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WZ DIENSTAG, 21. JUNI 2011 W Viel Spaß an der Rüpelrolle entschuldigen für das, was sie tut. Sie ist eine furchtbare Person, sie über ihren Auftritt als faule Lehrerin und die tut immerzu schreckliche Dinge. am Ende entschuldigen wir „unerotischste Sexszene der Filmgeschichte“. Aber uns nicht für den Rest des Films, Das Interview führte Sigrid Fischer Welt zu haben. Ich drehe Filme indem sie auf einmal ein anderer und kann einfach mal für sechs Mensch wird. Und das gibt es in Hollywood normalerweise nicht. Frau Diaz, in Ihrer Familie gibt es Wochen jemand anderer sein. Genau das hat mir an dem Drehdeutsche Wurzeln, sprechen Sie Solche komischen wie politisch buch so gefallen. auch etwas Deutsch? Diaz (lacht): Ich spreche kaum unkorrekten Rollen sind generell Glauben Sie, das US-Publikum richtig englisch. selten, für Frauen noch mehr. Ha- kann akzeptieren, dass Elisabeth ben Sie es genossen? am Ende ungeläutert bleibt und Sie spielen eine Lehrerin in Ihrem Diaz: Diese Figur wäre für jeden kein guter Mensch wird? neuen Film „Bad Teacher“. Wel- etwas Besonderes. Auch für eine Diaz: Ich glaube, sie werden das che Erinnerungen haben Sie an männliche Besetzung wäre sie sehr mögen, denn die Leute könIhre Lehrer? sehr ungewöhnlich. Und zwar, nen ja nur das annehmen, was Diaz: Ich hatte überwiegend tolle weil wir uns an man ihnen anbietet. Und was solLehrer, besonders einen, der legte keiner Stelle len sie machen, wenn man ihnen immer die Füße auf das Pult immer nur „happy endings“ vorund erzählte witzige Gesetzt? Wenn man ihnen das aber schichten von seinem Sohn. mal verweigert, sagen sie vielDabei habe ich mehr fürs leicht: „Hey? Was ist das denn? Leben gelernt als in andeWir wollen mehr davon!“ ren Stunden. Aber ich denke nicht so oft an meine Sie zeigen sich hier auch von einer Schulzeit. Für mich war es unattraktiven Seite. Viele Ihrer nicht „die beste Zeit meiKolleginnen würden das ablehnes Lebens“. Ich wollte einnen. Gibt es für Sie keine Albernfach nur da raus. Alles, was heits- oder Lächerlichkeitsgrenze? danach kommen konnte, Diaz: Klares Nein (lacht). Es musste interessanter sein und erkommt aber immer darauf an, ob gab für mich mehr Sinn. es witzig ist oder nicht, ob es zu der Figur und der Geschichte Die Lehrerin Elisabeth in „Bad Tepasst. Ich würde nichts machen, acher“ ist faul, nimmt Drogen, hat einfach nur, um zu schockieren. keine Lust zu unterrichten und ist Dafür bin ich allmählich zu alt. gemein zu ihren Schülern. Soll der INTERVIEW Die US-Schauspielerin Cameron Diaz Zuschauer sie eigentlich mögen? mögen – aber letztlich mag man sie wohl trotzdem, weil jeder gerne mal so wäre wie sie. Wenigstens für einen Tag: Sagen, was man denkt, ohne darüber nachzudenken, ob man jemanden damit verletzen könnte. Aber das können wir uns in der Regel nicht erlauben. Ich schon, denn ich bin in der glücklichen Lage, den tollsten Job der Cameron Diaz: „Viele wollen doch einfach mal sagen, was sie denken.“ Foto: dpa Bayreuth. Die Bayreuther Festspiele haben die Kritik des Bundesrechnungshofs an der bisherigen Kartenvergabe zurückgewiesen. Aus dem Bericht dürfe nicht geschlossen werden, dass ein Großteil der knapp 58 000 Karten verschenkt werde, sagte Festspielsprecher Peter Emmerich gestern. Laut dem Prüfbericht an den Haushaltsausschuss des Bundestages sind 2010 nur 40 Prozent der Karten in den freien Verkauf gelangt, der Rest sei als Freikarten oder feste Kontingente an Sponsoren und Prominente gegangen. Der DGB bekommt 2011 nur noch eine geschlossene Vorstellung Emmerich sagte, die Gesellschaft der Freunde von Bayreuth erhalte knapp 14 000 kostenpflichtige Karten. Auch die 1750 Karten für junge Künstler und 250 Ehrenkarten für die Eröffnung würden bezahlt. 2010 seien lediglich 2650 Karten kostenlos abgegeben worden. Rund 1000 seien an die 300 Berichterstatter gegangen. Hinzu kämen 1300 Dienstkarten für Mitwirkende. Der Rest gehe an Rollstuhlfahrer und die Türsteherinnen. Für 2011 sei die Zahl der Freikarten um 350 reduziert worden. Zudem gebe es statt wie bisher zwei nur noch eine geschlossene Vorstellung für den Deutschen Gewerkschaftsbund. dpa CAMERON DIAZ PERSON Cameron Michelle Diaz wurde am 30. August 1972 in San Diego/Kalifornien als Tochter eines kubanischen Vaters und einer Mutter mit u.a. deutschen Wurzeln geboren. Sie gehört zu den bestverdienenden Schauspielerinnen Hollywoods. Sie war lange mit dem US-Popmusiker Justin Timberlake zusammen und ist zurzeit mit dem Baseballspieler Alex Rodriguez liiert. FILME Diaz bekam mit 21 Jahren ihre erste Rolle neben Jim Carrey in „Die Maske“. Seitdem dreht sie Komödien wie „Verrückt nach Mary“, Actionfilme wie „Day and Knight“, spielt aber auch in anspruchsvollen Filmen wie in Martin Scorseses „Gangs of New York“. Zudem sprach sie die Fiona im Animationsfilm „Shrek“. AKTUELL Ihre jüngste Produktion „Bad Teacher“ läuft am Donnerstag in den Kinos an. spieler ein Gespür für das richtige Timing. Kann man das lernen? Diaz: Ich glaube nicht, dass man es lernen kann, es ist wohl angeboren. Man muss den richtigen Moment spüren. Ich habe beim Drehen sicher noch einiges dazu gelernt, aber ich wusste immer Es gibt immerhin eine ziemlich schon intuitiv, wie in einer Koalberne Sexszene mit Justin mödie alles richtig zusammen Timberlake, der einen Lehrer geht. aus reichem Haus spielt. Diaz: Bei dieser Szene haben Dazu gehört wohl auch, stolperfrei wir sehr gelacht. Die Absicht auf so hohen Absätzen zu laufen war, die unerotischste Sex- wie Sie im Film. Aber privat gefällt szene zu drehen, die es jemals Ihnen das anscheinend auch. in einem Film gab. Und das Diaz: Nicht jeder trägt hohe Schuist uns gelungen. Nie exis- he, und nicht jeder ist dafür getierte weniger Chemie zwi- baut. Aber ich mag sie eben. Ich schen Filmpartnern. Es soll- bin zwar ohne ziemlich groß, te zeigen, wie weit Elisabeth aber es kümmert mich nicht, dass gehen würde, um sich ei- ich damit noch größer bin. nen reichen Mann zu angeln. Mehr Informationen und Fotos: Diaz: Es gibt keinen Grund, sie zu Bayreuth: Wir verschenken keine Karten ■ Damit die Komik funktioniert, brauchen Schau- wz-newsline.de Esolinger-tageblatt.de rga-online.de Sir Elton verlockt zum Mitfeiern POP Der Brite rockte mit alten und neuen Songs in der Kölnarena. Von Thomas Reuter Köln. Was ist denn das? Eben noch ein eher tapsiger Watschelgang im bestickten Gehrock zum Bühnenrand, nun für Elton Johns Verhältnisse ein beinah schon waghalsiger Sprung vom Klavierschemel runter auf den Boden. Daumen hoch! Er lacht. Er bearbeitet wieder die Tasten. Der nächste Hit: „Benny and the Jets.“ 10 000 feiern in der nicht ausverkauften Kölnarena Elton John und seine 40-jährige Karriere. Elton John hat seinen Songs wieder einen rockigeren Anschlag verpasst Pünktlicher geht’s kaum: Zwei Minuten nach Acht betritt Sir Elton die Bühne. Beifall brandet auf – freundlich, noch nicht frenetisch. 150 Minuten und 21 Songs später tobt das Haus. John macht nicht viele Worte. Er lässt seine Songs sprechen. Denen hat er wieder einen deutlich rockigeren Anschlag verpasst – was bisweilen auf Kosten der Klangqualität im weiten Hallenrund geht. Die Setliste ist eine Einladung zum Feiern. Doch das Publikum bleibt lange Zeit merkwürdig reserviert, begeistertes Mitgehen ist eine rare Ausnahme. Dabei bietet das Programm dafür früh genügend Anlass. Das stampfende „Saturday’s alright for fighting“ reizt, vom Wipp-Modus in Tanzen umzuschalten. „Madman across the Water“ poltert düster, Elton John bearbeitete den Flügel mit Leidenschaft, sprang aber zwischendurch auch mal vom Klavierhocker. Foto: dpa gewährt dem Gitarristen und dem Pianisten gleichwertig Raum für bemerkenswerte Soli – die meisten Fans goutieren es mit still ersonnenem Lächeln. Prachtvoll, wuchtig und voller Energie wird „Rocket Man“ zu einem Höhepunkt in Köln, der endlich stehend gefeiert wird. Sein neues Album beweist: Dem Briten gelingen weiter große Songs Doch der 64-Jährige beschränkt sich nicht darauf, seinen platinverzierten Werkkatalog durchzublättern. Dass ihm unverändert große Songs gelingen, bestätigt sein aktuelles Album „The Uni- on“. „Hey Ahab“ prescht nach vorn, drückt aufs Tempo, rau und ungeschminkt. Zum Finale steigert John die Stimmung. Wird „Don’t let the Sun go down“ – das er dem gerade erst verstorbenen SpringsteenSaxophonisten Clarence Clemnos widmet – zum Tröster, treibt er mit dem furiosen „The Bitch is back“ und „Crocodile Rock“ die Party auf die Spitze. Dann noch ein paar Autogramme für die erste Reihe, warme Worte für Köln und das deutsche Publikum – und „Your Song“ zum Abschied. Der pausbäckige Sir verneigt sich und tritt ab. Schön war’s. Kultur 21 KURZ NOTIERT John le Carré erhält die Goethe-Medaille München. Der Schriftsteller David Cornwell alias John le Carré wird mit der Goethe-Medaille 2011 geehrt. Der Brite wird die Auszeichnung des Goethe-Instituts am 28. August – Goethes Geburtstag – in Weimar entgegennehmen. Mit ihm erhalten die französische Theaterregisseu- John le Carré wird für die Darstellung polirin Ariane Mnouchkine tischer Konflikte ausgezeichnet. Foto: dpa und der polnische Publizist Adam Michnik den offiziellen Orden der Bundesrepublik Deutschland, der seit 1955 vergeben wird. Die drei Persönlichkeiten hätten mit ihrem Leben und Werk zur Entwicklung eines zusammenwachsenden, friedlichen und kreativen Europas beigetragen, heißt es in der Begründung. John le Carrés Spionagethriller spiegelten die politischen Konfliktlinien von der Zeit des Kalten Krieges bis heute und die schwierige Rolle Deutschlands wider. Ariane Mnouchkine würdigt das Goethe-Institut als eine Ikone des europäischen Theaters. dpa Filmstiftung öffnet sich für neue Medien Element of Crime spielen live in Wuppertal Düsseldorf. Aus der bisherigen Filmstiftung NRW wird die „Film- und Medienstiftung NRW“. Die größte deutsche regionale Filmförderanstalt präsentierte sich gestern beim Medienforum NRW in Köln erstmals mit neuem Namen und Aufgabengebiet. Die Stiftung will sich den neuen Medien öffnen, innovative audiovisuelle Medieninhalte fördern und Marketing-Aufgaben für den Medienstandort NRW übernehmen. Die Geschäftsführerin Petra Müller sagte, die Förderung von Kinound Fernsehfilmen bleibe aber das Kerngeschäft. dpa Wuppertal. Drei Open-Air-Tage mit prominenten Musikern auf der Waldbühne Hardt erwarten im August das Konzert-Publikum in Wuppertal. Das größte Zugpferd: die deutsche Rockband Element of Crime. Sven Regener und Co. gastieren am 28. August um 19 Uhr auf ihrer „Immer da wo du bist bin ich nie“-Tour in Elberfeld. Zwei Tage zuvor ist die IndieBand Luxuslärm zu hören. Für das Feuertal-Festival am 27. August haben sich fünf Acts um die Irish-Folk-Veteranen Fiddler’s Green angekündigt. Infos und Karten auf: Ewww.lcb-online.de A Der Orgiastische CD-TIPP Der Dirigent Klaus Tennstedt (1926-1998) machte aus Musik einen Rausch der Gefühle. Von den puristischen deutschen Kritikern der 70er Jahre wurde das naserümpfend verrissen – trotz großer Erfolge beim Publikum. Tennstedt verließ um 1980 das Land und feierte alsbald Triumphe in Großbritannien und den USA, wo sein leidenschaftlich impulsiver Dirigierstil gut ankam. Mit dem London Philharmonic spielte er einen Mahler-Zyklus ein, der die Kontraste zwischen Tragik und Euphorie, Hölle und Paradies expressiv heraushebt. Nun sind sowohl diese Gesamtaufnahme der Mahler-Symphonien als auch andere Einspielungen in zwei CD-Boxen erschienen. Darunter befinden sich eine drängende Interpretation von Dvoráks „Symphonie aus der neuen Welt“, Bruckners „Achte“, die wie aus einem Guss erscheint, und Schuberts Große C-Dur-Symphonie, bei der die Streicher nur so jauchzen und die Holzbläser vergnügt schnattern. (wall) Klaus Tennstedt: „Great Recordings“, 14 CDs, ca. 850 min; „Mahler: The complete Symphonies“, 11 CDs, ca. 700 min., EMI Classics. 250 000 historische Bücher werden digital 60 000 Besucher sahen Thomas Struths Fotos London. Die British Library hat mit der Suchmaschine Google die Digitalisierung von 250 000 Büchern aus dem 18. und 19. Jahrhundert vereinbart. „Der Ehrgeiz unser Vorgänger im 19. Jahrhundert war es, jedem so viel Zugang zu den Informationen der Welt zu geben wie möglich“, sagte die Chefin der British Library, Lynne Brindley. In dieser stolzen Tradition stehe auch die Vereinbarung mit Google. Für alle Bücher ist das Copyright seit langem abgelaufen. dpa Düsseldorf. Die Schau mit Arbeiten des Fotokünstlers Thomas Struth in Düsseldorf hat mehr als 60 000 Besucher angelockt. Die von Ende Februar bis zum Sonntag gezeigte Retrospektive füllte die Räume der Kunstsammlung NRW mit rund 110 großformatigen, akkurat inszenierten Fotografien. Die Ausstellung „Thomas Struth – Fotografien 1978 bis 2010“ vermittelte die Arbeit des Fotokünstlers aus Geldern, der an der Düsseldorfer Kunstakademie studiert und auch noch zeitweise in der Landeshauptstadt lebt. Die Schau wird von Juli bis September in London gezeigt und dann in Portugal. lnw Ernst-Meister-Lyrik-Preis für Marion Poschmann Hagen. Der mit 13 000 Euro dotierte Ernst Meister Preis für Lyrik geht in diesem Jahr an die Berliner Autorin Marion Poschmann (41) für ihren Gedichtband „Geistersehen“. Ihr gelinge der Spagat zwischen Lässigkeit und Radikalität, sagte die Jury gestern in Hagen. Der Preis, der am 3. September verliehen wird, ist nach dem Hagener Dichter und BüchnerPreisträger Ernst Meister (1911-1979) benannt. dpa Großes Format für einen großen Berg: El Capitan im Yosemite Nationalpark. Copyright: Thomas Struth