räumlichkeiten ein
Zuhause fanden die Zentralambulanz, das Sozialpädiatrische Zentrum der Kinderklinik und nicht
zu vergessen die Hausärztliche Notfallpraxis auf
dem Krankenhausgelände. Renoviert wurden die
Röntgenstation und die kardiologische Station G1.
Dank neuem Farbleitsystem in angenehm-warmen
Tönen erstrahlt seit Kurzem das Altenkrankenheim. Und im Eingangsbereich der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin gibt es an den Wänden
gar einen richtigen „Klinik-Dschungel“ zu bestaunen. Es ist also durchaus nicht übertrieben, wenn
das BETHANIEN FORUM auf der kommenden
Doppelseite titelt: Bethanien macht sich fein.
Mit dieser Ausgabe erscheint das BETHANIEN
FORUM nun zum 21. Mal. Dass viele von Ihnen es
erst jetzt kennen lernen, hat einen einfachen
Grund: Seit 1994 wurde es als internes Magazin
für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter produziert. Nunmehr wollen wir mit dem BETHANIEN
FORUM alle informieren, die an Gesundheitsthemen im Allgemeinen und am Bethanien im Besonderen interessiert sind. Wenn Sie möchten, schreiben Sie uns, wie Ihnen das Heft gefällt.
Eine angenehme Lektüre wünscht Ihnen
Karl-Heinz Tenter
Vorstandsvorsitzender der Stiftung Krankenhaus
Bethanien für die Grafschaft Moers
IMPRESSUM – BETHANIEN FORUM – Informationen aus dem Krankenhaus und Altenkrankenheim Bethanien in Moers. Erscheint alle 6 Monate jeweils am 15. Juni
und 15. Dezember • ISSN 1866-8968 • HERAUSGEBER – Stiftung Krankenhaus Bethanien für die Grafschaft Moers • V.i S.d.P – Dirk Ruder (Pressesprecher) •
REDAKTIONSTEAM – Karsten Hartdegen (Krankenpflegeschule) Oliver Hering und Gisela Kapitza (beide Sozialdienst Altenkrankenheim), Kornelia Höchter (Radiologie),
Cornelia Koch (Dialyse), Sabine Robakowski (Pflegedienstleitung Kinderklinik) sowie Dirk Ruder, Kai David Weierstahl und Barbara Schirner (alle Pressestelle) • LEKTORAT &
SCHLUSSKORREKTUR Nadine Magiera (Sekretariat Pflegedienstleitung) • AN DIESER AUSGABE HABEN AUßERDEM MITGEARBEITET – Pia Stieler (Praktikantin
Pressestelle), Birgit Rother (Freie Journalistin, Moers), Anne Horstmeier (Redakteurin WAZ, Moers), Christian Schröder (Redakteur Rheinische Post, Moers), Ilse Birnbaum
(Patientenbücherei). Die Redaktion dankt der Feuerwehr Moers für die freundliche Unterstützung beim Fototermin zur neuen Liegendanfahrt. • FOTOS – Bettina EngelAlbustin, Tanja Pickartz (Fotoagentur Ruhr), Andreas Krebs, Sascha Steinbach (scharfsteller), Familie Boldt, Philipp Schumacher, Ruhrlandklinik Essen, Archiv Krankenhaus
Bethanien • TITELFOTO – Bettina Engel-Albustin • KONZEPT & LAYOUT – Carolin Wrede (hausbusch text + design, Hagen) • DRUCK & VERARBEITUNG –
zero.kommunikation GmbH, Moers • ANZEIGEN – Es gilt Anzeigenpreisliste Nr. 1 vom Mai 2008 • KONTAKT REDAKTION BETHANIEN FORUM | Krankenhaus Bethanien
Moers | Presse- und Öffentlichkeitsarbeit | Bethanienstraße 21 | 47441 Moers | Tel.: 02841/ 200-2702 | Fax: 02841/ 200-2122 | E-Mail: [email protected]
Forum
Sommer 08
1
BETHANIEN AKTUELL
BETHANIEN AKTUELL
Zertifizierung geschafft
Krankenhaus Bethanien erhielt erneut das im
Gesundheitswesen bedeutsame KTQ-Zertifikat
Es ist vollbracht: Genau drei Jahre nach der ersten Qualitätsprüfung er-
den Stationen wurden von den Visitoren ausgie-
hielt das Krankenhaus Bethanien nun abermals das Qualitätssiegel KTQ.
big zu ihren jeweiligen Arbeitsbereichen befragt.
„Das Kürzel KTQ bedeutet Kooperation für Transparenz und Qualität im
Dokumente und Akten wurden geprüft, außer-
Gesundheitswesen. Krankenhäuser, die sich nach KTQ zertifizieren las-
dem schauten die Prüfer bei Besuchen auf den
sen, müssen sich einer peniblen Überprüfung durch externe Fachleute
Stationen in buchstäblich jeden Winkel des Kran-
unterziehen“, erläutert Ralf Drückes. Drückes ist einer von gleich drei
kenhauses. Dabei wurden nicht nur die medizini-
sogenannten Qualitätsmanagern im Krankenhaus Bethanien, die die
schen und pflegerischen Bereiche kontrolliert,
Einhaltung medizinischer und pflegerischer Standards überwachen.
auch die Arbeit des Seelsorge-Teams und des
Ethik-Komitees haben die Kontrolleure sich beispielsweise intensiv angesehen. Selbst Funktionsabteilungen, wie EDV und Haustechnik wurden
E
s gibt für Krankenhäuser verschiedene
Möglichkeiten der Zertifizierung. „Die
Zertifizierung nach KTQ ist sicher die um-
gecheckt - und sogar die Presseabteilung.
„Ob eine Abteilung direkten Patientenkontakt
hat oder nicht spielt bei der Überprüfung keine
Prüfung bestanden: Gemeinsam mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern freute sich die Bethanien-Qualitätskommission
(v.l.n.r.) bestehend aus dem Ärztlichen Direktor Prof. Dr. Wolfram Niedner, dem Qualitätsbeauftragten Hubert Krämer,
Krankenhausdirektor Wolfgang Kupferschmidt, dem Qualitätsbeauftragter Ralf Drückes und Pflegedirektorin Luise Werner
über das große blaue KTQ-Zertifikat. BILD LINKS Die externe Prüfungskommission Heinz-Josef Kessen, Dr. med. Andreas
Blüthgen und Carsten Thüsing (2., 3. und 5. v. r.) beim Gespräch mit Arzte- und Pflegeteams auf den Stationen.
fassendste“, sagt Drückes. Bei der Überprüfung
Rolle. Es geht einzig und allein um die Frage, ob
nahmen drei externe Fachleute, sogenannte Visi-
möglichst viele Arbeitsprozesse im gesamten
toren, fünf Tage lang das gesamte Krankenhaus
Krankenhaus möglichst strukturiert ablaufen,
genau unter die Lupe. Alle Abteilungen wurden
umfassend dokumentiert und damit potentielle
von dem eigens für diese Tätigkeit geschulten
Fehlerquellen für die Zukunft ausgeschlossen
Expertentrio, bestehend aus den Bereichen Me-
werden“, so Pressesprecher Dirk Ruder. An die
über den Leistungsstand eines Krankenhauses
dizin, Pflege und Verwaltung nach verschiedenen
Prüfung in „seiner“ Abteilung erinnert er sich
wie dem unseren zu informieren.“ Für viele Men-
erfüllt – unter anderem bei der Patientenbe-
Kriterien geprüft und bewertet. „Das sind Leute,
lebhaft. „Man wird von den drei Prüfern richtig
schen, die etwa zu einer anstehenden Operation
handlung, im Bereich der Sicherheit und des Da-
die aus ihrer Profession heraus natürlich sämtli-
in die Mangel genommen und fühlt sich, als ob
in ein Krankenhaus müssen, sei es durchaus
tenschutzes, der Organisation und Führung der
che möglichen Schwachstellen im Krankenhaus-
man Abitur- und Arztprüfung in einem ablegen
wichtig, anhand der Qualitätsmerkmale zu ent-
Klinik sowie bei der stetigen Weiterentwicklung
betrieb kennen. Deren geschulter Blick ist ein-
müsste.“
scheiden „in welche Klinik man am besten geht
der Qualität. „In einigen Bereichen lag unser
und in welche vielleicht besser nicht“, so Krämer.
Krankenhaus sogar deutlich über den Anforde-
fach unbestechlich, denen kann man nichts vormachen. Wenn irgendwo was nicht so läuft, wie
es sollte, merken die das“, weiß Drückes.
„Als Krankenhaus wollen wir uns in
allen Bereichen stets verbessern.“
Dieser Tage hielt das Krankenhaus endlich
reits mit der KTQ-Zertifizierung vor gut drei Jah-
das lang ersehnte blaue KTQ-Zertifikat in den
ren gemacht. Damals sei die Nervosität bei allen
Händen. Es hängt nun gut sichtbar im Eingangs-
Gründe für eine solche freiwillige Kontrolle auf
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern verständli-
bereich des Krankenhauses, damit Patienten,
der Hand. „Als Krankenhaus sind wir daran inte-
cherweise groß gewesen.
Besucher und Mitarbeiter es jederzeit sehen
Für Qualitätsmanager Ralf Drückes liegen die
können. „Das Zertifikat ist der beste Ausweis für
ressiert, uns stets in allen Bereichen zu verbessern. Unabhängige externe Prüfer können uns
Verbesserungsvorschläge umgesetzt
Umständen bei den Arbeitsabläufen noch
das große Engagement unserer Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter, die bei der Patientenversorgung
dabei helfen indem sie uns sagen, wo es unter
„In diesem Jahr hatten wir schon etwas mehr
jeden Tag hervorragende Arbeit leisten“, lobte
klemmt.“ Drückes' Qualitätsmanager-Kollege
Routine. Gespannt waren wir vor allem, ob die
Krankenhausdirektor Wolfgang Kupferschmidt.
Hubert Krämer von der Geschäftsführung er-
bei der damaligen Zertifizierung von den Visito-
Die bestandene Qualitätsprüfung wurde mit ei-
gänzt: „Da die wichtigsten Ergebnisse der Quali-
ren angeregten Verbesserungsvorschläge umfas-
ner Feierstunde begangen, zu der alle Mitarbei-
tätsprüfung von der KTQ-GmbH im Internet
send und korrekt von uns umgesetzt worden
terinnen und Mitarbeiter eingeladen waren.
unter www.ktq.de öffentlich gemacht werden,
sind“, so Drückes. Am Ende hieß es tatsächlich:
Text: Kai David Weierstahl und Dirk Ruder
hat jeder Patient die Möglichkeit, sich jederzeit
„Prüfung bestanden!“
Fotos: Tanja Pickartz (oben) Lutz Stierand (links)
Forum
4
rungen“, freute sich Drückes.
nagement hatte das Krankenhaus Bethanien be-
Sämtliche Chefärzte, die Abteilungsleiter sowie viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf
Den ersten Schritt in Richtung Qualitätsma-
Das Krankenhaus habe alle Anforderungen
INFO
Die Kooperation für
Transparenz und Qualität im Gesundheitswesen (KTQ) hat seit 2001
bundesweit 725 Zerifizierungen im Gesundheitsbereich durchgeführt, 688 davon in
Krankenhäusern. 114
Kliniken haben inzwischen das drei Jahre
nach der Zertifizierung
vorgeschriebene Rezertifizierungsverfahren
durchlaufen. Eine der
zum zweiten Mal geprüften Kliniken ist das
Krankenhaus Bethanien,
das im Herbst 2004 den
ersten ZertifizierungsZyklus durchlaufen und
mit einem Ergebnis
„deutlich im oberen Bereich“ abgeschlossen
hatte. Die KTQ GmbH
ist als Zertifizierungsmarktführer die wichtigste Instanz zur Qualitätsprüfung von Krankenhäusern in Deutschland.
Sommer 08
5
MENSCHEN IN BETHANIEN
MENSCHEN IN BETHANIEN
Rendezvous
am Wärmebett
Seit vierzig Jahren ist Doris Borgmann als Krankenpflegehelferin
auf der Wochenstation des Bethanien-Krankenhauses tätig. Der
Pflegeberuf hat sich in dieser Zeit stark verändert.
Wenn Babys schreien und junge Mütter Hilfe brauchen ist Schwester
Doris Borgmann in ihrem Element. Seit vierzig Jahren arbeitet sie als
Krankenpflegehelferin auf der Wochenstation. Anlässlich des Dienstjubiläums am 1. Juli 2008 begleitete das BETHANIEN FORUM sie einen Tag
lang bei der Arbeit.
D
irekt gegenüber vom Dienstzimmer der
vergangenen Nacht: den Zeitpunkt, an dem das
selbst und der Neugeborenenabteilung, einem
möchten uns bei allen Mitarbeiterinnen und Mit-
Wochenstation D2 kündet eine kleine
Neugeborene zuletzt getrunken hat, ob es bei
eigens eingerichteten Kinderzimmer.“ Mit der
arbeitern der Wochenstation Bethanien für die
Tafel mit bunter Schrift von den Neuan-
der Geburt Komplikationen gab und wann
Einführung von „Rooming-in“ und integrativer
fürsorgliche Pflege unseres Kindes bedanken“,
kömmlingen der letzten Stunden. Die Namen
Mutter und Baby voraussichtlich nach Hause
Wochenpflege seien beide Bereiche zusammen-
steht auf einer der Karten. Auf einem Foto ist ein
Anica und Celina stehen dort in verspielten
entlassen werden sollen. Begleitet von einer
geführt worden. Kranken- und Kinderkranken-
Baby im Nikolausgewand zu sehen. Nicola wur-
Buchstaben. Celina ist um 1.02 Uhr geboren
Krankenpflegeschülerin geht sie mit dem Pflege-
schwestern waren nun ein Team.
de tatsächlich vor zwei Jahren am Nikolaustag
worden. „Es ist jeden Tag aufs Neue schön zu
wagen über den Flur, auf dem sich alles befindet,
sehen, gleich zu Dienstbeginn zu erfahren, wen
was bei der Arbeit nützlich ist: frische Bettwä-
Wochenpflege verändert. Die Zimmer, in denen
tes Babygewand mit. Das witzige Foto war sogar
wir als neue Erdenbürgerin oder als neuen
sche, Blutdruckmanschetten, Stethoskop. Am
sich Babybett an Babybett reihte, gibt es nicht
in der Zeitung, sagt eine der Schwestern im Kin-
Erdenbürger bei uns begrüßen dürfen“, sagt
frühen Morgen dringt schon energisches Baby-
mehr. Heute bleiben die Babys die meiste Zeit
derzimmer.
Doris Borgmann, als sie früh morgens um fünf
geschrei aus etlichen Zimmern – auch aus dem
über im Zimmer direkt bei der Mutter. Früher
vor sechs an der Tafel vorbeigeht. Seit ziemlich
Zimmer, an dessen Tür Schwester Doris als erstes
durften Väter ihren Nachwuchs durch eine Glas-
Wickeltische stehen dort direkt nebeneinander.
genau vierzig Jahren kommt sie nun jeden Tag
klopft. „Wie geht es Ihnen heute?", fragt sie die
scheibe im Kinderzimmer gerade mal anschauen.
Über den Wickeltischen hängen große Wärme-
ins Krankenhaus Bethanien. Am 1. Juli 1968 hat
Mutter, als sie das Baby mit ein paar gekonnten
„Außer dem Ärzte- und Pflegepersonal durfte
lampen, die das Baby warm halten, während die
sie als Krankenpflegehelferin ihren Dienst im
Streicheleinheiten beruhigt. „Ich habe immer
hier früher niemand rein. Die Eltern und Ver-
Windeln gewechselt werden. Süße Tierbilder
Krankenhaus angetreten. Ein stolzes Dienstjubilä-
noch Schmerzen von der Geburt“, klagt die
wandte standen vor der Glasscheibe und haben
schmücken die Wände des Kinderzimmers. Ein
um, das die Sechzigjährige allerdings nicht groß
Mutter. Während das Baby ein Fläschchen war-
sich ihre Sprösslinge zu bestimmten Besuchszei-
Saxophon spielender Maulwurf, ein Löwe mit Tri-
zum Thema macht.
me Babymilch bekommt, erhält die Mutter ein
ten zeigen lassen“, erinnert sich Schwester Doris.
angel und weitere musikalische Tiere. Zwischen
Mittel, um die Schmerzen zu lindern. Dann
Frische Bettwäsche, Stethoskop
Im Schwesternzimmer löst der Frühdienst die
Nachtwache ab. Bei der Dienstübergabe wird
besprochen, wer sich heute Vormittag um wel-
Aber noch mehr hat sich mit der integrativen
Heute dürfen die Väter selbstverständlich mit
Drei mit violettem Kunststoff überzogene
den Wickeltischen und den Bildern an der Wand
ins Kinderzimmer hinein und jederzeit ihre Kin-
dient eine schmale Leiste als Ablage für kleine
sich. Der nach der anstrengenden Geburt noch
der versorgen. Durch das Konzept der Integrati-
selbstgestrickte Babyschühchen in verschiedenen
erschöpften Mutter soll noch etwas Schlaf und
ven Wochenstation kann die Familie immer ganz
Farben. Ein Mobilé darf natürlich auch nicht feh-
Ruhe gegönnt werden.
nah beieinander sein und so in den ersten Tagen
len, denn die Babys wollen in Rückenlage
nach der Geburt ein Gefühl der Geborgenheit
schließlich nicht an eine kahle Decke gucken.
Die Zahl der herein- und herausgerollten Ba-
che jungen Mütter und ihre Babys kümmert. Be-
ris Borgmann auf den Raum mit dem Frühstücks-
und der Gemeinsamkeit erleben. An der Glastüre
vor Schwester Doris die erste Mutter im Zimmer
buffet. Hier war früher eine unsichtbare Grenze.
zum Kinderzimmer hängen als Danksagungen
bybettchen wechselt im Kinderzimmer im Minu-
aufsucht, informiert sie sich in der Patienten-Do-
„Unsere Wochenstation bestand noch bis vor
zahlreiche Babyfotos, die die Eltern an die
tentakt. Schwester Doris legt das ihr anvertraute
kumentation über die wichtigsten Infos aus der
drei Jahren quasi aus zwei Bereichen. Der Station
Schwestern der Station geschickt haben. „Wir
Baby behutsam auf einen der Wickeltische, um
Forum
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geboren, da brachte der Vater ein passendes ro-
nimmt Schwester Doris das Baby zum Wickeln an
Auf dem Weg zum Kinderzimmer deutet Do-
Krankenpflegehelferin
Doris Borgmann am
Wärmebett
INFO
Integrative
Wochenpflege
bedeutet die komplette
Versorgung von Mutter
und Kind durch eine
Pflegekraft und unter
Einbeziehung („Integration") des Kindsvaters.
Die Schwester deckt dabei sowohl die Bereiche
der Kinderkrankenpflege
wie auch der Gynäkologie ab. Bei der integrativen Wochenpflege werden junge Eltern von
den Pflegekräften in die
Pflege des Kindes einbezogen, angeleitet und
beraten, damit sie im
Umgang mit dem Baby
sicher sind, wenn sie das
Krankenhaus verlassen.
Sommer 08
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MENSCHEN IN BETHANIEN
MENSCHEN IN BETHANIEN
schwestern und die Kinderärztin haben alle Hän-
es zu waschen. Anschließend werden die Vitalzei-
symmetrisch in eine Reihe. Die flinke Kranken-
chen wie Blutdruck, Körpergewicht und Tempe-
pflegehelferin ist nach so vielen Jahren in ihrem
de voll zu tun. Langsam wird es so eng wie
ratur kontrolliert. Die Messwerte trägt sie in die
Job noch immer so motiviert wie am ersten Tag.
Samstag an der Kasse vom Supermarkt.
„Kurve“ ein. In der Kurve werden alle Werte der
Die Kolleginnen auf der Neugeborenenstation
Babys dokumentiert. Die betreuende Kinderärz-
wissen den enormen Arbeitseifer der Kollegin zu
zudem etliche Verwandte und schauen belustigt
tin aus der Kinderklinik im gleichen Stock kann
schätzen.
zu. Sie dürfen aus Gründen der Hygiene nicht
mit ins Kinderzimmer hinein. Vierfaches Baby-
so während ihrer Visite alle wichtigen Werte
nachschauen, um das Baby medizinisch richtig
„Kinder sind einfach das Größte!“
Kugelschreiber zur Seite.
weinen füllt den Raum und eine junge Krankenpflegeschülerin an der Seite von Doris Borgmann
zu versorgen. „Jetzt lassen wir das Kleine mal
schlafen“, sagt Schwester Doris und legt den
Draußen vor der Glasscheibe drängen sich
Irgendwo an der Wand des Dienstzimmers
weiß kurzzeitig nicht mehr, wohin mit den vielen
piepst es. Ein Meldegerät, das anzeigt, in wel-
Babybettchen. „Nur die Ruhe“, sagt Borgmann
chem Zimmer eine Mutter Hilfe benötigt. „Das
und schiebt geschäftig ihre Brille auf die Nasen-
sehr sich der Pflegeberuf in vierzig Jahren verän-
sind meine Patienten“, sagt Doris und eilt im
spitze. Schwester Doris hat die Lage wieder mal
dert habe. Viele Stellen im Pflegebereich seien
Sauseschritt in das Zimmer, wo eine junge Mut-
im Griff. Am Ende verrät sie, wie eng auch ihre
heute Teilzeitstellen. Das sei ohne Frage gut für
ter vergeblich versucht, ihr weinendes Baby zu
eigene Familie mit dem Krankenhaus verbunden
die Schwestern, die Ihre Arbeitszeit und Freizeit
beruhigen. Schwester Doris nimmt den Säugling
ist. Sie habe nicht nur auf der Wochenstation
flexibler einteilen und mit dem Familienleben in
aus dem kleinen Babybettchen auf den Arm und
„für jede Menge Nachwuchs gesorgt“, sondern
Einklang bringen können. Gestiegen seien die
tröstet das Kind. Nach kurzer Skepsis hört das
auch in anderen Abteilungen des Hauses perso-
Anforderungen an den Job. Für Vieles bleibt we-
Kleine tatsächlich auf zu schreien. Doris Borg-
nell gestärkt. „Ich habe eine Tochter, die in der
niger Zeit. Früher hätten die Schwestern nach
mann legt das Kind an ihre Schulter. „Die Kinder
Gefäßchirurgie tätig ist und einen Schwieger-
Feierabend Socken für die Kinder gestrickt und
machen immer die Augen auf, wenn sie über die
sohn, der auf der Intensivstation arbeitet“. Ir-
sogar Dekoration für die Patientenzimmer geba-
Schulter gucken. Es ist ja auch interessant jeman-
gendwann, scherzt sie, werde sie unterm Titel
stelt. Schwester Doris nimmt sich die Zeit nach
den über die Schulter zu schauen“, sagt sie. Die
„40 Jahre im Krankenhaus Bethanien“ vielleicht
Dienstende allerdings auch heute noch. Oft
junge Mutter bedankt sich lächelnd. „Wenn es
einmal ihre Memoiren schreiben. Falls zwischen-
überrascht sie dann am nächsten Tag mit ihren
noch Probleme gibt, bitte einfach melden, ich
durch nicht wieder ein Baby weint, versteht sich.
selbstkreierten Basteleien nicht nur die Mütter,
komme sofort“, sagt sie freundlich lächelnd.
Text: Pia Stieler und Kai David Weierstahl
Als das Kind im Bettchen liegt, erzählt sie, wie
sondern auch ihre Kolleginnen.
Das freundschaftliche und enge Verhältnis zu
Fotos: Denise Ohms
den Müttern ist ihr wichtig. „So kann ich immer
Unvergleichbares Engagement
auch am Mutterglück ein wenig teilhaben. Kinder sind einfach das Größte für mich.“ Im Betha-
„Doris zeichnet ein unvergleichbares Engagement für Mütter und Kinder aus“, verrät die stell-
wohl gefühlt. „Ich habe den Eindruck, die
vertretende Stationsleitung Angelika Rittgerodt
meisten Mütter fühlen sich hier sehr geborgen.“
über ihre langjährige Kollegin. „Sie ist hilfsbereit
Nach vierzig Jahren Dienst hat Schwester Doris
und begeisterungsfähig.“ Schwester Angelika
heute manchmal die Babys ihrer einstigen Neu-
stimmt Schwester Doris zu, wenn von den frühe-
geborenen zu versorgen, was manchmal lustige
ren Jahren die Rede ist. Ja, es sei richtig, dass
Begegnungen mit sich bringe. „Ihren Mann hat-
man früher einfach mehr Zeit gehabt habe. Bei-
te ich als Baby auch schon auf dem Arm“, sagte
spielsweise um sich untereinander auszutauschen
Doris neulich in ihrer typischen Art zu einer jun-
oder auch um sich länger um die Mütter und
gen Mutter. „Das machen sie heute aber nicht
Kinder zu kümmern. Heute sei die Arbeit ganz
mehr!“, entgegnete die Mutter schlagfertig.
anders organisiert: Spezielle Mitarbeiterinnen aus
BILD OBEN Morgens bei der Dienstübergabe bespricht Doris Borgmann (m.) mit ihren
beiden Kolleginnen Bianca Schmid (li.) und Ina Müller (re.) wer sich an diesem Tag um
welches Baby und welche Mutter kümmern wird. BILD MITTE „Nur die Ruhe bewahren!“,
sagt Schwester Doris, wenn es mal wieder besonders hektisch zugeht. BILD UNTEN Unter
Anleitung von Schwester Doris misst Krankenpflegeschülerin Claudia Schöneich einer
jungen Mutter den Blutdruck.
nien habe sie sich in den vielen Jahren immer
Mittlerweile ist es elf Uhr am Vormittag. Im
dem nicht-pflegerischen Bereich kümmern sich
Kinderzimmer hat die Visite begonnen. Alle Ba-
um den Service rund um die jungen Mütter.
bys werden von der Kinderärztin untersucht. Ei-
Die Servicekräfte holen Zeitungen, melden die
nes von ihnen ist dabei besonders unruhig. „Na,
Patienten-Fernseher an oder organisieren das
du machst es mir aber nicht leicht, so quirlig wie
Frühstücksbuffet. Für die Schwestern waren diese
du bist“, lächelt die Ärztin und versucht das Baby
Arbeiten früher eine enorme zusätzliche Bela-
gleichzeitig zu untersuchen und zu besänftigen.
stung.
Schwester Doris steht auch hier wieder hilfreich
„Damals haben wir das ja alles selbst ge-
zur Seite. Doch das Kinderzimmer füllt sich un-
macht“, sagt Schwester Doris und rückt die
ablässig weiter. Reihenweise schieben Mütter ih-
belegten Brötchen auf dem Frühstücksbüffet
re Babys zur Untersuchung herein. Die Kranken-
Forum
8
INFO
Wochenstation D2
Auf der Bethanien-Wochenstation D2 sind 21 Pflegekräfte in Voll- und Teilzeitarbeit tätig. Die Station verfügt insgesamt über 36 Betten in freundlich-hellen Ein-, Zwei-, oder
Dreibettzimmern.
„Rooming-In“
bedeutet, dass die Neugeborenen im Zimmer der Mutter bleiben, so lange sie es
wünscht. Früher waren alle Babys in einem separaten Babyzimmer untergebracht, wo
sich Babybett an Babybett reihte. Wenn eine Mutter beim „Rooming-In“ die Station
kurz verlässt, wird das Baby in der Zeit von den Schwestern betreut.
Familienzimmer
Wenn die Familie es wünscht und die Belegung auf der Station es zulässt, wird jungen
Eltern zum Preis von täglich 55 Euro ein eigenes Familienzimmer zur Verfügung gestellt, in dem die Familie unter sich ist. Im Preis inbegriffen sind eine Vollverpflegung
und die Rückerstattung der Parkgebühren. Das Familienzimmer kann bei der Aufnahme
im Kreißsaal gebucht werden.
Krankenpflegehelferinnen
heißen mit offizieller Berufsbezeichnung „Gesundheits- und Krankenpflegehelferinnen“. Sie arbeiten im professionellen Pflegeteam und assistieren den Gesundheits- und
Krankenpfleger(inne)n bei deren Aufgaben wie etwa Krankenbeobachtung und Verbandswechsel. Die einjährig ausgebildete Krankenpflegehelferin übernimmt aber auch
Pflegetätigkeiten in Eigenverantwortung bzw. in Absprache mit dem dreijährig ausgebildeten Pflegepersonal. Krankenpflegehelfer(innen) sind unter anderem für das Umbetten, Hilfe bei der Nahrungsaufnahme, Toilettengang, Patientenbegleitung, Kontrolle von Blutdruck, Puls und Temperatur, Körperpflege, Richten der Betten, Schreibarbei(Quelle: Wikipedia)
ten und Hygiene zuständig.
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MENSCHEN IN BETHANIEN
MENSCHEN IN BETHANIEN
Die Zellen lügen nicht
Dr. Maria-Lieselotte Mlynek-Kersjes war einst die jüngste PathologieProfessorin Deutschlands, aber eine Altherrenriege ließ ihr keine
Chance auf eine akademische Karriere.
Frau Professorin wusste sich zu helfen und schlug einen anderen Weg ein. Seit zwanzig Jahren
leitet die Privatdozentin nun erfolgreich das Institut für Pathologie am Krankenhaus Bethanien.
Das BETHANIEN FORUM gratuliert zum 20jährigen Dienstjubiläum am 1. Juli 2008.
M
it 35 war sie die jüngste Pathologin
zu vereinbaren. „Man muss sich als Frau ent-
Deutschlands. Als sie mit 36 Jahren die
scheiden, wie man das macht. Erst Kinder und
jüngste Professorin wurde, untersagte
dann Karriere – das kann man vergessen. Es geht
ihr Essener Chef, sie in der Klinik mit ihrem Titel
nur: zuerst Karriere, dann Kinder“, bringt Dr.
anzusprechen. Denn da gab es zwei ältere
Mlynek-Kersjes, Mutter von zwei Töchtern, ihre
(selbstverständlich männliche) Oberärzte, „und
„Die Lok voran“: Privatdozentin Dr. Maria-Lieselotte Mlynek-Kersjes führt seit zwanzig Jahren erfolgreich das am Bethanien-Krankenhaus beheimatete
Moerser Institut für Pathologie, das sie am 1. Juli 1988 von ihrem Vorgänger Erich Isecke übernommen hatte. UNTERES BILD RECHTS OBEN Hautzellen im
Mikroskop mit einer Reaktion auf einen Insektenstich: Die Entzündungszellen sind rot gefärbt.
Erfahrungen auf den Punkt. Gar nicht geht es
Betrachten unterm Mikroskop aufbereitet. Dazu
zige Pathologin in Nordrhein-Westfalen, die Not-
ich war ja nur die letzte Assistentin“, sagt Privat-
ohne Unterstützung durch Ehemann und Kinder-
kommen die sogenannten Schnellschnitte, Pro-
dienst für die Deutsche Stiftung Organtransplan-
dozentin Dr. Maria-Lieselotte Mlynek-Kersjes.
frau. Für ihre 15-Stunden-Tage „muss sie den
ben direkt aus dem Operationssaal. Immer geht
tation leistet und nachts aufsteht, um Schnell-
Aber sie machte nicht mit zusammengeballter
Rücken frei haben“, sagt ihr Mann Gerhard
es um die Frage: gutartig oder bösartig? Die
schnitte von Organen zu untersuchen, die Spen-
Faust in der Tasche weiter, sondern ließ sich –
Kersjes.
kann die Pathologin in den meisten Fällen ein-
dern entnommen worden sind. Sogar aus Linz
deutig beantworten. Die Ärztin, die am tiefsten
sind schon Proben für die Pathologin eingeflo-
ermuntert durch ihren späteren Mann Gerhard
In ihrem Moerser Institut wird hart gearbeitet
Kersjes – als Pathologin in freier Praxis am Betha-
und manchmal auch gefeiert. Weihnachten zum
in den Patienten schaut, sagt: „Man muss Ab-
gen worden. Gewebeproben, die sie ein Mal im
nien-Krankenhaus nieder. Aus der Professorin
Beispiel. Das hat sie mit ihren Mitarbeiterinnen
stand haben und sachlich bleiben. Ich schaue nie
Mikroskop betrachtet hat, vergisst sie nie. „Ich
wurde die Privatdozentin.
im letzten Winter bereits zum 20. Mal gefeiert.
auf Namen. Nummer, Material und Gewebe
habe ein wahnsinniges optisches Gedächtnis.“
müssen übereinstimmen.“ Das widerspricht nicht
Express“ verlost. „Ein tolles Musical, das zeigt,
der Institut-Philosophie: „Hier wird jede Probe
einen Grund, warum sie die Pathologie „einfach
dominierten Beruf gemacht hat. In Fachgebieten
man muss ein Team sein: Die Lok voran, ein Ten-
wie die eines engen Angehörigen behandelt.“
faszinierend“ findet: „Ich bin ein rechthaberi-
wie Chirurgie oder Pathologie sind Frauen rar, in
der, der Druck macht, und Wagen, die hinterher
Die „Professoren-Erfahrung“ war nicht die
fast allen eine Seltenheit in Führungspositionen.
fahren.“ Eben so wie bei Mlynek-Kersjes' patho-
Karriere und Kinder: Das ist für Ärztinnen kaum
logischem Institut: „Wir transportieren Diagnosen für Patienten.“
wunderbar ausleben; es ist immer alles beweisbar“. Dabei war der erste Schritt dorthin mehr
Die Analyse der Schnellschnitte zeigt, ob der
aus der Not geboren. Denn eigentlich wollte sie
Kinderärztin werden. Doch während ihrer Pro-
medizinern geprägt, die fürs Fernsehen erdacht
ob weiter geschnitten muss. Sechzig Prozent der
motion starb ihr Doktorvater. Dessen Nachfolger
wurden. Wenn Dr. Mlynek-Kersjes Leichen obdu-
Proben bei Dr. Mlynek-Kersjes gelten der Frage,
schusterte ihr Thema einem von ihm geförderten
ziert, geht es zum Beispiel um die Frage, ob die
ob es sich um bösartige Tumoren handelt oder in
Kandidaten zu. Maria-Lieselotte Mlynek orientier-
Todesursache Folge einer Berufskrankheit ist. Die-
welchem Stadium sie sich befinden. Bei vierzig
te sich um, fand schließlich in einer Klinik in ihrer
se Arbeit, die Nicht-Medizinern einen Schauer
Prozent der Proben handelt es sich um entzün-
Heimatstadt Essen in der Pathologie eine Stelle
über den Rücken jagen kann, sieht die Patholo-
detes Gewebe. „Alles, was entfernt worden ist,
mit Promotionsmöglichkeit.
gin mit anderen Augen: „Es ist das Letzte, was
sollte untersucht werden“, findet die Pathologin
Die Weichen endgültig gestellt hat dann
wir für einen Menschen tun können und auch
und nennt ein Beispiel aus der Medizingeschich-
1978 ihr Professor, der ihr zum 27. Geburtstag
notwendig, um Angehörige oder Ärzte vor An-
te: Als in den 30er Jahren Frauen ihre Kinderlo-
beschied: „Sie können es weit bringen in
würfen zu schützen.“ Gab es Pflegefehler? Hat
sigkeit auf angeblich unsachgemäß ausgeführte
diesem Fach!“ – Frau Privatdozentin hat Wort
der Arzt falsch behandelt? „Die wahre Todesursa-
Blinddarm-Operationen zurückführten, konnten
gehalten …
che kann nur eine Obduktion klären.“
Pathologen anhand der aufbewahrten Gewebe-
Text: Anne Horstmeier
proben nachweisen, dass wirklich nur der Ap-
Die Autorin ist Redakteurin der WAZ in Moers
pendix entfernt worden war – nichts anderes.
Fotos: Denise Ohms (1), Sascha Steinbach (1),
Der Alltag von Dr. Mlynek-Kersjes wird allerFrau Privatdozentin kann auch anders: Gemeinsam mit dem niederrheinischen Krimiautor
Erwin Kohl präsentierte sich Prof. Dr. Mlynek-Kersjes im Frühjahr 2007 in Dienstkleidung
und Arbeitsgerät. Während Kohl im Krankenhaus aus seinem neuesten Roman las, führte
die leidenschaftliche Pathologin Besuchergruppen durch ihr Institut.
scher Mensch. Das kann ich in der Pathologie
„Sie können es weit bringen!“
Chirurg den Tumor vollständig entfernt hat oder
Das Bild des Pathologen ist von den Gerichts-
dings dominiert von Gewebeproben. Sie werden
morgens aus Praxen und Kliniken angeliefert,
nummeriert und mit technischen Verfahren fürs
Die Leidenschaft für die Pathologie scheint
bei Dr. Mlynek-Kersjes unbegrenzt. Sie ist die ein-
Forum
10
Augenzwinkernd nennt die ehrgeizige Ärztin
Und dabei zum 20. Mal Karten für den „Starlight
einzige, die sie als Frau in einem von Männern
Maria-Lieselotte Mlynek-Kersjes (1),
Archiv Krankenhaus Bethanien (1)
INFO
Im Moerser Institut für
Pathologie werden pro
Tag zwischen 50 und
100 Gewebeproben untersucht. Häufig handelt
es sich um Schnellschnitte direkt aus dem
Operationssaal.
Die
Schnittpräparate müssen aufgrund gesetzlicher Vorschriften mindestens zehn Jahre aufbewahrt werden. Seit Dr.
Mlynek-Kersjes vor genau zwanzig Jahren das
Institut von ihrem Vorgänger Dr. Erich Isecke
übernahm, werden allerdings alle Schnittpräparate dauerhaft archiviert
– auf kleinen Glasträgern
von der Größe eines
Streichholzbriefchens.
Allein durch die Glasobjektträger ist das Gesamtgewicht der in 20
Jahren angesammelten
Proben so groß, dass die
Regale erheblich verstärkt werden mussten
und der Archivraum
nicht unterkellert sein
darf, weil der Boden
sonst
durchbrechen
könnte.
www.pathologie-moers.de
Sommer 08
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MENSCHEN IN BETHANIEN
MENSCHEN IN BETHANIEN
Niemanden allein lassen
Das Team der stationären Hospizgruppe
(v.l.n.r.): Marlis Bös,
Rosemarie Bésuch, Ruth
Gies, Oliver Hering vom
Sozialen Dienst, Hospizkoordinatorin Gisela Kapitza, Horst Doetsch,
Doris Krupka, Brigitte
Lammers.
Sterbebegleitung ist Lebensbegleitung. In diesem
Sinne begleitet die stationäre Hospizgruppe im Altenkrankenheim Bethanien die Bewohner.
Als zweite Einrichtung dieser Art in ganz Nordrhein-Westfalen war die
2006 gegründete Gruppe eine Art Pilotprojekt. Während ambulante
Hospizdienste erst in der letzten Lebensphase vor Ort sind, bauen stationäre Hospizgruppen schon viel früher eine Beziehung zu den Seniorinnen und Senioren auf.
M
enschen, die Andere in der letzten Lebensphase begleiten, tun dies aus verschiedenen Gründen. „Manche haben
eigene Erfahrungen bei der Sterbebegleitung eines Angehörigen gemacht, manche wollen in ih-
und Helfer. Auf einem Infoblatt stellt sich die
abend in Geborgenheit ermöglicht werden. An-
rer Freizeit einfach nur anderen Menschen hel-
Gruppe so vor: „Wir haben Zeit für Gespräche
dererseits bedürfen schwerkranke, pflegebedürf-
INFO
fen“, sagt Gisela Kapitza, Mitarbeiterin des Sozia-
mit Bewohnern und Angehörigen, auch über
tige oder demente Bewohnerinnen und Bewoh-
len Dienstes vom Altenkrankenheim Bethanien.
schwierige Themen wie Abschiednehmen, Ster-
ner einer besonderen palliativen Pflege und psy-
Als zweites Altenkrankenheim in Nordrhein-West-
ben, Tod und Trauer. Wir haben Zeit für Begeg-
chosozialen Begeleitung in einer schwierigen
falen verfügt das Altenkrankenheim seit zwei Jah-
nungen, auch wenn Worte nichts mehr sagen.
Phase des Lebensweges. „Natürlich stellt das Le-
ren über eine eigene stationäre Hospizgruppe.
Wir haben Zeit für Begleitung im Leben und
ben in einem Altenkrankenheim ein ständiges
Sterben.“ Wichtig sei, die Bewohner des Alten-
Abschied nehmen dar. Es darauf zu reduzieren
verstärkte Unterstützung in der Öffentlichkeit er-
krankenheims und ihre Angehörigen nicht allein
wäre allerdings vollkommen falsch“, so Hering.
lebt und die Hospizbetreuung in Altenheimen
zu lassen, sagt Hering.
Das Team der Hospizgruppe des BethanienAltenkrankenheims besteht aus ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern unterschiedlichen Alters, die
regelmäßig für ihre Aufgabe geschult werden.
Die Arbeit der Gruppe
wird von Gisela Kapitza
als hauptamtlicher Hospizkoordinatorin
betreut. Die Hospizgruppe
begeleitet sterbende Bewohnerinnen, Bewohner und deren Angehörige. Die Ehrenamtler haben Zeit für Gespräche
über Themen wie Abschiednehmen, Sterben,
Tod und Trauer mit Bewohnern und Angehörigen. Die Gruppe nimmt
auch an regelmäßig
stattfindenden Gedenkgottesdiensten teil.
Obwohl der Hospizgedanke seit Jahren eine
oder Altenkrankenheimen nicht wirklich neu ist,
Altenkrankenheims durch das Hospiz-Team wird
mitarbeitern und Seelsorgern eingebunden. „Die
um echte Pilotprojekte. Neu daran ist der statio-
durch Gisela Kapitza koordiniert und geplant.
Ehrenamtler arbeiten je nach persönlichen Mög-
näre Charakter. Ambulante Hospizdienste kom-
„Die Arbeit der Hospizgruppe setzt einen konti-
lichkeiten für ein paar Stunden in der Woche in
men erst in der letzten Lebensphase ins Haus,
nuierlichen Kontakt mit den Wohnbereichen vor-
der Hospizgruppe.“ Bei der verantwortungsvol-
um Menschen zu betreuen – oft zu spät, um
aus, damit sich eine Beziehung zwischen Bewoh-
len Aufgabe wird niemand ins kalte Wasser ge-
noch eine Beziehung zum Sterbenden aufzubau-
nern und den ehrenamtlichen Hospizmitarbei-
worfen. „Durch intensive Fortbildungen beglei-
en. Stationäre Hospizgruppen sind im Gegensatz
tern entwickeln kann“, erklärt Kapitza. Meistens
ten wir die Gruppe und bauen Unsicherheiten
dazu ständig vor Ort und daher viel besser in der
macht die Gruppe auch beim Kontakt mit den
ab. Jeder Ehrenamtler soll sich in der Gruppe gut
Lage, auf die besonderen Bedürfnisse sterbender
Angehörigen positive Erfahrungen. „Oft ist es für
aufgehoben fühlen." Regelmäßige Teambespre-
Bewohnerinnen und Bewohner einzugehen.
Angehörige wichtig, jemanden zu haben, der ih-
chungen helfen dabei, Erfahrungen auszutau-
nen einfach zuhört.“ Der Erfolg gibt dem Kon-
schen und das Miteinander in der Gruppe zu
noch eine Seltenheit. Außer der eigenen Gruppe
zept recht. „Bei den regelmäßig stattfindenden
stärken. Das zeigt sich dem Besucher sofort. Bei
weiß Oliver Hering, Leiter des Sozialen Dienstes
Gedenkgottesdiensten äußerten sich Angehörige
den Treffen der Hospizgruppe ist von Trauerge-
im Bethanien-Altenkrankenheim, nur noch von
beeindruckt von der Arbeit der Hospizgruppe“,
meinde jedenfalls keine Spur. Da sitzt vielmehr
einer solchen Gruppe in Wuppertal. Dabei haben
berichtet Kapitza.
eine lebhafte Gruppe von Frauen und Männern
die stationären Gruppen viele Vorteile. „Sie ken-
Die sinnvolle aber zeitintensive Hospizarbeit
unterschiedlichen Alters zusammen, die anrüh-
nen die Bewohner unseres Hauses und auch ihr
kann vom Pflegepersonal nicht geleistet werden.
rende Geschichten von ihrer Arbeit erzählen
Lebensumfeld sehr genau, weil das Hospiz-Team
Freilich sind Alten- und Pflegeheime Orte, an de-
kann. „Sterbebegleitung ist eben Lebensbeglei-
ja ständig vor Ort ist.“
nen Leben und Sterben der Bewohnerinnen und
tung“, zitiert Sozialdienstleiter Hering das Motto
Bewohner dicht nebeneinander liegen. Den Be-
der Gruppe.
wohnern soll auf der einen Seite ein Lebens-
Text: Dirk Ruder, Fotos: Denise Ohms
Derzeit verfügt das Bethanien-Altenkrankenheim über fünfzehn ehrenamtliche Helferinnen
Forum
12
les Team aus Pflegekräften, Ärzten, Sozialdienst-
handelt es sich bei stationären Hospizgruppen
Zur Zeit sind solche Hospizgruppen vor Ort
Diese Engelsfigur begleitet im Altenkrankenheim Bethanien die Bewohnerinnen und
Bewohner auf ihrem Weg und spendet Trost.
Die Betreuung aller sechs Wohnbereiche des
Die Hospizgruppe ist in ein multiprofessionel-
Kontakt
Stationäre Hospizgruppe im Altenkrankenheim
Bethanien
Hospizkoordinatorin
Gisela Kapitza
Tel.: 02841/ 200-2140
oder Tel. 200-2104
Mail:
[email protected]
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MENSCHEN IN BETHANIEN
MENSCHEN IN BETHANIEN
Abschied von einem
Freund und Förderer
ten den damaligen NRW-Minister für Arbeit, Ge-
Nach einem außergewöhnlich aktiven Leben starb am 14. Mai 2008
im Alter von 81 Jahren Prof. Dr. Hermann Boldt.
sundheit und Soziales, Axel Horstmann, derart,
sitzender noch auf den Weg gebracht. Auch
dass er sich für einen Zuschuss der Landesregie-
wenn die charakteristische Giebelfront des Betha-
rung in etwa gleicher Höhe stark machte. Von
nien-Krankenhauses seit hundert Jahren nahezu
der Gesamtsumme konnte vor fünf Jahren die
unverändert ist: Hinter dieser Eingangsfront wur-
rundum modernisierte Kinderklinik fertig gestellt
de das Krankenhaus unter Boldts Leitung im
werden.
Prinzip ein Mal komplett neu aufgebaut. Eine be-
Der Umbau der Kinderklinik war jedoch nicht
das einzige größere Modernisierungsprojekt,
achtliche Leistung.
Die Liste wird noch um einiges länger, zählt
dessen sich Prof. Dr. Boldt in enger Abstimmung
man die Erfolge hinzu, die andernorts auf sein
mit der Krankenhausleitung annahm und um das
ehrenamtliches Engagement zurückzuführen
Mit hoher Fachkompetenz und Leidenschaft hatte Boldt mehr als
nahm er in Wilhelmshaven auf, später wechselte
er sich mit größtmöglichem Einsatz kümmerte.
sind, etwa das für die „Freunde und Förderer des
dreißig Jahre lang die Geschicke von Krankenhaus und Altenkranken-
er an die Rheinisch-Westfälische Technische
Die während seiner fast 30jährigen Amtszeit im
Gymnasiums Rheinkamp“, dem 1968 von Prof.
heim gelenkt – seit 1976 als Vorstandsmitglied und von 1982 bis 2005
Hochschule nach Aachen. Während der Seme-
Stiftungsvorstand (seit 1976) in Angriff genom-
Dr. Hermann Boldt und seiner Frau Ursula mitge-
als Vorstandsvorsitzender der Stiftung Krankenhaus Bethanien.
sterferien arbeitete er im Bergbau; die erste
menen und vollendeten Maßnahmen zur Moder-
gründeten gleichnamigen Verein. Auch nach der
BETHANIEN FORUM erinnert an Boldts verdienstvolles Engagement.
Station im Ruhrgebiet war das am östlichen Rand
nisierung des Krankenhauses und des Altenkran-
altersbedingten Beendigung seiner Vorstandstä-
gelegene Bönen und die Zeche Königsborn. In
kenheimes ergeben eine lange Liste: 1983 wurde
tigkeit vor drei Jahren blieb Prof. Dr. Boldt „sei-
er Großvater hätte sicher große Freude
Bönen entschied sich der berufliche und auch
unter seiner Federführung die damalige Ab-
nem“ Bethanien verbunden. So war es nahelie-
daran gehabt, hätte er erleben können,
private Lebensweg: Hier lernte er seine Frau
teilung für Innere Medizin in die vier heute
gend, dass er Familie, Freunde und Weggefähr-
was aus seinem Enkel wurde. Er war dem
Ursula kennen und hier begann seine bemer-
bestehenden Fachkliniken und die Abteilung für
ten anlässlich seines 80. Geburtstags im Oktober
kenswerte berufliche Karriere.
Radiologie und Nuklearmedizin umstrukturiert.
2006 selbstverständlich zu einer Feier in das Be-
D
Jungen in besonderer Weise zugetan und förderte ihn nach Kräften. Der Schiffszimmermann und
thanien einlud. Geburtstagsgästen boten die Re-
Von Mitte der 60er bis Ende der 80er Jahre
Modernisierer des Krankenhauses
debeiträge der drei Boldt-Kinder schlaglichtartige
Inhaber einer kleinen Werft in Wilhelmshaven
war Prof. Dr. Boldt als Direktor des Verbundberg-
zahlte dem Jungen das Schulgeld fürs Gymnasi-
werks Rheinland tätig, zu dem die Zechen Patt-
um und stellte damit die Weichen für seinen
berg, Rheinpreußen und Rossenray gehörten. In
Lebensweg.
dieser Funktion hatte er sozusagen ein „Erbe“
der Chirurgie in die zwei Fachkliniken für Unfall-
Nordenham geboren wurde und in Wilhelms-
mit übernommen. Dieses Erbe war die enge Be-
und Allgemeinchirurgie, außerdem wurde eine
haven aufwuchs, in Sichtweite der Nordsee also.
gie brachte ihn mit dem Bergbau in Kontakt und
ziehung zwischen dem niederrheinischen Berg-
neue Fachabteilung für Gefäßchirurgie eingerich-
Und wiewohl er bereits seit mehreren Jahrzehn-
weckte seinen Studienwunsch. Das Studium
bau und dem Krankenhaus Bethanien, einer Be-
tet und ein Linksherzkathetermessplatz geschaf-
ten am Niederrhein lebte, waren ihm demnach
ziehung, die bereits seit nahezu zwei Jahrhunder-
fen.
gewisse Gewohnheiten geblieben, die ganz ein-
Hermann Boldts frühe Passion für die Geolo-
ten besteht. Seither fanden die Kumpel der um-
So kannte man ihn: Prof. Dr. Hermann Boldt (sitzend) im Kreis des Bethanien-Direktoriums
bestehend aus Pflegedirektorin Luise Werner (li.), Krankhausdirektor Wolfgang Kupferschmidt (hinten) und dem Ärztlichen Direktor Prof. Dr. Wolfram Niedner (re.). DIE FOTOS
RECHTS zeigen den privaten Hermann Boldt mit Ehefrau Ursula und Hund Anton, seinen
Kumpel.
Einblicke in das Boldt'sche Familienleben. So war
Zwei Jahre später folgte die Neuaufteilung
Der Einrichtung der Kinderdialyse 1987 folgte
etwa zu erfahren, dass Prof. Dr. Boldt in Blexen,
deutig mit seiner Herkunft zusammenhingen.
liegenden Bergwerke medizinische Hilfe „im Be-
1991 die Eröffnung des Zentrums für geronto-
Ausgedehnte Urlaube an der Küste gehörten
thanien“, wenn die Heildiener – so heißen die
psychiatrisch behinderte Menschen mit 84 Heim-
beispielsweise dazu, und auch die lebenslange
Sanitäter auf dem Pütt – nicht mehr weiterhelfen
plätzen im Altenkrankenheim Bethanien. Die
Vorliebe für Matjes und Lachs – zum Frühstück!
konnten. Besonders eng wurde die Beziehung
Fertigstellung des neuen Bettenhauses (Haus D),
zwischen Bergbau und Krankenhaus unter Boldts
der Krankenhausapotheke und der Patienten-
plötzlich, aber nicht unerwartet. Die Offenheit,
Ägide, und es wurde eine Erfolgsgeschichte zum
Caféteria managte das Krankenhaus unter Prof.
mit der Familie Boldt, allen voran Ehefrau Ursula,
großen Nutzen der Stiftung Krankenhaus Betha-
Dr. Boldts Führung 1992 ebenso souverän, wie
in den vergangenen Jahren mit der Alzheimer-Er-
nien. Seit 1976 im Stiftungsvorstand, machte
die Einrichtung der Zentralsterilisation oder des
krankung Prof. Dr. Boldts umging, hat Freunde
sich Prof. Dr. Boldt mit großem Einsatz für die
Zentrums für Schlafmedizin und Heimbeatmung
und Weggefährten zutiefst angerührt.
Stiftung stark. Ihm ist es zu verdanken, dass sie
im Jahr 1994. Später folgten der neue Kreißsaal
einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurde,
der Frauenklinik (1998) und das zur Jahrtausend-
und Altenkrankenheim in Anwesenheit des
und nicht nur das allein: Viele Moerser Bürgerin-
wende fertiggestellte Haus E.
Moerser Bürgermeisters Norbert Ballhaus mit
Die Nachricht vom Tod Prof. Dr. Boldts kam
Am 21. Mai verabschiedeten sich Krankhaus
nen und Bürger erinnern sich sicherlich noch an
Ein Jahr später, 2001, eröffnete die neue
einer würdigen Feier von einem unvergesslichen
die Mitte der 90er Jahre beginnende beispiellose
Zentralendoskopie, außerdem der neue Service-
Menschen. In einem von Vorstand, Verwaltungs-
Spendenaktion zu Gunsten des Erweiterungsbaus
bereich mit Patientenbücherei, Frisörsalon und
rat, Direktorium, Mitarbeitervertretung sowie
der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin. Mit
Kiosk, und – nicht zu vergessen –, die 2004 er-
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unterzeichne-
unermüdlichem Einsatz warb Prof. Dr. Boldt um
folgte Eröffnung der Operativen Tagesklinik
ten Nachruf heißt es: „Wir werden Hermann
Unterstützung für das Projekt. Innerhalb von
(OTK) und die Anschaffung des 16-Zeilen-Com-
Boldts von menschlicher Wärme, Leidenschaft
sechs Jahren kamen so schließlich rund 800.000
putertomographen. Den Neubau der Intensivsta-
und Humor geprägte Persönlichkeit in bleiben-
Euro an Spendengeldern von rund 3.600 Einzel-
tion C1 und der Zentralambulanz, die beide im
der Erinnerung behalten.“
spendern zusammen. Diese Zahlen beeindruck-
vergangenen Jahr eröffnet wurden, hat Boldt in
Text: Birgit Rother, Fotos: Andreas Krebs (1), Fam. Boldt (2)
Forum
14
seinem letzten Dienstjahr 2005 als Vorstandsvor-
ZITAT
Die Tageszeitung NRZ
würdigte Prof. Dr. Hermann Boldt in einem
Nachruf am 19. Mai
2008 als „Kämpfer für
Bethanien“ und merkte
an: „Für das Krankenhaus
Bethanien wie für die
Stiftung erwies sich
Boldts Vorstandstätigkeit
als glückliche Fügung.“
Das Blatt wies auf die beeindruckende Lebensleistung Hermann Boldts
hin. „Möglich war das
alles sicher nur, weil Hermann Boldt die Gabe
besaß, Menschen für Ideen zu gewinnen.“ Boldts
Begeisterungsfähigkeit
bezeichnen viele Freunde
und Kollegen als „durchaus ansteckend“, so die
Zeitung.
Familie Boldt bat im Sinne des Verstorbenen um
Spenden für den von
Hermann und Ursula
Boldt mitgegründeten
„Freundeskreis Bethanien“ auf das Konto Nr.
1125 002 764 bei der
Sparkasse am Niederrhein, BLZ 354 500 00.
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MENSCHEN IN BETHANIEN
MENSCHEN IN BETHANIEN
▼
Mehr Geld
Neuer Onkologe in der Gastroenterologie
Erfolgreich abgeräumt beim ARD-Ratequiz mit Jörg Pilawa haben Bethanien-Kinderarzt Dr. Gündüz Selcan und
Kinderkrankenschwester Ilka Prangen. Mit der richtigen Antwort auf die Frage, woran Serbien, Bulgarien und
Rumänien grenzen, gewannen sie einen fünfstelligen Eurobetrag. Während Krankenschwester Prangen mit ihrer Hälfte des Gewinns zunächst die Anschaffung eines neuen Staubsaugers erwägte, sich dann aber doch für
ein neues Auto entschied, legte Kinderarzt Dr. Selcan seinen Teil des Geldes vornehmlich „in Windeln“ an:
Genau einen Tag nach der bereits am 17. September 2007 erfolgten Aufzeichnung der ARD-Sendung wurde
nämlich Tochter Helena Mina geboren. Weil die Geburt unmittelbar bevorstand, hatte Dr. Selcan eigentlich gar
nicht die weite Reise ins Studio nach Hamburg antreten wollen.
Als fachübergreifend tätiger Onkologe hat Dr. Thomas Blankertz seinen Dienst im Krankenhaus Bethanien aufgenommen. Der Spezialist für Blut- und Krebserkrankungen – im Ärztedeutsch: Hämatologie und Onkologie – ist
nicht nur für die Hämatologie in Bethanien zuständig, er unterstützt auch beratend die Kinder- und Jugendklinik. Der neue Oberarzt wird auch den Aufbau des Darmzentrums am Krankenhaus koordinieren. Dr. Blankertz
war zuvor als Assistenzarzt im Duisburger Johanniter Krankenhaus tätig. Der 42-jährige Arzt lebt mit seiner Frau
und mit seinen beiden Kindern in Wassenberg im Kreis Heinsberg. Die Zusammenarbeit mit den Kollegen in
Moers beschreibt Dr. Blankertz kurz und bündig als „kollegial, reibungslos und zielorientiert“.
▼
Personalien
Nuklearmedizin unter neuer Leitung
Bethanien-Kinderarzt Dr. Gündüz Selcan (li.)
und Kinderkrankenschwester Ilka Prangen siegten beim ARD-Quiz bei Pilawa. Ausschnitt aus
der Moerser Lokalausgabe der Rheinischen Post
vom 25.10.2007
Mehr Fußball
Mit zwei Eintrittskarten für ein Spiel des MSV Duisburg überraschte unlängst Bethanien-Sekretärin Nicole Kautz
spontan einen Patienten, der seit drei Jahren auf der Dialysestation behandelt wird. Als sie erfuhr, dass der im
Bethanien-Altenkrankenheim lebende Mann leidenschaftlicher MSV-Fan ist, rief sie kurzerhand bei der Pressestelle des Fußballvereins an. Der ließ sich nicht lange bitten und spendete zwei Tickets für das Bundesligaspiel
Duisburg gegen Karlsruhe, zu dem der Patient mit einem Betreuer fuhr. Leider verlor der MSV in letzter Minute
mit 0:1, dennoch stellte der Stadionbesuch eine willkommene Abwechslung zur Dialysebehandlung dar.
▼
„Neue Ära“ in der Lungenchirurgie
Der namhafte Thoraxchirurg Prof. Dr. Georgios Stamatis von der Ruhrlandklinik in Essen-Heidhausen operiert seit
1. April auch in der Bethanien-Lungenklinik. Das Moerser Krankenhaus habe dazu mit der Ruhrlandklinik einen
Vertrag geschlossen, „wie er bisher in der Bundesrepublik einmalig ist“, freute sich der Chefarzt der
Moerser Lungenklinik, Dr. Thomas Voshaar im Mai. Mit Prof. Dr. Stamatis' Tätigkeit beginne am Bethanien „eine
neue Ära“. Die Thoraxchirugie findet beispielsweise bei Lungenkrebs Anwendung. In einer Zeit, in der der
Lungenkrebs bereits häufiger vorkomme als Brustkrebs oder Gebärmutterhalskrebs, sei es besonders wichtig,
über gute Fachleute zu verfügen, erklärte Voshaar weiter. Prof. Dr. Stamatis gilt als ausgesprochene Kapazität.
Hat gar nicht weh getan
Über einen Dankesbrief von Familie Wiese aus Moers freuten sich Bethanien-Unfallchirurg Dr. Inram Akram und
das Pflegeteam der Zentralambulanz. Wiese-Töchterchen Jana hatte sich bei einem Sturz offenbar den Oberarm
gebrochen, weshalb das Kind in die chirurgische Ambulanz kam. Über 90 Minuten habe das Kind nach dem
Sturz geweint „und niemanden an ihren Arm herangelassen“, schrieben die Wieses. „Wie Dr. Akram sie dann
untersucht hat, fanden sowohl meine Lebensgefährtin als auch ich einfach nur beeindruckend. Er hat sie derart
sanft und verständnisvoll untersucht, so was haben wir beide noch nicht erlebt. Insbesondere nicht an einem
Samstag im Notdienst, wo wir sicher nicht die ersten und einzigen Patienten waren. Auch hat er uns in der Wartezeit auf den Oberarzt immer wieder den Sachstand mitgeteilt und die nicht ganz kurze Wartezeit erklärt.“ Von
der „fürsorglichen, liebevollen und einfach nur netten“ Behandlung zeigte sich Familie Wiese begeistert.
Der Essener Thoraxchirurg Prof. Dr. Georgios
Stamatis operiert seit dem 1. April 2008 auch
im Krankenhaus Bethanien (Foto: Ruhrlandklinik Essen)
Weibliche Kunst in der Frauenklinik
Auf den Fluren der Bethanien-Frauenklinik ist derzeit eine Ausstellung von Werken der Krefelder Malerin und
Beuys-Schülerin Gabriele Leigraf zu sehen. Die Schau unter dem Titel „Kunst der Weiblichkeit – Weiblichkeit der
Kunst“ zeigt farbintensive Kompositionen in denen die Elemente Hoffnung und Stärke dominieren: In Ihren
Werken setzt Leigraf sich intensiv mit dem Thema Brustkrebs und der damit einhergehenden Verletzung der
Weiblichkeit auseinander. Zusammengestellt hatte die Künstlerin die Schau auf Anregung von FrauenklinikChefarzt Prof. Dr. Wolfram Niedner anlässlich der offiziellen Anerkennung des Kooperativen Brustzentrums Linker
Niederrhein durch das NRW-Gesundheitsministerium.
▼
Dr. Wolfgang Groß ist Chefarzt der BethanienFachabteilung für Nieren- und Stoffwechselerkrankungen (Foto: KBM/ Philipp Schumacher)
Bethanien-Radiologe Dr. Hans Bender hat zusätzlich die nuklearmedizinische Abteilung und Ambulanz übernommen. Als Chefarzt der Abteilung für Radiologie hatte Dr. Bender die Abteilung bereits 2007 kommissarisch
für Dr. Vera Schwarzhoff betreut. Am umfassenden Leistungsspektrum ändert sich dadurch nichts. In der Abteilung werden weiterhin verschiedene Schilddrüsenuntersuchungen, Knochenszintigraphien, Nierenfunktionsuntersuchungen, Myocardszintigraphien und Szinitgraphien der Lymphknoten durchgeführt.
Jahrhundert-Geburtstage im Altenkrankenheim
Mehr als hundert Kerzen auf der Geburtstagstorte auspusten können in diesem Jahr gleich zwei Bewohnerinnen
des Altenkrankenheims Bethanien. Am 4. November begeht die 1906 im niederschlesischen Goldberg geborene Frieda Bogner im Wohnbereich VI des Altenkrankenheims ihren 102. Geburtstag und schon am 27. September feiert im Wohnbereich II Helene Langer bereits ihr 108. Wiegenfest. Frau Langer, die im Jahr 1900 im
niederländischen Houßen das Licht der Welt erblickte, hat sich nach eigenem Bekunden vorgenommen, 110 zu
werden. Was man ihrer Meinung nach zur Erlangung eines solch biblischen Alters braucht? „Rübenkraut,
Matjes-Brötchen und einen kleinen Cognac!“ – Zum Frühstück wohlgemerkt.
Magenspezialist aus Nicaragua hospitierte
Einen Ärztekollegen aus Nicaragua zu Besuch hatte die von Bethanien-Chefarzt Dr. Rainer Götz geleitete gastroenterologischen Klinik: Dr. Juan José Guadamuz aus dem Nordwesten Nicaraguas machte sich zum Jahreswechsel in Moers ein Bild von einer modernen Endoskopieabteilung, die auf höchstem technischen Stand
arbeitet. Mit dem Besuch in Bethanien drückte Dr. Guadamuz auch seinen Dank gegenüber dem Moerser
Rotary-Club aus. Gemeinsam mit dem Partnerclub im niederländischen Eindhoven hatten die Moerser Rotarier
um Chefarzt Dr. Götz die von Dr. Guadamuz betreute Endoskopie im Krankenhaus „Ruben Dario“ in Chinandega mit hochwertigen Diagnosegeräten ausgestattet.
Runde Dienstjubiläen
Ihr 40jähriges Dienstjubiläum auf der Wochenstation D2 feiern am 1. Juli Krankenpflegehelferin Doris Borgmann
(vgl. den Beitrag „Rendezvous am Wärmebett“ auf Seite 6) und am 1. September Stationsleiterin Gabi Henze.
Ebenfalls seit 40 Jahren im Krankenhaus tätig ist Küchenhilfe Elke Krause, die ihr Dienstjubiläum bereits am
16. Februar hatte. Seit 35 Jahren in Bethanien tätig sind in diesem Jahr die Krankenschwestern Hannelore
Gennat-Horst, Irene Phlipsen, Ursula Künzer, Doris Paesch, Brigitte Keiling, Antje Egler, Angelika Hasenrahm sowie
die Krankenpfleger Herbert Rotter und Horst Bongers. Außerdem seit 1973 am Haus sind Sabine Moser, Sybille
Lux, Regina Wolf, Christa Hinkelmann, Christine Engelke und Birgit Stiebitz. Das 30jährige Dienstjubiläum können
die Krankenschwestern Adelheid Münchow, Roswitha Wolkinger und Ute Foessing begehen.
Nachdem er als Vorstandsvorsitzender der Sparkasse am Niederrhein in den Ruhestand getreten ist, widmet
sich Karl-Heinz Tenter voll und ganz seinen Aufgaben als Vorstandsvorsitzender der Stiftung Krankenhaus Bethanien. „Zusammen mit seinem Stellvertreter Wilhelm Brunswick, ehemals Bürgermeister von Moers, steht KarlHeinz Tenter damit nun dem höchsten Entscheidungs- und Vertretungsorgan des Krankenhauses Bethanien vor,
das mit einer Bilanzsumme von 58 Millionen Euro und rund 1.200 Mitarbeitern ein bedeutendes Unternehmen
darstellt“, erläuterte das Magazin der Moerser Sparkasse Tenters neue Aufgaben im Gesundheitsbereich. Dem
Stiftungsvorstand gehört Tenter bereits seit 1997 an. Vor drei Jahren hatte er den Vorstandsvorsitz von seinem
Vorgänger Prof. Dr. Hermann Boldt übernommen.
Ruheständler verabschiedet
Über neue Ultraschallgeräte freut sich Bethanien-Chefarzt Dr. Wolfgang Groß. Die modernen Geräte mit Farbdoppler dienen dazu, Verengungen an den Schlagadern der Nieren aufzuspüren, sogenannte NierenarterienStenosen, durch die zu hoher Blutdruck entsteht. Die Ultraschall-Untersuchung dauert nur etwa dreißig
Minuten und ist völlig schmerzfrei. „Ähnlich wie bei Verengungen der Herzkranzgefäße können Stenosen, die
bei der Ultraschall-Untersuchung entdeckt werden mit Hilfe eines in die Schlagader geschobenen Mini-Ballons
aufgedehnt und durch winzige Drahtgeflechte dauerhaft gestützt werden“, erklärt Dr. Groß. Nach erfolgreicher
Behandlung können Patienten ihre Blutdruckmedikamente reduzieren oder sogar ganz absetzen. „Damit ist
diese Form des Bluthochdrucks wirklich heilbar.“
Chefarzt operierte Kinder in Vietnam
Verstorben
Von einem seiner ehrenamtlichen medizinischen Einsätze in Vietnam ist unlängst Chefarzt Dr. Burkard Steege zurückgekehrt. Seit vielen Jahren engagiert sich der Leiter der Fachabteilung für Anästhesie am Krankenhaus Bethanien gemeinsam mit Krankenschwester Jutta Neumann sowie den Pflegern Aloys van Meegen und Peter Keimer in der Deutsch-Vietnamesischen Gesellschaft zur Förderung der Medizin in Vietnam (DEVIEMED). Mediziner
von DEVIEMED operieren in Vietnam während ihres Jahresurlaubs unentgeltlich Kinder, die durch chemische
Kampfstoffe missgebildet sind, die die USA während des Vietnamkriegs gegen die Zivilbevölkerung eingesetzt
hatten. Für ihr selbstloses Engagement waren die DEVIEMED-Aktivisten um Dr. Steege im Sommer 2006 mit
dem WDR-Kinderrechtepreis ausgezeichnet worden.
Am 14. Mai 2008 starb Prof. Dr. Hermann Boldt, der bis zu seinem Tode der Stiftung Krankenhaus Bethanien
angehörte und zuvor als deren Vorstandsvorsitzender maßgeblichen Anteil an der Modernisierung des Krankenhauses hatte. (Vgl. den Nachruf aus Seite 14 in diesem Heft.) Nach schwerer Krankheit starb am 16. Dezember
2007 André Vogt. Der Verwaltungsangestellte war seit 2001 im Warenmagazin des Krankenhauses tätig und
engagierte sich darüber hinaus in der Mitarbeitervertretung für die Belange seiner Kolleginnen und Kollegen.
Durch einen tragischen Sportunfall kam am 15. Juli 2007 Claudia Moennig ums Leben. Moennig arbeitete seit
1993 als Fachkrankenschwester auf der Intensivstation. Bereits am 12. Juli 2006 ist Heinz Oppers verstorben. Der
frühere Stadtdirektor war seit 1976 Mitglied im Vorstand der Stiftung Krankenhaus Bethanien.
Forum
16
Shakehands: Bethanien-Chefarzt Dr. Rainer
Götz (li.) mit dem Magenspezialisten Dr. Juan
José Guadamuz (re.) aus Nicaragua (Foto:
KBM/ Sascha Steinbach)
Ehrenamtlicher Vorstandsvorsitzender
Mit einer würdigen Feier in geselliger Runde verabschiedeten Krankenhaus und Altenkrankenheim dreizehn
ehemalige Mitarbeiterinnen und einen Mitarbeiter. Bei Kaffee und Kuchen im „Rittersaal“ dankten Pflegedirektorin Luise Werner, Personalchef Rupert Feiten und Stefan Spiekermann von der Mitarbeitervertretung (alle drei
auf dem Foto hinten stehend) sowie der ärztliche Direktor, Chefarzt Prof. Dr. Wolfram Niedner den Pensionärinnen und dem Pensionär für den zum Teil mehr als dreißigjährigen Dienst in Bethanien. Mit einem lachenden
und einem weinenden Auge Abschied nahmen aus der Krankenpflegeschule Hildegard Hensgen und Wilma Lorenz, aus dem Pflegebereich die Krankenschwestern Zülal Kox, Doris Radmacher, Sophie Mosig, Rosemarie Knaack
und Agate Galenziok, die Hauswirtschaftlerin Christel Steiner, Dagmar Schuhmann und Horst Kaysers aus der Physikalischen Therapie sowie die Verwaltungsangestellten Ute Hellwig, Gertrud Seidel, Irmgard Beier und Christa Bregar. Als Dankeschön erhielten alle Gäste eine Silbermedaille auf der das Krankenhaus abgebildet ist. Das Silber
für die ungewöhnlichen Erinnerungsstücke wurde aus alten Röntgenaufnahmen recycelt.
Moderne Ultraschallgeräte im Einsatz
Als Onkologe arbeitet Dr. Thomas Blankertz
fachübergeifend (Foto: KBM/ Weierstahl)
▼
Eine wichtige Fortbildung abgeschlossen hat Ralf Drückes, der im Krankenhaus Bethanien für das Qualitätsmanagement zuständig ist. Nach Überreichung des Zertifikats durch die Deutsche Gesellschaft für Qualität e.V.
(DGQ) darf sich Drückes nun DGQ-Qualitätsmanager im Gesundheitswesen nennen. Für das Zertifikat hatte
Drückes insgesamt über 200 Stunden Weiterbildungsunterricht absolviert und mit der Prüfung nachgewiesen,
dass „die erforderlichen Kenntnisse vorhanden sind, ein unternehmensspezifisches Qualitätsmanagementsystem einschließlich der Nachweisdokumentation auf- bzw. auszubauen sowie interne Audits durchzuführen“,
wie es auf dem DGQ-Dokument heißt. Im Krankenhaus Bethanien werden Qualitätsmanagement und -sicherung seit Jahren sehr wichtig genommen. (Siehe auch den Bericht „Zertifizierung geschafft“ auf Seite 4.)
▼
Mehr Qualität
Verabschiedung der Ruheständler durch die
Krankenhausleitung im „Rittersaal“ (Foto:
KBM/ Tanja Pickartz)
Sommer 08
17
AUS DER MEDIZIN
AUS DER MEDIZIN
OP mit Tiefschlafgarantie
Im Krankenhaus Bethanien überwachen Ärzte die Narkosetiefe von
Patienten mit einem bislang noch nicht weit verbreiteten MessSystem. Es verhindert zuverlässig das unerwünschte Aufwachen
während der Operation.
F
rühmorgens um acht Uhr im Operationssaal
Chefarzt Dr. Rainer Götz
ist Vorsitzender des
Freundeskreises
Bethanien
Als Vorsitzender des Freundeskreises der Stif-
IV. Hand in Hand bereiten Chefarzt Dr.
tung Bethanien hat Dr. Götz einen besonderen
Burkhard Steege und sein Team einen Pa-
Grund, heute dabei zu sein. Denn dass die klei-
tienten auf die bevorstehende Operation vor. Der
nen Elektroden mit dem großen Effekt im Kran-
Anästhesist Dr. Steege beginnt zunächst mit der
kenhaus Bethanien zur Anwendung kommt, hat
Narkose. Dabei hilft ihm ein neues Narkose-
etwas mit seiner Tätigkeit als Vorsitzender des
Überwachungsgerät, bestehend aus einem Mo-
Freundeskreises Stiftung Krankenhaus Bethanien
nitor und kleinen, unscheinbaren Elektroden. Der
zu tun. Sobald sich der Patient im Tiefschlaf be-
Chefarzt klebt dem Patienten die kleinen weißen
findet, beginnen die Ärzte mit dem Eingriff.
Sonden auf die Stirn und schaltet das Gerät ein.
„Angst vor der Operation hatte der Patient im
„Sie messen die Hirnströme und helfen uns da-
Vorgespräch nicht. Nur Angst davor, während
bei, die Narkosetiefe des Patienten genau festzu-
des Eingriffes plötzlich wieder zu Bewusstsein zu
stellen“, erklärt Steege. Quasi als Zaungast ist
kommen oder aus der Narkose nicht mehr aufzu-
diesmal Dr. Rainer Götz im Operationssaal anwe-
wachen“, sagt Dr. Steege.
send. Der Chefarzt der Gastroenterologie will
Oft äußern Patienten ihre Ängste vor der
Im Operationssaal arbeitet Dr. Burkhard Steege (re.), Chefarzt der Anästhesie am Krankenhaus Bethanien, mit dem neuen Narkose-Überwachungssystem
BIS-Monitoring. Chefarzt Dr. Rainer Götz (li.) beobachtet den Patienten (vorn liegend) und die angezeigten Werte auf dem Monitor.
BILD UNTEN LINKS Kleine Dinger, große Wirkung. Zuverlässig messen die Elektroden auf der Stirn des Patienten die Hirnströme und überwachen damit
die Narkosetiefe.
sich bei seinem Kollegen Steege persönlich einen
Narkose, wenn sie über die damit verbundenen
Eindruck von dem neuen Gerät machen, das der-
Risiken unterrichtet werden. „Für die meisten
zeit einen regelrechten Siegeszug durch die
Menschen ist die Narkose etwas Unbekanntes
Krankenhäuser weltweit antritt.
und Unheimliches, deswegen klären wir unsere
Körper weniger belastet wird“, klärt der Anästhe-
dessen satzungsmäßiges Ziel es ist, Anschaffun-
Patientinnen und Patienten vor der Operation in
sist Steege auf. Durch die beim BIS-Monitoring
gen zu ermöglichen, die in besonderer Weise
vertrauensvollen Gesprächen ausführlich auf“, so
mögliche geringere Dosierung von Narkosemit-
dem Patientenwohl dienen. Insgesamt hat der
Steege.
teln, treten auch Übelkeit und Erbrechen seltener
Freundeskreis im vergangenen Jahr über 38.000
auf. „Patienten fühlen sich nach einer OP deut-
Euro aus Spendengeldern für das Krankenhaus
lich besser.“
aufgewendet.
Der Anästhesist kann so die meisten seiner
Patienten beruhigen. Denn an der Wirksamkeit
des neuen Narkose-Überwachungssystems, das
Gleich vier der neuen Narkose-Überwach-
in der Fachsprache der Mediziner als „BIS-Moni-
Patient wird wieder auf seine Station verlegt. Im
toring“ bezeichnet wird, gibt es unter Ärzten
Der Freundeskreis Stiftung Krankenhaus Betha-
Aufwachraum muss er nur kurz bleiben, denn
KONTAKT
keine Zweifel. „Wir sind stolz, als eines von noch
nien ermöglichte dem Krankenhaus deren An-
mit dem BIS-Monitoring kann die Narkose so
recht wenigen Krankenhäusern in Deutschland
schaffung. „Die herausragende Qualität hat na-
genau eingestellt werden, dass der Patient noch
über die entsprechende Technik zu verfügen“,
türlich ihren Preis“, sagt Freundeskreis-Vorsitzen-
im Operationssaal aufwacht. „Alles optimal ver-
freut sich Dr. Götz.
der Dr. Götz. „Der Freundeskreis ist glücklich mit
laufen“, sagt Dr. Steege zu seinem Kollegen
Das Messverfahren hilft den Anästhesisten
dieser Summe dazu beitragen zu können, dass
Götz, als der Patient aus dem Saal geschoben
eine auf jede Patientin und jeden Patienten indi-
sich Patienten bei uns gut aufgehoben und si-
wird. Beim Arztgespräch am nächsten Tag wird
Freundeskreis Stiftung
Krankenhaus Bethanien
Tel. 02841/200-2598
oder Fax: 200-2623
Der Mindest-Mitgliedsbeitrag im Freundeskreis
beträgt 26 Euro im Jahr.
viduell angepasste Narkose durchzuführen, in-
cher fühlen“.
der Patient über die Prozedur nur eines sicher
dem es deren Tiefe exakt kontrolliert. Dabei mes-
Die vier Narkose-Überwachungsgeräte haben
sagen können: Dass er ziemlich tief geschlafen
sen die kleinen auf die Stirn geklebten Sensoren
insgesamt knapp 16.000 Euro betragen – die
und von der Operation nicht das Geringste be-
die Hirnströme. „Eine individuell abgestimmte
laufenden Kosten für den Betrieb nicht mitge-
merkt habe.
Narkose-Dosis wirkt sich schonend auf den Ge-
rechnet. Finanziert wurde die Anschaffung vom
Autor: Kai David Weierstahl
sundheitszustand des Patienten aus, da so der
Freundeskreis Stiftung Krankenhaus Bethanien,
Fotos: Sascha Steinbach, Bettina Engel-Albustin (Porträt)
Forum
18
Inzwischen ist die Operation beendet. Der
ungsgeräte sind jetzt im Bethanien im Einsatz.
Spenden sind möglich
auf das Spendenkonto
„Freundeskreis
Bethanien“
SPK am Niederrhein
Kto 1 125 002 764
BLZ 354 500 00
Sommer 08
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AUS DER MEDIZIN
AUS DER MEDIZIN
Knoten ins
Kreuzband
Letzte Hoffnung Moers
Seit Jahren behandelt Dr. Christoph Chylarecki verletzte und verstümmelte Kinder aus Kriegsgebieten.
Finanziell vom Lions Club Moers unterstützt, konnten in den vergangenen Wochen zwei Jungen
aus Afghanistan operiert werden. Begleitet von
einem Fernsehteam von Sat1 kamen Sehatullah und
Rohulla am 20. Februar 2008 von Kabul nach Moers
ins Krankenhaus. Bis September werden sie in
Deutschland bleiben.
Wenn Chefarzt Dr. Christoph Chylarecki
Kreuzbänder operiert, denkt er an
Kinderschaukeln und Segeltörns.
I
Die raffinierte Methode wird in Deutschland nur von einer handvoll
Chirurgen beherrscht und erlaubt den vollständigen Verzicht auf
Implantate. Wegen der guten Verträglichkeit wird sie vorwiegend bei
verletzten Profi-Sportlern angewandt – im Krankenhaus Bethanien
bekommt sie hingegen jeder Kassenpatient.
D
von Chirurgen, die sie beherrschen“, so Dr. Chri-
gen und kurz vor dem Kanalausgang am Kno-
Verletzung nicht nur bei Profi-Fußbal-
stoph Chylarecki, Chefarzt der Bethanien-Unfall-
chen fixiert.
lern. Eine falsche Bewegung – und schon
chirurgie. Wie die Methode funktioniert? „Das
Ausgedacht und an Chefarzt Dr. Chylarecki
kann das Kreuzband gerissen sein. „Das Kreuz-
Prinzip ist ganz einfach. Stellen Sie sich einen Fla-
weitergegeben hat das Prinzip der namhafte
band muss bei einem Riss ersetzt werden, da es
schenhals und eine Kinderschaukel vor. Bei der
Chirurg und „Kreuzband-Papst“ Professor Hans
nicht wieder zusammenwächst. In der Vergan-
Operation wird nicht genagelt oder geschraubt,
Pässler, der auch in den USA lehrt. Den Einfall
genheit wurden in diesen Fällen gewöhnlich Im-
sondern es wird geknotet“, erklärt Dr. Chylarecki.
mit dem Sehnen-Knoten hat den Professoren al-
Kinderschaukel, Flaschenhals, Knoten? Genau
lerdings nicht auf einer Kinderschaukel ereilt,
sen. Eine an unserer Klinik durchgeführte
das. Zunächst läuft die Operation noch ab, wie
sondern bei einem Segeltörn. Tatsächlich ist es
Methode verspricht eine schonende Behand-
jede andere Kreuzband-OP auch: Erst wird ein
ein Seglerknoten, mit dem die Chirurgen die
lung“, so Dr. Christoph Chylarecki von der Chir-
Teil einer Sehne aus dem Oberschenkel entnom-
Sehne „rutschfest“ im Oberschenkelknochen ver-
urgischen Klinik II des Bethanien-Krankenhauses.
men. „Dort sind genügend Sehnen vorhanden,
ankern. Um die perfekte Position des „Flaschen-
sodass der Muskel problemlos auf eine davon
halses“ zu sichern wird der Eingriff unter Rönt-
den können, bedienen sich die Chirurgen eines
verzichten kann“, erklärt Dr. Chylarecki. Dann
genkontrolle durchgeführt. „Dadurch lässt sich
Tricks, indem sie eine der vielen Sehnen aus dem
wird in den Oberschenkelknochen von oben in
die Platzierung der Sehne präzise bestimmen“,
Oberschenkel entnehmen und als körpereigenes
Richtung Knie millimetergenau ein Kanal in den
erklärt Knieexperte Chylarecki, denn „Kreuz-
„Ersatzteil“ an die Stelle des gerissenen Kreuz-
Knochen gebohrt – dessen Durchmesser richtet
bandoperationen sind echte Millimeterarbeit.
bandes verpflanzen. Doch die vielfach ange-
sich exakt nach Dicke der Sehne. Das Besondere:
Wenn man beim Bohren nur fünf Millimeter von
wandte Methode hat im wahrsten Wortsinne
Der Kanal verengt sich zum Knie hin wie ein Fla-
der besten Stelle abweicht, kann der Patient spä-
einen Haken: Wie soll man den Kreuzbandersatz
schenhals.
ter beim Laufen Probleme bekommen.“ Mehr als
Da Kreuzbänder nicht zusammengenäht wer-
am Oberschenkelknochen befestigen? Da die
Chirurgische Klinik II
Chefarzt
Dr. Christoph Chylarecki
Sekretariat
Frau Herzig, Frau Dittrich
Tel. 02841/200-2272
Fax: 02841/200-2473
Mail: herzig@
bethanienmoers.de
oder dittrich@
bethanienmoers.de
Chylarecki, Chefarzt der Bethanien-Unfallchirurgie mit
Schematische Darstellung der Kreuzband-OP nach Pässler:
verengende Bohrkanal zu sehen, der die verknotete Sehne fixiert.
er Kreuzbandriss am Knie ist eine häufige
plantate benutzt, die gewisse Nachteile aufwie-
KONTAKT
„Knieoperationen sind Millimeterarbeit“: Dr. Christoph
einem Modell des menschlichen Knies. KLEINE ABBILDUNG
Im Oberschenkelknochen ist deutlich der sich flaschenhalsförmig
„Durch diesen Kanal ziehen wir dann die am
hundert dieser minimal-invasiven Kreuzband-
Sehne am Knochen schlecht anwächst, gab es
Ende verknotete Sehne nach unten durch.“ Wäh-
Operationen haben Dr. Chylarecki und sein Team
bislang nur die Möglichkeit, sie mit Hilfe eines
rend die Sehne durch den Kanal passt, bleibt der
bereits durchgeführt. „Die schonende Methode
Implantats am Knochen quasi „festzuschrau-
Knoten im Flaschenhals-Kanal stecken. Fast wie
ist deutlich überlegen. Da keine Implantate ein-
ben“. Der Nachteil: Implantate können Allergien
ein Korken. Oder eben wie bei einer Kinder-
gesetzt werden, haben Patienten ein geringeres
oder Infektionen verursachen und damit zu uner-
schaukel: Man nehme ein Brett, bohre an den
Infektionsrisiko und das Bein ist schneller belast-
wünschten Komplikationen führen.
Enden je ein Loch, ziehe ein Seil durch diese und
bar“, sagt der Leitende Arzt. Ob die Methode
Profi-Fußballer und Freizeitsportler hingegen
mache am Ende des Seiles einen Knoten. Was
denn wirklich keine Nachteile hat? „Oh doch, ei-
kommen in den Genuss einer ganz anderen Me-
sich bei Kinderschaukeln seit Jahrzehnten be-
nen Nachteil gibt es“, sagt Dr. Chylarecki. „Aber
thode, die am Niederrhein bislang nur im Kran-
währt hat, sollte auch bei einer Kreuzband-OP
das ist in erster Linie ein Nachteil für die Chirur-
kenhaus Bethanien durchgeführt wird. „Diese
funktionieren. Auf Höhe des Kniegelenkes wird
gen, nicht für die Patienten. Die Operation
Methode ist nicht neu, sie ist nur recht wenig be-
die Sehne dann durch einen Verbindungskanal
dauert etwa zwanzig Minuten länger“.
kannt. Es gibt in Deutschland nur eine handvoll
im oberen Teil des Unterschenkelknochens gezo-
Text: Kai David Weierstahl, Foto: Bettina Engel-Albustin
Forum
20
n Moers ist es warm an diesem 20. Februar. Verglichen mit Kabul zumindest: Bei minus 25 Grad ist
Rohullah in der afghanischen Hauptstadt ins Flugzeug
eingestiegen. Mit 88 anderen schwer kranken oder verletzten Kindern. Am Abend, um punkt halb zehn, kam
er an seinem Ziel an: im Krankenhaus Bethanien. 5200
Kilometer von seiner kriegsgeschüttelten Heimat entfernt. Rohullah weiß: Hier soll ihm geholfen werden.
Aber der Junge schaut ziemlich verstört. „Ich habe
Schmerzen“, sagt er leise in seiner Heimatsprache Farsi
und fasst an sein erschreckend verdreht aussehendes
linkes Bein. Wolfgang Mertens übersetzt. Der Mann arbeitet für die Bürgerinitiative Friedensdorf International
und hat die Kinder von Afghanistan bis nach Deutschland begleitet. Insgesamt hat das Friedensdorf in Oberhausen zusammen mit afghanischen Ärzten 120 Kinder
ausgesucht, nach Berlin und Düsseldorf geflogen und
dann auf einzelne Krankenhäuser verteilt.
„Bethanien ist so etwas wie unser Stammkrankenhaus“, sagt Mertens. Seit über 15 Jahren stellt das Hospital immer wieder die Infrastruktur kostenlos zur Verfügung, damit Kinder aus Krisenregionen operiert und behandelt werden können. Und auch das medizinische
Personal behandelt die bemitleidenswerten Patienten
vollkommen unentgeltlich, meistens abends nach
Dienstschluss. Dr. Christoph Chylarecki zum Beispiel. Es
geht hektisch zu auf dem Flur der Ambulanz. Aber der
Arzt behält die Ruhe. Zuerst geht er ins Behandlungszimmer zu Sehatullah, dem Jungen, der zusammen mit
Rohullah in Bethanien angekommen ist. 13 Jahre alt ist
er wohl, so genau weiß das niemand. Schnell steht die
Diagnose: „Er hat eine Knochenverletzung, die aber
nicht durch einen Unfall entstanden ist“, sagt Dr.
Chylarecki. Oft wird in Afghanistan behauptet, die
Kinder seien durch einen Bombenangriff verletzt worden, weil dann vermeintlich die Chancen auf eine
Behandlung in Deutschland steigen. „Aber der Grund
für die Krankheit interessiert uns nicht“, erklärt Mertens.
Rohullah wird selbstverständlich in Bethanien behandelt. Auch bei Sehatullah – der ganz offensichtlich
auch älter als neun ist, wie offiziell angegeben – stellt
Dr. Chylarecki zügig die Diagnose: eine Knochen- und
Gelenkverletzung nach einem Unfall. Für die schlechte
Verheilung sind defizitäre medizinische Versorgung,
mangelhafte Ernährung und fehlende Hygiene im Krisenland verantwortlich. „Vor Jahren mussten deshalb
sogar afghanischen Kindern hier in Moers Beine amputiert werden“, erinnert sich Mertens an die schrecklichen Schicksale. Für Sehatullah und Rohullah sehen die
Prognosen jedoch gut aus. Nachdem sie in Moers behandelt und sich einige Zeit im Friedensdorf erholt haben, sollen sie zusammen mit den anderen 120 Kindern
gesund in die Heimat zurückkehren – und sozusagen als
Botschafter ein Stück Frieden nach Afghanistan bringen.
Text: Christian Schroeder
Der Autor ist Redakteur der Rheinischen Post in Moers.
Foto: Dirk Ruder
Bange Blicke: Bei der
Ankunft am 20. Februar
in Moers mochte Sehatullah noch nicht glauben,
dass ihm die fremden
Menschen in Deutschland wirklich helfen
wollen.
Sommer 08
21
AUS DER MEDIZIN
AUS DER MEDIZIN
das Krankenhaus weitergeleitet werden; die Entfernung zur Bethanien-Ambulanz und zur Intensivstation im Nachbargebäude betrage keine 100
Meter. „Durch den sehr kurzen Weg in das Krankenhaus konnten wir buchstäblich schon in
letzter Minute Menschenleben retten“, erinnert
sich Sigrid Stöffken, die als Arzthelferin in der
Notfallpraxis ihren Dienst tut.
Ein weiterer Pluspunkt ist die verhältnismäßig
kurze Wartezeit in der hausärztlichen Praxis, erklärt ihre Kollegin Silvia Fett, die den Einsatz der
Arzthelferinnen dort leitet. „Auf diesem Wege
wird auch die Krankenhaus-Ambulanz entlastet,
die in der Vergangenheit immer wieder von Patienten aufgesucht wurde, die eigentlich in die
Notfallpraxis gehören“, so Silvia Fett. Chefarzt
Dr. Thomas Voshaar, der im vergangenen Jahr
die Verwirklichung der Praxis von Seiten des
Krankenhauses Bethanien leitete, fügt hinzu:
„Die gesamte Infrastruktur des Krankenhauses
Zentrale Anlaufstelle
Die hausärztliche Notfallpraxis auf dem Gelände des Bethanien-Krankenhauses wurde im April 2008 ein Jahr alt. Niedergelassene Ärzte
aus Moers und Umgebung zogen eine positive Bilanz.
steht uns hier praktisch zur Verfügung. Selbst die
in den Räumlichkeiten der Praxis installierten
Computer sind mit den Datenbanken des Krankenhauses vernetzt. So können die in der Praxis
tätigen Mediziner sofort alle Untersuchungsergebnisse ihrer Patienten aus dem Krankenhaus
abrufen, inklusive der Röntgenbilder.“
Sogar für die stationär im Bethanien liegenden Patienten, die mit der Notfallpraxis der
er spät abends, am Wochenende
W
verdoppelt. Inzwischen liegt der Schnitt bei ein-
Hausärzte während des Klinikaufenthaltes eigent-
oder auch am Mittwochnachmittag
tausend Patientinnen und Patienten im Monat.
lich nichts am Hut haben, bietet die Nähe der
Praxis zum Krankenhaus einen unschlagbaren
auf der Suche nach dem ärztlichen
„Die Praxis ist sehr gut aufgestellt. Durch die
Notdienst ist, muss in Moers nicht mehr lange
vom Krankenhaus Bethanien gestellten medizini-
Vorteil: „Patientinnen und Patienten, die zu ei-
suchen. Mit der hausärztlichen Notfallpraxis auf
schen Geräte, können problemlos allgemeine,
nem Zeitpunkt aus dem Krankenhaus entlassen
dem Gelände des Bethanien-Krankenhauses gibt
hausärztliche Diagnostiken durchgeführt wer-
werden, an dem die Praxis Ihres Haus- oder
es seit genau einem Jahr einen zentralen Anlauf-
den“, sagt die niedergelassene Internistin Dr. Su-
Facharztes geschlossen ist, können den Service
punkt bei Notfällen – und zwar immer dann,
sanne Salierno, die mit ihren niedergelassenen
der hausärztlichen Notfallpraxis auf dem Kran-
wenn die hausärztlichen Praxen geschlossen
Kolleginnen und Kollegen die Patienten in der
kenhausgelände ebenfalls nutzen, um ein Rezept
sind. Für Patienten aus Moers-Zentrum, Hüls-
Notfallpraxis betreut. Zur Gründung der haus-
für dringend benötigte Medikamente zu bekom-
donk, Asberg, Meerbeck, Schwafheim, Scherpen-
ärztlichen Notfallpraxis hatten sich vor mehr als
men“, informiert Prof. Dr. Wolfram Niedner, der
berg, Kapellen und Rumeln-Kaldenhausen
einem Jahr die niedergelassenen Ärzte aus Moers
Ärztliche Direktor des Krankenhauses. „Das
bestand diese Möglichkeit jetzt schon seit April
und Umgebung, das Krankenhaus Bethanien
Praxisteam dort stellt entlassenen Krankenhaus-
2007. Zum einjährigen Bestehen hat sich das
und die für die Genehmigung zuständige
Patienten problemlos Rezepte aus, damit wichti-
Einzugsgebiet der Notfallpraxis inzwischen um
Kassenärztliche Vereinigung (KV) zusammen-
ge Medikamente schnell in der Apotheke besorgt
die Stadtteile Rheinkamp, Repelen, Eick und
gefunden – daher auch die gelegentlich ge-
werden können.“
Utfort erweitert.
brauchte Bezeichnung „KV-Notfallpraxis“. Ein
Die Notfallpraxis befindet sich auf dem Kran-
wesentlicher Vorteil der jetzt bestehenden Not-
kenhausgelände im Erdgeschoss des weißen Ge-
modell werde von der Bevölkerung aus Moers
fallpraxis zu den früheren Notdiensten in den
bäudes „V“ und ist über eine eigene Zufahrt auf
und Umgebung gut angenommen. Der Erfolg
jeweiligen Praxen sei die unmittelbare Nähe zum
der Wittfeldstraße hinter dem Krankenhaus zu
lässt sich durch Zahlen belegen. Im letzten Jahr
Krankenhaus. Dadurch könnten Patientinnen
erreichen.
hatten sich die Patientenzahlen schon im Monat
und Patienten, vor allem solche mit offensichtlich
Text: Kai David Weierstahl und Dirk Ruder
nach der Eröffnung von 300 auf 600 Menschen
ernsteren Beschwerden, von der Praxis direkt in
Fotos: Tanja Pickartz (1), Sascha Steinbach (2)
Das soll auch so bleiben, denn das Praxis-
Forum
22
Außen- und Innenansicht der hausärztlichen Notfallpraxis auf dem Gelände des BethanienKrankenhauses. GROSSES FOTO LINKS Das Team der hausärztlichen Notfallpraxis ist im
Notfall für die Patienten da (v.l.n.r.): Die niedergelassene Internistin Dr. Susanne Salierno,
die Leitende Arzthelferin Silvia Fett und ihre Kollegin Sigrid Stöffken.
INFO
Der hausärztliche Notdienst einer jeweiligen Region ist über die bundesweit einheitliche Notfallnummer 0180/50 44 100 zu erreichen.
Die auf dem Bethanien-Gelände gelegene und über eine eigene Einfahrt über die
Wittfeldstraße erreichbare hausärztliche Notfallpraxis (Tel. O2841/200-2785) hat seit
1. April 2008 neue Öffnungszeiten:
Mo, Di und Do: 19 - 22 Uhr, Fahrbereitschaft für Hausbesuche: 18 - 19 Uhr, 22 - 8 Uhr.
Mi und Fr: 14 - 22 Uhr, Fahrbereitschaft 13 - 8 Uhr.
Wochenenden u. Feiertage: 9 - 22 Uhr, Fahrbereitschaft von 8 - 9 Uhr und 22 - 8 Uhr.
Die Notfallpraxis ist als Anlaufstelle zuständig für Menschen aus Moers-Zentrum, Hülsdonk, Asberg, Meerbeck, Schwafheim, Scherpenberg, Kapellen und Rumeln-Kaldenhausen, Rheinkamp, Repelen, Eick und Utfort.
Sommer 08
23
BETHANIEN AKTUELL
BETHANIEN AKTUELL
Kurz & knapp
▼
Besonderer Service am Wochenbett
Vor 10 Jahren
Einen besonderen Service für junge Mütter bietet die Bethanien-Wochenstation in Zusammenarbeit mit der
Geschäftsstelle der AOK in Moers. Um Familien Papierkram und Lauferei bei der Anmeldung des neuen Erdenbürgers zu ersparen, kommt die AOK-Geschäftsstellenleiterin Sabine Kluge jeden Mittwoch persönlich auf die
Wochenstation D2 zu Besuch. Am Wochenbett überbringt sie den Müttern, die bei der AOK Rheinland/
Hamburg versichert sind, nicht nur Glückwünsche, sondern auch Informationsbroschüren und ein Lätzchen als
kleines Willkommensgeschenk. Dabei können zwanglos viele Fragen zum Versicherungsschutz leicht geklärt
werden. Übrigens: Familien müssen für die standesamtliche Anmeldung ihres Babys nicht extra ins Rathaus.
Werktags zwischen acht und siebzehn Uhr nimmt eine Mitarbeiterin quasi als Vertretung des Standesamtes die
Anmeldungen von neugeborenen Kindern an. Die Anmeldung kann bequem im Zimmer 11 im Erdgeschoss des
Krankenhauses (Gebäude F) bei Vorlage der erforderlichen Unterlagen vorgenommen werden.
Im Juni 1998 schrieb BETHANIEN FORUM (Nr. 8) über den Besuch des damaligen NRW-Gesundheitsministers
Axel Horstmann in der Bethanien-Kinderklinik:
„Der Minister, für den es normalerweise nicht üblich ist, sich so viel Zeit für ein Haus zu nehmen, hat sich zwei
Stunden lang unsere Probleme und Sorgen um die Kinderklinik angehört.“ Die vom damaligen Vorsitzenden
der Bethanien-Stiftung, Prof. Dr. Hermann Boldt, initiierte Spendenaktion zur Renovierung und zum Umbau der
Klinderklinik habe den Minister sehr beeindruckt. „Aus diesem Grunde steht er auch Plänen für die Zukunft
wohlwollend gegenüber. Er bestätigte die Zusage der zuständigen Beamten der Bezirksregierung Düsseldorf,
unsere Pläne mit zusätzlichen erheblichen Sonderleistungen zu unterstützen… Der Minister hat sich auch bereiterklärt, sich für unseren Wunsch, als perinatologische Schwerpunktklinik anerkannt zu werden, einzusetzen
und stand auch unseren Plänen, eine Abteilung für psychosomatisch gestörte Kinder einzurichten, aufgeschlossen gegenüber.“ Zum Abschluss des Besuchs habe sich der Minister in das Gästebuch des Krankenhauses eingetragen und mit einem herzlichen „Glück auf!“ dem Krankenhaus gutes Gelingen „bei den umfangreichen Erneuerungsmaßnahmen“ gewünscht.
Außerdem berichteten in BETHANIEN FORUM unterm Titel „Vom Bergmann zum Krankenpfleger“ die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des ersten Umschulungskurses Ruhrkohle AG in der Bethanien-Krankenpflegeschule:
„Nun ist es schon drei Jahre her, seit wir das Gezähe (das Werkzeug des Bergmanns – d. Red.) mit den Utensilien eines Krankenpflegers tauschten, als wir – der RAG-Kurs 95-98 – eine Umschulung begannen. Mit Blockunterricht, Praxisbegleitungen und mündlichen Prüfungen starteten wir in eine neue Welt, die für uns alle fremd
war. Nach anfänglichen Schwierigkeiten ging es doch sehr zügig voran. Jeder war stolz darauf, als er zum ersten
Mal subcutan (unter die Haut von Patienten – d. Red.) spritzen durfte. Nachträglich möchten wir hiermit allen
danken, dass sie die Geduld aufbrachten (wir waren ja auch nicht mehr die Jüngsten!), uns auf diesem Weg zu
begleiten und jetzt hoffen wir, dass wir mit unserem Erlernten vielen kranken Menschen helfen und zur Seite
stehen können.“ Bei der Examensfeier sang übrigens zur Freude der umgeschulten Bergleute ein Knappenchor.
Lungenklinik eröffnete „Service-Zentrum Beatmung“
Sabine Kluge (li.), Geschäftsstellenleiterin der AOK in
Moers, beim Besuch der Wochenstation (Foto: KBM/
Bettina Engel-Albustin)
▼
Mit bunten Blumenbildern verschönert präsentieren sich die Räume des neuen „Service-Zentrums Beatmung“
am Krankenhaus Bethanien. Hier beantwortet versiertes Fachpersonal alle Fragen zur sogenannten Heimbeatmung und informiert insbesondere über die Anwendung von Atemmasken und -geräten, mit denen Atemstörungen behandelt werden. „Wir haben zu diesem Thema großen Handlungsbedarf gesehen und wollen unseren Patienten in diesem Bereich einen optimalen Service bieten“, sagte Dr. Thomas Voshaar, Chefarzt der
Lungenklinik. Voshaar leitet das Schlaflabor der Lungenklinik, in dem Patienten mit Atemstörungen behandelt
werden. Atemstörungen, die für viele Betroffene irgendwann zu Schlafstörungen werden können. „Jetzt haben
unsere Patienten die Möglichkeit sich nach der Untersuchung und der Diagnose im Service-Zentrum direkt
rund um Atemmasken zu informieren“, so der Deutschlandweit bekannte Lungenexperte. Im Service-Zentrum
Beatmung können sich Patienten des Bethanien-Schlaflabors Atemmasken anpassen lassen, aber auch alle anderen Betroffenen, die an Schlafapnoe leiden. Die Kosten für die Masken werden nach erfolgter ärztlicher
Diagnose von den Krankenkassen übernommen. Als eine der ersten Besucherinnen informierte sich übrigens
Gabriele Kaenders von der Selbsthilfegruppe Schlafapnoe/ Chronische Schlafstörungen über das Angebot des
Service-Zentrums. Die Bethanien-Lungenklinik ist – gemessen an der Zahl der jährlich durchgeführten Untersuchungen – eine der größten in ganz Deutschland. KONTAKT: Tel. 02841 200-2789 (Kerstin Ninu, Birgit Kluge)
ÖFFNUNGSZEITEN Mo. - Mi. von 8.00 - 14.00 Uhr, Do. von 8.00 - 17.00 Uhr, Fr. von 8.00 - 13.00 Uhr. Das
Service-Zentrum befindet sich im Sockelgeschoss ganz in der Nähe des Lungenfunktionslabors.
Bethanien Forum von Juni 1998
Krankenpflege-Ausbildung begonnen
42 Schülerinnen und Schüler aus dem Johanniter-Krankenhaus in Duisburg-Rheinhausen und dem Krankenhaus
Bethanien absolvieren seit Oktober 2007 eine dreijährige Ausbildung als Krankenpfleger/in beziehungsweise als
Kinderkrankenpfleger/in. Für die im Oktober 2008 beginnende Krankenpflege-Ausbildung sind noch Bewerbungen möglich. Vollständige Unterlagen sind zu richten an: Krankenhaus Bethanien, Krankenpflegeschule,
Herrn Karsten Hartdegen, Bethanienstr. 21, 47441 Moers. Weitere Infos unter Tel. 028417200-2401 (Karsten
Hartdegen).
Eröffnung des „Service-Zentrums Beatmung“ (Foto:
KBM/ Bettina Engel-Albustin)
▼
Große Spendenbereitschaft für die Kinderklinik
Über die große Spendenbereitschaft aus der Moerser Bevölkerung freut sich Dr. Michael Wallot von der Klinik für
Kinder- und Jugendmedizin. Allein in den vergangenen Monaten summierte sich die Spendensumme auf
mehrere tausend Euro. „Dafür können wir beispielsweise die Arbeit der Klinik-Clowns vom Verein Clownsvisite
finanzieren, die unsere jungen Patienten aufmuntern und zum Lachen bringen“, sagte Wallot. Unter den
Spendern waren beispielsweise die Eschenburg-Grundschule, der Linforter Turnverein, das Modecenter BRAUN, die
Niederreinischen Berg- und Wanderfreunde, der Handarbeitskreis der evangelischen Kirchengemeinde Eick, das Goldhochzeitspaar Walter und Hilde Rößler, der Sozialdienst des AWO-Altenheims in Schwafheim und die Niederrhein-Löwen
Moers. Die Freunde des TSV München 1860 kamen extra im weiß-blauen Fan-Ornat in die Kinderklinik, um die
Spende persönlich an Chefarzt Dr. Wallot zu übergeben.
Der Geschenkeshop für schöne Dinge
Geschenkartikel, Babykleidung, Stilleinlagen, Still-BH’s,
Spieluhren, Schlafsäcke, Tragetücher, Holzspielzeug,
Dekoration, Tees und vieles mehr finden Sie im
Geschenkeshop.
Mietstation für elektrische Milchpumpen.
Natürlich führe ich auch schöne Mitbringsel für
Patientinnen und Patienten anderer Stationen.
Veranstaltungstermine im 2. Halbjahr
Die Niederrhein-Löwen in der Bethanien-„Dschungelklinik" bei der Spendenübergabe an den Leitenden
Kinderarzt (2.v.li.) Dr. Michael Wallot (Foto: KBM/
Ruder)
Der Frühchentreff „Die Frühstarter“ trifft sich jeden 1. Mittwoch im Monat von 10.30 bis 12 Uhr bei guten Wetter im Park des Krankenhauses am Pavillon. Geplante Themen: Schlafen und Bauchmassage (2.7.), Erste Hilfe im
Alltag (6.8.), Impfen (3.9.), Luftwegsinfekte (1.10.). Kindersicheres Zuhause (5.11.), Verbrennung und Verbrühung (3.12.) Kontakt: Tel. 02841/200-2307 (Frühchen-Station) • Der Infoabend für werdende Eltern „Wir warten
aufs Baby!“ findet jeden 1. Donnerstag im Monat um 19 Uhr in der Patientencaféteria statt. • Der Vortrag
„Schmerzfrei die Geburt erleben – Die Periduralanästhesie“ mit Bethanien-Oberarzt Dr. Carsten Hermann findet jeweils mittwochs am 10.9. und am 10.12. in der Patietencaféteria statt • Die Selbsthilfegruppe Leere Wiege trifft
sich jeden 3. Mittwoch um 18 Uhr im Gruppenraum des Altenkrankenheims Bethanien. Kontakt: Tel.
02845/4078 (Leitende Hebamme Petra Onasch-Szerman) und Tel. 02841/59833 (Dagmar Schröder) • Die
Selbsthilfegruppen krebsbetroffener Frauen treffen sich an jeden 2. und 4. Mittwoch ab 15 Uhr im Besprechungsraum der Frauenklinik auf der Station BC2 • Die einstündige Ernährungsberatung für Schwangere „Essen für
Zwei?“ findet statt am 17.07. und am 21.08 jeweils um 19 Uhr. Kosten: 5 Euro. Anmeldung bei der Elternschule unter Tel. 02841/200-2670. Weitere Infos auch unter Tel. 02841/200-2626 (Station D2, Kinderkrankenschwester Angelika Rittgerodt) • Der Infoabend von Elternschulleiterin Hannelore Hallmann zum Thema Stillen
kann am 16.8. und am 15.11 um 17 Uhr besucht werden. Kosten: 5 Euro. Anmeldung bei der Elternschule unter Tel. 02841/200-2670 • Kinder, die am DMP-Asthma teilnehmen, können im Sekretariat der Kinderklinik
unter Tel. 02841/200-2531 für die nächsten beiden Asthmaschulungen „Lufti-Kuh“ vom 27.08. - 24.09. und
vom 15.10. - 12.11. angemeldet werden. Die jeweils 5 Schulungen finden immer von 16 - 19 Uhr statt • In
Kooperation mit der Patientenliga Atemwegserkrankungen veranstaltet die Bethanien-Lungenklinik monatlich
in der Krankenhaus-Kapelle um 19 Uhr Vorträge zu Atemwegserkrankungen. Nächste Themen und Termine:
Atemwegserkrankungen bei Kindern (26.6.), 15 Jahre Bethanien – Ein persönlicher Rückblick von Chefarzt Dr.
Thomas Voshaar (18.09.), Moderne Sauerstofftherapie (23.10.) Von Schnarchen und Atempausen (27.11.)
Soweit nicht anders angegeben ist der Eintritt für die Veranstaltungen frei. Weitere Termine entnehmen
Sie bitte der Tagespresse.
Wo Sie mich finden:
Haus D, 2. Etage
gegenüber den Aufzügen
D7 und D8
Meine Öffnungszeiten:
Mo 10-12 und 14-16 Uhr
Di, Mi und Do 11-13 und 14-16 Uhr
Der Kontakt zu mir:
Telefon: 02841 / 200-2670
Mobil: 0171 / 2255641
Forum
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Sommer 08
25
BETHANIEN AKTUELL
BETHANIEN AKTUELL
Liegen und lesen
Ilse Birnbaum leitet die
Krankenhaus-Bücherei
mit Leidenschaft.
Die Patientenbücherei im Krankenhaus Bethanien
feierte ihr 20-jähriges Jubiläum. Deren jetzige Leiterin
Ilse Birnbaum ist von Anfang an dabei.
enn Ilse Birnbaum im mintgrünen Kit-
W
theksgründerin mit 82 Jahren immer noch zum
tel und dem großen Bücherwagen
Team, berichtet Birnbaum, die im letzten Jahr
wöchentlich die Stationen des Betha-
übrigens ebenfalls ihr 20-jähriges Jubiläum als
nien-Krankenhauses besucht, gibt es bisweilen
ehrenamtliche Helferin im Bethanien beging.
lustige Missverständnisse. Beispielsweise als sie
Grüne Damen sind, was ihre Arbeit angeht, treue
einer französischsprachigen Patientin aus Afrika,
Seelen. Die Anfänge der Patientenbücherei wa-
BUCHTIPPS
die kein Deutsch konnte, ein Buch in deren Mut-
ren reichlich improvisiert. Zunächst befand sie
tersprache anbieten wollte. Im besten Schulfran-
sich quasi freischwebend hoch droben auf der
Ilse Birnbaum
empfiehlt
zösisch erkundigte sich Ilse Birnbaum und schei-
Empore der Krankenhaus-Kapelle. Den Grund-
terte dabei an der Grammatik des französischen
stock bildeten etwa hundert gespendete Bücher.
Worts „lit“, das gleichermaßen eine Form des
„Unser Bücherwagen war zunächst ein ausran-
stands von knapp 4000 Medien, zu denen Ro-
verrät Birnbaum, die selbst gern liest und „auch
Verbs „lesen“ darstellt, als Substantiv aber auch
gierter Röntgenplattenwagen“, erinnert sich
mane, Sachbücher, Großdruckbände, Hör- und
deswegen“ wie ihre Teamkolleginnen in der
schlicht „Bett“ bedeuten kann. An den verwirr-
Birnbaum. Seither jährlich vom Krankenhaus mit
Kinderbücher sowie Gesellschaftsspiele zählen.
Bibliothek arbeitet, wie sie betont. „Wir können
ten Gesichtsausdruck der auf ihrem Krankenbett
1000 Euro für Bücherkäufe unterstützt, wurde es
„Früher verliehen wir etwa 400 bis 600 Bücher
den Patienten Bücher empfehlen, die ihren Wün-
sitzenden Patientin, die soeben gefragt worden
rund um die Kapellen-Orgel bald zu eng für Un-
im Monat, heute sind es nur noch 300 Auslei-
schen und Stimmungen entsprechen, gleich ob
war, ob sie nicht gern ein Bett ausleihen möchte,
terbringung der vielen Bände.
hen“, berichtet Birnbaum. Der Grund dafür ist
Unterhaltung, Spannung oder Information.“ Wie
nicht etwa wachsende Lese-Unlust bei den Pa-
in großen Büchereien sind im Bethanien selbst
tienten, sondern die Reform des Krankenhaus-
Bücher in Fremdsprachen vorhanden, damit
kann sich die ehrenamtliche Mitarbeiterin in der
Im August 2001 zog die Bücherei in einen ei-
Patientenbücherei noch heute lebhaft erinnern.
gens zu diesem Zweck konzipierten Anbau, di-
Die Begegnung mit Menschen ist einer der
rekt neben den Kiosk. „Der Architekt überließ
wesens und nicht zuletzt eine verbesserte medizi-
auch Patienten mit wenig Deutschkenntnissen
Gründe, warum Ilse Birnbaum ihre ehrenamtli-
uns einen Plan und wir konnten unsere Vorstel-
nische Versorgung: Statt der früher nicht unübli-
mit Büchern versorgt werden können.
che Arbeit so viel Spaß macht. „Man weiß nie,
lungen eintragen: Wie viele Regale? Wo sollten
chen mehrwöchigen Aufenthalte, liegen Patien-
was einen erwartet, wenn man beim Rundgang
sie stehen?“ Das alles und noch viel mehr kann
ten heute im Durchschnitt nur noch sechs bis
chen, leihen sie sich nicht immer direkt etwas
mit dem Bücherwagen die Stationen abklap-
man in einem roten Buch erfahren, das die Ge-
acht Tage in einer Klinik – viel weniger Zeit also,
aus, sondern kommen auch oft einfach mal zum
pert“, sagt sie.
schichte der Patientenbücherei festhält und lie-
die Genesung für die ausgiebige Lektüre eines
Stöbern in die Bibliothek, da hier eine sehr
Gäbe es die Grünen Damen im Krankenhaus
bevoll von Hilde Backhaus gestaltet wurde. Da
ordentlichen Stapels dicker Schmöker zu nutzen.
wohnliche Atmosphäre herrscht und viel weniger
Bethanien nicht, gäbe es vermutlich auch keine
finden sich „Tipps für Neulinge am Bücherwa-
Eine Patientenbücherei ist zwar keine öffentli-
Krankenhausalltag. Schließlich ist die Bücherei
Patientenbücherei. „Die Idee kam seinerzeit von
gen“ und viele anrührende Geschichten. So zum
che Bibliothek, da sie nur von Patienten und Mit-
auch dafür da, den Patienten Abwechslung zu
Hilde Backhaus, einer Grünen Dame der ersten
Beispiel die vom einsamen Kinderklinik-Patienten
arbeitern des Krankenhauses genutzt werden
bieten“, weiß die 65-jährige Birnbaum. Kinder
Stunde“, erinnert sich Birnbaum an das Jahr
Felix, der unbedingt beim Bücherabwaschen auf
kann, sonst aber funktioniert hier alles wie bei ei-
kämen gern in die Bücherei um „einfach mal in
1987. Die Grünen Damen – zu denen mittlerwei-
der Kapellen-Empore helfen wollte, sich dann
ner „richtigen“ Bücherei. Die Mitarbeiterinnen
aller Ruhe ein Gesellschaftsspiel zu spielen.“ Die
le auch etliche Grüne Herren gehören – sind als
mit einer Bücherei-Helferin hinterm Altar auf die
und Mitarbeiter besuchen regelmäßig Fortbil-
Spiele können natürlich auch, genauso wie alles
Ehrenamtliche bundesweit in der Ökumenischen
Suche machte, um nachzusehen, ob dort viel-
dungen für Bibliothekare, lassen sich von haupt-
andere, ausgeliehen werden. Jedoch kommt, wie
Krankenhaushilfe (ÖKH) organisiert. In Kranken-
leicht der liebe Gott wohnt. Oder das Dank-
amtlichen Fachleuten beraten oder tauschen sich
in jeder Bücherei auch, nicht immer alles zurück,
häusern oder Altenheimen kümmern sie sich dar-
schreiben vom Direktor einer Zentralbibliothek in
mit anderen ehrenamtlichen Bibliothekaren aus.
was einmal verliehen wurde. Doch darauf sind
um, Patienten oder Bewohnern kleine Wünsche
Weißrussland, die aus dem Bethanien eine Bü-
Ilse Birnbaum, die eigentlich gelernte Verwal-
die Grünen Damen eingestellt, wie man im roten
INFO
zu erfüllen. Dazu können kleinere Besorgungen
cherspende für die deutschsprachige Abteilung
tungsbeamtin ist, absolvierte für die Patienten-
Buch nachlesen kann, das sämtliches „Geheim-
Die Patientenbücherei
im Krankenhaus Bethanien kann von Patienten
und Mitarbeitern genutzt werden.
Öffnungszeiten:
Di, Do & Fr jeweils
15 bis 17 Uhr
gehören, aber auch größere, wie der Betrieb ei-
erhalten hatte. Insgesamt neun Grüne Damen
bücherei sogar eine dreijährige Ausbildung zur
wissen“ des Büchereiteams enthält. Bei den
ner kompletten Bücherei, wie sie nun im Betha-
und Herren sind in der Bücherei tätig. Jede Stati-
Büchereiassistentin. Die Ausleihzahlen der Patien-
„Tipps für Neulinge am Bücherwagen“ findet
nien ihr zwanzigjähriges Jubiläum feiern kann.
on wird mindestens einmal die Woche mit dem
tenbücherei im Krankenhaus Bethanien fließen
sich unter anderem dieser: „Nach vermissten
Zwar hat vor sechs Jahren Ilse Birnbaum die Lei-
Bücherwagen besucht, ein Service insbesondere
zudem in die Ausleih-Statistik aller Büchereien
Comics fahnde man auf der Ärztetoilette.“
tung der Bibliothek von ihrer Vorgängerin Hilde
für bettlägerige Patientinnen und Patienten. Viel
Deutschlands mit ein. „Am beliebtesten sind We-
Text: Maria-Magdalena Losiewicz
Backhaus übernommen, doch gehört die Biblio-
zu tun gibt es bei der Verwaltung des Gesamtbe-
stern, Krimis und natürlich auch Kinderbücher“,
Fotos: Tanja Pickartz
Forum
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„Wenn die Patienten die Bibliothek besu-
Feuer aus Rache?
Astrid Paprotta, Trägerin
des Deutschen Krimipreises 2005 und des
Glauser-Preises 2006,
hat einen neuen Krimi
geschrieben: Die Staatsanwältin Ellen Rupp, genannt „die Ruppige“,
verbrennt in ihrem Appartement zusammen
mit ihrem jugendlichen
Liebhaber. Ein Racheakt
von Hartz IV-Empfängern und Kleinkriminellen, die sie in Fußfesseln
legen lassen und mit gemeinnütziger Arbeit von
der Straße holen lassen
wollte oder von Menschen, die sie ausspionieren ließ? Als nächstes
brennt ein Mietshaus,
das einer Investorengruppe im Weg steht. Es
gibt mehrere Tote. Kripo
und LKA stehen vor einem Rätsel. Warum interessiert sich die gestylte Anwältin, eine Mitarbeiterin der Rupp, für
den sympathischen Vorstadtfriseur, der sein Geschäft bei dem Mietshausbrand verloren hat
und von einem Modesalon träumt? Ein kleiner
Privatdetektiv verfolgt
eine Spur, die weit in die
Vergangenheit führt …
Paprotta, Astrid: Feuertod, Tb, 316 S.
Sommer 08
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GRUSS AUS DER KINDERKLINIK
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Altenkrankenheim Bethanien Moers
3. Moerser Seniorenmesse
Aktiv und selbstbestimmt im Alter
Schirmherrschaft:
Sa, 16. August 2008
10 bis 17 Uhr, Eintritt frei
Wittfeldstr.31 | 47441 Moers | 02841/200-2102
Dr. Ansgar Müller
Landrat Kreis Wesel
Norbert Ballhaus
Bürgermeister Stadt Moers

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