PerspektivenMaerz2012
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PerspektivenMaerz2012
Postbank Research Perspektiven März 2012 Thema des Monats: Spanien: Trotz weiterer Belastungen bleibt Staatsverschuldung tragbar Auf dem Weg in die Rezession Reformen müssen fortgesetzt werden Bankensektor bleibt eine offene Flanke EWU-Konjunktur: Anzeichen einer Stabilisierung verstärken sich Tiefpunkt könnte bereits durchschritten sein Inflationsrate sollte zunächst noch etwas sinken US-Konjunktur: Das Fundament für eine Wachstumsbeschleunigung ist gelegt Die Industrie überzeugt weiterhin; der private Konsum startet durchwachsen Die Inflationsrate ist weiter auf dem Rückmarsch Rentenmarkt: Keine nachhaltigen Impulse für den Rentenmarkt EZB erwartet verzögerte Wirkung der Sondermaßnahmen Beteiligt sich EZB an der Rettung Griechenlands? Aktienmarkt: Risiken werden (noch) ausgeblendet Feste feiern, wenn sie fallen Berichtssaison mit Licht, aber auch deutlichen Schattenseiten Moderater Kursrückgang auf kurze Sicht Postbank Research Seite 1 Perspektiven März 2012 Research Team Dr. Marco Bargel Chefvolkswirt [email protected] Heinrich Bayer [email protected] Matthias Göthel [email protected] Thilo Heidrich [email protected] Heinz-Gerd Sonnenschein [email protected] www.postbank.de/research Redaktionsschluss: 23.02.2012 Deutsche Postbank AG Zentrale Friedrich-Ebert-Allee 114-126 53113 Bonn Telefon: (0228)920-0 Disclaimer: Alle hier veröffentlichten Angaben erfolgen unverbindlich und stellen Informationsmaterial dar, also weder eine Anlageberatung noch eine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf irgendeines Wertpapiers. Die Informationen in diesem Dokument wurden aus Daten erarbeitet, von deren Richtigkeit ausgegangen wurde; Postbank Research garantiert diese jedoch nicht. Die Angaben dienen ausschließlich zur Information, die dem Investor eine selbständige Anlageentscheidung erleichtern soll. Postbank Research Seite 2 Perspektiven März 2012 Spanien: Trotz weiterer Belastungen bleibt Staatsverschuldung tragbar Reformen müssen fortgesetzt werden Die im Dezember 2011 neugewählte Regierung unter Mariano Rajoy und seiner Volkspartei (PP) verfügt über eine absolute Mehrheit im Parlament. Hauptaufgabe der Regierung wird es sein, die selbst gesteckten Ziele abzuarbeiten. Hierzu zählen im wesentlichen die Reform des Arbeitmarktes sowie die Fortführung der Konsolidierungs- und Sparpolitik in den öffentlichen Haushalten. Obwohl der spanische Staat mit einer relativ geringen Schuldenquote in die Finanzkrise hineingezogen wurde, forderten die Bankenrettung und die konjunkturbedingten Defizite ihren Tribut. Mit aktuell 69% des BIP fällt die Verschuldungsquote aber nach Postbank Research 4,0 4,0 2,0 2,0 0,0 0,0 -2,0 -2,0 -4,0 -4,0 -6,0 -6,0 -8,0 2005 in % Nach einer scharfen Rezession im Zuge der Finanzkrise schwenkte die spanische Wirtschaft Mitte 2010 wieder auf einen Wachstumspfad ein. Allerdings fiel die Erholung sehr schwach aus. Im 3. Quartal 2011 stagnierte das BIP bereits wieder, während es im 4. Quartal sogar um 0,3% schrumpfte. 2012 dürfte das spanische BIP um 1,3% zurückgehen. Aufgrund der starken Verschuldung des privaten Sektors und der hohen Arbeitslosigkeit wird der Konsum der Privaten Haushalte deutlich zurückgehen. Wir erwarten hier ein Minus von 1,1%. Noch heftiger wird als Folge des verschärften Konsolidierungskurses die Schrumpfung des Staatskonsums ausfallen (-2,1%). Die Investitionen werden in einem ähnlichen Ausmaß sinken, auch als Folge der Bankenkrise. Einziger „Lichtblick“ bleibt der Außenhandel. Zwar dürfte er im laufenden Jahr ebenfalls zur Schrumpfung des BIP beitragen. Allerdings ist das Leistungsbilanzdefizit seit Krisenbeginn deutlich geschmolzen und sollte sich ab 2013 weiter einengen. Dennoch wird die spanische Wirtschaft auch im kommenden Jahr kaum über Stagnation hinauskommen. Rezession in 2012 sicher - Stabilisierung 2013? in % Auf dem Weg in die Rezession -8,0 2007 2009 2011 2013 reales BIP-Wachstum Quelle: Postbank wie vor moderat aus. Unter realistischen Annahmen zum Wachstum und zur Neuverschuldung pendelt sich die Schuldenquote bei rund 85% ein und wäre damit tragfähig. Dies gilt um so mehr, da etwaige Effekte aus den aktuellen und geplanten Reformen hierbei noch nicht berücksichtigt sind. Allerdings zeigt die Analyse auch, dass ein Anstieg des Zinsniveaus sehr schnell zu einer Überschuldung der öffentlichen Hand führen könnte. Um den sozialen Frieden zu wahren, lehnt die Regierung es bisher ab, Einschnitte bei Bildung, Gesundheit und Renten vorzunehmen. Ob sie diesen Kurs durchhalten kann ist fraglich, da die genannten Bereiche rund die Hälfte der staatlichen Gesamtausgaben ausmachen. Die Sparanstrengungen im Staatshaushalt müssen auch mittelfristig fortgesetzt werden um bis 2014/2015 das Defizitkriterium von 3% des BIP zu erreichen. Von entscheidender Bedeutung sind zudem weitere Reformen am Arbeitsmarkt. Die aktuelle Arbeitslosigkeit ist sehr hoch. Je länger die Arbeitskräfte ohne Beschäftigung bleiben, um so schwieriger wird es werden, sie wieder in den freien Arbeitsmarkt zu integrieren. Diese Entwicklung verschärft das ohnehin schon große Problem der geringen Qualifikation Seite 3 Perspektiven März 2012 25,0 3,5 22,5 3,0 20,0 2,5 17,5 2,0 15,0 1,5 12,5 1,0 10,0 0,5 7,5 0,0 2007 2008 2009 2010 Bankensektor bleibt eine offene Flanke Perso nen (in Mio.) Pro zent Hohe Sockelarbeitslosigkeit belastet Wachstumspotential auf Jahre 2011 Arbeitslosenquote in % (li. Skala) Arbeitslos seit (6-12 Monate) (1 bis 2 Jahre) (>2 Jahre) Quelle: Reuters EcoWin spanischer Arbeitskräfte, auch eine Hauptursache für die hohe Jugendarbeitslosigkeit. Eine Folge dieser Entwicklung ist ein deutliches Absinken des spanischen Produktionspotenzials. Lag dies vor der Krise noch 3,5% p.a., so ist für die kommenden Jahre eher mit einem Prozent zu rechnen. Zentrale Punkte bei den Arbeitsmarktreformen sind die Abschaffung der zentralistischen Tarifverhandlungen und Deregulierungen in verschiedenen Berufszweigen. Ein erster wichtiger Schritt zur Reform des Arbeitsmarktes wurde bereits vollzogen. Regierung und Gewerkschaften brachen mit der Tradition der automatisch an die Inflation gekoppelten Lohnentwicklung. Stattdessen wurde im Januar 2012 vereinbart, dass die Tariflöhne im laufenden Jahr maximal um 0,5% steigen werden. Für die folgenden Jahre gelten Werte von max. 0,6%. Lohnzuwächse von bis zu 30% gehören damit der Vergangenheit an. Im ersten Quartal 2012 sollen weitere Reformen präsentiert werden. Hierzu zählen insbesondere eine Flexibilisierung des Arbeits- und Tarifrechts sowie ein verbessertes Vermittlungssystem für Arbeitslose. Postbank Research Die spanischen Finanzinstitute leiden noch immer stark unter den Folgen des vorangegangenen Baubooms und dem darauffolgenden Platzen der Blase. Der Anteil der notleidenden Kredite (NPL) steigt und aufgrund der konjunkturellen Situation ist für 2012/2013 keine Besserung zu erwarten. Ende 2012 dürfte die NPL-Quote bei 8,5% liegen, was einem Betrag fauler Kredite in Höhe von 153 Mrd. € entspricht. Die spanische Zentralbank identifizierte ein Gesamtvolumen von 176 Mrd. € an problematischen Aktiva aus der Zeit des Baubooms. Bisher wurden im Bankensektor aber erst rund 50 Mrd. € an Werten aus dieser Zeit abgeschrieben. Weitere 50 Mrd. € sollen nach dem Willen der Regierung in einem Zeitraum bis 2013 durch Verluste realisiert werden. Inwieweit einzelne Finanzinstitute hierdurch in Schwierigkeiten geraten können, ist offen. Ein staatliches Bad-Bank-Modell wurde bisher abgelehnt. Im Zweifelsfall wird der Staat aber als Kapitalgeber einspringen müssen, um Dominoeffekte und einen Zusammenbruch größerer Institute zu verhindern. Wir halten es für sehr wahrscheinlich, dass ein erheblicher Teil der sehr hohen privaten Verschuldung (rd. 205% des BIP) letztendlich beim Staat verbucht werden wird. Dies wird nicht ohne Folgen für das Rating der öffentlichen Hand bleiben. Das Volumen der notleidender Kredite steigt konjunkturbedingt weiter Seite 4 Perspektiven März 2012 Schuldenquote in % des BIP Spaniens Schuldenberg am aktuellen Rand noch tragbar 110 100 90 80 70 60 50 40 30 2006 2009 2012 2015 2018 Basisszenario Zinsschock Kombinierter Zins-, Wachstumsschock Quelle: Postbank Ein zweiter Risikofaktor bleiben die spanischen Regionen. Ihnen ist es zu „verdanken“, dass Spanien sein Defizitziel im letzten Jahr verfehlt hat und 2012 weiter verfehlen wird. Die Schwierigkeit der Regionen, die Zielvorgaben aus Madrid zu erfüllen, liegen im Haushaltssystem Spaniens begründet. Die Regeln bieten kaum einen Anreiz, die Konsolidierungsbemühungen voranzubringen, zumal praktische Konsequenzen bei Übertreten der Ziele kaum zu befürchten sind. Die Regierung versucht hier gegenzusteuern und durch eine Gesetzesreform die Regionen bis 2020 zu einem ausgeglichen Haushalt zu zwingen. Der Erfolg ist allerdings fraglich, da die Gesetzesvorlage einen nur schwachen Sanktionsmechanismus bei Überschreitung der Defizitobergrenzen durch die Regionen vorsieht. Fazit Wir erwarten für Spanien über die nächsten Jahre hinweg nur ein schwaches Wachstum. Die parallele Entschuldung von Staat und Privatsektor lassen hier kaum einen anderen Schluss zu. Trotz eines Zinsniveaus auf Rekordtief wird der spanische Privatsektor Tilgungen rentablen Investitionen vorziehen. Dies ist eine Entwicklung, die man bereits aus Japan in den 90er Jahren kennt. Allerdings erwarten wir (und sehen bereits zum Teil) eine Konsolidierung und Rekapitalisierung des Bankensektors. Wenn diese abgeschlossen wird und die Finanzinstitute wieder ihre Rolle als Financiers in der Volkswirtschaft einnehmen können, hat Spanien eine Chance, einer „lost decade“ mit Deflation und langsamen Wachstum zu entkommen. Dies setzt aber voraus, dass der derzeitige Konsolidierungskurs konsequent durchgeführt und durch Strukturreformen flankiert wird. Eine besondere Rolle kommt hierbei der Reform des Arbeitsmarktes zu, die zur Wiederherstellung der Wettbewerbsfähigkeit unabdingbar ist. Bevor die durchaus beachtlichen Reformen, die derzeit angegangen werden, nachhaltig greifen, wird aber noch geraume Zeit vergehen. Insofern muss in der näheren Zukunft, bedingt durch die schwache Konjunktur und die Krise des Bankensektors, noch mit einem weiteren Rückgang der Bonität Spaniens gerechnet werden. Matthias Göthel Prognosen Postbank Spanien Reales BIP (% ggü. Vj.) 2011 2012e 2013e 0,7 -1,3 0,2 Haushaltssaldo (in % des BIP) -5,5 -5,2 -4,5 Verschuldung der öffentl. Haushalte (in % des BIP) 68,9 72,8 75,6 Zinslast (in Mrd. €) 15,5 21,5 24,5 Leistungsbilanzsaldo (in % des BIP) -3,3 -3,5 -3,1 Postbank Research Seite 5 Perspektiven März 2012 EWU-Konjunktur: Anzeichen einer Stabilisierung verstärken sich Ein nochmaliger Rückgang der Wirtschaftsleistung ist allerdings noch keine ausgemachte Sache. Die Einkaufsmanagerindizes für den Euroraum haben zwar im Februar einen leichten Rückschlag erlitten, nachdem sie sich in den beiden Vormonaten per saldo spürbar verbessert hatten. Sie liefern damit ein diffuses Bild von der aktuellen konjunkturellen Lage, was für das 1. Quartal mehr oder weniger Stagnation erwarten lässt. Harte Konjunkturdaten für die laufende Periode sind bislang noch nicht verfügbar, jedoch sprechen auch die Tendenzen in Postbank Research reales BIP in % gg. Vq. 1,50 1,50 1,25 1,25 1,00 1,00 0,75 0,75 0,50 0,50 0,25 0,25 0,00 0,00 -0,25 -0,25 -0,50 -0,50 -0,75 -0,75 Q3 Q4 Q1 2010 Deutschland Frankreich Q2 Q3 Q4 2011 Italien EWU Quelle: Reuters EcoWin der Industrie für eine bereits erfolgte oder zumindest sehr baldige Stabilisierung der Konjunktur. So ist die Industrieproduktion in der EWU im Dezember 2011 zwar recht deutlich um 1,1% gegenüber dem Vormonat gefallen. Dies dürfte aber die Folge des Nachfrageeinbruchs im Herbst gewesen sein. Auf eine Fortsetzung des Abwärtstrends ins laufende Jahr deutet hingegen derzeit wenig hin. Positiv war zuletzt vor allem die Entwicklung bei den EWUAuftragseingängen. Diese sind im Dezember um 1,9% gegenüber dem Vormonat gestiegen. Der Tiefpunkt, der hier im September 2011 nach der Eskalation der EWU-Staatsschuldenkrise erreicht worden war, scheint inzwischen durchschritten. Die Industrieproduktion könnte deshalb im Auftragslage der Industrie hat sich schon wieder leicht verbessert 10 5,0 5 2,5 0 0,0 -5 -2,5 -10 -5,0 -15 -7,5 -20 -10,0 -25 -12,5 2007 2008 2009 2010 % gg. Vq. Tiefpunkt könnte bereits durchschritten sein Wachstum im Euroraum: Sehr schwach bis mäßig % gg. Vq. Die Wirtschaftsleistung des Euroraums ist im 4. Quartal 2011 um 0,3% gegenüber dem Vorquartal gefallen. Im Vergleich zum 4. Quartal 2010 legte das BIP um 0,7% zu. Für das gesamte Jahr 2011 ergibt sich damit ein EWU-BIP-Wachstum von 1,5%. Die wirtschaftliche Entwicklung war im 4. Quartal in fast allen EWU-Staaten schwach, bei allerdings großen Unterschieden. In Deutschland gab das BIP um 0,2% nach. Detaildaten liegen zwar noch nicht vor, positive Impulse kamen aber nach vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamtes von den Investitionen, insbesondere den Bauinvestitionen. Dagegen hatte der Außenhandel einen negativen Effekt auf die Wirtschaftsentwicklung. Auch die Konsumausgaben waren im Vergleich zum 3. Quartal leicht rückläufig. Gegensätzlich war die Entwicklung in den beiden anderen großen EWU-Ländern. In Frankreich stieg das BIP um 0,2%. In Italien gab es dagegen im Vorquartalsvergleich kräftig um 0,7% nach. Nachdem Italien bereits im 3. Quartal einen Rückgang der Wirtschaftsleistung zu verzeichnen hatte, befand sich das Land im 2. Halbjahr 2011 in einer Rezession. Diese droht auch dem Euroraum, falls das BIP im laufenden Quartal nochmals sinkt. 2011 2012 EWU-Auftragseingänge, 1 M. Vorlauf (li. Skala) EWU-Industrieproduktion (re. Skala) Quelle: Reuters EcoWin Seite 6 Perspektiven März 2012 Für unsere 2012er BIP-Prognosen von 0,6% für die EWU bzw. von 1,2% für Deutschland sehen wir vor diesem Hintergrund aufgrund des schwachen Schlussquartals 2011 ein leichtes Abwärtsrisiko aber keinen akuten Anpassungsbedarf. 4,0 110 3,5 100 3,0 90 2,5 80 2,0 70 1,5 60 1,0 50 0,5 40 0,0 30 -0,5 20 06 07 08 09 10 11 in EUR je Barrel Öl könnte erneut zum Treiber der Inflation werden % gg. Vj. laufenden Quartal schon wieder Tritt gefasst haben, ohne jedoch bereits Aufwärtsdynamik zu entwickeln. Diese erwarten wir aber weiterhin sowohl für die Industrie als auch für die gesamte Wirtschaft ab dem 2. Quartal. 12 13 EWU-Inflationsrate (li. Skala) Brent-Ölpreis (re. Skala) Quelle: Reuters EcoWin; Prognosen Postbank Inflationsrate sollte zunächst noch etwas sinken Die Teuerungsrate in der EWU hat sich im Januar bei 2,7% stabilisiert. Die Preisentwicklung war damit um die Jahreswende günstiger als von uns erwartet. Wir revidieren deshalb unsere Inflationsprognose für 2012, wie in den letzten ´Perspektiven` in Aussicht gestellt von 2,8% auf 2,5%. Im Frühjahr könnte die Inflationsrate basisbedingt sogar in die Nähe von 2% fallen. Mittelfristig bleiben wir aber skeptisch. Neues Ungemach droht mal wieder vom Ölpreis, der - in Euro gerechnet - aktuell ein neues Allzeithoch erreicht hat. Die Kältewelle in Europa oder der Iran-Konflikt Reichen unseres Erachtens als Erklärungen nicht aus. Einer der wesentlichen Gründe dürfte auch in der Flutung der Märkte mit Liquidität liegen, die irgendwohin fließen muss, z.B. in die Rohstoffmärkte. Wir halten den Anstieg des Ölpreises daher für dauerhaft und befürchten auf Sicht von 12 Monaten einen weiteren Anstieg auf 135 US-Dollar je Barrel. Zusammen mit der von uns erwarteten Euro-Abschwächung würde hieraus ein neuerlicher beachtlicher Inflationsimpuls resultieren. Ihr Inflationsziel von ´unter, aber nahe bei 2%` dürfte die EZB deshalb in absehbarer Zeit nicht erreichen. Heinrich Bayer Prognosen Postbank Deutschland Euroraum 2011 2012e 2013e 2011e 2012e 2013e 3,0 1,2 1,7 1,5 0,6 1,7 Privater Verbrauch 1,5 1,4 1,6 0,2e 0,8 1,7 Bruttoanlageinvestitionen Staatsverbrauch Exporte 6,5 1,2 8,2 3,2 1,2 5,8 2,6 0,9 5,4 2,1e 0,2e 7,0e 1,2 0,1 4,7 2,2 0,4 5,2 Importe Außenbeitrag* 7,2 0,8 6,9 -0,1 5,8 0,2 5,0e 0,8e 3,6 0,6 4,8 0,4 Lagerinvestitionen* -0,1 -0,3 0,0 0,1e -0,7 0,0 Arbeitslosenquote (in %) 7,1 6,7 6,7 10,1 10,4 10,2 Inflation (in %) 2,3 2,5 2,5 2,7 2,5 2,5 Staatl. Finanzierungssaldo (in % des BIP) -1,0 -0,8 -0,6 -4,2 -3,2 -2,8 Reales BIP (% ggü. Vj.) * Wachstumsbeiträge in % des BIP Postbank Research Seite 7 Perspektiven März 2012 US-Konjunktur: Das Fundament für eine Wachstumsbeschleunigung ist gelegt Die Industrie überzeugt weiterhin; der private Konsum startet durchwachsen Die Konjunkturdaten der vergangenen Wochen sprechen insgesamt dafür, dass die US-Wirtschaft gut ins Jahr 2012 gestartet ist. Die Produktion im Verarbeitenden Gewerbe wurde im Januar um 0,7% gegenüber dem Vormonat gesteigert. Darüber hinaus wurde das Dezember-Ergebnis deutlich auf 1,5% angehoben. Von einigem Schwung zeugte auch die Auftragsentwicklung Ende 2011. Dem Anstieg der Aufträge um 4,3% gegenüber dem Vormonat im November folgte ein Plus von 3,0% im Dezember. Zwar war das Ergebnis in beiden Monaten vom Transportsektor nach oben verzerrt. Aber ein kräftiger Anstieg der Kernkapitalgüteraufträge um 2,9% im Dezember zeigt, dass auch in der Breite die Bestellungen deutlich gestiegen sind. Postbank Research Die Lagerkomponente sorgte für die Wachstumsbeschleunigung Ende 2011 Wachstumsbeitr. in %-Punkten Die US-Wirtschaft ist zum Jahresende 2011 weiter expandiert. Im 4. Quartal wuchs das BIP gegenüber dem Vorquartal um 2,8% in annualisierter Rechnung. Trotz des vergleichsweise deutlichen Anstiegs konnten die Daten nicht überzeugen. Dies lag an der Zusammensetzung der einzelnen Komponenten. Den größten Wachstumsimpuls lieferte der private Verbrauch, welcher 1,5 Prozentpunkte zum BIP-Anstieg beisteuerte. Die Bruttoanlageinvestitionen konnten dagegen lediglich 0,4 Prozentpunkte beitragen. Hier wurde ein deutlicher Anstieg der Ausrüstungsinvestitionen von einem kräftigen Rückgang der gewerblichen Bauinvestitionen weitestgehend ausgeglichen. Der Staatskonsum wurde derweil deutlich gegenüber dem 3. Jahresviertel eingeschränkt und kostete einen Prozentpunkt Wachstum. Dass unter dem Strich dennoch ein kräftiger BIPAnstieg zu Buche stand, war der Lagerkomponente zu verdanken, die für fast 2 Prozentpunkte Wachstum verantwortlich war. Der kräftige Anstieg könnte allerdings eine Belastung für die folgenden Quartale darstellen. 3,0 2,5 2,0 1,5 1,0 0,5 0,0 -0,5 -1,0 -1,5 3,0 2,5 2,0 1,5 1,0 0,5 0,0 -0,5 -1,0 -1,5 Q1 Q2 Q3 Q4 2011 BIP Privater Verbr. Bruttoanlageinv. Staatsausgaben Außenbeitrag Lagerinvestitionen Quelle: Reuters EcoWin Auch die Stimmungsdaten aus der Industrie konnten überzeugen. Der ISM-Index für das Verarbeitende Gewerbe stieg im Januar bereits zum dritten Mal in Folge. Besonders beachtlich war dabei ein massiver Anstieg der Auftragskomponente. Für Februar gibt es bereits erste Daten aus vereinzelten Fed-Regionen, die für eine Fortsetzung des Aufwärtstrends sprechen. Sowohl der Empire State Index als auch der Philadelphia Fed Index konnten sich im Februar verbessern. Während die Industrie zuletzt einen guten Eindruck hinterließ, war das Bild beim privaten Verbrauch durchwachsen. Die Einzelhandelsumsätze stiegen zwar im Januar um 0,4% gegenüber dem Vormonat, blieben damit jedoch hinter den Erwartungen zurück. Dafür war der Anstieg ohne die KFZ-Sparte mit 0,7% fast doppelt so stark. Einen Dämpfer erhielten derweil die Vertrauensindikatoren für die Verbraucher. Der Index des Conference Board gab im Januar überraschend nach und auch der Uni Michigan Index ließ nach zuvor fünf Anstiegen im Februar erstmals wieder Federn. Im Kontext der letzten Jahre und Jahrzehnte ist das Niveau der Indikatoren für das Verbrauchervertrauen nach wie vor sehr niedrig. Seit dem Höhepunkt der Finanzkrise Anfang 2009 haben sich die Indizes lediglich leicht erholt und tendieren seitdem seitwärts. Seite 8 Perspektiven März 2012 10 70 65 60 55 50 45 40 35 30 25 20 5 % gg. 6 Mo. Die Inflationsrate ist weiter auf dem Rückmarsch 0 -5 -10 -15 2006 2007 2008 2009 2010 Index Die Produktion im Verarbeitenden Gewerbe nahm stärker Fahrt auf 20112012 Produktion Ver. Gewerbe (li. Skala) ISM Auftragsindex, 1 Mo. Vorlauf (re. Skala) Quelle: Reuters EcoWin Dies lässt nach wie vor nicht auf eine überschwängliche Konsumdynamik in den USA schließen. Allerdings rechnen wir auch nicht mit einer besonderen Konsumzurückhaltung. Vielmehr dürften die Ausgaben für den privaten Verbrauch in den kommenden Quartalen moderat ausgeweitet werden. Dafür spricht die anhaltende Verbesserung auf dem Arbeitsmarkt, die den Spielraum für zusätzliche Ausgaben kontinuierlich erhöhten sollte. Im Januar stieg die Zahl der neugeschaffenen Stellen weiter. Gleichzeitig sinken die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe kontinuierlich. Sie liegen mittlerweile sogar unter dem Durchschnitt der letzten 30 Jahre. Die Arbeitslosenquote war mit 8,3% im Januar zwar nach wie vor sehr hoch, doch befindet sie sich in einem stabilen Abwärtstrend. Die Inflationsrate in den USA gab im Januar von 3,0% auf 2,9% nach. Im Vormonatsvergleich stiegen die Preise jedoch um 0,2%. Der Preisauftrieb stand insgesamt auf einer breiten Basis. Insbesondere die Dienstleistungspreise, die 60% am USPreisindex ausmachen, setzten ihre gleichmäßige Aufwärtsbewegung weiter fort. Sie stiegen bereits zum siebten Mal in Folge um 0,2%. Um diese Rate zogen auch die Kernverbraucherpreise im Januar an. Sie steigen seit nunmehr fast zwei Jahren stetig. In der Folge erhöhte sich auch die Kerninflationsrate kontinuierlich. Im Januar stieg sie von 2,2% auf 2,3%. Dies ist immerhin der höchste Wert seit September 2008. Da der Rückgang der Inflationsrate in den vergangenen Monaten etwas stärker ausgeprägt war, als wir ursprünglich erwartet hatten, revidieren wir unsere Inflationsprognose für dieses Jahr etwas nach unten. Wir rechnen nun mit einer jahresdurchschnittlichen Teuerungsrate von 2,6% in den USA. Der aktuelle Abwärtstrend dürfte sich zunächst noch einige Monate fortsetzen. In der zweiten Jahreshälfte sollte die Inflationsrate dann aber wieder anziehen. Für 2013 rechnen wir unverändert mit einer durchschnittlichen Teuerung von 3,0%. Thilo Heidrich Wir sehen derzeit keinen Anpassungsbedarf bei unseren BIP-Prognosen für die USA. Nachdem das Wachstum 2011 angesichts eines sehr schwachen 1. Halbjahres mit 1,7% eher mäßig ausfiel, dürfte es in diesem Jahr zu einer Beschleunigung kommen. Neben dem privaten Verbrauch erwarten wir dabei erneut Impulse von den Bruttoanlageinvestitionen. Unsere BIPPrognose für 2012 bleibt bei 2,4%. Für nächstes Jahr rechnen wir unverändert mit einer weiteren leichten Beschleunigung auf 2,7%. Prognosen Postbank USA % ggü. Vj. 2011 2012e 2013e Reales BIP 1,7 2,4 2,7 Privater Verbrauch 2,2 2,1 2,5 Bruttoanlageinvestitionen Staatsverbrauch 6,6 -2,1 7,3 -0,1 6,8 0,4 Exporte 6,8 7,0 6,2 Importe Außenbeitrag* 5,0 0,1 5,5 0,0 5,4 0,0 Lagerinvestitionen* -0,2 -0,1 0,0 Inflation 3,1 2,6 3,0 * Wachstumsbeiträge in % des BIP Postbank Research Seite 9 Perspektiven März 2012 Rentenmarkt: Keine nachhaltigen Impulse für den Rentenmarkt Wenig bis gar keine Impulse gibt es derzeit auch von der Inflationsseite. Die Inflationsrate des Euroraums lag im Januar bei 2,7% und damit auf dem Niveau des Vormonats. Im Vormonatsvergleich gaben die Verbraucherpreise um 0,8% nach, was dem saisonüblichen Muster entspricht. Im Frühjahr dürfte es basisbedingt zu einem weiteren Rückgang der Inflationsrate kommen. Wir gehen aber nicht davon aus, dass die Marke von 2%, die für die EZB gerade noch mit Preisniveaustabilität als vereinbar gilt, nachhaltig unterschritten wird. Hinsichtlich der mittelfristigen Aussichten bleiben wir weiterhin sehr skeptisch. Die nicht nur im Euroraum sondern auf globaler Ebene von den Notenbanken in die Märkte gepumpte Liquidität wird sich über kurz oder lang ihren Weg bis hin zu den Verbraucherpreisen bahnen. In den USA gab die Inflationsrate zum Jahresauftakt von 3,0% auf 2,9% nach. Weniger erfreulich verlief die Entwicklung allerdings bei den Kernverbraucherpreisen. Diese kletterten im Januar um 0,2% und setzten damit ihre moderate, aber stetige Teuerungstendenz fort. Mit 2,3% erreichte die Jahresveränderungsrate den höchsten Wert seit Postbank Research Inflation wird im späteren Jahresverlauf zur Belastung Prozent Die Renditen deutscher Bundesanleihen bewegten sich auch in den vergangenen Wochen in einer relativ engen Bandbreite. Bei 10-jährigen Staatspapieren lag die Rendite zwischen rund 1,8% und 2%. Auch am US-Rentenmarkt war eine ähnliche Entwicklung zu beobachten, so dass sich der Renditeabstand zu Bundesanleihen kaum veränderte. Weiterhin fehlen substantielle Impulse, die den Markt nachhaltig in die eine oder andere Richtung bewegen könnten. Die Notenbanken signalisieren unverändert eine Fortsetzung ihrer ultraexpansiven Geldpolitik, wobei der Zeitpunkt einer ersten Leitzinserhöhung eher noch weiter in die Zukunft verschoben werden dürfte. So hat die US-Notenbank auf ihrer letzten Zinssitzung angedeutet, dass die Leitzinsen sogar bis Ende 2014 auf dem aktuellen Niveau verharren könnten. 5,0 5,0 4,0 4,0 3,0 3,0 2,0 2,0 1,0 1,0 0,0 0,0 -1,0 -1,0 08 09 10 11 12 Rendite 10-j. Bundesanleihen Inflationsrate Deutschland Quelle: Reuters EcoWin; Prognosen Postbank September 2008. Wir rechnen damit, dass die Inflationsrate auch in den USA in den kommenden Monaten zunächst weiter nachgibt. Im Verlauf des Jahres dürfte sie dann aber im Zuge einer robusten Konjunkturentwicklung wieder anziehen und bis zum Jahresende Kurs auf 3% nehmen. EZB erwartet verzögerte Wirkung der Sondermaßnahmen Der EZB-Rat hat den Leitzins auf ihrer Sitzung erwartungsgemäß bei 1,0% belassen. Laut EZB-Präsident Draghi wurde das Thema Leitzinsen auf der Sitzung noch nicht einmal diskutiert. Auch hinsichtlich der makroökonomischen Rahmenbedingungen gab es im Vergleich zum Vormonat kaum Änderungen in der Einschätzung der EZB. Den Inflationsausblick sieht der EZB-Rat nach wie vor als ausgeglichen an. Er erwartet, dass die Inflation weiter nachgibt und in einigen Monaten wieder unter die 2%-Marke sinkt. Mit Blick auf die wirtschaftliche Entwicklung gab es eine minimal optimistischere Einschätzung zu konstatieren. So sieht das oberste EZBGremium zwar weiterhin Abwärtsrisiken für die Konjunktur, wertet dieser aber im Gegensatz zum Januar nicht mehr als „beträchtlich“. Damit trägt sie den zuletzt etwas besseren Konjunkturdaten Rechnung. Seite 10 Perspektiven März 2012 In der Summe behielt die EZB ihre abwartende Haltung nach den Leitzinssenkungen und dem Paket an Sondermaßnahmen Ende 2011 bei. Denn letztere zeigen zum Teil erst mit einiger Verzögerung Wirkung. So haben beispielsweise bislang sieben nationale Zentralbanken des Eurosystems Vorschläge zur Erweiterung des Spektrums der hinterlegbaren Sicherheiten vorgelegt, die nun von der EZB genehmigt wurden. Darüber hinaus wird erst Ende dieses Monats der zweite 3-Jahrestender angeboten. Die durch diesen und den bereits im Dezember durchgeführten 3Jahrestender bereitgestellte Liquidität braucht laut Aussage Draghis eine gewisse Zeit, um in die Realwirtschaft zu gelangen. Dieser Umstand, in Verbindung mit den zuletzt leicht verbesserten Konjunkturdaten, bestärkt uns in der Ansicht, dass die EZB in den kommenden Monaten keine geldpolitischen Veränderungen vornehmen wird, sofern es nicht zu einer Verschärfung der Verschuldungskrise kommt. Wir sehen den Leitzins bis auf weiteres bei 1,0%. Beteiligt sich EZB an der Rettung Griechenlands? Während der Pressekonferenz verkündete Draghi, dass es in Griechenland eine Einigung der Regierungsparteien gegeben habe. Dies ist die Voraussetzung für die Bewilligung des Rettungspaketes der EWU und des IWF. Welche Rolle die EZB bei der Griechenland-Rettung spielt und wie mit den von der EZB gehaltenen griechischen Schuldtiteln verfahren wird, sagte der EZBPräsident allerdings nicht. Aktuell wird diskutiert, dass die EZB mögliche Erträge, die sie aus ihrem Bestand an Anleihen realisiert, an Griechenland ausschüttet. Auf diesem Wege könnte die öffentliche Verschuldung über den Verzicht der privaten Investoren hinaus um weitere 2% gedrückt werden. Allerdings dürfte es der griechischen Regierung selbst in diesem Fall noch schwerfallen, die Verschuldung wie geplant auf einem nachhaltigen Niveau zu stabilisieren. Dr. Marco Bargel Postbank Research Prognosen Postbank 22.02. Leitzinsen Euroraum % USA % Japan % Großbritannien % Renditen 10 Jahre Bundesanleihen % US-Treasuries % Japanische JGB's % Britische Gilts % Spreads ggü. Bunds 10j. Swap Bp EWU-Corporates Bp in 3 M in 12 M 1,00 1,00 0-0,25 0-0,25 0-0,1 0-0,1 0,50 0,50 1,00 0-0,25 0-0,1 0,50 1,89 2,00 0,98 2,11 1,90 2,20 1,10 2,30 2,50 2,60 1,20 2,80 43 115 40 110 30 100 Seite 11 Perspektiven März 2012 Aktienmarkt: Risiken werden (noch) ausgeblendet Europäische Bankaktien mit deutlicher Kurserholung 110 110 105 105 100 100 95 95 90 90 85 85 80 80 75 75 70 70 Dez 2010 Apr Jun Aug Okt Dez Feb 2011 2012 S&P 500 Euro Stoxx 50 DAX Topix Quelle: Reuters EcoWin Feste feiern, wenn sie fallen Getreu diesem Motto handeln zur Zeit rund um den Globus die meisten Börsianer. Alle wichtigen internationalen Leitindizes weisen seit dem Jahreswechsel 2011/12 Kurszuwächse auf. Die Ausnahmen sind weniger namhafte Börsenplätze aus Ländern wie Malta, Nigeria, Kenia oder Sri Lanka. Seit unserer letzten Perspektiven-Ausgabe hat sich das Kursplus des DAX nahezu verdoppelt. Aktuell liegt er gut 16% im genannten Zeitraum vorne. Damit hält er mit deutlichem Vorsprung die Spitzenposition der vier von uns analysierten Indizes. Platz zwei hat der Topix mit +13% inne, gefolgt von Euro Stoxx 50 (+9%) und Standard & Poor‘s 500 (+8%). Auch für die Leit-indizes der BRICs läuft es in den ersten Wochen des neuen Jahres besser als in 2011. Seit dem Jahreswechsel weisen Bovespa und Co. deutliche Kurszuwächse auf. Wobei der russische RTS, der indische Sensex und der brasilianische Bovespa sogar noch den DAX in der Performance übertreffen. Feste feiern können die Börsianer folglich. Aber gilt auch ein weiteres geflügeltes Wort: ‚Geht Fisch - geht Fleisch‘? Dies soll die Analyse der Kursentwicklung der Branchen bzw. DAX-Einzelwerte zeigen. Der Sektorüberblick lässt auf den ersten Blick erkennen, dass es in den ersten Wochen Postbank Research indexiert, 30.12.11=100 indexiert, 30.12.10 = 100 Die Börsenparty hält an, aber wie lange noch? 130 125 120 115 110 105 100 95 90 85 80 130 125 120 115 110 105 100 95 90 85 80 Okt Nov Dez 2011 Banken D Banken Euroland Jan Feb 2012 DAX Euro Stoxx 50 Quelle: Reuters EcoWin des Jahres nicht nur Kursgewinner gibt. Während die Branchen Auto, Technologie und Banken die Hitliste mit Kurszuwächsen von 36%, 30% bzw. 23% anführen, bilden Telekommunikation und Nahrungsmittel mit +2% bzw. -11% die Schlusslichter. Dieses geflügelte Wort gilt folglich nicht. Während konjunktursensitive Branchen sowie die im Rahmen der globalen Finanzmarktkrise und der sich anschließenden Staatsschuldenkrise in der EurolandPeripherie arg gebeutelten Bankwerte die Kurserholung anführen, werden defensive Sektoren gemieden. Lieferten Automobilund Technologiewerte noch mehrheitlich sehr gute Geschäftszahlen für 2011 ab, überrascht die Dynamik der Finanzwerte schon. Die Staatschuldenkrise ist nach unserer Ansicht auch nach den jüngsten Beschlüssen eines zweiten Rettungspaketes für Griechenland nicht endgültig vom Tisch und kann den Banken weitere Sorgen bereiten. Dennoch ist die Aktie der Commerzbank ist mit einem Kurplus von 64% seit dem Jahreswechsel bester der 30 DAXWerte. Natürlich zählen auch die drei im Index gelisteten Autobauer sowie die TechWerte Infineon und SAP zu den stärksten Index-Titeln. Die Deutsche Telekom zählt erwartungsgemäß mit einem Kursplus von knapp 2% zu den Verlierern im Index. Alleine die drei Autobauer Daimler, BMW und Volkswagen zeichnen für mehr als 25% des DAX-Anstiegs verantwortlich. Deutsche Bank und Commerzbank hinzugerechnet steigt der Anteil auf 35%. Seite 12 Perspektiven März 2012 Die Zahl der Firmen, die den Gewinn im Vorjahresvergleich steigern, sinkt 90 90 90 80 80 80 70 70 60 60 50 50 40 40 30 30 20 20 10 10 in % 70 . Volatilitätsindex Die Sorglosigkeit hat sich weiter erhöht 60 50 40 30 20 2008 2009 2010 2011 2012 1995 USA Deutschland 2005 2010 S&P 500: Firmen mit Gewinnsteigerung ggü. Vj. Quelle: Bloomberg Quelle: Reuters EcoWin Ein Kursanstieg auf breiter Basis sieht nach unserer Einschätzung anders aus. Vielmehr scheinen zu viele Investoren wieder die ‚rosarote‘ Brille ausgepackt zu haben. Ganz nach dem Motto ‚Es ist noch immer gut gegangen‘ werden vorhandene Risiken ausgeblendet und zum Beispiel bei den Autoaktien wird auf die Fortsetzung der guten Geschäftsentwicklung gesetzt. Ein Absatzrückgang auf dem westeuropäischen Automarkt von 8% im Januar im Vergleich zum Januar letzten Jahres oder dass in China in diesem Zeitraum ein Minus von rd. 13% zu verzeichnen war, wird nach unserer Ansicht nur unzureichend zur Kenntnis genommen. Vor allem, da sich China in den letzten Jahren zu einem der wichtigsten Absatzmärkte für deutsche Autos entwickelt hat. Diesen hohen Grad an Optimismus spiegeln auch die weiteren Rückgänge der Volatilitätsindizes oder die große Zahl an Bullen bei diversen Bull-Bear-Ratios beiderseits des Atlantik wider. Berichtssaison mit Licht, aber auch deutlichen Schattenseiten Auf den ersten Blick ist die Berichtssaison ordentlich verlaufen. So haben zum Beispiel in Deutschland die Auto- und Maschinenbauer nahezu ausnahmslos sehr gute Zahlen präsentiert. In den USA haben knapp 2/3 der Firmen die Gewinnschätzungen der Analysten übertroffen und fast 70% konnten ihren Gewinn im Vorjahresvergleich steigern. Allerdings sind dies die schwächsten Quoten seit vier bzw. drei Postbank Research 2000 Euroland Jahren. Und der Gewinnanstieg im vierten Quartal 2011 von 4% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, den Bloomberg ermittelt, geht zur Hälfte alleine auf das Konto von Apple. Außerdem blieben viele Unternehmen beim Geschäftsausblick eher vage. Moderater Kursrückgang auf kurze Sicht Insgesamt ist dies nach unserer Einschätzung keine gute Basis für einen nachhaltigen Kursanstieg. Wir erwarten daher auf kurze Sicht einen moderaten Kursrückgang, in dessen Verlauf der DAX bis in den Bereich von 6.300 Punkten korrigieren könnte. Im zweiten Halbjahr dürften die Belastungen durch die genannten Risiken abebben und sich der konjunkturelle Ausblick zunehmend aufhellen. Dann sollten DAX & Co. in eine Aufwärtsbewegung wechseln und der DAX die 7.000 Punktemarke überschreiten. Auf Jahressicht erwarten wir alle vier von uns analysierten Indizes über den aktuellen Niveaus. Heinz-Gerd Sonnenschein Prognosen Postbank 22.02. in 3 M in 12 M DAX Euro Stoxx 50 6.844 2.519 6400-6600 2250-2450 7300-7500 2550-2750 S&P 500 Topix 1.358 825 1225-1325 725-825 1400-1500 825-925 Seite 13 Perspektiven März 2012 Marktprognosen März 2012 Zinsen in % 22.02.12 in 3 Monaten in 6 Monaten in 9 Monaten in 12 Monaten 1,00 1,02 1,0 0,9 (1,1) 1,0 0,9 (1,1) 1,0 1,0 (1,1) 1,0 1,1 0,27 1,89 0,3 (0,5) 1,9 0,5 (0,6) 2,1 0,7 (0,8) 2,3 0,9 2,5 Euroraum Refisatz 3-Monats-Euribor 2-j. Bunds 10-j. Bunds USA Fed Funds Rate 0-0,25 0-0,25 0-0,25 0-0,25 0-0,25 3-Monats-Libor 2-j. Treasuries 0,49 0,30 0,5 (0,6) 0,3 0,5 (0,6) 0,3 0,5 (0,6) 0,4 0,5 (0,6) 0,5 10-j. Treasuries 2,00 2,2 2,3 2,4 2,6 53 -11 40 (60) -30 40 (50) -20 50 -10 60 (50) -10 Japan Overnight Call Rate 10-j. Staatsanleihen (JGB’s) 0-0,1 0,98 0-0,1 1,1 0-0,1 1,2 0-0,1 1,2 0-0,1 1,2 UK Base Rate 10-j. Staatsanleihen (Gilts) 0,50 2,11 0,50 2,3 0,50 2,6 0,50 2,7 0,50 2,8 43 5 in 3 Monaten 40 (60) 10 in 6 Monaten 40 (50) 10 in 9 Monaten 30 (40) 10 in 12 Monaten 30 10 115 518 110 (120) 510 (540) 110 (120) 500 100 (110) 490 (500) 100 480 1,3245 106,46 in 3 Monaten 1,30 104 (102) in 6 Monaten 1,28 102 in 9 Monaten 1,26 101 in 12 Monaten 1,25 100 0,8456 1,2062 0,83 1,25 0,82 1,25 0,81 1,25 0,80 1,27 123,43 in 3 Monaten 120 (107) in 6 Monaten 125 (109) in 9 Monaten 130 (111) in 12 Monaten 135 (115) 1.776 1740 (1700) 1760 (1740) 1780 1800 Aktien KGV KGV Kursziel Kursziel DAX 6.844 2012e 10,1 2013e 9,5 in 3 Monaten 6400-6600 in 12 Monaten 7300-7500 Euro Stoxx 50 Standard & Poors 500 * 2.519 1.358 9,4 13,3 8,9 12,3 2250-2450 1225-1325 2550-2750 1400-1500 825 17,0 15,8 725-825 825-925 EUR/USD-Spreads in Basispunkten 3-M-Geld: Euribor ./. USD-Libor 10 J.: Bunds ./. Treasuries Swap/Credit Spreads in Basispunkten 10-j. Swaps ./. Bunds 5-j. Pfandbriefe ./. Swaps EWU Corporates A-Rated ./. Bunds US Corporates B-BB-Rated ./. Treasuries Wechselkurse US-Dollar (EUR/USD) Japanischer Yen (EUR/JPY) Britisches Pfund (EUR/GBP) Schweizer Franken (EUR/CHF) Commodities Rohöl Brent Spot ($/Barrel) Gold Spot ($/Feinunze) Topix * KGV mit operativen Gewinnen gerechnet Konjunkturprognosen März 2012 2011 BIP in % YoY 2012 BIP, real in % QoQ, sa Q1 Q2 Q3 Q4e Deutschland 1,3 0,3 0,6 Euroraum USA Japan 0,8 0,1 -1,8 0,2 0,3 -0,4 0,1 0,5 1,7 Inflation in % YoY Q1e Q2e Q3e Q4e 2011 2012e 2013e 2011 2012e 2013e -0,2 0,1 0,5 0,5 0,5 3,0 1,2 1,7 2,3 2,5 (2,7) 2,5 -0,3 0,7 -0,6 -0,1 0,5 0,6 0,4 0,7 0,6 0,5 0,7 0,6 0,5 0,6 0,6 1,5 1,7 -0,9 0,6 2,4 1,8 (2,1) 1,7 2,7 1,6 2,7 3,1 -0,3 2,5 (2,8) 2,6 (2,9) -0,1 2,5 3,0 0,3 Vormonatsprognosen in Klammern Postbank Research Seite 14