Panzerknacker bei Johnny Cash - Erika-Fuchs-Haus
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Panzerknacker bei Johnny Cash - Erika-Fuchs-Haus
Ai Weiwei kommt nach Deutschland REINGEHÖRT Träume zwischen Wachen und Schlafen Andreas Spechtl schläft gern. Der Frontmann der österreichischen Band Ja, Panik widmet sein erstes Soloalbum, „Sleep“, diesem weithin positiv belegten Zustand. Wer jetzt aber zupackenden Diskurspop im Stil von Ja, Panik erwartet, wird sich beim ersten Hören verwundert die Augen reiben wie nach einem verschlafenen Morgen. Denn Spechtl kreiert aus Ambient-Rock, der Folklore unterschiedlicher Erdteile, elektronischen Zutaten und Dialogfetzen acht Klanglandschaften. Das mutet auf dem Papier recht akademisch an. Auf einer sinnlichen Ebene lässt sich diese Musik aber sehr einfach genießen. „Sleep“ ist wie ein traumversponnener Schleier, der den Hörer elegant vom Wachzustand in den Schlaf hinübergeleitet – und zurück. (bkr) Andreas Spechtl: „Sleep“ (Staatsakt/Universal) Über das Mitreißende der Monotonie Paul Kalkbrenners siebtes Album, „7“, ist nicht, wie die Plattenfirma verspricht, ein totaler Neubeginn für den Berliner Techno-DJ. Was für ein Glück, denn Kalkbrenners Tanzmusik bleibt wiedererkennbar. Auf dem aktuellen Album zeigt sich der 38-Jährige, der seit dem Kultfilm „Berlin Calling“ von 2008 sogar im Radio gespielt wird, als kundiger Erbverwalter in Sachen Pop-Historie: „Feed Your Head“ ist ein gelungenes Sampling des Jefferson-Airplane-Hits „White Rabbit“; für „A Million Days“ verwendete er einen Gesang von Luther Vandross. Manches klingt, als hätte Kalkbrenner die Lust gefehlt, seine Trance-Grooves zu Songs zu verdichten. In anderer Perspektive heißt das aber: Seine Stücke reißen mit, gerade weil sie Monotonie als Stilmittel einsetzen. (bkr) Paul Kalkbrenner: „7“ (Sony Music, ab 7. August) KULTURNOTIZEN Bolschoi gibt Filin keinen neuen Vertrag Moskau (dpa) Der bei einem Säureanschlag verletzte Ballettchef des Moskauer Bolschoi Theaters, Sergej Filin (44), erhält keinen neuen Vertrag als künstlerischer Leiter des Musentempels mehr. Das im März 2016 auslaufende Engagement werde nicht verlängert, sagte Bolschoi-Direktor Wladimir Urin am Donnerstag in Moskau. Wormser „Gemetzel“ beginnt heute Worms (epd) Mit der Premiere „Gemetzel“ starten heute in Worms die Nibelungen-Festspiele. Unter dem Festspielintendanten Nico Hofmann wird dabei der Stoff der Nibelungensage erstmals aus der Sicht eines Kindes nacherzählt. Die Rolle von Ortlieb, Sohn von Kriemhild und Etzel, übernimmt Alina Levshin („Die Kriegerin“). Niederdeutsche Texte gesucht Stavenhagen (dpa) Das FritzReuter-Literaturmuseum und die Stadt Stavenhagen (Kreis Mecklenburgische Seenplatte) haben den Fritz-Reuter-Literaturpreis 2015 ausgeschrieben. Eingereicht werden können Prosatexte oder lyrische Arbeiten in niederdeutscher Sprache, teilte das Museum mit. Jede Menge Kohle: Mitten in das Talerbad im neuen Comic-Museum können Besucher künftig eintauchen – fast wie Dagobert. Foto: Swanti Bräsecke-Bartsch Panzerknacker bei Johnny Cash Das erste Comic-Museum Deutschlands wird im oberfränkischen Schwarzenbach eröffnet Von Birte Förster Schwarzenbach an der Saale (MOZ) Chraahz, chraaahzzz, tock, tock, tock, Zong! Ein Schlafender wurde wohl geweckt, weil jemand an die Tür klopfte. Der friedlich Schlummernde erschrak und fiel prompt aus dem Bett. Wer sich in der Welt zurechtfindet, kann derartige Geräusche durchschauen. Jedenfalls in der Comic-Welt. Kaum ein anderer hat diese für Cartoons so wichtigen Lautmalereien in Deutschland entscheidender geprägt als die langjährige Chefredakteurin des Micky-Maus-Magazins und Comic-Übersetzerin Erika Fuchs. In ihrem Heimatort Schwarzenbach an der Saale in Oberfranken wird ihr zu Ehren am Sonnabend das Erika-Fuchs-Haus eröffnet – das erste Comic-Museum Deutschlands. In dem 600 Quadratmeter großen und rund fünf Millionen Euro teuren Museumsbau werden Leben und Werk der in Rostock geborenen Erika Fuchs vorgestellt. 50 Jahre lang, bis 1984, hat sie hier gelebt und gearbeitet. Danach zog sie nach München, wo sie 2005 98-jährig starb. „Sie war sehr wichtig für die Verbreitung und Akzeptanz des Comics in Deutschland“, erzählt Alexandra Hentschel, Leiterin des neuen Museums für Comic und Sprachkunst. Ihrem Lebenswerk entsprechend, wird daher auch ihre Biografie als Cartoon erzählt. Der preisgekrönte Comic-Zeichner Simon Schwartz hat ihr Leben auf Sprechblasen und zum Teil raumhohe Zeichnungen übertragen. Berühmt wurde Erika Fuchs neben den Lautmalereien auch durch den sogenannten Inflektiv, der Wörter auf ihren Stamm reduziert wie beispielsweise „gähn“, „seufz“, „schnief“ oder „grübel“ – eine Form, die sich heute mehr denn je in diversen Kommunikationsformen wiederfindet. Ihr zu Ehren wird diese auch oft „Erikativ“ genannt. Durch ihr langjähriges Wirken als Chefredakteurin des Micky-Maus-Magazins dürfen in der Ausstellung auch die altbekannten Helden aus Entenhausen nicht fehlen. In der interaktiven Ausstellung kann man durch die Welt von Onkel Dagobert, Donald Duck und Daniel Düsentrieb klettern. „Besucher gehen durch einen Comic, den sie Leiterin des Erika-Fuchs-Hauses: Alexandra Hentschel Foto: privat Chefredakteurin des Micky-MausMagazins: Erika Fuchs Foto: Ehapa normalerweise durchblättern“, erklärt Kulturwissenschaftlerin Alexandra Hentschel. So können sie sich laut der Museumsleiterin in Oma Ducks Scheune umsehen, durch das Entenhausener Gebirge wandern oder ein Talerbad im Geldspeicher nehmen – alles basiert auf den Zeichnungen von Carl Barks, der viele der Disney-Figuren erschaffen hat. Wenn auch einige der Ausstellungselemente für Kinder sind, richtet sich das Museum genauso an Erwachsene. Neben Leben und Werk von Erika Fuchs und einer Einführung in die Geschichte des Comics war es Alexandra Hentschel ebenso wichtig, einen Bogen zur zeitgenössischen Comicszene zu schlagen. So werden in der ersten temporären Sonderausstellung, „Die besten deutschen Comiczeichner“, die am 12. September startet, die Gewinner des Max-undMoritz-Preises 2014 vorgestellt. Die Auszeichnung wird alle zwei Sammlung Schreck jetzt öffentlich Cottbuser Dieselkraftwerk stellt Heisig-Bilder vor, die nach Brandenburg verliehen werden Von Uwe Stiehler Cottbus (MOZ) Man hat ihn den „Vater der Leipziger Schule“ genannt. Bernhard Heisig (1925– 2011) war lange Rektor der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst und jemand, der sich nicht in das Korsett eines Sozialistischen Realismus und überhaupt in keine Schublade zwängen ließ. Er war freiwillig in die SED ein- und im Dezember 1989 wieder ausgetreten und als junger, verblendeter Mensch zur Waffen-SS geeilt. Heisig mag als politischer Mensch seine Brüche haben. Beim Künstler Heisig ist das anders. „Die Wende“, sagte er einmal, „war keine Veranlassung, meine Mittel zu verändern – gar keine.“ Seine Vorstellung von bildender Kunst hätte keine Korrektur erfordert. Man sieht das an der Sammlung Vera Schreck. Die Heisig-Verehrerin stammte aus Halle und ging 1949 in den Westen, lebte in Köln, blieb der DDR-Kunstszene aber verbunden. Ende der 60er-Jahre kaufte sie zum ersten Mal ein Bild von Bernhard Heisig. Seitdem wuchs ihre Sammlung, die nicht nur, aber zu einem großen Teil aus Heisigs Arbeiten bestand. Im vergangenen Jahr ist Vera Schreck gestorben. Ihre Erben haben im Interesse der Sammlerin verfügt, dass ihr Konvolut nicht zerstreut, dafür öffentlich werden soll und deshalb 22 Arbeiten als Dauerleihgabe für zehn Jahre „Der Zeitungsleser“: Es ist eines der 22 Bilder Bernhard Heisigs, die nach Cottbus und Potsdam kommen. Foto: dkw/Sebastian Linnerz an das Potsdam-Museum und an das Cottbuser Kunstmuseum Dieselkraftwerk (dkw) gegeben. Am Donnerstag wurde das Konvolut in Cottbus der Presse vorgestellt. Die Bilder sind zwischen 1969 und 2010 entstanden. Vera Schreck zeigte einen Hauptteil davon schon einmal vor fünf Jahren zur großen Heisig-Re- trospektive in Halle. Aus dieser Sammlung gehen nun jeweils elf Arbeiten nach Cottbus und Potsdam, werden aber unproblematisch zwischen beiden Häusern zirkulieren. Die Betreuung des Gesamtbestandes übernimmt das dkw. Zu sehen bekommt das Publikum die Heisig-Bilder ab dem 30. Januar 2016 in der Ausstel- lung „Einblicke“. Dass die Bilder nach Brandenburg kommen, ist kein Zufall. Denn Heisig hat bis zu seinem Tod im Jahre 2011 fast 20 Jahre in Strodehne im Havelland gelebt. Er gehörte zu den wichtigsten kulturellen Botschaftern des Landes und wurde 2010 im Rahmen des Brandenburgischen Kunstpreises der Märkischen Oderzeitung für sein Lebenswerk mit dem Ehrenpreis des Ministerpräsidenten ausgezeichnet. Heisigs Bilder sind natürlich auch in den Kunstsammlungen des Landes vertreten. Mitte der 80er-Jahre kam zum Beispiel sein Bild „Die missbrauchten Götter“, ein frühes, wuchtiges Beispiel seiner Malwut, nach Cottbus.„Für das dkw ist es großartig, dass unser ohnehin schon erklecklicher Bestand an Werken von Bernhard Heisig nun aufgestockt wird“, sagt Ulrike Kremeier, die Direktorin des Hauses. Zu den faszinierendsten Bildern der Sammlung Schreck gehört für sie „Der Zeitungsleser“, auf dem ein Mann hinter einer Zeitung verschwindet. Man sieht nur noch ein bisschen von seiner kahlen Stirn über die Seiten blitzen. In dieser Arbeit, meint Ulrike Kremeier, habe der Künstler ein Massenmedium und dessen Informationsbilder mit dem künstlerischen Bild verbunden. Das Gemälde zeige, „nicht nur hinter Zeitungen, sondern auch hinter Bildern stecken im besten Fall kluge Köpfe“. Jahre beim Internationalen Comic-Salon in Erlangen vergeben und ist die wichtigste Auszeichnung für Comic-Zeichner im deutschsprachigen Raum. In einer Hommage an Erika Fuchs haben namhafte deutschsprachige Comic-Künstler, darunter Flix, Nicolas Mahler sowie Sarah Burrini, zudem Elemente ihres Werkes in eigens angefertigte Ausstellungsbeiträge eingebaut. So auch Reinhard Kleist in einem Comic über den US-amerikanischen Countrymusiker Johnny Cash: Bei einem gezeichneten Auftritt des „Man In Black“ sind im Publikum die Panzerknacker zu sehen, sagt Alexandra Hentschel. „So werden sie in eine völlig neue Welt hineingebracht“. Der Verbrecherbande gönnt Kleist hier also mal einen Moment der Muße, bevor sie mit einer großen Explosion den nächsten Einbruch in Angriff nimmt. Oder – um es mit Erika Fuchs Worten zu sagen – „Krawumm, Peng, Bumm!“ Erika-Fuchs-Haus – Museum für Comic und Sprachkunst, geöffnet Di–So 10–18 Uhr, Bahnhofstr. 12, 95126 Schwarzenbach a. d. Saale, Telefon 09284 93313 Berlin (dpa) Auf seiner ersten Auslandsreise seit seiner Festnahme vor vier Jahren besucht der chinesische Künstler Ai Weiwei Deutschland. Erste Station sollte am Donnerstag München sein. Danach will der 57-Jährige seinen Sohn in Berlin besuchen. Sein Abflug von Peking war begleitet vom Wirbel über die Entscheidung der britischen Regierung, dem regimekritischen Künstler ausgerechnet wegen seiner politisch motivierten Inhaftierung 2011 eine kriminelle Vergangenheit zu unterstellen und ihm ein langfristiges Visum zu verweigern. Nach einem Aufenthalt in München wolle Ai Weiwei in den nächsten Tagen nach Berlin weiterreisen, teilte die Galerie Neugerriemschneider in Berlin mit. Wann, das stehe noch nicht fest. „Jedenfalls nicht am Donnerstag.“ In Berlin lebt sein sechsjähriger Sohn mit dessen Mutter. Vor knapp einem Jahr hatte Ai Weiwei beide aus Angst um ihre Sicherheit in die deutsche Hauptstadt geschickt. Erst vor einer Woche hatte Ai Weiwei seinen Pass wiederbekommen. „Alles verlief reibungslos“, sagte ein chinesischer Freund zu den Formalitäten beim Abflug des Künstlers in Peking. Ukraine erstellt Liste mit „Freunden“ Kiew (dpa) Nach einem Einreiseverbot für den französischen Filmstar Gérard Depardieu wegen prorussischer Äußerungen hat die Ukraine nun eine Liste „befreundeter“ Künstler veröffentlicht. Unter anderem seien Filmregisseur Wim Wenders und der Scorpions-Rocksänger Klaus Meine in der früheren Sowjetrepublik stets willkommen, teilte das Kulturministerium in der Hauptstadt Kiew am Donnerstag mit. Die mehr als 30 Künstler würden die Ukraine in ihrem Kampf gegen prorussische Separatisten unterstützen, hieß es in einer Erklärung. Klaus Meine und auch die Schauspieler George Clooney und Arnold Schwarzenegger, die ebenfalls auf der „Weißen Liste“ stehen, hatten während der proeuropäischen Proteste in Kiew vor gut einem Jahr Unterstützungs-Clips aufgenommen. Roadmovie durch die Renaissance Roman „Die Puppenspieler“ wird verfilmt Prag (dpa) Es geht um Hexenverfolgung, die Augsburger Fugger-Dynastie und die florentinische Familie der Medici: Vor mehr als 20 Jahren hat Tanja Kinkel in ihrem Roman „Die Puppenspieler“ die Zeit der beginnenden Renaissance zum Leben erweckt. Die Geschichte um den jungen Richard Artzt verkaufte sich gut zwei Millionen Mal. Nun wird der Bestseller verfilmt und soll Anfang 2016 in der ARD laufen. Regisseur Rainer Kaufmann („Die Apothekerin“) hat die Aufgabe, den Roman in ein spannendes, zweiteiliges Fernsehdrama zu verwandeln. „Der Film ist ein Roadmovie, das in einem mittelalterlichen Dorf im südlichen Deutschland beginnt und im Rom der frühen Renaissance endet“, sagt der 56-jährige Filmemacher am Rande der Dreharbeiten in Prag. Der Film folgt dem jungen Richard (Samuel Schneider), der erst den Tod seiner Mutter auf dem Scheiterhaufen erleben muss. Dann macht er Karriere beim Augsburger Kaufmann Jakob Fugger, der die Menschen wie ein Puppenspieler steuert. Richard transportiert für ihn Silber über die Alpen und wird schließlich in die Intrigen um die Papstwahl verstrickt. Für Autorin Tanja Kinkel, die am Filmset zu Besuch ist, sind Hauptrolle: Samuel Schneider spielt Richard Artzt. Foto: dpa Themen wie Hexenverfolgung und Fremdenfeindlichkeit auch in der heutigen Zeit aktuell. „Als ich das Buch geschrieben habe, da brannten gerade in Rostock die Asylantenheime“, sagt die 46-jährige Schriftstellerin. Für die Menschen der frühen Neuzeit seien Hexen etwas gewesen, „dem man die Schuld geben konnte für die eigene Misere, für all die Unruhe in der Zeit und für die Gefährdungen“. Auch der 20-jährige Schneider meint: „Heute sagen die Leute nicht mehr: Du bist eine Hexe, du wirst verbrannt, sondern sie sagen andere schlimme Dinge.“