Nickles PC Report 2006/2007 - *ISBN 3-8272-4016
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Nickles PC Report 2006/2007 - *ISBN 3-8272-4016
127 Erste Hilfe – wenn’s klappert oder kracht Der PC crasht dauernd? Garantiezeit abgelaufen? Keine Kohle für die Reparatur? Dann bleibt nur eins: Du musst das Ding selbst wieder fit machen. Das ist schwierig. Aber Wunder gibt es immer öfter. Und so blöd es klingen mag: Selbst »Handauflegen« kann helfen, eine kranke Kiste zu heilen! Wenn dein Rechner oft lahmt oder abstürzt, dann bist du in diesem Kapitel richtig. Und wenn er im Moment noch perfekt läuft, dann sorgen die Tipps hier dafür, dass es auch so bleibt! Die schlimmsten PC-Probleme sind die, von denen du gar nicht weißt, dass du sie hast. Die Rede ist von Problemen, die dir gnadenlos Leistung wegfressen. Probleme, die selbst den modernsten PC zur Schnecke machen. Okay. Das hier ist der PC-Report und kein Pornoheft, Zeit für Klartext. Falls deine Kiste oft lahmt und du eine Pinnacle-TV-Karte drinnen hast, dann nimm sie raus! Fackel nicht rum, mach sie einfach raus! Wenn du sie am Ende dieses Buchs wieder rein machen willst, dann mach es. Kein Kommentar. Deine Kiste ist rund um die Uhr permanent im Betrieb, weil sie irgendwelche Datenmassen aus dem Internet saugt? Deine Festplatten haben schon ein paar Monate oder Jahre auf dem Buckel? Du glaubst, es wird schon auf Dauer gut gehen? Dann mach dich auf was gefasst! 128 3.1 Kapitel 3: Erste Hilfe – wenn’s klappert oder kracht PRAXIS: Alarmstufe Rot – richtig reagieren bei Plattenterror Jede Festplatte kann schlagartig kaputt gehen, ohne jede Vorwarnung. Windows meldet komische Dateizugriffsfehler, nichts geht mehr. In so einer Situation heißt es, einen klaren Kopf zu bewahren und auf keinen Fall blind rumzuexperimentieren! Absolut fatal: den Rechner neu starten in der Hoffnung, dass sich das Problem dadurch löst. Es kann sein, dass du nur eine einzige Chance hast, die Platte zu retten! Und die darf nicht verspielt werden. Dieser Beitrag zeigt, wie vorzugehen ist, wenn eine Festplatte Horror verbreitet. Prost! Wenn du so eine Fehlermeldung zu sehen kriegst, dann hast du ein elendes Problem! Thema: Festplatte stockt, Sektoren sind beschädigt Meine Festplatte stockt ab und zu, dann kommt ein mechanisches Geräusch, klingt wie ein Verhaken, und dann geht es weiter. Ab und zu muss ich die aktive Partition wieder aktivieren. Es sind einige Sektoren beschädigt, habe ich mit Scandisk festgestellt. Was kann ich jetzt machen? Meine Festplatte hat leider keine Garantie mehr. (Hans D. ) In Fällen wie diesen gibt es leider nur eine grausame Tatsache: egal, ob groß oder klein. Egal, ob alt oder brandneu. Egal, ob IDE oder SCSI: Jede Festplatte kann völlig überraschend verrecken. Und zwar ohne, dass zuvor auch nur das geringste Anzeichen für den Ausfall zu verspüren gewesen wäre. Konkret gibt es nur einen einzigen Warnhinweis, der bescheinigt, dass es eine Platte nicht mehr lange macht: Geräuschveränderung. Für einen Laien, der noch nie die letzten »Krächzer« einer sterbenden Platte gehört hat, ist es schwierig, das wirklich »fatale« Geräusch im Voraus richtig zu interpretieren. 3.1.1 Festplattenprobleme hören – akustische Warnsignale Platten haben ein enormes Repertoire an »verdächtigen« Geräuschveränderungen. Je nach Defragmentierung und Datentransportbelastung »brabbelt« eine Platte in verschiedenen Klängen vor sich hin. Nicht jedes Klackern ist also ein Hinweis auf drohenden Ausfall. Bei folgenden Geräuschen solltest du allerdings sofort auf Alarmstufe Rot schalten: 3.1 PRAXIS: Alarmstufe Rot – richtig reagieren bei Plattenterror 129 Geräuschfaktor Tipp 1. Gesamtgeräuschveränderung Wenn man eine Weile mit einer Platte gelebt hat, dann kennt man ihr typisches Betriebsgeräusch: Je nach Hersteller klingt eine Platte eher »summend«, »surrend« oder »säuselnd«. Ändert sich das typische Betriebsgeräusch einer Platte nach einiger Zeit, dann sollte dich das misstrauisch machen! Wenn es regelmäßig oder gelegentlich richtig laut klackert oder kracht, dann ist das ein Warnzeichen! Auch »Schleifgeräusche« oder »eiernde« unkonstante Betriebsgeräusche sind ernst zu nehmen. Klingt es so, als ob irgendeine »Metallfeder« zirpt, dann ist das ebenfalls verdächtig! 2. Klackern, Krachen, Kreischen Im übelsten Fall vollzieht sich der maximal denkbare Zusammenbruch so: Alle Betriebsgeräusche sind »normal«, die Platte läuft perfekt, es gibt keinerlei Datenfehler, es gibt keinerlei Probleme. Eines Tages, sofort beim Einschalten des PCs, passiert Folgendes: Am Bildschirm erscheint eine BIOS-Meldung, dass nicht gebootet werden kann, weil keine Festplatte vorhanden ist. Nach Start mit einer Notfalldiskette stellst du fest, dass die Platte radikal »alle« ist, nicht mal mehr eine Partition ist vorhanden. Der Versuch, mit FDISK die Platte neu klarzumachen, schlägt fehlt, FDISK stürzt beim entsprechenden Versuch einfach ab. 3.1.2 Megapfeifen – wo Festplattenhersteller versagen Also irgendwie sind die Festplattenhersteller schon ganz schön große Pfeifen. Zwar schaffen sie es, die Kapazitäten enorm hochzudrehen, aber das war es auch schon. Hat eine Platte Fehler, dann muss in der Regel ein DOS-Prüftool des Plattenherstellers von Diskette gestartet werden. Auf die Idee, dass inzwischen diverse PC kein steinzeitliches Diskettenlaufwerk mehr haben, kommen die Plattenmacher nicht. Und kaum ein Testtool ist in der Lage, eine bootfähige CD zu erstellen. Problem 2: Die Testtools stammen eigentlich aus der Steinzeit. Eine »paar Mbyte« große Platte kann damit recht flott gecheckt werden, bei fetten Platten mit 100 Gbyte und mehr sieht die Sachlage anders aus: Hier kann es unzählige Stunden dauern, bis eine Platte nach Fehlern durchgescannt ist. Eine besondere Pfeife ist Maxtor: Dessen Testtool Powermax hat beim stundenlangen Test nicht einmal einen Fortschrittsbalken zu bieten, es ist nicht abzuschätzen, wie lang die Testerei eigentlich dauert. 130 3.1.3 Kapitel 3: Erste Hilfe – wenn’s klappert oder kracht Fakten contra Mega-GAU Hier erst mal ein paar Fakten zu Festplattenstressfaktoren: Festplattenfaktor Tipp 1. Hersteller Egal, ob von Western Digital, Seagate, Hitachi, Samsung oder von sonst wem: Jede Platte kann zum Drama werden. Es ist sinnlos, einem Hersteller mehr zu trauen als einem anderen! Die Dauer der Garantiezeit einer Festplatte ist prinzipiell egal. Wenn eine Platte crasht, dann sind deine Daten im Sack – und eine neue Austauschplatte bringt sie dir nicht wieder! Kunden wollen große Platten und sie wollen sie so billig wie möglich. Um diesen Forderungen nachzukommen, haben die Festplattenhersteller ihre Qualitätssicherung auf den Nullpunkt gefahren. Seit Jahren nehmen die Ausfälle von Platten gnadenlos zu (siehe Festplatten-Reports der Nickles-Bücher in den vergangenen Jahren). Zu schnell werden zu schnelle Platten produziert. In einem RAID-System werden Platten härter hergenommen als bei Standardbetrieb. Als die billige IDE-RAID-Technik erstmals beliebt wurde, war viel Schlamperei im Gange! Beta-Controller-Treiber und »nicht für RAID geeignete« Platten sorgten bei so manchem Poweruser für den Megacrash. Je schneller eine Platte dreht, desto schneller ist sie generell. Und desto störanfälliger! Die jeweils schnellsten Platten haben die höchste Drehzahl und sind dadurch entsprechend »kitzliger«. Wer schlau ist, der sollte für die Dauerarchivierung von großen Datenmengen (MP3, Videos) besser eine langsamere Platte verwenden! Denn: Je lahmer eine Platte dreht, desto weniger wird ihre Mechanik belastet, desto höher ist im Prinzip ihre Lebenserwartung! Nicht nur die Qualitätssicherung der Festplatten, auch die des Zubehörs wird immer lumpiger. Die Rede ist von Festplattenlüftern und Wechselrahmen. Die Qualität der verbauten Ventilatoren ist oft derart schlecht, dass sie bereits nach wenigen Betriebswochen erst »knurrend« laut werden und dann derart auf dem letzten Loch pfeifen, dass sie kaum noch kühlen. Und selbst wenn hochwertige Ventilatoren verbaut werden, dann bringt sie der Staub im Gehäuseinneren ruckzuck zur Strecke! Wer schlau ist, pfeift auf kleine Lüfter als Aufbauten vor oder unter Platten: Besser ist ein ordentliches PC-Gehäuse, bei dem große Lüfter in der Rückwand die Platten »anblasen«. Solche großen Lüfter lassen sich von Staub nicht so schnell plattmachen wie Mini-Lüfterchen! Ein Paradebeispiel für Stümperei in Sachen Datensicherheit liefern nonstop VIA und Co. bei ihren IDE-/Serial-ATA-Controller-Chipsätzen. Gerade bei RAID knallt es häufig aufgrund unausgereifter Technik! Es gibt nur ein Backup-Medium, um eine Festplatte schnell und komfortabel zu sichern: eine zweite Festplatte. 2. Garantiezeit 3. Qualitätssicherung 4. RAID-Belastung 5. Drehzahl 6. Lumpiges Zubehör 7. IDE-Controller 8. Zwei statt eine 3.1 PRAXIS: Alarmstufe Rot – richtig reagieren bei Plattenterror 3.1.4 Bevorstehender Festplattentod – Signale rechtzeitig erkennen Klar – es sollten die standardmäßigen Überwachungstools auf einem PC installiert sein. Das heißt: Der SMART-Mechanismus der Festplatten muss im BIOS aktiviert sein und unter Windows sollte ein SMART-Überwachungstool laufen, das Alarm schlägt, wenn eine Festplatte interne Probleme meldet. In vielen Fällen kann man einen bevorstehenden Festplatten-Crash allerdings bereits »spüren«, bevor es zum Knall kommt oder irgendein Tool einen Fehler meldet: • Seltsame Geräuschentwicklung im Betrieb • Sehr lange Wartezeiten beim Zugriff auf eine Platte (Öffnen eines Verzeichnisses etc.) • Spürbare Verlangsamung des kompletten Windows-Dateihandlings • Extrem lange Wartzeiten beim Zugriff über Netzwerke Mach dir nichts vor: Irgendwann verreckt jede. Und das immer schneller. Aufgrund der immer lausigeren Qualitätssicherung kann es auch eine brandneue Platte innerhalb kürzester Zeit zerreißen! Sicher, es gibt verschiedene Mechanismen, um die Zuverlässigkeit einer Platte zu prüfen (siehe SMART-Technik), es gibt zig Diagnosetools, die abchecken helfen, wie eine Platte beieinander ist. Aber: Es existiert keine hundertprozentige vorbeugende Maßnahme. Glaube bloß nicht, dass irgendein Tool dir ein paar Tage oder Stunden im Voraus Bescheid sagt, dass eine Platte kurz vorm Verrecken ist. Im Blödfall sagen dir sämtliche Tools um 12 Uhr Mittag, dass alle Platten in perfektem Zustand sind und fünf Minuten später macht es 131 schlagartig rumms, eine Platte ist im Sack. Besonders ärgerlich ist das natürlich bei neuen Platten und solchen, die noch Garantie haben. Faustregel Nummer 1: Gib niemals eine Platte als Garantiefall zurück, von der du nicht weißt, was drauf ist! Pornos? Raubkopien? All das sind sensible Sachen, die einen Garantiefall heikel machen! Bevor du also in den Knast wanderst, schmeiß die Platte lieber weg und pfeif auf die Garantie! Denn: Wenn du an die Daten einer verreckten Platte nicht mehr rankommst, dann heißt das noch lange nicht, dass der Festplattenhersteller sie nicht auslesen kann! Konkret: Er kann es mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit. Sind auf einer »kaputten« Platte also sensible Sachen drauf, dann gibt es nur zwei Möglichkeiten: Du schaffst es entweder, die Platte noch mal so hochzukriegen, dass sie sich löschen lässt, oder du wirfst sie weg! Fehlverhalten Nummer 1: Die größte Dummheit, die du beim »Abklackern« einer Platte machen kannst, ist Rumprobieren. Also den Rechner ein paar Mal booten und hoffen, dass es schon wieder wird. Jedes erneute Booten kann das endgültige Aus bedeuten. Solange du also noch irgendwie an die Platte rankommst, versuche runterzuretten, was geht – also Daten auf eine zweite Platte kopieren, brennen oder was auch immer! Wichtig: Es geht in diesem Abschnitt nicht um »kleine Dateisystemproblemchen«, die sich mit einem Festplattentool (oder Windows selbst) beheben lassen. Es geht auch nicht darum, eine von einem Virus angeschlagene Platte zu säubern. Hier geht es um Platten, die wirklich »im Sack« sind, die also »sehr komische Geräusche machen« oder im System überhaupt nicht mehr erkannt werden, sprich Platten, an die kein Tool mehr rankommt. 132 3.1.5 Kapitel 3: Erste Hilfe – wenn’s klappert oder kracht Plattenprobleme analysieren und verstehen Der totale Horror beginnt in der Regel mit einer Fehlermeldung, der du noch niemals zuvor begegnet bist: Irgendein Dateifehler-Blabla wird gemeldet. Bei folgenden Anzeichen solltest du in Sachen Festplatten auf Alarmstufe Rot schalten: Indikator für Festplattenproblem 1. Festplatte wird nicht erkannt 2. Festplatte bootet nicht mehr 3. FDISK versagt Tipp Ist eine Platte falsch angeschlossen oder ihr fehlt die Stromversorgung, dann kann sie natürlich vom Rechner nicht gefunden werden – Verkabelung prüfen! Hat eine Platte Saft, dann gibt sie sofort nach Einschalten des PCs ein Geräusch von sich, beginnt zu rotieren. Diese Rotation kannst du hören oder durch Handauflegen deutlich spüren. So blöd es klingt: Der Gesundheitszustand einer Platte lässt sich in vielen Fällen durch Handauflegen abchecken. Eine Platte, der es gut geht, die »vibriert« in der Regel recht ruhig und gleichmäßig. Rödelt, klackert und ruckelt es indessen, dann ist das kein vertrauenswürdiges Zeichen! Wie auch immer: Gibt eine Platte trotz korrekter Stromzufuhr rein gar nichts mehr von sich, dann ist sie im Sack. Basta. Das BIOS hat die Festplatte gefunden, aber es wird kein Betriebssystem mehr von ihr geladen? In diesem Fall ist meist der Master Boot Record der Platte kaputt – typisch, wenn ein Virus zuschlägt. Ob eine Platte hardwaremäßig tot ist, lässt sich mit diesem Indiz noch nicht beweisen! Kommt von einer Platte kein System mehr hoch, dann muss mit einer Notdiskette gebootet werden. Wer zu faul war, sich eine solche Windows-Notdiskette anzufertigen, wird das spätestens jetzt bitter bereuen. Nach dem Booten von der Diskette versuchst du, auf die Platte zu wechseln (C: eingeben). Wird noch Dateninhalt angezeigt, dann besteht die Chance auf Rettung. Ist die Platte über ihren Laufwerkbuchstaben nicht mehr erreichbar, dann ist das ziemlicher Bullshit. Schmeiß FDISK an und guck nach, ob auf der Platte überhaupt noch Partitionen vorhanden sind. Sind keine Partitionen mehr da, dann wird es Zeit, dass du dir ein Beruhigungsbier aufmachst und die Bibel holst. Mit ein »bisschen« Beten ist es jetzt nicht mehr getan. Du brauchst schon ein Wunder. Einen Versuch ist es auf jeden Fall wert, den Master Boot Record der Platte durch Eingabe von FDISK /MBR zu reparieren. 3.1 PRAXIS: Alarmstufe Rot – richtig reagieren bei Plattenterror Indikator für Festplattenproblem 4. Scandisk versagt 5. Scandisk startet grundlos 3.1.6 133 Tipp Wenn das Windows-Tool Scandisk über die Platte herfällt und dabei irgendein Problem- oder Error-Gesabber am Bildschirm erscheint und das System dann crasht, dann ist Sense. Klar – du kannst es zig Mal mit Neubooten versuchen, aber wenn Scandisk das erste Mal absäuft, dann tut es das in der Regel auch die folgenden Male. Legt Scandisk nach einem Neustart ohne erkennbaren Grund los (kein vorheriger Absturz des Systems), dann kann das am Schreibcache der Festplatte liegen: Die Festplatte oder der Controller »vergessen« beim Runterfahren, dass der Cache-Inhalt der Platte noch auf die Magnetscheibe geschrieben werden muss – es gehen also bei jedem Runterfahren des PCs irgendwelche Daten verloren. Hier helfen nur Updates von Festplatten/Controller-Herstellern oder das Deaktivieren des Schreibcache bei betroffenen Platten. Datencrash – richtig reagieren! Kommst du wenigstens noch an Daten ran (die Platte bootet nur nicht mehr), dann gibt es jetzt nur einen einzigen guten Tipp: Bring die Daten, die noch da sind, in Sicherheit! Und zwar bevor du mit irgendwelchen »Rettungstools« rummachst! Falls du nicht genug »Disketten« zum Sichern deiner 200 Gbyte-Platte rumliegen hast, solltest du spätestens jetzt in den Laden rennen und eine neue Festplatte kaufen. Wenn die Probleme nach Schraubarbeiten im PC passiert sind: Weg mit den alten Festplattenkabeln! Kauf neue! Das klingt meschugge, aber es hat seinen Grund: Die Kabel sind elend empfindlich! Am beschissensten sind die sauteuren SCSI-LVDKabel – die Adern sind ruckzuck zerstört (scharfe Kanten im Gehäuse) und auch die Qualität ihrer Stecker-Pins ist eine Schande! Auch ein IDE-Kabel kann kaputt sein, ohne dass man es mit bloßem Auge auf Anhieb erkennt! Also geh auf Nummer sicher und kauf neue Kabel – das kostet, aber der Stress, Tage nach einem Problem zu suchen, nur weil das Kabel hin ist, ist einfach zu groß! Die alte angeschlagene Platte wird nach dem Einbau und Klarmachen des Betriebssystems der neuen Platte dann als »zweite« reingehängt und die Daten werden rübergezogen. Ja, diese Methode ist primitiv und radikal. Aber es ist die sicherste! Befindet sich eine Datenmasse im »scheintoten« Zustand, dann ist es Blödsinn, noch lange mit irgendwelchen Wundermitteln oder Freeware-Festplattendoktoren rumzumachen. Auch die Idee, das System noch mal irgendwie mit Gewalt hochzuprügeln, um noch mal den Brenner anzuschmeißen und das versäumte Backup zu machen, ist gut, aber nicht empfehlenswert, da zu riskant! Hast du mit einer zweiten Platte die Daten der angeschlagenen gerettet, dann, und erst dann, kannst du dich mit den Problemen der Scheintoten näher auseinander setzen. 3.1.7 Daten weg – Tatverdächtige im Verhör Wer oder was war Schuld an dem Salat? Das ist die erste Frage, die jetzt zählt. Zum einen musst du wissen, ob die alte Platte selbstverschuldet verreckt ist (Hardware hinüber) oder ob irgendwas anderes im System faul ist. Ein Virus? Der Festplatten-Controller? Das Mainboard? Die Kabel? Ein IDE-Treiber? Satan? 134 Kapitel 3: Erste Hilfe – wenn’s klappert oder kracht Alles nachvollziehbar. Aber auch das NearUnnachvollziehbare hat sich schon ereignet: die Soundkarte als Datenkiller. Unterm Strich gibt es bei einem Daten-GAU folgende konkrete Tatverdächtige: Tatverdächtiger Bemerkung 1. Gewalt Man muss einen PC nicht an die Wand schmeißen, um ihn zuverlässig kaputt zu machen. Ein fester Fußtritt an die Front ist indessen in der Regel zu wenig, verursacht höchstens Plastiksplitter. Viel eleganter – und auch spurlos – ist diese »sanfte« Methode: Der Tower wird einfach seitlich umgeworfen. Der dabei entstehende Ruck reicht meist aus, um es einer Festplatte so richtig zu besorgen. Irgendeine Software hat Mist gebaut und das Dateisystem verhunzt. Natürlich kann’s ein Virus sein, doch auch ganz normale Software kann Datensalat verursachen. In diesem Fall ist die Festplatte selbst nicht schuld. Natürlich kann immer ein Virus schuld sein. Das lässt sich mit einer Virenscannersoftware problemlos abklären. Es gibt zwei Festplatten-Anschlusstypen die relativ zuverlässig funktionieren: die beiden ersten IDE-Ports auf dem Mainboard und ein SCSI-Controller. Alles andere, Zusatz-IDE-Controller und RAID-Stuff sind heikle Ware. Für den Crash sorgen in der Regel mangelhafte Treiber. Topmoderne blitzschnelle Renner-Festplatten anschaffen, aber am Geld für extra Kühlung knausern. Das ist fatal. Geld in einen speziellen Festplattenkühler, der drauf oder dran geschraubt wird, zu stecken, das ist Dummheit, denn diese Lüfter verdrecken und verrecken zu schnell. Beste Lösung: Ein sinnvolles Gehäuse, bei dem die Festplatten durch einen eigenen Lüfter »angeblasen« werden. 2. Dateisystemfehler 3. Virus 3. Festplattentreiber 4. Überhitzung In diesem Zusammenhang eine Geschichte, die sich beim Workstation-Hersteller SUN Ende der 90er Jahre ereignet hat: Immer mehr der superzuverlässigen SUN-Rechner brachen weltweit plötzlich in dramatisch ansteigendem Ausmaß zusammen. Schuld war nicht die Hardware, Schuld war die Dummheit der Macher des »neuen Markts«: Mit dem Run aufs Internet schafften viele Startup-Unternehmen SUN-Großrechner an, hatten aber keinen Dunst davon, dass eine solche Maschine eine andere Behandlung braucht als ein PC. Eine SUN-Anlage gehört in einen passend gekühlten Raum und hat in der nächstbesten Büro-Besenkammer nichts verloren. Die SUN-Führung reagierte spektakulär und nahm die volle Verantwortung auf sich – die neuen »dummen« Kunden hätten ausführlicher über die Notwendigkeit der Kühlung informiert werden müssen, man hätte dieses Wissen nicht bei ihnen voraussetzen dürfen. 3.1.8 Festplatten – Rettungsversuche mit Bordmitteln Im ersten Schritt empfiehlt es sich immer, mit Bordmitteln zu arbeiten, sprich die Platte unter Windows prüfen. Dazu wird der Explorer geöffnet und ein Rechtsklick auf den Laufwerkbuchstaben der betroffenen Festplatte ausgeführt. Dann erscheint der Eigenschaftendialog, bei dem die Seite »Extras« angesagt ist. Auf der findet sich schließlich der Button JETZT PRÜFEN: 3.1 PRAXIS: Alarmstufe Rot – richtig reagieren bei Plattenterror 135 Laufwerk-Fehlerüberprüfung: Auf Wunsch versucht Windows, Dateisystemfehler automatisch zu korrigieren und fehlerhafte Sektoren zu reparieren! Steigt die Datenträgerprüfung mit einer Fehlermeldung aus, sie kann also nicht abgeschlossen werden, dann darfst du von einem ernsthaften Problem ausgehen. nehmen oder Platte wegwerfen. Ist nur das Dateisystem angeschlagen, sind nach Rettung der Daten folgende Reparaturmaßnahmen mit Bordmitteln möglich: Ist eine Festplatte tatsächlich defekt, dann ist für dich Feierabend: also Garantie in Anspruch 1. FestplattenReparaturmaßnahme 1. Virenscanner 2. Scandisk Tipp Ein Virus-Check ist bei Datenärger immer angesagt. Typischerweise wirst du versuchen, die Datenstruktur einer angeschlagenen Platte mit dem Windows-Tool Scandisk zu reparieren. Das klappt bei »kleineren Problemchen« in der Regel auch ganz gut. Der wichtigste Tipp in Sachen Scandisk wird allerdings oft vergessen: Es ist nicht sinnvoll, Scandisk unter Windows auszuführen. Sobald Windows in Betrieb ist, hat es sich schon eine ganze Menge Dateien auf der Platte gekrallt und das kann Scandisk das Leben schwer machen. Deshalb: Scandisk immer vor dem Windows-Start ausführen lassen. 136 Kapitel 3: Erste Hilfe – wenn’s klappert oder kracht 1. FestplattenReparaturmaßnahme 3. Scandisk Intensiv 4. FDISK 5. Low-LevelFormatierung Tipp Sicher ist sicher: Löst Standard-Scandisk die Probleme nicht, dann solltest du jetzt den Scandisk-Intensivtest ausführen, bei dem die Plattenoberfläche gründlich gecheckt wird. Das dauert bei großen Platten leider eine Ewigkeit – am besten erledigst du den Test über Nacht! Wenn Scandisk im IntensivModus abschmiert, dann hast du zwei Möglichkeiten: Du führst zig Experimente bis zum Verrücktwerden durch oder du pfeifst auf die Daten der Platte und nimmst sie richtig hart her. Hart hernehmen heißt, die Sache mit FDISK angehen. FDISK wird von DOS gestartet, alle Partitionen der Platte werden gelöscht und neu angelegt. Macht FDISK hierbei Stress, dann kann das an einem »verhunzten FDISK« liegen – auch FDISK hat schon diverse Problemchen hinter sich. Wahrscheinlicher ist allerdings, dass es die Platte ganz schön schwer erwischt hat: Du musst sie noch härter rannehmen. Die radikalste Methode, eine Platte frisch zu machen, ist die Low-Level-Formatierung. SCSI-Controller haben eine entsprechende Routine in ihrem BIOS eingebaut. Bei IDE-Platten musst du dir ein »Low-Level-Formatierungs«-Tool beim Festplattenhersteller downloaden. Haut schließlich auch die Low-LevelFormatierung nicht hin, ist endgültig Feierabend: Die Platte ist tot. Das war’s. An dieser Stelle endet der Pool der denkbaren Sofortmaßnahmen, wenn man Spezialitäten wie »Anbrüllen« oder »gut Zureden« mal weglässt. Hier handelt es sich wohlgemerkt um kostenlose Bordmittel. Es gibt auch spezielle Festplatten-Datenrettungssoftware und diverse Tools ... 3.2 PRAXIS: Festplatten reparieren – Tools und Methoden Es kann jeden Augenblick passieren: Windows verweigert den Zugriff auf eine Datei oder ein Verzeichnis, meldet eine Beschädigung. Im Klartext bedeutet das so gut wie immer ein ernsthaftes Festplattenproblem. Die Daten sind gerade dabei, sich in Rauch aufzulösen, oder sie sind bereits im Nirwana. Hier heißt es: Cool bleiben. Auch in scheinbar aussichtlosen Situationen bestehen gute Chancen, die Daten zu retten. Dieser Beitrag zeigt, was im Horrorfall zu tun ist. Vor kurzem machte es bei mir in der Kiste plötzlich einmal »Klack« und die 160er Maxtor-Festplatte war weg. Beim Booten wurde das Laufwerk vom BIOS noch erkannt und auch unter Windows wurde der Laufwerksbuchstabe noch angezeigt. Allerdings war keinerlei Zugriff auf das Laufwerk mehr möglich. Windows teilte lediglich mit, dass auf der Platte kein Dateisystem mehr vorhanden sei. 3.2 PRAXIS: Festplatten reparieren – Tools und Methoden 137 Rummms – eine Datei oder ein Verzeichnis ist nicht mehr lesbar. Festplatten können schlagartig, ohne jegliche Vorwarnung, die Grätsche machen. In solchen Fällen gibt es generell diese Möglichkeiten zur Datenrettung: Datenrettungsmöglichkeit Rumprobieren Professioneller Datenrettungsservice Professionelle Datenrettungssoftware GratisDatenrettungssoftware Gratis-Diagnosetool vom Festplattenhersteller Sonstiges Tipp Datei nicht lesbar? Windows neu starten. Immer noch nicht lesbar. Scandisk drüberlassen. Stürzt ab. Windows im abgesicherten Modus starten. Klappt auch nicht. PC von Notdiskette/CD booten ... Um es kurz zu machen: Wenn es dir egal ist, ob die Daten draufgehen, dann sind diese Methoden okay. Handelt es sich um wichtige Daten, dann ist Rumprobieren Schwachsinn! Hier heißt es: Platte ausbauen und zu einem professionellen Datenretter schicken. Das bietet definitiv die beste Möglichkeit, die Daten zu retten. Allerdings ist so ein professioneller Service elend teuer. Handelt es sich um »unbezahlbar« kostbare Daten, dann sollte so ein Service genutzt werden. Kommerzielle Software für Datenrettung gibt es natürlich auch. Eine sehr gute professionelle Software ist die Easy Recovery-Reihe von Ontrack (www.ontrack.de). Eine sinnvolle Easy Recovery-Version kostet gut 200 bis 500 Euro! Klar, es gibt auch tonnenweise Freeware und Shareware für die Datenrettung – und darunter auch durchaus sehr gute. Aus dem Bauch heraus, rate ich von solchen Gratislösungen jedoch ab, wenn es um sehr wichtige zu rettende Daten geht. Jeder Festplattenhersteller bietet logischerweise ein Diagnosetool für seine Laufwerke an. Diese Tools können Festplatten auf Fehler prüfen – und sie in vielen Fällen sogar reparieren! Festplattenhersteller kennen sich mit Festplatten natürlich sehr gut aus – entsprechend gut und vertrauenswürdig sind die Gratistools. Sonstiges heißt Rumgefrickle – also beispielsweise mit irgendwelchen Diskeditoren auf der Platte rummachen oder den PC mit einer Linux-Distribution booten und dann mit Linux-Dateitools versuchen, eine Platte wieder klar zu machen. Kurzum: »Sonstiges« ist typischerweise Profisache, alle anderen sollten die Finger davon lassen! 138 Kapitel 3: Erste Hilfe – wenn’s klappert oder kracht Seagate informiert: Im Garantiefall werden kaputte eingeschickte Festplatten repariert, eine Datenrettung beinhaltet das allerdings nicht. Achtung: Datenrettungsprogramme können normalerweise alle aktuellen gängigen Dateisysteme reparieren – FAT16, FAT32 und NTFS. Krätzig wird die Sache allerdings bei komprimierten oder verschlüsselten NTFS-Partitionen. Die lassen sich in den meisten Fällen nicht reparieren. Das sollte ausdrücklich bedacht werden, bevor eine komprimierte oder verschlüsselte NTFS-Partition eingerichtet wird! Ist ein Platte im Eimer, gilt: Jeder »dumme« Rettungsversuch kann die Platte endgültig ins Jenseits befördern. Der erste Schritt zur Datenrettung will also sehr gründlich überlegt sein ... 3.2.1 Plattencrash – richtig verhalten! Im Glücksfall ist eine Platte nur angeschlagen, nicht total verreckt. Das heißt, auf manche Verzeichnisse und Dateien kann noch zugegriffen werden. Hier lautet das Motto: so schnell wie möglich retten, auf was sich noch zugreifen lässt – also Dateien der defekten Platte auf eine andere Festplatte kopieren. Entscheidend ist der Faktor andere Festplatte. Auf eine angeschlagene Platte darf auf keinen Fall geschrieben werden – der kleinste Schreibvorgang kann alles kaputtmachen! Blöderweise ist es meist so, dass ein Teil der Daten noch lesbar ist, der andere führt beim Leseversuch zum Crash. Das verführt viele dazu, gerettete Daten auf der gecrashten Platte zu löschen, statt sie nur zu kopieren, um den Durchblick zu behalten. Diese Vorgehensweise ist fatal! Beim Löschen wird auf die gecrashte Platte geschrieben und das ist fatal! Also, nur Runterkopieren und niemals verschieben bzw. löschen. Nochmals im Klartext: Wenn dir eine 400 GbytePlatte verreckt, dann brauchst du eine zweite 400 Gbyte-Platte für die Rettung – alles andere ist zu riskant! Das ist auch die Methode, die die meisten professionellen Datenrettungstools fordern – die angeschlagene Platte wird nicht repariert, sondern ihre Daten werden auf eine andere Festplatte rübergerettet. Das Blöde an Datenrettungsprogrammen: Man hat nicht jeden Tag mit ihnen zu tun und da kriegen auch Profis schnell das Zittern, wenn sie so ein Rettungstool erstmals anwerfen ... 3.2 PRAXIS: Festplatten reparieren – Tools und Methoden 3.2.2 Datenrettung mit Ontrack Easy Recovery – Schritt für Schritt Um meine verreckte 160er zu retten, kramte ich zunächst die professionelle Lösung Ontrack Easy Recovery raus. Im Folgenden geht es nicht darum, jede einzelne Funktion von Easy Recovery durchzukauen. Vielmehr wird gezeigt, worauf es beim Einsatz solcher Datenrettungstools generell ankommt – und was dabei so passieren kann. 139 Wer mag, kann bei einem Rettungstool natürlich erst mal DIAGNOSE wählen, um einen ersten Überblick über den Schaden zu kriegen. Wichtig ist eigentlich nur, dass das Rettungstool die kaputte Platte überhaupt im System findet – ist sie »weg«, kann das an einem Kabeldefekt oder an einem kaputten Controller liegen. Der Schein trügt: Beim Start sieht alles noch recht easy aus, in den folgenden Dialogen wird es allerdings schnell verzwickt. 140 Kapitel 3: Erste Hilfe – wenn’s klappert oder kracht Nach Anwahl von »Datenwiederherstellung« listet Easy Recovery alle gefundenen Platten auf – im Bild ist die defekte 160 Gbyte-Platte für die Datenwiederherstellung markiert. 3.2.3 Rettungsmethoden – Raw oder was? Anschließend wird es verzwickt: Das Tool will wissen, welche Methode der Datenwiederherstellung es einsetzen soll. Easy Recovery bietet beispielsweise »Advanced Recovery« oder »Raw Recovery« an. Im Fall einer verreckten Platte kommen bei Easy Recovery Advanced Recovery und Raw Recovery in Frage. »Raw« ist die brutalste Methode. Hier geht das Rettungstool davon aus, dass sich auf der Platte zwar noch Daten befinden, das Dateisystem allerdings total zerballert ist. »Raw« ist sozusagen die letzte Methode mit der geringsten Chance, Daten wieder in eine nutzbare Form zu bringen. Es sollte also erst mal Advanced Recovery ausprobiert werden. 3.2 PRAXIS: Festplatten reparieren – Tools und Methoden Rettungsmethoden: Hier wird es für Normalsterbliche schon schwierig, sich für die richtige Methode zu entscheiden. 141 142 Kapitel 3: Erste Hilfe – wenn’s klappert oder kracht Nach dem Start des Rettungsvorgangs scannt das Tool erst mal die komplette Platte nach Dateien, die sich eventuell noch retten lassen. Falls du keinen Kasten Bier vorrätig hast, dann ist jetzt ausreichend Zeit, einen zu besorgen. Bis ein Rettungstool eine defekte Platte durchgescannt hat, können zig Stunden vergehen! 3.2.4 Böse Überraschung: 300 Gbyte auf 160 Gbyte-Platte gefunden Am Ende des Scanvorgangs präsentiert das Rettungstool eine Liste sämtlicher Dateien, die es gefunden hat und die eventuell gerettet werden können. Dumm gelaufen: Nach stundenlangem Scannen schlägt das Rettungsprogramm vor, 372 Gbyte Daten von einer 160 Gbyte großen gecrashten Platte zu retten. Das ist erklärbar: Rettungstools finden mehr oder weniger jeden Datenbullshit, der sich noch irgendwo auf einer Platte befindet. Selbst gelöschte Dateien nach ausgeleertem Papierkorb tauchen wieder auf. In der Regel handelt es sich um Datenschrott. Auf der Platte existieren noch irgendwelche Verweise auf die ehemals existente Datei. 3.2 PRAXIS: Festplatten reparieren – Tools und Methoden 143 Fiese Überraschung: Hier bietet das Rettungstool die Rettung von 372 Gbyte Daten an. Die gecrashte Platte war in diesem Fall allerdings nur 160 Gbyte groß! Da Rettungstools nahezu immer vom schlimmsten Fall ausgehen, versuchen sie, alles zu retten, was irgendwie noch vorhanden ist. Nach der Rettung befindet sich dann beispielsweise plötzlich eine bereits vor Monaten gelöschte große Videodatei wieder auf der Platte und sie hat auch ihren ursprünglichen Dateinamen und eine korrekte Größe. Tatsächlich ist alles darüber hinaus bei dieser Datei Datenmüll, sie lässt sich nicht mehr nutzen. Damit steckt man in einer blöden Situation: Das Rettungstool verlangt für die Rettung eine entsprechend große Zielplatte (oder mehrere) – in diesem Fall halt 372 Gbyte. Hier heißt es, eine entsprechend große Zielplatte zu besorgen (falls überhaupt möglich) oder auf die Rettung verschiedener Dateien zu verzichten. Die Frage dabei ist natürlich, auf welche verzichten. Wer weiß bei einer 160-Gbyte-Platte schon auswendig, welche Daten wann gelöscht wurden und vom Rettungsvorgang ausgeschlossen werden können, weil dabei eh nur Datenmüll gerettet wird. An dieser Stelle bleibt nur Fluchen und die Dateirettungsliste so lange zu reduzieren, bis sie auf die verfügbare Zielkapazität passt. Schließlich wird der Rettungsvorgang gestartet. Und spätestens nach ein paar Minuten wird dir klar, dass viel Zeit bleibt, um den Kasten Bier alle zu machen! Bereits bei einer »kleinen« 160 Gbyte-Platte kann die Datenrettung weit über 20 Stunden dauern! 144 3.2.5 Kapitel 3: Erste Hilfe – wenn’s klappert oder kracht Ausschlafen, aufwachen, ausflippen Wer klug ist, haut sich also aufs Ohr und lässt das Rettungsprogramm über Nacht durchlaufen. Die nächste große Überraschung kommt dann am Morgen nach dem Aufwachen: Das Rettungsprogramm ist nach 4 Stunden bei 15 Prozent vollendeter Rettung stehen geblieben, eine Dialogbox am Bildschirm teilt mit: »Die zu rettende Datei urlaubsvideo2005.avi befindet sich bereits auf dem Ziellaufwerk. Soll die Datei überschrieben werden?« Aha. Es wurde also ein Video gerettet und jetzt will das Rettungsprogramm wissen, ob es sie noch mal retten soll. Eine richtige Entscheidung ist hier unmöglich. Es kann sein, dass die zuerst gerettete Datei die richtige ist oder dass es sich nur um Datenmüll handelt. Ebenfalls ist unklar, ob der zweite Rettungsversuch die richtige Datei herstellt (die Mülldatei überschreibt) oder ob es eine bereits richtig gerettete Datei mit Müll überschreibt. Hier hilft nur eine knallharte Methode: Das Rettungsprogramm mit seinem NachfrageDialog warten lassen, den Windows-Dateiexplorer anschmeißen und prüfen, ob sich die bereits gerettete Datei abspielen lässt oder nicht. Im Fall von Videos lässt sich ein Effekt leicht feststellen – es wird halt nicht abgespielt. Im Fall großer Datenbankdateien und dergleichen wird es ziemlich mühselig. Wie auch immer: Irgendwann ist es geschafft, der Kasten Bier ist alle, das Rettungsprogramm hat seinen Job erledigt: Job done: Nach 25 Stunden hat Easy Recovery 330 Gbyte von einer defekten 160 Gbyte-Festplatte gerettet. 3.2 PRAXIS: Festplatten reparieren – Tools und Methoden So, da liegt sie jetzt. Die 400 Gbyte große Zielplatte, die mit 330 Gbyte gefüllt ist, von denen unklar ist, was davon Datenschrott ist und was wirklich gerettet wurde. Im Klartext heißt das: jede einzelne Datei ausprobieren, gucken, ob sie sich öffnen bzw. im Fall von Multimedia abspielen lässt. Achtung: Wer »gerettete« Videodateien überprüfen will, sollte dafür ausnahmslos den Windows Media Player verwenden. Der Microsoft Media Player macht bereits beim geringsten Fehlerchen in einer Videodatei die Grätsche – andere kostenlose Videoplayer wie VLC stecken Fehler in Videodateien problemlos weg. Wenn es der Microsoft Player schafft, eine Videodatei zu öffnen, dann ist zu 99,9 Prozent davon auszugehen, dass diese Videodatei in Ordnung ist. An dieser Stelle sollte dir klar sein, dass Datenrettung auch mit einem sehr teuren kommerziellen Tool keine »mal so eben gemacht«Sache ist. Bevor du dich jetzt allerdings hinhockst und manuell ein paar tausend Dateien durchcheckst, lies erst mal weiter ... 3.2.6 Zweiter Versuch, zweite Chance Datenrettungstools wie Easy Recovery schreiben ausnahmslos auf das Ziellaufwerk. Nach der Datenrettung befindet sich die defekte Platte im unverändert gleichen defekten Zustand. Es spricht also nichts dagegen, es noch mal mit einem anderen Datenrettungstool zu probieren, das seinen Job vielleicht gründlicher macht. Rettungstools sind sehr unterschiedlich und entsprechend unterschiedlich fallen die Ergebnisse aus. Entscheidend ist nur, dass wie hier gezeigt erstmal eine »Grundrettung« durchgeführt wird, bei der die defekte Platte nicht verändert wird, also weitere Rettungsaktionen möglich sind. 145 Das professionelle Easy Recovery (je nach Ausstattung 200 bis 500 Euro!) brauchte 25 Stunden zur Rettung einer 160 Gbyte-Platte. Und lieferte nur ein teilweise befriedigendes Ergebnis, da anschließend noch manuell 320 Gbyte an geretteter Datenmenge geprüft werden müssen. Es gibt eine weitere Methode, die den kompletten Rettungsschmotter und die Gefahr, zum Alkoholiker zu werden, überflüssig macht. 3.2.7 Perfekte Datenrettung in 10 Minuten mit Gratistool Die im Folgenden beschriebene Methode ist riskant! Bei ihr wird die defekte Platte auch »beschrieben«, modifiziert. Das kann dazu führen, dass die Platte danach komplett am Ende ist, auch Rettungstools können dann nichts mehr retten. Im Idealfall wird die defekte Platte allerdings vollständig repariert, alles wird wieder so, wie es vor dem Crash war, möglicherweise gehen nur ein paar Dateien kaputt. Jeder Festplattenhersteller bietet im Internet kostenlose Festplattentools für Diagnose und Reparatur an. Es ist ausdrücklich sinnvoll, die entsprechenden Tools für die im PC vorhandenen Festplatten zu haben! Auch wenn keine Plattenprobleme vorliegen, macht es Sinn, die Diagnosetools immer wieder mal laufen zu lassen – dadurch lässt sich rauskriegen, ob eine Platte fit ist oder ob sie bereits – bislang unbemerkte – Probleme hat. Im Fall eines Plattencrashs sind die Tools ebenfalls nützlich. Bei meiner gecrashten Maxtor-160-Gbyte-Platte besorgte ich mir das kostenlose »Powermax«-Tool von Maxtor (im Download-Bereich bei Maxtor). 146 Kapitel 3: Erste Hilfe – wenn’s klappert oder kracht Festplattentools der Plattenhersteller arbeiten fast alle im DOS-Modus und müssen von einem bootfähigen Datenträger (Diskette oder CD) gestartet werden. Das macht Sinn, denn wenn die Bootplatte zerknallt ist, dann lässt sich das Betriebssystem nicht mehr starten. Im Fall von Maxtors Powermax steht eine Disketten- und eine CD-Version zum Download bereit. Die Diskettenversion stellt vollautomatisch eine bootfähige Diskette her, die CD-Version liefert ein CD-Image, das mit einem Brennprogramm gebrannt werden kann. Die folgenden Bilder stammen vom Powermax-Tool von Maxtor, die Tools anderer Festplattenhersteller sind ähnlich gestrickt. Voraussetzung für die Tools ist meist, dass die zu analysierende Platte an einem der Haupt-Festplattenanschlüsse des Mainboards hängt – also nicht an zusätzlichen Festplatten-Ports (RAID- Schnickschnack und Co.) oder an einer eigenen IDE/Serial-ATA-Controller-Karte. Auch mit externen Platten, die an USB oder Firewire hängen, kann ein Plattentool meist nichts anfangen – die müssen dann halt aus dem externen Gehäuse rausgeholt und direkt ans Mainboard gehängt werden. 3.2.8 Analysemethoden – schnell oder intensiv? Nach dem Start bietet ein Plattentool in der Regel zwei Hauptoptionen an, nach dem eine zu prüfende Platte gewählt ist: Testmethode Tipp Schnelltest Da eine komplette Analyse recht lange dauern kann, empfiehlt es sich, erst mal einen Schnelltest durchzuführen, der meist binnen weniger Minuten erledigt ist. Stellt der Schnelltest Fehler fest, schlägt das Tool in der Regel automatisch vor, einen Intensivtest durchzuführen. Der Schnelltest ist sinnvoll, um immer wieder mal »schnell« den Zustand der Platten abzuchecken, sinnvoller ist auf jeden Fall ein Intensivtest. Im Fall einer gecrashten Platte führt kein Weg am Intensivtest vorbei. Der dauert in der Regel ätzend lange, liefert aber dafür aussagekräftige Ergebnisse. Besteht eine Platte den Intensivtest tadellos, dann ist ziemlich sicher, dass diese Platte in Ordnung ist. Intensivtest 3.2 PRAXIS: Festplatten reparieren – Tools und Methoden Der Schnelltest einer Platte ist schnell erledigt – nützlich, um die Platten immer wieder mal »auf die Schnelle« zu prüfen. Gründlicher ist der Intensivtest. Da im DOS-Modus laufend, sehen die Tools natürlich recht bescheiden aus. Besonders erbärmlich programmiert ist das PowermaxTool von Maxtor: 147 Nach dem Start des Intensivtests gibt es keinerlei Fortschrittsbalken. Ein rotierender Strich zeigt zumindest an, dass das Tool am Werkeln ist. Ob die Intensivanalyse Stunden oder Tage dauert, weiß an dieser Stelle nur der Henker. 3.2.9 Fehler gefunden – erst denken, dann reparieren! Im Fall meiner zerknallten 160er dauerte der Maxtor-Intensivtest erfreulicherweise nur knapp ein Bier lang. Dann kam das hier: Warnung: Auf Ihrer Festplatte wurden Fehler festgestellt. Powermax kann versuchen, die Fehler zu beheben. Dadurch können Daten verloren gehen... BITTE SICHERN SIE IHRE DATEN, BEVOR SIE DEN REPARATURPROZESS STARTEN. Jetzt weißt du, warum der Einsatz eines solchen Tools immer erst die zweite Maßnahme ist. Hier wird an der defekten Platte rumgemacht und das kann sie restlos zerknallen! Es ist immer ratsam, erst so ein Ding wie »Easy Recovery« retten zu lassen, da die Platte dabei nicht verändert wird und Daten – in welcher Form auch immer – zumindest schon mal in Sicherheit gebracht sind. Maxtor fordert im Dialog auf, zu entscheiden, ob der Reparaturversuch durchgeführt werden soll. Damit auch Hartgesottene zumindest ein wenig die Flatter kriegen, folgt nach Wahl von JA eine weitere Sicherheitsnachfrage, ob die Reparatur wirklich riskiert wird. Ich drückte zwei Mal JA und machte mich auf ein paar Stunden Wartezeit gefasst. Dazu kam es nicht. Powermax antwortete augenblicklich: 148 Kapitel 3: Erste Hilfe – wenn’s klappert oder kracht wird klar: Das Ding ist im Jenseits, die Daten auf der Platte sind im Eimer. Dieser Beitrag zeigt, wie kranke PCs rechtzeitig geheilt werden, bevor es zu spät ist! »Gratulation! Ihre Festplatte wurde repariert.« An dieser Stelle ging ich zunächst von einem Witz aus. Aber es war keiner. Beim Neustart fand sich die Platte wieder in tadellosem Zustand unter Windows vor, als hätte es nie einen Defekt gegeben. Zusammenfassung: Das 200 Euro teure »Easy Recovery« benötigte gut 25 Stunden, um von einer defekten 160 Gbyte-Platte 320 Gbyte »gerettete« Datenmenge zu produzieren. Das kostenlose »Powermax«-Tool stellte die gecrashte Platte binnen eines Biers wieder vollständig her. Natürlich geht es hier nicht um Gewinner oder Verlierer. Easy Recovery ist ein klasse Tool, Powermax ebenfalls. Entscheidend ist es, kein Risiko einzugehen – also immer erst ein Rettungstool wie »Easy Recovery« drüber lassen und dann erst das Reparaturtool eines Festplattenherstellers. Nichts geht mehr? Nerven behalten. Am besten drehst du erst mal eine Runde um den Block und reagierst dich ab, bevor du der Kiste die Frontblende eintrittst. Egal, ob steinalt oder brandneu: Jeder PC kann schlagartig und unerwartet die Grätsche machen. Und natürlich passiert das immer genau dann, wenn du es am allerwenigsten brauchen kannst. Deshalb eines vorab: Bei vielen PCs ist ein plötzliches Ende vorprogrammiert. Killer Nummer 1 sind schwachsinnig konstruierte Gehäuse, die früher oder später für staubbedingten Leistungsabfall der Ventilatoren sorgen. Und wenn die Kühlung in die Knie geht, dann ist ein moderner PC schnell am Ende, schnelle Festplatten »klackern« ab. An dieser Stelle sind die Daten gerettet – aber du solltest dich nach wie vor in Alarmstufe Rot befinden! Es gibt keine Garantie, dass der Defekt nicht schon bald wieder auftritt. Ein Festplattenproblem ist erst dann wirklich gelöst, wenn die Ursache des Problems geklärt ist. 3.3 REPORT: Wenn PCs streiken – Fallen vermeiden Das Horrorszenario droht immer: Gestern ging der PC noch, heute streikt er beim Einschalten und fährt nicht mehr hoch. Oder er bricht mitten in der Arbeit zusammen und lässt sich nicht mehr starten. Nach einigem Rumprobieren Gefunden in der Tageszeitung »Mainecho« Killer Nummer 2: Steinzeitliche Kabelstecker. Obwohl die PC-Technik seit Jahren enorm an Leistung zulegt, wird alter Müll unverändert 3.3 REPORT: Wenn PCs streiken – Fallen vermeiden fortgesetzt: Die meisten Stecker im PC (allen voran Stromkabel) sind schlicht und ergreifend ein Witz – sie rutschen leicht ab und es knallt. In diesem Kapitel geht’s folglich nicht nur darum, einem verreckten PC wieder auf die Beine zu helfen, sondern vor allem auch um wichtige Maßnahmen, die einen Totalausfall verhindern helfen. Du bist kurz davor, dem Drecksack die Mattscheibe einzutreten? Ihn mit einem Vorschlaghammer kurz und klein zu hauen? Ihn aus dem Fenster zu schmeißen? Perfekt. Dann bist du in diesem Kapitel absolut richtig! Hier geht’s um Maßnahmen, die weiterhelfen, wenn nichts mehr geht, der totale Nervenzusammenbruch droht! Knallhart, aber wahr: Wenn ein PC ständig abstürzt, dann kann das durchaus daran liegen, dass der Programmierer des Druckertreibers unfähig war! Und wer kommt schon auf die Idee, mal den Drucker restlos zu deinstallieren? Viel lieber wird Windows verdammt oder der Satan höchstpersönlich in irgendeinem Bauteil des Mainboards vermutet. Es gibt tausend Gründe, warum PCs zusammenbrechen oder nichts mehr geht ... Hinweis: Es geht in diesem Beitrag darum, einen PC zu reparieren, der ehemals anständig, fehlerfrei lief! Treten Probleme und Abstürze sofort nach einem Neubau, einer Aufrüstung oder einer Softwareinstallation auf, dann ist das ein ganz anderes Problem. Wie Installationsböcke vermieden werden, ist in verschiedenen Kapiteln bei den jeweiligen Komponenten beschrieben. Hier geht es wie gesagt nur ums Wieder-Fit-Machen eines ehemals funktionstüchtigen PCs, der plötzlich und ohne ersichtlichen Grund »abgeraucht« ist. 3.3.1 Regel Nummer 1: Was funktioniert, kann auch kaputtgehen Eines vorab: Es ist Wahnsinn, sich blind auf die Zuverlässigkeit eines PCs zu verlassen. So 149 ein Ding besteht aus Tausenden von elektronischen Bauteilen und nur eines davon muss verrecken, um alles zusammenbrechen zu lassen! Es gibt »Profis«, die stellen nonstop klar, dass maximale Sicherheit im Internet besteht, regelmäßig wird der neueste Virenscanner installiert, um Datenverlust durch Angreifer abzuwehren. Dass eine Festplatte auch mal so eben von heute auf morgen »abklackern« kann, daran denken viele nicht! Die am schlimmsten Betroffenen: alle, die von einem Kumpel einen alten PC geschenkt gekriegt haben. Beispielsweise die Hausfrau, der so ein »alter« PC dicke für Surfen, Chatten und E-Mail ausreicht, die allerdings wenig Ahnung von der Technik hat. Irgendwann sind zig Mails und Fotos auf dem alten PC und dann macht es rumms! Gerade bei alten PCs ist es daher wichtig, regelmäßig einen »Vorsorgecheck« durchzuführen! Platte tot: Dieser Controllerbaustein auf einer Festplattenplatine ist ganz einfach durchgeschmort. 3.3.2 Wenn der Staubsauger kommt ... Was für den Briefträger der Hund, ist für den PC die Putzfrau. Wenn hinter dem Tower Staub gewischt werden soll, dann wird die Kiste halt einfach rausgerückt. Da hängt was? Kein Problem – einfach Weiterziehen und Zerren, bis der Tower hervorgerückt ist. Nach der Putzaktion wird das Ding wieder zurück unter den Tisch gepresst. Der verzweifelte Hilfeschrei kommt dann am nächsten Tag: Der PC 150 Kapitel 3: Erste Hilfe – wenn’s klappert oder kracht will nicht mehr, der Drucker streikt oder sonst was immer. Natürlich definitiv aus völlig heiterem Himmel, absolut grundlos. Gestern ging noch alles, jetzt spielt es verrückt. Deshalb hier der Tipp Nummer 1: Wenn du einen PC für einen weiblichen User aufstellst, dann geh davon aus, dass er mit minimalst denkbarem Respekt behandelt wird. Drum: Schraube niemals die Kabelanschlüsse an der Gehäuserückseite fest. Es ist besser, wenn die Kabel bei einer Gewalt-Rückaktion rausflutschen, als dass die komplette Grafikkarte oder sonst was aus der Halterung gerissen wird. Plane beim Aufstellen des PCs bevorstehende Putzaktionen ein und verlege alle Kabel möglichst großzügig und geschickt! Und vergiss auch nicht, deiner Freundin klar zu machen, dass Fensterputzmittel definitiv nicht dazu geeignet sind, um einen TFT-Bildschirm zu polieren! 3.3.3 natürlich immer verdächtig. Typischer Fall: Im Betrieb »klackt« plötzlich die Festplatte und das System steht still. Hier kann ein Wackelkontakt bei der Stromversorgung der Festplatte vorliegen. Das lässt sich testen, indem bei geöffnetem Gehäuse und eingeschaltetem PC vorsichtig und sanft an den Stromanschlüssen der Festplatten ein wenig gewackelt wird – klappert die Platte dabei ab, dann ist der Fall klar. Wenn die Stromleitungen knapp werden, dann sind oft so genannte »Y-Kabelweichen« angesagt, die aus einer Buchse zwei machen. Auch diese Verbindung ist enorm anfällig für Wackelkontakte. Ein simpler Tipp hilft: Nimm so eine kleine Plastik-Zipp-Strippe wie im Bild zu sehen und »knote« Buchse und Stecker zusammen: Verkabelungsfehler und die Folgen Wahnsinn, aber wahr: Ein PC ist knallvoll mit den modernsten Bauteilen, aber wichtige Basisdinge sind nach wie vor steinzeitlich. Der so ziemlich größte Mist: die Stromstecker und Buchsen im PC. Gerade wenn öfter mal rumgebastelt wird, gehen die Kontakte eines solchen Steckers verdammt schnell kaputt! PC-Stromstecker sind mies, verrecken schnell und verursachen Wackelkontakte. Blöderweise sind Wackelkontakte nicht immer von außen zu sehen. Stecker und Buchsen, die sich sehr leicht zusammenstecken lassen, sind Mit Plastik-Stripper zusammengezurrt – die Verbindung hält garantiert auf lange Zeit! 3.3.4 Die Stromfalle – schnell übersehen Moderne PC sind nur dann aus, wenn der Netzschalter hinten am Gehäuse aus ist, noch besser: wenn das Netzkabel abgezogen wird. Wer einen PC, der nur Soft-aus ist, aufmacht und eine Steckkarte auswechselt, riskiert, dass der PC danach im Eimer ist. Die meisten Mainboard-Hersteller haben als Schutzmaßnahme eine LED drauf, die anzeigt, dass das Mainboard noch unter Strom steht. Blöderweise befindet sich diese wichtige Warn-LED oftmals 3.3 REPORT: Wenn PCs streiken – Fallen vermeiden zwischen den PCI-Steckplätzen. Stecken Karten drin, dann ist die LED kaum noch zu sehen. Warnleuchte: Leider meist nicht mehr gut sichtbar, wenn Steckkarten eingebaut sind Deshalb Einsteigertipp Nummer 1: Gewöhne dir an, immer das Netzkabel abzuziehen, bevor du das PC-Gehäuse öffnest. 3.3.5 RAM – unterschätzter Fehlerfaktor Gastbeitrag von Andreas Töpper 151 Jeder redet über die Leistung von Grafikkarten, CPU, Festplatte, Brenner oder Monitor. Darüber kann man auch in fast jeder Ausgabe einer PC-Zeitschrift lesen. Um Arbeitsspeicher geht’s fast nie, und wenn, wird immer nur über die nötige Menge oder die benötigte Geschwindigkeit geredet. Jeder hat es im Rechner, aber daran gedacht wird fast nie, wenn es kracht: das RAM. Ein Punkt wird fast immer unterschlagen: die Zuverlässigkeit des Arbeitsspeichers! Dabei geht im Rechner ohne Arbeitsspeicher nichts. Jedes Programm, jedes Byte, das bearbeitet wird, muss in den Arbeitsspeicher geladen werden. Arbeitet der Arbeitsspeicher nicht perfekt, dann führt das zu den gefürchteten sporadischen Abstürzen, die man weder provozieren noch durch irgendwelche Maßnahmen verhindern kann. Diese Dinge sind dann praktisch nie greifbar und daher auch nicht abstellbar. Was man auch versucht, es führt ins Nichts: Treiberupdates, Timing-Änderungen, Austausch von Platte und Kabeln. Eigentlich kennt das jeder, aber nur den wenigsten ist bewusst, dass RAM-Probleme in Zusammenhang mit der Festplatte fatal sein können: Alle Leseoperationen von der Festplatte landen im RAM des Rechners. Nickles.de-VIP Andreas Töpper (Andreas42) ist als Softwareentwickler mit der Wartung und Entwicklung von Unternehmenssoftware beschäftigt. In der Freizeit ist außer PCs alles rund um Buch, Film und Musik angesagt. Natürlich wird auch das, was auf die Festplatte geschrieben wird, vorher im RAM gespeichert bzw. bereitgestellt. Bei Änderungen an Dateien werden die natürlich ins RAM geladen, dort geändert und wieder zurückgeschrieben. 152 Kapitel 3: Erste Hilfe – wenn’s klappert oder kracht Was passiert, wenn nun das RAM fehlerhaft arbeitet? Hier können falsche Daten zurück auf die Platte geschrieben werden! Ein Fehler, der nur im RAM passiert, führt vielleicht zum Absturz eines Programms, ist aber nach dem Neustart wieder weg. Ein Datenfehler, der auf die Festplatte geschrieben wurde, ist fixiert und quasi verewigt! Das kann auch auf die Funktion der Platte selbst Auswirkungen haben! Die Festplatte weiß nicht, wie und wo ihre Daten gespeichert wurden. Deshalb wird diese Information getrennt von den Dateien auf speziellen Verwaltungssektoren der Platte gespeichert. Diese Verwaltungssektoren müssen natürlich zusätzlich beim Schreiben von Daten gelesen, geändert und wieder zurückgeschrieben werden, sie landen also wieder im RAM. Wird ein solcher Sektor im RAM beschädigt und dann auf die Platte zurückgeschrieben, scheint plötzlich das Dateisystem der Platte defekt zu sein! OK: Das RAM ist wichtiger, als man oft denkt. Hier ist Qualität gefordert! Nur wenn das RAM fehlerfrei funktioniert, kann man einen zuverlässigen Rechner zusammenstellen. Wenn dein Rechner oft unerklärlich abschmiert oder Datenfehler auf der Platte auftreten, führt also kein Weg am Testen des Arbeitsspeichers vorbei. Dafür gibt’s im Internet zig FreewareTools (Google-Suche nach »ram test freeware«), die das RAM intensiv durchtesten. Intensiv heißt, dass so ein Test sehr langwierig ist – er wird am besten über Nacht durchgeführt, wenn der PC mehrere Stunden nicht benötigt wird. 3.3.6 Tückisch – ganz und trotzdem im Eimer Bedenke: Dass eine Komponente im PC scheinbar perfekt funktioniert, heißt noch lange nicht, dass sie nicht »kaputt« ist. Ist beispielsweise die Elektronik einer IDE-Platte »durch- geknallt«, dann kann es sein, dass die Platte trotzdem tadellos funktioniert! Aber: Immer wieder mal versagt die Plattenelektronik, das Mainboard versucht verzweifelt, über den IDEController mit ihr zu kommunizieren, und erstickt dabei in einer Endlosschleife. Der PC bleibt stehen, reagiert auf nichts mehr. Leider hilft nicht mal Scandisk, sicherzustellen, dass eine Platte in Ordnung ist – da müssen schon härtere Testgeschütze aufgefahren werden. Ein weiterer Fall: Geht nach Anschluss einer neuen Komponente nichts mehr, dann muss das keineswegs an der neuen Komponente liegen! Oftmals kommt ein Mainboard nicht mit bestimmten Dingen klar. Solcher Murks passiert immer wieder! 3.4 PRAXIS: Verdreckte PCs saubermachen Die größten PCKrankmacher sind »Dreck«, Staub und Fusseln, die sich in den Ventilatoren und Kühlrippen festsetzen. Ganz besonders schlimm betroffen: Die PCs von Rauchern. Dreck mindert die Kühlung und schlechte Kühlung ist Gift für die Elektronik. Wer seinen PC nicht langsam »ersticken« lassen will, muss ihn saubermachen. Hier folgen Tipps dazu. Hinweis: Die Tipps in diesem Beitrag können auch von technischen Laien befolgt werden. Zwei Dinge müssen dabei ausdrücklich berücksichtigt werden: 1. Strom aus: Vor der Reinigung muss das Netzkabel des PCs abgezogen werden, Ausschalten alleine reicht nicht! Am günstigen ist es, sämtliche Kabel vom PC abzuziehen und das Gehäuse alleine auf einen Tisch stellen, wo auch gute Beleuchtung vorhanden ist. 3.4 PRAXIS: Verdreckte PCs saubermachen 2. Kein Wasser: Die PC-Reinigung kann nach Lust und Laune erfolgen: Wattestäbchen, Zahnbürste, Staubsauer. Aber: Auf keinen Fall irgendeinen »feuchten Lumpen« nehmen! Wenn gewischt wird, dann nur mit einem trockenen Tuch. Also weg mit Putzeimer und Reinigungsmittelchen! 153 System, als dass er irgendwelche Kühlung bringt. Gerade bei Billiggehäusen dominiert der Pfusch: In die Gehäusefront sind einfach ein paar Löcher gebohrt oder Schlitze gesägt, dahinter hocken ein oder zwei Lüfter, die munter Staub ins Gehäuseinnere saugen. Ideal sind Gehäuse, bei denen sich vor den saugenden Ventilatoren ein »Schutzfilter« befindet. So ein Filter kann beispielsweise ganz easy aus einer Strumpfhose gebastelt werden. Ganz Harte kaufen einfach eine Damenstrumpfhose in Größe XXXL und stülpen sie vollständig über den Tower drüber. Zumindest bei der nächsten LAN-Party wird dein PC mit diesem Outfit garantiert auffallen. Kurzum: Wenn sich an deinem Gehäuse saugende Ventilatoren befinden, die nicht mit einem Filter geschützt sind, dann kannst du Gift drauf nehmen, dass es in deinem PC sehr übel aussieht: Sämtliche Ventilatoren sind brutal verdreckt, pfeifen auf dem letzten Loch. Faires Vobis-Angebot: Wer mag, kann seine Kiste für 15 Euro in einer Vobis-Filiale professionell reinigen lassen. Mit ein paar kleinen Handgriffen kannst du die Säuberung allerdings auch ruckzuck zuhause selbst erledigen. 3.4.1 Terrorfaktor »Dreck« – Überhitzung garantiert Der Dauerfeind Nummer 1 für PC ist Staub, also Dreck, der sich im Laufe der Zeit in den »Ventilatoren« ansammelt und deren Kühlleistung reduziert. Je kleiner ein Ventilator ist, desto anfälliger ist er zudem für Totalausfall: Irgendwann ist so viel Staub drin, das ein »Kleiner« seinen Geist vollständig aufgibt. Die Hauptschuldigen in Sachen Staub im PC sind die Gehäusehersteller: Am Markt tummeln sich Modelle mit den absurdesten Ventilatorkonstruktionen. Ist ein Ventilator, der Luft ins Gehäuse saugt, nicht ordentlich mit einem Staubschutz versehen, dann zieht er mehr Dreck ins 3.4.2 Erster Check – Frontventilatoren prüfen Ein ordentliches PC-Gehäuse verfügt vorne in der Front über ein bis zwei Ventilatoren. Die sind wichtig, um kalte Luft ins Gehäuse zu saugen. Fatalerweise sind bei vielen Billiggehäusen keine Frontventilatoren installiert. Oder noch schlimmer: Der Billighersteller hat auf ein Staubschutzgitter vor diesen Frontventilatoren verzichtet! Dann saugen die Frontventilatoren gnadenlos Staub und Dreck ins PC-Innere und versauen dort alle inneren Ventilatoren! Wenn du ein Billiggehäuse ohne Staubfilter in der Front hast, dann schneid aus Pappe einen kleinen Rahmen aus und bespann ihn mit einem Teil »Strumpfhose« und kleb ihn vor die Frontventilatoren. Wie viel Dreck so ein Frontstaubfilter schlucken muss, zeigen die Bilder: 154 Kapitel 3: Erste Hilfe – wenn’s klappert oder kracht am Netzteillüfter also extrem verstaubt, dann kannst du davon ausgehen, dass der PC sich irgendwo ordentlich Dreck reinsaugt, der dann sämtliche Ventilatoren im Gehäuseinneren zumüllt und schließlich über die Netzteilventilatoren teils wieder rausgeblasen wird. Sehr gutes LianLi-Gehäuse: In der Front befinden sich zwei große Ventilatoren und davor ein Staubschutzfilter, der leicht abgenommen und gereinigt werden kann. Einen Staubschutzfilter zu haben, reicht natürlich nicht aus, er muss auch regelmäßig gesäubert werden. Wie viel Dreck so ein Filter binnen weniger Monate abkriegt, zeigt das folgende Bild: Alarm: Wenn der Netzteillüfter enorm verdreckt ist, dann sieht’s im Gehäuseinneren meist nicht besser aus. Aus Sicherheitsgründen sollte das Netzteil niemals geöffnet werden, da dort auch bei ausgeschaltetem PC hohe Ströme auftreten können! Am besten ein Wattestäbchen oder einen Staubsauger nehmen und den hinteren Netzteilventilator »so gut es halt geht« vom Dreck befreien! Tipp: Mit einem Wattestäbchen den Ventilator festhalten, damit er sich nicht drehen kann, und dann mit einem zweiten Wattestäbchen »sauberkratzen«. Links der total verdreckte Staubfilter, rechts nach der Reinigung. 3.4.4 Ein herausgenommener Staubfilter kann leicht »ausgeklopft« oder mit einem kleinen Staubsauger gereinigt werden. 3.4.3 Zweiter Check – Netzteilventilator prüfen Ob im Gehäuseinneren die Seuche hoch zehn abgeht, kannst du bereits beim Checken des Netzteillüfters an der Gehäuserückseite leicht abschätzen. In der Regel haben ATX-Netzteile zwei Lüfter: Das im Inneren des Gehäuses saugt warme Luft an und der äußere Lüfter bläst sie aus dem Netzteil raus. Ist das Gitter Dritter Check: CPU-Lüfter säubern Nach den äußeren Checks geht es ab ins Gehäuseinnere. Konkret: Auch ein Laie muss an dieser Stelle irgendwie rauskriegen, wie die Gehäusedeckel entfernt werden. In der Regel lässt sich das leicht begreifen, es sind nur ein paar Schrauben, die gelöst werden müssen, um an die Innereien zu gelangen. Nach dem Öffnen des Gehäuses wird im ersten Schritt der zweite Netzteilventilator gereinigt, der die Luft innen vom Gehäuse ansaugt. Der wichtigste Kandidat, der eine ausgiebige Säuberung braucht, ist dann der Prozessorlüfter! 3.4 PRAXIS: Verdreckte PCs saubermachen Hier müssen der Ventilator und der Kühler darunter geputzt werden. Laien sollten den Ventilator auf keinen Fall herausnehmen – auch wenn sich die Kühlerrippen dann besser reinigen lassen. Die Remontage eines Ventilators und Kühlkörpers ist nur mit Wärmeleitpaste möglich und bei diversen AMD-Prozessoren besteht die Gefahr, dass der Prozessor beim Anbringen des Kühlkörpers kaputt geht! Prozessorlüfter: Verdreckte Lamellen und Dreck zwischen den Kühlerrippen reduzieren die Kühlleistung. Also: die Lamellen des CPU-Ventilators am besten mit einem Wattestäbchen von Staub befreien. 3.4.5 155 Vierter Check: Grafikartenlüfter säubern Um schnelle 3D-Ergebnisse zu erreichen, pressen Grafikkartenhersteller aus ihren Chips raus, was nur irgendwie geht. Rauspressen heißt, der Chip wird heißer, braucht mehr Kühlung. Deshalb ist heute auch auf vielen Billiggrafikkarten ein Lüfter drauf. Meist ist es nur ein kleiner Lüfter und die verdrecken besonders schnell, verlieren schnell an Leistung, wenn sich Dreck festgesetzt hat. Zum Reinigen eines Grafikkartenlüfters muss die Grafikkarte in der Regel herausgenommen werden. Das bringt auch ein Laie zustande. Aber aufpassen: Bei vielen AGP-Grafikkarten-Steckplätzen befindet sich hinten am Steckplatz ein »Hebelchen«, das die Karte zusätzlich festhält. Es reicht also nicht unbedingt aus, einfach nur die Slotblende von der Karte abzuschrauben, um sie herauszunehmen! Unbedingt abchecken, ob hinten eine Extra-Arretierung vorhanden ist. Last but not least: Wenn du schon beim »Staubsaugen« bist, dann vergiss die Kühler nicht, die sich meist unter den Ventilatoren befinden: Gerade dort sammelt sich Staub und Dreck gerne an. Bereits nach zwei Wochen Betrieb kann der MiniVentilator einer Grafikkarte fast am »Abnippeln« sein. 3.4.6 Von außen kaum zu sehen, aber innen total verdreckt: Denk beim Putzen an die Kühlerrippen! Fünfter Check: Chipsatzlüfter säubern Leider werden auch Mainboard-Chipsätze zunehmend heißer, weil sie am Leistungslimit arbeiten, und brauchen daher ebenfalls einen eigenen Ventilator. Auch der sollte mit einem Wattestäbchen von Staub befreit werden. 156 Kapitel 3: Erste Hilfe – wenn’s klappert oder kracht rahmen zulegt, sollte bereits beim Kauf abchecken, wie leicht man an die Miniventilatoren rankommt! Mainboard-Chipsatzlüfter – auch hier ist Entstaubung angesagt. 3.4.7 Spezialfall: Miniventilatoren bei Laufwerken säubern Wenn sich Laufwerke überhitzen, dann verringert sich ihre Lebensdauer. Besonders kritisch: Festplatten in Wechselrahmen. Da bereits der Rahmeneinbau für mehr Hitze sorgt, findet sich in der Front eines Wechselrahmens in der Regel ein Miniaturventilator, der Luft ansaugt – und der schnell verdreckt. Insbesondere deshalb, weil die meisten Wechselrahmenhersteller auf einen Staubschutzfilter verzichten. Auch hier ist es ratsam, sich einen Minischutzfilter aus Papprahmen und »Strumpfhosenstück« selbst zu bauen. Ist ein Miniventilator schließlich verdreckt, ist die Reinigung oft verzwickt, weil er umständlich aus dem Wechselrahmen »herausgewerkelt« werden muss. Wer sich Wechsel- Miniventilator bei Wechselrahmen: verdreckt garantiert ruckzuck! Als letzter Spezialfall können sich noch Miniaturventilatoren an der Rückseite von CD/ DVD-Brennern befinden – an die ist nicht so leicht ranzukommen, wenn die Laufwerke festgeschraubt sind. Also gegebenenfalls musst du die Laufwerke herausnehmen und den Ventilator säubern. 3.4.8 Checkliste – Ventilatoren im PC Hier zum Abschluss die Checkliste, die alle typischen Ventilatoren im PC zusammenfasst: Ventilator im PC Tipp Gehäuseventilator(en) Regelmäßig reinigen, Staubschutzfilter bei den saugenden Ventilatoren basteln, falls keiner vorhanden! Netzteilventilator nur von außen reinigen, niemals das Netzteil öffnen! Vorsichtig mit Wattestäbchen Ventilatorlamellen putzen und vor allem auch den Dreck zwischen den Kühlrippen rausholen! Netzteilventilator CPU-Ventilator 3.5 PRAXIS: Tipps und Tricks zum Troubleshooting 157 Ventilator im PC Tipp Grafikkartenventilator Grafikkarte vorsichtig herausnehmen, auf Extra-Arretierungen am Steckplatz achten, und mit Wattestäbchen säubern. Je nach Art schwierig zu säubern, weil das Herausnehmen des Laufwerks nötig ist. Tipp: auf Festplattenventilatoren besser verzichten und Gehäuseventilatoren verwenden. Vorsichtig mit Wattestäbchen reinigen. Festplattenventilator Chipsatzventilator 3.5 PRAXIS: Tipps und Tricks zum Troubleshooting Wenn ein PC plötzlich spinnt, dann kann das tausend Gründe haben. Dieser Beitrag gibt Tipps, wie bei einem PC-Ausfall zu reagieren ist. Vorab: Es gibt keine allgemeingültige Anleitung zum Reparieren eines PCs, die möglichen Fehlerursachen sind einfach zu vielfältig. Dieser Beitrag ist keine Komplettanleitung! Er vermittelt lediglich viele Tipps zu Dingen, auf die geachtet werden sollte, wenn ein PC spinnt. Er zeigt, wo sich Fehlerquellen unter Umständen ausmachen lassen. Ein typischer Fall: Mitten während der Arbeit bleibt der PC stehen, friert ein, reagiert auf absolut nichts mehr. Im dümmsten Fall versagt sogar die Power-Taste und nicht mal die ResetTaste tut, was sie soll. Nur über den Netzschalter lässt sich die Kiste abschalten. Beim Wiedereinschalten bleibt der Bildschirm schließlich schwarz. Zwar rödelt die Kiste ein wenig, ein paar Lämpchen blinken oder leuchten, aber sonst geht rein gar nichts. Besonders blöd ist diese Situation, wenn zuvor nichts am PC rumgebastelt wurde, nichts Neues installiert wurde. Die Kiste bricht einfach plötzlich zusammen, ein Rechner, der am Montag noch perfekt lief, kommt am Dienstag nicht mehr hoch. So oder so: Ein PC in totalem Down-Zustand ist immer noch besser als ein durchgedrehter, der alle paar Stunden oder Tage plötzlich stehen bleibt oder selbstständig einen Reset durchführt. Und nach dem Einschalten geht alles normal weiter – bis zum nächsten Knall. Solche Situationen sind zwar hart, aber keineswegs aussichtslos! Und mit etwas Glück reicht bereits ein primitives Werkzeug aus, um einen PC mit Blackout-Syndrom ruckzuck wieder fit zu machen: eine Büroklammer. 3.5.1 Wenn PCs verrecken – Knallfaktoren im Überblick Es gibt unzählige Faktoren, die eine Kiste zum Ausrasten bringen können: Knallfaktor Bemerkung 1. Hardwaredefekt In einem PC gibt es viele kleine elektronische Bauteile. Und bereits der Ausfall eines einzigen kleinen Teils kann den PC zusammenbrechen lassen. Besonders tückisch: Teile, die nicht vollends verrecken, sondern nur sporadisch spinnen. Liegt ein echter Hardwaredefekt vor, dann erfordert die Fehlersuche sehr viel Strategie – und genau das wird in diesem Kapitel beschrieben. Aufgrund der zunehmend sinkenden Qualitätssicherung treten echte Hardwareausfälle leider immer häufiger auf. 158 Kapitel 3: Erste Hilfe – wenn’s klappert oder kracht Knallfaktor Bemerkung 2. Hardwarekonfiguration Mainboard, BIOS, Steckkarten – sind die Komponenten nicht perfekt konfiguriert, dann ist jeder Wahnsinn denkbar. Die perfekte Grundkonfiguration ist logischerweise das A und O. Bevor du also dieses Reparieren-Kapitel durcharbeitest, stell klar, dass deine Kiste überhaupt richtig grundkonfiguriert ist. Knallfaktor Nummer 2 tritt typischerweise nach dem Einbau einer neuen Komponente auf. Lief ein PC monatelang perfekt und begann dann aus heiterem Himmel zu spinnen, ist es unwahrscheinlich, dass sein Wahnsinn durch eine falsche Hardware-Grundkonfiguration verursacht wird. Treten Crashs erst nach dem Hochfahren von Windows auf, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass die Windows-Installation hinüber ist. Oder irgendein Treiberupdate hat dem PC den Rest gegeben. Lässt sich das Problem mit den Standardtricks nicht lösen, dann bleibt nur eines: Windows frisch installieren. Bei dieser Frischinstallation sollte auch gleich mal abgecheckt werden, ob die HardwareGrundkonfiguration auch wirklich stimmt! Treten die Probleme dann sofort wieder auf, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass Hardwareprobleme vorliegen. 3. Betriebssystem, Treiber 3.5.2 Wenn PCs spinnen – die Symptome Vorab: Es geht hier nicht um »Bluescreens« nach einer mehrstündigen Windows-Sitzung. Die wenigsten PCs laufen bei Maximalbelastung (Multimedia und Co.) ewig stabil vor sich hin. Irgendwann im Betrieb beißen sich zwei Ressourcen und dann kracht’s halt. Solche Crashs sind »normal«, es besteht kein Grund zu übertriebener Panik. Treten allerdings Symptome wie die folgenden auf, dann hast du allen Grund zum Beten: • Der PC macht mitten im Betrieb einen Neustart ohne jegliche Warnung. • Nach dem Start legt Scandisk los, dabei schmiert der Rechner ab. • Es sind außergewöhnliche Festplattengeräusche zu hören (Klackern, Krächzen). • Im Betrieb treten Dateisystemfehler auf, Dateien können nicht mehr geöffnet werden. • Dateinamen werden im Explorer kaputt angezeigt. • Die Grafikdarstellung bricht in wildem Geflimmer zusammen. • Der PC bleibt ohne jegliche Fehlermeldung stehen, die Ein/Aus-Taste streikt. Wenn es einen PC so richtig erwischt hat, dann wirst du in der Regel mit diesen Tatsachen konfrontiert: 1. Gemein: Der PC stürzt sporadisch ab, der exakte Absturzgrund lässt sich nicht lokalisieren oder gezielt reproduzieren. So macht die Kiste beispielsweise sporadisch einen Neustart oder friert einfach restlos ein, es kommt nicht mal irgendeine Fehlermeldung. Der Totalcrash geht bei modernen PCs so weit, dass selbst die Reset- oder Power-Taste am Gehäuse nicht mehr reagiert, nur der Griff zum Netzschalter bringt die Kiste wieder hoch. 2. Zwecklos: Die Neuinstallation von Windows behebt das Problem nicht. Es tritt entweder sofort oder kurz danach erneut auf. 3. Wahnsinn: Du bist kurz vorm Durchdrehen. 3.5 PRAXIS: Tipps und Tricks zum Troubleshooting Die Grundregel: Wenn dein PC zu spinnen beginnt, dann behalte einen kühlen Kopf. Verzichte auf verrückte Aktionen wie wildes Ein-/Ausschalten – auch wenn es schwer fällt. Mit Panikaktionen kommst du nicht weiter! 3.5.3 159 Was so schieflaufen kann ... Es gibt Dinge, da kommt man ums Verrecken nicht drauf! Die folgende Tabelle zeigt, welche Böcke im System welche Effekte haben können, und hilft beim Geistesblitz: Fehler im System Typisches Symptom Wackelkontakte bei Stromversorgung Friert das System öfter total ein und die Festplattengeräusche verstummen oder es »klackt« kurz vor dem Aufhänger, dann kann das an einem Wackelkontakt bei einem Festplatten-Stromanschluss liegen. IDE-Kabel können beim Rummachen im Gehäuse sehr leicht kaputtgehen! Bereits ein Ritzer wegen einer scharfen Gehäusekante, der sich optisch kaum erkennen lässt, kann ein IDE-Kabel kaputtmachen. Bei Laufwerkstress lohnt es sich also, mal ein Ersatzkabel auszuprobieren! Dass ein System nach Wochen wegen einem zu schwachen Netzteil abstürzt, ist unwahrscheinlich. Treten die Abstürze allerdings nach Einbau einer neuen Steckkarte oder eines neuen Laufwerks auf, dann kann es an mangelhafter Netzteilleistung liegen! Wird ein PC nie gereinigt, dann sammeln sich Staubklumpen an. Wird dann eine Steckkarte eingebaut, kann exakt so ein Staubklumpen Kontakte wacklig machen. Checke vor dem Einbau einer Steckkarte also immer, ob der Steckplatz »sauber« ist! Eine Schraube, die warum auch immer auf dem Mainboard rumliegt, kann jeden erdenklichen Kurzschluss verursachen. Zum Test: Den ausgeschalteten PC mal hochheben und sanft durchschütteln – klappert was, dann ist die Ursache dafür zu suchen! Treten Abstürze vorwiegend an heißen Sommertagen auf, dann kann das durchaus an mangelhafter Kühlung liegen. Entweder ein Lüfter ist zu verdreckt oder einfach zu schwach für »heiße Tage«. Festplatten verrecken nicht unbedingt schlagartig, sondern können auch langsam zu Grunde gehen. Gerade ältere Platten sollten regelmäßig mit einem Diagnosetool des Festplattenherstellers geprüft werden. Bei Billig-Mainboards werden logischerweise Billigbauteile verbaut. Gerade Elko-Bausteine können schnell verrecken – Details dazu im Elko-Abschnitt weiter unten in diesem Kapitel. Wenn ein PC wegen eines Steckkarten-Konflikts crasht, dann kriegst du das in der Regel sehr bald nach dem Einbau der neuen Steckkarte mit! Dass ein PCI-Konflikt erst nach Wochen auftritt, ist unwahrscheinlich, wenn ansonsten nichts am PC umkonfiguriert wurde. Defekte Laufwerkskabel Zu schwaches Netzteil Wackelkontakt bei Steckkarte »Schraube« auf Mainboard CPU-Überhitzung »Angeschlagene« Festplatte Fehlerhaftes Mainboard PCI-Steckkarten-Konflikt 160 Kapitel 3: Erste Hilfe – wenn’s klappert oder kracht Fehler im System Typisches Symptom Defekte(s) Speichermodul(e) Kaputte RAM-Module sind besonders ekelhaft – sie können jedes erdenkliche Fehlverhalten verursachen. Wer sicher gehen will, führt einen RAM-Dauertest durch. Dafür gibt es im Internet zig kostenlose Tools, die allerdings längere Zeit laufen müssen! Ja, auch ein Teil, das gerade nichts tut, kann der Knallfaktor sein, beispielsweise ein kaputtes oder defektes CD/DVD-Laufwerk. Windows versucht ständig, mit dem Laufwerk zu kommunizieren, das Laufwerk antwortet nicht und Windows hängt sich in einer Endlosschleife auf. Deshalb: Bei ständigen Crashs mal testweise das CD/DVD-Laufwerk bzw. den Brenner abhängen. Last but not least: Es kann natürlich ein echter Schaden an der Elektronik vorliegen, irgendein Bauteil ist durchgeknallt. Erfahrungsgemäß ist das der seltenste Fall! Defektes CD-ROM-/DVDLaufwerk Definitiv kaputte Hardwarekomponente 3.5.4 Richtig reagieren im Ernstfall Wenn ein PC wacklig wird, öfters die Grätsche macht, dann sind folgende Maßnahmen fällig: Maßnahme Bemerkung 1. Daten retten Solange noch irgendwas geht, versuch deine restlichen Daten in Sicherheit zu bringen. Am besten auf eine zweite Festplatte kopieren und diese Platte anschließend aus dem zerwrackten System in Sicherheit bringen oder Daten auf DVD brennen, falls ein Brenner vorhanden und noch funktionstüchtig ist. Solange du noch irgendwie mit der kranken Maschine ins Netz kommst: Hol dir die wichtigsten Diagnosetools, die du brauchst (Virenscanner, Festplatten-Checker, Prozessordiagnose). Ist der PC erstmal zerlegt, hast du in der Regel für ein Weilchen kein Internet mehr. Bei extrem sporadischen Systemcrashs ist immer zuerst ein Virencheck angesagt. Es ist Quatsch, an der Hardware rumzureparieren, solange nicht 100 Prozent sichergestellt ist, dass kein Virus im System wütet. Oftmals ist Überhitzung schuld! Versuche bei sporadischer Instabilität deshalb, die Systemleistung zu verringern: Das heißt beispielsweise, BIOS auf Standardwerte setzen, sämtliche Overclocking-Maßnahmen rückgängig machen. Die komplette Hardware muss gecheckt werden! Wenn ein Grafikfehler auftritt, dann muss das nicht an der Grafikkarte liegen. Wenn der Sound spinnt, dann muss nicht die Soundkarte schuld sein! 2. Diagnosetools aus dem Internet besorgen 3. Virenscan durchführen 4. Systemleistung minimieren 5. Komplette Hardware durchchecken 3.5 PRAXIS: Tipps und Tricks zum Troubleshooting 3.5.5 Illusion Virenscanner – immer misstrauen! So mancher denkt bei PC-Crashs: Virus kann es nicht sein, weil ja der aktuellste Virenscanner auf der Kiste ist. Das ist eine Illusion: 161 Wenn dein bevorzugter Virenscanner bescheinigt, dass alles in Ordnung ist, dann muss das noch lange nicht so sein! Denn: Ein Virus kann exakt dafür programmiert worden sein, einen Virenscanner auszutricksen. Nickles.de-News: Virus schaltete Norton Anti-Virus aus. Aufgrund eines Sicherheitslochs, zudem einem, das praktisch jeder ausnutzen kann, ist das Norton AntiVirus-Programm schutzlos. Das Loch ermöglicht es, einen Virus zu schreiben, der das Programm völlig aushebelt und unwirksam macht. Betroffen war Norton AntiVirus, der komplette Schutz konnte durch die Veränderung eines Registry-Keys abgeschaltet werden. Alles, was es also noch braucht, ist ein Virus, der vom Programm nicht erkannt wird und genau das tut. Also: Wenn deine Kiste Stress macht, dann besorge dir alle Virenscanner, die du kriegen kannst, und lass sie drüber gehen. Vertraue nicht nur einem einzigen! 3.5.6 Crashvarianten verstehen – vom Stillstand bis zum WindowsBluescreen Wenn ein PC schlagartig zusammenbricht, nichts mehr geht, dann sind verschiedene Crashvarianten zu unterscheiden: 162 Kapitel 3: Erste Hilfe – wenn’s klappert oder kracht Crashvariante Tipp Windows-Bluescreen erscheint Bei dieser Variante erscheint plötzlich der »Blaue« und teilt irgendwelche »unverständlichen« Fehlercodes mit. Danach fertigt Windows ein »Speicherabbild« an und startet neu. Bei dieser Variante besteht die Wahrscheinlichkeit, dass es an einem Softwareproblem liegt. Auch mies programmierte USB-Treiber können das Problem verursachen. Natürlich kann so ein Bluescreen auch durch eine defekte Hardware ausgelöst werden, aber es kann auch an einem Softwareproblem liegen. Hier führt der PC plötzlich und schlagartig einen Neustart aus, es erscheint keinerlei Windows-Fehlermeldung, der Rechner startet eiskalt neu. Dieses Problem ist häufig nicht rekonstruierbar, es tritt völlig sporadisch auf. In diesem Fall liegt mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit ein Hardwaredefekt vor. Diese Situation ist am »unklarsten« – es besteht gleichermaßen Verdacht auf Software- und Hardwareproblem. Schlagartiger Neustart Windows friert plötzlich ein, reagiert auf nichts mehr In allen aufgeführten Situationen ist dringender Handlungsbedarf gegeben. Tritt eines der Probleme nach der Installation einer neuen Hardware auf, dann musst du natürlich erst mal mit der rumprobieren – sprich sie testweise deinstallieren. Tritt eines der Probleme an einem PC auf, an dem schon länger nichts großartig verändert wurde, dann ist die Sache besonders ernst – mit hoher Wahrscheinlichkeit liegt ein ernsthafter Defekt vor. Faustregel Nummer 1 an dieser Stelle: PC ausschalten, sämtliche nicht benötigten Festplatten abhängen. Erst wenn das Problem beseitigt ist, werden die Platten wieder angeschlossen. Stürzt ein PC dauernd sporadisch ab, dann kann das dein Dateisystem auf den Platten lynchen – Datenverlust! 3.5.7 Verzweiflungsschreie unterm Schreibtisch – wenn PCs am Ende sind Manche Dinge sind inzwischen so selbstverständlich und simpel, dass selbst Profis gar nicht mehr dran denken! Typischer Fall: Der PC gibt plötzlich komische Piepser aus dem Gehäuselautsprecher von sich. Alle paar Minuten macht es einen Mini-Pieps, immer wieder kommen ein paar in Folge, manchmal ist stundenlang gar nichts zu hören. Bei solchen Piepsern kann es sich um Hilfeschreie des PCs handeln. Fast jedes moderne BIOS ist in der Lage, die Sensoren eines Mainboard permanent zu überwachen, es kontrolliert die Temperaturen, die Lüfter und die Spannung. Auch SMART von Festplatten wird typischerweise vom BIOS überwacht. Und diese Überwachung führt das BIOS permanent unabhängig vom Betriebssystem aus! Stellt das BIOS ein Problem fest, dann hat es nur eine einzige Chance, sich zu melden: über den PC-Gehäuselautsprecher! Ein BIOS kann kein Fenster mit einer Fehlermeldung in Windows einblenden! Es kann sich ausnahmslos über den PC-Gehäuselautsprecher zu Wort melden. Ist ein BIOS »sprechtauglich«, dann muss der Sprachbaustein im BIOS aktiviert werden – Asus nennt diese Option »Speech POST Reporter«. 3.5 PRAXIS: Tipps und Tricks zum Troubleshooting Bei einigen Mainboards, die mit OnboardSound ausgestattet sind, findet sich ein Schalter (BIOS oder Jumper), mit dem Töne des Gehäuselautsprechers auf die Soundkarte und die daran angeschlossenen Lautsprecher umgeleitet werden können. Diese Umleitung ist nicht sinnvoll! Ist die Onboard-Soundkarte ungünstig eingestellt oder gerade die Lautstärke runtergefahren, dann kann sich das BIOS nicht bemerkbar machen! Also möglichst immer den Gehäuselautsprecher aktiviert lassen. Viele haben übrigens ein tolles Feature auf dem Mainboard, von dem sie gar nichts wissen! Schon seit einigen Jahren werden auf guten Mainboards kleine »Sprachbausteine« integriert. Tritt ein Problem auf, dann gibt das BIOS keine komischen Piepsignale von sich, sondern es spricht über den Gehäuselautsprecher. Da kommt dann so was wie »Warning, temperature too high« oder »Warning, fan failure« raus. Einige BIOS gehen so weit, dass sie über ihren Sprachchip sogar die wichtigsten Vorgänge beim Hochfahren des PCs kommentieren – bis hin zum »booting operating system now«. Standardmäßig sprechen die meisten BIOS »englisch«, die Sprachbausteine lassen sich allerdings auch mit einer anderen Sprache füttern. Das entsprechende Tool findet sich auf der Setup-CD eines »sprechtauglichen« Mainboard. Manche Hersteller lassen es sogar zu, eigene Sätze/Töne für die verschiedenen Fehlermeldungen des BIOS einzuspielen. 3.5.8 163 Mainboard-Diagnose aktivieren – unverzichtbar! Treten Hardcore-Abstürze an einem heißen Sommertag auf, dann sollte durchaus ein Hitzeproblem in Erwägung gezogen werden! Ein PC, der die kalte Jahreszeit nonstop stressfrei durchgelaufen ist, kann an einem 35 GradTag durchaus die Grätsche machen. Dann rächt es sich, wenn Lüfter monatelang nicht gesäubert oder planlos zig ultraschnelle aufheizende Platten in ein zu kleines Gehäuse mit unzureichender Luftzirkulation gequetscht wurden. So ein Hitzeproblem kann man durchaus spüren: Einfach die Hand vor den Netzteilventilator halten, wo die Luft rausgeblasen wird. Kommt dort »kochende Luft« raus, dann ist klar, dass das PC-Gehäuse zur Sauna geworden ist. Jedes moderne Mainboard hat Temperatursensoren drauf. Die überwachen CPU und Mainboard-Chipsatz. Im Internet gibt es diverse Shareware- und Freeware-Tools, mit denen sich diese Sensoren abfragen lassen. Generell sind alle diese Tools Blödsinn. Jedes brauchbare Mainboard wird mit einem Diagnosetool des Mainboard-Herstellers geliefert. Es gibt also keinerlei Grund, nach irgendeiner Freeware zu suchen. In der Regel ist so ein Diagnosetool auch für Totallaien leicht zu verstehen. Installieren, starten. Stellt das Tool ein Problem fest, dann teilt es das automatisch mit. 164 Kapitel 3: Erste Hilfe – wenn’s klappert oder kracht Asus liefert bei seinen Mainboards das Diagnosetool PC Probe mit. Andere Mainboard-Hersteller packen gleichwertige Tools mit mehr oder weniger gleichen Grundfunktionen bei. Typischerweise kommt es auf drei Dinge an: Checkfaktor Tipp Temperatur CPU und Mainboard sollten eine maximale Temperatur nicht überschreiten. Wann die Temperatur kritisch wird, ist je nach CPU und Mainboard unterschiedlich. Generell sind die Diagnosetools brauchbar voreingestellt. Hier muss also nur gecheckt werden, ob die Temperaturen als »okay« bezeichnet werden oder ob das Tool eine Warnung ausgibt. Lüfter, die an einem Lüfter-Steckpfosten des Mainboard angeschlossen sind, werden hinsichtlich ihrer Drehzahl überwacht. Unterschreitet ein Lüfter seine typische Drehzahl, dann gibt das Diagnosetool eine entsprechende Warnung aus. Lüfterdrehzahl 3.5 PRAXIS: Tipps und Tricks zum Troubleshooting 165 Checkfaktor Tipp Netzteilspannungen Netzteile können schlagartig verrecken, ohne dass man es direkt merkt! Plötzlich kommen nicht mehr die Spannungen raus, die es braucht. So was führt typischerweise dazu, dass ein PC schlagartig einfriert oder einen Neustart ausführt – es erscheint hier in der Regel kein Windows-Bluescreen! Ein typisches PC-Netzteil liefert drei positive Spannungen: 12 Volt, 5 Volt und 3,3 Volt. Und diese Spannungen müssen konstant und sauber rauskommen! Minimale Spannungsschwankungen sind tolerierbar. Sind die 5 Volt Spannung allerdings plötzlich auf 4,5 Volt oder weniger, dann ist Alarmstufe Rot angesagt. Auch hier gibt das Diagnosetool eine Warnmeldung aus, wenn die Toleranz überschritten wird. Meldet ein Diagnosetool einen Fehler, dann gilt: Defektes Netzteil durch neues ersetzen (Reparaturversuche lebensgefährlich!), kaputten Lüfter austauschen (oder verdreckten Lüfter saubermachen). Selbsterklärend: Fällt ein bestimmter Lüfter aus, dann gibt es in der Regel auch zwangsläufig Temperaturprobleme. Meldet das Diagnosetool allerdings Temperaturprobleme, obwohl alle Ventilatoren okay sind, dann wird die Kiste schlichtweg zu heiß. Hockst du in einem kleinen Arbeitszimmer und brütest an einem heißen Sommertag mit 35 bis 40 Grad vor dich hin, dann kannst du davon ausgehen, dass auch der PC am Kochen ist. In so einer Extremsituation ist entsprechend hartes kreatives Vorgehen angesagt: Wird die Kiste an einem Sommertag zu heiß: Seitendeckel vom Gehäuse wegmachen, dann notfalls einen Standventilator unter den Schreibtisch legen und den volles Rohr auf das Mainboard blasen lassen. Das obige Bild ist kein Witz: Es war an einigen heißen Sommertagen tatsächlich meine einzige Chance, einen Rechner »kühl« zu machen, der wegen Überhitzung dauernd crashte. Im Fall der Diagnosetools gilt schließlich: Wird nicht sofort nach dem PC-Start ein Problem gemeldet, dann kann das Problem auch erst nach einiger Zeit auftreten. Deshalb empfiehlt sich eine permanente Überwachung ... 3.5.9 Permanente Überwachung – kontrollierter Knall Mainboard-Diagnosetools bieten typischerweise auch eine Monitoring-Funktion – dann wird eine permanente Überwachung durchgeführt. Ideal ist dabei, das Tool so einzustellen, dass sein Fenster permanent im Vordergrund bleibt: 166 Kapitel 3: Erste Hilfe – wenn’s klappert oder kracht PC Probe zeigt die Werte grafisch an – hier die Temperaturüberwachung von Prozessor und Mainboard. Wird ein PC nach längerer Auszeit eingeschaltet, dann steigt die Temperatur logischerweise eine Weile lang an. Dann sollte sie sich (wie auch im Bild zu sehen) allerdings nach einiger Zeit auf einen konstanten Wert einpendeln. 3.5 PRAXIS: Tipps und Tricks zum Troubleshooting 167 Lüfterüberwachung: Alle Lüfter sollten ihre Drehzahl sozusagen »sofort« erreichen und sie sollte konstant bleiben. Selbsterklärend: Ein funktionierender Ventilator erreicht seine Maximaldrehzahl ruckzuck, sobald er Saft kriegt, und sie sollte dann auch möglichst konstant bleiben – wie oben im Bild zu sehen. Letztlich gilt auch bei der Spannung vom Netzteil: Sie sollte so konstant wie möglich sein. 168 Kapitel 3: Erste Hilfe – wenn’s klappert oder kracht Überwachung der Spannungen: Minimale Schwankungen von 0,1 Volt sind akzeptabel, größere nicht! Je mieser ein Netzteil, desto höher die Schwankungen. Schwankt die 5 Volt-Leitung eines Netzteils beispielsweise zwischen 4,4 und 5,2 Volt wild, dann kann es durchaus sein, dass der PC das wegsteckt und nicht abstürzt. Allerdings befindet er sich dann verdammt hart an der Grenze zum Nirwana. Hinweis: Die Sensoren eines Mainboards lassen sich natürlich auch im entsprechenden Diagnosebereich des BIOS abfragen. Um Problemen auf die Schliche zu kommen, ist es allerdings besser, ein Diagnosetool unter Windows auszuführen, das die Sensoren permanent überwacht. 3.5.10 Auch für Laien – durchgeknallte Elkos lokalisieren Elektrolytkondensator (Elko) – diese Bauteile verrecken aufgrund von Sparmaßnahmen besonders gern! Elkos finden sich auf praktisch allen Platinen im PC, auf Mainboards und Steckkarten. Wer bei Mainboards nur auf die Ausstattung guckt und das »billigste Brett« mit den meisten Funktionen kauft, hat Pech gehabt. Denn: Die wirklich teuren Bausteine (den Chipsatz) müssen praktisch alle Hersteller fürs gleiche Geld beim Chipsatzhersteller einkaufen. Um ein Board bei gleicher Ausstattung dann noch 3.5 PRAXIS: Tipps und Tricks zum Troubleshooting 169 billiger als die Konkurrenz zu machen, führt kaum ein Weg an knallharten Sparmaßnahmen vorbei. Elko befinden, was die »Knallstelle« schwer erkennbar macht. Im Oktober 2003 untersuchte die Fachzeitschrift c’t Mainboards und kam zu einem üblen Fazit: »Pfusch auf Mainboards – Abstürze durch Billig-Elkos«. Elkos (Elektrolytkondensatoren) sind im Prinzip billige elektronische Standardbauteile. Und auch die Produktion eines »guten Elko« ist technisch eigentlich kein Problem. Verreckt ein Elko, dann merkt man das leider nicht unbedingt! Im unglücklichen Fall spinnt einfach die Grafikausgabe ein wenig oder die Kiste schmiert immer wieder mal ab. Wer denkt da schon, dass ein Bauteil auf dem Mainboard schlichtweg abgeraucht ist. 3.5.11 Büroklammer als Wundermittel – durchgeknallte PCs wiederbeleben Auch das Erkennen eines kaputten Elko auf einem Mainboard ist knifflig – er sieht nicht unbedingt »abgeraucht« aus. Generell kann ein Elko bei Überlastung »explodieren«. Um das zu verhindern, ist ein »Überlastventil« eingebaut. Macht dieses Ventil seinen Job, dann ist das äußerlich am Elko zu erkennen (gesprengte »Kreuzmarkierung« auf der Oberfläche). Leider kann sich das Ventil auch an der Unterseite des Rödelt ein PC beim Hochfahren noch rum, aber der Bildschirm bleibt schwarz, dann musst du natürlich erst mal überprüfen, ob der Bildschirm überhaupt funktioniert und die Kabelverbindung zur Grafikkarte okay ist. Stimmt alles »Selbsterklärende«, dann geht’s jetzt mit dem Büroklammertrick los. Der Hintergrund: Wenn ein BIOS »abgesoffen« ist, dann kommt ein PC nicht mehr hoch. Gerade Mainboards mit Onboard-Grafik reagieren gern sehr verärgert, wenn außerdem eine AGP-Grafikkarte installiert wird (also Abschalten der OnboardGrafik). Kommt das BIOS aus irgendwelchen Gründen durcheinander, dann peilt es nicht mehr, ob die Onboard-Grafikkarte oder die eingesteckte AGP-Karte verwendet werden soll. Die Folge ist ein Blackout. Als Abhilfe empfiehlt sich ein definitiver manueller Reset des BIOS. Und das geht so: Büroklammertrick Tipp 1. Werkzeug beschaffen Als Basiswerkzeug ist eine simple Büroklammer erforderlich – natürlich eine, die leitet, also keine Plastikklammer. 170 Kapitel 3: Erste Hilfe – wenn’s klappert oder kracht Büroklammertrick Tipp 2. PC-Stromversorgung ausschalten Ausschalten alleine ist zu riskant: Zieh den Stromstecker aus der Wanddose ab. Die Kiste darf definitiv keinerlei Saft haben. Irgendwo auf dem Mainboard in der Nähe des BIOS-Bausteins befindet sich eine kleine runde Batterie, die dafür sorgt, dass das BIOS seine Einstellungen auch bei ausgeschaltetem PC behält. Diese Batterie muss entfernt werden. 3. BIOS-Batterie lokalisieren 4. Batterie entfernen Beim Rausholen der Batterie gilt: keine Gewalt! Guck dir die Sache genau an, meist muss nur ein kleiner Federkontakt am Halterungsrand »weggekippt« werden und die Batterie lässt sich easy rausnehmen. 5. Kontakte kurzschließen Jetzt heißt es, die beiden Kontakte der Batteriehalterung auf dem Mainboard mit der Büroklammer kurzzuschließen. Halte die Büroklammer ca. 10 Sekunden an die beiden Kontakte, das reicht. Danach ist das BIOS auf seine Standardwerte eingestellt. Die Batterie kann jetzt wieder eingebaut werden. 3.6 PRAXIS: Fehlersuche Schritt für Schritt 3.6 PRAXIS: Fehlersuche Schritt für Schritt 171 • Eine Soundkarte reißt das System in den Abgrund, wenn eine Diskette eingesteckt wird. • Der PC crasht bei aktiviertem Drucker, wenn eine Musikdatei abgespielt wird. • Ein Wackelkontakt beim Reset-Schalter führt sporadische Neustarts aus. Diese Beispiele sind nicht aus der Luft gegriffen. Also: Geh auch vom Absurdesten aus! Hinweis: Falls du bereits am Kochen bist – bleib ruhig! Du kriegst gleich Gelegenheit zum Dampfablassen! Es gibt exakt zwei Grundklassen an PC-Problemen: 1. Rekonstruierbar: Kann ein Totalcrash durch bestimmte Aktionen exakt jederzeit reproduziert werden (Beispiel: PC crasht beim Start des Media Player oder so), dann hast du Glück: Solche Fehler lassen sich gut verfolgen und beseitigen. 2. Nicht rekonstruierbar: Treten Probleme völlig sporadisch auf, ohne dass irgendeine erkennbare auslösende Funktion durchgeführt wurde, dann ist das ein sehr übles Problem. Die Fehlersuche ist – auch für Experten – eine zermürbend aufwändige Angelegenheit. 3.6.1 Systemleistung minimieren Wenn ein PC dauernd crasht, dann hilft nur eine radikale Vorgehensweise. Es ist sinnlos, mal da, mal dort rumzuprobieren. Fehler können durch ein komplexes Zusammenspiel unterschiedlichster Ereignisse ausgelöst werden. Jeder erdenkliche Irrsinn ist möglich: • Der PC stürzt ab, sobald sich der Kühlschrank in der Küche einschaltet. • Nach Anstecken eines seriellen Kabels geht die Festplatte nicht mehr. Um die Fehlerquellen einzugrenzen, muss also erstmal alles Sekundäre weg. Weg mit dem Drucker, weg mit dem Scanner, weg mit den Lautsprecherkabeln. Alles, was irgendwie an der Kiste hängt, muss weg! Am Ende hast du nur noch maximal diese Dinge am PC hängen: Tastatur, Maus, Monitor, Netzkabel. Und sonst nichts, absolut nichts! Bedenke auf jeden Fall, dass USB einen enormen Crashfaktor darstellt! Wenn es geht: Hänge Maus und Tastatur an die PS/2-Ports – also nicht an USB. Fast allen aktuellen Mäusen und Tastaturen sind PS/2USB-Adapter beigepackt – du hast also die Wahl, wie du sie anschließt. So. Und jetzt, wo alles weg ist, heißt es: Alles muss raus! Im Klartext heißt das: Gehäuse aufmachen und alles rausholen oder abklemmen, was nicht lebensnotwendig ist: Weg mit der Soundkarte, weg mit ISDN-Karten. TV-Karte? Raus! Netzwerkkarte? Raus! Onboard-VGA vorhanden – dann auch raus mit einer eventuell eingebauten AGP-Grafikkarte. Am Ende hast du also allerhöchstens noch die Grafikkarte drinnen und gegebenenfalls eine Festplatten-Controller-Karte. Ähm – Festplatten?! Raus damit – nur eine einzige Platte bleibt drin: die, von der gebootet wird. Du hast mehr als ein RAM-Modul drin? 172 Kapitel 3: Erste Hilfe – wenn’s klappert oder kracht Raus damit, du brauchst im Minimalfall, um den es hier geht, nur ein Modul. Okay, die überflüssigen Steckarten sind raus, die überflüssigen Festplatten sind abgehängt, das RAM ist auf ein Minimum reduziert. Sorry: Das reicht noch lange nicht. Es muss noch viel mehr weg! Hast du irgendwelche zusätzlichen USB-Ports am Mainboard hängen? Weg damit! Und wenn du schon mal beim Mainboard bist: Weg mit dem ganzen Kontrollleuchten- und Tasten-Kabelmist. Die einzige Leitung, die du brauchst, ist die zur Ein-/Austaste. Gut ist außerdem, wenn du den Lautsprecher am Mainboard anschließt. Dann bekommst du mit, wenn das BIOS Fehler durch Tonsignale meldet. 3.6.2 PC minimal – was es wirklich braucht Die Fehlersuche beginnt ausnahmslos bei den lebenswichtigen Komponenten, aus denen ein PC besteht: also alle, die nicht entfernt werden können. Ohne Netzteil geht halt nichts. Ohne Grafikkarte gibt es kein Bild. Und ohne Prozessor kann nicht mal das BIOS hoch. Die Tabelle zeigt, welche Komponenten in deinem PC für den Beginn der Fehlersuche aktiv sein müssen und worauf zu achten ist. Komponente Bemerkung Netzteil Netzteildefekte sind eine besonders ätzende Sache. Sind die gelieferten Spannungen nicht stabil, stürzt der Rechner ab. Zieht eine Komponente im PC zu viel Saft, kann ebenfalls die Stromversorgung abschmieren. Gerade moderne Hochleistungs-3DKarten machen hier immer wieder Ärger. In der Minimalkonfiguration sollten solche komponentenbedingten Überlastungen nicht auftreten. Crasht ein System also bereits in diesem Minimalzustand, dann sollte ein Netzteildefekt in Erwägung gezogen werden. Probier auf jeden Fall mal, den PC an einen anderen Stromkreis in der Wohnung anzuschließen (andere Steckdose, Verlängerung zu anderem Raum). Gerade bei alten Wohnungen mit »verranzten« Leitungen können Schwankungen einem PC-Netzteil das Leben schwer machen. Ist ein Bauteil auf dem Mainboard im Eimer, dann ist das besonders übel: Es ist für einen Normalsterblichen nicht möglich, herauszufinden, welches Teil kaputt ist. Du hast allerdings eine gute Chance, festzustellen, ob das Mainboard überhaupt in Frage kommt! Für den Erstcheck gilt: Bricht der PC in der Minimalausstattung bereits beim Weg ins BIOS zusammen, dann sollte ein Mainboard-Defekt in Erwägung gezogen werden! Im Fall von Overclocking ist die Fehlersuche logischerweise zwecklos: Der Prozessor sollte unbedingt mit seinen korrekten Werten gefahren werden. Bricht ein PC sofort nach dem Einschalten zusammen, dann kommt der Prozessor genauso in Frage wie Netzteil und Mainboard! Generell läuft ein Prozessor auch ohne jegliche Kühlung für »ein paar Minuten« und stürzt dann gegebenenfalls ab. Er brennt nicht so einfach durch! Ohne Speicher geht nichts – es muss mindestens ein Modul rein, damit ein PC hochfahren kann. Mainboard Prozessor CPU-Lüfter Speichermodul 3.6 PRAXIS: Fehlersuche Schritt für Schritt Komponente 173 Bemerkung Grafikkarte Klar – ohne Grafikkarte kein Bild (sofern keine Onboard-Grafik vorhanden). Grafik muss zwangsläufig vorhanden sein. Tastatur / Maus Selbsterklärend. Systemlautsprecher Stelle sicher, dass der Lautsprecher am Mainboard angeschlossen ist – nur dann kann ein BIOS Fehlertonsignale von sich geben. Fährt der PC in dieser Minimalausstattung nicht hoch oder läuft er nicht stabil, dann weißt du zumindest schon mal, dass keine der »Zusatzkomponenten« schuld ist. 3.6.3 Crash-Report – Böcke erfolgreich jagen An dieser Stelle stehst du leider ganz allein da – es gibt kein Standardrezept zum Reparieren. Komponente Stromversorgung Maus Microsoft PS/2 Netzteil Prozessor Mainboard Diskettenlaufwerk IDE-Festplatte UDMA 2, 16 Gbyte IDE-Festplatte UDMA 5, 30 Gbyte IDE-Festplatte UDMA 5, 43 Gbyte (neue) IDE-Festplatte UDMA 5, 43 Gbyte (alte) Jetzt ist viel Geduld angesagt und viel Rumprobieren, um herauszufinden, welche Komponente kaputt ist. Da es zig Möglichkeiten gibt, ist es wichtig, dass du dir einen »CrashReport« anlegst – eine Tabelle, in der erfasst wird, was probiert wurde und was es gebracht hat. Ein Crash-Report kann beispielsweise wie folgt aussehen: Nachvollziehbares Problem Testmaßnahme Status Kasten von Conrad zur Netzstabilisierung reingehängt. Erster Eindruck, Sonntag 11:00 Uhr – kein Absturz mehr! Sonntag: 15 Uhr – Irrtum, Problem tritt weiter auf. Abgehängt, Fehler trotzdem okay Sporadische Aufhänger beim Booten, auch bei Minimalbestückung Abgehängt, Fehler trotzdem IBM-Diagnose okay IBM-Diagnose okay IBM-Diagnose meldet Kabel defekt – auch bei neuem Kabel! IBM-Diagnose okay DEFEKT okay okay okay okay ? okay 174 Kapitel 3: Erste Hilfe – wenn’s klappert oder kracht Komponente Nachvollziehbares Problem IDE-Kabel Primary IDE-Kabel Secondary SCSI-Controller 29160 SCSI-LVD-Festplatte SCSI-Wide-Platte SCSI-Wide-Kabel SCSI-LVD-Kabel SCSI-DVD Pioneer SCSI-Brenner Plextor 128 Mbyte RAM Infineon 128 Mbyte RAM Samsung SoundBlaster Live VGA AGP Matrox G400 Intel 815E Onboard VGA CUSL2 ISDN Fritz Card Hauppauge WinTV PVR Drucker HP Laserjet 5L Bei Anschluss treten Systemcrashs auf, auch nach dem Entfernen verbleibt Stress! Scandisk etc! Testmaßnahme Status IBM-Diagnose okay IBM-Diagnose okay Abgehängt, Fehler trotzdem IBM-Diagnose meldet »Laufwerk defekt«. Aus System entfernt. okay okay okay IBM-Diagnose meldet okay. IBM-Diagnose meldet okay. Testweise entfernt. Testweise entfernt. Probleme unverändert. Testweise entfernt. Probleme unverändert. Probleme treten unabhängig vom verwendeten RAM-Modul auf. Probleme treten unabhängig vom verwendeten RAM-Modul auf. Testweise entfernt. Probleme unverändert. Testweise entfernt. Probleme unverändert. Ersetzt durch 815-Onboard-VGA. Probleme bei Treiberinstallation, dann anscheinend bei Stromstabilisierung okay. Abgehängt, Fehler trotzdem Abgehängt, Fehler trotzdem Testweise entfernt, Probleme unverändert. okay DEFEKT okay okay okay okay okay okay okay okay okay okay okay okay