Grundlagen der Wirtschaftsinformatik
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Grundlagen der Wirtschaftsinformatik
UNIVERSITÄT REGENSBURG WIRTSCHAFTSWISSENSCHAFTLICHE FAKULTÄT Bachelor-Kursprüfung Grundlagen der Wirtschaftsinformatik im Sommersemester 2009 am Mittwoch, den 29. Juli 2009 Für die Prüfung wurden die Aufgaben von Dr. Norbert S. Meckl gestellt. Auf die Vorbemerkungen des Aufgabenstellers wird verwiesen: • Bitte überprüfen Sie vor Beginn der Bearbeitung, ob Ihr Aufgabenteil alle Seiten enthält. Er beginnt mit Seite 2 und endet mit Seite 3. • Die Klausur besteht aus 2 Fallstudien, die alle zu bearbeiten sind. • Bitte vermerken Sie deutlich Ihren Namen und Ihre Matrikelnummer mit der jeweiligen Aufgabennummer auf jedem Antwortbogen. • Bitte benutzen Sie für jede Fallstudie einen eigenen Antwortbogen. • Als Hilfsmittel zugelassen ist ein nicht programmierbarer Taschenrechner. • Die Bearbeitungsdauer beträgt 90 Minuten. Die Gesamtpunktzahl beträgt 90 Punkte. Viel Erfolg! Klausur zu „Grundlagen der Wirtschaftsinformatik“ im SS09 Seite 2 von 3 Fallstudie 1: „Windows aus der Asche“ (45 Punkte) [Themengebiete: Systemsoftware, Systementwicklung, eEPK, Vorgehensmodelle] In Anlehnung an: Spiegel-Online, 06.07.2009, URL: http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,634334,00.html (…) Wer heute den Hauptsitz des Software-Riesen in Redmond besucht, erlebt wunderliche Szenen. In ganzen Abteilungen sitzen die teuren Programmierer nicht mehr allein, sondern paarweise vor den Monitoren. Das Programmieren im Duett ist Teil eines großen Plans zur Qualitätsverbesserung und Fehlervermeidung. (…) Microsoft hat gelernt, den Fehler zu fürchten, da sich der Start des Betriebssystems Windows Vista um Jahre verzögerte. Vista gilt als komplexeste Software aller Zeiten. Zweitausend Entwickler schufen mehr als 50 Millionen Zeilen Programmcode. Vor allem die wechselseitige Abstimmung in den vielfach verschachtelten Entwicklergruppen verschlang viel Zeit, erzählt Frank Fischer, Technologiemanager: „Mit Vista sind wir in eine Komplexitätsfalle geraten. Die Entwicklung war ingenieursgetrieben.“ Als Vista endlich auf den Markt kam, wirkte es sperrig, überfrachtet und mitunter quälend langsam. Der Vista-Nachfolger, Windows 7, sollte anders geraten: schlank und schnell, leicht und menschenfreundlich. Microsoft reduzierte die Hierarchie-Ebenen im Unternehmen auf die Hälfte und die Bereichsleiterposten auf ein Drittel. Um zu ergründen, was der Kunde eigentlich wollte, warf Microsoft ein gewaltiges Forschungsprogramm an. Fast elf Millionen Anwender von Vista gestatteten dafür die anonyme Aufzeichnung ihrer Aktionen. So gelangten die Forscher an Nutzungsdaten aus allen Weltgegenden. (…) Eine neue Betriebssystemfunktion wurde nur dann berücksichtigt, wenn der Vorschlag eines Benutzers nach Prüfung von anderen Benutzern als sinnvoll erachtet wurde. Danach wurde sie nur implementiert, wenn deren Beschreibung auf eine Karteikarte passt. Wenn nicht, wurde die Aufgabe verworfen und nicht in das Betriebssystem implementiert. Ansonsten wurde das implementierte Modul getestet und solange verändert, bis es fehlerfrei funktionierte. Am Ende war klar, wie ein gutes Betriebssystem aussehen sollte. Blieb die Frage, wie man es bauen kann, so dass es auch fertig wird. Der neue Leiter der Entwicklung Steven Sinofsky verteilte seine Programmierer auf überschaubare Teams, die sich eigenständig um je eine Funktion kümmerten. Täglich unterwarfen sie ihre Programme rituellen Testverfahren, um sie von versteckten Fehlern zu reinigen. Die Maxime dieses „extreme programmings“ ist: Beginne mit dem Machbaren, dann füge Stück für Stück hinzu. Und immer gleich gründlich testen! (a) (10 Punkte) Nennen Sie drei Probleme, die laut vorliegendem Artikel bei der Entwicklung von Windows Vista auftraten? Durch welche drei organisatorischen Maßnahmen vermied man diese Probleme laut Artikel bei der Entwicklung von Windows 7? Nennen und beschreiben Sie zwei Qualitätsanforderungen an Software, die bei Windows Vista vernachlässigt wurden. (b) (6 Punkte) Im Verlauf der technischen Entwicklung veränderte sich der Bewertungsmaßstab der Programmierung. Erläutern und untersuchen Sie die Bedeutung der Kriterien Effizienz, Transparenz und Flexibilität in der Programmierung heute im Vergleich zu den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts. (c) (4 Punkte) Zeigen Sie graphisch die Zunahme der Kommunikationspfade bei Erhöhung der Personenanzahl in den Entwicklerteams von zwei auf fünf Personen. (d) (15 Punkte) Modellieren Sie den Sachverhalt der Aufnahme einer neuen Funktion in das Betriebssystem Windows 7 als erweiterte ereignisgesteuerte Prozesskette. (e) (10 Punkte) Das im Artikel beschriebene Vorgehensmodell „extreme programming“ stellt eine Besonderheit des Prototypen-Modells dar. Nennen und beschreiben Sie zwei Arten von Prototypen. Nennen Sie zwei Vor- und zwei Nachteile des PrototypenModells im Vergleich zu anderen Vorgehensmodellen. Klausur zu „Grundlagen der Wirtschaftsinformatik“ im SS09 Seite 3 von 3 Fallstudie 2: „eLearning-Umgebung poodle“ (45 Punkte) [Themengebiete: Datenbanken, ERM, Normalisierung, Transaktionenkonzept] An der Universität Regensburg wird die neue eLearning-Umgebung „poodle“ eingeführt. Sämtliche Kurse sollen mit dem jeweiligen Titel, der eindeutigen Kursnummer (VvzNr), der Anzahl der freien Plätze (Platz) und den Kreditpunkten (CP) aufgeführt werden. Die Studierenden, die die Kurse besuchen möchten, werden mit ihrem Nachnamen (SName), ihrer individuellen Matrikelnummer (MatrNr) und der Anzahl Ihrer Fachsemester (FSem) erfasst. Es soll außerdem ersichtlich sein, welcher Dozent welche Kurse liest, wobei ein Kurs immer einem Dozenten zurechenbar ist. Dabei werden die eindeutige Personalnummer (PersNr), der Nachname (DName), der Vorname (DVName) und das Geburtsjahr (GJahr) der Dozenten abgelegt. Bisher wird beispielsweise folgende Liste in der Universitätsverwaltung geführt: Dozentenvor- & nachname Geburtsjahr Vorlesungen VvzNr Dagobert Duck 1955 Ursache der Finanzkrise, Investition 22101, 22102 Homer Simpson 1969 Sicherheitsmanagement, Ernährungswissenschaft, AKW-Technik 22410, 22411, 22412 Abe Simpson 1929 Geschichte 22500 (a) (8 Punkte) Nennen und erläutern Sie vier Vorteile, welche die Datenhaltung in einer Datenbank im Vergleich zur Datenhaltung in einzelnen Dateien hat. (b) (12 Punkte) Fertigen Sie grafisch (Chen-Notation) einen Datenbankentwurf für „poodle“ mit Kardinalitäten und markierten Primärschlüsselattributen nach dem EntityRelationship-Modell an. (c) (11 Punkte) Was versteht man unter der Normalisierung von Datenbeständen beim relationalen Datenbankentwurf? Überführen Sie die Liste der Universitätsverwaltung in die 3. Normalform. (Hinweis: Fügen Sie ggf. notwendige Schlüsselattribute ein.) (d) (14 Punkte) Was versteht man unter dem Transaktionenkonzept beim Datenbankentwurf? Nennen und erläutern Sie die Prinzipien, die dabei eingehalten werden müssen. Zeigen Sie anhand des zeitlichen Ablaufs einer Platzreservierung von zwei Studierenden bei einem Kurs mit 10 freien Kursplätzen die Wichtigkeit von Sperrmechanismen bei Datenbankmanagementsystemen.