Auf den Spuren von Joséphine und Napoleon Bonaparte
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Auf den Spuren von Joséphine und Napoleon Bonaparte
KULTURELLE ENTWICKLUNG 1.Museum für Lokalgeschichte Erbaut unter Napoleon III. durch die Architekten Lebois und Prince. Im Jahre 1836 kauft Bürgermeister Simon Rotanger das Anwesen von Jean Rufin in der Rue Saint Denis 4 (heute die Rue Paul Vaillant-Couturier), um der Bügermeisterei ein würdiges Zuhause zu geben. Unter der Amtszeit von Adrien Cramail und nach Befragung der Einwohner von Rueil wird 1854 die Errichtung eines Neubaus auf demselben Grundstück beschlossen. Im Jahre 1866 wird der Rathausentwurf angenommen. Das benachbarte Anwesen wird gekauft, ebenso das umgebende Gelände, damit eine Verbindung zwischen der Rue Saint Denis und dem Boulevard des Tilleuls (Boulevard Maréchal Foch) geschaffen werden kann. Den stattlichen Trausaal im ersten Stock zieren zwei Gemälde des Malers und Bürgermeisters von Rueil, Roger Jourdain. Einst umfriedete ein wunderschöner Zaun den Garten, den Eingang flankierten zwei Häuschen, von denen eines als Wachtposten und das andere als Kommissariat diente. Das linke Gebäude steht heute noch. Zu diesem Anlass verleiht das Kanzleramt der Stadt ihr Stadtwappen. Es erinnert an das Erste Kaiserreich, symbolisiert durch das „N“ für Napoleon, das Schloss Malmaison und die Hortensie, die für Königin Hortense steht. Im Jahre 1978 wird schließlich ein neues Rathaus gebaut. Seit 1982 beherbergt die „alte Bürgermeisterei“ das Museum für Lokalgeschichte. 2. Kirche Saint-Pierre-Saint-Paul Der Bau aus dem 16. Jahrhundert ist zugleich Ruhestätte der Kaiserin Joséphine und ihrer Tochter, Königin Hortense. Der Grundstein wird 1584 durch den König von Portugal, António von Crato, zur Zeit seines französischen Exils in Rueil gelegt. Nachdem die Kirche noch nicht fertiggestellt ist, als sich Kardinal Richelieu 1633 in Rueil niederlässt, lässt dieser den Bau durch seinen Architekten Jacques Lemercier abschließen. Dieser errichtet die eindrucksvolle Fassade mit ihren vier Nischen, geschmückt mit Engelsstatuen und Statuen der Heiligen Peter und Paul des Bildhauers Jacques Sarrazin. Im Jahre 1644 findet in dieser Kirche eine bedeutende Zeremonie statt in Anwesenheit des jungen Ludwig XIV. und seiner Mutter, der Regentin Anna von Österreich, anlässlich der Erneuerung des Bündnisvertrages zwischen Frankreich und England. Während der Revolution wird die Kirche verwüstet: Die Bänke werden ausgerissen, die Verglasung und Statuen zerschlagen. Mit einer Spende Napoleons können 1804 einige Reparaturen vorgenommen werden. Mit der Machtübernahme Napoleons werden diverse Restaurierungsarbeiten in Angriff genommen. Der Kirchturm wird wiederaufgebaut, das nördliche Seitenschiff unter Beibehaltung des ursprünglichen Stils komplett übernommen und das Querschiff erweitert, wodurch zwei seitliche Kapellen entstehen. Im Jahre 1976 beginnt schließlich eine neue wichtige Restaurierungsphase, die zehn Jahre später abgeschlossen wird. Glanzstück im Innenraum der Kirche ist das wunderschön geschnitzte und vergoldete Orgelgehäuse. Das Werk des italienischen Bildhauers Baccio d'Agnolo aus dem 15. Jahrhundert ist eine Gabe von Napoleon III., die Orgel selbst ist auf Aristide Cavaillé-Coll zurückzuführen. Die Kirche beherbergt die vom Architekten Louis Berthault und vom Bildhauer Pierre Cartellier geschaffene Grabstätte der Kaiserin Joséphine sowie die ihrer Tochter Hortense, das Werk des Bildhauers Jean Auguste Barre. 3. Kaserne der Schweizergarde Um 1750 stand das Gebäude im Eigentum des Korporals der Hundertschweizer Samuel Baillod François Sielve, Offizier im Dienste der Frau des Thronfolgers, wird gegen 1760 Eigentümer dieses Gebäudes in der Rue Jean Le Coz 50. Im Jahre 1767 verkauft er das Haus an den Maler Joseph Vernet, bekannt für seine Landschaftsgemälde und insbesondere für seine Ansichten der 22 Häfen Frankreichs. Der ehemalige Schweizer Quartiermacher JeanJacques Haury bezieht das Haus im Jahre 1800; 1812 wird es von Charles Ydatte, dem Pförtner des Schlosses Malmaison, übernommen, der 1837 dort verstirbt. Später geht es in den Besitz der Familie Maugest über, die ein weiteres Gebäude im Hof errichtet. Das Anwesen ist seitdem in mehrere Quartiere unterteilt. 4. Park und Schloss Bois-Préau Von Joséphine im Jahre 1810 erworbenes Anwesen. Bois-Préau diente als Nebengebäude zum Schloss Malmaison, in dem Arzt, Intendant und Gefolgsleute der Kaiserin untergebracht waren. Dieses 18 Hektar große Anwesen war, wie Rueil und Malmaison, ursprünglich ein Lehnsgut der Abtei Saint-Denis. Ende des 17. Jahrhunderts gehört es Frédéric Léonard und seinem Sohn, den Buchdruckern und -händlern des Königs. Sie erbauen sich ein kleines Schloss mit einem zentralen Wohngebäude, das umgeben ist von zwei niedrigeren Flügeln. Die Gärten sind „französisch“ angelegt mit sechs Wasserbecken und einem Wasserlauf. Im Jahre 1747 wird das Gut an den Junker und Maître d’hôtel der Königin Jean Garnier verkauft. Der Bankier und Berater des Königs, Louis Julien, wird 1774 sein Eigentümer. AnneMarie Julien, die nach dem Tod ihres Vaters das Schloss übernimmt, lehnt beharrlich die Kaufangebote ihrer neuen Nachbarn, des Ersten Konsuls und seiner Frau Bonaparte, ab. Erst als sie auf tragische Weise 1808 im Wasserlauf des Parks umkommt, erhält Joséphine endlich ihr Schloss. Die Kaufurkunde wird am 29. Januar 1810 unterzeichnet und Bois-Préau wird zum Nebengebäude des Schlosses Malmaison. Der Park wird nach der Mode der Zeit umgestaltet und Joséphine bringt dort ihre Naturkunstsammlung und verschiedene „Kuriositäten“ unter. Nach ihrem Tod im Jahre 1814 und dem von Prinz Eugène zehn Jahre später wird das Anwesen verkauft. Im Jahre 1853 wird Abraham Édouard Rodrigues sein Eigentümer, der das mittlerweile heruntergekommene Schloss abreißen lässt und es basierend auf dem zentralen Wohngebäude wieder aufbaut und ihm die Gestalt gibt, in der das Schloss noch heute existiert. Die Eigentümer der Domäne von Vert-Mont, Édouard Tuck und seine Ehefrau Julia Stell, kaufen das Anwesen 1920 und spenden es 1926 den staatlichen Museen, woraufhin es als Nebenmuseum zu Malmaison eingerichtet wird. 5. Wachhaus / The guard House Am Eingang von Bois-Préau gelegen diente dieses Gebäude der Unterbringung des Kavallerie-Piketts, das den Eingang des Anwesens bewachte. Das in der Avenue de Bois Préau 2 gelegene Haus im Eigentum des Institut Français du Pétrole wurde 1801 erbaut. Von dem zu einer Steinbrücke führenden Eisentor ging zu Zeiten des Kaiserreichs eine Allee ab, die vor dem Schloss in einem Kreisel mündete. Im Erdgeschoss war ein Pferdestall untergebracht, das erste Stockwerk war in sieben Zimmer unterteilt. Das Haus wurde im Rahmen der Aufteilung von 1828 vom Anwesen getrennt und daraufhin in ein Wohnhaus umgewandelt. 6. Schloss Malmaison Lieblingsanwesen der Kaiserin Joséphine und von Napoleon Bonaparte Malmaison, abgeleitet vom Lateinischen „mala mansio“ oder zu Deutsch „das schlechte Haus“, oder auch „Haus des Unglücks“, geht auf die Zeit der normannischen Invasion im 9. Jahrhundert zurück. Dieses Lehnsgut der Abtei Saint-Denis dient zunächst als einfache Scheune und später als Gutshaus. Der Parlamentsrat Christophe Perrot lässt um 1610 den Hauptteil des heutigen Schlosses errichten, der in den Jahren 1686 und 1687 um weitere Gebäude und Flügel erweitert wird. Im Jahre 1771 wird der reiche Bankier Jacques Jean Le Coulteulx du Molay Besitzer des Schlosses. Er vollendet den Bau mit den Flügeln um den Hof. Im Schloss empfängt er Philosophen, Dichter und Künstler. Am 21. April 1799 wird das Schloss möbliert und die 260 umgebenden Hektar werden für 225.000 Franc an Marie Joseph Rose Tascher de la Pagerie verkauft, die in zweiter Ehe mit Napoleon Bonaparte verheiratet ist. Die zukünftige Kaiserin beauftragt die Architekten Charles Percier und François Léonard Fontaine mit der Umgestaltung des Inneren des Schlosses. Malmaison wird der Rückzugsort der Kaiserin nach ihrer Scheidung und schließlich der Ort, an dem sie am 29. Mai 1814 stirbt. Auch Napoleon verweilt in Malmaison, bis er am 29. Juni 1815 nach St. Helena verbannt wird. Im Jahre 1829 geht das Schloss in das Eigentum des Bankiers Hagerman über, der die erste Teilung des Anwesens einleitet, indem er Bois-Préau und den Vorpark verkauft. Im Jahr 1842 kauft Königin Maria-Christina von Spanien das Schloss während ihres französischen Exils. Fast zwanzig Jahre später, im Jahre 1861, wird Napoleon III. Eigentümer des Anwesens. Nachdem es infolge des Krieges von 1870 zum Nationalgut erhoben worden ist, wird Malmaison an einen Spekulanten verkauft, der das Anwesen aufteilt. Das Schloss wird durch den reichen Philanthropen Daniel Iffla Osiris gerettet, der es 1896 kauft, restauriert und es schließlich 1903 dem Staat zur Einrichtung eines Napoleon-Museums schenkt. 7. Mausoleum des kaiserlichen Prinzen Monument zum Gedenken an den jungen, 1879 ermordeten Prinzen. Ursprünglich befand sich dieses Monument auf dem Champ de Mars in Paris. Im Jahre 1912 beschließt Kaiserin Eugénie den Kauf eines Flurstücks im Park von Malmaison, um das Monument dort neu errichten zu lassen. Der erste Weltkrieg verzögert die Arbeiten. Im Jahre 1924 schließlich schenkt Prinz Napoleon das Monument und das Flurstück dem Staat. Jean Bourguignon, der damalige Konservator des Schlosses, schlägt vor, in die Mitte des Monuments eine Bronzereplik der berühmten Carpeaux-Statue zu platzieren, die den kaiserlichen Prinzen und seinen Hund Néron zeigt. Außerdem wird eine Tafel installiert, welche die Gravur eines selbstverfassten Gebets des Prinzen trägt, das in seinem Andachtsbuch gefunden wurde. Der Zustand des Monuments verschlechtert sich rapide und 1937 wird eine neue Konstruktion im selben Stil umgesetzt, wobei die acht korinthischen Säulen durch vier rosafarbene Marmorsäulen aus dem unter der Pariser Kommune abgebrannten Rechnungshof ersetzt werden. 8. Atelier Grognard Ursprünglich Teil von Malmaison. Im Rahmen der Umgestaltung des Anwesens wurde das Gebäude umfunktioniert. Bei dem Gebäude, in dem heute ein Kulturzentrum untergebracht ist und Ausstellungen des Kulturausschusses der Stadt Rueil-Malmaison organisiert werden, handelt es sich um eine ehemalige Fabrik für Kupfer-, Stahl-, Zink- und Zinnplatten zur Fertigung von Kupferstichund Lichtdruckarbeiten sowie zur Verzierung von Steingut und Porzellan. Diese ehemalige Fabrik, die den Namen einer ihrer letzten Eigentümer trägt, wurde um 1880 von einem gewissen Herrn Bridault, Schwiegersohn des Bürgermeisters Louis Hervet, im Park von Malmaison errichtet. Die Neuanlage dieses Geländes wurde im Jahre 2000 umgesetzt. 9. Führerhaus Das ehemalige Fuhrerhaus war ursprunglich Teil des Malmaison-Anwesens. Es bot bis zu 200 Gasten Platz, die bei Bedarf auch auf Englisch debient wurden. Genutzt wurde die Lokalitat unter anderem fur Hochzeiten oder Banketts und es war dort fur alles gesorgt ( Garage, Pferdertall, Telefon.) Unter Napoleon befand sich der Haupteingang von Malmaison am heutigen Place Osiris. Auf selber Hohe, gegenuber der Tramstation, befand sich auch das Fuhrerhaus, das ab dem 19, Jahrhundert den Ruf eines vorzuglichen Restaurants genoss. Es war an die Stelle eines der Eingangspavillons von Schloss Malmaison errichtet wonrden und ging 1847 in den Besitz eines Weinhandlers uber. 10. Schloss La Petite Malmaison Erbaut im Jahre 1805 im Auftrag von Kaiserin Joséphine als Rückzugsort im Grünen. Die ersten Bauherren waren Jean Thomas Thibault und Barthélémy Vignon. Die brillante Kaiserin ersetzte sie später durch Louis Martin Berthault, der die Fassade und den Innenraum mit Feingefühl und Leichtigkeit ausgestaltete. Die Kaiserin widmete sich mit ganzem Herzen der Verschönerung und Dekoration des Schlosses und beauftragte hierfür renommierte Künstler wie zum Beispiel den Steinmetz Gilet, den Bronzeschmied Pierre Philippe Thomire und den Möbeltischler Jacob Desmalter. Ihr vorrangiges Projekt war jedoch der Anbau eines Treibhauses an die Fassade. In diesem Treibhaus wurden eine Vielzahl exotischer Sorten angepflanzt, die der Naturforscher Aimé Bonpland aus fernen Ländern mitbrachte, allen voran die Hortensie. Ihr Aquarellist Pierre Joseph Redouté, der vor allem für seine botanische Blumenmalerei berühmt war, malte dort seine schönsten Rosen. Die Botanik war eine der großen Leidenschaften von Joséphine, die aus Martinique stammte. Das große Treibhaus verschwand leider mit dem Tod von Eugène, dem Sohn der Kaiserin. Es blieb das Hauptgebäude mit seinen Salons, wo die Kaiserin einst ihre Gäste empfing. Seit einigen Jahren widmen sich die aktuellen Besitzer des Schlosses, die Grafenfamilie Czarnecki, dem Erhalt und der Restaurierung dieses außergewöhnlichen Wohnsitzes.