Tipps und Empfehlungen zur räumlichen Ausstattung von
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Tipps und Empfehlungen zur räumlichen Ausstattung von
Tipps und Empfehlungen zur räumlichen Ausstattung von Kleinkindeinrichtungen (Ergänzende Hinweise zum KVJS-Ratgeber „Kinderkrippen und Betreute Spielgruppen“ und zur Broschüre "Der Bau von Tageseinrichtungen für Kinder“) Stand: August 2010 Inhaltsverzeichnis Spielbereiche S. 4 – 6 Bewegung Malen, Basteln, Experimentieren Spielmaterial Bereich für erste Rollenspiele Essen S. 8 Schlafen S. 9 Mobiliar S. 11 Garderobe S. 12 Sanitärbereich S. 12 Außenspielbereich S. 14 Die sogenannten „design tools“ S. 14 – 16 Farbwahl Licht Akustik Boden und Wände S. 17 Belüftung und Sonnenschutz S. 18 Raumtemperatur S. 19 Gesetzliche Vorgaben und Normen S. 19 Sicherheit S. 20 Literaturhinweise S. 21 Anhang 2 „Der Kindergarten ist keine Schule für kleine Kinder und die Krippe ist kein Kindergarten für noch kleinere Kinder“ (A. v. d. Beek) Aus diesem Grund haben wir für Sie die aus unserer Sicht wesentlichen Aspekte der Rahmenbedingungen für die Kleinkindbetreuung zusammengestellt ohne jedoch den Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben. Die Krippe als Bildungseinrichtung für Kleinkinder sollte Räume anbieten, die unter Berücksichtigung der verschiedenen Entwicklungsstufen den Kindern Geborgenheit Stabilität Aktivität Möglichkeiten der individuellen Entwicklung Erleben von Gemeinschaft vermitteln. Dies wird unterstützt durch Berücksichtigung der nachfolgend erläuterten Aspekte. 3 Spielbereiche Jedes Kind ist von Natur aus Forscher und Entdecker, es muss nicht beschäftigt werden, sondern braucht ein personelles und räumliches Angebot sowie ausreichend Materialien, die es ihm ermöglichen, spielend als „Akteur seiner Entwicklung“ tätig zu werden. Um für die Entwicklungsbedürfnisse der Kleinstkinder ein angemessenes Angebot zur Verfügung stellen zu können sind folgende Bereiche empfehlenswert: Bewegung Bewegung in all seinen Formen wie Krabbeln, erstes Aufrichten und Gehen sind nicht nur wichtige Stationen der motorischen Entwicklung des Kindes, sondern auch die Grundlage der Auseinandersetzung mit seiner Umwelt. Nur auf diese Weise lernt das Kind seine Umgebung und deren Gesetzmäßigkeiten kennen und gewinnt an Selbständigkeit. Die aktive Bewegung im Raum ist die wichtigste Voraussetzung für die Fähigkeit zur räumlichen Orientierung und beeinflusst alle anderen Entwicklungsbereiche. Krippenkinder sind dabei ihre ersten Erfahrungen zu machen, sich auf beiden Beinen selbständig fortzubewegen. Um diese Fähigkeit zu vertiefen und sich täglich neu zu erproben benötigen sie ausreichend Platz (ein älteres Kind, das Fahrrad fahren lernt, kann dies auch nicht auf engem Raum). Kinder, die das Laufen gerade beherrschen, sind z. B. noch nicht in der Lage abrupt stehen zu bleiben oder einem Hindernis im Raum (z. B. Tischen) auszuweichen. In der Raumgestaltung ist dies zu berücksichtigen durch: Ausreichend freie Fläche Raumgliederung durch verschiedene Ebenen (z. B. Podeste), Stufen, schräge Ebenen, Leitern, Treppenwellen. Sie sind motorische Herausforderungen und ermöglichen neue Raumerfahrungen von oben, unten, hinauf und herunter Therapieschaukel, Kreisel und Tunnel geben neue Sinneseindrücke (drehen, schwingen, kriechen etc.) 4 Trotz Gliederung ausreichend Platz schaffen für die verschiedenen Bewegungsarten der unterschiedlichen Altersstufen (robben, rollen, krabbeln, laufen, hüpfen, springen, rennen) Foto: Angelika von der Beek, Köln 5 Malen, Basteln, Experimentieren Auch kleine Kinder haben Interesse an Farben, Formen und unterschiedlichen Materialien zum Gestalten, Experimentieren und Forschen und sind dabei in höchstem Maße kreativ. Da die Sinneswahrnehmung Grundlage der Kreativität ist, sollten sie eine vielfältige Auswahl an Materialien und einen anregungsreichen Raum vorfinden, der ihrer Neugierde und Experimentierfreude gerecht wird. Der Raum sollte den Kindern ermöglichen: in verschiedenen Positionen zu malen – an der Staffelei oder Malwand stehend, auf dem Bauch liegend großräumig zu malen mit unterschiedlichen Materialien zu experimentieren z. B. Kleister, Ton, Sand, Papier, Rasierschaum, Stoff, etc. verschiedene Materialien zum Gestalten selbständig nutzen zu können Ordnung zu erkennen und Übersicht zu behalten (nicht zu viel Material, besser immer wieder einmal neue Angebote und Herausforderungen) Spielmaterial Spielsachen oder Sachen zum Spielen? „Ob ein Gegenstand ein Spielzeug ist oder nicht, bestimmen nicht die Spielwarenhäuser oder die Fachleute, sondern allein das Kind“ (R. H. Largo) Kinder eignen sich durch ihre Erkundungen die Welt an. Sie wollen und sollten sich mit Gegenständen der Erwachsenenwelt auseinandersetzen, um langsam in diese hineinzuwachsen. Die Schaffung einer Miniaturwelt, die von der Außenwelt abgehoben ist, hilft den Kindern nur wenig in ihrer Entwicklung. (Differenzierte Anregungen hierzu in: „So geht´s mit Krippenkindern“. Kindergarten heute – spot.) 6 Plastikspielzeug regt die Sinne der Kinder nur sehr eingeschränkt an und sollte somit nicht bevorzugt werden. Häufig können diese Spielzeuge lediglich auf eine bestimmte Art „gebraucht“ werden – ansonsten gehen sie kaputt. Dies hemmt die Experimentierfreude und nimmt den Kindern den Forscher- und Entdeckergeist. Naturmaterial bietet den Kindern unter anderem vielfältige haptische Erfahrung und regt, durch die vielseitigen Einsatzmöglichkeiten, die Kinder zum Gestalten und Ausprobieren an. Bauklötze sollten durch Klötze in verschiedenen Größen, Formen und Gewicht ergänzt werden, um den Begriff „Statik“ spielerisch zu erforschen. Bereich für erste Rollenspiele Kinder verarbeiten im Spiel die Erlebnisse des Alltags. Im Rollenspiel wiederholen sie Alltagserfahrungen und übernehmen die Rollen, die sie in ihrer Umgebung erleben. Sie sollten daher in einem Bereich auch Materialien vorfinden, die sie zum entsprechenden Spiel anregen: Verkleidungsutensilien wie Kleider, Hüte, Schuhe, Tücher, Taschen, Feuerwehr/Bauhelme. Diese sollten so aufbewahrt werden, dass sie die Kinder zum Spiel auffordern, ihnen aber auch ermöglichen, sie so selbständig wie möglich nach dem Spiel wieder wegzuräumen Kartons in verschiedenen Größen zum Verkriechen, Stapeln, Transportieren, Einfüllen und Ausleeren… Niedriges Regal mit Alltagsmaterialien wie Töpfe, Schüsseln, Schneebesen, Messbecher oder andere Küchenmaterialien Material zum Schütten und Füllen wie Kastanien, Nüsse, Sand, Wasser… 7 Essen Foto: Angelika von der Beek, Köln Essen dient nicht nur der Nahrungsaufnahme und der primären Bedürfnisbefriedigung. Es vermittelt kulturelle Gepflogenheiten, das Gefühl von Gemeinschaft und bietet vielfältige Sprachanregungen. Der Raum sollte daher so gestaltet sein, dass er eine ruhige, kommunikative Atmosphäre ermöglicht, z. B. durch: Tische mit Platz für 4 – 6 Kinder Tische oder Klapptische: 42 cm hoch und aus Sicherheitsgründen höchstens 1,40 m lang Hocker: 22 cm hoch, für Einjährige 18 cm (Krippenkinder benötigen keine Sitzgelegenheiten mit Rückenlehne, da sie von sich aus aufrecht sitzen. Stuhllehnen animieren zur „Lümmelhaltung“ und können sich Rücken schädigend auswirken) Tischdecken mit Vlies (auch als Lärmdämmung) oder Tischsets zur Vermittlung von Tischkultur Das Geschirr sollte das selbständige Schöpfen und Eingießen unterstützen (z. B. Glasbecher, kleine Glaskannen um Mengen sichtbar zu machen) 8 Schrank mit Geschirr (z. B. aus Arcopal statt Plastik) in für Kinder erreichbarer Höhe Beleuchtung, die eine angenehme Atmosphäre schafft Für die Fachkräfte ein erwachsenengerechtes Sitzmöbel, z. B. ein Sessel oder ein Schaukelstuhl, um Säuglingen zu füttern und ein optimal höhenverstellbarer, fahrbarer Stuhl bzw. Hocker für die Erzieherin, um sich in angemessener Weise an den Tisch setzen zu können Empfehlenswert ist die Trennung von Essbereich und Gruppenraum. Da die Kinder erst lernen mit Besteck zu essen, muss in der Regel der Boden nach dem Essen feucht gereinigt werden. Darstellung der Vor- und Nachteile der verschiedenen Verpflegungssysteme können im Ringordner: „Esspedition Kindergarten“ der Landesstiftung BeKi – bewusste Kinderernährung (www.aid.de) nachgelesen werden. Schlafen Schlafen gehört ebenso wie das Essen zu den Grundbedürfnissen des Menschen. Schlafen und Ruhen sind wichtig für die Gesundheit und die Entwicklung des Kindes. Bei Kleinstkindern ist dieses Bedürfnis im Hinblick auf Tageszeit und Dauer noch sehr individuell. Je jünger die Kinder sind, desto mehr haben sie ihren eigenen Tagesrhythmus. Damit dem individuellen Bedürfnis jedes Kindes Rechnung getragen werden kann, muss ein entsprechend gestalteter Raum in ausreichender Größe vorhanden sein. Raumgröße mindestens 1,5 m² pro Kind Ruhige Lage des Raumes, jedoch möglichst in der Nähe zum Gruppenraum und zum Sanitärbereich Liegeflächen für mehrere Kinder nebeneinander und für einzelne Kinder (Reise- oder Gitterbetten lassen keine individuelle Bedürfnisbefriedigung von Einschlafriten seitens der Fachkräfte zu und sollten daher vermieden werden) Schlafgelegenheiten mit „Umrandung“, z. B. Korb für die Kleinsten, Stillschlangen zur Begrenzung Alle Liegeflächen sollten das selbständige Hinlegen und Aufstehen der Kinder ermöglichen 9 Eigenes Bettzeug für jedes Kind Harmonische Farbgestaltung, Mustermix vermeiden Gedämpftes Licht, möglichst zum Dimmen – nicht zu hell, nicht stockfinster Gute Lüftung Raumtemperatur siehe Seite 19 Foto: Angelika von der Beek, Köln 10 Mobiliar Grundsätzlich sollte die Innenausstattung einer Kleinkindgruppe nicht nur den ergonomischen Anforderungen entsprechen, sondern auch die Unabhängigkeit der Kinder von Erwachsenen und somit deren Selbständigkeit fördern. Die Räume sollten in verschiedene Ebenen (vom Boden bis zur Decke) gegliedert werden, um dem jeweiligen Alter angepasst den Kindern Material zugänglich machen zu können. Kleinstkinder sollte nicht der Bewegungsraum durch „Ställchen“ genommen werden. Weiche Stoffschlangen können als Ersatz dienen: Sie bieten den Kleinstkindern eine Grenze und gleichzeitig die Möglichkeit am Geschehen teilzuhaben (z. B. Stillschlangen). Da Kinder im Kleinkindalter permanent ihre Muskulatur, Koordination und Motorik fördern, sollte das Mobiliar diese Bemühungen unterstützen. Dies kann durch: schiefe Ebenen, Treppen, Podeste, Wellentreppen, Wippen, Rutschen, Stufen, Mulden, stabile Hocker ohne Lehnen, Hängesitze, Therapieschaukeln etc. erreicht werden. Richtwert für Stühle und Tische: Sitzhöhe: 16 – 30 cm, je nach Alter der Kinder Tischhöhe: 40 – 50 cm Da „sitzen auf Stühlen“ eher Erwachsenenverhalten darstellt, sollten wir Kindern die Möglichkeit bieten, in ihrer bevorzugten und entwicklungsfördernden Art den Großteil des Tages zu verbringen (ständig in Bewegung: liegend, krabbelnd, sitzend, stehend…). Selbst Gemeinschaftsspiele und Puzzle werden von Kindern am liebsten auf dem Boden gespielt. Ein flexibel aufrollbarer Teppich kann hierfür genutzt werden. Tische und Stühle sollten auf den Essbereich beschränkt werden. Genauere Hinweise finden Sie unter: DIN ISO 5970 und in der Broschüre GUV-SI 8011 „Richtig sitzen in der Schule“. 11 Garderobe Der Eingangsbereich der Krippe ist, wie in anderen Häusern auch, die Visitenkarte der Einrichtung. Er sollte daher ausreichend Platz und eine angenehme Atmosphäre für verschiedene Funktionen haben (Ankommen, An- und Umziehen der Kinder, Informationsaustausch der Erwachsenen). Der Garderobenbereich sollte gut belüftet (jedoch keine Zugluft) und belichtet, sowie vom Gruppenbereich abgetrennt sein. Die Einrichtung sollte die Selbständigkeitsentwicklung der Kinder unterstützen, d. h.: Garderobenhaken (z. B. Dreierhaken) in für Kinder erreichbarer Höhe, an denen ausreichend Platz ist für die jahreszeitlich unterschiedliche Kleidung Abstellfläche für Schuhe, Stiefel, Hausschuhe Ablagefächer für Mütze, Handschuhe, Fahrradhelm etc. Eigentumsfächer für Materialien der Kinder Sitzbank für Kinder Für die Erwachsenen empfiehlt sich: Ein Podest zum Sitzen für Kinder in für Erwachsene angenehmer Höhe (z. B. zum Schuhe zubinden oder Unterstützen beim Anziehen) Erwachsenengerechtes Sitzmöbel Informationswand für Eltern Abstellmöglichkeit für Kinderwägen Es sollten 6 – 8 lfm pro Gruppe eingeplant werden. Sanitärbereich Entsprechend der Entwicklung der Kinder im Krippenalter dient der Sanitärbereich nicht nur der Körperpflege, sondern auch der Sinneserfahrung und dem ganzheitlichen Wahrnehmen des eigenen Körpers. Er sollte daher sowohl funktional, als auch anregend gestaltet sein. 12 Zur Ausstattung sollten daher gehören: Kleines WC mit Brille in Höhe von 26 cm, abgetrennt vom Raum Waschrinne, in Höhe von 53 cm (für Wasserspiele geeignet) mit Kalt- und Warmwasser und für Kinderhände bedienbare Einhandhebelmischer (Verbrühschutz max. Wassertemperatur 40°) Bei Neubauten Ablauf im Boden mit einplanen, damit die Kinder mit Wasser experimentieren können Spiegel in Kinderhöhe Wickeltisch mit Aufstiegsmöglichkeit (Treppe muss zu sichern sein) Regal für Waschutensilien und Wechselkleidung für jedes Kind Ausreichend Wandflächen für Handtücher und Regale Ggf. Dusche mit großer Duschtasse zum Plantschen Möglichkeiten zum Experimentieren mit Kleister, Ton etc. Raumtemperatur siehe Seite 19 Ausreichende Belichtung und Belüftung (Querlüftung sollte möglich sein) Foto: Angelika von der Beek, Köln 13 Außenspielbereich Das Außengelände einer Krippe sollte den Kindern Anregungen bieten, ihrem Bewegungsbedürfnis in ausreichender Form nachkommen zu können und mit allen Sinnen die Natur zu erleben, d. h.: Freie Flächen zum Laufen, Rennen, Fahren mit kleinen Fahrzeugen, Ballspielen etc. Therapieschaukel, Wippe o. ä. in niedriger Höhe, so dass Kinder sie selbständig nutzen können Sandspielbereich mit ausreichender Beschattung Anregungen für verschiedene Sinneserfahrungen (riechen, hören, schmecken, fühlen, sehen) durch unterschiedliche Untergründe, Pflanzen, Farben … Bereitstellung verschiedener Materialien Die Spielbereiche sollten so gestaltet sein, dass potentielle Gefahrenquellen vermieden werden (z. B. Schaukelbereich abseits von „Rennstrecken“, Bepflanzung überprüfen). Als Planungsgröße haben sich 10 m² pro Kind bewährt. Die sogenannten „design tools“ Materialvielfalt kann die Sinne anregen, aber auch zu Reizüberflutung führen. Deshalb sollten Licht, Farben, Akustik und Materialqualität als ganzheitliches, zusammenwirkendes Konzept geplant werden. Farbwahl Die Farbwahl sollte sich nach der Funktion des Raumes richten und diese unterstützen (siehe hierzu nachstehende Tabelle). So sollten z. B. Schlafräume in Farbtönen, die Geborgenheit ausstrahlen gestrichen werden. Reinweiß, Grau- bzw. Schwarztöne sollten vermieden werden. (Zur Unterstützung der Reflektion des Lichts kann weiß an Zimmerdecken verwendet werden) Aufwendige Gestaltungen schränken die spätere Gestaltungsmöglichkeit im Alltag ein (besonders problematisch: großformatige Bildszenen in Gruppenräumen und Fluren etc.) 14 Farbe Gelb Decke Anregend Orange Anregend bis aufregend Rot Violett Schwer, beunruhigend Verunsichernd Blau Hell: erhöhend, himmelartig Dunkel: erdrückend Evtl. Einfluss auf Gesichtsfarbe (Reflektion) Grün Wirkungsweise Wand Je nach Sättigung der Farbe irritierend bis wärmend Wärmend, kommunikativ Aggressiv Magisch Hell: kühlend Tief: beruhigend Kalt bis neutral Boden Berührungsfremd Motorisch erregend Bewusst machend Ungewisser Aufforderungscharakter Hell: evtl. entfremdend Dunkel: raumvertiefend Natürlich bis weich/trittfreudig Blaugrün: kalt, rutschig Auszug aus: Bauten für Kinder, S. 63, Tabelle Grundsätzlich gilt: Weniger ist mehr. Die Gestaltung der Räume durch themenabhängige Bilder, Kunstdrucke etc. lässt die Umgebung automatisch „bunter“ werden. Deshalb sollte man sich auf Akzentuierungen beschränken. Licht Licht stellt die Grundlage für unser Sehen und unsere Wahrnehmung dar. Damit beeinflusst es das Wohlbefinden. Somit sollte darauf geachtet werden, dass Licht den einzelnen Bereichen (Essbereich, Atelier, Schlafraum etc.) die notwendige Atmosphäre verleiht. So sind z. B. Halogen- oder Leuchtstoffkörper mit Tageslichtwiedergabe im Atelier angebracht, Lichtinseln in Form von gemütlichen Stehlampen oder dimmbaren Hängeleuchten im Schlafbereich zu bevorzugen. Gemäß der UVV „Allgemeine Vorschriften“ in Verbindung mit der DIN 5034 und DIN 5035 sollten folgende Nennbeleuchtungsstärken auf der Arbeitsfläche (in Krippen und Kindertagesstätten sollte der Fußboden als Bezugsfläche gewählt werden) erreicht werden. Nennbeleuchtungsstärken sind für die Planung mit einem Faktor von mindestens 1,25 zu versehen. 15 Bereich Nennwert in lx Eingangsbereich 100 1) Flur mit Garderobe 100 2) Büroräume (z. B. Leitungszimmer, Verwaltungsraum) 500 Personalraum 300 Küche, Teeküche 500 Mehrzweckraum 500 Gruppenraum 300 Schlafraum 200 Werkraum 500 Toilette 100 Waschraum 100 Abstellraum 50 – 100 Putzraum 100 Heizungsraum 100 1) Falls der Flur auch als Bewegungsfläche genutzt werden soll, ist der Wert wie in den Gruppenräumen auf 300 lx zu erhöhen. 2) Sollte der Büroraum mit Computern ausgestattet werden, ist eine EDV-gerechte Beleuch tung erforderlich. Da sich das kindliche Auge noch in der Entwicklung befindet, sollte besonders auf die Quantität und Qualität des Lichts geachtet werden. Sehr gute Farbwiedergabeeigenschaften der Stufe 1A sollten selbstverständlich sein, da Farben in der Welt des Kindes eine große Bedeutung haben. Die Quantität steigert sowohl die Konzentration, als auch die Aufnahmefähigkeit der Kinder. Dabei sollten Blendungen verschiedener Lichtquellen vermieden werden. Das natürliche Tageslicht sollte ungehindert einfallen können und nicht durch Bemalungen oder Bastelarbeiten behindert werden. Akustik Diesem Kapitel muss eine besondere Aufmerksamkeit zuteil werden. Kinder im Alter von 0 – 3 Jahren haben das Bestreben, die Sprache ihrer Umgebung zu erlernen. Diesem Bedürfnis muss in einer Gruppe mit 10 Kleinkindern besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden, da die Eigengeräuschentwicklung der Gruppe sehr hoch sein kann. Doch nicht nur der Spracherwerb kann beeinträchtigt werden. Die Nerven der Erwachsenen und Kinder werden überreizt und es führt zu erhöhter Aggression, die wiederum einen höheren Geräuschpegel zur Folge hat. Die Verkürzung der Nachhallzeit wirkt diesen Faktoren entgegen. 16 Deshalb sind z. B. große, schallharte Flächen zu vermeiden (lackierte Wände und Möbel sind Schallvervielfacher) und durch offenporige Raufasertapeten oder Sajadeanstriche (Textil-, Holz- oder Pflanzenfaser) zu ersetzen. Ebenso schallbrechend wirken offene Regale, schwere Gardinen (Vorsicht: (Staub- und Brandgefahr), zweite Ebenen und Akustikplatten an Wänden und Decken. In allen Räumen sollte eine Nachhallzeit von maximal 0,5 s angestrebt werden; der Dauerschallpegel in Räumen mit überwiegend geistiger Tätigkeit sollte 55 dB nicht übersteigen (siehe hierzu: Neu überarbeitete DIN 18041 „Hörsamkeit in kleinen bis mittelgroßen Räumen“). Das Umweltministerium Baden-Württemberg hat, gemeinsam mit dem Fraunhofer Institut für Bauphysik, einen Leitfaden zum Thema „Lärmschutz für kleine Ohren“ herausgegeben. Diese Broschüre fasst kurz die konkreten Anforderungen an die akustische Gestaltung von Kindertagesstätten zusammen und gibt gleichzeitig Tipps zur Umsetzung. Der Leitfaden kann im Umweltministerium per Email unter: [email protected] bestellt werden. Tipp: Baubroschüre des KVJS mit kurzem Artikel zum Thema: http://www.kvjs.de/196.0.html Boden und Wände Materialvielfalt sollte gegeben sein. Hierzu eignen sich verschiedene Beläge im Innen- und Außenbereich. Zeitlich nur sehr eingeschränkt von Kindern genutzt werden sogenannte „Taststraßen“. Besser sind deshalb verschiedene Beläge auf den Wegen, die Kinder sowieso gehen müssen (z. B. Kiesel, Holzklötze, Rundhölzer, Pflaster etc. im Zugangsweg). Der Bodenbelag sollte leicht zu wischen sein, um Verunreinigungen schnell entfernen zu können Fliesen sind nicht nur kalt, sondern rufen bei den ersten Gehversuchen unter Umständen größere Verletzungen hervor. Sie sollten somit auf die notwendigsten Bereiche beschränkt bleiben (Küchenbereich, Sanitärbereich) Teppichböden sollten vermieden werden (Allergie, Verschmutzungsgefahr) 17 Eine Fußbodenheizung ist wünschenswert, da Kinder häufig auf dem Boden krabbeln und sitzen. Sie sollte besonders dort, wo eine Unterkellerung fehlt oder kalte Räume darunter liegen (Garagen etc.) eingebaut werden. Kork ist im Gruppenbereich gut geeignet, da er als besonders „fußwarm“ gilt. Grober Rauputz sollte an den Wänden vermieden werden, um Abschürfungen zu vermeiden Belüftung/Sonnenschutz Das Wohlbefinden und die Gesunderhaltung des menschlichen Organismus sind abhängig vom Zustand der Raumluft. Faktoren wie: Luftfeuchtigkeit, Sauerstoffgehalt, Reinheitsgrad und die Luftbewegung spielen hier eine Rolle. So sind nur oben zu öffnende Lüftungsflügel (oder reine Kippfenster) auf einer Fensterseite lüftungstechnisch wenig wirksam, da hier nicht gleichzeitig die frische Luft eindringen und die verbrauchte Luft wieder ausströmen kann. Besser wäre hier die Möglichkeit einer Querlüftung ohne Zugerscheinung. Somit kann die Reinhaltung der Luft durch eine ständige und regulierbare Lufterneuerung erzielt werden. Im Kleinkindbereich ist aufgrund der Reinhaltung der Luft deshalb dringend von einer Unterbringung des Wickelbereichs im Gruppenraum abzusehen. Hinzu kommt, dass in den ersten Jahren der Geruchssinn weiterentwickelt wird und ein ständiger Windelgeruch dazu nicht geeignet ist. Dreh-Kippfenster sollten oberhalb der Kopfhöhe von Kindern (1,5 m) angebracht werden (Verletzungsgefahr). Räume von Kindern sollten im Sommer möglichst nicht direkt von der Sonne beschienen werden. Durch die zusätzliche menschliche Wärmeabgabe besteht die Gefahr, dass diese Räume allzu schnell überhitzen und es somit zu großen Belastungen kommen kann. Vor allem Räumen aus leichten Bauteilen oder dämmend bekleideten Raumbegrenzungen sollte hier verstärkt Beachtung geschenkt werden, da diese Räume ein geringeres Wärmespeichervermögen besitzen und für diese Art der Aufheizung besonders anfällig sind. Deshalb ist ein außen liegender Sonnenschutz wie Jalousien oder Lamellen optimal, da diese dem Sonnenstand angepasst werden können. 18 Raumtemperatur Die Heizung sollte so ausgelegt sein, dass folgende Temperaturen erreicht werden (gemessen in 50 – 80 cm Höhe): Gruppenraum 19 – 21° C Schlafraum 16° – 18° C Bad, Dusche 23° C Toilette 18° – 20° C Waschraum 20° – 22° C Garderobe 20° C Gymnastikraum 18° C Treppenhaus 16° - 18° C Nach: Hemmer, 1967 Es ist zu beachten, dass Kinder im Kleinkindalter hauptsächlich auf dem Boden krabbeln, liegen und spielen. Eine milde Fußbodenheizung ist somit (vor allem in Einrichtungen ohne Unterkellerung) sinnvoll. Gesetze und Verordnungen: Baugesetzbuch Sozialgesetzbuch, Siebtes Buch Gesetzliche Unfallversicherung Verordnung über Arbeitsstätten 19 Normen DIN EN 1729 Stühle und Tische für Bildungseinrichtungen DIN 1946 Raumlufttechnik DIN 4108 Wärmeschutz im Hochbau DIN 4109 Schallschutz im Hochbau DIN 5034 Tageslicht in Innenräumen DIN 5035 Beleuchtung mit künstlichem Licht DIN 7914 Turn- und Gymnastikgeräte DIN 7926 Kinderspielgeräte DIN 18034 Spielplätze und Freiflächen zum Spielen VDI 6000 Sanitärräume Nach: Gralle, Port. 2002 Sicherheit: Vorschriften, Richtlinien und Merkblätter der Unfallversicherungsträger: Richtlinien für Kindergärten – Bau und Ausrüstung (GUV 16.4) Unfallverhütungsvorschrift „Lärm“ (GUV 9.20/GUV-V B3), Ausgabe 1998 Kinder unter drei Jahren sicher betreuen 1. Auflage, Mai 2010 Spielgeräte in Kindergärten (GUV 26.14) Unfallverhütungsvorschrift „Allgemeine Vorschriften“ (GUV 0.1/GUV-V A1), April 1979, in der Fassung von Juli 1991, mit Durchführungsanweisungen von Oktober 1996 Gesetzlicher Unfallversicherungsschutz für Kinder in Tageseinrichtungen Ausgabedatum: 01.2003 Sicherheit fördern im Kindergarten Ausgabedatum: 10.2004 Wahrnehmungs- und Bewegungsförderung in Kindertageseinrichtungen Ausgabedatum: 08.2004 Unfallverhütungsvorschriften „Kindertageseinrichtung“ (GUV-SR S2), Ausgabe April 2009 20 Literaturhinweise Angelika von der Beek, „Bildungsräume für Kinder von Null bis Drei“, Verlag das netz 2006 Horst Gralle, Christian Port, „Bauten für Kinder. Ein Leitfaden zur Kindergartenplanung“, Kohlhammer Verlag 2002 Mark Dudek, „Entwurfsatlas Schulen und Kindergärten“, Birkhäuser Verlag AG 2007 Frank D. Hemmer, „Tagesstätten für Kinder“, Juventa Verlag 1967 Kinder in Europa. Betrifft Kinder. „Räume bilden: Architektur und Design für junge Kinder“, Ausgabe 8, 1/2005, Verlag das netz Stadt Kinder extra. Schlüsselsituationen im Krippenbereich. Januar 2003 „Kindergarten heute, So geht´s mit Krippenkindern“, Herder Verlag 2002 Impressum: Herausgeber: Kommunalverband für Jugend und Soziales Baden-Württemberg Dezernat Jugend – Landesjugendamt Lindenspürstr. 39 70619 Stuttgart Redaktion: Christel Bollinger Sigrid Erbach Fotos: Angelika von der Beek, Köln Nachbestellung bei: Sabine Brill, Tel.: 07 11 / 6 37 54 27 [email protected] 21