Wenn es nach dem Tourismus- oder dem Bauausschuss ginge

Transcrição

Wenn es nach dem Tourismus- oder dem Bauausschuss ginge
In eigener Sache/Mitteilungen
2
Informationen des Fremdenverkehrsvereins 3
Von den Grenzen des Wachstums
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Die Müritzer „Matrosenhäuser“
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Die Graaler Büdnereien
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Zu Tempo 30 in Graal-Müritz
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Zum Zweiten: Zu Tempo 30
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Fortsetzung: „Betreutes Wohnen“
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Impressum
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Meine neue Heimat Graal-Müritz
8
Frau Flatt empfiehlt: „Aus großer Zeit“.
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Oh, du schöner deutscher Wald
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TUK, wohin gehst du?
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Antrag der Fraktion
12
... als Letztes ...
12
Wenn es nach dem Tourismus- oder dem Bauausschuss ginge, wäre das Schicksal des
Rosa-Luxemburg-Wäldchens an der Seebrücke wohl schon besiegelt: Die Bäume
müssten einem mehr oder weniger quadratisch praktischen Hotelzweckbau weichen. Nun
haben die Ausschüsse aber nichts zu entscheiden: Einige Hintergründe, die
Vorgeschichte und wie es mit dem Wäldchen weiter gehen könnte, werden im
vorliegenden Heft thematisiert.
Graal-Müritz und Wald, das gehört, wie jeder Graal-Müritzer weiß, zusammen. Das
abgebildete „urwüchsige Schilderwäldchen“ ist damit sicherlich eher weniger gemeint.
Zugegeben, es sieht tatsächlich etwas chaotisch aus, aber der reale Radverkehr in der
Kurstraße –und nicht nur dort– ist, wie jeder Anwohner
zu berichten weiß, bei Weitem chaotischer. Weiteres
zum Thema ab Seite 6.
-2-
In eigener Sache/Mitteilungen
Sie erreichen uns unter,
Postanschrift: Graal-Müritzer Frische Brise, Lange Str. 26, 18181 Graal-Müritz
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Die Mittel werden ausschließlich für Zwecke der Frischen Brise genutzt und den Redakteuren
vollständig zur Verfügung gestellt.
Die vorliegende Ausgabe der Frischen Brise ist die Neunte – also sozusagen unsere
Vorjubiläumsausgabe. Mit zwölf bedruckten Seiten ist das Heft so dick wie nie, fast schon
ein Buch – da müssen wir uns für die Jubiläumsausgabe was anderes überlegen! Der
Umfang wäre, ohne Ihre zahlreichen kleineren und größeren Spenden, nicht zu finanzieren,
dafür unseren besonderen Dank!
Wie schon in den vorhergehenden Heften bewegen sich auch in dieser Ausgabe einige
Artikel im Spannungsfeld zwischen Natur- und Walderhalt einerseits und der kommerziellen
Nutzung unserer natürlichen Ressourcen andererseits:
Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch
gefangen ist, werdet ihr merken, dass man Geld nicht essen kann.
Eine indianische Weissagung, die vermutlich jedem bekannt ist und wohl fälschlicherweise
dem Namensgeber Seattles zugeschrieben wird, bringt das Anliegen und die Besorgnis der
Verfasser wie auch einer wachsenden Anzahl von Graal-Müritzern zum Ausdruck: Sägen wir
nicht den Ast ab, auf dem wir sitzen?
Ein neunjähriger Graal-Müritzer Steppke brachte diese Besorgnis im Zusammenhang mit der
geplanten Bebauung des Rosa-Luxemburg-Wäldchens auf den Punkt:
Man darf den Wald nicht töten, nur weil er krank ist.
Mächtige Worte in einem einfachen Satz: Man könnte unsere Verpflichtung gegenüber
unserer Umwelt und gegenüber den uns nachfolgenden Generationen aber nicht
zutreffender umschreiben.
Wenn Sie einen eigenen Beitrag in der Frischen Brise veröffentlichen wollen oder wenn Sie
Fragen, Anmerkungen und Anregungen zur Frischen Brise haben, können Sie sich an die
oben angegebenen Adressen wenden.
Wolf-Detlef Schulz
Denis Patzelt
Markus Harmsen
Vorsitzender des
Fremdenverkehrsverein e. V.
Vorsitzender der
Wählergemeinschaft B.f.G-M
Vorsitzender des
SPD-Ortsverein Graal-Müritz
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Informationen des Fremdenverkehrsvereins Graal-Müritz
Auf der letzten Mitgliederversammlung des Fremdenverkehrsvereins wurden zwei Anträge für den
Tourismusausschuss unserer Gemeindevertretung formuliert. Diese Anträge wurden, da der FVV
nicht antragsberechtigt ist, also keine eigenen Anträge stellen darf, durch die SPD-Fraktion im
genannten Ausschuss eingebracht:
 Der Antrag zur „Gleichstellung der Einwohner mit den Kurkarteninhabern bei der Benutzung
der öffentlichen Einrichtungen und Veranstaltungen“ wurde mehrheitlich abgelehnt.
 Der Antrag zur „angemessenen Vergütung der Vermieter für die Kassierung der Kurtaxe“ wird
durch die Verwaltung rechtlich geprüft. Es gab bereits vor einigen Jahren eine entsprechende
Regelung. Damals wurden den Vermietern für die Kassierung der Kurtaxe 5 % der
vereinnahmten Kurtaxe als Aufwandsentschädigung gezahlt. Wir werden in der nächsten
Ausgabe ausführlich berichten.
In der letzten Vorstandssitzung des FVV wurden die Aufgaben neu verteilt.
Vorsitzender ist nach dem Rotationsprinzip:
Wolf-Detlef Schulz
Stellvertretende Vorsitzende/
Öffentlichkeitsarbeit:
Anke Dartsch
Vertreter in der Gesellschafterversammlung:
Uwe Sund
Schatzmeisterin:
Doris Hensel
Beisitzer:
Michael Denkert
Für Meinungen oder ergänzende Hinweise zu unserer Arbeit sind wir stets sehr dankbar.
Wolf-Detlef Schulz
(Vorsitzender des FVV)
Von den Grenzen des Wachstums in Graal-Müritz
Da scheinen Graal-Müritzer hellzusehen –
jedenfalls konnten nicht wenige den Verlauf der
gemeinsamen Sitzung des Bau- und des
Tourismusausschusses vom 19. September
höchst zutreffend vorhersagen.
Es geht um das geplante Hotel im Rosa-Luxemburg-Wäldchen, eine unendliche Geschichte.
Jedem
dürfte
noch
das
erfolgreiche
Bürgerbegehren gegen den Verkauf und damit
für den Erhalt des Wäldchens in Erinnerung sein.
Ein Sieg für die Ortsdemokratie: Die Bürger
hatten eine Entwicklung, die sie für falsch
hielten, verhindert.
Der Auftrag der Bürger an unsere Gemeindevertretung beinhaltet nichts anderes, als nach
Nutzungsmöglichkeiten zu suchen, die mit den
Interessen der Graal-Müritzer vereinbar sind.
Nach derzeitiger Rechtslage ist das Wäldchen
nach forstwirtschaftlichen Gesichtspunkten zu
erhalten – soweit also alles in Ordnung!
dafür ist sie da, man muss sich dessen halt nur
ständig bewusst sein.
Durchaus geschickt wurde über den Vorsitzenden, seines Zeichens gleichzeitig Vorsitzender
des Tourismusausschusses unserer Gemeinde,
eine angeblich erforderliche Bebauung des
Wäldchens öffentlich platziert. Als Ergebnis
dieser Bemühungen positionierte sich auch
unser Bürgermeister öffentlich gegen den
eigentlich eindeutigen Bürgerauftrag. Geradezu
gebetsmühlenartig
wiederholte
er
eine
vermeintliche Notwendigkeit, den geltenden
Bebauungsplan umzusetzen (übersetzt: das
Wäldchen muss weg!). Obwohl Bauleitplanung
immer nur Angebotsplanung ist, mag diese
Aussage gerade noch als nicht unzutreffend
durchgehen. Unterschlagen wurde hingegen
ständig, dass einer Umsetzung des Bebauungsplans
das
erfolgreiche
Bürgerbegehren
entgegensteht. Schlussendlich brachte er hiermit
lediglich, ob nun gewollt oder ungewollt, kann
dahin gestellt bleiben, zum Ausdruck, dass das
Bürgerbegehren ausgesessen werden soll.
Tatsächlich ist es so, dass ein erfolgreiches
Bürgerbegehren die Gemeindevertretung nur
zwei Jahre bindet. Ob der Gesetzgeber mit
Wäre da nicht unser einflussreicher Lobbyverein,
der wohl bereits ab Herbst des vergangenen
Jahres – so genau kann man das gar nicht
datieren – damit begann, abermals den Bestand
des Wäldchens infrage zu stellen: Nunmehr
sollte eine Geschäftszeile die Abholzung
dieser Regelung die Möglichkeit einräumen
wesentlicher Teile des Wäldchens begründen.
Niemand
wird
einer
Lobbyvereinigung wollte, den Bürgerwillen auszusitzen,
vorwerfen, dass sie Einzelinteressen vertritt, allerdings bezweifelt werden.
darf
-4Jedenfalls stößt ein solches Aussitzen gerade Protagonisten fand. Ähnlich im Bau- und
diejenigen vor den Kopf, die sich für das Tourismusausschuss: Wie kommentierte die
Bürgerbegehren engagiert und damit ihr NNN am. 7. September: „Demokratie ist das,
Interesse und ihre Identifikation mit dem Ort was die Mehrheit möchte. Auch daran sollten die
bekundet haben. Auch dies mag nicht kalkuliert Gemeindevertreter denken, wenn sie demnächst
gewesen sein, spielt aber auf jeden Fall den eine Entscheidung treffen.“ Dem ist eigentlich
Lobbyisten in die Hände: Gelingt es, die nichts hinzuzufügen.
Einwohner zu demotivieren und hierdurch letzt- Im Kern geht es doch auch um die Frage: Hat
endlich als Korrektiv gegen Entscheidungen der der bei uns forcierte Ausbau der BettenGemeindevertretung auszuschalten, muss nur kapazitäten nicht bereits seine natürliche Grenze
noch die Gemeindevertretung überzeugt werden, überschritten oder gibt es überhaupt natürliche
und die hatte sich ja schon einmal für eine Grenzen, die, wenn sie überschritten werden,
Abholzung ausgesprochen.
den Charakter des Ortes nachhaltig verändern?
Anders ausgedrückt: Muss
man
eigentlich
jedem
kurzsichtigen Gewinnstreben
zulasten
der
Einwohner
nachgeben?
Da ist zunächst unsere,
während der Badesaison, bei
guter Auslastung der Quartiere,
kollabierende
Infrastruktur.
Außerhalb der Saison sind die
Touristenschließfächer in aller
Regel verwaist und bieten ein
trostloses Bild. Nein, wir haben
kein Kapazitätsproblem, wir
haben
insbesondere
im
direkten Umfeld der Hotels und
Pensionen ein Qualitätsproblem,
und hier muss die Gemeinde
Was will denn der Tourist da?
handeln. Die Hotels und
Egal, das sitzen wir doch alles aus! Pensionen müssen ein Umfeld
vorfinden, in dem diese die
Ein Lobbyist als Ausschussvorsitzender und ein Möglichkeit haben, zu investieren, um auch
Bürgermeister, der sich aussucht, an welche außerhalb der Badesaison Gäste zu gewinnen.
Beschlüsse er sich hält, sind als Protagonisten Und das betrifft ja bei Weitem nicht nur den
vielleicht nicht unbedingt die erste Wahl, wenn derzeit
diskutierten
Bereich
um
den
es darum geht, den Einwohnern ein X für ein U Seebrückenvorplatz. Dort will man, wie es
vorzumachen. Aber sei ‘s drum. Der Rest ist kurz scheint, ja unseren Vorschlag aufgreifen und
erzählt: Die Gemeindevertretung beschließt eine touristische Belebung der Straße zur
einen Ideenwettbewerb; die eingereichten Seebrücke zumindest prüfen. Problematisch
Vorschläge wurden während einer Einwohner- stellt sich – hier nur beispielhaft erwähnt – auch
versammlung vorgestellt – natürlich begleitet von der Bereich Neu Graal dar. Es kann einfach nicht
deutlichen Hinweisen unseres Bürgermeisters, angehen, dass dort während der Morgenstunden
dass der Bebauungsplan umzusetzen sei. Nur mitunter Geräuschkulissen vorherrschen, die
ein vorgestellter Vorschlag sah (jetzt wieder) einem Güterumschlagplatz zur Ehre gereichen
eine Hotelbebauung vor: Die Interessen der würden. Wer möchte schon auf einem
Einwohner könnten ja im nicht benötigten Güterumschlagplatz Urlaub machen, wenn er
hinteren
Bereich
des
Wäldchens sich tagsüber nicht einmal an den Strand legen
kann?
Berücksichtigung finden.
Wie sinnbildlich! Nur solche Flächen, die In Graal-Müritz gibt es in den verschiedensten
kommerziell nicht weiter von Interesse sind, Bereichen erheblichen Handlungsstau, und die
sollen den Einwohnern verbleiben. Es dürfte Entscheidungsträger
in
der
Gemeinde
aber kaum verwundern, dass gerade dieser beschäftigen sich mit den Interessen einer
Vorschlag die Zustimmung der genannten Lobbygruppe – aber vielleicht steckt ja ein
-5umfassender Plan dahinter, den wir Einwohner nur den Bürgern selbst zu. Aus diesem Grund
einfach nur nicht durchschauen wollen.
haben wir über unsere Fraktion ein sogenanntes
Um aber noch einmal zum Rosa-Luxemburg- „Vertreterbegehren“ in die Gemeindevertretung
Wäldchen zurückzukommen. Es gibt da kein eingebracht. Ziel unseres Antrages ist es, die
richtig oder falsch. Es kommt immer auf das Entscheidung über das, was mit dem Rosaverfolgte Ziel an.
Luxemburg-Wäldchen geschehen soll, bei den
Die
Graal-Müritzer
haben
mit
ihrem Bürgern zu belassen. Das Ergebnis unseres
Bürgerbegehren für unsere Gemeindevertretung Antrages lag zum Redaktionsschluss noch nicht
ein Ziel vorgegeben. Eine Änderung dieser Ziel- vor.
vorgabe steht unserer Überzeugung nach auch
Markus Harmsen, SPD Graal-Müritz
Die Müritzer „Matrosenhäuser“
Es ist schade, dass das Flair des alten Dorfes Müritz im Laufe der Jahrzehnte verloren gegangen ist.
1806 wurde die Gegend hier von den Franzosen besetzt. Es wurden Rekruten angeworben für
Napoleons Armee. Ihnen versprach man als Lohn Land und Baumaterial für Haus und Hof nach
ihrer Rückkehr.
In der heutigen Ribnitzer Straße
entstanden ab 1816 elf Häuser mit
Reetdächern,
die
sogenannten
Büdnereien. Die 12. Büdnerei, heute
Haus Nr. 35, entstand dann 1925 als
Pension mit Schindeln gedeckt.
Die heutige Straße war damals noch
ein Landweg mit dem Namen „Lange
Reihe“.
Durch Umbau, Anbau, Feuer und
Abriss änderte sich das Bild der
heutigen Ribnitzer Straße im Laufe
der Zeit immer mehr. Zwei Häuser,
heute Haus Nr. 29 und Nr. 57, haben
noch die originale Vorderfront.
Ein Teil der alten Hausbesitzer ist später auch zur See gefahren, weshalb die Büdnereien auch
„Matrosenhäuser“ genannt wurden.
Durch eine Idee und die Mithilfe der heutigen Eigentümer gelang es in mühsamer Suche, Bilder der
alten Häuser zusammenzutragen.
Die Bilder der Häuser, 1816 entstanden, sind heute im Heimatmuseum/Galerie zu sehen.
Elisabeth Schaffuß, Graal-Müritz
Die Graaler Büdnereien
Wer entlang der Langen Straße in Graal spaziert, der hat sich sicherlich schon einmal gefragt, in
welchen Häusern sich noch die Ursprünge des Ortes widerspiegeln.
Das erste Gebäude im heutigen Ortsteil Graal
war ein recht großer Erbpachthof, der genau
dort stand, wo wir heute den EDEKASupermarkt vorfinden. Dieser Hof wurde 1553
erbaut und fiel 1931 einem großen Brand zum
Opfer. Noch vorher jedoch wurde das Land
um diesen Erbpachthof aufgesiedelt, nämlich
in zehn Groß- sowie sieben Kleinbüdnereien.
Der genaue Grund für die Aufteilung ist nicht
bekannt. Es wird vermutet, dass man damit
den Zweit- und Drittgeborenen – die also
keine Hoferben waren – eine Perspektive
Büdnerei in der Langen Straße
bieten wollte, mit der die Menschen sich und
ihrer Familie eine Existenz aufbauen konnten. Durch die Errichtung von Groß- und später auch
Kleinbüdnereien wurde somit der Landflucht entgegengewirkt.
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D e r g a n z no r m a l e R a d f a h r wa h n s i n n i n d e r K u r s t a ß e d i e s e n S o m m e r
Was genau unterscheidet denn nun eine Büdnerei von einem gewöhnlichen Hof? Ein Blick ins
Internet verrät es mir: Eine Büdnerei ist ein kleinerer Bauernhof, der nur über recht wenig Land
verfügt und dessen Größe so bemessen war, dass man gerade so davon leben konnte. Angeblich
soll der Begriff sogar von dem Wort „Bude“ abgeleitet sein.
Noch heute sind einige der Büdnereien in der Langen Straße erhalten. Von den zehn
Großbüdnereien, die 1752 erschlossen und erbaut wurden, stehen noch sechs. Zwei Gebäude
brannten ab und zwei wurden leider noch nach 1990 abgerissen. Das „Deutsche Haus“ ist schon
früh derartig erneuert worden, dass man es als ehemalige Büdnerei gar nicht mehr erkennt.
Betrachtet man rechts drei Häuser weiter die ehemalige Großbüdnerei (Lange Str. 26 – heute
Familie Harmsen, Abb.), so hat man einen recht authentischen Einblick, wie die Büdnereien damals
ausgesehen haben müssen. Dieses Haus ist das Einzige, das durch das Sanierungsgebiet eine
grundlegende Aufarbeitung erfuhr. Die Großbüdnereien haben allesamt gemeinsam, dass eine
Haushälfte als Stall genutzt wurde.
Die Kleinbüdnereien hingegen sind nur als alleiniges Wohnhaus konzipiert. Um 1850 wurden insgesamt sieben Kleinbüdnereien in der westlichen Hälfte der Langen Straße erbaut: zwischen dem Haus
der ehemaligen Fleischerei Baltschuss bis hin zum Mühlenhof der Familie Witt, der als Einziger an
der südlichen Straßenseite gelegen ist. Eine recht typische Kleinbüdnerei ist heute das Haus gegenüber der Feuerwehr, das durch sein Rohrdach und seine auffällige Holzveranda ins Auge sticht.
Hätten Sie gedacht, dass das Haus mit Mansarddach gegenüber der Bäckerei Hillebrand auch eine
Kleinbüdnerei war? Der Baumeister Howe war der Besitzer und hatte es im Stil seiner Zeit
umgebaut. Die alte Büdnerei steckt teilweise noch drin! In den beiden zweigeschossigen Häusern
westlich der EDEKA-Kaufhalle übrigens auch, diese waren jedoch Großbüdnereien.
R. Höwekamp, Graal-Müritz
Zu Tempo 30 in Graal-Müritz
Nach einem schweren Verkehrsunfall wird
natürlich überlegt, wie so etwas verhindert
werden kann. Gibt es bei Tempo 30 keine
Unfälle mehr? Und ist Tempo 30 nur für die
Autofahrer gedacht? Seit vielen Jahren fahre ich
die gleiche Strecke. Es hat sich einiges
verändert. Es kommt mir so vor, als wenn viele
so fahren, wie es ihnen gefällt und nicht, wie es
durch Verkehrszeichen geregelt ist.
Ribnitzer Straße: Es gibt einen schönen Fahrradweg, leider fahren viele auf der Straße oder
auf dem Bürgersteig. Kaum ein Fahrradfahrer
zeigt einen Richtungswechsel an. Über das
Fahren mit Rennrädern will ich mich gar nicht
auslassen. Nur so viel, wenn möglichst
nebeneinander, ohne Reflektoren, ohne Licht,
kein Richtungswechsel wird angezeigt ...
Auch bei Tempo 30 (und das wird ja mit dem
Rennrad gefahren) würde ein Unfall nicht ohne
Schaden sein.
Am Kindergarten und Schule ist Tempo 30
absolut ok, aber durch den ganzen Ort?
Wer kommt da noch aus den Nebenstraßen
raus, ohne sich die Vorfahrt zu erzwingen?
Penny, Edeka – an jedem Kreuzungsbereich ist
es schwierig. Von der Kurstraße und Alexandrastraße in die Rostocker Straße abzubiegen, ist
auch nicht so einfach. Kommen keine Autos,
kommen Radfahrer und dann noch Tempo 30?
Von wem wird die Geschwindigkeit eingehalten?
Es wird doch nur langsam gefahren, wenn am
ALDI geblitzt wird.
Zur Verkehrsregelung in der Kurstraße: ein
absolutes Chaos, 30er Zone, rechts vor links!
Wie oft und wann haben die Verantwortlichen
dieser
Regelung
mal
als
Fußgänger,
Fahrradfahrer oder Autofahrer kontrolliert, ob
diese Regelung überhaupt durchzusetzen ist?
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an einem schönen blauen Werktag so gegen 17 Uhr aufgenommen
Nur, weil noch kein großer Unfall passiert ist, ist entgegen. So geschehen am 1. August gegen
Kreuzung
Alexandrastraße diese Regelung nicht ungefährlich. Versuchen 09:55 Uhr.
Sie z. B. mal am Monatsanfang in der Saison Kurstraße. Der Fahrradfahrer ist auf den
Bürgersteig ausgewichen. Mal wieder
Glück
gehabt
für
Autofahrer,
Fahrradfahrer und es war kein
Fußgänger auf dem Bürgersteig.
Seit ca. 12 Jahren fahre ich nun die
gleiche Strecke und der Fahrradverkehr
hat stetig zugenommen. Gerade aus
Sicherheitsgründen
für
alle
Verkehrsteilnehmer darf diese Regelung
nicht weiter bestehen. Eine eindeutige
Regelung, die von allen eingehalten
werden kann (Kontrollen können nicht
schaden) und niemand unabsichtlich
gefährdet wird, muss her. Diese jetzige
Regelung gleicht manchmal einem
Lotteriespiel. Als Autofahrer, der auch
viel Fahrrad fährt, kenne ich beide
Seiten und auch deren Probleme.
Strafzettel sind mir nicht unbekannt. Wer
arbeitet macht Fehler und wer ohne ist,
Rad-/ Fußgängerverkehr im Sommer in der Lange Straße. der werfe den ersten Stein.
Seit 33 Jahren habe ich meine
vom Parkplatz der Sparkasse zu kommen. Kaum Fahrerlaubnis und es hat sich sicherlich einiges
ein Fahrzeug, das durch die Kurstraße fährt, hält geändert. Vielleicht wurde der § 1 der STVO
an einer Kreuzung an, um dem, der von rechts gestrichen, ich vermisse die ständige Vorsicht
kommt, die Vorfahrt zu gewähren. Fahrradfahrer und gegenseitige Rücksichtnahme bei vielen
auf allen Seiten, auf den Bürgersteigen und auf Verkehrsteilnehmern, aber nicht nur in Graalder Straße aus allen Richtungen.
Müritz.
Ist die Straße überhaupt breit genug für eine Neben mir ist die Buchhandlung, ich werde mir
solche Verkehrsregelung?
gleich mal eine neue STVO bestellen, um mich
Rechte Spur parkende Autos, Abfallwagen und auf den neuesten Stand zu bringen.
dann kommt dann noch ein Fahrradfahrer
I. Gorisch
Zum Zweiten: Zu Tempo 30 in Graal-Müritz
Auszugsweise Wiedergabe eines Leserbriefes, Auslassungsstellen sind durch (…) gekennzeichnet:
(...) Nach unserer Beobachtung, und diese erstreckt sich auf einen Zeitraum von mehr als
10 Jahren, hat sich die Gemeinde Graal-Müritz den Weg in ein äußerlich schönes Seebad selbst
verbaut.(...) Dazu gehört nicht nur die unmögliche Verkehrssituation auf der Durchgangsstraße L 22.
1. Während andere Orte versucht haben, das Zentrum vom Durchgangsverkehr zu entlasten, hat
die Gemeinde Graal-Müritz alles, aber auch alles getan, um die Verkehrsströme durch den Ort zu
lenken. Anfänglich hätte die Möglichkeit einer Umgehungsstraße bestanden, Trassen waren
-8vorhanden. Aber die Gemeinde wollte nicht die „Fehler“ anderer Kurorte machen, wie vor mehreren
Jahren auf einer Gemeindeversammlung gesagt worden ist. Heute haben zu viele einflussreiche
Personen am Rande der Tabakswiese gebaut, so dass ein Beschluss für eine Umgehungsstraße an
dieser Stelle nur auf Widerstand stoßen und nicht durchzusetzen wäre. Orte wie Ahrenshoop wären
bestimmt glücklich, wenn sie so viel Platz gehabt hätten, die Autos aus dem Zentrum zu verbannen.
(...)
3. Geschwindigkeitsbegrenzung auf der L 22, fast im ganzen Ort, tut schon seit langem Not, muss
aber erst „ausdiskutiert“ werden. Andere Küstenorte haben das schon lange eingeführt und führen
auch Geschwindigkeitskontrollen durch. (...) Der Name „Seeheilbad“ ist absolut lachhaft und gehörte
ab sofort aberkannt. (...)
4. (...) Die Zukunft des Ortes ist hoffentlich noch nicht verspielt, verlangt aber fähige und
durchsetzungsstarke Personen, die nicht nur Eigeninteressen vertreten, sondern auch über ihren
Tellerrand sehen können. (...) Partikularinteressen sind immer Eigeninteressen und haben mit dem
Gemeinwohl nicht viel zu tun. (...)
Wenn wir heute noch einmal entscheiden sollten, eine Wohnung zu kaufen, würden wir das nicht
hier tun. Vor 12 Jahren hatten wir die Hoffnung, dass hier vieles besser gemacht werden könnte. (...)
H. und Ch. Lüthen
Fortsetzung: Hurra, wir bauen ein Haus für „Betreutes Wohnen“
in der Dr.-Leber-Straße 5a
In einem seiner letzten Artikel in der Frischen
Brise hat Architekt Herr Wolfgang Rühs
beschrieben, dass ein fast vergessenes
Grundstück in der Dr.-Leber-Straße 5a bebaut
worden ist mit einem Gebäude für betreutes
Wohnen. Vor der Bebauung war das Grundstück
eine Oase für verschiedenste Tierarten und
Pflanzen. Regenwasser konnte auf dem
Grundstück sehr gut versickern. Die Sträucher
und Bäume nahmen bei starkem Regen
überschüssiges Regenwasser von den umliegenden Grundstücken auf. Am 03. Juni 2011
begann die Baufirma IBS GmbH mit der Rodung
auf dem benannten Grundstück. Trotz
mehrfacher geäußerter Bedenken der Anwohner
und inmitten der Vogelbrutzeit wurden die
Arbeiten weitergeführt.
Daraufhin baten wir um ausführliche Informationen bei der Gemeinde und dem Bürgermeister
Herrn Giese über die bevorstehende Rodung
und Bebauung des Grundstückes in der Dr.Leber-Straße. Wir äußerten unsere Befürchtungen über die zukünftige Regenwasserentsorgung
und die Schmutzwasserentsorgung
für das neue Baugrundstück, da die
Dr.-Leber-Straße,
die
RichardWossidlo-Straße, die August-BebelStraße sowie der Gänseweg bei
starkem
Regen
extreme
Schwierigkeiten
mit
der
Regenwasserentsorgung und der
Schmutzwasserentsorgung haben.
Dies wurde abgetan und der
Bürgermeister
und
auch
EURAWASSER versicherten den
Anwohnern, dass der neue Bau
keinerlei negative Beeinträchtigungen
auf die Regenwasserentsorgung
und auf die Schmutzwasserentsorgung haben werde. Es wird
sich zukünftig zeigen, wie sich
derartige großzügige Bebauungen
und
Versiegelungen
von
Grundstücken
in
Graal-Müritz
auswirken. (Derzeit steht die
Rodung von weiteren Bäumen auf
o. g. Grundstück bevor.)
Udo Schumann, Graal-Müritz
Meine neue Heimat Graal-Müritz
Ich wohne nun schon seit über zwei Jahren in
Graal-Müritz und fühle mich hier sehr wohl. Ich
bin aus persönlichen Gründen hierhergezogen.
Mein ganzes Leben habe ich bis dahin in Berlin
verbracht und konnte mir eigentlich nie vorstellen, diese Stadt zu verlassen. Zu meiner eigenen
Überraschung vermisse ich die Großstadt Berlin
kein bisschen. Lediglich das Kulturangebot in
Graal-Müritz scheint mir doch nicht so ganz mit
Berlin (drei Opernhäuser von Weltgeltung, vier
Konzerthäuser mit hervorragenden Orchestern,
darunter die berühmten Berliner Philharmoniker,
über jeweils ein gutes Dutzend
Theater, Museen, Galerien und
vielem mehr) konkurrieren zu
können. Aber dem „Haus des
Gastes“ gelingt es, mit seinen zur
Verfügung stehenden Mitteln ein
Kulturangebot zu machen, das
interessant und vielfältig ist.
Und so war ich froh, dass ich in
einem Vortrag im „Haus des
Gastes“ über Graal-Müritz etwas
über die Ostsee-Bäderarchitektur
-9und die Baugeschichte dieses Ortes erfahren von ein-, zwei- oder mehrgeschossigen Bauten,
ohne dass sich ein Ortskern herausgebildet
konnte.
Alte Bauten, deren architektonischen Wert ich hätte, der sich beispielsweise mit höheren
vorher nicht so recht beurteilen konnte, für deren Bauten bzw. mit einer dichteren Bauweise
spezifischen Charakter und für deren Reiz mir präsentiert, um die herum sich weitere niedrigere
Bauten anschließen.
Warum
sind
mögliche
Frau Flatt empfiehlt: „Aus großer Zeit“.
Anziehungspunkte, wie z. B.
Walter Kempowski hat Rostock nicht nur zum Schauplatz,
der Wasserturm von 1913 oder
sondern zu einem zentralen Inhalt seiner Deutschen
die
alte
Windmühle,
in
Chronik gemacht. Rostock steht damit wohl zu Recht der
Privatbesitz
und
fristen
inoffizielle Titel Kempowski Stadt zu. Es war aber Graal, in
versteckt und für Besucher
dem sich seine Eltern zufällig kennenlernten. Wollte
unzugänglich ihr Dasein?
jemand Rostock den Titel Kempowski Stadt streitig
Graal-Müritz, soviel habe ich
machen, käme hierfür wohl nur Graal-Müritz in Betracht.
inzwischen gelernt, lebt von
Im Roman beschreibt Walter Kempowski den Beginn der Poussage
seinen
Besuchern
und
zwischen Karl Kempowski und Grethe de Bonsac – seiner Eltern KarlFeriengästen.
Die
große
Georg Kempowski und Margarethe Collasius. Angefangen von einer
Attraktion ist die Ostsee mit
ersten beiläufigen Begegnung auf der Graaler Landungsbrücke bis zum
ihrem Strand und vielleicht
ersten Kuss „..da hatte sie plötzlich seinen nassen Mund auf der Backe,
auch
der
gepflegte
wie so ’n Frosch“, gibt Kempowski in kurzen Sätzen, distanziert und
Rhododendronpark.
Dass
schlicht aber durchaus ironisch, alltägliche Details wieder, während die
Erich
Kästner,
Franz
Kafka
großen Gefühle weitgehend der Fantasie überlassen bleiben.
Aus großer Zeit ist der erste Band der Deutschen Chronik. Erzählt wird
und Lyonel Feininger hier
die Geschichte des Rostocker Reeders Robert Kempowski und seiner
Badegäste waren, habe ich mit
großbürgerlichen Familie während der guten alten Zeit vom Anfang des
großem Interesse erfahren und
letzten Jahrhunderts bis zum Ende des 1. Weltkrieges. Im Mittelpunkt
spricht für diesen Ort.
des Romans steht Karl Kempowskis Kindheit und Jugend, die er ab 1914
Was mir als ehemaligem
als Sechzehnjähriger an der Westfront verbrachte.
Berliner als Erstes positiv
Reichtum auf Kosten der Armen, Lebenslügen, unerfüllte Sehnsüchte
auffiel, war der Küstenwald,
und blinder Patriotismus- der Leser spürt, dass die bürgerliche Gesellden ich so gar nicht erwartet
schaft des beginnenden Zwanzigsten Jahrhunderts unaufhaltsam in die
hatte.
Als
ehemaliger
Katastrophe steuert und der Weg in den eigenen Untergang
Großstadtbewohner
weiß ich
unausweichlich ist.
natürlich die Natur allgemein
Am 5. Oktober jährte sich der Todestag Walter Kempowskis zum fünften
und
jeden
Baum
im
Mal, vielleicht ein Grund, Aus großer Zeit in die Hand zu nehmen. (mh)
Besonderen zu schätzen!
die Augen geöffnet wurden, lernte ich dadurch So etwas hatte ich noch nicht erlebt: Wenn man
schätzen. Graal-Müritz besitzt mehrere solcher an den Strand will, muss man einen Wald
Kleinode, die allerdings in dem doch etwas durchschreiten und ganz plötzlich steht man an
gesichtslosen Einerlei der Neubauten fast völlig einer Düne und blickt auf die Ostsee. Waldluft
und Seeluft! Wo sonst kann man ein Heilklima
untergehen.
Dabei ist Graal-Müritz als Seeheilbad ein dieser Art genießen!? Dieser Umstand gibt
klassischer Bade- und Kurort. Der Ort verfügt diesem Ort doch eine Besonderheit, die man
über einen 4 km langen, natürlichen Sandstrand nachhaltig touristisch nutzen könnte. Ich erkenne
entlang der südwestlichen Ostseeküste und ist jedoch keinerlei Konzeption, die in diese
umgeben vom Waldgebiet „Rostocker Heide“. Richtung wirkt.
Das Gemisch aus See- und Waldluft erzeugt ein Wie ich nun erfahren habe, wird hier offenbar
natürliches Heilklima, wodurch sich neben wegen des vermeintlich schnellen Geldes die
zahlreichen Hotels und Pensionen auch mehrere Natur eher zerstört, obwohl die Gäste ja
Kurkliniken etabliert haben.
eigentlich gerade wegen ihr herkommen.
Und im Osten grenzt Graal-Müritz an das Eine behutsame, nachhaltige touristische
Naturschutzgebiet „Ribnitzer Großes Moor“.
Erschließung, die zwar langsam voranschreitet,
Der Rhododendronpark Graal-Müritz ist mit aber dafür keine Finanzblasen platzen lässt oder
seinen 4,5 ha Größe und etwa 2.500 Stauden einen
ruinösen
Verdrängungswettbewerb
einzigartig in Mecklenburg-Vorpommern und provoziert, für den dann später keiner der
einer der größten seiner Art in Deutschland.
Verantwortlichen mehr zuständig sein wollte,
So etwas wie Städteplanung oder gar Denkmal- scheint mir für die Gäste und die Einwohner
schutz scheint es hier aber nicht zu geben. In sowie für die ganze Entwicklung des Ortes der
vielen Bereichen des Ortes herrscht ein bessere Weg zu sein.
zumindest scheinbar planloses Durcheinander
Wolfgang Schulta
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Oh, du schöner deutscher Wald ..., du stehst schwarz und schweigest
Das Wäldchen vor dem Seebrückenvorplatz ist schon lange inmitten des öffentlichen Interesses.
Die erste Runde von „Hurra da muß ein Hotel hin“, wurde aufgegeben, weil
da keiner ein Hotel bauen wollte. Die Verwaltung hatte keine
Bedarfsanalyse gemacht, sondern lieber einen Wettbewerb organisiert, der
keiner war. Die einzige Variante Hotelbebauung wurde nachträglich in den
studentischen Wettbewerb eingeführt und später „aufgeblasen“, bis die
Blase geplatzt ist. Der per Unterschrift eingereichte Wille der Einwohner
sollte eigentlich die Gemeindevertreter und auch die Verwaltung auf den
Boden der Tatsachen zurückholen. Die positive Folge war der GVBeschluß: „Das Wäldchen wird nicht verkauft.“ Der Traum vom
Vier-Sterne-Hotel ist aber offensichtlich noch nicht ausgeträumt. Manch
einer unkt, das wird höchstens ein Apartmenthotel, also doch nur
Ferienwohnungen. Ungeachtet dessen wird zur zweiten Runde geblasen ...
und was wird aus dem Bürgerwillen?
Was ich noch sagen wollte ...
... zur Vorlage für den Tourismusausschuß im Mai „Behandlung der Konzepte für das Wäldchen“
(oder in Amtsdeutsch: ... zur Vorlage der Verwaltung: Vorgehen zur öffentlichen Behandlung und
Auswertung der Konzepte für den Bereich vor dem Seebrückenvorplatz, TuKO, 23.05.2012, T0P 7)
Hilfestellung für die beiden Ausschüsse,
Dort heißt es: „Besonderer Wert wird auf die
4. nicht nur Vorzugsvariante, sondern auch
öffentliche Beteiligung zur Erlangung einer
ergänzende Einzelvorschläge küren, soweit
größtmöglichen Akzeptanz der zu treffenden
verträglich.
Entscheidungen gelegt.“ Schon vorher und
zusammenfassend am 22.05.2012 hatte ich mich Ich mußte leider feststellen, daß ich zu den
schriftlich an folgende Akteure gewandt: die Vorschlägen keine fundierte Antwort bekomme
Bürgervorsteherin Frau Griese, den Vorsitzenden habe. Es fand auch keine Diskussion statt.
des Ausschusses für Tourismus, Kur und Orts- Umgesetzt wurde buchstäblich nichts. Ich kann
entwicklung (TuKO) Herrn Gottschalk und den mir nur vorstellen, irgendwer wollte keine
amtierenden Bauausschußvorsitzenden (BA) Herrn angemessene Auswertung, keine wirkliche
Bürgerbeteiligung, keine fachliche Beratung der
Völpel sowie unseren Bürgermeister Herrn Giese.
Grund war die Vorlage zu TOP 7 für den Entscheider und ... ein Variantenvergleich wurde
Tourismusausschuß – vorbereitend für einen doch gemacht, aber ergebnisoffen? Vielleicht
Beschluß der Gemeindevertretung – in der m. E. sollte man doch lieber „das Volk“ fragen.
wesentliche Inhalte fehlten. Eine Antwort habe Mehrmals und von Anfang an „philosophierte“
ich von den Erstgenannten auf Nachfrage nicht unser Bürgermeister über die mögliche Nutzung
erhalten, jedoch der Bürgermeister hat einer Waldfläche im Hintergrund – das Birkenwäldchen – die im Bebauungsplan als Park
irgendetwas gesagt – aber was?
Und dieses wollte ich Querdenker gern vorab deklariert ist. Außerdem habe man diesen
Bebauungsplan und nun m ü s s e man den
geklärt haben:
1. Einen Ausgleich zwischen Vorschlägen von auch umsetzen. M u ß man nicht! Denn wer
Profis (Investoren / Planern) und Laien beschließt den Bebauungsplan? – Die Gemeindevertretung! Was ich im ganzen Verfahren nicht
(Bürgern) in der Konzeptauswertung,
2. Raum und Gehör für Bürgermeinungen in gehört habe: Ein Wort zum Beschluß dieser
der Ausstellung und in der Einwohner- Gemeindevertretung, daß das Grundstück nicht
verkauft werden darf. Das heißt, z. Zt. darf kann
versammlung,
3. fachliche Bewertungskriterien (z. B. zur an dieser Stelle niemand bauen, auch der
Baumasse,
Bettenzahl
oder wirtschaftlichen Betätigung der Gemeinde selbst
Verkaufsfläche) und fachliche Beratung sind Grenzen gesetzt. „Das ist gewißlich wahr“
(z. B.
zeitweiliger
Fachbeirat)
als (Martin Luther).
Was ich noch fragen wollte ...
... zu den drei Veranstaltungen: 1. Ausstellung, 2. Vorstellung und 3. gemeinsame
Ausschußsitzung zu den Konzepten und Vorschlägen (oder z. B. zu 3. in Amtsdeutsch:
Konzepte/Vorschläge im Bereich vor dem Seebrückenvorplatz, Diskussion und Empfehlung zur
Entscheidungsfindung innerhalb der Gemeindevertretung – Information, TA/BA 19.09.12. TOP 5)
Wie sind denn nun die drei Veranstaltungen und Ideen sowie 3. gemeinsame Sitzung des
1. Ausstellung und 2. Vorstellung der Konzepte Bauund
Tourismusausschusses
zur
- 11 Vorbereitung der GV-Entscheidung verlaufen? Ist Lächeln des Planers die jeweilige Meinung ganz
widerspiegelten.“
In
dieser
die „größtmögliche Akzeptanz“, wie im Vorfeld offensichtlich
gewollt, erreicht worden?
Einwohnerversammlung durften zwar Fragen
Ich habe mich zu einigen Punkten mit dem gestellt, aber ausdrücklich keine Meinungen
Bürgermeister per E-Mail ausgetauscht und vorgetragen werden.
Fragen gestellt, aber irgendwie sind wir inhaltlich Sind Sie der Meinung, daß diese Vorgabe zur
nicht zusammengekommen. Darum frage ich Verfahrensweise hilfreich und zielführend war
Sie, falls Sie in einer der Veranstaltungen (nicht oder eher nicht?
nur als Zeitungsleser) waren:
Zur Doppel-Ausschußsitzung
Was meinen Sie zu Inhalt und Verlauf der drei Ich verweise auf den Artikel in der NNN vom
Veranstaltungen. Schreiben Sie mir, Ihre 25.09.2012. Leider wurde nichts zur Dramaturgie
Meinung ist mir wichtig!
der Sitzung gesagt: Schlüssel waren wohl die
Ich werde Ihre Antworten auswerten. Mit ihren statistischen Beiträge von Dr. Kuntze (TuK
Antworten selbst passiert aber nichts, was Sie GmbH) und der Antrag von Frau Dr. Chelvier
nicht wollen – Sie müssen es nur sagen (z. B. (CDU-Vors.), unter ausdrücklicher Zustimmung
keine Namensnennung, keine Veröffentlichung von Herrn Gottschalk (WV). Danach wurden aus
den einzelnen Konzepten nur Stichworte zur
oder doch ins Jubiläumsheft Nr. 10 damit).
Thematik „Wäldchen“ erfaßt. Auch wurde
Zur Ausstellung der Konzepte und Ideen
tatsächlich die Meinung geäußert, eine Pro- und
Da hört man von Besuchern, der Aufbau sei tenContradiskussion sei nicht gewollt. Und so war
denziös gewesen. Man habe förmlich auf den
es
keineswegs
verwunderlich,
welche
ersten Blick gesehen, was nach Meinung der
Empfehlung der Ausschußmitglieder an die
Ausrichter der Ausstellung das Wichtigste sei
Gemeindevertretung
beschlossen
haben:
und der Rest befände sich in der zweiten Reihe.
Entwicklung sowohl des Hotelkonzeptes als auch
Anderseits waren noch ausreichend freie
eines (hinten) angrenzenden Parks. Eigentlich
Wandflächen vorhanden. Ein Meinungsbuch für
wollte ich Wetten abschließen auf dieses
Besucher gab es leider nicht.
Ergebnis, aber niemand
setzte
dagegen.
Die
Der Ausstellungsraum
Empfehlung ist doch ...,
jawohl das ist die vorher
geäußerte „Philosophie“
unseres Bürgermeisters.
Glauben
Sie
als
Teilnehmer, daß diese
Veranstaltung
eher
ergebnisoffen war oder
möglicherweise
ein
vorbestimmtes Ergebnis
hatte?
Die eine Seite,
die andere Seite
Man weiß, in den beiden
Ausschüssen mit sieben
Was glauben Sie, wie sollten eigentlich die Mitgliedern sitzen j e w e i l s drei Vertreter der
Vereinigung.
Das
ist
Meinungen der Ausstellungsbesucher an das Wirtschaftlichen
Ohr bzw. das Auge der Gemeindevertreter selbstverständlich alles rechtens und das sei so
wegen der Fachkompetenz für Städtebau und
kommen?
Ortsentwicklung, sagte man mir.
Zur Vorstellung in der Einwohnerversammlung
Hier kann ich mich auf einen Artikel und Eines verstehe ich überhaupt nicht: Warum
Kommentar in der NNN vom 07.09.2012 machen die Linken und andere Gemeindebeziehen. In dem heißt es, von den neun vertreter bei dieser oben beschriebenen
Ideengebern, die ihre Arbeit vorstellten, wollte Verfahrensweise mit? Verstehen Sie mich mal
nur einer (IBS Planen und Bauen), das richtig: Ich meine niemand soll gegen seine
Wäldchen bebauen. Die andern Konzepte Überzeugung, seine Mitstreiter oder seine
kamen von Einwohnern, Parteien oder Vereinen. Wähler für oder gegen das Wäldchen stimmen,
Und diese wollen alle das Wäldchen erhalten. aber demokratisch sollte es schon zu gehen.
„Eine (Be)Wertung der Vorschläge gab es an George Bernhard Shaw: „Demokratie ist ein
diesem Abend aber noch nicht – auch wenn so Verfahren, das garantiert, daß wir nicht besser
mancher Zwischenruf oder das siegessichere regiert werden, als wir es verdienen.“
Wolfgang Rühs, GV B.f.G-M
- 12 -
TUK, wohin gehst du?
In der Ostseezeitung vom 22. September war
nachzulesen, dass der Anteil der Hotelübernachtungen in Graal-Müritz ausbaufähig sei.
Als Kronzeuge wurde Herr Dr. Kuntze zitiert: In
Kühlungsborn, Binz und Heringsdorf liege der
Anteil der Hotelübernachtungen zwischen 43
und 54 Prozent, in Graal-Müritz hingegen bei
nur 27 Prozent. Die Zahlen wurden einer
Statistik der HOTOUR Hotel Consulting GmbH
entnommen und sind natürlich zutreffend
wiedergegeben worden.
Aber Kühlungsborn, Binz und Heringsdorf?
Werden da nicht Äpfel mit Birnen verglichen?
Wenn man also eine solche Statistik bemüht,
so wenig aussagekräftig dies auch immer sein
mag, sollte man als Maßstab dann nicht die am
ehesten vergleichbaren Seeheilbädern Zingst
und Boltenhagen heranziehen?
Nun liegen, wie man der bereits zitierten
Statistik
entnehmen
kann,
Zingst
mit
32 Prozent und Boltenhagen mit 26 Prozent
Hotelübernachtungen in der gleichen Größenordnung wie wir in Graal-Müritz. Die Statistik
begründet daher gerade keinen Ausbau der
Hotelkapazitäten …
Es ist weniger der offenkundig unpassende
Äpfel-/Birnenvergleich, der hier von Interesse
ist. Die Frage, die sich letztendlich aufdrängt,
ist: Warum wurde dieser Vergleich durch die
TUK ins Spiel gebracht – oder: Wie objektiv
kann denn jemand, der bei der TUK beschäftigt
ist (tatsächlich oder vermeintlich) sein, wenn
sich die Mehrheit seiner Gesellschafter bereits
vorher öffentlich für eine Erweiterung der
Hotelkapazitäten ausgesprochen hat?
Als Angestellter der TUK steht Herr Dr. Kuntze
vor dem Dilemma, dass er zu allererst die
Interessen seiner Gesellschafter zu vertreten
hat – diese Interessen auszublenden oder gar
zu ignorieren dürfte aber wohl kaum jemandem
gelingen. In dem gleichen Dilemma befindet
sich natürlich auch Frau Dr. Chelvier, ebenfalls
bei der TUK beschäftigt.
Schaut man, was die TUK angeht, ein wenig
weiter
und
nimmt
beispielsweise
die
Unzufriedenheit unter unseren Gastgebern mit
dem
Buchungssystem
oder
auch
die
Unzufriedenheit mit dem Verfahren der
Kurtaxerhebung hinzu, sollte, allein um dem
Anschein, von Einzelinteressen gesteuert zu
sein, entgegenzuwirken, die Privatisierung der
TUK überdacht werden.
Durch eine wie auch immer geartete
Rekommunalisierung der TUK GmbH würde
diese unter vollständige Kontrolle der
Gemeindevertretung und damit der Öffentlichkeit gestellt. Im Ergebnis liefe schon der
Verdacht, dass die Mitarbeiter der TUK
„fremdgesteuert“ werden, von vornherein ins
Leere. Die Wahrnehmung ihrer Aufgaben
könnte letztendlich „losgelöst“ von den
Einzelinteressen der Gesellschafter, allein am
Bedarf der Gemeinde ausgerichtet erfolgen.
Markus Harmsen, SPD Graal-Müritz
Nachfolgender Antrag der Fraktion SPD/Bürger für Graal-Müritz auf einen Bürgerentscheid ist
Gegenstand der Gemeindevertretersitzung vom 25. Oktober, wie unsere Gemeindevertreter über den
Antrag entschieden haben, stand zu Redaktionsschluss noch nicht fest – wir informieren in der
nächsten Ausgabe.
…
1. Die Aufhebung des Beschlusses vom 31.03.2011 zur Durchführung der durch das
Bürgerbegehren „Pro Wäldchen an der Seebrücke“ beantragten Maßnahme, wird durch einen
Bürgerentscheid nach § 20 Abs. 3 Kommunalverfassung MV (Vertreterbegehren) entschieden.
2. Die Abstimmung erfolgt zeitgleich mit der Bundestagswahl 2013.
…
... als Letztes ...
Im Bauausschuss wurde kürzlich nach einer Vor-Ort-Besichtigung des Objektes „Betreutes
Wohnen“ in der Dr.-Leber-Str. festgestellt: „Das Problem besteht darin, dass das Gebäude
nunmehr fertiggestellt ist, die Wohnungen aber wegen der südlichen Buchen zu dunkel sind und
künftige Mieter deshalb wenig Interesse an den Wohnungen zeigen.“ Folgerichtig wurde
beschlossen, von den verbliebenen 16 Buchen (eine Reihe ist ja schon länger weg) sollen per
Ausnahmegenehmigung vier Buchen gefällt und zwei teilweise ausgeästet werden.
Aber das eigentliche Problem besteht doch darin, dass hier per Bebauungsplan auf einem viel zu
kleinen Grundstück zielgerichtet Baurecht geschaffen wurde für ein viel zu großes Gebäude.
Dieser Freibrief wurde vom Bauträger IBS natürlich maximal umgesetzt. Eine Rücksichtnahme auf
den pseudo-geschützten Baumbestand fand nicht statt – auch nicht auf die städtebauliche
Umgebungssituation, weder bei der Bebauungsplanung noch bei der Umsetzung.