Sammeldatei Tischvorlagen - Johannes Gutenberg

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Sammeldatei Tischvorlagen - Johannes Gutenberg
PHYSIO-Startseite/Lehrmaterialien/Protokolle
(76 Seiten insgesamt)
Stand: 16. Oktober 2006
Johannes Gutenberg- Universität Mainz
Fachbereich Sport
Interdisziplinäres Seminar Sport und Gesundheit,
im WS 2005/2006
Leitung: Prof. Dr. Dr. M. Messing, Prof. Dr. H.-V. Ulmer
in Zusammenarbeit mit H. Preuß
Sammeldatei Tischvorlagen
Herausgegeben von H.-V. Ulmer und E. Metzler
Zusammengestellt von H.-V. Ulmer in Zusammenarbeit mit Frau E. Metzler und
Unterstützung von Frau I. Schürmann Darda sowie dem Netzmeister J. Vogl
Mainz, 2006
http://www.uni-mainz.de/FB/Sport/physio
PHYSIO-Startseite/Lehrmaterialien/Protokolle
2
Inhaltsverzeichnis
Seite
Vorwort
4
Programm
5
1.
Definitionen von Sport und Ökonomie (U/M)
7
2.
Definition von Sport
10
3.
Gesundheitsversprechen als Verkaufsargument für Sportgeräte,
Sportkleidung und Sportartikel – eine exemplarische Untersuchung
15
4.
Bonus-Punkte-System von Krankenkassen: Marketing oder Kostensenkung für die Krankenkasse? Eine Befragung von vier großen
Krankenkassen
15
5.
Rückenschulen im betrieblichen Umfeld – Durchführung und Erwartung
(Erhebung bei mehreren! Betrieben im Umfeld MZ, WI, F, DA
18
6.
Fitnessprogramme im Betrieb: BASF und Fraport AG im Vergleich
mit Japan
20
7.
Sport und Prämiengestaltung bei Lebensversicherungen
23
8.
Steigendes Gesundheitsbewusstsein und Konjunktur des Abenteuerund Extremsports – eine Paradoxie der modernen Gesellschaft?
25
9.
Auswertung des Schriftgrößentests
27
10.
Body mass-Index BMI – Zahlenspiel mit der Gesundheit? – WM
28
11.
„Dehnübungen bringen nix“ – pro und contra
30
12.
Sportinduzierte Mager- und Fettsucht – am Beispiel der Rhythmischen Sportgymnastik und des Sumo
33
13.
Spezialkliniken für Sportverletzungen und chronische Sportschäden
in Deutschland – Gesamtübersicht und Einzelfallstudie
35
14.
Joggen im Wald und die Zecken
37
15.
Ärztliche IGel- Leistungen – Marktwirtschaft auf dem Gesundheitsmarkt? Eine Übersicht mit Bezug zu Sportmedizinischen Vorsorgeuntersuchungen (U)
40
16.
Gastvortrag Dr. Sportwiss. des. M. Klein, Universität Saarbrücken,
„Sport und Gesundheit bei Kindern und Jugendlichen im Saarland"
17.
Zuschauerausschreitungen im Fußball und Möglichkeiten der
Gewaltkontrolle im Hinblick auf die Fußball-WM 2006
45
18.
Lärmbelästigung für Zuschauer, Akteure und Anwohner durch
Sportgroßveranstaltungen – ein vernachlässigtes Problem?
47
19.
Piercings im Sportunterricht als Verletzungsgefahr
50
20.
Vermarktung und Politisierung von Sport und Gesundheit
am Beispiel des VIP-Raums von Mainz 05
52
21.
Zum behaupteten und nachgewiesenen Nutzen der Schwangerschaftsgymnastik
54
22.
Zur Entwicklung des Unfallgeschehens auf den Skipisten
nach der Einführung des Carving-Skis und des Snowboards
56
http://www.uni-mainz.de/FB/Sport/physio
PHYSIO-Startseite/Lehrmaterialien/Protokolle
3
23.
Vitalstoffe in Sport und Alltag – pro und contra
58
24.
Gesundheitsprobleme von Hochleistungssportlern als
Determinanten des Versagens und Karriere-Endes
60
25.
Freies Thema (Medizin): Stellenwert des Gesundheitszustandes
im Eingangsgespräch (Probetraining) in einem Fitnessstudio
62
26.
Sportmedizinische Betreuung an Olympiastützpunkten aus der
Sicht von Kaderathleten – ein Aktualisierung der Ergebnisse von
Emrich unter Bewertung der Standarduntersuchungen
64
27.
Zusatzaufgabe: Bericht über die erste Auswertung der Evaluationszettel
66
28.
Umfrage bei den Teilnehmern des Seminars „Sport und Gesundheit“
im WS 2005/2000 (ein Vater als kardialer Risikopatient)
69
Anhänge:
Anhang 1: Bewegung bei Übergewicht – eine schlechte Pauschalempfehlung
73
Anhang 2: Verbrauchertip“: Crosstrainer für zu Hause
75
Anhang 3. Schlußbetrachtungen zum Seminar Sport und Gesundheit WS 05/06
76
http://www.uni-mainz.de/FB/Sport/physio
PHYSIO-Startseite/Lehrmaterialien/Protokolle
4
Vorwort
Dieser Bericht enthält die von den Seminarteilnehmern abgegebenen Kurzfassungen, die
zunächst als Tischvorlage verteilt, dann aber in den meisten Fällen anschließend revidiert
wurden. Die Verantwortung für Inhalt und Form liegt daher bei den jeweiligen Autoren. Themenvergabe wie Diskussionen für sportsoziologische wie auch sportmedizinische Themen
wurden – wie zuvor – auch unter dem Zusatz zum Seminarthema von M. Messing gesehen:
Alternative Reflexionen aus soziologischer und medizinischer Sicht.
Das Seminar wurde erstmals nicht bevorzugt für den Studienschwerpunkt Freizeitsport reserviert, da dieser im WS 05/06 turnusgemäß ausgesetzt wurde. Im Studienschwerpunkt
Sportökonomie bestand ein Überhang an Teilnehmern. Da in den bisherigen Seminaren immer wieder Fragen zur Instrumentalisierung von Sport und Gesundheit als Marketingobjekte
sowie weitere sozioökonomische Fragen angeschnitten wurden, wurde ein Teil des Seminars in Absprache mit dem Leiter des Studienschwerpunkts Sportökonomie (Jun.-Prof. Dr. H.
Preuß) für 4 Studierende dieses Schwerpunkts geöffnet.
Einige Studierende bezeichneten – durchaus berechtigt – das Seminar als „tridisziplinär“,
was auch dem Reiz und dem Ablauf dieser Veranstaltung entsprach. Hinzu kam – erstmals –
eine Medizinstudentin, die im Rahmen des Wahlpflichtfachs ihres Studiengangs erfolgreich
teilnahm.
Diese Dokumentation entstand maßgeblich durch das geduldige Zusammenfügen der vorhandenen Dateien für die revidierten Tischvorlagen der Seminarteilnehmer durch Frau E.
Metzler. Ihr sei dafür und für die weitere redaktionelle Bearbeitung gedankt, genau so wie
Herrn J. Vogl für die Umsetzung der Gesamtdatei in die Homepage der ehemaligen Abteilung Sportphysiologie.
Aus der Entstehung dieser Sammeldatei ergibt sich eine Individualität eines jeden Dokuments; auf die Umsetzung zu einem einheitlichen Schriftbild oder zu einem standardisierten
Layout wurde absichtlich verzichtet. Auch für den Inhalt ist – trotz der stattgefundenen Beratung – der jeweilige Autor(in) verantwortlich.
Mainz, 14.10.2006
H.-V. Ulmer
http://www.uni-mainz.de/FB/Sport/physio
5
Ehemalige Sportphysiol. Abteilung
Prof. Dr.med. H.-V. ULMER
[email protected]
Sportsoziologische Abteilung
Prof. Dr. Dr. M. MESSING
http://www.uni-mainz.de/FB/Sport/Physio/
Programm für das interdisziplinäre Seminar Sport und Gesundheit
WS 2005/2006 (Stand: 9.2.2006), Beginn: Mi., 2.11.2005
M bzw. U: betrifft Primärbetreuung Prof. Messing oder Ulmer,
(A in Klammern: Abgabetermin der Seminararbeit)
SÖ= Schein Sportökonomie, Betreuung Prof. Ulmer zusammen mit Jun.-Prof. Preuß,
WM = Wahlpflichtfach für Medizinstudierende
Die Referenten mögen bitte rechtzeitig beim zuständigen Seminarleiter
(M oder U) wegen Hinweisen zum Thema vorsprechen.
2.11.2005
Einführung in das Seminar, Formalia, ggf. restliche Platz- und Themenvergabe
MESSING,
ULMER
9.11.2005
1. (U) Definitionen von Sport und Ökonomie (auch mit Bezug zu Gesundheitsökonomie und Sportökonomie) (A=14.12.05),
Schein: Sportsoziologie
2. Definition Sport, Diskussionsrunde, Leitung: Ulmer
RUSCHMARITSCH, BJÖRN
16.11.2005
3. (M) (A=21.12.05) 3. (M) (A=21.12.05) Gesundheitsversprechen als
Verkaufsargument für Sportgeräte, Sportkleidung und Sportartikel – eine
exemplarische Untersuchung
4. (SÖ1) (A=21.12.05) Bonus-Punkte-System von Krankenkassen: Marketing oder Kostensenkung für die Krankenkasse? Eine Befragung von
vier großen Krankenkassen
BÜRGER, FELIX
5. (U) Rückenschulen im betrieblichen Umfeld – Durchführung und Erwartung (Erhebung bei mehreren! Betrieben im Umfeld MZ, WI, F, DA)
(A=4.1.06)
6. (U/SÖ2) Fitnessprogramme im Betrieb: BASF und Fraport AG im
Vergleich mit Japan
LEIBOLD,
MARTIN
7. (U/SÖ3) (A=11.1.05) Sport und Prämiengestaltung bei Lebensversicherungen.
8. (M) (A=11.1.05) 30.11.: Steigendes Gesundheitsbewusstsein und
Konjunktur des Abenteuer- und Extremsports – eine Paradoxie der modernen Gesellschaft?
BENZ, DANIEL
23.11.2005
30.11.2005
ZEPPENFELD,
JULIA
LAHRSEN,
MEIKE
DRUSHCHITZ,
OLGA
7.12.2005
9. ausgefallen, ersetzt durch: Auswertung des Schriftgrößentests
10. (U,WM) (A=18.1.05) Body mass-Index BMI – Zahlenspiel mit der
Gesundheit? - WM
ULMER
VILLNOW,
NICOLA
14.12.2005
11. (U) (A=25.1.05) „Dehnübungen bringen nix“ – pro und contra
WEINZETTEL,
VINCENT
KYRIOPOULOS,
DANAE
12. (M) (A=25.1.05) Sportinduzierte Mager- und Fettsucht – am Beispiel
der Rhythmischen Sportgymnastik und des Sumo, verschoben: 22.2.06
6
21.12.2005
13. (M) (A=1.2.06) Spezialkliniken für Sportverletzungen und chronische
Sportschäden in Deutschland – Gesamtübersicht und Einzelfallstudie
14. (U) (A=1.2.06) Joggen im Wald und die Zecken
BRANDENBURGER, EVA
HÜTTLIN,
KATHRIN
Weihnachtspause
4.01.2006
(15. (SÖ4) (A=15.2.06) Ärztliche IGel- Leistungen – Marktwirtschaft auf
dem Gesundheitsmarkt? Eine Übersicht mit Bezug zu Sportmedizinischen Vorsorgeuntersuchungen (U)
11.01.2006
16. Gastvortrag Dr. Sportwiss. des. M. Klein, Universität Saarbrücken,
Sport und Gesundheit bei Kindern und Jugendlichen im Saarland"
18.01.2006
17. (M) (A=22.2.06) Zuschauerausschreitungen im Fußball und Möglichkeiten der Gewaltkontrolle im Hinblick auf die Fußball-WM
2006
18. (M) (A=22.2.06) Lärmbelästigung für Zuschauer, Akteure und Anwohner durch Sportgroßveranstaltungen – ein vernachlässigtes
Problem?
MACHMER,
DANIELA
25.01.2006
19. (M) (A=1.3.06) Piercings im Sportunterricht als Verletzungsgefahr
20. (M) (A=1.2.3.06) Vermarktung und Politisierung von Sport und Gesundheit am Beispiel des VIP-Raums von Mainz 05
BUXBAUM, NINA
SCHMIDTKE,
DANIEL
1.02.2006
21. (M) (A=8.3.06) Zum behaupteten und nachgewiesenen Nutzen der
Schwangerschaftsgymnastik
. 22 (M) (A=8.3.06) Zur Entwicklung des Unfallgeschehens auf den
Skipisten nach der Einführung des Carving-Skis und des Snowboards
8.02.2006
23. (U) (A=15.3.06) Vitalstoffe in Sport und Alltag – pro und contra
24 (M) (A=15.3.06) Gesundheitsprobleme von Hochleistungssportlern
als Determinanten des Versagens und Karriere-Endes
15.2.2006
25 (U) (A=22.3.06) Freies Thema (Medizin): Stellenwert des Gesundheitszustandes im Eingangsgespräch (Probetraining) in einem
Fitnessstudio
26 (M) (A=22.3.06) Sportmedizinische Betreuung an Olympiastützpunkten aus der Sicht von Kaderathleten – ein Aktualisierung der
Ergebnisse von Emrich unter Bewertung der Standarduntersuchungen
27 (U) Zusatzaufgabe: Verteilung der Evaluationszettel ("Top, Flop,
sonstige Bemerkungen")
28 Umfrage zu Sport bei Risikopatienten („Ihr Vater“), vorher nicht im
Programm angekündigt – wegen Bezug zu vorangegangenen Umfragen mit Dokumentation auf der Homepage
22.02.2006
12. (M) (A=25.1.05) Sportinduzierte Mager- und Fettsucht – am Beispiel
der Rhythmischen Sportgymnastik und des Sumo, verschoben
27 (U) (A= 22.3.06) Zusatzaufgabe: Bericht über die erste Auswertung
der Evaluationszettel
28 Erste Ergebnisse zur Umfrage Sport bei Risikopatienten („Ihr Vater“)
Fazit der Seminarteilnehmer und der Seminarleiter, Abschlußdiskussion
Gesamt-Dokumentation
Prof. Dr. Dr. M. MESSING
RICHTER,
MEIKE
GÜLAI, ALI
JOHANNSEN,
NADINE
WOOD,
MICHAEL
RICCIARDI,
DANIEL
PETZOLD,
THOMAS
MORGUET,
STEPHAN
AMANN,
MANAUEL
MORGUET,
STEFAN
ULMER
KYRIOPOULOS,
DANAE
MORGET,
STEFAN
ULMER
MESSING,
ULMER
ULMER U.
METZLER
Prof. Dr. H.-V. ULMER
7
Fachbereich Sport
Seminar: Sport und Gesundheit WS 2005/06
Leitung: Prof. Dr. Dr. M. MESSING
Prof. Dr.med. H.-V. ULMER
Referent: Ruschmaritsch Björn
20. November 2005
E-Mail: [email protected]
1. Definitionen von Sport und Ökonomie (U/M)
1. Was ist eine Definition?
Definition (lat.: de ab, weg; finis Grenze, also Definitio = Abgrenzung) ist die Verdichtung
von Merkmalen zu einem Begriff, dessen Sachverhalt (Definiendum) danach auf
Eigenschaften (Definiens) zurückgeführt wird. Kurz: Eine Definition ist eine sprachliche Verkürzung eines Sachverhalts (WIKIPEDIA 2005).
Die klassischen Definitionsregeln, gehen auf Aristoteles zurück (WIKIPEDIA, 2005)
1. Ein Begriff wird durch seine nächste Gattung und den Artunterschied definiert
„Praecisio definitionis“ bezeichnet die Forderung nach Exaktheit der Definition.
2. Der Artunterschied muss ein Merkmal oder eine Gruppe von Merkmalen sein, die nur
dem vorliegenden Begriff zukommen und bei anderen Begriffen fehlen, die zur selben
Gattung gehören.
3. Eine Definition muss angemessen sein, d.h. weder zu weit noch zu eng gefasst sein
4. Eine Definition darf keinen Zirkelschluss enthalten
5. Eine Definition darf keine logischen Widersprüche enthalten
6. Eine Definition darf nicht nur negativ bestimmt sein
7. Eine Definition darf keine Mehrdeutigkeiten enthalten.
2. Sport
Sport ist ein soziales Konstrukt. Nicht nur ein Bewegungsablauf (Laufen, Springen, Werfen,...) ist bereits Sport, da gleiche Bewegungsabläufe auch in der Arbeit zu finden sind. Zu
Sport wird er erst durch eine situationsspezifische Rezeption und Bedeutungszuweisung durch
die Handelnden als zweckfrei, erholsam, gesund, unproduktiv, fair, freudvoll, kommunikativ
usw. und indem andere Merkmale wie z.B. Schweiß, Anstrengung, Routine, Monotonie als
nicht konstitutiv ausgeklammert werden (HEINEMANN, S. 34, 1998).
Röthig schreibt: „Da Sport ein umgangssprachlicher Begriff ist und in vielen Sprachen der
Welt vorkommt, lässt sich eine präzise oder gar eindeutige begriffliche Abgrenzung nicht
vornehmen“. Ferner schreibt er noch: „Darüber hinaus verändert erweitert und differenziert
das faktische Geschehen des Sporttreibens selbst das Begriffsverständnis von Sport“
(RÖTHIG, S. 420, 1992). Dies ist ein Zirkel oder eine Sackgasse.
- Sport ist eine Sammelbezeichnung für alle als Bewegungs-, Spiel- oder Wettkampfformen
gepflegten körperlichen Aktivitäten des Menschen (MEYERS GROSSES
TASCHENLEXIKON, S. 7078, 2003).
- Sport (engl.: sport = Zeitvertreib, Vergnügen bzw. v. frz. desport) bezeichnet das kulturelle
Handlungsfeld, in dem Menschen körperliche und / oder geistige Tätigkeiten ausüben, die mit
planmäßiger Körperschulung, meist im Bereich der Bewegungskunst, in Zusammenhang stehen (WIKIPEDIA, 2005).
8
- Sport ist eine körperliche Betätigung die (im Wettkampf mit anderen) der Gesundheit und /
oder dem Vergnügen dient (DAS GROSSE WÖRTERBUCH DER DEUTSCHEN
SPRACHE, S. 2453, 1981).
- Sport ist jede planmäßige körperliche Betätigung, die im Wettkampf mit anderen den spielerischen Ausgleich zur Arbeitswelt sucht, zugleich aber im freien Spiel der Kräfte die Grenzen
der eigenen Persönlichkeit weitet (DER GROSSE DUDEN, Band 5, 2. Auflage, S. 670,
1966).
- Sport ist eine zusammenfassende Bezeichnung für alle menschlichen Tätigkeiten, die vorwiegend körperliche Bewegungen sind und auf eine höhere (meist körperliche, aber auch
geistige) Leistungsfähigkeit zielen. Grundlegende Merkmale des Sports sind die Einheitlichkeit der Regeln (für jede Sportart), seine weltweite Verbreitung und das daraus resultierende
Streben nach internationalen Vergleichswettkämpfen (WISSEN.DE, 2005).
TIEDEMANN (Professor am Institut für Sportwissenschaften der Universität Hamburg)schreibt: „Die folgende Sport-Definition ist ein im Januar 2002 erstmals ins Internet
gestellter und seitdem mehrfach überarbeiteter Vorschlag, der meines Wissens so noch nicht
zur Diskussion gestellt worden ist“ (TIEDEMANN, 2005, a).
- Sport ist ein kulturelles Tätigkeitsfeld, in dem Menschen sich freiwillig in eine wirkliche
oder auch nur vorgestellte Beziehung zu anderen Menschen begeben mit der bewussten Absicht, ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten insbesondere im Gebiet der Bewegungskunst zu entwickeln und sich mit diesen anderen Menschen nach selbst gesetzten oder übernommenen
Regeln zu vergleichen, ohne sie oder sich selbst schädigen zu wollen (Nullsummenspiel =
Schaden!?) (TIEDEMANN, 2005, a).
- "Bewegungskultur" ist ein Tätigkeitsfeld, in dem Menschen sich mit ihrer Natur und Umwelt auseinander setzen und dabei bewusst und absichtsvoll ihre insbesondere körperlichen
Fähigkeiten und Fertigkeiten entwickeln, gestalten und darstellen, um einen für sie bedeutsamen individuellen oder auch gemeinsamen Gewinn und Genuss zu erleben (TIEDEMANN,
2005, b).
3. Ökonomie
Ökonomie allgemein:
1. im engeren Sinne Haushalt, Hauswirtschaft
2. im weiteren Sinne Wirtschaft überhaupt
- Die Ökonomie beschäftigt sich hauptsächlich mit Knappheit! Rohstoffe, Zeit, Geld, Raum,
sogar Moral, Glück und Gesundheit. Knappheit ist ein interessantes, schwieriges und interdisziplinäres Problem (BRONNER, 2005, S. 3).
- Ökonomie aus Sicht der Biologie ist die rein zweckgebundene Ausbildung von Merkmalen
und Organen mit geringsten Mitteln (ohne "überflüssiges" Beiwerk) (WISSEN.DE, 2005).
Medizinische Ökonomie (meistens Gesundheitsökonomie oder Medizin-Ökonomie genannt)
ist eine empirische, theoretische und interdisziplinäre Wissenschaft, die sich mit der Produktion und Verteilung von knappen und anderen Gesundheitsgütern und mit der ökonomischen
Seite der Gesundheitsversorgung allgemein beschäftigt (WIKIPEDIA, 2005).
9
Sportökonomie ist eine Wissenschaft, welche ökonomische Aspekte des Sports untersucht und erklärt!
Fazit:
Sport klar abzugrenzen ist wahrlich nicht einfach. Meistens scheitert man an der präzisen Formulierung.
Literaturliste
1. Lexika
1. DAS GROßE DEUTSCHE WÖRTERBUCH DER DEUTSCHEN SPRACHE, Mannheim: Dudenverlag, 1981
2. DER GROßE DUDEN, Band 5, 2. Auflage, 1966
3. MEYERS GROßES TASCHENLEXIKON. Meyer 2003
4. RÖTHIG P., u.a. (Hrsg.): Sportwissenschaftliches Lexikon. Schorndorf: Hofmann
1992
2. Weitere Literatur
1. BRONNER, R.: Grundlagen der Unternehmensführung, Edingen: Winkler, 2005
2. HEINEMANN, K.: Einführung in die Soziologie des Sports. Schorndorf: Hofmann
1998
3. Internet
1. TIEDEMANN, a), Universität Hamburg, Fachbereich Sportwissenschaften, Stand:
11.4.2005/Eingang:5.11.2005, http://www.sport.unihamburg.de/infodoc/digitalepublikationen/tiedemann/sportdefinition.html#Definition1
2. TIEDEMANN, b), Universität Hamburg, Fachbereich Sportwissenschaften, Stand:
30.6.2005/Eingang:5.11.2005, http://www.sport.unihamburg.de/infodoc/digitalepublikationen/tiedemann/bewegungskulturdefinition.
3. WIKIPEDIA die freie Enzyklopädie, Definition, Stand: 3.11.2005/Eingang:
5.11.2005, http://de.wikipedia.org/wiki/Definition
4. WIKIPEDIA die freie Enzyklopädie, Medizinische Ökonomie, Stand:
14.9.2005/Eingang: 5.11.2005, http://de.wikipedia.org/wiki/Gesundheits%C3%B6konomie
5. WIKIPEDIA die freie Enzyklopädie, Praecisio Definitionis, Stand:
15.1.2005/Eingang: 5.11.2005, http://de.wikipedia.org/wiki/Praecisio_definitionis
6. WIKIPEDIA die freie Enzyklopädie, Sport, Stand: 19.10.2005/Eingang: 5.11.2005,
http://de.wikipedia.org/wiki/Sport
7. WISSEN.DE, Ökonomie,
www.wissen.de/xt/default.do?MENUID=40,156,538&MENUNAME=InfoContainer&OCCURRENCEID=SL0011770898.SL0011770898.TM01FullContent&WissenID=Q2tjpm63TzpJkvEQlsflYXBkFsPhA7XSwBFzd72aGaGV8718z0
A2|-5085202905868484604/182718475/6/7063/7063/7003/7003/7063/-
10
8. 1|8658326010960183055/182718489/6/7063/7063/7003/7003/7063/1|1131111334002
9. WISSEN.DE, Sport, Stand/Eingang: 5.11.2005 http://www.wissen.de/xt/show/act/MENUNAME/InfoContainer/OCCURRENCEID/SL0011791971..TM01-FullContent.htm
2. Definition SPORT:
SPORT = körperliche Aktivität nach entsprechenden Regeln oder Brauchtum
zur persönlichen Bedürfnisbefriedigung und nicht zum Broterwerb
(Ausnahme: Profisport)
H.-V. Ulmer, 2005
Kommentar: Diese Definition geht u. a. auf das interdisziplinäre Seminar Sport und Gesundheit aus medizinischer und soziologischer Sicht am Mainzer Sportinstitut zurück
(zusammen mit dem Soziologen Prof. Dr. Dr. M. Messing).
Unter „körperlicher Aktivität“ ist zu verstehen, daß diese im Vordergrund stehen muß,
meistens als Bewegung oder Fortbewegung des Körpers und/oder von Sportgeräten.
Auch wenn beim Schach oder Kartenspiel Bewegungen eingeschlossen sind, so sind
diese nur Ausdruck und Beigaben bevorzugt kognitiv und taktisch bestimmter Vorgänge;
derartige Spiele sind somit nicht als Sport einzustufen.
Regeln und/oder Brauchtum gehören zu den wesentlichen Bestandteilen des Sports:
Regeln bei den konventionellen Sportarten – Brauchtum auch bei den neuen Freizeitsportarten ohne festgelegte „Spielregeln“, aber meistens mit neuartigen Sportgeräten
oder Techniken.
Die persönliche Bedürfnisbefriedigung stellt ein wesentliches Verhaltensmerkmal vieler Sporttreibenden dar. Daraus resultieren die vielen, z. T. sehr unterschiedlichen
Sportarten sowie der Lustgewinn, den offensichtlich viele Sporttreibende bei ihren jeweiligen sportlichen Aktivitäten erfahren. Ferner resultiert daraus aber auch, daß es viele
Menschen gibt, die durch Sporttreiben keine Bedürfnisbefriedigung (bzw. Lustgewinn)
erfahren und daher auch keinen Sport treiben.
Aus der persönlichen Bedürfnisbefriedigung resultiert aber auch ein Dilemma des „Gesundheitssports“ (s. unten). Ein als „Gesundheitssport“ etikettierter Sport wird meistens
auf Dauer nur von denjenigen betrieben, die damit auch Lustgewinn verspüren und die
dann auch ohne Rücksicht auf die damit verbundenen gesundheitlichen Risiken (Herzinfarkt bei Risikopatienten, Sportverletzungen und chronische Sportschäden) ihrem persönlichen Sport nachgehen.
Gesundheitssport weist mindestens zwei Aspekte auf: Bewegungstherapie und Präventiver Gesundheitssport. Bewegungstherapie sollte an den strengen Kriterien einer
Therapie ausgerichtet sein: Anamnese und Befund als Basis einer Diagnose, daraus
hergeleitet eine entsprechend spezielle Therapie mit adäquater Dosierung und Therapiekontrolle. Die persönliche Bedürfnisbefriedigung entsteht in diesem Falle durch das
Bedürfnis nach Therapie. Kommt Lustgewinn hinzu, besteht das Risiko einer selbstbestimmten Überdosierung, die nur durch strenge Aufsicht und Anleitung (nicht durch gutgemeinte Ratschläge) zu vermeiden ist (Beispiel: Herzgruppen). Präventiver Gesundheitssport folgt zwar einem extern erzeugten Bedürfnis, dürfte aber auf Dauer nur von
11
denjenigen betrieben werden, die damit auch Lustgewinn verspüren, woraus wiederum
ein Dosierungsproblem resultiert.
Beim o. g. „Dilemma des Gesundheitssports“ ist auch die WHO-Definition von Gesundheit in Betracht zu ziehen. Dort ist von „vollständigem Wohlbefinden“ die Rede,
was diese Definition in die Diskussion gebracht hat. Definiert man in Anlehnung an die
WHO, setzt aber statt vollständigen Wohlbefindens den Begriff „Säule“, dann ruht Gesundheit auf drei Säulen, einer körperlichen, einer geistig-seelischen und einer sozialen
Säule.
Daß es einerseits viele Menschen gibt, die keinen Sport treiben und andererseits Menschen, die sich aktiv in den verschiedensten Sportarten betätigen, zeigt, wie interindividuell verschieden die Bedürfnisse sind. Gesundheitssport wäre dann auf diejenige Sportart zu beziehen, für die ein persönliches intrinsisches Bedürfnis besteht oder extrinsisch
erzeugt wird. Die selbstgewählte Sportart wäre dann Symptom der Bedürfnisstruktur eines Menschen und somit Ausprägung eines Persönlichkeitsmerkmals. So wird beispielsweise Ausdauersportlern eine gewisse masochistoide Persönlichkeitsstruktur
nachgesagt.
Bedürfnisbefriedigung erzeugt Wohlbefinden, das dem geistig-seelischen und sozialen
Bereich zuzuordnen ist. Über diese Schiene wäre Gesundheitssport derjenige Sport, der
einem Individuum je nach Persönlichkeitsstruktur psychosoziale Bedürfnisbefriedigung
verschafft. Dies macht geradezu den Wert der verschiedensten Sportarten aus. Diese
Bedürfnisbefriedigung kann aber durchaus mit physischen Nachteilen einhergehen (z. B.
Sportunfälle oder Herzinfarkt durch Sporttreiben gerade bei Risikopatienten) – Nachteile,
die offensichtlich sportimmanent sind und mit denen einschlägige Pharma-Firmen auf
ihre Präparate oder Sportärzte auf ihre Vorsorgeuntersuchungen hinweisen. Wie stark
das Bedürfnis zum Sporttreiben trotz erhöhter physisch-gesundheitlicher Risiken oft ist,
läßt sich an drei Beispielen verdeutlichen:
1. Langläufer laufen oft so lange, bis es aufgrund von Knie- und Fußgelenks-Beschwerden nicht mehr geht. Rechtzeitiges Aufhören erfordert großen Willenseinsatz, gutgemeinte Ratschläge auch von Ärzten bei offensichtlichen physisch-gesundheitlichen Risiken werden oft nicht umgesetzt,
2. Gleiches gilt für Fußballspieler mit ihren Knieschädigungen. Selbst nach Kreuzbandplastiken wird weiter gespielt,
3. Für viele Sportarten gilt: „no risk, no fun“. Mit diesem Spruch wird sogar ungeniert
Marketing betrieben. Man stelle sich diese Devise im Zusammenhang mit Arbeit und Gesundheit vor!
Aus dem Effekt der Bedürfnisbefriedigung resultiert auch, daß meistens gutgläubig-naive
Empfehlungen über richtiges Sporttreiben (bezüglich der physischen Gesundheit) in den
Wind geschrieben sind. Die geistig-seelische und soziale Bedürfnisbefriedigung steht
meistens im Vordergrund: Es geht um das Ausloten persönlicher Grenzen oder um das
Messen der persönlichen Leistung im Wettkampf mit anderen. Es würde sonst nicht so
viele Sportverletzte geben, von denen ein Teil trotz erlebter Risiken für die physische
Gesundheit weiter Sport betreibt und dabei unverdrossen überzeugt ist, daß Sport gesund sei. Die gesundheitlichen Risiken des Sporttreibens werden dann mit der These
verdrängt, man müsse ihn nur richtig betreiben, dann sei er auch gesund.
Aus dem oben Dargelegten folgt jedoch, daß gerade in dem „nur“ das Problem steckt.
Wegen der psychosozialen Bedürfnisbefriedigung ist es eben so schwer, den Sport aus
physischer Sicht „richtig“ zu betreiben. Für das aus physisch-gesundheitlicher Sicht richtige Sporttreiben genügen offensichtlich nicht gutgemeinte Appelle, Empfehlungen oder
Richtlinien, vielmehr bedarf es eines betreuten Sporttreibens, vom Übungsleiter bis zum
12
Diplomsportlehrer bzw. -wissenschaftler. Diese Personen sollten auch beim Gesundheitssport auf die Notwendigkeit ihrer Expertise hinweisen und nicht pauschal Sport bzw.
Bewegung als gesund deklarieren! Ein vorbildliches Beispiel hierfür sind Herzsportgruppen, bei denen spezielle Übungsleiter und anwesende Ärzte dafür sorgen, daß sich die
Sportler nicht übernehmen. Bei den Betreuern von Sportgruppen müßte allerdings bei
aller Begeisterung für ihre Sportart das Bewußtsein vorhanden sein, daß neben Animation Unfallverhütung und Schadensminderung zu ihren wesentliche Betreuungsaufgaben
zählen, wenn es um „Gesundheitssport“ geht. Wegen des hohen psychosozialen Werts
des Sporttreibens als Bedürfnisbefriedigung ist dies keine leichte Aufgabe.
Mainz, 30.10.2005
Prof. Dr. med. H.-V. Ulmer, Facharzt für Physiologie
Fachbereich Sport
Seminar: Sport und Gesundheit WS 2005/06
Seminarleitung: Prof. Dr. Dr. M. Messing
Prof. Dr. med. H.-V. Ulmer
Referent: Felix Bürger
[email protected]
16. 11. 2005
3. Gesundheitsversprechen als Verkaufsargument für Sportgeräte, Sportkleidung und Sportartikel – eine exemplarische Untersuchung (M)
1. Werbung in und von Sportfachgeschäften:
- Sportfachgeschäfte werben mit Prospekten, Anzeigen und Flyern.
- Anzeigen sind eher selten, meist in Sportfachzeitschriften oder lokalen Zeitungen.
- Prospekte und Flyer sind in den Geschäften erhältlich, sind aber meist von den
Herstellern der Artikel und nicht vom Geschäft.
→ Insgesamt wenig Werbung, Ausnahme RUNNERS POINT
Gründe: Drucken und Verteilen von Prospekten ist teuer und lockt keine uninteressierten
Kunden an. Interessierte gehen sowieso ins Fachgeschäft, da sie beraten werden
wollen. Fachgerechte Beratung ist für die Geschäfte am wichtigsten. Im
Verkaufsgespräch wird letztlich auch geworben, Gesundheitsversprechen stehen
hier, je nach Artikel und Kundenwünschen, durchaus im Vordergrund.
RUNNERS POINT bietet als einziges, von mir untersuchtes Fachgeschäft, sowohl eigene
Prospekte als auch Plakate und Flyer an, anhand derer für den sogenannten Orthopädietag
geworben wird. Der RUNNERS POINT Shop in Mainz arbeitet hier zweimal die Woche mit
einem Orthopäden zusammen. Um für jeden Kunden den optimalen Laufschuh zu finden,
wird der Fuß gemessen und eine Laufanalyse erstellt. So sollen entstehende Belastungen und
individuelle Belastungsspitzen möglichst gering gehalten werden. In dieser Sparte und beim
Nordic Walking wird der orthopädische Gesundheitsaspekt sehr groß geschrieben.
2. Werbung in und von großen Warenhäusern:
- Große Kaufhäuser wie KARSTADT und KAUFHOF werben wesentlich mehr. Vor allem
die Prospekte in den genannten Warenhäusern sind, aufgrund einer breiteren Auswahl und
vielen zusätzlichen Informationen zu den einzelnen Produkten, wesentlich umfangreicher
und auch informativer. Bei diesen „anpreisenden“ Zusatzinformationen geht es
13
hauptsächlich um Design und Qualitätsmerkmale (leicht, wasserdicht, Tragekomfort ...).
Gesundheitliche Aspekte werden nur am Rande erwähnt (z. B. dämpfend, gelenkschonend).
- Zudem werden einige ausgestellte Artikel zusätzlich durch beiliegende Zettel beschrieben
und beworben. In der Nordic Walking – Abteilung bei KARSTADT wirbt der Hersteller
exel für seine Produkte, indem er die gesundheitlichen Vorzüge des N. W. beschreibt.
→Mehr gedruckte Informationen, da es diesbezüglich kein geschultes Verkaufspersonal gibt.
3. Werbung in Herstellerprospekten und Katalogen:
In den Katalogen der großen Hersteller (ADIDAS, PUMA, NIKE) werden die Produkte ähnlich wie bei den Prospekten der Warenhäuser beschrieben.
Die Prospekte der „Heimsport“ – Marke KETTLER, die in allen Geschäften, die Heimtrainer
vertreiben, ausliegen, sind etwas informativer und stellen die Gesundheit des potentiellen
Käufers in den Vordergrund. Es wird mit der Aktion „Deutschland bewegt sich“ geworben,
die von KETTLER mit den nötigen Geräten unterstützt wird. Im Gegenzug wird das „offizielle Aktionssortiment“ von der BARMER Krankenkasse empfohlen. Doch KETTLER weist
auch in Prospekten, in denen nichts von der Aktion steht, stets auf die, für die Gesundheit,
positiven Effekte eines regelmäßigen Trainings hin und auch die Beschreibungen der einzelnen Geräte sind gespickt mit Gesundheitsaspekten.
4. Werbung von Discountern
Auch Discounter wie ALDI und LIDL verkaufen seit einigen Jahren immer mehr Sportartikel.
In dieser Verkaufssparte geht es jedoch nur um den niedrigen Preis, der im Vordergrund steht,
und um die verschiedenen funktionellen Aspekte der Sporttextilien, die hauptsächlich vertrieben werden.
LIDL hat zusätzlich noch eine Gesundheitsbroschüre ausliegen, in der hauptsächlich Vitaminprodukte, Gesundheitstees, aber auch Sportgels und andere Salben speziell für die Regeneration nach dem gesundheitsfördernden Sport angepriesen werden.
5. Werbung in Online-Shops
QUELLE und OTTO werben, ähnlich wie KETTLER, mehr mit gesundheitlichen Aspekten.
In der „Sportabteilung“ des OTTO- online- Shops wird zunächst versucht, den Kunden davon
zu überzeugen wie wichtig es ist, Sport zu treiben. Bewegungsarmut wird als Hauptauslöser
für Zivilisationskrankheiten (hier speziell Herz- und Kreislauferkrankungen) bezeichnet.
→Motto der Werbung: Wollen Sie gesund werden oder bleiben, müssen Sie trainieren.
Die angebotenen Artikel, mit den dazugehörenden Beschreibungen, entsprechen im Großen
und Ganzen denen der KETTLER-Prospekte. Stellenweise werden gesundheitsfördernde Aspekte jedoch weiter ausgeschmückt und somit noch mehr betont. Beliebt sind hier vor allem
kurze Kommentare von (vermeintlichen) Experten.
6. Werbung von Fitnessstudios
Es gibt zwei Sorten Fitnessstudios. Einmal die mehr gesundheitsorientierten und dann die
mehr fitnessorientierten, welche allerdings auch immer mehr im Gesundheitssport aktiv sind.
KIESER TRAINING wirbt mit dem Slogan „ein starker Rücken kennt keine Schmerzen“ und
bezeichnet sein Training selbst als „Gesundheitsorientiertes Krafttraining“. Eine bessere Ausdauer soll erreicht werden, um das Herz zu stärken. Andere Aspekte des Krafttrainings wie
eine attraktivere Figur, gerade bei Frauen, werden als positive Nebeneffekte bezeichnet.
14
Ein mehr fitnessorientiertes Studio wirbt natürlich auch mehr mit Versprechen um gutes Aussehen, mit starken und wohlgeformten Körpern und einem positiven Ganzkörpergefühl,
„Bäume ausreißen zu können“. Aber auch gesundheitsorientierte Sportler und „noch nicht
Sportler“ sollen angelockt werden. Besonders beliebt sind hier Nordic-Walking-Kurse, aber
auch für das „normale Training“ sind gesundheitliche Aspekte wichtig.
Insgesamt ist in den letzten Jahren ein deutlicher Trend, in Richtung Gesundheitssport zu erkennen. Studios rüsten ihre Geräte auf und achten dabei immer mehr auf gesundheitsverträgliche Geräte. So versuchen sie auch mit Krankenkassen zusammenzuarbeiten, da diese, bei
erfüllten Kriterien, ihre Versicherungsnehmer finanziell unterstützen, wenn sie sich zum Training in diesem Studio entscheiden.
Quellenverzeichnis
1. Zeitschriften und Prospekt:
ADIDAS Katalog 2003 und 2005
BKK SECURVITA, Mitgliederzeitung März/April 2004: Das Kreuz mit dem Kreuz.
Dr. WOLFF, Broschüre: „Rückenfitness-Zentrum“ 2005.
FIT for FUN: Fitness zu verschenken: Ausgabe Dezember 2005.
KARSTADT Sport-Katalog 2005/2006.
KETTLER-Prospekte 2005/2006, verschiedene Ausgaben.
KIESER TRAINING: Kundenmagazin „Reflex“, Oktober 2005.
LIDL, Broschüre „Lebenslust GESUNDHEIT“ 2005.
Marketingjournal 6/2004: Sport-Marketing Kieser-Training.
Mitteldeutsche Zeitung vom 07. 07. 2004: Arbeitgeber kann Zuschuss geben.
NIKE Katalog 2005.
PUMA Katalog 2005.
RUNNERS POINT-Kataloge, „Running Highlights“ und “Walking Highlights”, Herbst/Winter
2005.
RUNNERS POINT, verschiedene Flyer zum “Orthopädietag” o.J.
Alle Quellen ohne Ortsangaben
2. Quellen aus dem Internet:
www.exelnordic.net
www.karstadtsport.de
www.kieser-training.com
www.otto.de/is-bin/INTERSHOP.enfinity/WFS/Otto-OttoDe-Site/de_DE//EUR/OV_BrowseCatalog-Start;sid=-TwLHRAN08ZH6fEpJMhP__sYOG0TFDycNCTnKf_qyOuUQA1fxygcmY9CcNcw==?CategoryName=sh776531&ls=0
www.quelle.de/is-bin/INTERSHOP.enfinity/eCS/Store/de/-/EUR/Q_BrowseCatalogStart;sid=mbeDVxNYn82DVVDcxTQvQ3AT4liLKLvM8js=?CategoryName=50000687&Linktype=H (QUELLE AG 2005)
15
Fachbereich Sport
Seminar: Sport und Gesundheit WS
2005/06
Leitung: Prof. Dr. Dr. M. MESSING
Prof. Dr. med. H.-V. ULMER
Referentin: Zeppenfeld, Julia
16. November 2005
E-Post: [email protected]
Nr. 4. Bonus-Punkte-System von Krankenkassen:
Marketing oder Kostensenkung für die Krankenkasse?
Eine Befragung von 4 großen Krankenkassen (U)
Was sind Bonusprogramme?
Î Bei den Bonusprogrammen der einzelnen Krankenkassen handelt es sich um Angebote, die ein bestimmtes Verhalten des Versicherten durch Vergünstigungen belohnen. Dementsprechend gibt es einen Bonus für z.B. gesundheitsbewusstes Verhalten, welches mit einer Sach-, Geldprämie oder verschienen Gutscheinen belohnt wird
(vgl. SCHREIBER, 2004).
Î Wofür genau es Bonuspunkte gibt, ist von Kasse zu Kasse unterschiedlich (s. Anhang).
Was sind Ziele der Bonusprogramme?
Î Mitglieder sollen zu einer gesünderen Lebensweise angeregt werden und mehr Eigenverantwortung für die eigene Gesundheit zu übernehmen.
Î Deutschland gilt auf dem Feld der Primär- und Sekundärprävention als Entwicklungsland (weniger als 10% der Mittel werden in Präventionsmaßnahmen investiert).
Î Durch optimale Prävention ließe sich bspw. das Herzinfarktrisiko um 70% und das
Schlaganfallrisiko um 50% senken (vgl. BLÖß, 2004, S. 108; BARMER ERSATZKASSE,
2003).
Seit wann gibt es die Bonusprogramme?
Î Die Regierungskoalition und die Union der Krankenkassen haben erst mit dem GKVModernisierungsgesetz (GMG) zum 01.01.2004 den Krankenkassen die Möglichkeit
gegeben, Bonusprogramme flächendeckend anzubieten (vgl. BLÖß, 2004, S. 107).
Î Somit können die 359 gesetzlichen Krankenkassen miteinander in Wettbewerb treten
und die Abwanderung der Versicherten in die private Krankenversicherung stoppen
(vgl. BAUREITHEL, 2003).
Î Ziel: Qualität und Wirtschaftlichkeit des Gesundheitswesens zu steigern (vgl. o.A.,
o.J.).
Kriterien für die unterschiedliche Bonuspunkteverteilung für die einzelnen Maßnahmen:
Î das Potenzial zu Steigerung der Inanspruchnahme
Î eine Kosten-/Nutzenbewertung der Maßnahme
Î die Nachhaltigkeit der Wirkung dieser Maßnahme und
Î die gesundheitspolitische Bedeutung (vgl. TECHNIKER KRANKENKASSE, 2005).
16
Sind die Bonus-Punkte-Systeme Marketing der Krankenkasse?
Î Abwanderung von Patienten in die private Kasse kann verringert werden.
Î Krankenversicherer treten durch die Bonus Modelle in einen Wettbewerb (o.A.,
2004).
Î Den Versicherten können durch intelligentes Einkaufsmanagement und Sponsoring
kosten-günstige, aber attraktive Prämien garantiert werden (vgl. BLÖß, 2004, S. 108).
Dienen die Bonus-Punkte-Systeme der Kostensenkung der Krankenkasse?
Î Mittelfristig müssen die Kosten aus Einsparungen und Effizienzsteigerungen, die
durch die Bonusmodelle zu erzielen sind, gedeckt werden (vgl. BLÖß, 2004, S. 108).
Î § 65a Bonus für gesundheitsbewusstes Verhalten (Sozialgesetzbuch Fünftes Buch)
(4) Die Aufwendungen für Maßnahmen nach den Absätzen 1 und 2 müssen mittelfristig aus Einsparungen und Effizienzsteigerungen, die durch diese Maßnahmen erzielt werden, finanziert werden. Die Krankenkassen haben regelmäßig, mindestens
alle drei Jahre, über diese Einsparungen gegenüber der zuständigen Aufsichtsbehörde Rechenschaft abzulegen. Werden keine Einsparungen erzielt, dürfen keine
Boni für die entsprechenden Versorgungs-formen gewährt werden. Betragserhöhungen allein deshalb, weil die Krankenkasse in ihrer Satzung Bonusregelungen vorsieht, sind nicht zulässig (vgl. CLADE, 2005; LÖSER, 2005).
Î Die Einsparpotentiale werden auf 20-30% der Krankheitskosten geschätzt.
Î Ein Nachweis ist sehr schwierig. Dies liegt an den vielen Einflussfaktoren für die Gesundheit, die man nicht beeinflussen kann (vgl. o.A. 2005).
Î Kritiker meinen, dass eine grundlegende Reform des Gesundheitswesens nötig sei
um die Kosten zu senken (vgl. ZIETAN, 2002).
Î Die Krankenkassen geben nur weniger als 10% ihrer Gesamtausgaben für Präventive Maßnahmen aus. Diese Ausgaben sollten gesteigert werden, denn eins steht fest:
Bewegung, Ausdauersport und eine richtige Ernährung steigern die Gesundheit.
Probleme:
Î Bonuspunkte bekommen lediglich Versicherte, die ihr gesundheitsbewusstes Verhalten wie z.B. die Mitgliedschaft im Sportverein oder die Teilnahme an einem Raucherentwöhnungskurs schriftlich belegen können.
Î Fährt jemand regelmäßig Fahrrad, hält sich fit und ernährt sich gesund, so bekommt
er keine Bonuspunkte, d.h. jemand der keine Bonuspunkte erhält kann sich wesentlich gesundheitsbewusster verhalten, als jemand der Mitglied eines Sportvereins ist.
Î Eine sinnvolle Förderung ist hingegen gegeben, wenn den Versicherten Bonuspunkte
für Vorsorgeuntersuchungen gewährt werden (vgl. SCHREIBER, 2004).
Î Bei den Beiträgen müssen alle Versicherten gleich behandelt werden. Das Modell
darf nicht dazu führen, dass ehemalige Raucher weniger Beiträge zahlen als ewige
Nichtraucher.
Î Gefahr besteht, dass Patienten Behandlungen aufschieben, um den Bonus nicht zu
verlieren (vgl. ZIETAN, 2002).
Fazit
Primäres Ziel der Bonus-Punkte-Systeme ist die Kostensenkung der Krankenkassen. Dies
wird auch vom Gesetz gefordert und alle drei Jahre überprüft. Ist die Wirtschaftlichkeit nicht
gegeben, müssen die Programme eingestellt werden. Ob sich die Programme in Bezug auf
die Kostensenkung der Krankenkasse lohnen, lässt sich laut Gesetz erst Ende 2006 sagen.
Dies ist jedoch kritisch zu sehen, denn nach nur 3 Jahren wird in meinen Augen noch keine
Aussage diesbezüglich möglich sein. In Bezug auf Wettbewerbsfähigkeit der Krankenkassen
spielen Marketingaspekte eine entscheidende Rolle. Hier könnte das Bonus-Punkte-System
eine Abwanderung der Versicherten in die private Krankenversicherung vermeiden. In Anlehnung an MESSING & EMRICH (2003, S. 19 ff.) sind die Bonus-Punkte-Systeme der Krankenkassen auch kritisch als „Geschenksimulation“ zur Imagepflege und Markenausstrahlung
zu betrachten, da den Mitgliedern Bonuspunkte als „Geschenke“ suggeriert werden, die sie
letztendlich durch ihre Mitgliedsbeiträge selbst finanzieren.
17
Literaturverzeichnis
BARMER ERSATZKASSE (24.09.2003). BARMER baut Gesundheits-Bonus-Programme weiter
aus. Abgerufen am 28.10.2005 von http://www.versicherungsnetz.de/News/Meldung.asp?Meldung=2682
BAUREITHEL, U. (26.12.2003). Alles Marketing oder was? Abgerufen am 28.10.2005 von
http://www.freitag.de/2004/02/04020403.php
BLÖß, T. (03.2004). Bonusprogramme: Kassen wollen Prävention fördern. Abgerufen am
28.10.2005 von http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?id=40877
CLADE, H. (22.04.2005). Gesundheitsreform: Bonustarife inzwischen mehr nachgefragt. Abgerufen am 28.10.2005 von http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?id=46427
LÖSER, C. (03.10.2005). GKV-Modernisierungsgesetz. Abgerufen am 11.11.2005 von
http://de.wikipedia.org/wiki/GKV-Modernisierungsgesetz
MESSING, M. & EMRICH, E. (2003). Sportsponsoring als Geschenksimulation und StatusSpiel. In: Sportwissenschaft 33, S. 17-32.
o. A. (03.12.2004). Die Gesundheitsreform wirkt: Wichtiges auf einen Blick. Abgerufen am
11.11.2005 von http://archiv.bundesregierung.de/bpaexport/artikel/99/699599/multi.htm
o. A. (20.09.2005). Pressegespräch zum DAK/DLV Walking Day am 20.09.2005 in der DAK
Bezirksgeschäftsstelle München Hauptbahnhof. Abgerufen am 08.11.2005 von
http://www.leichtathletik.de/dokumente/ergebnisse/uploads/pr/walking-Day05_M_PK.pdf
o.A. (o.J.). Das Glossar zur Gesundheitsreform. Abgerufen am 11.11.2005 von
http://www.die-gesundheitsreform.de/glosssar/gkv_modernisierungsgesetz.html
SCHREIBER, A. (11.05.2004). Geld zurück nur für Gesunde. Abgerufen am 28.10.2005 von
http://inhalt.monster.de/1876_de_p1.asp
TECHNIKER KRANKENKASSE (01.08.2005). Allgemeine Fragen und Antworten zum Bonusprogramm. Abgerufen am 28.10.2005 von http://www.tk-online.de/centaurus/generator/tkonline.de/01__gut__versichert/075__bonusprogramm/160__fragen/fragen-navi.html
ZIETAN, U. (05.12.2002). Krankenkassen: Sind Prämien für Gesunde unsolidarisch? Abgerufen am 28.10.2005 von http://www.wdr.de/themen/gesundheit/gesundheitswesen/kostensenkung/tk_modell.jhtml
Anhang
Tab. 1: Bonusbereiche der vier ausgewählten Krankenkassen
Vorsorgemaßnahmen
Gesunde Lebensweise
Gesundheitsbewusster Sport
**
***
**
***
***
**
**
***
***
**
*
*
***
Beteiligung an Arztkosten
Für andere etwas tun
**
Tab. 2: Bonuspunktevergabe im Bereich Sport der vier ausgewählten Krankenkassen
-
Aktive sportliche Betä- 9
tigung in Sportverein, + Gesundheitszertifizierten Fitnesstu- zentrum
dio
9
9
9
18
-
Hochschulsport
-
Nordic-Walking
-
Rückenschule
-
Autogenes Training
-
Aqua-Fitness
-
Teilnahme an SportEvents vor Ort (z.B.
Skater-Marathon in
Berlin oder Hamburg,
BeachvolleyballTurniere)
Sportabzeichen oder
Leistungsabzeichen
-
Erwerb von Lauf-,
Wander- und
Schwimmabzeichen
/
9
9
/
9
9
9
9
9
/
/
/
+ Wirbelsäulengymnastik
+ Herz-KreislaufTraining
+ Wirbelsäulengymnastik
+ HerzKreislaufTraining
9
9
+ Hatha Yoga
+ Tai Chi
+ Qi Gong
+ Hatha Yoga
+ Tai Chi
+ Qi Gong
/
/
/
/
/
/
9
9
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9
9
/
9
9
/
9
/
Tab. 3: Ergebnisse der Befragung der vier Krankenkassen
• Sowohl Marketing als auch Kostensenkung
 Kosteneinsparungen müssen alle 3 Jahre nach §65a
des Sozialgesetzbuches (Fünftes Buch) nachgewiesen
werden!
• Marketinginstrument, indirekt Kostensenkung
 Prävention steigern
 Folgekosten vermeiden
•
•
Telefonische Antwort wurde verweigert!
Einsparpotentiale: ca. 20-30% der Krankheitskosten
 viele Einflussfaktoren für die Gesundheit, die man nicht
beeinflussen kann
•
•
ausschließlich Marketing, um konkurrenzfähig zu bleiben!
Bonus-System mit finanziellen Bonus über 8 Jahre (§63)
__________________________________________________________________________________________
Seminar: Sport und Gesundheit. WS 05/06
Mainz, den 23. 11. 2005
Leitung: Prof. Dr. Dr. M. Messing; Prof. Dr. med. Ulmer;
Referent: Martin Leibold; [email protected]
Johannes Gutenberg Universität Mainz
Fachbereich 02 Sozialwissenschaften, Medien und Sport
Rückenschule im betrieblichen Umfeld:Durchführung und Erwartung
– Eine Erhebung bei mehreren Betrieben der Region
Mainz, Wiesbaden, Frankfurt und Darmstadt (U)
19
Sachstand
Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz
Ein Ziel der Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz könnte die Prävention von Rückenbeschwerden sein. Hierzu konstatierte3: „Eine Literaturübersicht über den möglichen Zusammenhang von körperlicher Aktivität und Rückenbeschwerden ergibt zahlreiche Indizien dafür,
dass sowohl individuelle Verhaltensaspekte als auch strukturelle Arbeitsverhältnisse und Arbeitsbedingungen einen starken Einfluß [sic] auf dieses Krankheitsgeschehen haben können.“
Begrifflichkeit: Betrieb
„In einer weiten Sichtweise wird der Betrieb im Sinne eines planvoll handelnden Sozialsystems gesehen…In der engeren Sichtweise zählen nur profitorientierte Unternehmen als Betrieb.“2
Begrifflichkeit: Rückenschule
Aufgrund einer Vielfalt möglicher Entstehungsfaktoren für den Rückenschmerz entwickelten
sich die Rückenkurse didaktisch-methodisch variat4. Hervorzuheben sind folgende gemeinsame Inhalte „Haltungs- und Bewegungsschulung, Körperwahrnehmungs-, Koordinations- und
Entspannungsübungen sowie vielfältige Gymnastikprogramme zur Dehnung und Kräftigung
der wichtigsten Muskelgruppen.“5 Entsprechend der Zielgruppe und dem Einsatzort werden
vier Schulungsprogramme differenziert: die Kinderrückenschule, die arbeitsplatzbezogene
Rückenschule, die allgemeine, präventive Rückenschule sowie die therapeutische Rückenschule5. „Die Wirksamkeit von Rückenschulprogrammen scheint am ehesten für Programme
am Arbeitsplatz gesichert zu sein.“1
Fragestellung
Werden Rückenschulen im betrieblichen Umfeld durchgeführt? Warum (nicht)? Welche Ziele
verknüpfen Betriebe mit einer Rückenschule? Welche Maßnahmen zur betrieblichen Gesundheitsförderung werden alternativ/neben einer Rückenschule angeboten?
Methodik
Datenerhebung
Die o. g. Fragestellungen sollten aus der Arbeitgeberperspektive beschrieben werden. Zur
Datenerhebung wurden die entsprechenden Pressestellen von Betrieben per E-Mail mit Anhang Fragebogen kontaktiert. Für die Beantwortung der Fragen war ein Telefoninterview,
Fragebogen oder persönliches Gespräch wählbar.
Untersuchungsobjekte
Die Befragung wurde in Betrieben der Region Mainz, Wiesbaden, Frankfurt und Darmstadt
durchgeführt. Entsprechend § 267, (2), HGB. 2004 wurden 23 Betriebe ausgewählt, die mindestens als mittelgroß bezeichnet werden.
Ergebnisse
Tabelle 1: Teilnahme an der Befragung
Nehmen Sie an der Befragung teil?
ja, per E-Mail
ja, per Telefon
ja, persönliches Gespräch
ja, per Brief
nein, unbekannt
nein, Absage
n = 23
4
1
2
1
10
5
20
An der Befragung nahmen acht Betriebe teil, davon ein Betrieb aus der
Bank/Versicherungsbranche, ein Betrieb aus dem verarbeitenden Gewerbe, zwei Betriebe aus
der Branche öffentlicher Verwaltung/Transport und vier Betriebe aus dem Dienstleistungsbereich. Mit ja beantworteten fünf Betriebe die Frage nach der Durchführung einer Rückenschule, ein Betrieb führte früher einmal Rückenschule durch. Als Inhalte der Rückenschule wurden Übungen am Arbeitsplatz, Hebe- und Tragetechniken, ein Kompaktkurs sowie ein Kurs
in Kinästhetik genannt. Ziele, die erreicht werden sollen, lauten zusammengefasst: Belastungsminderung für das Personal, Schaffen eines Bewusstseins für Bewegungen sowie Sicherheits- und Gesundheitsförderung. Gründe, keine Rückenschule durchzuführen sind „andere Projekte“ zur betrieblichen Gesundheitsförderung, zu hohe Kosten, geringe Nachfrage und
Wechsel des Rückenschulleiters.
Alternativ bzw. neben einer Rückenschule zählen Fitnessstudio, Massage, Gesundheitstage,
Besuch im Schwimmbad und Betriebssportgruppen zur betrieblich unterstützten Gesundheitsförderung.
Diskussion
In Bezug zu den Inhalten einer Rückenschule entsprechend den Kooperationsvereinbarungen
wird nur bei einem Betrieb tatsächlich Rückenschule durchgeführt. In den anderen Betrieben
werden nur Einzelelemente einer Rückenschule angeboten. Zugleich werden durch alternative
Maßnahmen die Ziele einer Rückenschule erreicht, z. B. Muskelkräftigung im Fitnessstudio.
Zusammenfassung
Entsprechend den Ergebnissen bleibt kritisch anzumerken, ob eine Rückenschule noch zeitgemäß ist. Zu den alternativen Maßnahmen mit flexiblen Nutzungsmöglichkeiten für die Mitarbeiter gehören Möglichkeiten zur Gesundheitsförderung, die von Betrieben zudem auch als
kostengünstiger angesehen werden.
Quellen- und Literaturverzeichnis
1
Flothrow, Anne: Neuere Ergebnisse der evidence-basierten Evaluation. Welche Schlussfolgerungen ergeben sich für die Rückenschule? 03.05.2003. Pdf. 5. Download unter: http://www.bdrev.de/pdf/Evidence-basierte-Evaluation.pdf. Zugriff am 10.10.2005
2
Freyer, Walter: Sport-Marketing. 3. vollständig überarbeitete Auflage. Dresden: FIT 2003. 228.
3
Huber, Gerhard: Evalutation gesundheitsorientierter Bewegungsprogramme. Kleine Schriftenreihe Deutscher Verband für Gesundheitssport und Sporttherapie. Waldenburg: Sport Consult-Verlag. 1999.
62.
4
ebd. 64.
5
Könföderation der deutschen Rückenschulverbände (Kooperationsvereinbarungen). o. D. Pdf. 2. Download
unter: http://www.bdr-ev.de/pdf/kooperationsvereinbarung.pdf. Zugriff am 10.10.2005
___________________________________________________________________________
Fachbereich Sport
Seminar: Sport und Gesundheit WS 2005/2006
Leitung: Prof. Dr. Dr. M. MESSING
Prof. Dr. med. H. -V. ULMER
Referentin: Lahrsen, Meike
E-Mail: [email protected]
23.11.2005
6. Fitnessprogramme im Betrieb: BASF und Fraport AG im Vergleich mit Japan
(U/SÖ)
21
1. Betriebssport in Deutschland
- Ist von großer Bedeutung als Bestandteil betrieblicher Sozialpolitik
- An betriebssportlichen Aktivitäten nehmen überwiegend die Arbeitnehmer, deren Angehörige, Pensionäre und in Ausnahmefällen auch Betriebsfremde teil
- Maßgebend für Entstehung und Ausgestaltung des Betriebssports sind
¾ die sozialen, sportlichen und psycho-physischen Bedürfnisse der Arbeitnehmer sowie
¾ die betriebsökonomischen und sozialpolitischen Interessen der Arbeitgeber, die betriebssportlichen Bestrebungen in der Regel organisatorisch und finanziell fördern oder sogar initiieren.
- Sport bedeutet für die Wirtschaft: Verringerung der Krankenkosten, Verringerung der Unfallkosten, Hinausschieben der Invalidität, den Produktionsgewinn der Gesundgebliebenen.
Zudem verbessert Sport die Leistungsfähigkeit des Arbeiters, was dem Profit zugute kommt
(LUH, S. 7).
2. Fitnessprogramme bei Fraport AG
Zum Fitnessprogramm im Betrieb werden keine Angaben
gemacht. Um die Fitness der Mitarbeiter zu trainieren, werden Angebote vor und nach der Arbeitszeit, vor allem außerhalb, angeboten. Dazu gehören:
- Fitnesscenter am Frankfurter Flughafen
- Betriebssportgemeinschaften
- Gesundheitssport und Rückentraining in Zusammenarbeit mit der AOK (Terminal 1)
Der Sport bei Fraport AG wird vor allem zur Förderung des guten Betriebsklimas und Gesunderhaltung der Mitarbeiter angeboten und ist für alle Mitarbeiter zugänglich. Ökonomische
Interessen der Arbeitgeber werden nicht erwähnt (BROSCHÜRE FRAPORT AG).
3. Fitnessprogramme bei BASF
Ähnlich wie bei Fraport AG wird das umfangreiche Fitnessprogramm vor allem außerhalb des
Betriebes angeboten. Motto: „Wenig eigene Anlagen, höchster Anteil an externen Partnern“
(GOMER, S. 8). Dazu gehören:
- Service Card Sport: Günstig Sport treiben im Rhein-Neckar-Dreieck
- Gesundheitsförderung und Rückenprogramme in Zusammenarbeit mit der
Fortisnova
- Ein wöchentliches Kursprogramm, bei dem die Mitarbeiter verschiedene
Sportarten in den Vereinen der Region ausüben können
Die Ziele der BASF-Sport-Angebote werden in dem Infoblatt „Unternehmenssport 2005“ wie
folgt beschrieben: 1. Kommunikative Netzwerke schaffen
2. Gesundheitlichen Eigenimpuls der Mitarbeiter stärken
3. Attraktivität der Region zu erhöhen
Ein Betriebsökonomisches Ziel wird darin nicht beschrieben (BROSCHÜRE BASF).
4. Fitnessprogramme im Betrieb in Japan
Betriebssport ist neben dem Schul- und Universitätssport eine der Hauptsäulen der sportlichen Betätigung. Da es kein vergleichbares Vereinswesen wie in Deutschland gibt, haben
die Japaner wenig Gelegenheit Sport zu treiben.
22
In Japan gilt das Lean Management, das alles als verschwenderisch betrachtet, was nicht direkt zur Produktion beiträgt. Daher gibt es für die Mitarbeiter wenig Gelegenheit, sich zu entspannen (GORRES).
Üblich sind aber:
- Tai-Chi
- Regelmäßige 10 Minuten Fitnesspausen
- Frühgymnastik und Dehnungsübungen zur Musik aus dem Lautsprecher vor der Arbeit, sogenannte kollektive Kommandogymnastik (Ähnliche Versuche einer betrieblich organisierten
Bewegungspause am Arbeitsplatz ließen sich dagegen bei den Belegschaften deutscher Großunternehmen trotz arbeitsmedizinischer Befürwortung nicht durchsetzen) (PFISTER, S. 366).
Gesundheitsprogramme für Mitarbeiter
Um der in Japan häufig vorkommenden Überarbeitung entgegenzusteuern, warten japanische
Unternehmen mit betriebseigenen Gesundheitsprogramme auf. In einigen Unternehmen kann
die Arbeit unterbrochen werden, um an einem angeleiteten Training gegen HerzKreislauferkrankungen und Rückenbeschwerden teilzunehmen.
Ein häufig anzutreffendes Wellness-Angebot ist die Shiatsu-Massage, bei der die Mitarbeiter
direkt am Arbeitsplatz durch gezielte Massagetechniken von schweren Verspannungssymptomen befreit werden (BFW MÜNCHEN).
5. Fazit
In Japan und Deutschland wird viel für die Fitness der Mitarbeiter getan, jedoch hat der Betriebssport in beiden Ländern verschiedene Hintergründe:
- In Japan wird der Sport direkt im Betrieb ausgeübt, während in Deutschland die sportlichen
Angebote vor allem außerhalb in Vereinen oder Fitnessstudios angeboten werden
- In Deutschland liegt der Schwerpunkt des Betriebssports auf der Teamorientierung, der
Kommunikation im Betrieb und dem Gesundheitssport, während in Japan mehr Wert auf die
Gemeinschaft und die Erhaltung der Arbeitskraft und die dadurch entstehenden betriebsökonomischen Vorteile gelegt wird
- Durch die Informationen von Fraport AG und BASF stehen in Deutschland die betriebsökonomischen Ziele durch die Fitness der Mitarbeiter nicht im Vordergrund
6. Literatur- und Quellenverzeichnis
BASF AG: Broschüre Unternehmenssport 2005
BFW MÜNCHEN: Massage am Arbeitsplatz, Eingang 6.10.2005,
http://www.bfw-pp.de/muenchen/betrieb114.php
FRAPORT AG: Broschüre 50 Jahre Betriebssport bei der Fraport AG, Hrsg.: Fraport AG
Frankfurt Airport Services Worldwide, Red. : HEINRICH, G.
GOMER, M. Dr. : Unternehmenssport in der BASF, Broschüre
GORRES, H. : Opfer des Fleißes, Stand 04.03.2004/Eingang 6.10.2005,
http://www.zeit.de/2004/11/Karoshi?page=all
LUH, A.: Betriebssport zwischen Arbeitgeberinteressen und Arbeitnehmerbedürfnissen, Aachen: Meyer & Meyer, 1998
PFISTER, G.: Zwischen Arbeitnehmerinteressen und Unternehmenspolitik, Sankt Augustin:
Academia-Verl., 1999
23
Seminar:
Leitung:
Referent:
Email:
Datum:
Sport und Gesundheit WS 2005/06
Prof. Dr. Dr. M. Messing
Prof. Dr. med. H.-V. Ulmer
Daniel Benz
[email protected]
30.11.2005
7. Sport und Prämiengestaltung bei Lebensversicherungen (U/SÖ)
1. Einleitung
1.1 Lebensversicherungen
Definition:
Bei der Lebensversicherung handelt es sich um eine Versicherungsart, bei der das Risiko aus der
ungewissen Dauer des menschlichen Lebens besteht (KOCH 1994). Eine Lebensversicherung dient
der finanziellen Absicherung von Hinterbliebenen im Todesfall des Versicherungsnehmers. Menschen,
von denen andere finanziell abhängig sind (Hauptverdiener einer Familie, Geschäftspartner), können
somit präventiv finanzielle Lücken absichern, die im Todesfall entstehen würden (FUNSPORTING.DE
2005).
1.2 Formen der Lebensversicherung
Risiko-Lebensversicherung (klassische Form)
Die Risiko-Lebensversicherung wird auch Todesfallversicherung genannt und ist die am häufigsten
gewählte Form der Absicherung. Im Todesfall des Versicherten erhalten die Begünstigten die vereinbarte Todesfallsumme. Die Versicherungssumme und der Versicherungsbeitrag können konstant oder
fallend sein. Ein Vertrag mit fallender Versicherungssumme eignet sich besonders zu Sicherung von
Darlehen mit kontinuierlicher Tilgung
(VERSICHERUNGSVERGLEICH365.DE 2005).
Kapital-Lebensversicherung
Die Kapital-Lebensversicherung vereint Todesfallabsicherung und Sparanlage. Im Todesfall wird die
versicherte Todesfallsumme an die Bezugsberechtigten ausgezahlt. Erlebt die versicherte Person den
Ablauf der Versicherungsdauer, wird die Erlebensfallleistung (Sparanteil) an den Versicherungsnehmer ausgezahlt. Die Prämien und Laufzeiten einer Kapital-Lebensversicherung sind im Regelfall deutlich höher im Vergleich zur klassischen Risiko-Lebensversicherung (WIKIPEDIA.DE 2005).
1.3 Sport als prämienrelevanter Faktor
In der vorliegenden Untersuchung sollte die Frage geklärt werden, in wie weit Sport Einfluss auf die
Prämiengestaltung einer Risiko-Lebensversicherung nehmen kann. Im Rahmen einer Magisterarbeit
von 2004 beschäftige sich bereits DIETER mit den Einflussfaktoren Risikosport und Adipositas auf die
Prämiengestaltung von Lebensversicherungen. Diese Arbeit, welche eine Stichprobe von 13 Lebensversicherungen umfasst, diente als Orientierung bei der Erstellung der vorliegenden Seminararbeit. Im
Gegensatz zur Magisterarbeit von DIETER wurde neben Risikosport der Faktor Gesundheitsport hinterfragt, woraus sich die in Punkt 1.4 dargestellten Thesen ableiten.
Fragestellung:
Berechnen Lebensversicherer für Risikosport Prämienaufschläge, bzw. für Gesundheitssport Prämiennachlässe?
1.4 Thesen
• Risikosport verkürzt die Lebenserwartung
• Gesundheitssport verlängert die Lebenserwartung
2. Methodik
Anhand eines Fragebogens wurden 5 Versicherungen zum Sachverhalt “Sport und Prämiengestaltung
bei Lebensversicherungen“ befragt. Die 10 Fragen setzten sich aus geschlossenen und offenen Fragestellungen zusammen, um einerseits die nötige Standardisierung für eine statistische Auswertung
zu gewährleisten und andererseits Informationen zu erhalten, welche jenseits von vorgelegten Antwortkategorien liegen.
Die ursprünglich geplante Form des persönlichen Interviews wurde mit Ausnahme einer Versicherung
vom telefonischen Interview abgelöst, da die Sachbearbeiter in den Filialen vor Ort (Mainz) zum vor
24
liegenden Sachverhalt nicht ausreichend informiert waren. Aufgrund der kleinen Stichprobe kann diese Seminararbeit nicht den Anspruch einer repräsentativen Umfrage haben. Es soll lediglich ein Einblick in die Thematik gegeben werden.
3. Ergebnisse
Bei allen fünf Versicherungen sind gewisse Sportarten unter der Kategorie Risikosport geführt und
somit prämienrelevant. Sportarten mit gesundheitsfördernder Charakteristik werden generell nicht in
Form von Prämiennachlässen honoriert. Unter den Versicherungen bestehen unterschiedliche Auffassungen von Risikosport. Die Antworten auf den Versicherungsanträgen, welche sich auf Fragestellungen bzgl. Risikosport beziehen, reichen von pauschalen Kategorien bis hin zu komplexen Sportartkatalogen (Tabelle 1). Alle fünf Versicherungen geben ihren Kunden die Option einer nachträglichen
Prämiensenkung, sobald eine prämienrelevante Risikosportart aufgegeben wird. Wird erst nach Vertragsabschluss mit einer Risikosportart begonnen, ist dies bei vier Versicherungen meldungspflichtig,
um weiterhin den vollen Versicherungsschutz zu erhalten. Bei einer Versicherung ist die nachträglich
angefangene Risikosportart automatisch mitversichert.
Tabelle 1: Prämienrelevante Risikosportdefinitionen der befragten Lebensversicherer
Frage 2: Werden bei der Auswertung des Anmeldebogens spezielle Sportarten als Risikosportart eingestuft?
Antworten:
Anzahl der Nennungen (N=5):
Ja:
5
Nein:
- Wenn ja, welche (offene Fragestellung)?
Antworten:
A: Drachenfliegen, Fallschirmspringen, Motorsport, Tauchen
B: umfassender Katalog
C: Flugsport, Motorsport, Bergsteigen, Klettern usw.
D: Tauchsport, Bergsteigen, Drachenfliegen, Kunstflug, Motorradsport, Sonstiges
E: Bungee Jumping, Gleitschirmfliegen, Tauchen, Sonstiges
4. Diskussion
Die Tatsache, dass alle befragten Versicherer gewisse Risikozuschläge für bestimmte Sportarten
erheben, scheint auf den ersten Blick recht plausibel zu sein, da einige Sportarten einer besonderen
Risikologik unterliegen (eine geringe Risikobereitschaft kann bereits fatale Folgen haben) (HENKE,
GLÄSER & HECK 2000). Da die wissenschaftliche Grundlage zur Berechnung der Risikozuschläge
nicht erkennbar ist, entsteht jedoch die Vermutung, dass die aufgrund einer gewissen Sportart entstehenden Prämienzuschläge stark uneinheitlich sind. Die Versicherungen scheinen ein unterschiedlich
starkes Interesse an der Problemstellung von Risikozuschlägen zu haben. Einige Versicherungen
betreiben einen immensen Aufwand, um individuelle Prämienzuschläge für einzelne Risikosportarten
zu berechnen, andere erwecken den Eindruck, dass Prämienzuschläge ohne jegliche Berechnung
geschätzt werden und marketingorienterte Überlegungen im Vordergrund stehen. Ein einheitlicheres
Vorgehen der Versicherungen wäre wünschenswert. Bei der aktuellen Situation sollten sich potenzielle Versicherungsnehmer vor Abschluss eines Vertrages ganz genau über die Leistungen und Prämienzuschläge für Ihre Sportart informieren.
5. Fragen zur offenen Diskussion im Anschluss an den Vortrag
• Sind Risikozuschläge, die auf Grundlage von Schätzungen festgelegt werden berechtigt?
• Lohnt sich der immense Aufwand einiger Versicherungen aus ökonomischer Sicht?
• Sollte evtl. auf Risikozuschläge verzichtet werden, da die Gesamtheit der Lebensversicherten
die Zusatzrisiken Einzelner ohne weiteres mittragen könnten?
• Ist Gesundheitssport auch in der Lebensversicherung zu honorieren?
6. Literatur- und Quellenverzeichnis
1. DIETER, J.: Über prämienrelevante Faktoren bei Lebensversicherungen – Zum Stellenwert des
Sporttreibens in Relation zu anderen Faktoren bei der Prämiengestaltung von Lebensversicherungen.
Unveröffentlichte Magisterarbeit am Fachbereich Sport der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
2004.
2. HENKE T., GLÄSER H. & HECK H.: Die Risikobewertung der verschiedenen Sportarten 2000,
Köln, zitiert nach BRANDL-BREDENBECK, H.P., BRETTSCHNEIDER, W.-D. (2003). In: SCHMIDT,
25
W., HARTMANN-TEWS, I. & BRETTSCHNEIDER, W.-D. (Hrsg.) (2003). Erster Deutscher Kinder- und
Jugendsportbericht (S. 235-253). Schorndorf: Hofmann.
3. KOCH, P. (Hrsg.): Gabler Versicherungslexikon 1994, Wiesbaden, zitiert nach DIETER, J.: Über
prämienrelevante Faktoren bei Lebensversicherungen – Zum Stellenwert des Sporttreibens in Relation zu anderen Faktoren bei der Prämiengestaltung von Lebensversicherungen. Unveröffentlichte Magisterarbeit am Fachbereich Sport der Johannes Gutenberg-Universität Mainz 2004.
4. FUNSPORTING.DE das Trendsport-Magazin, Stand: 23.11.2005. Risikolebensversicherung. Abgerufen am 23.11.2005 von
http://www.funsporting.de/Versicherungen/Risiko-Lebensversicherung/risiko-lebensversicherung.html
5. VERSICHERUNGSVERGLEICH365.DE, Stand: 13.06.2005. Risikolebensversicherungen. Abgerufen am 24.11.2005 von
http://www.versicherungsvergleich365.de/risikoleben.htm
6. WIKIPEDIA.DE, Stand: 09.11.2005. Lebensversicherung. Abgerufen am 24.11.2005 von
http://de.wikipedia.org/wiki/Lebensversicherung#Geschichte
Fachbereich Sport
Seminar: Sport und Gesundheit WS 2005/2006
Leitung: Prof. Dr. Dr. MESSING
Prof. Dr. med. H.-V. ULMER
Referentin: Drushchits, Olga
E-Mail: [email protected]
30. November 2005
8: Steigendes Gesundheitsbewusstsein und Konjunktur des Abenteuer- und Extremsports – eine Paradoxie der modernen Gesellschaft? (M)
1.Extremsport
1.1. Definition
ƒ Ausüben außergewöhnlicher sportlicher Disziplinen
ƒ hohe physische und psychische Belastungen
ƒ Risiko wird bewusst gesucht
ƒ z. B. Airsurfing, Bungeejumping, Eisklettern, Ultramarathon (3)
1.2. Gründe für die Konjunktur des Extremsports
1.2.1. Der Mensch wagt sich bereits als kleines Kind
ƒ Streben nach: Rollen/Gleiten/Schweben/ Drehen/Kreisen/Überschlagen
Fallen/Fliegen
ÆWahrnehmungs-, Steuerungs- und Entscheidungsvermögen gestört
Ævorübergehender Betäubungszustand
Æentstehende Glücksgefühle
1.2.2. Langeweile – der größte Feind des Menschen
ƒ subjektive Feststellung einer Unterforderung
ƒ dauernde Suche nach Abwechslung
ƒ Menschheit schon immer von Langeweile geplagt, heute verstärkt, denn…
ƒ Absicherungen vor Risiken
ƒ Veränderte Arbeitsverhältnisse
26
ƒ Gesellschaftlicher Leistungszwang
ƒ Kontaktschwierigkeiten
ƒ Konsumhaltung
ƒ Materialisierte Lebenshaltung
ƒ Lebensgestaltungsprobleme
ƒ TV-Gewöhnung
ƒ Fehlender Sinnbezug
Es besteht die Hypothese (1), dass die genannten Punkte Auslöser für die Langeweile in der
modernen Gesellschaft sind. Ein Grund für das Betreiben von Extremsportarten ist die Flucht
des Menschen aus der Langeweile.
1.2.3. Der Beitrag der Medien
ƒ steigender Sensationscharakter
ƒ Erfindung immer wieder neuer Extremsportarten
ƒ auf Jugend ausgerichtete Slangs
2. Gesundheitsbewusstsein
2.1. Gründe für den zunehmenden Gesundheitsboom
ƒ demografischer Wandel (Alterung der Gesellschaft) (6)
ƒ medizinisch-technischer Fortschritt
ƒ zunehmende Individualisierung
ƒ ein steigendes Gesundheitsbewusstsein und die wachsende Bereitschaft, private Mittel für Gesundheit und Lebensqualität einzusetzen
ƒ WHO: Gesundheitsziele: „Gesundheit für alle“ (ab 80er) (5)
Æ dt. Gesundheitspolitik übernimmt Grundsätze
Æ Bildung von Gesundheitszentren
Æ betriebliche Gesundheitsförderung
2.2. Wellness- u. Fitness-Trend
Wellness = gezielte Aktivität zur Förderung körperlich-seelischen Wohlbefindens
ƒ mehr Kundschaft in Fitnesszentren, Erlebnis-Bädern, Wellness-Hotels
ƒ Konsum von Wellness-Produkten (4)
(ÆBereich der Gesundheitsberufe erweitert)
3. Eine Paradoxie der mod. Gesellschaft?
Es handelt sich um keine Paradoxie. Beide Phänomene können gleichzeitig auftreten
ohne sich gegenseitig auszuschließen. D. h., dass wenn jemand, Extremsport betreibt, schließt nicht automatisch eine bewusste Lebensführung aus und umgekehrt.
Hypothesen:
ƒ die Wahrscheinlichkeit eines Bungee-Unfalls < ICE-Fahrt bei 280 km/h (2)
ƒ verschiedene Altersgruppen werden jeweils angesprochen
ƒ Zunehmende Individualisierung
ƒ Flucht aus dem Alltag
ƒ hoher Beitrag der Medien
ƒ Suche nach etwas Neuem
4. Literatur- und Quellenverzeichnis
1. OPASCHOWSKI, H. (2000): Xtrem – Risikosport als Zeitphänomen. Hamburg.
2. WARWITZ, S. (2001): Sinnsuche im Wagnis: Leben in wachsenden Ringen. Hohengehren. S. 137
3. DIE ZEIT: Das Lexikon (2005). Mannheim. Bd. 4, S. 406
4. KIRSCHNER, M.: Befindet sich Deutschland im Wellness und Fitnesswahn?
Stand: 6. 05. 2004/Eingang: 3.11.2005, http://www.wdr.de/tv/rundum_gesund/sendungen_2004/20040506/haupt_wellnesswahn.jhtml
27
5. RIELÄNDER, M.: Gesundheitspsychologische Perspektiven. Stand: 1.06.2004/Eingang: 5.11.2005,
http://www.bdp-gus.de/gp/texte/GP-Bestandsaufnahme.pdf
6. STATISTISCHES BUNDESAMT DEUTSCHLAND: Entwicklung der Gesundheitsausgaben. Stand:
2005/ Eingang: 13.11.2005, http://www.destatis.de/themen/d/thm_gesundheit.php
9. Auswertungen zum Schriftgrößentest im WS 05/06 (9.11.05)
(I.Schürmann-Darda)
Seminar Sport und Gesundheit, WS 2005/2006, HS 3
Siehe auch:
http://www.uni-mainz.de/FB/Sport/physio/pdffiles/tbfontsz04.pdf
(dort Musterblatt und Ergebnis von 1246 Befragten)
18
21, 21
24, 24, 24, 24, 24
25,5
27, 27
30
33, 33, 33
36, 36
39, 39
42, 42
45, 45
Tabelle links: Ergebnisse von 23 Seminarteilnehmern auf die Frage nach dem
in der letzten Reihe „noch angenehm
lesbaren Schriftgrad“. Eine Angabe: 24
– 27 (gewertet als 25,5).
Median = 30,
Arithmetischer Mittelwert: 31
28
Fachbereich Sport
Seminar: Sport und Gesundheit WS 2005/2006
Leitung: Prof. Dr. Dr. M. Messing
Prof. Dr. med. H.-V. Ulmer
Referentin: Nicola Villnow
[email protected]
07. Dezember 2005
Nr. 10. BMI – Body Mass Index (U)
Zahlenspiel mit der Gesundheit
1. Problemstellung
Der BMI lässt sich auf den belgischen Astronom und Statistiker Adolphe Quetelet (1796 1875) [11] zurückführen und ist auch heute noch das gängigste System zur Einteilung von
Gewichtsklassen. Doch stellt sich die Frage, für wen der BMI gültig ist und in wie weit er
zur Diagnose von Übergewicht herangezogen werden kann.
2. Definition [1]
BMI = Körpergewicht/Körpergröße² (kg/m²)
3. Tabellen [4]
BMI (WHO, 2000)
Untergewicht
<18,5
Normalgewicht
18,5 – 24,9
Übergewicht
> 25
Präadipositas
25 – 29,9
Adipositas Grad I 30 – 34,9
Adipositas Grad II 35 – 39,9
Adipositas Grad III > 40
4. Gewicht und Übergewicht [1]
Wasser
Fett
Muskulatur
15 %
20 %
40 %
->
->
->
BMI (NRC, 1989)
19-24 Jahre 19-24 (kg/m²)
25-34
20-25
35-44
21-26
45-54
22-27
55-64
23-28
> 65
24-29
Ödem
Adipositas
erhöhte lean body mass
5. Adipositas [2]
Ursache: Energieaufnahme übersteigt Energiebedarf (Ruheumsatz + körperliche Aktivität + Genetik + Hormone)
Komplikationen:
Hypertonie (2x stärker gefährdet), Schlaganfall (2x), koronare Herzkrankheit (besonders
eher bei übergewichtigen Männern <40), Diabetes mellitus (5x), pulmonale Erkrankungen, Verschlimmerung von Osteoarthritis, erhöhtes Krebsrisiko
Fontane Studie [6]
These: Kalorienreduktion führt zu einer erheblichen Herauszögerung alterabhängiger Erkrankungen (Krebs, Arteriosklerose, Diabetes Typ 2)
Teilnehmer: 18 Männer und Frauen, Nichtraucher, ca. 50 Jahre, BMI 24,5, Blutdruck
132/80 mmHg
Ablauf: 6 Jahre Kalorienreduktion 1100 – 2000 kcal/Tag
29
Ergebnis: BMI 24,5 – 19,5, LDL-Cholesterin -40%, Cholesterin/HDL-Cholesterin 4,1 –
2,5, Blutdruck 132/80 – 97/95 (hypoton), Intima-Media-Dicke -40% (Kontrollgruppe)
Fazit: 2 Gründe gegen weniger essen (mangelnde Compliance, alternative Medikamente
aber in Zukunft billigste Therapie: weniger Kosten für Essen und Medikamente
Apfel vs. Birne androide und gynoide Fettverteilung von Bedeutung
Diagnose zur Fettverteilung: Waist-to-Hip-Ratio = Taillenumfang/Hüftumfang
(norm: Frauen <0,8, Männer <1,0) [10]
androider Bauchfett-Typ stärker gefährdet [7, 8]
Ansatz des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin (MDC)
Bauchfettzellen: besonders stoffwechselaktiv, Hormone und Botenstoffe (Adiponine)
„metabolisches Syndrom“ (Bluthochdruck und Stoffwechselerkrankungen (Diabetes))
neue Hoffnung Rimonabant (Appetitzügler)
Studie für CDC (Center for disease control) [3]
Killer Nr. 1 >400.000 Amerikaner pro Jahr (2004) mehrere Korrekturen bis auf 26.000
Tote (2005), Killer Nr. 7, tatsächlich Zahl der Toten wegen Übergewicht (BMI 25-30 =
Präadipositas) gleich Null
Übergewicht = Überlebensgewicht
6. BMI für Ältere (ESPEN, 2000) [5]
Besonders für ältere Menschen ab 65 hat sich etwas mehr Gewicht als gesünder erwiesen,
es gibt nach der European Society für Parenteral and Enteral Nutrition eine andere Einteilung für Menschen ab 65, z. B. Normalgewicht 22 – 26,9 (WHO 18,5 – 24,9 ).
7. BMI für Kinder und Jugendliche [9]
Physiologische Änderungen der Körperfettmasse stark alters- und geschlechtsabhängig
Bestimmung anhand von BMI-Perzentile, erhoben aus Daten von 17.147 Jungen und
17.275 Mädchen
AGA empfiehlt die Verwendung von 90. bzw. 97. Perzentile zur Definition des Grenzwertes von Übergewicht bzw. Adipositas, da sie einen nahezu kontinuierlichen Übergang zu
den Grenzwerten im Erwachsenenalter darstellen
Ein BMI z.B. bei P 90 bedeutet hierbei, dass 90 % der Vergleichsdaten niedriger waren.
8. Fazit
Auch wenn es derzeit kein besseres, allgemeingültiges Klassifikationssystem als den BMI
gibt, sollte man dennoch einige Kritikpunkte beachten. Der BMI kann keineswegs auf die
Allgemeinheit bezogen werden, besonders Sportler, Schwangere, Kinder und Alte müssen
gesondert betrachtet werden. Ich denke, es muss jeder für sich persönlich ein Gewicht finden, welches es ihm ermöglicht, gesund und glücklich zu leben. Ein erhöhter BMI sollte
meiner Meinung nach nur dazu Anreiz geben, das tatsächliche Gesundheitsrisiko näher zu
untersuchen.
9. Literatur- und Quellenverzeichnis (nicht alphabetisch geordnet)
1. ULMER, H.-V.: Ernährung, in: SCHMIDT, R. F., THEWS, G., LANG, F. (Hrsg.): Physiologie des
Menschen. Springer , 28. Auflage, 2000, 792 - 805
2. BENNER, K.U. : Gesundheit und Medizin heute, 3. Auflage 1997, Bechermünzverlag, Schlagwort: Fettleibigkeit: S.351 f.
3. FAZ.NET, Schwer in Ordnung, FAZ Sonntagszeitung von Richard Friebe (24.04.05), abgerufen am
13.05.05 unter www.faz.net
30
4. NATURKOST.DE, Spezial: Bin ich dick?, abgerufen am 27.11.05 unter
http://www.naturkost.de/schrotundkorn/2005/200506sp2.html#bmi
5. WISSENSCHAFT.DE, Rund und trotzdem gesund: Body-Mass-Index wird zu streng
gehandhabt, abgerufen am 30.11.05 http://www.wissenschaft.de/wissen/hintergrund/255746.html
6. BMI oder wer ist überhaupt noch normalgewichtig, Reto Krapf, (04.2004) abgerufen am 27.11.05 unter
www.dr-walser.ch/bmi.pdf
7. MEDIZIN.DE, Dick ist nicht gleich dick: Abdominale Adipositas birgt höheres Gesundheitsrisiko, Daniela Rösler, Diplom Oecotrophologin, Redaktion medizin.de (12.11.2005), abgerufen am 30.11.05 von
http://www.medizin.de/gesundheit/deutsch/2187.htm#tb_15438
8. GESUNDHEITSPRO.DE, Der Bauch entscheidet (29.11.2005), abgerufen am 30.11.05 unter
http://www.gesundheitpro.de/Abnehmen/A051028IRMAP018074
9. A-G-A.DE, Arbeitsgemeinschaft Adipositas im Kindes- und Jugendalter, abgerufen am 27.11.05 unter
http://www.a-g-a.de/Leitlinie.pdf (10.09.04) und BMI-Tabellen für Kinder und Jugendliche, Maike ArftJacobi, Hamburg 21.02.04 / 17.04.04, abgerufen am 27.11.05 unter http://www.ungesundleben.de/gewicht.html
10. EASYWAY.DE, Adipositas – die Diagnostik, abgerufen am 27.11.05, unter http://www.easyway.de/inhalt/wissenschaft/adipositas.html
11. WIKIPEDIA.DE, Lambert Adolphe Jacques Quételet, abgerufen am 09.12.05, unter
http://de.wikipedia.org/wiki/Adolphe_Quetelet
Siehe hierzu auch Anhang A 2.1
Fb 02, Institut f. Sportwissenschaften
Seminar: Sport und Gesundheit WS 05/ 06
Leitung:
Prof. Dr. Dr. M. MESSING
Prof. Dr. med. H.-V. ULMER
Referent:
Vincent Weinzettel, D6
14. Dezember 2005
[email protected]
Nr. 11: „Dehnübungen bringen nix!“ [5]– pro und contra (U)
1. Einleitung
Was bringen Dehnübungen überhaupt?
Mit welcher/n Methode/n erreiche ich am meisten?
Über welchen Zeitraum führt man Dehnübungen aus, dass es zu Effekten kommt?
2. Definition Muskeldehnung
„Das Dehnen der Muskeln dient im Sport dazu, den Gelenken einen höheren Bewegungsbereich (Flexibilität,
Gelenkigkeit) zu ermöglichen und den Sportler vor schmerzhaften Muskelkrämpfen zu bewahren. Dehnübungen werden hauptsächlich ausgeführt, um eine Verletzungsprophylaxe zu erreichen und die Flexibilität der
Gelenke zu erhöhen. …“ [3].
„… die gezielte Muskeldehnung, z.B. in Form von Stretching, dient der Vorbereitung auf sportliche Belastungen, insbesondere solche mit einer hohen Kraftbeanspruchung“ [7, S. 391].
3. Was bringen Dehnungsübungen?
•
•
•
•
•
Dehnen zur Verbesserung der Beweglichkeit?
Dehnen zur Leistungsverbesserung?
Dehnen als Verletzungsprophylaxe, z.B. zur Vermeidung von Muskelkater?
Dehnen zur Behandlung muskulärer Dysbalancen?
Dehnen als Aufwärmprogramm?
31
Was trifft davon zu was nicht?
Bisher konnte lediglich die Vergrößerung der
„Gelenkreichweite“ eindeutig experimentell bestätigt werden [10, 11, 12]. Daher ist in bestimmten
Sportarten auch eine Leistungsverbesserung
möglich, z. B. im Speerwerfen: Vergrößerung des
Beschleunigungswegs wegen erweiterter
„Gelenkreichweite“ im Schultergelenk. Das
Durchführen kurzzeitiger Dehnprogramme kann
die Leistungen explosiv- ballistischer Aktionen
aber auch negativ beeinflussen [10]. Auch
W IEMEYER [14, S. 293] schreibt: „ Die Ergebnisse
des Experiments bestätigen die zahlreichen
Befunde, …, die negative Effekte, …, auf Kraftund Schnellkraftleistungen nachweisen.“ „Dehnen
führt zu einer akuten und kurzfristigen Abnahme
von Schnellkraftleistungen und Maximalkraft“ [12,
S. 7]. Die sportliche Leistungsfähigkeit kann durch
Dehnen positiv beeinflusst werden in Sportarten in
denen die Beweglichkeit eine besondere
Bedeutung hat [15]. „Auf dem Gebiet der
Wirksamkeit von Dehnübungen als Verletzungsprophylaxe“, so ALBRECHT [1, S. 24], „gibt es noch einiges an
Forschungsarbeit zu leisten“. „Es gibt keine nachgewiesenen Zusammenhänge, dass eine gesteigerte Dehnfähigkeit Verletzungen im Muskel- Sehnen- Bereich verringern oder sogar verhindern kann. Auch das Vermeiden von Muskelkater, …, ist nicht möglich“ [4, S. 60]. Nach einem Experiment von W IEMANN [13] konnte
man folgern, dass (kurzfristige) Dehnübungen unmittelbar vor Krafteinwirkungen die Gefahr von Muskelbeschwerden eher steigern als vermindern. „Die Wirkung des Dehnens bei der Verletzungsprophylaxe ist also
umstritten“ [12, S. 9]. Im Jahr 2000 meinte W IEMANN [10, S. 20] bereits, dass „von einem Dehnungstraining
des hypertrophierten Muskels kein Effekt erwartet werden kann“. Und auch 5 Jahre später: „Dehnen stellt
kein geeignetes Mittel zur Behebung muskulärer Dysbalancen dar“ [11, S. 53].
Bleibt die Frage offen, ob Dehnen ein geeignetes Aufwärmprogramm darstellt. Hierzu JORDAN [4, S. 59]:
„Dehnen als einziger Inhalt zum Aufwärmen reicht überhaupt nicht aus“. Durch Dehnübungen kommt es zur
„Steigerung der Durchblutung (Aufwärmeffekt)“ [2, S. 56].
4. Dehnmethoden
4.1 Kurzzeitdehnen und Langzeitdehnen
1. 10 – 20 min dauernde Programme von Dehnübungen für einen Muskel oder eine
Muskelgruppe, wie man sie innerhalb einer Trainingseinheit oder eines Aufwärmprogramms
durchführt („Kurzzeitdehnen“).
2. Über mehrere Wochen regelmäßig (täglich oder zumindest alle 3 Tage) durchgeführte
kurzzeitige Dehnprogramme („Langzeitdehnen“) [12].
4.2 Die „klassischen“ Dehnungsmethoden
4.3 Welche Dehnungsmethode ist die wirkungsvollste?
KLEE [12, S. 12] wertete 28 empirische Untersuchungen nach der Frage aus, ob sich im Hinblick auf die Effektivität eine Rangfolge innerhalb der Dehnungsmethoden aufstellen lässt. Er hat die Untersuchungen in 4
32
Gruppen eingeteilt: nach Versuchspersonen, die Kurzzeitdehnen oder Langzeitdehnen praktizierten bzw., ob
die aktive/passive Beweglichkeit geprüft wurde. „Es zeigt sich, dass die CR- AC- Methode in nahezu allen
Auswertebereichen auf dem ersten Rang liegt, …, d.h., dass sie den anderen Methoden im Hinblick auf die
Vergrößerung der Bewegungsreichweite überlegen ist.“
ALBRECHT [1, S. 57]: „Betreffend der Effizienz konnte zwischen den verschiedenen Dehnmethoden kein signifikanter Unterschied festgestellt werden. … Die Wirksamkeit hängt, …, vor allem von der Qualität ihrer Ausführung ab“.
5. Forschungsstand 2005 zusammengefasst
ƒ Intensives Dehnen sollte nur in Sportarten stattfinden, in denen die Beweglichkeit eine große Rolle
spielt.
ƒ Vor/nach Krafttraining sollte statisches Dehnen vermieden werden, da sonst Muskelkater provoziert
bzw. verstärkt wird.
ƒ Im Gesundheitssport ist Dehnen wichtig und sollte regelmäßig durchgeführt werden, um die Beweglichkeit zu steigern bzw. zu erhalten.
ƒ Ein allgemeines Aufwärmen vor Trainingsbeginn ist immer empfehlenswert (Dehnen hat mit Aufwärmen nichts zu tun) [6].
6. Diskussion
Es ist sehr verwunderlich, wie wenig eigentlich über das Dehnen feststeht und wie viele Menschen sich trotzdem dehnen. Meiner Meinung nach muss das mit dem eigenen Wohlbefinden zusammenhängen. Es stellt
sich die Frage, ob Dehnen vielleicht für viele auch eine Art Ritual darstellt. FREIWALD [8] sagte in einem Interview, man solle sich „beim Dehnen auf seine Selbstwahrnehmung verlassen, die einen empfinden es als
positiv, die anderen als negativ“. Es steht fest: Muskelkater kann nicht verhindert werden, sondern wird vielleicht noch schlimmer. Je nachdem was man für einen Sport ausübt, sollte man genau Bescheid wissen darüber, ob sich die Leistung durch Dehnungsübungen evtl. verschlechtern statt verbessern kann. Einige Erkenntnisse gibt es bereits (siehe Forschungsstand 2005), es muss aber auch noch viel Forschungsarbeit
geleistet werden, vor allem was die Verletzungsprophylaxe durch Dehnen betrifft.
Literatur- und Quellenverzeichnis:
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
11.
12.
13.
14.
15.
ALBRECHT, K., MEYER, S., ZAHNER, L.: „Stretching- das Expertenhandbuch“, 2. Aufl., Heidelberg 1999.
FREIWALD, J.: „Aufwärmen im Sport“, Reinbek 1991.
GILLE, U.: „Muskeldehnung“, Stand: 05.11.05/ Eingang: 04.12.05, http://de.wikipedia.org/wiki/Muskeldehnung.
JORDAN, A., LINSE, M.: „Kräftigen und Dehnen“, Aachen 2002.
MEDICAL TRIBUNE BERICHT: „Dehnübungen bringen nix!“, Stand: 2002/ Eingang: 07.12.2005,
http://www.medical-tribune.de/patienten/news/4118/.
MOOSBURGER, K. A.: „ Was ist dran am Dehnen (Stretching)? Fakten und Mythen, Stand: November 2005/
Eingang: 04.12.05, http://gin.uibk.ac.at/thema/sportundernaehrung/dehnen.html.
MESTER: „MUSKELDEHNUNG“ aus RÖTHIG, P., PROHL, R., u. a.: „Sportwissenschaftliches Lexikon“, 7.
Aufl., Schorndorf 2003.
REUBER, D.: „Dehnen, was bringt’s? “, Interview mit Prof. Dr. Jürgen Freiwald, Stand: 08.08.2003/ Eingang:
04.12.05, http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/2/0,1872,2058722,00.html.
WIEMANN, K., KLEE, A.: „Zur Problematik des Dehnens in der Gymnastik- theoretische und experimentelle Überlegungen“, Stand: ???/ Eingang: 06.12.05, http://www.bewegungswissenschaft.uni-wuppertal.de/wiemann/probldehn.PDF.
WIEMANN, K.: „Effekte des Dehnens und die Behandlung muskulärer Dysbalancen“, Stand: 2000/ Eingang:
06.12.05, http://www.bewegungswissenschaft.uni-wuppertal.de/wiemann/dekiel.PDF.
WIEMANN, K., KLEE, A.: „Beweglichkeit, Dehnfähigkeit“, Schorndorf 2005.
WIEMANN, K., KLEE, A.: „Methoden und Wirkungen des Dehnungstrainings“, Stand: ??/ Eingang 06.12.05,
http://www2.uni-wuppertal.de/FB3/sport/bewegungslehre/wiemann/Klee%20Wiemann%20Oostende2.pdf.
WIEMANN, K., KAMPHÖFNER,M.: „Verhindert statisches Dehnen das Auftreten von Muskelkater nach exzentrischem Training ?“, Stand: 1995/ Eingang: 06.12.05, http://w3.uni-wuppertal.de/www/FB3/sport/bewegungslehre/wiemann/mukade.PDF.
WIEMEYER, J.: „Dehnen und Leistung – primär psychophysiologische Entspannungseffekte?“, Stand: 2003/ Eingang: 06.12.05, http://www.zeitschrift-sportmedizin.de/images/heft1003/a03_10_03.pdf.
WYDRA, G., GLÜCK, S.: „Zur Effektivität des Dehnens”, Stand: ???/ Eingang: 06.12.05, http://www.unisaarland.de/fak5/sportpaed/pdf/Effektivitaet.pdf.
FILMBEITRAG
16. FILMBEITRAG: „Flexible Girl“, Stand: ???/ Eingang: 01.12.2005, http://www.boreme.com/boreme/funny2005/flexible-girl-p1.php.
33
Institut für Sportwissenschaften
Seminar Sport und Gesundheit WS 05/06
Leitung:
Prof. Dr. Dr. M. MESSING
Prof. Dr. med. H. -V. ULMER
Referentin: Kyriopoulos, Danae
E-Mail:
[email protected]
Datum:
22.02.2006
12. Sportinduzierte Fett- und Magersucht am Beispiel des Sumo und der
Rhythmischen Sportgymnastik (M)
Anorexia nervosa
A. n. ist eine krankhafte, selbst herbeigeführte Verringerung des Körpergewichts aufgrund
ungelöster seelischer Konflikte. Sie wird auch als psychosomatische Störung klassifiziert, der
eine Störung des Körperbildes oder ein übersteigertes Schlankheitsideal zugrunde liegt.
(MEDIZINFO 2006 o. S.). Die Erkrankungshäufigkeit aller Frauen in Deutschland liegt bei
0,7 – 1% (80.000) (GINKO-EV 2006 o. S.). 6 % aller Magersüchtigen sind Männer (4.800).
Hierbei können psychische als auch hormonelle Störung auftreten. Die Folgen werden deutlich durch veränderte Essgewohnheiten, Gewichtsverlust, körperliche Schäden, Seelische
Veränderungen u. a. A. n. kann durch spezielle Diäten, ein Ernährungstagebuch, verschiedener Psychotherapien, durch regelmäßige Gewichtskontrollen oder Medikamentös behandelt
werden. Sollte es lebensbedrohlichen sein, wird von einer Behandlung im Krankenhaus geraten.
Bulimia nervosa
B. n. ist ein psychosomatisches Krankheitsbild, das durch häufige Anfälle regelrechten Heißhungers, in denen die Betroffenen große Mengen an Nahrungsmittel auf einmal zu sich
nehmen, gekennzeichnet ist. Anschließend wird das Gegessene durch selbst herbeigeführtes Erbrechen wieder ausgeschieden, um nicht zuzunehmen (MEDIZINFO 2006 o. S.). Die
Erkrankungshäufigkeit in Deutschland beträgt 4 - 5 % (DOGS/MAURER 1998, S. 36). Ausdauernde Beschäftigung mit dem Essen, Entgegensteuern des dickmachenden Effektes,
krankhafte Furcht vor dem Dick werden sowie der Kontrollverlust während des Anfalls deuten auf B. n. hin. Das Körpergewicht bleibt dabei weitgehend normal. Bei dieser Krankheit
treten unter anderem Zahnfleisch-/Gebissschäden, Entzündung der Ohrspeicheldrüsen (Parotitis), Störungen des Elektrolythaushalts (Hypokaliämie) und Verletzungen im Rachenraum
und Entzündungen der Speiseröhrenschleimhaut (Oesophagitis) auf. B. n. behandelt man
mit therapeutischer Hilfe (ambulant/stationär), Selbsthilfegruppen, Medikamentösen Therapien oder mit Hilfe eines Ernährungstagebuchs.
Anorexia athletica
A. a. bezeichnet man die kontrollierte Gewichtsreduktion. SportlerInnen, die nicht alle Kriterien einer Magersucht oder Ess-Brechsucht erfüllen, werden zunächst in die Kategorie der A.
a. eingestuft. Es werden Abführmittel benutzt um ein bestimmtes Gewicht zu erreichen/halten
um in einer bestimmten Klasse auftreten und mithalten zu können (DGSP o.S.).
Adipositas
A. wird die übermäßige Ansammlung von Fettgewebe im Körper bezeichnet und führt zu
Folgeerkrankungen sowie einer kürzeren Lebenserwartung. Sie entsteht, wenn die Energiezufuhr den Energieverbrauch übersteigt, vor allem durch fettreiche, falsche Ernährungsgewohn
34
heiten und Bewegungsmangel (NETDOKTOR 2006 o. S.). 40% der Deutschen sind übergewichtig, 17% fettsüchtig (DOGS/MAURER 1998, S. 41).
Hierbei treten folgende Symptome auf: Atemnot und Kurzatmigkeit, Orthopädische Probleme, Stoffwechselstörungen als auch seelische Probleme wie mangelndes Selbstwertgefühl. Es
werden vier verschiedene Typen unterschieden, der Nimmersatte, der Daueresser, der Nachtesser und der Rauschesser.
KHK u. a.. Typische Folgen der A. sind ein erhöhter Blutdruck (Hypertonie), Schlaganfall
(Apoplex), Arterienverkalkung, (Arteriosklerose), Gicht, Erhöhte Blutfette (Cholesterin und
vor allem Triglyceride), Gelenkschäden (Arthrosen) u. a.
Nur durch Diätberatung, Kalorienreduktion, Verhaltenstherapie, regelmäßiges körperliches
Training, Medikamente, Reduktion des Körperfetts oder letztlich Eingriffe am Magen-DarmTrakt kann A. behandelt werden.
Sumo
S. ist ein traditioneller japanischer Kampfsport, der zur Deutlichkeit der hierarchischen Struktur und des Leistungsprinzips dient. Sumotori leben im Heya und werden dort während ihrer
aktiven Laufbahn versorgt. Die Nahrungsaufnahme ist höchst Kalorienreich. Sumotori haben
6 Turniere im Jahr, je 15tägig und sind einem hohen Leistungsdruck ausgesetzt. Das Körpergewicht ist neben der Technik der Schlüssel zu Erfolg. Die Gefahrengrenze liegt bei über 70%
des normalen Körpergewichts. Vor einem abrupten Trainingsabbruch ist zu warnen, da hier
Herz- und Kreislaufschäden auftreten. Die ideale Körperabnahme liegt bei 25kg/Jahr. (Ø 138
kg/1,83 m). Die Lebenserwartung eines Sumotori liegt bei 54 Jahren, die eines normalen Japaners, bei 76 Jahren (KELLER/KELLER).
Rhythmische Sportgymnastik (RSG)
Der hohe Druck der Juroren, Trainer und Eltern, sowie der Konkurrenzkampf der Gymnastinnen führen letztlich zum dünn sein und zu der Abhängigkeit vom Körperideal. Medaillen
müssen sich „erhungert“ werden. Viele Gymnastinnen leiden unter Vitamin-, und Mineralienmangel, Problemen mit der Knochendichte und Stressfrakturen, ausbleibender Menstruation, Herzrhythmusstörungen oder Kreislaufproblemen. Meist endet die Karriere durch Niederlagen oder Verletzungen.
Laut ABRAHAM herrschen in der RSG unmenschliche Trainings- und Lebensbedingungen.
(Ø 43kg/1,70m)
Fazit
Š Essen als symbolische Bedeutung
Š Essen dient zur Füllfunktion
Š Viele streben ein von den Medien definiertes Idealbild an
Š Hungern nach und für eine Medaille
Š Anreiz den Sekitoristatus zu erreichen
Š Ist all das wichtiger als die Gesundheit?
Literatur
•
•
•
•
ABRAHAM, A.: „Identitätsproblem in der Rhythmischen Sportgymnastik“ Schorndorf: Hofmann 1986 Bd.94
DOGS C. P./MAURER W. J.: „Naturheilverfahren und Psychosomatik“, Stuttgart: Hippokrates, 1998
KELLER M.KELLER H.: „Sumo – der traditionelle japanische Ringkampf“, Berlin: Weinmann6 2003
Deutsche Gesellschaft für Prävention für Sportmedizin und Prävention seit 1912 (deutscher Sportärztebund)
e.V.
(Abgerufen am 18.01.06) http://www.dgsp.de/wissen_heute/empfehlungen/essstörungen.html
35
• Die Tageszeitung („Gefährliche Disziplin“ 31.05.03) (Abgerufen am 18.01.06)
http://www.taz.de/pt/2003/05/31/a0343.1/text
• Landeskoordinierungsstelle Suchtvorbeugung NRW (Abgerufen am 18.01.06)
http://www.ginko-ev.de/suchtmittel/sucht_mager.aspx
• Magersucht-Online (Abgerufen am 03.01.06) http://www.magersucht-online.de/info.htm
• Maja Langsdorff (Abgerufen am 07.01.06) http://www.maja-langsdorff.de/medmagnia.htm
• MedizInfo (Abgerufen am 03.01.06) http://www.medizinfo.de/ernaehrung/essstörungen/start.shtml
• NetDoktor (Abgerufen am 03.01.06) http://www.netdoktor.at/krankheiten
FB 02, Institut für Sportwissenschaften
Seminar: Sport und Gesundheit WS 05/ 06
Leitung: Prof. Dr. Dr. M. MESSING
Prof. Dr. med. H.-V. ULMER
Referentin: Eva Brandenburger, L6
[email protected]
Datum: 21. Dezember 2005
Nr. 13: Spezialkliniken für Sportverletzungen und chronische Sportschäden in
Deutschland – Gesamtübersicht und Einzelfallstudie (M)
1. Einleitung
„Sport ist Mord“! Diesen Spruch hört man nicht selten, oft als Ausrede von sportlich unaktiven Menschen. Doch er ist nicht ganz unberechtigt, denn Sport ist nicht nur gesund, sondern
birgt viele Verletzungsgefahren. Aus diesem Grund, gibt es deutschlandweit sportmedizinische Untersuchungszentren, Sportkliniken und Rehabilitationszentren.
2. Sportunfälle und Sportverletzungen
AACHENMÜNCHENER (Versicherung):
- Verband von ca. 750.000 versicherten Mitgliedern (SB RHEINHESSEN e.V., SPORTBUND
PFALZ e.V.)
- ca. 11.500 - 13.000 Unfallmeldungen im Sportbereich pro Jahr
- ca. 75% aller Schäden sind auf Fußball zurückzuführen (meisten Mitglieder!)
- ca. 20% sind auf die anderen Ballsportarten (Handball etc.) zurück zuführen
- Verletzungsarten: ca. 70% am Knie (z.B. Kreuzbandriss und Bänder), 15% Schulterverletzungen
5 % zumeist große Verletzungen Augen/Wirbelsäule (TRENDLER, 12/ 2005)
ÄRZTEWOCHE (Zeitschrift):
- Fast ein Drittel der Unfälle ereignet sich beim Fußballspielen. Auf Platz zwei der Verletzungsliste
steht das Skilaufen, gefolgt von Handball und Tennis, dann folgen Unfälle beim InlineSkating
- Sportler verletzen sich am häufigsten am Kniegelenk (Bänderrisse und Meniskus-Läsionen)
- Beim Schulsport verletzen sich Schüler am häufigsten bei Ballspielen. Fast 20 Prozent der
Verletzungen ereignen sich beim Basketball (ÄRZTEWOCHE, 12/ 2005)
3. Sportmedizinische Untersuchungen
Egal ob Freizeit- oder Leistungssportler, jeder Sportler oder derjenige, der es werden will,
kann sportmedizinischen Untersuchungen in Anspruch nehmen. Eine sportmedizinische
Grunduntersuchung ist für alle Bundeskaderathleten sogar mindestens einmal im Jahr verpflichtend (DSB, 1999).
36
Sportmedizinische Untersuchungszentren
Deutschlandweit gibt es vom Deutschen Sportbund (DSB) anerkannte sportmedizinische
Untersuchungszentren, die alle auf der Homepage des DSB (www.dsb.de) zu finden sind.
Zusätzlich gibt es von den jeweiligen Landessportbunden anerkannte Zentren.
Tabelle 1: Sportmedizinische Untersuchungszentren vom LSB Rheinland-Pfalz 2003-2006
(LSB RHEINLAND-PFALZ, 2003)
Dr. A. Ruetz
Hufeland-Klinik Bad Ems
02603/ 921815
Dr. A. Bleckmann
Med. Institut f. Leistungsdiagnostik im Sport, (Kl)
0631/ 3187975
Dr. G. Feuling
Westpfalz-Klinikum Kaiserslautern
0631/ 20315616
Dr. M. Fischer
Westpfalz-Klinikum Kaiserslautern
Prof. Dr. J. Senges
Klinikum der Stadt Ludwigshafen
0621/ 5034044
Prof. Dr. K. Jung
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
06131/ 3923586
Prof. Dr. P. Billigmann
Inst. f. Leistungsdiagnostik u. Sporttraumatologie,
02654/ 2707
4. Sportkliniken
Auf der Homepage www.medknowledge.de, welche eine Suchmaschine für Mediziner darstellt, sind u. a. Sportkliniken, Rehazentren, Bücher und Selbsthilfegruppen nach z. B. Verletzungsart oder Bundesländern aufgelistet.
Tabelle 2: Deutschlandweite Übersicht von Sportkliniken (MEDKNOWLEDGE, 12/2005)
Ort
Klinik u. Leitung
Homepage
Bad Mergent- Caritas-Krankenhaus Bad Mergentheim,
www.ckbm.de
heim
Orthopädische Klinik (Sporttraumatologie)
Prof. Dr. H.-W. Springorum
Essen
www.kruppAlfred Krupp Krankenhaus, Klinik für Orthopädie
krankenhaus.de
und Orthopädische Chirurgie mit Sportmedizin
Prof. Dr. Andreas Krödel
Freiburg
www.uniklinikDepartment Orthopädie und Traumatologie, sportfreiburg.de/k/dot/ktra/
traumatologisches Zentrum
de/pub/index.html
Prof. Dr. Norbert Südkamp
Kassel
Orthopädische Klinik Kassel
www.okkassel.de
Prof. Dr. Werner Siebert
LüdenscheidKrankenhaus für Sportverletzte Hellersen,
www.sportkrankenhaus.de
Hellersen (1)
Dr. Stefan Nolte
München
Abteilung und Poliklinik für Sportorthopädie
www.sportortho.de
Univ.- Prof. Dr. A.B. Imhoff
Münster
Sporttraumatologie, Klinik und Poliklinik für Unfall-, www.traumacentrum.de/in
stitute/uhchir/
Hand- und Wiederherstellungschirurgie
Univ.-Prof. Dr. med. Michael J. Raschke
Pforzheim (2)
Arcus-Sportklinik, Orthopädie
www.sportklinik.de
Prof. Dr. Rieser
Regensburg
www.barmherzigeBarmherzige Brüder Krankenhaus Regensburg,
Unfall-, Wiederherstellungschirurgie, Sportmedizin regensburg.de
Prof. Dr. med. Rainer Neugebauer
Saarland
Klinik für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie, www.uniklinikum-saarland.
de/de/Einrichtung/kliniken_
Univ. Saarland
institute/orthopädie
Prof. Dr. Dieter Kohn
Stuttgart (3)
Sportklinik Stuttgart
www.sportklinikProf. Dr. med. Gerhard Bauer
stuttgart.de
Anzumerken ist, dass nur die Kliniken 1, 2 und 3 als reine Kliniken für Sportverletzungen
ausgeschrieben sind!
37
5. Einzelfallstudie
Siehe dazu den Film „Wir über uns“ des Sportkrankenhauses Hellersen unter
www.sportkrankenkaus.de.
6. Fazit
- eine permanente medizinische Kontrolle, kann gerade bei jungen Athleten oder Leistungssportlern,
Verletzungen und Überlastungen vorbeugen bzw. verhindern
- kommt es zu Verletzungen, ist eine schnelle Heilung gerade für Sportler besonders wichtig
(bei Leistungssportlern hängt vielleicht sogar die Existenz davon ab)
- in vielen gängigen Medikamenten sind Substanzen vorhanden, die auf der Dopingliste stehen!
Ärzte in Sportkliniken sind sich dessen bewusst.
Literatur
ERIKSSON B., u. a. (1989): Sport, Krankheit und Medikamente – Ein Handbuch für Ärzte, Übungsleiter
und Sportler. Köln: Deutscher Ärzte-Verlag.
Quellen
ÄRZTEWOCHE: Fußball auf Platz 1 der Statistik, Eingang: 8.12.2005, www.infoline.at/sportmedizin/fussball.htm
DEUTSCHER SPORTBUND: Begriffs- und Aufgabendefinitionen für die Sportmedizin im Spitzensport,
Eingang:
4.12.2005,
www.dsb.de/fileadmin/fmdsb/arbeitsfelder/leistungssport/Materialien/Medizin_Physio/1-Konzept_
Sportmedizin.pdf
MEDKNOWLEDGE: Suchmaschine für Mediziner, Eingang: 16.12.2005, www.medklowledge.de/klinikarztsuche
/sportmedizin.htm
LANDESSPORTBUND RHEINLAND-PFALZ: Sportmedizinische Untersuchungszentren, Eingang: 4.12.2005,
www.lsb-rlp.de
TRENDLER Dirk: AchenMünchener Versicherung, Beauftragter für Sportversicherungen, Datum:
16.12.2005
Johannes-Gutenberg Universität, Fachbereich Sport
Seminar: Sport und Gesundheit,
Leitung: Prof. Dr. Dr. M. Messing, Prof. Dr. med. H.-V. Ulmer
Referentin: Kathrin Hüttlin, [email protected]
28. Dezember 2005
Siehe hierzu auch:
http://www.uni-mainz.de/FB/Sport/physio/Seminararbeit14HUETTLIN-II06.htm
14. Joggen im Wald und die Zecke (U)
1 Einleitung/Allgemeine Informationen zur Zecke
Sie gehört zur Ordnung der Milben (Acari), Klasse der Spinnentiere (Arachnida), (ausgewachsene Zecke: 8 Beine). Sie ist kein Insekt!
In D.19 sind einheimisch, davon die meisten streng wirtsspezifisch -> medizinisch unbedeutend!
Medizinisch bedeutend in D. v.a. Ixodes Ricinus (Schildzeckenart) = „gemeiner Holzbock“
weil:
1. euryphage Zeckenart: parasiert an verschiedenen Wirten, 2. euryöke: nicht an umgrenzte
Biotope gebunden, 3. häufigste und am weitesten verbreitete Zecke in D.
Sie ist der wichtigste Krankheitsüberträger in Europa (HORST, 1997, S. 31 f).
38
Zecke durchläuft 3 Entwicklungsstadien: Larve, Nymphe, Adulte. In jedem Stadium saugt die
weibliche Zecke einmal Blut, die männliche Zecke saugt kaum Blut, sie ist eher auf Gewebsflüssigkeit aus. Lebenserwartung: 2-5 Jahre, Männchen sterben nach der Begattung, Weibchen nach der Eiablage
(MEDIZINFO, ohne Datum).
2 Lebensraum
Laub-/Nadel-/Mischwälder mit viel Unterholz, Parks, Wiesen Bachränder, Waldränder und
Lichtungen = besondere Gefahr für Jogger und andere Sportler im Wald.
Generell: wo relative Wärme und hohe Luftfeuchtigkeit herrscht, wo sich viele natürliche
Wirte aufhalten! Je höher es hinauf geht, desto weniger ist die Zecke anzutreffen (ab 1500m
zeckenfrei)!
3 Aktive Zeit
Zeckensaison: von März bis Oktober/November mit eventuellen wetter- oder witterungsbedingten Verschiebungen (BATSCHEIDER, 17.03.2003).
Im Winter ist die Zecke inaktiv, bei Lufttemperaturen unter 7 °C befindet sie sich in einer
Starre in den oberflächlichen Erdschichten versteckt (HORST, 1997, S. 42 f).
4 Von der Zecke Übertragene Krankheiten (ARD RATGEBER GESUNDHEIT, 04.07.2001)
wichtigste:
– FSME: Übertragung durch Zecken beiderlei Geschlechts, Flavi-Virus, unmittelbare Infektion, Krankheit verläuft in zwei Phasen: 1. Abgeschlagenheit, Kopfschmerz nur bei ½ bis 2/3
derer, die von infizierter Zecke gestochen wurden, 2. ZNS betroffen (nur bei jedem 5. Infizierten)!
FSME kann eine ausgebrochen schwere Erkrankung sein als:
1.) Meningitis: nur Hirnhäute sind betroffen
2.) Meningoenzephalitis: Hirn und Hirnhäute sind betroffen
3.) Meningoenzephalomyelitis: zusätzlich Rückenmark betroffen (schwerste Form)
– Borreliose: Übertragung durch weibliche Zecke, Bakterium, keine unmittelbare Infektion,
Krankheit in Phasen: 1. Wanderröte, mit Antibiotika heilbar, oder symptomloser Verlauf, 2.
diffuse Gelenks-/Herzmuskelentzündungen, Entzündungen des Nervensystems. Rheuma:
häufige Fehldiagnose.
5 Risikogebiete (KAISER/KIMMIG, 2005)
5.1 FSME- Risikogebiete (siehe: Abb.1 in: FSME-RISIKOGEBIETE IN D. AUF DER BAIS
DER DATEN DES RKI). Obwohl die Anzahl der FSME-Erkrankungsfälle in den letzten Jahren leicht abgenommen hat, wächst die Zahl der Risikogebiete jedes Jahr weiter. Grund: seltene Wanderbewegungen der Zecke.
Risikogebiete als Landkreise definiert: fast gesamt Baden-Württemberg, große Teile Bayerns,
Teile Hessens und Rheinland-Pfalz betroffen.
Definition der Risikogebiete durch 3 verschiedene Untersuchungsmethoden:
1. Dokumentation von Erkrankungsfällen
2. Antikörperprävalenzen
3. Zeckenuntersuchungen
zu 1.: Dokumentation von Erkrankungsfällen
Problem: Meldepflicht für FSME erst seit 2001; IgM Nachweis reicht aus, fällt jedoch auch
bei anderen Krankheiten oft falsch positiv aus!
zu 2.: Antikörper-Prävalenzen
Problem: seit 1994 flächendeckende Untersuchung an Waldarbeitern in Ba-Wü, Ergebnis:
0% - 43% Antikörper-Prävalenzen
zu 3.: Zeckenuntersuchungen
ab 1996: 9000 Zecken untersucht, Befallsraten von 0,2-2,3% in Hochrisikogebieten festgestellt durch PCR-Diagnostik, Kosten: Borreliose-Test: 35 Euro; FSME-Test: 45 Euro (vom
Betroffenen zu zahlen)
39
5.2 Borreliose-Risikogebiete
Ohne Einschränkung im gesamten Bundesgebiet übertragbar (ARD RATGEBER GESUNDHEIT,
04.07.2001). B. ist nicht meldepflichtig! Darum: keine eigene Risikogebietdefinition.
6 Risikogruppen (BAXTER, ohne Datum)
Alle, die sich lange und oft im Wald aufhalten! Zu 90% sind Freizeitsportler die Befallenen!
7 Befall und Blutsaugeprozess
Die Zecke wird vom Wirt abgestreift, sie braucht also Körperkontakt und fällt nicht von Bäumen. Suche nach geeigneter Körperstelle kann mehrere Stunden dauern.
8 Schutz vor Krankheiten (HORST, 1997, S. 195)
a.) allgemein: geeignete Kleidung, Arzt informieren, bei diffusen Symptomen
b.) Borreliose: schnellstmögliche, fachgerechte Entfernung der Zecke, d.h. mit Pinzette nah
an der Haut unter Druck senkrecht nach oben herausziehen, außerdem gründliches Absuchen des gesamten Körpers nach dem Aufenthalt in gefährdeten Gebieten
c.) FSME (BATSCHEIDER, 17.03.2003): Aktive Impfung: 1. Normalimpfschema, 2. Kurzimpfschema
Passive Impfung: nicht zu empfehlen!!!
9 Diskussion
- kritische Betrachtung der Definition der Risikogebiete, da teilweise unvollständig und zu
wenig oder
schlecht untersucht; unvollständige Datenlage
- Risikogruppen sollten sich auf jeden Fall aktiv impfen lassen; Impfung generell zu
empfeh len, besonders auch für Sportstudenten!
- Risiko an FSME oder Borreliose zu erkranken ist „relativ gering“ im Vergleich zu anderen
Krankheiten!
- Man sollte also nicht in unnötige, übertriebene Hysterie verfallen!
Literatur und Quellenverzeichnis:
ARD-RATGEBER GESUNDHEIT. (04.07.2001). Vorsicht: Zecken im Gras. Abgerufen am 28.10.2005.
www.bronline.de/daserste/ratgeber/archiv_2001/20010407_1.shtml
BATSCHEIDER, M. (17.03.2003). Tückische Zecken. Abgerufen am 30.09.2005.
www.netdoktor.de/feature/fsme_verbreitung.htm
BAXTER. (ohne Datum). FSME. Abgerufen am 28.10.05. www.zecken.de/fsme/fsme_p003_
03.asp?nav=38subnav=2
FSME-RISIKOGEBIETE IN D. AUF DER BAIS DER DATEN DES RKI. (13.04.2005). Abgerufen am
05.12.2005.
www.rki.de/cln_006/nn_335538/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2005/Anlagen/16__05__FSME05,template
Id=raw,property=publicationFile.pdf/16_05_FSME05)
HORST, H. Einheimische Zeckenborreliose (Lyme-Krankheit) bei Mensch und Tier. 3.übererbeitete
Aufl. Bahlingen: Demeter-Verlag, 1997.
KAISER, R./ KIMMIG, P. (08.07.2005). Frühsommer-Meningoenzephalitis in Baden-Württemberg Updates zur Impfung und
zur
Definition
von
Risikogebieten.
Abgerufen
am
30.09.2005.
www.unimainz.de/FB/Sport/physio
MEDIZINFO. (ohne Datum). Zecken und ihre Entwicklung: Die Zeckenfamilie. Abgerufen am
25.11.2005.
www.medizinfo.de/waldundwiese/zecken/zbio.htm
40
Seminar: Sport & Gesundheit WS 2005/2006
Leitung: Prof. Dr. M. Messing
Prof. Dr. med. H.-V. Ulmer
Referentin: Meike Richter
E-Post: [email protected]
Datum: 04.01.2006
Nr. 15: Ärztliche IGel- Leistungen –
Marktwirtschaft auf dem Gesundheitsmarkt ?
– Eine Übersicht mit Bezug zu Sportmedizinischen
Vorsorgeuntersuchungen (U)
Was sind die IGel ?
ƒ „Individuelle Gesundheitsleistungen“ („AOK-DIE GESUNDHEITSKASSE“, 2006).
ƒ Ärztliche Diagnose- und Gesundheitsmethoden, die nicht im Pflichtleistungskatalog
der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) enthalten sind und die deshalb als private Zusatzleistungen von den Patienten selbst bezahlt werden müssen.
ƒ IGel sind medizinisch nicht notwendige Leistungen („DIE BEAUFTRAGTE DER
BUNDESREGIERUNG“, 2006).
Am häufigsten gefragte IGel:
ƒ Reisemedizinische Vorsorge, kleiner und großer Gesundheitsscheck, sportmedizinische Vorsorgeuntersuchung, große Krebsvorsorge für Frauen und Männer, Kosmetische Leistungen, Lungenkrebsfrüherkennung für Raucher, Augeninnendruckmessung,
Ultraschalluntersuchungen („MEDWELL“1,2,3, 2006).
Beispiele für IGel:
ƒ Reisemedizinische Vorsorge (23,83 €) („MEDWELL“3, 2006)
ƒ Sport-Check (129,42 €) (MEDWELL”2, 2006)
ƒ Sportmedizinischer Fitness-Test (MEDWELL”4, 2006)
ƒ Tauchsport-Vorsorge (MEDWELL“1, 2006)
ƒ Großer Gesundheits-Check (131,85 €) (MEDWELL“6, 2006).
Der Arzt als Kaufmann ?
ƒ Der „Zweite Gesundheitsmarkt“: Darunter versteht man die Summe derjenigen medizinischen Produkte und Dienstleistungen, die nicht Gegenstand einer gesetzlichen
Zusatzversicherung sind („MEDWELL“4, 2006)
ƒ Wachsender Budgetierungsdruck und sinkende Honorare führten zur „Geburt der IGel“ („FLINTROP/GERST“, 2005).
ƒ Im Zuge des immer weiter fortschreitenden „Zweiten Gesundheitsmarktes“ werden
mittlerweile IGel-Messen, IGel-Seminare und IGel-Ratgeber für Ärzte und Arzthelferinnen angeboten.
ƒ Unternehmensberater, Kommunikationstrainer und Versicherungsunternehmen haben
einen Markt für ihre Dienstleistungen entdeckt.
ƒ Gründung von IGel- Unternehmen, wie z.B. der Medwell Gesundheits- AG. Diese
wurde 1999 von dem „IGel-Erfinder“ Prof. Dr. med. Lothar Krimmel gegründet. Die
Geschäftsidee beruht auf dem Aufbau und der Etablierung eines „Zweiten Gesundheitsmarktes“ neben der Gesetzlichen Krankenversicherung. Nach Meinung der Medwell AG ist ein Wachstum im Gesundheitssektor angesichts der zwangsläufig zuneh-
41
ƒ
ƒ
ƒ
menden finanziellen Restriktionen in der GKV überhaupt nur über ein Wachstum des
„Zweiten Gesundheitsmarktes“ zu erreichen („MEDWELL“4, 2006).
IGel- Angebot als zusätzliche Einnahmequelle für niedergelassene Ärzte
(„FLINTROP/GERST“, 2005).
Ärzten, die noch nicht „igeln“ wird suggeriert, einen lukrativen Trend zu verpassen
und für ihre rückläufigen Einkünfte aus der Praxistätigkeit mitverantwortlich zu sein.
Der Präsident der Bundesärztekammer, Prof. Dr. Jörg-Dietrich Hoppe, warnt vor dem
Missbrauch einer Vertrauensbeziehung.
Abrechnung der IGel:
ƒ Die Krankenkassen übernehmen grundsätzlich die Kosten für alle Behandlungsmethoden, die medizinisch notwendig sind („AOK-DIE GESUNDHEITSKASSE“, 2006).
ƒ Die IGel müssen grundsätzlich vom Kassenpatienten gezahlt werden, da sie nicht zu
den medizinisch notwendigen Behandlungsmethoden gehören.
ƒ Der Patient schließt gewissermaßen einen privaten Behandlungsvertrag mit dem Arzt
ab.
ƒ Wichtig: Pauschale Honorare und Barzahlungen ohne Beleg sind unzulässig.
Ebenso dürfen keine Leistungen in Rechnung gestellt werden, welche die GKV bezahlen würde.
ƒ Die „MEGO“, das „Gebührenverzeichnis für Individuelle Gesundheitsleistungen“, soll
den IGel-Angeboten eine Struktur geben und vor allem den Ärzten wichtige Abrechnungshinweise geben. Auch die Patienten können sich über Angebote und Preisrahmen von IGel informieren („ARZT&WIRTSCHAFT“, 2003).
Die Bedeutung der IGel für den Patienten:
ƒ Der Nutzen der meisten IGel ist nicht bewiesen, die meisten sind umstritten, überflüssig oder sogar schädlich („SÜDDEUTSCHE ZEITUNG“, 2005).
ƒ Die AOK rät den Patienten, sich genauestens über die vom Arzt angebotene Leistung
zu informieren.
Kritische Bewertung:
ƒ Das Geschäft mit den privaten Zusatzleistungen steigert sich seit Ende der 90er Jahre
unaufhaltsam („SÜDDEUTSCHE ZEITUNG“, 2005).
ƒ 2004 stieg es um 44% auf 1 Milliarde Euro pro Jahr. Was sind die Gründe dafür? Sicher nicht die medizinische Notwendigkeit, sondern die Meinung von 4000 Ärzten,
die in einer Umfrage äußerten ihre Praxis ohne Igel auf Dauer nicht mehr wirtschaftlich betreiben zu können.
ƒ Jährlichen Einnahmen durch IGel liegen schätzungsweise zwischen 30.000 bis 50.000
Euro pro Praxis.
ƒ „Nur in Ausnahmen geht die Anforderung von Igel-Leistungen auf den Wunsch des
Patienten zurück“, hielt der Deutsche Ärztetag 2005 fest.
ƒ Der Patient wird zum Kunden, die Gesundheit zur Ware.
ƒ Selbst Ärztepräsident Jörg-Dietrich Hoppe kritisiert, dass neuerdings vielerorts
„Kommerz statt Mildtätigkeit“ das Arzt-Patienten-Verhältnis bestimme.
ƒ Objektive Beratung über Diagnose- und Behandlungsmethoden und gleichzeitige
Vermarktung von IGel stehen im Widerstreit zueinander.
Literatur:
AOK- Die Gesundheitskasse: Das sollten Sie wissen: „Individuelle Gesundheitsleistungen“. Online im Internet:
URL:http://www.aok-bv.de/imperia/md/content/aokbundesverband/dokumente/pdf/gesundheitsversorgung/
igelinfo.pdf
42
ARZT & WIRTSCHAFT: Jahresinhaltsverzeichnis 2002: Jetzt rechnen Sie IGeL problemlos ab. Ausgabe
01/2003.
Online im Internet: URL: http://www.auw.de/aw/indexArchiv.html
BARTENS, W.: Erst das Geschäft, dann der Patient. Süddeutsche Zeitung Nr. 295 vom 22.12.2005, S.9
DIE BEAUFTRAGTE DER BUNDESREGIERUNG: IGeL-Leistungen: Wie soll ich mich entscheiden? Online im
Internet:
URL:
te.de/index.php?client=1&lang=1&idcat=10&idart=13
http://www.patientenbeauftrag-
FLINTROP, J./GERST, T.: Individuelle Gesundheitsleistungen: Ausfransungen eines grauen Marktes.
Deutsches Ärzteblatt 102, Ausgabe 8 vom 25.02.2005. Online im Internet: URL:
http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv.asp?id=45572
MEDWELL 1- Die Gesundheits- AG: Tauchsport- Vorsorge. Online im Internet: URL:
http://www.medwell.de/01_fuer_den_patienten/o1_02_gesundheit/01_02_01_reisen_sport/11.shtml
MEDWELL 2- Die Gesundheits- AG: Sport-Check. Online im Internet: URL:
http://www.medwell.de/01_fuer_den_patienten/01_02_gesundheit/01_02_01_reisen_sport/12.shtml
MEDWELL 3- Die Gesundheits- AG: Reisemedizin. Online im Internet: URL:
http://www.medwell.de/01_fuer_den_patienten/01_02_gesundheit/01_02_01_reisen_sport/3.shtml
MEDWELL 4- Die Gesundheits- AG: Fitness- Test. Online im Internet: URL:
http://www.medwell.de/01_fuer_den_patienten/01_02_gesundheit/01_02_01_reisen_sport/13.shtml
MEDWELL 5- Die Gesundheits- AG: Der Zweite Gesundheitsmarkt. Online im Internet: URL:
http://www.medwell.de/03_das_unternehmen/03_01_ziele_und_leistungen/
03_01_07_zweiter_gesundheitsmarkt/03_01_07_01_hintergruende/6.shtml
MEDWELL 6- Die Gesundheits- AG: Gesundheits-Check. Online im Internet: URL:
http://www.medwell.de/01_fuer_den_patienten/01_02_gesundheit/01_02_06_herz_gehirn/43.shtml
16 a Markus Klein
Zum Einfluss von Sport- und Freizeitverhalten sowie familiärer Einbindung auf motorische Leistungsfähigkeit und Gesundheit von Schülern im Saarland *
Siehe hierzu auch:
http://www.uni-mainz.de/FB/Sport/physio/gv19auswahl.html
Kurzfassung –Tischvorlage
Die Untersuchung befasst sich mit Zusammenhängen von Gesundheitszustand und Gesundheitsverhalten sowie motorischer Leistungsfähigkeit und Sport-/Bewegungsverhalten bei
Schülern im Saarland. Dies geschieht aus medizinischer, sportmotorischer und soziologischer
Perspektive. Hierbei interessieren auch Aspekte der familiären Einbindung sowie des sozialen
Umfeldes „Schule“. Bei der medizinischen Untersuchung wurden anthropometrische Daten
(Körperhöhe und Gewicht), Körperfettanteil, Blutdruck und Puls erfasst sowie einige Blutuntersuchungen (Konzentrationen des Gesamtcholesterins und des HDL-Cholesterins, der
Triglyceride sowie des Blutzuckers) durchgeführt. Bei der sportmotorischen Untersuchung
wurden sechs motorische Testverfahren eingesetzt (6-Minuten-Lauf, 20m-Sprint, Klimmzughang, Jump and Reach-Test, Zielwerfen, Einbeinstand, Stand and Reach-Test). Bei der soziologischen Untersuchung wurden Schüler und Eltern schriftlich zu Sport- und Freizeitverhalten, Genussmittelkonsum, Ernährung und Esskultur befragt.
Die Datenerhebung geschah im Rahmen des IDEFIKS-Projektes im Saarland. Insgesamt wurden 931 Schülerinnen und Schüler verschiedener Schularten (Gymnasien, Erweiterte Realschulen und Gesamtschulen) im Saarland (überwiegend der 9. Klassenstufe) sowie deren
43
Eltern befragt. 222 dieser Schülerinnen und Schüler wurden medizinisch und sportmotorisch
untersucht.
Der Gesundheitszustand variiert mit der Schulart, die besucht wird. Gymnasiasten zeigen
hierbei die günstigsten Ergebnisse. Auch die sportmotorischen Testleistungen sind überwiegend bei den Gymnasiasten am besten. Im Hinblick auf Sport- und Bewegungsverhalten sowie gesundheitsrelevante Verhaltensweisen (z.B. Genussmittelkonsum) spielt das schulische
Umfeld eine wichtige Rolle. Gymnasiasten sind zum größten Anteil sportlich aktiv und sind
im Konsum von Tabak und Alkohol zurückhaltender als Schüler anderer Schularten.
In der Gesamtbetrachtung stellen die Ergebnisse keinen Beleg für die vieldiskutierte Verschlechterung sportmotorischer Leistungen sowie die Zunahme gesundheitlicher Defizite dar.
Vielmehr erscheinen solche Defizit- und Verfallsannahmen, die durchaus nicht neu sind, als
Muster sozialer Krisenkonstruktionen, die einer verstärkten soziologischen Betrachtung bedürfen.
Markus Klein, Universität des Saarlandes, Sportwissenschaftliches Institut, Universität Campus
Gebäude B8 1, Zi 0.08
66123 Saarbrücken, Fon: +49 (0) 681 302-4910, Fax:
+49 (0) 681 302-4915.
mailto:[email protected]
Tischvorlage für einen Gastvortrag im Interdisziplinären Seminar Sport und Gesundheit aus
soziologischer und medizinischer Sicht mit Einschluß sportökonomischer Aspekte
am 11. Januar 2006 in Mainz, Institut für Sportwissenschaft
(Leitung: Prof. Dr. Dr. M. Messing u. Prof. Dr. H.-V. Ulmer in Zusammenarbeit mit Jun.-Prof. Dr. H.
Preuß)
44
Am
Mittwoch, den 11.01.2006
findet
von 11:15 bis 12:45 Uhr
im HS 3
ein
Gastvortrag
von Herrn
Dr. des. Markus Klein
(Wiss. Mitarbeiter am Institut für Sportwissenschaft
an der Universität Saarbrücken)
zum Thema
"Sport und Gesundheit
bei Kindern und Jugendlichen im Saarland"
aus Anlaß seiner Promotion am IfS / Universität Mainz am
17. November 2005 statt. Alle interessierten Studierenden
und Dozenten der Universität sowie Gäste sind herzlich eingeladen!
Prof. Dr. H.-V. Ulmer
Prof. Dr. Dr. M. Messing
45
FB 02, Institut für Sportwissenschaften
Seminar: Sport und Gesundheit WS 05/ 06
Leitung: Prof. Dr. Dr. M. MESSING
Prof. Dr. med. H.-V. ULMER
Referentin: Daniela Machmer, L7
[email protected]
Datum: 18. Januar 2006
17. Zuschauerausschreitungen im Fußball und Möglichkeiten der Gewaltkontrolle im Hinblick auf die Fußball-WM 2006 (M)
1. Historische Zuschauerausschreitungen
• Leicester City: Spielfeldinvasion von ca. 200 Arsenal-London-Fans, da sie mit Ziegelsteinen vor dem Stadion von den Leicester Fans beworfen wurden und in den Stadioninnenraum flüchten mussten
• „Fußballkrieg“ (1967) zwischen San Salvador und Honduras, nach vorausgegangenen politischen Auseinandersetzungen war das Spiel der Auslöser für den Krieg zwischen beiden Ländern
• Heysel-Stadion in Brüssel (1985): bei Zuschauerausschreitungen kamen 39 Menschen ums Leben
(GABLER 1998, S. 130)
2. Gliederung der Zuschauer
Polizei teilt die Zuschauer in folgende drei Kategorien ein:
• Kategorie A: „friedlicher“ Fan
• Kategorie B: „gewaltbereiter“ Fan
• Kategorie C: „gewaltsuchender“ Fan = Hooligan
Kategorie B und C sind die so genannten Problemfans
3. Formen der Ausschreitungen
3.1. Nahkampf
- Mann gegen Mann
- Kleingruppe gegen Kleingruppe
- Mehrere Hundert gegeneinander
3.2. Wurfgeschosse
harmlose:
Essen, Becher
potentiell tödlichen:
Wurfpfeile, Betonstücke, Ziegelsteine, Rauchbomben, Feuerwerkskörper, Benzinbombe
(DUNNING, MURPHY, WILLIAMS 2003, S. 436)
4. Möglichkeiten der Gewaltkontrolle
Schon seit Jahren arbeiten die Sicherheitsbehörden (Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienste,
Justiz) mit den Organisatoren zusammen, um eine sichere Fußball-WM 2006 zu ermögli
46
chen. Der Maßnahmenkatalog ist enorm groß. Er beschränkt sich nicht nur auf Deutschland,
sondern sieht auch entsprechende Vorbereitungen auf internationaler Ebene vor, wie:
Einsatz von ausländischer Polizei, Einreise gewaltbereiter Fußballanhänger verhindern, Erteilung von Meldeauflagen nach Polizei- oder Ordnungsbehördenrecht, Verfügen von Aufenthaltsverboten, Gewahrsamnahmen nach den Bestimmungen der Polizeigesetze
(SONDERKONFERENZ DER INNENMINISTER UND -SENATOREN DES BUNDES UND
DER LÄNDER 2005, S. 6f.).
4.1. Maßnahmen außerhalb der Stadien
• Fantrennung (An- und Abreise)
• Videoüberwachung
• Verstärkte Polizeipräsenz (auch in zivil)
• Separieren der Problemfans aus der Masse
• Absprache mit Gaststätten etc., dass nur Pappbecher ausgegeben werden
• Einlasskontrollen auch bei beispielsweise Public Viewing-Plätzen
• Bereitstellen von Gefangenentransportkommandos
• Vorhalten von Polizeikräften in der Nähe von größeren Versammlungsorten
(WESTRICH, 12.01.2006)
4.2. Maßnahmen innerhalb der Stadien
• bauliche Maßnahmen
• Plätze in den unteren Reihen nicht verkauft
• Wembley-Gitter
• Von 700 Ordnern bei Länderspielen auf 1500 Ordner erhöht
• Abstand zwischen Zuschauern und Ordner geringer
• Netze hinter Tore, zum Abfangen von Wurfgeschossen
• doppelter Sicherheitsring
• Fantrennung
• ausschließlich Sitzplätze (www.ard.de)
6. Fazit
Es wird viel getan, um eine sichere Fußball-WM 2006 zu gewährleisten. Jedoch sind manche
Maßnahmen fraglich, wie zum Beispiel:
• Wembley-Gitter (nicht nur, dass sie Schutz vor Zuschauern bieten, die auf das Spielfeld wollen, sie verhindern auch den Fluchtweg bei einer Zuschauerpanik in den Stadioninnenraum)
• Sicherheit der Stadien, ist zur Zeit sehr umstritten und setzt schon bei den baulichen
Vorschriften an
• Gefühl, man lebt während der Fußball-WM in einem Polizeistaat, auch wenn das
Prinzip der Flexibilität gilt, vermittelt das hohe Polizeiaufgebot nicht nur das Gefühl
von Schutz und Sicherheit
Literatur
DUNNING, E./MURPHY, P./WILLIAMS, J.: Zuschauerausschreitungen bei Fußballspielen – Versuch
einer soziologischen Erklärung. In: ELIAS,
N./DUNNING, E., (Hrsg.), (2003): Sport und Spannung im Prozeß der Zivilisation. BadenBaden: Nemos Verlagsgesellschaft
47
GABLER, H.: Zuschauen im Sport – Sportzuschauer. In: STRAUß (Hrsg.), (1998): Zuschauer. Göttingen: Verlag für Psychologie
SONDERKONFERENZ DER INNENMINISTER UND -SENATOREN DES BUNDES
UND DER LÄNDER (IMK), (25.05.2005): Nationales Sicherheitskonzept Fifa-WM 2006:
Stuttgart: Bundesministerium des Inneren
Quellen
COUNTDOWN ZUR FIFA WM DEUTSCHLAND 2006, (22.12.2005): Nach den Vorfällen
beim Confed-Cup. Abgerufen am 14.01.2006 von
http://sport.ard.de/wm/news200512/22/sicherheit_massnahmen.jhtml
WESTRICH, (12.01.2006): Polizeihauptkommissar, Leiter der Führungs- und Lagezentrale des Polizeipräsidiums Westpfalz. (Tonbandmitschnitt eines Interviews von D. Machmer)
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Institut für Sportwissenschaft, FB 02
Seminar: Sport und Gesundheit WS 05/06
Leitung: Prof. Dr. Dr. M. Messing/Prof. Dr. med. H.-V. Ulmer
Referent: Ali Gülay ([email protected])
23.02.2006
Endfassung
Nr. 18: Lärmbelästigung für Zuschauer, Akteure und Anwohner durch Sportgroßveranstaltungen – ein vernachlässigtes Problem?(M)
1. Einleitung/Problemstellung
Der Sport verzeichnete in den vergangenen Jahrzehnten ein erhebliches Wachstum. Seit 1974 hat sich die Zahl der
im Deutschen Sportbund organisierten Sportlerinnen und Sportler von 12 auf heute 27 Mio. erhöht. Hinzu kommen
geschätzte weitere 10 Mio. nicht-organisierte Sporttreibende. Im Zuge der Entwicklung wuchsen die Belastungen
der Umwelt durch den Sport (DSB 2003, S. 3). Lärm gilt inzwischen als Umweltproblem Nr. 1 in Deutschland. Mehr
als zwei Drittel der Bundesbürger fühlen sich durch ihn belästigt (FAUST, o.J., S. 3). Sportwissenschaftlich gesehen
kann in der Literatur von einer Vernachlässigung bezüglich der Lärmbelästigung durch Sportgroßveranstaltungen
gesprochen werden. Dies trifft insbesondere auf die Lärmbelästigung für Akteure zu und weniger auf die Zuschauer
(hier liegt u.a. eine Untersuchung von Wegner (1994,1997) vor). Dagegen ist über die Lärmstörung in Wohngebieten
viel publiziert und untersucht worden insbesondere in den letzen 10 bis 25 Jahren. Straßen und Verkehrslärm (mit
ihren negativen gesundheitlichen Auswirkungen) sind in der Bevölkerung ein weitaus größeres Problem als Sportlärm und auch mehr erforscht.
2. Lärm und Schall
•
•
•
Lärm ist kein physikalischer Begriff, sondern ein sozial-psychologischer Begriff (Umweltbundesamt 1997, S. 110).
Lärm ist mit physikalischen Größen nicht messbar.
Schall ist „ein Schwingungsvorgang in Gasen (z.B. Luft), Flüssigkeiten (z.B. Wasser) oder festen Stoffen (z.B.
Wände, Decken),
der sich in diesen Medien wellenförmig ausbreitet“ und messbar ist (Umweltbundesamt 1997, S. 8).
2.1 Definition von Lärm:
Lärm ist „unerwünschter, störender oder gesundheitsschädlicher Schall“ (Umweltbundesamt 1997, S. 110).
48
2.2 Schallwahrnehmung
Im folgenden ist die Funktionsweise der Schallwahrnehmung aufgeführt (Abb.1):
Abb.1: Ablauf der Schallwahrnehmung
2.3 Gesundheitlichen Auswirkungen
Dass Lärm ein Stressfaktor eigener Art ist, wussten schon die Menschen in früheren Kulturen. „Es ist absolut unmöglich, irgendwo in der Stadt zu schlafen. Der unaufhörliche Verkehr von Wagen in der Nachbarstraße genügt,
um Tote aufzuwecken“ (Juvenal, römischer Dichter um 60 bis 130 n. Chr., zit. nach FAUST, o.J., S. 7).
1. Aurale ( = zu den Ohren gehörende) Lärmwirkungen (Physische Auswirkungen des Lärms)
2. Extraaurale ( = nicht zu den Ohren gehörende) Lärmwirkungen (Psychische und soziale Auswirkungen des
Lärms)
3. Lärmbelästigung
3.1 Lärmbelästigung für Zuschauer
• entstehen u.a. durch Auto- und Motorradrennsport, Schießsport, Motorflugsport
Bsp. Formel 1:
•
ein Risiko sowohl für das Gehör des Fahrers als auch der Zuschauer
•
ein F-1-Rennwagen, der in einem Abstand von 15 Meter vorbeifährt, erreicht einen Schallpegel von etwa
125
dB Æ ev. Folge: dauerhafter Hörschaden (BIBLIOGRAPHIEN VON WEBSITES, 2006)
3.2 Lärmbelästigung für Akteure
Zuschauer können durch ihre Anwesenheit, ihre Anzahl und ihr Verhalten den Ausgang eines sportlichen Wettkampfes positiv wie neg. beeinflussen (STRAUß 1999, S. 1). Die Verhaltensweisen der Zuschauer sind in der Regel von
den Akteuren auditiv oder/und visuell wahrnehmbar. Hörbares konkretes Verhalten kann z.B. in verbalen Äußerungen be- stehen, die das sportliche Geschehen begleiten. Zu den Äußerungsformen zählen im Wettkampfsport das
„Anfeuern“ und das „Auspfeifen“ der Akteure oder auch Gesänge. Hinzu können auch Musik- und Lärminstrumente
kommen (ebd., S. 132). Lärm der Zuschauer kann als ein Distraktor aufgefasst werden, die von der eigentlichen
Aufgabe und ihrer Bewältigung ablenken kann. Lärm kann grundsätzlich je nach Art der Aufgabe (ob viele oder
wenige aufgaben-relevante Umweltreize beachtet werden müssen) leistungssteigernd, aber auch leistungsmindernd
wirken. Bei Aufgaben, bei denen eine ganze Reihe von aufgabenrelevanten Umweltreizen zu beachten sind (wie z.B.
beim Putten im Golf, beim Siebenmeter im Handball, dem Freiwurf im Basketball) führen externe Distraktoren zur
Leistungsverminderung, während Lärm bei Ausdaueraufgaben mit einer wesentlich niedrigeren Anzahl notwendiger
Umweltreize zu Leistungssteigerungen führen könnte. Wegner (zit. in: STRAUß 1999, S. 134) untersuchte 1994 bei
40 Handballspielerinnen unter Einfluß von Lärm die Leistungen bei 7-m Würfen und Gegenstoßaufgaben im HallenhandballÆ Er konnte einen Lärmeinfluß nicht nachweisen. 1997 untersuchte er 24 Tennisspieler beim Aufschlag.
Die Hälfe, die unter Lärmeinfluß aufschlagen musste, schnitt deutlich schlechter ab als die, die ohne Einwirkung
aufschlug (STRAUß 1999, S. 134).
49
3.3 Lärmbelästigung für Anwohner
Sportanlagen und Sportbetrieb gelten aus der Sicht der Anwohner als bedeutendes Ärgernis. Zahlreiche Sportaktivitäten sind mit Sportgeräuschen verbunden, die besonders dann als lästiger Lärm empfunden werden, wenn in unmittelbarer Nachbarschaft zu Sportstätten ein hohes Maß an Ruhebedürftigkeit herrscht, vor allem in Wohnbereichen
und hier besonders am Feierabend sowie an den Wochenenden und Feiertagen (SCHEMEL/ERBGUTH 2000, S.
183). Zwei gegensätzliche Standpunkte werden hier deutlich: Das Bedürfnis einiger Menschen nach aktiver Freizeitgestaltung durch sportliche Betätigung kollidiert mit dem Bedürfnis anderer Menschen, die ihre Freizeit entspannt,
ungestört und in Ruhe verbringen wollen.
Sportgeräusche entstehen nach SCHEMEL/ERBGUTH (2000, S. 184) durch:
• Sportgeräte (Motoren, Bälle)
• Akustische Äußerungen der Sportler (Zurufe)
• Technisch verstärkte Informationsäußerungen (Lautsprecher, Signalpistolen)
• Zuschaueräußerungen (Beifall, Missfallensbekundungen)
• An- und Abfahrt der Sportler und Zuschauer (Verkehrsgeräusche)
• Musikbegleitung bei Sportevents (z.B. Eröffnungsfeier bei der Olympiade)
4. Lärmminderungskonzept (GUSKI 1987, S. 89)
Maßnahmen zur Lösung und Vorbeugung von Sportgeräuschkonflikten:
Lärmminderungsmaßnahmen setzen auf sehr unterschiedlichen Ebenen an:
- bei der Planung von der Geräuschquellen (Flächenzuordnung)
- bei der Konstruktion von Geräuschquellen (Bau von Sportanlagen)
- beim Betrieb der Quelle (Zeit mit geringem Ruhebedürfnis der Anwohner)
- auf dem Wege zwischen Schallquelle und Empfänger (Lärmschutzwand)
- beim Empfänger (Schallschutzfenster)
5. Fazit
1991 wurde die Sportanlagenlärmschutzverordnung erlassen zur Behebung von Konflikten, die durch Geräusche von Sportanlagen in der Wohnnachbarschaft entstehen (Umweltbundesamt 1997, S. 174). „Lärm ist eines der gravierendsten, wenn auch
[...] noch immer am stärksten unterschätzten Umweltprobleme“ (FAUST, o.J, S. 4). Der Lärmpegel in deutschen Städten hat
sich in den 15 Jahren von 1976 bis 1991 verdoppelt. Diese Entwicklung setzt sich fort (ebd., o.J, S. 4).
6. Zusammenfassung der Diskussion
Aus zeitlichen Gründen erfolgte keine vertiefte Diskussion. Trotz dessen wurden folgende Punkte angesprochen: Lärm auf den Verkehrstraßen. Auch hier gibt es Maßnahmen zum Schutz vor Lärm. Dies kann u.a. im Straßenbelag liegen oder auch in baulichen und technischen
Maßnahmen wie Wälle oder Wände. Danach wurde Bezug auf ein Tennisurteil genommen, daß in Mainz gefällte wurde. Hier klagte ein
Anwohner gegen seinen ehemaligen Tennisverein, der darauf- hin Tennisplätze schließen musste. Daß die Beschallung mit Lärm eine
durchaus wirksame Foltermethode war und ist, konnte auch aus der Diskussion entnommen werden. Schließlich muß verdeutlicht werden,
daß die Einstellung des Hörers zur Schallquelle ein Geräusch zum Lärm macht. Die objektiv laute Musik in Discotheken kann nicht als
Lärm empfunden werden, wohingegen ein deutlich leiseres Geräusch (z. B. Tropfen eines Wasserhahns) sehr belästigend wirken kann.
Literatur- und Quellenverzeichnis
BIBLIOGRAPHIEN VON WEBSITES: Formel 1: Ein gefährlicher Sport für deine Ohren, Stand: 13.01.2006/Eingang:
13.01.2006,
http://german.youth.hear-it.org/page.dsp?page=2760
DSB: Kooperationskonzept „Sport und Umwelt“, Stand: 2003/Eingang: 27.12.2005, http://www.dsb.de/fileadmin/fmdsb/arbeitsfelder/umwelt-sportstaetten/Kooperationsprojekt/Kooperationskonzept-DSB-DBU.pdf
FAUST, V.: Lärm – Umweltproblem Nr. 1 und Geissel unserer Zeit. Seelische, körperliche und psychosoziale Folgen, Stand: o.
J.
/Eingang: 12.01.2006, http://www.psychosoziale-gesundheit.net/pdf/faust1_laerm.pdf
GUSKI, R.: Lärm. Wirkungen unerwünschter Geräusche. Bern u.a.: 1987.
SCHLICK, C.: Arbeitsökologie – Lärm und Gefahrstoffe, Stand: 2005/Eingang: 12.01.2006, http://www.iaw.rwthaachen.de/download/lehre/vorlesungen/2005-ws-aw1/aw1bo_10_ws2005.pdf
STADIONWELT: Bilder. Stand: o.J./Eingang: 15.12.2005,
http://www.stadionwelt.de/stadionwelt_business/index.php?template=news&stadionname=Bruchwegstadion&stadt=Mainz&newsid=353
STRAUß, B.: Wenn Fans ihre Mannschaft zur Niederlage klatschen… Lengerich u.a.: 1999.
UMWELTAMT MAINZ. Skizzen
UMWELTBUNDESAMT (Hrsg.): Was Sie schon immer über Lärmschutz wissen wollten. Berlin u.a.: 1997.
50
FB 02, Institut für Sportwissenschaften
Seminar: Sport und Gesundheit WS 05/06
Leitung: Prof. Dr. Dr. M. MESSING
Prof. Dr. med. H.-V. ULMER
Referentin: Nina Buxbaum, L5
[email protected]
Datum: 25. Januar 2006
19. Piercings im Sportunterricht als Verletzungsgefahr (M)
Eine Diskussion wert oder nicht?
1. Was versteht man unter einem Piercing
Piercing kommt aus dem Englischen und heißt durchbohren. Es ist die Kunst, sich kleine
Löcher in den Körper zu stechen. Piercings kann man an vielen Stellen des Körpers stechen. Z.B. in der Nase, an der Augenbraue, in der Zunge...Nach dem Stechen, was mit
einer speziellen Zange und Hohlnadel durchgeführt wird, muss man das Piercing min.
vier Wochen lang mit einem leichten antiseptischen Mittel reinigen und darf keinen Sport
treiben. Sonst kann es zu Hautentzündungen kommen (Zbinden 1998: S.87ff und S.
117ff).
2. Sicherheitsmaßnahmen im Sportunterricht
An erster Stelle verantwortlich für den Schutz der Schüler im inneren Schulbetrieb ist der
Schulleiter. Erkannte Unfallgefahren sind von ihm abzustellen. Sozusagen übertragen
wird dies dem Sportlehrer im Sportunterricht. Die Bekleidung sollte dem Sportunterricht
angepasst sein. Man sollte sich mit ihr frei bewegen können. Die Schuhe sind dem Bodenbelag anzupassen. Schmuck, Uhren und weitere ablegbare Gegenstände müssen
vom Körper entfernt werden oder abgeklebt werden (Ministerium für Bildung, Frauen und
Jugend 2005: S. 181).
Erziehungsberechtigte können keine Verantwortung bzw. Haftung für das Tragen von
Schmuckgegenständen u. ä. ihrer Kinder im Sportunterricht übernehmen (www.uksa.de).
3. Piercings im Sportunterricht
Prävention
Piercings müssen im Sportunterricht abgenommen und, wenn das nicht möglich ist,
überklebt werden, entweder mit Heftpflaster oder Tape. Es darf keine Gefahr bestehen, dass man mit dem Piercing irgendwo hängen bleiben kann oder auch einen Mitschüler damit gefährdet. Wenn die Schüler den Anordnungen der Lehrkraft nicht folge
leisten, ist dies eine Leistungsverweigerung bzw. ein nicht ausreichend entschuldigtes
Versäumnis im Sinne des § 49 Abs. 2 der übergreifenden Schulordnung. Die Lehrkraft ist hiermit berechtigt, die nicht erbrachte Leistung als „nicht feststellbar“ festzuhalten und dafür die Note „ungenügend“ zu erteilen (Ministerium für Bildung, Frauen
und Jugend 2005: S. 181 / www.lehrer.uni-karlsruhe.de).
Verletzungen
Schwellungen und Hautreizungen können durch Reibungen an dem Piercing entstehen. Als weitere Gefahr, kann es zu Hautentzündungen kommen, wie z.B. Psoriasis,
Furunkel, Ekzeme etc. (Zbinden 1998: S.117ff). Am allerschlimmsten kann es passie-
51
ren, dass man irgendwo hängen bleibt und das Piercing herausgerissen wird, dann
kann es zu Blutungen kommen (www.freenet.de).
4. Befragung zum Piercing im Sportunterricht und der aufgetretenen Verletzungen
Ich war an zwei Schulen, der IGS Bretzenheim und dem Schlossgymnasium, habe an jeder Schule einen Sportlehrer und sechs Schüler nach ihren Erfahrungen befragt. An der
IGS bekam ich von Herr Tauber gesagt, dass bis jetzt noch kein Vorfall an der Schule
war. Es wird auf das Abnehmen und Abkleben hingewiesen. Vor allem kann es bei Gerätturnen und Schwimmen zu Verletzungen kommen. Die Schüler an dieser Schule hatten im Unterricht noch keine Verletzungen. An dem Schlossgymnasium bei Herr Beinhauer, gab es ebenfalls noch keinen Vorfall, allerdings sagt er von vorne herein, Schüler
mit einem Piercing können nicht an dem Leistungskurs Sport teilnehmen, wenn sie sie
nicht abtapen oder abnehmen. Auch die Schüler hatten hier noch keinen Unfall im Sportunterricht, aber einer hatte beim Fußballspiel (privat) sein Brustwarzenpiercing herausgerissen bekommen.
5. Fazit
Das behandelte Thema, wird über die nächsten Jahre hinaus aktuell bleiben. Besser für
jeden Schüler wäre es, das Piercing abzunehmen. Nicht alle Piercings sind einfach abzunehmen, daher auch die Alternative, es zu überkleben. Man sieht es auch bei bekannten Fußballspielern, die ihre Ohrringe während des Spiels abtapen, um nicht irgendwo
hängen zu bleiben. Im Internet gibt es auch viele Foren darüber. Es ist ein weit verbreitetes Thema, da auch immer mehr Jugendliche sich piercen lassen. Viele Schüler sprechen untereinander darüber, allerdings suchen sie eher eine Lösung, wie sie das Piercing
im Sportunterricht zeigen können. In Österreich ist das Tragen von Piercings gesetzlich
verboten, hier in Deutschland wollen die Lehrer und Direktoren noch an die Vernunft der
Schüler appellieren (www.medizinauskunft.de). Allerdings konnte ich bei meinen Recherchen nicht feststellen, dass es sich hier um einen Notfall handelt und in jeder zweiten
Sportstunde, Piercingverletzungen auftreten. Meiner Meinung nach, lauern im Sportunterricht primär andere Gefahren, aber warum sollte man diese nicht vorbeugen, wenn es
geht?!
Literaturverzeichnis
- Zbinden, Véronique, (1998): Piercing. Archaische Riten und modernes Leben. Arun.
Engerde
- Ministerium für Bildung, Frauen und Jugend. Rheinland-Pfalz. Schulsport. Ergebnisse
2004/2005. Ausschreibungen 2005/2006. Rundschreiben. Adressen. Heft 37. 2005
Quellenverzeichnis
- Unfallkasse Sachsen http://www.uksa.de/Sektion-Zielgruppen/Kinder-piercing.htm. Abgerufen am 18.01.2006
- Sport-Seiten des Oberschulamts Karlsruhe. Diese Seiten wurden am 1. Juni 1998 veröffentlicht
http://www.lehrer.uni-karlsruhe.de/~za343/osa/spinfo/Piercing.htm. Abgerufen am 18.01.2006
- Dr. Merten Gareiss
http://www.freenet.de/freenet/beauty_und_wellness/kosmetik_styling/piercing_tattoo Abgerufen
am 22.01.2006
- WANC 21.09.04
http://www.medizinauskunft.de/artikel/wohlfuehlen/schoensein/21_09_piercing.php Abgerufen am 18.01.2006
52
Fachbereich Sport
Seminar: Sport und Gesundheit WS 2005/2006
Leitung: Prof. Dr. Dr. M. Messing
Prof. Dr. med. H.-V. Ulmer
Referent: Daniel Schmidtke
Email: [email protected]
25.01.2005
20. Vermarktung und Politisierung von Sport und Gesundheit am Beispiel des
VIP-Raums von Mainz 05 (M)
1 Einleitung
1.1 Sporträume
Es gibt in jeder Stadt „ausgewiesene Zonen, in denen Sportstätten gebaut und die Ausübung
einer Sportart möglich ist.“ (HEINEMANN, S. 129). Einige dieser Sportstätten oder Räume
sind für alle zugänglich, bei anderen hat nicht jeder Zugang. „Der Raum der für Sport genutzt
wird…“, aber auch im Sport nebenher genutzt wird, „…ist segmentiert und territorialisiert:
Verteilung der Sportgelegenheiten, unterschiedliche Zugangs- und Nutzungsrechte, Einschränkungen der Dispositionsspielräume und der Chancen, soziale Beziehungen aufzubauen,
Formen, sich zu organisieren, verschieden verteilte Möglichkeiten, eigene Interessen durchzusetzen und andere zu kontrollieren sind einige Folgen dieser Segmentierung.“
(HEINEMANN, S. 129, 130)
1.2 Zuschauerräume
Die Armen wurden nach und nach von den Reichen getrennt, die soziale Schichtung fand
auch in den Fußballstadien ihren Einzug. Bessere Plätze werden auch heute noch teuer verkauft, bis hin zu den VIP-Boxen oder Logen, die nur für wenige zugänglich sind. So entstand
nach fortschreitender Segmentierung immer mehr eine multifunktionale Erlebniswelt, in welcher die VIPs unter sich sind.
Nun stellt sich die Frage nach dem Nutzungsgrad solcher VIP-Logen. Die Bundesligavereine
versuchen ihre VIP-Räume für andere Events zur Verfügung zu stellen, um so eine höhere
Auslastung der Räumlichkeiten zu gewährleisten.
Die Frage, die es nun im Hinblick auf das Thema der Seminararbeit zu beantworten gilt, lautet:
In welchem Ausmaß wird der VIP-Raum vom 1. FSV Mainz 05 für gesundheitliche Events genutzt?
2 Vorstellung der VIP-Räume
Der 1. FSV Mainz 05 bietet hauptsächlich die zwei großen VIP-Räume zur Vermietung für
spezielle Events an. Dazu gehören: TELCO-LOUNGE (Raum für bis zu 800 Gäste) und das
05er EMPORIUM (mit Raum für bis zu 600 Gäste). Weiterhin besteht die Möglichkeit den
Presseraum (ca. 50 Gäste), die Tagesloge (ca.10 Gäste) oder die Galerie der Telco Lounge
(ca. 70 Gäste zu mieten).
3 Das Event
Events sind etwas Besonderes, eine Art „Must-seen“-Ereignis. Sie sind an Ort und Zeit gebunden und entstehen selten von alleine. Ein gewisser finanzieller und organisatorischer
Rahmen ist zur Verwirklichung zwingend nötig. Events integrieren die Besucher, sie lassen
ihn teilnehmen und bieten eine bestimmte Stimmung. Events gelten hier als Instrument der
Kommunikationspolitik. Durch ihren emotionalen und erlebnisorientierten Charakter eignen
sich Events besonders gut zur Kundenansprache und Markenbildung.
53
4 Events bei Mainz 05 im Jahr 2005
Meisterehrung des LSB, CDU-Talkrunde (CDU-Landtagsfraktion), Workshop (Profi Engineering Systems AG) und die Johanniter Unfallhilfe sind nur einige Events, die 2005 stattfanden.
5 Event „Die Bewegung“
Es wurde eine attraktive Kampagne Die Bewegung entwickelt, die insbesondere mit massenkommunikativen Elementen auf humorvolle und auch provokative Weise Aufmerksamkeit
und Interesse für das Thema Bewegung in der Bevölkerung wecken soll. Die Kampagne wurde von der Werbeagentur OgilvyOne worldwide/Frankfurt entwickelt und wird von den Kooperationspartnern AOK, IBM, Boehringer Ingelheim, Landessportbund und Adipositas
Netzwerk unterstützt. Die Gesundheitsministerin hat die Kampagne gemeinsam mit dem Vorsitzenden der LZG, Sanitätsrat Dr. Günther Gerhardt, dem Geschäftsführer der LZG, Jupp
Arldt, und den Kampagnenpartnern am Donnerstag, den 19. Mai 2005 um 13.30 Uhr in der
VIP-Lounge des 1. FSV Mainz 05, Bruchwegstadion auf einer Pressekonferenz vorgestellt.
6 Warum ein VIP-Raum von Mainz 05?
Die Initiatoren betreiben hier Marketing mit Sport, d.h. „hier haben Sport und SportMarketing instrumentellen Charakter für Unternehmen, die keine Sportprodukte herstellen.
Sport dient als „Medium“ zur Verwirklichung sonstiger Unternehmensziele, insbesondere
zum Verkauf „sportferner“ Produkte und/oder zur Imagebildung.“ (FREYER, S. 45,46).
„Öffentlichkeitsarbeit ist das Instrument der Kommunikationspolitik, das sich an den größten
Adressatenkreis wendet.“ (FREYER, S.442) Auch die Einladung an die Medienvertreter (siehe Pressemitteilung) verstärkt diesen Prozess enorm. Ziel der Werbung ist vor allem die
Sicht- und Hörbarmachen der entwickelten Marketingkonzeptionen.
7 Interview (mit Herrn Georg Barth/ Good News Communications GmbH)
Herr Georg Barth ist Geschäftsführer der Good News Communications GmbH in Wiesbaden.
Er war Initiator der Kampagne Die Bewegung und hat die Räumlichkeiten des 1. FSV Mainz
05 persönlich zum Start der Kampagne ausgewählt. Herr Barth war sehr zufrieden mit der
Veranstaltung. Er sagt, das Ambiente und die Promis haben die Veranstaltung zusätzlich aufgewertet. Die Gäste konnten so den „Stallgeruch“ der Bundesliga und der VIPs genießen.
8 Zusammenfassung der Ergebnisse
Die VIP-Räume von Mainz 05 sind für Veranstaltungen zwar sehr beliebt, werden, der Recherche nach zu urteilen, aber eher selten für gesundheitliche Veranstaltungen genutzt.
9 Fazit
Die VIP-Räume eignen sich gut für Veranstaltungen in besonderem Ambiente. Die Gäste
können den „ Stallgeruch“, wie es Herr Barth so schön nannte, genießen. Dabei kann der Inhalt der Veranstaltung variieren.
10 Literatur-Verzeichnis
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-
ARLDT, Jupp (Geschäftsführer der LZG), Pressemitteilung vom 12.05.2005
AZ, vom 12.05.2005, S.9
FREYER, Walter, Sportmarketing, FIT-Verlag Dresden, 3. Auflage, 2003
HEINEMANN, Klaus, Einführung in die Soziologie des Sports, Verlag Karl Hofmann, 4. Auflage,
1998
Alle Grafiken, Bilder und die Pressemitteilung sind aus den Archiven von Mainz 05 und nicht für die
Öffentlichkeit zugänglich
54
Fachbereich Sport
Seminar: Sport und Gesundheit WS 2005/06
Leitung: Prof. Dr. Dr. M. MESSING
Prof. Dr. med. H.-V. ULMER
Referentin: Johannsen, Nadine
1. Februar 2006
E-Post: [email protected]
Nr. 21. Zum behaupteten und nachgewiesenen Nutzen der Schwangerschaftsgymnastik (M)
1
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2
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2.1
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2.2
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Sport und Schwangerschaft
Schwangerschaft bedeutet eine große Umstellung für die Frau, sie wird schwerfälliger &
unbeweglicher => Sportliche Betätigung fördert subjektives Wohlbefinden, maximale
Sauerstoffaufnahme und beugt Rückenbeschwerden vor
Auswahl an Sportarten begrenzt, „ideale Sportarten“ Schwimmen und Gymnastik
Leistungssportlerin vs. „unsportliche“ Schwangere
Risikoschwangerschaft vs. „normaler“ Schwangerschaftsverlauf
(LENZ 1990, S. 452-454)
Leistungssport: Schwangerschaft bedeutet kein Ende der sportlichen Karriere, jedoch
sollte auf Wettkämpfe verzichtet werden, um Risiken (Erhöhte Körpertemperatur, Anstieg
des HMV, vorzeitige Plazentalösung/ Blasensprung,...) zu vermeiden
(BOTZET 2004, S. 38-44)
Schwangerschaftsgymnastik
Leitziel: „Schaffung von optimalen physiologischen und psychologischen Bedingungen
im Hinblick auf die Geburt “ (KOLETZKO 2004, O. S.)
Inhalte: Entspannende Gymnastik, Techniken zur Schmerzbewältigung, Informationen
zum Geburtsverlauf, Atemübungen, Stärkung verschiedener Muskelgruppen, Kontakt zu
Gleichgesinnten
Arten: Autogenes Training, Bauchtanz, Dick-Read-Methode, Lamaze-Methode, Schwangerenschwimmen, Yoga, Wassershiatsu (BABYCLUB.DE 2005, O. S.)
Behaupteter Nutzen der Schwangerschaftsgymnastik
Meine Befragung von 50 Hebammen per E-Mail:
o Körperbewusstsein
o Angstreduktion
o Beckenbodenmuskulatur
o Andere (Wohldosierte Informationen über die Geburt, Atmung, Selbstständigkeit,
„Einweisung“ der Männer, Kontakte zu Gleichgesinnten schaffen,...)
Nachgewiesener Nutzen der Schwangerschaftsgymnastik
Dissertationen von KRAMBEER, SCHMITT, SCHINDLER
55
KRAMBEER
• Signifikante Variablen: Angst vor Geburtskomplikationen, Angst vor der Geburt eines
kranken Kindes, Empfindungen vor der Geburt, Anwesenheit des Vaters bei der Geburt,
pH-Wert des Nabelschnurblutes, Kindsgröße, Kindsgewicht
• Ergebnis: „Insgesamt ist der erwartete klare positive Einfluß der Geburtsvorbereitung,
außer im Falle der Angstreduktion, in vielen Variablen ausgeblieben. Dies widerlegt aber
nicht die große Bedeutung, die der Geburtsvorbereitung durch ihre präventivpsychohygienische Aufgabe zukommt“ (KRAMBEER 1988, S. 29).
SCHMITT
• Geburtsvorbereitung: Angstreduktion, positive Einstellung zur Geburt
• Ergebnis: „Es wird deutlich, dass Angst und Geburtsschmerz zentrale Themen für die
Schwangeren und die Geburtsvorbereitung sind. Kein anderes Thema findet in dieser
Untersuchung diese häufige Erwähnung (...)“ (SCHMITT 1983, S.31).
SCHINDLER
• Ergebnis: „Die vor der Entbindung festgestellten hohen Erwartungen an die Geburtserleichterung durch die erlernten Atem- und Entspannungsübungen finden nach dem Erlebnis der Entbindung keine hinreichende Bestätigung.(...) konnten die Frauen die erlernten Möglichkeiten der Geburtserleichterung nicht in dem erwarteten Umfang ausschöpfen“ (SCHINDLER 1987, S. 291).
3
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•
•
Fazit
Behaupteter und nachgewiesener Nutzen der Schwangerschaftsgymnastik decken sich
nicht
Schmerzfreie Geburt durch Gymnastik nicht zu erreichen
Erwiesen ist „nur“ die Angstreduktion („Circulus vitiosus“)
Literatur
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•
BABYCLUB.DE: Geburtsvorbereitung. Yoga & Co.-Methoden der Geburtsvorbereitung.
Abgerufen am 27.12.2005 von http://www.babyclub.de/Ratgeber/ schwangerschaftsgymnastik/schwangerschaftsgymnastik.htm
BOTZET, J.: Empfehlungen zum Sporttreiben während der Schwangerschaft sowie psychische, soziale und physiologische Auswirkungen von sportlicher Betätigung auf
Schwangerschaft und Geburtsverlauf. Diplomarbeit an der Johannes GutenbergUniversität Mainz 2004/2005
KOLETZKO, M. (24.03.04): Schwangerschaftsgymnastik. Abgerufen am 5.11.2005 von
http://www.werde-gesund.info/therapie/Schwangerschaft.htm
KRAMBEER, B.: Einfluss der Geburtsvorbereitung auf die Geburt. Inauguraldissertation zur
Erlangung der Doktorwürde der Medizinischen Fakultät der Christian-AlbrechtsUniversität zu Kiel 1988
LENZ, W. UND PASTOORS, H.: Sport und Schwangerschaft. Individuelle Beratung und Betreuung gefragt. In: Therapiewoche 2 (1990) 5, S. 452-454
SCHINDLER, G.: Väter bei der Geburt-Erwartungen und Erfahrungen gemeinsam entbindender Paare in der Schwangerschaft und bei der Geburt. Dissertation, Universität
Frankfurt 1987
SCHMITT, R.: Eine Studie über den Stand von Geburtsvorbereitungskursen in der Bundesrepublik Deutschland. Ergebnisse einer Befragung über vorgeburtliche Übungsverfahren. Inauguraldissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Hohen Medizinischen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn 1983
56
FB 02, Institut für Sportwissenschaften
Seminar: Sport und Gesundheit
WS 2005/06
Leitung: Prof. Dr. Dr. M. Messing
Prof. Dr. med. H.-V. Ulmer
Referent: Michael John Wood, LA 8
[email protected]
Datum: 1.2.2006
22. Zur Entwicklung des Unfallgeschehens auf den Skipisten nach der Einführung
des Carving-Skis und des Snowboards (M)
1. Was ist Carving?
- Carven heißt Kurven fahren mit geringster/ohne Rutschkomponente
- Carverski sind Ski mit „extremer Geometrie“, sie haben eine stärkere Taillierung als herkömmliche Ski
- Sind kürzer und werden meist mit Carver- bzw. Erhöhungsplatte gefahren [6].
Vorteile:
Durch die stärkere Taillierung ist es nun möglich statt Schwungradien zwischen 35-50 cm beim alten Ski, einen
Carver Radius von sogar unter 15 cm zu erreichen. Der Ski ist kürzer, deshalb leichter und Kraftsparender zu
drehen. Eisgriffigkeit ist besser (kleinere Fläche = größerer Druck. Druck = Kraft pro Fläche. Kürzere Kante
ergibt größeren Kantendruck). Der Ski fährt stabil entlang der Kanten ohne zu „flattern“ [6].
Das Carvingfieber hat Österreich und Deutschland im Jahre 1997/98 erfasst, 40% der verkauften Ski waren Carver. Heute werden nur noch Carver oder taillierte Ski verkauft [6].
2. Statistiken
ASU Ski--> Auswertungsstelle der ARAG für Skiunfälle im Alpinen Skilauf der ASU Ski (Auswertungsstelle
für Skiunfälle).Seit über 25 Jahren werden die Skiunfälle im Auftrag der Stiftung „Sicherheit im Skisport“ (SiS)
die Unfälle im alpinen Skisport erfasst und analysiert. Basis der Untersuchung sind die Meldungen der DVS
Mitglieder (8-10% der Deutschen Skifahrer). Sie gehen von ca. 4 Millionen Deutschen Skifahrern aus, was eine
Gesamtzahl von ca. 60.000 verletzten Skifahrern gibt, die ärztlich behandelt werden müssen (Stand 2004) [5].
Î Ergebnisse: Anzahl der Skiunfälle ist seit 1980 um 40% zurückgegangen, die Anzahl der stationär zu
behandelnden Verletzungen um etwa 25 % und auch die Anzahl der Kollisionsunfälle hat sich halbiert
Î Entwicklung der Skiausrüstung (Ski, Bindung, Kleidung) hat einiges in Richtung Sicherheit getan
Î kein Anstieg der Unfälle seit Einführung des Carvingskis
Î Rückgang der Knieverletzungen, leichter Anstieg von Schulterverletzungen
Î Fehlauslösung der Bindung nur sehr selten als Ursache eines Unfalls bzw. Sturzes gewesen sei (198284 4,3%, 1992-94 2,3%, 2002-04 1,9%). Der Wert ist also in den letzten Jahren auch deutlich zurück
gegangen
Î Nichtauslösen der Bindung wesentlich häufigerer Grund für eine Verletzung (1982-84 noch 17,3%,
1992-94 14,9% und aktuell 11,3%)
Î Bei Nichtauslöung der Bindung sind die Werte der Verletzungen für Frauen aber um einiges Höher als
bei Männern. Bei Männern liegt der Wert aktuell bei etwa 8% und bei Frauen etwa 17%. In den letzen
25 Jahren ist der Wert jedoch bei beiden um ca. 5 Prozent zurückgegangen [5].
Untersuchung der SBS (Seilbahnen Schweiz) vom der Saison 1999/00
Î 2180 Unfälle, davon 1455 Skifahrer.
•
Ergebnisse: Unfallrate am Wochenende am Höchsten. Die meisten Unfälle ereigneten sich zwischen
12.30 und 15.30 Uhr, 88 % der Unfälle passierten auf der Piste. Davon waren 81 % der Unfälle ohne
Fremdeinwirkung, nur 5,4% durch Kollisionen. Die größte Verletzungszone war das Knie (36,1%),
Schulter und Schlüsselbein der zweite größte Faktor (15,2%) [4].
57
3. Befragungen
•
--> 3 Ski/Snowboardlehrer, 22-26 Jahre
Laut Aussage der befragten Personen gibt es seit Einführung des Carvingkis mehr Unfälle auf den Pisten. Die
Gründe hierfür liegen zum einen daran, dass Ski wieder zu einer Trendsportart geworden ist und dadurch mehr
Leute Ski fahren und dadurch die Pisten voller sind. Skifahren ist nun leichter zu erlernen, dadurch überschätzen
viele ihre eigenen Fähigkeiten. Es gibt mehr Kollisionsunfälle auf den Pisten als früher. Da die Bindungen und
die Ausrüstungen sich jedoch in den letzten Jahren stark verbessert haben, kommt es seltener zu schweren Verletzungen. Alkohol spielt ebenfalls eine erhöhte Rolle im Unfallverhalten, was auch mit dem Gruppenverhalten
zu tun hat. Junge Leute lassen sich leichter verleiten und riskieren in einer Gruppe mehr als alleine. Zur Frage,
ob sie selber Alkohol während des Skifahrens trinken, wurde von keinem eine Angabe gemacht [8].
4. Werbung/Alkohol/Vorbilder
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Übermüdung, Bindungsmängel und fehlende Regelkenntnis führen zu vielen Skiunfällen
alkoholisierte Ski- oder Snowboarder gefährden sich und andere
Nachmittags ist das Unfallrisiko um rund 50 Prozent höher als am Vormittag
aufkommende Müdigkeit, mangelnde Konzentration und Kraftlosigkeit
mangelhaft gewartete Skibindungen
Unkenntnis der Pistenregeln [7].
Werbung suggeriert zum einen den „Speed“ Faktor durch Bilder, zum anderen wird aber auch Alkohol stetig in
Zusammenhang mit dem Skivergnügen gebracht (z.B. „Erdinger Snow Camp) [3]. Vorbilder für die Jugend wie
Bode Miller beeinflussen durch ihre Aussagen, dass sie bereits betrunken Skirennen bestritten haben, das Image
von Alkohol als „Kavaliersdelikt“ auf der Piste [1]. Des Weiteren ist es nun seit dem 1.1.2006 laut FIS nicht
mehr verboten (kein Doping) unter Alkoholeinfluss jegliche Skirennen zu beschreiten [2].
5. Fazit
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Divergenz zwischen Statistik und Befragten
Alkohol als Risikofaktor ignoriert/übersehen/falsch eingeschätzt
weniger schwere Verletzungen durch bessere Bindungen
Keine klare Aussage über mehr/weniger Unfälle möglich Æ Statistik erfasst keine „kleinen“ Unfälle
Werbung hat Einfluss auf FahrverhaltenÆ Image des Skifahren und Snowboarden
Ski durch Carving und „Twin-Tipps“ wieder Trendsport
Relation zwischen Unfällen am Nachmittag und Mittagspause mit etwaigem Alkoholgenuss
6. Quellen/Literatur:
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1. BLICK: Bode Miller-Blau durch die Slalomtore (6.1.2006). Zugriff am 26.1. 2006 von
http://www.blick.ch/sport/ski/artikel30367
2. DOPINGLISTE 2006. Welt-Anti-Doping-Code. Zugriff am 24.1.2006 von
http://de.uefa.com/newsfiles/368184.pdf
3. ERDINGER WEISSBRÄU. Zugriff am 27.1.2006 von http://erdinger.de
4. SBS UNFALLSTATISTIK 1999/00. Ski- und Snowboardunfälle im Vergleich. Abgerufen am
14.1.2006 von
http://www.bfu.ch/sbs/1999-2000_Unfallstatistik_ Schneesport_SBS_Vergleich.pdf
5. UNFÄLLE IM ALPINEN SKISPORT. Zahlen und Trends der Saison 2003/2004. Abgerufen am
20.1.2006 von
http://www.skionline.de/xfiles/files/pdf/SIS/asuzahlen_2005.pdf
6. WALLNER, HERMANN (2002). Carven-Skilauf Perfekt. Offizielles Lehrbuch der Österreichischen
Skiinstruktoren. Purkersdorf: Verlag Brüder Hollinek. S. 9-15.
7. WECARELIFE (19.2.2005): Alkohol auf der Piste. Abgerufen am 18.1.2006 von
http://www.wecarelife.at/118437.html
8. Befragung von drei Ski/Snowboardlehrern (23-27.1.2006). 22-26 Jahre (M.P., G.Z., P.S.).
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FB 02, Institut für Sportwissenschaften
Seminar: Sport und Gesundheit
WS 2005/06
Leitung: Prof. Dr. Dr. M. Messing
Prof. Dr. H.-V. Ulmer
Referent: Daniel Ricciardi, D6
E-Post: [email protected]
Datum: 08.02.2006
23.Vitalstoffe im Sport und Alltag
Pro und Contra (U)
1. Orthomolekulare Medizin
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Der Begründer der Orthomolekularen Medizin, der amerikanische Biochemiker und zweifache Nobelpreisträger Linus Pauling(1901–1994), definierte das Wirkprinzip wie folgt:
„Orthomolekulare Medizin ist die Erhaltung guter Gesundheit und die Behandlung von
Krankheiten durch Veränderung der Konzentration von Substanzen, die normalerweise im
Körper vorhanden und für die Gesundheit verantwortlich sind."
Der Begriff "orthomolekular" hat seinen Ursprung in orthos (griech.) = richtig, gut und molekular, Molekül (lat.) = Baustein von Substanzen.
Die Orthomolekulare Medizin nutzt ausschließlich Substanzen, die sowohl in der Nahrung
als auch in unserem Körper ganz natürlich vorkommen, wie etwa Vitamine, Mineralstoffe,
Spurenelemente und essentielle Aminosäuren. Diese Substanzen bilden die Vitalstoffe.
2. Bedarf
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Der Bedarf ist von verschiedenen äußeren und inneren Faktoren abhängig:
Alter
Ernährungs- und Lebensgewohnheiten
Gesundheitszustand (Wachstumsphase, Schwangerschaft, Stillzeit, Verdauungs- und
Stoffwechselstörungen, Krankheiten)
Umwelteinflüssen
3. Ursachen für Nährstoffmangel
• Industrialisierung
• Lange Transportwege und Lagerzeiten
• Industrielle Verarbeitung
• „schlechte, unausgewogene Ernährung
Zusätzlich steigt der Bedarf durch:
• Nikotin
• Alkohol
• Stress
• Chronische Erkrankungen oder Entzündungen
• Radioaktive Strahlung
• Arzneimittel
• Grillen, Braten und Frittieren
• Abgase
• UV-Licht
• Erhöhte oxidative Stress bei gleichzeitiger Unterversorgung mit Antioxidantie
4. Folgen bei Nährstoffmangel
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Befindlichkeitsstörungen
Ernsthafte Erkrankungen
Leistungsabfall
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5. Empfehlung zur Prävention ernährungsbedingter Krankheiten
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Zufuhr an frischem Obst und Gemüse auf fünf Portionen pro Tag (5-a-day for a better health) erhöhen
Zuviel Fett macht Fett! Gesamtfettzufuhr reduzieren (15-30% der Energiezufuhr), pflanzliche Öle bevorzugen. Auf versteckte Fette in Käse, Süßigkeiten (Desserts), Fleisch- und Wurstwaren achten
Konsum einfacher, raffinierter Kohlenhydrate (Haushaltszucker, Süßigkeiten) deutlich reduzieren
Alkoholkonsum (≤ 1 Getränk pro Tag, z.B. 1 Glas Rotwein) drastisch einschränken
Fleischverzehr, insbesondere von rotem Fleisch auf max. 1x pro Woche reduzieren
Verzehr von fettem Seefisch (z.B. Heilbutt, Lachs) auf 2x pro Woche erhöhen
Regelmäßig 5-6 kleine Mahlzeiten über den Tag verteilen, anstatt 3 große Portionen
Auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr ( 2l/Tag, z.B. natriumarme, aber calcium- und magnesiumreiche Mineralwässer, grüner Tee) achten; Kaffee, schwarzer Tee und Alkohol fördern die Diurese und
damit den Verlust wasserlöslicher Mikronährstoffe
Verzehr von komplexen Kohlenhydraten und Ballaststoffen erhöhen – viele Vollkornprodukte, wenig
Weißmehl
Kochsalzzufuhr (alle Quellen) auf 5-6 g/Tag reduzieren – jodiertes Speisesalz verwenden
NICHT Rauchen
Körperliche Aktivität erhöhen – Übergewicht vermeiden
6. Vitalstoffe und Sport
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Zusätzliche Belastung für den Körper
Abhängig von der Sportart
Studien belegen, dass die Infektionsanfälligkeiten der Sportler steigen → geschwächtes Immunsystem (v. a. Ausdauersportler)
Vermehrten Stoffumsatz und dadurch verstärkte Enzymaktivität → erhöhter bedarf an Vitaminen und
Spurenelementen
Durch den Schweiß werden vermehrt Mineral- und Spurenelementsalze ausgeschieden
Durch den erhöhten Sauerstoffdurchsatz kommt es zu einer vermehrten Radikalentstehung → zusätzliche Aufnahme von antioxidativen Vitaminen
Defizit in der Versorgung des Sportlers
7. Substituierung durch Vitalstoffergänzungsmittel
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8.
Fazit:
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9.
Markt bietet eine breite Palette an, die meisten funktionieren nach dem „Gießkannenprinzip“, d.h.
von allem etwas
Oftmals ist die Zusammensetzung nicht ausreichend oder optimal für den Sportler
Falsche Dosierungen können zu ungewollten Nebenwirkungen führen
Es erhöht die Lebenserwartungen
Von einer Substituierung von Nahrungsergänzungsmitteln rate ich ab
Eine ausreichend dosierte und richtig zusammengestellte Vitalstoffzufuhr erhöht die Leistungsfähigkeit und schützt den Körper bei intensiver Sportausübung vor Schädigungen durch freie Radikale,
sowie durch Infektionen.
Hin und wieder muss eine kleine „Sünde“ sein
Literatur/- Quellenangaben
1.
Apotheken Rundschau: Gesundheitpro: Gesundheit, Stand: 30.08.2002, ohne Autor), http://www.gesundheitpro.de/gesundheit/A050805ANOND016923, Abgerufen am 01.02.2006
2. Engel Apotheke: (ohne Datum und Autor), http://www.engelapo.ch/vitalstoffe/sport_hck.htm
3. Gröber, Uwe: Orthomolekulare Medizin - Ein Leitfaden für Apotheker und Ärzte, 2. Auflage (2002), Wissenschftliche Verlagsgesellschaft mbH Stuttgart
4. Hollmann, W./Hettinger, Th.: Sportmedizin – Grundlagen für Arbeit, Trainig und Präventivmedizin, 4. Auflage(2000), Schattauer Verlagsgesellschaft mbH
5. Jura Apotheke: (ohne Datum und Autor),http://www.juraapotheke.ch, Abgerufen am 15.01.2006
6. Medizin: Ernährungsmedizin, Stand: 01/2006, http://www.medizin.de/gesundheit/deutsch/2166.htm , Abgerufen am 02.02.06
7. Orthomol: Medizin (ohne Datum und Autor), http://www.orthomol.de, Abgerufen am 18.01.2006
8. SportInForm – Vitalstoffe in Sport und Alltag Teil 1+2, Ausgabe April/Mai 2005, Autor: Dr. Klaus Gerlach,
S. 44/45
9. Vitanet: Vitalstoffe, Stand: 23.06.2003, Autorin: Dr. med. Petra Kittner-Schäfer http://www.vitanet.de,
Abgerufen am 15.01.2006
10. Wikipedia: (zuletzt geändert am 24.01.2006, ohne Autor), http://de.wikipedia.org/wiki/Orthomolekulare_Medizin#Definition, Abgerufen am 18.01.2006
Fachbereich Sport
Seminar: Sport und Gesundheit WS 2005/06
Leitung: Prof. Dr. Dr. M. MESSING
Prof. Dr.med. H.-V. ULMER
Referent: Thomas Petzold
08. Februar 2006
E-Mail: [email protected]
60
24. Gesundheitsprobleme von Hochleistungssportlern als Determinanten des Versagens und
Karriereendes (U/M)
1.Ist der Hochleistungssport noch verantwortbar?
1.1 Sinn des Hochleistungssports unterliegt einem Wandel
Dominierten vor einigen Jahren noch immaterielle Sinnzuschreibungen, so steht heute
in fast allen Disziplinen der materielle Sinn im Mittelpunkt [2].
1.2 Das System Spitzensport hat viele Verlierer!
Die Karrieren der Stars werden auf Kosten der Verlierer gemacht. Auf jeder Leistungsstufe schaffen es
nur wenige, die restlichen Athleten geben früher oder später auf. Der Sinn der enormen Investitionen
wird angesichts der eigenen Niederlagen fragwürdig, sportliches Scheitern wird zum menschlichen
Scheitern [2].
2.Definition Spitzensport
Spitzensport oder Hochleistungssport ist der auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene betriebene Wettkampfsport mit dem Ziel der absoluten Höchstleistung [4].
3.Scheitern von Spitzensportlern durch Verletzung
3.1 Daniel Stephan
Eine Serie von Verletzungen führt, dazu dass der Welthandballer des Jahres 1998 nie an einer Weltmeisterschaft mitwirken konnte [7].
3.2 Jens Nowotny
Zum vierten Mal in seiner Karriere fällt Nationalspieler von Bayer Leverkusen mit einem Kreuzbandriss monatelang aus.
Teilnahme an der Weltmeisterschaft 2006 ist weiterhin fraglich. Für Nowotny wäre dies besonders
tragisch, da er bereits bei den WM-Titelkämpfen 1994 und 2002 wegen Verletzungen nicht dabei war
und 1998 vom damaligen Bundestrainer Berti Vogts für die WM in Frankreich nicht berücksichtigt
wurde [12].
3.3 Hackl Georg
Platz sieben beim Rodel-Weltcup in Cesana. Hackl konnte nur mit 30 Prozent seiner Maximalkraft im
linken Arm an den Start gehen, da er nach einer Bandscheibenoperation eine Nervenentzündung im
Arm erlitt und sich davon noch nicht ganz erholt hat. „Ich fühle mich noch nicht olympiatauglich“
[11].
3.4 Lars Riedel
Diskus-König Lars Riedel war nicht fit zu den Olympischen Spielen in Athen 2004 gekommen und
musste verletzungsbedingt vorzeitig aus dem Wettbewerb ausscheiden [6].
3.5 Marko Baacke
Einer der besten Kombinierer der Welt, stürzte am 20.November 2001 in Kuusamo beim Skisprungtraining und musste mit schweren inneren Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert werden. Die Erlebnisse konnte er psychisch nicht mehr verarbeiten und entschied sich, als Trainer dem Skisprung
trotzdem weiterhin erhalten zu bleiben [3].
4.Gesundheitsprobleme als Determinanten des Karriereendes
61
4.1 Hilde Gerg
Während der Vorbereitungen auf die olympische Skisaison 2005/2006 stürzte Hilde Gerg so
schwer, dass sie ihre aktive Karriere vorzeitig beendete [10].
4.2 Matthias Sammer
Karriereende nach langwieriger Knieverletzung die, ihm unter anderem die Teilnahme an der
Fussball-Weltmeisterschaft in Frankreich1998 kostete [13].
4.3 Johannes Hablik
Ehemaliger deutscher Mehrkampfmeister, hat sich am 03. November 2002 bei einem Ligawettkampf bei einem 1 1/2 fachen Salto am Boden tragisch verletzt. Nach Aussage der Ärzte
ist Johannes unterhalb des 4. Halswirbels querschnittgelähmt [8].
4.4 Sven Hannawald
Burn-out Syndrom beendet die sportliche Zukunft des 31Jahre alten Mannschaftsolympiasiegers und viermaligen Weltmeisters im Skisprung [9].
4.5 Witali Klitschko
Nach ständigen Verletzungen erklärte Klitschko am 09.11.05 seinen Rücktritt vom Profiboxen. Auslöser war die im Training erlittene Verletzung, weshalb er auch seine Titelverteidigung absagen musste [5].
5. Interview mit Mia Buric - Beendet Tenniskarriere wegen
Achillessehnenproblemen [1].
6. Fazit
Jeder Athlet, der das Talent besitzt und die Möglichkeit bekommt in den Spitzensport einzusteigen, sollte diese einmalige Chance nutzen. Er sollte jedoch nie vergessen, dass dieser
Weg viele Konsequenzen mit sich bringt, keine Erfolgsgarantien aufweist und viel Aufopferung fordert. Der Sportler sollte niemals vergessen, dass seine Gesundheit bzw. sein Körper
das wichtigste Gut ist und er frei entscheiden soll, wann er es einsetzt.
Literaturverzeichnis:
1. BURIC,M., ehemalige Tennisprofispielerin( Gespräch in Worms 28.01.2006).
2. DIGEL, H.: Ist der Hochleistungssport verantwortbar? In: Zeitschrift Leistungssport 1
(2002), S 9-13.
3. NZZ (Hrsg.): Der Mann, der vom Himmel fiel. Oberhof 2004.
4. RÖTHIG, P. (1992): Sportwissenschaftliches Lexikon, 6.Auflage, Schorndorf, S. 418-419
Quellenverzeichnis:
5.ARD.NET: Witali Klitschko beendet seine Karriere (09.11.2005).Zugriff am 28.01.2006 von
www.sport.ard.de/sp/boxen/news200511/09/klitschko_hoert_auf.jhtml
6.ÄRTZEZEITUNG: Behandlung während des Wettkampfs - dann stehen auch Ärzte im Rampenlicht
(26.08.2004).Zugriff am 28.01.2006 von
www.aerztezeitung.de/docs/2004/08/26/151a1501.asp?cat=/medizin/sport/sportverletzungen
7.BERLIN: „Positives in den Kopf ballern (06.08.2003).Zugriff am 27.01.2006 von
www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2003/0806/sport/0004/index.html
8.EINTRACHT FRANKFURT: Champs for friends. Zugriff am 28.01.2006 von
www.eintracht.de/turnen/infos/johannes/index.php?print=1
9.FAZ:NET: Im Schneckenhaus (13.11.2004).Zugriff am 28.01.2006 von
www.faz.net/s/Rub501F42F1AA064C4CB17DF1C38AC00196/Doc~EF1978FAAEE6241C2BE16E47
3747E7F49~ATpl~Ecommon~Scontent.html
62
10.SKI2B: Portrait- Hilde Gerg (21.11.2005).Zugriff am 28.01.2006 von
www.ski2b.com/214-Specials_Portraits-,e_83463,r_8276.htm
11.SPORT.ARD: Hackl bei Comeback gut in Form (08.02.2006).Zugriff am 08.02.2006 von
www.sport.ard.de/sp/wintersport/news200511/20/hackl_bei_comeback_ueberraschend_gut_in_form.jhtml
12.STERN: Nowotny vor Karriere-Aus (21.02.2005).Zugriff am 27.01.2006 von
www.stern.de/sport-motor/fussball/536831.html
13.WIKIPEDIA: Mathias Sammer (23.01.2006).Zugriff am 27.01.2006 von
www.de.wikipedia.org/wiki/Matthias_Sammer
Fachbereich Sport
Seminar: Sport und Gesundheit WS 2005106
Leitung: Prof. Dr. Dr. M. MESSING
Prof. Dr.med. H.-V. ULMER
Referent: Stephan Morguet
Datum: 15.02.06
E- Mai1 Adresse: [email protected]
25. Stellenwert des Gesundheitszustandes im Eingangsgespräch (Probetraining) in einem
Fitnessstudio (U)
1 Definition: ,,Gesundheit" nach WH0 (World Health Organisation)
• Psychisch
• Körperlich
• Sozial
Zitat von Mark Twain!!!!!
„Es gibt Menschen, die auf alles Essbare, Trinkbare, Rauchbare verzichten, das ein irgend schlechtes
Ansehen bekommen hat. Sie machen dieses Opfer für die Gesundheit. Und alles, was sie davon haben, ist
Gesundheit. Wie merkwürdig. Es ist, wie wenn man ein Vermögen bezahlte für eine Kuh, die keine Milch
mehr gibt“ (MarkTwain) (http://de.wikipedia.org/wiki/Gesundheit).
2 Was ist eigentlich Fitness?
Fit (engl.) physisch, sportliche Leistungsfähigkeit; in Form (KNAURS LEXIKON, S. 254, 1978). Unter
Fitness wird im Allgemeinen körperliches und oft auch geistiges Wohlbefinden verstanden. Fitness drückt das
Vermögen aus, im Alltag leistungsfähig zu sein und bei Belastungen standzuhalten (http://www.wikipedia.org/wiki/ Fitness)
3 Die Geschichte der Fitnessstudios
• 1948 werden die ersten "reinen" Bodybuilding-Studios (Gyms) in den USA eröffnet.
• Das erste Fitnessstudio in Deutschland wird 1955 von dem Österreicher GELBFARB in Schweinfurt eröffnet.
• Josef Schnell beginnt 1957 mit der Herstellung von Trainingsgeräten. Die Gerätemarke
"SCHNELL" ist geboren (http://www.fitness-center.at/wissen/)
4 Motive zum Sporttreiben im Fitnessstudio
• In erster Linie die Gesundheit
• die Schönheit
• und die Steigerung der körperlichen Leistungsfähigkeit
• Außerdem funktionieren Fitnessstudios zum Teil auch als Kontaktbörsen (soziale Komponente)
Um heraus zu finden ob Fitnessstudiokunden gesundheitlich auf ihre Kosten kommen, besuchte ich mit
einem körperlich etwas beeinträchtigten Freund eine Reihe von Fitnessstudios unter dem Vorwand ein
Probetraining absolvieren zu wollen
63
5 Verschiedene Konzepte für einen Probetag
Konzept 1 : Eingangsgespräch ohne körperliche Betätigung (B,D)
Die Begründung dafür, dass kein Probetraining stattgefunden hat, war:
(1) Ein Probetraining ist nicht wirklich sinnvoll, da man nicht ausschließen kann, dass Verletzungen auftreten
(2) Ein Probetraining ist nicht produktiv, es bringt nichts. Sinnvoller wäre ein Probemonat
Tabelle 1 : Konzept 2: Eingangsgespräch mit körperlicher Betätigung (Punktwertung in Schulnoten 16)
Allg. Kriterien nach denen der Referent bewertete
Sind gesundheitliche Beschwerden vorhanden?
Müssen Medikamente eingenommen werden?
Wurde vorher etwas getrunken und gegessen?
Wurden Eingangschecks durchgeführt?
Sind Vorkenntnisse mit Fitnessgeräten vorhanden?
Freihantel vs. Fitnessgeräte
Wurde unnötig aufgewärmt, gedehnt und ausgedehnt?
Studio(A)
4
5
6
5
1
1
1
Studio(C)
3
3
6
3
1
1
1
Studio(E)
2
2
6
3
1
1
1
6 Kriterien für ein optimales Probetraining aus Sicht des Referenten
(1) Kurzes Gespräch über Ziele, und Absichten. Des Weiteren sollte klargestellt werden welche Defizite
(physischer Natur, Krankheitsbilder) vorhanden sind.
(2) 10- 12 Minuten sollte die Aufwärmphase auf einem Stepper betragen, bei dem gleichzeitig eine EKG
Messung durchgeführt wird.
(3) Einweisung in die Fitnessgeräte, wobei Freihanteln außer Acht gelassen werden sollten. Der Trainer macht
die Übung vor, und der Proband macht diese nach. Wenig Gewicht, sowie ein geringer Widerstand sollte
verwendet werden.
(4) Kontinuierliche Fehleranalyse des Trainers während und nicht erst nach der durchgeführten Übung
(Verletzungsprophylaxe). Somit erhält der Proband unmittelbare Rückmeldung. Eine
100%Aufmerksamkeit (Anwesenheit) des Trainers ist unbedingt erforderlich.
(5) Anschließend sollte ein erneutes Gespräch erfolgen, ob das Training dem Probanden zusagt (positive,
negative Rückmeldung).
7 Tabelle 2: Kosten der Fitnessstudios
Konditionen
Studio(A)
Studio(B)
Monatsbeiträge 49€/ 44€
48,9€/42,9€
1-2 Jahre
Anmeldegebühr 76€
59,9€
Betreuungspau- X
X
schale
Tageskarte
11,5€
15€
Studio(C)
49€/39€
Studio(D)
50€
69€ (1. Monat) 99€
X
X
Studio(E)
25€ (12 Monate)
X
X
12,5€
12€
15€
8 Gesundheitschecks
• Kardio-Check (Ausdauer): Auf einem Fahrradergometer wird die allgemeine Ausdauerleistungsfähigkeit
ermittelt (Studio B, C, D, E)
• Körperanalyse: Der prozentuale Fettanteil, die Körperfettmasse, die fettfreie Masse und die geschätzte
Muskelmasse kann mit Hilfe eines BIA (Bioelektrische Impedanz-Analyse s.a. Körperfettpersonenwaage) durchgeführt werden (Studio B, D, E)
• Back Check (Kraft): Mittels des Back Check von Dr. Wolff führen wir eine trainingsdiagnostische
Messung durch, die dazu dient, die Kraft in der Rumpfmuskulatur, sowie der oberen Extremität zu testen (Studio B, D)
• Flex-Check (Beweglichkeit): Mittels des Flex-Check, welches ebenfalls von Dr. Wolff entworfen
wurde, wird die Beweglichkeit und Flexibilität in der zur Verkürzung neigenden Muskulatur: Beine,
Hüfte und Brust, ermittelt (Studio D)
9 Fazit
In fast allen Fitnessstudios erhielten mein Freund und ich eine einigermaßen fachlich kompetente Bera- 64
tung über die Benutzung von Geräten und über die Durchführung der jeweiligen Fitnessübungen. Dennoch blieb meiner Meinung nach die Gesundheit, die das Hauptverkaufskonzept eines jeden Fitnessstudios
darstellt, auf der Strecke. Der Gedanke, dass Geld eine größere Rolle spielen könnte als die Gesundheit,
war immer präsent. Nichts desto trotz, wer fit werden will, sollte ein Fitnessstudio aufsuchen, da es immer
noch gesünder ist dort Sport, wenn auch für viel Geld, als gar keinen Sport zu treiben.
Literatur und Quellenverzeichnis
FITNESS(12.02.2006), abgerufen am 14.02.2006 von http://de.wikipedia.org/wikilFitness
HEINEMANN, K.: Einführung in die Soziologie des Sports. Schorndorf: Hofmann 1998
KNAURS LEXIKON, 1978 Droemersche Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf. München/Zürich
6000 JAHRE FITNESSGESCHICHTE (2003), abgerufen am 14.02.2006 von http,://www.fitness-center.at/wissen/
Institut für Sportwissenschaften
Seminar Sport und Gesundheit WS 05/06
Leitung:
Prof. Dr. Dr. M. MESSING
Prof. Dr. med. H. -V. ULMER
Referent: Amann, Manuel
E-Mail:
[email protected]
Datum:
15.02.2006
Nr. 26 Sportmedizinische Betreuung an Olympiastützpunkten
aus der Sicht von Kaderathleten
– eine Aktualisierung der Ergebnisse von Emrich unter Bewertung der Standarduntersuchungen (M)
Fragestellung:
Werden die Ansprüche und Erwartungen, die an die OSP gestellt werden, erfüllt? Hier soll
jedoch nur die medizinische Betreuung beachtet werden aus Sicht der Athleten.
1. Wozu gibt es Olympiastützpunkte?
Durch die BA-L/Trainerkommission 1986 dargelegt:
Nach dem schlechteren Abschneiden bei Olympischen Spielen, auch gerade im Vergleich zur DDR, sah man
die Notwendigkeit einer Umstrukturierung der Sportförderung.
Bisher gab es Bundesleistungszentren und Bundesstützpunkte (180), die jedoch nicht die erwünschte Wirkung
zeigten, weil
„ viele Standorte mit geringer beruflicher Ausbildungsmöglichkeiten
„ zu viele Betreuer für zu wenige Kaderathleten
„ keine umfassende Betreuung möglich
„ oft gut ausgestattet, jedoch nicht umfassend genutzt
„Organisation, Einrichtung und Ausstattung dieser Olympiastützpunkte müssen so gehalten sein, daß sie einerseits eine anregende Atmosphäre für den Hochleistungssport sichern, andererseits aber auch geeignet sind,
den Sportlerinnen und Sportlern das Gefühl eines Zuhauses zu geben …“
[DSB 1986]
2. Die medizinische Betreuung am Olympiastützpunkt
Die medizinische Betreuung an OSP umfasst folgende Bereiche:
„ Allgemeinmedizinische Betreuung
„ Orthopädische Betreuung
„ Traumatologische Betreuung
„ Internistische Betreuung
Des Weiteren gehören auch Physiotherapie und Krankengymnastik zum Standard an OSP. Neben der leistungsdiagnostischen Betreuung zählen diese Maßnahmen jedoch der Gesunderhaltung und frühzeitigen Diagnostik.
Was steckt alles im Packet der sportmedizinischen Untersuchung für Kaderathleten?
„ Gesundheitsbeurteilung
„ Blut- und Urinstatus
„ Allgemeiner (unspezifischer) Belastungstest
[EKG-Ableitung auf dem Radergometer]
Evtl. gynäkologische Befragung und Beratung
„
„
Beurteilung von Haltungs- und Bewegungsapparat
Orthopädische Untersuchung
[DSB/BL 2002, o.S.]
65
„Es fällt aber auf, dass unter den Kadern mit Verletzungen die erfolgreicheren Athleten von einer besseren Anpassung der Betreuung an ihre besondere gesundheitliche Situation berichten“
[EMRICH, FRÖHLICH, GÜLLICH, KLEIN: 2004, S. 241].
3. Allgemeines zur Studie
Emrich veröffentlicht 1996 „Zur Soziologie der Olympiastützpunkte“.
Hier werden Daten aus zwei Erhebungen herangezogen:
„ 1990 Betreuung an 15 OSP West
N = 564
„ 1992 Betreuung an 15 OSP West und 7 OSP Ost
N = 841
Diese Studie befasst sich mit der Realisierung des Konzeptes OSP und damit auch mit der Frage der Effizienz.
Hierfür wurden BA-L-Funktionsträger, OSP-Leiter und Athleten auch zur Zufriedenheit und zum Wandel des
OSP befragt.
4. Eigene Befragung
Befragt wurden Athleten und Trainer aus der Sportart Schwimmen zu Nutzung/Nichtnutzung und Zufriedenheit
mit der medizinischen Betreuung an OSP:
„ SG EWR Rheinhessen 1. Mannschaft mittels Interview. Die Kaderzusammensetzung stellte sich wie
folgt dar:
2 Athleten des A-Kader, 1 Athletin des B-Kader, 4 Athleten des C-Kader, sowie 3 Athleten des C/DKader
somit ergibt sich eine Athletenzahl von N = 10
Auch der dazugehörige Trainer wurde befragt.
„ Kadertraining am OSP Frankfurt Rhein-Main mittels Fragebogen. Hier ergab sich folgende Kaderzusammensetzung:
3 Athleten des A-Kader, 2 Athleten des B-Kader, 1 Athlet des C-Kader, sowie 4 C/D-Kaderathleten
auch hier ergab sich somit eine Athletenzahl von N = 10
Dazu gehörig wurden zwei Trainer befragt
5. Diskussion
Zur Studie von EMRICH:
Zur Nutzung der Betreuung: Vorwiegend wurden die orthopädische, wie auch die physiologische Betreuung
genutzt. In wie weit ein OSP hier Einflussmöglichkeiten bzw. Steuerungsmöglichkeiten hat und diese auch
nutzt, konnte nicht geklärt werden.
Die Gründe der Nichtnutzung: An Platz Eins wurde hier „sonst wo betreut“ angegeben
Zur Zufriedenheit: Die orthopädische Betreuung scheint in der Zufriedenheit gleich geblieben zu sein, jedoch die
internistische Betreuung gestiegen. Auch die allg. medizinische Betreuung, die Physiotherapie und die Krankengymnastik konnten in der zweiten Untersuchung einen leichten Anstieg verzeichnen.
Verbesserung seit der Zugehörigkeit zum OSP: Nur geringe positive Entwicklung, eventuell bedingt durch ehemalige DDR-Athleten, die unter Umständen tatsächlich schlechter als vorher betreut werden.
Zur eigenen Befragung:
Zur Nutzung: Hier ist eine Auswertung schwierig, da schon eine Person mehr 10% für die Auswertung bedeuten. Vorrangig allg. medizinische Betreuung und Physiotherapie (wenig akute Verletzungen)
Zur Nichtnutzung: „sonst wo betreut“ und „organisatorische Probleme“ stellen die Hauptursachen für die Nichtnutzung dar.
Zur Zufriedenheit: Sehr auffällige ist hier der Unterschied zur Studie von EMRICH in den Bereichen Physiotherapie und Krankengymnastik, die beide deutlich niedriger angesetzt werden.
Besonders herausgestellt wurden auch Unterschiede in der Physiotherapie des Sportmedizinischen Instituts
und der OSP-eigenen Physiotherapie.
Unterschiede in den Sportarten:
Unterschiede der Nutzung liegen auch in den verschiedenen Sportarten; so ist ein Schwimmer weniger verletzungsanfällig als ein Leichtathlet.
Die unterschiedlichen Sportarten bedürfen unterschiedlicher medizinischer Betreuung, aber auch in den Bereichen Physiotherapie und Krankengymnastik ergeben sich Unterschiede:
Volleyballspieler, Basketballspieler und Turnen haben andere (akute) Verletzungsschwerpunkte als Schwimmer.
Somit stellt sich auch die Frage, aus welchem Bereich der jeweilige OSP hervorgegangen ist?
Literaturverzeichnis
„ BA-L/Trainerkommission: Olympiastützpunkte. Tischvorlage zur Sitzung der Trainerkommission. Frankfurt,
19.02.1986
„ Deutscher Sportbund: DSB 1982-1986.Bericht des Präsidiums. Frankfurt 1986
EMRICH, EIKE: Zur Soziologie der Olympiastützpunkte. Mainzer Studien zur Sportwissenschaft. Band 18. Niedernhausen,
1996
„
EMRICH E, FRÖHLICH M, GÜLLICH A, KLEIN M: Vielseitigkeit, verletzungsbedingte Diskontinuitäten, Betreuung und sportlicher Erfolg im Nachwuchsleistungs- und Spitzensport. In Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin, Jahrgang 55, Nr. 9, S. 237-242, 2004
Quellenangabe
„ DSB/BL: Sportmedizinisches Untersuchungs- und Betreuungssystem im Spitzensport (ab
1.1.1999);http://www.dsb.de/fileadmin/fm-dsb/arbeitsfelder/leistungssport/ materialien/medizin_physio/1Konzept_Sportmedizin.pdf
„ Eigene Befragung: Interview (SG EWR Rheinhessen) und Fragebogen (OSP-Kadertraining)
66
Johannes Gutenberg- Universität Mainz
Seminar Sport und Gesundheit
Seminarleiter: Prof. Dr. Dr. M. Messing, Prof. Dr. H.-V.Ulmer
Evaluationsreferent: Stephan Morguet
e-mail: [email protected]
27. Evaluation zum Seminar Sport und Gesundheit (Zusatzaufgabe)
Am 15.02.06 wurden Handzettel mit den Überschriften „Top“, „Flop“ und „sonstige Bemerkungen an
die Seminarteilnehmer(innen) verteilt, wiederum mit einer zusätzlichen Punktwertung: 1= sehr wichtig, 2= wichtig, 3= etwas wichtig, (o.P.= ohne Punktangabe). Die Seminarteilnehmer(innen) sollten bei
dieser Evaluation nur je eine Angabe machen. Die Probanden konnten sich somit anonym äußern. Von
23 Seminarteilnehmern nahmen 21 an der Evaluation teil; 3 warfen nachträglich ihre Zettel in das
Postfach des Seminarleiters Ulmer ein.
Nr.
1
2
Tops
Das Thema „Spezialkliniken“
1.Kommunikation
2.Umgang mit Literatur
Diskussionen
Pw
2
1
1
2
2
9
Diskussionen nach den Vorträgen (unter den Studenten)
Interessante Vorträge
Man wurde gut über die Themen
informiert (Vortrag, Handout)
Sehr penible und dadurch kompetente Beratung zur Erstellung
der Handouts, Referate
Gute Betreuung der Dozenten
(ständig auf dem laufenden z.B.
durch e-mails)
Verschiedene Themengebiete
10
11
12
Vielfältige Themen
Spezialkliniken
Themen sehr interessant
2
2
1
13
Überwiegend interessante Vorträge
Interessante aus dem Leben gegriffene Referatsthemen
1
3
4
5
6
7
8
14
1
Flops
Piercings unwichtig
Oftmals wurde das Seminar künstlich in die Länge gezogen
Detailliertes korrigieren der Handouts& Präsentationen
Zu viel Aufklärung über formelle
Aspekte (Hauptstudium)
Keine Angabe
Manche Themen waren nicht sehr
interessant/ Zu lange Diskussionen
Teilweise uninteressante Themen
1
Thema „Piercings“
3
1
Es wurde viel Wert auf formale
Punkte gelegt
Zu lange Diskussionen
Piercings
15 Minuten Nachbesprechung, alle
paar Wochen eine gezielte Besprechung hätte gereicht
Keine Angabe
3
1
1
1
15 Minuten Nachbesprechung der
Tischvorlage. Die Fehler wurden
Pw
1
1
3
2
2
3
3
2
1
2
2
1
2
Keine Angabe
-
o.P
Schwangerschaftsgymnastik
o.P
19
Interdisziplinär
Sehr vielfältig aufgrund der beiden Professoren (sozio+med.)
Kritische Betrachtung der Ausarbeitung
Skiunfälle nach Einführung der
Carvingskis
Themenbreite
67
trotzdem gemacht
Keine Angabe
Zu lange Nachbesprechung
1
1
20
21
Interdisziplinarität
Top Vortrag des Gastdozenten
1
1
formelle Aspekte sollten im Hauptstudium bekannt sein
einzelne Themen unwichtig
Zu Lange Nachbesprechung
Nr.
1
13
15
17
2
18
4
6
7
8
9
12
20
19
21
3
14
5
10
16
11
Sonstige Bemerkungen
Beharren auf Powerpoint
Sehr gute Betreuung ( Plätzchen, regelmäßige e-mails)
Anwendung in der Praxis
Gute Vorbereitung für die Diplomarbeit
Ich empfehle das Seminar weiter
Die Zusammenarbeit der Dozenten war sehr gut und hilfreich
Einige sehr interessante und erzwungene Themen
Gute Zusatzinformationen der Seminarleiter
Interdisziplinär , dadurch verschiedene Meinungen
Gute Vorbereitung der Dozenten
Sehr gute Betreuung
Beharren auf Powerpoint
Vortrag Herr Klein
Keine Angaben
Keine Angaben
Keine Angaben
Keine Angaben
Keine Angaben
Keine Angaben
Keine Angaben
Keine Angaben
15
16
17
18
3
3
2
Pw.
o.P.
1
3
1
o.P.
1
o.P.
o.P.
2
1
2
o.P.
o.P.
-
Auswertung der Ergebnisse Anhand thematischer Schwerpunkte
1) Korrektur und Formalia
Tops: 7: Sehr penible und dadurch kompetente Beratung zur Erstellung der Handouts, Referate (1); 8: Gute
.
Betreuung der Dozenten (ständig auf dem laufendem z.B. durch e-mails (1); 17: Kritische Betrachtung
der Ausarbeitung (2);
67
68
Flops: 2: Oftmals wurde das Seminar künstlich in die Länge gezogen (1); 3: Detailliertes korrigieren der
Handouts& Präsentationen (3); 4: Zu viel Aufklärung über formelle Aspekte (Hauptstudium) (2); 9:
Es wurde viel Wert auf formelle Punkte gelegt (3); 10: Zu lange Diskussion (3); 12: 15 Minuten
Nachbesprechung, alle paar Wochen eine gezielte Besprechung hätte gereicht (1); 14: 15 Minuten
Nachbesprechung der Tischvorlage. Die Fehler wurden trotzdem gemacht (2); 16: Zu lange
Nachbesprechung (3)
Sonstige Bemerkungen: Keine Angaben
2) Themen
Tops:
1: Das Thema „Spezialkliniken“ (2); 5: Interessante Vorträge (1); 6: Man wurde gut über die Themen
informiert(Vortrag, Handout) (1); 9: Verschiedene Themengebiete (1); 10: Vielfältige Themen (2); 11:
Spezialkliniken (2); 12: Themen sehr interessant (1); 13: Überwiegend interessante Vorträge (1); 14:
Interessante aus dem Leben gegriffene Referatsthemen (1); 18: Skiunfälle nach Einführung der Carvingskis ( 0.P.); 19: Themenbreite (1); 21: Top Vortrag des Gastdozenten (1);
Flops: 1: Piercings unwichtig (1); 6: Manche Themen waren nicht sehr interessant (2); 7: Teilweise
uninteressante Themen (3); 8: Thema „Piercings“ (3); 11: Piercing (2);
18: Schwangerschaftsgymnastik (0.P.); 19: formelle Aspekte sollten im Hauptstudium bekannt
sein (1); 20: Einzelne Themen unwichtig (3);
Sonstige Bemerkungen: Einige sehr interessante und erzwungene Themen (0.P.)
3) Vorträge und Diskussion
Tops:
3: Diskussionen (2); 4: Diskussionen nach den Vorträgen (unter den Studenten) (2);
Flops: 10: Zu lange Diskussionen (3); 12: 15 Minuten Nachbesprechung, alle paar Wochen eine gezielte
Besprechung hätte gereicht (1); 14: 15 Minuten Nachbesprechung der Tischvorlage. Die Fehler wurden
trotzdem gemacht (2); 16: Zu lange Nachbesprechung (3); 21: Zu lange Nachbesprechung (2);
Sonstige Bemerkungen: Keine Angaben
4) Rahmenbedingungen des Seminars
Tops:
2: Kommunikation/ Umgang mit Literatur (1); 15: Interdisziplinär (2); 16: sehr vielfältig
Aufgrund der beiden Professoren( sozio+med.) (1); 20: Interdisziplinarität (1)
Flops: Keine Angaben
Sonstige Bemerkungen: 1: Beharren auf Powerpoint (o.P.); 4: Einige sehr interessante + erzwungene
Themen (0.P.); 6: Gute Zusatzinformationen der Seminarleiter (0.P); 7:
Interdisziplinär, dadurch verschiedene Meinungen (2); 8: Gute Vorbereitung
der Dozenten (1); 9: Sehr gute Betreuung (2); 13: Sehr gute Betreuung
(Plätzchen, regelmäßige e-mails) (1); 18: Die Zusammenarbeit der Dozenten
war sehr gut und hilfreich (1);
Ende der 27 studentischen Beiträge
69
28 Umfrage bei den Teilnehmern des Seminars "Sport und Gesundheit" im WS
2005/2006
Bezug: Ein Vater als kardialer Risikopatient
Vgl. hierzu: http://www.uni-mainz.de/FB/Sport/physio/Spomed47Umfragen.htm
Am 15.2.2006 wurde an alle anwesenden Seminarteilnehmer ein Zettel mit folgendem Text verteilt
und in der gleichen Veranstaltung wieder eingesammelt:
Ihr Vater (Alter: 55 J., Körperhöhe: 180 cm, Körpergewicht: 95 kg) berichtet, sein Arzt hätte
ihm wegen erhöhter Blutzuckerwerte und Bluthochdrucks geraten, endlich wieder Sport zu machen.
Welche wichtige Frage würden Sie Ihrem Vater stellen?
Abgeschriebene Antworten (in Klammer Punktwert für die Auswertung).
Letzte Spalte: Kategorie (S. 2 f)
1
Bei welchem Arzt warst du? (1)
2
–
–
–
–
3
Was für einen Sport er treiben will! (1)
1
4
Welche Sportart willst Du machen bzw. was willst du erreichen (Ziel)? (1)
1
5
Hat der Arzt dir auch geraten, welchen Sport du treiben sollst? (1)
1
6
Welchen Sport bzw. welche Sportart sollst du treiben? (1)
1
7
Hat er dir einen Trainingsplan gegeben oder geraten langsam anzufangen (1/2)
und mit welcher Sportart? (1/2)
4
1
8
Zu welcher Art von Sport wurde geraten? (1)
1
9
Wie hoch sind die Werte? (1)
7
10
Hat er auch gesagt, welcher und (1/2)
wieviel Sport für dich empfehlenswert wäre? (1/2)
1
4
11
Welche Empfehlungen gab der Arzt?
Sportarten (1/2)
Einschränkungen (1/2)
1
2
12
Willst du nicht lieber langsam anfangen und vorher vielleicht (1/2)
eher deine Ernährung umstellen, das wäre vielleicht in deinem Fall besser! (1/2)
4
5
13
Welche sonstigen körperlichen Beschwerden hast du, damit wir eine geeignete Sportart
suchen können? (1)
2
14
Welchen Sport → Def. Sport! Hat der Arzt genauer definiert was für Sport? (1/2)
Nach welchen Kriterien wurde dies festgelegt? (1/2)
1
7
15
Fühlst du dich in deiner momentanen Lebenssituation unwohl? (1)
2
16
Welche Medikamente sollst du nehmen (1/2)
oder wie intensiv Sport treiben? (1/2)
6
4
17
Willst du nicht erst einmal deine Ernährung umstellen und (1/2)
dir auch eine zweite Meinung einholen? (1/2)
5
3
Sonstige körperliche Beschwerden (z. B. Knie ....) (1/4)
Ernährungsgewohnheiten (95 kg ist zu viel!) (1/4)
Welche Medikamente nimmt er? (1/4)
Welche Sportart hat der Arzt empfohlen? (1/4)
3
2
5
6
1
18
19
20
21
Hat dich der Arzt richtig durchgecheckt und (1/2)
dir bestimmte Sportarten empfohlen? (1/2)
3
1
Nachträglich eingegangen
Ob der Arzt ein Belastungs-EKG durchgeführt hat (1)
Hat der Arzt entsprechende Tests durchgeführt (1)
Hat sich der Arzt nach deiner Ernährung erkundigt? In diesem fall wäre es besser die Ernährung umzustellen (leichtes Übergewicht). Sport könnte evtl. zu einer Überlastung des
Herzens führen (1)
Auswertung
Die obigen Antworten wurden nach folgenden 7 Oberbegriffen sortiert und in Rangfolge der Summenwerte angeordnet.
1. Welche Sportart?
Nr.
Text
Wert
2
Welche Sportart hat der Arzt empfohlen? (1/4)
1/4
3
Was für einen Sport er treiben will! (1)
1
4
Welche Sportart willst Du machen bzw. was willst du erreichen (Ziel)? (1)
1
5
Hat der Arzt dir auch geraten, welchen Sport du treiben sollst? (1)
1
6
Welchen Sport bzw. welche Sportart sollst du treiben? (1)
1
7
und mit welcher Sportart? (1/2)
1/2
8
Zu welcher Art von Sport wurde geraten? (1)
1
10
Hat er auch gesagt, welcher und (1/2)
1/2
11
Welche Empfehlungen gab der Arzt? – Sportarten (1/2)
1/2
14
Welchen Sport → Def. Sport! Hat der Arzt genauer definiert was für Sport? (1/2)
18
Hat der Arzt … dir bestimmte Sportarten empfohlen? (1/2)
1/2
1/2
Summe
7 3/4
2. Kontraindikationen
Nr.
Text
Wert
2
Sonstige körperliche Beschwerden (z. B. Knie ....) (1/4)
1/4
11
Welche Empfehlungen gab der Arzt?
Einschränkungen (1/2)
1/2
13
Welche sonstigen körperlichen Beschwerden hast du, damit wir eine geeignete
Sportart suchen können? (1)
1
15
Fühlst du dich in deiner momentanen Lebenssituation unwohl? (1)
1
21
Sport könnte evtl. zu einer Überlastung des Herzens führen (1/2)
Summe
1/2
3 1/4
3
3
5
71
3. Sportintensität
Nr.
Text
Wert
7
Hat er dir einen Trainingsplan gegeben oder geraten langsam anzufangen (1/2)
1/2
10
Hat er dir auch gesagt, …wieviel Sport für dich empfehlenswert wäre? (1/2)
1/2
12
Willst du nicht lieber langsam anfangen und vorher vielleicht … (1/2)
1/2
16
… wie intensiv Sport treiben? (1/2)
1/2
Summe
2
4. Ernährung
Nr.
Text
Wert
2
Ernährungsgewohnheiten (95 kg ist zu viel!) (1/4)
1/4
12
Willst du nicht … eher deine Ernährung umstellen, das wäre vielleicht in deinem
Fall besser! (1/2)
1/2
17
Willst du nicht erst einmal deine Ernährung umstellen und (1/2)
1/2
21
Hat sich der Arzt nach deiner Ernährung erkundigt? In diesem Fall wäre es besser
die Ernährung umzustellen (leichtes Übergewicht) 1/2. Sport könnte evtl. zu einer
Überlastung des Herzens führen (1)
Summe
1/2
1 3/4
5. Arzt
Nr.
Text
Wert
1
Bei welchem Arzt warst du? (1)
1
17
Willst du … dir auch eine zweite Meinung einholen? (1/2)
1/2
Summe
1 1/2
6. Sonstige Ärztliche Diagnostik
Nr.
Text
Wert
18
Hat dich der Arzt richtig durchgecheckt und … (1/2)
1/2
20
Hat der Arzt entsprechende Tests durchgeführt? (1)
Summe
1
1 1/2
7. EKG
Nr.
Text
Wert
19
Ob der Arzt ein Belastungs-EKG durchgeführt hat (1)
Summe
1
1
8. Medikamente
Nr.
Text
Wert
2
Welche Medikamente nimmt er? (1/4)
1/4
16
Welche Medikamente sollst du nehmen (1/2)
1/2
Summe
3/4
72
9. Sonstiges
Nr.
Text
Wert
9
Wie hoch sind die Werte? (1)
1
14
Nach welchen Kriterien wurde dies festgelegt? (1/2)
1/2
Summe Nr. 7
1½
Gesamt: 21 Punkte
Kommentar: Der Vater ist ein typischer Risikopatient für Arteriosklerose (metabolisches Syndrom)
und somit für einen Herzinfarkt durch Sporttreiben unkontrollierter Intensität prädestiniert. Aus präventiver Sicht wäre die Frage nach einem ERGO-EKG zwingend gewesen. Diese Frage wurde nur in
einem von 21 Fällen (< 5 %) gestellt und einmal andeutungsweise („richtig durchgecheckt“, Nr. 18
bzw. "entsprechende Tests", Nr. 20). Aber auch die für den Gesundheitssport wichtige Intensitätssteuerung nimmt nur einen nachrangigen Platz ein (2 von 21 Punkten ~ < 10 %).
Soll denn der Vater wissen, was unter "entsprechenden Tests" zu verstehen ist? Sportstudierende
sollten das wenigstens konkret bezüglich des Ergo-EKG wissen, schließlich sind sie es, die später
Sport empfehlen und betreuen. Präventives Sporttreiben sollte die Prävention von sportbedingten
Schäden und Unfällen einschließen. Wie schwierig dies ist, zeigt sich immer wieder durch Todesfälle
beim Volksmarathon und bei den Problemen einer angemessenen Intensitätssteuerung für Sportler,
die ihren Lustgewinn erst bei hohen Intensitäten erfahren und mit Sprüchen wie "no risk – no fun"
auch noch dazu animiert werden.
Die permanente "Gesundbeterei" des Sports – seien es Sportwissenschaftler, Gesundheitswissenschaftler und Sportmediziner oder auch populäre Organisationen wie Krankenkassen und Gesundheitserzieher – hat offensichtlich auch bei den Seminarteilnehmern zu einem unerschütterlichen
Glauben an den Gesundheitssport geführt. Wäre es doch gerade deren Aufgabe, für das richtige
Betreiben des Gesundheitssports zu sorgen, einschließlich dessen Betreuung gerade durch kompetente Fachleute. Wie soll das aber gehen, wenn diese nicht einmal an die Herzinfarktgefährdung ihres
Vaters und die Bedeutung einer angemessenen Intensitätssteuerung denken?
Haben die Seminarleiter in diesem Punkte etwas falsch gemacht? Sie haben nicht explizit auf die o.g.
Thematik hingewiesen – schließlich ging es um andere Schwerpunkte des interdisziplinären Seminars. Im Hauptstudium sollte aber durch die Lehrveranstaltungen und Beschäftigung mit Sportmedizin
schon ein Bewußtsein über den differenzierten Umgang mit dem Sport gewachsen sein: offenbar eine
Wunschvorstellung, die mit der harten medizinischen und sozialen Realität nicht vereinbar ist. So ist
die naive Gutgläubigkeit über den gesundheitlichen Wert des Sporttreibens am Ende eines Seminars
über "Sport und Gesundheit“, bei dem auch das Thema „kardiovaskulärer Risikopatient“ mehrfach
angeschnitten wurde, wiederum erschreckend. Fast alle Sportstudierenden hätten ihren Vater in das
Risiko eines Herzinfarkts hineinlaufen lassen. Das Ergebnis stimmt allerdings mit vorangegangenen
Umfragen überein: Nr. 27, 39 und 40 in http://www.uni-mainz.de/FB/Sport/physio/spomed10.html .
H.-V. Ulmer 23.2.2006
73
Anhang 1: Bewegung bei Übergewicht – eine schlechte Pauschalempfehlung
(veröffentlicht in Heft 1, 2006, S. 22 - 23 der Zeitschrift „die Säule“)
Auch anerkannte Epidemiologen empfehlen pauschal "Bewegung" als Maßnahme gegen
Übergewicht. Solche Empfehlungen sind zwar beliebt und sie eignen sich bei den Krankenkassen gut für Marketing-Aktionen, sie müssen jedoch im Einzelfall mit Augenmaß und Be
dacht umgesetzt werden. Es sei die Frage gestattet: Warum sollen sich eigentlich Men-schen
mit Übergewicht „bewegen“?
Überwicht kann mehrere Ursachen haben:
1. Muskel-bedingt. Athletische Typen, die Anlage-bedingt oder durch Krafttraining eine erhöhte Muskelmasse aufweisen, betreiben entweder sowieso schon ein Krafttraining (nicht
irgendeine “Bewegung“) oder es gibt keinen Grund, sie mit „Bewegung“ zu bedrängen.
2. Körperbau-bedingt. In einer ganz alten US-Studie zwecks Ermittlung des MLICIdealgewichts wurde dies noch berücksichtigt (schmaler – mittlerer – breiter Körperbau), aber
im Taumel über den unseligen Body-Mass-Index BMI (der früher in Europa Quetelet-Index
hieß) total in Vergessenheit gedrängt. Welchen Grund sollte ein Mensch mit breiten Schultern und/oder breitem Becken haben, sich zu bewegen, es sei denn, daß es ihm Freude bereitet?
3. Fett-bedingt. Nur bei Fettsucht, also vermehrtem Köperfettgehalt, sollte man von Adipositas sprechen, alle anderen Definitionen (speziell über den BMI) sind aus den obigen Gründen
Nr. 1 und 2 unlogisch und unsinnig, auch wenn sie noch so verbreitet sind. Und selbst bei
Adipositas gibt es immer noch keinen Grund, Mitmenschen mit der Aufforderung „Bewegung“
zu indoktrinieren. Man muß bei der Adipositas nämlich zwischen dem Birnentyp (Hüfte) und
Apfeltyp (Bauch) unterscheiden, und nur der Apfeltyp ist mit den Stoffwechselkrankheiten
des metabolischen Syndroms vergesellschaftet. Nur der Apfeltyp kann Anlaß sein, gegen
Adipositas vorzugehen.
Was tun beim Apfeltyp?
Die pauschale Empfehlung „Bewegung“ lenkt vom Hauptproblem ab, nämlich von der für die
betroffene Person übermäßigen Energiezufuhr und deren permanentem Kampf mit dem Hungergefühl.
Wenn, dann kann nur Ausdauersport längerer Dauer (1 Std. täglich) mit höheren Intensitäten
(Herzfrequenz mindestens 160 minus Lebensalter) eine relevante Stoffwechselsteigerung
bewirken, und nicht „Bewegung“ an sich. Im Anschluß an Ausdauersport wird aber Selbstdisziplin gefordert, wenn man die zusätzlich verheizten Kalorien auch wirklich in Gewichtsabnahme umsetzen will: Ausdauersport macht Durst, aber die meisten Getränke enthalten rund
500 kcal/Liter, was in etwa der Energie entspricht, die man vorher in einer Stunde verheizt
hat. Und hungrig macht der Ausdauersport auch: etwa eine halbe Stunde danach muß man
sich besonders beherrschen. Gerade der Kampf mit dem Hungergefühl stellt jedoch ein
Hauptproblem der Apfeltypen dar.
Die unerwünschten Nebenwirkungen von „Bewegung“
74
1. Sportunfälle. Wir haben mittlerweile mehr Sport- und Freizeitunfälle als Arbeitsunfälle.
Das Risiko, einen Unfall beim Sport zu erleiden, ist pro Stunde Aktivität etwa 20mal größer
als am Arbeitsplatz. Die Kliniken für Orthopädie/Unfallchirurgie sind voll von Sportverletzten,
für die es sogar mehrere Spezialkliniken in Deutschland gibt – nicht nur für Spitzensportler!
2. Chronische Gelenkschäden, speziell der Knie- und Fußgelenke. Joggen wurde jahrzehntelang als Gesundheitssport angepriesen. Doch gerade bei Übergewicht – gleich welchen
Typs – werden durch das Joggen besonders die o. g. Gelenke strapaziert, und dies nicht nur
beim Laufen auf Asphalt. Übergewichtige sind also besonders gefährdet und sollten sich
demgemäß verhalten
3 Herzinfarkt durch Ausdauersport. Während ausdauersportlicher Aktivitäten höherer Intensität ist das Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden, größer. Dies gilt erst recht für den Apfeltyp. Bei ihm muß prinzipiell eine verstärkte Arterienverkalkung befürchtet werden, und dies ist
dann der Boden für den Herzinfarkt. Gerade diejenigen, die aufgrund ihres Apfeltyps etwas
für die Gesundheit tun sollten, sind durch Ausdauersport besonders Herzinfarkt-gefährdet,
vor allem durch unkontrolliertes Sporttreiben zu hoher Intensität. Nur: wenn man dann mit
gebremster Intensität läuft (was oft viel Selbstüberwindung kostet), dann wird auch weniger
Energie verheizt! Wer die gesundheitlichen Risiken nicht wahrhaben will, sollte sich die Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention ansehen:
http://www.dgsp.de/_downloads/mixed/Abgestufte_sportaerztl_Untersuchung.doc . Dort findet man die Forderung: Für "alle Sporttreibenden über 35 Jahre, insbesondere solche mit
mehr als einem Risikofaktor" eine sportärztliche Vorsorgeuntersuchung "mindestens alle 2 4 Jahre, jährlich wünschenswert". Wozu denn wohl Vorsorgeuntersuchungen, wenn man etwas für die Gesundheit tun will?
Sonstige Nebenwirkungen der gesunden Lebensweise
1. Verzicht auf Lebensqualität. Die derzeitigen Empfehlungen laufen oft auf eine Umstellung der Lebensweise und Einbuße an Lebensqualität hinaus, die nur bei Adipositas vom
Apfeltyp angezeigt ist. Ob derjenige dann an Gesundheit erntet, was er mühsam jahrzehntelang gesät hat, kann ihm im Einzelfall niemand garantieren. Andere Krankheiten oder Unfälle
können ihn dahinraffen, und dann hätte er sich vergeblich gequält.
2. Stigmatisierung. Gequält mit naseweisen Ratschlägen und stigmatisiert werden Hunderttausende BMI-Geschädigter, bei denen im Einzelfall gar kein Anlaß für eine Gewichtsabnahme besteht. Immer mehr junge Frauen verfallen in das Gegenteil des Übergewichts: Magersucht (Bulämie oder Anorexie).
Fazit für Rückenschullehrer:
Das Besprechen von Übergewicht und Fettsucht im Rahmen der Kursveranstaltungen erfordert Augenmaß und Einfühlungsvermögen. Dabei ist zu berücksichtigen, daß pauschale
Empfehlungen von "Bewegung" aus der dargelegten ärztlichen Sicht unverantwortlich sind.
Körperliche Aktivität richtig umzusetzen erfordert fachliche Beratung und Betreuung, sei es
durch Rückenschullehrer, Physiotherapeuten, Sportlehrer, Übungsleiter usw.
Prof. Dr. H.-V. Ulmer, Facharzt für Physiologie. Inst. für Sportwissenschaft, FB 02, Johannes
Gutenberg-Universität, 55099 MAINZ, [email protected]
Ergänzende Hinweise zum Themenkomplex:
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1. Leserbrief Ulmer im Deutschen Ärzteblatt zur Adipositas: http://www.deutschesaerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?id=46562
2. Dazu Schlußwort des Autors J. Hebebrand: http://www.deutschesaerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?id=46563 , hieraus als Auszug:
„Selbstverständlich hat Prof. Ulmer Recht, in dem er die unkritische Anwendung des BMI zur Definition eines individuellen Risikos anprangert. Dennoch sei angemerkt, dass bei der Definition der Adipositas über einem BMI > 30 kg/m2 in aller Regel auch eine überdurchschnittlich hohe Fettmasse vorliegt. Der BMI hat sich nicht zuletzt deshalb durchgesetzt, weil die Bestimmung der Fettmasse – sofern sie valide erfolgt – in der Praxis nicht einfach durchführbar ist und zudem zahlreiche Studien mittelhohe bis hohe Korrelationen zwischen dem relativen Anteil der Fettmasse an Gesamtkörpergewicht
und dem BMI ermittelt haben. Die individuelle Einschätzung des gesundheitlichen Risikos einer Adipositas sollte selbstverständlich das Fettverteilungsmuster mitberücksichtigen. Mehrere Experten warnen mittlerweile davor, dass die heutige Jugend möglicherweise eine gegenüber der Elterngeneration
reduzierte Lebenserwartung aufgrund der gestiegenen Adipositasprävalenz aufweisen wird. Um aber
dem Anliegen von Herrn Prof. Ulmer nach einer differenzierten Beurteilung des BMI gerecht zu werden, sei abschließend aufgezeigt, dass sich im höheren Lebensalter ein hoher BMI protektiv auf die
Mortalitätsrate auswirkt“.
3. Leserbrief Frommherz zu Epidemiologie, Statistik und Individualität im Deutschen Ärzteblatt : http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?id=49040
Anhang 2: Verbrauchertip: Crosstrainer für zu Hause
Quelle: http://www.dradio.de/dlf/sendungen/verbrauchertipp/466081/
Deutschlandfunk: 08.02.2006 06:25 Uhr: „Verbrauchertip“
Wer nicht nur dicke Armmuskeln, sondern insgesamt eine gestählten Körper antrainieren möchte, greift zum
Crosstrainer. (Bild: AP)
Crosstrainer für zu Hause
Von Walter Kittel
Laufband, Fahrrad oder Stepper? Die Vielfalt an Heimtrainingsgeräten ist groß, und die Nachfrage
auch, besonders im Frühjahr, wenn die Pfunde purzeln sollen. Wer nicht nur Beine oder Arme stärken
möchte, sondern den ganzen Körper, greift heute meistens zu einem so genannten Crosstrainer. Dieser
sollte unbedingt mit einem guten Puls- und Blutdruckmesssystem ausgestattet sein.
Crosstrainer gehören zu den Heimsportgeräten. Man bewegt sich darauf ähnlich wie beim Langlaufskifahren. Arme,
Beine, ja der ganze Körper wird in gleichmäßiger Bewegung trainiert. Diese Geräte gibt es seit etwa Mitte der 90er
Jahre in Deutschland, und sie kommen ganz unterschiedlich an. Florian Staudigl vom Tüv Süd:
Er trainiert sehr umfassend, muss man dazu sagen. Es gibt aber auch Menschen, die dieses Gerät benutzen, die
sagen, der Bewegungsablauf taugt ihnen einfach nicht. Das ist sicherlich sehr unterschiedlich.Daher kann man
schon einem potentiellen Käufer eines solchen Gerätes empfehlen, irgendwo mal so ein Gerät auszuprobieren.
Die Preise für Crosstrainer schwanken zwischen 200 und etwa 1000 Euro. Wichtigstes Kriterium für die Anschaffung eines Gerätes sollte sein, dass man sich wohl darauf fühlt. Das kann auch bei günstigeren Modellen schon der
Fall sein:
Welchen Eindruck habe ich von dem Gerät, wenn ich mich zum ersten Mal da drauf stelle? Wackelt das Gerät
oder macht es einen stabilen, massiven Eindruck? Fühle ich mich drauf sicher oder habe ich ein ungutes Gefühl.
Komme ich an diese Handgriffe? Kann ich den Computer gut erkennen, kann ich auch einigermaßen alles ablesen?
Ist es so von der Größe her für mich geeignet und meine Familie? Und das sind sicher so die ersten Kriterien.
Ist das Urteil nach dem ersten Testlauf positiv, geht es um technische Details. Wer seinen Trainingserfolg messen
möchte, sollte etwa nicht an einem vernünftigen Puls- und Blutdruckmesssystem sparen:
Das beste Messsystem ist ein so genannter Brustgurt, wie man es dann vielleicht auch von Herzfrequenzmessuhren kennt. Der liegt direkt an der Haut auf, in der Nähe des Herzens und misst diesen Pulsschlag sehr genau. Der
ist in dem Fall sicherlich empfehlenswerter als ein Ohrclip oder Handpulssensor.
Dass ein Gerät sicher und stabil aufgestellt werden kann, eventuell auch auf leicht unebenen Böden, muss vor dem
Kauf beachtet werden. Professionelle Geräte für den Heimbedarf wiegen heute etwa 70 Kilo oder mehr. Was auch
an der schweren Schwungscheibe liegt, die einen dynamischen Bewegungsablauf garantieren soll:
Je massiver, je stabiler so etwas gebaut worden ist in diesem Bereich der Scheibe, umso runder läuft das Gerät,
umso gleichmäßiger ist der Bewegungsablauf.
Wer Geld sparen möchte, sollte unbedingt den Kauf eines gebrauchten Crosstrainers in
Erwägung ziehen. Die meisten Fitnessgeräte sind wenig benutzt. Eine Umfrage der
Sporthochschule Köln hat ergeben, dass dreiviertel aller Heimtrainer bereits nach wenigen Monaten nicht mehr betrieben werden.
U:\Dokumente\Eigene Dateien\Sonstige\Endfassung Sport u Gesundheit 05-06.doc
Erstelldatum 06.09.2006 11:23:00
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Anhang 3. Schlußbetrachtungen zum Seminar Sport und Gesundheit WS 05/06
Zu Beginn der letzten Veranstaltung des Seminars „Sport und Gesundheit“ im WS 2005/2006
führte Prof. Messing am 22.2.2006 u. a. aus:
Das Ziel des Seminars sei gewesen, die Studierenden zu einer kritischen Betrachtung des
pauschal behaupteten Zusammenhangs zwischen Sport und Gesundheit (nach dem Muster:
"Sport ist die beste Medizin" zu führen. Bei Publikationen – generell und speziell im Sport –
zählen nicht nur die Befunde, sondern auch die Methodik, mit der diese Befunde erhoben
wurden, um die Güte von Ergebnissen zu bewerten. Wichtig sei, auf interne Widersprüche zu
achten.
Verbreitet sei ein unkritischer Respekt vor Zahlen, aber auch vor bekannten Autoren nach
dem Muster "Aristoteles hat es gesagt!" Besonders bei Befunden im Internet sei Skepsis angebracht. Im vorhergehenden Seminar habe J. Meurer den angeblichen Autor des Forschungsberichts "Macht Jogging blöd?" an der angegebenen US-amerikanischen Universität
ausfindig gemacht. In seinem Antwort E-mail hieß es kurz und bündig: "I never did any research on jogging!"
Gelernt werden müsse, ein Thema zu analysieren: Welche Frage, welche Problemstellung
verbirgt sich dahinter?
Der Spagat zwischen Drittmittelforschung und Freiheit der Forschung nehme gegenwärtig zu.
Wünschenswert wäre, daß im Falle von Drittmitteln die Geldgeber bei Publikationen genannt
werden (wie es mittlerweile beim Deutschen Ärzteblatt der Fall ist).
Prof. Dr. Dr. M. Messing
76

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