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09 September 2015 24. Jahrgang Mesačník Nemcov na Slovensku • Monatsblatt der Deutschen in der Slowakei Das Jugendfest 2015 Das 10. Mantakentreffen Wenn Diversität verbindet Wege entstehen dadurch, dass man sie geht. Franz Kafka Inhalt KB 09/2015 Infoservice 65 Jahre Charta der deutschen Heimatvertriebenen: noch immer Weltproblem Neue DVD-Edition „Die Vergessenen des 2. Weltkrieges“ Jánošík & Co - Die Slowakei in Selbst- und Fremdwahrnehmung 3 200 Jahre Wiener Kongress Präsident der TU München ist der Sprachpanscher des Jahres 2015 Deutsche in den USA 4 Aus den Regionen Per Schiff vier Länder in einer Woche Ein Stück Tradition in Sand 5 Mit Posaunen auf den Spitzenberg Schmiedshauer auf dem Kultursommer in Pressburg Gotteshaus in Stara Voda/Altwasser eingeweiht 6 Literaturkränzchen in Einsiedel an der Göllnitz Kaschau – Europäische Sportstadt 2016 7 8 Jugendblatt Unser Jugendfest Kindercamp 2015 Wenn Diversität verbindet 9 10-11 12 Kultur 13 14 Eine Synagoge voller geheimnisvoller Kästchen Die kleinen Orte sind die großen Orte Berühmte Zipser 15 Metzenseifner in Europa -Joseph de Piza (1808-1884) Geschichtskapitel 16 Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges: Schicksalsmonat September 1945 Heimatglocken Monatsgruß „Die Zeit steht niemals still“ - Auf der Spur des Bemühens um Wahrhaftigkeit 17 Nachrichten aus Heim und Familie Gratulation In stiller Trauer 18-19 Kaleidoskop Editorial Langenscheidt macht Arabisch-Wörterbuch kostenlos zugänglich Mitgenommen - Heimat in Dingen Impressum 20 DER 15. TAG DER DEUTSCHEN SPRACHE Seit dem Jahr 2001 ist der zweite September-Samstag der Tag der deutschen Sprache. Dies geht auf eine Initiative des Vereins Deutsche Sprache zurück. Dessen Vorsitzender Walter Krämer meinte aus diesem Anlass: „Gerade in diesen Tagen, wo Hundertausende von Menschen aus dem Ausland nach Deutschland strömen, gilt es, die Bedeutung der deutschen Sprache als das große einigende Band herauszustellen, das unsere Gesellschaft zusammenhält.“ In der Slowakei wird die deutsche Sprache auf verschiedene Weisen gefördert, zum Beispiel im Kindercamp des Karpatendeutschen Vereins. Mehr darüber lesen Sie ab Seite 10. 2 KB 09/2015 Infoservice 65 Jahre Charta der deutschen Heimatvertriebenen: noch immer Weltproblem Zum 65. Jahrestag der Verkündung der Charta der deutschen Heimatvertriebenen erklärte BdV-Präsident Dr. Bernd Fabritius MdB: „Am 5. August 1950 wurde die Charta der deutschen Heimatvertriebenen in Stuttgart feierlich unterzeichnet und am 6. August vor den Ruinen des Neuen Schlosses verkündet. Mit ihrem klaren Rache- und Vergeltungsverzicht bricht sie aus dem immer wieder zu beobachtenden Teufelskreis aus Gewalt und Gegengewalt aus.“ Daher bilde sie bis heute das moralische Fundament für die Arbeit der deutschen Vertriebenen und ihrer Verbände und widerlege sämtliche Stimmen, die den Vertriebenen Revanchismus unterstellen. Gleichzeitig hätten die deutschen Heimatvertriebenen mit der Charta ihrem Wunsch nach einem friedlichen Zusammenleben mit allen Nachbarvölkern und dem Aufbau eines gemeinsamen Europas in Frieden und Freiheit Ausdruck verliehen. Fabritius meinte weiter: „Im Sinne dieses Bekenntnisses haben Vertriebene und Aussiedler wesentlich zum Wiederaufbau Deutschlands beigetragen und sich für die Verständigung sowohl mit den Menschen als auch mit den Ländern ihrer Heimatgebiete eingesetzt. Es bestimmt unser Handeln nach wie vor.“ 70 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg, nach Flucht und Vertreibung, müsse aber auch daran erinnert werden, dass die Charta nicht nur Vision, sondern ebenso Protest gegen das erlittene Schicksal und Mahnung für die Zukunft war und ist. Angesichts der derzeit nahezu 60 Millionen weltweiten Vertriebenen und Flüchtlinge werde deutlich, dass der Satz: „Die Völker müssen erkennen, dass das Schicksal der deutschen Heimatvertriebenen wie aller Flüchtlinge ein Weltproblem ist“, unverändert Bestand habe. Vertreibungen und ethnische Säuberungen gehören laut Fabritius eben nicht der Vergangenheit an: „Sie weltweit zu ächten, möglichst zu verhindern und die Menschenrechte zu sichern, bleiben große Anliegen.“ BdV © Patrick Levin Neue DVD-Edition „Die Vergessenen des 2. Weltkrieges“ Der Verband der deutschen altösterreichischen Landsmannschaften in Österreich hat eine neue DVD-Edition veröffentlicht. „Die in enger Kooperation mit ORF III produzierte vierteilige Dokumentationsreihe »Die Vergessenen des 2. Weltkriegs« über das Leben und Schicksal der deutschen Minderheiten in Ostmittel- und Südosteuropa ist nun auf DVD erschienen“, freuen sich VLÖ-Präsident Dipl.-Ing. Rudolf Reimann und VLÖ-Generalsekretär Ing. Norbert Kapeller über die Realisierung dieser Produktion. Die Dokumentationen Die Sudetendeutschen, Die Donauschwaben, Die Deutschen entlang der Karpaten und Umstrittenes Dreiländereck – Österreich, Slowenien, Italien wurden am 6. und 13. Juni 2015 jeweils im Hauptabendprogramm auf ORF III ausgestrahlt und waren mit durchschnittlich jeweils ca. 70.000 Zusehern ein richtiger »Quoten-Hit«“, so die beiden VLÖ-Vertreter über diese erfolgreiche Fernsehproduktion, die nun eben auch auf DVD und ausschließlich über den VLÖ erhältlich ist. „Weiters wird die DVD vom VLÖ auch nicht verkauft werden“, unterstreichen Reimann und Kapeller. Sie erklärten: „Im Sinne der Unterstützung für unsere zukünftigen und sehr umfangreichen Projektaktivitäten gemeinsam mit den deutschen altösterreichischen Minderheiten in Ostmittel- und Südosteuropa möchten wir hingegen - separat zu den entsprechenden Versandkosten der DVDs - um Spenden ersuchen, die in Summe direkt unseren Projektpartnern in der alten Heimat für deren wichtige Arbeit zu Gute kommen sollen.“ Jánošík & Co - Die Slowakei in Selbstund Fremdwahrnehmung In der Schriftenreihe des Instituts für Volkskunde der Deutschen des östlichen Europa ist vor kurzem ein neuer Sammelband mit Beiträgen über die Slowakei erschienen. Auf 192 Seiten gehen elf Autoren der Frage nach, was die Bewohner des Landes von Jánošík eigentlich ausmacht. Die Beiträge in dem Sammelband zeigen slowakische Selbstbilder, werfen aber auch einen Blick durch die tschechische und die deutsche Brille auf die Slowakei. Lujza Urbancová schreibt in ihrem Kapitel beispielsweise über die Darstellung von Frauen und Männern in slowakischen Volksliedern. Petra Steiger untersucht die identitätsstiftende Rolle des Eishockeysports und Vladimir Segeš titelt „Janošik war der erste Sozialist“. In seinem Beitrag geht es um die slowakische Gesellschaft im Banne von Stereotypen. Die Versandkosten für eine DVD betragen im Inland € 3,-, für das europäische Ausland € 6,- und für den Übersee-Versand € 9,-. Bestellt werden kann die DVD per E-Mail über [email protected] oder postalisch bei VLÖ-Haus der Heimat, Steingasse 25, 1030 Wien. VLÖ 3 Infoservice KB 09/2015 200 Jahre Wiener Kongress der I. waren die Hauptakteure. Zwar wurde der Kongress durch Napoleons kurze erfolglose Rückkehr nach Frankreich unterbrochen, sein Ziel wurde aber erreicht: Die politische Landkarte Europas wurde nach Napoleons Niederlage neu geordnet – zahlreiche GrenN zen wurden neu festgelegt, neue Staaten ze entstanden. en Der Wiener Kongress dauerte bis 9. Juni 1815. Die Verhandlungen waren zäh Ju uund mühsam, doch am Wiener Kongress wurde nicht nur verhandelt: „Der Kongreß w Tanzt“ hieß es damals ironisch. Einen EinTa bblick in die Ereignisse und das historische AAmbiente vor 200 Jahren kann man am Originalschauplatz in der Hofburg und im O Bundeskanzleramt in Wien bis Ende OktoB bberr erhalten. rhalten. OP O.P. Der Wiener Kongress dargestellt von B. Wigand Anfang des 19. Jahrhunderts herrschte in Europa Napoleon. Seine Macht erreichte 1810/1811 ihren Höhepunkt. Je mehr sie sich aber ausdehnte, desto heftiger wurde der Widerstand gegen die französische Fremdherrschaft. Das Scheitern seines Russlandfeldzuges 1812, die verlorene „Völkerschlacht“ bei Leipzig 1813, die nationale Erhebung europäischer Völker ließen Napoleons Eroberungspolitik scheitern. Nach dem Kriegsende versammelten sich ab dem 18. September 1814 Staatsmänner der großen europäischen Mächte in Wien, um den Kontinent neu zu ordnen. Der Österreicher Klemens Wenzel Lothar von Metternich, der Brite Robert Castlereagh, der Preuße Karl August von Hardenberg, der Franzose Charles-Maurice de Talleyrand-Périgord und der russische Zar Alexan- Seidengewebe mit Porträts des russischen Zaren Alexander I., Kaiser Franz I. von Österreich und König Friedrich Wilhelm III. von Preußen 1815 Präsident der TU München ist der Sprachpanscher des Jahres 2015 Der Präsident der TU München und Sprachpanscher des Jahres Wolfgang A. Hermann © Wolf Heider-Sawall Mit großem Vorsprung haben die Mitglieder des Vereins Deutsche Sprache e.V. Prof. Dr. Wolfgang A. Herrmann, den Präsidenten der TU München, zum Sprachpanscher des Jahres 2015 gewählt. Damit protestieren sie gegen Herrmanns Pläne, fast alle Masterstudiengänge an der Münchener TU demnächst nur noch auf Englisch anzubieten. „Mit diesem Kotau vor dem angelsächsischen Kulturund Wissenschaftsbetrieb fällt Herrmann allen Bestrebungen in den Rücken, das Deutsche als ernstzunehmende Wissenschaftssprache am Leben zu erhalten“, begründete VDS-Vorsitzender Walter Krämer diese Wahl. Zweiter bei der diesjährigen Wahl zum Sprachpanscher des Jahres wurde der Deutsche Leichtathletikverband. Er ließ seine Athleten als einzige Dachorganisation des Deutschen Olympischen Sportbundes bei den Olympischen Spielen in London 2012 in „Germany-“ statt „Deutschland“-Trikots auflaufen und wiederholte diese kulturelle Selbsterniedrigung bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Moskau 2013 und Peking 2015. Der Titel „Sprachpanscher des Jahres“ wird seit 1998 vergeben. Er steht für das unnötige Verdrängen eingeführter deutscher Begriffe durch Importe aus dem angelsächsischen Ausland sowie für die Demontage des Deutschen als Sprache von Kultur und Wissenschaft ganz allgemein. Bekannte Sprachpanscher der Vergangenheit sind die Firma Karstadt (Sprachpanscher des Jahres 2012), René Obermann (Deutsche Telekom 2011), Hartmut Mehdorn (Deutsche Bahn 2007) oder Klaus Zumwinkel (Deutsche Post 2005). Im letzten Jahr gewann Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen diesen Titel; sie hatte es vorgezogen, ihre Ansprache auf der Münchener Nato-Sicherheitskonferenz trotz der Anwesenheit von Simultandolmetschern auf Englisch vorzutragen. VDS Deutsche in den USA Etwa 10 Prozent der Deutschstämmigen Die größte Bevölkerungsgruppe der Vereinigten Staaten sind die Deutschstämmigen. sprechen oder verstehen noch Deutsch – Bei der letzten US-Volkszählung haben rund darunter Prominente wie Sandra Bullock, 50 Millionen Menschen angegeben, deut- Henry Kissinger oder Leonardo DiCaprio. In sche Vorfahren zu haben. Das waren 6 Milli- den USA existieren etliche deutschsprachige onen mehr als bei der vorherigen Erhebung. Medien, darunter über 100 Zeitungen oder Die Zunahme ist jedoch nicht durch eine ver- Zeitschriften sowie mehrte Einwanderung zustande gekommen, 100 lokale Radiodie alteingesessenen Deutschamerikaner sendungen und ca. machten ihre Kreuzchen nur geschichtsbe- 20 lokale Fernsehwusster. Nach den Ergebnissen leben in den programme. Imh USA folgende größte ethnische Gruppen: 1. deutschstämmige US-Amerikaner = ca. 50 Mio. Menschen 2. irischstämmige US-Amerikaner = ca. 35 Mio. Menschen 3. mexikanischstämmige US-Amerikaner Ein Schild in den USA = ca. 31 Mio. Menschen lässt auf die Deutsch4. englischstämmige US-Amerikaner stämmigen schließen = ca. 27 Mio. Menschen. 4 Das Goethe-Denkmal in Chicago KB 09/2015 Aus den Regionen Ein Stück Tradition in Sand Immer zum Tag der heiligen Magdalena wird vor der Kapelle der Heiligen in Sand (Piesok) um den 22. Juli eine heilige Messe gelesen. Sie war Patronin der deutschen Holzfäller und deswegen bauten sie ihr hier im Jahr 1876 eine bescheidene Kapelle und der Tag der heiligen Maria Magdalena war sozusagen ihre Kirchweihe (Kirmes). Natürlich können nicht alle Anwesenden in der Kapelle einen Platz finden. Sie sitzen oder stehen unter den riesigen Linden. Manche kommen zu Fuß als Pilger, wie zum Beispiel die Gläubigen aus Kuchel (Kuchyna). Nicht alle sind Nachkommen der deutschen Holzfäller, sondern Leute aus der nahen und fernen Umgebung. In den letzten Jahren wird hier in den Sommermonaten Juli und August am Sonntag eine heilige Messe abgehalten. Dabei ist Frau Irene Herchl behilflich. Ihre Abstammung wurzelt im Kreise der deutschen Holzfäller in Sand und sie ist bei jeder Gelegenheit dabei, wenn es sich um ihre Vorfahren handelt. Im Jahre 2002 begann man die Traditionen wieder aufleben zu lassen. Unter dem Namen „Waldfest“ wurde nicht nur eine Messe gelesen, sondern die Beteiligten versammelten sich zuerst auf dem Friedhof, wo den verstobenen Holzfällern die Ehre erwiesen wurde. Dabei ertönten auch Waldhörner und der Bürgermeister hielt eine Festrede. Nach dem Mittagessen versammelten sich die Beteiligten zu einem gemeinsamen Mittagessen und nach dem Mittagessen wurde eine Diskussion eröffnet, in der besonders die Nachfahren der Waldleute berichteten. Ein Programm unter diesem Namen wiederholte sich jedes Jahr bis heute, aber die deutschen Holzfäller, slowakisch Huncokáre genannt, wurden immer weniger erwähnt. Manchmal war hier Herr Dobrovsky, der sich der Geschichte der Hunzokaren widmet und auch eine CD darüber erstellte. Ein paar Mal war auch Herr Schwantner hier. Er zählt zu den besten Kennern der Lebensweise dieser Waldleute, denn er stammt auch aus einer solchen Familie. Er ist ein hervorragender Fotograf und richtete im Internet eine Webseite ein. Oft erschien hier auch Ing. Jan Graus. Der ist besonders aktiv bei der Renovierung des Friedhofs, wo auch seine Eltern beigesetzt sind. Für die Versorgung des Friedhofs wurde eine Bürgervereinigung gegründet. Die ursprünglichen Grabsteine kann niemand mehr herbei zaubern, aber es wurden hier einheitliche Kreuze mit Namen und Daten der Verstorbenen aufgestellt. Der ganze Friedhof wirkt jetzt gepflegt, in einem relativ guten Zustand. Nur durch gute Zusammenarbeit kann man verhindern, dass die Waldleute der Kleinen Karpaten, wie sie sich selbst nannten, nicht in Vergessenheit geraten. Eine gute Zusammenarbeit fehlt besonders bei der Organisation des Waldfestes, wie man es heute nennt. Marian Markus Per Schiff vier Länder in einer Woche Im Dezember 2014 erhielt ich im Goldenen Saal des Weinitzer Schlosses eine hohe Auszeichnung, die mich überraschte und die ich sehr schätze. Gratulationen, Blumen, kleine Erinnerungsgeschenke und ein Diplom machten mir große Freude. Dass ich noch etwas dazu bekomme, hätte ich nicht gedacht. Anfang Juli erhielt ich einen Anruf und gleich darauf fand ich in der Post eine Einladung zu einer Donau-Schifffahrt mit dem DreamboatMozart vom 26. Juli bis 2. August. Nach kurzem Überlegen nahm ich das großzügige Angebot an. So bestiegen wir dann Ende Juli in Wien das Schiff. So viel Glanz, so viel Aufmerksamkeit, so wunderschöne Räume hatte ich in meinem Leben noch nicht gesehen. Die erste Fahrt ging nach Budapest. Dann schipperten wir nach Pressburg, Dürnstein, Krems, Melk, Grein, Passau, Linz und die Fahrt endete wieder in Wien. In jeder Stadt besuchten wir die schönsten Kirchen, Burgen, Museen und sahen viele schöne Schätze. Die Woche auf dem Schiff war wunderschön, voller Kulturprogramm, Wellness, Schwimmen und Sonne. Am Ende der Reise erhielt ich ein Zertifikat, dass ich die vier Länder Slowakei, Ungarn, Österreich und Deutschland auf einem Schiff auf der Donau bereist habe. In unserem Karpatenblatt will ich mich herzlich beim Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten und dem Arbeits-, Sozial- und Familienministerium der Slowakischen Republik bedanken. H. Radovská 5 Aus den Regionen KB 09/2015 Mit Posaunen auf den Spitzenberg Am Samstag den 29. August organisierte die Ortsgemeinschaft in Einsiedel an der Göllnitz das 10. Mantakentreffen. Das Mantakentreffen ist schon traditionell mit dem Aufstieg auf den Spitzenberg verbunden und der wurde nach längerer Zeit wieder einmal vom Posaunenchor begleitet. Das Kreuz auf dem Spitzenberg erinnert an die 700 Jahre der Besiedlung der Gemeinde Einsiedel an der Göllnitz. Im Jahr 1991, nach der Gründung des Karpatendeutschen Vereins, wurde es neu aufgestellt und unter Begleitung des Posaunenchors eingeweiht. Nach längerer Zeit haben eine Posaune und zwei Trompeten mit klingenden Tönen das Treffen eröffnet. Die gespielten Melodien erklangen auch in einem großen Teil der Gemeinde. Bei schönem Sonnenwetter trafen sich die Teilnehmer um 10 Uhr in der Begegnungsstätte. Weil wir in diesem Jahr der 70 Jahre des Endes des Zweiten Weltkrieges gedenken, zogen wir auch durch den Friedhof und legten einen Kranz an dem Kreuz für unbekannte gefallene Soldaten nieder. Langsam trennte sich die Gruppe, je nachdem, wie viel Kraft die Teilnehmer hatten. Es war schön, dass wir uns oben auf dem Gipfel wieder alle getroffen haben. Alle waren begeistert, dass das Ehepaar, Jan und Klaudia, nicht nur die Trompeten mitgenommen haben, sondern auch ihren Sohn Johan, der erst sieben Monate jung ist. Auch die beiden Jungs aus Österreich, Mathias und Thomas, haben viel Spaß und Freude bei dem Aufstieg gebracht. Als Dankeschön für die Mühe beim Aufstieg war ein Tropfen hausgebrannter Schnaps die beste Belohnung. Mit der Melodie „Gott ist die Liebe“ haben die drei tapferen Posaunen die kleine Feierlichkeit am Spitzenberg begonnen. Als Vertreter des KDVs in Einsiedel hat Herr Jan König die Anwesenden und die Regions-Vorsitzende Erika König begrüßt. Über die Geschichte und Sitten von Spitzenberg hat Herr Günter Zavatzky gesprochen. Danach spielten die Posaunen ein paar lustige Volkslieder und die Teilnehmer begleiteten sie mit Gesang. Als wir dann zurück in die Begegnungsstätte kamen, erwartete uns das traditionelle Einsiedler Gulasch. In der Begegnungsstätte versammelten sich langsam viele Mitglieder von allen Ortsgemeinschaften der Region Unterzips und danach hat das Kulturprogram begonnen. Die Vorsitzende der OG Einsiedel Gabriela Wenzel begrüßte die Anwesenden des Mantakentreffens und erinnerte an die Tradition, die mit der Gründung der Gemeinde verbunden ist. Für gute Laune sorgten die Sängergruppen von den Ortsgemeinschaften Einsiedel, Göllnitz und Schmöllnitz Hütte mit buntem Programm. Der sonnige Nachmittag verlief weiter unter musikalischer Begleitung und guter Stimmung der Anwesenden, bis dann der Sonnenuntergang das 10. Mantakentreffen in Einsiedel beendete. Jan König 6 Gotteshaus in Stara Voda/Altwasser eingeweiht Schmiedshauer auf dem Kultursommer in Pressburg Nach über 16-jähriger Bauzeit konnte in der Katholischen Kirchengemeinde Schwedler die Tochterkirche in Altwasser ihrer Bestimmung übergeben werden. Am 23. August 2015 nahm ihre Einweihung der Rosenauer Bischof Mons. Stanislav Solárik in einem feierlich-festlichen Gottesdienst vor. Die Gemeinde hat dieses lang ersehnte Kirchenfest mit viel Liebe und Hingabe vorbereitet. Ihre Freude über das gelungene Werk war riesengroß! Renovabis, Ostpriesterhilfe und die Ackermann-Gemeinde haben in den Jahren 2000 und 2005 das Projekt mit erheblichen Zuwendungen unterstützt. Es drohte beinahe zu scheitern. Doch die schlauen und mutigen Altwassler ließen nicht locker, fanden helfende Hände und brachten Jahr für Jahr aus eigener Kraft und mit eisernem Willen ihr Vorhaben voran. Und der neue junge Pfarrer PhDr. Martin Pivovarník ging beim Endspurt mit gutem Beispiel voran. Prof. Dr. Ferdinand Klein Im Rahmen des Kultursommers hat vom 4. bis 9. August in Pressburg/Bratislava ein Festival der ethnischen Minderheiten stattgefunden. Ziel der Veranstalter war, dass sich die Minderheiten präsentieren, die heute noch in der Slowakei leben und sich über Jahrhunderte ihre Kultur erhalten haben. Am Festival beteiligten sich die ruthenische Tanz- und Gesangsgruppe Ruthenia, die serbische AD HOC Band, die ungarische Folkloregruppe Rév, Barbora Botošová und ihre Band Gypsy Queen Project sowie die jüdische Gruppe Kol han´shama. Jede Gruppe gab bei ihrem Auftritt das Beste. Auch die Schmiedshauer Sing- und Tanzgruppe begeisterte die Zuschauer mit ihren wunderschönen Trachten und traditionellen Liedern. Es gab etliche Zuschauer, die das Programm mit Interesse verfolgten. Unser Auftritt wurde mit lautem Applaus belohnt. Glücklich und zufrieden kehrte die Gruppe danach nach Schmiedshau zurück. Anna Kohútová KB 09/2015 Aus den Regionen LITERATURKRÄNZCHEN IN EINSIEDEL AN DER GÖLLNITZ „Ein Ei Rauch R h verweht, h ein i Wasser W verrint, i eine i Zeit vergeht, eine neue beginnt.“ Joachim Ringelnatz Die Zeit ist vergangen und die Frauen haben sich wieder bei Kaffee, Tee und Kleingebäck getroffen, um über gute Bücher zu sprechen und schöne Gedichte vorzutragen. Das neue Lesejahr haben wir mit Joachim Ringelnatz begonnen. Er hieß ursprünglich eigentlich Hans Bötticher und war ein deutscher Lyriker, Erzähler und Maler. Über ihn sprachen wir schon mehrmals. Für uns in der Slowakei war er unbekannt. Jetzt kennen wir ihn schon gut. Eine gute Idee haben sie in der Buchhandlung Gustav Roth in Offenburg. Wer dort ein Buch kauft, bekommt: „Das Gedicht der Woche von uns ausgewählt für Sie zum Mitnehmen!“ Im Juni 2015 war es das Gedicht „Morgenwonne“ von Joachim Ringelnatz. Mit diesem Gedicht haben wir begonnen. Aus seinem Gedichtband „Im Aquarium in Berlin“ (2011) lasen wir mehrere Gedichte. In dem Buch sind auch mehrere Illustrationen von Renée Sintenis. Ein Zitat ließ uns besonders schmunzeln: Humor ist der Knopf, der verhindert, dass einem der Kragen platzt.“ Bei unserem Literaturkränzchen besprachen wir auch Boris Pasternak. Er wurde 1890 in Moskau geboren und starb 1960 in Peredelkino. Pasternak war ein russischer Dichter, Schriftsteller und Übersetzer. Nach einem Musikstudium an der Moskauer Universität und einem Studium der Philosophie an der deutschen Universität Marburg in Hessen kehrte er 1914 nach Moskau zurück und veröffentlichte seine erste Gedichtsammlung. Er schrieb viele Gedichte, aber sein autobiografischer Roman „Doktor Schiwago“ machte ihn bekannt. Es ist eine großartige Geschichte über Liebe, Historie und Kultur einer Generation. Der Roman durfte in der Sowjetunion nicht veröffentlicht werden. Er kam 1957 in Italien heraus.1958 erhielt Boris Pasternak den Literaturnobelpreis, den er jedoch unter dem Druck der Sowjetbehörden nicht annahm. In einer symbolischen Zeremonie nahm sein Sohn Jevgenij Pasternak 1989 den Nobelpreis seines Vaters in Stockholm entgegen. Wir lasen sein Gedicht „Der Nobelpreis“. Der Fernsehsender 3Sat hat uns in der Sendung „Lesenswert“ unter anderem darauf aufmerksam gemacht, dass zum 125. Geburtstag des Autors sein „Doktor Schiwago“ herausgekommen ist. „Ich bin begeistert, dass Sie mir das Buch in die Hand gelegt haben. Liebe - Lara - Juri -, so etwas Gutes habe ich noch nicht gelesen! Die Liebesgeschichte, die Trennung, die Begegnung in der Bibliothek! Es ist schon eine Kraft, die den Leser durch das Buch führt“, sagte da die Schriftstellerin Sibylle Lewitscharoff, die über dieses Buch sprach. Ein Zitat aus diesem Werk lautet: „Durch jede Liebe wird man ein bisschen menschlicher, egal wie sie verläuft.“ 1929 erhielt Thomas Mann den Literaturnobelpreis Boris Pasternak gemalt von seinem Vater Leonid (1910) Über Thomas Mann (1875-1955) sprachen wir schon mehrmals bei unseren Literaturkränzchen. Er war ein deutscher Schriftsteller und einer der bedeutendsten Erzähler des 20. Jahrhunderts. Wir kennen mehrere seiner lite- rarischen Werke. Vor kurzem haben wir in der Fernsehsendung „Literaturclub“ bei 3Sat erfahren, dass eine Sammlung von 16 CDs mit den literarischen Werken von Thomas Mann als Hörbuch herausgekommen ist. „Etliche sind von Thomas Mann selbst gelesen, er war ein vorzüglicher Vorleser. Seine Werke wurden erst im Kreise seiner Familie gelesen und dann zum Drucken gebracht“, wurde in der Sendung erklärt. Wir haben diesmal das Buch „Frau Thomas Mann“ von Inge und Walter Jens gewählt. So erfuhren wir, wer die Katharina Mann, geborene Pringsheim, war. In Thomas Manns Tagebüchern erscheint sie als Mutter seiner Kinder, seine Begleiterin und Ratgeberin, aber auch Managerin eines ebenso erfolgreichen wie bedrohten Betriebs. Im Buch sind zahlreiche bisher unbekannte Dokumente und Fotos. Unter anderem steht dort auch dieses Zitat: „Das Glück kommt zu denen, die es erwarten. Nur müssen sie die Tür auch offen halten“. Der Schweizer Schriftsteller Martin Suter wurde für seine Werke mehrmals ausgezeichnet Auch Martin Suter (geboren 1948 in Zürich) stand bei unserem Literaturkränzchen dieses Mal auf dem Diskussionsprogramm. Er ist Schriftsteller, Kolummnist und Drehbuchautor. Er war als Gast in der Fernsehsendung „DAS“ beim NDR. Im Teletext stand: „Martin Suter, Autor. Was er veröffentlicht, landet auf der Bestsellerliste. Der ehemalige Werbetexter und Kreationsdirektor aus Zürich lebt gerne auf Ibiza, wo er Wein, Feigen und Oliven produziert, während sein Kaffee aus seinem Domizil in Guatemala stammt. Welche Themen Suter für seine nächsten Bücher interesant findet, erzählt er auf dem Roten Sofa.“ Wir haben sein Buch „Small World“ (1997) ausgewählt. Es ist der erste Teil seiner „neurologischen Trilogie“. Da haben wir erfahren, wie ein Alzheimer-Kranker aus der Gegenwart in die Vergangenheit abgleitet. Auf der Rückseite des Buches steht: „Ein sehr gut recherchierter Roman, einfühlsam und anrührend, geschrieben in einer präzisen, unverschnörkelten Sprache.“ Es lohnt sich dieses Buch zu lesen. Der internationale Bestseller ist verfilmt worden. Ilse Stupák 7 Aus den Regionen KB 09/2015 Kaschau - Europäische Sportstadt 2016 Kaschau ist bekannt für seinen Friedensmarathon, den längsten durchgängig gelaufenen Marathon in Europa Den Titel Europäische Sportstadt erhält Kaschau/Košice als erste Stadt in der Slowakei. Über die Erteilung entschied die Internationale Kommission der Organisation ACES Europe. Sie begründete ihre Entscheidung damit, dass in der Stadt immer mehr Aufmerksamkeit der Entfaltung des Sports und eines gesunden Lebensstils geschenkt wird. Die Entscheidung wurde Bürgermeister Richard Raši schriftlich vom ACES Europe-Präsidenten Gian Francesco Lupatelli mitgeteilt. Die Europäische Sportstadt 2016 soll einen möglichst großen Teil der Bewohner aller Generationen, genauso wie die Besucher der Stadt zum Sporttreiben einladen. Die Stadt wird gesünder Durch interessante Aktivitäten will die Stadt auch Menschen miteinbeziehen, die bislang keinen Sport trieben. Besonders angesprochen werden sollen Menschen mit Behinderung, Senioren und sozial Schwache. Als erste Veranstaltung im Jahr 2016 ist der beliebte Dreikönigslauf am fünften und sechsten Januar vorgesehen. Nach diesem Beginn wird das ganze Jahr hindurch Sport getrieben und Veranstaltungen werden organisiert. „Wir wollen, dass die, die unregelmäßig Sport treiben, es später regelmäßig tun. Diejenigen, die bisher überhaupt keinen Sport gemacht haben, sollen mit einfachen Bewegungsarten beginnen. Wir wollen, dass die Stadt gesünder wird“, sagt der Bürgermeister. Friedensmarathon große Erfolge der Sportler in Kaschau Im Jahr 1924 fiel in Kaschau der Startschuss für den ersten Marathon. Dieser ging als erster Europas in die Geschichte ein und machte die Stadt so in der ganzen Welt berühmt. Die Veranstaltung ist inzwischen zu einem international bedeutsamen Sportereignis geworden und findet alljährlich in der Metropole der Ostslowakei immer am ersten Oktobersonntag statt. In den letzten Jahren setzten sich mehr und mehr Läufer aus Afrika durch. Nicht vergessen ist aber die Rekordmeisterin aus der Partnerstadt Wuppertal – Christa Vahlensieck. Diese sympathische deutsche Sportlerin gewann 21 Marathonläufe, darunter fünf Mal in Kaschau. Sicherlich half die Tradition des Friedensmarathons wesentlich, den Titel Europäische Sportstadt 2016 zu erwerben. Es ist außerdem zu erwähnen, dass zu den größten Persönlichkeiten des Sports nach dem Zweiten Weltkrieg in den 1950er Jahren der Fußballspieler Andrej Kvašňák gehörte. Der gebürtige Kaschauer hat jahrelang für Sparta Prag gespielt. Als Teilnehmer der Fußball-Weltmeisterschaft 1962 in Chile gehörte er damals zu den Sternen der tschechoslowakischen Nationalmannschaft. Zu den ersten Eishockeyspielern der Nationalmannschaft nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte der legendäre Ladislav Tro- 8 Die ersten Vorbereitungen wachsen bereits heran ják. Nach ihm wurde in den 1970er Jahren das Eisstadion in Kaschau, die heutige Steel Aréna, benannt. Das Eishockeyteam des HC Kosice wurde in den vergangenen Jahren bis 2015 mehrfach Slowakei-Meister. Eine anerkennenswerte Arbeit leisteten die Organisatoren aus Kaschau schon bei der Eishockey-Weltmeisterschaft 2011, die in der Slowakei stattfand. In vier Jahren ist die Slowakei wieder Veranstalter der WM 2019. Kaschau ist auch dann wieder im Spiel! Neue Sportstätten entstehen Die Stadt will mehr Geld in die Infrastruktur investieren, Sportstätten für Schulen reparieren und neue moderne Sporteinrichtungen bauen. Schon heute melden sich Organisationen und Einzelpersonen, die zur Organisation attraktiver Veranstaltungen für die Öffentlichkeit beitragen wollen. Man ist sich in Kaschau bewusst, dass die sportliche Entwicklung ein Ergebnis langwieriger systematischer Arbeit ist. Es wurde daher ein neues Konzept der Sportentwicklung für die Jahre 2015-2020 verabschiedet. Jedes Jahr soll mindestens eine neue große Sporteinrichtung gebaut werden. Sport und Spaß werden verbunden Zu den Hauptveranstaltungen 2016 sollen beispielsweise der 93. Internationale Friedensmarathon gehören, die Schwimmstaffel, die Veranstaltung „24 Stunden auf dem Eis“ oder die Winter- und Sommerolympiade der Senioren. Freuen wir uns auf ein interessantes Sportjahr 2016 in Kaschau! Dr. M. Alexy Eines der Sportzentren in Kaschau: Das Eishockey-Stadion Steel Arena Journal der Karpatendeutschen Jugend in der Slowakei JUGEND t t a l B E v e n t s i m N e t z IX-2015 Jugendfest Unser Das kann man ruhig so sagen: Das Jugendfest ist inzwischen zu „unserem“ Fest geworden. In vier Jahren hat es den Titel beliebteste, lustigste, freundschaftlichste, dynamischste Veranstaltung der Karpatendeutschen Jugend gewonnen – es ist einfach unübertrefflich. Diesmal fand alles an einem einzigen Tag statt, dem 22. August 2015. Tatort: Drienica, Hotel Javorna. Das Wetter hat uns einen schönen sonnigen Tag versprochen, die Jugend sammelte sich langsam, die Kultur- und Musikgruppen starteten ihre Proben und die Organisatoren passten auf, dass alles ohne Probleme abläuft. Um 18 Uhr war es soweit: Das ein Jahr lang erwartete Jugendfest hat im Rhythmus der Musik vom Posaunenchor aus der Unterzips begonnen. Der Jugendvorsitzende Patrik Lompart hat mit seinen Worten dem Jugendfest einen guten Verlauf gewünscht, im Sinne seiner Worte folgten die weiteren Ansprachen von der Vorsitzenden der Region Oberzips Maria Recktenwald und dem Vertreter der Karpatendeutschen Assoziation Jan König. Beide äußerten sich, wie wichtig die KDJ für die Weiterentwicklung der deutschen Kultur und des deutschen Erbes unserer Vorfahren ist. Sie versprachen der Jugend und ihren Projekten starke Unterstützung. Der erste Block gehörte unseren Jugendtanzgruppen: Schadirattam aus Metzenseifen und Marmon aus Hopgarten. Beide zeigten uns traditionelle Tänze aus ihrer Region. Bei hellem Licht und auf der großen Tanzfläche wirkten die Tänze besonders bunt und schwungvoll und die Gruppen bekamen vom Publikum endlosen Applaus und „Zugabe“-Rufe. Das Tanzen unterbrach für einen Moment unser Schlagersänger Jan König mit dem zum sonnigen Wetter passenden Lied Braungebrannte Haut. Unsere charmante Moderatorin Anka Fábová stellte uns kurz die weitere Gruppe vor: die besonderen Gäste von der deutschen Minderheit in Rumänien: die Tanzgruppe Regenbogen, die im Jahre 1996 gegründet wurde. Die Mitglieder der Tanzgruppe tanzen deutsche Volkstänze. Und mit einigen temperamentvollen Tänzen verwöhnten sie auch das ganze Publikum. Der Abend ging in die zweite Hälfte, die Stimmung stieg, jeder sang und tanzte. Die Atmosphäre steigerten noch zusätzlich die fünf jungen, talentierten Mädels aus Obermetzenseifen, Wandererove segry. Ihre Musik war wirklich eindrucksvoll und das Publikum forderte sie zu immer neuen Zugaben auf. Das so aufgeheizte Publikum wartete auf das Highlight des Abends – die Grabenland Buam aus Österreich. Unter dem Motto „Stimmung – Spaß – Vollgas“ reisen die sechs Musiker seit 2008 gemeinsam durch Europa, um Bühnen und Fernsehstationen zu rocken. Während ihres Bestehens haben die Grabenland Buam von internationalen Megapartys über traditionelle Feste bis hin zu erfolgreichen TVShows bereits so gut wie jede Art von Event auf unvergessliche Weise bespielt. 2012 haben sie die ORF-Fernsehshow „Die Große Chance“ gewonnen. Sie waren an diesem Abend da, spielten nur für uns und bereiteten uns einen unvergesslichen Abend. Weiter die Menge bei so guter Laune halten, konnte niemand besser als unser Jan König mit seinen Schlagern, mit welchen er unsere Herzen berührt und alle zum Singen bringt. Als nächstes präsentierte sich ein musikalisches Duo, das man nicht mehr vorstellen muss. Wir kennen sie alle von unseren Festen in Kesmark und auch vorherigen Jugendfesten - das Duo Moravan von der mährischen Minderheit. Mit bekannten tschechischen und slowakischen Liedern schafften die beiden Sänger eine wunderbare Stimmung und wurden vom Publikum aufgefordert, immer mehr Lieder zu singen. Die endlose Lust zum Feiern, Tanzen und Singen steigerte noch einmal unser letzter Gast - die Gruppe In Time aus Kaschau. Mit dem letzten Lied endete auch unser Jugendfest. Es war lustig, es war froh, wir tanzten und sangen, wir gewannen neue Freunde und wir wollen uns auf dem nächsten Fest im Jahre 2016 wiedersehen. Es wird ein kleines Jubiläum sein - das fünfte Fest der Karpatendeutschen Jugend. Wir sind schon jetzt gespannt, was die Organisatoren für uns vorbereiten. Wir wollen auch nicht vergessen uns beim Bundesministerium des Inneren in Bonn und beim Regierungsamt der Slowakischen Republik für die finanzielle Unterstützung herzlichst zu bedanken. HS 9 JUGEND Blatt Ich Deutsch - das Kindercamp 2015 Am 12. August 2015 hat nach einem Jahr wieder das beliebte Kinderferienlager begonnen, das der Karpatendeutsche Verein in der Slowakei für die Kinder von Schulen mit erweitertem Deutschunterricht vorbereitet hat. Wir, das Team aus Deutschlehrerinnen, Animationsspezialisten und einem Sportlehrer konnten das Wiedersehen mit den Kindern kaum erwarten. Sehr viele von ihnen waren auch letztes Jahr dabei und wir waren gespannt, wie sie das Jahr verändert hat, welche Fortschritte sie in der deutschen Sprache machten. Diesmal organisierten wir das Camp in der wunderschönen Natur von der Niederen Tatra, in der winzigen und ruhigen Gemeinde Vyšná Boca. Vysna Boca ist oder war eine Bergstadt, der alte Ortsname war Joachimstal, deshalb wird angenommen, dass diese Gemeinde im 11. Jahrhundert von Arbeitern aus der Zips besiedelt wurde. Die Ruhe und Beschaulichkeit der Umgebung wurde plötzlich von dem Lachen und Toben der Kinder durchbrochen. Die Eltern überließen uns ihre kleinen Schätze, manch ein Abschied war tränenreich. Die Tränen waren aber schnell getrocknet und die Kinder waren sehr gespannt, was sie in unserem Camp wieder erwartet, welche neue Freunde sie finden und sie freuten sich über ein Wiedersehen mit den alten. 10 Der erste Kennenlernabend und eine fast schlaflose Nacht waren schnell vorbei und am nächsten Tag wartete bereits das erste Abenteuer. Ganz früh jagte unser Sportlehrer die Kinder aus dem Bett. Auf spielerische Art aber voller Respekt bereitete er den Kindern jeden Morgen eine bunte Mischung aus Sport, Spiel und viel Spaß. Die Kinder konnten dann wach und voller Energie die Deutschstunde beginnen. Die erste Stunde stellten uns die Kinder ihre Familie vor. Sie malten und klebten, jeder wollte sein Projekt besser, schöner und bunter gestalten. Wir kennen jetzt alle Omas, Opas und Tanten, sogar die Haustiere der Kinder. Mit Sport und Spiel ging der Tag auch nach dem Mittagessen weiter. Abkühlung beim Badeausflug und Nacht-Abenteuer Am nächsten Tag war das Wetter sehr heiß, also zogen wir die Badehosen an und es ging ab ins Wasser. Der Ausflug ins Tatralandia war ein Volltreffer. Die Kinder sprangen herum, schwammen, tobten, rasten auf den Rutschen und hatten einfach riesen Spaß. Und dann endete der Ausflug noch mit einer fast realistischen Fahrt durch die unterirdischen Gänge in einem Bergwagen im 5D-Kino. Mit dem Kopf voller wunderbarer Erinnerungen verließen wir die magische Welt und der nette Busfahrer brachte uns müde, aber glücklich zurück ins Hotel. Jeden Morgen freuten sich die Kinder auf den Deutschunterricht und waren gespannt, was die Deutschlehrerin für sie vorbereitet hat. Es gab tolle Lieder über den Hans Hase, die die Kinder einfach liebten. Es gab Projekte über Hobbys, Jahreszeiten, Erlebnisse, wo die Kinder ihrer Fantasie freien Lauf lassen konnten. Nach all diesen tollen Deutschstunden haben sie mit Freude die T-Shirts mit dem Logo Ich liebe Deutsch bemalt. Die Kids hatten dabei riesen Spaß, das ist unbestritten. Das schöne Wetter lockte uns immer nach dem Unterricht raus in die wunderschöne Natur. Wir haben eine Tour in die Umgebung gemacht. Die Kinder erwarteten noch ein paar Überraschungen. Die erste war ein Ausflug in die Stanisovska Höhle, das war ein großes Abenteuer. Die Kids bekamen eine Stirnlampe und jeder konnte selber die Felsenwände, Tropfsteine, geheimen Gänge oder sogar Knochen von Tieren in der Höhle entdecken. Die zweite Überraschung wartete im Hotel auf uns. Der bekannte karpatendeutsche Schlagersänger Jan König ist extra angereist, um den Kindern ein paar beliebte deutsche Lieder vorzusingen und sie ihnen dann beizubringen. JUGEND Blatt Die Kinder erinnerten sich sofort an das Lied Marmor Stein vom letzten Jahr und es erklang wieder laut im ganzen Hotel. Herr König hat uns aber auch was ganz Neues beigebracht. Das sogenannte Fliegerlied, das die ganze deutsche Welt kennt, holte die Kinder sofort von den Stühlen, und die sangen und sprangen und schwammen und waren stark wie Tiger und groß wie die Giraffe. Was wäre ein Camp ohne Olympiade? Bewegung macht einfach Spaß, das haben uns die Kinder bewiesen und in verschiedenen Sportdisziplinen zeigten sie uns ihren Wettkampfgeist. Die besten Sportler haben natürlich eine Goldmedaille gewonnen. In der folgenden Nacht haben wir für die Kinder das erwartete Nachtspiel - die Schatzsuche - vorbereitet. Sie mussten durch Indizien oder kleine Gedichte Rätsel lösen, die sie dann durch einen geheimen Tunnel zu dem Schatz führten. Voller Aufregung rannten sie durch die dunkle Gegend, wo auf sie Gespenster lauerten. Schließlich gelang es ihnen und sie fanden die große Schachtel voller Goldmünzen. Jeder hatte gleich die Hosentaschen voll und rannte zurück ins Hotel, um die süßen Schokoladenmünzen zu genießen. Wie jedes Märchen ein Ende hat, so kam auch der letzte Tag. Die Abschiedsfeier musste großartig sein, eine märchenhafte Show voll mit Musik Tanz und Spaß - ein Maskenball. Die Kinder verkleideten sich in ihre Lieblingsmärchenwesen und für ein paar Stunden hatten wir im Raum einen Haufen von Rapunzel, Feen, Dornröschen, Ritter, Rotkäppchen, Prinzessinnen, Piraten, Vampire, Räuber usw. Die Kinder hatten eine Menge Spaß, den letzten Tag und die letzten Stunden haben sie nochmal mit voller Power verbracht. Wir verabschiedeten uns mit dem tollen Fliegerlied und wir Lehrer tauchten noch einmal in die Kinderwelt ein und waren stark wie Tiger und winkten den Fliegern nach. Das Sommercamp war wieder ein Volltreffer, es ist uns mit der tollen Deutschlehrerin Julka Paleschova von der Grundschule in Deutsch Proben gelungen, das Lernen mit dem Spiel zu verbinden, mit dem Sportlehrer Stevko Ivanco für die Kinder große Abenteuer vorzubereiten und mit der Animatorin Ivka Sustrikova die Kinder in eine traumhafte Märchenwelt zu bringen. Es entstanden viele neue Freundschaften und für uns war es ein tolles Erlebnis, das uns gezeigt hat, wie einzigartig und wunderbar jedes Kind sein kann. Der Abschied war schwer, aber wir freuen uns schon jetzt auf das nächste Kinderferiencamp. Wir bedanken uns beim Regierungsamt der SR für die finanzielle Unterstützung und allen Beteiligten für ihre Hilfe. Ohne ihren Einsatz und ihre Zusammenarbeit wäre so etwas Schönes und Erfolgreiches nicht möglich gewesen. HS, LU 11 JUGEND Blatt Wenn Diversität verbindet Nicht nur in der Slowakei, sondern in der ganzen Welt ist Diskrimination immer ein aktuelles Thema. Deshalb hat der Junge Europäische Verein (JEV) in Zusammenarbeit mit der sorbischen Minderheit in Deutschland entschieden, ein Diversity Festival in Bautzen/ Budyšin zu organisieren. Von der Karpatendeutschen Jugend aus der Slowakei haben Patrícia, Simona und Adriána an diesem Diversity Festival teilgenommen. Vom 8.8. bis 16.8.2015 fand es statt und wir verbrachten eine wunderbare Woche. An den besten Erlebnissen wollen wir die Leser des Karpatenblattes teilhaben lassen. STADTRALLYE Die alte Stadt haben wir wirklich auf besondere Weise kennengelernt. Mit der Karte in der Hand haben wir die besten Sehenswürdigkeiten gesehen. Wir wurden in drei Gruppen eingeteilt und mussten bei jeder Sehenswürdigkeit Indizien finden und Aufgaben lösen. Adriana war die Gewinnerin in der Gruppe. Aber es ist nicht wichtig zu gewinnen, sondern teilzunehmen, am Ende hat jeder eine Kleinigkeit bekommen. WORKSHOPS Alle Teilnehmer des Diversity Festivals haben die ganze Woche in verschiedenen Workshops gearbeitet. Wir, als die besten Tänzerinnen, waren im Tanzworshop. Während der Woche haben wir Tänze von anderen Ländern kennengelernt, wie z.B. türkische, ukrainische, oder sorbische. Wir haben festgestellt, dass wir auch gute Schauspielerinnen sind, weil wir die ganze Woche mit dem Theaterworkshop gearbeitet haben. Unter der Leitung des erfolgreichen sorbisch-deutschen Theaters in Deutschland und kroatischer Tänzer haben wir sechs Paare gebildet und ein schönes Programm vorbereitet. EXCHANGE MARKET Ein Weg, wie man andere Kulturen kennenlernen kann, ist die traditionellen Speisen und Getränke zu probieren. Wir haben gelernt, dass Apfelstrudel nicht nur ein Nachtisch ist, die Sorben slowakische Lieder kennen und slowakische Produkte ganz Europa schmecken. Das war eine gute Weise, wie wir zusammen gegen Diskriminierung kämpfen konnten. Die Mitglieder konnten etwas über unseren Karpatendeutschen Verein erfahren und wir haben auch ein typisches Lied aus Hopgarten (Chmeľnica) präsentiert: „Baj Špet štienche of do skaua". EINE REISE NACH WOCHOZY Am sonnigen Mittwoch begaben wir uns auf einen schönen Ausflug nach Wochozy. Wir haben den Ort besucht, in dem einst Braukohle gewonnen wurde. Es war so traurig, über die Einwohner dieser Gebiete zu hören. In der Vergangenheit mussten sie wegen des Abbaus der Braunkohle ihr Zuhause verlassen. DIVERSITY FESTIVAL IN RADIBOR Die letzten Tage gehörten zu den spannendsten Tagen der Woche. Wir haben slowakische, sorbische und deutsche Lieder gesungen, sorbische Tänze getanzt und wir konnten auch neue Leute kennenlernen. Am Samstag haben wir unser Programm präsentiert und dann haben wir an der Party mit den Mitgliedern des Diversity Festivals teilgenommen. Es war wirklich eine interessante Woche und wir sind sehr glücklich. Unser großes Dankeschön gehört der KDJ und YEN/JEV, dass sie uns die Möglichkeit gaben teilzunehmen. Wir hoffen, dass wir uns auch in Zukunft noch mit allen diesen Leuten treffen werden und es erst der Anfang unserer Zusammenarbeit war. SR 12 KB 09/2015 Kultur Eine Synagoge voller geheimnisvoller Kästchen Zur Künstlerin Franziska Stolzenau wurde 1986 in Weimar geboren. Sie studierte Malerei und Grafik an der Hochschule für Bildende Künste Dresden. Bei ihren Kunstwerken ist ihr die prozessorientierte Herangehensweise meist wichtiger, als das, was dabei herauskommt. Häufig widmet sie sich daher Installationen, macht Videos und auch die Zeichnung spielt stets eine wichtige Rolle. Vor diesem Monitor konnte jeder selbst ein Kästchen falten, denn hier wurde die Videoanleitung dazu gezeigt. „Hier können Sie ihre Boxen zurücklassen.“ Eine Kiste mit dieser Aufschrift zierte mehrere Wochen den Eingang der Synagoge in Sommerein/Šamorín, die heute als Kunst- und Kulturzentrum dient. Von August bis Anfang September waren auch die Kästchen, die am Eingang hinterlassen wurden, Teil einer Ausstellung im Inneren des Gebäudes. Zeichnungen, Videos und tausende kleine Papierkästchen gehörten zu der Ausstellung „Boxes“ der deutschen Künstlerin Franziska Stolzenau, die dort Artist in Residence war. Dem Karpatenblatt stand sie Rede und Antwort. KB: Was steckt denn hinter Ihrem Projekt „Boxes“? FS: Die Idee war, an einem verlassenen Ort wieder etwas aufzubauen. Im Grunde wollte ich ganz viele Personen einladen, mit Zeit und einem eigenen kleinen Raum, den sie bauen, diesen Leerstand wieder zu befüllen. KB: Wenn man sich in der Ausstellung so umblickt, sieht man tausende kleine Boxen. Was hat es denn mit denen auf sich? FS: Die Form ist ein einfaches Papierkästchen, das aus einem A4-Blatt gefaltet wurde. Die Kästchen sind also relativ klein, jeder kennt diese Art des Faltens. Es kann auch jeder zu Hause machen. Die Aufgabe war dann, etwas Persönliches hinein zu tun und das Kästchen wieder in die Synagoge zu bringen. Zur Ausstellung konnte sich jeder, der ein Kästchen gefaltet hat, auch eines mitnehmen. Es sollen also aus der Welt Dinge in diesen Raum hineinkommen, aber anschließend auch wieder Dinge in die Welt hinausgehen. „Dieser spannende, aufgeladene Raum, faszinierte mich.“ KB: Wie haben denn die Leute von dem Projekt erfahren? FS: Es gab im Vorfeld zwei Artikel, die auf Slowakisch und Ungarisch hier in der regionalen Zeitung erschienen sind. Da habe ich mich vorgestellt, das Projekt erklärt und die Leute gebeten, daran teilzunehmen. Dann gab es so eine Art Flugblatt und wir haben mit Hilfe eines Die Papierkästchen in scheinbar loser Anordnung warten noch darauf, gefüllt zu werden, während die säuberlich aufgereihten bereits ein kleines Geheimnis bergen. Übersetzers direkt vor dem Rathaus Leute angesprochen. Mit der Zeit hat es sich herumgesprochen und die Leute kamen, weil sie von irgendjemandem von dem Projekt gehört haben. KB: Wie sind Sie denn überhaupt darauf gekommen, hier in der Slowakei so ein Projekt zu machen? FS: Es ist ja generell spannend, in einem anderen Land tätig zu sein. Ich reise sehr gerne und der Osten interessiert mich auch sehr. Ich war auch schon viel in den Balkanländern und habe dort Projekte gemacht. Dann habe ich von diesem Ort hier erfahren und fand ihn sehr spannend. fache Vorgänge, die im Grunde jeder machen kann, plötzlich eine Kraft entwickeln, dass sie einen berühren. Ich möchte gar nicht konkret etwas aussagen, sondern sensibilisieren für die Dinge, die zwischen den Dingen beziehungsweise dahinter sind. Ich möchte, dass die Leute etwas erfahren. Hier wollte ich, dass die Leute sich hinsetzen, falten, sich besinnen, zur Ruhe kommen und sich klar werden, was das ist, was sie gerade machen. Ich möchte, dass jeder in seinem Leben auch Parallelen ziehen kann. Über die Kästchen soll man auch etwas über den Anderen erfahren, es soll ein Austausch stattfinden. „Die Menschen sensibilisieren für das, was hinter den Dingen steht“ KB: Wie haben die Menschen auf das Projekt reagiert? Waren sie offen oder eher skeptisch? FS: Am Anfang waren sie natürlich eher skeptisch, wie das immer so ist, wenn man aufgefordert wird, etwas zu machen. Man ist eher zurückhaltend, weil man Berührungsängste hat, weil man Angst hat, etwas falsch zu machen oder weil man glaubt, man bekommt irgendetwas angedreht. Nach und nach, wenn man immer sehr präsent ist, auf den Social Media-Kanälen immer wieder etwas postet, gewinnen die Leute langsam Vertrauen und kommen dann auch von sich aus. Es tauchten dann auch ganz oft Personen in der Synagoge auf, haben ihr Kästchen vorbeigebracht oder mit uns gefaltet. Das war sehr schön. KB: Was erwünschen Sie sich von Ihrem Projekt? FS: Ich finde es spannend, wenn ganz ein- Die Vernissage von Boxes zog Besucher aus Nah und Fern an. Die Kinder freuten sich besonders darüber, herauszufinden, was ihr Kästchen beinhaltet. Fotos: Franziska Stolzenau 13 Kultur KB 09/2015 Die kleinen Orte sind die großen Orte Deutscher Schriftsteller veröffentlicht zweiten Slowakei-Roman Der Leipziger Autor Kay Zeisberg (50) hat vor wenigen Tagen seinen neuen Roman "Herr Luna" veröffentlicht, der zeitgleich auch in einer slowakischen Übersetzung (Juraj Gigac/Kornel Duffek) erschienen ist. Zum Inhalt: Die pensionierte Ballettmeisterin Veronika Gallert reist mit ihrer Freundin Winnifred Hartenstein ins slowakische Heilbad Piešťany, um ihre vom Tanzen angegriffenen Knochen zu kurieren und sich ein Bild von dem angeblich ruppigen, postsozialistischen Ostblock-Charme dort zu machen. Weinselig übermüdet begegnet sie im nächtlichen Kurpark einem charmanten Mann aus einem anderen Jahrhundert: Imre, feinsinniger Bruder des strengen Kurdirektors Lajos Winter. Veronika geht mit dem ungarischen Juden und Bonvivant auf eine Zeitreise, eine Irrfahrt durch ein Land des Lächelns und des Schmerzes. Die Mondfratzen und Teufelsmasken an den Laternen vor dem Grandhotel beginnen bedrohlich zu tanzen. Die Dramatik der geschichtlichen Entwicklungen in Österreich-Ungarn und der Tschechoslowakei zwischen dem Beginn des 20.Jahrhunderts und dem Zweiten Weltkrieg hat der Autor in einer träumerischen Erzählung umgesetzt, die sich am Titel und Sujet der bekannten Berliner Operette "Frau Luna" von Paul Lincke anlehnt und somit auch Streiflichter auf Theater und Musik wirft. Leser, die aus der Sicht eines deutschen Autors und Slowakei-Kenners etwas über das kleine schöne Land, eine außergewöhnliche ungarisch-jüdische Unternehmerfamilie und das intensive, aber viel zu kurze Leben eines Künstlers, Wissenschaftlers und Frauenschwarms erfahren möchten, finden auf 200 Seiten eine fesselnde wie auch unterhaltsame Lektüre. 2012 veröffentlichte Zeisberg mit "Marmorpalast" bereits einen Roman, der in dem weltberühmten Thermalbad Piešťany spielt und für den er 2014 mit dem Kulturpreis der Stadt ausgezeichnet wurde. Drei Fragen an den Autor Was fasziniert Sie an der Geschichte der Familie Winter? Ihre Visionen, ihr Mut zum Risiko, ihre Bildung und Kultur, ihr Zusammenhalt. Davon kann man auch heute nur lernen. Sie haben gegen viele Widerstände und Rückschläge ihr Ziel nie aus dem Auge verloren, nämlich eine lebenswerte Stadt für die Bewohner und ein heilsames Kurbad für die Besucher zu schaffen. Sie wurden als Juden ebenso angefeindet wie als Ungarn, man neidete ihnen Geld und Erfolg, sodass es folgerichtig war, dass sie dann im Sozialismus fast völlig aus dem öffentlichen Bewusstsein verdrängt wurden. Deshalb ist es gut, dass nun ihre Verdienste wieder anerkannt und ihre Leistungen lebendig gehalten werden. Wie sehen Ihre nächsten Pläne aus? © Martin Palkovič Wie sind Sie auf Piešťany als Ort der Handlung gekommen? Bei einem Kuraufenthalt nach einem bösen Fahrradsturz im Jahr 2011 stellte ich überrascht fest, dass diese Stadt mit ihrer Natur und Architektur in mir Erinnerungen an meine Kindheit in Dresden weckte. Aber Piešťany ist, wenn auch viel kleiner und nicht so reich, für mein Gefühl weitaus lebendiger, toleranter, bescheidener. Als ich dann zufällig in einem Hotelprospekt auf die Chronik der Familie Winter stieß, hatte ich sofort den Impuls, die Geschichte und Gegenwart des Kurbades in eine künstlerische Form zu bringen. 14 Ich finde, die kleinen Orte sind die großen Orte. Deshalb schreibe ich jetzt an einem Roman, der in einer kleinen, aber höchst geschichtsträchtigen Stadt in Mitteldeutschland spielt – in Weißenfels. Hier lebten und wirkten zum Beispiel Komponisten wie Bach und Händel, Dichter und Philosophen wie Novalis und Nietzsche und auch der große Orgelbaumeister Friedrich Ladegast. Es wird ein sehr musikalisches Buch, fast wie ein Bühnenstück. Wenn das fertig ist, kann ich mir vorstellen, für Piešťany zusammen mit einem Komponisten ein modernes Musical mit geschichtlichem Hintergrund zu schreiben, natürlich über die Winter-Familie! Es wäre wunderbar, wenn es der Stadt in den nächsten Jahren gelänge, das alte Amphitheater „Stadion“ wieder zum Leben zu erwecken. Dann könnte man dort ein solches Stück aufführen. KB 09/2015 Berühmte Zipser Metzenseifner in Europa – Joseph de Piza (1808 – 1884) Das Rätsel des Kirchenbucheintrags Die Geburtseinträge eines Kirchenbuchs sind einfach und logisch. Aufgelistet werden Datum, Name des Taufpfarres, Vorname des getauf ten Kindes, Namen, Beruf und Religion der Eltern und die Taufpaten. Wenn das Kind bei oder kurz nach der Geburt starb, wurde dies oft im Gebur tenregister vermerkt. Auch Hinweise auf Auswanderungen sind zu finden, z.B. der Vermerk “Americában”. Was kann man aber von einem Eintrag im Unter-Metzenseifner Kirchenbuch halten, der zusätzlich zum Geburtsdatum, dem 7.9.1808, auch Todesort und -datum, nämlich Bruxelles, 15.12.1884, vermerkt? Weitere schwer lesbare Zusätze in Latein beschreiben den Vater als begütert (locuplesius) und Boten des Königs. Es muss sich demnach um eine bedeutende Person gehandelt haben. Um welche aber? Eine europäische Liebe Beginnen wir 1788. Am 20. April wurde in Unter-Metzenseifen Anna Schöneker als Tochter des Georg Schöneker und seiner Frau Margarita geboren. Wo auch immer diese Anna den jungen belgischen Baron Franciscus de Piza kennenlernte, sie heiratete ihn. Im Dienst des Königs, lebte und arbeitete Piza in Kaschau. Als die hochschwangere Anna ihre Eltern besuchte, brachte sie dort einen Sohn zu Welt - unseren Joseph. Dieses Ereignis liefert uns den rätselhaf ten Geburtseintrag und macht uns neugierig auf das Leben des Joseph de Piza. Die Familie Piza Josephs Vater Franciscus de Piza war Baron. Wappen Familie Piza Der Adelstitel war ihm 1762 verliehen worden und galt zunächst nur für Belgien, ab 1774 auch für die Österreichischen Niederlande. Diese umfassten etwa das Gebiet der heutigen Staaten Belgien und Luxemburg und existierten von 1714 bis 1795. Franciscus de Piza entstammte einer wolhhabenden Familie, deren bekanntester Vertreter wohl der Freiherr Peter Piza (*1726 Antwerpen, + 1792 Esseg, heute Osijek/Kroatien) ist. Peter Piza trat im Alter von 18 Jahren in die K.-u.-K. Armee ein. Das Biographische Lexikon des Kai- Geburtseintrag Josephus Piza 1808 serthums Oesterreich von 1870 beschreibt ihn als mutigen Soldaten, der in vielen Feldzügen kreuz und quer durch Europa kam und mehrfach schwer verletzt wurde. Er stieg bis zum Generalmajor auf und war Ritter des Maria-Theresia-Ordens. Der erste Schicksalsschlag Joseph lernte seine Eltern kaum kennen. Vater Franciscus starb 1809 in Tyrnau (Trnava), seine Mutter fünf Jahre später in Kaschau. 1814, mit sechs Jahren, war Joseph Vollwaise. Dank des geerbten Vermögens fanden sich neben den Großeltern in Metzenseifen auch Kaschauer Freunde der Familie, die Joseph bis zur Volljährigkeit großzogen. Von Kaschau nach Lier Als junger Mann zog es ihn nach Lier bei Antwerpen, wo eine Tante lebte. Im 50 km entfernten Brüssel lernte er Maria Constantia Josepha Van Tongerloo kennen. Sie hatten einen gemeinsamen Sohn, bevor im März 1840 die Heirat stattfand. Seine Bindung zu Kaschau bestand jedoch noch immer, denn im Eheregister ist diese Stadt als sein Wohnsitz vermerkt. Das Erbe erlaubte Joseph einen großzügigen Lebensstil. Die Adligen des Landes gingen bei ihm ein und aus. Als Kind lernte er die Metzenseifner Schmiedekunst kennen, das gab den Anstoß für das Monogramm DP (für de Piza) an seinem Haus. Heute ziert das Wappen den Balkon eines öffentlichen Gebäudes in Lier. Schmiedeeisernes Monogramm DP (de Piza) Der zweite Schicksalsschlag Was unmöglich schien, trat 1855 ein. Die bisherigen guten Freunde blieben weg. Warum? Sein gesamtes Vermögen war plötzlich aufgebraucht. Er hatte es den falschen Leuten zum Ver walten anver traut. Um an Geld zu kommen, verkaufte er sogar seinen Adelstitel. Aber auch das half nur für kurze Zeit. Er musste sein Haus räumen und Lier verlassen. Wohnraum fand er für seine Familie schließlich in Brüssel, in einer Wohngegend mit einfachen, kleinen Wohnungen. Seine finanzielle Lage besserte sich jedoch nicht mehr. Bekannt sind weitere Umzüge in Brüssel, alle bedingt durch fehlende Mietzahlungen. Einst ein reicher, geachteter und umschwärmter Mann, verbrachte Joseph den Rest seines Lebens in Armut. Wann und wo er starb, das wissen wir bereits - am 15. Dezember 1884 in Bruxelles (Brüssel). Das Rätsel bleibt ungelöst Die Lebensgeschichte des Joseph Piza lässt wenig Spielraum für Erklärungen des Kirchenbucheintrags. Möglich ist, dass Joseph noch zu Zeiten seines Reichtums ein Wohltäter der Kirche war. Da Barone in Metzenseifen nicht häufig in Erscheinung traten, wurde dies von Pfarrer zu Pfarrer weitergegeben. Aber vielleicht finden weitere Recherchen oder die Leser eine neue Erklärung. Dr. Heinz Schleusener (Dank an Dr. Stefan Nonneman, Brüssel, für die Unterstützung mit Bild- und Textmaterial) Unterschriften Heiratsurkunde (Joseph Baron de Piza und M C J Vantongerloo) Gebäude in Lier mit dem Monogramm DP 15 Geschichtskapitel KB 09/2015 Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges: Schicksalsmonat September 1945 - Dem Bericht der Hauptleitung der Nationalen Sicherheitspolizei zufolge gab es in der Slowakei in diesem Monat 50 Sicherheitsgebilde. In denen lag der Anteil der Karpatendeutschen an der Gesamtzahl der Internierten bereits bei 85 Prozent. Diese wurden seit Oktober in Arbeits-Versammlungslager überstellt. In diesen Lagern wurden damals etwa 18.000 Deutsche interniert. Das größte Lager war in Nováky mit ungefähr 5.000 Deutschen. - Am 2. 9. unterzeichnete der japanische Außenminister Mamoru Shigemitsu auf dem amerikanischen Schlachtschiff „Missouri“ in der Bucht von Tokyo die bedingungslose Kapitulation. So wurde der Weltkrieg auch in Asien formell beendet. Die japanische Armee wurde bis Ende Oktober 1945 abgerüstet. - Am 13. 9. wurde erneut die Bahnverbindung zwischen Ruttka/ Vrútky und Sillein/Žilina, und damit auch der direkte Bahnverkehr zwischen Pressburg und Kaschau aufgenommen. Bis Ende des Jahres wurden rund 1500 km Bahnstecken und etwa 100 Brücken erneuert. - Am 14. 9. hat der Slowakische Nationalrat (SNR) die Anordnung über die Bildung der slowakischen Zentralorgane erlassen. Als gesetzgebendes Organ wurde der SNR festgelegt, als Regierungsorgan wurde das Kollegium der Beauftragten bestimmt. 16 Zum Vorsitzenden des SNR wurde Jozef Lettrich von der Demokratischen Partei gewählt. - 18. 9. hat der SNR das Kollegium der Beauftragten an der Spitze mit Karol Šmidke ernannt. - Am 19. 9. erließ Staatspräsident Edvard Beneš das Verfassungsdekret Nummer 71 über die „Arbeitspflicht der Personen, welche die tschechoslowakische Staatsbürgerschaft verloren haben“. Mit diesem Dekret wurde die Zwangsarbeit für alle Personen angeordnet, denen nach dem Dekret vom 2. August 1945 die tschechoslowakische Staatsbürgerschaft aberkannt worden war. Dieser Zwangsarbeit unterlagen Männer ab dem 14. bis zum 60. Lebensjahr und Frauen ab dem 15. bis zum 50. Lebensjahr. - Am Ende des Sommers sind in die nord-ostslowakischen Gebiete die Truppen der Organisation der ukrainischen Nationalisten (Banderovci – nach der Führungsperson Stepan Bandera) vorgedrungen. Sie kämpften während des Krieges gegen die Deutschen und gleichzeitig auch gegen die Rote Armee. Die Kämpfe gegen die Bandera-Truppen dauerten bis Ende des Jahres 1947. Die Deutschen gehen ihrer Arbeitspflicht bei Bösing/Pezinok nach Ein geschichtsträchtiges Schiff: Auf der Missouri wurde die Kapitulation unterschrieben Karol Šmidke (links) im Gespräch mit Jozef Lettrich (rechts) Eine der vielen zerstörten Brücken: die Bahnbrücke in Strečno bei Sillein/ Žilina KB 09/2015 Heimatglocken „Fürchte dich nicht, ich bin mit dir; weiche nicht, denn ich bin dein Gott“ Jesaja 41,10 Über hundert Mal fordert uns die Bibel auf, keine Angst zu haben. Vor zwei Monaten haben wir von sechs Versprechen Gottes gelesen, die unsere Ängste nehmen sollen. Nun wollen wir weitere sieben Tatsachen nennen, die uns das Wort Gottes lehrt. unserem schwankenden Gehorsam. „Samuel aber sprach zum Volk: Fürchtet euch nicht! Ihr habt zwar all das Unrecht getan (…) Der Herr verstößt sein Volk nicht um seines großen Namens willen“ (1. Samuel 12,20-22). (1) Gott ist nie überrascht oder überrumpelt. „Siehe, der Israel behütet, wird nicht müde und schläft nicht“ (Psalm 121,4). (7) Der Herr, unser Beschützer, ist groß und gewaltig. „Fürchtet euch nicht vor ihnen; denkt an den Herrn, der groß und furchtbar ist (…) Unser Gott wird für uns streiten“ (Nehemia 4,8+14). (2) Gott wird in jeder Not mit uns sein und uns helfen. „Fürchte dich nicht, ich bin mit dir; weiche nicht, denn ich bin dein Gott. Ich stärke dich, ich helfe dir auch, ich halte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit“ (Jesaja 41,10). „Denn ich bin der HERR, dein Gott, der deine rechte Hand fasst und zu dir spricht: Fürchte dich nicht, ich helfe dir!“ (Jesaja 41,13). (3) Es werden Schrecken kommen, manche wiedergeborenen Christen werden sterben, aber kein Haar auf ihrem Kopf wird verloren gehen. „Und es werden geschehen große Erdbeben und hier und dort Hungersnöte und Seuchen; auch werden Schrecknisse und vom Himmel her große Zeichen geschehen (…) Und kein Haar von eurem Haupt soll verloren gehen“ (Lukas 21,11+18). Du großer Gott der Verheißung, gib, dass wir deinem Wort glauben. Nimm unseren Zweifel weg. Lass uns nicht wie Petrus sein, der auf dem See des Gehorsams zu sinken begann. Richte unsere Gedanken und Herzen fest aus auf dein Wort und gib uns eine feste Liebe zu Dir und zu unseren Mitmenschen. Mögen deine Leute Menschen werden, die am tapfersten, fröhlichsten und festesten einstehen für Gerechtigkeit und Liebe! Amen. Thomas Herwing (4) Denen, die Gott gehören, kann nichts geschehen, solange die richtige Stunde nicht da ist. „Da suchten sie ihn zu ergreifen; aber niemand legte Hand an ihn, denn seine Stunde war noch nicht gekommen“ (Johannes 7,30; vgl. auch Johannes 8,20; 10,18). (5) Wenn der allmächtige Gott mein Helfer ist, können Menschen mir nur soweit schaden, wie es in seinem Willen liegt. „So können auch wir getrost sagen (Psalm 118,6): »Der Herr ist mein Helfer, ich will mich nicht fürchten; was kann mir ein Mensch tun?“ (Hebräerbrief 13,6). „Was wollen wir nun hierzu sagen? Ist Gott für uns, wer kann wider uns sein?“ (Römerbrief 8,31). (6) Gottes Treue beruht auf seinem ewigen Namen, nicht auf „Die Zeit steht niemals still“ Auf der Spur des Bemühens um Wahrhaftigkeit Altbundespräsident Richard von Weizsäcker © Bundesregierung/Kugler Richard von Weizsäcker, Präsident der Bundesrepublik Deutschland von 1984 bis 1994, starb im Februar 2015 im Alter von 94 Jahren. Er verkörpert wie kaum ein anderer Politik, Kultur und Kunst in seiner Person. In seinen Erinnerungen erkennt er bei allen Unterschieden der Lebensformen und Traditionen der Kulturen die Verwandtschaft der menschlichen Bedürfnisse. In seiner weitsichtigen Ansprache gegen das Vergessen und Verdrängen im Deutschen Bundestag am 8. Mai 1985 zum 40. Jahrestag des Kriegsendes sagte Richard von Weizsäcker, dass die Zeit niemals still stehe und mit ihren neuen Perspektiven kann auch der Rückblick ein anderes Gewicht bekommen. Er zitierte die jüdische Weisheit: „Das Vergessenwollen verlängert das Exil, und das Geheimnis der Erlösung heißt Erinnerung“. Wir können uns nicht selbst erlösen. Aber durch Erinnern können wir uns auf den rechten Weg machen? Aus seiner Rede sprach das Herz eines großen Europäers. Sein Ringen um Wahrhaftigkeit schließt ein, dass nichts schöngeredet oder gar ungeschehen gemacht werden darf. Wir haben gerade als Erlebnisgeneration viel Abgründiges erfahren, müssen diesen Erfahrungen ins Auge sehen und der jungen Generation weitergeben. Auf der Spur des Bemühens um Wahrhaftigkeit kann sich jeder bewegen - ohne geschichtliche und ethische Relativierung des wirklichen Geschehens in der Vergangenheit. Dadurch kann ein Vertrauen zwischen Menschen und Völkern geschaffen werden, das den Weg zur Versöhnung öffnet. Hier entsteht ein Miteinander in einem Europa, dessen Kompass auf Versöhnung gerichtet ist. Wer wollte da abseits stehen? Jeder von uns kann sich auf den Weg nach Erlösung begeben, indem er sich bei seiner Erinnerungsarbeit um ein Höchstmaß an Wahrhaftigkeit bemüht. Prof. Dr. Ferdinand Klein 17 Nachrichten aus Heim und Familie KB 09/2015 Wir gratulieren Region I. Pressburg gratuliert Mgr. Roman Gašparík zum 40., Peter Horváth zum 47., MUDr. Ivan Jančak zum 61., Edith Kalušová geb. Tóth zum 89., Robert Kratochvíla zum 75., Jolana Marešová zum 67., Martin Mikuš zum 62., Ing. Peter Marčák zum 62., Rudolf Nagy zum 63., Emil Pritz zum 53., František Pfliegler zum 85., Porubčanová Šarlota, geb. Klapka zum 90., Štefan Pernesch zum 52., Ing. Eduard Riegel zum 77., Ján Rusnák zum 45., Herbert Ružička zum 86., Johann Sloboda zum 89., Alica Suppová geb. Ammer zum 89., Ing. Bruno Siebenstich zum 63., Oskar Václavík zum 73. und Irena Wildová zum 90. Geburtstag. Wir wünschen alles Gute, viel Gesundheit und Zufriedenheit im Kreise ihrer Liebsten. Region II. Hauerland • Die OG des KDVs in Tužina/Schmiedshau gratuliert Júlia Rendeková zum 72., Mária Kmeťková zum 67., Ján Henzel zum 52., Erika Kučerová zum 51., Ing. Jozef Ďurica zum 49., Robert Goľák zum 48., Silvia Polanská zum 44., Eva Hrabovská zum 43. und Erika Igazová zum 33. Geburtstag. Viel Gesundheit, Glück und Spaß in den weiteren Jahren. • Die OG des KDVs in Horná Štubňa/ Ober-Stuben gratuliert Jozef Greschner zum 87., Anna Greschnerová zum 69., Ing. Erik Hirschner zum 39., Mária Jurášeková zum 84., Anton Poruba (Turz-Sankt Martin) zum 42., Daniel Prokša (Bad Stuben) zum 44., Ján Rafaj (Turz-Sankt Martin) zum 86., Peter Rúrik zum 55., Eva Sásiková zum 65. und Jozef Weiss zum 85. Geburtstag. Alles Gute, viel Gesundheit und Gottes Segen im Kreise Ihrer Familien! • Die OG des KDVs in Handlová/Krickerhau gratuliert Magdaléna Hanzlianová zum 86., Anna Masárová zum 70., Mária Mitošinková zum 62. und Jozef Padyšák zum 53. Geburtstag. Von ganzem Herzen wünschen wir alles Gute, viel Gesundheit und Zufriedenheit in den weiteren Jahren! • Die OG des KDVs in Janova Lehota/Drexlerhau gratuliert Ľudmila Rosenbergerová zum 68. Geburtstag. Alles Gute, Gesundheit, Glück, Liebe, Gottes Segen und ein zufriedenes Leben. • Die OG des KDVs in Kľačno/Gaidel gra- 18 tuliert Ladislav Leitman zum 83., Genoveva Leitmanová zum 80., Otto Leitman zum 80., Anna Čižniarová zum 72., Anna Ertlová zum 67., Pavlína Mendelová zum 64., Alena Benešová zum 58., Beata Slobodová zum 51., Kamil Kobza zum 41., Mária Zbiňovcová zum 38. und Viera Petruchová zum 33. Geburtstag. Viel Gesundheit, Glück und Spaß in den weiteren Jahren. • Die OG des KDVs in Turček/Oberturz gratuliert Margita Gajdošová zum 78., Jolana Medveďová zum 80., Gizela Pittnerová zum 63. und Margita Stračinová zum 44. Geburtstag. Wir wünschen alles Gute, viel Gesundheit, Glück und Gottes Segen und noch viele schöne Tage im Kreise der Familie! • Die OG des KDVs in Malinová/Zeche gratuliert Jolana Kmeťová zum 74., Mgr. Edita Grossová zum 54., Ivan Filkorn d.Ä. zum 50., Karol Žila zum 42. und Monika Krebesová zum 39. Geburtstag. Wir wünschen viel Glück, gute Gesundheit und Zufriedenheit. • Die OG des KDVs in Kunešov/Kuneschhau gratuliert Margita Schmidtová zum 66., Margita Stenzlová zum 60. und Ján Neuschl zum 66. Geburtstag. Wir wünschen viel Glück, viel Gesundheit und Zufriedenheit in den weiteren Jahren. • Die OG des KDVs in Nitrianske Pravno/ Deutsch-Proben gratuliert Miroslav Valchovník zum 64., Viera Kuklová zum 58., Werner Diera (Priwitz) zum 56., Peter Haluš zum 52. und Katarína Richterová zum 38. Geburtstag. Viel Gesundheit, Glück und Spaß in den weiteren Jahren. • Die OG des KDVs in Krahule/Blaufuss gratuliert Rozália Groschová zum 88. und Irena Brožová zum 77. Geburtstag. Alles Gute, viel Gesundheit und Gottes Segen in den weiteren Jahren. Region III. Oberzips • Die OG des KDVs in Spišská Nová Ves/Zipser Neudorf gratuliert Alžbeta Ruttkayová zum 87., Michal Kyseľ zum 87., Ing. Igor Augustini zum 60., Eleonóra Hlaváčková zum 58., Ing. Zdenko Hlaváček zum 57. und Ing. Miloš Jochman zum 55. Geburtstag. Wir wünschen Gesundheit und Zufriedenheit im Kreise Ihrer Familien. • Die OG des KDVs in Poprad/Deutschendorf gratuliert Ing. Mária Ostrožník zum 85., Richard Nitsch zum 75., Lýdia Krišková zum 70., Ing. Hans Lumtzer zum 62., Kristína Plevová zum 60., Eva Wassermann zum 59., Mária Liptajová zum 52., Robert Nitsch zum 43. und Roland Puhalla zum 41. Geburtstag. Wir wünschen alles Gute, viel Gesundheit, Glück und Gottes Segen im Kreise der Familie. • Die OG des KDVs in Kežmarok/Kesmark gratuliert Ladislav Gurčík zum 85., Štefan Kredatus zum 65. und Ing. Emília Horvathová zum 63. Geburtstag. Von ganzem Herzen wünschen wir alles Gute, viel Gesundheit und Zufriedenheit in den weiteren Jahren. • Die OG des KDVs in Chmeľnica/Hopgarten gratuliert Johann Krafcik zum 67., Maria Recktenwald zum 66., Marta Bronek zum 65., Stefan Dufala zum 62., Milan Stupak zum 61., Marta Krafcik zum 61., Adalbert Lang zum 51. und Andreas Kana zum 46. Geburtstag. Gib heute denen, die dir begegnen, das Gefühl, es sei etwas Besonderes an ihnen. Alles Gute! Region IV. Unterzips • Die OG des KDVs in Mníšek nad Hnilcom/Einsiedel an der Göllnitz gratuliert Oľga Harmanová zum 80., František Czölder zum 77., Anna Witkovská zum 76., Mgr. Elza Syčová zum 75., Magdaléna Andorová zum 71., Magdaléna Höltz zum 64., MUDr. Helena Sopková zum 60., Mária Marcinková zum 60., Elvíra Rešovská zum 48. und Adriana Vozárová zum 43. Geburtstag. Alles, was man braucht zum Leben ist Gesundheit, Kraft, Mut und Gottes Segen - und das wünschen wir ihnen von Herzen! • Die OG des KDVs in Dobšiná/Dobschau gratuliert Mgr. Maria Szöllösová zum 77., Erika Štempelová zum 76., Peter Chmelo zum 68., Soňa Ujčíková zum 65. und Štefan Štempel zum 52. Geburtstag. Wir wünschen alles Gute, rechte Gesundheit, Glück und Gottes Segen in den weiteren Jahren. • Die OG des KDVs in Gelnica/Göllnitz gratuliert Amalia Hennelová zum 76. und Ing. Ivan Varga zum 31. Geburtstag. Wir wünschen viel Glück und Zufriedenheit im Kreise ihrer Familie. KB 09/2015 Nachrichten aus Heim und Familie • Die OG des KDVs in Smolnícka Huta/ Schmöllnitz Hütte gratuliert Ján Bukšár, zum 55. Geburtstag. Jeder Tag im Leben sei von Glück, Gesundheit und Glanz umgeben: rundherum sei alles heiter und so weiter und so weiter! • Die OG des KDVs in Smolník/Schmöllnitz gratuliert Mária Erbnová zum 73. Geburtstag. Wir wünschen viel Gesundheit und Gottes Segen in den weiteren Jahren. • Die OG des KDVs in Švedlár/Schwedler gratuliert Karolina Rosner zum 83., Karol Kraus zum 80., Viliam Gasgeb (Prackendorf) zum 67., Anna Želinská zum 60., Margareta Danieliszová zum 54., Erich Rosner zum 50., František Hudák zum 49., Ladislav Roth zum 43. und Sylvia Patzová zum 39. Geburtstag. Alt machen nicht die Jahre, auch nicht die grauen Haare. Du bist erst alt, wenn du den Mut verlierst und dich für nichts mehr interessierst. Voll Heiterkeit und Sonnenschein soll heute dein Geburtstag sein und außerdem sei wunderbar, das ganze neue Lebensjahr! Region V. Bodvatal • Die OG des KDVs in Medzev/Metzenseifen gratuliert Michal Antl zum 75., Ján Bröstl zum 50., Paulina Gašpar zum 26., Maria Gedeon zum 44., Karol Gedeon zum 70., Petronela Hiľovsky zum 45., Alžbeta Kovač zum 83., Šarlota Köteleš zum 78., Robert Macorlik zum 38., Michal Meder zum 84., Tibor Pačay zum 52., Elvire Progner zum 87., Ida Quallich zum 80., Gabriel Revicky zum 65., Albin Schürger zum 78., Ladislav Sonntag zum 79., Irena Sonntag zum 77., Roman Smorada zum 49., Henrieta Šilarsky zum 51., Gabriel Tomasch zum 48., Vavrinec Tomasch zum 70., Dagmar Žila zum 38. Geburtstag und Romana Zvirinsky zum 20. Geburtstag. Ein kleiner Wunsch, er schaut vorbei, er möchte gerne bei dir sein. Er breitet seine Hände aus und bringt mit einem Blumenstrauß ein kleines Glück ins Haus. • Die OG des KDVs in Vyšný Medzev/ Ober-Metzenseifen gratuliert Ing. Renata Balog zum 46., Kristina Dulova zum 58., Milan Eiben zum 71., Regina Elizer zum 63., Eva Flachbart zum 68., Mgr. Jarmila Lukas zum 47., Danica Schmiedt zum 64., Michal Schmotzer zum 67., Anna Schürger zum 59. und Ing. Peter Schwartz zum 64. Geburtstag. Drei gute Wünsche: Gesundheit so viel wie möglich, Glück so viel wie geht, Geld so viel wie nötig. Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag. • Die OG des KDVs in Košice/Kaschau gratuliert Ing. Štefan Jakab zum 82., Margita Korušiaková zum 80., Michal Gedeon zum 78., Drahoslava Kleinová zum 64., Angelika Ciberejová zum 63., Ľuboslava Fedorová zum 59. und Mgr. art. Gábor Urbančok zum 40. Geburtstag. Alles Gute, viel Gesundheit, Erfolg und Zufriedenheit im Kreise ihrer Familien. In stiller Trauer • Region Hauerland: Die OG Ober-Stuben verabschiedete sich von ihrem langjährigen Mitglied, der Sängerin der Oberstubener Singgruppe Frau Etela HAMOROVÁ, die uns im 71. Lebensjahr nach kurzer schwerer Krankheit für immer verlassen hat. Gott schenke ihr die ewige Ruhe. Am 19. August 2015 haben sich für immer die Mitglieder der OG des KDVs in Kuneschhau und alle Bekannten von ihrem langjährigen Mitglied, der Sängerin Frau Alžbeta PATSCHOVÁ, geb. Neuschlová, verabschiedet. Gott gebe ihr die Ewige Ruhe. • Region Unterzips: Die OG Einsiedel an der Göllnitz verabschiedete sich von ihrem langjährigen Mitglied Frau Maria IMRICH, geb. Witkovsky, die uns mit 97 Jahren am 11. Juli für immer verlassen hat. Gott schenke ihr die ewige Ruhe. Die OG Pressburg verabschiedete sich von seinem langjährigen Mitglied Frau Gertrude ŠTURDÍK, geb. Reich, die uns in ihrem 84. Lebensjahr für immer verlassen hat. Sie war eine beliebte Sängerin und Mitarbeiterin in der Kanzlei des KDVs. Gott schenke ihr ewigen Frieden. Dr. Herbert Hupkas 100. Geburtstag Am 15. August dieses Jahres wäre der Politiker, Publizist und engagierte Vertriebenensprecher Dr. Herbert Hupka 100 Jahre alt geworden. Dies nahmen die Landsmannschaft Schlesien unter ihrem Bundesvorsitzenden Stephan Rauhut, die Sudetendeutsche Landsmannschaft unter ihrem Sprecher und Bundesvorsitzenden Bernd Posselt, der Verband der Deutschen Gesellschaften in der Republik Polen unter dem Vorsitz von Bernhard Gaida sowie der Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Hartmut Koschyk MdB zum Anlass, nach München zu zwei Gedenkveranstaltungen einzuladen. Den Auftakt bildete eine Kranzniederlegung am Grab Herbert Hupkas auf dem Münchner Ostfriedhof. Dort wurde er mit Kränzen und Blumengebinden geehrt. Stephan Rauhut, Bernhard Gaida und Hartmut Koschyk sprachen Worte des Gedenkens. Dr. Joachim Giela hielt eine kurze Andacht. In der Heilig Geist Kirche in der Münchner Innenstadt zelebrierte Visitator Dr. Joachim Giela gemeinsam mit dem aus Lauban/ Niederschlesien stammenden früheren Bayreuther Dekan Siegbert Keiling eine Eucharistiefeier zum Gedenken an Herbert Hupka. Stephan Rauhut, Bernd Posselt, Bernhard Gaida und Hartmut Koschyk würdigten im Anschluss an den Gedenkgottesdienst das Lebenswerk von Dr. Herbert Hupka als Parlamentarier, Bundesvorsitzender der Landsmannschaft Schlesien und Vizepräsident des Bundes der Vertriebenen, Präsident des Ostdeutschen Kulturrates sowie als schaffensreicher Publizist zu schlesischen und gesamtdeutschen Themen. Durch seine zahlreichen Besuche in seiner schlesischen Heimat und ganz Polen habe Hupka sich auch viel Anerkennung und Respekt bei Teilen von Politik und Gesellschaft Polens erworben. Die Ehrenbürgerwürde seiner Heimatstadt Ratibor ist hierfür ein eindrucksvolles Symbol. HK Gedenken am Grab von Dr. Herbert Hupka anlässlich seines 100. Geburtstages auf dem Münchner Ostfriedhof 19 Kaleidoskop KB 09/2015 Mitgenommen - Heimat in Dingen Der Teddybär aus dem Rucksack eines kleinen Brünner Mädchens, der Blechteller aus dem Lager in Ungarn, die Truhe aus Karlsbad mit dem doppelten Boden, die Schlüssel von „Zuhause“ in Oberschlesien, die ersten Ausweisdokumente – diese und viele andere Gegenstände der Ausstellung erinnern bis heute an die alte Heimat, an Flucht, Vertreibung, Deportation, Lager, an die Aussiedlung oder die Ankunft „im Westen“. Sie haben ihren hohen ideellen Wert für ihre Besitzer nie verloren. Die Ausstellung im Haus des Deutschen Ostens in München will anhand der Dinge und ihrer Geschichten beispielhaft von persönlichen Schicksalen erzählen, wie sie bis heute von Krieg, Gewalt und Verfolgung bedrohte Menschen auf der ganzen Welt erleben müssen. Das Haus des Deutschen Ostens zeigt noch bis neunten Oktober anlässlich des Beginns von Flucht, Vertreibung und Deportation der Deutschen aus dem östlichen Europa vor 70 Jahren eine interessante Ausstellung: „Mitgenommen – Heimat in Dingen“. HDO Langenscheidt macht Arabisch-Wörterbuch kostenlos zugänglich Der Wörterbuchverlag Langenscheidt hat sein Arabisch-Wörterbuch kostenlos online gestellt. Er wolle damit vor allem Flüchtlingen und ihren Helfern die ersten Schritte in Deutschland erleichtern. Einige Tage nach der Freischaltung veröffentlichte der Verlag die Top 25 der meistgesuchten Begriffe. © FB Langenscheidt Die meistgesuchten Wörter bei der Arabisch-Deutsch-Übersetzung Vom Deutschen ins Arabische wurden diese Wörter am häufigsten übersetzt Liebe Leserin, lieber Leser das 20. Jahrhundert gilt auch als das Jahrhundert der Zwangsmigrationen. Im Bewusstsein der Deutschen wird dieser Begriff zumeist mit Flucht und Vertreibung der Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg verbunden. Manche sagen: Flucht und Vertreibung nach dem Zweiten Weltkrieg und die Migration heute – das kann man doch nicht vergleichen! Auf der einen Seite haben sie recht, aber vergleichen heißt einen Blick darauf werfen, was gleich und was anders ist. Und aus dieser Sicht ist ein Vergleich schon möglich. Rund zwölfeinhalb Millionen Menschen verließen ab 1945 ihre Heimat in Ost- und Mittelosteuropa. Einige zogen freiwillig weg, die große Mehrheit aber, weil die Siegermächte sie aus ihrer Heimat wegjagten. Das ist heute anders. Die meisten Flüchtlinge fliehen heute vor dem Krieg und seinen Folgen, vor Verfolgung, vor Not und Elend. Die Migranten von Heute sprechen im Vergleich mit den Vertriebenen nicht deutsch, die meisten sind Muslime und nicht Christen. Auch die historische Konstellation in Europa und die wirstschafliche Lage in Deutschland ist heute eine ganz andere wie vor 70 Jahren. Vergleicht man die Situation von damals mit der von heute, ist eines ähnlich: Die jüngsten Studien zeigten, dass Deutschland dringend Zuwanderung braucht, damit die deutsche Wirtschaft und die Sozialsysteme weiter funktionieren. Damals waren deutsche Vertriebene da, heute könnten es Migranten sein. Nachdenken muss man über die Integration der Vertriebenen. Auch damals war die Bereitschaft, deutschen Heimatvertriebenen eine neue Heimat zu geben, anfangs nicht allzu groß. Auf der einen Seite war viel Mitgefühl für Flüchtlinge, die alles aufgeben mussten, auf der anderen Seite aber auch große Argwohn gegenüber den „Anderen“, die man kaum als Deutsche akzeptieren wollte. Doch das änderte sich irgendwie, auch wenn es lange dauerte. Man sah, dass die Flüchtlinge tüchtig waren, dass sie arbeiten konnten und wollten, dass sie am Wiederaufbau des geschundenen Landes teilnahmen. Und allmählich wurde manch einem klar, dass man die Flüchtlinge nicht nur ganz gut verkraften konnte, sondern für diesen Aufbau dringend benötigte. Die Integration der vertriebenen Deutschen war aber nicht Sache einiger weniger Jahre: gemäß dem Migrationsforscher Jochen Oltmer dauerte sie 30 bis 40 Jahre! Schnelle Lösungen sind damals wie heute unmöglich. Ihr Ondrej Pöss KARPATENBLATT, mesačník Nemcov na Slovensku. Realizované s finančnou podporou Úradu vlády Slovenskej republiky - program Kultúra národnostných menšín 2015. Vydavateľ: Karpatskonemecký spolok na Slovensku, Lichardova 20, 040 01 Košice, IČO 17 083 664 • E-Mail: [email protected] Roč.: 25. • Číslo: 277 • Uzávierka do 5. každého mesiaca • Dátum vydania: 15.09.2015 ISSN - 1336-0736 • Evidenčné číslo: 3095/09 • Náklad: 2000 výtlačkov Korešpondenčná adresa redakcie: Redakcia Karpatenblatt, Lichardova 20, 040 01 Košice Tel./Fax: +421-55-622 41 45 • E-Mail: [email protected] • Web: www.karpatenblatt.sk Šéfredaktor: M.A. Katrin Litschko • Predseda redakčnej rady: Dr. Ondrej Pöss, CSc. • Grafika a pre-press: Beki Design, s. r. o., Košice • Nepredajné