lesen - Lauf für mehr Zeit

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lesen - Lauf für mehr Zeit
SZENE ❚ FRANKFURT ❚ COMMUNITY
Wo laufen Sie denn?
Mach mit beim „Lauf für mehr Zeit“
Ein Zuschauer des Laufs für mehr Zeit belauscht das Gespräch zweier Frankfurter Damen, die
am Rande der Lauf-Route die joggenden Männer und Frauen beobachten. „Ei, was issen des
hier?“ fragt die eine. „Ei, da laufen die Aids-Kranken.“ antwortet die andere. Haben die beiden
Damen Recht?
Natürlich nicht! Neben sportlichem Ehrgeiz von Spitzensportlern und Freizeitjoggern (unter
denen sich bestimmt auch HIVPositive befinden) ist der „Lauf
für mehr Zeit“ in erster Linie ein
Benefiz-Volkslauf zugunsten des
Regenbogendienstes, dem ambulanten Pflegedienst der AIDSHilfe Frankfurt. Als Sponsorenläufer kann sich jeder Jogger
oder Walker anmelden und mit
einer offiziellen Spendenliste im
Freundes- oder Arbeitskollegenkreis Geld für die AIDS-Hilfe
sammeln - im letzten Jahr kamen
so 115.000 EUR zusammen.
Neben den schnellsten Läufern
werden natürlich auch die
erfolgreichsten Spendensammler mit Preisen belohnt. LaufOrganisator Theo Sandbaumhüter erklärt im Interview, wieso
das Engagement so wichtig ist
und wieso auch kleine Spendensummen helfen. Außerdem stel-
len wir außergewöhnliche Spenden-Initiativen von Frankfurter
Szene-Institutionen vor - als
Anreiz zur Eigeninitiative.
gab: Beim Chase-Manhattan Lauf
sind 68.000 Jogger unterwegs beim Lauf für mehr Zeit leider
immer nur etwas mehr als 3000.
Liegt das am Thema „Aids“?
Theo Sandbaumhüter: Die Teilnehmerzahlen beim Chase-Manhattan und Lauf für mehr Zeit
Infos
Lauf mit - so geht’s
Als Sponsor-Läufer oder Sponsor-Walker
meldet man sich über die in den Szenekneipen und -Treffs ausliegenden Formulare oder über die Homepage
www.lauf-fuer-mehr-zeit.de an. Jeder
Sponsorläufer erhält seine persönliche
Spenden-Sammelliste, die ihn als offiziellen Spendenläufer ausweist und mit
der er oder sie im Freundes-, Familienund Arbeitskollegenkreis Spenden sammelt. Die Spenden müssen bis zum 2.
September überwiesen sein, Spendenquittungen für die jeweiligen Beträge
werden von der AIDS-Hilfe ausgestellt.
Der Startschuss „Lauf für mehr Zeit
2005“ fällt am 11.9. um 18 Uhr auf dem
Openplatz.
haben sich aber auch erst im
Laufe der Zeit so entwickelt.
Beim Chase wird die Startgebühr von dem Unternehmen der
Teilnehmer bezahlt und die sind
dann - so habe ich es zumindest
häufig gehört - mehr oder weniger „freiwillig“ zur Teilnahme
aufgefordert. So sollen Teamgeist, die Kommunikation und
Fairplay im Unternehmen gefördert werden. Beim Lauf für
mehr Zeit ist die Teilnahme
absolut freiwillig. Auch hier
nehmen viele Gruppen aus Firmen teil. Oft gehen die Mitarbeiter dann selbst zur Unternehmensleitung mit der Bitte, die
Startgelder zu übernehmen.
Natürlich ist mir klar, dass wir
die 68.000 nie erreichen werden
- und das hat mit dem Thema
Aids zu tun. Aids ist nach wie
vor häufig noch negativ besetzt
und hält Unternehmen ab, sich
öffentlich zu engagieren.
gab: 2004 waren die Top-Sammler Leo Locher (Frankfurter Arzt
Sonderaktion
Einfach spenden mit dem gab-Magazin
„Beweg deinen Arsch“ mit dem Pulse
„Sich mindestens einmal im Jahr zu engagieren ist nicht zuviel verlangt“ meint
Schichtchef Larry und organisiert mit „Beweg deinen Arsch“ die erste „Pulse/PiperLaufgruppe“. Im Pulse und der Piper Lounge können sich die Gäste als Läufer gegen
ein Startgeld von 20 EUR zur Gruppe anmelden oder die weniger sportlichen als
Sponsoren die Laufgruppe mit einer Geldspende unterstützen.
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AUGUST 2005
Fotos: phil/Patrick Sheedy
Nicht nur mit einem fit-frischen Laufteam (Foto von 2004) ist das gab
Magazin am Lauf-Start: als Sonderaktion spenden wir zusätzlich
die kompletten Einnahmen der
Kontaktanzeigen, die für die September-Ausgabe aufgegebenen weren.
Sei auch du dabei - online unter
www.gab-magazin.de oder per
Kleinanzeigen-Coupon auf Seite 57.
gab: Die Spenden gehen an den
Regenbogendienst - was macht
der?
Theo: Der Regenbogendienst der
AIDS-Hilfe ist einer der wenigen
deutschen AIDS-Spezialpflegedienste. Er versorgt seine Patienten mit ausgebildetem Fachpersonal sieben Tage pro Woche
mit ambulanten Krankenpflegeleistungen und hauswirtschaftlicher Hilfe. Ein wichtiges Merkmal im Pflegekonzept: jeder
Patient hat im Team eine feste
Bezugsperson, die nicht nur für
die regelmäßigen Leistungen der
Grund- und Behandlungspflege
zuständig ist, sondern auch als
Ansprechpartner bei gesundheitlichen Veränderungen sowie
für die regelmäßigen ArztPatientengespräche zur Verfügung steht. (bjö)
Schwul-lesbische Gardetanzgruppe gesucht
Frankfurt rüstet zum Fasching:
so richtig hat’s keiner geglaubt,
aber die vor zwei Jahren ins
Leben gerufene schwul-lesbische „Regenbogensitzung“ mit
Sitzungspräsidentin
Bäppi
LaBello hat sich zum Publikumsrenner entwickelt - und das
fast ausschließlich durch Mundzu-Mund-Propaganda. 2005 wurde
sie Sitzung an drei Abenden
gezeigt und tauchte sogar mit
einem einstündigen, allerdings
stark gekürzten und entschärften,
Special im Hessen-Fernsehen
auf. Damit der Faschingsspaß
komplett wird, suchen die
Organisatoren Schwule und Lesben, um eine Gardetanzgruppe
zusammenzustellen. Hinter dem
Projekt steht der Europameister
und Tanztrainer im Garde- und
Showtanz Oliver Noweck. Und
der hat Ambitionen: „Ich möchte kein Männerballett, in dem
sich Jungs Frauenkostüme anziehen und Ballet nachahmen, sondern eine richtige Gardetanzgruppe mit Uniformen gründen.
Wir beginnen mit der Marschgruppe, später können Polka
oder Schautänze dazukommen.“
Also keine Lachnummer, sondern Gardetanz als ernstes,
sportliches Ziel: die Truppe mit
mindestens 12 Tänzern wird
von Oliver professionell trainiert und könnte neben ihrem
Auftritt bei der Regenbogensitzung 2006 auch an Turnieren
teilnehmen und wäre bundessweit die einzige ihrer Art. Erste
Kontakte zum FVV hat Oliver
schon geknüpft, natürlich können sich auch Frauen für die
Gruppe bewerben. Da sag` noch
einer, Fasching sei bloß Blödelei!
(bjö)
Infos unter www.gardetanzsport.biz, Kontakt zu Oliver unter [email protected]
Fotos: sts
gab: Gibt es besonderes Engagement aus der Szene?
Theo: Es gibt natürlich einige,
die sich jedes Jahr erneut engagieren. Skippy aus dem Haus 68
hat den Lauf mit seinem Motorrad „bunt“ angeführt und Marlene de Luxe ist auch mit dabei.
Der Geschäftsführer der Hessischen AIDS-Hilfen hat sich
nicht gescheut, in „Stöckeln“
mit zu machen. Ich glaube, viele
Talente die wir hier in der Stadt
haben, könnten sich auch noch
stärker einbringen.
Hoch die Beine!
Foto: (sts)
mit HIV-Schwerpunktpraxis) mit
rund 9.000 EUR und Hans-Peter
Hoogen („Café Größenwahn“Besitzer) mit rund 4000 EUR.
Gibt es andere besondere positive Beispiele für Sponsorläufer?
Theo: Neben diesen wegen der
Höhe ihrer gesammelten Spenden im Vordergrund stehenden
Sponsorläufern sind auch die zu
nennen, die durch die Anzahl
ihrer Sponsoren hervorstechen sie halten HIV und Aids als
Thema präsent. Einige versuchen auch, mit besonderen
Aktionen im privaten oder
beruflichen Umfeld kreativ für
den Lauf zu werben. „Levis“
veranstaltet zum Beispiel in diesem Jahr ein Mitarbeiterfest
„Grillen für mehr Zeit“, der
gesamte Erlös wird der Laufgruppe als zusätzliches Startgeld gespendet. Es freut mich
außerdem, dass sich viele
Schulklassen aus Eigeninitiative
heraus engagieren. Das zeigt,
dass bei einigen jungen Leuten
HIV und Aids durchaus Thema
ist. Als Anreiz werden wir übrigens für die Sponsor-Läufer und
Sponsor-Walker unabhängig von
der gesammelten Spendenhöhe
Sonderpreise verlosen.
1000 Zeichen schwules Leben
Showdown
Neulich in meiner Lieblings-Bar: Den ganzen Abend über flirte
ich mit einem wirklich tollen Typen. Er hat ein verdammt süßes
Lächeln und immer wenn wir uns in die Augen schauen, funkelt er mich neugierig an. Als ich einige Stunden später auf Toilette gehe steht er plötzlich vor mir. Wieder dieses Grinsen und
wieder dieses Funkeln in den Augen. „Hast du Bock?“ fragt er
und deutet mit seinem Kopf in Richtung Kabinentüre. Ich lehne
überrumpelt und zugleich enttäuscht ab. Irgendwie ist es mir
doch zu ... billig. Dabei bin ich sicher kein Kind von Traurigkeit
und auch kein Moralapostel. Aber: die knisternde Spannung
WIE
DER
DA!
eines ganzen Abends sollte sich jetzt bei einem schnellen Klo-Fick
entladen? Das war’s? Das große Finale? Der Showdown? Ich
komme mir vor wie in einem schlechten Thriller: Über 89 Minuten
wird eine ungeheure Spannung aufgebaut und in Minute 90
endet alles in einem flachen und langweiligen Schlussakt - und
das nur, weil dem Autoren die Ideen ausgegangen sind. Glücklicherweise bin ich mein eigener Drehbuchautor und statt es an
diesem Abend auf dem Klo zu treiben, kehre ich auf meinen
Barhocker zurück und geniesse den restlichen Abend. Mein
Flirtpartner würdigt mich übrigens keines Blickes mehr. Egal:
Der nächste Showdown kommt bestimmt! (rol)
Überfall – Was tun?
Stets aktuell: Gewalt im Bermudadreieck
Alljährlich kommt es in den Sommermonaten zu einer Zunahme gewaltsamer Übergriffe und Raubdelikte, das Bermudadreieck bleibt davon nicht verschont. Wir möchten euch daher
erneut auf diese Tatsache aufmerksam machen - ohne Panik
zu verbreiten oder euch zu verunsichern! Wählt Wege, die
sicher erscheinen, meidet unbeleuchtete oder wenig belebte
Straßen wie den Park an der Peterskirche und seid wachsam
beim Cruising! Solltet ihr Opfer einer Gewalttat geworden sein,
ruft sofort die Polizei und erstattet Anzeige. Oftmals befinden
sich die Täter noch in der Nähe und können gefasst werden.
Keiner muss den Helden spielen, aber wer Verdächtiges beobachtet, sollte sofort die Polizei verständigen. Der Polizei-Notruf
110 funktioniert ohne Vorwahl auch vom Handy! Vorbehalte
gegenüber der Polizei sind unberechtigt; der Umgang mit Minderheiten ist mittlerweile ein fester Bestandteil der Polizeiausbildung. Prinzipiell gilt: Es gibt keinen Grund zur Panik. Überfälle im Bermudadreieck stehen nicht auf der Tagesordnung! (sts)
Hilfe und Beratung:
Kontaktbeamte der Polizei für Schwule und Lesben: Karl-Heinz
Griese: 069-755 66 777, Ursula Rudolph: 069-755 66 999.
Broken Rainbow (lesbische Anti-Gewalt-Arbeit, Opferberatung, Selbsthilfegruppen): 069-70 79 4300 und
www.broken-rainbow.de. Unschlagbar (Beratung und schwules
Überfalltelefon der AG36): 069-19 446 (Mo, 19-21 Uhr) und
[email protected]
AUGUST 2005
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