MDK-Forum 1/2007
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Heft 11. Jahrgang März 2007 MDK1 Forum Das Magazin der Medizinischen Dienste der Krankenversicherung In dieser Ausgabe Zum Bypass nach Bangkok Seite 8 Krankenhaus: Stichprobenprüfungen sind wichtiges Prüfinstrument Seite 12 Was können Pflegende aus Fehlern lernen? Seite 28 Mecklenburg-Vorpommern: MDK organisiert Mammographie-Screening Seite 33 ISSN 1610-5346 Globetrotter Medizin Globalisierung im Gesundheitssektor Editorial Liebe Leserinnen und Leser, Kuraufenthalte in Osteuropa, Zähne aus China, aufwändige Operationen in Fernost und der kompetente polnische Kollege im benachbarten Kreiskrankenhaus – das sind Auswirkungen der Globalisierung in der Medizin. Die Frage, ob diese Weltenbummlerei der Medizin Sinn macht, muss wohl nicht mehr beantwortet werden. Der Zweifler wird von der Realität belehrt: Immer mehr Deutsche nutzen schon jetzt die Gesundheitsangebote in den benachbarten europäischen Ländern. Die Gesetzliche Krankenversicherung ist auch mit im Boot. Nach § 13 SGB V (Kostenerstattung) sind die Versicherten ohnehin berechtigt, Leistungserbringer im europäischen Wirtschaftsraum im Wege der Kostenerstattung in Anspruch zu nehmen – natürlich unter der Voraussetzung, dass die Qualität stimmt! Selbst im Krankenhausbereich ist das nach vorheriger Zustimmung der Krankenkasse möglich, wenn ein gleichwertiges Angebot im Inland nicht rechtzeitig zur Verfügung steht. Aus meiner Sicht hat der Globalisierungsprozess positive und bedenkliche Facetten: Dort, wo medizinische Forschung durch die Nutzung internationaler Verbünde rasend voranschreitet und globaler Wissensaustausch die Betreuungsangebote für die Versicherten in immer kürzeren Zeitabständen deutlich verbessert, steht das dicke PLUS im Saldo der Veränderung. Dort allerdings, wo nur Gesundheitswettbewerb und Kundengewinnung die Treiber sind, wo mit ausgefeilten Hochglanzbroschüren für die Herzoperation in Fernost mit anschließendem Badeaufenthalt geworben wird, und wo allein der Preis über die Sinnhaftigkeit der Leistung entscheidet, sehe ich ein MINUS! Wenn Leistungsangebot, Leistungsumfang, Qualität und Preis in einem gesunden Verhältnis stehen, kann man sich der Inanspruchnahme weder als Versicherter noch als Krankenkasse schwerlich verschließen. Ein weiteres Feld tut sich in Bezug auf die „Konkurrenzfähigkeit“ der Player am deutschen Gesundheitsmarkt auf. Können Krankenhäuser und Arztpraxen dem Globalisierungsdruck überhaupt standhalten? Ob die neuen Rahmenbedingungen des GKV-WSG, die die Bundesregierung erst kürzlich geschaffen hat, dazu beitragen werden, Deutschlands Krankenhäuser und Arztpraxen konkurrenzfähiger zu machen, mag getrost bezweifelt werden. Hat Deutschland da etwa mal wieder eine Entwicklung verschlafen? Spannende Lektüre wünscht Ihnen Ihr Dr. Ulf Sengebusch MDK-Forum 1/2007 Inhalt Schwerpunkt Globetrotter Medizin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 Globalisierung im Gesundheitssektor 2 Zahnersatz in Polen ˛ ˛ – ............................5 „Nastepny prosze!” Die Grenzen in der Gesundheitsversorgung sollen durchlässiger werden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Ein deutsch-schweizerisches Pilotprojekt 8 Zum Bypass nach Bangkok . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 Kranken- und Pflegeversicherung Wohin geht die Qualitätssicherung in der stationären Versorgung?. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 Krankenhaus: Stichprobenprüfungen sind wichtiges Prüfinstrument. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 DRG-Begutachtung am Arbeitsplatz oder im Krankenhaus? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 Strukturierter Vergleich des MDK Westfalen-Lippe Schauspieler zur Sprechstunde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 Pflege: Mehr Lebensqualität durch neue Esskultur . . . . 18 19 Nutzenbewertung innovativer Medizinprodukte . . . . . 20 Expertentag der SEG 5 und der SEG 7 Neue Versorgungs- und Vergütungsstrukturen – Chancen oder Risiken? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 Jahrestagung der SEG 3 und SEG 4 Gesundheits- und Sozialpolitik Pflegebericht 2005 – Ergebnisse und Tendenzen. . . . . . 24 Interview mit Alexander Wagner, MDS 25 Gesundheit – Rauchen – Pflege Von einer Posse zur nächsten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 Nach der Reform ist vor der Reform. . . . . . . . . . . . . . . . 27 Beirat „Pflegebedürftigkeitsbegriff“ eingerichtet Was können Pflegende aus Fehlern lernen? . . . . . . . . . 28 29 Interview mit Heiko Fillibeck, KDA Organisation und Management „Miteinander Neuland betreten” . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 Interview mit Karl-Heinz Plaumann, Vorsitzender ISmed-Management 32 MD-Campus auf der Learntec . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 MDK im Dialog MDK Mecklenburg-Vorpommern MDK organisiert Mammographie-Screening . . . . . . . . . 33 MDK Sachsen Pflege-Qualitätsprüfung neu: Ein Jahr danach . . . . . . . 34 MDK Bayern Fort- und Weiterbildungsangebot für Kranken- und Pflegekassen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 MDK in Hessen Abrechnungsprüfung von Blutstammzelltransplantationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 1 MDK-Forum 1/2007 Schwerpunkt Globetrotter Medizin Globalisierung im Gesundheitssektor – Wer ist Gewinner, wer Verlierer? W enn sich Schüler in einer nepalesischen Kleinstadt im Internetcafé über ein Auslandsstudium informieren, wenn eine deutsche Firma ihre Hemden in Kambodscha nähen lässt, wenn Ananasbauern in Ghana ihre Ernte nach EU-Standards zertifizieren lassen, wenn ein indischer Arzt Röntgenbilder aus einem New Yorker Hospital online über Nacht befundet – dann haben wir es mit den verschiedensten Facetten eines Themas zutun: der Globalisierung. MDK-Forum geht im Schwerpunktthema der Frage nach, wer von der Globalisierung im Gesundheitssektor profitiert und wer verliert. Außerdem berichten wir über die deutsch-schweizerische Gesundheitsregion Lörrach/ Basel, wie sich Deutsche in Thailand behandeln lassen können und über einen Vertrag der AOK Brandenburg mit polnischen Zahnärzten. Licht und Schatten Die Globalisierung im Bereich Gesundheit bietet Chancen und Risiken, die nicht mehr an den Ländergrenzen Halt machen. Die wissenschaftliche und technologische Entwicklung findet heute in globalem Rahmen statt, und der internationale Wissenstransfer über Präventionsstrategien, Behandlungsverfahren und Gesundheitsfinanzierungsmodelle verbessert den allgemeinen Erkenntnisstand. Die Informations- und Kommunikationstechnologie bringt viel versprechende innovative Möglichkeiten für den Gesundheitssektor mit sich. Andererseits überschreiten gesundheitsschädliche Lebensstile die Ländergrenzen, chronische und nicht übertragbare Krankheiten nehmen weltweit zu. Infektionskrankheiten breiten sich im Zuge der wachsenden Mobilität schneller aus. Durch die Vorherrschaft der westlichen Industriestaaten im Globalisierungsprozess wird der westliche Lebensstil als kulturelles Leitbild verbreitet, nicht ohne Folgen für die Gesundheit: Fettlastiges und stark gesalzenes „Fast Food“, Alkohol- und Tabakkonsum sowie verminderte körperliche Arbeit sind alles andere als gesundheitsfördernd. HerzKreislauferkrankungen, Bluthochdruck, Diabetes, Krebsleiden und psychische Probleme nehmen nicht nur in Industrieländern zu. Mangelnde Schutzvorkehrungen Um Kosten zu sparen, verlagern viele Unternehmen ihre Produktion in Entwicklungsländer. MDK-Forum 1/2007 2 Die Arbeitskräfte sind billiger und die Anforderungen an Arbeits- und Umweltschutz oft weniger streng. Kontrollen sind lückenhaft oder lassen sich umgehen. Nur selten werden mit dem Transfer der Produktionsverfahren auch die in den Industrieländern gesetzlich verankerten Schutzvorkehrungen mit transferiert. Gerade dieser Umstand ist für manch ein Unternehmen sogar ein ausgewiesener „Standortvorteil“. Forschung und Entwicklung nicht im Gleichgewicht Obwohl über 80 Prozent der Menschheit in Entwicklungsländern leben, entfällt nur gut ein Zehntel der globalen Gesundheitsausgaben auf diesen Teil der Welt. Dieses Missverhältnis spiegelt sich auch in der Gesundheitsforschung und -entwicklung wider, denn trotz einer vielfach höheren Krankheitslast der Entwicklungsländer erfolgen Forschungsinvestitionen überwiegend in den reichen Ländern für deren Erkrankungen. Gesundheitsmarkt ist „Riesenchance“ Neben den schon immer transnational arbeitenden Pharmaunternehmen treiben große Krankenhauskonzerne ihre Expansion über die jeweiligen Landesgrenzen hinaus. Krankenversicherungsgesellschaften gehen über die Kontinente hinweg auf Kundenfang. „Wir glauben, dass Indien und China für global aufgestellte Gesundheitsunternehmen eine Riesenchance darstellen“, sagte Jochen Messemer vom Vorstand der Deutschen Krankenversicherung. Schwerpunkt Dienstleistungen jagen um den Globus Durch die bahnbrechenden Entwicklungen im Informationsbereich können Gesundheitsinformationen über alle räumlichen und zeitlichen Grenzen hinweg ausgetauscht werden. Moderne Kommunikationstechnik wird in zunehmendem Maße zur globalen Gesundheitsüberwachung und -kontrolle eingesetzt. Auf die Präsenz des Arztes beim Patienten für Diagnostik und Therapie kann mithilfe der Telemedizin oft verzichtet werden. Und auch Laborleistungen lassen sich in kürzester Zeit um den Globus jagen. Havariezonen Medizinisches Fachpersonal fehlt in Entwicklungsländern Globalisierte Gesundheitsdienstleistungen lösen Wanderungsbewegungen von Beschäftigten in diesen Berufen aus. Typische „Export-Länder“ sind Indien, die Philippinen und Südafrika, von wo aus Ärzte, Pflege- und technisches Personal in den Mittleren Osten, die USA, Großbritannien und Australien übersiedeln. Und das mit verheerenden Folgen: Etwa 70 Prozent aller philippinischen Krankenschwestern arbeiten außerhalb des Landes. In Südafrika verlässen 30 bis 50 Prozent aller Absolventen der medizinischen Fakultäten das Land kurz nach dem Examen. Deutsche schätzen besseres Arbeitsklima im Ausland Auch deutsche Ärzte zieht es ins Ausland. Auf der Beliebtheitsskala ganz oben stehen die USA, Schweden, England und die Schweiz. Nach Angaben der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) arbeiten über 12.000 deutsche Ärzte im Ausland – Tendenz steigend. Eine eigene Gesundheitsdienstleistungsrichtlinie der EU soll künftig Rechtssicherheit für Ärzte schaffen, die sich im EU-Aus- land niederlassen oder zeitweilig dort arbeiten wollen. Die Gründe für den Ausstieg sind vielfältig. „In England verdiene ich das Doppelte bei geringerer Arbeitsbelastung“, sagt Dr. Stephan Krüger, zuletzt Oberarzt in einem Krankenhaus in Hannover. Bei seinem neuen Arbeitgeber in England erwartet ihn eine 48-Stunden-Woche, anstatt 60 bis 70 Stunden in Deutschland. Nicht nur wegen der Arbeitszeit und des Geldes stellen sich deutsche Ärzte lieber anderswo an den OP-Tisch. „Das Arbeitsklima ist besser als in Deutschland, der Umgangston freundlicher, der Teamgedanke ausgeprägter“, erzählt ein am Kantonsspital in Schaffhausen arbeitender Oberarzt aus Deutschland. Die Abwanderung deutscher Ärzte ins Ausland ist allerdings geringer als die Zuwanderung. Während die Deutschen gen Norden und Westen streben, arbeiten viele Ärzte aus Osteuropa in Deutschland, vorzugsweise in den ostdeutschen Bundesländern. Etwa 18.000 ausländische Ärzte sind derzeit bundesweit in Kliniken und Praxen oder bei anderen Gesundheits- 3 dienstleistern tätig. Viele von ihnen kommen aus Polen, Russland oder Tschechien und reißen wiederum dort ein Loch in das Gesundheitssystem. Medizintourismus als Wachstumsmarkt Global Player wie international agierende Pharmafirmen und Krankenhauskonzerne geben den Ton im Handel von Gesundheitsdienstleistungen an. Letztere umwerben mit niedrigeren Lohnkosten und hoher Behandlungsqualität den inzwischen hart umkämpften Markt des Behandlungstourismus. Die Angebote konzentrieren sich auf High-tech-Medizin für eine zahlungskräftige Kundschaft aus dem Ausland. Thailand ist ein Beispiel für eine solche Dynamik im Gesundheitsbereich. Zum Augenlasern nach Bangkok oder zur Herzoperation nach Singapur, anschließender Badeurlaub an den schönsten Stränden Südostasiens inklusive. Wer nicht so weit reisen will, kann seinen Zahnersatz in China bestellen oder zu Billig-Operationen nach Ungarn reisen. So richtig kuren lässt es sich – zum Teil mit dem MDK-Forum 1/2007 Schwerpunkt Segen der Krankenkasse – ohnehin viel preiswerter in renommierten Vorzeigeorten Osteuropas. Die Medizin selbst wird zum Globetrotter. McDonalds als Vorbild Die Globalisierung in der Medizin öffnet die Tür für Geschäftsmodelle aus Dienstleistung und Industrie. Jüngstes Beispiel dafür ist der erste Dental-Discounter „McZahn“. Das von Fast FoodKetten bekannte Geschäftsmodell überträgt McZahn auf Zahnarztpraxen. Die beteiligten Zahnärzte schließen eine Art Franchise-Vertrag mit dem Unternehmen ab. Den Zahnersatz bezieht der Discounter aus China. So kann der Zahnarzt, der bei McZahn unterschreibt, die Prothesen wesentlich günstiger anbieten als der Kollege um die Ecke, der bei einem deutschen Labor arbeiten lässt, in vielen Fällen sogar zum Nulltarif. Die Kosten für die Einrichtung der Zahnarztpraxis übernimmt McZahn. Dafür zahlen die Ärzte eine einmalige Gebühr und geben jährlich 20 bis 45 Prozent ihrer Umsätze an den Discounter ab. So bleiben diese Praxen zum Teil noch selbstständig, obwohl das McZahn-Logo auf der einheitlich vorgegebenen Arbeitskleidung des Personals haftet. Besonders für junge Zahnärzte, die eigene hohe Investitionen für die Praxisgründung scheuen, könnte sich dieses Modell lohnen. Gleichzeitig könnten allerdings tausende Jobs in den deutschen Zahnlabors verloren gehen, befürchtet der Verband der Deutschen ZahntechnikerInnungen (VDZI). Die Krankenkassen sehen das neue Angebot positiv. Firmenketten erobern den deutschen Gesundheitsmarkt Die Verbraucherzentralen stehen dem Modell gespalten gegenüber. „Wir begrüßen, dass die MDK-Forum 1/2007 Patienten an preiswerteren Zahnersatz kommen können. Wenn die Qualität stimmt, ist es egal, woher der Zahnersatz kommt. Ob die gleiche Qualität geboten wird wie von deutschen Laboren, lässt sich erst nach längerer BeDer Zugang zu sauberem Wasser – wie hier in einem trachtung einschätzen. Wenn Dorf in Zentrallaos – ist eine Grundvoraussetzung zur Verbesserung der Weltgesundheit deutsche Zahnärzte den landschaft, der Abbau der im Ausland gefertigten ZahnSelbstverwaltung, die geplante ersatz eingliedern, sind sie auch zunehmende Steuerfinanzierung, für die Qualität verantwortlich“, eine Volkspflichtversicherung sagt Christoph Kranich. Der für alle und der gewachsene Leiter der Fachabteilung GeStaatseinfluss machten die deutsundheit von der Verbrauchersche Sozialversicherung für die zentrale Hamburg glaubt, dass Globalisierung angreifbar, meint sich international aufgestellte der Gesundheitsökonom. Unternehmensketten im deutschen Gesundheitsmarkt breit Kluft zwischen machen werden. „Preislich wird Gewinnern und Verlierern sich die Globalisierung zum Vorteil für die Verbraucher auswirken“, sagt Kranich. Allerdings Die nationale Gesundheitsfehle es noch an Abkommen, die sicherung wird künftig noch die Gewährleistung im Ausland enger mit der globalen Wirterbrachter Leistungen regeln. schaftsentwicklung verbunden sein. Ob aus nationaler Sicht die richtigen Weichen gestellt Gesundheitspolitik passt werden oder nicht, es muss das nicht zur Globalisierung Bewusststein wachsen, dass eine globalisierte Wirtschaft globale Die Globalisierung in der geKorrektive und Steuerungen sundheitlichen Versorgung spielt braucht. Eine Welt, in der sich schneller ab als es die Politik Hunderte Millionen Menschen wahrhaben will. „Obwohl viele keinen Zugang zu trinkbarem nationale Gesundheitspolitiker Wasser, sättigendem Essen, noch glauben, dass Deutschland menschenwürdigem Wohnraum auf diesem Gebiet autonom hanund medizinischer Mindestdeln kann, werden Reformen versorgung haben, macht die teilweise indirekt oder unbewusst Menschheit auf Dauer global immer mehr durch die Globalifragiler. Die Kluft zwischen sierung und die Regulierungen Globalisierungsgewinnern und der EU bestimmt“, meint Prof. J.-verlierern ist unübersehbar. Matthias Graf von der SchulenEine Forderung der Globalisieburg von der Forschungsstelle rungskritiker beim Weltsozialfür Gesundheitsökonomie und forum in Nairobi Ende Januar Gesundheitssystemforschung der lautete passend: „Money for Leibniz Universität Hannover. Health, not for war!“ Die Vereinheitlichung und ver(dt) stärkte Regulierung der Kassen- 4 Schwerpunkt Zahnersatz in Polen „Nastepny prosze!“ ˛ ˛ N astepny prosze!“ ˛ ˛ ist polnisch und heißt auf deutsch „Der nächste bitte!“ Was sich vor 20 Jahren kaum jemand vorstellen konnte, ist heute fast schon Normalität: Zum Zahnarzt nach Polen oder zur Kur nach Tschechien. Die AOK Brandenburg bietet ihren Versicherten zum Beispiel qualitätsgesicherten Zahnersatz ohne Zuzahlung an, ausgeführt von einem polnischen Zahnarzt. Etwa 300 Versicherte der AOK Brandenburg haben dieses Angebot bisher genutzt. Seit 1. Mai 2004 ist Polen Mitglied der Europäischen Union, und bereits Mitte 2005 hat die AOK Brandenburg mit „Medpolska“, der polnischen Tochter der deutschen Medent-Unternehmensgruppe, einen Vertrag geschlossen. Medpolska arbeitet mit polnischen Zahnärzten zusammen, die den AOK-Versicherten Zahnersatz nach deutschem Qualitätsstandard aber zu deutlich günstigeren Preisen als in Deutschland anbieten. Andere Krankenkassen haben ebenfalls besondere Angebote für Leistungen, die im Ausland erbracht werden, im Leistungskatalog. So bietet etwa die CityBKK über einen Kooperationspartner zahnärztliche Leistungen in Bulgarien, Polen, Slowenien, Spanien, Tschechien und Ungarn an. Und die Techniker Krankenkasse hat Verträge zur Direktabrechnung mit ausgewählten Anbietern verschiedener Kurbäder in Polen, Slowakei, Tschechien und Ungarn abgeschlossen. dem 1. Januar dieses Jahres zahlen die Krankenkassen auch für Behandlungen in Rumänien und Bulgarien. In der Regel muss der oder die Versicherte aber in Vorkasse gehen. „Als wir den Vertrag mit Medpolska vorbereitet haben, ging das Thema, dass in den neuen EU-Staaten Gesundheitsleistungen günstiger sind, gerade durch die deutschen Medien“, erläutert Marek Rydzewski, Leiter der AOK-Geschäftsstelle Frankfurt/Oder und EU-Koordinator der AOK Brandenburg. „Wir wollten das Interesse kanalisieren und die Voraussetzungen dafür schaffen, dass unsere Versicherten qualitativ hochwertige Leistungen erhalten.“ Vorkasse entfällt Versicherte, die mit ihrem Bonusheft nachweisen, dass sie die zahnärztlichen Kontrollen über zehn Jahre hinweg regelmäßig wahrgenommen haben, erhalten ihren Zahnersatz nach der deutschen GKV-Regelversorgung ohne Zuzahlung. Mussten sie zuvor für Zahnersatz aus dem Ausland in Vorkasse treten und sich die Kassenanteile abzüglich eines Verwaltungskostenanteils danach von ihrer Krankenkasse zurückholen, erstellt der polnische Vertragszahnarzt jetzt einen Heil- und Kostenplan, erklärt Marek Rydzewski das Verfahren. Der wird dann über Medpolska direkt bei der AOK Brandenburg eingereicht. „Grundsätzlich lohnt sich eine Behandlung in Polen nur, wenn die Eigenbeteiligung sehr hoch ist“, hebt Rydzewski hervor. Vergleichbare Leistungen Seit der EU-Osterweiterung ist die Behandlung in Polen, Tschechien oder Ungarn eigentlich keine Besonderheit mehr, seit Medpolska sichert zu, dass die unter Vertrag genommenen polnischen Zahnärzte deutsch sprechen und auf der Grundlage der deutschen gesetzlichen und ver- 5 tragszahnärztlichen Bestimmungen arbeiten. Sie garantieren eine zweijährige Gewährleistung nach deutschem Recht auf den von ihnen erstellten Zahnersatz. Sollte es doch zu einem Streitfall kommen, wird er vor einem deutschen Gericht ausgetragen. Viele Heil- und Kostenpläne nicht abgerechnet Die AOK Brandenburg hat festgestellt, dass in der Vergangenheit bis zu einem Viertel der in Deutschland erstellten Heil- und Kostenpläne nicht abgerechnet worden sind. Rydzewski vermutet, dass Versicherte auf den Zahnersatz aus Sorge, die Zuzahlungsbeträge nicht zahlen zu können, verzichtet haben. „Wir wollten auch Versicherten ein Angebot machen, die sonst vielleicht auf eine notwendige zahnmedizinische Versorgung verzichten müssen. Unseren Vertrag mit Medpolska sehen wir deshalb als ein wichtiges Begleitangebot.“ Patientenstrom in beide Richtungen Doch die polnische EU-Mitgliedschaft bedeutet auch, dass polnische Versicherte mit der europäischen Krankenversicherungskarte oder einer Ersatzbescheinigung Leistungen in Deutschland in Anspruch nehmen können. Das ist keine Einbahnstraße mehr, weiß Rydzewski: „Es gibt auch Versicherte aus Polen, die nach Deutschland kommen, um hier zum Beispiel eine Augen-OP durchführen zu lassen, wenn die Wartezeit in Polen zu lang ist.“ Seine Vision ist eine gemeinsame Nutzung von Ressourcen, wie sie auch in anderen Grenzregionen entwickelt wird. (gr) MDK-Forum 1/2007 Schwerpunkt Die Grenzen in der Gesundheitsversorgung sollen durchlässiger werden Gesundheitsregion Lörrach/Basel: Ein deutschschweizerisches Pilotprojekt – Von Dr. Elisabeth Simoes D er Landkreis Lörrach liegt im äußersten Südwesten der Bundesrepublik im so genannten „Drei-Länder-Eck“. Er grenzt mit dem Rhein im Süden in einer Länge von fast 45 km an die Schweiz (Basel) und im Westen an Frankreich (ca. 20 km Grenze). Traditionell bestehen auf vielen Ebenen bi- und trinationale Kooperationen, bislang insbesondere auf dem wirtschaftlichen Sektor. Nun sollen die Grenzen in der Gesundheitsversorgung zwischen den Basler Kantonen und dem Landkreis Lörrach durchlässiger werden. Dafür steht das Modellprojekt der Gesundheitsregion Lörrach/Basel. Neu ist, dass es sich mit dem Partner Schweiz nicht um ein EU-Land handelt. 2004 fand in Bern eine Besprechung zwischen Marion CaspersMerk, Parlamentarischer Staatssekretärin im Bundesministerium für Gesundheit, und Bundesrat Pascal Couchepin, Vorsteher des Eidgenössischen Departements des Inneren, statt. Beide Seiten brachten den politischen Willen zum Ausdruck, die grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Gesundheitswesen zwischen Deutschland und der Schweiz zu intensivieren. Eine binationale Arbeitsgruppe mit Vertretern von Behörden, Krankenkassen und Leistungserbringern erhielt den Auftrag, ein Pilotprojekt zu entwickeln, mit dem diese verstärkte Kooperation erprobt werden kann. Das Projekt „Grenzüberschreitende Zusammenarbeit Deutschland/ Schweiz im Gesundheitswesen am Beispiel der Grenzregion MDK-Forum 1/2007 Günther Zisselsberger, Geschäftsführer der AOK-Bezirksdirektion Lörrach, auf dem Weg zu Vertragsverhandlungen mit dem Uni-Klinikum Basel Basel-Stadt/Basel-Landschaft/ Landkreis Lörrach“ startete zum 1. Januar 2007. Was erwarten die Partner? Die Erhöhung der Patientenfreizügigkeit zwischen den beiden Staaten steht im Mittelpunkt. Das Pilotprojekt soll zeigen, inwieweit und unter welchen Rahmenbedingungen Auslandsbehandlungen in Krankenhäusern, Rehabilitationseinrichtungen und schließlich auch im ambulanten Sektor langfristig sinnvoll ermöglicht werden können. Auf deutscher Seite hoffen Kliniken auf zusätzliche Patienten aus der Schweiz, den gesetzlichen Krankenkassen eröffnet es die Chance, auf Leistungen von Basler Gesundheitseinrichtungen zuzugreifen. Die am Projekt 6 beteiligten Schweizer Krankenversicherungen, z. B. die OeKK und Groupe Mutuel, und die Kantone Basel Land und Basel Stadt – als kantonale Kostenträger – interessieren sich für verschiedene Leistungsgruppen, bei denen Versorgungsengpässe in der Schweiz und/oder Kostenvorteile beim Einkauf in Deutschland gesehen werden. Die Lörracher Krankenhäuser gehen vertragliche Regelungen ein, um entsprechend offener Kapazität Patientinnen und Patienten aus der Schweiz behandeln zu können. Größere Wohnortnähe und weniger Bürokratie Wie schon in anderen grenzüberschreitenden Projekten hat auf deutscher Seite die AOK die Vorreiterrolle übernommen. Schwerpunkt Sie hat ihre bereits bestehenden Kooperationen im Hinblick auf das Pilotprojekt ausgebaut. Auf die Frage „Was begeistert Sie an dem Modell?“ fasste der langjährige Geschäftsführer der AOK-Bezirksdirektion Lörrach, Günther Zisselsberger, in einem Zeitungsinterview für die Badische Zeitung vom 11. Oktober 2006 zusammen: „Für uns steht jedenfalls fest, dass dieses Modell eine große Chance bietet, die Versorgungsqualität in der Region für unsere Versicherten zu verbessern. Natürlich wird die AOK darauf achten, dass das Modell die Solidargemeinschaft der Versicherten nicht mehr kostet als die aktuelle Lösung“. Neben Wohnortnähe und Bürokratieabbau erhoffen sich die Beteiligten auch, dass Ressourcen effizienter genutzt werden und dass der hohe Innovationsstandard in der Region erhalten wird. Schweizer lockern Territorialprinzip Das Projekt trifft in der Schweizer Öffentlichkeit auf besonderes Interesse. Zum ersten Mal greift eine Lockerung des Territorialitätsprinzips, die der Schweizerische Bundesrat im Mai 2006 mit einer Änderung im Krankenversicherungsgesetz beschlossen hat. Erst diese Gesetzesänderung hat die rechtlichen Voraussetzungen für die Durchführung des Pilotprojektes geschaffen. Um welche Leistungen geht es? Aus Schweizer Sicht sollen zunächst Kooperationen im Bereich der Akutsomatik (vor allem Geburtshilfe/Gynäkologie, Orthopädie, Pädiatrie, Kardiologie) und der Rehabilitation geprüft werden. Auf deutscher Seite gilt das Interesse insbesondere der Spitzenmedizin, die im Kreis nicht angeboten wird. Das betrifft zum Beispiel die hochspezialisierte Onkologie, auch Kinderonkologie, und komplexe Eingriffe der Leberchirurgie. Erwartet wird zu Beginn des Projektes ein eher umschriebenes Volumen. „Es geht um etwa 250 Fälle der Maximalversorgung im Jahr“, sagte Günther Zisselsberger gegenüber der Badischen Zeitung. Stellenwert für die Qualität der Gesundheitsversorgung? Groß sind die Erwartungen auf beiden Seiten an die Ergebnisse aus der evaluierenden Begleitung, die für die weitere grenzüberschreitende Versorgungsgestaltung wichtige Erkenntnisse liefern sollen. Das Pilotprojekt ist auf eine Dauer von drei Jahren angesetzt und wird durch das Schweizerische Gesundheitsobservatorium (Obsan) und das Kompetenz-Centrum Qualitätssicherung/Qualitätsmanagement (KC-Q) ausgewertet. Die Obsan ist eine Organisationseinheit des Bundesamtes für Statistik, die Gesundheitsinformationen in der Schweiz analysiert und Bund, Kantone und weitere Institutionen im Gesundheitswesen bei ihrer Planung und Entscheidungsfindung unterstützt. Die Vertragspartner auf deutscher Seite haben das KC-Q beauftragt. Das KC-Q und zuvor das damalige Team Innovative Planung des MDK Baden-Württemberg hat langjährige Erfahrung mit der Begutachtung und Beratung für die Gestaltung der medizinischen Versorgung in der Region. Aus der mittlerweile über zehnjährigen Zusammenarbeit ist ein umfangreiches Wissen um Versorgungsstrukturen und Entwicklungen im Landkreis erwachsen, das nun in die Projektbegleitung einfließen soll. Die Evaluation ist als ein Entwicklungsprozess konzipiert, der Feedback und Anpassungen erlaubt, und über eine Zeitspanne von drei Jahren vorgesehen. Themen sind die Akzeptanz in der Region ebenso wie die Auswirkungen für die einzelnen Vertragspartner. Berücksichtigung finden patienten- und systembezogene Aspekte der Gesundheitsversorgung und 7 der gesundheitsökonomische Impact. Dabei sollen die verschiedenen Kategorien „mobiler“ Patientinnen und Patienten, wie beispielsweise Grenzgänger, Touristen oder Kranke, welche die Behandlung im Ausland z. B. aus Qualitäts- oder Kostengründen gezielt suchen, besonders fokussiert werden. Auch die grenzüberschreitende fachliche Zusammenarbeit interessiert. Kommt es im Verlauf des Pilotprojektes neben einer zunehmenden Patientenmobilität beispielsweise auch zu einer engeren Zusammenarbeit bezüglich Austausch von Fachwissen und gemeinsamer Planung? Interesse auch auf französischer Seite Das Projekt steht in der Tradition grenzüberschreitender Verträge zur Gesundheitsversorgung, die in verschiedenen deutschen Grenzregionen in den vergangenen zehn Jahren vereinbart wurden (z. B. mit Belgien, den Niederlanden, Österreich). Neu in diesem Projekt ist, dass es sich mit der Schweiz nicht um ein EU-Land als Partner handelt. Auf französischer Seite wird geprüft, ob der grenznahe Teil des Elsass’ in das Pilotprojekt integriert werden soll. Der am 26. Januar 2007 konstituierte „Trinationale Eurodistrict Basel“ will sich mit allen Themen befassen, die einen grenzüberschreitenden Bezug aufweisen, wie etwa Verkehr, Raumplanung oder Gesundheit. Langfristiges Ziel des Eurodistricts ist es, im Interesse der Bürger den Grenzeffekt zunehmend zu überwinden. Das Pilotprojekt einer Gesundheitsregion Lörrach/Basel ist ein Schritt in diese Richtung. Dr. med. Elisabeth Simoes, Ärztliche Leiterin des Kompetenz-Centrums Qualitätssicherung/ Qualitätsmanagement beim MDK Baden-Württemberg E-Mai: [email protected] MDK-Forum 1/2007 Schwerpunkt Zum Bypass nach Bangkok Arzt und Krankenschwester aus Thailand kümmern sich um einen Patienten aus Europa am Krankenbett im Bangkok Hospital I mmer mehr Deutsche reisen nach Asien, um sich dort behandeln zu lassen. Für medizinische Behandlungen, welche die Krankenkassen hierzulande sowieso nicht übernehmen, ist der Gesundheitstourismus schon jetzt eine überzeugende Alternative. Ralf Krewer ist Marketingchef am Bangkok Hospital und tourt durch die ganze Welt, um neue Kundenkreise für die Behandlung in der thailändischen Metropole zu gewinnen. Seit der Finanzkrise Ende der 90er Jahre spezialisierte sich das Bangkok Hospital vermehrt auf zahlungskräftige Patienten aus dem Ausland. Mittlerweile kommt jeder dritte Patient nicht aus Thailand. Über eine Million Medizintouristen zog es im vergangenen Jahr in dieses Land. Bei den Deutschen sind besonders MDK-Forum 1/2007 die dritten Zähne und Laserbehandlungen der Augen gefragt. Wer will, kann seinen Behandlungsplan mit Badeferien, Bangkok-Shopping oder TreckingTouren kombinieren. Ein Reisebüro im Krankenhaus engagiert einen Rund-um-Service. Briten und Holländer bevorzugen Hüftund Knieoperationen, weil die Wartezeiten dafür zu Hause zu lang sind. Amerikaner fragen besonders aufwändige Herzoperationen nach. „Unser BypassPackage – das können drei oder mehr Eingriffe sein – kostet etwa 12.000 Dollar. Gute Kliniken in den USA verlangen dafür bis zum Fünffachen oder mehr“, sagt Krewer. Marketingleiter Krewer erklärt weitere Vorzüge: „Der Aufenthalt im Bangkok Hospital wird mit exzellentem Service auf Vier-Sterne-Niveau verbunden. Dazu gehört neben dem Übersetzungsservice die 8 Unterbringung in komfortablen Einzelzimmern. Angehörige können im krankenhauseigenen Hotel übernachten. Am Krankenbett stehen internationale Telefonverbindungen, E-MailService zur Heimat und Fernsehprogramme in der jeweiligen Landessprache zur Verfügung. In dem 650-Betten-Haus werden 28 Sprachen gesprochen, darunter auch deutsch. Beim Essen wird auf die landestypischen und religiösen Bedürfnisse Rücksicht genommen. Typischer Zahnersatz-Urlauber Seit neuestem kann der stationäre Aufenthalt in einer eigenen Rehabilitationsklinik fortgesetzt werden. Der „typische Zahnersatz-Urlauber“ lässt sich einen Tag nach Ankunft in Bangkok mit der Limousine des Krankenhauses von seinem Hotel ab- Schwerpunkt holen und einen Gebissabdruck in der Zahnklinik machen. Dann fliegt er eine Woche an den Strand und kehrt zur Anpassung der neuen Zähne nach Bangkok zurück. Anschließend unternimmt er eine mehrtägige Rundtour durchs Land und kommt kurz vor dem Rückflug zur Endkontrolle in die Klinik zurück. „Mit dem Geld, das er am Zahnersatz gespart hat, kann er sich den kompletten Thailand-Urlaub finanzieren“, rechnet Krewer vor. Qualitätsniveau wie in einer deutschen Uniklinik Internationale Krankenhäuser in Ländern wie Indien, Thailand, Singapur oder Malaysia brauchen den Vergleich mit dem Westen nicht zu scheuen. Die medizinischen Standards sind hoch, die technische Ausstattung auf dem neuesten Stand, zumeist von deutschen Herstellern. „Unser Behandlungsstandard entspricht etwa dem einer Universitätsklinik in Deutschland. Über 90 Prozent der Ärzte, die unsere ausländischen Patienten behandeln, haben im Ausland Ralf Krewer, International Marketing Manager Bangkok Hospital studiert und praktiziert, meistens in den USA. Zum Beispiel war der Direktor unserer Herzklinik 27 Jahre im MilwaukeeHeart-Hospital tätig. Das ist eine der Top-Adressen für Herzoperationen in den USA“, sagt Krewer. Mittlerweile – so Krewer – haben Thailands Spitzenkliniken den jahrlang führenden Luxuskliniken in Singapur den Rang abgelaufen. Geht es nach der thailändischen Regierung, soll sich der Gesundheitstourismus bis zum Jahr 2010 verdoppeln. Die Zahlen des Bangkok Hospital scheinen diesem Wunsch Vorschub zu leisten. „Zurzeit verdoppeln wir unserem Umsatz mit der Behandlung ausländischer Patienten alle 18 Monate“, gibt Krewer bekannt. „Es geht um das Vertrauen“ Haftungsrechtliche Hürden bei Behandlungsfehlern sieht Krewer nicht als Abschreckungsgrund, sich in seinem Haus behandeln zu lassen. „Wenn Behandlungsfehler eintreten, haften wir auch dafür. Praktisch sieht das so aus, dass wir entweder für die entstehenden Behandlungskosten in Deutschland zahlen oder wir fliegen den Patienten auf unsere Kosten nach Bangkok ein und behandeln ihn hier. Mir ist nur ein Fall dieser Art bekannt. Nach einer Lasik-OP haben wir eine Deutsche auf unsere Kosten nach Bangkok geholt und hier nachgelasert. Es geht hier ja um das Vertrauen. Da muss alles hundertprozentig korrekt zugehen.“ Früher flog der ADAC deutsche Patienten, die in Asien akut erkrankten, in der Regel nach Deutschland zurück. Heute werden die meisten Patienten in der Klinik des südostasiatischen Königreiches behandelt. „Wir bieten den gleichen Qualitätsstandard, und den Patienten bleibt die lange Flugzeit nach Europa erspart“, sagt Krewer. 9 Demografische Entwicklung begünstigt Medizintourismus Während sich die deutschen Krankenversicherer noch sperrig zeigen, übernehmen die Kassen in Großbritannien und Holland von Fall zu Fall Behandlungskosten im Bangkok Hospital. Krewer erwartet, dass sich in Europa in dieser Frage noch viel bewegen wird: „Die Gesundheitssysteme müssen allein schon wegen der demografischen Entwicklung Geld einsparen und dürfen die Wartezeiten für Behandlungen nicht ausufern lassen.“ Krewer berichtet von einem interessanten Gespräch, das er vor einem Jahr mit einem Vorstand einer großen deutschen Krankenkasse hatte: „Der Kassenchef zeigte sich für unser Angebot äußerst interessiert; weniger, um im Einzelfall Kosten zu sparen, sondern in der Langzeitperspektive, durch Verlagerung von stationären Behandlungsfällen ins Ausland, die Bettenzahl in seinem Bundesland reduzieren zu können.“ Neue Märkte warten schon Krewer hat bereits die nächsten Märkte im Visier. In wenigen Tagen wird er nach Äthiopien reisen, um dort seine Marktnischen zu erschließen. Vorher steht noch das Nachbarland Laos auf dem Reiseplan. Für den fließend chinesisch und vietnamesisch Sprechenden hört die Globalisierung in der Medizin nicht im Krankenhausmarkt auf: „Die ersten Altenheime für Europäer werden in Thailand schon gebaut.“ Seit fünf Jahren öffnet sich Thailand mit dem so genannten Long-Stay-Projekt Ruheständlern aus dem Ausland. Zielgruppe sind diejenigen, die früher ihr Häuschen in Spanien als Altersruhesitz gekauft hätten. „Mit einem Partner aus Augsburg überlegen wir zurzeit, Altenpflege für Deutsche in Thailand aufzubauen.“ (dt) MDK-Forum 1/2007 Kranken- und Pflegeversicherung Wohin geht die Qualitätssicherung in der stationären Versorgung? Von Dr. Claus E. Krüger K ünftig sollen Krankenhausprüfungen spätestens sechs Wochen nach Eingang der Abrechnung bei der Krankenkasse eingeleitet und durch den MDK dem Krankenhaus angezeigt werden. So sieht es das am 2. Februar im Bundestag verabschiedete Gesetz zur Stärkung des Wettbewerbs in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV-WSG) vor. Krankenkassen, deren Prüfauftrag nicht zu einer Minderung des Abrechnungsbetrags führt, haben den Krankenhäusern eine Aufwandspauschale von 100 Euro zu entrichten. Im folgenden Beitrag soll gezeigt werden, dass Einzelfall- und Stichprobenprüfungen Qualitätssicherungsmaßnahmen in der stationären Versorgung darstellen, die im gesetzlichen Rahmen des G-DRG-Systems unverzichtbar sind. Das GKV-WSG regelt die Einzelfallprüfungen nach § 275 Abs. 1 SGB V bei Krankenhausbehandlungen neu. In der Begründung des Regierungsentwurfes zum GKV-WSG heißt es dazu: „Im Krankenhausbereich besteht Handlungsbedarf im Hinblick auf den Umfang der gutachtlichen Stellungnahmen des Medizinischen Dienstes der Krankenversicherung (MDK), die Krankenkassen im Rahmen der Einzelfallprüfung nach § 275 Abs. 1 Nr. 1 anfordern. Von einzelnen Krankenkassen wird die Prüfungsmöglichkeit in unverhältnismäßiger und nicht sachgerechter Weise zur Einzelfallsteuerung genutzt. Dies führt zu unnötiger Bürokratie.“ Außerdem heißt es in der Begründung: „Als Beitrag zu dem angestreb- MDK-Forum 1/2007 ten Bürokratieabbau werden Anreize gesetzt, um Einzelfallprüfungen zukünftig zielorientierter und zügiger einzusetzen. Sofern hohe Prüfquoten z. B. auf systematische Mängel bei der Abrechnung durch das Krankenhaus zurückgehen, können diese im Rahmen der verdachtsunabhängigen Stichprobenprüfung nach § 17c des Krankenhausfinanzierungsgesetzes geprüft und aufgedeckt werden.“ 20 bis 30 Prozent der Kliniken nicht überlebensfähig Die ökonomische Belastung der Krankenhäuser in Deutschland wächst. Schon heute schreiben 50 Prozent der Krankenhäuser rote Zahlen. Prognosen zufolge werden 20 bis 30 Prozent der Kliniken langfristig nicht überleben. Das macht es verständlich, dass Krankenhäuser alle Möglichkeiten der Abrechnung im immer komplexer werdenden DRG-System und alle Möglichkeiten von Mehrerlösen intensiv nutzen. DRG-System wird kontinuierlich erweitert Das DRG-System stellt aber vor allem ein Abrechnungs-System zur Leistungs- und Kostentransparenz der stationären Versorgung in Deutschland mit einer ganzen Reihe von Anreizen, aber auch Fehlanreizen dar. Die Selbstverwaltungspartner haben sich darauf geeinigt, eine möglichst sach- und leistungsgerechte Abbildung der mehr als 24.000 Prozeduren (Leistungen) und inzwischen 1.082 DiagnoseFallgruppen zu leisten. Gerade die aktuellste Version des DRG- 10 Systems (FPV 2007) wurde auf zahlreiche Hinweise und Datenlieferungen der Leistungserbringer hin bei komplexen Krankheitsbildern und sehr aufwändigen Leistungen (Extremkosten, Mehrzeitige Eingriffe, intensivmedizinische Komplexbehandlungen) umfassend erweitert. Dazu kommen für das Jahr 2007 – ebenso wie in den Vorjahren – neue Zusatzentgelte, neue Untersuchungs- und Behandlungsmethoden, Änderungen der Kodierrichtlinien, neue Prozedurenkodes und neue Splitkriterien. Mehrerlöse für Kliniken zu erwarten Diese Anpassungen führen Jahr für Jahr zu nicht unerheblichen Mehrkosten im Gesundheitswesen. Die zu erwartenden Mehrerlöse der Kliniken sind im Sinne einer sachgerechten Abbildung der Leistungen von allen Selbstverwaltungspartnern akzeptiert und z.T. erwünscht und sinnvoll. Sie führen v. a. in bisher unterbewerteten Leistungsbereichen zu einem veränderten Casemix (Maß für den Schweregrad der im Krankenhaus behandelten Fälle). Kliniken passen Kodierverhalten an Es gibt aber einige Auffälligkeiten der Kodierung und Änderungen im Kodierverhalten der Kliniken, die über diese jährlichen Veränderungen des lernenden Systems hinausgehen. Diese Auffälligkeiten werden durch die Qualitätssicherungssysteme im stationären Sektor an anderer Stelle bisher nicht erfasst und führen zur Verzerrung des Kranken- und Pflegeversicherung Leistungsspektrums und zu Wettbewerbsverzerrungen. Schon die Erfahrungen aus den Vorjahren zeigen, dass Krankenhäuser keine Gelegenheit auslassen, alle Kodiermöglichkeiten auszuschöpfen und häufig auch die möglichen Fehlanreize des Systems nutzen. Mängel in 35 bis 40 Prozent der geprüften Fälle Auch wenn bisher keine bundesweite Statistik zu den Einzelfallprüfungen nach § 275 SGB V vorliegt, zeigen einzelne Untersuchungen aus den Bundesländern übereinstimmend Mängel und Fehler bei der Abrechnung in 35 bis 45 Prozent der Fälle. Insgesamt wurden im Jahre 2005 1,3 Millionen Gutachten erstellt. Das waren etwa 9 bis 10 Prozent aller Krankenhausfälle in Deutschland. Die jährliche Anpassung des DRG-Systems im Sinne eines „lernenden Systems“ schafft darüber hinaus Möglichkeiten für zahlreiche Änderungen im Kodierverhalten der Kliniken. Fehlanreize im DRG-System Eine Arbeitsgruppe der SEG 4 hat im Auftrag der Spitzenverbände eine Untersuchung zu Fehlanreizen im DRG-System durchgeführt. Die Ergebnisse belegen, dass Kliniken einzelne Haupt- und Nebendiagnosen sowie Prozeduren von dem Zeitpunkt an, ab dem diese erlösrelevant werden, bis zu 30 Prozent häufiger abrechnen. Zum Beispiel die Anwendung eines Nahtsystems bei Operationen an Blutgefäßen nach einer Koronarangiographie (5-399). Diese Veränderungen im Kodierverhalten sind medizinisch nicht begründbar und stellen keine echte Leistungsvermehrung dar. Am ehesten dienen sie wohl dazu, die Erlöse der einzelnen Abteilungen zu optimieren. Eine andere Strategie ist, Nebendiagnosen zu kodieren, die bereits Teil der Hauptdiagnosen waren wie z. B. die Bauchfellentzündung (Peritonitis) bei K35.0, der akuten Appendizitis mit diffuser Peritonitis. Oder es wurde Virusmeningitis kodiert, ohne dass Liquordiagnostik vorlag, Malignome wurden ohne Histologie und Darmverschlüsse ohne Verschlusszeichen abgerechnet. Diese Liste ließe sich fortsetzen. Das zeigt die Notwendigkeit von Prüfungen in einem System, das Fallschwere honoriert und in dem ein Mehr an Leistungen zu Mehrerlösen führt. Mängel der Qualitätssicherung bisher Seit 1989 hat der Gesetzgeber mit jeder größeren Gesundheitsreform Regelungen implementiert, die die Qualität der stationären Versorgung sichern und verbessern sollen. Doch die Auswirkungen der externen und internen Qualitätssicherung, der Qualitätsberichte, Mindestmengenregelungen und Strukturanforderungen auf die medizinische Versorgung wurden bisher nicht untersucht. In vielen Bereichen fehlen die wissenschaftlichen Belege z. B. über die notwendige Menge, die für eine gute Qualität erforderlich ist. Auch die übrigen Maßnahmen wurden meist ohne Evaluation begonnen. Ihre Validität und ihre Auswirkungen auf die Qualität der Gesundheitsversorgung lassen sich bisher nicht bewerten. Qualitätssicherung aus Routinedaten Auch aus diesen Gründen gibt es zunehmend Bestrebungen, diese gesetzlich vorgeschriebenen Elemente der Qualitätssicherung zu erweitern oder miteinander zu kombinieren. Dabei wird die Qualitätssicherung aufgrund der Krankenhausabrechnung nach § 301 SGB V (Routinedaten) zunehmend als Wunderwaffe gesehen und an vielen Stellen schon sinnvoll eingesetzt. Über die Möglichkeiten 11 und Grenzen einer Qualitätssicherung mit 301er Daten soll hier nicht diskutiert werden. Aber eine der unbestrittenen Voraussetzungen für eine Qualitätssicherung mit Routinedaten stellt eine gute Datenqualität und damit eine korrekte Kodierung und Abbildung der stationären Leistungen dar. Um Abrechnungsdaten für die Qualitätssicherung zu verwenden, muss gewährleistet sein, dass es nicht in dem Umfang zu Mängeln in der Kodierung kommt, wie es die Einzelfallprüfungen bisher vermuten lassen. Hier schließt sich der Kreis. Fazit Gerade in dem Spannungsfeld zwischen Wirtschaftlichkeit und Qualität im DRG-System, spielen Qualitätssicherungsmaßnahmen auf den beschriebenen Ebenen eine entscheidende Rolle. Für die Kliniken ist im verschärften Wettbewerb eine vollständige und transparente Darstellung ihres Leistungsspektrums und ihrer Qualität notwendig. Von den Kostenträgern und den Medizinischen Diensten ist eine transparente Darstellung ihrer Qualitätssicherungsmaßnahmen gefordert. Zu diesem Ziel tragen zahlreiche Aktivitäten der SEG 4 der MDK-Gemeinschaft wie die Arbeitshilfe zur DRG-Begutachtung 2007 und die Datenbank für Kodierempfehlungen bei. Gerade im Hinblick auf die Änderungen des § 275 SGB V sollte darüber hinaus angestrebt werden, dass die MDK die Notwendigkeit der Einzelfallbegutachtung und der Stichprobenprüfung nach § 17c KHG durch eine aussagekräftige bundesweite Statistik belegen. Dr. med. Claus E. Krüger leitet das Fachgebiet „Stationäre Versorgung/ Qualitätssicherung“ beim MDS E-Mail: [email protected] MDK-Forum 1/2007 Kranken- und Pflegeversicherung Krankenhaus: Stichprobenprüfungen sind wichtiges Prüfinstrument Von Dr. Martina Modrack und Dr. Ursula Weibler-Villalobos D ie Neuregelungen im GKVWettbewerbsstärkungsgesetz zur DRG-Prüfung durch den MDK waren heftig umstritten. Fakt ist: Künftig müssen Krankenkassen 100 Euro zahlen, wenn eine Einzelfallprüfung nicht zu einer Absenkung des Entgeltes führt. Um systematische Mängel bei der Krankenhausabrechnung aufzudecken, sollen die Krankenkassen verstärkt verdachtsunabhängige Stichprobenprüfungen einsetzen, so steht es in der Gesetzesbegründung. Der MDK Rheinland-Pfalz hat in den Jahren 2005 und 2006 insgesamt 25 Stichprobenprüfungen durchgeführt. Ergebnisse und Schlussfolgerungen werden im folgenden Beitrag vorgestellt. Bereits mit dem Gesundheitsstrukturgesetz wurde zum 1. Januar 2000 beschlossen, die Krankenhausabrechnung von der bisherigen Abrechnungsform tagesgleicher Pflegesätze auf ein durchgängiges, leistungsorientiertes und pauschalierendes Vergütungssystem umzustellen. Seit 2003 konnten Krankenhäuser nach DRGs abrechnen; ab 2005 mussten sie es tun. Der Schweregrad eines Falles (DRG = Diagnosis Related Groups) wird dabei durch die Kodierung der Diagnosen und Leistungen (Prozeduren) bestimmt und definiert das zu erzielende Entgelt. Zugleich wurde in das Krankenhausfinanzierungsgesetz (KHG) mit dem § 17c neu eingefügt, dass die Krankenkassen durch den Medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MDK) im Rahmen verdachtsunabhängiger Stichproben prüfen lassen können, ob Fehlbelegungen bestanden MDK-Forum 1/2007 und ob die Abrechnung der Krankenhausfälle ordnungsgemäß erfolgte. Der MDK Rheinland-Pfalz hat im Auftrag der Gesetzlichen Krankenkassen in RheinlandPfalz in den Jahren 2005 insgesamt 13 und 2006 insgesamt 12 Stichprobenprüfungen gemäß § 17c KHG durchgeführt. Geprüft wurden verschiedene Organisationseinheiten (Krankenhäuser bzw. einzelne Abteilungen) und unterschiedliche Diagnosen, Prozeduren oder Entgelte. Teilweise wurde nur eine sehr spezielle Fragestellung (beispielsweise nur sekundäre Fehlbelegung bei Überschreitung der oberen Grenzverweildauer) geprüft. Die streng zufällig gezogene Stichprobe (über den Kooperationspartner IMBEI, Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik der Universität Mainz) betrug in der Regel 10 Prozent der zugrunde liegenden Fälle. Gemeinsame Prüfempfehlungen regeln Verfahren Gemäß den Gemeinsamen Prüfempfehlungen sind im Prüfbericht auch die Fälle auszuweisen, bei denen es Änderungen zu Gunsten des Krankenhauses gab. Nach § 17c KHG war in den Jahren 2003 bis 2004 ebenfalls zu prüfen, inwieweit neben überhöhten auch zu niedrige Abrechnungen auftraten. Nicht in die Stichprobenprüfung einbezogen werden nach den Gemeinsamen Prüfempfehlungen jene Fälle, die bereits im Vorfeld durch eine Einzelfallprüfung nach § 275 SGB V begutachtet 12 wurden (vorgeprüfte Fälle). Diese sind im Prüfbericht gesondert nach Anzahl und Ergebnis – zugunsten Krankenhaus oder zugunsten Krankenkasse – darzustellen, die Größenordnung der Änderungen, also die Summe der geänderten Relativgewichte, ist jedoch nicht Bestandteil des Berichtes. Ergebnisse Der Anteil der vorgeprüften Fälle variierte in den einzelnen Stichproben 2005 von 0 bis 20 Prozent und 2006 von 1 bis 58 Prozent der Stichprobenfälle. Im Durchschnitt lag dieser Anteil 2005 bei 9,9 Prozent, 2006 bei 14 Prozent. Bei den Stichprobenprüfungen 2005 lag der Anteil Primärer Fehlbelegung zwischen 0 und 21 Prozent (Durchschnitt 1,1 Prozent). Damit werden jene Fälle erfasst, bei denen eine Krankenhausaufnahme medizinisch nicht notwendig war. Eine Sekundäre Fehlbelegung – also jene Fälle, bei denen der Patient deutlich früher hätte entlassen werden können – fand sich in 4 Prozent der Fälle mit Überschreitung der Oberen Grenzverweildauer (OGVD). 2006 lagen die Werte für Primäre Fehlbelegung zwischen 0 und 4 Prozent (Durchschnitt 1,2 Prozent) und für die Sekundäre Fehlbelegung zwischen 0 und 50 Prozent (Durchschnitt 18,5 Prozent). Zu einer Änderung der Kodierung kam es 2005 in 19,6 Prozent der Fälle, davon in 11,3 Prozent zu Gunsten der Krankenkassen. Im Jahr 2006 wurde Kranken- und Pflegeversicherung die Kodierung in 11,4 Prozent der Fälle korrigiert, davon in 8,5 Prozent zu Gunsten der Krankenkassen. Verrechnet man die Relativgewichtsänderungen zu Gunsten und zu Ungunsten der Krankenkassen miteinander, so ergibt sich 2005 im Saldo eine Änderung der effektiven Relativgewichte zwischen 1,9 Prozent zu Gunsten eines Krankenhauses und 21,6 Prozent zu Gunsten der Krankenkassen (Durchschnitt 2,2 Prozent zu Gunsten der Krankenkassen); 2006 lag dieser Wert zwischen 1,8 Prozent zu Gunsten eines Krankenhauses und 6,4 Prozent zu Gunsten der Krankenkassen (Durchschnitt 2,0 Prozent zu Gunsten der Krankenkassen). Die Entgeltänderung zu Gunsten der Krankenkassen würde sich bei Einbezug der nach § 275 SGB V vorgeprüften Fälle in die Stichprobe 2005 um 35,4 Prozent erhöhen; 2006 läge die Erhöhung sogar bei 110,7 Prozent. Erkenntnisse aus den Prüfungen Durch die gemeinsame Prüfempfehlung sind die Fristen und Pflichten in diesem Verfahren strikt geregelt. Bei keiner der 25 in den Jahren 2005 und 2006 durchgeführten Prüfungen traten Schwierigkeiten bei der Durchführung oder beim Einhalten der Fristen auf. Die Krankenakten lagen bis auf ganz wenige Einzelfälle stets vor, die Atmosphäre war fachlich kollegial. Nur wenige Fallbesprechungen endeten im Dissens. Die Ergebnisse der Stichprobenprüfungen entsprachen häufig nicht dem Eindurck, den der MDK aufgrund der zuvor geprüften Einzelfälle hatte. So zeigte sich zum Beispiel trotz eines hohen Anteils an Einzelfallprüfungen mit Änderung zu Gunsten der Kassen (22 Prozent) bei der Stichprobenprüfung immer noch eine hohe Gutachterinnen und Gutachter des MDK Rheinland-Pfalz während einer DRG-Prüfung Änderungsrate von 26,2 Prozent. Ebenso gab es die Konstellation, dass sich nur wenige vorgeprüfte Fälle mit ganz geringen Änderungen (Summe der Relativgewichtsänderungen 0,724) in der Stichprobe fanden, es jedoch bei der Prüfung zu deutlichen Relativgewichtsänderungen (Summe 12,443) zu Gunsten der Krankenkassen kam. Nicht alle Sachverhalte können durch § 17c KHG Prüfungen erfasst werden. Insbesondere bei Fragen zur Fallzusammenführung aufgrund der Abrechnungsbestimmungen und bei Sekundärer Fehlbelegung mit möglichem Unterschreiten der Unteren Grenzverweildauer ist die Stichprobenprüfung nach § 17c KHG nicht das geeignete Instrument. Die Untere Grenzverweildauer z. B. ist als Prüfgegenstand bei der Stichprobenprüfung schlicht nicht vorgesehen. Schlussfolgerung Aussagen zu systematischen Kodier-Auffälligkeiten sind allein mit verdachtsunabhängigen Stichprobenprüfungen nur eingeschränkt möglich. Das liegt vor allem an den oben geschilderten Regelungen, insbesondere am Ausschluss vorgeprüfter Fälle. Kombiniert man die Stichprobenprüfung allerdings mit den Ergebnissen der bereits vor- 13 geprüften Einzelfälle, so ist eine Aussage über die Kodierqualität einer Abteilung durchaus zu treffen. Darüber hinaus erfahren Krankenkassen und Krankenhäuser, in welcher Größenordnung Fehlkodierungen zu Verzerrungen in der Entgeltberechnung führen. Krankenhäuser erhalten außerdem Hinweise für interne Verbesserungsmaßnahmen und zu Fehleinschätzungen ihrer finanziellen Lage, die auf Fehlkodierungen beruhen. Die Krankenkassen werden bei einer sachgerechten Fallauswahl für Einzelfallprüfungen unterstützt, die einer Ressourcenschonung auf beiden Seiten zugute kommt. Nicht zuletzt sorgen Stichprobenprüfungen für eine Vergütungsgerechtigkeit innerhalb des DRG-Systems. Dr. med. Martina Modrack ist Referentin und Koordinatorin im Bereich Krankenhaus des MDK Rheinland-Pfalz E-Mail: [email protected] Dr. med. Ursula Weibler-Villalobos ist Leitende Ärztin des MDK Rheinland-Pfalz E-Mail: [email protected] MDK-Forum 1/2007 Kranken- und Pflegeversicherung DRG-Begutachtung am Arbeitsplatz oder im Krankenhaus? Strukturierter Vergleich des MDK Westfalen-Lippe Von Dr. Rainer Funk und Dr. Ulrich Heine D ie MDK-Begutachtung von Fragen der stationären Versorgung – insbesondere zur korrekten Kodierung – unterscheidet sich je nach regionalen Vorgaben seitens der Auftraggeber sowie landesspezifischen Regelungen. Die Spannbreite reicht von nahezu ausschließlicher Begutachtung im Krankenhaus bis zur weit überwiegenden Begutachtung am Arbeitsplatz des Gutachters im MDK. In einem Modellprojekt hat der MDK Westfalen-Lippe Aufwand und Ergebnis von Kodierprüfungen durch Begutachtungen im Krankenhaus bzw. durch Begutachtungen im MDK gegenübergestellt. Während in der reinen Begutachtungszeit derzeit keine wesentlichen Unterschiede feststellbar sind, konnte die Laufzeit der Aufträge durch eine Krankenhausbegehung deutlich reduziert werden. Bei Aufträgen zur Prüfung der Kodierqualität der Krankenhäuser hat der MDK WestfalenLippe zunächst keine Begutachtung im Krankenhaus durchgeführt. Die Begutachtung erfolgte grundsätzlich nach Aktenlage in der MDK-Beratungsstelle (BBS) – ein Vorgehen, das durch die Vorgaben des Landesvertrages nach § 112 Absatz 2 Nr. 2 SGB V gestützt wird, der den Anspruch des MDK auf die Übersendung der Behandlungsunterlagen festschreibt. In Westfalen-Lippe hat sich wie in vielen MDK die Erstbegutachtung auf Basis der Daten nach § 301 SGB V, der Krankenhausabrechnung, des Arztbriefes und MDK-Forum 1/2007 ggf. des Operationsberichtes oder Interventionsprotokolles etabliert. Erst im Nachgang werden relevante Auszüge aus der Akte oder aber die gesamte Krankenhausakte herangezogen. Projekt: Begehung in zwei Krankenhäusern Von Januar bis Ende August 2006 wurde in zwei Krankenhäusern die Kodierung von 345 Fällen vollständig geprüft. Die Daten der Begehung im Krankenhaus wurden den Daten aus dem Begutachtungsjahr 2005 gegenübergestellt. Der zeitliche Aufwand der Begehungen wurde inklusive der Reisezeiten erfasst. Dieser Vergleich sollte vorrangig folgende Fragen beantworten: • Wie unterscheidet sich der zeitliche Aufwand der Begutachtung in der BBS von der Begutachtung vor Ort mit primärer Akteneinsicht ggf. Ansicht der Patientendokumentation im Krankenhausinformationssystem? • Lassen sich Unterschiede im Prüfergebnis nachweisen und wenn ja welche? • Lässt sich Verwaltungsaufwand der Beteiligten reduzieren, indem der Verfahrensablauf bescheunigt werden kann? • Welche Auswirkungen auf die Bearbeitungszeit lassen sich nachweisen? Für den strukturierten Vergleich wurden zwei Krankenhäuser gewonnen, die folgende Voraussetzungen erfüllten: In beiden Häusern wurden jeweils so viele Fälle hinterfragt, dass eine Be- 14 gutachtung vor Ort mit jeweils zwei Gutachtern (operativ/konservativ) ganztägig möglich war. In beiden Krankenhäusern wich die Änderungsquote des DRGErgebnisses vom Durchschnitt in Westfalen-Lippe ab; in einem Haus lag sie deutlich höher, im anderen Haus darunter. In Vorgesprächen mit den Krankenhäusern wurden folgende Eckpunkte vereinbart: • Grundsätzlich werden nur Fälle aus dem laufenden Jahr 2006 begutachtet. • Das Krankenhaus erhält die Liste der zu begutachtenden Patientenaufenthalte per Mail oder Fax sieben Kalendertage vor Begehungstermin. • Grundsätzlich wird die gesamte Kodierung geprüft. • Das Krankenhaus stellt die komplette Akte zur Verfügung. • Das Fallgespräch findet zwischen Krankenhauscontrollern und MDK-Ärzten mit dem primären Ziel des konsentierten Fallabschlusses statt. • Ist eine Einigung im Fallgespräch primär nicht zu erzielen und will die Krankenhausseite Rücksprache mit der behandelnden Abteilung nehmen, wird der Fall auf den nächsten Termin vertagt. Bearbeitungszeit der Gutachter in etwa gleich Für beide Verfahren lassen sich derzeit keine signifikanten Unterschiede in der gutachterlichen Bearbeitungszeit feststellen. Die Begehung im Krankenhaus mit voller Akteneinsicht, Begutachtung vor Ort Kranken- und Pflegeversicherung und Diskussion des Ergebnisses im Rahmen des Fallgespräches ist ein Begutachtungsverfahren, das auf Krankenhausseite starke Akzeptanz erfährt, weil es den Verwaltungsaufwand vor allem auf Seiten des Krankenhauses senkt. In beiden Häusern wurde der Wunsch geäußert, auch die Notwendigkeit und Dauer der Krankenhausbehandlung so zu begutachten. Kürzere Laufzeiten Administrative Tätigkeiten, wie z. B. die Anforderung und Verwaltung von Behandlungsunterlagen, Mahnschreiben, lassen sich hingegen reduzieren. Dieses ermöglicht eine sehr zeitnahe Begutachtung, was gegenüber der Fallprüfung anhand der Aktenlage zu einer deutlichen Verkürzung der Gutachtenlaufzeiten vom Auftragseingang bis zum Postlauf führt. So konnten wir in den Begehungsfällen die Gesamtlaufzeit um 40 Prozent auf 39 Tage senken, die Zeit von der Übergabe an den Gutachter bis zum Fallabschluss um mehr als 60 Prozent auf 11 Tage. Allerdings bleibt hier festzustellen, dass bisher die Reisezeiten sehr kurz sind (urbane Krankenhäuser) und die Fallzahlen eine ganztägige Auslastung der Gutachter in regelmäßigen Abständen gewährleisten. Vertretbare Reisezeiten und eine ausreichende Anzahl von Fällen, die zur Vorlage kommen, sind Voraussetzung, dass die Begehung vom MDK als effizientes Verfahren eingesetzt werden kann. Bei Krankenhäusern mit kleinen Fallzahlen wäre dieses Verfahren weniger effizient, da hierbei verhältnismäßig lange Reisezeiten anfielen oder sich die Gutachten-Laufzeiten bis zur Sammlung ausreichender Fallzahlen erhöhen würden. Weniger Folgegutachten und Einsprüche Insgesamt kann ein deutlicher Rückgang der Folgegutachten festgehalten werden, was zur Entlastung sowohl auf Krankenhausseite als auch beim MDK Westfalen-Lippe führte. Einer weiteren Minimierung standen unter anderem folgende Gründe entgegen: Haus A fusionierte in der ersten Jahreshälfte mit einem Haus, dessen Fälle in der BBS begutachtet wurden. Daraus resultierende Folgegutachten wurden dann erstmals im Krankenhaus bearbeitet. In einigen Begehungsfällen kamen allerdings nachträglich – nach Erhalt des Gutachtens – noch Einwände der Controller, obwohl die Fallgespräche im Konsens abgeschlossen worden waren. Als Parameter für die gestiegene Effizienz der Kodierprüfungen nahmen wir die Einspruchsquoten und verglichen sie mit denen der Vorjahre (Tabelle 1). Lernprozesse Die entgeltrelevanten Änderungsquoten durch den MDK lassen im Vergleich zum Jahr 2005 in beiden Häusern eine sinkende Tendenz – teilweise bis unter den Durchschnitt aller Begutachtungen – feststellen (Tabelle 2). Hier gehen wir von einem Lernprozess der Krankenhäuser aus, der sich unter anderem durch eine merkliche Verbesserung der Dokumentationsqualität in den Akten nachvollziehen lässt. Nicht zuletzt ist dieser Effekt auch auf die kollegialen Fallgespräche zurück zu führen. Fazit Die Begehung im Krankenhaus zur einzelfallbezogenen Prüfung der Kodierqualität ist ein Begutachtungsinstrument, das auf positive Resonanz seitens der Häuser stößt. Krankenhausbegehungen können die Fälle schneller zum Abschluss bringen, da Folgegutachten i.d. R. entfallen. Während in der reinen Begutachtungszeit derzeit keine wesentlichen Unterschiede feststellbar sind, kann die Laufzeit 15 der Aufträge insgesamt deutlich reduziert werden, wobei gleichzeitig der Verwaltungsaufwand aller Beteiligten merklich sinkt. Der MDK leistet damit einen Beitrag zum Abbau der allgemein beklagten „Bürokratie“, wodurch positive Effekte in der Außenwirkung des MDK erzielt werden. Effizient kann diese Form der Begutachtung jedoch nur bei ausreichend hohen Fallzahlen und vertretbaren Reisezeiten eingesetzt werden, so dass eine flächenhafte Etablierung in Westfalen-Lippe ausscheidet. Aus den Erfahrungen dieses Modellprojekts kann der MDK Westfalen-Lippe zukünftig die Prüfung der Kodierqualität im Krankenhaus gezielt einsetzen. Tabelle 1: Einspruchsquoten von Haus A und Haus B Prüfungsort in BBS 2004 in BBS 2005 in BBS 2006* im Krankenhaus 2006* Einspruchsquoten Haus A Haus B 11,6 % 5,5 % 32,2 % 13,5 % 25,5 % entfällt 4,6 % 3,9 % Tabelle 2: Entgeltrelevante Änderungsquoten der DRG Begutachtung Begehung in der BBS alle Krankenhäuser 44,6 % 42,8 % Haus A 56,5 % 43,1 % Haus B 40,3 % 32,0 % Dr. med. Rainer Funk leitet das Fachreferat Krankenhaus beim MDK Westfalen-Lippe E-Mail: [email protected] Dr. med. Ulrich Heine ist Ärztlicher Direktor und stv. Geschäftsführer des MDK Westfalen-Lippe E-Mail: [email protected] MDK-Forum 1/2007 Kranken- und Pflegeversicherung Schauspieler zur Sprechstunde A n der Ludwig-MaximiliansUniversität (LMU) in München lernen Medizinstudenten und Schauspieler gegenseitig voneinander: die Mediziner die Diagnose und das Patientengespräch – die Schauspieler das glaubhafte Darstellen von Krankheiten. Diese so genannten Simulationspatienten schlüpfen in die Rolle eines Kranken und sorgen in einer Prüfungssituation dafür, dass alle Mediziner ein standardisiertes Krankheitsbild zum Entschlüsseln bekommen. „Wir wollen bessere Studenten haben, die in der Rolle des Arztes die Fähigkeiten zeigen, die sie später im Beruf brauchen“, fasst Prof. Stefan Schewe, Oberarzt an der LMU, das Ziel des Simulationspatientenprogramms zusammen. Jedes Jahr bestehen 6.000 junge Mediziner ihr Examen. Vollgestopft mit dem Wissen eines langen Studiums, müssen sie ihren Lehrern zeigen, dass sie als Arzt tätig werden können. Noch wird beim medizinischen Staatsexamen überwiegend Faktenwissen im Multiple-ChoiceVerfahren abgefragt. „Neben den Ankreuztests sollte es auch um die Kompetenz gehen, mit Menschen gut umgehen zu können“, sagt Prof. Schewe. In bestimmten Prüfungen an der Patientenschauspieler Manfred Barth in der „Sprechstunde“ 100 Schauspieler im Einsatz jeder machen. Man braucht keine besondere Ausbildung dazu. Ein bisschen Selbstbewusstsein ist eine gute Voraussetzung“, sagt Prof. Schewe. Der Rheumatologe leistete Pionierarbeit und klapperte Kirchen, Betreuungszentren der Senioren und Schauspielschulen ab und stellte seit dem Jahr 2000 nach und nach sein Schauspielerensemble zusammen. Mittlerweile kann die LMU auf etwa 100 Laienschauspieler zurückgreifen. Dafür werden standardisierte Patienten benötigt. „Das kann Versetzen wir uns in eine Prüfungssituation LMU müssen die Mediziner von morgen auch das unter Beweis stellen. „Wir prüfen primär, ob der Student bei einer gewissen klinischen Situation eine vollständige Anamnese erheben kann, dabei die richtigen Fragen in der richtigen Reihenfolge stellt und die richtige klinische Untersuchung tatsächlich durchführen kann“, erklärt Prof. Schewe die Methode. Stichwort Simulationspatienten Mittlerweile interessieren sich immer mehr Universitätskliniken für Simulationspatienten. Das sind Laienschauspieler, die Krankheitsbilder oder Beratungsanlässe anhand vorgefertigter Rollenskripte einstudieren, um diese dann kompetent und authentisch in einem „Arzt-PatientenGespräch“ darzustellen. Diese Methode hat das Ziel, die ärztliche Kommunikationskompetenz in der medizinischen Ausbildung zu verbessern. Im Gespräch mit den Simulationspatienten erproben und überprüfen die Studierenden ihr Wissen und ihre Kommunikationskompetenz auf praktische Art und Weise. Das strukturierte Feedback zu verbaler und nonverbaler Kommunikation sowie zu medizinischen Inhalten ermöglicht den Studierenden, ihre Fertigkeiten zu korrigieren und zu verbessern. MDK-Forum 1/2007 16 Prof. Schewe erklärt einer Gruppe von Simulationspatienten, worum es dieses Mal geht: „Sie hatten früher vorübergehend Kreuzschmerzen. Es hat im Rückenbereich kurz wehgetan. Die Schmerzen gingen wieder weg. Wichtig: Die Kreuzschmerzen sind vor allem in der Nacht besonders stark.“ Schewe erklärt genau, wie die Beschwerden vorgespielt werden sollen. Die Patienten wissen jetzt, an welcher Stelle sie „Aua“ sagen müssen. Mit einer kurzen schriftlichen Beschreibung der Kranken- und Pflegeversicherung Beschwerden bekommen die Patienten zudem ein kleines Drehbuch an die Hand. Auch für die Medizinstudenten ist das eine außergewöhnliche Situation. Zum ersten Mal treffen sie im Rahmen einer Prüfung auf „echte“ Patienten. Sie müssen ihr Fachwissen und ihre menschliche Kompetenz unter Beweis stellen. „Ich habe so etwas noch nie gemacht und bin richtig aufgeregt“, sagt eine Studentin im achten Semester. Prüfungsszene Sprechstunde Patientenschauspieler Manfred Barth verwandelt sich in Michael Block, denn selbst der Patientenname ist standardisiert. In der Prüfungssituation hat die Studentin zehn Minuten Zeit, um herauszufinden, warum Herr Block heute in „ihre Sprechstunde“ gekommen ist. Es geht darum, detailliert die Vorgeschichte der Krankheit des Patienten zu erfragen. Dazu muss sie genau wissen, wann und wie die Schmerzen auftreten und wie sie gebessert werden können. Am Ende des Gesprächs sollte die Studentin die zehn wichtigsten Fragen gestellt haben. Eine Eieruhr im nachgestellten Arztzimmer signalisiert: Die zehn Minuten sind um. Patient Block gibt nun sein Feedback zur Diagnostik und eine menschliche Beurteilung ab. „Sie haben gezeigt, dass sie nicht nur Theoretiker sind, sondern auch ein Mensch. Ich würde sie auch als Arzt aufsuchen“, lautet seine Einschätzung. Die zweite Station der Prüfung ist ein schriftlicher Test. Die Simulationspatienten werden aus Zeitgründen nur noch im Anamnesegespräch und bei der klinischen Untersuchung eingesetzt. Deswegen überprüfen sich die Studenten auf der letzten Etappe nun gegenseitig. Abwechselnd sind sie Patient oder Arzt. Prof. Schewe achtet darauf, dass Gesprächsführung, Diagnose und Untersuchungs- technik den Anforderungen entsprechen. Nach 60 Minuten sind alle froh, die Prüfung gemeistert zu haben. Prof. Schewe löst nun das Rätsel der Krankheit bei seinen Schauspielern auf: Während es beim letzten Durchgang Gicht und Rheuma waren, ging es bei dieser Prüfung um Tumore an der Wirbelsäule. „Darauf deuteten unter anderem die von ihnen geäußerten Beschwerden in der Nacht hin. Ich hoffe, dass sie beim nächsten Mal wieder dabei sind“, verabschiedet sich Prof. Schewe. Simulationspatienten gehören zur Medizinerausbildung Doch der Professor an der Universität in München ist noch nicht zufrieden. „Wir brauchen diese Methode auch für den Unterricht. Wir müssen die Studenten an standardisierten Mit Simulationspatienten die Diagnostik verbessern Ärzte lassen sich ungern in die Karten schauen. Kenntnisse und Können von Medizinern lassen sich nur schwer bewerten. Mit Hilfe von Simulationspatienten versuchen Medizindidaktiker auch gestandene Mediziner mit Standardsituationen zu konfrontieren, um daraus Schlüsse für die Diagnosequalität zu ziehen. An der Universität Brüssel wurde beispielsweise die Gesprächstechnik bei 62 Ärzten erfasst, die an einem Kommunikationstraining mit Schauspielerpatienten teilgenommen hatten. Im Vergleich zu Ärzten, die nicht darin fortgebildet wurden, waren die Fragen der geschulten Ärzte nicht nur offener, sondern zugleich ergiebiger für die Diagnose. Ähnlich angelegte Versuche in den Niederlanden und den USA kamen zu vergleichbaren Ergebnissen. 17 Patienten trainieren. Simulationspatienten nur für die Prüfung einzusetzen, genügt nicht. Wir müssen im Unterricht auch die Kommunikationsfähigkeiten trainieren. Die künftigen Mediziner sollen die Interaktion mit dem Patienten lernen; vor allem das Feedback des Patienten auf die Handlungen als Arzt ist wichtig.“ Die Arbeit mit Simulationspatienten ist aufwändig. Deswegen setzen bisher nur wenige Universitäten Schauspieler bereits in der Ausbildungsphase der Mediziner ein. Dagegen erkannten amerikanische Eliteuniversitäten seit langem den Nutzen dieser Ausbildungsmethode. Die Erfahrung zeigt: Gut geschulte Ärzte beziehen Ängste, Unsicherheiten und andere psychologische Aspekte der Erkrankung häufiger mit ein und verhielten sich empathischer als die Mediziner ohne dieses Training. Eigenes Schlüsselerlebnis Schewe bestätigt dies aus eigener Anschauung: „Bei einem Training an der Harvard Medical School in den USA wurde ich selbst mit Simulationspatienten konfrontiert. Das war für mich ein Schlüsselerlebnis. Mir gegenüber saß eine depressive Patientin. Sie ging auf meine Fragen einfach nicht ein.“ Nach fünf Minuten gab die Patientin als Feedback: „Herr Doktor, es war nett mit Ihnen zu reden, sie haben sich viel Mühe gegeben, aber Sie hätten mich eigentlich auch nach Suizidalität fragen können.“ „Damit hatte sie Recht“, gestand Prof. Schewe ein. „Natürlich weiß ich, dass Depression etwas mit Suizidalität zu tun hat. Aber wenn ich das in einem Fachbuch lese, ist das etwas ganz anderes, als in der konkreten Situation damit konfrontiert zu werden. Daran werde ich mich immer erinnern.“ (dt) MDK-Forum 1/2007 Kranken- und Pflegeversicherung Pflege: Mehr Lebensqualität durch neue Esskultur I ch möchte Gurkensalat mit Joghurtsauce.“ Die 80jährige Edith Schmitz* sitzt mit den Bewohnerinnen und Bewohnern ihrer Wohngruppe am Tisch und hält die grüne Salatgurke wie ein Zepter. Die anderen haben Mandarinen, Lauch oder getrocknete Erbsen vor sich. Es ist Mittwoch Vormittag zwischen 11 und 12 Uhr: Menübesprechung im Martineum. Die Menübesprechung ist fixer Teil eines Projekts, mit dem das Evangelische Seniorenzentrum im Essener Stadtteil Steele seine überwiegend dementen Bewohner wieder zum Essen motivieren will. Etwa 300 Bewohner beherbergt das Martineum in insgesamt drei Häusern. 80 Prozent von ihnen leiden an einer Demenzerkrankung, viele sind völlig desorientiert. Wie so oft stand am Anfang des Projekts ein Problem. „Das Essen schmeckte nicht, Bewohner und Angehörige waren unzufrieden, es gab immer wieder Beschwerden“, schildert Einrichtungsleiter Heinrich Gerlach die Situation vor etwa drei Jahren. Basale Stimulation beim Essen Durch Fortbildungen kam die Pflegedienstleitung in Kontakt mit dem schweizer Koch und Gerontologen Markus Biedermann. Er versucht das Konzept der „Basalen Stimulation“, mit dem demenzkranke Patienten aktiviert und angeregt werden sollen, wieder in Kontakt mit ihrer Umwelt zu treten, ganz konkret auf vielfältige Ess- und Trinksituationen zu übertragen. „Wir haben es überwiegend mit Menschen zu tun, die ihr Hunger- und Durstgefühl nicht mehr richtig interpretieren können und die deshalb von sich aus kaum essen und trinken“, beschreibt Andrea Kolditz, die stellv. Pflegedienstleiterin, das pflegerische Problem. „Aus der Nahrungsaufnahme wieder einen Genuss zu machen und das Essen als einen sozialen Akt zu begreifen – das hat mich am Konzept von Biedermann überzeugt.“ Dieses Verständnis, erläutert Kolditz, sei Voraussetzung dafür, dass die Bewohner motiviert werden, ausreichend und so lange wie möglich selbstständig zu essen. Organisatorische Veränderungen notwendig Für dieses Projekt, das das Essener Seniorenzentrum gemeinsam Zunächst wurde ein Küchenchef eingestellt, der bisher in der gehobenen Gastronomie gearbeitet hatte. „Wir wollten jemanden, der die Bewohner als Kunden ernst nimmt“, erklärt Gerlach. Die Küche und ihre Mitarbeiter sollten konzeptionell von Anfang an einbezogen werden und ihren „Zuliefererstatus“ aufgeben. Dazu fanden Fortbildungen mit allen Berufsgruppen statt. In der Diskussion: PEG-Sonden bei Menschen mit Demenz Studien aus den USA stellen die Evidenz der Sondenernährung bei Demenzkranken in Frage. Die Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin schliessen sich dem zumindest für Patienten im fortgeschrittenen Stadium an. Aus der Praxis von Pflegeheimen wird immer wieder berichtet, dass Menschen auch mit weit fortgeschrittener Demenz von der PEG-Sonde durchaus profitieren können. Sinnvoll können PEG-Sonden dann sein, wenn · die PEG-Sonde sich am mutmaßlichen Willen (und der Lebensqualität) orientiert · vorher alle Maßnahmen versucht wurden, um den dementen Menschen zum Essen und Trinken zu bewegen · Ernährungsprobleme frühzeitig aufgedeckt werden, Betroffene noch ausreichend körperliche Ressourcen haben und die Mangelernährung sich nicht manifestiert hat · eine weitere Teilnahme an den gewohnten Mahlzeiten ermöglicht, sowie eine orale Nahrungszufuhr, gegebenenfalls durch „Basale Stimulation“ sicher gestellt wird · andere Erkrankungen, nicht nur die Demenz, in die Entscheidung mit einfließen Denn bisher gibt es keinen Anhalt dafür, dass eine Demenz für eine Lebenszeitverkürzung verantwortlich ist. Wesentlich bedeutender sind hier die Komorbiditäten, bzw. das Stresserleben aufgrund der demenzbedingten Beeinträchtigungen (vgl. Wojnar, 2005). In den Fällen, in denen eine Sondenernährung erforderlich ist, ist darauf hinzuwirken, dass eine bedarfsgerechte Ernährung gewährleistet wird und keine pauschale Kaloriengabe von z.B. 1000 kcal. Mehr dazu unter: www.nahrungsverweigerung.de Uwe Brucker, MDS * Name durch die Redaktion geändert MDK-Forum 1/2007 mit Markus Biedermann entwickelte und das als Modellprojekt der „Landesinitiative Demenz-Service NRW“ von der Stiftung Wohlfahrtspflege gefördert wurde, musste organisatorisch einiges umgekrempelt werden. 18 Kranken- und Pflegeversicherung Am Freitag trifft sich die Schnibbelgruppe Mit Martin Reinirkens, einem agilen Mittdreißiger, wurde ein engagierter Küchenchef gefunden. „Ich hatte vorher keinen Kontakt zu älteren Leuten“, bekennt er freimütig. Einmal pro Woche trifft er eine der 14 Wohngruppen, die abwechselnd den Menüplan der folgenden Woche mitgestalten. Reinirkens begrüßt jeden mit Handschlag und Namen. Etwa eine Stunde lang dauert diese Besprechung, an der auch die Sozialtherapeutin teilnimmt, dann steht der Plan für die nächste Woche. Pro Tag werden zwei Gerichte zur Auswahl angeboten. Dabei können die Bewohner ihre individuellen Vorlieben einbringen. „Für diese Generation sind Kartoffeln ganz wichtig, ohne die geht nichts“, lacht Reinirkens. Außerdem ist die Schnibbelgruppe fester Bestandteil der gemeinsamen Arbeit. Jeden Freitag treffen sich etwa 20 Frauen und Männer, um sich an der Zubereitung zu beteiligen. Auch Menschen, denen längst die Worte für ihre Handlungen fehlen, „wissen“, was zu tun ist, wenn sie ein Messer und Obst und Gemüse in die Hand nehmen. Ganz nebenbei kann dabei die Motorik trainiert werden. Wenn es mit Messer und Gabel nicht mehr klappt Es ist 12.30 Uhr, Zeit für das Mittagessen in Wohngruppe Paul-Bever-Haus I. Küchenmitarbeiter bringen die Speisen mit Wärmewagen aus der Zentralküche im Erdgeschoss und helfen bei der Essensausgabe mit. „Wir wollten weg von den Tabletts, auch wenn das aufwändiger ist. Jetzt können die Bewohner selbst bestimmen, was sie probieren und wie viel sie von jeder Speise nehmen wollen“, sagt Reinirkens. „Stundenlanges Warmhalten der Gerichte, wie es in vielen Heimen gang und gebe Das Martineum setzt beim Essen und Trinken auf das Konzept „Basale Stimulation“ des schweizer Gerontologen Markus Biedermann (re.) ist, gibt es hier nicht. Gemüse, Obst und Salat behalten dadurch ihre wichtigen Nährstoffe – und es schmeckt auch besser.“ Die Küche arbeite wie ein Restaurant ‚in time’. Für Demenzkranke, die nicht mehr selbstständig mit dem Besteck umgehen können, wird das Essen als Fingerfood angeboten: Fleisch kommt als kleines frittiertes Würfelchen auf den Teller, ebenso Kartoffeln oder Gemüse. Besonders unruhige Bewohner können auch während ihrer „Laufzeiten“ essen. An gut erreichbaren Stellen stehen deshalb Tellerchen mit kleinen hochkalorischen Häppchen bereit, von denen sich die Betroffenen bedienen können. Zum Teil werden die Häppchen sogar während des Laufens angereicht. „Eat by walking“ nennen Fachleute diese Form der Essensaufnahme. PEG oder nicht? Was passiert, wenn alle diese Maßnahmen nicht ausreichen und Demenzkranke nicht genügend Nahrung zu sich nehmen? In vielen Einrichtungen wird dann eine PEG-Sonde gelegt, zum Beispiel wenn eine schwere Schluckstörung vorliegt. Zum einen hofft man, dass sich der 19 Patient durch die künstliche Ernährung noch einmal erholt, zum anderen soll die Sonde verhindern, dass der Patient durch das Verschluckte eine Lungenentzündung bekommt. „Auch im Martineum gibt es nicht die schöne heile Welt, in der es keine PEG-Sonden mehr gibt“, räumt Andrea Kolditz ein. „Wir sehen die Sonde nur als unterstützendes Hilfsmittel, wenn es gar nicht mehr anders geht, und versuchen, wenn vertretbar, trotzdem die orale Nahrungsaufnahme aufrecht zu erhalten.“ In einem Fall sei es sogar gelungen, die Sonde nach mehr als einem Jahr wieder zu entfernen. Auch in Zukunft mehr Lebensqualität durch neue Esskultur? Die externe Förderung des Projekts ist 2006 ausgelaufen. Was die Zukunft angeht, ist Heinrich Gerlach skeptisch: „Wirtschaftlich wird es nicht einfach sein, die Fülle der Ansätze in den Alltag zu übernehmen.“ Die Durchführung des Projekts sei nur möglich gewesen, weil die Mitarbeiter mit hoher Motivation hinter dem Projekt gestanden hätten. Jetzt komme es darauf an, die geschaffenen Strukturen auch weiter zu pflegen. (gr) MDK-Forum 1/2007 Kranken- und Pflegeversicherung Nutzenbewertung innovativer Medizinprodukte Expertentag der SEG 5 und der SEG 7 Von Dr. Gerhard Fergenbauer und Dr. Christoph Kreck N eue Medizinprodukte werden oft mit medizinischem Fortschritt gleich gesetzt, doch nur ein kleiner Teil hält dauerhaft Einzug in die medizinische Versorgung. Auf dem Markt findet sich eine zum Teil unübersehbare Vielfalt an Einzelprodukten mit häufig zweifelhaftem Nutzen für die Patienten. Wie sich der therapeutische Nutzen von innovativen Medizinprodukten bewerten lässt nd welche Konsequenzen für die Versorgungsrealität zu ziehen sind, darüber diskutierten mehr als 110 Teilnehmer und Teilnehmerinnen beim gemeinsamen Expertentag der Sozialmedizinischen Expertengruppen „Hilfsmittel und Medizinprodukte“ (SEG 5) und „Methoden- und Produktbewertung“ (SEG 7) am 12. 12. 2006 in Weimar. Marketing oder solide Patientenversorgung? Diese Frage müssen die Medizinischen Dienste immer wieder beantworten. Die Bandbreite der Fragestellungen reicht von Fragen zur Abgrenzung zwischen Medizinprodukten und Hilfsmitteln über die Bewertung des therapeutischen Nutzens von diagnostischen und therapeutischen Geräten als Teil einer (innovativen) Methode bis zur Evaluation von Implantaten und „arzneimittelähnlichen“ Medizinprodukten. Der leistungsrechtliche Hintergrund ist heterogen, der Evaluationsstandard niedrig. Fachabteilungen, die sich über Hilfsmittel hinaus spezialisiert mit Medizinprodukten befassen, existieren mit Ausnahme des Fachbereichs „Medizinprodukte“ beim MDS kaum. MDK-Forum 1/2007 Prof. Dr. Michael Forsting von der Universitätsklinik Essen mit Mikrokatheder und Coil, das in ein Aneurysma eingebracht wird Chancen und enttäuschte Erwartungen Den Auftakt der Veranstaltung bildete eine Reihe von Fachthemen. Dr. Friedrich Kruse, MDS, stellte das Vorgehen bei der Bewertung des therapeutischen Nutzens von externen Defibrillatoren am Beispiel von LifeVest vor. Diese „anziehbaren“ externen Defibrillatoren kommen zum Einsatz bei Patienten, bei denen die Gefahr eines plötzlichen Herzstillstands besteht, die aber keine Kandidaten für implantierbare Defibrillatoren sind bzw. eine solche Implantation ablehnen. Aus der Darstellung der Methode und der publizierten Evidenz entwickelte Kruse einen Vorschlag, 20 wie die Versorgung in Verträgen nach § 116b „Ambulante Behandlung im Krankenhaus“ zu gestalten sei und wie gleichzeitig wissenschaftliche Begleitstudien zu vereinbaren seien. Über die Kapselendoskopie als diagnostische Methode berichtete Dr. Hans-Georg Hoffmann vom MDK Niedersachsen. Die Kapsel sowie zugehörige Geräte werden für die Abklärung unklarer Blutungen und die Diagnostik chronisch entzündlicher Darmerkrankungen wie Morbus Crohn eingesetzt. In den Medien werden sie jedoch auch als diagnostisches Verfahren für viele Symptome des Magen-DarmTraktes empfohlen, bis hin zum Colon irritabile. „Für viele Indi- Kranken- und Pflegeversicherung kationen bestehen Alternativen, die besser untersucht oder wirtschaftlicher sind“, so Hoffmanns Fazit. Ein bereits etabliertes Verfahren stellte Prof. Dr. Michael Forsting vom Universitätsklinikum Essen vor: Beim so genannten Coiling werden in der endovaskulären Neurochirurgie von Aneurysmen über einen Katheter Spulen aus Platindraht („Coils“) eingebracht. Das Verfahren hat sich als Alternative zum offenen chirurgischen Vorgehen etabliert. Nach Forstings Einschätzung ist es aber nicht für alle Fälle geeignet. Die Kombination mit Stents bedeute eine Weiterentwicklung, wodurch die Rate der Rekanalisationen reduziert werden könne. Hürde für die Einführung neuer Methoden zu niedrig Viele neue Technologien werden eingeführt, obwohl sie kaum evaluiert sind. Eine Reihe neuer Medizinprodukte wird zum Beispiel zur Behandlung degenerativer Spinalkanalstenosen angeboten. Schon das breite Spektrum von Operationsmethoden und Implantaten ist ein Indiz dafür, dass die therapeutische Situation unbefriedigend ist. Die vielfältigen Methoden und immer häufigere Operationen gehen jedoch nicht mit besseren Ergebnissen einher, wie Prof. Dr. Johannes Giehl, MDK Baden-Württemberg, eindrücklich darstellte. „Für alle Produkte besteht weiterer Evaluationsbedarf“, sagte Giehl. Es wurde deutlich, dass die Hürde für die Einführung neuer OP-Methoden und Implantate zu niedrig ist, insbesondere „kleinere Eingriffe“ werden ohne Nutzenbeleg verbreitet. schen den zum Teil sehr kurzen Produktzyklen und den Regularien, die eingehalten werden müssen, wenn neue Methoden in den Leistungskatalog der GKV eingeführt werden, wies Dr. Dagmar Lühmann vom Institut für Sozialmedizin der Universität Lübeck hin. Sie stellte Lösungsansätze vor, wie viel versprechende Methoden und Produkte frühzeitig zu erkennen und in den Versorgungsalltag einzuführen sind. Beispiele sind das frühzeitige Identifizieren von viel versprechenden neuen Methoden/Produkten (Horizon Scanning), die strukturierte Innovationsbegleitung (z. B. durch die Projekte des MDS und der KBV) und eine möglichst frühe Bewertung. Dr. Gabriele Soskuty vom Medizinprodukte-Hersteller Johnson & Johnson kritisierte, dass das Bewertungsverfahren gerade im Gemeinsamen Bundesausschuss für Außenstehende intransparent sei. „Zum Wohl des Patienten und im Interesse eines sinnvollen medizintechnischen Fortschrittes ist eine Optimierung des Evaluationsprozesses unter Beteiligung aller Interessengruppen notwendig“, forderte Soskuty. Dies bei vernünftigen Rahmenbedingungen durchzuführen, dafür stehe die Industrie. Neue Herangehensweisen notwendig „Wie viel Marktdynamik ist im Interesse der Patienten?“ lautete der Titel des Referats von Dr. Martin Danner, Mitarbeiter der Bundesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe und beratender Patientenvertreter im Gemeinsamen Bundesausschuss. Er forderte eine strukturierte Einführung von Innovationen, die es gegenwärtig nicht gebe. „Marktdynamik ist für die Patienten gut, wenn sie mit strukturierten Verfahren analysiert wird und wenn es ausreichende und objektive Informationen für die Patienten gibt“, lautete Danners Fazit. Im zweiten Teil der Veranstaltung ging es um versorgungspolitische Fragen. Auf die Diskrepanz zwi- Über die gesetzlichen Veränderungen, die das GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetz für den 21 Hilfsmittelbereich vorsieht, berichtete Prof. Hans-Georg Will vom Bundesministerium für Gesundheit. Schwerpunkte seien die Förderung des Wettbewerbs sowie die Erweiterung vertraglicher Gestaltungsmöglichkeiten der Krankenkassen. „Hauptsächlich durch Ausschreibungen soll die Wirtschaftlichkeit der Versorgung weiter verbessert werden“, betonte Will. „Der Begriff der Innovation ist zum undefinierten Werbeattribut mutiert,“ kritisierte Dr. Hanspeter Schneider, Leiter des Fachgebiets Medizinprodukte beim MDS. Der Wert einer Innovation lasse sich besser beurteilen, wenn neben den Studien auch das Verhalten der Hersteller betrachtet würde: Wie ist sein Umgang mit fehlerhaften Produkten? Wie steht es um seine Bereitschaft, Transparenz herzustellen und zu kooperieren? Schneiders Fazit: „Politik, Industrie und Verbraucherverbände fordern oft eine „proaktive“ Herangehensweise an neue Verfahren und Produkte. Dies darf aber nicht unkritisches Herangehen oder Zukunftsoptimismus um jeden Preis bedeuten.“ Im Resümee bleibt das Ziel aller am Versorgungsgeschehen Beteiligten, viel versprechende Methoden frühzeitig zu identifizieren und strukturiert zu bewerten. Das Patientenwohl hat vor wirtschaftlichen Interessen einzelner Gruppen zu stehen. Dr. med. Gerhard Fergenbauer, MDK in Hessen, leitet die SEG „Hilfsmittel und Medizinprodukte“ (SEG 5) der MDK-Gemeinschaft E-Mail: [email protected] Dr. med. Christoph Kreck, leitet die SEG „Methoden- und Produktbewertung“ (SEG 7) der MDK-Gemeinschaft E-Mail: [email protected] MDK-Forum 1/2007 Kranken- und Pflegeversicherung Neue Versorgungs- und Vergütungsstrukturen – Chancen oder Risiken? Jahrestagung der SEG 3 und SEG 4 – Von Jochen Messer U nter dem Motto „Neue Versorgungs- und Vergütungsstrukturen – Chancen oder Risiken?“ präsentierten die Sozialmedizinischen Expertengruppen „Versorgungsstrukturen“ (SEG 3) und „Abrechnung und Vergütung“ (SEG 4) der MDKGemeinschaft im Rahmen ihrer Jahrestagung am 11. Januar 2007 in Mainz die Ergebnisse ihrer Arbeit. Im zweiten Teil der Veranstaltung diskutierten die rund 150 Teilnehmer, vornehmlich aus dem Bereich der Krankenkassen und ihrer Verbände, engagiert über Möglichkeiten und Grenzen der anstehenden Gesundheitsreform aus Sicht der Politik, der Leistungserbringer und der Gesetzlichen Krankenversicherung. störungen“ sowie Schulungsprogramme für adipöse Kinder und Jugendliche bewertet und mehrfach Projekte zur Integrierten Versorgung beratend begleitet. Aus der Arbeit der SEG 3 und SEG 4 „DRG-Prüfergebnisse im Ländervergleich“ präsentierten Dr. Peter Dirschedl (MDK BadenWürttemberg) und Dr. Rainer Funk (MDK Westfalen-Lippe) aus ihrer Arbeit in der SEG 4. Hierbei zeigte sich ein hohes Maß an Übereinstimmung bei den Änderungen der Diagnosen. Die Referenten werteten dies als Zeichen dafür, dass das Auftragsverhaltens der Kassen und die Begutachtungen in den MDK vergleichbar sind. Der länderübergreifende Vergleich von DRG-Begutachtungen, so das Fazit von Dirschedl und Funk, unterstützt die Einheitlichkeit der Begutachtungen und die Effektivität der Fallauswahl. Prof. Dr. Reinhard Schuster und Dr. Carsten Glaefke (beide SEG 4, MDK Nord) stellten ihre Erfahrungen zum „Einsatz von Krankenhausroutinedaten bei Budgetverhandlungen und im Dr. Petra Walter, die Leiterin der SEG 4, und Dr. Michael Dziuk, der die SEG 3 leitet, stellten Schwerpunktthemen ihrer Gruppen aus dem Jahr 2006 vor. Die SEG 4 war insbesondere mit der Überarbeitung der Deutschen Kodierrichtlinien, in den Arbeitsgemeinschaften OPS und Klassifikation sowie bei der Bearbeitung von Zusatzentgelten tätig. Im ambulanten Bereich engagierte sich die SEG 4 vor allem im Arbeitsausschuss des Bewertungsausschusses. . Die SEG 3 hat ein Grundsatzgutachten zum Stellenwert der Insulinpumpentherapie mit entsprechenden Arbeitshilfen erstellt, eine Arbeitshilfe zu „Schlafbezogenen Atmungs- MDK-Forum 1/2007 Zum Thema „Verdachtsunabhängige DRG-Stichprobenprüfungen im Krankenhaus (§ 17c KHG)“ berichtete Dr. Martina Modrack, Mitglied der SEG 4, über Erfahrungen aus dem MDK Rheinland-Pfalz. Diese Prüfungen böten sich für die Krankenkassen als ein wichtiges Instrument zur Überprüfung ihrer Fallauswahl nach § 275 SGB V an und könnten sowohl den Krankenkassen als auch den Krankenhäusern als Instrument der Qualitätssicherung dienen. 22 Krankenhausfallmanagement“ vor. Das im MDK Nord etablierte Verfahren mit derzeit mehr als einer Million Datensätzen helfe, Auffälligkeiten zu identifizieren. „Die fortlaufende Erweiterung der Auswertungsinhalte bringt den Kostenträgern einen direkten Nutzen in den Verhandlungen und im Fallmanagement“, stellten Schuster und Glaefke heraus. Dr. Christine Baulig, Mitglied der SEG 3 aus dem MDK Rheinland-Pfalz, bewertete in ihrem Vortrag zu „Schnarcherschienen – Alte Versorgung unter neuen Gesichtspunkten“ die Evidenz der Unterkieferprotrusionsschienen. Diese seien als NUB-Verfahren zu beurteilen. Die CPAP-Therapie (continuous positive airway pressure) stelle weiterhin den „Goldstandard“ zur Therapie des obstrukiven Schafapnoe-Syndroms dar. Dr. Michael Dziuk, Leiter der SEG 3, referierte in seinem Beitrag „Patientenschulungsprogramme – Überholt uns die Realität?“ über die Erfahrungen mit der Bewertung von Patientenschulungsprogrammen. Häufig, so Dziuk, seien Schulungsprogramme nicht ausreichend gemäß den gesetzlichen Vorgaben evaluiert und/oder entsprechen nicht den Vorgaben der Spitzenverbände zu Schulungsprogrammen. Andererseits würden Schulungsprogramme verstärkt angeboten. Vor allem die Franchising-Konzepte könnten aus den o.g. Gründen problematisch sein. Ein Projekt zur Palliativversorgung, das durch die SEG 3 be- Kranken- und Pflegeversicherung gleitet wurde, stellte Janine PothSchwindling vom VdAK/AEV e.V. Saarland vor. Unter dem Referatstitel „Integrierte Versorgung: Optimierte Palliativversorgung“ beschrieb sie, wie mittels Case-Management und unter Einbeziehung der gesamten palliativmedizinischen Versorgungskette eine durchgängige und qualitätsgesicherte Versorgung angeboten wird. Als wichtiger Bestandteil kommt eine serverbasierte elektronische Patientenakte zum Einsatz, auf die alle Beteiligten zugreifen können. Versorgungspolitik im Gesundheitswesen Am Nachmittag der Jahrestagung kamen Experten aus Politik, Krankenversicherung und Krankenhaus zum Thema „Gesundheitsreform“ zu Wort. Dr. Gerald Gaß, Leiter der Abteilung Gesundheit im Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Familie und Frauen Rheinland-Pfalz referierte über „Qualitätsverbesserung – Chancen der Gesundheitsreform“. Er wies darauf hin, dass auf Ausgrenzung von Leistungen verzichtet und sogar Leistungserweiterungen vorgesehen seien. Hier nannte er u.a. die Impfung als Regelleistung, die geriatrische Rehabilitation als Pflicht- und die Vater-Mutter-Kind-Vorsorge als Regelleistung sowie die Implementierung von Palliativ-CareTeams, und die Erweiterung der häuslichen Krankenpflege. Eine Qualitätssteigerung ist nach Gaß’ Einschätzung u. a. auch durch mehr Wettbewerb (Arznei- und Heilmittelbereich), durch das Einholen einer Zweitmeinung bei hochinnovativen Arzneimitteln, die Zertifizierung von Reha-Einrichtungen und Erweiterung der Integrierten Versorgung zu erzielen. Nikolaus Schmitt, Abteilungsleiter und Projektleiter Integrierte Versorgung bei der Barmer Die Wirkungen der Gesundheitsreform standen im Mittelpunkt der Podiumsdiskussion Ersatzkasse in Wuppertal, berichtete über „Neue Wege für neue Versorgungs- und Vergütungsformen“. Er stellte die Integrierte Versorgung als Möglichkeit der Qualitätsverbesserung heraus und zeigte einige Beispiele mit ihren Evaluationsergebnissen. Die in der Gesundheitsreform angestrebten Veränderungen der Integrierten Versorgung wurden kritisch diskutiert. Gesundheitsreform auf die MDK-Gemeinschaft. Inhaltliche Unabhängigkeit, Qualität und Transparenz, Kommunikation und Kooperation sowie dezentrale Gestaltung von Handlungsfreiräumen seien dabei wesentliche Grundlagen, um die Veränderungen als Gestaltungschance zu nutzen. Rainer Klein, Landesvorsitzender der Krankenhausdirektoren Rheinland-Pfalz und Saarland, gab in seinem Vortrag „Krankenhäuser im Wettbewerb – Chancen für die Versorgungsqualität“ einen Überblick über politische Rahmenbedingungen der Krankenhäuser, die Konsequenzen der DRG-Umsetzung sowie die Herausforderungen und Möglichkeiten, die Qualität als relevanter Wettbewerbsfaktor bietet. Unter Wettbewerbsbedingungen bestehen für die Versicherten aus seiner Sicht große Chancen, aber auch Risiken für die Versorgungsqualität. Diese hochaktuellen Beiträge boten Anlass für eine spannende und teilweise kontrovers geführte Diskussion. Die vom Vertreter des rheinland-pfälzischen Landesministeriums vorgetragene Argumentation, dass die Vorteile für die Versicherten bei der anstehenden Gesundheitsreform überwiegen würden, blieb nicht unwidersprochen. Kritik kam vor allem von Seiten der Krankenkassen. „Der MDK ist jetzt und auch weiterhin eine wichtige und notwendige Institution im Gesundheitswesen“, betonte Gaß zum Abschluss. Unter dem Titel „Die Gesundheitsreform – Chancen für die MDK-Gemeinschaft“ sprach Dr. Gundo Zieres, Geschäftsführer des MDK RheinlandPfalz, über mittelbare und unmittelbare Auswirkungen der 23 Fazit Alle Vorträge zum Download: www.mdk-rlp.de www.mdkbw.de Jochen Messer ist stv. Geschäftsführer des MDK Rheinland-Pfalz E-Mail: [email protected] MDK-Forum 1/2007 Gesundheits- und Sozialpolitik Pflegebericht 2005 – Ergebnisse und Tendenzen Interview mit Alexander Wagner, MDS I m Jahr 2005 führten die MDK insgesamt 1,3 Millionen Begutachtungen durch; eine Zunahme um 3,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Gesamtzahl der Leistungsbezieher wuchs auf 1,95 Millionen. Was sich sonst noch tat im elften Jahr seit Einführung der Pflegeversicherung, beschreibt Alexander Wagner, Leiter des Fachgebietes Datenservice und -vertrieb beim MDS sowie Autor des Pflegeberichts, im Interview mit MDK-Forum. Zahl der über 80-Jährigen in Deutschland hat zwischen 1996 und 2005 um über 20 Prozent zugenommen. Im gleichen Zeitraum blieb jedoch die Gesamtbevölkerung fast konstant. Unsere älter werdende Gesellschaft wird es mit immer mehr pflegebedürftigen Menschen zu tun haben. ? MDK-Forum: Welche Schlüsse ziehen Sie aus diesen Auswertungen? ? MDK-Forum: Herr Wagner, die Zahl der Begutachtungen hat in den vergangenen Jahren stetig zugenommen. Was bedeutet das? ! Alexander Wagner: Die Zahl der Versicherten, die innerhalb eines Jahres vom MDK erstmalig als pflegebedürftig begutachtet werden, blieb in den letzten Jahren mit jährlich rund 470.000 fast konstant. Zugenommen hat die Zahl der Folgebegutachtungen. Hierbei wird geprüft, ob sich der Hilfebedarf bei schon als pflegebedürftig anerkannten Menschen im Vergleich zum Vorgutachten verändert hat. Diese gutachterliche Tätigkeit steht aber in keinem Zusammenhang mit der Entwicklung der Leistungsempfängerzahlen. ? MDK-Forum: Worauf lässt sich denn generell die häufig beschriebene Zunahme pflegebedürftiger Menschen zurückführen? ! Alexander Wagner: An erster Stelle ist hier natürlich der demographische Wandel im Zusammenhang mit der bekannten Altersabhängigkeit von Pflegebedürftigkeit zu nennen. Die MDK-Forum 1/2007 gibt, deren Hilfebedarf sich in leistungsrechtlicher Hinsicht nicht, oder nur sehr langsam verändert und die zudem sehr lange im Leistungsbezug verbleiben. Hierbei kann es sich z. B. um Versicherte mit bestimmten Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems handeln. Dies hat zur Folge, dass sich der Bestand von Pflegebedürftigen der Stufe I über die Jahre hinweg erst aufgebaut hat und sich derzeit noch aufbaut. Alexander Wagner, MDS ? MDK-Forum: Im Pflegebericht schreiben Sie, dass die Zunahme von pflegebedürftigen Menschen ausschließlich auf Pflegebedürftige der Pflegestufe I zurückzuführen ist. Kann man daraus schließen, dass der Hilfebedarf pflegebedürftiger Menschen in den letzten Jahren abnahm? ! Alexander Wagner: Nein, ein solcher Rückschluss wäre voreilig. Die Entwicklung der Leistungsempfängerzahlen hinsichtlich der „Schwere“ von Pflegebedürftigkeit wird von mehreren Faktoren beeinflusst. Meine Modellrechnung im Pflegebericht zeigt, dass es unter den Pflegebedürftigen der Stufe I eine große Zahl von Menschen 24 ! Alexander Wagner: Die wichtigste Feststellung ist, dass viele Pflegebedürftige der Stufe I eine lange Verbleibdauer in dieser Pflegestufe und wahrscheinlich auch eine lange Lebensdauer haben. Es sollten deshalb Anstrengungen mit dem Ziel unternommen werden, bei dieser Gruppe die Möglichkeiten rehabilitativer Maßnahmen zu eruieren. Aus den Ergebnissen der Folgebegutachtungen wissen wir, dass ein Rückgang des Hilfebedarfs erreichbar ist. Pro Jahr scheiden sogar 20.000 Versicherte aus dem Leistungsgeschehen aus, da im Sinne des Gesetzes keine Pflegebedürftigkeit mehr vorliegt. Weiterhin muss bei Berechnungen über die zukünftige Entwicklung des Leistungsgeschehens in der Pflegeversicherung berücksichtigt werden, dass sich auch zehn Jahre nach Einführung der Pflegeversicherung noch nicht endgültige Prävalenzen herausgebildet haben, die eine absolut verlässliche Grundlage für Hochrechnungen bieten. Die Fragen stellte Andrea Steidle Gesundheits- und Sozialpolitik Gesundheit – Rauchen – Pflege Von einer Posse zur nächsten Von Mike Schier R getäuscht und ausgetrickst“ worden, er „schäme“ sich für seine Partei. Vertreter des rechten „Seeheimer Kreises“ und der „Netzwerker“ forderten daraufhin disziplinarische Maßnahmen – bis zum Ausschluss aus der Fraktion. Am Ende gab es – wie so oft in der ganzen Reformdebatte – nach lautem Wortgeklingel einen lauen Kompromiss: Nach kurzer Entschuldigung der Abweichler erklärte Fraktionschef Peter Struck die Angelegenheit für erledigt. es bei den Privatkassen noch ein paar Zuckerl für die CSU. Womöglich hätte sich die bayerische Unionsschwester noch etwas sperriger gezeigt, hätte sie sich nicht ab Dezember lieber mit der eigenen Gesundheit beschäftigt: Der Pauli-Virus raffte erst den Widerstand gegen Ulla Schmidt und dann gleich noch den Parteivorsitzenden und Ministerpräsidenten dahin. Am Ende stimmte die CSULandesgruppe in weiten Teilen lammfromm zu. Vielleicht hatte Struck sein ganz eigenes Interesse, nicht noch mehr öffentliche Aufmerksamkeit auf die Angelegenheit zu lenken. Denn die stärkste Fraktion der Abweichler kam ausgerechnet aus dem zuständigen Fachausschuss. Elf Mitglieder stellt die SPD im Gesundheitsausschuss; fünf von ihnen lehnten die Reform ab, zwei enthielten sich. Hätte Struck sie – wie gefordert – ihrer Ausschusssitze enthoben, wäre wohl eine neuerliche Debatte um die Reform entbrannt, der man offenbar umso skeptischer gegenüber steht, desto mehr Kenntnis man von der komplexen Materie hat. Dass dennoch keineswegs alle in der Union glücklich mit der Reform sind, bewies der ehemalige Gesundheitsminister Horst Seehofer, vorher öffentlich eifriger Verfechter des Reformwerks, nur wenige nach der Verabschiedung. In kleiner Runde räumte der Kandidat um den CSU-Vorsitz unumwunden ein, beispielsweise das Thema Generationengerechtigkeit bei der Reform ziemlich verschlafen zu haben. Für eine Reform, die angeblich zehn bis 15 Jahre halten soll, ist das eine ebenso bemerkenswerte wie traurige Erkenntnis. Abweichler zum Rückzug gezwungen Pauli-Virus raffte CSU dahin Angesichts der Mehrheitsverhältnisse einer Großen Koalition wäre dies kein Problem gewesen. Doch in der SPD entwickelte sich daraus eine Debatte, ob die Abgeordneten nun eher ihrem Gewissen oder doch mehr der Koalitionsdisziplin verpflichtet sind. Harte Worte wurden ausgetauscht. Der Abgeordnete Wolfgang Wodarg wetterte die Parlamentarier seien „belogen, Also entschieden sich alle Seiten für gute Miene zum bösen Spiel: Überall in der Regierung war die Erleichterung darüber zu spüren, das Endlosthema Gesundheit endlich zu den Akten legen zu dürfen. Bis zum Schluss hatte man noch um Details gerungen. Der Widerstand der finanzstarken Länder Baden-Württemberg und Bayern brach zusammen wie ein Kartenhaus. Zudem gab Es ist aber auch nicht einfach für die Politiker. Das klingt ironisch, ist es aber nicht. Manchmal muss man ehrliches Mitleid mit den Gesundheitspolitikern haben, die eine derart schwere Materie beackern. Selbst die Lobbyisten, die in der Regel nur reagieren statt agieren, verheddern sich bei ihrer Kritik oft genug in den Fallstricken der Details. Insofern kann man den Gesundheitspolitikern nicht verdenken, dass sie sich mit egieren ist eine komplizierte Angelegenheit. Bisweilen scheint es die Politiker sogar zu überfordern. Die Gesundheits- und Sozialpolitik liefert für diese harte These derzeit ausreichend Beispiele. Kaum wurde die verkorkste Gesundheitsreform mit Hängen und Würgen verabschiedet, da mutiert ein vermeintlich einfaches Rauchverbot zur Dauerposse. Und im Hintergrund bahnt sich für 2007 bereits der nächste Ärger an: bei der Pflegereform. Ein Überblick. Die Gesundheitsreform Eines muss man den Regierungsfraktionen lassen: Sie bemühten sich bis zum Schluss, ihrem Reformmonster in der Gesundheitspolitik einen Abschluss zu verschaffen, der sich der vorangegangenen Debatte würdig erwies. Sowohl bei Union als auch bei SPD gab es eine ganze Reihe Abweichler, die ihren Namen nicht mit steigenden Beiträgen, Gesundheitsfonds oder einer (am Ende halbherzigen) Attacke auf die Private Krankenversicherung verbinden wollten. 25 Das Rauchverbot MDK-Forum 1/2007 Gesundheits- und Sozialpolitik Restaurants, Discos und Kneipen – fällt dagegen in die Zuständigkeit der Länder. So begann mal wieder der föderale Wettlauf: Jedes Land kochte sein eigenes Süppchen, einige Kandidaten versuchten sich zu Vorkämpfern zu stilisieren. Noch in diesem Jahr will die große Koalition die Reform der Pflegeversicherung verabschieden Feuereifer auf ein vermeintlich einfaches Themenfeld stürzten: das Rauchverbot. Wenn in Irish Pubs, italienischen Cafés, ja sogar im zigarrenseligen Havanna nicht mehr geraucht werden darf, sollte das doch auch in Deutschland ein verhältnismäßig einfaches Projekt mit maximaler Wirkung sein. Dachte man. Die eingesetzte Arbeitsgruppe der Koalition erzielte auch relativ bald Einigkeit – ehe das in Deutschland offenbar unvermeidliche Endlospalaver begann. Verqualmte Bund-LänderBeziehung Aus dem Bundesinnenministerium und den Spitzen der beiden Regierungsfraktionen erhielten die Gesundheitspolitiker den irritierenden Hinweis, dass sie für das Thema Rauchverbot wohl gar nicht zuständig seien: Grund war ausgerechnet die Föderalismusreform, die eigentlich die komplizierten BundLänder-Beziehungen entflechten sollte. Stattdessen mussten die Bundespolitiker (wie später auch beim Thema Kinderkrippen) feststellen, dass die Zuständigkeiten eher verkompliziert wurden. Der Bundestag konnte zwar über bundeseigene Einrichtungen beraten, das Kernstück des Rauchverbots – die MDK-Forum 1/2007 Und schließlich folgte nach diversen Beratungen und Rauchverbots-Gipfeln der völlig überraschende Kompromiss: Das Rauchen wird in Restaurants und Gaststätten weitgehend verboten. Bayern setzte noch eine Ausnahme für Bierzelte (sprich: die Wiesn und den CSU-Wahlkampf) durch, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen pochten freilich auf ihre Extra-Wurst, wonach Wirten die Möglichkeit eingeräumt werden soll, ihre Restaurants als Raucherlokale zu deklarieren. Allerdings blieb unklar, wo hier der entscheidende Unterschied zur heutigen Regelung liegt, in der es ja Wirten auch unbenommen bleibt, ihr Geschäft zum Nichtraucherlokal zu erklären – bekanntlich mit bescheidenem Erfolg. Verwirrte Wirte Inzwischen sieht es so aus, als stehe dem Rauchverbot für 2008 nichts mehr im Wege. Die Dauerdebatte hat immerhin zur Folge, dass die Fronten zu bröckeln beginnen. Ein Münchner Wirt – zum x-ten Mal nach dem x-ten Vorschlag in der Debatte befragt – stöhnte im Januar nur noch: Wie die konkrete Regelung aussehe, sei ihm inzwischen egal. Aber er würde gerne endlich einmal wissen, worauf er sich einrichten müsse... 26 Die Pflegereform Während sich der Rauch beim Nichtraucherschutz allmählich lichtet und im Gesundheitswesen zumindest die größten Feuerstellen gelöscht sind, bahnt sich bereits der nächste heiße Tanz in der Koalition an. Es geht um die Pflege, ein Thema das Union und SPD in den vergangenen Monaten so gut wie möglich zu ignorieren versuchten. Durch den Trick, den Arbeitgeberanteil zur Sozialversicherung 2006 13 Mal zu kassieren, haben auch die Pflegekassen eine kleine Finanzspritze erhalten. Dies erlaubte der Koalition zwar von ihrem ursprünglichen Zeitplan (laut Koalitionsvertrag sollten schon im Sommer 2006 Eckpunkte einer Reform vorgelegt werden) abzuweichen, allerdings wird der Finanzdruck nun trotz konjunktureller Erholung wieder deutlich anwachsen. Eine baldige Reform ist also unumgänglich. Erinnerungslücken beim Koalitionsvertrag Doch wie diese aussehen soll, dürfte noch für reichlich Debatten sorgen. Eigentlich macht der Koalitionsvertrag hier ziemlich deutliche Vorgaben: Auf eine „Ergänzung des Umlageverfahrens durch kapitalgedeckte Elemente als Demografiereserve“ hatten sich die Koalitionäre darin geeinigt. Doch daran scheinen sich nicht mehr alle erinnern zu wollen. Erst im Februar verkündete die SPDVize Elke Ferner: „Wir brauchen keinen einkommensunabhängigen Zusatzbeitrag.“ Nach Ferners Auffassung soll die Pflegekasse einen „direkten finanziellen Transfer“ von der Privaten Pflegeversicherung bekommen. Sieht fast so aus, als würde der Streit wie bei der Gesundheit wieder von Neuem beginnen. Bitte nicht! Mike Schier ist Politikredakteur beim Münchner Merkur Gesundheits- und Sozialpolitik Nach der Reform ist vor der Reform Beirat „Pflegebedürftigkeitsbegriff“ eingerichtet A n welchen Kriterien soll die Pflegebedürftigkeit künftig gemessen werden? Welcher Begriff von Pflegebedürftigkeit soll zugrunde gelegt werden? Wer soll in Zukunft Leistungen aus der Pflegeversicherung erhalten? Auf diese Fragen soll der „Beirat zur Überprüfung des Pflegebedürftigkeitsbegriffs“ Antworten geben, den das Bundesministerium für Gesundheit im Oktober 2006 ins Leben gerufen hat. Mit konkreten Ergebnissen ist im November 2008 zu rechnen. Dann soll das Gremium auch eine Empfehlung für ein neues Begutachtungsverfahren abgeben. Die Kritik am Begriff der Pflegebedürftigkeit ist so alt wie die Pflegeversicherung selbst. Der aktuelle Pflegebegriff stellt mit seiner Konzentration auf die Verrichtungen des täglichen Lebens Pflegebedürftige mit vorwiegend somatischem Hilfebedarf besser als Pflegebedürftige mit gerontopsychiatrischen Einschränkungen, so die Meinung der Pflegeexperten. Die Bundesregierung hat deshalb bereits in ihrer Koalitionsvereinbarung vom 11. November 2005 angekündigt, dass der Pflegebedürftigkeitsbegriff mittelfristig überarbeitet werden soll. „Wir wollen eine Pflege, die den neuen Entwicklungen besser als bisher Rechnung trägt. Der heutige Begriff der Pflegebedürftigkeit muss daraufhin überprüft werden, wie er auch neuen Wohnformen und dem besonderen Bedarf demenzkranker Menschen gerechter werden kann“, unterstrich Gesundheitsministerin Ulla Schmidt den Anspruch dieses Vorhabens. Modellvorhaben der Spitzenverbände gestartet Parallel dazu hat das Bundesgesundheitsministerium ein Modellvorhaben nach § 8 Abs. 3 SGB XI bei den Spitzenverbänden der Pflegekassen angestoßen, das am 7. November 2006 an den Start gegangen ist. Im Laufe des Modellvorhabens soll ein neues Begutachtungsinstrument erarbeitet und erprobt werden. Wie es in der Antwort der Bundesregierung vom 11. November 2006 auf eine kleine Anfrage der FDP-Bundestagsfraktion heißt, „ist auch die Frage zu klären, wie sich die Änderungen vor allem auf die Pflegeversicherung und/oder andere Sozialleistungsbereiche auswirken“. Das Modellvorhaben sieht drei Phasen vor: • In einer Vorphase sollen die international angewandten Instrumente für ihren Einsatz in Deutschland geprüft werden. • Danach soll in der 1. Hauptphase ein Begutachtungsinstrument unter Beteiligung von Experten aus der Pflege, den Kostenträgern und den Betroffenen entwickelt und in einem Pretest auf seine Eignung hin geprüft werden. • In der 2. Hauptphase, so die Planung, wird das dann entwickelte Begutachtungsinstrument auf Validität und Reliabilität geprüft. Die Vorarbeiten der MDKGemeinschaft zu einem neuen Begutachtungsassessment werden in dieses Modellvorhaben einfließen. Das Institut für Pflegewissenschaft der Universität Bielefeld unter Leitung von Prof. Dr. Doris Schaeffer bewertet zur Zeit im Rahmen 27 der Vorphase die internationale Literatur zu Begutachtungsverfahren. Beirat im November erstmals zusammengetreten Im Beirat sind alle wesentlichen Interessengruppen aus der Pflege vertreten. Hierzu gehören neben der Wissenschaft unter anderem Vertreter der Sozialhilfeträger, der Kirchen, der Sozialpartner und der Betroffenenverbände – von der Alzheimer Gesellschaft bis zum Deutschen Behindertenrat. Außerdem sind die Spitzenverbände der Pflegekassen und der MDS vertreten. Zum Beiratsvorsitzenden wurde Herr Wilhelm Schmidt, Vorsitzender des Deutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge e.V. ernannt. Stellvertretender Vorsitzender ist Herr Prof. Dr. Peter Udsching, Vorsitzender Richter am Bundessozialgericht. Der Beirat hat seine Arbeit am 13. November aufgenommen. Nach der Reform ist vor der Reform Die Arbeit des Beirates greift inhaltlich wie zeitlich über die Vorbereitung der kommenden Pflegereform hinaus. Für die aktuelle Reform, die in Angriff genommen werden soll, sobald die Gesundheitsreform die parlamentarischen Hürden passiert hat – also noch in diesem Jahr – werden diese Ergebnisse daher wohl zu spät kommen. Die Neu-Konzeption des Pflegebedürftigkeitsbegriffs wird damit Gegenstand einer nächsten, weiteren Reform sein. Ob dies noch in dieser Legislaturperiode stattfinden wird, bleibt abzuwarten. (gr) MDK-Forum 1/2007 Gesundheits- und Sozialpolitik Was können Pflegende aus Fehlern lernen? Interview mit Heiko Fillibeck, Leiter des Modellprojekts „Aus kritischen Ereignissen lernen“ beim KDA D as Kuratorium Deutsche Altershilfe (KDA) hat im November 2006 das Modellprojekt „Aus kritischen Ereignissen lernen – Ein Fehlerberichts- und Lernsystem für die Altenhilfe“ gestartet. Dieses Internet-basierte System will ab 2007 Pflegekräften die Möglichkeit geben, Fehler oder Beinahe-Fehler auf einer Internetseite einzustellen und dazu fachliche Kommentare zu bekommen. Das Modellprojekt wird vom Bundesministerium für Gesundheit gefördert. Heiko Fillibeck, beim KDA für dieses Projekt verantwortlich, erläutert für MDK-Forum die Ziele des Projekts. ? MDK-Forum: Was ist die Grundidee von „Aus kritischen Ereignissen lernen“ und an wen wendet sich das Fehlerberichtsund Lernsystem? ! Heiko Fillibeck: Obwohl in der Altenpflege überwiegend gute Arbeit geleistet wird, kommt es immer mal wieder zu Ereignissen, die als kritisch einzustufen sind. Es handelt sich nach unserer Definition um Zwischenfälle, bei denen etwas erlebt wurde was nicht beabsichtigt war und was in dieser Form nicht mehr vorkommen sollte. Dabei muss es sich keineswegs immer um Fehler von Pflegenden handeln. Erfahrungen mit ähnlichen Systemen in der Medizin zeigen, dass auf der einen Seite fast drei Viertel aller Ereignisse planungs- und organisationsbedingt sind und dass auch Beinah-Unfälle dazu gehören, bei denen Pflegende geistesgegenwärtig MDK-Forum 1/2007 ? MDK-Forum: Sie sichern den Personen, die über kritische Ereignisse berichten, zu, dass ihre Anonymität gewahrt wird. Warum ist die Anonymität so wichtig? Heiko Fillibeck, Kuratorium Deutsche Altershilfe einen Schaden von pflegebedürftigen Personen abwenden konnten. Die Grundidee ist, dass die allermeisten Pflegenden solche Ereignisse erlebt haben und in der Regel für sich einen Nutzen daraus ziehen konnten. Allein durch das Berichten solcher Ereignisse können andere Pflegende davor bewahrt werden, auch in solche Situationen zu geraten – insbesondere dann, wenn die Lösung zur Vermeidung direkt mitgeliefert wird. Die Berichtenden benötigen also die Motivation, ihr Erfahrungswissen an andere weiter geben zu wollen. Das Fehlerberichtsund Lernsystem wendet sich an alle Pflegenden, die diese Motivation besitzen. Angesprochen sind dabei ausdrücklich nicht nur Pflegefachpersonen, sondern auch Pflegehelfer, Angelernte aber auch privat Pflegende, die an einer konstruktiven Auseinandersetzung interessiert sind. 28 ! Heiko Fillibeck: Dass die Berichtenden unter keinen Umständen ausfindig gemacht werden, ist ein unumgängliches Kriterium des Lernsystems. Dies liegt in erster Linie darin begründet, dass – obwohl das eigene Verhalten nicht immer Ursache für ein kritisches Ereignis ist – es doch darum geht, etwas zu benennen, was man lieber nicht erlebt hätte. Das Berichten über solche Ereignisse wird nach wie vor mit der Benennung oder zumindest der Suche nach Schuldigen gleichgesetzt. Daraus resultiert dann die nicht unbegründete Befürchtung, disziplinarische Konsequenzen zu erfahren. Anonymität ist allerdings auch ein Schutz gegen die missbräuchliche Verwendung des Berichts- und Lernsystems. Durch die Anonymität wird verhindert, dass andere Pflegende, ganze Einrichtungen oder die Altenpflege insgesamt schlecht geredet oder an den Pranger gestellt werden können. Eine solche Verwendung des Systems würde die ganze Idee des Lernens am Fall zunichte machen. ? MDK-Forum: Wie stellen Sie die Anonymität der Berichtenden sicher? ! Heiko Fillibeck: Datenschutz und Datensicherheit sind zentrale Fragen im Hinblick auf die Akzeptanz unseres Systems. Organisation und Management Damit die Berichtenden auf keinen Fall zurück verfolgt werden können, ist ein mehrstufiges Datenschutzkonzept vorgesehen: Erstens werden bei der Eingabe bereits keine Daten erhoben, die einen Rückschluss auf den Nutzenden zulassen. Zweitens werden alle Eingaben, bevor Sie öffentlich gemacht werden, von der Redaktion des Systems auf Anonymität geprüft und ggf. geändert. Drittens werden auf der technischen Seite Vorkehrungen zur Datensicherheit, speicherung und -übermittlung getroffen. Bevor das System freigegeben wird, werden wir es zudem von einem externen Datenschutzbeauftragten zertifizieren lassen. ? MDK-Forum: Sollen im Anschluss die Berichte auch ausgewertet werden – etwa mit dem Ziel, bestimmte Verteilungen oder Muster zu identifizieren? ! Heiko Fillibeck: Wenn eine ausreichend große Anzahl von Berichten vorliegen wird, werden diese in einer nach Schlagworten und nach Kategorien recherchierbaren Datenbank erfasst werden. Damit werden zwar keinerlei Aussagen über die Verteilung oder gar die Häufigkeit von kritischen Ereignissen möglich sein. Möglicherweise wird aber ersichtlich, ob immer wieder vergleichbare Umstände zu Zwischenfällen führen. Das KDA wird darauf reagieren, indem es Qualitätsentwicklungsangebote für diese Bereiche entwickeln wird. Die Sammlung der Berichte selbst ist also – neben dem Selbstlerneffekt der Lesenden – als ein Instrumentarium anzusehen, mit Hilfe dessen weiterführende Konzepte entwickelt werden können, um risikobehaftete Arbeitssituationen gezielt zu verbessern. ? MDK-Forum: Welchen zeitlichen Rahmen hat das Projekt und was soll danach passieren? ! Heiko Fillibeck: Das System wird noch 2007 starten. Damit beginnt dann die öffentliche Darstellung und Kategorisierung der eingegangenen Berichte. Wenn die Anzahl der Berichte es erlaubt, risikobehaftete Arbeitssituationen zu benennen, beginnt die Entwicklung und der Einsatz von Qualitätsentwicklungskonzepten. Die Förderung durch das Bundesministerium für Gesundheit endet im Oktober 2009. Wir hoffen, dass bis dahin eine neue Kultur im Umgang mit kritischen Ereignissen populär gemacht werden konnte, und werden dann Weiterentwicklungsansätze angehen. (gr) „Miteinander Neuland betreten“ Interview mit Karl-Heinz Plaumann, dem Vorsitzenden des ISmed-Managements, zur Einführung von ISmed-Next ? MDK-Forum: Herr Plaumann, in den vergangenen zehn Jahren hat sich ISmed zu einer laufstabilen und gut etablierten Software entwickelt. Was gab den Anstoß zu einer komplett neuen Softwarelösung? ! Karl-Heinz Plaumann: ISmed war mit Sicherheit 1996 eine innovative Lösung. Die Analyse im Jahr 2003 hat aber ergeben, dass sie nicht mehr zukunftsfähig ist. Zukunftsfähig bedeutet, dass der Datenträgeraustausch mit allen Kassen möglich ist, dass Benutzer von jedem Ort und zu jeder Zeit über das Internet auf ISmed-Next zugreifen können und dass alle erforderlichen Daten elektronisch archiviert werden können. Eine reine Erweiterung oder Anpassung von ISmed war mit vertretbarem Aufwand nicht mehr zu realisieren, so dass durch die ISmed-Gemeinschaft die Entscheidung für ein komplett neues System getroffen wurde. ? MDK-Forum: Für nahezu jede Anwendung gibt es fertige Branchenlösungen. Warum hat sich die ISmed-Gemeinschaft gegen eine „Lösung von der Stange“ entschieden? 29 ! Karl-Heinz Plaumann: Natürlich gibt es für viele Anwendungsbereiche Standardlösungen, Beispiele sind Logistik- und Wirtschaftslösungen, aber auch Finanz- und Buchhaltungssoftware. In diesen Bereichen setzen wir Standardsoftware ein. Für den größten Teil unserer Arbeit gibt es keine Standardlösungen. Prozesse, die unsere Software unterstützen muss, sind in dieser Form in keiner anderen Branche vorhanden. Auch haben unsere Auftraggeber unterschiedliche ITSysteme. Hinzu kommt noch, dass wir besondere VerpflichMDK-Forum 1/2007 Organisation und Management tungen hinsichtlich des gesetzlich vorgeschriebenen Datenschutzes haben. Aber wir setzten durchaus Standardprodukte ein, Oracle als Datenbank und Lotus Notes als Dokumentenmanagement. Kurz gesagt: Wir setzten Standardprodukte ein, jedoch keine vorkonfigurierten Standardlösungen. ? MDK-Forum: Neuentwicklung und Etablierung von ISmed-Next erfordern eine straffe Projektleitung. Wer sind die Entscheidungsgremien und wie wurden sie etabliert? ! Karl-Heinz Plaumann: Die ISmed-Gemeinschaft ist Top-Down organisiert. Die Geschäftsführer der ISmedGemeinschaft bilden das ISmedManagement. Dieses ISmedManagement wählt fünf Mitglieder in das ISmed-Entscheidungsgremium wobei der Vorsitzende des ISmed-Managements auch gleichzeitig der Vorsitzende des ISmed-Entscheidungsgremiums ist. Das operative Geschäft wird vom ISmedEntscheidungsgremium durchgeführt, das Management ist gewissermaßen der Aufsichtsrat. ? MDK-Forum: Dieses Projekt hat viele Beteiligte: Interne wie externe Teilnehmer, Firmen und Organisationen. Wie kann dies ohne Reibungsverluste organisiert werden? ! Karl-Heinz Plaumann: Ein solches Projekt braucht eine straffe Organisation, wie ich sie eben beschrieben habe. Die Partner der ISmed-Gemeinschaft stehen gleichberechtigt nebeneinander. Sowohl beim zugrunde liegenden Grobkonzept als auch bei der Erstellung des Feinkonzeptes ging es immer wieder darum, Meinungen und Auffassungen zu bündeln und in das Gesamtkonzept einzubringen. Dies fordert in einem föderalen System erhebliche Abstimmungsprozesse. Von außen mag dies durchaus als Reibungsverlust MDK-Forum 1/2007 „wahrgenommen“ werden. In Wirklichkeit ging es aber viel mehr darum, in solchen Projekten zu lernen, miteinander Neuland zu betreten. ? MDK-Forum: Im Rahmen des ISmed-Next-Managements wurde eine eigenständige ITService-Organisation. Was sind ihre Aufgaben? ! Karl-Heinz Plaumann: Die ISmed-Gemeinschaft hat am 1. April 2006 die IT-ServiceOrganisation (ITSO) mit Sitz in Lahr gegründet. Ihre Aufgabenschwerpunkte sind unter anderem die Koordination der Wartung, Pflege und Weiterentwicklung von ISmed-Next sowie die Koordination und Überwachung des laufenden Betriebes. Als weitere Neuerung bildet die ITSO die zentrale Datenannahme- und Weiterleitungsstelle für den Datenaustausch mit den Kranken- und Pflegekassen. Die ITSO ist dabei keine eigenständige juristische Person, sondern sie ist eine Abteilung der ISmed-Gemeinschaft, die für das operative Geschäft bestimmte Aufgaben erfüllt. Sie ist aber auch – da wir ein externes Rechenzentrum für alle ISmed-Anwender beauftragt haben – gleichzeitig Interessenvertreter der ISmed-Gemeinschaft gegenüber diesem Rechenzentrum. Die ITSO hat die alte Zentrale ISmed-Koordinationsstelle (ZIK), die ISmed-Qualitätssicherungsstelle und die Administrationsstelle abgelöst. Ihr Leiter ist Peter Willmann, der von einem hoch kompetenten Team unterstützt wird. ? MDK-Forum: Zahlreiche Projektpartner verfügen über eine gewisse Monopolstellung. Begibt sich die ISmed-Gemeinschaft nicht in Abhängigkeiten? ! Karl-Heinz Plaumann: Die ISmed-Gemeinschaft hat eindeutige Regelungen getroffen, dass keine Abhängigkeiten entstehen. Durch die Gestaltung der 30 Verträge und die Auswahl der Partner haben wir die Sicherheit, auch in Zukunft optimal unterstützt zu werden und technologisch mit allen Entwicklungen Schritt halten zu können. Eine Monopolstellung unserer Vertragspartner ergibt sich eindeutig nicht. Dies gilt übrigens auch für das Rechenzentrum GSKV in München, mit denen wir einen befristeten Vertrag über drei Jahre geschlossen haben. ? MDK-Forum: ISmed-Next wird als Meilenstein in der ITUnterstützung der MDKen dargestellt. Was ist das besondere an ISmed-Next? ! Karl-Heinz Plaumann: Der Kern der Anwendung ist das Auftragsmanagementsystem unter Oracle. Hier werden die Aufträge entgegengenommen und weiterbearbeitet. Die Gutachtenerstellung erfolgt im Dokumentenmanagementsystem auf Basis von Lotus Notes. Der Charme der Realisierung besteht darin, dass der Datenaustausch über die standardisierte Sprache XML erfolgt. Damit besitzen wir eine absolut zukunftssichere und allgemein verwendete Technologie, die weiter ausbaufähig ist und als „State of the Art“ beschrieben werden kann. ? MDK-Forum: Mit ISmed hat es in den vergangenen Jahren gelegentlich Pannen gegeben, was ändert sich für den Anwender vor Ort? ! Karl-Heinz Plaumann: Die Analyse der Probleme ergab, dass diese Plattform am Ende ihrer Entwicklungsmöglichkeiten war. Mit ISmed-Next haben wir ein neues Anwendersystem, dass eine Hochverfügbarkeit besitzt, d. h. Ausfallsraten wie sie auch von Banken und Versicherungen gefordert werden. Der Anwender wird rasch eine wesentliche Erleichterung seiner Arbeit spüren, da ISmed-Next stabiler sein wird als es ISmed zuletzt war und auch die Organisation und Management organisatorischen Umstände erheblich verbessert wurden. ? MDK-Forum: Fällt mit der Bildung der zentralen IT-ServiceOrganisation die Softwareunterstützung vor Ort weg oder gibt es in den einzelnen MDKen noch eine „ISmed-Next-Feuerwehr“? ! Karl-Heinz Plaumann: Selbstverständlich bleibt die Unterstützung vor Ort als FirstLevel-Support bestehen. ISmedNext stellt einen Kern dar, an den verschiedene Schnittstellen, Programme und Entwicklungen angedockt werden. Auch das sind Aufgaben, die entweder die ITSO oder der einzelne MDK wahrnehmen können. Man braucht diese „Feuerwehr“ vor Ort. Für Fragestellungen, die vor Ort nicht gelöst werden können, gibt es die ITSO als SecondLevel-Support. Dieser kann sich bei schwerwiegenden Fragestellungen an den ThirdLevel-Support unserer Vertragspartner wenden. ? MDK-Forum: In der ersten Testphase traten unerwartete Probleme auf. Welche waren dies hauptsächlich und wie konnten sie beseitigt werden? ! Karl-Heinz Plaumann: Jedes große IT-Projekt hat Herausforderungen, die bewältigt werden müssen. Denken Sie dabei an die neue Windows Vista Version. Eine Testphase dient aber gerade dazu, Schwächen und Instabilitäten zu erkennen und zu beseitigen. Gerade Abstimmungen und Systemintegration vom Endgerät des Anwenders bis zum Applikationsserver im Rechenzentrum lassen sich unter Laborbedingungen nicht komplett durchspielen. Inzwischen sind die Probleme aus der Testphase beseitigt und wir konnte auch die notwendige Stabilität erzielen. ? MDK-Forum: Es heißt, dass ISmed-Next zu einer Standardisierung und Optimierung der Karl-Heinz Plaumann, Geschäftsführer des MDK Baden-Württemberg Arbeitsabläufe der einzelnen MDKen führen wird. Was ändert sich für die MDK-Gemeinschaft? ! Karl-Heinz Plaumann: ISmed-Next wurde als gemeinsames Feinkonzept von vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sämtlicher Fachebenen erarbeitet. Insofern kann man sicher von einer Best-PracticeLösung sprechen, die der Entwicklung zugrunde lag. ISmedNext hat damit neue Standards geschaffen, die sich auf die Arbeitsabläufe bis hin zur Harmonisierung der Produkte auswirken. Bei der Einführung ist es natürlich von MDK zu MDK unterschiedlich, welche Anpassungen die Organisation durchführen muss, um diese BestPractice-Lösung auch für sich optimal zu nutzen. Dabei wird zu diskutieren sein, in wie weit spezifische Anpassungen des Systems erfolgen müssen. MDKen, die nicht ISmed-NextAnwender sind, werden ihre ITLösungen daraufhin überprüfen müssen, ob sie im Hinblick auf unsere Auftraggeber bei ihren Lösungen verbleiben werden. ? MDK-Forum: Wie erfolgt der Roll-Out, wie schnell kann der Umstieg von der bisherigen Software auf ISmed-Next erfolgen? 31 ! Karl-Heinz Plaumann: Die erfolgreiche Pilotphase beim MDK Bayern wird im Frühjahr dieses Jahres enden. Das ISmedManagement wird Ende Februar beschließen, wie das Roll-Out weiter von statten geht. Ich gehe davon aus, dass im Jahr 2007 noch zwei bis drei MDK umgestellt werden, alle weiteren dann im Jahr 2008. Es wird jetzt auch festgelegt werden, welche Serviceleistungen durch die ITSO dem jeweiligen MDK innerhalb des Roll-Out-Verfahrens angeboten werden. Viele MDKen haben sich dafür entschieden, weiterhin Lotus Notes anzuwenden. Dies bedeutet, dass für den Endanwender keine großen Umstellungen notwendig werden. Dennoch fallen Schulungsmaßnahmen an, weil ISmedNext auch in den organisatorischen Teil hinein wirkt. Die ITSO wird den einzelnen MDKen hierzu Hilfestellungen anbieten, die MDK werden dann zu entscheiden haben, ob sie diese Service-Angebote annehmen oder ob sie eigene Wege gehen z. B. durch interne Schulungen oder externe Berater. ? MDK-Forum: Wie werden die Nutzer zukünftig über organisatorische Veränderungen und Programmentwicklungen informiert? Gibt es hierzu eigenständige Informationsmedien? ! Karl-Heinz Plaumann: Der bisherige Focus des Projektes lag in der Entwicklung bis hin zur Produktreife. Kommunikation ist bei solchen Projekten und auch beim Betrieb dieser Software von zentraler Bedeutung. Deswegen wurde auch ein ISmed-News-Letter erstellt, dessen Erstausgabe soeben erschienen ist. Dieser Newsletter wird in Papierform und elektronisch wesentliche Informationen vermitteln. Zusätzlich wird es Informationsveranstaltungen, Usertreffen und ähnliches geben. An den Details dazu wird gerade intensiv gearbeitet. (sa) MDK-Forum 1/2007 Organisation und Management MD-Campus auf der Learntec Von Michael Lauterbach W issen macht gesund“ – unter diesem Slogan präsentierte sich das Thema Gesundheit im Rahmen der Health Care Arena vom 13. – 15. Februar auf der Learntec 2007, dem internationalen Kongress und Fachmesse für Bildungs- und Informationstechnologie. Bekannte Akteure aus dem Gesundheitswesen wie die Bundesärztekammer, die Helios-Kliniken oder die IKK-Akademie, aber auch Firmen wie SAP oder das Fraunhofer Institut präsentierten ausgewählte Projekte aus dem Bereich des e-gestützten Bildungs- und Wissensmanagements. Michael Lauterbach aus dem Bereich Fort- und Weiterbildung beim MDS stellte die virtuelle Fortbildungsakademie für die MDK-Gemeinschaft, MD-Campus, vor. Bei MD-Campus handelt es sich um ein Projekt zur Weiterentwicklung der Lernaktivitäten und des Wissenstransfers für die Mitarbeiter/innen der MDK, das der MDS im Jahr 2005 aufgelegt hat. Eine internetbasierte Lern- MDK-Forum 1/2007 und Kommunikationsplattform bildet die zentrale Drehscheibe eines zukunftsorientierten Lehrund Lernkonzepts. MD-Campus hat sich seit seiner ersten Erprobung im Jahr 2005 von einem reinen e-learning Projekt zu einer virtuellen Akademie „gemausert“. Die Präsentation von MD-Campus auf der Learntec hat die Kompetenzen der MDK-Gemeinschaft auf dem Gebiet moderner Bildungs- und Informationskonzepte unter Beweis gestellt. Zielrichtung „Virtuelle Akademie“ Erste Erfahrungen mit webbasiertem Lehren und Lernen wurden ab Mitte 2005 im Rahmen einer pilothaften Erprobung mit den Seminaren „Medizinprodukte“ und „Evidenz-basierte Medizin (EbM)“ gesammelt. Diese Veranstaltungen wurden als Blended-Learning-Kurse (Kombination von Seminaren und online-Aktivitäten)angeboten. In einem zweiten Projektstrang wurde erprobt, wie die Arbeit verschiedener Kompetenzeinheiten (Facharztgruppen, SEGen) durch webbasierte Diskussions- und Arbeitsforen unterstützt werden könnte. Nach dem erfolgreichen Abschluss der Pilotphase 2005 wurde die Lern- und Kommunikationsplattform MDCampus konsequent in Richtung „virtuelle Akademie“ 32 weiterentwickelt. Das heißt: Lern-, Kommunikations- und Informationsangebote werden integriert zur Verfügung gestellt und können von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zeitund ortsunabhängig genutzt werden. Dieses Angebot ist seit Anfang 2006 in einer völlig überarbeiteten Version online und wird kontinuierlich ausgebaut. Mittlerweile werden sechs Blended-Learning-Kurse und 13 online-Foren sowie ein umfangreiches Informationsangebot auf dem MD-Campus vorgehalten. Fast 500 Mitglieder immatrikuliert Das Interesse am MD-Campus ist sehr hoch, was sich auch in der Nachfrage widerspiegelt. Nach gut einem Jahr Echtbetrieb sind fast 500 Mitglieder immatrikuliert. Flankierend wird in diesem Jahr erstmalig ein Blended-Learning Kurs „Bildungs- und Wissensmanagement“ durchgeführt. Mittelfristig wird es interessant sein, ob und wie sich angedachte Web 2.0-Technologien (Wiki’s, Blogs, etc.) im nächsten Evolutionsschritt des MD-Campus angenommen und entwickeln werden. Neugierig geworden? Zum MD-Campus gelangt man über die Homepage des MDS (www.mds-ev.de) oder direkt über http://md-campus.mdsev.net. Interessierte Mitarbeiter/innen der MDK erhalten die Zugangskennung vom Autor ([email protected]). Michael Lauterbach ist Mitarbeiter im Fachgebiet Fort- und Weiterbildung des MDS MDK im Dialog MDK Mecklenburg-Vorpommern MDK organisiert MammographieScreening Von Stefanie Rosenkranz und Dr. Karl-Friedrich Wenz W eil es um Sie geht – unter diesem Motto startete im Frühjahr 2006 die Informationskampagne zum MammographieScreening in MecklenburgVorpommern. Dabei handelt es sich um ein vom Bundestag im Sommer 2002 beschlossenes qualitätsgesichertes Röntgenuntersuchungsprogramm im Rahmen der Brustkrebsfrüherkennung. Der MDK hat die Führung der so genannten Zentralen Stelle übernommen und ist damit für die Organisation des Screenings, für die Einladungen sowie für die Terminabstimmung zuständig. Etwa zehn Prozent aller Frauen erkranken im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs, die meisten nach dem 50. Lebensjahr. Bei zwei Dritteln aller Erkrankungen werden Tumore erst spät entdeckt, so dass eine radikale Operation und/oder belastende Therapien notwendig werden. Hohes Maß an Sicherheit für Patientinnen Das Screening-Programm bietet ein hohes Maß an Sicherheit für die Patientinnen. Ärzte und Personal werden geschult und zertifiziert. So müssen die Mediziner ihre Qualifikation regelmäßig nachweisen und mindestens 5.000 Screening-Untersuchungen jährlich vorweisen. Modernste digitale Mammographie-Geräte, ein voll automatisierter medizi- nischer Workflow, ein zentraler Steuerungsknoten für ganz Mecklenburg-Vorpommern mit teleradiologischer Übertragung digitaler Bilder kommen zur Anwendung. Alle ScreeningEinheiten sind untereinander und mit der Zentralen Stelle elektronisch und online vernetzt, so dass ein Austausch der Daten verschlüsselt stattfinden kann. Jede Aufnahme wird von mindestens zwei Ärzten begutachtet. 230.000 Frauen könnten teilnehmen 230.000 Frauen in MecklenburgVorpommern haben die Möglichkeit, am Mammographie-Screening-Programm teilzunehmen. Eingeladen werden Frauen zwischen 50 und 69 Jahren. Die Teilnahme ist freiwillig und für gesetzlich Versicherte kostenfrei. Bei unauffälligem Befund werden die Frauen nach Ablauf von zwei Jahren erneut eingeladen. Die Schirmherrschaft für dieses Programm hat Dagmar Ringstorff, die Frau des Ministerpräsidenten von Mecklenburg-Vorpommern, übernommen. Im Oktober 2005 hat der Landtag von Mecklenburg-Vorpommern einstimmig beschlossen, dem MDK die eigenständige Führung der Zentralen Stelle zu übertragen. Ein Vertrag zwischen Kassenärztlicher Vereinigung, Krankenkassenverbänden und dem MDK regelt hierzu die notwendigen Details. Die Übermittlung der entsprechen- 33 den Einwohnermeldedaten an die Zentrale Stelle wurde ebenfalls gesetzlich festgelegt. Arbeit im Juni 2006 aufgenommen Im Juni 2006 hat die Zentrale Stelle in Schwerin ihre Tätigkeit aufgenommen. Hierzu wurden vier Verwaltungsmitarbeiterinnen des MDK M-V intensiv und gezielt geschult. Der MDK lädt die Frauen wohnortnah ein, individuelle Wünsche werden nach Abstimmung berücksichtigt. „Allein in der Startwoche hatten wir 437 Anrufe. Die Frauen stimmen sich mit unserer Zentralen Stelle ab“, sagte Sigrid Gierich vom MDK. Der Erfolg des Programms hängt von der Beteiligung der anspruchsberechtigten Frauen ab. Für das Früherkennungsprogramm wird eine Teilnahmequote von 70 Prozent erwartet. Auf allen Programmebenen stehen Information und Motivation der Frauen an erster Stelle. Kontakt: [email protected] Stefanie Rosenkranz ist Sekretärin der Geschäftsführung E-Mail: [email protected] Dr. Karl-Friedrich Wenz ist Geschäftsführer des MDK Mecklenburg-Vorpommern e. V. E-Mail: [email protected] MDK-Forum 1/2007 MDK im Dialog MDK Sachsen Pflege-Qualitätsprüfung neu: Ein Jahr danach Von Daniela Gottfried S eit 1. Januar 2006 gelten die Richtlinien für die Qualitätsprüfungen des MDK in stationären und ambulanten Pflegeeinrichtungen (QPR). Sie sind die Grundlage für den Prüfablauf und die Prüforganisation des MDK und geben konkret das Instrument zur Erfassung der Prüfergebnisse vor. Vor zwei Monaten ging der MDK Sachsen mit einem auf die neuen Anforderungen zugeschnittenen mobilen Softwaremodul in den Praxisbetrieb. In die Qualitätsprüfungen gehen die Struktur- und Prozessqualität der Einrichtung und die Ergebnisqualität von mindestens fünf und maximal 15 Pflegebedürftigen einer Einrichtung ein. Insgesamt werden pro Prüfung jetzt zwischen 150 und 400 Erhebungsbogen bearbeitet. Die Datenmenge sowie die Systematik der Erhebungsbogen verlangen den Einsatz moderner Kommunikationsmittel und -verfahren für den gesamten Prozess der Qualitätsprüfung. Geführte Datenerfassung sichert Qualität Die im MDK Sachsen für alle anderen Anlässe eingesetzte Software-Lösung umfasst die Auftragsverwaltung, die Erstellung der Formular-Gutachten sowie deren Archivierung einschließlich aller Vorgangsunterlagen. Für die Qualitätsprüfungen hat MDK-Forum 1/2007 der MDK Sachsen ein analoges Modul entwickelt, das alle Daten der Erhebungsbogen elektronisch erfasst und den Prüfer bei der Datenerhebung „führt“. Damit soll der Prüfprozess effizient gestaltet und qualitätsgesichert werden. Um die Prüfdokumente zu erzeugen, müssen ein Posteingang angelegt und die Prüfdetails in einer Auftragsdatenbank erfasst werden. Einer der zwei bis vier Prüfer eines Prüfteams muss als Hauptprüfer definiert werden, damit er auf den Erhebungsbogen der Einrichtung zugreifen und den Prüfbericht erstellen kann. Prüfdaten werden im MDKSystem weiter bearbeitet Nach der Prüfung speisen die Prüfer ihre Daten in das EDVSystem im MDK ein. Die Erhebungsbogen können jetzt aufgeblendet und weiter bearbeitet werden. Anschließend übergeben die Prüfer die Erhebungsbogen an den Hauptprüfer. Sind alle Erhebungsbogen erstellt und keine Änderungen mehr notwendig, generiert der Hauptprüfer über die Programmfunktion „Erhebungsbogen abschließen und das Prüfgutachten erstellen“ den Prüfbericht und erzeugt die Bewertungssystematik. Elektronische Signatur Erhebungsinstrumente auf dem Notebook Vor der Prüfung lädt der Hauptprüfer an seinem Arbeitsplatz im MDK den Erhebungsbogen für die Einrichtung und die eingescannten Unterlagen auf sein Notebook. Die einrichtungsbezogenen Daten werden automatisch in den Erhebungsbogen übertragen. Die Erhebungsbogen für die Versicherten legen die Prüfer bei der Prüfung vor Ort an. Dafür steht die Programmfunktion „Neuen Erhebungsbogen anlegen (Person)“ zur Verfügung. Um ein effektives Arbeiten zu ermöglichen, sind die Erhebungsbogen als thematisch gegliederte Datenerfassungsmasken dargestellt. 34 Anmerkungen im Prüfbericht kann der Hauptprüfer in Freitextpassagen vornehmen. Er kann einen Zweitprüfer in die Erstellung des Prüfberichtes einbeziehen oder den Bericht an einen Supervisor weiterleiten. Den Prüfbericht abschließen kann nur der Hauptprüfer. Dabei werden alle entstandenen Dokumente elektronisch signiert. Nachdem die entsprechende Statistik erzeugt ist, steht der Prüfbericht für den Postlauf bereit. Daniela Gottfried ist Leiterin Büro Verwaltungsrat und Ge– schäftsführer des MDK Sachsen E-Mail: dgottfried@ mdk-sachsen.de MDK im Dialog MDK Bayern Fort- und Weiterbildungsangebot für Kranken- und Pflegekassen U nter dem Motto „WEITER durch BILDUNG“ bietet der MDK Bayern den gesetzlichen Kranken- und Pflegekassen und deren Mitarbeitern ein umfangreiches Fort- und Weiterbildungsprogramm zu sozialmedizinischen Themen an. Durchgeführt werden die Veranstaltungen von ausgewählten ärztlichen Gutachtern und medizinischem Fachpersonal des MDK Bayern. Die ausgesprochen gute Resonanz auf erste Schulungsangebote im Jahr 2004 veranlasste den MDK Bayern zu einer umfassenden Neukonzeptionierung, Strukturierung und Erweiterung seines Fortbildungsangebotes. Erstmals für 2005 wurde ein Fort- und Weiterbildungskatalog mit über 70 Kursen für die Kunden aufgelegt. Zudem wurde ein „Fortbildungsservice“ eingerichtet, der das gesamte Schulungsangebot koordiniert und organisiert. Dabei ist einiges zu tun; im Jahr 2006 wurden über 3.000 Teilnehmer aus den Kranken- und Pflegekassen in 226 Kursen zu sozialmedizinischen Themen weitergebildet. Neben allgemeinen Themen wie „Sozialmedizinische Aspekte ausgewählter Erkrankungen“ oder „Außervertragliche Leistungen“ stieß besonders das Fortbildungsangebot des Ressorts „Versorgungsstrukturen“ zum Fall- pauschalengesetz bei den Krankenkassen auf große Resonanz. Wesentlicher Bestandteil ist die seit 2003 ständig aktualisierte Weiterbildung zur DRG-Kodierund Dokumentationsassistenz. In fünf Schulungswochen – unterbrochen durch begleitende Ausbildung am Arbeitsplatz – werden die Teilnehmer/-innen über die Grundlagen des DRGSystems, zu diagnostischen Verfahren, zum ICD 10, dem OPSKatalog und den Kodierrichtlinien geschult. Schwerpunkt ist dabei das Üben mit Fallbeispielen aus der Praxis, um die Teilnehmer/-innen konkret auf die zukünftigen Aufgabengebiete vorzubereiten. Zum Erfolg der Ausbildung trägt dabei auch bei, dass in den Kursen Kassen- und MDK-Mitarbeiter gemeinsam geschult werden. Individuell und praxisnah Aufgrund des breiten inhaltlichen Spektrums und des modularen Aufbaues des Kursangebotes ist es den Kranken- und Pflegekassen möglich, sich ihr individuelles Fortbildungsprogramm zusammenzustellen. Dies kann in Form von Ganz- oder Halbtagsschulungen geschehen, „Inhouse“ oder – was gerade für kleinere Kassen wichtig ist – kassenübergreifend in „externen“ Schulungsveranstaltungen beim MDK. 35 Im Angebot sind zudem Schulungen von individuellen Fragestellungen der Kassen. Auch bei solchen wird in der Umsetzung großer Wert auf Praxisnähe gelegt. In der Regel wird an konkreten Fällen gearbeitet, die von den Teilnehmern bereitgestellt werden. Zu den einzelnen Ausbildungen werden Handouts erstellt und die Teilnahme wird mit einem Zertifikat bestätigt. Alle Veranstaltungen werden anhand eines standardisierten Feed-Back-Bogens bewertet, so dass das inhaltliche und methodisch-didaktische Angebot ständig verbessert und an die Kundenwünsche angepasst werden kann. Für 2007 beispielsweise wurden, einem häufigen Kundenwunsch entsprechend, fachlich-inhaltlich orientierte Seminare reduziert und das Angebot der an der Alltagspraxis orientierten Coaching-Maßnahmen ausgebaut. (na) MDK-Forum 1/2007 MDK im Dialog MDK in Hessen Abrechnungsprüfung von Blutstammzelltransplantationen Von Dr. Rüdiger Hoffmann D ie Hochdosistherapie bösartiger Erkrankungen – vor allem des Knochenmarks und des Lymphsystems – mit anschließender Transplantation eigener (autologer) oder fremder (allogener) Blutstammzellen ist ein Gebiet der modernen Medizin auf Wachstumskurs. Seit 2005 hat der MDK in Hessen 210 Abrechnungen von Blutstammzelltransplantationen (SZT) nach alten und neuen Fallpauschalen (DRG) geprüft. Die Hochdosistherapie verabreicht Zytostatika in Dosen, die vom Knochenmark des Patienten ohne Ersatz durch eigene oder fremde Blutstammzellen nicht oder nur schlecht toleriert werden. Deshalb werden im Anschluss an die Hochdosis- chemotherapie Knochenmark oder Blutstammzellen – also das blutbildende System im engeren Sinne – transplantiert. Dabei werden eigene – im Vorfeld der Therapie gewonnene – Blutstammzellen (autologe SZT) oder Stammzellen eines Spenders (allogene SZT) übertragen. Hauptindikation für die allogene Knochenmark- oder Blutstammzelltransplantation (SZT) sind akute Leukämien. Auch nach gelungener Transplantation sind die Empfänger für längere Zeit anfällig für Infektionen. Hauptindikation für die autologe SZT ist das Plasmozytom (= multiples Myelom). Die Anzahl der autologen SZT beim Plasmozytom hat sich in sieben Jahren verdreifacht. Ergebnisse der Prüfungen Über ein Drittel der geprüften Abrechnungen (66) bezog sich auf die SZT bei der Indikation Plasmozytom. Die zweimalige Hochdosistherapie („Tandemtherapie“) beim Plasmozytom außerhalb von Studien bzw. der Behandlung von Rezidiven ist nicht als allgemein anerkannter Standard für jeden Patienten anzusehen. Von 15 solcher Doppelbehandlungen konnten nur sieben der einschlägigen Studie aus Heidelberg (GMMG-HD3) zugeordnet werden. In diesen Fällen kann die Krankenkasse diese Leistung nach § 137c SGB V in Verbindung mit § 8 Krankenhausentgeltgesetz übernehmen. Von fünf allogenen SZT waren nur zwei als anerkannte Alternative zu akzeptieren. Blutstammzelltransplantationen in Deutschland, 2002 bis 2005 Allogene SZT Autologe SZT 2002 1.685 3.009 2003 1.684 3.216 2004 1.883 3.321 2005 2.060 3.568 Anzahl 59 43 30 78 Ø Tsd. e 175 107 93 22 Abrechnungsvolumen aus 210 Fallprüfungen einschließlich Zusatzentgelten allogen, alte Fallpauschalen allogen, DRG autolog, alte Fallpauschalen autolog, DRG MDK-Forum 1/2007 36 Über die Abrechnung der allogenen Knochenmark- oder Blutstammzelltransplantation nach den sehr hohen alten Fallpauschalen gab es eine Reihe von Rechtsstreitigkeiten. Das Landessozialgericht RheinlandPfalz hat am 1. Juni 2006 in zweiter Instanz festgestellt, dass das Krankenhaus bei nicht myeloablativer (knochmarkzerstörender) Konditionierung keinen Anspruch auf die Fallpauschale 11.02 hat. Bei der Prüfung von 59 dieser Abrechnungen durch den MDK in Hessen waren 14 Konditionierungs- MDK im Dialog / Impressum Impressum protokolle nicht myeloablativ, wie in der Fallpauschalendefinition ausdrücklich gefordert. MDK-Forum · Das Magazin der Medizinischen Dienste der Krankenversicherung Mängel bei der Indikation Herausgeber: Medizinischer Dienst der Spitzenverbände der Krankenkassen e. V. Sieben von 102 allogenen SZT entsprachen nicht den allgemein anerkannten Therapieempfehlungen. Auch bei sieben von 108 autologen SZT wich die Indikation vom wissenschaftlich gesicherten Kenntnisstand ab. Verantwortlicher Redakteur: Dr. Ulf Sengebusch (se), MDK Sachsen Redaktion: Martin Dutschek (dt), MDK Niedersachsen Christiane Grote (gr), MDS Wolfgang Nafziger (na), MDK in Bayern Dr. Uwe Sackmann (sa), MDK Baden-Württemberg Mindestmengen beschlossen Der Gemeinsame Bundesausschuss hat zum 1. Januar 2006 eine Mindestmenge von 25 allogenen und/oder autologen Blutstammzelltransplantationen pro Jahr und Zentrum in Kraft gesetzt. Diese Mindestmengen gelten nicht für die Behandlung von Kindern. Einige Standorte waren und sind ohne entsprechenden Versorgungsauftrag tätig und erreichen die Mindestmengen nicht. Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Bildredaktion: Elke Grünhagen, MDS Erscheinungsweise: vierteljährlich Lay-out: BestPage Kommunikation GmbH & Co. KG 45481 Mülheim an der Ruhr Das deutsche Register für Stammzelltransplantationen (Ulm/Essen) trägt mit seinen Berichten zur Transparenz bei. Die Meldungen sind allerdings bisher freiwillig. Wünschenswert sind vollständige Meldungen und komplette Auswertungen auf nationaler Ebene – wie z. B. in Frankreich bereits verwirklicht. Druck: asmuth druck + crossmedia gmbh & co. kg 50829 Köln Die Jahresberichte des Deutschen Registers für Stammzelltransplantationen stehen im Netz unter www.drst.de Fotonachweis: AOK Lörrach: S. 6 Bangkok Hospital: S. 8 BestPage-Archiv: S. 19 Deutscher Infografikdienst: S. 3 Dutschek, Martin MDK Niedersachsen: S. 4, 9 Karlsruher Messe- und Kongress-GmbH: S. 32 KDA: S. 28 LMU: S. 16 MDK Baden-Württemberg: S. 31 MDK Rheinland-Pfalz: S. 13, 23 MDS: S. 24 Pflaum, Thomas / VISUM: S. 20 www.bilderbox.com: Titel, S. 2 www.kirsten-neumann.de: S. 26 Redaktionsanschrift: Redaktion MDK-Forum MDS e. V. Martina Knop Lützowstraße 53 45141 Essen Telefon (02 01) 83 27-111 Telefax (02 01) 83 27-3111 E-Mail: [email protected] Dr. med. Rüdiger Hoffmann, MDK in Hessen 37 MDK-Forum 1/2007 Die Medizinischen Dienste ISSN 1610-5346 Baden-Württemberg MDK Baden-Württemberg Ahornweg 2 77933 Lahr Telefon: 0 78 21/9 38-0 Telefax: 0 78 21/9 38-2 00 Geschäftsführer: Karl-Heinz Plaumann E-Mail: [email protected] Nord MDK Nord Hammerbrookstraße 5 20097 Hamburg Telefon: 0 40/2 51 69-0 Telefax: 040/2 51 69-509 Geschäftsführer: Peter Zimmermann E-Mail: [email protected] Westfalen-Lippe MDK Westfalen-Lippe Burgstraße 16 48151 Münster Telefon: 02 51/53 54-0 Telefax: 02 51/5354-2 99 Geschäftsführer: Dr. Holger Berg E-Mail: [email protected] Bayern MDK Bayern Putzbrunner Straße 73 81739 München Telefon: 0 89/ 6 70 08-0 Telefax: 0 89/6 70 08-4 44 Geschäftsführer: Reiner Kasperbauer E-Mail: [email protected] Nordrhein MDK Nordrhein Bismarckstraße 43 40210 Düsseldorf Telefon: 02 11/13 82-0 Telefax: 0211/1382-1 99 Geschäftsführer: Wolfgang Machnik E-Mail: [email protected] MD Bundeseisenbahnvermögen Hauptverwaltung Kurt-Georg-Kiesinger-Allee 2 53175 Bonn Telefon: 0228/3077-0 Telefax: 0228/3077-160 Geschäftsführer: Burkhard Nette E-Mail: [email protected] Berlin-Brandenburg MDK Berlin-Brandenburg e.V. Konrad-Wolf-Allee 1-3 TH III 14480 Potsdam Telefon: 03 31/5 05 67-0 Telefax: 03 31/5 05 67-11 Geschäftsführer: Dr. Rolf Matthesius E-Mail: [email protected] Rheinland-Pfalz MDK Rheinland-Pfalz Albiger Straße 19d 55232 Alzey Telefon: 0 67 31/4 86-0 Telefax: 0 67 31/4 86-2 70 Geschäftsführer: Dr. Gundo Zieres E-Mail: [email protected] See-Krankenkasse Reimerstwiete 2 20457 Hamburg Telefon: 0 40/3 61 37-0 Telefax: 0 40/3 61 37-7 47 Geschäftsführer: Nicolai Woelki E-Mail: [email protected] Bremen MDK im Lande Bremen Falkenstraße 9 28195 Bremen Telefon: 04 21/16 28-0 Telefax: 04 21/16 28-1 15 Geschäftsführer: Wolfgang Hauschild E-Mail: [email protected] Saarland MDK im Saarland Dudweiler Landstraße 5 66123 Saarbrücken Telefon: 06 81/9 36 67-0 Telefax: 06 81/9 36 67-33 Geschäftsführer: Dr. Gerhard Minkenberg E-Mail: [email protected] Hessen MDK in Hessen Zimmersmühlenweg 23 61440 Oberursel Telefon: 0 61 71/6 34-00 Telefax: 0 61 71/6 34-5 55 Komm. Geschäftsführer: Dr. Gert von Mittelstaedt E-Mail: [email protected] Sachsen MDK im Freistaat Sachsen e. V. Alfred-Althus-Straße 2-2a 01067 Dresden Telefon: 03 51/49 85-30 Telefax: 03 51/4 96 31 57 Geschäftsführer: Dr. Ulf Sengebusch E-Mail: [email protected] Mecklenburg-Vorpommern MDK Mecklenburg-Vorpommern e.V. Lessingstraße 31 19059 Schwerin Telefon: 03 85/74 40-100 Telefax: 03 85/74 40-199 Geschäftsführer: Dr. Karl-Friedrich Wenz E-Mail: [email protected] Sachsen-Anhalt MDK Sachsen-Anhalt e.V. Allee-Center, Breiter Weg 19c 39104 Magdeburg Telefon: 03 91/56 61-0 Telefax: 03 91/56 61-1 60 Geschäftsführer: Rudolf Sickel E-Mail: [email protected] Niedersachsen MDK Niedersachsen Hildesheimer Str. 202 30519 Hannover Telefon: 05 11/87 85-0 Telefax: 05 11/87 85-1 99 Geschäftsführer: Jürgen Vespermann E-Mail: [email protected] Thüringen MDK Thüringen e.V. Richard-Wagner-Straße 2a 99423 Weimar Telefon: 0 36 43/5 53-0 Telefax: 0 36 43/553-1 20 Geschäftsführer: Franz Schmelzer E-Mail: [email protected] Knappschaft Pieperstraße 14-18 44789 Bochum Telefon: 02 34/3 04-0 Telefax: 02 34/3 04-80 04 Geschäftsführer: Dr. Georg Greve E-Mail: [email protected] MDS e. V. Lützowstraße 53 45141 Essen Telefon: 02 01/83 27-0 Telefax: 02 01/83 27-100 Geschäftsführer: Dr. Peter Pick E-Mail: [email protected] Die MDK-Gemeinschaft im Internet: www.mdk.de