im PDF-Format
Transcrição
im PDF-Format
EDITORIAL Inhalt Liebe Leserinnen, liebe Leser, Bethanien aktuell Abschied von einem Freund und Förderer Seite 14 Seite 2 Bethanien macht sich fein Seite 4 Zertifizierung geschafft Seite 24 Kurz & knapp Seite 26 Liegen und lesen Menschen in Bethanien Rendezvous am Wärmebett Seite 6 Seite 6 Rendezvous am Wärmebett Seite 10 Die Zellen lügen nicht Seite 12 Niemanden allein lassen Seite 14 Abschied von einem Freund und Förderer Seite 16 Personalien Aus der Medizin Die Zellen lügen nicht Seite 10 Seite 18 OP mit Tiefschlafgarantie Seite 20 Knoten ins Kreuzband Seite 21 Letzte Hoffnung Moers Seite 22 Zentrale Anlaufstelle für Patienten Gruss aus der Kinderklinik Seite 28 Dr. Pelz und Plüsch Liegen und lesen Seite 26 schön, dass Sie zum BETHANIEN FORUM gegriffen haben. Der Untertitel verrät es: Mit dem Magazin wollen wir Sie in Zukunft zwei Mal im Jahr – jeweils Mitte Juni und Mitte Dezember – über Wissenswertes aus dem Krankenhaus und dem Alten- Karl-Heinz Tenter krankenheim informieren. In den letzten Wochen und Monaten hat sich das Gesicht von Bethanien an vielen Stellen verändert. Das traditionsreiche Eingangsportal des Krankenhauses mit dem unverwechselbaren Giebel ist selbstverständlich geblieben. Aber hinter den altehrwürdigen Mauern tat sich recht viel. Da wurde renoviert, umgebaut und modernisiert. Bethanien verfügt nun beispielsweise über eine der größten und modernsten Intensivstationen am gesamten Niederrhein – mitsamt neuer Liegendanfahrt. Ebenfalls in komplett neuen Räumlichkeiten ein Zuhause fanden die Zentralambulanz, das Sozialpädiatrische Zentrum der Kinderklinik und nicht zu vergessen die Hausärztliche Notfallpraxis auf dem Krankenhausgelände. Renoviert wurden die Röntgenstation und die kardiologische Station G1. Dank neuem Farbleitsystem in angenehm-warmen Tönen erstrahlt seit Kurzem das Altenkrankenheim. Und im Eingangsbereich der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin gibt es an den Wänden gar einen richtigen „Klinik-Dschungel“ zu bestaunen. Es ist also durchaus nicht übertrieben, wenn das BETHANIEN FORUM auf der kommenden Doppelseite titelt: Bethanien macht sich fein. Mit dieser Ausgabe erscheint das BETHANIEN FORUM nun zum 21. Mal. Dass viele von Ihnen es erst jetzt kennen lernen, hat einen einfachen Grund: Seit 1994 wurde es als internes Magazin für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter produziert. Nunmehr wollen wir mit dem BETHANIEN FORUM alle informieren, die an Gesundheitsthemen im Allgemeinen und am Bethanien im Besonderen interessiert sind. Wenn Sie möchten, schreiben Sie uns, wie Ihnen das Heft gefällt. Eine angenehme Lektüre wünscht Ihnen Karl-Heinz Tenter Vorstandsvorsitzender der Stiftung Krankenhaus Bethanien für die Grafschaft Moers IMPRESSUM – BETHANIEN FORUM – Informationen aus dem Krankenhaus und Altenkrankenheim Bethanien in Moers. Erscheint alle 6 Monate jeweils am 15. Juni und 15. Dezember • ISSN 1866-8968 • HERAUSGEBER – Stiftung Krankenhaus Bethanien für die Grafschaft Moers • V.i S.d.P – Dirk Ruder (Pressesprecher) • REDAKTIONSTEAM – Karsten Hartdegen (Krankenpflegeschule) Oliver Hering und Gisela Kapitza (beide Sozialdienst Altenkrankenheim), Kornelia Höchter (Radiologie), Cornelia Koch (Dialyse), Sabine Robakowski (Pflegedienstleitung Kinderklinik) sowie Dirk Ruder, Kai David Weierstahl und Barbara Schirner (alle Pressestelle) • LEKTORAT & SCHLUSSKORREKTUR Nadine Magiera (Sekretariat Pflegedienstleitung) • AN DIESER AUSGABE HABEN AUßERDEM MITGEARBEITET – Pia Stieler (Praktikantin Pressestelle), Birgit Rother (Freie Journalistin, Moers), Anne Horstmeier (Redakteurin WAZ, Moers), Christian Schröder (Redakteur Rheinische Post, Moers), Ilse Birnbaum (Patientenbücherei). Die Redaktion dankt der Feuerwehr Moers für die freundliche Unterstützung beim Fototermin zur neuen Liegendanfahrt. • FOTOS – Bettina EngelAlbustin, Tanja Pickartz (Fotoagentur Ruhr), Andreas Krebs, Sascha Steinbach (scharfsteller), Familie Boldt, Philipp Schumacher, Ruhrlandklinik Essen, Archiv Krankenhaus Bethanien • TITELFOTO – Bettina Engel-Albustin • KONZEPT & LAYOUT – Carolin Wrede (hausbusch text + design, Hagen) • DRUCK & VERARBEITUNG – zero.kommunikation GmbH, Moers • ANZEIGEN – Es gilt Anzeigenpreisliste Nr. 1 vom Mai 2008 • KONTAKT REDAKTION BETHANIEN FORUM | Krankenhaus Bethanien Moers | Presse- und Öffentlichkeitsarbeit | Bethanienstraße 21 | 47441 Moers | Tel.: 02841/ 200-2702 | Fax: 02841/ 200-2122 | E-Mail: [email protected] Forum Sommer 08 1 BETHANIEN AKTUELL BETHANIEN AKTUELL Zertifizierung geschafft Krankenhaus Bethanien erhielt erneut das im Gesundheitswesen bedeutsame KTQ-Zertifikat Es ist vollbracht: Genau drei Jahre nach der ersten Qualitätsprüfung er- den Stationen wurden von den Visitoren ausgie- hielt das Krankenhaus Bethanien nun abermals das Qualitätssiegel KTQ. big zu ihren jeweiligen Arbeitsbereichen befragt. „Das Kürzel KTQ bedeutet Kooperation für Transparenz und Qualität im Dokumente und Akten wurden geprüft, außer- Gesundheitswesen. Krankenhäuser, die sich nach KTQ zertifizieren las- dem schauten die Prüfer bei Besuchen auf den sen, müssen sich einer peniblen Überprüfung durch externe Fachleute Stationen in buchstäblich jeden Winkel des Kran- unterziehen“, erläutert Ralf Drückes. Drückes ist einer von gleich drei kenhauses. Dabei wurden nicht nur die medizini- sogenannten Qualitätsmanagern im Krankenhaus Bethanien, die die schen und pflegerischen Bereiche kontrolliert, Einhaltung medizinischer und pflegerischer Standards überwachen. auch die Arbeit des Seelsorge-Teams und des Ethik-Komitees haben die Kontrolleure sich beispielsweise intensiv angesehen. Selbst Funktionsabteilungen, wie EDV und Haustechnik wurden E s gibt für Krankenhäuser verschiedene Möglichkeiten der Zertifizierung. „Die Zertifizierung nach KTQ ist sicher die um- gecheckt - und sogar die Presseabteilung. „Ob eine Abteilung direkten Patientenkontakt hat oder nicht spielt bei der Überprüfung keine Prüfung bestanden: Gemeinsam mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern freute sich die Bethanien-Qualitätskommission (v.l.n.r.) bestehend aus dem Ärztlichen Direktor Prof. Dr. Wolfram Niedner, dem Qualitätsbeauftragten Hubert Krämer, Krankenhausdirektor Wolfgang Kupferschmidt, dem Qualitätsbeauftragter Ralf Drückes und Pflegedirektorin Luise Werner über das große blaue KTQ-Zertifikat. BILD LINKS Die externe Prüfungskommission Heinz-Josef Kessen, Dr. med. Andreas Blüthgen und Carsten Thüsing (2., 3. und 5. v. r.) beim Gespräch mit Arzte- und Pflegeteams auf den Stationen. fassendste“, sagt Drückes. Bei der Überprüfung Rolle. Es geht einzig und allein um die Frage, ob nahmen drei externe Fachleute, sogenannte Visi- möglichst viele Arbeitsprozesse im gesamten toren, fünf Tage lang das gesamte Krankenhaus Krankenhaus möglichst strukturiert ablaufen, genau unter die Lupe. Alle Abteilungen wurden umfassend dokumentiert und damit potentielle von dem eigens für diese Tätigkeit geschulten Fehlerquellen für die Zukunft ausgeschlossen Expertentrio, bestehend aus den Bereichen Me- werden“, so Pressesprecher Dirk Ruder. An die über den Leistungsstand eines Krankenhauses dizin, Pflege und Verwaltung nach verschiedenen Prüfung in „seiner“ Abteilung erinnert er sich wie dem unseren zu informieren.“ Für viele Men- erfüllt – unter anderem bei der Patientenbe- Kriterien geprüft und bewertet. „Das sind Leute, lebhaft. „Man wird von den drei Prüfern richtig schen, die etwa zu einer anstehenden Operation handlung, im Bereich der Sicherheit und des Da- die aus ihrer Profession heraus natürlich sämtli- in die Mangel genommen und fühlt sich, als ob in ein Krankenhaus müssen, sei es durchaus tenschutzes, der Organisation und Führung der che möglichen Schwachstellen im Krankenhaus- man Abitur- und Arztprüfung in einem ablegen wichtig, anhand der Qualitätsmerkmale zu ent- Klinik sowie bei der stetigen Weiterentwicklung betrieb kennen. Deren geschulter Blick ist ein- müsste.“ scheiden „in welche Klinik man am besten geht der Qualität. „In einigen Bereichen lag unser und in welche vielleicht besser nicht“, so Krämer. Krankenhaus sogar deutlich über den Anforde- fach unbestechlich, denen kann man nichts vormachen. Wenn irgendwo was nicht so läuft, wie es sollte, merken die das“, weiß Drückes. „Als Krankenhaus wollen wir uns in allen Bereichen stets verbessern.“ Dieser Tage hielt das Krankenhaus endlich reits mit der KTQ-Zertifizierung vor gut drei Jah- das lang ersehnte blaue KTQ-Zertifikat in den ren gemacht. Damals sei die Nervosität bei allen Händen. Es hängt nun gut sichtbar im Eingangs- Gründe für eine solche freiwillige Kontrolle auf Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern verständli- bereich des Krankenhauses, damit Patienten, der Hand. „Als Krankenhaus sind wir daran inte- cherweise groß gewesen. Besucher und Mitarbeiter es jederzeit sehen Für Qualitätsmanager Ralf Drückes liegen die können. „Das Zertifikat ist der beste Ausweis für ressiert, uns stets in allen Bereichen zu verbessern. Unabhängige externe Prüfer können uns Verbesserungsvorschläge umgesetzt Umständen bei den Arbeitsabläufen noch das große Engagement unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die bei der Patientenversorgung dabei helfen indem sie uns sagen, wo es unter „In diesem Jahr hatten wir schon etwas mehr jeden Tag hervorragende Arbeit leisten“, lobte klemmt.“ Drückes' Qualitätsmanager-Kollege Routine. Gespannt waren wir vor allem, ob die Krankenhausdirektor Wolfgang Kupferschmidt. Hubert Krämer von der Geschäftsführung er- bei der damaligen Zertifizierung von den Visito- Die bestandene Qualitätsprüfung wurde mit ei- gänzt: „Da die wichtigsten Ergebnisse der Quali- ren angeregten Verbesserungsvorschläge umfas- ner Feierstunde begangen, zu der alle Mitarbei- tätsprüfung von der KTQ-GmbH im Internet send und korrekt von uns umgesetzt worden terinnen und Mitarbeiter eingeladen waren. unter www.ktq.de öffentlich gemacht werden, sind“, so Drückes. Am Ende hieß es tatsächlich: Text: Kai David Weierstahl und Dirk Ruder hat jeder Patient die Möglichkeit, sich jederzeit „Prüfung bestanden!“ Fotos: Tanja Pickartz (oben) Lutz Stierand (links) Forum 4 rungen“, freute sich Drückes. nagement hatte das Krankenhaus Bethanien be- Sämtliche Chefärzte, die Abteilungsleiter sowie viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf Den ersten Schritt in Richtung Qualitätsma- Das Krankenhaus habe alle Anforderungen INFO Die Kooperation für Transparenz und Qualität im Gesundheitswesen (KTQ) hat seit 2001 bundesweit 725 Zerifizierungen im Gesundheitsbereich durchgeführt, 688 davon in Krankenhäusern. 114 Kliniken haben inzwischen das drei Jahre nach der Zertifizierung vorgeschriebene Rezertifizierungsverfahren durchlaufen. Eine der zum zweiten Mal geprüften Kliniken ist das Krankenhaus Bethanien, das im Herbst 2004 den ersten ZertifizierungsZyklus durchlaufen und mit einem Ergebnis „deutlich im oberen Bereich“ abgeschlossen hatte. Die KTQ GmbH ist als Zertifizierungsmarktführer die wichtigste Instanz zur Qualitätsprüfung von Krankenhäusern in Deutschland. Sommer 08 5 MENSCHEN IN BETHANIEN MENSCHEN IN BETHANIEN Rendezvous am Wärmebett Seit vierzig Jahren ist Doris Borgmann als Krankenpflegehelferin auf der Wochenstation des Bethanien-Krankenhauses tätig. Der Pflegeberuf hat sich in dieser Zeit stark verändert. Wenn Babys schreien und junge Mütter Hilfe brauchen ist Schwester Doris Borgmann in ihrem Element. Seit vierzig Jahren arbeitet sie als Krankenpflegehelferin auf der Wochenstation. Anlässlich des Dienstjubiläums am 1. Juli 2008 begleitete das BETHANIEN FORUM sie einen Tag lang bei der Arbeit. D irekt gegenüber vom Dienstzimmer der vergangenen Nacht: den Zeitpunkt, an dem das selbst und der Neugeborenenabteilung, einem möchten uns bei allen Mitarbeiterinnen und Mit- Wochenstation D2 kündet eine kleine Neugeborene zuletzt getrunken hat, ob es bei eigens eingerichteten Kinderzimmer.“ Mit der arbeitern der Wochenstation Bethanien für die Tafel mit bunter Schrift von den Neuan- der Geburt Komplikationen gab und wann Einführung von „Rooming-in“ und integrativer fürsorgliche Pflege unseres Kindes bedanken“, kömmlingen der letzten Stunden. Die Namen Mutter und Baby voraussichtlich nach Hause Wochenpflege seien beide Bereiche zusammen- steht auf einer der Karten. Auf einem Foto ist ein Anica und Celina stehen dort in verspielten entlassen werden sollen. Begleitet von einer geführt worden. Kranken- und Kinderkranken- Baby im Nikolausgewand zu sehen. Nicola wur- Buchstaben. Celina ist um 1.02 Uhr geboren Krankenpflegeschülerin geht sie mit dem Pflege- schwestern waren nun ein Team. de tatsächlich vor zwei Jahren am Nikolaustag worden. „Es ist jeden Tag aufs Neue schön zu wagen über den Flur, auf dem sich alles befindet, sehen, gleich zu Dienstbeginn zu erfahren, wen was bei der Arbeit nützlich ist: frische Bettwä- Wochenpflege verändert. Die Zimmer, in denen tes Babygewand mit. Das witzige Foto war sogar wir als neue Erdenbürgerin oder als neuen sche, Blutdruckmanschetten, Stethoskop. Am sich Babybett an Babybett reihte, gibt es nicht in der Zeitung, sagt eine der Schwestern im Kin- Erdenbürger bei uns begrüßen dürfen“, sagt frühen Morgen dringt schon energisches Baby- mehr. Heute bleiben die Babys die meiste Zeit derzimmer. Doris Borgmann, als sie früh morgens um fünf geschrei aus etlichen Zimmern – auch aus dem über im Zimmer direkt bei der Mutter. Früher vor sechs an der Tafel vorbeigeht. Seit ziemlich Zimmer, an dessen Tür Schwester Doris als erstes durften Väter ihren Nachwuchs durch eine Glas- Wickeltische stehen dort direkt nebeneinander. genau vierzig Jahren kommt sie nun jeden Tag klopft. „Wie geht es Ihnen heute?", fragt sie die scheibe im Kinderzimmer gerade mal anschauen. Über den Wickeltischen hängen große Wärme- ins Krankenhaus Bethanien. Am 1. Juli 1968 hat Mutter, als sie das Baby mit ein paar gekonnten „Außer dem Ärzte- und Pflegepersonal durfte lampen, die das Baby warm halten, während die sie als Krankenpflegehelferin ihren Dienst im Streicheleinheiten beruhigt. „Ich habe immer hier früher niemand rein. Die Eltern und Ver- Windeln gewechselt werden. Süße Tierbilder Krankenhaus angetreten. Ein stolzes Dienstjubilä- noch Schmerzen von der Geburt“, klagt die wandte standen vor der Glasscheibe und haben schmücken die Wände des Kinderzimmers. Ein um, das die Sechzigjährige allerdings nicht groß Mutter. Während das Baby ein Fläschchen war- sich ihre Sprösslinge zu bestimmten Besuchszei- Saxophon spielender Maulwurf, ein Löwe mit Tri- zum Thema macht. me Babymilch bekommt, erhält die Mutter ein ten zeigen lassen“, erinnert sich Schwester Doris. angel und weitere musikalische Tiere. Zwischen Mittel, um die Schmerzen zu lindern. Dann Frische Bettwäsche, Stethoskop Im Schwesternzimmer löst der Frühdienst die Nachtwache ab. Bei der Dienstübergabe wird besprochen, wer sich heute Vormittag um wel- Aber noch mehr hat sich mit der integrativen Heute dürfen die Väter selbstverständlich mit Drei mit violettem Kunststoff überzogene den Wickeltischen und den Bildern an der Wand ins Kinderzimmer hinein und jederzeit ihre Kin- dient eine schmale Leiste als Ablage für kleine sich. Der nach der anstrengenden Geburt noch der versorgen. Durch das Konzept der Integrati- selbstgestrickte Babyschühchen in verschiedenen erschöpften Mutter soll noch etwas Schlaf und ven Wochenstation kann die Familie immer ganz Farben. Ein Mobilé darf natürlich auch nicht feh- Ruhe gegönnt werden. nah beieinander sein und so in den ersten Tagen len, denn die Babys wollen in Rückenlage nach der Geburt ein Gefühl der Geborgenheit schließlich nicht an eine kahle Decke gucken. Die Zahl der herein- und herausgerollten Ba- che jungen Mütter und ihre Babys kümmert. Be- ris Borgmann auf den Raum mit dem Frühstücks- und der Gemeinsamkeit erleben. An der Glastüre vor Schwester Doris die erste Mutter im Zimmer buffet. Hier war früher eine unsichtbare Grenze. zum Kinderzimmer hängen als Danksagungen bybettchen wechselt im Kinderzimmer im Minu- aufsucht, informiert sie sich in der Patienten-Do- „Unsere Wochenstation bestand noch bis vor zahlreiche Babyfotos, die die Eltern an die tentakt. Schwester Doris legt das ihr anvertraute kumentation über die wichtigsten Infos aus der drei Jahren quasi aus zwei Bereichen. Der Station Schwestern der Station geschickt haben. „Wir Baby behutsam auf einen der Wickeltische, um Forum 6 geboren, da brachte der Vater ein passendes ro- nimmt Schwester Doris das Baby zum Wickeln an Auf dem Weg zum Kinderzimmer deutet Do- Krankenpflegehelferin Doris Borgmann am Wärmebett INFO Integrative Wochenpflege bedeutet die komplette Versorgung von Mutter und Kind durch eine Pflegekraft und unter Einbeziehung („Integration") des Kindsvaters. Die Schwester deckt dabei sowohl die Bereiche der Kinderkrankenpflege wie auch der Gynäkologie ab. Bei der integrativen Wochenpflege werden junge Eltern von den Pflegekräften in die Pflege des Kindes einbezogen, angeleitet und beraten, damit sie im Umgang mit dem Baby sicher sind, wenn sie das Krankenhaus verlassen. Sommer 08 7 MENSCHEN IN BETHANIEN MENSCHEN IN BETHANIEN schwestern und die Kinderärztin haben alle Hän- es zu waschen. Anschließend werden die Vitalzei- symmetrisch in eine Reihe. Die flinke Kranken- chen wie Blutdruck, Körpergewicht und Tempe- pflegehelferin ist nach so vielen Jahren in ihrem de voll zu tun. Langsam wird es so eng wie ratur kontrolliert. Die Messwerte trägt sie in die Job noch immer so motiviert wie am ersten Tag. Samstag an der Kasse vom Supermarkt. „Kurve“ ein. In der Kurve werden alle Werte der Die Kolleginnen auf der Neugeborenenstation Babys dokumentiert. Die betreuende Kinderärz- wissen den enormen Arbeitseifer der Kollegin zu zudem etliche Verwandte und schauen belustigt tin aus der Kinderklinik im gleichen Stock kann schätzen. zu. Sie dürfen aus Gründen der Hygiene nicht mit ins Kinderzimmer hinein. Vierfaches Baby- so während ihrer Visite alle wichtigen Werte nachschauen, um das Baby medizinisch richtig „Kinder sind einfach das Größte!“ Kugelschreiber zur Seite. weinen füllt den Raum und eine junge Krankenpflegeschülerin an der Seite von Doris Borgmann zu versorgen. „Jetzt lassen wir das Kleine mal schlafen“, sagt Schwester Doris und legt den Draußen vor der Glasscheibe drängen sich Irgendwo an der Wand des Dienstzimmers weiß kurzzeitig nicht mehr, wohin mit den vielen piepst es. Ein Meldegerät, das anzeigt, in wel- Babybettchen. „Nur die Ruhe“, sagt Borgmann chem Zimmer eine Mutter Hilfe benötigt. „Das und schiebt geschäftig ihre Brille auf die Nasen- sehr sich der Pflegeberuf in vierzig Jahren verän- sind meine Patienten“, sagt Doris und eilt im spitze. Schwester Doris hat die Lage wieder mal dert habe. Viele Stellen im Pflegebereich seien Sauseschritt in das Zimmer, wo eine junge Mut- im Griff. Am Ende verrät sie, wie eng auch ihre heute Teilzeitstellen. Das sei ohne Frage gut für ter vergeblich versucht, ihr weinendes Baby zu eigene Familie mit dem Krankenhaus verbunden die Schwestern, die Ihre Arbeitszeit und Freizeit beruhigen. Schwester Doris nimmt den Säugling ist. Sie habe nicht nur auf der Wochenstation flexibler einteilen und mit dem Familienleben in aus dem kleinen Babybettchen auf den Arm und „für jede Menge Nachwuchs gesorgt“, sondern Einklang bringen können. Gestiegen seien die tröstet das Kind. Nach kurzer Skepsis hört das auch in anderen Abteilungen des Hauses perso- Anforderungen an den Job. Für Vieles bleibt we- Kleine tatsächlich auf zu schreien. Doris Borg- nell gestärkt. „Ich habe eine Tochter, die in der niger Zeit. Früher hätten die Schwestern nach mann legt das Kind an ihre Schulter. „Die Kinder Gefäßchirurgie tätig ist und einen Schwieger- Feierabend Socken für die Kinder gestrickt und machen immer die Augen auf, wenn sie über die sohn, der auf der Intensivstation arbeitet“. Ir- sogar Dekoration für die Patientenzimmer geba- Schulter gucken. Es ist ja auch interessant jeman- gendwann, scherzt sie, werde sie unterm Titel stelt. Schwester Doris nimmt sich die Zeit nach den über die Schulter zu schauen“, sagt sie. Die „40 Jahre im Krankenhaus Bethanien“ vielleicht Dienstende allerdings auch heute noch. Oft junge Mutter bedankt sich lächelnd. „Wenn es einmal ihre Memoiren schreiben. Falls zwischen- überrascht sie dann am nächsten Tag mit ihren noch Probleme gibt, bitte einfach melden, ich durch nicht wieder ein Baby weint, versteht sich. selbstkreierten Basteleien nicht nur die Mütter, komme sofort“, sagt sie freundlich lächelnd. Text: Pia Stieler und Kai David Weierstahl Als das Kind im Bettchen liegt, erzählt sie, wie sondern auch ihre Kolleginnen. Das freundschaftliche und enge Verhältnis zu Fotos: Denise Ohms den Müttern ist ihr wichtig. „So kann ich immer Unvergleichbares Engagement auch am Mutterglück ein wenig teilhaben. Kinder sind einfach das Größte für mich.“ Im Betha- „Doris zeichnet ein unvergleichbares Engagement für Mütter und Kinder aus“, verrät die stell- wohl gefühlt. „Ich habe den Eindruck, die vertretende Stationsleitung Angelika Rittgerodt meisten Mütter fühlen sich hier sehr geborgen.“ über ihre langjährige Kollegin. „Sie ist hilfsbereit Nach vierzig Jahren Dienst hat Schwester Doris und begeisterungsfähig.“ Schwester Angelika heute manchmal die Babys ihrer einstigen Neu- stimmt Schwester Doris zu, wenn von den frühe- geborenen zu versorgen, was manchmal lustige ren Jahren die Rede ist. Ja, es sei richtig, dass Begegnungen mit sich bringe. „Ihren Mann hat- man früher einfach mehr Zeit gehabt habe. Bei- te ich als Baby auch schon auf dem Arm“, sagte spielsweise um sich untereinander auszutauschen Doris neulich in ihrer typischen Art zu einer jun- oder auch um sich länger um die Mütter und gen Mutter. „Das machen sie heute aber nicht Kinder zu kümmern. Heute sei die Arbeit ganz mehr!“, entgegnete die Mutter schlagfertig. anders organisiert: Spezielle Mitarbeiterinnen aus BILD OBEN Morgens bei der Dienstübergabe bespricht Doris Borgmann (m.) mit ihren beiden Kolleginnen Bianca Schmid (li.) und Ina Müller (re.) wer sich an diesem Tag um welches Baby und welche Mutter kümmern wird. BILD MITTE „Nur die Ruhe bewahren!“, sagt Schwester Doris, wenn es mal wieder besonders hektisch zugeht. BILD UNTEN Unter Anleitung von Schwester Doris misst Krankenpflegeschülerin Claudia Schöneich einer jungen Mutter den Blutdruck. nien habe sie sich in den vielen Jahren immer Mittlerweile ist es elf Uhr am Vormittag. Im dem nicht-pflegerischen Bereich kümmern sich Kinderzimmer hat die Visite begonnen. Alle Ba- um den Service rund um die jungen Mütter. bys werden von der Kinderärztin untersucht. Ei- Die Servicekräfte holen Zeitungen, melden die nes von ihnen ist dabei besonders unruhig. „Na, Patienten-Fernseher an oder organisieren das du machst es mir aber nicht leicht, so quirlig wie Frühstücksbuffet. Für die Schwestern waren diese du bist“, lächelt die Ärztin und versucht das Baby Arbeiten früher eine enorme zusätzliche Bela- gleichzeitig zu untersuchen und zu besänftigen. stung. Schwester Doris steht auch hier wieder hilfreich „Damals haben wir das ja alles selbst ge- zur Seite. Doch das Kinderzimmer füllt sich un- macht“, sagt Schwester Doris und rückt die ablässig weiter. Reihenweise schieben Mütter ih- belegten Brötchen auf dem Frühstücksbüffet re Babys zur Untersuchung herein. Die Kranken- Forum 8 INFO Wochenstation D2 Auf der Bethanien-Wochenstation D2 sind 21 Pflegekräfte in Voll- und Teilzeitarbeit tätig. Die Station verfügt insgesamt über 36 Betten in freundlich-hellen Ein-, Zwei-, oder Dreibettzimmern. „Rooming-In“ bedeutet, dass die Neugeborenen im Zimmer der Mutter bleiben, so lange sie es wünscht. Früher waren alle Babys in einem separaten Babyzimmer untergebracht, wo sich Babybett an Babybett reihte. Wenn eine Mutter beim „Rooming-In“ die Station kurz verlässt, wird das Baby in der Zeit von den Schwestern betreut. Familienzimmer Wenn die Familie es wünscht und die Belegung auf der Station es zulässt, wird jungen Eltern zum Preis von täglich 55 Euro ein eigenes Familienzimmer zur Verfügung gestellt, in dem die Familie unter sich ist. Im Preis inbegriffen sind eine Vollverpflegung und die Rückerstattung der Parkgebühren. Das Familienzimmer kann bei der Aufnahme im Kreißsaal gebucht werden. Krankenpflegehelferinnen heißen mit offizieller Berufsbezeichnung „Gesundheits- und Krankenpflegehelferinnen“. Sie arbeiten im professionellen Pflegeteam und assistieren den Gesundheits- und Krankenpfleger(inne)n bei deren Aufgaben wie etwa Krankenbeobachtung und Verbandswechsel. Die einjährig ausgebildete Krankenpflegehelferin übernimmt aber auch Pflegetätigkeiten in Eigenverantwortung bzw. in Absprache mit dem dreijährig ausgebildeten Pflegepersonal. Krankenpflegehelfer(innen) sind unter anderem für das Umbetten, Hilfe bei der Nahrungsaufnahme, Toilettengang, Patientenbegleitung, Kontrolle von Blutdruck, Puls und Temperatur, Körperpflege, Richten der Betten, Schreibarbei(Quelle: Wikipedia) ten und Hygiene zuständig. Sommer 08 9 MENSCHEN IN BETHANIEN MENSCHEN IN BETHANIEN Die Zellen lügen nicht Dr. Maria-Lieselotte Mlynek-Kersjes war einst die jüngste PathologieProfessorin Deutschlands, aber eine Altherrenriege ließ ihr keine Chance auf eine akademische Karriere. Frau Professorin wusste sich zu helfen und schlug einen anderen Weg ein. Seit zwanzig Jahren leitet die Privatdozentin nun erfolgreich das Institut für Pathologie am Krankenhaus Bethanien. Das BETHANIEN FORUM gratuliert zum 20jährigen Dienstjubiläum am 1. Juli 2008. M it 35 war sie die jüngste Pathologin zu vereinbaren. „Man muss sich als Frau ent- Deutschlands. Als sie mit 36 Jahren die scheiden, wie man das macht. Erst Kinder und jüngste Professorin wurde, untersagte dann Karriere – das kann man vergessen. Es geht ihr Essener Chef, sie in der Klinik mit ihrem Titel nur: zuerst Karriere, dann Kinder“, bringt Dr. anzusprechen. Denn da gab es zwei ältere Mlynek-Kersjes, Mutter von zwei Töchtern, ihre (selbstverständlich männliche) Oberärzte, „und „Die Lok voran“: Privatdozentin Dr. Maria-Lieselotte Mlynek-Kersjes führt seit zwanzig Jahren erfolgreich das am Bethanien-Krankenhaus beheimatete Moerser Institut für Pathologie, das sie am 1. Juli 1988 von ihrem Vorgänger Erich Isecke übernommen hatte. UNTERES BILD RECHTS OBEN Hautzellen im Mikroskop mit einer Reaktion auf einen Insektenstich: Die Entzündungszellen sind rot gefärbt. Erfahrungen auf den Punkt. Gar nicht geht es Betrachten unterm Mikroskop aufbereitet. Dazu zige Pathologin in Nordrhein-Westfalen, die Not- ich war ja nur die letzte Assistentin“, sagt Privat- ohne Unterstützung durch Ehemann und Kinder- kommen die sogenannten Schnellschnitte, Pro- dienst für die Deutsche Stiftung Organtransplan- dozentin Dr. Maria-Lieselotte Mlynek-Kersjes. frau. Für ihre 15-Stunden-Tage „muss sie den ben direkt aus dem Operationssaal. Immer geht tation leistet und nachts aufsteht, um Schnell- Aber sie machte nicht mit zusammengeballter Rücken frei haben“, sagt ihr Mann Gerhard es um die Frage: gutartig oder bösartig? Die schnitte von Organen zu untersuchen, die Spen- Faust in der Tasche weiter, sondern ließ sich – Kersjes. kann die Pathologin in den meisten Fällen ein- dern entnommen worden sind. Sogar aus Linz deutig beantworten. Die Ärztin, die am tiefsten sind schon Proben für die Pathologin eingeflo- ermuntert durch ihren späteren Mann Gerhard In ihrem Moerser Institut wird hart gearbeitet Kersjes – als Pathologin in freier Praxis am Betha- und manchmal auch gefeiert. Weihnachten zum in den Patienten schaut, sagt: „Man muss Ab- gen worden. Gewebeproben, die sie ein Mal im nien-Krankenhaus nieder. Aus der Professorin Beispiel. Das hat sie mit ihren Mitarbeiterinnen stand haben und sachlich bleiben. Ich schaue nie Mikroskop betrachtet hat, vergisst sie nie. „Ich wurde die Privatdozentin. im letzten Winter bereits zum 20. Mal gefeiert. auf Namen. Nummer, Material und Gewebe habe ein wahnsinniges optisches Gedächtnis.“ müssen übereinstimmen.“ Das widerspricht nicht Express“ verlost. „Ein tolles Musical, das zeigt, der Institut-Philosophie: „Hier wird jede Probe einen Grund, warum sie die Pathologie „einfach dominierten Beruf gemacht hat. In Fachgebieten man muss ein Team sein: Die Lok voran, ein Ten- wie die eines engen Angehörigen behandelt.“ faszinierend“ findet: „Ich bin ein rechthaberi- wie Chirurgie oder Pathologie sind Frauen rar, in der, der Druck macht, und Wagen, die hinterher Die „Professoren-Erfahrung“ war nicht die fast allen eine Seltenheit in Führungspositionen. fahren.“ Eben so wie bei Mlynek-Kersjes' patho- Karriere und Kinder: Das ist für Ärztinnen kaum logischem Institut: „Wir transportieren Diagnosen für Patienten.“ wunderbar ausleben; es ist immer alles beweisbar“. Dabei war der erste Schritt dorthin mehr Die Analyse der Schnellschnitte zeigt, ob der aus der Not geboren. Denn eigentlich wollte sie Kinderärztin werden. Doch während ihrer Pro- medizinern geprägt, die fürs Fernsehen erdacht ob weiter geschnitten muss. Sechzig Prozent der motion starb ihr Doktorvater. Dessen Nachfolger wurden. Wenn Dr. Mlynek-Kersjes Leichen obdu- Proben bei Dr. Mlynek-Kersjes gelten der Frage, schusterte ihr Thema einem von ihm geförderten ziert, geht es zum Beispiel um die Frage, ob die ob es sich um bösartige Tumoren handelt oder in Kandidaten zu. Maria-Lieselotte Mlynek orientier- Todesursache Folge einer Berufskrankheit ist. Die- welchem Stadium sie sich befinden. Bei vierzig te sich um, fand schließlich in einer Klinik in ihrer se Arbeit, die Nicht-Medizinern einen Schauer Prozent der Proben handelt es sich um entzün- Heimatstadt Essen in der Pathologie eine Stelle über den Rücken jagen kann, sieht die Patholo- detes Gewebe. „Alles, was entfernt worden ist, mit Promotionsmöglichkeit. gin mit anderen Augen: „Es ist das Letzte, was sollte untersucht werden“, findet die Pathologin Die Weichen endgültig gestellt hat dann wir für einen Menschen tun können und auch und nennt ein Beispiel aus der Medizingeschich- 1978 ihr Professor, der ihr zum 27. Geburtstag notwendig, um Angehörige oder Ärzte vor An- te: Als in den 30er Jahren Frauen ihre Kinderlo- beschied: „Sie können es weit bringen in würfen zu schützen.“ Gab es Pflegefehler? Hat sigkeit auf angeblich unsachgemäß ausgeführte diesem Fach!“ – Frau Privatdozentin hat Wort der Arzt falsch behandelt? „Die wahre Todesursa- Blinddarm-Operationen zurückführten, konnten gehalten … che kann nur eine Obduktion klären.“ Pathologen anhand der aufbewahrten Gewebe- Text: Anne Horstmeier proben nachweisen, dass wirklich nur der Ap- Die Autorin ist Redakteurin der WAZ in Moers pendix entfernt worden war – nichts anderes. Fotos: Denise Ohms (1), Sascha Steinbach (1), Der Alltag von Dr. Mlynek-Kersjes wird allerFrau Privatdozentin kann auch anders: Gemeinsam mit dem niederrheinischen Krimiautor Erwin Kohl präsentierte sich Prof. Dr. Mlynek-Kersjes im Frühjahr 2007 in Dienstkleidung und Arbeitsgerät. Während Kohl im Krankenhaus aus seinem neuesten Roman las, führte die leidenschaftliche Pathologin Besuchergruppen durch ihr Institut. scher Mensch. Das kann ich in der Pathologie „Sie können es weit bringen!“ Chirurg den Tumor vollständig entfernt hat oder Das Bild des Pathologen ist von den Gerichts- dings dominiert von Gewebeproben. Sie werden morgens aus Praxen und Kliniken angeliefert, nummeriert und mit technischen Verfahren fürs Die Leidenschaft für die Pathologie scheint bei Dr. Mlynek-Kersjes unbegrenzt. Sie ist die ein- Forum 10 Augenzwinkernd nennt die ehrgeizige Ärztin Und dabei zum 20. Mal Karten für den „Starlight einzige, die sie als Frau in einem von Männern Maria-Lieselotte Mlynek-Kersjes (1), Archiv Krankenhaus Bethanien (1) INFO Im Moerser Institut für Pathologie werden pro Tag zwischen 50 und 100 Gewebeproben untersucht. Häufig handelt es sich um Schnellschnitte direkt aus dem Operationssaal. Die Schnittpräparate müssen aufgrund gesetzlicher Vorschriften mindestens zehn Jahre aufbewahrt werden. Seit Dr. Mlynek-Kersjes vor genau zwanzig Jahren das Institut von ihrem Vorgänger Dr. Erich Isecke übernahm, werden allerdings alle Schnittpräparate dauerhaft archiviert – auf kleinen Glasträgern von der Größe eines Streichholzbriefchens. Allein durch die Glasobjektträger ist das Gesamtgewicht der in 20 Jahren angesammelten Proben so groß, dass die Regale erheblich verstärkt werden mussten und der Archivraum nicht unterkellert sein darf, weil der Boden sonst durchbrechen könnte. www.pathologie-moers.de Sommer 08 11 MENSCHEN IN BETHANIEN MENSCHEN IN BETHANIEN Niemanden allein lassen Das Team der stationären Hospizgruppe (v.l.n.r.): Marlis Bös, Rosemarie Bésuch, Ruth Gies, Oliver Hering vom Sozialen Dienst, Hospizkoordinatorin Gisela Kapitza, Horst Doetsch, Doris Krupka, Brigitte Lammers. Sterbebegleitung ist Lebensbegleitung. In diesem Sinne begleitet die stationäre Hospizgruppe im Altenkrankenheim Bethanien die Bewohner. Als zweite Einrichtung dieser Art in ganz Nordrhein-Westfalen war die 2006 gegründete Gruppe eine Art Pilotprojekt. Während ambulante Hospizdienste erst in der letzten Lebensphase vor Ort sind, bauen stationäre Hospizgruppen schon viel früher eine Beziehung zu den Seniorinnen und Senioren auf. M enschen, die Andere in der letzten Lebensphase begleiten, tun dies aus verschiedenen Gründen. „Manche haben eigene Erfahrungen bei der Sterbebegleitung eines Angehörigen gemacht, manche wollen in ih- und Helfer. Auf einem Infoblatt stellt sich die abend in Geborgenheit ermöglicht werden. An- rer Freizeit einfach nur anderen Menschen hel- Gruppe so vor: „Wir haben Zeit für Gespräche dererseits bedürfen schwerkranke, pflegebedürf- INFO fen“, sagt Gisela Kapitza, Mitarbeiterin des Sozia- mit Bewohnern und Angehörigen, auch über tige oder demente Bewohnerinnen und Bewoh- len Dienstes vom Altenkrankenheim Bethanien. schwierige Themen wie Abschiednehmen, Ster- ner einer besonderen palliativen Pflege und psy- Als zweites Altenkrankenheim in Nordrhein-West- ben, Tod und Trauer. Wir haben Zeit für Begeg- chosozialen Begeleitung in einer schwierigen falen verfügt das Altenkrankenheim seit zwei Jah- nungen, auch wenn Worte nichts mehr sagen. Phase des Lebensweges. „Natürlich stellt das Le- ren über eine eigene stationäre Hospizgruppe. Wir haben Zeit für Begleitung im Leben und ben in einem Altenkrankenheim ein ständiges Sterben.“ Wichtig sei, die Bewohner des Alten- Abschied nehmen dar. Es darauf zu reduzieren verstärkte Unterstützung in der Öffentlichkeit er- krankenheims und ihre Angehörigen nicht allein wäre allerdings vollkommen falsch“, so Hering. lebt und die Hospizbetreuung in Altenheimen zu lassen, sagt Hering. Das Team der Hospizgruppe des BethanienAltenkrankenheims besteht aus ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unterschiedlichen Alters, die regelmäßig für ihre Aufgabe geschult werden. Die Arbeit der Gruppe wird von Gisela Kapitza als hauptamtlicher Hospizkoordinatorin betreut. Die Hospizgruppe begeleitet sterbende Bewohnerinnen, Bewohner und deren Angehörige. Die Ehrenamtler haben Zeit für Gespräche über Themen wie Abschiednehmen, Sterben, Tod und Trauer mit Bewohnern und Angehörigen. Die Gruppe nimmt auch an regelmäßig stattfindenden Gedenkgottesdiensten teil. Obwohl der Hospizgedanke seit Jahren eine oder Altenkrankenheimen nicht wirklich neu ist, Altenkrankenheims durch das Hospiz-Team wird mitarbeitern und Seelsorgern eingebunden. „Die um echte Pilotprojekte. Neu daran ist der statio- durch Gisela Kapitza koordiniert und geplant. Ehrenamtler arbeiten je nach persönlichen Mög- näre Charakter. Ambulante Hospizdienste kom- „Die Arbeit der Hospizgruppe setzt einen konti- lichkeiten für ein paar Stunden in der Woche in men erst in der letzten Lebensphase ins Haus, nuierlichen Kontakt mit den Wohnbereichen vor- der Hospizgruppe.“ Bei der verantwortungsvol- um Menschen zu betreuen – oft zu spät, um aus, damit sich eine Beziehung zwischen Bewoh- len Aufgabe wird niemand ins kalte Wasser ge- noch eine Beziehung zum Sterbenden aufzubau- nern und den ehrenamtlichen Hospizmitarbei- worfen. „Durch intensive Fortbildungen beglei- en. Stationäre Hospizgruppen sind im Gegensatz tern entwickeln kann“, erklärt Kapitza. Meistens ten wir die Gruppe und bauen Unsicherheiten dazu ständig vor Ort und daher viel besser in der macht die Gruppe auch beim Kontakt mit den ab. Jeder Ehrenamtler soll sich in der Gruppe gut Lage, auf die besonderen Bedürfnisse sterbender Angehörigen positive Erfahrungen. „Oft ist es für aufgehoben fühlen." Regelmäßige Teambespre- Bewohnerinnen und Bewohner einzugehen. Angehörige wichtig, jemanden zu haben, der ih- chungen helfen dabei, Erfahrungen auszutau- nen einfach zuhört.“ Der Erfolg gibt dem Kon- schen und das Miteinander in der Gruppe zu noch eine Seltenheit. Außer der eigenen Gruppe zept recht. „Bei den regelmäßig stattfindenden stärken. Das zeigt sich dem Besucher sofort. Bei weiß Oliver Hering, Leiter des Sozialen Dienstes Gedenkgottesdiensten äußerten sich Angehörige den Treffen der Hospizgruppe ist von Trauerge- im Bethanien-Altenkrankenheim, nur noch von beeindruckt von der Arbeit der Hospizgruppe“, meinde jedenfalls keine Spur. Da sitzt vielmehr einer solchen Gruppe in Wuppertal. Dabei haben berichtet Kapitza. eine lebhafte Gruppe von Frauen und Männern die stationären Gruppen viele Vorteile. „Sie ken- Die sinnvolle aber zeitintensive Hospizarbeit unterschiedlichen Alters zusammen, die anrüh- nen die Bewohner unseres Hauses und auch ihr kann vom Pflegepersonal nicht geleistet werden. rende Geschichten von ihrer Arbeit erzählen Lebensumfeld sehr genau, weil das Hospiz-Team Freilich sind Alten- und Pflegeheime Orte, an de- kann. „Sterbebegleitung ist eben Lebensbeglei- ja ständig vor Ort ist.“ nen Leben und Sterben der Bewohnerinnen und tung“, zitiert Sozialdienstleiter Hering das Motto Bewohner dicht nebeneinander liegen. Den Be- der Gruppe. wohnern soll auf der einen Seite ein Lebens- Text: Dirk Ruder, Fotos: Denise Ohms Derzeit verfügt das Bethanien-Altenkrankenheim über fünfzehn ehrenamtliche Helferinnen Forum 12 les Team aus Pflegekräften, Ärzten, Sozialdienst- handelt es sich bei stationären Hospizgruppen Zur Zeit sind solche Hospizgruppen vor Ort Diese Engelsfigur begleitet im Altenkrankenheim Bethanien die Bewohnerinnen und Bewohner auf ihrem Weg und spendet Trost. Die Betreuung aller sechs Wohnbereiche des Die Hospizgruppe ist in ein multiprofessionel- Kontakt Stationäre Hospizgruppe im Altenkrankenheim Bethanien Hospizkoordinatorin Gisela Kapitza Tel.: 02841/ 200-2140 oder Tel. 200-2104 Mail: [email protected] Sommer 08 13 MENSCHEN IN BETHANIEN MENSCHEN IN BETHANIEN Abschied von einem Freund und Förderer ten den damaligen NRW-Minister für Arbeit, Ge- Nach einem außergewöhnlich aktiven Leben starb am 14. Mai 2008 im Alter von 81 Jahren Prof. Dr. Hermann Boldt. sundheit und Soziales, Axel Horstmann, derart, sitzender noch auf den Weg gebracht. Auch dass er sich für einen Zuschuss der Landesregie- wenn die charakteristische Giebelfront des Betha- rung in etwa gleicher Höhe stark machte. Von nien-Krankenhauses seit hundert Jahren nahezu der Gesamtsumme konnte vor fünf Jahren die unverändert ist: Hinter dieser Eingangsfront wur- rundum modernisierte Kinderklinik fertig gestellt de das Krankenhaus unter Boldts Leitung im werden. Prinzip ein Mal komplett neu aufgebaut. Eine be- Der Umbau der Kinderklinik war jedoch nicht das einzige größere Modernisierungsprojekt, achtliche Leistung. Die Liste wird noch um einiges länger, zählt dessen sich Prof. Dr. Boldt in enger Abstimmung man die Erfolge hinzu, die andernorts auf sein mit der Krankenhausleitung annahm und um das ehrenamtliches Engagement zurückzuführen Mit hoher Fachkompetenz und Leidenschaft hatte Boldt mehr als nahm er in Wilhelmshaven auf, später wechselte er sich mit größtmöglichem Einsatz kümmerte. sind, etwa das für die „Freunde und Förderer des dreißig Jahre lang die Geschicke von Krankenhaus und Altenkranken- er an die Rheinisch-Westfälische Technische Die während seiner fast 30jährigen Amtszeit im Gymnasiums Rheinkamp“, dem 1968 von Prof. heim gelenkt – seit 1976 als Vorstandsmitglied und von 1982 bis 2005 Hochschule nach Aachen. Während der Seme- Stiftungsvorstand (seit 1976) in Angriff genom- Dr. Hermann Boldt und seiner Frau Ursula mitge- als Vorstandsvorsitzender der Stiftung Krankenhaus Bethanien. sterferien arbeitete er im Bergbau; die erste menen und vollendeten Maßnahmen zur Moder- gründeten gleichnamigen Verein. Auch nach der BETHANIEN FORUM erinnert an Boldts verdienstvolles Engagement. Station im Ruhrgebiet war das am östlichen Rand nisierung des Krankenhauses und des Altenkran- altersbedingten Beendigung seiner Vorstandstä- gelegene Bönen und die Zeche Königsborn. In kenheimes ergeben eine lange Liste: 1983 wurde tigkeit vor drei Jahren blieb Prof. Dr. Boldt „sei- er Großvater hätte sicher große Freude Bönen entschied sich der berufliche und auch unter seiner Federführung die damalige Ab- nem“ Bethanien verbunden. So war es nahelie- daran gehabt, hätte er erleben können, private Lebensweg: Hier lernte er seine Frau teilung für Innere Medizin in die vier heute gend, dass er Familie, Freunde und Weggefähr- was aus seinem Enkel wurde. Er war dem Ursula kennen und hier begann seine bemer- bestehenden Fachkliniken und die Abteilung für ten anlässlich seines 80. Geburtstags im Oktober kenswerte berufliche Karriere. Radiologie und Nuklearmedizin umstrukturiert. 2006 selbstverständlich zu einer Feier in das Be- D Jungen in besonderer Weise zugetan und förderte ihn nach Kräften. Der Schiffszimmermann und thanien einlud. Geburtstagsgästen boten die Re- Von Mitte der 60er bis Ende der 80er Jahre Modernisierer des Krankenhauses debeiträge der drei Boldt-Kinder schlaglichtartige Inhaber einer kleinen Werft in Wilhelmshaven war Prof. Dr. Boldt als Direktor des Verbundberg- zahlte dem Jungen das Schulgeld fürs Gymnasi- werks Rheinland tätig, zu dem die Zechen Patt- um und stellte damit die Weichen für seinen berg, Rheinpreußen und Rossenray gehörten. In Lebensweg. dieser Funktion hatte er sozusagen ein „Erbe“ der Chirurgie in die zwei Fachkliniken für Unfall- Nordenham geboren wurde und in Wilhelms- mit übernommen. Dieses Erbe war die enge Be- und Allgemeinchirurgie, außerdem wurde eine haven aufwuchs, in Sichtweite der Nordsee also. gie brachte ihn mit dem Bergbau in Kontakt und ziehung zwischen dem niederrheinischen Berg- neue Fachabteilung für Gefäßchirurgie eingerich- Und wiewohl er bereits seit mehreren Jahrzehn- weckte seinen Studienwunsch. Das Studium bau und dem Krankenhaus Bethanien, einer Be- tet und ein Linksherzkathetermessplatz geschaf- ten am Niederrhein lebte, waren ihm demnach ziehung, die bereits seit nahezu zwei Jahrhunder- fen. gewisse Gewohnheiten geblieben, die ganz ein- Hermann Boldts frühe Passion für die Geolo- ten besteht. Seither fanden die Kumpel der um- So kannte man ihn: Prof. Dr. Hermann Boldt (sitzend) im Kreis des Bethanien-Direktoriums bestehend aus Pflegedirektorin Luise Werner (li.), Krankhausdirektor Wolfgang Kupferschmidt (hinten) und dem Ärztlichen Direktor Prof. Dr. Wolfram Niedner (re.). DIE FOTOS RECHTS zeigen den privaten Hermann Boldt mit Ehefrau Ursula und Hund Anton, seinen Kumpel. Einblicke in das Boldt'sche Familienleben. So war Zwei Jahre später folgte die Neuaufteilung Der Einrichtung der Kinderdialyse 1987 folgte etwa zu erfahren, dass Prof. Dr. Boldt in Blexen, deutig mit seiner Herkunft zusammenhingen. liegenden Bergwerke medizinische Hilfe „im Be- 1991 die Eröffnung des Zentrums für geronto- Ausgedehnte Urlaube an der Küste gehörten thanien“, wenn die Heildiener – so heißen die psychiatrisch behinderte Menschen mit 84 Heim- beispielsweise dazu, und auch die lebenslange Sanitäter auf dem Pütt – nicht mehr weiterhelfen plätzen im Altenkrankenheim Bethanien. Die Vorliebe für Matjes und Lachs – zum Frühstück! konnten. Besonders eng wurde die Beziehung Fertigstellung des neuen Bettenhauses (Haus D), zwischen Bergbau und Krankenhaus unter Boldts der Krankenhausapotheke und der Patienten- plötzlich, aber nicht unerwartet. Die Offenheit, Ägide, und es wurde eine Erfolgsgeschichte zum Caféteria managte das Krankenhaus unter Prof. mit der Familie Boldt, allen voran Ehefrau Ursula, großen Nutzen der Stiftung Krankenhaus Betha- Dr. Boldts Führung 1992 ebenso souverän, wie in den vergangenen Jahren mit der Alzheimer-Er- nien. Seit 1976 im Stiftungsvorstand, machte die Einrichtung der Zentralsterilisation oder des krankung Prof. Dr. Boldts umging, hat Freunde sich Prof. Dr. Boldt mit großem Einsatz für die Zentrums für Schlafmedizin und Heimbeatmung und Weggefährten zutiefst angerührt. Stiftung stark. Ihm ist es zu verdanken, dass sie im Jahr 1994. Später folgten der neue Kreißsaal einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurde, der Frauenklinik (1998) und das zur Jahrtausend- und Altenkrankenheim in Anwesenheit des und nicht nur das allein: Viele Moerser Bürgerin- wende fertiggestellte Haus E. Moerser Bürgermeisters Norbert Ballhaus mit Die Nachricht vom Tod Prof. Dr. Boldts kam Am 21. Mai verabschiedeten sich Krankhaus nen und Bürger erinnern sich sicherlich noch an Ein Jahr später, 2001, eröffnete die neue einer würdigen Feier von einem unvergesslichen die Mitte der 90er Jahre beginnende beispiellose Zentralendoskopie, außerdem der neue Service- Menschen. In einem von Vorstand, Verwaltungs- Spendenaktion zu Gunsten des Erweiterungsbaus bereich mit Patientenbücherei, Frisörsalon und rat, Direktorium, Mitarbeitervertretung sowie der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin. Mit Kiosk, und – nicht zu vergessen –, die 2004 er- Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unterzeichne- unermüdlichem Einsatz warb Prof. Dr. Boldt um folgte Eröffnung der Operativen Tagesklinik ten Nachruf heißt es: „Wir werden Hermann Unterstützung für das Projekt. Innerhalb von (OTK) und die Anschaffung des 16-Zeilen-Com- Boldts von menschlicher Wärme, Leidenschaft sechs Jahren kamen so schließlich rund 800.000 putertomographen. Den Neubau der Intensivsta- und Humor geprägte Persönlichkeit in bleiben- Euro an Spendengeldern von rund 3.600 Einzel- tion C1 und der Zentralambulanz, die beide im der Erinnerung behalten.“ spendern zusammen. Diese Zahlen beeindruck- vergangenen Jahr eröffnet wurden, hat Boldt in Text: Birgit Rother, Fotos: Andreas Krebs (1), Fam. Boldt (2) Forum 14 seinem letzten Dienstjahr 2005 als Vorstandsvor- ZITAT Die Tageszeitung NRZ würdigte Prof. Dr. Hermann Boldt in einem Nachruf am 19. Mai 2008 als „Kämpfer für Bethanien“ und merkte an: „Für das Krankenhaus Bethanien wie für die Stiftung erwies sich Boldts Vorstandstätigkeit als glückliche Fügung.“ Das Blatt wies auf die beeindruckende Lebensleistung Hermann Boldts hin. „Möglich war das alles sicher nur, weil Hermann Boldt die Gabe besaß, Menschen für Ideen zu gewinnen.“ Boldts Begeisterungsfähigkeit bezeichnen viele Freunde und Kollegen als „durchaus ansteckend“, so die Zeitung. Familie Boldt bat im Sinne des Verstorbenen um Spenden für den von Hermann und Ursula Boldt mitgegründeten „Freundeskreis Bethanien“ auf das Konto Nr. 1125 002 764 bei der Sparkasse am Niederrhein, BLZ 354 500 00. Sommer 08 15 MENSCHEN IN BETHANIEN MENSCHEN IN BETHANIEN ▼ Mehr Geld Neuer Onkologe in der Gastroenterologie Erfolgreich abgeräumt beim ARD-Ratequiz mit Jörg Pilawa haben Bethanien-Kinderarzt Dr. Gündüz Selcan und Kinderkrankenschwester Ilka Prangen. Mit der richtigen Antwort auf die Frage, woran Serbien, Bulgarien und Rumänien grenzen, gewannen sie einen fünfstelligen Eurobetrag. Während Krankenschwester Prangen mit ihrer Hälfte des Gewinns zunächst die Anschaffung eines neuen Staubsaugers erwägte, sich dann aber doch für ein neues Auto entschied, legte Kinderarzt Dr. Selcan seinen Teil des Geldes vornehmlich „in Windeln“ an: Genau einen Tag nach der bereits am 17. September 2007 erfolgten Aufzeichnung der ARD-Sendung wurde nämlich Tochter Helena Mina geboren. Weil die Geburt unmittelbar bevorstand, hatte Dr. Selcan eigentlich gar nicht die weite Reise ins Studio nach Hamburg antreten wollen. Als fachübergreifend tätiger Onkologe hat Dr. Thomas Blankertz seinen Dienst im Krankenhaus Bethanien aufgenommen. Der Spezialist für Blut- und Krebserkrankungen – im Ärztedeutsch: Hämatologie und Onkologie – ist nicht nur für die Hämatologie in Bethanien zuständig, er unterstützt auch beratend die Kinder- und Jugendklinik. Der neue Oberarzt wird auch den Aufbau des Darmzentrums am Krankenhaus koordinieren. Dr. Blankertz war zuvor als Assistenzarzt im Duisburger Johanniter Krankenhaus tätig. Der 42-jährige Arzt lebt mit seiner Frau und mit seinen beiden Kindern in Wassenberg im Kreis Heinsberg. Die Zusammenarbeit mit den Kollegen in Moers beschreibt Dr. Blankertz kurz und bündig als „kollegial, reibungslos und zielorientiert“. ▼ Personalien Nuklearmedizin unter neuer Leitung Bethanien-Kinderarzt Dr. Gündüz Selcan (li.) und Kinderkrankenschwester Ilka Prangen siegten beim ARD-Quiz bei Pilawa. Ausschnitt aus der Moerser Lokalausgabe der Rheinischen Post vom 25.10.2007 Mehr Fußball Mit zwei Eintrittskarten für ein Spiel des MSV Duisburg überraschte unlängst Bethanien-Sekretärin Nicole Kautz spontan einen Patienten, der seit drei Jahren auf der Dialysestation behandelt wird. Als sie erfuhr, dass der im Bethanien-Altenkrankenheim lebende Mann leidenschaftlicher MSV-Fan ist, rief sie kurzerhand bei der Pressestelle des Fußballvereins an. Der ließ sich nicht lange bitten und spendete zwei Tickets für das Bundesligaspiel Duisburg gegen Karlsruhe, zu dem der Patient mit einem Betreuer fuhr. Leider verlor der MSV in letzter Minute mit 0:1, dennoch stellte der Stadionbesuch eine willkommene Abwechslung zur Dialysebehandlung dar. ▼ „Neue Ära“ in der Lungenchirurgie Der namhafte Thoraxchirurg Prof. Dr. Georgios Stamatis von der Ruhrlandklinik in Essen-Heidhausen operiert seit 1. April auch in der Bethanien-Lungenklinik. Das Moerser Krankenhaus habe dazu mit der Ruhrlandklinik einen Vertrag geschlossen, „wie er bisher in der Bundesrepublik einmalig ist“, freute sich der Chefarzt der Moerser Lungenklinik, Dr. Thomas Voshaar im Mai. Mit Prof. Dr. Stamatis' Tätigkeit beginne am Bethanien „eine neue Ära“. Die Thoraxchirugie findet beispielsweise bei Lungenkrebs Anwendung. In einer Zeit, in der der Lungenkrebs bereits häufiger vorkomme als Brustkrebs oder Gebärmutterhalskrebs, sei es besonders wichtig, über gute Fachleute zu verfügen, erklärte Voshaar weiter. Prof. Dr. Stamatis gilt als ausgesprochene Kapazität. Hat gar nicht weh getan Über einen Dankesbrief von Familie Wiese aus Moers freuten sich Bethanien-Unfallchirurg Dr. Inram Akram und das Pflegeteam der Zentralambulanz. Wiese-Töchterchen Jana hatte sich bei einem Sturz offenbar den Oberarm gebrochen, weshalb das Kind in die chirurgische Ambulanz kam. Über 90 Minuten habe das Kind nach dem Sturz geweint „und niemanden an ihren Arm herangelassen“, schrieben die Wieses. „Wie Dr. Akram sie dann untersucht hat, fanden sowohl meine Lebensgefährtin als auch ich einfach nur beeindruckend. Er hat sie derart sanft und verständnisvoll untersucht, so was haben wir beide noch nicht erlebt. Insbesondere nicht an einem Samstag im Notdienst, wo wir sicher nicht die ersten und einzigen Patienten waren. Auch hat er uns in der Wartezeit auf den Oberarzt immer wieder den Sachstand mitgeteilt und die nicht ganz kurze Wartezeit erklärt.“ Von der „fürsorglichen, liebevollen und einfach nur netten“ Behandlung zeigte sich Familie Wiese begeistert. Der Essener Thoraxchirurg Prof. Dr. Georgios Stamatis operiert seit dem 1. April 2008 auch im Krankenhaus Bethanien (Foto: Ruhrlandklinik Essen) Weibliche Kunst in der Frauenklinik Auf den Fluren der Bethanien-Frauenklinik ist derzeit eine Ausstellung von Werken der Krefelder Malerin und Beuys-Schülerin Gabriele Leigraf zu sehen. Die Schau unter dem Titel „Kunst der Weiblichkeit – Weiblichkeit der Kunst“ zeigt farbintensive Kompositionen in denen die Elemente Hoffnung und Stärke dominieren: In Ihren Werken setzt Leigraf sich intensiv mit dem Thema Brustkrebs und der damit einhergehenden Verletzung der Weiblichkeit auseinander. Zusammengestellt hatte die Künstlerin die Schau auf Anregung von FrauenklinikChefarzt Prof. Dr. Wolfram Niedner anlässlich der offiziellen Anerkennung des Kooperativen Brustzentrums Linker Niederrhein durch das NRW-Gesundheitsministerium. ▼ Dr. Wolfgang Groß ist Chefarzt der BethanienFachabteilung für Nieren- und Stoffwechselerkrankungen (Foto: KBM/ Philipp Schumacher) Bethanien-Radiologe Dr. Hans Bender hat zusätzlich die nuklearmedizinische Abteilung und Ambulanz übernommen. Als Chefarzt der Abteilung für Radiologie hatte Dr. Bender die Abteilung bereits 2007 kommissarisch für Dr. Vera Schwarzhoff betreut. Am umfassenden Leistungsspektrum ändert sich dadurch nichts. In der Abteilung werden weiterhin verschiedene Schilddrüsenuntersuchungen, Knochenszintigraphien, Nierenfunktionsuntersuchungen, Myocardszintigraphien und Szinitgraphien der Lymphknoten durchgeführt. Jahrhundert-Geburtstage im Altenkrankenheim Mehr als hundert Kerzen auf der Geburtstagstorte auspusten können in diesem Jahr gleich zwei Bewohnerinnen des Altenkrankenheims Bethanien. Am 4. November begeht die 1906 im niederschlesischen Goldberg geborene Frieda Bogner im Wohnbereich VI des Altenkrankenheims ihren 102. Geburtstag und schon am 27. September feiert im Wohnbereich II Helene Langer bereits ihr 108. Wiegenfest. Frau Langer, die im Jahr 1900 im niederländischen Houßen das Licht der Welt erblickte, hat sich nach eigenem Bekunden vorgenommen, 110 zu werden. Was man ihrer Meinung nach zur Erlangung eines solch biblischen Alters braucht? „Rübenkraut, Matjes-Brötchen und einen kleinen Cognac!“ – Zum Frühstück wohlgemerkt. Magenspezialist aus Nicaragua hospitierte Einen Ärztekollegen aus Nicaragua zu Besuch hatte die von Bethanien-Chefarzt Dr. Rainer Götz geleitete gastroenterologischen Klinik: Dr. Juan José Guadamuz aus dem Nordwesten Nicaraguas machte sich zum Jahreswechsel in Moers ein Bild von einer modernen Endoskopieabteilung, die auf höchstem technischen Stand arbeitet. Mit dem Besuch in Bethanien drückte Dr. Guadamuz auch seinen Dank gegenüber dem Moerser Rotary-Club aus. Gemeinsam mit dem Partnerclub im niederländischen Eindhoven hatten die Moerser Rotarier um Chefarzt Dr. Götz die von Dr. Guadamuz betreute Endoskopie im Krankenhaus „Ruben Dario“ in Chinandega mit hochwertigen Diagnosegeräten ausgestattet. Runde Dienstjubiläen Ihr 40jähriges Dienstjubiläum auf der Wochenstation D2 feiern am 1. Juli Krankenpflegehelferin Doris Borgmann (vgl. den Beitrag „Rendezvous am Wärmebett“ auf Seite 6) und am 1. September Stationsleiterin Gabi Henze. Ebenfalls seit 40 Jahren im Krankenhaus tätig ist Küchenhilfe Elke Krause, die ihr Dienstjubiläum bereits am 16. Februar hatte. Seit 35 Jahren in Bethanien tätig sind in diesem Jahr die Krankenschwestern Hannelore Gennat-Horst, Irene Phlipsen, Ursula Künzer, Doris Paesch, Brigitte Keiling, Antje Egler, Angelika Hasenrahm sowie die Krankenpfleger Herbert Rotter und Horst Bongers. Außerdem seit 1973 am Haus sind Sabine Moser, Sybille Lux, Regina Wolf, Christa Hinkelmann, Christine Engelke und Birgit Stiebitz. Das 30jährige Dienstjubiläum können die Krankenschwestern Adelheid Münchow, Roswitha Wolkinger und Ute Foessing begehen. Nachdem er als Vorstandsvorsitzender der Sparkasse am Niederrhein in den Ruhestand getreten ist, widmet sich Karl-Heinz Tenter voll und ganz seinen Aufgaben als Vorstandsvorsitzender der Stiftung Krankenhaus Bethanien. „Zusammen mit seinem Stellvertreter Wilhelm Brunswick, ehemals Bürgermeister von Moers, steht KarlHeinz Tenter damit nun dem höchsten Entscheidungs- und Vertretungsorgan des Krankenhauses Bethanien vor, das mit einer Bilanzsumme von 58 Millionen Euro und rund 1.200 Mitarbeitern ein bedeutendes Unternehmen darstellt“, erläuterte das Magazin der Moerser Sparkasse Tenters neue Aufgaben im Gesundheitsbereich. Dem Stiftungsvorstand gehört Tenter bereits seit 1997 an. Vor drei Jahren hatte er den Vorstandsvorsitz von seinem Vorgänger Prof. Dr. Hermann Boldt übernommen. Ruheständler verabschiedet Über neue Ultraschallgeräte freut sich Bethanien-Chefarzt Dr. Wolfgang Groß. Die modernen Geräte mit Farbdoppler dienen dazu, Verengungen an den Schlagadern der Nieren aufzuspüren, sogenannte NierenarterienStenosen, durch die zu hoher Blutdruck entsteht. Die Ultraschall-Untersuchung dauert nur etwa dreißig Minuten und ist völlig schmerzfrei. „Ähnlich wie bei Verengungen der Herzkranzgefäße können Stenosen, die bei der Ultraschall-Untersuchung entdeckt werden mit Hilfe eines in die Schlagader geschobenen Mini-Ballons aufgedehnt und durch winzige Drahtgeflechte dauerhaft gestützt werden“, erklärt Dr. Groß. Nach erfolgreicher Behandlung können Patienten ihre Blutdruckmedikamente reduzieren oder sogar ganz absetzen. „Damit ist diese Form des Bluthochdrucks wirklich heilbar.“ Chefarzt operierte Kinder in Vietnam Verstorben Von einem seiner ehrenamtlichen medizinischen Einsätze in Vietnam ist unlängst Chefarzt Dr. Burkard Steege zurückgekehrt. Seit vielen Jahren engagiert sich der Leiter der Fachabteilung für Anästhesie am Krankenhaus Bethanien gemeinsam mit Krankenschwester Jutta Neumann sowie den Pflegern Aloys van Meegen und Peter Keimer in der Deutsch-Vietnamesischen Gesellschaft zur Förderung der Medizin in Vietnam (DEVIEMED). Mediziner von DEVIEMED operieren in Vietnam während ihres Jahresurlaubs unentgeltlich Kinder, die durch chemische Kampfstoffe missgebildet sind, die die USA während des Vietnamkriegs gegen die Zivilbevölkerung eingesetzt hatten. Für ihr selbstloses Engagement waren die DEVIEMED-Aktivisten um Dr. Steege im Sommer 2006 mit dem WDR-Kinderrechtepreis ausgezeichnet worden. Am 14. Mai 2008 starb Prof. Dr. Hermann Boldt, der bis zu seinem Tode der Stiftung Krankenhaus Bethanien angehörte und zuvor als deren Vorstandsvorsitzender maßgeblichen Anteil an der Modernisierung des Krankenhauses hatte. (Vgl. den Nachruf aus Seite 14 in diesem Heft.) Nach schwerer Krankheit starb am 16. Dezember 2007 André Vogt. Der Verwaltungsangestellte war seit 2001 im Warenmagazin des Krankenhauses tätig und engagierte sich darüber hinaus in der Mitarbeitervertretung für die Belange seiner Kolleginnen und Kollegen. Durch einen tragischen Sportunfall kam am 15. Juli 2007 Claudia Moennig ums Leben. Moennig arbeitete seit 1993 als Fachkrankenschwester auf der Intensivstation. Bereits am 12. Juli 2006 ist Heinz Oppers verstorben. Der frühere Stadtdirektor war seit 1976 Mitglied im Vorstand der Stiftung Krankenhaus Bethanien. Forum 16 Shakehands: Bethanien-Chefarzt Dr. Rainer Götz (li.) mit dem Magenspezialisten Dr. Juan José Guadamuz (re.) aus Nicaragua (Foto: KBM/ Sascha Steinbach) Ehrenamtlicher Vorstandsvorsitzender Mit einer würdigen Feier in geselliger Runde verabschiedeten Krankenhaus und Altenkrankenheim dreizehn ehemalige Mitarbeiterinnen und einen Mitarbeiter. Bei Kaffee und Kuchen im „Rittersaal“ dankten Pflegedirektorin Luise Werner, Personalchef Rupert Feiten und Stefan Spiekermann von der Mitarbeitervertretung (alle drei auf dem Foto hinten stehend) sowie der ärztliche Direktor, Chefarzt Prof. Dr. Wolfram Niedner den Pensionärinnen und dem Pensionär für den zum Teil mehr als dreißigjährigen Dienst in Bethanien. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge Abschied nahmen aus der Krankenpflegeschule Hildegard Hensgen und Wilma Lorenz, aus dem Pflegebereich die Krankenschwestern Zülal Kox, Doris Radmacher, Sophie Mosig, Rosemarie Knaack und Agate Galenziok, die Hauswirtschaftlerin Christel Steiner, Dagmar Schuhmann und Horst Kaysers aus der Physikalischen Therapie sowie die Verwaltungsangestellten Ute Hellwig, Gertrud Seidel, Irmgard Beier und Christa Bregar. Als Dankeschön erhielten alle Gäste eine Silbermedaille auf der das Krankenhaus abgebildet ist. Das Silber für die ungewöhnlichen Erinnerungsstücke wurde aus alten Röntgenaufnahmen recycelt. Moderne Ultraschallgeräte im Einsatz Als Onkologe arbeitet Dr. Thomas Blankertz fachübergeifend (Foto: KBM/ Weierstahl) ▼ Eine wichtige Fortbildung abgeschlossen hat Ralf Drückes, der im Krankenhaus Bethanien für das Qualitätsmanagement zuständig ist. Nach Überreichung des Zertifikats durch die Deutsche Gesellschaft für Qualität e.V. (DGQ) darf sich Drückes nun DGQ-Qualitätsmanager im Gesundheitswesen nennen. Für das Zertifikat hatte Drückes insgesamt über 200 Stunden Weiterbildungsunterricht absolviert und mit der Prüfung nachgewiesen, dass „die erforderlichen Kenntnisse vorhanden sind, ein unternehmensspezifisches Qualitätsmanagementsystem einschließlich der Nachweisdokumentation auf- bzw. auszubauen sowie interne Audits durchzuführen“, wie es auf dem DGQ-Dokument heißt. Im Krankenhaus Bethanien werden Qualitätsmanagement und -sicherung seit Jahren sehr wichtig genommen. (Siehe auch den Bericht „Zertifizierung geschafft“ auf Seite 4.) ▼ Mehr Qualität Verabschiedung der Ruheständler durch die Krankenhausleitung im „Rittersaal“ (Foto: KBM/ Tanja Pickartz) Sommer 08 17 AUS DER MEDIZIN AUS DER MEDIZIN OP mit Tiefschlafgarantie Im Krankenhaus Bethanien überwachen Ärzte die Narkosetiefe von Patienten mit einem bislang noch nicht weit verbreiteten MessSystem. Es verhindert zuverlässig das unerwünschte Aufwachen während der Operation. F rühmorgens um acht Uhr im Operationssaal Chefarzt Dr. Rainer Götz ist Vorsitzender des Freundeskreises Bethanien Als Vorsitzender des Freundeskreises der Stif- IV. Hand in Hand bereiten Chefarzt Dr. tung Bethanien hat Dr. Götz einen besonderen Burkhard Steege und sein Team einen Pa- Grund, heute dabei zu sein. Denn dass die klei- tienten auf die bevorstehende Operation vor. Der nen Elektroden mit dem großen Effekt im Kran- Anästhesist Dr. Steege beginnt zunächst mit der kenhaus Bethanien zur Anwendung kommt, hat Narkose. Dabei hilft ihm ein neues Narkose- etwas mit seiner Tätigkeit als Vorsitzender des Überwachungsgerät, bestehend aus einem Mo- Freundeskreises Stiftung Krankenhaus Bethanien nitor und kleinen, unscheinbaren Elektroden. Der zu tun. Sobald sich der Patient im Tiefschlaf be- Chefarzt klebt dem Patienten die kleinen weißen findet, beginnen die Ärzte mit dem Eingriff. Sonden auf die Stirn und schaltet das Gerät ein. „Angst vor der Operation hatte der Patient im „Sie messen die Hirnströme und helfen uns da- Vorgespräch nicht. Nur Angst davor, während bei, die Narkosetiefe des Patienten genau festzu- des Eingriffes plötzlich wieder zu Bewusstsein zu stellen“, erklärt Steege. Quasi als Zaungast ist kommen oder aus der Narkose nicht mehr aufzu- diesmal Dr. Rainer Götz im Operationssaal anwe- wachen“, sagt Dr. Steege. send. Der Chefarzt der Gastroenterologie will Oft äußern Patienten ihre Ängste vor der Im Operationssaal arbeitet Dr. Burkhard Steege (re.), Chefarzt der Anästhesie am Krankenhaus Bethanien, mit dem neuen Narkose-Überwachungssystem BIS-Monitoring. Chefarzt Dr. Rainer Götz (li.) beobachtet den Patienten (vorn liegend) und die angezeigten Werte auf dem Monitor. BILD UNTEN LINKS Kleine Dinger, große Wirkung. Zuverlässig messen die Elektroden auf der Stirn des Patienten die Hirnströme und überwachen damit die Narkosetiefe. sich bei seinem Kollegen Steege persönlich einen Narkose, wenn sie über die damit verbundenen Eindruck von dem neuen Gerät machen, das der- Risiken unterrichtet werden. „Für die meisten zeit einen regelrechten Siegeszug durch die Menschen ist die Narkose etwas Unbekanntes Krankenhäuser weltweit antritt. und Unheimliches, deswegen klären wir unsere Körper weniger belastet wird“, klärt der Anästhe- dessen satzungsmäßiges Ziel es ist, Anschaffun- Patientinnen und Patienten vor der Operation in sist Steege auf. Durch die beim BIS-Monitoring gen zu ermöglichen, die in besonderer Weise vertrauensvollen Gesprächen ausführlich auf“, so mögliche geringere Dosierung von Narkosemit- dem Patientenwohl dienen. Insgesamt hat der Steege. teln, treten auch Übelkeit und Erbrechen seltener Freundeskreis im vergangenen Jahr über 38.000 auf. „Patienten fühlen sich nach einer OP deut- Euro aus Spendengeldern für das Krankenhaus lich besser.“ aufgewendet. Der Anästhesist kann so die meisten seiner Patienten beruhigen. Denn an der Wirksamkeit des neuen Narkose-Überwachungssystems, das Gleich vier der neuen Narkose-Überwach- in der Fachsprache der Mediziner als „BIS-Moni- Patient wird wieder auf seine Station verlegt. Im toring“ bezeichnet wird, gibt es unter Ärzten Der Freundeskreis Stiftung Krankenhaus Betha- Aufwachraum muss er nur kurz bleiben, denn KONTAKT keine Zweifel. „Wir sind stolz, als eines von noch nien ermöglichte dem Krankenhaus deren An- mit dem BIS-Monitoring kann die Narkose so recht wenigen Krankenhäusern in Deutschland schaffung. „Die herausragende Qualität hat na- genau eingestellt werden, dass der Patient noch über die entsprechende Technik zu verfügen“, türlich ihren Preis“, sagt Freundeskreis-Vorsitzen- im Operationssaal aufwacht. „Alles optimal ver- freut sich Dr. Götz. der Dr. Götz. „Der Freundeskreis ist glücklich mit laufen“, sagt Dr. Steege zu seinem Kollegen Das Messverfahren hilft den Anästhesisten dieser Summe dazu beitragen zu können, dass Götz, als der Patient aus dem Saal geschoben eine auf jede Patientin und jeden Patienten indi- sich Patienten bei uns gut aufgehoben und si- wird. Beim Arztgespräch am nächsten Tag wird Freundeskreis Stiftung Krankenhaus Bethanien Tel. 02841/200-2598 oder Fax: 200-2623 Der Mindest-Mitgliedsbeitrag im Freundeskreis beträgt 26 Euro im Jahr. viduell angepasste Narkose durchzuführen, in- cher fühlen“. der Patient über die Prozedur nur eines sicher dem es deren Tiefe exakt kontrolliert. Dabei mes- Die vier Narkose-Überwachungsgeräte haben sagen können: Dass er ziemlich tief geschlafen sen die kleinen auf die Stirn geklebten Sensoren insgesamt knapp 16.000 Euro betragen – die und von der Operation nicht das Geringste be- die Hirnströme. „Eine individuell abgestimmte laufenden Kosten für den Betrieb nicht mitge- merkt habe. Narkose-Dosis wirkt sich schonend auf den Ge- rechnet. Finanziert wurde die Anschaffung vom Autor: Kai David Weierstahl sundheitszustand des Patienten aus, da so der Freundeskreis Stiftung Krankenhaus Bethanien, Fotos: Sascha Steinbach, Bettina Engel-Albustin (Porträt) Forum 18 Inzwischen ist die Operation beendet. Der ungsgeräte sind jetzt im Bethanien im Einsatz. Spenden sind möglich auf das Spendenkonto „Freundeskreis Bethanien“ SPK am Niederrhein Kto 1 125 002 764 BLZ 354 500 00 Sommer 08 19 AUS DER MEDIZIN AUS DER MEDIZIN Knoten ins Kreuzband Letzte Hoffnung Moers Seit Jahren behandelt Dr. Christoph Chylarecki verletzte und verstümmelte Kinder aus Kriegsgebieten. Finanziell vom Lions Club Moers unterstützt, konnten in den vergangenen Wochen zwei Jungen aus Afghanistan operiert werden. Begleitet von einem Fernsehteam von Sat1 kamen Sehatullah und Rohulla am 20. Februar 2008 von Kabul nach Moers ins Krankenhaus. Bis September werden sie in Deutschland bleiben. Wenn Chefarzt Dr. Christoph Chylarecki Kreuzbänder operiert, denkt er an Kinderschaukeln und Segeltörns. I Die raffinierte Methode wird in Deutschland nur von einer handvoll Chirurgen beherrscht und erlaubt den vollständigen Verzicht auf Implantate. Wegen der guten Verträglichkeit wird sie vorwiegend bei verletzten Profi-Sportlern angewandt – im Krankenhaus Bethanien bekommt sie hingegen jeder Kassenpatient. D von Chirurgen, die sie beherrschen“, so Dr. Chri- gen und kurz vor dem Kanalausgang am Kno- Verletzung nicht nur bei Profi-Fußbal- stoph Chylarecki, Chefarzt der Bethanien-Unfall- chen fixiert. lern. Eine falsche Bewegung – und schon chirurgie. Wie die Methode funktioniert? „Das Ausgedacht und an Chefarzt Dr. Chylarecki kann das Kreuzband gerissen sein. „Das Kreuz- Prinzip ist ganz einfach. Stellen Sie sich einen Fla- weitergegeben hat das Prinzip der namhafte band muss bei einem Riss ersetzt werden, da es schenhals und eine Kinderschaukel vor. Bei der Chirurg und „Kreuzband-Papst“ Professor Hans nicht wieder zusammenwächst. In der Vergan- Operation wird nicht genagelt oder geschraubt, Pässler, der auch in den USA lehrt. Den Einfall genheit wurden in diesen Fällen gewöhnlich Im- sondern es wird geknotet“, erklärt Dr. Chylarecki. mit dem Sehnen-Knoten hat den Professoren al- Kinderschaukel, Flaschenhals, Knoten? Genau lerdings nicht auf einer Kinderschaukel ereilt, sen. Eine an unserer Klinik durchgeführte das. Zunächst läuft die Operation noch ab, wie sondern bei einem Segeltörn. Tatsächlich ist es Methode verspricht eine schonende Behand- jede andere Kreuzband-OP auch: Erst wird ein ein Seglerknoten, mit dem die Chirurgen die lung“, so Dr. Christoph Chylarecki von der Chir- Teil einer Sehne aus dem Oberschenkel entnom- Sehne „rutschfest“ im Oberschenkelknochen ver- urgischen Klinik II des Bethanien-Krankenhauses. men. „Dort sind genügend Sehnen vorhanden, ankern. Um die perfekte Position des „Flaschen- sodass der Muskel problemlos auf eine davon halses“ zu sichern wird der Eingriff unter Rönt- den können, bedienen sich die Chirurgen eines verzichten kann“, erklärt Dr. Chylarecki. Dann genkontrolle durchgeführt. „Dadurch lässt sich Tricks, indem sie eine der vielen Sehnen aus dem wird in den Oberschenkelknochen von oben in die Platzierung der Sehne präzise bestimmen“, Oberschenkel entnehmen und als körpereigenes Richtung Knie millimetergenau ein Kanal in den erklärt Knieexperte Chylarecki, denn „Kreuz- „Ersatzteil“ an die Stelle des gerissenen Kreuz- Knochen gebohrt – dessen Durchmesser richtet bandoperationen sind echte Millimeterarbeit. bandes verpflanzen. Doch die vielfach ange- sich exakt nach Dicke der Sehne. Das Besondere: Wenn man beim Bohren nur fünf Millimeter von wandte Methode hat im wahrsten Wortsinne Der Kanal verengt sich zum Knie hin wie ein Fla- der besten Stelle abweicht, kann der Patient spä- einen Haken: Wie soll man den Kreuzbandersatz schenhals. ter beim Laufen Probleme bekommen.“ Mehr als Da Kreuzbänder nicht zusammengenäht wer- am Oberschenkelknochen befestigen? Da die Chirurgische Klinik II Chefarzt Dr. Christoph Chylarecki Sekretariat Frau Herzig, Frau Dittrich Tel. 02841/200-2272 Fax: 02841/200-2473 Mail: herzig@ bethanienmoers.de oder dittrich@ bethanienmoers.de Chylarecki, Chefarzt der Bethanien-Unfallchirurgie mit Schematische Darstellung der Kreuzband-OP nach Pässler: verengende Bohrkanal zu sehen, der die verknotete Sehne fixiert. er Kreuzbandriss am Knie ist eine häufige plantate benutzt, die gewisse Nachteile aufwie- KONTAKT „Knieoperationen sind Millimeterarbeit“: Dr. Christoph einem Modell des menschlichen Knies. KLEINE ABBILDUNG Im Oberschenkelknochen ist deutlich der sich flaschenhalsförmig „Durch diesen Kanal ziehen wir dann die am hundert dieser minimal-invasiven Kreuzband- Sehne am Knochen schlecht anwächst, gab es Ende verknotete Sehne nach unten durch.“ Wäh- Operationen haben Dr. Chylarecki und sein Team bislang nur die Möglichkeit, sie mit Hilfe eines rend die Sehne durch den Kanal passt, bleibt der bereits durchgeführt. „Die schonende Methode Implantats am Knochen quasi „festzuschrau- Knoten im Flaschenhals-Kanal stecken. Fast wie ist deutlich überlegen. Da keine Implantate ein- ben“. Der Nachteil: Implantate können Allergien ein Korken. Oder eben wie bei einer Kinder- gesetzt werden, haben Patienten ein geringeres oder Infektionen verursachen und damit zu uner- schaukel: Man nehme ein Brett, bohre an den Infektionsrisiko und das Bein ist schneller belast- wünschten Komplikationen führen. Enden je ein Loch, ziehe ein Seil durch diese und bar“, sagt der Leitende Arzt. Ob die Methode Profi-Fußballer und Freizeitsportler hingegen mache am Ende des Seiles einen Knoten. Was denn wirklich keine Nachteile hat? „Oh doch, ei- kommen in den Genuss einer ganz anderen Me- sich bei Kinderschaukeln seit Jahrzehnten be- nen Nachteil gibt es“, sagt Dr. Chylarecki. „Aber thode, die am Niederrhein bislang nur im Kran- währt hat, sollte auch bei einer Kreuzband-OP das ist in erster Linie ein Nachteil für die Chirur- kenhaus Bethanien durchgeführt wird. „Diese funktionieren. Auf Höhe des Kniegelenkes wird gen, nicht für die Patienten. Die Operation Methode ist nicht neu, sie ist nur recht wenig be- die Sehne dann durch einen Verbindungskanal dauert etwa zwanzig Minuten länger“. kannt. Es gibt in Deutschland nur eine handvoll im oberen Teil des Unterschenkelknochens gezo- Text: Kai David Weierstahl, Foto: Bettina Engel-Albustin Forum 20 n Moers ist es warm an diesem 20. Februar. Verglichen mit Kabul zumindest: Bei minus 25 Grad ist Rohullah in der afghanischen Hauptstadt ins Flugzeug eingestiegen. Mit 88 anderen schwer kranken oder verletzten Kindern. Am Abend, um punkt halb zehn, kam er an seinem Ziel an: im Krankenhaus Bethanien. 5200 Kilometer von seiner kriegsgeschüttelten Heimat entfernt. Rohullah weiß: Hier soll ihm geholfen werden. Aber der Junge schaut ziemlich verstört. „Ich habe Schmerzen“, sagt er leise in seiner Heimatsprache Farsi und fasst an sein erschreckend verdreht aussehendes linkes Bein. Wolfgang Mertens übersetzt. Der Mann arbeitet für die Bürgerinitiative Friedensdorf International und hat die Kinder von Afghanistan bis nach Deutschland begleitet. Insgesamt hat das Friedensdorf in Oberhausen zusammen mit afghanischen Ärzten 120 Kinder ausgesucht, nach Berlin und Düsseldorf geflogen und dann auf einzelne Krankenhäuser verteilt. „Bethanien ist so etwas wie unser Stammkrankenhaus“, sagt Mertens. Seit über 15 Jahren stellt das Hospital immer wieder die Infrastruktur kostenlos zur Verfügung, damit Kinder aus Krisenregionen operiert und behandelt werden können. Und auch das medizinische Personal behandelt die bemitleidenswerten Patienten vollkommen unentgeltlich, meistens abends nach Dienstschluss. Dr. Christoph Chylarecki zum Beispiel. Es geht hektisch zu auf dem Flur der Ambulanz. Aber der Arzt behält die Ruhe. Zuerst geht er ins Behandlungszimmer zu Sehatullah, dem Jungen, der zusammen mit Rohullah in Bethanien angekommen ist. 13 Jahre alt ist er wohl, so genau weiß das niemand. Schnell steht die Diagnose: „Er hat eine Knochenverletzung, die aber nicht durch einen Unfall entstanden ist“, sagt Dr. Chylarecki. Oft wird in Afghanistan behauptet, die Kinder seien durch einen Bombenangriff verletzt worden, weil dann vermeintlich die Chancen auf eine Behandlung in Deutschland steigen. „Aber der Grund für die Krankheit interessiert uns nicht“, erklärt Mertens. Rohullah wird selbstverständlich in Bethanien behandelt. Auch bei Sehatullah – der ganz offensichtlich auch älter als neun ist, wie offiziell angegeben – stellt Dr. Chylarecki zügig die Diagnose: eine Knochen- und Gelenkverletzung nach einem Unfall. Für die schlechte Verheilung sind defizitäre medizinische Versorgung, mangelhafte Ernährung und fehlende Hygiene im Krisenland verantwortlich. „Vor Jahren mussten deshalb sogar afghanischen Kindern hier in Moers Beine amputiert werden“, erinnert sich Mertens an die schrecklichen Schicksale. Für Sehatullah und Rohullah sehen die Prognosen jedoch gut aus. Nachdem sie in Moers behandelt und sich einige Zeit im Friedensdorf erholt haben, sollen sie zusammen mit den anderen 120 Kindern gesund in die Heimat zurückkehren – und sozusagen als Botschafter ein Stück Frieden nach Afghanistan bringen. Text: Christian Schroeder Der Autor ist Redakteur der Rheinischen Post in Moers. Foto: Dirk Ruder Bange Blicke: Bei der Ankunft am 20. Februar in Moers mochte Sehatullah noch nicht glauben, dass ihm die fremden Menschen in Deutschland wirklich helfen wollen. Sommer 08 21 AUS DER MEDIZIN AUS DER MEDIZIN das Krankenhaus weitergeleitet werden; die Entfernung zur Bethanien-Ambulanz und zur Intensivstation im Nachbargebäude betrage keine 100 Meter. „Durch den sehr kurzen Weg in das Krankenhaus konnten wir buchstäblich schon in letzter Minute Menschenleben retten“, erinnert sich Sigrid Stöffken, die als Arzthelferin in der Notfallpraxis ihren Dienst tut. Ein weiterer Pluspunkt ist die verhältnismäßig kurze Wartezeit in der hausärztlichen Praxis, erklärt ihre Kollegin Silvia Fett, die den Einsatz der Arzthelferinnen dort leitet. „Auf diesem Wege wird auch die Krankenhaus-Ambulanz entlastet, die in der Vergangenheit immer wieder von Patienten aufgesucht wurde, die eigentlich in die Notfallpraxis gehören“, so Silvia Fett. Chefarzt Dr. Thomas Voshaar, der im vergangenen Jahr die Verwirklichung der Praxis von Seiten des Krankenhauses Bethanien leitete, fügt hinzu: „Die gesamte Infrastruktur des Krankenhauses Zentrale Anlaufstelle Die hausärztliche Notfallpraxis auf dem Gelände des Bethanien-Krankenhauses wurde im April 2008 ein Jahr alt. Niedergelassene Ärzte aus Moers und Umgebung zogen eine positive Bilanz. steht uns hier praktisch zur Verfügung. Selbst die in den Räumlichkeiten der Praxis installierten Computer sind mit den Datenbanken des Krankenhauses vernetzt. So können die in der Praxis tätigen Mediziner sofort alle Untersuchungsergebnisse ihrer Patienten aus dem Krankenhaus abrufen, inklusive der Röntgenbilder.“ Sogar für die stationär im Bethanien liegenden Patienten, die mit der Notfallpraxis der er spät abends, am Wochenende W verdoppelt. Inzwischen liegt der Schnitt bei ein- Hausärzte während des Klinikaufenthaltes eigent- oder auch am Mittwochnachmittag tausend Patientinnen und Patienten im Monat. lich nichts am Hut haben, bietet die Nähe der Praxis zum Krankenhaus einen unschlagbaren auf der Suche nach dem ärztlichen „Die Praxis ist sehr gut aufgestellt. Durch die Notdienst ist, muss in Moers nicht mehr lange vom Krankenhaus Bethanien gestellten medizini- Vorteil: „Patientinnen und Patienten, die zu ei- suchen. Mit der hausärztlichen Notfallpraxis auf schen Geräte, können problemlos allgemeine, nem Zeitpunkt aus dem Krankenhaus entlassen dem Gelände des Bethanien-Krankenhauses gibt hausärztliche Diagnostiken durchgeführt wer- werden, an dem die Praxis Ihres Haus- oder es seit genau einem Jahr einen zentralen Anlauf- den“, sagt die niedergelassene Internistin Dr. Su- Facharztes geschlossen ist, können den Service punkt bei Notfällen – und zwar immer dann, sanne Salierno, die mit ihren niedergelassenen der hausärztlichen Notfallpraxis auf dem Kran- wenn die hausärztlichen Praxen geschlossen Kolleginnen und Kollegen die Patienten in der kenhausgelände ebenfalls nutzen, um ein Rezept sind. Für Patienten aus Moers-Zentrum, Hüls- Notfallpraxis betreut. Zur Gründung der haus- für dringend benötigte Medikamente zu bekom- donk, Asberg, Meerbeck, Schwafheim, Scherpen- ärztlichen Notfallpraxis hatten sich vor mehr als men“, informiert Prof. Dr. Wolfram Niedner, der berg, Kapellen und Rumeln-Kaldenhausen einem Jahr die niedergelassenen Ärzte aus Moers Ärztliche Direktor des Krankenhauses. „Das bestand diese Möglichkeit jetzt schon seit April und Umgebung, das Krankenhaus Bethanien Praxisteam dort stellt entlassenen Krankenhaus- 2007. Zum einjährigen Bestehen hat sich das und die für die Genehmigung zuständige Patienten problemlos Rezepte aus, damit wichti- Einzugsgebiet der Notfallpraxis inzwischen um Kassenärztliche Vereinigung (KV) zusammen- ge Medikamente schnell in der Apotheke besorgt die Stadtteile Rheinkamp, Repelen, Eick und gefunden – daher auch die gelegentlich ge- werden können.“ Utfort erweitert. brauchte Bezeichnung „KV-Notfallpraxis“. Ein Die Notfallpraxis befindet sich auf dem Kran- wesentlicher Vorteil der jetzt bestehenden Not- kenhausgelände im Erdgeschoss des weißen Ge- modell werde von der Bevölkerung aus Moers fallpraxis zu den früheren Notdiensten in den bäudes „V“ und ist über eine eigene Zufahrt auf und Umgebung gut angenommen. Der Erfolg jeweiligen Praxen sei die unmittelbare Nähe zum der Wittfeldstraße hinter dem Krankenhaus zu lässt sich durch Zahlen belegen. Im letzten Jahr Krankenhaus. Dadurch könnten Patientinnen erreichen. hatten sich die Patientenzahlen schon im Monat und Patienten, vor allem solche mit offensichtlich Text: Kai David Weierstahl und Dirk Ruder nach der Eröffnung von 300 auf 600 Menschen ernsteren Beschwerden, von der Praxis direkt in Fotos: Tanja Pickartz (1), Sascha Steinbach (2) Das soll auch so bleiben, denn das Praxis- Forum 22 Außen- und Innenansicht der hausärztlichen Notfallpraxis auf dem Gelände des BethanienKrankenhauses. GROSSES FOTO LINKS Das Team der hausärztlichen Notfallpraxis ist im Notfall für die Patienten da (v.l.n.r.): Die niedergelassene Internistin Dr. Susanne Salierno, die Leitende Arzthelferin Silvia Fett und ihre Kollegin Sigrid Stöffken. INFO Der hausärztliche Notdienst einer jeweiligen Region ist über die bundesweit einheitliche Notfallnummer 0180/50 44 100 zu erreichen. Die auf dem Bethanien-Gelände gelegene und über eine eigene Einfahrt über die Wittfeldstraße erreichbare hausärztliche Notfallpraxis (Tel. O2841/200-2785) hat seit 1. April 2008 neue Öffnungszeiten: Mo, Di und Do: 19 - 22 Uhr, Fahrbereitschaft für Hausbesuche: 18 - 19 Uhr, 22 - 8 Uhr. Mi und Fr: 14 - 22 Uhr, Fahrbereitschaft 13 - 8 Uhr. Wochenenden u. Feiertage: 9 - 22 Uhr, Fahrbereitschaft von 8 - 9 Uhr und 22 - 8 Uhr. Die Notfallpraxis ist als Anlaufstelle zuständig für Menschen aus Moers-Zentrum, Hülsdonk, Asberg, Meerbeck, Schwafheim, Scherpenberg, Kapellen und Rumeln-Kaldenhausen, Rheinkamp, Repelen, Eick und Utfort. Sommer 08 23 BETHANIEN AKTUELL BETHANIEN AKTUELL Kurz & knapp ▼ Besonderer Service am Wochenbett Vor 10 Jahren Einen besonderen Service für junge Mütter bietet die Bethanien-Wochenstation in Zusammenarbeit mit der Geschäftsstelle der AOK in Moers. Um Familien Papierkram und Lauferei bei der Anmeldung des neuen Erdenbürgers zu ersparen, kommt die AOK-Geschäftsstellenleiterin Sabine Kluge jeden Mittwoch persönlich auf die Wochenstation D2 zu Besuch. Am Wochenbett überbringt sie den Müttern, die bei der AOK Rheinland/ Hamburg versichert sind, nicht nur Glückwünsche, sondern auch Informationsbroschüren und ein Lätzchen als kleines Willkommensgeschenk. Dabei können zwanglos viele Fragen zum Versicherungsschutz leicht geklärt werden. Übrigens: Familien müssen für die standesamtliche Anmeldung ihres Babys nicht extra ins Rathaus. Werktags zwischen acht und siebzehn Uhr nimmt eine Mitarbeiterin quasi als Vertretung des Standesamtes die Anmeldungen von neugeborenen Kindern an. Die Anmeldung kann bequem im Zimmer 11 im Erdgeschoss des Krankenhauses (Gebäude F) bei Vorlage der erforderlichen Unterlagen vorgenommen werden. Im Juni 1998 schrieb BETHANIEN FORUM (Nr. 8) über den Besuch des damaligen NRW-Gesundheitsministers Axel Horstmann in der Bethanien-Kinderklinik: „Der Minister, für den es normalerweise nicht üblich ist, sich so viel Zeit für ein Haus zu nehmen, hat sich zwei Stunden lang unsere Probleme und Sorgen um die Kinderklinik angehört.“ Die vom damaligen Vorsitzenden der Bethanien-Stiftung, Prof. Dr. Hermann Boldt, initiierte Spendenaktion zur Renovierung und zum Umbau der Klinderklinik habe den Minister sehr beeindruckt. „Aus diesem Grunde steht er auch Plänen für die Zukunft wohlwollend gegenüber. Er bestätigte die Zusage der zuständigen Beamten der Bezirksregierung Düsseldorf, unsere Pläne mit zusätzlichen erheblichen Sonderleistungen zu unterstützen… Der Minister hat sich auch bereiterklärt, sich für unseren Wunsch, als perinatologische Schwerpunktklinik anerkannt zu werden, einzusetzen und stand auch unseren Plänen, eine Abteilung für psychosomatisch gestörte Kinder einzurichten, aufgeschlossen gegenüber.“ Zum Abschluss des Besuchs habe sich der Minister in das Gästebuch des Krankenhauses eingetragen und mit einem herzlichen „Glück auf!“ dem Krankenhaus gutes Gelingen „bei den umfangreichen Erneuerungsmaßnahmen“ gewünscht. Außerdem berichteten in BETHANIEN FORUM unterm Titel „Vom Bergmann zum Krankenpfleger“ die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des ersten Umschulungskurses Ruhrkohle AG in der Bethanien-Krankenpflegeschule: „Nun ist es schon drei Jahre her, seit wir das Gezähe (das Werkzeug des Bergmanns – d. Red.) mit den Utensilien eines Krankenpflegers tauschten, als wir – der RAG-Kurs 95-98 – eine Umschulung begannen. Mit Blockunterricht, Praxisbegleitungen und mündlichen Prüfungen starteten wir in eine neue Welt, die für uns alle fremd war. Nach anfänglichen Schwierigkeiten ging es doch sehr zügig voran. Jeder war stolz darauf, als er zum ersten Mal subcutan (unter die Haut von Patienten – d. Red.) spritzen durfte. Nachträglich möchten wir hiermit allen danken, dass sie die Geduld aufbrachten (wir waren ja auch nicht mehr die Jüngsten!), uns auf diesem Weg zu begleiten und jetzt hoffen wir, dass wir mit unserem Erlernten vielen kranken Menschen helfen und zur Seite stehen können.“ Bei der Examensfeier sang übrigens zur Freude der umgeschulten Bergleute ein Knappenchor. Lungenklinik eröffnete „Service-Zentrum Beatmung“ Sabine Kluge (li.), Geschäftsstellenleiterin der AOK in Moers, beim Besuch der Wochenstation (Foto: KBM/ Bettina Engel-Albustin) ▼ Mit bunten Blumenbildern verschönert präsentieren sich die Räume des neuen „Service-Zentrums Beatmung“ am Krankenhaus Bethanien. Hier beantwortet versiertes Fachpersonal alle Fragen zur sogenannten Heimbeatmung und informiert insbesondere über die Anwendung von Atemmasken und -geräten, mit denen Atemstörungen behandelt werden. „Wir haben zu diesem Thema großen Handlungsbedarf gesehen und wollen unseren Patienten in diesem Bereich einen optimalen Service bieten“, sagte Dr. Thomas Voshaar, Chefarzt der Lungenklinik. Voshaar leitet das Schlaflabor der Lungenklinik, in dem Patienten mit Atemstörungen behandelt werden. Atemstörungen, die für viele Betroffene irgendwann zu Schlafstörungen werden können. „Jetzt haben unsere Patienten die Möglichkeit sich nach der Untersuchung und der Diagnose im Service-Zentrum direkt rund um Atemmasken zu informieren“, so der Deutschlandweit bekannte Lungenexperte. Im Service-Zentrum Beatmung können sich Patienten des Bethanien-Schlaflabors Atemmasken anpassen lassen, aber auch alle anderen Betroffenen, die an Schlafapnoe leiden. Die Kosten für die Masken werden nach erfolgter ärztlicher Diagnose von den Krankenkassen übernommen. Als eine der ersten Besucherinnen informierte sich übrigens Gabriele Kaenders von der Selbsthilfegruppe Schlafapnoe/ Chronische Schlafstörungen über das Angebot des Service-Zentrums. Die Bethanien-Lungenklinik ist – gemessen an der Zahl der jährlich durchgeführten Untersuchungen – eine der größten in ganz Deutschland. KONTAKT: Tel. 02841 200-2789 (Kerstin Ninu, Birgit Kluge) ÖFFNUNGSZEITEN Mo. - Mi. von 8.00 - 14.00 Uhr, Do. von 8.00 - 17.00 Uhr, Fr. von 8.00 - 13.00 Uhr. Das Service-Zentrum befindet sich im Sockelgeschoss ganz in der Nähe des Lungenfunktionslabors. Bethanien Forum von Juni 1998 Krankenpflege-Ausbildung begonnen 42 Schülerinnen und Schüler aus dem Johanniter-Krankenhaus in Duisburg-Rheinhausen und dem Krankenhaus Bethanien absolvieren seit Oktober 2007 eine dreijährige Ausbildung als Krankenpfleger/in beziehungsweise als Kinderkrankenpfleger/in. Für die im Oktober 2008 beginnende Krankenpflege-Ausbildung sind noch Bewerbungen möglich. Vollständige Unterlagen sind zu richten an: Krankenhaus Bethanien, Krankenpflegeschule, Herrn Karsten Hartdegen, Bethanienstr. 21, 47441 Moers. Weitere Infos unter Tel. 028417200-2401 (Karsten Hartdegen). Eröffnung des „Service-Zentrums Beatmung“ (Foto: KBM/ Bettina Engel-Albustin) ▼ Große Spendenbereitschaft für die Kinderklinik Über die große Spendenbereitschaft aus der Moerser Bevölkerung freut sich Dr. Michael Wallot von der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin. Allein in den vergangenen Monaten summierte sich die Spendensumme auf mehrere tausend Euro. „Dafür können wir beispielsweise die Arbeit der Klinik-Clowns vom Verein Clownsvisite finanzieren, die unsere jungen Patienten aufmuntern und zum Lachen bringen“, sagte Wallot. Unter den Spendern waren beispielsweise die Eschenburg-Grundschule, der Linforter Turnverein, das Modecenter BRAUN, die Niederreinischen Berg- und Wanderfreunde, der Handarbeitskreis der evangelischen Kirchengemeinde Eick, das Goldhochzeitspaar Walter und Hilde Rößler, der Sozialdienst des AWO-Altenheims in Schwafheim und die Niederrhein-Löwen Moers. Die Freunde des TSV München 1860 kamen extra im weiß-blauen Fan-Ornat in die Kinderklinik, um die Spende persönlich an Chefarzt Dr. Wallot zu übergeben. Der Geschenkeshop für schöne Dinge Geschenkartikel, Babykleidung, Stilleinlagen, Still-BH’s, Spieluhren, Schlafsäcke, Tragetücher, Holzspielzeug, Dekoration, Tees und vieles mehr finden Sie im Geschenkeshop. Mietstation für elektrische Milchpumpen. Natürlich führe ich auch schöne Mitbringsel für Patientinnen und Patienten anderer Stationen. Veranstaltungstermine im 2. Halbjahr Die Niederrhein-Löwen in der Bethanien-„Dschungelklinik" bei der Spendenübergabe an den Leitenden Kinderarzt (2.v.li.) Dr. Michael Wallot (Foto: KBM/ Ruder) Der Frühchentreff „Die Frühstarter“ trifft sich jeden 1. Mittwoch im Monat von 10.30 bis 12 Uhr bei guten Wetter im Park des Krankenhauses am Pavillon. Geplante Themen: Schlafen und Bauchmassage (2.7.), Erste Hilfe im Alltag (6.8.), Impfen (3.9.), Luftwegsinfekte (1.10.). Kindersicheres Zuhause (5.11.), Verbrennung und Verbrühung (3.12.) Kontakt: Tel. 02841/200-2307 (Frühchen-Station) • Der Infoabend für werdende Eltern „Wir warten aufs Baby!“ findet jeden 1. Donnerstag im Monat um 19 Uhr in der Patientencaféteria statt. • Der Vortrag „Schmerzfrei die Geburt erleben – Die Periduralanästhesie“ mit Bethanien-Oberarzt Dr. Carsten Hermann findet jeweils mittwochs am 10.9. und am 10.12. in der Patietencaféteria statt • Die Selbsthilfegruppe Leere Wiege trifft sich jeden 3. Mittwoch um 18 Uhr im Gruppenraum des Altenkrankenheims Bethanien. Kontakt: Tel. 02845/4078 (Leitende Hebamme Petra Onasch-Szerman) und Tel. 02841/59833 (Dagmar Schröder) • Die Selbsthilfegruppen krebsbetroffener Frauen treffen sich an jeden 2. und 4. Mittwoch ab 15 Uhr im Besprechungsraum der Frauenklinik auf der Station BC2 • Die einstündige Ernährungsberatung für Schwangere „Essen für Zwei?“ findet statt am 17.07. und am 21.08 jeweils um 19 Uhr. Kosten: 5 Euro. Anmeldung bei der Elternschule unter Tel. 02841/200-2670. Weitere Infos auch unter Tel. 02841/200-2626 (Station D2, Kinderkrankenschwester Angelika Rittgerodt) • Der Infoabend von Elternschulleiterin Hannelore Hallmann zum Thema Stillen kann am 16.8. und am 15.11 um 17 Uhr besucht werden. Kosten: 5 Euro. Anmeldung bei der Elternschule unter Tel. 02841/200-2670 • Kinder, die am DMP-Asthma teilnehmen, können im Sekretariat der Kinderklinik unter Tel. 02841/200-2531 für die nächsten beiden Asthmaschulungen „Lufti-Kuh“ vom 27.08. - 24.09. und vom 15.10. - 12.11. angemeldet werden. Die jeweils 5 Schulungen finden immer von 16 - 19 Uhr statt • In Kooperation mit der Patientenliga Atemwegserkrankungen veranstaltet die Bethanien-Lungenklinik monatlich in der Krankenhaus-Kapelle um 19 Uhr Vorträge zu Atemwegserkrankungen. Nächste Themen und Termine: Atemwegserkrankungen bei Kindern (26.6.), 15 Jahre Bethanien – Ein persönlicher Rückblick von Chefarzt Dr. Thomas Voshaar (18.09.), Moderne Sauerstofftherapie (23.10.) Von Schnarchen und Atempausen (27.11.) Soweit nicht anders angegeben ist der Eintritt für die Veranstaltungen frei. Weitere Termine entnehmen Sie bitte der Tagespresse. Wo Sie mich finden: Haus D, 2. Etage gegenüber den Aufzügen D7 und D8 Meine Öffnungszeiten: Mo 10-12 und 14-16 Uhr Di, Mi und Do 11-13 und 14-16 Uhr Der Kontakt zu mir: Telefon: 02841 / 200-2670 Mobil: 0171 / 2255641 Forum 24 Sommer 08 25 BETHANIEN AKTUELL BETHANIEN AKTUELL Liegen und lesen Ilse Birnbaum leitet die Krankenhaus-Bücherei mit Leidenschaft. Die Patientenbücherei im Krankenhaus Bethanien feierte ihr 20-jähriges Jubiläum. Deren jetzige Leiterin Ilse Birnbaum ist von Anfang an dabei. enn Ilse Birnbaum im mintgrünen Kit- W theksgründerin mit 82 Jahren immer noch zum tel und dem großen Bücherwagen Team, berichtet Birnbaum, die im letzten Jahr wöchentlich die Stationen des Betha- übrigens ebenfalls ihr 20-jähriges Jubiläum als nien-Krankenhauses besucht, gibt es bisweilen ehrenamtliche Helferin im Bethanien beging. lustige Missverständnisse. Beispielsweise als sie Grüne Damen sind, was ihre Arbeit angeht, treue einer französischsprachigen Patientin aus Afrika, Seelen. Die Anfänge der Patientenbücherei wa- BUCHTIPPS die kein Deutsch konnte, ein Buch in deren Mut- ren reichlich improvisiert. Zunächst befand sie tersprache anbieten wollte. Im besten Schulfran- sich quasi freischwebend hoch droben auf der Ilse Birnbaum empfiehlt zösisch erkundigte sich Ilse Birnbaum und schei- Empore der Krankenhaus-Kapelle. Den Grund- terte dabei an der Grammatik des französischen stock bildeten etwa hundert gespendete Bücher. Worts „lit“, das gleichermaßen eine Form des „Unser Bücherwagen war zunächst ein ausran- stands von knapp 4000 Medien, zu denen Ro- verrät Birnbaum, die selbst gern liest und „auch Verbs „lesen“ darstellt, als Substantiv aber auch gierter Röntgenplattenwagen“, erinnert sich mane, Sachbücher, Großdruckbände, Hör- und deswegen“ wie ihre Teamkolleginnen in der schlicht „Bett“ bedeuten kann. An den verwirr- Birnbaum. Seither jährlich vom Krankenhaus mit Kinderbücher sowie Gesellschaftsspiele zählen. Bibliothek arbeitet, wie sie betont. „Wir können ten Gesichtsausdruck der auf ihrem Krankenbett 1000 Euro für Bücherkäufe unterstützt, wurde es „Früher verliehen wir etwa 400 bis 600 Bücher den Patienten Bücher empfehlen, die ihren Wün- sitzenden Patientin, die soeben gefragt worden rund um die Kapellen-Orgel bald zu eng für Un- im Monat, heute sind es nur noch 300 Auslei- schen und Stimmungen entsprechen, gleich ob war, ob sie nicht gern ein Bett ausleihen möchte, terbringung der vielen Bände. hen“, berichtet Birnbaum. Der Grund dafür ist Unterhaltung, Spannung oder Information.“ Wie nicht etwa wachsende Lese-Unlust bei den Pa- in großen Büchereien sind im Bethanien selbst tienten, sondern die Reform des Krankenhaus- Bücher in Fremdsprachen vorhanden, damit kann sich die ehrenamtliche Mitarbeiterin in der Im August 2001 zog die Bücherei in einen ei- Patientenbücherei noch heute lebhaft erinnern. gens zu diesem Zweck konzipierten Anbau, di- Die Begegnung mit Menschen ist einer der rekt neben den Kiosk. „Der Architekt überließ wesens und nicht zuletzt eine verbesserte medizi- auch Patienten mit wenig Deutschkenntnissen Gründe, warum Ilse Birnbaum ihre ehrenamtli- uns einen Plan und wir konnten unsere Vorstel- nische Versorgung: Statt der früher nicht unübli- mit Büchern versorgt werden können. che Arbeit so viel Spaß macht. „Man weiß nie, lungen eintragen: Wie viele Regale? Wo sollten chen mehrwöchigen Aufenthalte, liegen Patien- was einen erwartet, wenn man beim Rundgang sie stehen?“ Das alles und noch viel mehr kann ten heute im Durchschnitt nur noch sechs bis chen, leihen sie sich nicht immer direkt etwas mit dem Bücherwagen die Stationen abklap- man in einem roten Buch erfahren, das die Ge- acht Tage in einer Klinik – viel weniger Zeit also, aus, sondern kommen auch oft einfach mal zum pert“, sagt sie. schichte der Patientenbücherei festhält und lie- die Genesung für die ausgiebige Lektüre eines Stöbern in die Bibliothek, da hier eine sehr Gäbe es die Grünen Damen im Krankenhaus bevoll von Hilde Backhaus gestaltet wurde. Da ordentlichen Stapels dicker Schmöker zu nutzen. wohnliche Atmosphäre herrscht und viel weniger Bethanien nicht, gäbe es vermutlich auch keine finden sich „Tipps für Neulinge am Bücherwa- Eine Patientenbücherei ist zwar keine öffentli- Krankenhausalltag. Schließlich ist die Bücherei Patientenbücherei. „Die Idee kam seinerzeit von gen“ und viele anrührende Geschichten. So zum che Bibliothek, da sie nur von Patienten und Mit- auch dafür da, den Patienten Abwechslung zu Hilde Backhaus, einer Grünen Dame der ersten Beispiel die vom einsamen Kinderklinik-Patienten arbeitern des Krankenhauses genutzt werden bieten“, weiß die 65-jährige Birnbaum. Kinder Stunde“, erinnert sich Birnbaum an das Jahr Felix, der unbedingt beim Bücherabwaschen auf kann, sonst aber funktioniert hier alles wie bei ei- kämen gern in die Bücherei um „einfach mal in 1987. Die Grünen Damen – zu denen mittlerwei- der Kapellen-Empore helfen wollte, sich dann ner „richtigen“ Bücherei. Die Mitarbeiterinnen aller Ruhe ein Gesellschaftsspiel zu spielen.“ Die le auch etliche Grüne Herren gehören – sind als mit einer Bücherei-Helferin hinterm Altar auf die und Mitarbeiter besuchen regelmäßig Fortbil- Spiele können natürlich auch, genauso wie alles Ehrenamtliche bundesweit in der Ökumenischen Suche machte, um nachzusehen, ob dort viel- dungen für Bibliothekare, lassen sich von haupt- andere, ausgeliehen werden. Jedoch kommt, wie Krankenhaushilfe (ÖKH) organisiert. In Kranken- leicht der liebe Gott wohnt. Oder das Dank- amtlichen Fachleuten beraten oder tauschen sich in jeder Bücherei auch, nicht immer alles zurück, häusern oder Altenheimen kümmern sie sich dar- schreiben vom Direktor einer Zentralbibliothek in mit anderen ehrenamtlichen Bibliothekaren aus. was einmal verliehen wurde. Doch darauf sind um, Patienten oder Bewohnern kleine Wünsche Weißrussland, die aus dem Bethanien eine Bü- Ilse Birnbaum, die eigentlich gelernte Verwal- die Grünen Damen eingestellt, wie man im roten INFO zu erfüllen. Dazu können kleinere Besorgungen cherspende für die deutschsprachige Abteilung tungsbeamtin ist, absolvierte für die Patienten- Buch nachlesen kann, das sämtliches „Geheim- Die Patientenbücherei im Krankenhaus Bethanien kann von Patienten und Mitarbeitern genutzt werden. Öffnungszeiten: Di, Do & Fr jeweils 15 bis 17 Uhr gehören, aber auch größere, wie der Betrieb ei- erhalten hatte. Insgesamt neun Grüne Damen bücherei sogar eine dreijährige Ausbildung zur wissen“ des Büchereiteams enthält. Bei den ner kompletten Bücherei, wie sie nun im Betha- und Herren sind in der Bücherei tätig. Jede Stati- Büchereiassistentin. Die Ausleihzahlen der Patien- „Tipps für Neulinge am Bücherwagen“ findet nien ihr zwanzigjähriges Jubiläum feiern kann. on wird mindestens einmal die Woche mit dem tenbücherei im Krankenhaus Bethanien fließen sich unter anderem dieser: „Nach vermissten Zwar hat vor sechs Jahren Ilse Birnbaum die Lei- Bücherwagen besucht, ein Service insbesondere zudem in die Ausleih-Statistik aller Büchereien Comics fahnde man auf der Ärztetoilette.“ tung der Bibliothek von ihrer Vorgängerin Hilde für bettlägerige Patientinnen und Patienten. Viel Deutschlands mit ein. „Am beliebtesten sind We- Text: Maria-Magdalena Losiewicz Backhaus übernommen, doch gehört die Biblio- zu tun gibt es bei der Verwaltung des Gesamtbe- stern, Krimis und natürlich auch Kinderbücher“, Fotos: Tanja Pickartz Forum 26 „Wenn die Patienten die Bibliothek besu- Feuer aus Rache? Astrid Paprotta, Trägerin des Deutschen Krimipreises 2005 und des Glauser-Preises 2006, hat einen neuen Krimi geschrieben: Die Staatsanwältin Ellen Rupp, genannt „die Ruppige“, verbrennt in ihrem Appartement zusammen mit ihrem jugendlichen Liebhaber. Ein Racheakt von Hartz IV-Empfängern und Kleinkriminellen, die sie in Fußfesseln legen lassen und mit gemeinnütziger Arbeit von der Straße holen lassen wollte oder von Menschen, die sie ausspionieren ließ? Als nächstes brennt ein Mietshaus, das einer Investorengruppe im Weg steht. Es gibt mehrere Tote. Kripo und LKA stehen vor einem Rätsel. Warum interessiert sich die gestylte Anwältin, eine Mitarbeiterin der Rupp, für den sympathischen Vorstadtfriseur, der sein Geschäft bei dem Mietshausbrand verloren hat und von einem Modesalon träumt? Ein kleiner Privatdetektiv verfolgt eine Spur, die weit in die Vergangenheit führt … Paprotta, Astrid: Feuertod, Tb, 316 S. Sommer 08 27 GRUSS AUS DER KINDERKLINIK 28 Altenkrankenheim Bethanien Moers 3. Moerser Seniorenmesse Aktiv und selbstbestimmt im Alter Schirmherrschaft: Sa, 16. August 2008 10 bis 17 Uhr, Eintritt frei Wittfeldstr.31 | 47441 Moers | 02841/200-2102 Dr. Ansgar Müller Landrat Kreis Wesel Norbert Ballhaus Bürgermeister Stadt Moers