Fashion Show
Transcrição
Fashion Show
Inside out Das Hochschulmagazin der TH Köln Langer Atem Balance halten mit Feedbalance Winter 2015 Gesprächsbedarf Mit Barcamps studentische Mitsprache verbessern Fashion Show Quer gedacht Ideen zu Stadtentwicklung, Körperformen und Partyflirts Schwanensee, Alaaf! TH-Fahrer Armin Marx und der Kölner Karneval Prof. Dr. Sylvia Heuchemer, Vizepräsidentin für Lehre und Studium Foto: Thilo Schmülgen, TH Köln Spielen, filmen, basteln Interdisziplinäre Projektwoche 4 24 Editorial Liebe Leserin, lieber Leser, Krisen, Konflikte, Bedrohungen – die Negativschlagzeilen reißen nicht ab. Flüchtlingsströme und Bürgerproteste, die EU entzweien nationale Interessen, Terroranschläge haben einen Kriegseinsatz in Syrien zur Folge. Der Klimagipfel in Paris ist da fast schon eine Randnotiz. Zuversichtliche Perspektiven für das neue Jahr sind kaum in Sicht. Immerhin: die Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Deutschland sehen dennoch keinen Grund zum Pessimismus – zumindest laut der Shell Jugendstudie 2015. Aufgewachsen in einer Wohlstandsgesellschaft zwischen globalen Unsicherheiten und Krisen, beurteilt die Mehrheit der Jugendlichen nicht nur die eigene, sondern auch unsere gesellschaftliche Zukunft optimistisch. Wachsendes politisches Interesse und eine gestiegene Akzeptanz gegenüber Zuwanderung zeichnet sie ebenfalls mehrheitlich aus. 7 8 Diese Offenheit zeigt sich erfreulicherweise auch im Engagement, das unsere Studierende in der Flüchtlingssituation zeigen. Zum Beispiel die Initiative Connection von Studierenden der TH Köln und Uni Köln. Sie bietet Flüchtlingen Sprachbegleitung bei Arztbesuchen und Behördengängen an. Wer die Initiative gegründet hat und wie man sich daran beteiligen kann, lesen Sie in dieser Ausgabe von Inside out (Seite 6). Als zivilgesellschaftliche Akteurin wird die TH Köln nicht hinter dem privaten Engagement seiner Hochschulangehörigen zurückstehen. Zum Beispiel mit Programmen im Bereich des Sprachenlernens und der interkulturellen Kompetenzen. Geprüft werden auch Angebote zur beruflichen Weiterbildung für Flüchtlinge. Wichtig ist uns bei allen Überlegungen, dass wir nachhaltige Maßnahmen entwickeln, die in die bestehenden Strukturen der Hochschule eingebunden und sinnvoll mit der curricularen Lehre und Forschung verknüpft werden können. Das Präsidium der TH Köln lädt alle Hochschulangehörigen ein, sich mit Ideen einzubringen. Ihr zentraler Ansprechpartner in der Hochschule ist Dr. Jochen Nielen. Neben zivilem Engagement präsentiert das Hochschulmagazin wieder viele studentische Projekte, die sich diesmal vor allem durch ihre Interdisziplinarität auszeichnen. Quer durch alle Disziplinen haben Studierende gemeinsam Ideen zur Stadtentwicklung entwickelt (Seite 18). In einem Barcamp haben sie sich mit Lehrenden intensiv über flexiblere und digitalisierte Lehrformen ausgetauscht. Wie so ein Barcamp funktioniert und warum es sich zur studentischen Partizipation eignet, erfahren Sie auf Seite 22. Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen Sylvia Heuchemer Schön gestrichen Was ein Geigenbogen mit Naturschutz zu tun hat 14 Kunstsprechstunde Echter Chagall oder Fälschung? Körperformen Experimentelles Gestalten am eigenen Körper 26 Balance halten Gleichgewicht trainieren mit Feedbalance Leben Lernen und Forschen 4 8 Schwanensee, Alaaf! Armin Marx und die Lust an der Verkleidung 6 Chagall und die Heilige Ursula Kunstsprechstunde des Instituts für Restaurierungs- und Konservierungswissenschaften Sprachbegleiter für Flüchtlinge Studentische Initiative erleichtert Arztbesuche und Behördengänge 10 Das Holodeck in der Gegenwart Wissen 22 Mitgemacht statt abgesessen 30 Fünf Jahre Campus Leverkusen Studentische Partizipation mit Barcamps Nachrichtenticker 23 Small-Talk ... mit Prof. Dr. Michaele Völler über Telematiktarife bei Versicherungen Clash of Realities 2015 31 Neue Gesichter Neuberufene Professorinnen und Professoren 24 Ein Holz für den besonderen Klang 12 Würstchen-Check und Klangbuch Best off im Showcase Medieninformatik 13 Ausgezeichnet 14 Architektur goes Fashion Was ein Geigenbogen mit Naturschutz zu tun hat 34 Vernetzer beraten, besser betreuen Eine Beratungslandkarte für Alle 26 Vom Grund auf gereinigt Wie Talsperren grundlegend von Ablagerungen befreit werden Experimentelles Gestalten am eigenen Körper 18 Gut Ding will Weile haben 18 Querdenken erwünscht Gleichgewicht trainieren mit Feedbalance Interdisziplinäre Projektwoche zu Stadtentwicklung, Storytelling und Brettspielen Inside out_Winter 2015 Inside out_Winter 2015 Leben | 5 Karneval ist für Armin Marx vor allem die Lust an der Verkleidung. Dann kann er in eine Rolle schlüpfen, „ein anderer sein.“ Jedes Jahr gibt es deshalb ein neues Kostüm, mal Lappenclown, mal der Engel Aloisius – der Münchner im Himmel, mal Ritter. Als Sechsjähriger war Armin Marx bereits dem Karnevalszauber hoffnungslos verfallen – damals setzte er sich gegen seinen Vater durch. Dieser hatte ein Jobangebot, das einen Umzug aus Köln bedeutet hätte. In einem karnevalsfreien Ort leben? „Unvorstellbar, ohne mich!“ 50 Jahre später ist Armin Marx ein Experte und Veteran des traditionellen Kölner Karnevals. Vier Prinzenspangen hat er offiziell verliehen bekommen. Marx ist Mitglied der Kölsche Köpp, einem Verein, den es nur an den Karnevalstagen gibt – und am Vatertag. Der ist prominent besetzt mit einem ehemaligen Dreigestirn und dem Moderator der Lachenden Kölnarena. Die Kölsche Köpp veranstalten die „Hemden- und Strunzsitzung“, gehen als Lappenclowns musizierend durch die Kneipen auf der Schäl Sick. Zwischen dem 11.11. und den Karnevalstagen geht Armin Marx seiner Verkleidungslust außerdem auf sportive Art nach: Als „Ballerina Prumm“ ist er seit zehn Jahren Teil des Männerballets Bochemer Prümmche. Die Grundschritte wie Plié und Relevé beherrschen sie durchaus, aber eigentlich sind die Buchheimer Pflaumen mehr aus frivoler Lust dabei als aus künstlerischer Ambition. „Wir machen Trampelballett“. Die Choreographien sind allesamt im Achteltakt – mit den Lippen zählen die Tänzer im Tütü heimlich immer noch mit. Der Ablauf ist mittlerweile eingespielt: Gestartet wird zu klassischer Musik, der Tanz der kleinen Schwäne von Tschaikowski ist dabei Pflicht. Der Übergang zur Kür ist vor allem auf den Mädchensitzungen äußerst beliebter Trash: ein Kostümwechsel als Striptease, bevor es dann im Sambarock zu kölscher Musik weitergeht. Sechs bis sieben Tänze präsentiert die „vierte Garde im Kölner Karneval“, so Marx, pro Auftritt. Das sind rund 30 Termine in der Session. Neben den überwiegend kirchlich organisierten Sitzungen sind die Ballerinen seit ein paar Jahren fester Bestandteil der schwul-lesbischen Röschen Sitzung. Trotz der Routine sei das Lampenfieber aber immer noch so groß wie am ersten Tag. Seinen Namen Ballerina Prumm trägt Armin Marx, weil er auf der Bühne in der Mitte steht. Mit seinen „wohlgeformten Proportionen“ hätte er nach Meinung der Trainerin die beste Aura – „dabei bin ich nicht gerade der beweglichste“. Aber er könne am besten mit dem Publikum spielen und übernimmt deshalb gelegentlich auch die Moderation zwischen den Stücken. Hauptberuflich ist Armin Marx der Dienstälteste von drei Fahrern im Verwaltungsteam Organisation. Er befördert Menschen, Post und Materialien unterschiedlicher Art zwischen den Hochschulstandorten, im Sprinter oder mit der Limousine. Manchmal auch bundesweit. Seine karnevalistische Leidenschaft vertritt er auch an der TH Köln: Als Teil des Organisationsteams gestaltet er die Karnevalsfeier der Hochschulverwaltung an Weiberfastnacht mit. mp www.pruemmchen.de Foto: Thilo Schmülgen, TH Köln Inside out_Winter 2015 6 | Leben Lernen und Forschen | Sprachbegleiter für Flüchtlinge Arztbesuche, Behördengänge oder Wohnungsbesichtigungen sind für viele geflüchtete Menschen eine große Hürde, da sie kein oder nur wenig Deutsch sprechen. Hier setzt das studentische Projekt Conn[ε]ction an, das ehrenamtliche Sprachbegleitungen anbietet. Seit einem Jahr besteht die Initiative, die ihren Pool an Ehrenamtlichen weiter ausbauen will. Gesucht werden vor allem Menschen, die Serbo-Kroatisch, Albanisch, Arabisch, Persisch, Kurdisch und Türkisch verhandlungssicher sprechen. Ellen Alshut, Gründungsmitglied von Conn[ε]ction und Bachelorstudentin der Sozialen Arbeit, über die Arbeit der Initiative. Wie ist Conn[ε]ction entstanden? Ellen Alshut: Wir – das sind fünf Studierende der TH Köln und eine Studentin der Uni Köln – haben Conn[ε]ction vor einem Jahr gegründet. Einige von uns waren bereits in Projekten mit Geflüchteten aktiv. Uns ist dabei aufgefallen, welche großen Probleme etwa ein Termin beim Arzt auslöst. Wir haben dann eine Situationsanalyse gemacht, Flüchtlingswohnheime besucht und mit den SozialarbeiterInnen gesprochen. Das Ergebnis war, dass es einen großen Bedarf an Sprachbegleitung gibt. Darum haben wir Conn[ε]ction ins Leben gerufen. Wie funktioniert die Initiative? Ellen Alshut: In unserem SprachbegleitungsPool sind zurzeit über 30 Menschen, die sowohl Deutsch als auch eine Fremdsprache verhandlungssicher, also ungefähr mit Sprachniveau B1, sprechen. Zurzeit haben zwei Flüchtlingsunterkünfte direkten Zugriff auf die Liste und können bei Bedarf von sich aus mit den Ehrenamtlichen in Kontakt treten. Auch andere Wohnheime und Initiativen wenden sich an uns und wir vermitteln eine passende Sprachbegleitung. Was ist die Rolle einer Sprachbegleiterin oder eines -begleiters? Ellen Alshut: Es geht primär um die reine Vermittlung. Das heißt, wir übersetzen das Gesprochene ohne Zusammenfassung, Kommentare oder Wertungen. Unsere Aufgabe ist es, trotz der vorhandenen Sprachbarriere die Kommunikation zu ermöglichen, beispielsweise zwischen den Geflüchteten und einem Arzt. Eine häufige Schwierigkeit ist es, dass wir als DolmetscherInnen direkt angesprochen werden. Das soll nicht passieren, da sonst die Kommunikation über den Kopf unserer MandantInnen hinweg stattfinden würde, statt mit ihnen. Was sind Ihre nächsten Schritte? Ellen Alshut: Wir möchten das Projekt weiter ausbauen. Wir suchen nach Sprachbegleiterinnen und -begleitern, vor allem in Serbo-Kroatisch, Albanisch, Arabisch, Persisch und Türkisch. Aber auch in Tigrinisch, Kurdisch, Mongolisch und Russisch möchten wir uns breiter aufstellen. Außerdem wollen wir mit weiteren Unterkünften oder Initiativen feste Kooperationen aufbauen. Beide Aspekte müssen natürlich im gleichen Maße wachsen, damit die Ehrenamtlichen nicht überfordert werden. In einem ProfiL-Seminar erarbeiten Studierende zurzeit eine Strategie, wie wir den Sprachbegleitungs-Pool ausbauen und uns mit weiteren Partnern vernetzen können. Eine Kollegin aus dem Gründungsteam und ich fungieren dabei als Tutorinnen. Auch in der Anfangsphase von Conn[ε]ction hat uns ProfiL unterstützt. Im Seminar „Mein Praxisentwicklungsprojekt“ haben wir viel fachlichen Input zu unseren ersten Schritten und zur Vorgehensweise bekommen. Ein weiterer wichtiger Schritt für unser Projekt ist die Gründung eines (eingetragenen) Vereins, welche wir gerade vorbereiten. Interview: Christian Sander 7 Etwas über 180 °C braucht es, damit die Maiskornhülle platzt. Anders als die meisten Popcornmaschinen arbeitet das Gerät des Instituts für Anlagen- und Verfahrenstechnik mit heißer Luft statt Fett. Das ist kalorienbewusst und spart durch die hohen Temperaturen auch Zeit. Studierende des ersten Semesters haben die Maschine als Praxisprojekt entwickelt. Sie macht nicht nur leckeres Popcorn, sondern demonstriert sehr gut die verschiedenen Prozesse in der Verfahrenstechnik, z. B. wie ein Zyklon das Korn von der Luft trennt oder was ein Wirbelbett ist. „Mischen, zerkleinern, trennen und reagieren – alles, was mit der Stoffumwandlung zu tun hat, ist Verfahrenstechnik”, sagt die wissenschaftliche Mitarbeiterin Katharina Göbel. Noch ungelöst ist bislang aber, wie die Salz- und Zuckerkristalle bereits in der Popcornmaschine an dem puffigen Snack haften bleiben. Noch erfolgt die Würzung erst im Nachgang. Ein Fall für die nächsten Erstsemester? Conn[ε]ction [email protected] https://www.facebook.com/connection.koeln Telefonsprechstunde (dienstags, 11.30 – 13.30 Uhr): 0157-868 405 13 180° Foto: privat Foto: Monika Probst, TH Köln Inside out_Winter 2015 Inside out_Winter 2015 8 | Titelthema Titelthema | 9 Die Heilige Ursula war der Eyecatcher auf der EXPONATEC Cologne. Die KISDStudenten Marc Köse und Juan Hollenstein haben ihre Interpretation der Legende in Acryl festgehalten. Anschließend wurden künstliche Fehlstellen eingebaut, wie Löcher im Malgrund oder abgeblätterte Farbe und Risse auf der Farbfläche. Auf dem Messestand des Instituts für Restaurierungs- und Konservierungswissenschaft (CICS) demonstrierten die Studierenden, wie sie diese Fehlstellen retuschieren, ergänzen und imitieren. Zeitgleich konnten Messebesucherinnen und -besucher ihre Kunstgegenstände von den Professorinnen und Professoren bei einer Kunstsprechstunde untersuchen lassen: Gemälde, Grafiken, Skulpturen, Bücher und Kleinmöbel. Dabei wurde auch eine kolorierte Chagall-Grafik untersucht. „Das besondere an ihr ist, dass Grafiken von Chagall nicht sehr häufig koloriert sind”, sagt Prof. Dr. Robert Fuchs. Ist sie also wirklich echt? Und wie viel ist sie wert? Die Analyse mit dem Farbspektrometer freut den Besitzer: Das scharlachrote Pigment zum Beispiel stammt von 1902. Für einen Fälscher wäre es nach dem 2. Weltkrieg äußerst schwer, dieses Scharlachrot zu besorgen, so Fuchs. Und das Schweinfurter Grün ist seit rund 70 Jahren als giftig deklariert aus dem Handel genommen. Diese naturwissenschaftliche Prüfung ist für den Wert der Grafik wesentlich. Jetzt muss das Comitée Marc Chagall klären, wie viel die Grafik wert ist. Weniger erfreut wird der Besitzer eines kubistischen Gemäldes von Emil Filla sein. Hier ergab die Röntgenfloureszenzanalyse, dass einige der Farbelemente 30 Jahre jünger sind, als das von 1918 datierte Bild. „Eher unwahrscheinlich, denn nach dem Krieg hat Filla nicht mehr kubistisch gemalt“, so Prof. Dr. Gunnar Heydenreich. Foto: Costa Belibasakis, TH Köln Inside out_Winter 2015 Inside out_Winter 2015 Lernen und Forschen | 10 | Lernen und Forschen 11 „How close are we to the Holodeck?“ Ende der 1990er schrieb Prof. Dr. Janet Murray vom Georgia Institute of Technology „Hamlet on the Holodeck: The Future of Narrative in Cyberspace“. In ihrem Standardwerk zeigte sie auf, wie der Computer durch technologische Entwicklungen die Ausdrucksformen unserer Geschichtenerzählung erweitert – ähnlich, wie es Druck- und Filmtechnologien für Literatur und Film getan haben. Knapp zwei Jahrzehnte später beschreibt die renommierte Wissenschaftlerin in ihrer Keynote zur Clash of Realities den Holodeck-Status quo der Gegenwart. Das Verschmelzen der physischen mit der digitalen Realität bietet demnach nicht nur in Spielen die Möglichkeit, mit allen Sinnen in die Fiktion einzutauchen. Auch in Filmen, der Kunst oder im Journalismus verändern neue Darstellungsformen unser Rezeptionsverhalten und beeinflussen unsere Wahrnehmung. Je nach Ausgestaltung und Grammatik der Szenarien gäbe es allerdings große Abstufungen, ob man mit der virtuellen Welt interagieren kann oder als passiver Rezipient außen vor bleibe. Mit der sogenannten Immersion wird der Eindruck beschrieben, wenn sich die Wahrnehmung der eigenen Person in der realen Welt vermindert und die Identifikation mit einer Person in der virtuellen Welt vergrößert. „Letztlich sind wir immer noch in der Experimentierphase”, sagt Murray. „Auch wenn einige behaupten, die virtuelle Realität ist tot, glaube ich, dass diese Technologien weiterhin großes Potenzial bieten für unsere erzählerische Ausdrucksfähigkeit.“ Foto: Costa Belibasakis, TH Köln Prominenter Besuch: Prof. Dr. Janet Murray sprach die Keynote auf der Clash of Realities 2015 Inside out_Winter 2015 Zwei Tage Hackathon Mit insgesamt rund 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmern war die sechste Clash of Realities ausgebucht. Zum ersten Mal fand sie in den Institutsräumen des Cologne Game Lab (CGL) am Standort Schanzenstraße statt. Die künstlerischwissenschaftliche Forschungskonferenz zu digitalen Spielen ist einzigartig in Europa. Neben den Vorträgen von insgesamt rund 50 Referentinnen und Referenten bot die Clash auch einen Hackathon an. 36 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, davon 30 Studierende der TH Köln, entwickelten in dem Wettbewerb zwei Tage lang Ideen für smarte Spiele, die Verkehrsteilnehmer stressfrei auf ihren individuellen Fortbewegungsmitteln durch die Großstädte begleiten und Lösungen für einen ruhigeren Verkehr bieten. Die beiden Siegerkonzepte sind Wave Calmer (Marek Skudelny und Till Gilsbach, TH Köln) und Moopi (Eric Wolpers, Uni Bremen, Nils Brüggesch,TH Köln und Mischa Linus). Wave Calmer ist ein Stau-Spiel, bei dem der Autofahrer sein Verhalten im dichten Straßenverkehr kontrollieren kann. Abruptes Abbremsen wird bestraft, die kontinuierliche Fortbewegung belohnt. Die Idee dahinter ist, den Stop-and-goVerkehr zu entzerren. Ähnlich der Pokémons sind Moopi kleine Wesen auf dem Smartphone oder der Smartwatch. Man füttert sie, in dem man sich durch die Stadt fortbewegt. Je nach Fortbewegungsmittel und -art entwickeln sich die Moopi unterschiedlich: sie werden muskulös, dünn, traurig oder glücklich. Hier ist die Idee, dass alle Verkehrsteilnehmer mit dieser Anwendung zu einem ruhigeren Verkehrsfluss beitragen. Die beiden Konzepte werden als Finalisten am Ford Smart Mobility Game Challenge teilnehmen, der mit drei Preisen im Gesamtwert von 17.500 Euro dotiert ist. Das CGL und das Institut für Medienforschung und Medienpädagogik der Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaften waren für die inhaltliche Gestaltung der Konferenz verantwortlich. Zum Projektteam gehörten außerdem die ifs internationale filmschule köln, das Institut für Medienkultur und Theater der Universität zu Köln, Electronic Arts und AG Games. Projektförderer war die Film und Medien Stiftung NRW. mp Inside out_Winter 2015 Lernen und Forschen | 12 | Lernen und Forschen 13 Nicht schon wieder nur Würstchen! Best off Showcase Medieninformatik +++ VDI-Preis für Schalldrucksignale +++ Mit entwaffnender Selbstironie haben Steven Beckers, Nico Bastian und Christian Franke den diesjährigen Showcase der Medieninformatik-Studiengänge am Campus Gummersbach gewonnen. Offenbar sehen die drei Bachelorstudenten einen gewissen Leidensdruck unter vielen heterosexuellen Gummersbacher Studenten: „Mal wieder eine Party, mal wieder nur Männer. Ätzend!” Auf einer „Würstchenparty” ist das männliche Geschlecht nämlich weit in der Überzahl. Mit ihrer gleichnamigen Website kann man jede beliebige öffentliche Veranstaltung bei Facebook automatisch durchsuchen – Würstchenparty: ja oder nein? Nach Eingabe des Facebook-Links zur Veranstaltung analysiert die Anwendung die Teilnehmer und gleicht die Vornamen mit einer Datenbank ab, um das Geschlecht der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu bestimmen. Anschließend wird die Geschlechterverteilung ermittelt und dem User grafisch dargestellt. Listen in Form von Topoder Flop-Würstchenpartys bietet die Website ebenfalls. Das Projekt haben die drei Studenten im Wahlpflichtfach Moderne Webanwendungen entwickelt. Für seine Masterarbeit „Untersuchungen zur Korrelation der Geometrie des MSG-Sprühlichtbogens mit dessen akustischem Verhalten bei unterschiedlichen Prozesssituationen” wurde Samuel Mann von der Fakultät für Anlagen, Energie- und Maschinensysteme mit dem ersten Platz des VDI-Förderpreises belohnt. Auf Grundlage erster Versuchsergebnisse entwickelte der Absolvent des Masterstudiengangs Maschinenbau ein Iterationsverfahren, um einen analytischen Zusammenhang zwischen Schalldruck und Lichtbogenenergie herzustellen. Damit können aus dem Schalldrucksignal wertvolle Informationen zum Schweißprozess gewonnen werden, die bisher nur aufwändig messbar waren. Mit der Auszeichnung ist ein Preisgeld in Höhe von 1.500 € verbunden. +++ Getriebeverschraubung, mobile Web-Anwendungen und ein Metallschmelzofen +++ www.würstchenparty.de Insgesamt zehn Arbeiten aus dem Bachelorund dem Masterstudiengang Medieninformatik wurden im Vorfeld für das Showcase als beste Projekte 2015 ausgesucht. Die Masterstudierenden Sheree Saßmanshausen, Philipp Schulte, Robert Gabriel und Franz-L. Jaspers haben im Modul Interaction Design ihr Smart Sustainable Home entwickelt. Der Prototyp einer intelligenten und nachhaltigen Haussteuerung zeigt die Energieflüsse im Haushalt und die Aktivitäten einzelner Geräte an. Die Geräte können außerdem automatisiert und angesteuert werden – das reduziert die Kosten und spart Ressourcen. mp (v. l.) Nico Bastian und Steven Beckers haben zusammen mit Christian Franke für würstchenparty.de den Showcase Medieninformatik 2015 gewonnen Foto: Daniela Kucharczyk Sahrah El Ghammaz Idee ist ein digitales Klangbuch für eine interaktive Reise durch die Musikwelt. Das Buch besteht aus Papier und einigen technischen Elementen: mittels leitender Tinte reagiert es auf Berührung, ebenso durch das Umblättern einer Seite. Dadurch kann man in den verschiedenen Kapiteln neben der klassischen Rezeption von Bild und Text auch die Songstruktur defragmentieren, in dem man einzelne oder beliebig viele Instrumental- und Inside out_Winter 2015 Gesangsspuren eines Lieds ansteuert. Man kann über Soundloops einen Song neu variieren. Auch verschiedene Versionen eines Stücks hält das Klangbuch bereit: Vom Probenraum, über die Studioaufnahme bis zur Liveversion. Derzeit arbeitet die Bachelorabsolventin noch an der Finalisierung ihres Prototypen. Einen Ausblick auf das Endergebnis zeigt sie schon jetzt auf www.klangbuch.net Für den besten Abschluss aus den Master- und Zusatzstudiengängen im Sommersemester 2015 (Note 1,09) ist Michael Wenz mit dem Förderpreis der Ferchau Engineering GmbH ausgezeichnet worden. Michael Wenz studierte am Campus Gummersbach den Masterstudiengang Produktdesign und Produktentwicklung. In seiner Abschlussarbeit beschäftigte sich Wenz mit der „Entwicklung eines Konzepts zur Getriebeverschraubung im Rahmen der Mensch-Roboter-Kollaboration“ für Mercedes-Benz. Weitere Preisträger sind Marco Busemann (Note 1,15) im Bereich Informatik sowie Dorina Katinka Weichert (Note 1,4) in den Ingenieurwissenschaften. Marco Busemann schrieb seine Bachelorarbeit im Studiengang Allgemeine Informatik zu „Best-Practice Lösungen für mobile Webanwendungen mit AngularJS und Ionic unter Performance-Aspekten“. Dorina Katinka Weichert aus dem Studiengang Allgemeiner Maschinenbau schrieb ihre Bachelorarbeit zur „Konstruktion eines Ofens zur Untersuchung des Erstarrungsverhaltens von Metallschmelzen“, eine Aufgabenstellung vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Köln. +++ Unterstützungsbox für Alzheimerpatienten +++ Simone Fahrenhorst, Absolventin der Köln International School of Design (KISD) der TH Köln, hat beim Kölner Design Preis 2015 den mit 5.000 Dollar dotierten zweiten Platz gewonnen. Ausgezeichnet wurde ihre Abschlussarbeit ProMemo, ein Unterstützungsangebot für die pflegenden Angehörigen von Menschen mit Alzheimerdemenz. In einer Box stellt sie Für ihr Demenzbegleiter-Set ist KISDAbsolventin Simone Fahrenhorst mit dem zweiten Platz des Kölner Designpreises 2015 ausgezeichnet worden Foto: Manuel Kniepe bestehende Unterstützungsangebote vor, vermittelt grundlegende Informationen und gibt praktische Tipps für den Alltag. Das Konzept wirke nicht nur durch eine positive Gestaltung der Tabuisierung des Themas entgegen, sondern stelle konkrete Anwendungen für den Alltag und Umgang mit Demenzkranken zur Verfügung, so die Jury in ihrer Begründung. Klar strukturiert und benutzerorientiert bietet ProMemo in Form eines (Erste-)Hilfe-Koffers einen sehr guten Leitfaden für diese neuen Situationen. Der Kölner Design Preis wurde von der Dr. R. G. Winkler-Stiftung in diesem Jahr zum achten Mal ausgelobt und zählt zu den am höchsten dotierten Designpreisen. +++ Fünf Auszeichnungen für Architekturstudierende +++ Gleich vier von fünf Auszeichnungen gingen beim Studentenwettbewerb des BDB-Landesverband NRW und der Landesbausparkasse LBS West an Studierende der Fakultät für Architektur der TH Köln. Der Wettbewerb hatte die Aufgabenstellung „Von der Schule zum innovativen Wohnquartier – Nachnutzung eines zentralen Gebäudeensembles in Aachen“. Mit der Arbeit „Q.68 aachen“ erhielten Dominik Briller und Daniel Ajwani den ersten Preis. Die Studierenden Sheila Abud und Miriam Mitzenheim wurden mit dem 3. Preis geehrt. Der 4. Platz ging einmal an Kay Maier und Michael Wiedemann und ein zweites Mal an Maria Natalia Gabriele Moura. Angemeldet hatten sich über 90 Projekte aus verschiedenen Hochschulen. Bei der Egon Eiermann Preisverleihung 2015, die von der Eternit AG ausgelobt wird, erhielt Henrik Hoffrogge die Auszeichnung „Engere Wahl”. Gefordert waren Ideen für ein Deutsches Architekturinstitut. Inside out_Winter 2015 Lernen und Forschen | 14 | Lernen und Forschen 15 Architektur goes Fashion Mit der Gestaltung von Körperproportionen und deren Relation zum Raum haben sich Studierende des Bachelorstudiengangs Architektur befasst. Im Modul „Grundlagen der Gestaltung“ haben die Erstsemester ihre eigenen Hauptachsen vermessen und sie auf Overalls übertragen. Die Anzüge konnten sie anschließend individuell und abstrakt gestalten. Auf der abschließenden Fashion Show präsentierten die Studierenden ihre Entwürfe. Leitung: Prof. Dr. Nadine Zinser-Junghanns Mitarbeit: Sabina Priese und Marcello B. Bonon In Shame (rechts) visualisiert Anna Katharina Wendler menschliche Emotionen in Form eines abstrahierten Wärmebildes. Das Gefühlschaos stellt sie als undurchdringliches Netz dar mit farbigem Epizentrum Niels Theunnissen hat seine Körperachse in die Länge gezogen. Seinen dominant-verzerrten Oberkörper nennt er Mystical Axes (links) Fotos: Marcello B. Bonon, TH Köln Inside out_Winter 2015 Inside out_Winter 2015 Lernen und Forschen | 16 | Lernen und Forschen Arev Karanfiloglu thematisiert mit Raven (links) die Verschwendungswut unserer Konsumgesellschaft und stellt die Frage nach einem maßvollen Umgang mit Ressourcen. Symbolisierte der Rabe in der Antike und der nordischen Mythologie Weisheit, ist er mittlerweile negativ konnotiert und steht für Bosheit, Unglück und Tod 17 Malka Rohan spielt mit dem Verfremdungseffekt des Wellen Gang (rechts), bei dem der Körper zu zerfließen scheint Catwalk im Altbau am Campus Deutz (oben). Auf der abschließenden Fashion Show präsentierten die Studierenden ihre Kreationen Fotos: Marcello B. Bonon, TH Köln Fotos: Heike Fischer, TH Köln Inside out_Winter 2015 Inside out_Winter 2015 Lernen und Forschen | 18 | Lernen und Forschen 19 Die Woche des Querdenkens Interdisziplinäre Projektwoche zu Stadtentwicklung, Storytelling und Brettspielen Platz 2 für ecommunity. In den multikulturellen MehrGenerationen-Häusern wird die gegenseitige Hilfe groß geschrieben und ökologisch gewirtschaftet, u. a. mit einer Regenwasseraufbereitung. Das gemeinschaftliche Zentrum bilden die Dachgärten, in denen auch Obst und Gemüse angebaut werden. Studierendenteam: Jan Berchem, Alison Blake, Oscar de Oliveira Nunes Neto, Miriam Deimel, Fabio Faccin, Marco Häufle, Lotta Hyvärinen, Michael Kopp, Katharina Krien, Viktor Martens, Theresa Mendrina, Tanja Nießen, Marco Rodrigues Ferreira, Lukas Romeijn, Florian Schmitz und Kaiwen Zhao Platz 3 für Bicycologne 2030, ein am Beispiel der Zülpicher Straße in Köln entwickelter Fahrradweg, der – deutlich getrennt vom Pkw-Streifen – sicherer für Radfahrer ist. Der Radweg hat eine solarbetriebene Beleuchtung und ein Enteisungssystem, das durch Grauwasser-Energie betrieben wird. Mit im Konzept: Fahrradhalterungen an Bussen und Bahnen, die längere Wegstrecken erleichtern. Studierendenteam: Ivonne Freya, Isabelle Müller, Steven Nagel, Daniele Natale, Desmond Nwaigwe, Hanna Rempe, Wladimir Rempel, Till Reuter, Anna Rinas, Sebastian Rochus, Daniel Ruffen, Carolin Schabbing, Arne Schlockermann und Lara Schluckebier Fotos: Heike Fischer, TH Köln 400 Studierende, sechs Fakultäten, 25 Ideen für ein großes Ziel: mehr soziale Innovationen für Köln und die Region. Für die interdisziplinäre Projektwoche der TH Köln hatten sich zum ersten Mal sechs Fakultäten zusammengetan: Die Fakultäten für Angewandte Sozialwissenschaften, Kulturwissenschaften, Architektur, Bauingenieurwesen und Umwelttechnik, Anlagen, Energie- und Maschinensysteme sowie Angewandte Naturwissenschaften. Deren Bachelorstudierende der höheren Semester sollten in interdisziplinären Gruppen Projektanträge für einen fiktiven Wettbewerb entwickeln, bei dem innovative Zukunftsprojekte zur Stadtentwicklung gefördert werden. Die Ansätze der Studierenden sollten dabei das Potenzial haben, später in einem realen Lehr- oder Forschungsprojekt fortgeführt und ausgearbeitet zu werden. In den bunt zusammengewürfelten Gruppen trafen eine Woche lang verschiedene fachliche Hintergründe und Perspektiven aufeinander: Soziale Arbeit, Design, Erneuerbare Energien, Verfahrenstechnik oder Bauingenieurwesen. Innerhalb der 25 Teams mussten sich die Studierenden selbst organisieren, wurden dabei aber unterstützt von studentischen Tutorinnen und Tutoren. Beim gemeinsamen Brainstorming und Recherchieren entstanden die verschiedensten Ideen: Zum Beispiel Fußgängerbrücken über den Rhein mit einer Beleuchtung, deren Energie durch die Bewegung der Passanten erzeugt wird. Oder Made in Cologne, ein Ansatz, bei dem die von Supermärkten weggeworfene Lebensmittel genutzt werden, um darauf Maden und Pilze zu züchten, die selbst als Lebensmittel genutzt werden können. Bei der Abschlusspräsentation in der Aula am Campus Südstadt wurden drei Siegerteams gekürt. Platz Eins gewann das Projekt equo, ein ökologisches Bussystem mit automatisierter Einstiegshilfe für Rollstuhlfahrer und Platzfindungshilfen für Sehbehinderte. Den zweiten Platz bekam die Studierendengruppe von ecommunity, einem Konzept, bei dem die Bewohner größerer Wohneinheiten gemeinschaftlich und ökologisch wirtschaften. Platz drei ging an Bicycologne 2030. Hier sollen Fahrradfahrer durch eine eigene Fahrspur deutlich vom PkwVerkehr getrennt werden. Die Radwege werden außerdem durch Energie, die mittels Grauwasser erzeugt wird, eisfrei gehalten. Foto: Heike Fischer, TH Köln Platz 1 für equo, ein Konzept für solarbetriebene Elektrobusse mit besseren Zugängen, einem hydraulischem Rampensystem und einem sensorbetriebenen Sitzplatzsystem. Studierendenteam: Philipp Krapp, Nils Krüll, Sascha Kurscheid, Yannick Liebertz, Matthias Lischka, Anuscheh Onsori, Lisa Peter, Stefan Peters, Christian Petry, Marvin Pfitzmann, Paula Pimentel da Silva, Katharina Querbach und Dennis Teutenberg http://thkprowo.profil2.web.th-koeln.de Fortsetzung auf Seite 20 Inside out_Winter 2015 Inside out_Winter 2015 Lernen und Forschen | 20 | Lernen und Forschen Fortsetzung von Seite 19 Neben dem Großprojekt „Zukunftsstadt“ arbeiteten die Studierenden auch in anderen interdisziplinären Gruppen zusammen. Die Fakultäten für Informations- und Kommunikationswissenschaften sowie für Informations-, Medien- und Elektrotechnik boten zwei Projektaufgaben an. Für das Smart City EU-Projekt Grow Smarter, das die Städte Köln, Barcelona und Stockholm durchführen, erarbeiteten die Studierenden als Übung Materialien zur Bürgerinformation. Die Informationsmaterialien sollen die Vorteile aufzeigen, die durch eine Datenerfassung über elektrische und thermische Energien in Privathaushalten oder bei der urbanen Mobilität entstehen. Mit „Multimedialem Storytelling“ beschäftigten sich Studierende der Bachelorstudiengänge Online-Redakteur und Medientechnologie das ganze Semester über. Sie zeigen die Berufsbilder beider Studiengänge anhand von sechs Alumni-Porträts. Dazu besuchten sie während der Projektwoche Absolventinnen und Absolventen an ihren Arbeitsplätzen, führten Interviews und filmten sie bei der Arbeit. Daraus erarbeiteten die Teams multimediale Porträts, die zum Ende des Semesters auf den Internetseiten des Studiengangs Online-Redakteur veröffentlicht werden. On Location: Im deutschen Luft- und Raumfahrtzentrum drehen Studierende mit einer Absolventin des Studiengangs OnlineRedakteur ein Berufsporträt Eine verspielte Projektwoche erlebten Studierende der Fakultäten für Angewandte Sozialwissenschaften sowie Informatik und Ingenieurwissenschaften. In der Games-Werkstatt entwickelten sie eigene Spielkonzepte. Eine Gruppe kreierte eine neue Brettspiel-Variante des Nintendo-Klassikers Mario Kart zum Thema Ethik und Games. Andere setzten das Thema Flucht und Albtraum um: in einem aus mehreren Ebenen bestehenden Spielfeld stürzen die Figuren in die Tiefe ihres Albtraums. Ein anderes Spielkonzept für Kinder handelt von Magiern und Trollen und begeisterte bei der Evaluation auch als Trinkspiel-Variante für Erwachsene. Ihre Ergebnisse mussten die Studierenden in Form einer Pecha-Kucha-Präsentation vorstellen: Innerhalb von sechs Minuten und 40 Sekunden müssen 20 Vortragsfolien gezeigt werden, die jeweils nur 20 Sekunden eingeblendet werden. Mit dem Thema Mensch-Computer-Interation befassten sich Studierende der Fakultäten für Informations- und Kommunikationswissenschaften sowie Architektur. Am Beispiel von Onlineshops für Friseurleistungen erarbeiteten sie Ideen für digitale Schnittstellen von Benutzeroberflächen. Dabei entwickelte ein Team sogar einen Prototypen für mobile Endgeräte, mit dem Kunden ihre Friseurtermine inklusive der Wunsch- und Zusatzleistungen buchen und vorab online bezahlen können. mp 21 Unter #thkprowo twitterten Studierende, Lehrende und Tutoren ihre Eindrücke während der Projektwoche: darunter Motivationsspritzen wie das Bergfest (links), erste Modelle (Mitte) und Überstundenankündigungen (unten links) Foto: Yve_O Foto: Mauro Rego Erste Erkenntnisse zur Gruppenarbeit: „The leader is not the one who speaks but the one who passes the mic” (oben) Foto: Mauro Rego Foto: Medieninformatik Spaßige Woche in der Games-Werkstatt: Studierende der Sozialen Arbeit und der Informatik erfinden neue Spiele, die auch gleich ausprobiert und evaluiert werden (rechts). Darunter Brettspiele mit Monstern und Trollen sowie zum Thema Flucht und Albtraum (unten links) Foto: Jürgen Sleegers Projektwoche auch bei den Erstsemestern, wie hier an der Fakultät für Architektur. Bei der Aufgabe „Campi di Venezia” bauten die Studierenden Modelle der venezianischen Plätze, die sie zuvor auf ihrer Exkursion in die Lagunenstadt besichtigt hatten (unten, Mitte) Foto: Jürgen Sleegers Foto: AKoeln Foto: Philipp Backes Foto: AKoeln Foto: Jürgen Sleegers Inside out_Winter 2015 Inside out_Winter 2015 Lernen und Forschen | 22 | Lernen und Forschen 23 Small-Talk: Bringen Telematik-Tarife Vorteile für die Verbraucher? Die Fitnessuhr bei der Kranken- und eine Blackbox für die Kfz-Versicherung – die Digitalisierung bietet neue Modelle für die Versicherungsbranche. Im internationalen Vergleich halten sich deutsche Versicherungen mit diesen Angeboten noch zurück. Das Versicherungssymposium der TH Köln beschäftigte sich in diesem Jahr deshalb mit den Kundenerwartungen und -erfahrungen in der Assekuranz angesichts der digitalen Sozialisierung. Für Dr. Michaele Völler, Professorin für Unternehmensführung und Versicherungsmarketing, überwiegen bei den Telematik-Tarifen für Verbraucherinnen und Verbraucher die Vorteile. Fotos: Heike Fischer, TH Köln Das temporäre Du ist eine Grundregel auf einem Barcamp – selbst zwischen Studierenden und Präsidium. Nadja Oertel und Monika Bröhl (v. l.) wollen mit Barcamps das Mitspracherecht der Studierenden verbessern. Auf ihrer Premiere „Mitmachen statt absitzen“ ist das bereits gut gelungen Deutschlands größter Kfz-Versicherer will 2016 Telematik-Tarife anbieten: Wer seinen Fahrstil mit einer im Auto installierten Blackbox kontrollieren lässt, zahlt niedrigere Beiträge. Hat das nicht etwas von Überwachung statt einem echten Mehrwert für den Versicherer? Michaele Völler: Überwachung ist heute schon fast normal: In einer Welt, in der fast jeder Google benutzt, Nachrichten über WhatsApp austauscht, mit der Payback-Karte einkauft und ein Smartphone bei sich trägt, ist es letztlich doch schon üblich, dass man besondere Leistungen oder Vergünstigungen nur noch im Austausch gegen Daten erhält. In manchen Fällen ermöglichen es die Daten sogar erst, den Kunden besser zu verstehen und ihm einen besonderen Vorteil zu bieten. Tatsächlich sehe ich in den Telematik-Tarifen einen deutlichen Mehrwert für die Versicherten: Autofahrer können aufgrund des Feedbacks aus den Systemen ihre Fahrweise verbessern und leben damit sicherer. Zudem profitieren sie bei vorsichtiger Fahrweise von den günstigeren Prämien. Obendrein bietet die verwendete Technologie die Möglichkeit, bei einem Unfall sofort Hilfe zum Unfallort zu schicken. Wenn dadurch mein eigenes oder das Leben meines Kindes gerettet wird, empfinde ich das als großen Mehrwert. Müssen Kundinnen und Kunden befürchten, dass die Preise von Nicht-TelematikTarife in Zukunft steigen werden? Michaele Völler: Die mir bekannten Konzepte sehen lediglich vor, dass gutes Fahrverhalten belohnt wird. Ein schlechtes Fahrverhalten führt dazu, dass man bei der alten Prämienhöhe bleibt, aber nicht mehr zahlt. Die Telematik-Tarife geben einen Anreiz, vorsichtiger zu fahren. Wenn dies zu weniger Unfällen und geringeren Schadenaufwendungen führt, ist ein Rabatt hierfür gerechtfertigt. Wenn alle guten Fahrer in einen solchen Telematik-Tarif wechseln würden, blieben natürlich irgendwann nur noch die schlechten Fahrer im alten Tarif und müssten entsprechend für ihren höheren Schadenaufwand auch mehr bezahlen. Aber selbst dann: Da man sein Fahrverhalten beeinflussen und zum guten Fahrer werden kann, muss ein „normaler“ Kunde aus meiner Sicht nichts befürchten. Haben sich die Erwartungen der Kunden an Versicherungen durch die Digitalisierung und Angebote von Google, Facebook und Amazon denn geändert? Michaele Völler: Durch Google sind wir gewohnt, dass alles intuitiv und leicht ist. Foto: privat Amazon macht individuelle Vorschläge zu Produkten, die hilfreich und nützlich für mich sind. Facebook macht das „Sharing“ leicht. Solche Erfahrungen prägen natürlich unsere Erwartungen auch an Versicherungen. Die Anforderungen an Versicherer steigen damit. Mit welchen Angeboten können sich Versicherer attraktiver aufstellen und dadurch vielleicht auch den alten Versicherungscharme abstreifen? Michaele Völler: Das Produkt im Versicherungswesen ist ein in die Zukunft gerichtetes Leistungsversprechen, also immateriell. Nach dem Kauf erleben die meisten Kunden ihre Versicherung nur durch die jährliche Rechnung. Versicherer sollten nach wertschaffenden Zusatzservices jenseits der alten Industriegrenzen suchen, die charmant mit ihrem Kernprodukt verknüpft sind und für häufigere positive Erlebnisse und damit Kundenzufriedenheit sorgen. Interview: Monika Probst Mitgemacht statt abgesessen Barcamp an der TH Köln für mehr studentische Mitsprache Barcamps machen hungrig. Vielleicht wird auf Barcamps aber auch deshalb gerne gegessen, weil stets genug süßes und herzhaftes Fingerfood gereicht wird. Fakt ist, dass anregende Konversation und leckeres Essen gut miteinander harmonieren. Nadja Oertel und Monika Bröhl haben an der TH Köln unter dem Motto „Mitmachen statt Absitzen“ das Barcamp „Digital. Vernetzt. Beteiligt.” organisiert – und auch das reichhaltige Catering durchgesetzt. „Zum Glück“, wie sich im Nachhinein heraus gestellt hat. „Das Essen war sicher mit ein Grund, warum alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer bis in den Abend so motiviert waren“, sagt Nadja Oertel. Anders als auf Tagungen gibt es auf Barcamps keine gesetzten Referenten: alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind Zuhörer und Sprecher zugleich. „Man nennt sie deshalb Teilgeber“, sagt Nadja Oertel. Schon seit gut zwei Jahren beschäftigen Oertel und Bröhl sich in Inside out_Winter 2015 ihrem Bachelorstudium der Sozialen Arbeit mit dem Modell der sogenannten (Un-)Konferenz, bei der die Mitglieder basisdemokratisch Inhalte und Abläufe zu Beginn der Veranstaltung gemeinsam entwickeln. Jeder kann seine Ideen einbringen, die dann in thematischen Sessions münden. Auf denen wird dann frei diskutiert. Keine Hierarchie, keine Angst vor Bewertung. „Das temporäre Du war für viele eine Herausforderung, ist aber nicht zu unterschätzen.“, sagt Monika Bröhl. „Man bewegt sich dadurch auf einer Augenhöhe, die Atmosphäre ist persönlicher und sehr wertschätzend.“ Gestreamte Vorlesungen sind beliebt Immerhin rund die Hälfte der 65 Teilgeberinnen und -geber waren Lehrende, die sich an einem Samstagmorgen zum Campus Südstadt aufgemacht hatten – darunter auch Vertreterinnen und Vertreter anderer Hochschulen. Die weiteste Anreise hatte eine Dozentin aus Konstanz. Neben Studierenden waren auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Einrichtungen wie dem Kompetenzteam Hochschuldidaktik oder aus dem Referat für Studium und Lehre gekommen. „Wir waren sehr beeindruckt, wie offen sich alle auf die Diskussion mit uns Studierenden eingelassen und welche Lernbereitschaft die Lehrenden gezeigt haben“, so Nadja Oertel. Im Mittelpunkt stand der Einsatz digitaler Medien in der Lehre: was ist sinnvoll, welche Formate haben einen Mehrwert, gerade im Hinblick auf die Flexibilisierung der Lehre? Die berufstätigen Mütter Bröhl und Oertel spricht das Thema auch persönlich stark an. Kind, Studium und Job unter einen Hut zu bringen schlaucht. Der Einsatz gestreamter Vorlesungen und Open Educational Resources ist vielen Studierenden ebenso hilfreich wie der persönliche Austausch mit den Lehrenden. Die Weiterentwicklung des Flipped Classroom-Modells wurde deshalb auf mehreren Sessions engagiert diskutiert. Auf http://barcamp.th-koeln.de werden alle Session-Ergebnisse veröffentlicht, einige wurden bereits von den Lehrenden der Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaften intensiv besprochen. Barcamp als gelebte Beteilung „Ein Barcamp bietet Studierenden echte Beteiligung, im Gegensatz zur Schein-Partizipation in etablierten Hochschulgremien, in denen Studierende vertreten sind“, sagt Monika Bröhl, meint das aber nicht als Kritik, sondern als eine Möglichkeit zur Weiterentwicklung. „Natürlich macht es viele Prozesse leichter, wenn man die Kontrolle auf weniger Akteure verteilt, das kann ich verstehen. Aber die Rahmen- und Hochschulentwicklungspläne fordern nun mal eine echte aktive Beteiligung der Studierenden und eine Flexibilisierung der Lehre. Durch ihre flache Hierarchie können Barcamps solche Prozesse gut vorantreiben“. Das Konzept der (Un-)Konferenz gibt es bereits seit über zehn Jahren und kommt – wie so oft – aus den USA. An deutschen Hochschulen hält es eher schleppend Einzug. „Die Hochschulen verschlafen die Entwicklung, ähnlich, wie sie sich bisher schwer tun mit der Digitalisierung“, so Nadja Oertel. Ihr Urteil werden die beiden Studentinnen in ihrer Bachelorthesis auf Evaluationsergebnisse stützen. Ihre Recherche hat bereits ergeben, dass es zum jetzigen Zeitpunkt kaum wissenschaftliche Untersuchungen zu Barcamps gibt. Ideen, wie das Format an Hochschulen eingesetzt werden kann, haben beide griffbereit: Als Teil der Einführungswoche, als Ersatz für den Evaluationstag oder als neue Form der Praxismesse. „Natürlich kann ein Barcamp nicht alles ersetzen, genauso wenig wie die Digitalisierung die Präsenzlehre. Aber im Bereich des Forschenden Lernens bringt es Studierenden wirklich viel: man wird selbstbewusster, lernt frei zu sprechen und konkret auszudrücken, was einem wichtig ist“, betont Monika Bröhl. Dass die Vizepräsidentin für Lehre und Studium, die ebenfalls Teilgeberin des Barcamps war, bereits ihr Interesse an der Abschlussarbeit angemeldet hat, setzt das eingespielte Team nicht unter Druck. Das temporäre Du hat beide Seiten locker miteinander in Kontakt gebracht. mp Inside out_Winter 2015 Lernen und Forschen | 24 | Lernen und Forschen 25 Geigenbauerin Silke Lichtenberg (32) benutzt für ihr Gesellenstück, die Violine, einen Fernambuk-Bogen. In ihrer Masterthesis über die bedrohte Holzart stellt sie die Frage, wie viel Nachhaltigkeit uns unsere kulturellen Traditionen wert sind Ein Holz für den besonderen Klang Das Kunsthandwerk des Geigen- und Bogenbaus gehört seit der Renaissance zur abendländischen Kultur. Doch in Zeiten globalisierter Märkte und knapper Ressourcen sind diese Nischenberufe bedroht. Geigenbauerin Silke Lichtenberg hat Energie- und Umweltmanagement studiert und sich am ITT mit der aktuellen Entwicklung dieser traditionsbewussten Branche beschäftigt. Wie viel Nachhaltigkeit ist uns dieses Kulturgut wert? Um den Klang berühmter Geigen und ihre Baumeister ranken sich Legenden. Noch heute gilt der Italiener Antonio Giacomo Stradivari als der wohl beste Geigenbauer der Geschichte. Für 11,6 Millionen Euro wechselte seine Violine Lady Blunt vor fünf Jahren ihren Besitzer – das ist Rekord. Teure Geigen werden von Konzernen als prestigeträchtiges Investment bewertet. Weit weniger öffentliche Beachtung findet dagegen der Streichgegenstand, der einer Violine ihre Töne entlockt: der Bogen. Der Violinist Giovanni Battista Viotti prägte den Leitspruch „Die Geige, das ist der Bogen“. Auch hier gibt es qualitativ große Unterschiede. In der Fachwelt der Musiker und Bogenbauer überwiegt die Meinung, dass die besten Bögen nur aus einem Material hergestellt werden können: Es ist das Holz des Fernambuk, auch PauBrasil genannt. Nur mit Hilfe des brasilianischen Nationalbaums würde eine Geige ihre warme Klangfarbe bekommen. Nationalbaum vom Aussterben bedroht „Dieser subjektive Eindruck ist allerdings stark beeinflusst durch unsere kulturgeschichtliche Tradition“, sagt Silke Lichtenberg. Die Absolventin des Masterstudiengangs Environment and Resources Management am Institut für Technologie und Ressourcenmanagement in den Tropen und Subtropen (ITT) ist gelernte Geigenbauerin. Wenn sie Violine spielt, bevorzugt sie ebenfalls den Klang eines Bogens aus dem Tropenholz. In ihrer Masterthesis stellt sie aber diese oft formulierte Alternativlosigkeit Foto: Heike Fischer, TH Köln Inside out_Winter 2015 in Frage. Denn in seinem natürlichen Verbreitungsgebiet im atlantischen Regenwald Brasiliens ist der Pau-Brasil, stark bedroht. Die Schuld dafür tragen nicht die Musikerinnen und Musiker. Während der portugiesischen Kolonialisierung im 16. Jahrhundert war Pau-Brasil der wichtigste Rohstoff der brasilianischen Kolonie. Aus ihm wurden scharlach- und karmesinrote Farben gewonnen. Später mussten die Wälder erst den Zuckerrohrplantagen, dann der Papierindustrie weichen. Nur noch sieben Prozent der Waldfläche ist heute vorhanden. Deshalb ist der Pau-Brasil auf die Rote Liste gesetzt worden, und im Washingtoner Artenschutzabkommen, das den internationalen Handel bedrohter Tier- und Pflanzenarten einschränken soll, in die Kategorie zwei aufgenommen worden. Das bedeutet hohe Auflagen für den Bogenbauer: Nur noch vor 2007 geschlagenes und zertifiziertes Holz darf verwendet werden. Kostbares Holz, billige Produktion In ihrer Masterthesis hat Silke Lichtenberg die kulturgeschichtliche Entwicklung des Geigen- und Bogenbaus mit der industriellen Entwicklung verknüpft und die heutige Vermarktungskette vom Angebot in Brasilien bis zu den Absatzmärkten in Europa, Asien und Nordamerika untersucht. Eigentlich sollte man meinen, dass die Preise für einen Geigenbogen durch die Sanktionen steigen müsste – mitnichten. Auf dem chinesischen und osteuropäischen Markt werden Bögen aus Fernambuk so günstig produziert, dass ein Anfängerbogen bereits für 120 Euro verkauft wird. Deutsche, teurere und hochwertigere Bogen sind deshalb zunehmend nur für semi- und professionelle Musiker interessant. Konzert in der Carnegie Hall in New York mit einfachen Karbonbögen vorlieb nehmen. Silke Lichtenberg stellt die Frage, ob Kinder und Jugendliche für ihren Geigenunterricht nicht auch mit einem heimischen Holz oder mit Karbon vorlieb nehmen können. „Fernambuk sollte nicht mehr für die günstigen Bögen verwendet werden“, fordert sie. Doch wenn das Tropenholz von Bogenbauern als qualitativ alternativlos bewertet wird – wie sie in ihrer Umfrage festgestellt hat – und gleichzeitig dieses kostbare Gut für wenig Geld in Massen verscherbelt wird, stellt sich die Frage: Zu wie viel Verzicht im Sinne der Nachhaltigkeit ist der Einzelne bereit? Kann Aufklärungsarbeit hier helfen? Traditionsberuf in Gefahr? Für den traditionellen Bogenbau ist das eine Horrorvorstellung. Knapp 50 Bogenbauer gibt es in Deutschland. Sie sehen ihre Existenz bedroht. Angesichts der globalen Szenarien von Hunger, Krieg und Flucht eigentlich ein untergeordnetes Thema, oder etwa nicht? „Klar habe ich mehr als einmal gedacht, dass ich mich nicht mit einem existenziellen Thema auseinandersetze, mit denen wir uns am ITT eigentlich beschäftigen. Aber andererseits lässt sich mein Thema gut auf andere Nischenprobleme übertragen.“ Denn in ihrer Gesamtheit bilden diese vergleichsweise geringfügigen Probleme und Thematiken die kleinen Rädchen in einem vielschichtigen und vielseitigen Getriebe, sowohl beim Umweltschutz als auch bei der kulturellen Identität. „Jedes sozioökologische System durchläuft gewisse Phasen, aus denen wir Rückschlüsse ziehen können über kommende Entwicklungen“, sagt die 32-Jährige. Und die könnten schlecht aussehen für Bogenbauer und Musiker: Wenn der Pau-Brasil weiter illegal abgeholzt wird und in die erste Kategorie des Washingtoner Artenschutzabkommens eingestuft werden sollte, dann müssen Profimusiker auf internationalen Tourneen auf ihre Fernambukbögen verzichten. Als Beispiel für die restriktiven Folgen, die die Stufe eins haben kann, nennt Silke Lichtenberg die Berliner Philharmoniker: Einige ihrer Bögen sind – wie seit Jahrhunderten üblich – mit einem kleinen Stück Elfenbein ausgestattet. Die Bögen wurden vom US-amerikanischen Zoll kassiert – die Streicher mussten bei ihrem Von Musikern und Geigenbauern initiiert, gibt es mittlerweile Wiederaufforstungsprogramme, um auch in Zukunft Fernambuk kommerziell nutzen zu können. Silke Lichtenberg, die für ihre Masterthesis mit dem ersten Preis des ITT für die beste Jahrgangs-Abschlussarbeit ausgezeichnet wurde, überlegt gerade, das Thema in einer Promotion weiter zu verfolgen. Ihre Erkenntnisse zum Pau-Brasil-Bogenbau möchte sie mit der Verwendung des ebenfalls gefährdeten Ebenholzes im Geigenbau vergleichen. „Möglicherweise gibt es hier Parallelen zur Situation auf Madagaskar, wo das Ebenholz geschlagen wird.” mp „Es geht nicht nur um Artenschutz, sondern auch um unsere kulturelle Identität“ Foto: Costa Belibasakis, TH Köln Inside out_Winter 2015 Lernen und Forschen | 26 | Lernen und Forschen 27 Abgesaugt: Vom Grund auf gereinigt Rund 16 Prozent der weltweiten Energie wird durch Wasserkraft erzeugt. Die dafür nötigen Stauseen sind teuer in der Instandhaltung, denn sie drohen ständig durch Gesteinsablagerungen zu verlanden. Auch deutsche Talsperrenbetreiber investieren mehrere Millionen Euro, um die Becken aufwändig auszubaggern. An der TH Köln haben Wissenschaftler ein einfaches, kostengünstiges und CO-freies Verfahren entwickelt, um Stauseen nachhaltig von Sedimentablagerungen zu befreien. Im Wasserbaulabor untersucht Ingenieur Yannick Ratke, wie sich einzelne Bauteile des zum Patent angemeldeten Messgeräts weiter optimieren lassen Foto: Thilo Schmülgen, TH Köln Kalifornien wartet auf das Ende der Dürre. Seit vier Jahren vertrocknen Flora und Fauna, müssen Bürger wie Farmer sich an drastische Wassersparvorgaben halten. Die Stauspeicherbecken sind nahezu leer. Experten wie das Goddard Institute for Space Studies der Nasa prognostizieren, dass „Mega-Dürren“ wie die California Drought „mindestens 30 bis 35 Jahre dauern“ könnten. Neben den Wetter- und Klimafaktoren bereiten den US-Behörden und Experten auch die Stauseen selbst Probleme: Sie führen nicht nur immer weniger Wasser, sondern verlieren große Mengen ihrer Speicherkapazität. Auf dem Grund der Seen sammeln sich so viele Ablagerungen, dass der Boden geradezu nach oben anwächst. Das Problem der Sedimentation gilt für alle Stauseen weltweit. Alle zwei bis drei Jahre müssen Stauseen mit aufwendigen Verfahren von den Sedimentablagerungen befreit und dabei teilweise abgelassen und ausgebaggert werden. Ein teures Verfahren: Alleine beim US-amerikanischen Glen-CanyonDamm kostet das jeweils rund sechs Millionen US-Dollar. Inside out_Winter 2015 Deshalb zeigten im Frühjahr 2015 US-amerikanische Wissenschaftler und Behörden auf der Joint Federal Interagency Conference on Sedimentation and Hydrologic Modeling (SEDHYD 2015) in Nevada großes Interesse, als das Labor für Wasser und Umwelt der TH Köln seine Forschungsergebnisse vorstellte. Warum nicht den Grund der Stauseen mit einem speziellen Staubsauger abfahren? Fräsen, Saugen, Abtransportieren Unter dem Namen „Kontinuierliche Lösung und Aufnahme von Sedimentablagerungen“ (KLASed) leitet Prof. Dr. Christian Jokiel das Forschungsprojekt an der Fakultät für Bauingenieurwesen und Umwelttechnik. Das dabei erarbeitete Verfahren ist einfach, kostengünstig, frei von CO und zum Patent angemeldet. Außerdem schafft es als bisher einziges Verfahren die in den Europäischen Wasserrichtlinien geforderte Durchgängigkeit von Stauanlagen für Sedimente. „Es ist eine Schlüsseltechnologie zur CO-freien Energieerzeugung und -speicherung aus Wasserkraft“, so Jokiel. Die ursprüngliche Idee stammt vom Kooperationspartner DB Sediments. Bereits 2011 hatte das Unternehmen zusammen mit der RWTH Aachen eine naturnahe Lösung entwickelt gegen die Verlandung von Stauseen. Dabei fährt eine schwimmende Arbeitsplattform kontinuierlich über das Gewässer. Die Ablagerungen auf dem Boden werden über eine Fräse gelockert, schichtweise vom Boden gelöst, wie bei einem Staubsauger abtransportiert und in den Flussablauf geleitet. Dieses bisher einzigartige Verfahren wurde jetzt an der TH Köln von den Ingenieuren Yannick Ratke und Timo Fahlenbock optimiert. Sie haben ein Gerät entwickelt, das die Sedimentschichten mit einem Wasserstrahl vollautomatisch vom Boden löst und in ökologisch sinnvollen Konzentrationen in das fließende Gewässer abgibt. „Eigentlich ist die Sedimentation und Erosion ein natürlicher Prozess in Flüssen“, sagt Yannick Ratke. „Sedimente und Schwebstoffe sind für fließende und stehende Gewässer sehr wichtig: Sie schützen das Gewässer vor Erosion und sind ein wichtiger Lebensraum für die Bodenlebewesen.“ Stauseen unterbinden diesen natürlichen Vorgang. Während sich am Grund der Seen die Ablagerungen sammeln, führen die Flüsse im weiteren Verlauf nur noch wenige Schwebstoffe mit sich. Das führt flussabwärts zu vermehrter Erosion. „Eigentlich ist Sedimentation ein natürlicher Prozess und für Gewässer sehr wichtig“ Mit 120 bar gegen die Verkrustungen Bei ihren Untersuchungen im Wasserbaulabor am Campus Deutz haben Ratke und Fahlenbock die Form, Art und Größe des kombinierten Wasserstrahldüsen-Saugkopfes und des Absaugrohres optimiert. Dessen Abstand zur Sedimentoberfläche ist ebenso entscheidend wie der entsprechende Wasserdruck der Düsen – damit nicht zu viele Sedimente gleichzeitig gelöst werden und eine Trübung im Stausee entsteht. „Größe, Struktur und organische Anteile der Sedimente sind unterschiedlich. Auf diese Eigenschaften muss der Wasserstrahl angepasst werden, der sich unter Wasser anders verhält, als über Wasser“, so Ratke. „Viele dieser Ablagerungen haben sich so sehr verfestigt, dass hohe Wasserdrücke von bis zu 120 bar nötig sind, um diese wieder zu lösen“. Das Erodieren der Sedimente variiert je nach Beschaffenheit der Spüldüse und des Wasserdrucks. Die Dichte und Konzentration der gelösten Schwebstoffe sind ebenfalls entscheidende Aspekte. Dazu hat das Team ein neuartiges Messgerät entwickelt, das jetzt zum Patent angemeldet ist. Es misst vollautomatisch die Konzentration der Schwebstoffe im Wasser. Im Gegensatz zu dem gängigen Coriolis-Messgerät ist der Prototyp des Labors für Wasser und Umweltr kostengünstig, leicht und misst sehr präzise – auch in Gewässern, die durch ihre hohe Biomasse eine hohe Methanemission aufweisen. Dadurch kann man die Förderrate des Sediments flexibel auf die individuellen Gegebenheiten der Stauseen anpassen. Der Projektpartner DB Sediments wird die neue Technik, deren Entwicklung vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit rund 311.000 Euro gefördert worden ist, jetzt an der Heilenbecketalsperre im Ennepe-Ruhr-Kreis einsetzen. In den nächsten zwei Jahren wird die Anlage rund 2.000 m³ Sedimentablagerungen dem Gewässer der Heilenbecke zuführen. Ratke und seine Kollegen arbeiten jetzt an der Veröffentlichung ihrer Untersuchungen. „Danach werden wir sicher wieder enger mit den internationalen Kollegen in den Austausch kommen.” mp Inside out_Winter 2015 Lernen und Forschen | 28 | Lernen und Forschen Ausbalanciert: Gut Ding will Weile haben 29 Zehn Jahre re Entwicklungsarbeit: Sebastian Zareba hat mit Feedbalance einen Balancetrainer mitkonzipiert, ipiert, auf dem Kranke und Sportler gleichermaßen maßen ihren Gleichgewichtssinn trainieren en können Menschen, die einen Schlaganfall erlitten oder eine Hüftoperation hinter sich haben, müssen ihren Gleichgewichtssinn stimulieren. Dabei kann zukünftig ein Balancetrainer helfen, der im Labor für Regelungstechnik und Mechatronik entwickelt worden ist. Zehn Jahre Forschungsarbeit stecken in Feedbalance – dafür ist mit dem Gerät das Hinfallen jetzt fast nicht mehr möglich. Als Sebastian Zareba zum ersten Mal von der Idee eines „feedback-orientierten Balancetrainers“ hörte, studierte er im fünften Semester Konstruktionstechnik. Für Prof. Dr. Heinrich Ratjen erarbeitete er als studentische Hilfskraft die ersten Entwürfe. Zehn Jahre später ist sein damaliger Professor emeritiert und Zareba beschäftigt sich noch immer mit dem Balancetrainer: Als Projektleiter in einen Nachfolgeprojekt im Labor für Regelungstechnik und Mechatronik von Prof. Dr. Mohieddine Jelali. Ein ganzes Jahrzehnt für eine Idee: Wie fühlt es sich an, wenn aus einer Vision ein beinahe marktreifes Produkt geworden ist? „Sehr gut“, antwortet der heute 31-jährige und grinst breit. Und was kann der feedback-orientierte Balancetrainer, der auf den Namen FeedBalance hört? „Das Gerät analysiert die Balancefähigkeit eines Probanden und kann durch gezielte Stimulation das Gleichgewichtsverhalten verbessern“, erklärt Zareba. Grundlage dafür ist eine sehr präzise Druckplatte des Projektpartners zebris Medical, durch die Zarebas Team bis auf einen Millimeter genau sagen kann, wo der Schwerpunkt eines Menschen liegt und wie gut er diesen Schwerpunkt halten kann. „Jeder Mensch schwingt hin und her – auch wenn man das Gefühl hat, exakt gerade zu stehen. Diese Schwingungen messen wir. Durch ihre Veränderungen können wir etwa berechnen, ob der Mensch auf dem Gerät die Augen geschlossen hat oder auf einem Bein steht“, sagt Zareba. Hinfallen (fast) unmöglich Die Technik könnte beispielsweise in Krankenhäusern eingesetzt werden. Bei Patienten, die nach langwieriger Krankheit das Bett wieder verlassen dürfen, muss getestet werden, wie gut der lange Zeit untätige Gleichgewichtssinn funktioniert. „Bislang machen Mediziner eine Inside out_Winter 2015 Sichtprüfung, um zu entscheiden, wie gut der Patient stehen kann. FeedBalance kann diese Entscheidung mit genauen Daten unterstützen“, sagt Zareba. Ein weiterer Vorteil gegenüber der bisherigen Vorgehensweise: Solange der Patient auf der Platte steht, kann er im Prinzip nicht umfallen. Denn zwei Motoren bewegen die Druckplatte und reagieren auf die Gleichgewichtsveränderungen der Probanden. „Ein Mensch, der das Gleichgewicht verliert, behält seine Körperspannung, kippt aber in eine Richtung um. Wenn man schwankt oder umfällt, geht dem eine Verlagerung des Schwerpunkts voraus. Unsere Sensoren messen und berechnen, in welche Richtung der Patient das Gleichgewicht verliert. Die Motoren bewegen die Platte entsprechend und gleichen das Umfallen aus. Solange man nicht zusammensackt, ist Umfallen also unmöglich“, so der gebürtige Kölner. Training für Kranke und Sportler Menschen, deren Gleichgewichtssinn etwa durch einen Schlaganfall oder eine Hüft-Operation beeinträchtigt ist, können mit FeedBalance trainieren. „Die Platte wird sanft unter dem Patienten wegbewegt, so dass dieser ins Schwanken kommt und ausgleichen muss. Damit stimulieren und trainieren wir den Gleichgewichtssinn und stabilisieren den Patienten auf Dauer“, sagt Zareba. Auch für Profisportlerinnen und -sportler bietet die Plattform Trainingsmöglichkeiten, etwa für die Reaktionsfähigkeit. „Dann wird die Platte sehr abrupt bewegt, wir erreichen Bewegungsgeschwindigkeiten von bis zu einem Meter pro Sekunde. Das ist dann auch für Hochleistungssportler eine Herausforderung.“ Auf dem Weg zur Serienreife Seit den ersten Konzepten vor zehn Jahren ist viel Forschungs- und Entwicklungsarbeit in FeedBalance gesteckt worden. In drei Forschungsprojekten ist aus einer Idee ein beinahe fertiges Produkt geworden. Etwa 25 Studierende brachten sich insgesamt in das Vorhaben ein und verfassten rund 20 Abschlussarbeiten. Nun ist FeedBalance patentiert und bereit für die Serienfertigung. Die von Zareba und seinem Team geschriebenen Trainingsprogramme und verschiedenen Modi sollen jetzt vom Klinikum der Universität München für zwei Monate durch Probanden erprobt werden. Wenn diese Tests erfolgreich sind, muss der FeedBalance-Trainer noch für die Serienproduktion optimiert werden. Dies übernimmt der Projektpartner Haider Bioswing, der das fertige Produkt auch vertreibt. „Zurzeit haben wir noch ein recht einschüchterndes, rohes Design mit vielen Kabeln und blankem Metall. Die Motoren sollen deutlich kleiner und nicht mehr sichtbar sein, so dass das ganze Gerät freundlicher wirkt. Zudem benötigen wir noch ein Display, in dem das aktuelle Trainingsprogramm angezeigt wird“, sagt Zareba. „Natürlich hat nicht alles auf Anhieb funktioniert“, gibt der Projektleiter zu. „Aber wir sind die Probleme so angegangen, wie man das in Ingenieurberufen macht: Wir haben die Schwierigkeiten untersucht, erkannt und dann gelöst.“ Im heutigen Prototyp seien alle Ideen umgesetzt, die das Team schon im allerersten Vorgängerprojekt formuliert hatte. Zarebas Wunsch: „Phantastisch wäre es natürlich, wenn das Produkt auf den Markt kommt und sich auch halten kann. Als alter Mann könnte ich dann in der Reha auf meinem eigenen Gerät trainieren.“ Christian Sander Foto: Thilo Schmülgen, TH Köln Inside out_Winter 2015 30 | Wissen Wissen | 31 Neuberufene Professorinnen und Professoren Prof. Dr.-Ing. Stefan Grünwald (38) Fünf Jahre Campus Leverkusen Ihr fünfjähriges Jubiläum feierte die Fakultät für Angewandte Naturwissenschaften mit zahlreichen Gästen im Bayer Kasino. Neben der Festrede von Altpräsident und Hochschulratsmitglied Prof. Dr. Joachim Metzner gab es mehrere Podiumsrunden zum „Student Life Cycle am Campus Leverkusen“. Die Erfolgsgeschichte des Campus Leverkusen betonte auch Prof. Dr. Klaus Becker, Geschäftsführender Vizepräsident der TH Köln. „Alles was wir vor fünf Jahren bis heute geplant hatten, haben wir erreicht – angefangen vom Aufbau der Studiengänge und der Forschungsaktivitäten, über Kooperationen im Bereich Wissenstransfer bis hin zu Kooperationen mit anderen Fotos: Costa Belibasakis, TH Köln Wissenschaftseinrichtungen.” Die Bilanz nach fünf Jahren: Rund 700 StudieMitgründung des fakultätsübergreifenden Forrende, 100 Absolventinnen und Absolventen, schungsinstituts STEPS. Zum Abschluss der Juaktuell 14 Promovendinnen und Promovenden, biläumsfeier trat die neugegründete Campusdie erste abgeschlossene Dissertation und die band Heavy Acids auf. +++ Ehrenmitgliedschaft für Jürgen Roters +++ Das Kuratorium der TH Köln hat dem ehemaligen Oberbürgermeister der Stadt Köln, Jürgen Roters, für seine großen Verdienste um die TH Köln die Ehrenmitgliedschaft in dem Hochschulgremium verliehen. Jürgen Roters hatte seit seinem Amtsantritt als Oberbürgermeister im August 2009 den Vorsitz inne. Die Mitgliedschaft im Kuratorium der TH Köln ist an das aktive Amt gebunden. Satzungsgemäß ist der amtierende Oberbürgermeister der Stadt Köln geborenes Mitglied und Vorsitzender des Kuratoriums der Hochschule. Dem Kuratorium der TH Köln gehören Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, Vertreterinnen und Vertreter der regionalen Wirtschaft sowie von Vereinen, Verbänden und kulturell-gesellschaftlichen Organisationen der Region an. +++ Neuer Studiengang Drug Discovery and Development mit Uni Köln +++ Die Fakultät für Angewandte Naturwissenschaften der TH Köln und die Medizinische Fakultät der Universität zu Köln bieten zum Inside out_Winter 2015 Fakultät für Kulturwissenschaften Lehr-/Forschungsgebiet: Game Economics Studium der Feinwerktechnik an der Fachhochschule Jena, Schwerpunkt Entwicklung und Konstruktion Promotion zum berührungslosen Dispensen hochviskoser Flüssigkeiten an der Technischen Universität München Berufliche Stationen (u. a.) - wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Feingerätebau und Mikrotechnik, Technische Universität München - Entwicklung und Vertrieb von Dosierventilen zum berührungslosen Auftrag kleinster Flüssigkeitsmengen, PICO Dosiertechnik GmbH & Ko. KG, Germering bei München - Abteilungsleiter Konstruktion, Auslegung und Konstruktion von Multisensorkoordinatenmessgeräten und deren Komponenten, Werth Messtechniken GmbH, Gießen Studium des Wirtschaftsingenieurwesens, Institut commercial de Nancy (Frankreich); Master of Business Administration, Indiana University of Pennsylvania (USA) Berufliche Stationen (u. a.) - Assistenz/Referentin der Geschäftsführung, 3H International Spedition - Marketing Managerin, später Geschäftsführerin für den Bereich Deutschland und Österreich, Ubisoft GmbH, Düsseldorf - Geschäftsführerin Blue Byte GmbH, Düsseldorf - Strategic Consultant für Serious Games und Cross-Media Projekte - Conseiller du Commerce Extérieur de la France Als Kind änderten sich meine Berufswünsche. Erst Koch und dann später hatte es immer etwas mit Technik zu tun. Die Zeit als Doktorand bereicherte und begeisterte mich sehr bei der Bearbeitung verschiedener Forschungsprojekte und bei der Betreuung von Studierenden en in Übungen und Praktika. NachrichtenTicker Wintersemester 2016/2017 den neuen, gemeinsam entwickelten Masterstudiengang Drug Discovery and Development an. Eine entsprechende Kooperationsvereinbarung unterzeichneten der Rektor der Universität zu Köln, Prof. Dr. Axel Freimuth, und der Geschäftsführende Vizepräsident der TH Köln, Prof. Dr. Klaus Becker. Zeitgleich startete das Akkreditierungsverfahren mit Gesprächen zwischen der Gutachtergruppe und den Hochschulleitungen, den Verantwortlichen für den neuen Studiengang und den Lehrenden sowie den Studierenden. Der forschungsorientierte viersemestrige Studiengang, der jährlich 20 Studienplätze bietet, ist zweisprachig – Deutsch und Englisch. Die Absolventinnen und Absolventen erhalten den Master of Science beider Hochschulen. +++ Kooperation mit der RheinischBergischen Wirtschaftsförderung +++ Die TH Köln und die Rheinisch-Bergische Wirtschaftsförderungsgesellschaft mbH (RBW) haben am 21. Oktober 2015 eine Kooperationsvereinbarung geschlossen. Die vereinbarten Maßnahmen sollen verstärkt Potenziale im Technologie- und Wissenstransfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft nutzen. Dazu gehören unter anderen gemeinsame Veranstaltungen, eine Zusammenarbeit im Bereich Existenzgründung, gemeinsames Engagement in Netzwerken und Projekten sowie Kooperationen von Studierenden mit Unternehmen im RheinischBergischen Kreis. +++ Fokusgruppe „Datenschutz” der Digitalen Agenda +++ Prof. Dr. Rolf Schwartmann, Leiter der Kölner Forschungsstelle für Medienrecht an der TH Köln, hat die Federführung der neu gegründeten Fokusgruppe „Datenschutz” innerhalb der Digitalen Agenda der Bundesregierung übernommen. Die Fokusgruppe ist im Handlungsfeld "Sicherheit, Schutz und Vertrauen für Gesellschaft und Wirtschaft" angesiedelt, die von Bundesinnenminister Dr. Thomas de Maizière geleitet wird. Zentrale Themen der Fokusgruppe sollen Bezahldienste im Internet sowie die Zertifizierung von Datenschutzstandards sein. Die Digitale Agenda 2014 – 2017 ist ein Projekt der Bundesregierung zu netzpolitischen Fragen. Prof. Odile Limpach (44) Fakultät für Anlagen, Energie- und Maschinensysteme Lehr-/Forschungsgebiet: Konstruktionstechnik Zurück an eine Hochschule bin ich, weil ich an der Ausbildung junger Menschen mitwirken möchte und ihnen die Grundlagen für eine erfolgreiche berufliche Zukunft vermitteln möchte. Ebenso freue ich mich auf die Umsetzung von Entwicklungsprojekten in Zusammenarbeit mit den Studenten und der Industrie. Den Studierenden mitgeben möchte ich, dass Lernen Spaß machen kann und Erfolge bringt. Angeeignetes Wissen, Durchhaltevermögen und Disziplin sind die Basis für ein zielgerichtetes wissenschaftliches Arbeiten, ebenso Kommunikationsfähigkeit und soziale Kompetenz. Mein erstes Semester wird aufregend und spannend sein. Um meine neue Tätigkeit umfassend auszuüben, werde ich viele arbeitsreiche Abende haben. Als Kind bin ich in Paris aufgewachsen. Mein Interesse an Computerspielen begann 1996 mit der ersten Playstation. Das Rezept für ein erfolgreiches Spiel gibt es nicht. Und genau deshalb ist dieser Markt so spannend. Als Geschäftsführerin habe ich gerne neu gestaltet und innovative Geschäftsmodelle ins Leben gerufen. Zurück an eine Hochschule bin ich, um zu einer hochqualitativen Ausbildung für Spiele-Entwickler beizutragen. Ich bin sehr glücklich, beim Cologne Game Lab anzufangen. Den Studierenden mitgeben möchte ich meine Begeisterung für Marketing und Economics. Mein Schreibtisch ist nicht mein Lieblingsplatz. Das letzte gute Buch, das ich gelesen habe ist Angerichtet von Herman Koch. Forschendes Lernen ist bereichernd, denn dass was man selber gemacht hat, bleibt am besten in Erinnerung. Es ist aktiv, nachhaltig und fördert eigenständige Handlungskompetenz. Es bietet die Grundlage für ein späteres kompetentes und systematisches Arbeiten. Mein Schreibtisch wird voller Büchern, Unterlagen und einer Tasse Kaffee sein. Das letzte gute Buch, das ich gelesen habe ist Die Vermessung der Welt von Daniel Kehlmann. Inside out_Winter 2015 32 | Wissen Wissen | Prof. Dr. Matthias Böhmer (35) Fakultät für Informatik und Ingenieurwissenschaften Lehr-/Forschungsgebiet: Informatik, Mobile und Verteilte Architekturen Studium der Angewandten Informatik und Informationstechnik, Fachhochschule Münster Promotion „Understanding and Supporting Mobile Application Usage“ an der Universität des Saarlandes Berufliche Stationen (u. a.) - wissenschaftlicher Mitarbeiter, Forschung und Lehre im Bereich Mobile Computing, Fachhochschule Münster - Visiting Researcher, Forschung zu Smartphones im Meeting-Kontext, Microsoft Research, Redmond, USA - Researcher, Bereich Intelligent User Interfaces, DFKI GmbH, Saarbrücken - Senior Manager, technische Leitung des Innovationsforums der Deutschen Telekom AG, Bonn Als Kind hat mich mein Vater früh für Computer begeistert. Anfangs habe ich Programme geschrieben, die einfach nur große Zahlenkolonnen ausgegeben und kleine Rechnungen gemacht haben. Ich war damals von der irren Geschwindigkeit meines Computers fasziniert, mit der er zählen und rechnen konnte. Während meine Promotion fand eine enorme technologische Weiterentwicklung von Mobiltelefonen statt und ich konnte grundlegende Fragen zur deren Nutzung untersuchen. Diese Entwicklung wird sich mit steigendem Tempo fortsetzen und es wird spannend zu beobachten sein, wie uns weitere Computer im Alltag begleiten werden. Prof. Bernd Diemer (46) Prof. Dr. Emmanuel Guardiola Fakultät für Kulturwissenschaften Lehr-/Forschungsgebiet: Game Design Studium der Computer Science am Conservatoire national des arts et métiers, Paris, Frankreich Promotion „Game Design Methodology for Generating a Psychological Profile of Players“, Conservatoire national des arts et métiers, Paris, Frankreich Berufliche Stationen (u. a.) - Forschungsarbeit zu Methoden zur Entwicklung psychologische Profile von Spielern während des Spielens - Dozent für Game Design an der École nationale du jeu et des médias (ENJMIN), Angoulême, Frankreich - Game Designer, Editorial Game Script Director und später Kreativdirektor bei Ubisoft, Paris, Frankreich und weltweite Studios - Geschäftsführer der Agentur Seaside, Paris/Lyon, Frankreich - SACD Interactive Artist of the Year 2012, Game for Change Europe Award 2011, eVirtuose R&D Award 2011 When I was a child I used to live on islands. First in the Pacific, in Tahiti, then in the North Atlantic, near Canada, in Saint Pierre & Miquelon. My parents were teachers and mainly worked out of France. The psychology of gamers fascinates me, because game design is about playing with the psychology of the player. I really like the idea that game design can explicit models that we can apply to other fields. For instance, I research what the way we play reveals about our personality. This can, for instance, be applied to mental illness diagnostics. Mobile Architekturen faszinieren mich, weil sie Baupläne liefern, um Software für unsere Hosentaschen zu entwickeln. Es ist spannend sich mit den Grundlagen von Software zu beschäftigen, die heute von Millionen von Menschen in verschiedensten Situationen täglich benutzt wird, und zu erforschen wie sich das in Zukunft verhält. I like working at a university, because even though I greatly enjoy teaching game design, my main passion is research. Getting the outcome from an experiment, discovering something new or innovative – this all triggers powerful emotions. And the game field is currently still full of unknowns. Zurück an die Hochschule bin ich, weil sie ein spannendes Umfeld ist, um Zukunft zu gestalten: Bei der Ausbildung von Studierenden, die zukünftige Systeme gestalten und entwickeln werden, und bei der Erforschung neuer Technologien, die vielschichtige Fragen aufwerfen und interdisziplinäre Antworten erfordern. I’ve chosen the Cologne Game Lab because it is currently one of the most exciting academic game institutions being developed in Europe. Its directors are ambitious and have interesting ideas, such as new degree courses, new European partnerships, new research programs. Honestly, it’s the place to be if you what to contribute to game research. Den Studierenden mitgeben möchte ich, dass ihre fachliche Kompetenz wichtig ist, diese aber wertvoller wird, wenn sie über den Tellerrand schauen. Informatik ist heute zu allgegenwärtig, als dass man sich erlauben könnte das nicht zu tun. Es gibt relevante und spannende Herausforderungen an Schnittstellen zu anderen Disziplinen. The main message I try to communicate to students is about purpose. We are in an area of maturity for game creation. Now, for a designer, the first question has to be: What do you want to convey? The link between intention and specific means proposed by game is the core of my teaching. Meine Lieblingsorte für gute Ideen sind die B484, A4 und A59, im Auto bei guter Musik. Eine Herausforderung ist noch das Festhalten der Ideen. Dazu könnte man mal ein Projekt mit Spracherkennung machen oder irgendwann vielleicht Brain-Computer-Interfaces! Als Ausgleich zur geistigen Arbeit gehe ich Segeln und Wandern – am liebsten ohne Smartphone. Inside out_Winter 2015 33 Fakultät für Kulturwissenschaften Lehr-/Forschungsgebiet: Game Design Prof. Dr. Cécile Le Prado Studium Bildenden Kunst an der Hochschule der Bildenden Künste Saar Berufliche Stationen (u. a.) - Dozent für 3D-Programmierung, zwischenzeitlich Fakultätsleiter, Games Academy, Berlin - Leiter des Leveldesigns für „Project: Nomads“, Radon Labs GmbH, Berlin - Projektkoordinator und leitender Autor von „movii – moving images & interfaces“ im BMBF+F-Programm „Bildung und neue medien“, Trier - Senior Game Designer, Producer und Design Director, Crytek GmbH, Frankfurt a. M. - Game Director, Yager Development, Berlin - Beiratsmitglied der Game Development Conference Europe - Chefdesigner, Guerrilla Games, Amsterdam Studium der Elektroakustischen Komposition am Conservatoire de Nantes, sowie Spiele und Interaktive Digitale Medien am Conservatoire national des arts et métiers (CNAM), Paris, Frankreich Promotion am Conservatoire national des arts et métier (CNAM), Paris, Frankreich Berufliche Stationen (u. a.) - Musikalische Komposition am Institut de Recherche et Coordination Acoustique/Musique (IRCAM), Paris, Frankreich - Musikalische Komposition (Groupe de recherches musicales) am Institut national audiovisuel (INA GRM), Paris, Frankreich - Vertretungsprofessorin für Sound Design an der École nationale du jeu et des médias interactifs numériques (CNAM/ENJMIN), Paris, Frankreich - Soundinstallationen, u. a. für das Incheon International Digital Art Festival, Korea; DigiFest Festival, Toronto, Canada - Leiterin der Abteilung Sound Design am Conservatoire national des arts et métiers (CNAM), Paris, Frankreich - Grand Prix Imagina Sound Creation 1996 und 2002 - Komponistin Als Kind haben mich Bücher mit Landkarten magisch angezogen. Mit einer Karte wurde eine fantastische Welt real für mich, und ich konnte die weißen Flecken mit meinen eigenen Geschichten füllen. Von der Bildenden Kunst zum Computerspiel: Ich habe so ziemlich alle Medien durchprobiert: Malerei, Skulptur, Foto, Video, Performance, 3DAnimation, Interaktive Installationen. Und dann habe ich gemerkt, dass sich irgendwo in der Schnittmenge das Medium der Computerspiele versteckt. Diese Faszination hat mich sofort gepackt. Mein gelungenstes Spiel ist Crysis. Darin steckt viel von meinem Herzblut, und auch nach zehn Jahren bin ich immer noch stolz auf das, was wir damals zusammen erreicht haben. In der analogen Welt verbringe ich viel Zeit im Flugzeug und pendele zwischen Amsterdam, Berlin und Köln hin und her. Ich arbeite gerne an einer Hochschule, weil ich mich wohl fühle, wenn die Reise in neue Welten und unbekannte Gewässer führt. Ich mag die Herausforderung einer schweren und vielleicht unmöglichen Aufgabe, und die finde ich am CGL fast jeden Tag. Fakultät für Kulturwissenschaften Lehr-/Forschungsgebiet: Sound Design A challenge in composing is the combination of sound and silence. Sound installations are fascinating me, because I can give the public different open situations for listening and interacting with sound in space. My favorite ambiance sound is the everyday soundscape in a city as well as at the seaside. I've decided to come to the Cologne Game Lab, because of the challenging opportunity to experiment and exchange pedagogical, research and creative point of views in Europe and with international students. I'd like to open the field of creativity uusing audio in games and in interactive art projects. Den Studierenden mitgeben möchte ich: Nur wegen euch existiert die Hochschule. Ohne euch sind die besten Professoren nichts. Nur mit euch können wir aufregende und spannende Projekte entwickeln. Seid furchtlos, fordernd, stellt alles in Frage und gebt nicht auf. My favorite stereotype about Germans or Germany: The engineer obsessed with optimizing things, without taking the human factor into account. „Duchesse Ariadne“ hat als eine tägliche Seite von Skizzen begonnen und ist sozusagen mein kreativer Espresso am Morgen. Daraus haben sich bis jetzt schon vier Bücher entwickelt, und Nummer Fünf ist schon in Arbeit: Duchesse Ariadne im Königreich der Robotiere. When I'm not sitting at my desk: I mainly do more sitting, but in a train. Otherwise: Playing board or video games, creating something with my children. Mein Lieblingsort für gute Ideen? Überall ist Platz für gute Ideen. Leider auch für schlechte. Aber das merkt man erst, wenn man versucht etwas daraus zu machen. The last good book I read – this old-fashion medium?! I just discovered Marguerite Yourcenar’s Memoirs of Hadrian. I’m stunned by its depth and density. I think I will read it multiple times over the course of my life. Inside out_Winter 2015 34 | Wissen Wissen | 35 Vernetzter betreuen, besser beraten Viele Ansprechpartner, verschiedene Informationen – je größer die Hochschule, desto mehr Optionen haben Studierende, wenn sie Rat und Auskunft suchen. Nicht immer sind sie mit ihrem Anliegen an der richtigen Adresse, nicht immer werden sie weitervermittelt. Um das zu ändern, erarbeitet die Hochschule jetzt eine Beratungslandkarte. Die Initiative soll nicht nur allen Hochschulangehörigen eine Orientierung geben, sondern auch Empathie und Interesse für die Anliegen der Studierenden vermitteln. Eine Studentin kommt in die Sprechstunde ihres Professors. Sie sagt, sie habe in ihrem Studium den Roten Faden verloren. Der Dozent rät ihr, doch zuhause mal in ihren Studienverlaufsplan zu schauen. Ob sich da im Regal ein roter Faden findet? Vielleicht, wenn nebenan die Socken liegen. Aber sicher nicht „der rote Faden“. Nicht die Orientierung, die Leitlinie, die die Studentin vermisst. Der Professor hat ihre Frage nicht richtig verstanden. Eine Beratung, ob fachbezogen oder allgemein zum Studium, müsste anders aussehen. Wie, das soll künftig eine Beratungslandkarte widerspiegeln, die derzeit koordiniert vom Kompetenzteam Hochschuldidaktik erarbeitet wird. Geplant ist eine Übersicht, die alle entsprechenden Angebote der TH Köln umfasst, von den Lehrenden und der Zentralen Studienberatung über Tutoren und die Fachschaft bis zur psycho-sozialen Beratung. Die Landkarte aber soll mehr als eine hübsche Zeichnung sein. Dahinter steht die Idee, alle Beratungen miteinander zu vernetzen und gleichzeitig jede für sich zu verbessern. „Der Satz ,Dafür bin ich nicht zuständig‘ soll in Zukunft gar nicht mehr fallen“, sagt die Projektbeauftragte Dr. Birgit Szczyrba. Einfach nur weiterschicken, das gehe nicht, sagt die Didaktikerin: „Das selbstständige Lernen, das wir heute von den Studierenden erwarten, bringt zwangsläufig einen erhöhten Betreuungs- und Beratungsbedarf mit sich. Nicht jeder Berater muss alles machen, aber das Minimum ist, dass er oder sie das Anliegen respektvoll zur Kenntnis nimmt und dann sagt: Ich gehe mal mit Ihnen zu…“ keinen der Beratenden vor Probleme stellt, tauchen beim zweiten schon Lücken auf. „Lehrende setzen häufig voraus, dass die Studierenden die notwendigen Lernstrategien bereits mitbringen. Das ist aber meist nicht der Fall“, sagt die Didaktikerin. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass alle voneinander wissen, die Angebote der anderen kennen. Eine weitere Bedingung: Die Berater müssen ein Interesse an der ganzen Person aufbringen, die ihnen da gegenüber sitzt. Ein Interesse also daran, ihre Stärken herauszukitzeln. Und drittens: Sie müssen eine gewisse Qualifikation im Zugang zu Ratsuchenden und in der Gesprächsführung haben. Das, so erklärt Birgit Szczyrba, fängt eben schon mit der Interpretation des ersten Satzes an. Ob es um rote Fäden geht oder um die Angst vor der dritten und letzten Prüfungschance, um private Belastungen oder ein wirklich reines Fachproblem. Noch kritischer wird es bei den Punkten Selbstverständnis und Belastbarkeit. Wie findet man eigentlich heraus, wie ein Student sich selbst, seine Potenziale und Ziele sieht? Warum er überhaupt studiert oder studieren will? Und woran erkennt man eine psychische Überlastung? Das Konzept für eine zielgerichtete, erfolgreiche Beratung basiert auf dem Kompetenzmodell, das von den Hochschuldidaktikern der TH Köln entwickelt wurde und das auf vier Säulen steht: Wissen, Arbeitssystematik, Selbstverständnis sowie psychische und physische Belastbarkeit. Während der erste Aspekt noch Dazu muss man zunächst einmal die richtigen Fragen stellen und eine Beratungshaltung entwickeln. Dies sollen alle, die in Beratungen engagiert sind, künftig in drei Stufen lernen. Diese Multiplikatoren-Weiterbildung ist für das zweite Quartal 2016 geplant. Danach ist die Gründung eines „Qualitätszirkels Beratungslandkarte“ vorgesehen. Dieses Gremium soll das Konzept weiterentwickeln und eine Art kollegialer Supervision der Beraterinnen und Berater untereinander steuern. Für Birgit Szczyrba ist das Projekt eine Lerngelegenheit für alle Beteiligten – Lehrende wie Lernende. Unter anderem könne es den Lehrenden helfen, die durchaus schwierige Balance zwischen der objektiv notwendigen Anforderung und den persönlichen Bedürfnissen der Studierenden zu wahren. Wenn das gelingt, dann wird das Beratungsangebot der TH Köln künftig wohl auch bessere Noten bekommen. Birgit Szczyrba: „Bei den regelmäßigen Zufriedenheitsbefragungen der Studierenden schneidet die Beratung zwar absolut gesehen nicht schlecht ab, aber doch schlechter als alle anderen Parameter.“ Um das zu ändern, könnten die Qualifizierungsmaßnahmen in Sachen Beratung vielleicht auch Teil des Coachings werden, das für alle neuberufenen Professorinnen und Professoren Pflicht ist. Werner Grosch Foto: Thilo Schmülgen, TH Köln Impressum Herausgeber Präsidium der TH Köln Redaktion Referat Kommunikation und Marketing Sybille Fuhrmann (Leitung, sf), Monika Probst (mp) Besuchen Sie die TH Köln auch auf Facebook www.facebook.de/technischehochschulekoeln Gestaltung und Grafik Monika Probst Redaktionsanschrift Gustav-Heinemann-Ufer 54, 50968 Köln +49 0221-8275-3948, [email protected] Druck Heider Druck GmbH, Bergisch Gladbach und auf Twitter http://twitter.com/th_koeln Copyright TH Köln Titelbild Cone von Samuel Danke, Foto: Marcello B. Bonon, TH Köln Print Inside out_Winter 2015 Dr. Birgit Szczyrba leitet an der TH Köln das Team Hochschuldidaktik, das die Beratungslandkarte koordiniert kompensiert Id-Nr. 1552191 www.bvdm-online.de Inside out_Winter 2015 Foto: © iStock Gezielt zum Erfolg mit dem Career-Service der TH Köln • • • • Wir bieten Ihnen: Information und Beratung Seminare Veranstaltungen zum Thema „Berufseinstieg“ Jobportal Infos und Anmeldung: TH Köln Career-Service Elke Heinrichs Betzdorfer Straße 2 50679 Köln Ebene 2, Nord, Raum 3 T: +49 221-8575-2121 E: career-service@th-köln.de www.th-koeln.de/career-service Fachhochschule Köln | Inside out | 4| 2010 Technology Arts Sciences TH Köln