Brühl - Städtebauliche Planungsstudie

Transcrição

Brühl - Städtebauliche Planungsstudie
Anlage 3 Seite 1 zu B-091/2012
AS&P - Albert Speer & Partner GmbH
Städtebauliche Planungsstudie zur Entwicklung des
Gebietes „Brühl-Boulevard“ in Chemnitz
im Auftrag der
Stadt Chemnitz
Februar 2012
Anlage 3 Seite 2 zu B-091/2012
Anlage 3 Seite 3 zu B-091/2012
Impressum
Auftraggeber
Stadt Chemnitz
Dezernat 6
Bürgermeisterin Petra Wesseler
vertreten durch
Stadtplanungsamt
Amstsleiter Börries Butenop
Annaberger Straße 89
09120 Chemnitz
Auftragnehmer
AS&P
Albert Speer & Partner GmbH
Architekten, Planer
Postfach 70 09 63
60559 Frankfurt am Main
Hedderichstr. 108 - 110
60596 Frankfurt am Main
[email protected]
Telefon
+49.69.605011.0
Telefax
+49.69.605011.500
Bearbeitung
Dipl.-Ing. Jana Hertelt
Dipl.-Ing. Michael Heller
Dipl.-Ing. Matthias Dilger
Dipl.-Ing. Veronika Valek
Christian Strentzsch
C&E Consulting und Energineering GmbH
Geschäftsführender Gesellschafter
Tino Fritzsche
Jagdschänkenstraße 52
09117 Chemnitz
Bearbeitung
Dipl.-Ing. Susann Pietsch
Seite 3 von 78
Anlage 3 Seite 4 zu B-091/2012
Seite 4 von 78
Anlage 3 Seite 5 zu B-091/2012
Städtebauliche Planungsstudie zur Entwicklung des Gebietes „Brühl-Boulevard“ in Chemnitz
Inhaltsverzeichnis
1
Anlass und Ziel.................................................................................................................. 7
2
2.1
2.2
Exkurs: Städtebauliches Entwicklungskonzept Innenstadtstandort Technische .......
Universität Chemnitz, 2010 .............................................................................................. 8
Übergeordnete Entwicklungsziele....................................................................................... 8
Entwicklungsansätze Brühl ................................................................................................. 9
3
3.1
3.2
3.3
3.4
3.5
Das heutige Quartier: Stärken – Schwächen – Thesen .............................................. 11
Planungsperimeter ............................................................................................................ 11
Ausgangssituation ............................................................................................................. 11
Städtebauliche Situation ................................................................................................... 14
Freiraum ............................................................................................................................ 16
Verkehr.............................................................................................................................. 18
4
4.1
4.2
Struktureller Entwurfsansatz ......................................................................................... 20
Karreetypen....................................................................................................................... 20
Boulevardtypen ................................................................................................................. 22
5
5.1
5.2
5.3
5.4
Städtebauliches Entwicklungskonzept ........................................................................ 23
Städtebauliches Konzept .................................................................................................. 23
Freiraumplanerisches Konzept ......................................................................................... 33
Verkehrliches Konzept ...................................................................................................... 49
Energie und Nachhaltigkeit ............................................................................................... 53
6
6.1
6.2
6.3
Entwicklungsphasen und Umsetzung .......................................................................... 59
Städtebau .......................................................................................................................... 59
Freiraum ............................................................................................................................ 62
Verkehrsinfrastruktur und Straßenraum ........................................................................... 66
7
7.1
7.2
Beteiligungsprozess ....................................................................................................... 69
Vorgehensweise des bisherigen Verfahrens .................................................................... 69
Weiteres Vorgehen ........................................................................................................... 69
8
Anhang ............................................................................................................................. 73
Bestandsplan ........................................................................................................................ Entwicklungsansatz .............................................................................................................. Quartiersmitte........................................................................................................................ Wohnboulevard ..................................................................................................................... Seite 5 von 78
Anlage 3 Seite 6 zu B-091/2012
Abb. 1: Collage Brühl-Karrees (Stand: 2011)
Seite 6 von 78
Anlage 3 Seite 7 zu B-091/2012
1
Anlass und Ziel
Die Stadt Chemnitz fördert die Entwicklung des Gebietes Brühl-Boulevard seit 1999 als
Sanierungsgebiet. Trotz der sich aus der Nähe zur Innenstadt sowie zum Naherholungsraum
Schloßteich/Uferpark/Küchwald ergebenden Lagevorteile besteht weiterhin ein erheblicher Wohnungsund Gewerbeleerstand verbunden mit einem hohen Sanierungsrückstau. Über die in den letzten
Jahren erfolgten Aufwertungsmaßnahmen hinaus besteht somit dringender Handlungsbedarf zur
Belebung des Quartiers.
Zur Konkretisierung der städtebaulichen Ziele im
Sanierungsgebiet „Brühl-Boulevard“ gemäß § 140 BauGB
sowie als Grundlage für die Neubeantragung des Gebietes
zur Aufnahme in das Programm
„Aktive Stadt- und
Ortsteilzentren (SOP)“ wurde die vorliegende Städtebauliche
Planungsstudie durch das Stadtplanungsamt in Auftrag
gegeben.
Die Erstellung der Planungsstudie ist in Form eines
Beteiligungsprozesses organisiert, um ein möglichst
umsetzungsfähiges Spektrum an Lösungsvorschlägen zu
erlangen.
Die
Studie
stellt
zudem
verschiedene
Handlungsfelder für die angestrebte Förderung im Programm
SOP heraus und gilt somit zugleich als Integriertes
Handlungskonzept. Zu den zentralen Aufgaben einer
Revitalisierung der nördlichen Innenstadt von Chemnitz
gehören die Stärkung des Innenstadt-Campus der
Technischen Universität Chemnitz und die Revitalisierung des
innenstädtischen Wohnquartiers „Brühl“.
Abb. 2: Untersuchungsgebiet
Auf der Grundlage des „Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes für den Innenstadtcampus der
Technischen Universität Chemnitz“ aus dem Jahre 2010 (AS&P - Albert Speer & Partner GmbH/C&EConsulting und Engineering GmbH) ist nun ein weiterführender Schritt zur Entwicklung des Brühls in
Form einer vertiefenden Planungsstudie unternommen. Dabei handelt es sich neben visionären
Überlegungen primär um umsetzungsorientierte Vorschläge, welche in den sich anschließenden
Phasen einer schrittweisen Realisierung zugeführt werden können.
Mit seiner Lage im Einzugsbereich des Chemnitzer Hauptbahnhofs (5 bis 15 Gehminuten), der
Nachbarschaft zu den zentralen Einrichtungen der Technischen Universität Chemnitz und der Lage
am Naherholungsraum des Schlossteichs hat der Brühl grundsätzlich die Begabungen und Potenziale
für die Entwicklung eines nachhaltigen und beispielhaften Innenstadtquartiers. Ein besonderer Reiz
besteht in der Mischung aus bestehender, zu ertüchtigender Gebäudesubstanz und neuer
Quartiersbausteine. Hierbei ergibt sich ein besonderes Spannungsfeld aus Alt und Neu, das dem
Quartier eine einmalige Prägung gibt.
Das Ziel der Studie besteht darin, ein robustes Entwicklungskonzept zu erhalten, das Spielräume für
eine etappenweise Vorgehensweise eröffnet und bereits mit ersten attraktiven Ergebnissen Impulse
für die Belebung des öffentlichen Raums sowie für ein schrittweises „Weiterbauen“ liefert. Dem
Herzstück und funktionalen Rückgrat des Quartiers, dem so genannten Brühl-Boulevard, ist
hinsichtlich seiner Funktion als Motor der Gesamtentwicklung eine besondere Bedeutung
zugeschrieben. Als eingebundener Bestandteil eines hierarchischen Straßen- und Freiraumsystems
gilt dies sowohl in räumlich gestalterischer, in verkehrlicher als auch in nutzungstechnischer Hinsicht.
Die Betrachtung des Untersuchungsraums in seiner Gesamtheit sowie in Teilbereichen ergibt ein
systematisch aufgebautes Planwerk für die Entwicklung des Quartiers. Prinzipien wie
Nutzungsmischung, Generationenmischung, räumliche Vielfalt sowie die kritische Körnigkeit einer
lebendigen Quartiersentwicklung sind grundlegend für die Entwicklung eines nachhaltigen Quartiers.
Unter Beachtung all der auf den Ort Einfluss gebenden Aspekte besteht die Chance, ein
Innenstadtquartier mit Vorbild- oder Modellcharakter für weitere Stadtbausteine im Gefüge des
Stadtraumes von Chemnitz zu entwickeln.
Seite 7 von 78
Anlage 3 Seite 8 zu B-091/2012
2
Exkurs: Städtebauliches Entwicklungskonzept Innenstadtstandort
Technische Universität Chemnitz, 2010
Übergeordnete Entwicklungsziele
2.1
In enger Abstimmung mit dem Stadtplanungsamt sowie anderen relevanten Fachämtern und
betroffenen Akteuren wurden im Jahr 2010 in einem kooperativen Prozess die grundsätzlichen
städtebaulich- funktionalen Möglichkeiten der Campusentwicklung durch AS&P und C&E untersucht.
Bereits laufende Projekte im Raum des künftigen Innenstadtcampus und weiterführende
Überlegungen wurden in einer städtebaulich verkehrlichen Gesamtbetrachtung simultan behandelt
und in ein in sich schlüssiges und breit abgestimmtes Entwicklungskonzept eingebunden.
Die besonderen Merkmale eines modernen Campus bestehen dabei weniger in der architektonischen
Ausbildung und Qualität seiner Gebäude als in der Vielfalt und Ablesbarkeit seiner
Nutzungsbausteine. Der neue Innenstadtcampus weist vier schichtenartig aneinander geschmolzene
Cluster auf, die sich sowohl räumlich miteinander vernetzen als auch visuell in Kommunikation
zueinander stehen:




das Kulturquartier mit künftiger Zentralbibliothek
die historischen und sich künftig nach Norden erweiternden Universitätscluster,
die Mobilitätsdrehscheibe des Hauptbahnhofs
und der als gemischter Wohnstandort in Entwicklung stehende Brühl.
Abb. 3: Auszug aus dem TU Entwicklungskonzept 2010
Das parkartig organisierte Kulturquartier wirkt dabei als Herzstück des Campus und soll künftig als Ort
der Begegnung und des Austauschs Synergie stiftend wirken. Es umfasst den bestehenden
Theaterplatz mit Oper, Petrikirche, Chemnitzer Hof und den Kunstsammlungen, den angrenzenden
historischen Schillerplatz und das Umfeld der neuen Zentralbibliothek in der ehemaligen
Aktienspinnerei mit dem neuen Campusforum. Dieser Kultur- und Bildungsraum spannt sich über 500
Meter westlich der Straße der Nationen auf.
Diese bildet als räumliches Rückgrat der Chemnitzer Innenstadt ebenfalls die Adresse der Universität.
An ihr reihen sich östlich - im Sinne einer Wissensmeile - alle universitären Bausteine zwischen
Heinrich-Zille-Straße und Carolastraße mit ihren Hauptzugängen nebeneinander auf. Das Baufeld des
Hauptbahnhofsparkhauses übernimmt dabei die Gelenkfunktion des Innenstadtcampus zu den in
Realisierung stehenden neuen Anlagen des Chemnitzer Modells. Von hier aus erschließt sich auch in
Nord-Süd-Richtung die Kette des inneren Freiraumsystems der Universitätsinstitute.
Seite 8 von 78
Anlage 3 Seite 9 zu B-091/2012
Abb. 4: Bestand und Entwicklungsplanung TU Chemnitz
Im östlichen Vorfeld wird der Universitätsbereich von der „Mobilitätsschiene“ tangiert. Diese übernimmt
die Anbindung der Chemnitzer Innenstadt und der Universität in die Region und darüber hinaus. Mit
der Umsetzung des Chemnitzer Modells wird der Hauptbahnhof vor allem für die Campusentwicklung
aber auch für die Entwicklung des nördlichen Brühls von zunehmender Bedeutsamkeit werden.
Dieses Schichtenmodell wird überlagert von einem engmaschigen Netz aus Ost-West- und Nord-SüdVerbindungen, um Funktionen und Nutzungen des Ortes optimal und Synergie erzeugend miteinander
zu verweben.
2.2
Entwicklungsansätze Brühl
Die für den Erfolg eines kontinuierlich belebten Campus unverzichtbare Wohnnutzung schiebt sich, in
Gestalt des historischen Brühl, an den westlichen Rand des Campus. Durch die Impulse der übrigen
Bausteine des Campus könnte sich dieser Bereich schrittweise und unter intelligent platzierten
baulichen Maßnahmen zu einem lebendigen Wohnquartier mit gemischten Wohnformen entwickeln.
Durch Fortschreibung der historischen Rasterstruktur und der Ausbildung klarer Raumkanten kann der
Brühl langfristig wieder an den Innenstadtkern herangeführt und angeschlossen werden. Dadurch wird
das Kulturquartier in einen homogenen baulichen Mantel eingebettet, der zum einen seine
städtebauliche Prägnanz stärkt, zum anderen mit der Universität die notwendige kritische Masse für
den Standort bereitstellen kann.
Die Entwicklung des Quartiers wird in zwei Ansätzen angegangen. Zur Erzielung einer angemessenen
Anwohnerzahl zur Belebung des Quartiers bedarf es zum einen eines „Konzepts der Wohnblöcke“.
Darin steht die baulich-räumliche Qualität und Gestalt der einzelnen Karrees im Vordergrund. Als
Bindeglied zwischen den Karrees wird der Brühl-Boulevard um ein eigenes, mit den Wohnhöfen eng
verwobenes Konzept ergänzt.
Seite 9 von 78
Anlage 3 Seite 10 zu B-091/2012
2.2.1 Konzept der Wohnblöcke
Abb. 5: Reaktivierungsstrategie Wohnblöcke
Die Reaktivierung der Wohnblöcke wird als Parallelstrategie durchgeführt. Dies bedeutet prioritär die
Sanierung des Bestandes, zum anderen die Ergänzung um Neubauten. Die Strategie sieht einen
punktuellen schrittweisen Rückbau abgängiger und leergezogener Gebäude sowie die parallele
Entwicklung neuer Impuls gebender Objekte vor, die identitätsstiftend sein können und neue Adressen
generieren sollen. Diese sind bündig in die äußere Bauflucht einzugliedern, in ihrer Tiefe jedoch
variabel. Die Erschließung der neuen Adressen erfolgt vom Straßenraum aus. Das Zielbild zeigt einen
ensembleartigen Verbund aus Altbauten, sanierten und neuen Gebäuden, die sich um einen Wohnhof
gruppieren. So entsteht ein geschlossenes lebendiges System, das Raum für Individualität und Vielfalt
bietet. Parallel dazu muss die Reorganisation des Parkens erfolgen, um die inneren Blockbereiche als
attraktive Grünräume zurück zu gewinnen. Durch eine langfristige Neuorientierung der Blöcke von
außen kann das Ziel fassbar werden.
2.2.2 Konzept für den Brühl-Boulevard
Das Konzept für die Wohnblöcke wird ergänzt um das Konzept
zur Rückgewinnung des zentralen Binnenraums des Quartiers
für die Anwohner. Durch den Einsatz eines kontinuierlichen
freiraumgestalterischen Motivs, der Ost-West-Zonierung des
Raumes wird dieser gegliedert. Der mittlere Raum wird dabei
als Mischverkehrsfläche gesehen, während die Seitenbereiche
mit Nutzungsbausteinen gleicher Tiefe von unterschiedlicher
Nutzung und Materialität ausgebildet werden. So entsteht ein
mosaikhaftes vielfältiges Bild, das durch seine klare
Linienführung ein ruhiges Erscheinungsbild erzeugt.
Der Gesamtraum von circa 800 m wird in Nord-SüdAusrichtung
zudem
in
drei
charakteristische
und
nutzungsbezogene Raummodule gegliedert.
Vom Zöllnerplatz bis zur Hermannstraße wird der 22,50 m
breite Straßenraum als familienfreundlicher „Wohnboulevard“
ausgebildet. Während der mittlere Raum als „shared space“ für
gleichberechtigte
motorisierte
und
nicht-motorisierte
Verkehrsteilnehmer Raum bietet, werden den Gebäuden
zugeordnete Seitenbereiche als Vorgärten und Terrassen für
die Anwohner ausgebildet. Es entsteht eine adressenstiftende
und überschaubare Straßenraumsituation.
Abb. 6: Raumsequenzen Brühl-Boulevard
Die direkte Nachbarschaft der Universität kommt dem Abschnitt zwischen Hermannstraße und
Georgstraße, dem sogenannten „Kiezboulevard“ zu gute. Die Erdgeschosszone birgt großes Potential
für Gastronomie, Nahversorgung und alternative temporäre Nutzungen. Der vielfältige Einsatz von
circa 3,5 m tiefen Nutzungs- und Materialmodulen erzeugt ein urbanes lebendiges Flair im Raum.
Südlich der Georgstraße ist die Anbindung des Brühls an die Innenstadt langfristiges Ziel. Dies kann
durch die Einbindung des Bereiches in das System von Straße und Block erfolgen, um ein
Mischquartier aus Wohnen, Büro- und Dienstleistungen als Adressen zu etablieren. Die Bautypologie
kann um Townhouses mit Drive-In-Situation und 2 m tiefen privaten Vorzonen ergänzt werden.
Seite 10 von 78
Anlage 3 Seite 11 zu B-091/2012
3
3.1
Das heutige Quartier: Stärken – Schwächen – Thesen
Planungsperimeter
Das Plangebiet umfasst das circa 9,8 ha große
Areal zwischen Zöllnerplatz, Karl-LiebknechtStraße, Georgstraße und Mühlenstraße. Es liegt
zwischen dem Naherholungsgebiet Schloßteich
und dem zukünftigen Innenstadtcampus der TU
Chemnitz.
78% der Flächen im Plangebiet nehmen
Baugrundstücksflächen ein, 22% öffentliche
Verkehrsflächen. Davon entfallen wiederrum 30%
auf die Fußgängerzone Brühl-Boulevard.
Im
Kern
des
Quartiers
liegen
die
Schulgrundstücke der heute leer stehenden KarlLiebknecht-Schule und der für das Quartier
bedeutsamen Rosa-Luxemburg-Grundschule.
Der Wohnungsbestand von circa 1.320 WE ist zu
54% von Leerstand geprägt. Etwa 25% der
Gebäudestrukturen stehen unter Denkmalschutz.
Die Versorgung der Anwohner mit Gütern des
täglichen Bedarfs erfolgt über den südlich der
Georgstraße gelegenen Edeka-Markt.
Abb. 7: Karrees Brühl-Boulevard
3.2
Ausgangssituation
Im Sinne des Gebotes der Inneren Erneuerung der Stadt besteht eine der zentralen Stärken des
Quartiers in der Innenstadtlage, im unmittelbaren Einzugsbereich des Chemnitzer Hauptbahnhofs und
dessen Ertüchtigung durch die laufende Realisierung des Chemnitzer Modells. Das Prinzip der
Nutzungsmischung wird idealerweise durch die Entwicklung des Innenstadtcampus der TU Chemnitz
unterstützt und durch die kulturellen Angebote südlich des Schillerplatzes erweitert. Ach die
Nachbarschaft zum zentralen Einkaufsbereich der Chemnitzer Innenstadt gehört in die Liste der
Stärken des Quartiers. Diese Begabungen erfüllen insgesamt in idealer Weise die einer nachhaltigen
Stadtentwicklung.
Eigentümerstruktur
Die Eigentümerstruktur im Plangebiet ist zum großen Teil durch das Eigentum der Grundstücks- und
Gebäudewirtschafts-Gesellschaft m.b.H. (GGG) bestimmt. Mit 42% besitzt sie den größten
Flächenanteil im Brühl. Der 30%-ige Anteil der Stadt Chemnitz am Brühl bezieht sich dabei
hauptsächlich auf den öffentlichen Straßenraum (74%) sowie die Grundstücke der Karl-Liebknechtund Rosa-Luxemburg-Schule (20%), 6% des städtischen Eigentums fallen weiteren Baugrundstücken
zu. Die restlichen 28% der Flächen fallen in die Hände privater Eigentümer bzw.
Eigentümergemeinschaften.
Ebenfalls liegt die Hälfte der Baugrundstücke im Eigentum der GGG. Als 100-prozentige
Tochtergesellschaft der Stadt Chemnitz liegen somit insgesamt 65% der Baugrundstücke in den
Händen der Stadt Chemnitz. Damit besteht eine gewisse Abhängigkeit der Entwicklungen von den
Strategien der Stadt. Eine Reaktivierung der bestehenden Gebäudestrukturen müsste vornehmlich
durch die Stadt initiiert und gefördert werden. Zudem könnte die Stadt als Eigentümerin des
öffentlichen Raumes und der Schulgrundstücke einen beachtlichen Impulsbeitrag für die Aufwertung
und Umgestaltung des Wohn- und Kiezboulevards sowie der Quartiersmitte beitragen. Andererseits
besteht jedoch die Gefahr, dass aufgrund fehlender finanzieller Mittel eine fortlaufende Stagnation
bzw. Behinderung der Entwicklungen anstehen könnte. Die GGG begegnet dem bereits dadurch, dass
sie einen Verkaufsbestand deklariert hat, der Kaufpreise zwischen 135 Euro/m² und 230 Euro/m² für
Seite 11 von 78
Anlage 3 Seite 12 zu B-091/2012
circa 40 Objekte/Grundstücke aufruft. Dadurch wird der Anteil privater Eigentümer im Quartier
ansteigen. Der Einbezug der bereits existierenden privaten Eigentümer in die Entwicklung des Brühls
wird als schwierig eingeschätzt, da 65% dieser außerhalb von Chemnitz ansässig sind.
GGG
6%
7% 1%
StadtChemnitz
14%
42%
privates
Einzeleigentum
privateEigentümer‐
/Erbengemeinschaften
privateGesellschaften
30%
sonstige
Abb. 8: Flächenanteile nach Eigentumsverhältnissen im Plangebiet
GGG
9%
1%
StadtChemnitz
8%
privates
Einzeleigentum
18%
54%
privateEigentümer‐
/Erbengemeinschaften
privateGesellschaften
10%
sonstige
Abb. 9: Eigentumsanteile an Baugrundstücken im Plangebiet
6%
öffentlicher
Straßenraum
20%
Schulgrundstücke
Baugrundstücke
74%
Abb. 10: Eigentumsanteile der Stadt Chemnitz im Plangebiet
Seite 12 von 78
Anlage 3 Seite 13 zu B-091/2012
Situation der Wohneinheiten
Die Darstellung des gegenwärtigen Wohnungsbestandes ist den Kennwerten des Städtebaulichen
Entwicklungskonzepts „Brühl-Boulevard“ des Architekturbüros Bonitz aus dem Jahr 2003 entnommen.
Aktuellere Daten lagen zu dem Zeitpunkt der Erarbeitung der Studie nicht vor. Daher sind alle
Angaben lediglich als Orientierungswerte zu verstehen.
WE im Plangebiet Bestand WE davon privat davon städt. Gesellschaft leersteh. WE Karree 1 138 32 106 77% 80 58% Karree 2 116 12 104 90% 19 16% Karree 3 127 39 88 69% 24 19% Leerstand (ohne Untere Aktienstr. 2 + 4) Karree 4 148 10 138 93% 56 38% Karree 5 266 138 128 48% 190 71% Karree 6 248 172 76 31% 189 76% Karree 8 173 91 82 47% 73 42% Karree 13 101 73 28 28% 76 75% Gesamt 1.317 567 750 57% 707 54% Abb. 11: Zusammenstellung der Kennwerte Wohneinheiten/Leerstand
Im Plangebiet existiert derzeit ein Wohnungsbestand von circa 1.320 Wohneinheiten, von denen circa
54% leer stehen. Dies ist zurückzuführen auf die Bevölkerungsverluste Anfang der 90-iger Jahre
sowie den bestehenden Modernisierungsgrad zahlreicher Objekte, der etwa dem Stand Ende der 70er
Jahre entspricht. Zudem bestehen hohe Missstände in der Qualität der Freiflächen. Die Erschließung
der Baugrundstücke ist nicht überall gesichert.
Mittel- bis langfristig wird von einem Rückbau der Punkthochhäuser in den Karrees 2 (Georgstraße
24+26) und 4 (Mühlenstraße 48+50) ausgegangen, was einem Rückbauvolumen von circa 176
Wohneinheiten entspricht.
Seite 13 von 78
Anlage 3 Seite 14 zu B-091/2012
3.3
Städtebauliche Situation
Die städtebauliche Grundausrichtung des Quartiers in Form einer klassischen Blockrandbebauung
bildet eine ideale Ausgangslage für eine Wiederbelebung. Das Prinzip dieses Siedlungsmusters ist
aber nur dann wirksam, wenn die klare Trennung von öffentlichen und privaten bzw. halböffentlichen
Räumen beachtet wird. Heute ist dieses Prinzip weitestgehend aufgehoben und soll künftig wieder
zugunsten attraktiver Wohnangebote schrittweise zurückerlangt werden.
Die ursprünglich klar ausgebildete Blockrandstruktur des Quartiers ist in nahezu allen Bereichen
fragmentiert, teilweise durch Neubauten ersetzt oder durch offene Strukturen, wie etwa höhere
Solitäre ergänzt.
+ Stärken
 Die Lage des Quartiers im Stadtraum ist hervorragend – Innenstadt und Hauptbahnhof.
 Die Blockrandstruktur mit unterschiedlichen Blockformaten ist grundsätzlich ein flexibles
städtebauliches Erfolgsmodell.
 Das Quartier bietet Spielräume für die Entwicklung neuer Elemente.
 Ein gewisser Nutzungsmix besteht bereits.
- Schwächen
 Der Brühl-Boulevard liegt als 480 m langer ungenutzter Raum mitten im Quartiersinnenbereich.
 Der hohe Anteil an Leerstand (teilweise bis zu 75%) ist Image schädigend.
 Soziale Einrichtungen treffen auf keine angebotsgerechte Nachfrage.
 Eingänge in den Blockinnenbereichen führen zu anonymen Adressen.
 In Teilbereichen zerfallen Strukturen und Raumkanten in diffuse Räume.
Thesen:
Die Revitalisierung des Brühls ist nicht nur eine gestalterische, sondern auch eine strategische
Aufgabe!
Die Definition und Dimensionierung des Raums des Boulevards sind kritisch zu prüfen!
Dies gilt auch für Art und Maß der anliegenden Nutzungen im Erdgeschoss.
Seite 14 von 78
Anlage 3 Seite 15 zu B-091/2012
Abb. 12: Stärken und Schwächen Städtebau
Seite 15 von 78
Anlage 3 Seite 16 zu B-091/2012
3.4
Freiraum
Der Brühl liegt als innerstädtisches Wohnquartier mit relativ wenig eigenem nutzbarem Grünraum
zwischen dem Naherholungsraum Uferpark/Schloßteich und dem Schillerplatz. Mit dem entstehenden
TU Campus wird er zudem östlich eingebettet werden von einem steinernen Platzraumgefüge.
Den Brühl-Boulevard, das Rückgrat des Quartiers, gilt es zukünftig in dieses System aufzunehmen
und qualitativ durch Ost-West-Verbindungen stärker miteinander zu vernetzen. In diesem Zuge
müssen innerhalb des Quartiers zudem die Höfe integriert werden.
+ Stärken
 Die unmittelbare Nachbarschaft von Schillerpark und Uferpark mit Flußraum sind hervorragende
Bedingungen für ein Wohngebiet.
 Die Blockinnenräume sind großzügig dimensioniert und teilweise mit hohem Baumbestand
versehen.
 Die Straßenräume (Beläge und Grün) sind teilweise von guter Grundsubstanz.
-
Schwächen
 Ein hoher Versiegelungs- und Erschließungsgrad bestimmen das Bild der Höfe.
 Generell besteht wenig nutzbarer Grünraum im Quartier.
 Die fußläufige Ost-West-Vernetzung ist gestalterisch und teilweise räumlich nicht adäquat
ausgebildet.
 Die Gestaltung des Raumes entspricht weder der gegenwärtigen noch den zukünftigen Nutzungen.
Thesen:
Die Blockinnenräume müssen in Bezug auf ihre individuellen Begabungen entwickelt werden!
Die Reorganisation des Boulevards muss behutsam und im Sinne seiner künftigen Bedeutung und
Funktion erfolgen!
Seite 16 von 78
Anlage 3 Seite 17 zu B-091/2012
Abb. 13: Stärken und Schwächen Freiraum
Seite 17 von 78
Anlage 3 Seite 18 zu B-091/2012
3.5
Verkehr
Ein zentrales Problem des Brühls sind bislang die verkehrliche Erschließung und insbesondere die
Frage der Unterbringung des ruhenden Verkehrs. Vor dem Hintergrund der Entwicklung des gesamten
nördlichen Innenstadtbereichs als Quartier von hoher Erschließungsgunst werden hierzu adäquate
Vorschläge entwickelt.
Besondere Beachtung wird der Beeinträchtigung der künftigen Wohnangebote durch
Quartiersverkehre geschenkt werden. Dies betrifft auch die Qualität der Fußwegeverbindungen
innerhalb des Quartiers (TU Campus Innenstadt) und in Richtung des Hauptbahnhofs.
+ Stärken
 Die Nähe zum Chemnitzer Hauptbahnhof und dem ÖPNV sind optimal und bilden die
Voraussetzung für eine nachhaltige Entwicklung.
 Das orthogonale Netz als Grundordnungssystem der Quartierserschließung bietet Reserven und
Spielräume.
 Das Quartier liegt zwischen leistungsfähigen Tangenten.
 Die Erschließung findet über ruhige Wohnstraßen statt.
-
Schwächen
 Die Anfahrbarkeit einzelner Adressen im Quartier ist eingeschränkt.
 Die Erschließung der Gebäude erfolgt überwiegend über die Innenhöfe.
 Die Gunst der Höfe wird der Erschließung und dem ruhenden Verkehr geopfert.
Thesen:
Eine neue Gliederung und Aufteilung des Boulevards ist notwendig!
Die Lösung der Parkierung bestimmt den Erfolg der Revitalisierung!
Seite 18 von 78
Anlage 3 Seite 19 zu B-091/2012
Abb. 14: Stärken und Schwächen Verkehr
Seite 19 von 78
Anlage 3 Seite 20 zu B-091/2012
4
Struktureller Entwurfsansatz
Der strukturelle Entwurfsansatz besteht aus den zwei Komponenten „Strategie zur Aktivierung der
Karrees“ (Karreetypen) und der Strategie zur Umgestaltung des Karrees verbindenden Bindeglieds
„Brühl-Boulevard“. Dieser Ansatz entspringt bereits dem Entwicklungskonzept für den
Innenstadtstandort der TU Chemnitz aus dem Jahr 2010 und wird im folgendem vertiefend
ausgearbeitet und dargestellt.
4.1
Karreetypen
Die acht Karrees des Untersuchungsraumes werden nach ihren bestehenden charakteristischen
Eigenschaften, entwickelbaren Potentialen und ihrer daraus resultierenden Zielentwicklung in
verschiedenen „Karreetypen“ zusammengefasst. Dieses Grundsystem dient einer im Anschluss an die
Studie blockweisen Weiterentwicklung der Karrees im Zusammenhang. Damit werden
Entwicklungsregularien festgelegt, die als Richtlinie zu verstehen sind.
I „Kleinblöcke“: Die kompakten Blockgrößen von 90 m x 80 m in den Karrees 1 und 3 sind für eine
gesamthafte Blockentwicklung geeignet. Vorstellbar ist ein 70%-iger Anteil an Studentenwohnen,
ergänzt um Senioren- und Mehrgenerationenwohnen. Dabei sind die Höfe als Kommunikationsorte
und gemeinsame Mitte zu verstehen. Die geschlossene Blockrandbebauung ist durch einen hohen
Anteil an historischer Bausubstanz mit Denkmalwert gekennzeichnet. Diesen gilt es durch
Sanierungen und Modernisierungen zu ertüchtigen. Grundrissänderungen können zudem neue
Wohnraumangebote generieren. Ein behutsamer Austausch der nicht unter Denkmalschutz
stehenden Gebäude im Blockrahmen durch Neubauten ist langfristig denkbar. Diese könnten mit
neuen Durchwegungen angelegt werden, so dass die Höfe öffentlich zugänglich werden.
II „Aus 1 mach 2“: Der Großblock Karree 5 ist mit 170 m Blocklänge in seiner Grundstücksstruktur
durch zahlreiche private Eigentümer bestimmt. Zur Erlangung eines abgestimmten Blockkonzeptes ist
die Koordination aller Akteursbelange notwendig. Einen ersten Ansatz bildet dabei die EigentümerSchutzgemeinschaft Haus & Grund, deren Aufgabe in der Ansprache, Vermittlung und Moderation
zwischen den privaten Einzeleigentümern mit Unternehmen der organisierten Wohnungswirtschaft
besteht. Als städtebaulich übergeordnetes Entwicklungsziel steht die Sicherung der Durchwegung
zwischen der Karl-Liebknecht-Straße und der Rosa-Luxemburg-Grundschule in Verlängerung der
Heinrich-Zille-Straße im Vordergrund. In Verbindung mit dieser Durchwegung ergibt sich die Option,
neue südorientierte Wohnungen entlang dieser Verbindung zu schaffen.
III „Quartiersmitte“: Der Bereich um die Karl-Liebknecht-Schule und Rosa-Luxemburg-Grundschule
soll als Begegnungsraum und Quartiersmitte erweitert werden. Dabei bleibt die Funktion der
Grundschule erhalten, während die Karl-Liebknecht-Schule für kulturelle Nutzungen umgenutzt wird.
Das unmittelbare Umfeld wird als öffentlicher Treffpunkt für Anwohner geöffnet und umgestaltet.
Denkbar ist auch die Ergänzung weiterer sozialer Einrichtungen, beispielsweise einer Kita.
IV „Neue Seiten“: Karree 8 ist an der Mühlenstraße sowie in der Lage am Brühl durch zwei
Straßenfronten von minderwertiger Bausubstanz gekennzeichnet. Diese Substanz ist im Eigentum der
GGG, so dass diese für die Entwicklung des Blocks einen entscheidenden Beitrag leisten kann. Eine
Modernisierung der Bausubstanz oder sogar der perspektivische Rückbau mit anschließendem
Neubau kann gerade am Brühl eine Belebung in dem heute durch kompletten Leerstand geprägten
Raum erzielen. Das Wohnen mit Adressen am Brühl könnte ein Modell für den nördlichen BrühlBoulevard, auch bezogen auf die gegenüberliegende Straßenfront von Karree 13 sein. Dazu wäre
eine Intervention der GGG notwendig.
V „Neue offene Höfe“: Die heute durch Punkthochhäuser bestimmten Baufelder der Karrees 2 + 4
sollen langfristig als komplettierte Blockrandstruktur ausgebildet werden. Planerisches Ziel ist die
Wiederherstellung einer klaren baulichen und visuellen Stadtkante, die die historische orthogonale
Rasterstruktur wieder aufnimmt und logisch in den Stadtkontext einbindet. Die Ausformung des
Seite 20 von 78
Anlage 3 Seite 21 zu B-091/2012
Blockrandes soll dabei Durchwegungsmöglichkeiten bieten, die die Binnenräume als
Gemeinschaftsflächen mit dem Brühl vernetzen. Sollte langfristig ein heute noch nicht absehbarer
Bedarf an höherer Bebauungsdichte entstehen, können die Blöcke auch von Wohnstraßen
durchbrochen werden.
Abb. 15: Karreetypen
Seite 21 von 78
Anlage 3 Seite 22 zu B-091/2012
4.2
Boulevardtypen
In Fortschreibung der im Entwicklungskonzept für den Innenstadtstandort der TU Chemnitz
erarbeiteten „Boulevardtypen“ wird das Leitbild für die Reaktivierung des Brühl-Boulevards weiter
vertieft und räumlich genauer definiert.
Die Bestandsanalyse zeigt, dass im Bereich des Brühl-Boulevards eine sehr gute materielle
Grundsubstanz vorhanden ist, größtenteils bedingt durch die ca. 8 Jahre zurückliegende
Sanierungsmaßnahme. Oberflächenbeläge und Baumpflanzungen sind in einem guten Zustand,
nötige Sanierungsarbeiten an den Podesten sind auf die mangelnde Pflege der leer stehenden
angrenzenden Geschäfte zurückzuführen. Insgesamt ist festzustellen, dass der Brühl-Boulevard einen
quartiersprägenden Charakter besitzt. Für viele Chemnitzer und insbesondere die Bewohner des
Brühl ist er ein Identifikationsraum und durchaus noch immer positiv besetzt. Bestätigt wird das durch
die Meinungsäußerungen der Anwohner auf den Beteiligungsveranstaltungen zu diesem Verfahren.
Dem Brühl-Boulevard fehlt die wichtigste Voraussetzung, die einen Stadtraum belebt. Die Menschen.
Nach der erfolgreichen Reaktivierung der Chemnitzer Innenstadt muss der Brühl auf seiner gesamten
Länge von 480 m sein eigenes Angebot an Dienstleistungen erneut nachfragegerecht entwickeln. Den
sehr hohen Leerständen der Ladenbereiche in den Erdgeschossen soll durch eine kritische Reduktion
bzw. räumlichen Konzentration begegnet werden. Die Reduktion muss in einem Maße erfolgen, das
für eine sinnvolle Quartiersversorgung nötig ist und zudem auch Raum für neue quartiersbezogene
Entwicklungen (z.B. im Bereich der Kunst- und Musikszene) bietet. Dies stellt einen wichtigen
Baustein zur Wiederbelebung dieses Stadtraumes dar.
Empfohlen wird eine abschnittsweise Vorgehensweise. Dies eröffnet die Option durch Umnutzung der
Ladengeschäfte in Erdgeschosswohnungen, Teilbereiche des Boulevards als neue Wohnstraßen zu
definieren. Dies betrifft den nördlichen Abschnitt zwischen Zöllnerplatz und Rosa-LuxemburgGrundschule. Hier sind die Leerstände in den Ladengeschäften am höchsten, die Auslastung beträgt
fast 0 Prozent. Zudem existiert ein hoher Anteil an dringend sanierungsbedürftigen Gebäuden.
Die Strategie für den Brühl betrifft weniger die komplette Neugestaltung des Raumes, sondern
vielmehr den behutsamen und schrittweisen Umbau, der maßvoll auf die künftigen
Nutzungsansprüche abgestimmt ist.
Bestehende Qualitäten des Brühls werden konzentriert, neue Nutzungsbereiche qualifiziert. In der
Umsetzung bedeutet dies, dass der Wechsel zwischen „Wohnboulevard“ und „Kiezboulevard“ nördlich
des zentralen Vorbereichs der Rosa-Luxemburg-Schule vorgeschlagen wird.
Die räumliche und strukturelle Gliederung der
Boulevardabschnitte
beruht
auf
folgenden
Planungsansätzen:
 weitgehender Erhalt der bestehenden Belagsgestaltung als verbindendes Element
 Zonierung des Wohnboulevards in private
Vorgartenbereiche und einen gemeinsamen
öffentlichen Bereich im Sinne eines Umbaus zur
grünen Anliegerstraße
 Erhalt des bestehenden Charakters des Kiezboulevards als urbaner belebter Raum mit
Geschäften, Cafés und Kunst
 Möglichkeiten zur Erweiterung der Laden-/
Ausstellungs-/Bewirtungsfläche in den
öffentlichen Raum.
Abb. 16: Boulevardtypen
Seite 22 von 78
Anlage 3 Seite 23 zu B-091/2012
5
5.1
Städtebauliches Entwicklungskonzept
Städtebauliches Konzept
Mit der Revitalisierung des Brühl-Boulevards und seiner angrenzenden Blöcke wird ein mittel- bis
langfristiger und schrittweise erfolgender Prozess erwartet. Von besonderer Bedeutung werden daher
die genaue Lage sowie Art und Maß erster Impulse sein. Es gilt, die strategisch bedeutsamen
Gegenstände und Orte im Quartier zu definieren anhand derer sich erste Impulse signifikant
bemerkbar machen werden. Die verschiedenen Maßnahmen sind vergleichsweise zurückhaltend und
bestehen im Wesentlichen aus der Rückgewinnung bewährter städtebaulicher Ordnungs- und
Gestaltungsprinzipien sowie der Arrondierung bestehender Lücken und Brüche. Oberstes Ziel ist es
hierbei, erkennbare Zeichen des Aufbruchs in Richtung eines lebendigen, gemischten
Innenstadtquartiers an den entscheidenden Stellen zu setzen.
Das Konzept des TU Innenstadt Campus und die damit verbundene Entwicklung der Zentralbibliothek
werden bedeutsame Impulsgeber der Entwicklung des Quartiers sein. Auch das Chemnitzer Modell
mit der Gestaltung der Straße der Nationen wird die Entwicklung des Quartiers begünstigen.
Der Boulevard wird als Rückgrat und adressengebender Raum des Quartiers wirken. Seine Linearität
soll künftig durch das ruhigere Element einer neuen Quartiersmitte ergänzt werden. Kulturelle und
soziale Einrichtungen sowie Cafés und Quartierstreff werden diese neue Mitte mit Leben füllen. Zwei
funktional und gestalterisch unterschiedlich ausgebildete Abschnitte - der Wohn- und der
Kiezboulevard – legen sich nördlich und südlich an die neue Mitte des Quartiers. Sie konzentrieren
das Angebot an Adressen und Versorgungseinrichtungen auf zwei unterschiedliche
Quartiersbausteine. Damit reduziert sich insbesondere auch der Druck, die 480 Meter lange Straße
homogen mit vielfältigsten Angeboten bespielen zu müssen. Somit soll auf dem Kiezboulevard die
Erdgeschosszone mit Einzelhandel und Gastronomie erhalten und gestärkt, darüber liegende
Geschosse mit Wohnnutzungen belegt werden. Nicht zuletzt übernimmt das bestehende
Nahversorgungszentrum südlich der Georgstraße weiterhin die Grundversorgung des Quartiers.
Abb. 17: Perspektive Städtebauliches Entwicklungskonzept und Entwicklung Umfeld Zentralbibliothek der TU
Seite 23 von 78
Anlage 3 Seite 24 zu B-091/2012
5.1.1 Prinzipien Städtebau
Für den Umgang mit der Bausubstanz gilt in erster Priorität die Sanierung und Modernisierung des
Bestandes, in zweiter Priorität der Ergänzungsneubau. Dabei wird die Entwicklung der Karrees
aufgrund ihrer Diversität in den Ausgangslagen (beispielsweise von Eigentümerstruktur,
Sanierungsgrad, Leerstandssituation) unterschiedlich verlaufen.
Eine zentrale tragende Rolle des Entwicklungsprozesses im Brühl wird der Einbindung der zahlreichen
privaten Eigentümer im Quartier zukommen. Durch das Modellprojekt KiQ (Kooperation im Quartier
zur Wertsicherung von Immobilien), federführend geleitet durch den Haus & Grund- Verein Chemnitz,
kann eine zentrale Schnittstelle zwischen der Stadt Chemnitz und den privaten Eigentümern
geschaffen werden. Diese fungiert zugleich als Impulsgeber und Vermittler für von allen gemeinsam
getragenen Initiativen. Investitionen sollen somit zielorientiert und abgestimmt realisiert werden und zu
einer nachhaltigen Aufwertung des innerstädtischen Quartiers beitragen.
Im Folgenden sind die vier grundsätzlichen städtebaulichen Prinzipien dargestellt, die zu einer
Wiederherstellung des nachhaltigen und flexiblen Systems von Block und Straße im Brühl führen.
Dabei ist für eine wirtschaftliche Umsetzung der Doppelstrategie „Rückbau/Neubau“ zu beachten,
dass bei der Inanspruchnahme der Rückbauförderung aus dem Programm „Stadtumbau Ost“ eine
Wiederbebauung mit Mietwohnungsbau für die Dauer von 10 Jahren ausgeschlossen ist. Eine
Neubebauung für selbstgenutztes Wohneigentum ist förderrechtlich nicht ausgeschlossen.
Prinzip 1: Erhalt und Sanierung
Dieses Handlungsprinzip setzt auf die Aufwertung der bestehenden
Bausubstanz durch Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen.
Eine Chance steht zudem in der Reorganisation und Zusammenlegung von
Wohnungen, um auf Angebot und Nachfrage auf dem Wohnungsmarkt
reagieren zu können. Vordergründig sollten vor allem Investitionen in
denkmalgeschützte Objekte erfolgen, um Zeitzeugen des Ortes und deren
historischen Charakter für das Quartier zu bewahren. Im Zuge von Sanierungen
sollte die Adressbildung zum öffentlichen Raum reaktiviert werden.
Prinzip 2: Doppelstrategie Sanierung- Neubau
Das Prinzip Doppelstrategie setzt auf die Sanierung von Bestandsgebäuden
sowie die parallele Entwicklung von Neubauten im Blockverbund. Dies ist vor
allen in den Karrees mit einem hohen Anteil an Einzeleigentümern umsetzbar.
Minderwertige Bausubstanz kann somit zurückgebaut werden und durch neue
bauliche Impulse ersetzt werden. Dadurch entsteht im Bestand sowie im
Neubau ein Potential vielfältiger Wohntypologien.
Prinzip 3: Akzentsetzung Blockecken
Die Besetzung der Blockecken ist ein wichtiges städtebauliches Prinzip zur
Ausformulierung des baulichen Rahmens und zur eindeutigen Differenzierung
zwischen privatem und öffentlichem Raum. Dies betrifft vor allem den Raum
des Brühl-Boulevards. Klare Raumkanten stärken die Wahrnehmung des
Raums und definieren seine Grenzen. Zudem kann eine gute Architektur einen
neuen Impuls für die Reaktivierung angrenzender leer stehender Objekte
erzeugen.
Prinzip 4: Neue Blockbildung
Dort wo heute frei stehende Punkthochhäuser diffuse, nicht differenzierbare
Räume bestimmen, werden langfristig Blockrandstrukturen öffentlichen und
privaten Raum wieder klar voneinander differenzieren. Die Flexibilität besteht
dabei in der Ausbildung des Blockrahmens, der unterschiedliche
Wohntypologien
(z.B.
Geschosswohnungen,
Maisonettewohnungen,
Townhouses) aufnehmen kann. Geschlossene Raumkanten und ruhige
Wohnhöfe mit privaten und gemeinschaftlichen Flächen entstehen.
Seite 24 von 78
Anlage 3 Seite 25 zu B-091/2012
Abb. 18: Anwendung der Prinzipien Städtebau
Seite 25 von 78
Anlage 3 Seite 26 zu B-091/2012
5.1.2 Kleinblöcke: Karrees 1 und 3
Für die „Kleinblöcke“ wird aufgrund des hohen Anteils an Denkmalsubstanz vorgeschlagen in
behutsamer Weise die Sanierung und den Erhalt der bestehenden Bausubstanz anzugehen. Dabei
bedingen die bereits sanierten Objekte und ihre Erschließung die Aufrechterhaltung der
Erschließungsoption vom Hofinnenbereich. Bei zukünftigen Sanierungen sollte dennoch das Ziel
weiterverfolgt werden auch Zugänge vom öffentlichen Straßenraum zu generieren. Die
charakteristischen Straßenfronten an der Karl-Liebknecht-Straße werden langfristig das Bild der
Karrees prägen.
Karree 1
Das Karree 1 zeichnet sich durch einen 77-prozentigen Anteil an GGG-Bestand aus. Diesen
Gesamtbestand wird die Grundstücks- und Gebäudewirtschafts-Gesellschaft m.b.H. (GGG) bis 2013
komplett saniert haben. Demnach ist eine anschließende gesamtheitliche Gestaltung des Innenhofes
als Modellprojekt denkbar. Teilmodernisierungen mit folglich moderaten Mietpreisen eröffnen zudem
die Option in unmittelbarer Lage zum Innenstadtcampus der TU Chemnitz einen hohen Anteil an
Studentenwohnen zu generieren. Mit einem geschätzten zukünftigen Anteil von circa 70% an
Studenten kann dem heutigen Leerstand begegnet werden.
Ansätze:
- Erhalt, Sanierung, Modernisierung und ggf. Grundrissmodifikationen historischer Bausubstanz
- Förderung von studentischen Wohnen und Arbeiten
- Entwicklung eines grünen Blockinnenraums als offener Hof mit Durchwegungen
- GGG agiert bereits als Vorreiter der Entwicklung
Karree 3
Von 127 Wohneinheiten sind knapp 70% im Eigentum der GGG. Dieser Gesamtbestand soll veräußert
werden, so dass es im Karree zukünftig nur noch private Eigentümer geben wird. Eine zentrale
Aufgabe wird demnach sein, über „Hofkonferenzen“ ein abgestimmtes Konzept für den Hofbereich zu
erzielen, da fast ausschließlich (90%) der Gebäude vom Blockinnenraum erschlossen werden. Auf
Grund der Nähe zum Universitätscampus ist auch hier ein erhöhter Anteil an Studentenwohnen
denkbar. Langfristig identitätsprägend wird die komplett unter Denkmalschutz stehende Straßenfront
der Karl-Liebknecht-Straße sein, während andere Bausteine langfristig flexibel austauschbar sind.
Ansätze:
- Erhalt der Denkmale und Sanierung der Grundsubstanz
- Entwicklung von Einrichtungen für das Mehrgenerationenwohnen
- Zusammenhängende Entwicklung der Liegenschaften der GGG durch 1-2 Investoren an der
Nordost- und Südwestecke des Blocks mit Chance zu einer koordinierten Innenhofgestaltung
- neue bauliche Einheiten mit Sicherung der Durchwegung
Abb. 19: Bestand und Planung Karrees 1 und 3
Seite 26 von 78
Anlage 3 Seite 27 zu B-091/2012
5.1.3 Neue offene Höfe: Karrees 2 und 4
Die „Neuen offenen Höfe“ werden durch langfristige Blockarrondierungen im Sinne der
Wiederherstellung der historischen Blockrandform zurückgewonnen. Nach Rückbau der
Wohnhochhäuser erfolgt die Ausbildung geschlossener Raumkanten und ruhiger Wohnhöfe. Die
Neubauten werden vom Straßenraum her erschlossen werden. Mittelfristig wird vorgeschlagen an der
südlichen, heute noch baulich unbesetzten Ecke von Karree 2 durch eine Neubebauung ein
besonderen Akzent und baulichen Auftakt für den Brühl-Boulevard zu schaffen. 1
Karree 2
90% der Gesamtwohneinheiten des Karrees 2 liegen im Eigenturm der GGG. Dies ist bedingt durch
88 Wohneinheiten in den Punktbauten der 1970-iger Jahre in der Georgstraße 24 und 26. Diese
Objekte dominieren den Ort, der aus einer Zusammenschau von fragmentierter Blockrandstruktur und
Punktbauten der 70-iger Jahre besteht. Die Erschließung erfolgt gegenwärtig über das Karree 4.
Durch Rückbau der Wohnhochhäuser werden 88 Wohneinheiten entfallen. Bei einer drei- bis
viergeschossigen Ersatzarrondierung (teilweise Townhouses) können jedoch langfristig circa 80 neue
Wohneinheiten entstehen.
Ansätze:
- Blockarrondierung durch klare bauliche Rahmen
- Neubauten am Brühl mit erdgeschossigem Einzelhandel
- Sicherung von Entwicklungsspielräumen für neue Wohnformen und Parkierungsanlagen
- Im Vorfeld an der Mühlenstraße kann Parken unter einer bestehenden Baumreihe organisiert
werden
Karree 4
Mit dem anstehenden Rückbau der bereits zu 50% leer stehenden Punkthochhäuser im Karree 4
eröffnet sich die Option Anwohner zu Gunsten der Belegung anderer Wohneinheiten im Quartier
umziehen zu lassen. Die dadurch freiwerdenden Grundstücke der GGG können langfristig durch die
GGG als Wohnbaulandoption oder durch Verkauf an Dritte entwickelt werden und somit das
orthogonale Blockrandgefüge des Brühls vervollständigen. Zur Reaktivierung des Brühl-Boulevards
kann das Nutzungskonzept „House of Rock“ am Brühl 51 einen kurzfristigen neuen Impuls geben. Das
als Kultur- und Wissenschaftsprojekt initiierte Gemeinschaftsprojekt von Sportwissenschaftlern der TU
Chemnitz, Chemnitzer Kliniken, Medizinern, Vereinen des Sozialbereiches, dem Musik- und
Kreativzentrum Chemnitz und weiteren soll ein erster Aufschlag einer Lehr- und
Forschungseinrichtung mit Schaufensterlabor werden. Denkbar ist die Entstehung eines (räumlichen)
Netzwerkes für Wissenschaft, Kultur, Gesundheit, Sport, Wirtschaft, Soziales und Wohnen in
Verbindung mit dem Karree 6.
Abb. 20: Bestand und Planung Karrees 2 und 4
1
Bei Inanspruchnahme der Rückbauförderung aus dem Programm „Stadtumbau Ost“ sind entsprechende Bindungen zu
berücksichtigen. (siehe S. 24, Abs. 3)
Seite 27 von 78
Anlage 3 Seite 28 zu B-091/2012
Ansätze:
-
langfristig neues Wohnprojekt der GGG oder eines Investors (ggf. Mix aus Geschosswohnungsbau und Townhouses)
Erhalt der Eckbauten (Kulturdenkmale)
Erhalt der Nutzungen der EG-Zone (Läden, Gastronomie)
Klarer baulicher Rahmen als Element eines robusten Blockrandquartiers
Geschlossener Blockrand zur Mühlenstraße (Lärmpuffer)
Offener Block nach Norden, Osten und Süden für Durchwegungen
evtl. Verlagerung des Brunnenstandortes in den Blockinnenbereich
5.1.4 Aus 1 mach 2: Karree 5
Die Grundstücke im Karree 5 liegen jeweils zur Hälfte in den Händen GGG und privater Eigentümer.
Zwischen den Straßenfronten des Brühl-Boulevards und der Karl-Liebknecht-Straße besteht ein
starkes Belegungsgefälle. Während die Straßenfront am Brühl-Boulevard inkl. der Erdgeschosszone
nahezu komplett leer steht, sind die Wohngebäude der Einzeleigentümer an der Karl-LiebknechtStraße grundsätzlich besser belegt und weisen einen höheren Sanierungsgrad auf. Der großzügige
Blockinnenraum ist größtenteils durch Privatgärten bestimmt.
Auch hier gilt im übergeordneten Ansatz die bestehende Gebäudesubstanz zu erhalten und zu
sanieren. Ergänzt wird dieses Prinzip um die bauliche Besetzung der nordwestlichen Blockecke (Brühl
52). Durch eine architektonische Akzentsetzung kann zum einen ein Impuls für die Reaktivierung der
Brühladressen gesetzt werden, zudem wird die Blockstruktur des Karrees komplettiert.
Ansätze:
- Die innere Großzügigkeit des Blocks, seine Vielfalt an Gebäuden und die resultierende Anzahl
an Eigentümern soll gesichert und beispielhaft durch die Eigentümerschutz-Gemeinschaft Haus
& Grund organisiert werden.
- Das Karree 5 sollte ein vorrangiges Handlungsfeld im Rahmen des vom Bund bewilligten
Modellvorhabens im ExWoSt-Forschungsfeld „Kooperation im Quartier (KIQ)“ zur Reaktivierung
des Gebietes Brühl-Boulevard sein. Projektpartner sind neben dem Verein Haus & Grund und
der Stadt Chemnitz auch die GGG, der IVD (Immobilienverband Deutschland, Region MitteOst) sowie die Handwerkskammer Chemnitz.
- Eine öffentliche Durchwegung des Blocks in Höhe der Heinrich-Zille-Straße soll planerisch
gesichert werden, um eine sichere und direkte fußläufige Querverbindung zwischen der KarlLiebknecht-Straße und der neuen Quartiersmitte mit der Rosa-Luxemburg-Grundschule
anbieten zu können. Dadurch ergibt sich eine Gliederung des 170 m langen Blocks in einen
Nord- und Südbereich.
Abb. 21: Bestand und Planung Karree 5
Seite 28 von 78
Anlage 3 Seite 29 zu B-091/2012
5.1.5 Quartiersmitte: Karree 6
Dem Karree 6 kommt, bedingt durch die Nutzungsstruktur und die zentrale Lage, eine bedeutende
Schlüsselrolle zu. Insgesamt besteht das Karree aus einer guten Bausubstanz, ergänzt um
Einrichtungen der sozialen Infrastruktur. Dennoch ist hier der höchste Grad des Leerstands (76%)
gegenwärtig. Eine Reaktivierung des Karrees wäre für den gesamten Brühl von unschätzbarem Wert.
Konzepte wie das K.I.E.Z. (Erweiterungsprojekt zum „House of Rock“ als Begegnungsort für
Wissenschaft, Kultur und Wirtschaft), das Musik- und Kreativzentrum oder ein möglicher Standort für
den Fachbereich der Wirtschaftswissenschaften der TU Chemnitz zeigen bereits das hohe
Nutzungsinteresse am Karree auf.
Grundsätzlicher Bestandteil des Karrees ist und bleibt der Standort der Rosa-LuxemburgGrundschule. Handlungsspielraum für zukünftige Nutzungen bieten hingegen ihr Umfeld und die leer
stehende Karl-Liebknecht-Schule. Nach derzeitigem Erkenntnisstand wird diese von 2012 bis 2015
Standort des Musik- und Kreativzentrums sein.
Der städtebaulich übergeordnete Ansatz für die Entwicklung des Karrees besteht in der Sanierung des
Gebäudebestandes und der Akzentsetzung an Blockecken. Im Gegenüber zum Brühl 52 (Karree 5)
soll auch die Baulücke Brühl 65 baulich besetzt werden. Ziel ist die Ausbildung eines Karrees mit zwei
die Quartiersmitte rahmenden Blöcken.
Ansätze:
- Ausbildung einer neuen Quartiersmitte (soziale Einrichtungen/Kunst+ Kultur/Quartierstreff) in
folgenden Optionen:
1. Quartiersmitte und Grundschule: kurzfristige kulturelle Nutzung der Karl-Liebknecht-Schule,
Umnutzung südlicher Teil der Sporthalle als „Quartierszentrum“
2. TU Chemnitz und Grundschule: Umnutzung und Erweiterung der Karl-Liebknecht-Schule für
die Technische Universität Chemnitz, Rückbau des der Karl-Liebknecht-Schule zugeordneten
Teils der Sporthalle (Erhalt des sanierten nördlichen Teils der Sporthalle für die Grundschule)
3. Großzügige Quartiersmitte mit Grundschule als langfristige Option: Rückbau der KarlLiebknecht-Schule auf ihr Hauptgebäude, Rückbau der Sporthalle und Verlagerung der
Nutzung in das südlich angrenzende neue Funktionsgebäude, Quartiersmitte als Platzraum
mit freigestellten Sonderbauten
1 zeitnahe Option
2 Option TU Chemnitz
3 langfristige Option
Abb. 22: Planungsoptionen Quartiersmitte
Seite 29 von 78
Anlage 3 Seite 30 zu B-091/2012
Abb. 23: Bestand und Planung Karree 6
Abb. 24: Perspektivische Planungsoptionen Quartiersmitte (links Option 2, rechts Option 3)
Seite 30 von 78
Anlage 3 Seite 31 zu B-091/2012
5.1.6 Neue Seiten: Karrees 8 und 13
Karree 8
Das Karree 8 hat mit seiner zum Brühl-Boulevard gerichteten Straßenfront ein leeres Gesicht. Die
minderwertige Bausubstanz ist vollständig leergezogen, auch das Gegenüber (Karree 13) steht
nahezu leer. Zur Aktivierung des nördlichen Brühlabschnittes wird daher ein tragbares, auf Nachfrage
ausgerichtetes neues Angebot erforderlich. Das Vorgehen liegt in der Doppelstrategie von Sanierung
und Neubau sowie in der Umgestaltung des Brühls zu einer Wohnstraße. Die in Händen der GGG
befindliche Straßenfront ist Teil des Verkaufsbestandes der GGG und könnte gesamthaft von einem
Investor für neue Wohnformen entwickelt werden. Bei einer Entwicklung der Baulücke Zöllnerplatz 4
ist zu beachten, dass auf dem Grundstück derzeit ein Fahrrecht zur Erschließung des
Blockinnenbereiches liegt. Demnach muss bei einem Neubau weiterhin eine Durchfahrbarkeit
gewährleistet werden.
Ansätze:
- Wiederbelebung der Adressen am Brühl-Boulevard durch Sanierung und/oder Neubau unter der
Voraussetzung des Verkaufs durch die GGG (bei Neubau Anlage von Tiefgaragen) 2
- Grüne Vorgärten am Brühl-Boulevard für Anwohner
- Reaktivierung der eigenen Grundstückszufahrten Elisenstraße 24- 30 bei Lückenschluss am
Zöllnerplatz 4
- Langfristiger Ersatzneubau Mühlenstraße 104-106b mit Tiefgarage
Karree 13
Die im Plangebiet liegenden Grundstücke des Karrees 13 umfassen nur 1/3 der Grundstücke des
Gesamtblocks. Damit gibt die bestehende Situation des Großblocks bereits den Entwicklungsansatz
vor. Sanierung und Instandsetzung bestehender Bausubstanz stehen im Vordergrund. Da es sich um
eine Vielzahl von Einzeleigentümern mit größtenteils privaten Gärten und nur einem 14-prozentigen
Anteil an Immobilien der GGG handelt, wird ein grundstücksbezogenes Agieren notwendig. Dennoch
sollte zur Reaktivierung des nördlichen Brühls das Zielkonzept der Wohnstraße mit privaten Vorgärten
nachverfolgt werden, um einen attraktiven Wohn- und Lebensraum zu erzeugen. Dafür wird ein
gemeinschaftliches Agieren der Akteure notwendig.
Abb. 25: Bestand und Planung Karrees 8 und 13
Die hier vorgestellten städtebaulichen Maßnahmen und Handlungsempfehlungen sind unter Punkt 6
„Entwicklungsphasen und Umsetzung“ als Maßnahmenpunkte aufgeführt.
2
Bei Inanspruchnahme der Rückbauförderung aus dem Programm „Stadtumbau Ost“ sind entsprechende Bindungen zu
berücksichtigen. (siehe S. 24, Abs. 3)
Seite 31 von 78
Anlage 3 Seite 32 zu B-091/2012
Abb. 26: Entwicklungsansatz
Seite 32 von 78
Anlage 3 Seite 33 zu B-091/2012
5.2
Freiraumplanerisches Konzept
5.2.1 Boulevard
Im Strukturansatz sind die Gliederung und die Planungsparameter für den Brühl-Boulevard definiert.
Aufbauend auf diesen Ergebnissen wurden die im Weiteren beschriebenen Planungsprinzipien und
Handlungsempfehlungen entwickelt.
Die momentan vorhandene Belagsstruktur wird grundsätzlich weitgehend erhalten. Sie ist das
verbindende Gestaltungselement, das den Brühl-Boulevard weiterhin in seinem gesamten Verlauf als
Einheit ablesbar macht. Die bestehenden Funktionen und angrenzenden Nutzungen wurden kritisch
geprüft und werden in Teilabschnitten neu definiert.
5.2.1.1
Wohnboulevard
Wie bereits dargestellt, ist die Umwidmung des nördlichen Teils des Boulevards von einer klassischen
Fußgängerzone in eine Wohnstraße für Anlieger ein wichtiger Baustein zur Reaktivierung des
südlichen Abschnitts als Geschäfts- und Dienstleistungszentrum. Das Grundprinzip für diesen Bereich
sieht eine Gliederung in eine private Vorgartenzone und den öffentlichen Straßenraum vor. Vor dem
Hintergrund, dass der Boulevard erst vor wenigen Jahren mit Fördermitteln saniert wurde, wird der
Eingriff in den Bestand so gering wie möglich gehalten werden.
Abb. 27: Prinzip und Schnitt Wohnboulevard
Seite 33 von 78
Anlage 3 Seite 34 zu B-091/2012
Private Vorgärten und Stellplätze
Entlang der Hauptfassaden ist eine private
Vorgartenzone vorgesehen, die einen gewissen
Abstand zum Straßenraum gewährt. Die Maßnahme
fördert die Akzeptanz und Qualität der durch
Umnutzung entstehenden Erdgeschosswohnungen.
Bedingt durch die Lage der bestehenden linearen
Oberflächenentwässerung, die als Begrenzung für
die Vorzone genutzt werden kann, bewegt sich die
durchschnittliche Tiefe dieser Zone zwischen 3 m
und 3,5 m. Dies ist auch der Hauptbereich in dem
ein Umbau des Straßenraumes stattfinden kann. Die
bestehenden Podeste werden zurückgebaut, die
Brunnenanlagen auf ein Becken reduziert. Im
Bereich des erhaltenen südlichsten Beckens werden
auch die bestehenden Bankgruppen weitergenutzt.
So entsteht in der Mitte des Wohnboulevards ein
kleiner Aufenthaltsbereich, ein Treffpunkt für die
Bewohner. Die vorhandene Beleuchtung wird
erhalten. Um dem hohen Stellplatzdruck zu
begegnen, werden im unmittelbaren Anschluss an
die Vorzone neue Stellplätze vorgesehen, die mit
Markierungsnägeln auf dem bestehenden Belag
ausgewiesen werden. Der verbleibende, 6 m breite
Straßenraum wird als Mischverkehrsfläche genutzt.
Abb. 28: Private Vorgärten und Stellplätze Wohnboulevard
Straßenseitige Hauszugänge
Neue straßenseitige Hauszugänge sollen in die
grüne Vorzone eingebettet werden. Durch diese
Umlegung wird eine klare Adressbildung an der
Straße gefördert. Der Hauszugang wird zur
Übergangszone zwischen öffentlichem und privatem
Raum. In diesem Bereich können auch Stellplätze
für Fahrräder angeordnet werden. Sitzgelegenheiten
fördern die Funktion als Kommunikationszone für
die Anwohner.
Diese Maßnahme wird zum einen die Belebung des
öffentlichen Raumes unterstützen, zum anderen
wird der private bzw. ruhigere Charakter der
Blockinnenräume gestärkt.
Die Querschnittsaufteilung ist im Rahmen der
Detailplanung entsprechend RASt 06 (Abschnitt
Querschnitte für Wohnwege/Wohnstraßen) in
Varianten unter Beachtung folgender Aspekte zu
untersuchen: Einbeziehung der Senkrechtstellplätze
in den privaten Bereich oder wechselseitige
Anordnung der öffentlichen Stellplätze und
Einordnung von Seitenräumen für Fußgänger oder
Kinderspiel.
Abb. 29: Straßenseitige Hauszugänge Wohnboulevard
Seite 34 von 78
Anlage 3 Seite 35 zu B-091/2012
Vegetationskonzept
Zur Stärkung des Charakters einer grünen
Wohnstraße sollen die bestehenden Baumreihen
ergänzt werden.
Die
Eingangssituationen
können
durch
Schnitthecken
hervorgehoben
und
kenntlich
gemacht werden. Die Vorgartenzone sollte durch
eine Einfassung vom Straßenraum etwas abgesetzt
werden.
Für
die
Bepflanzung
muss
ein
durchgängiges Konzept entwickelt werden, um ein
homogenes Gesamtstraßenbild zu erhalten. Als
Leitbild wird eine urbane und eher formale
Vegetationsauswahl vorgeschlagen, um dem
innerstädtischen Standort gerecht zu werden.
Denkbar
sind
beispielsweise
Flächen
mit
bodendeckenden Gehölzen wie Bambus oder
Kirschlorbeer, die von Gruppen oder Solitären aus
hochwachsenden Gräsern oder Blütensträuchern
akzentuiert werden. Eine homogene Grundfläche mit
individuellen Akzenten.
Abb. 30: Vegetationskonzept Wohnboulevard
Baurechtliche Belange
Die Realisierung der privaten Vorgartenzonen
erfordert in diesem Bereich eine Umwidmung der
öffentlichen
Verkehrsfläche.
Einige
Anliegergrundstücke greifen bereits in den Bereich der
Fußgängerzone ein und umfassen den geplanten
Umgriff der Vorgärten. Die übrigen Vorgartenbereiche sind den entsprechenden Flurstücken
zuzuordnen.
Abb. 31: Baurechtliche Belange Wohnboulevard
Seite 35 von 78
Anlage 3 Seite 36 zu B-091/2012
Detailausschnitt Wohnboulevard
Folgendes Detail sowie die beigefügte Skizze zeigen die oben beschriebenen Maßnahmen für den
Bereich des Nachbarschaftstreffs an der Kreuzung Wohnboulevard/Elisenstraße.
Abb. 32: Detailausschnitt Wohnboulevard
Abb. 33: Wohnboulevard vorher-nachher
Seite 36 von 78
Anlage 3 Seite 37 zu B-091/2012
5.2.1.2
Kiezboulevard
Leer stehende Einzelhandelsgeschäfte und Einrichtungen der Gastronomie bestimmen nicht nur den
nördlichen sondern auch den südlichen Abschnitt des Brühl-Boulevards. Allerdings besteht in diesem
Bereich bereits ein hoher Anteil an sanierter Gebäudesubstanz.
Akteure der Kunst und Wissenschaft verfolgen bereits konkrete Ideen (Bsp. „House of Rock“), um
direkt am Brühl-Boulevard erste Impulse zu erzeugen. Weitere Geschäftsinitiativen und Gastronomien
(z.B. delicate) haben als Vorreiter die Chance, Leben auf den Brühl zu bringen, bereits ergriffen.
Am südlichen Ende des Brühl-Boulevards befinden sich ein Nahversorgungszentrum und auf der
davor liegenden sanierten Platzfläche ein regelmäßig stattfindender Markt. Von hier aus erfolgt auch
die direkte Anbindung an den Hauptbahnhof und den neuen Universitätscampus im Bereich der
Aktienspinnerei sowie die Verbindung zur Innenstadt. Die Entwicklung des Universitätscampus ist ein
bedeutsamer Baustein zur Belebung des Brühls und damit auch des Kiezboulevards.
Insgesamt finden sich für den südlichen Abschnitt eine Vielzahl positiver struktureller Faktoren und
Potentiale, die dafür sprechen, die Nutzung als belebten städtischen Bereich mit Geschäften, Cafés
und besonderen kulturellen Angeboten auch weiterhin zu stärken. Für einen wiederbelebten Brühl mit
angrenzendem Universitätscampus ist der Kiezboulevard in seiner angedachten Ausdehnung richtig
dimensioniert.
Brühl-Boulevard als Identifikationsmerkmal
Die Freiraumgestaltung des Boulevards hat einen sehr individuellen Charakter. Diskussionsbeiträge
aus den Bürgerplattformen zeigen, dass die Bestandstruktur als prägend und charakteristisch für den
Brühl gesehen wird. Der steinerne, urbane Gesamteindruck mit seinen typischen
Ausstattungselementen für den Kiezboulevard sollte erhalten werden.
Der Zustand der Beläge und Ausstattungselemente ist durch die bereits erwähnte Sanierung sehr gut.
Die Podeste im Bereich des Einzelhandels und der Gastronomie bedürfen einer gestalterischen
Überarbeitung. Dabei sollen die Grundsubstanz und die Grundstruktur erhalten werden.
Ziel ist es, die vorhandenen Strukturen gestalterisch neu und modern zu interpretieren und die
Podeste als Kommunikationsorte im Brühl neu zu etablieren und ihnen ihre Barrierewirkung zu
nehmen. Um dies zu unterstützen, können auch neue Aufenthalts- und Sitzmöglichkeiten auf
Straßenniveau an die Podeste angelagert werden.
Die Belebung des Kiezboulevards ist nicht abhängig von einer kompletten Umgestaltung des
Bestandes, sondern von einer angemessenen Bewohnerdichte des Quartiers.
Abb. 34: Bestand Brühl-Boulevard (Bereich Kiezboulevard)
Seite 37 von 78
Anlage 3 Seite 38 zu B-091/2012
Für die Weiterentwicklung und Wiederbelebung werden folgende Maßnahmen vorgeschlagen:
- Erhalt des urbanen Straßenraumes analog
zum Bestand
- Neugestaltung oder Sanierung der
typischen Elemente Podeste: für diese
Maßnahmen bieten sich zum Beispiel
Workshops mit Künstlern, Studenten und
interessierten Bürgern oder auch die
Bearbeitung im Rahmen eines
studentischen Projekts an
- Angebot an Geschäftsinhaber oder
interessierte Mieter unterbreiten,
Geschäfts- und Atelierräume auf die
Straße zu erweitern und hierfür
entsprechende Gestattungen durch das
Ordnungsamt zu ermöglichen
- Temporäre Nutzungsflächen für
Ausstellungen/Kunstaktionen im
Straßenraum anbieten
- Punktuelle Ergänzungen der Bäume, vor
allem in den Bereichen des Kiezboulevards, wo im Erdgeschoß bereits
eine Umnutzung zugunsten von Wohnraum stattgefunden hat
Abb. 35: Maßnahmen Kiezboulevard
Abb. 36: Beispiel überarbeiteter Podeste als Kommunikationszonen
Seite 38 von 78
Anlage 3 Seite 39 zu B-091/2012
5.2.1.3
Quartiersmitte
Das künftige Herz des Brühls soll die neue
Quartiersmitte
zwischen
Karl-LiebknechtSchule und dem der Rosa-Luxemburg-Schule
vorgelagerten Platzbereich werden. Durch den
Rückbau der Nebengebäude wird der nötige
Raum frei, um dieses Vorhaben zielführend
umzusetzen. Im Bereich der Grundschule sollen
Spiel- und Freizeitmöglichkeiten angeboten
werden. Zusätzlich zum Angebot im Bereich
des Schulgeländes, wo eine entsprechende
Zugänglichkeit
auch
nach
Schulschluss
gewährleistet werden muss, sollen im Bereich
des Brühl-Boulevards einzelne Spielpunkte
ergänzt werden (rote Umrandung).
Abb. 37: Spielpunkte und primäre Aufenthaltsbereiche
Hierfür sind keine großflächigen Umbauten im Belag vorgesehen. Urbane Spielgeräte, wie sie von
vielen Herstellern für den Einsatz in Fußgängerzonen entwickelt werden und Sitzelemente die nur
aufgestellt werden können zum Einsatz kommen. Diese Spielangebote und Sitzgelegenheiten werden
direkt auf den Belagsflächen stehen und sind zeitnah zu realisieren. Die Auswahl der Spielgeräte und
die aktive Beteiligung der Bürger bei der Gestaltung ihrer „Bürgerbank“ bieten gute Möglichkeiten für
die Einbindung der Öffentlichkeit.
Die primären Aufenthaltsbereiche sind grün umrandet. Im östlichen Bereich des Quartiersplatzes wird
empfohlen, die Ansiedlung von Gastronomie im Besonderen zu fördern. Cafés, Bücherbistros,
Familienrestaurants mit ihren entsprechenden Außenflächen und Sitzmöglichkeiten auf dem
Platzbereich können wichtige Ankerpunkte für eine attraktive und belebte Mitte werden.
Ein zweiter Kommunikationsschwerpunkt wird der neu zu entwickelnde Raum zwischen der KarlLiebknecht-Schule und der alten Turnhalle sein. Durch die kulturelle Nachnutzung entsteht auch hier
ein Ankerpunkt, der seinen vorgelagerten Freiraum beeinflussen und beleben wird. Für diesen Raum
werden definierte Aufenthaltsbereiche aber auch offene Flächen, die temporär für kleinere
Veranstaltungen genutzt werden können, vorgeschlagen. Eine klare Grundflächenstruktur gibt dem
Raum einen ablesbaren Rahmen. Für die Möblierung des Ortes wäre eine denkbare Vorgehensweise
Selbstbauworkshops mit Anwohnern, Musikern und Künstlern zu initiieren.
Baumreihen fassen den neuen Platzraum im Norden entlang der neuen Quartiersquerung und im
Süden als Abschluss zum nächsten Wohnhof.
Abb. 38: Gastronomie im öffentlichen Raum, Märkte und urbanen Spielgeräte
Seite 39 von 78
Anlage 3 Seite 40 zu B-091/2012
Detailausschnitt Quartiersmitte
Abb. 39: Detailausschnitt Quartiersmitte
Baurechtliche Belange
Voraussetzung für eine Realisierung der neuen
Mitte sind Umwidmungen von Teilflächen privater
Grundstücke. Besonders bedeutsam ist dabei die
Einigung mit dem Eigentümer Brühl 57, da über
dessen Grundstück die südliche Erschließung der
Quartiersmitte geführt werden soll.
Im Norden würde die Ost-West-Durchwegung
entlang der Platzfläche auch über städtischen Grund
und Boden funktionieren. Sinnvoller wäre es jedoch
diese Durchwegung mit der ebenfalls benötigten
Erschließung der Grundstücke in diesem Bereich
zusammenzulegen. In diesem Fall wird auch hier
eine Umwidmung erforderlich.
Abb. 40: Umwidmungen von Teilflächen
Seite 40 von 78
Anlage 3 Seite 41 zu B-091/2012
5.2.2 Wohnhöfe
Aus den Ergebnissen der Freiraumanalyse geht hervor, dass in den Blockinnenbereichen ungenutzte
Potentiale liegen, die das Wohnumfeld und die Freiraumangebote im Gebiet signifikant verbessern
können. Dabei gilt es die einzelnen Höfe im Sinne ihrer individuellen Begabungen zu entwickeln. Das
bedeutet, dass für eine tragfähige Lösung zum einen die räumlichen, gestalterischen Aspekte
berücksichtigt werden müssen, es aber noch bedeutsamer ist, die unterschiedlichen Akteure jedes
Hofes dazu zu bewegen, gemeinsam eine Renovierung und Restrukturierung der Freiräume zu
tragen.
Die nachfolgend beschriebenen Prinzipien und deren strukturelle Umsetzung auf die einzelnen
Blockinnenbereiche können und sollen nur ein Leitfaden für die endgültige Ausgestaltung der
Innenbereiche sein. Die erarbeiteten Rahmenplanungen verstehen sich als erster Vorschlag einer
Neuorganisation der Höfe und sollen als Grundlage für die folgenden Planungsschritte dienen.
Planungsziele Wohnhöfe
Die beiden vorgestellten Prinzipien basieren auf folgenden konzeptionellen Grundüberlegungen:
-
Reduzierung der versiegelten Flächen
Erhalt des Baumbestandes
Grüner Übergang von den Gebäuden in den Hof
Neuorganisation/Bündelung von Stellplatz- und Entsorgungsflächen
Entwicklung von zusammenhängenden und frei zugänglichen gemeinschaftlichen Freiflächen
Prinzip Privatgarten
Dieses Handlungsprinzip geht davon aus, dass in den
Erdgeschosszonen, wo immer dies möglich ist, nutzbare Privatgärten
angelegt werden. Begünstigt wird dies in den Bereichen wo bereits
heute straßenseitige Hauszugänge bestehen oder diese im Zuge von
Sanierungs- oder Neubaumaßnahmen umgelegt werden können.
Ebenso ist ein entsprechendes Raumangebot Voraussetzung.
Stellplätze und Erschließungsstraßen in den Höfen gilt es zu
reduzieren und zusammen zu fassen. Dadurch können
zusammenhängende Freiflächen generiert werden, die von der
privaten Wohnung über den Garten, direkt und ohne Konflikt mit den
Verkehrsflächen erreichbar sind.
Prinzip grüner Gebäudesockel
Dort, wo die Bestandssituation die Entwicklung von Privatgärten
erschwert, soll zumindest ein grüner Gebäudesockel zwischen den
privaten und gemeinschaftlichen Zonen vermitteln. Mit einer
durchschnittlichen Tiefe von 3 m wird es möglich, kleine Freisitze oder
Terrassen für die Erdgeschoßwohnungen anzubieten. Auch für dieses
Prinzip gilt das Planungsziel der Entsiegelung. Da es aufgrund der
Bindungen und Vorgaben aus dem Bestand nicht immer möglich sein
wird die Erschließungszonen kompakt zu bündeln, zeigt das Modell
ausgedehntere Verkehrsflächen. Hofseitige Hauszugänge an sanierten
Häusern, bestehende Stellplatzanlagen auf Privatgrund oder auch
Nebengebäude, die für den Betrieb von Gewerbeeinheiten/Hotels nötig
sind, bedingen diese Erschließungsoption.
Aus den beschriebenen Prinzipien leiten sich die Strukturkonzepte für die Innenhöfe ab. Natürlich sind
die Vorgaben nicht exakt auf jeden Hof abzubilden, sondern es wird sich vielmehr ein bestmöglicher
Kompromiss aus den Varianten entwickeln. Neben den schon angesprochenen Bindungen sind noch
Seite 41 von 78
Anlage 3 Seite 42 zu B-091/2012
weitere Vorgaben zu beachten, beispielsweise die bestehenden Wegerechte oder die Zugänglichkeit
der Höfe für PKW durch bestehende oder neue Durchfahrten.
Ein weiterer bedeutsamer Planungsparameter ist der Nachweis einer auskömmlichen
Stellplatzversorgung für das Gebiet (siehe Gliederungspunkt Verkehr). Trotz Sammelstellflächen in
der näheren Umgebung des Gebietes lassen sich die Bestandshöfe nicht vollständig autofrei
gestalten. Deshalb wurden bestehende private Stellplätze in den Höfen weitgehend in das Konzept
eingebunden.
Die einzelnen Bausteine der Prinzipien werden im Folgenden durch Handlungsempfehlungen genauer
dargestellt.
Neuorganisation Erschließung
Abb. 41: Versiegelte Flächen im Bestand (dunkelgrau)
Abb. 42: Neuplanung Erschließung, Stellplätze (gelb)
Die Gegenüberstellung von versiegelten Flächen im Bestand und neuem Strukturvorschlag
verdeutlicht die Reduktion des Versiegelungsgrades. Vor allem die asphaltierten Ringerschließungen
in den Höfen, welche oft bis an die Gebäudekante reichen, können aufgebrochen werden. Die
Stellplatzflächen und Erschließungsstraßen in den Höfen 1, 3, 6 a/b und 8 wurden unter
Berücksichtigung der oben genannten Punkte reduziert. In den Höfen 2 und 4 lassen sich durch die
Erstellung von Tiefgaragen unter Neubauten autofreie Innenbereiche realisieren, die lediglich durch
Fußwegeverbindungen erschlossen sind. Hof 13 gliedert sich im Bestand in einen sanierten und
versiegelten Bereich im Norden, der weitgehend erhalten werden soll und den südlichen Abschnitt,
der derzeit ungenutzt und verwildert ist. Dieser soll von Stellplätzen freigehalten werden und einen
zusammenhängenden Freiraum bilden.
Seite 42 von 78
Anlage 3 Seite 43 zu B-091/2012
Eine Sondersituation bildet Hof 5a/b. Hier findet sich bereits im Bestand ein hohes Defizit an
Stellplatzflächen. Aufbauend auf einem Vorschlag des AB Apfel, soll der bestehende Geländesprung
in diesem Hof genutzt werden, um teilweise überdeckelte Parkplätze zu erhalten, die in die
Freiraumgestaltung eingebunden werden können (siehe Schnittskizze). Die Weiterführung der
Grünfläche über die Überdachung und die erhöhten Privatgartenbereiche an der Westseite hinaus
lassen die Stellplätze, die durch eine Baumreihe gegliedert sind, in den Hintergrund treten. Im Hof 5b
werden bestehende private Parkplätze an sanierten Gebäuden erhalten. Grundsätzlich wurden die
neuen Erschließungsflächen im Bereich bestehender Belagsflächen konzentriert.

Auch in den anderen Bestandshöfen ist der gestalterische Umgang mit den verbleibenden Stellflächen
ausschlaggebend für die Qualität der Innenhöfe. Folgende Maßnahmen dienen der Unterstützung:

- Einfassung der Stellplätze mit Hecken und kleinkronigen Blütenbäumen
- Einfache Stahl- oder Holzgerüste mit Berankung
- Carports mit begrünten Dächern
Im Rahmen der Umstrukturierung der Höfe sollte gemeinsam mit den Bewohnern und Eigentümern
geprüft werden, in wie weit abschließbare Fahrradhäuser und/oder Müllsammelstellen benötigt und
gewünscht werden. Probleme mit Entsorgungsflächen können so entschärft und die Infrastruktur bzw.
die Anreize für das Fahrradfahren verbessert werden. In den Gestaltungsvorschlägen für die Höfe sind
Platzhalter für solche Bereiche eingetragen. Diese Flächen werden in der Nähe von Zugängen zu den
Hofinnenbereichen liegen. Gestalterisch ist auch denkbar, diese Einbauten mit den Maßnahmen zur
Stellplatzeinbindung zu kombinieren.
Abb. 43: Prinzipskizze überdeckeltes Parken im Hof 5
Abb. 44: Gestalterische Einbindung von Stellplätzen
Seite 43 von 78
Anlage 3 Seite 44 zu B-091/2012
Privates Grün
Abb. 45: Neuplanung Erschließung und private Vorzonen
Abb. 46: Grüner Saum, Gartenzone
Grüne Puffer in der Erdgeschoßzone in Form von Gärten oder Pflanzungen sind ein grundsätzlich
geeignetes Element zur Förderung von Wohnqualität. Eine klare Zonierung in einen privaten Bereich
im Erdgeschoss und die sich anschließenden gemeinschaftlichen Flächen erleichtert die Orientierung
und fördert die Aneignung der Freiflächen durch die Bewohner.
Für die Gärten wird eine Tiefe von mindestens 6 m oder mehr angestrebt. Die grünen Gebäudesockel
haben eine Durchschnittstiefe von ca. 3 m. Hier sind neben Pflanzungen auch kleine Freisitze oder
Terrassen im direkten Wohnungsanschluss denkbar.
Im Sinne eines ruhigen Gesamtbildes sollten die Hofbereiche einheitlichen Gestaltungsregeln folgen.
Pflanzstreifen aus mittelhohen Gehölzen oder Gräsern und/oder Heckeneinfassungen der
Privatgärten, Höhe ca. 120 cm, sind hierbei denkbar. Ziel ist dabei nicht die Abschottung, sondern die
Zonierung.
Seite 44 von 78
Anlage 3 Seite 45 zu B-091/2012
Gemeinschaftsgrün
Abb. 47: Erschließung, private Vorzonen und Gemeinschaftsflächen
Abb. 48: Beispiel Innenhofgestaltungen
Auf den neuen offenen Grünflächen lassen sich individuelle, auf den jeweiligen Hof angepasste
Freiraumkonzepte umsetzen. Ziel ist es in den kleineren Höfen (Hof 5a, 6a/b, 13)
zusammenhängende Räume in einer nutzbaren Größe zu entwickeln. In den Strukturansätzen für die
Höfe wird der bestehende Baumbestand berücksichtigt und größtenteils in die Gemeinschaftsbereiche
eingebunden.
In der weiterführenden Planung sind die Baumstandorte und der Zustand der Bäume zu überprüfen.
Auch mit wenigen Mitteln ist es möglich, in diesen Bereichen Ruhe- und Rückzugsräume zu schaffen,
genauso wie Spiel- und Aufenthaltsbereiche. Ausgestaltung und Verhältnis der Flächengrößen von
Aufenthaltszonen und Spielangeboten zueinander sollten sich an der sozialen Zusammensetzung des
Blocks orientieren. Es wird empfohlen Hofkonferenzen thematisch nicht nur auf die grundsätzliche
Neustrukturierung der Hofbereiche zu beschränken, sondern auch für die endgültige Gestaltung
dieser Bereiche Workshops mit Anwohnern durchzuführen. Diese Einbindung unterstützt die
Ausbildung von Bedürfnissen und Wünschen der direkt betroffenen Menschen und fördert damit auch
die Identifikation mit dem umgebauten Freiraum.
Seite 45 von 78
Anlage 3 Seite 46 zu B-091/2012
Für die Höfe sollen gemeinsam mit Eigentümern Gemeinschaftsbereiche definiert werden, auf denen
die oben beschriebenen Maßnahmen umgesetzt werden können. Die betroffenen Grundstücksflächen
bleiben in ihren Zuschnitt unangetastet und bei den jeweiligen Eigentümern. Herstellungskosten und
Unterhaltskosten werden nach einem festzulegenden Schlüssel auf alle Eigentümer im betreffenden
Block umgelegt und mögliche Fördergelder mit einbezogen. Rechtliche Ordnungsmaßnahmen wie
Enteignung oder Zwangsumlegungen sind weniger adäquate Herangehensweisen, da sie sehr
langwierig und rechtlich schwierig zu begründen sind. Die Akzeptanz der Maßnahmen bei den
Bürgern wird dadurch nicht unbedingt positiv befördert.
5.2.3 Spielraumkonzept
Abb. 49: Spielraumkonzept
Im Quartier besteht ein Mangel an nutzbaren und gut zugänglichen öffentlichen Freiraumangeboten.
Ein übergeordnetes quartiersbezogenes Konzept aus Spielangeboten und Freizeitbereichen sollte
sowohl im neuen Quartierszentrum, als auch in öffentlich zugänglichen Bereichen innerhalb der
privaten Innenhöfe entwickelt werden (blaue Signatur). Die Voraussetzungen um ein solches Angebot
insbesondere im Bereich der Höfe realisieren zu können, sind ein ausreichendes Platzangebot auf
den Gemeinschaftsflächen und die gute Zugänglichkeit der Flächen über Durchgänge und
Durchfahrten. Ideal wären direkte Zugänge ohne Querung der Erschließungsbereiche in den Höfen.
Ziel dieses übergeordneten Konzeptes ist es, an den einzelnen „Stationen“ ein differenziertes Angebot
für alle Altersstufen zu schaffen. Es geht nicht unbedingt darum unterschiedlichste Spiel- und
Freizeitangebote in jedem Hof zu haben, sondern eine Art Spielpfad mit unterschiedlichen
Erlebnisräumen zu erzeugen. Die einzelnen Bausteine können ohne Probleme nacheinander
entwickelt werden, da jedes Glied in sich funktioniert.
Seite 46 von 78
Anlage 3 Seite 47 zu B-091/2012
Bei der Auswahl der Höfe war insbesondere die Flächenverfügbarkeit ein wichtiges Kriterium.
Bevorzugt wurden Flächen, die sich entweder ganz im Besitz einzelner Eigentümer (z.B. GGG in den
Höfen 1 und 8) befinden oder wenigen Einzeleigentümern gehören. Denjenigen Höfen, die in dieses
System eingebunden sind, sollte bei der Restrukturierung Priorität eingeräumt werden. Diese
Einrichtungen lassen sich unter Umständen auf dem Wege von Förderprogrammen realisieren.
Im Gegenüber zu den öffentlich zugänglichen Bereichen stehen die blockbezogenen
Gemeinschaftsbereiche (rote Signatur). Kleiner im Zuschnitt, dienen sie in erster Linie als
Aufenthaltsbereiche
für
die
unmittelbaren
Anwohner
und
zur
Versorgung
mit
Kleinkinderspielbereichen.
5.2.4 Zusammenfassung
Die erarbeiteten Freiraumkonzepte und Handlungsempfehlungen zeigen, dass Ansatzpunkte zur
Verbesserung der Freiraumqualität bestehen. Positiv ist zu bewerten, dass die bauliche
Grundsubstanz des Brühl-Boulevards von solidem Zustand ist und damit bereits durch begrenzte
Eingriffe Verbesserungen erzielt werden können. Über den Umbau des nördlichen Abschnitts zum
Wohnboulevard soll der südliche Kiezboulevard als Nahversorgungszentrum gestärkt werden und
gemeinsam mit der neuen Quartiersmitte als urbaner, öffentlicher Raum wiederbelebt werden.
Auf dem Boulevard sollen neue definierte Aufenthaltsbereiche entstehen:
- In der Mitte des Wohnboulevards ein Treffpunkt am bestehenden Brunnen
- die neue Quartiersmitte als zentraler Bereich für den gesamten Brühl
- kleinere Kommunikationszonen auf und an den Brühlpodesten im Kiezboulevard
- ergänzt um den Marktplatz an der Georgstraße.
Flankierende Maßnahmen wie die Möglichkeit neuer Nutzungszonen auf dem Boulevard für Geschäfte
und Kunst unterstützen zudem die Belebung.
Auch in den Höfen bieten sich Ansatzpunkte die bestehende Situation zu verbessern. Die
dargestellten Strukturkonzepte bilden die Grundlage, um auf den Hofkonferenzen Art und Umfang der
zu realisierenden Maßnahmen festzulegen. Auch wenn die Höfe nicht völlig autofrei zu gestalten sind,
können deutliche räumliche und strukturelle Verbesserungen erzielt werden. Im Rahmen des
Spielraumkonzeptes sollen gut zugängliche Höfe für alle Bewohner des Brühls erlebbar gemacht und
dadurch eine Verbesserung der gesamten Spielraumversorgung im Quartier erzielt werden. Aufgrund
überschaubarer Eigentümerstrukturen in den definierten Höfen sollten diese Bereiche Priorität in der
Umsetzung erlangen. Zeitnah realisierte Beispiele für aufgewertete Wohnhöfe könnten impulsgebend
für weitere Hofsanierungen sein.
Die vorgestellten Konzepte und Handlungsempfehlungen für den Freiraum sind unter Punkt 6
„Entwicklungsphasen und Umsetzung“ als Maßnahmenpunkte aufgeführt.
Seite 47 von 78
Anlage 3 Seite 48 zu B-091/2012
Abb. 50: Freiraumkonzept
Seite 48 von 78
Anlage 3 Seite 49 zu B-091/2012
5.3
Verkehrliches Konzept
Zum Wesen der Revitalisierung des Brühls gehört die mittel- bis langfristige Erlangung einer kritischen Masse an
Einwohnern und der daraus resultierenden Wohnfolge-Einrichtungen. Dabei muss im Sinne einer Sicherung des
adäquaten Angebots an Parkraum, der Frage des ruhenden Verkehrs besondere Aufmerksamkeit gewidmet
werden. Die geplante Revitalisierung des Untersuchungsgebiets strebt die langfristige Arrondierung des teilweise
brüchigen Besatzes an Bausubstanz an. Dies eröffnet die Chance, den verbleibenden Freiraum des Quartiers
durch den Bau von Tiefgaragen zu schonen. Größere und zusammenhängende Grundstücke bieten letzte
Reserven zur unterirdischen Verortung von Parkraum, ohne dass das für innerstädtische Quartiere
adressenschädigende Instrument von Parkhäusern oder – Parkpaletten eingesetzt werden muss. Das oberste
Prinzip beim Umgang mit dem ruhenden Verkehr ist daher die Vermeidung von großflächigen ebenerdigen
Parkierungsanlagen und Parkhäusern, mittels einer effizienten Nutzung von Raum bei der Entwicklung letzter
baulicher Reserven.
5.3.1 Verkehrsführung
Zu den Merkmalen eines lebendigen und gemischten innerstädtischen Quartiers gehört auch eine
angemessene Mischung unterschiedlicher Verkehrsarten, während die übertriebene verkehrliche
Beruhigung einer Belebung und Förderung kleinerer Einrichtungen für Einzelhandel und Gastronomie
nicht unbedingt zuträglich sein muss. Daher soll der Boulevard in einigen Abschnitten durchaus
befahrbar bleiben.
Zur Vermeidung von Schleich- und Durchgangsverkehr wird die derzeitige Verkehrsführung
modifiziert. Auf Höhe der Grundschule wird der Brühl-Boulevard von durchgehendem Verkehr befreit.
Die Zufahrt zum Wohnboulevard erfolgt über die Zöllnerstraße/Zöllnerplatz sowie die Elisenstraße, die
Zufahrt zum Kiezboulevard erfolgt über die Georgstraße und die Herrmannstraße West (neue
Öffnung). Diese Prinziplösung kann in der weiteren Vertiefung auch variiert werden (z. B.
Diagonalsperren).
Abb. 51: Erschließungsschema
Seite 49 von 78
Anlage 3 Seite 50 zu B-091/2012
5.3.2 Ermittlung der Stellplätze
Die untersuchten acht Blöcke am Brühl-Boulevard bieten heute Raum für ca. 1.320 Wohneinheiten.
Die Daten wurden im Rahmen des Entwicklungskonzepts "Brühl-Boulevard" von 2003 überschlägig
erhoben, eine präzise Erfassung des gegenwärtigen Wohnungsbestands liegt nicht vor.
Im Straßenraum sind heute ca. 290 Stellplätze, in den Höfen ca. 300 Stellplätze vorhanden. Somit
ergibt sich eine Summe von ca. 590 Stellplätzen.
Abb. 52: Stellplätze Bestand
Abb. 53: Stellplätze Planung
Bei den bestehenden Wohngebäuden wird künftig eine durchschnittliche Belegung von 90%
angenommen. Bei Neuplanungen wurde 1 Wohneinheit je 100 qm Grundfläche für die Berechnung
zugrunde gelegt. Es ergibt sich eine Gesamtsumme von ca. 1.165 Wohneinheiten incl. der Neubauten
am Brühl-Boulevard.
Bei der Ermittlung des Stellplatzbedarfs wurde 1 Stellplatz je Wohneinheit zugrunde gelegt. Der
Stellplatzbedarf für studentisches Wohnen wurde mit 1 Stellplatz je 4 Wohneinheiten berechnet.
Aufgrund der Nähe zum Hauptbahnhof wurde die erforderliche Stellplatzanzahl um 30 % verringert
(gesicherter ÖPNV-Anschluss). Insgesamt werden für die 1.165 Wohneinheiten ca. 750 Anwohner
Stellplätze benötigt.
Parken im Straßenraum
Entlang der Karl-Liebknecht-Straße ist heute weitgehend Längsparken angeordnet, da
Senkrechtparken durch teilweise komplett zugeparkte Gehwege zu Problemen führte. Die heute
vorhandenen Senkrechtstellplätze wurden daher ebenfalls als Längsparkstellplätze angenommen. In
der Georg- und Mühlenstraße wurden, dort wo es die bestehende Situation und Verkehrsführung
zulässt, ebenfalls Längsstellplätze angeordnet. In die Bilanz wurden in der Karl-Liebknecht-Straße und
Mühlenstraße nur die Stellplätze der an das Plangebiet angrenzenden Straßenseite einbezogen.
Insgesamt wurden ca. 370 Stellplätze im Straßenraum ermittelt.
Seite 50 von 78
Anlage 3 Seite 51 zu B-091/2012
Für den Bereich Brühl wird von der Ausweisung einer Bewohnerparkzone ausgegangen. Vor 18 Uhr
können max. 50% der Stellplätze und nach 18 Uhr max. 75% der Stellplätze für Bewohner reserviert
werden. Demnach sind zukünftig bis 18 Uhr ca. 185 Stellplätze für Bewohner reserviert, ca. 185
Stellplätze sind öffentlich. Ab 18 Uhr sind ca. 100 Stellplätze öffentlich und ca. 270 Stellplätze für
Anwohner verfügbar.
Stellplätze Brühl-Boulevard
Im nördlichen Abschnitt des Brühl-Boulevard - dem „Wohnboulevard“ - werden ca. 45 Stellplätze neu
angeordnet. Hier wird ebenfalls eine Bewohnerparkzone ausgewiesen. Bis 18 Uhr sind max. 50 % der
Stellplätze für Bewohner, nach 18 Uhr max. 75 % der Stellplätze für Bewohner reserviert. Somit
stehen bis 18 Uhr ca. 22 Stellplätze für Bewohner und ca. 23 als öffentliche Parkplätze zur Verfügung.
Nach 18 Uhr sind ca. 12 öffentliche Stellplätze und ca. 34 Stellplätze für Bewohner vorhanden.
Parken im Hof
Zugunsten von gemeinschaftlichen Grünflächen mit Spiel- und Aufenthaltsbereichen werden die
Stellplätze in den Höfen reduziert und neu organisiert. Insgesamt werden in den Höfen ca. 230
Stellplätze realisiert.
Parken in Tiefgargen
In den Blöcken 2 und 4 ist die Schließung der Blöcke durch die Setzung von Neubauten vorgesehen.
In diesen Bereichen werden Tiefgaragen mit insgesamt ca. 160 Stellplätzen geplant.
Gesamtsumme
Insgesamt sind ca. 750 Stellplätze für Anwohner erforderlich. Durch die Ausweisung von
Bewohnerparkzonen bis 18 Uhr (50 %) in den angrenzenden Straßen und im „Wohnboulevard“, durch
die Bündelung und Neuorganisation sowie der Herstellung von zusätzlichen Stellplätzen in den Höfen
und durch den Bau von Tiefgargagen bei Neubauten sind insgesamt ca. 600 Stellplätze für Bewohner
vorhanden. Im Straßenraum befinden sich ca. 210 öffentliche Stellplätze. Nach 18 Uhr werden max.
75 % der Stellplätze für Bewohner reserviert. Somit sind nach 18 Uhr insgesamt ca. 700 Stellplätze für
Bewohner vorhanden. Im Straßenraum sind nach 18 Uhr ca. 110 öffentliche Stellplätze vorgesehen.
Die vorhandene Tiefgarage Theaterplatz und das Parkhaus am Hauptbahnhof können ebenfalls von
den Anwohnern zum Parken genutzt werden. Optional kann durch einen privaten Investor ein
Parkdeck auf dem Parkplatz Mühlestraße errichtet werden.
5.3.3 Prinzipien Parken
Aus der Analyse geht hervor, dass die Flächen der Innenhöfe zum großen Teil für den ruhenden
Verkehr benötigt werden. Für den zukünftigen Umgang mit der Parkierung werden drei Prinzipien zum
Parken im Hofbereich vorgeschlagen:
Prinzip: Bündelung
Die Stellplätze im Innenhof
werden neu organisiert und
eingefasst. Die Erschließungsstraßen in den Höfen werden
ebenfalls zusammengefasst. Für
die Entwicklung von Unterflurgaragen werden bestehende
Geländeversprünge genutzt.
Prinzip Autoarm
In den Hofbereichen werden die
Stellplätze
zugunsten
von
Gemeinschaftsgrünflächen mit
Spielund
Aufenthaltsbereichen auf den minimalen
Bedarf reduziert.
Prinzip Tiefgarage
Bei Neubauten werden
zusammenhängende Tiefgaragen vorgesehen.
Seite 51 von 78
Anlage 3 Seite 52 zu B-091/2012
5.3.4 Elektromobilität
Aufgrund eines starken Anstiegs der Preise für fossile Energieträger in den letzten Jahren und einer
öffentlichen Forderung nach emissionsarmer Mobilität sind Elektromobile immer stärker im Kommen.
In Deutschland hat die Bundesregierung einen Nationalen Entwicklungsplan Elektromobilität erstellt,
dessen Ziel es ist, Klimaschutz mit Industriepolitik zu verknüpfen und bis 2020 eine Million
Elektrofahrzeuge auf die Straßen zu bringen.
Um die Elektromobilität in Chemnitz zu fördern, werden im Entwicklungsgebiet Ladestationen
angeboten, die schrittweise und bedarfsgerecht umgesetzt werden sollen. Diese können von den
Bürgern individuell genutzt werden. Sie sind im öffentlichen Straßenraum zwischen den Karrees
angeordnet und bedienen einen Einzugsbereich von circa 100 Metern. In der folgenden Abbildung
sind die Standorte der Stationen dargestellt. Diese können je nach Bedarf auch zahlenmäßig erweitert
werden.
Die Ladestationen werden jeweils am Anfang der Erschließungsstraßen positioniert. So können die
Stationen sowohl von den Anwohnern als auch von Besuchern genutzt werden. Die Lage an den
Schnittstellen mit den übergeordneten Verkehrsstraßen, der Mühlenstraße und der Karl-LiebknechtStraße, verhindert unnötige Verkehre in das Quartier zu ziehen.
Standorte Ladestationen
Abb. 54: Standorte für Ladestationen
Seite 52 von 78
Anlage 3 Seite 53 zu B-091/2012
5.4
Energie und Nachhaltigkeit
Vorbemerkung
Der Text dieses Kapitels basiert auf einer gemeinsamen Skizze der Netzgesellschaft mbH Chemnitz
(NGC) und des kommunalen Energieversorgers eins energie in sachsen GmbH & Co. KG (eins).
Das gegenwärtig vorliegende Versorgungskonzept für den Stadtteil Brühl befindet sich noch in der
Studienphase. Obwohl die nachfolgenden Ansatzpunkte bereits als richtungsweisend angesehen
werden können, sind Abweichungen im endgültigen Konzept von der hier dargestellten „Vision“
gegebenenfalls noch möglich.
5.4.1 Aktueller Stand der Ver- und Entsorgungsstruktur
Fernwärme/Erdgasversorgung
Das Gesamtbetrachtungsgebiet ist durch
eine
stark
durchmischte
Versorgungsstruktur (Gas, Fernwärme,
Kohle, etc.) geprägt. Einzelne Gebäude
sind noch nicht an das Erdgas- bzw.
Fernwärmesystem angeschlossen. In
nebenstehender Abbildung ist die
derzeitige
Versorgungsstruktur
der
Wärmeversorgung (Fernwärme/Erdgas)
farblich dargestellt.
Die historisch vorhandenen Karrees
werden vorrangig mit Erdgas beheizt,
während die neuen Gebäude (im Zuge
des Wiederaufbaus) sowie öffentlichen
Gebäude mit Fernwärme erschlossen
wurden. Aufgrund dieser Durchmischung
unterschiedlicher
Versorgungsnetze
ergeben sich größere Netzlängen mit
höheren Verlustanteilen, welche die
Energieeffizienz beeinträchtigen.
Die derzeitige Netzstruktur gewährleistet
eine sichere Versorgung, mittelfristig sind
jedoch im Zusammenhang mit der
städtebaulichen
Entwicklung
Investitionen sinnvoll.
Elektrizitätsversorgung
Das Stromnetz befindet sich auf dem
Stand der Technik.
Kälteversorgung
In direkter Nachbarschaft befindet sich
eine
hocheffiziente
Kälteversorgungsanlage auf Basis einer KWKK
einschließlich
Großkältespeicher.
Insbesondere mit der Entwicklung des
Uni-Campus ist eine Erweiterung der
umweltfreundlichen und hocheffizienten
Kälteversorgung
gegenüber
Einzellösungen vorzuziehen.
Abb. 55: aktuelle Versorgungsstruktur des Fernwärme- und Erdgasnetzes
Seite 53 von 78
Anlage 3 Seite 54 zu B-091/2012
Trink- und Löschwassersystem
Das Wassernetz gewährleistet eine sichere Versorgung. Mittelfristig sind im Zuge der städtebaulichen
Entwicklung Sanierungen vorgesehen. Problematisch stellt sich die in den 70er Jahren gewählten
Verlegewege 3 für die Sanierung der Gebäude dar und sind zudem mit privatrechtlichen
Eigentumsverhältnissen nicht vereinbar.
Abwasserentsorgung
Das Abwasserkanalsystem ist voll funktionsfähig. Langfristig ist im Zuge der städtebaulichen
Entwicklung eine Sanierung angedacht.
Stadtbeleuchtung
Die vorhandenen Leuchten gehören optisch zum Stadtbild und sollen erhalten bleiben. Mittelfristig
sind jedoch die Leuchtmittel gegen effizientere Technologien auszutauschen.
5.4.2 Energiewende – Aufbruch ins regenerative Zeitalter
In globalen Zielsetzungen, wie auch auf Staaten- bis hin zum Kommunalniveau ist der Fokus
hinsichtlich der perspektivischen Energieversorgung weitestgehend auf die deutliche Steigerung des
Anteils regenerativer Energien ausgerichtet. Im Rahmen dieser Energiewende sollen aktuelle
Versorgungs- und Erzeugerkonzepte neu ausgerichtet und somit umweltfreundlich und
energieeffizient gestaltet werden.
Ein solcher Umschwung stellt dabei einen langfristigen Wandel dar, da vorhandene Strukturen nur mit
immensen finanziellen Aufwendungen kurzfristig änderbar sind. Daher sind seitens des Bundes aber
auch bis auf Kommunalniveau mittel- bis langfristige Zielsetzungen erarbeitet worden, die einen
Rahmen darstellen.
Energieprogramm der Bundesregierung
Motivation:
„Deutschland soll einer der effizientesten und klimafreundlichsten Volkswirtschaften
der Welt werden.“4
Wie bereits eingehend erwähnt ist der Wandel in der Energieversorgung ein sehr umfassendes und
komplexes Paket aus Einzelmaßnahmen, wovon einige wenige nachfolgend aufgeführt sind. In
Tabelle 1 sind die wesentlichsten Einsparziele und Veränderungen in Zahlen erfasst.
Im Rahmen dieser Energiewende ist es die große Herausforderung den Wandel von der fossilen
Strom- und Wärmeerzeugung zu einer nachhaltigen Energieversorgung zu gestalten. Zudem muss die
komplette Energieversorgung umfassend umstrukturiert werden, wie z.B. die Anpassung der Netze
und der Ausbau von Speichertechnologien

Abkehr bzw. deutliche Verringerung von knapper werdenden fossilen Brennstoffen (Öl, Kohle,
Gas)

Verringerung der Emission von Treibhausgasen

Verringerung der Abhängigkeit von Energieimporten (z. T. aus politisch sensiblen Regionen)
 Erhöhung der Energiesicherheit
 merklicher Ausbau der KWK-Erzeugungsanlagen zur Effizienzsteigerung
 Fossile Kraftwerke müssen schwankende Lastspitzen resultierend aus Verbraucherverhalten
aber auch aus EE-Anlagen (Windkraft, Photovoltaik, ...) ausgleichen können.
 Die Energiespeicherung wird zunehmend an Bedeutung gewinnen um die schwankenden
regenerativen Energien effizient nutzbar zu machen.
3
z. B. Trinkwasserleitungen als Ringleitung im Kollektorgang  höhere Umgebungstemperaturen  aus hygienischer Sicht
problematisch
4
Franzjosef Schafhausen; Ministerialdirigent im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, Berlin;
anlässlich der EUROFORUM-Konferenz “Die Potenziale der dezentralen Erzeugung im Wärmemarkt”
Seite 54 von 78
Anlage 3 Seite 55 zu B-091/2012
Klima
Erneuerbare
Energien
Effizienz
Treibhausgase
(ggü. 1990)
Anteil
Strom
Anteil
gesamt
Primärenergie
Strom
2020
- 40 %
35 %
18 %
- 20 %
- 10 %
2030
- 55 %
50 %
30 %
2040
- 70 %
65 %
45 %
2050
- 80-95 %
80 %
60 %
Energieproduktivität
Verkehr
-10 %
steigern
auf
2,1 %/a
- 50 %
- 25 %
-40 %
Gebäudesanierung
Rate
verdoppeln
1% --> 2%
bis 2020
Minderung
des
Wärmebedarfs
um 20 %
bis 2050
Abb. 56: Energieeinsparziele der Bundesregierung
Die Erreichung der dargestellten Ziele ist nur über die Umsetzung mehrerer Maßnahmen möglich.
Einige dieser Ansätze sind nachfolgend aufgezeigt.
 Reduzierung des Energiebedarfs (z. B. Gebäudedämmung, energieeffizientere Geräte)
 Einbeziehung regenerativer Energien (z. B. Biomasse, Solarthermie, Geothermie)
 Ausbau von Energieeffizienztechnologien (z. B. KWK, Niedertemperatursysteme)
5.4.3 Ansatzpunkt zur Effizienzsteigerung
Ausgehend von einer durchschnittlichen Verteilung des Energieverbrauchs in Deutschland auf die
Einzelnen Verbrauchergruppen wird deutlich, dass knapp 1/3 des Energieverbrauchs auf den
Haushaltssektor entfallen. In Bezug auf das innerstädtische Gebiet des Brühls ist diese
Verbrauchergruppe nahezu vollständig allein vertreten. Industrie, Gewerbe und Verkehr stellen hier
nur eine untergeordnete Rolle dar.
Daraus resultierend stellt der Bereich der Haushalte im Gebiet einen enormen Hebel hinsichtlich der
Energieeffizienz und möglicher Energieeinsparmaßnahmen dar.
Abb. 57: Energieverbrauchssektoren in Deutschland
Seite 55 von 78
Anlage 3 Seite 56 zu B-091/2012
Mehr als ¾ der in den Haushalten verbrauchten Energie entfällt auf die Bereiche Heizung und die
Warmwasserbereitung. Hierdurch bieten diese das größte Potential für Effizienzsteigerungen und
damit zur Reduzierung von CO2-Emissionen. Das aktuelle Konzept der NGC/eins konzentriert sich
daher besonders auf diesen Bereich.
Weiterhin bieten die Wohnbauten, aufgrund des geringen energetischen Sanierungsgrades der
Gebäude im betrachteten Stadtteil und des damit hohen spezifischen Wärmebedarfs, im Rahmen
einer energetischen Sanierung ein deutliches Energieeinsparpotential.
5.4.4 Konzept zur Wärme- und Kälteversorgung
Rahmenbedingungen
Der betrachtete Stadtteil gehört zum innerstädtischen Bereich. Er ist gekennzeichnet durch eine dichte
Bebauung mit einer entsprechend hohen Wärmedichte.
Bereits in den letzten Jahren stand für den Versorger im Fokus, die Innenstadt möglichst ohne lokale
5
Emissionen mit Fernwärme zu versorgen , d. h. einzelne, kleinere Erzeugereinheiten weitestgehend
im Stadtbild zu vermeiden. Stattdessen setzt man auf einen leitungsgebundenen Wärmetransport.
Dieser soll an die Gebäude gebrauchsfertige (Fern-)Wärme liefern welche jedoch außerhalb der
Wohnbebauung erzeugt wird.
Die Nutzung der vorhandenen Netzinfrastruktur ist vorrangige Intention. Dadurch erzielt man eine
ökologische und ökonomisch vertretbare Wärmeversorgung.
Die Sanierung des Stadtgebietes auf Basis Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) birgt langfristig hohes
Potential zur Steigerung der Energieeffizienz. Im ersten Schritt soll die KWK-Fernwärme die
Versorgung des Gebietes übernehmen und zur weiteren Aufwertung einen regenerativen Anteil von
ca. 10 % … 20 % enthalten. Mittels dieser leitungsgebundenen Wärmeversorgung ist somit eine
anteilige CO2-neutrale Wärmeversorgung möglich und bietet darüber hinaus ein höheres
Effizienzpotential gegenüber dezentralen Kleinversorgern.
Langfristig kann der Anteil „Grüner Fernwärme“ noch weitaus höher steigen (Anteile von > 80 % sind
denkbar). Die leitungsgebundene Wärmeversorgung bietet eine optimale Möglichkeit, einen ganzen
Stadtteil unkompliziert auf regenerativ erzeugte Wärme umzustellen. Mit welcher Technologie der
spätere Wärmeerzeuger arbeiten wird (Holz, Biogas, Geothermie, u.v.a.m.), soll an dieser Stelle noch
nicht festgelegt werden und ist zudem stark von der technischen und politischen Entwicklung der
kommenden Jahre abhängig.
Damit das Gesamtsystem möglichst effizient gestaltet werden kann, existieren Überlegungen, für das
Gebiet eine Fernwärmesatzung zu verabschieden, in der ein Anschlusszwang an das
Fernwärmesystem festgehalten wird. In die Abwägung der Vor- und Nachteile sollten nicht nur die
Großvermieter und die Stadtverwaltung sondern auch Interessenvertreter der privaten
Kleineigentümer eingezogen werden. Hierzu bietet das Projekt „Kooperation im Quartier“ eine
entsprechende Plattform. Das Aufzeigen wirtschaftlicher Vorteile und eine darauf begründete
freiwillige Beteiligung durch Eigentümer/Investoren ist dem Zwang einer Satzung vorzuziehen.
5
Die Chemnitzer Fernwärme wird hocheffizient erzeugt (EU-KWK-Richtlinie 2004/8/EG), ist zulässige
Ersatzmaßnahme gemäß § 7 EEWärmeG und weißt eine gute Primärenergienutzung auf.
Seite 56 von 78
Anlage 3 Seite 57 zu B-091/2012
Einbindung regenerativer Energien
Unmittelbar an den Stadtteil Brühl grenzt ein Gelände,
auf welchem das erste Chemnitzer Kraftwerk am
Ende des 19. Jahrhunderts errichtet wurde. Dieses
wurde in den Jahren 2002 bis 2004 abgerissen. Ein
Teil des Grundstücks wird derzeit nicht genutzt und
steht daher grundsätzlich für eine Nachnutzung mit
Anlagen der Energieversorgung zur Verfügung. Durch
das nachfolgende Projekt könnte man diese
innenstadtnahe brachliegende Fläche
einer
sinnvollen Verwendung zuführen. Bei der Planung ist
darauf zu achten, dass entlang der Chemnitz ein
„grüner Korridor“ als Grünzug mit parallel verlaufender
Wegeverbindung erhalten bleibt.
Um einen Anteil regenerativer Wärme im Gebiet zu
erreichen, ist eine Großsolaranlage in Verbindung mit
einem Wärmespeicher in der Betrachtung. Eine erste
Vorstellung zur Einordnung der Anlage ist in Abb. 59
(siehe unten) dargestellt.
Optionale Wärmeerzeugungstechnologien auf Basis
regenerativer Energien schließen sich aufgrund der
innerstädtischen Lage bzw. geologischer Verhältnisse
weitestgehend aus. Biomassebefeuerte Heizwerke
(z.B. Holzheizwerke) sind aufgrund der hierdurch
entstehenden lokalen Emissionen (Abgase, Stäube)
sowie der durch die Anlieferlogistik entstehenden
höheren Verkehrsaufkommen nicht empfehlenswert.
Motorische Kraft-Wärmeerzeuger, wie BHKWs auf
Biogas- oder Pflanzenölbasis sind aufgrund der
hierdurch auftretenden Geräusche und Vibrationen in Abb. 58: Lageplan des Stadteils (rot) mit dem
nutzbaren Gelände (gelb)
einem
innerstädtischen
Wohngebiet
mit
der
Möglichkeit einer direkten Nutzung von (Fern-)Wärme
aus einem KWK-Prozess (HKW) nicht sinnvoll. Versorgungsvarianten auf Basis der Nutzung
geothermischer Quellen sind aufgrund des hohen Wärmebedarfs (hohe Besiedlungsdichte) und der
vorhandenen Oberflächen auf Tiefengeothermie beschränkt. Diese ist jedoch in Hinblick auf die in
Chemnitz vorhandene Geologie nur unzureichend geeignet.
Abb. 59: Detailausschnitt der thermischen Solaranlage einschl. Wärmespeicher (Vision)
Seite 57 von 78
Anlage 3 Seite 58 zu B-091/2012
Verknüpfung Fernwärmenetz mit Haustechnik
Um eine effiziente Wärmeversorgung zu ermöglichen, ist es zwingend notwendig, dass das
Temperaturniveau im Wärmenetz (Niedertemperatur-„LowEx“-Netz) und ebenso in der Haustechnik
verringert wird. Die Planung der Hausanlagen (Heizsysteme und Warmwasserbereitung) muss eng
verzahnt mit der des Wärmenetzes erfolgen. Nur so kann eine Systemlösung geschaffen werden, die
den heutigen Anforderungen an Umweltschutz sowie Bezahlbarkeit genügt. Im Zuge der Sanierung
der Gebäude muss starker Einfluss auf die Auslegung der Hausanlagen genommen werden, da
bereits wenige Häuser mit zu hohen Auslegungsparametern die Effizienz des gesamten Systems
negativ beeinflussen.
Im Rahmen der Erstellung eines energetischen Konzeptes werden gemeinsam durch das
Versorgungsunternehmen und den Netzbetreiber haustechnische Lösungen konzipiert, welche im
Rahmen der Realisierung Verwendung finden sollen und somit ein in sich geschlossenes System
ergeben.
Seite 58 von 78
Anlage 3 Seite 59 zu B-091/2012
6
Entwicklungsphasen und Umsetzung
Die Maßnahmen werden im Folgenden auf drei Zeitebenen und in drei Handlungsfeldern dargestellt.
Sie umfassen kurzfristige Maßnahmen (0-5 Jahre), mittelfristige Maßnahmen (5-10 Jahre) und
langfristige Maßnahmen mit einem Planungshorizont von 10-25 Jahren. Dabei nimmt die Nutzung von
entstehenden Synergien prioritäre Bedeutung ein. Verkehrliche und freiraumplanerische Maßnahmen
müssen Synergie erzeugend und ergebnisorientiert aneinander gekoppelt werden, die Einpassung
bestehender Gebäude und die Entwicklung neuer Gebäude gehen wiederum einher mit
raumgestalterischen Maßnahmen.
6.1
Städtebau
Priorität in der städtebaulichen Entwicklung hat die Sanierung und Modernisierung des
Gebäudebestandes. Einen ersten Impuls wird dabei die Umnutzung der Karl-Liebknecht-Schule als
Musik- und Kreativzentrum geben, zunächst als temporäres Projekt bis 2015. Kurzfristig einher geht
des Weiteren die Wiederbelebung der Karrees 1 und 3. Während im Karree 1 der gesamte
Gebäudebestand der GGG bis 2013 saniert sein wird, bietet Karree 3 Investitionsspielraum in der
Bestandssanierung für neue Akteure. Ebenfalls kurzfristig umsetzbar durch neue Investoren ist eine
Sanierung der Brühl zugewandten Gebäudefront (Brühl 67-73, Zöllnerplatz 1) im Karree 8. Diese
Objekte befinden sich mit einem Kaufpreis von 135 Euro/m² - 230 Euro/m² im aktuellen
Verkaufsbestand der GGG.
Parallel zur Sanierungsstrategie kann bereits kurzfristig mit dem Rückbau der Mühlenstraße 48/50
begonnen werden, um im langfristigen Planungshorizont Aktionsraum für eventuell notwendig
werdende neue bauliche Entwicklungen zu generieren. Der Rückbau der Georgstraße 24-26 wird
indes erst als mittelfristige Maßnahme gesehen.
Die im Folgenden dargestellten Sanierungsmaßnahmen sind nur für zusammenhängende
Grundstücke der GGG in den Karrees 1, 3 und 8 dargestellt. Weiterführende Sanierungsmaßnahmen,
vor allem durch private Eigentümer sind gegenwärtig nicht abschätzbar und darstellbar.
Maßnahmen
Städtebau
Art und Umfang
Akteure und Vorgehen
Baukosten
netto
Phase 1
0-5 Jahre
S 1.1
Umnutzung KarlLiebknecht-Schule
Temporäre Umnutzung der KarlLiebknecht-Schule als Musikund Kreativzentrum
S 1.2
Rückbau Karree 4
S 1.3
Karree 1
Rückbau der Punkthochhäuser
Mühlenstraße 48/50
Sanierung der Gebäude im
GGG-Bestand bis 2013
S 1.4
Raumkante
Brühl/Georgstraße
Karree 2
S 1.5
Karree 3
Neubau Brühl-Boulevard
Südwest/Georgstraße
Verkauf und Entwicklung der
GGG-Grundstücke in Karree 3
A: Musik- und Kreativzentrum
Chemnitz, Stadt Chemnitz
V: Mietvertrag bis 2015,
Baugenehmigung existiert
bereits
A: GGG, Stadt Chemnitz
V: Antrag ist bereits gestellt
A: GGG
V: Untere Aktienstraße 3+5,
Brühl 30 sowie Georgstraße
14+16 bis 2012, KarlLiebknecht-Str. 25-29 im Jahr
2013
A: Eigentümer, Stadt Chemnitz
V: Organisation der temporären
Erschließung für die
Georgstraße 24+26
A: GGG, zukünftiger Eigentümer
V: Verkauf der Grundstücke und
anschließende Sanierungsmaßnahmen durch Eigentümer
(Regelung über gemeinsames
Hofkonzept ggf. über
Grundstückskaufvertrag)
--
377.300.- €
--
1.590.000.- €
--
Seite 59 von 78
Anlage 3 Seite 60 zu B-091/2012
S 1.6
Öffentliche
Durchwegung
Karree 5
Festlegung der Art der
öffentlichen Durchwegung und
Planung
S 1.7
Straßenfront Brühl
Karree 8
Sanierung oder Neubau Brühl
67- 73 und Zöllnerplatz 1
Phase 2
5-10 Jahre
S 2.1
Schließung der
Blockecken Karrees
5 und 6
S 2.2
Baulückenschluss
Zöllnerplatz Karree 8
A: Stadt Chemnitz, Eigentümer,
Eigentümer-Schutzgemeinschaft
Haus & Grund, GGG
V: Hofkonferenz zur Klärung der
Art der öffentlichen
Durchwegung
(Gebäudedurchgang oder Weg),
Schaffung der
Planungssicherheit durch die
Stadt (ggf. Umlegung)
A: Eigentümer, Stadt Chemnitz
V: Machbarkeitsstudie durch
Eigentümer, Sanierungs- oder
Neubaumaßnahmen
60.000.- €
Neubauten Brühl 52 und Brühl
65
A: Eigentümer, Planungsbüro,
Stadt Chemnitz
V: Baumaßnahme
2.685.000.- €
Schließung der Baulücke durch
Neubau Zöllnerplatz 4
A: Eigentümer, Anwohner, Stadt
Chemnitz
V: Klärung der Sicherung der
Zufahrt für den
Blockinnenbereich (Fahrrecht),
Baumaßnahme
A: GGG, Stadt Chemnitz
V: Rückbaubeschluss, Antrag
Stadtumbau Ost bis 2016,
Abriss
A: Eigentümer, Investoren,
Stadt Chemnitz
V: Abriss, Neubaumaßnahme
726.000.- €
A: privater Investor, Stadt
Chemnitz, eventuell GGG
V: Herstellung Baurecht
A: privater Investor, Stadt
Chemnitz, eventuell GGG
V: Herstellung Baurecht
A: Stadt Chemnitz,
Grundstückseigentümer, Bürger
V: Teilrückbau der KarlLiebknecht-Schule,
Planungsrecht und Bau der
Blockarrondierungen
A: Stadt Chemnitz, Haus &
Grund, Investor bzw.
Eigentümer der entsprechenden
Grundstücke, Anwohner
V: Machbarkeitsstudie, Klärung
des Baurechts, Realisierung
A: Stadt Chemnitz, Eigentümer
V: Sanierungs- oder
Neubaumaßnahme
6.275.000.- €
S 2.3
Rückbau Karree 2
Rückbau der Punkthochhäuser
Georgstraße 24+26
S 2.4
Karree 6a
Abbruch und Neubau im Karree
6 (nördlicher Teil)
Phase 3
10-25 Jahre
S 3.1
Arrondierungen
Neubauten Karree 4
S 3.2
Arrondierungen
Neubauten Karree 2
S 3.3
Quartiersmitte
Teilrückbau Karl-LiebknechtSchule und Teilrückbau der
Turnhalle, Reorganisation
Blockrand (gemäß Varianten
Quartierszentrum)
S 3.4
Neubauten Karree 5
Rückbau Bestand und
Neubauten an der öffentlichen
Durchwegung Karree 5
S 3.5
Ersatzneubau
Sanierung oder Rückbau/
Neubau Mühlenstraße 104-106
Seite 60 von 78
--
372.400.- €
1.878.000.- €
7.417.000.- €
--
4.598.000.- €
--
Anlage 3 Seite 61 zu B-091/2012
Abb. 60: Maßnahmen Städtebau
Seite 61 von 78
Anlage 3 Seite 62 zu B-091/2012
6.2
Freiraum
Die vorgeschlagenen Maßnahmen für den Freiraum in Phase 1 sind nach ihrer möglichen
Umsetzbarkeit aufgelistet. Die Priorität liegt dabei auf der Umgestaltung des Wohnboulevards. Durch
die sichtbare strukturelle Umgestaltung kann ein deutliches Signal der Reaktivierung des Brühls
gesetzt werden. Gekoppelt an die Entwicklung attraktiver Wohnangebote sollte die Wiederbelebung
des Brühls durch diesen Impuls eingeleitet werden. Parallel dazu sind Maßnahmen von Bedeutung,
die verhältnismäßig wenig Aufwand erfordern, aber gute Möglichkeiten bieten die Bürger einzubinden
und so die Identifikation mit dem Brühl zu stärken, bzw. die Aktivitäten zur Wiederbelebung in Gang
halten. Geeignet dafür sind die Spielpunkte Quartiersmitte mit der Bürgerbank sowie die
Überarbeitung der Podeste im Kiezboulevard und die punktuelle Ergänzung durch neue Sitzmöbel.
Beide Partizipationsmaßnahmen bieten den Bürgern zeitnah ein sichtbares Ergebnis ihrer Beteiligung.
Simultan zur Entwicklung des Boulevards sollte in den Karrees 3 und 8 die Entwicklung der Innenhöfe
angegangen werden. Diese Höfe bieten sich als Vorreiter an, da große zusammenhängende Flächen
in Besitz weniger Eigentümer sind und sich dadurch die Chance bietet, zügig zu einem Konsens über
die Umgestaltung des Hofes zu kommen. Zusammen mit den Spielpunkten und einer möglichen
Öffnung des Schulgeländes können öffentlichkeitswirksam die ersten drei Stationen des
vorgeschlagenen Spielpfades aus dem Spielraumkonzept umgesetzt werden. Karree 5 ist aufgrund
seiner Größe und anstehender städtebaulich vorgeschlagener Maßnahmen ebenfalls zeitnah zu
beginnen, wird jedoch aufgrund der Vielschichtigkeit seiner Struktur einen längeren Planungsprozess
in Anspruch nehmen.
Mittelfristig besitzen die Maßnahmen der Reorganisation und Neugestaltung der Quartiersmitte
Priorität. Nach einer „Probephase“, die zeigen wird ob schon begonnene Konzepte wie das Musik- und
Kreativzentrum tragfähig sind, sollte die weiterführende Planung eingeleitet werden. Zusammen mit
der Umsetzung der Neuen Mitte sollten die angrenzenden Höfe (6a und b) bearbeitet werden.
Unabhängig von diesen Maßnahmen sind die Höfe 1 und 13 in Hinblick auf den Bedarf und die
Wünsche der Eigentümer umzusetzen.
Die Neuentwicklung der Karrees 2 und 4 wird als langfristige Maßnahme eingestuft.
Nachfolgend sind die Maßnahmen im Bereich Freiraum dargestellt. Die genannten Kosten sind als
eine erste grobe Kostenschätzung anzusehen und dienen lediglich einer ersten Abschätzung.
Maßnahmen
Freiraum
Phase 1
0-5 Jahre
F 1.1
Spielpunkte
Quartiersmitte
F 1.2
Grüner
Wohnboulevard
F1.3
Bühne Brühl
Seite 62 von 78
Art und Umfang
Akteure und Vorgehen
Baukosten
netto
Einbau von Spielangeboten und
Aufenthalts-/Sitzmöglichkeiten unter
Berücksichtigung des
Spielangebotes auf dem
Schulgelände, Prüfung der
Möglichkeiten das Schulgelände
länger zu öffnen.
Restrukturierung nördlicher Abschnitt
Brühl Boulevard bis zum
Quartierszentrum auf Grundlage der
Konzeptplanung AS&P
Erweiterung der Nutzflächen von
Läden, Restaurants in den
Straßenraum, temporäre Flächen für
Kunst etc.
A: Planungsbüro, Stadt Chemnitz,
V: Planungsphase mit
Bürgerbeteiligung, Umbau
32.500.- €
A: Grundstückseigentümer,
Bürgervertretungen Brühl, z.B
(Bürgerhaus Brühl),
Planungsbüro, Stadt Chemnitz,
V: Umwidmung über B-Plan,
Planungsphase mit
Bürgerbeteiligung
A: Stadt Chemnitz, Künstler
Gewerbetreibende auf dem Brühl
bzw. Interessenten
V: Abklärung der Vorgehensweise
innerhalb der Stadt
(Ordnungsamt), Kommunikation
der erweiterten Möglichkeiten an
Interessenten
93.600 .- €
--
Anlage 3 Seite 63 zu B-091/2012
F 1.4
Karree 8, Umbau
Innenhof, erstes
Glied Spielpfad
Umbau des Hofes auf Basis der
Handlungsempfehlungen AS&P für
die Wohnhöfe (5.2.2). In Hof 8 liegen
die Flächen, die für
Gemeinschaftsbereiche vorgesehen
sind auf Grundstücken der GGG. Bei
einer Veräußerung sollten
potentiellen Investoren unbedingt
entsprechende Vorgaben zum
Umgang mit diesen Flächen gemacht
werden
F 1.5
Karree 3, Umbau
Innenhof, zweites
Glied Spielpfad
Umbau des Hofes auf Basis der
Handlungsempfehlungen AS&P für
die Wohnhöfe (5.2.2). In Hof 3
entfallen große Flächen der
Gemeinschaftsbereiche auf
Grundstücke der GGG. Bei einer
Veräußerung sollten potentiellen
Investoren unbedingt entsprechende
Vorgaben zum Umgang mit diesen
Flächen gemacht werden. Schon
aktive Großinvestoren (Altenheim)
sollten zeitnah mit den übrigen
Privateigentümern eingebunden
werden, um die sich bietende
Chance für diesen Hof zu nutzen
Umbau des Hofes auf Basis der
Handlungsempfehlungen AS&P für
die Wohnhöfe (5.2.2). Im Hof ist die
Koordination mit den städtebaulichen
und verkehrsplanerischen
Maßnahmen entscheidend.
Sanierung/Überarbeitung der
bestehenden Podeste, Entwicklung
der Podeste als
Kommunikationszonen mit weiteren
Sitzmöglichkeiten auch auf
Straßenniveau
F 1.6
Karree 5
Restrukturierung
Hofbereich
F 1.7
Brühlpodeste
F 1.8
Grüne Grenze
Georgstraße
Phase 2
5-10 Jahre
F 2.1
Karree 13,
Umbau Innenhof
Durchgehende Eingrünung mit
Bäumen Georgstraße, im südlichen
Bereich, tlw. auf Privateigentum
Umbau des Hofes auf Basis der
Handlungsempfehlungen AS&P für
die Wohnhöfe (5.2.2). Dabei
Konzentration auf den südlichen
Bereich, Einbindung des
Grundstücks Elisenstraße 18 in die
Betrachtung
A: Planungsbüro/Moderator,
Eigentümer und später
Bewohner, Vertreter der Stadt
Chemnitz,
V: Hofkonferenzen zur
grundlegenden Klärung von
Möglichkeiten der
Umstrukturierung, vertragliche
Festlegung der Ergebnisse, auf
Basis eines abgestimmten
Grundkonzepts
Gestaltungsworkshop mit allen
Blockbewohnern, Ausarbeiten der
Umbaupläne
A: Planungsbüro/Moderator,
Eigentümer und später Bewohner,
Vertreter der Stadt Chemnitz,
V: Hofkonferenzen zur
grundlegenden Klärung von
Möglichkeiten der
Umstrukturierung, vertragliche
Festlegung der Ergebnisse, auf
Basis eines abgestimmten
Grundkonzepts
Gestaltungsworkshop mit allen
Blockbewohnern, Ausarbeiten der
Umbaupläne
385.000.- €
A: Planungsbüro, EigentümerSchutzgemeinschaft Haus und
Grund, weitere Eigentümer und
später Bewohner, Vertreter der
Stadt Chemnitz,
V: siehe Punkt 1.5
A: Stadt Chemnitz, Planungsbüro,
Künstler Studenten,
Bürgervertretung Brühl,
Geschäftseigentümer-/Mieter
V: Planungsworkshops, bspw. mit
Künstlern/Studenten, Einbindung
der Bürger in die weitere Planung
A: Grundstückseigentümer, Stadt
Chemnitz, Planungsbüro,
V: Abstimmung mit dem
Grundstückseigentümer,
Umsetzung
570.000.- €
A: Planungsbüro/Moderator,
Eigentümer und später Bewohner,
Stadt Chemnitz
V: Hofkonferenzen zur Klärung
von Möglichkeiten der Umstrukturierung, vertragliche
Festlegung der Ergebnisse auf
Basis eines abgestimmten
Grundkonzepts,
Gestaltungsworkshop mit allen
Blockbewohnern, Ausarbeiten der
Umbaupläne
293.000.- €
8.000.- €
125.000.- €
Seite 63 von 78
Anlage 3 Seite 64 zu B-091/2012
F 2.2
Neue
Quartiersmitte
Neugestaltung westlicher Bereich
Quartierszentrum auf Grundlage der
Konzeptplanung und
Handlungsempfehlungen AS&P
F 2.3
Karree 6a,
Umbau Innenhof
Umbau des Hofes auf Basis der
Handlungsempfehlungen AS&P für
die Wohnhöfe (5.2.2).
F 2.4
Karree 6b,
Umbau Innenhof
Umbau des Hofes auf Basis der
Handlungsempfehlungen AS&P für
die Wohnhöfe (5.2.2).
F 2.5
Karree 1, Umbau
Innenhof
Umbau des Hofes auf Basis der
Handlungsempfehlungen AS&P für
die Wohnhöfe (5.2.2).
Phase 3
10-25 Jahre
F. 3.1
Karree 4 Neubau
Innenhof
Neuplanung des Hofes auf Basis der
Handlungsempfehlungen AS&P für
die Wohnhöfe (5.2.2).
F. 3.2
Karree 2 Neubau
Innenhof
Neuplanung des Hofes auf Basis der
Handlungsempfehlungen AS&P für
die Wohnhöfe (5.2.2).
Seite 64 von 78
A: Grundstückseigentümer
betroffener Flurstücke, Stadt
Chemnitz, Bewohner Brühl,
Akteure am Zentrum (Musik- und
Kreativzentrum, Schule),
Planungsbüro
V: Klärung der Verfügbarkeit von
Teilflächen auf
Privatgrundstücken, Umwidmung
von Teilflächen über B-Plan,
Planungsphase mit
Bürgerbeteiligung
A: Planungsbüro/Moderator,
Eigentümer und später Bewohner,
Stadt Chemnitz
V: siehe Punkt 2.1
A: Planungsbüro/Moderator,
Eigentümer und später Bewohner,
Stadt Chemnitz
V: siehe Punkt 2.1
A: Planungsbüro/Moderator,
Eigentümer und später Bewohner,
Stadt Chemnitz
V: siehe Punkt 2.1
A: Grundstückseigentümer
Neubauflächen, Eigentümer
Anwohner Bestand Planungsbüro
V: Klärung von Möglichkeiten der
Umstrukturierung auf Ebene der
Eigentümer, vertragliche
Festlegung der Ergebnisse, auf
Basis eines abgestimmten
Grundkonzepts
Gestaltungsworkshop mit allen
Blockbewohnern, Ausarbeiten der
Umbaupläne
Siehe 3.1
390.000.- €
188.000.- €
177.000.- €
276.000.- €
407.000.- €
408.000.- €
Anlage 3 Seite 65 zu B-091/2012
Abb. 61: Maßnahmen Freiraum
Seite 65 von 78
Anlage 3 Seite 66 zu B-091/2012
6.3
Maßnahmen Verkehrsinfrastruktur und Straßenraum
Priorität in der verkehrlichen Entwicklung ist die Herstellung eines einheitlichen Bildes im
Straßenraum. Kurzfristig umsetzbar ist die Anordnung der vorhandenen Senkrechtstellplätze in einen
mit Bäumen zonierten Längsparkstreifen in der Karl-Liebknecht-Straße. In der Herrmannstraße und
Elisenstraße können in der ersten Phase Straßenbäume gepflanzt werden. Die Änderung der
Verkehrsführung durch Sperrung des Brühl-Boulevards im Bereich der Schule mit gleichzeitiger
Öffnung der Herrmannstraße West zur Erschließung des Kiezboulevards ist ebenfalls eine kurzfristige
Maßnahme. Die Umgestaltung der Georgstraße wird indes erst als mittelfristige Maßnahme gesehen.
Die Herstellung von Stellplätzen in Hof 5 (Maßnahme V 1.4) ist eine private Maßnahme.
Nachfolgend sind die Maßnahmen im Bereich Verkehrsinfrastruktur und Straßenraum dargestellt. Die
genannten Kosten sind als eine erste grobe Kostenschätzung anzusehen und dienen lediglich einer
ersten Abschätzung.
Maßnahmen
Verkehrsinfrastruktur
und Straßenraum
Phase 1
0-5 Jahre
V 1.1
Karl-Liebknecht-Straße
Anordnung von
Längsparkplätzen mit
Bäumen
V 1.2
Brühl-Boulevard
Sperrung vor der
Schule
Art und Umfang
V 1.3
Herrmannstraße West
Öffnung
Entfernung der vorhandenen
Sperrung in der
Herrmannstraße West zur
Sicherung der Erschließung im
Kiezboulevard
V 1.4
Karree 5 Hof
Neuorganisation und
Herstellung von
Stellplätzen
Herstellung von Stellplätzen im
Hof 5 auf Basis der
Handlungsempfehlungen
AS&P für die Wohnhöfe
V 1.5
Brühl-Boulevard 67-73
Bei Neubau Brühl 67- 73 und
Zöllnerplatz 1 Bau einer
Tiefgarage
Seite 66 von 78
Akteure und Vorgehen
Bau-kosten
netto
Die vorhandenen
Senkrechtparkplätze werden
als mit Straßenbäumen
zonierte Längsparkplätze
angeordnet
Sperrung des BrühlBoulevards für den
Durchgangsverkehr (Poller
o.ä.) auf Höhe der
Grundschule
A: Stadt Chemnitz
V: Umbau/neue Markierung,
Pflanzen von Straßenbäumen
5.000.- €
A: Stadt Chemnitz
V: Umsetzungskonzept für die
Sperrung in Abstimmung mit
den Akteuren (Rettungsdienste,
Ver- und Entsorger),
Sperrung/Verhinderung von
Durchgangsverkehr
A: Stadt Chemnitz
V: Entfernen Sperrung und der
vorhandenen Stellplätze im
Durchfahrtsbereich –
Umwidmung der
Fußgängerzone erforderlich
A: Planungsbüro, EigentümerSchutzgemeinschaft Haus und
Grund, Eigentümer und später
Bewohner
V: Hofkonferenzen zur
grundlegenden Klärung von
Möglichkeiten der
Umstrukturierung, vertragliche
Festlegung der Ergebnisse, auf
Basis eines abgestimmten
Grundkonzepts
Gestaltungsworkshop mit allen
Blockbewohnern, Ausarbeiten
der Umbaupläne, Bau der
Stellplätze
A: GGG oder zukünftige
Investoren
V: Planung und Bau einer
Tiefgarage im Zuge des
Neubaus
1.000.- €
1.000.- €
820.000.- €
Anlage 3 Seite 67 zu B-091/2012
V 1.6
Mühlenstraße zwischen
Herrmannstraße und
Elisenstraße
Pflanzung von Bäumen
Pflanzen von Straßenbäumen
auf Grundlage der
vorhandenen städtischen
Planungen
A: Stadt Chemnitz
V: Pflanzung von
Straßenbäumen
60.000.- €
V 1.7
Untere Aktienstraße,
Herrmannstraße
Pflanzen von Bäumen
Pflanzen von Straßenbäumen
zwischen den Stellplätzen
(Untere Aktienstraße und
Herrmannstraße Ost) auf
Grundlage der
Konzeptplanung AS&P
A: Stadt Chemnitz
V: Pflanzung von
Straßenbäumen
6.000.- €
Phase 2
5-10 Jahre
V 2.1
Georgstraße
Anordnung von mit Bäumen
unterbrochenen Stellplätzen
A: Stadt Chemnitz,
Planungsbüro
V: Klärung der grundsätzlichen
Möglichkeiten für die Anordnung
von Stellplätzen mit Bäumen
ggf. durch Reduzierung der
vorhandenen Abbiegespuren,
Realisierung der Maßnahme
Phase 3
10-25 Jahre
V 3.1
Mühlenstraße 106-108
Bei Neubau Mühlenstraße
104-106 Bau einer Tiefgarage
A: GGG oder zukünftige
Investoren
V: Planung und Bau einer
Tiefgarage im Zuge des
Neubaus
A: TU Chemnitz (durch das SIB)
V: Planung und Bau einer
Tiefgarage
A: GGG und zukünftige
Investoren
V: Planung und Bau von
Tiefgaragen im Zuge des
Neubaus
A: Stadt Chemnitz,
Planungsbüro
V: Neubau Untere Aktienstraße
West, Anpassung der Lage der
Bushaltestelle in Abhängigkeit
vom Straßenneubau, Planung
und Bau „Grüner Vorbereich“
V 3.2
TG nördlich der
Zentralbibliothek
V 3.3
TG bei Neubau
zwischen Georgstraße
und Herrmannstraße
Bau einer Tiefgarage nördlich
der Zentralbibliothek
V 3.4
Neubau Untere
Aktienstraße West,
Anpassung
Bushaltestelle
Mühlenstraße,
Schaffung „Grüner
Vorbereich
Mühlenstraße“
Herstellung der
Erschließungsstraße für Neubauten (Untere Aktienstraße
West), Verlegung/Anpassung
der vorhandenen
Bushaltestelle, Herstellung
„Grüner Vorbereich“ unter
Beibehaltung der vorhandenen
Bäume und Anordnung von
Stellplätzen
Anordnung von
Längsparkplätzen
V 3.5
Mühlenstraße,
Längsparkplätze
V 3.6
Parkdeck Mühlenstraße
Bau von Tiefgaragen
Bau eines Parkdecks
(optional)
3.680.000.- €
425.000.- €
A: Stadt Chemnitz,
Planungsbüro
V: Klärung der grundsätzlichen
Möglichkeit für die Anordnung
von Stellplätzen ggf. durch
Reduzierung der vorhandenen
Abbiegespuren,
Realisierung der Stellplätze
A: NN
V: Klärung der Möglichkeit zum
Bau eines Parkdecks/
Parkhauses, Planung und Bau
Seite 67 von 78
Anlage 3 Seite 68 zu B-091/2012
Abb. 62: Maßnahmen Verkehrsinfrastruktur und Straßenraum
Seite 68 von 78
Anlage 3 Seite 69 zu B-091/2012
7
Beteiligungsprozess
Für das Programmgebiet, das zugleich Sanierungsgebiet ist, liegen Planungen auf gesamtstädtischersowie auf Stadtteilebene vor, die das Ziel der Entwicklung des Brühls in Synergienutzung
untereinander verfolgen.
So ist die Planung eingebunden in das Städtebauliche Entwicklungskonzept der Stadt Chemnitz sowie
bedeutender Baustein der Entwicklungsplanung für den Innenstadtstandort der TU Chemnitz, baut auf
dem Städtebaulichen Entwicklungskonzept Brühl-Boulevard 2003 und 2005/06 auf und ist aufgrund
der räumlichen Nähe in Verbindung mit den Entwicklungen um den Schloßteich und den Uferpark
sowie dem Chemnitzer Modell und dem Ausbau des Knotenpunktes Chemnitz zu betrachten. Durch
die Einbindung und Herausstellung verschiedener Aufgaben- und Handlungsfelder stellt sich die
Studie für die angestrebte Förderung im Programm SOP zugleich als Integriertes Handlungskonzept
heraus. Eine Beantragung des Gebietes zur Neuaufnahme in das Förderprogramm „Aktive Stadt- und
Ortsteilzentren“ (SOP) ist für das 1. Quartal 2012 anvisiert.
7.1
Vorgehensweise des bisherigen Verfahrens
Das Verfahren der Erarbeitung der Städtebaulichen Studie wurde in drei Durchgängen geführt.
Erkundungsphase diente der Analyse von Stärken und Schwächen sowie der Findung
Untersuchungsrichtung. In der Vertiefungsphase erfolgte dann die Eingrenzung von Varianten
Vorzugsvariante. Die Ergebnisphase mit Schlusspräsentation stellt das Ergebnis dar und dient
Erfassung ggf. letzter Anregungen.
Die
der
zur
der
Akteure und Beteiligte
Das aus den 80-iger/90-iger Jahren bestehende positive Image des Brühls mit seiner urbanen
Lebendigkeit ist in den Erinnerungen der Chemnitzer tief verankert. Immer wieder mobilisieren sich
Akteure der kreativen Szene und finden sich vor Ort zusammen, wodurch sie das Bewusstsein für den
Brühl in den Köpfen aufrecht erhalten. Wichtige Akteure sind z.B. das Bürgerhaus Brühl, Einzelhändler
und Gewerbetreibende, die städtische Grundstücks- und Gebäudewirtschafts-Gesellschaft m.b.H und
der Sanierungsträger GGG, die Projektträger des geplanten Musik- und Kreativzentrums und des
„House of Rock“, die Eigentümer- Schutzgemeinschaft Haus & Grund, die einsEnergie und weitere.
Diese sowie Anwohner und Interessierte am Brühl wurden in den Planungsprozess in Form von zwei
öffentlichen Bürgerplattformen einbezogen, um Ideen für den Brühl zu entwickeln, zu festigen und
gemeinsam zu tragen. Ein geladener Workshop mit Akteuren vor Ort hat zudem zu einem
Erfahrungsaustausch beigetragen.
7.2
Weiteres Vorgehen
Die Wiederbelegung des Brühls bedarf einer Verstetigung des Prozesses. Zielführend kann nur eine
Begleitung und Steuerung gegenwärtiger und anstehender Aufgaben sein. Dabei bietet eine
schrittweise Vorgehensweise die Chance, auf aktuelle Ereignisse und Bedarfe zu reagieren. Die
Begleitung und Lenkung soll durch eine umsetzungsorientierte Folgeorganisation auf zwei Ebenen
erfolgen:
1. der übergeordneten Quartiersebene durch eine „Lenkungsgruppe Brühl“
2. der Karreeebene durch „Hofkonferenzen“.
Lenkungsgruppe
Eine mit den entscheidenden Akteuren zur Brühlentwicklung besetzte Lenkungsgruppe mit der
Oberbürgermeisterin, dem Brühlmanager, Vertretern der Verwaltung, Koordinatoren der
Förderprogramme bzw. Initiativen und weiteren behandelt in periodisch wiederkehrenden Sitzungen
(bspw. alle zwei Monate) jeweils aktuelle Fragen der gesamten Quartiersentwicklung. Hier werden die
verschiedenen Ansätze zu einer gemeinsamen Konzeption gebündelt. Die Gruppe zieht dabei
fallweise Experten unterschiedlichster Disziplinen bei. Ergebnisse aber auch offene Fragen und
Probleme aus den Hofkonferenzen bilden eine wichtige Grundlage. Dabei werden in den jeweiligen
Sitzungen aktuelle Aspekte aller acht Höfe behandelt, um Aufschlüsse über den jeweiligen Stand der
Entwicklung erlangen und diesen in Bezug zur Gesamtentwicklung prüfen und abgleichen zu können.
Seite 69 von 78
Anlage 3 Seite 70 zu B-091/2012
Des Weiteren gehört die inhaltliche Koordinierung, Steuerung und fachliche Begleitung zur
Wiederbelebung des Brühl-Boulevards zum Aufgabenfeld. Ziel ist es mögliche Synergien der
Entwicklungen zu erkennen und zusammen zu führen. Damit versteht sich die Lenkungsgruppe als
„Motor“ des Prozesses. Nach interner Positionierung der Empfehlungen zum weiteren Vorgehen
richtet sie sich in relevanten Fragen an den Rat der Stadt Chemnitz.
Hofkonferenzen
Die Hofkonferenzen setzen sich aus Eigentümern (auch GGG), Mietern, potenziellen Investoren und
Akteuren des jeweiligen Karrees zusammen. Bei Bedarf können gemeinschaftlich Sprecher bestimmt
oder gewählt werden. Die einzelnen Anlässe befassen sich mit ins Detail gehenden Fragen der
Entwicklung der einzelnen Karrees und den sie umfassenden Gebäuden, Nutzungen, Freiflächen,
Parkierungsanlagen und Fragen der Gestaltung. Die Ergebnisse und Anliegen aus den
Hofkonferenzen fließen direkt in die Beratungen der Lenkungsgruppe ein, beispielsweise über
Vertreter/Sprecher oder über den Brühlmanager.
Quartiersbeauftragter/Brühlmanager
Grundsätzlich ist die aktive Mitwirkung am Prozess Grundbedingung für eine an Zukunftsfähigkeit und
nachhaltiger Entwicklung orientierten Planung. Deshalb gilt es den Prozess mit den
Führungsinstrumenten der Leitung und Moderation in Parallelstrategie zu begleiten. Vorgeschlagen
wird, den Austausch im Prozess sowie die Organisation und Steuerung der zwei Arbeitsebenen durch
einen Quartiersbeauftragten, den Brühlmanager, koordinieren zu lassen. Dieser ist der
Oberbürgermeisterin direkt angebunden und agiert im Auftrag der Stadt Chemnitz. Als Schnittstelle
aller Akteure besteht sein Aufgabenfeld zum einen in der Aktivierung, zum anderen in dem
Zusammenbringen von Kompetenzen, Ideen, Ansichten und Potentialen, um letztlich eine optimale,
möglichst von allen tragbare Lösung, zu erzielen.
Die Organisation des Managements baut auf vier simultan zueinander verlaufenden Säulen auf:
1. Etablierung eines zentralen Brühlmanagements: in Form des Einsetzens eines
Brühlmanagers als zentraler Ansprechpartner, der Schaffung einer Informationsstruktur
(bspw. Internetplattform, Newsletter, Flyer, weiteres), das Einrichten und die Leitung des
„Brühl-Büros“, die Koordination von Anlässen (Sitzungen der Lenkungsgruppe,
Hofkonferenzen, Werkstätten, Ideenwettbewerbe, weiteres)
2. Bündelung der Initiativen und Ansätze: in Form der Einrichtung der übergeordneten
Lenkungsgruppe (der entscheidenden Akteure), des Aufrufs zum Einreichen von
Ideen/Ansätzen/Projekten, der Initiierung von Gesprächsrunden zu mit Entwicklung Brühl
verknüpften Themen wie Bildung/Wissenschaft, Energie/Mobilität oder Jugendkultur (mit
entsprechenden Akteuren/Initiativen), der Einbindung der Förderprogramme (insb. SOP) und
Initiativen (insb. KiQ), der Dokumentation von Ergebnissen und die Führung von
Zwischenbilanzen und Ausblicken
3. Vermarktung von Gebäuden: in Form von Abstimmungen mit Eigentümern und potentiellen
Investoren, einer darauf aufbauenden gemeinsamen Entwicklung eines Vermarktungskonzeptes (in Zusammenarbeit mit Initiative KiQ - Kooperation im Quartier und den
entscheidenden Akteuren), Werbung und Vermarktung
4. Städtebauliche Maßnahmen und Projekte: in Form der schrittweisen Umsetzung einzelner
Maßnahmen der Studie, insbesondere im öffentlichen Raum, und in Form der Unterstützung
von einzelnen Projekten (bspw. Musik- und Kreativzentrum), Zusammenstellung der
planerisch abgestimmten Ansätze im „Quartiersplan“
Förderung des Eigenengagements
Der wichtigste Baustein im Prozess liegt jedoch in der Aktivierung und Einbindung des
Eigenengagements der Akteure und deren Vernetzung untereinander. Kann eine gewisse
Grundmobilisierung nicht erfolgen, kann auch kein auf Quartier, Anwohner und Akteure
zugeschnittenes Konzept erarbeitet und realisiert werden. Kleinere Aktivierungsaktionen
(beispielsweise Ideenwettbewerb für ein „Brühl-Logo“, Workshops zur Neugestaltung der
Brühlpodeste und dem Bau der Bürgerbank) müssen langfristig gestärkt und ausgebaut werden, um
Seite 70 von 78
Anlage 3 Seite 71 zu B-091/2012
eine persönliche Identifizierung mit dem eigenen Karree und dem Leben am Brühl-Boulevard
aufzubauen. Eine beitragende Aktion könnte zum Beispiel die Einführung eines jährlich stattfindenden
„Tag des Brühls“ als Kommunikationsinstrument des Entwicklungsfortschritts sein. Gestützt werden
sollten vor allem aber auch speziell gewerbliche Ansiedlungen klein- und mittelständischer
Unternehmen sowie kultureller Institutionen durch deren Vernetzung und Interessenbündelung. Eine
flexible Förderung kleinteiliger Maßnahmen, beispielsweise durch Netzwerke von gewerblichen
Strukturen mit Bildungseinrichtungen und die Vernetzung von kulturellen Projekten mit denen der
Forschung und Wissenschaft können für den Brühl tragfähige Lösungen erzeugen. Ein weiteres
Augenmerk sollte auf die Einbindung spezieller sozialer Gruppen gesetzt werden. So sollten
beispielsweise in der Umgestaltung im Vorfeld der Rosa-Luxemburg-Grundschule oder dem
Spielraumkonzept vornehmlich die Ideen der Kinder und Jugendliche eingebunden werden. Im Sinne
eines „Quartiers der Generationen“ sollten des Weiteren insbesondere in der Gestaltung der Höfe
auch die Interessen und Ansprüche Älterer und Familien nicht zu kurz kommen. Eine
benutzerfreundliche und Barriere freie Gestaltung kann maßgeblich dazu beitragen. Am BrühlBoulevard ist es vornehmlich die Gemeinschaft aus Gewerbetreibenden, Künstlern und Anwohnern
die an einem Strang ziehen sollten, um sich ein auf ihre Anforderungen und Ansprüche angepasstes
stabiles Quartiersrückgrat zu gestalten.
Seite 71 von 78
Anlage 3 Seite 72 zu B-091/2012
Seite 72 von 78
Anlage 3 Seite 73 zu B-091/2012
8
Anhang
Pläne
Bestandsplan
M 1:500 (im Original)
Entwicklungsansatz
M 1:500 (im Original)
Quartiersmitte
M 1:400 (A3)
Wohnboulevard
M 1:250 (A4)
Seite 73 von 78
Anlage 3 Seite 74 zu B-091/2012
Anlage 3 Seite 75 zu B-091/2012
Anlage 3 Seite 76 zu B-091/2012
Anlage 3 Seite 77 zu B-091/2012
Anlage 3 Seite 78 zu B-091/2012
Februar 2012
Seite 78 von 78

Documentos relacionados