Es macht unheimlich viel Spass

Transcrição

Es macht unheimlich viel Spass
Rundschau • Ausgabe Süd • Nr. 47
25. November 2010
17
wirtschaft
credentis – Start-up lässt Zähne remineralisieren
«Es macht unheimlich viel Spass»
Der Windischer Dominik Lysek will
mit seinem Start­up credentis die
Zahntechnologie erweitern. Er ver­
treibt ein Peptid, das kleine Löcher
in Zähnen zuwachsen lässt. Ohne
Bohrer, ohne Füllung. Er strebt den
Weltmarkt an – und ist gut im Plan.
Susanne Wild
«Zahnschmelz beinhaltet keine Zellen, deshalb kann ein defekter Zahn
nicht heilen», erklärt Dominik Lysek,
Gründer und Leiter des Start-ups credentis ag. Lysek, promovierter Chemiker, setzt an dieser Heilungsunfähigkeit der menschlichen Zähne an: Sein
Unternehmen entwickelt und vermarktet eine besondere synthetische
Eiweissverbindung, das Peptid P11-4,
das lädierten Zähne hilft, sich zu remineralisieren.
Erfunden und patentiert von Forschern der Universität Leeds, soll das
Peptid in Zukunft vor allem bei kleineren Zahnschäden das bisher übliche
Bohren und Füllen mit einem synthetischen Füllmaterial ersetzen. Das in
Form einer Flüssigkeit sparsam aufgetropfte Peptid bildet in der Zahnläsion
ein Netz mikroskopisch kleiner Fibril-
Jungunternehmer
Dominik Lysek stellt
nächstes Jahr bereits
zwei Mitarbeitende
ein.
len. Daran entstehen neue CalciumPhosphat-Kristalle, aus denen der
Zahnschmelz hauptsächlich besteht,
und so bildet sich neuer Zahnschmelz.
credentis ag und das Peptid P11-4
Dominik Lysek stiess auf das Peptid während seiner Tätigkeit für ein MedtechUnternehmen in Luzern. Ende 2007
stellte die Universität Leeds diesem
Unternehmen ihr patentiertes Peptid
P11-4 vor. Es kam zu einer Zusammenarbeit auf anderem Gebiet, doch Lysek
erkannte die potenzielle Wichtigkeit
dieser Entdeckung der Engländer.
Zwei Jahre später erkundigte er sich bei
den englischen Forschern – drei Professorinnen und einem Professor (heute
im Ruhestand) – nach dem Marktfortschritt ihres Produkts. Diesmal interessierte es ihn nicht mehr als Angestellter
jenes Unternehmens, sondern privat.
Den Forscherinnen war eine Weiterentwicklung und ein Vertrieb ihrer Erfindung überaus willkommen.
Zusammen mit zwei Kollegen erstellte
Dominik Lysek einen Business-Plan.
2010 gründete er zusammen mit seiner
Frau die Firma credentis ag. Sitz der
Firma ist der Technopark Windisch:
«Ich wohne in Windisch, und der Technopark bietet die passende Komplettlösung», erklärt Dominik Lysek diese
Standortwahl.
Es kam zu einem «Memorandum of
Understanding» zwischen der Universität Leeds und credentis: Das Windischer Start-up Unternehmen wurde für
die Entwicklung und den Vertrieb des
Peptids P11-4 im Dentalbereich lizenziert.
Zurzeit arbeitet Lysek noch zu 50 Prozent für ein anderes Unternehmen. Im
kommenden Jahr will er sich beruflich
ausschliesslich für credentis einsetzen
und zwei Mitarbeitende einstellen.
Das Endprodukt soll tatsächlich von
einem gesunden natürlichen Zahn
nicht zu unterscheiden sein.
Angewendet werden soll das Peptid
vom Zahnarzt. Damit braucht er kleine Schmelzläsionen nicht mehr aufzubohren und kann aktiv deren Heilung
in die Wege leiten.
Markteinführung 2014 geplant
Dominik Lyseks Businessplan rechnet
mit der Markteinführung in der
Schweiz 2013, weltweit 2014. «Wir sind
recht gut im Plan», zieht er Zwischenbilanz, «allerdings wären wir mit der
Registrierung gerne etwas weiter fortgeschritten.» Das Peptid P11-4 wird als
Medizinprodukt zertifiziert und zugelassen.
Dazu sind unter anderem Testreihen
nötig. Diese sind hauptsächlich an der
Universität Leeds abgelaufen und hatten unter anderem zum Ziel, vorerst
an gezogenen Zähnen die Wirkung
des Peptids zu zeigen.
Aktuell läuft, ebenfalls in Leeds, die
zweite Testreihe an: Die Zähne der ersten Patienten werden mit dem Peptid
behandelt. Diese Tests werden aufzeigen, wie das Peptid im Realfall wirkt.
Im Laufe der nächsten Woche erwartet Dominik Lysek erste Testergebnisse.
Nebst der Durchführung weiterer Studien gehört auch das Finden von Vertriebspartnern zu Dominik Lyseks Zielen für nächstes Jahr. «Als weltweit
tätiges Kleinunternehmen käme es
uns viel zu teuer, einen entsprechenden Aussendienst aufzubauen.» Grosse, im Dentalbereich tätige Unternehmen mit weltweitem Aussendienst
sollen deshalb als Vertriebspartner gewonnen werden.
Nach der geplanten Einführung des
Produkts auf dem weltweiten Markt
2014 sind im ersten Jahr rund 200 000
Behandlungseinheiten berechnet. Daraus ergibt sich ein geplanter Umsatz
von 5,6 Millionen Franken und ein
Reingewinn von 2,3 Millionen. Hält
das Produkt, was es verspricht, werden
diese Zahlen in den folgenden Betriebsjahren beträchtlich wachsen.
«Nichts ist sicher»
«Mein Traum war schon immer die
Selbständigkeit», beantwortet der dynamische Jungunternehmer die Frage, warum er eine gute Stellung in ei-
UnvorSichtige DatenlöSchUng in Unternehmen
Kosten für Schäden werden unterschätzt
Immer mehr Unternehmen löschen
sensible Daten nicht oder nur unzu­
reichend und öffnen so Kriminellen
Tür und Tor. Einer aktuellen Studie
des deutschen Datenrettungsspe­
zialisten Kroll Ontrack nach ist davon
jede zweite Gesellschaft betroffen.
pd/ Dass sich der unvorsichtige Umgang mit Daten rächt, zeigt sich am
verursachten finanziellen Schaden.
Aktuellen Zahlen des Jahres 2009 zufolge belaufen sich die Kosten je Vorfall im Schnitt auf 6,75 Millionen Dollar.
Besonders kleine und mittlere Unternehmen machen sich über den Verbleib und die Löschung ihrer Daten
zu wenig Gedanken. Kommen Personen- oder Entwicklungsdaten für Produkte unbeabsichtigt in fremde Hände, droht Missbrauch durch Dritte.
Der Irrglaube, einfaches Formatieren
von Festplatten schütze davor, dass
sensible Daten in unberechtigte Hände gelangen, besteht in vielen Unternehmen. Der Erhebung zufolge löschen nach wie vor drei Viertel der
befragten Unternehmen ihre Informationen auf diese Art und Weise. Die
Studie zeigt zudem, dass ein Grossteil
der Verantwortlichen kaum darüber
Bescheid weiss, wie beispielsweise
hochsensible Produktentwicklungsdaten gelöscht werden können.
Denn beim einfachen menügesteuerten Löschvorgang werden die physikalischen Ladezustände der einzelnen
Speichersektoren nicht geändert, sondern lediglich zum Überschreiben
freigegeben. Auch das Neuformatieren belässt die eigentlichen Daten in
der Regel unberührt. Stattdessen werden nur die Einträge im zentralen In-
haltsverzeichnis beseitigt, die auf Speicheradressen hinweisen.
Daten auf 60 Prozent der Alt­PCs
Die Umfrage unter mehr als 1500 Teilnehmern aus zwölf Ländern in Nordamerika, Europa und im asiatisch-pazifischen Raum ergab zudem, dass vier
von zehn Unternehmen gebrauchte
Festplatten an andere Personen weitergeben. Weitere 22 Prozent wissen
nicht, was mit ihren alten Computern
nem Unternehmen zugunsten eines
eigenen Start-ups aufgegeben habe.
«Zudem gibt es heute keine sicheren
Stellen mehr. Nichts ist sicher.» Den
Eindruck eines waghalsigen Draufgängers vermittelt er jedoch nicht. Eher
den eines sicheren Optimisten, der
Spass an dem hat, was er tut. «Ich bin
Chemiker, habe im Dentalbereich gearbeitet, kenne diesen gut und kenne
das Produkt – das gibt mir eine gewisse
Sicherheit.» Von P11-4 ist er so überzeugt, dass er sich darauf freut, vielen
Menschen ein angenehmes zahnmedizinisches Produkt zu Gute kommen
zu lassen.
Er ist überzeugt, dass «die gute Idee 50
Prozent des Erfolges ausmacht».
«Mein Wunsch ist, dass die Behandlung mit P11-4 die Standardbehandlung ist», formuliert er seine Vision.
Der Weg dahin führt ihn über Meinungsbildner: Ärzte sollen das Produkt an Kongressen kennenlernen,
Professoren an Universitäten den Umgang damit lehren. «Es ist ein langer
Weg, und es gibt viel Arbeit», ist sich
Dominik Lysek im Klaren, «aber es
macht unheimlich viel Spass.»
l
FACTS
StraSSenverkehr
Mehr neue Fahrzeuge
Im Oktober 2010 haben Halter in
der Schweiz im Vergleich zum Oktober 2009 mehr neue Strassenfahrzeuge in Verkehr gesetzt. Dies hat
die Erhebung des Bundesamtes für
Strassen (ASTRA) ergeben, wie das
Bundesamt für Statistik bekanntgab.
Demnach sind allein im Oktober
2010 30 873 (gegenüber 29 385 im
Oktober 2009) neue Fahrzeuge in
Verkehr gesetzt worden.
Die Anzahl in Verkehr gesetzter neuer Motorfahrzeuge ist ebenfalls gestiegen: 29 492 neue Motorfahrzeuge waren es diesen Oktober (27 963
vor Jahresfrist). Davon sind 24 564
Personenwagen (2009: 22 835).
Im Zeitraum von Januar bis Oktober
2010 sind insgesamt 330 770 neue
Fahrzeuge (308 350 Januar bis Oktober 2009), davon 313 622 Motorfahrzeuge (292 393 Januar bis Oktober
2009)in Verkehr gesetzt worden.
ZiTAT
geschieht. Dramatisch ist, dass über 60
Prozent der Firmenrechner auf dem
Second-Hand-Markt noch voll intakt
sind und vertrauliche Geschäftsdaten
besitzen.
Lösungen, die sicherstellen, dass Daten endgültig gelöscht werden, sollten
in die internen Pläne für Datensicherheit integriert werden. Beim Einsatz
von Datenlöschungs-Software sollten
Unternehmen nachprüfen, ob Daten
zurückgeblieben sind und dies dokumentieren.
Zur Erinnerung: Fachleute konnten
sogar die Inhalte einer Festplatte nach
dem Absturz der Raumfähre retten
und so Informationen wiederherstellen. Zu den sichersten Methoden, die
Daten unwiederbringlich verschwinden zu lassen, gehört neben der Überschreibung durch den Profi auch das
Verfahren mit einem Magnetfeld, wodurch das Gerät unbrauchbar wird. l
«Es geht vor allem um die Systematik. Wir haben einen klaren
Führungsprozess. Wir beginnen
nicht bei der Lösung, sondern
beim Problem.»
Armeechef André Blattmann im Interview
der «Bilanz» auf die Frage, was das Militär an Führungsqualität besser lehre als
Hochschulen oder die Wirtschaft.
Diese Seite wurde produziert von:
bruggmedia
Jürg Wyss
Verlag und Kommunikation
Zurzacherstrasse 64, 5200 Brugg
Tel. 056 442 92 42
www.bruggmedia.ch
[email protected]
im Auftrag der Effingerhof AG
Diese Seite wurde gesponsert von:
Das Formatieren von Festplatten reicht nicht zum Schutz der Daten.