No. 03 - deutsch-französisches Forum junger Kunst

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No. 03 - deutsch-französisches Forum junger Kunst
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FESTIVALZEITUNGJOURNAL DU FESTIVAL
ERFROREN
IM SYSTEM
FALK RICHTER
UNTER EIS
Bühne | Scène
JAN PAPPELBAUM
MIT |AVEC ANDRÉ SZYMANSKI, THOMAS THIEME,
MARK WASCHKE, VINCENT REDETZKI.
Text: STEFANIE MARSCH
Foto | photo: Arno Declair
Früher war Paul Niemand einmal
jemand. Ein Mann, dessen Worte
Gewicht hatten, dessen Taten einen
Unterschied machten: ein gewiefter
Unternehmensberater. Doch jetzt,
Mitte 40, droht Niemand tatsächlich
ein Niemand zu werden. Er hat den
Biss verloren. Anstatt im Strom des
Lebens oben auf zu schwimmen,
wird er nur noch mitgerissen.
Stillstand ist ein Rückschritt, das
weiß er ganz genau. Und die
jüngeren Kollegen sitzen ihm
bereits im Nacken. Sie traktieren
ihn mit den Beraterweisheiten, die
Niemand Jahre lang selbst wie ein
Lebenscredo auf den Lippen führte,
denen er heute jedoch nicht mehr
gerecht wird.
Das Bühnenbild im nüchternen Eurobahnhof passt zur Atmosphäre des Geschehens:
kaltes blaues Licht, ein glatt polierter Konferenztisch, schwarze Lederstühle, sonst nichts.
Falk Richters Stück „Unter Eis”, das die Berliner Schaubühne am Lehniner Platz bei
Perpectives zeigt, erzählt die Geschichte eines Mannes, der von seiner Vergangenheit
eingeholt wird. In stakkatoartigen Monologen ohne Punkt und Komma – nur kein Wort
zu viel, immer der effiziente Geschäftsmann – rekapituliert Niemand seine Kindheit als
Außenseiter und sein bisheriges Leben. Es handelt sich mehr um wirre Impressionen
als um zusammenhängende Erzählungen, in denen das Motiv des Erstarrens in Eis im
Zentrum steht. Thomas Thieme verkörpert Paul Niemand mit effektvollem Minimalismus. Er
sitzt fast das ganze Stück über auf seinem Stuhl, verzichtet überwiegend auf Gestik und
Mimik. Allein durch die Modulation seiner Stimme, mal ruhig und monoton, mal laut und
emotionsgeladen, verleiht er Niemand sein Profil.
„Kalt, kalt, kalt! Schnee, Schnee, Schnee! Eis, Eis, Eis!”, rattert Niemand herunter. Das
skurrile Bild einer erfrorenen Katze unter der Eisdecke eines Flusses wird zum immer
wiederkehrenden Symbol für seine Gefühlswelt. Gegen die Kälte hat er sein Leben lang
angekämpft – und zwar mit eigener Kälte. Ohne mit der Wimper zu zucken, empfahl er
die Entlassung von Mitarbeitern. Er hat keine Frau, keine Kinder und auch keine Freunde.
Doch jetzt fühlt Niemand, wie der Mantel der Kälte ihn allmählich lähmt. Die jungen
Kollegen attestieren ihm nur noch eine Effizienz von 45 Prozent. Am Ende wird er Opfer
eines Systems, das er selbst viele Jahre lang gelebt und geprägt hat. Die Ironie seines
Schicksals bringt Niemand treffend auf den Punkt: „Ich habe den Plan entworfen, um mich
zu entlassen.“
Doch „Unter Eis” ist keine Tragödie. Vielmehr ist es eine gnadenlose und äußerst
unterhaltsame Persiflage der gefühlskalten Geschäftswelt mit ihren inhaltslosen Floskeln
und Fremdwörtern. Mark Waschke und André Szymanski in den Rollen der aufstrebenden
Karrieremänner treiben die Verwendung von Anglizismen ins Absurde und lassen den
Geschäftsmann zum Komiker werden. Die Dreistigkeit der Überspitzung steigert sich jedoch
ganz allmählich soweit, dass selbst politisch unkorrekte Äußerungen über Arbeitslose oder
die Ausbootung unerwünschter Mitarbeiter keine Empörung mehr hervorrufen. Dadurch
wird der gesellschaftskritische Ansatz relativiert. Schade auch, dass das Stück zum Ende
hin in eine Parodie abdriftet: Waschke und Szymanski werfen ihre Kleider von sich, suhlen
sich in auf dem Tisch verstreuten Eiswürfeln und zeigen Einlagen aus einer firmeninternen
Tanzaufführung. „Unter Eis” hat dieses überspitzte Finale eigentlich nicht nötig, denn die
„Message”, wie man so schön neudeutsch sagt, ist dann längst angekommen.
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SOUS LA
GLACE
Foto | photo: Arno Declair
REGIE | MISE EN SCÈNE
VON | DE
FALK RICHTER
3. Ausgabe | 3ème numéro 12.06. 2007
Texte: MARION BOHY-BUNEL
Une immense table laquée de noir occupe la scène dans toute sa
longueur. Trois hommes en costume s’y installent à distance les
uns des autres, face au public. L’un d’entre eux, le plus âgé, est
visiblement très anxieux. Ses jambes sont entremêlées sous la table
et ses mains tremblent. Son nom est Personne. Paul Personne. Dans
un travail de lecture monocorde et accéléré, le comédien raconte
avec une certaine fébrilité les rêves et les angoisses du personnage.
Dès l’enfance, il se sent à l’écart du monde, et seul le frigo dans
lequel il se glisserait pourrait lui servir de refuge. Fils d’un piètre
aiguilleur au sol, il raconte son manque de repères. Les métaphores
filent, du ciel à la banquise, pour signifier son égarement.
La pièce écrite et mise en scène par Falk Richter est un écho au malêtre des individus dans une société où les machines mais aussi les
animaux finissent par confisquer la capacité de s’émouvoir. Ici se joue
le drame de la perte du sens, en terme de signification et de direction.
À travers le récit des personnages, le spectacle expose les
problématiques du monde de l’entreprise, de la norme imposée par
le travail salarié et par la présence collatérale des collègues. « Il n’y
pas de société. Il n’y a que des individus. », dit Paul Personne. Il
aime se mettre en retard à l’embarquement pour entendre son nom
dans les hauts parleurs de l’aéroport. « Monsieur Paul Personne est
attendu porte 27. » Il dénonce une vie de « crétin en sachet » qui
mange des « soupes en sachet ». Il aspire à la lumière du soleil mais
reste bloqué sous la glace, « vol à -40°C ».
Aurelius Glasenapp est l’un des deux autres personnages. Il est
consultant en organisation du travail, chaleureux, calme et doté
de psychologie. Son collègue Karl Sonnenschein est un jeune
loup agressif. Ensemble, ils assènent à Paul Personne et au public
les grandes lois du management humain. Tout à tour podium de
leurs discours et de leurs simagrées, la table noire est aussi un
tombeau. Déjà trop vieux pour le travail à 40 ans, Paul voit apparaître
son successeur sur scène, joué par un comédien de treize ans.
Falk Richter dresse un réquisitoire sans appel. « Sous la glace » est
un spectacle traité à froid, qui renvoie à une situation individuelle
sans issue, comme gelée !
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FESTIVALZEITUNGJOURNAL DU FESTIVAL
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3. Ausgabe | 3ème numéro 12.06.2007
BILDER LERNEN
MAN
SIE HERUMTRÄGT DAUMENKINO
LAUFEN INDEM
CINÉMA DU BOUT
DES DOIGTSFOLIOSCOPE
VON & MIT | DE ET AVEC VOLKER GERLING
Text: TABEA MAGER
Der Mann, der die Bilder das Laufen lehrt, heißt Volker Gerling. Seit 1998 porträtiert er
mit einer motorisierten Spiegelreflexkamera Menschen und erstellt aus den Photoserien
Daumenkinos. Angefangen hat er im eigenen Freundeskreis, begab sich aber bald quer
durch Deutschland auf Wanderschaft, um Begegnungen und Eindrücke im Handformat
festzuhalten und sie in seinen Wanderausstellungen und Vorführungen zu zeigen. Mit
Hut und Bauchladen zieht er über Stadt und Land, übernachtet im Zelt und bei zufälligen
Bekanntschaften. Die Geschichten, die er erzählen will, findet er schon vor der Haustür.
„Es geht einfach um Begegnungen, um Leben. Um einen Moment, der lebendig wird. Das
Photographieren löst bei den Leuten Emotionen aus – die Geschichten entstehen dann
drum herum.“ Der Junge am Kanal, der sich nicht vorstellen kann, ohne Strom für seinen
Computer auf Wanderschaft zu gehen. Der alte Mann, der als erstes das leere Bett seiner
verstorbenen Frau zeigt. Das Mädchen, das sich die Haare abrasieren will und keine Zeit
zu verlieren hat, um es sich nicht doch noch anders zu überlegen.
Diese Geschichten erzählt der Künstler, der neben seinem Kamerastudium in Babelsberg
seine Wurzeln in der Photographie sieht, in seinem Bühnenprogramm. Zur Vorführung
seiner Daumenkinos mit Beamer und Leinwand kam er zunächst nur zögerlich. Überzeugt
hat ihn schließlich die Möglichkeit, mit seinen verdichteten Geschichten Kino en miniature zu
ermöglichen und mit seinen Anekdoten die eingefangenen Momente in ihrer Ausstrahlung
zu unterstreichen. Zugeständnisse an die Moderne macht Gerling auch in seiner bislang
einzigen Auftragswanderschaft – für die Mannheimer Schillertage photographiert er sogar
mit seiner Handykamera.
Von dem anfänglichen Versuch, den Porträtierten Bewegungsabläufe vorzugeben, ist
der Künstler schnell abgekommen. Inzwischen arrangiert er lediglich den Schauplatz
des Photographierens und empfindet die Einblicke, die ihm die Menschen für seine
Daumenkinos gewähren, als Geschenk. Das Besondere und besonders Hilfreiche hierbei
ist, dass die Menschen, die Gerling auf seinen Wanderschaften trifft, in der Regel nicht
wissen, dass sie mehrmals photographiert werden. In dem Moment, in dem die bewusst
oder unbewusst angenommene Pose der Person selbst weicht, entsteht eine unmittelbare
Schönheit des Wesentlichen. Dabei lässt der Künstler nicht nur den Porträtierten, sondern
auch den Zuschauern Freiraum für das Eigene. „Ich will keine fertigen Geschichten erzählen.
Ähnlich wie das Daumenkino bewusst mit Lücken, mit Leerstellen arbeitet, die man ja
ergänzen muss. Ich versuche, dem Zuschauer die Chance zu geben, die Geschichten
selbst weiterzudenken.“
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Cinéma du bout des doigts
Text: JUSTINE WANIN
Volker Gerling parcourt l’Allemagne et photographie les personnes qu’il rencontre depuis
1998. Rien ne semble extraordinaire, à ce détail près que pour partager ses photos avec
le public, il en fait des flips books. Ce sont des livrets qu’il faut feuilleter très rapidement
pour voir se dérouler un mini film. Si vous croisez cet artiste et son chapeau, il portera ses
flips books et vous pourrez discuter avec lui. Ce « cinéma de pouce » nous montre les
moments de vie partagés avec ces personnes, comme ce vieil homme qui avait commencé
par lui montrer le lit vide de sa femme décédée. Cet ancien étudiant de Babelsberg a choisi
le cinéma en miniature. L’image est projetée pendant qu’il nous raconte l’histoire. Une
manière originale pour nous rapprocher des histoires du quotidien.
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„FESTIVAL SANS
TABASCO“
Text: MATTHIAS WEIGEL
Man kennt sie inzwischen. Schließlich liegt sie überall herum. Sie
trägt ein pinkes Kapuzenshirt, darüber eine Felljacke, Sonnenbrille,
untenherum nur eine Netzstrumpfhose und Plateauschuhe. Und
sie trinkt Tabasco. Die Dame mit extravagantem Geschmack
und robusten Geschmacksnerven räkelt sich lasziv auf jedem
Plakat und Programmheft des Festival „Perspectives“ und nuckelt
genüsslich am Fläschchen. Echt scharf.
Nun, es gibt auch eine Art Fortsetzungsplakat. Das Plakat des
Festival „Sans Perspectives“. Zwar nicht so häufig zu sehen, und
nicht ganz so penetrant in der Farbgebung. Aber logisch. Und
konsequent! Denn: Sie kotzt. Die Dame, eben noch lethargisch die
Beine übereinander geschlagen, steht nun in der Küche und macht
ein kleines, unappetitlich grünes Häufchen auf den Boden. Irgendwie
menschlich, verständlich, oder? Denn wer, zumindest in gemäßigten
saarländischen Breiten, übergibt sich nicht nach dem Genuss einer
kompletten Flasche Tabasco? Zumal bei an die 30 Grad Celsius,
strahlendem Sonnenschein (deswegen die Sonnenbrille!) – und dann
noch in eine Felljacke eingepackt. Sicher, jeder. Dazu noch hunderte
von Male, teilweise auch noch großformatig, immer wieder: hinlegen,
entspannen, Tabasco trinken, hinlegen, und rein, und weiter, gluck,
gluck, na los, auf Ex, und jetzt noch die Magnum-Flasche für die
Großleinwand, jaa, runter damit, gluck, gluck, spuck.
Doch Hilfe
ilfe naht! Zum Glück gibt es da die Gründer des Alternativfestivals,
ihres Zeichens Befreier der Tabasco-Sklaven, Ritter im Kampf für die
artgerechte Haltung Schärfegeschädigter. Sie stellen Küchen bereit, in
denen sich Tabasco-übersäuerte Mägen ihres Martyriums entledigen
können.
Ein Festival der Perspektiven halten sie für zu optimistisch, dann
schon eher ein Festival „Sans Perspectives“: Das Künstler-Kollektiv
„Osso+Bucco“ veranstaltet derzeit unter diesem Titel Performances
am Stadtrand Saarbrückens. „Wir verstehen uns allerdings nicht als
Alternative oder gar Anti-Festival“, so Wolfgang Pietrzok, Mitglied
des Kollektivs. Viel mehr wolle man die Gelegenheit des bekannten
Festivals nutzen, um auf einige Missstände hinzuweisen. „Auch in
Saarbrücken gibt es eine vielschichtige, avantgardistische Kunstszene“, erklärt Pietrzok. Allerdings wandere das Geld, das durch
Stadt und Land bereitgestellt wird, vor allem nach Berlin. Viele der
Theaterinszenierungen, die im Rahmen von „Perspectives“ zur
Aufführung gebracht werden, stammen aus der Bundeshauptstadt. Man
vermisse avantgardistische Formen, oder zum Beispiel Straßentheater,
wie es im letzten Jahr noch aufgeführt wurde.
Hier offenbart sich jedoch ein Dilemma: Für moderne Kunstformen gibt
es nur ein kleines Publikum. Und ein Festival ist natürlich auch von
Zuschauerzahlen abhängig. Im Vergleich zu letztem Jahr zeichnet sich
bereits jetzt ein erheblicher Anstieg der Besucherzahl ab.
„Osso+Bucco“ organisiert ab Dienstag drei Abende mit Musik,
Installationen und Performances, bei denen auch der in Hannover und
Kassel ausgebildete Künstler Wolfgang Pietrzok beteiligt ist. Zu Essen
gibt es Ochsenschwanzsuppe, passend zum Namen „Osso+Bucco“
– geschmorte Kalbshaxe. Schmeckt auch mit Tabasco.
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FESTIVALZEITUNGJOURNAL DU FESTIVAL
3. Ausgabe | 3ème numéro 12.06.2007
MEHR ALS EIN
LE CLUB ÉLECTRISE
LE FESTIVAL
GÄHNKRAMPF
Texte: CLOTILDE DE GASTINES
Text: MICHAELA SCHUH
Ich höre Lachen, höre Herzen. „Diese
Frauen schreiben sinnlich, schreiben
emotional.“
Halte das Tempo des Herzens, das
schlägt. „Sie erzählen in der Musik ihr
Leben.“ So beschreibt Gerd Heger,
Moderator der „Nuit de la Chanson“,
die beiden Künstlerinnen des Abends.
Schläge im Tempo, die ich kaum ertrage.
Valérie Leuillot und Emily Loizeau geht es
in ihren Liedern vor allem um Texte, die zum
Nachdenken anregen sollen. Sie sollen
tiefgreifend, anspruchsvoll, einfühlsam
sein. Deshalb könne man hierzulande die
Sängerinnen, so Gerd Heger, am besten
mit Annett Louisan vergleichen. Der
Zuhörer solle mit dem Gesang berührt
werden – im Gegensatz zum „normalen
Hitparaden-Pop“. Bei der „Nuit de la
Chanson“ gehe es deshalb auch eher ums
Zuhören als ums Tanzen. Dass emotionale
Texte im Mittelpunkt stehen, heißt aber nicht
zwangsläufig, dass die Musik ausschließlich
NUIT DE LA
CHANSON
Foto | photo: DR
VALERIE LEUILLOT
ÉMILY LOIZEAU
balladesk ist – viele beinhalten auch Elemente aus Jazz, Folk oder Rock.
Es gibt ein Lächeln, das Du hast fallen lassen. Verpflichtende
Hintergrundmusik bei jeder Fernsehsendung über Frankreich – diese
Musik würde man in Deutschland als Chanson bezeichnen. „Nennt
man hierzulande dieses Wort, bricht ein Gähnkrampf aus.“ Gerd Heger
vermeidet es deshalb bewusst, nicht zuletzt da in Frankreich der Begriff
eine andere Bedeutung hat. Dort ist mit Chanson die gesamte Musik
gemeint, auch aktuelle Popmusik. Und zu letzterem gehören die
zwei Frauen der „Nuit de la Chanson“. Es gibt Träume, die Du
hast entwischen lassen. Die Sängerinnen sind aber nicht nur
Sängerinnen, sondern sie schreiben auch die Texte und komponieren
die Musik.Ihre Themen sind vielfältig: Liebe, Gesellschaft, Einsamkeit,
Träume, Ideale, Seele, Alltag... Ich höre Reime voller Fehler.
Valérie Leuillot stand bisher, und das erfolgreich, mit der Band
„Autour de Lucie“ auf der Bühne. Jetzt versucht sie sich an
einer Solo-Karriere. Auch Emily Loizeau ist in Frankreich bereits
bekannt. Nicht nur wegen ihrer zarten und zugleich kratzigen
Stimme, sondern auch wegen ihres besonderen Klavierspiels.
Es gibt Geschichten, die nur auf Dich warten.
LE TEMPO
FÉMININ
Zusammenfassung | Résumé: CLOTILDE DE GASTINES
« Ces femmes mettent leur vie en musique » affirme Gert Heger, le
modérateur des « Nuits de la Chanson ». Valérie Leulliot, francaise et
Emily Loizeau, franco-anglaise, sont des étoiles montantes parmi les
auteurs- compositeurs. En Allemagne, on peut les comparer à Annett
Louisan. Leur point commun : des chansons à texte sur des airs de jazz,
folk ou rock qui s´écoutent plus qu´elles se dansent. « En Allemagne, un
tel concept, ça fait tout de suite bailler » concède Gerd Heger. Mais en
France le genre même de la chanson est compris au sens plus large et
intègre aussi la pop.
Valérie Leulliot entame avec son album « Caldeira » une carrière solo,
débutée avec le groupe Autour de Lucie. Quant à Emily Loizeau, elle
présente son premier album « L´Autre bout du Monde ».
4
www.emilyloizeau.net
www.myspace.com/valerieleulliot
Trois jeunes avancent dans le tunnel de la gare, traînant godillots, collants troués et
piercings gothiques. Ils sont attirés par le club du festival et sa programmation de
« chanson française » pour le moins éclectique.
Les deux premiers soirs, le groupe électro EFFI a investi les bâtiments de l’Eurobahnhof
où le kitsch domine. Une trentaine de boules à facettes en colonnade surplombent
l´entrée. Deux immenses portraits des célèbres Marilyn (la Monroe et le Manson) ornent
le fond du dépôt diabolisé en rouge et noir. Dans la salle, s´invite un joyeux bric-à-brac :
des mini chaises et des tables en zinc au motif léopard, des chevaux d´arçon et des
poufs argentés.
Dimanche, le groupe breton Red Cardell a fait vibrer les murs. Avec lui, l´ancien entrepôt
est à la limite de l´implosion. La basse hurlante, la batterie frénétique et tonitruante,
l´accordéon se démène pour souffler plus fort que les autres. Le tout forme un cocktail
sauvage et assourdissant. Jean-Pierre Riou solide breton ne se contente pas de
pousser sa chansonnette « from the south of britany ». Il la hurle, mêle et emmêle tous
les styles : entre autres blues, pow wow et rock celtique. Le public semble apprécier
cette transgression des genres qui n´a plus grand chose de breton.
Hier soir, c´était au tour de « Debout Sur Le Zinc » de mener la danse. Ces sept
poètes de guinguette, ont irradié la scène. Simon Mimoun, tout sourire, entame le
premier chant sur la pointe des pieds. Sa trompette et son violon accroché au micro
attendent leur tour. Les sept musiciens entraînent avec générosité leurs tours de chants
et leurs instruments : l´accordéon à lunettes, la contrebasse aux pieds nus, la clarinette
enchantée. Les textes, exclusivement chantés en français, sonnent juste. Repus de
musique après trois rappels, les spectateurs se dispersent. Le DJ se met ensuite aux
platines. Des danseurs increvables virevoltent jusque tard dans la nuit. Les musiciens
en font partie.
DEBOUT SUR
LE ZINC
WILLIAM LOVTI Contrebasse, basse
CHRISTOPHE BASTIEN Guitares, chant, chœurs
CÉDRIC ERMOLIEFF Batterie, xylo, tambourin, derbouka
FRED TRISSON Accordéon
OLIVIER SULPICE Banjo, mandole
SIMON MIMOUN Violons, chant, chœurs, trompette
ROMAIN SASSIGNEUX Clarinette, guitares, banjo, chant, chœurs
ABWECHSLUNG STEHT
AUF DER THEKE
Text: MATTHIAS WEIGEL
„Alles geht demokratisch zu – aber ich bin der Bandleader.“ Fred Trisson grinst. Er selbst spielt
„nur“ zwei Instrumente in seiner Band: Schlagzeug und Akkordeon. Aber in „Debout sur le
Zinc“, Rockband der neuen französischen Szene, spielen einige der sieben Bandmitglieder
mehr als drei verschiedene Instrumente. Da muss erst einmal ausgemacht werden, wer bei
welchem Lied was spielt.
Am Mittwochabend traten „Debout sur le Zinc“ – übersetzt etwa „Auf der Theke stehend“
– im Festivalclub am Europabahnhof auf. Die Band, die in Frankreich bereits landesweite
Popularität besitzt, erobert nach und nach auch das restliche europäische Publikum:
Budapest, Berlin, Moskau sind nur einige ihrer Stationen.
Denn auch wer die lyrischen Texte, die oft von der Schönheit ganz alltäglicher Dinge handeln,
nicht versteht, kann die effektvoll instrumentierten Chansons uneingeschränkt genießen.
Banjo- und Mandolinenklänge sorgen für folklorische Elemente; die vorbeirauschenden
Bläsereinwürfe des Trompeters Simon Mimoun und des Klarinettisten Christophe Bastien
peitschen das Publikum Richtung Balkan. Schlagzeuger Cédric Ermolieff liefert als Zugabe
eine Steppeinlage und den stets breit grinsenden, barfuss und mit verschwitzen Zottelhaaren
im Hintergrund für sich mitsingenden Bassisten William Lovti muss man einfach lieben.
„Seit 14 Jahren machen wir zusammen Musik, seit sechs Jahren professionell“, bemerkt
Olivier Sulpice stolz. Wenn „Debout sur le Zinc“ auf der Bühne stehen, stehen sie nicht
still: Sie unterwerfen sich ihrem eigenen Rhythmus; wenn der Refrain auf einmal leise und
dünn instrumentiert erklingt, fallen die Körper zusammen, um beim pulsierenden Höhepunkt
springend in der Musik aufzugehen. Dabei wird aber auch das unauffälligste Banjo-Pattern
zu jeder Zeit mit Liebe zum Detail verfolgt – keine Nachlässigkeit in den leisen Tönen.
Eine Besonderheit sicherlich, dass sich drei Sänger abwechseln: Jeder singt die Texte und
Lieder, die er schreibt, auch selbst. Abwechslung – das scheint die oberste Maxime zu sein
von „Debout sur le Zinc“.
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CIRQUE DE
DEMAIN
Texte: MARIETTE LOIRAT
Dans les années 1960, on assiste au déclin artistique et économique du cirque
traditionnel. La télévision arrivée dans les foyers devient une concurrence importante.
Avec moins de public, le cirque a du mal à entretenir sa ménagerie. Une vingtaine
d’année plus tard, on voit apparaître un cirque nouveau qui bouleverse les conventions
traditionnelles dont le Cirque Plume est précurseur en France. Dans l’idée de renouveau
et de mélange des disciplines, le théâtre investit le chapiteau. On ne vient plus voir des
numéros, mais une histoire racontée par des personnages dans laquelle se mêlent les
prouesses circassiennes.
Dans la lignée du nouveau cirque, le collectif AOC choisit en 2004 la couleur
orange pour son premier et tout nouveau chapiteau. Pour échapper aux
images convenues et repérées, l’idée de bandes bicolores est écartée à la
faveur d’une couleur unique. Les AOC annoncent la couleur. Orange c’est
tout un projet : électrique, urbain, jeune, actuel et désormais démocratique.
A l’intérieur, l’espace inventé tient toutes ses promesses. Innovant, c’est un
savant croisement entre un plateau de théâtre, avec une scène surélevée
qui comprend de nombreuses trappes qui s’ouvrent, qui glissent, qui
coulissent, et une scène circulaire de cirque qui permet la convergence
des regards, l’égalité entre spectateurs. Il est l’outil idéal, pour ne pas figer
l’espace mais le rendre vivant, dynamique, surprenant. L’espace de jeu, en
perpétuel mouvement, ressemble à un carrefour où tous les croisements
sont possibles sans être attendus, un lieu de connexion plus qu’un espace
de démonstration.
Après avoir balayé les codes anciens, cette forme de cirque a attiré des
nouveaux publics. Cependant, si la démonstration esthétique a largement
permis des spectacles très intéressants, la formule aujourd’hui semble
s’épuiser. Le nouveau cirque ne parait plus très jeune et il serait peut-être
temps qu’il renoue avec son illustre ancêtre.
KULTURJOURNALISMUS
JOURNALISME CULTUREL
Diese Festivalzeitung ist im Rahmen eines deutsch-französischen
Kulturjournalismus-Ateliers entstanden. Organisiert wird das Atelier vom
deutsch-französischen forum junger kunst in Partnerschaft mit dem deutschfranzösischen Festival der Bühnenkunst PERSPECTIVES. Aude Lavigne
(France Culture) und Egbert Tholl (Süddeutsche Zeitung) leiten das Atelier
und die Redaktion der Zeitung. Das Redaktionsteam besteht aus 10 jungen
Journalisten aus Frankreich und Deutschland.
Alle Artikel können auch online gelesen werden:
www.theaterkanal.de und www.festival-perspectives.de
Dieses Projekt wird vom Deutsch-Französischen Jugendwerk finanziert.
Mit freundlicher Unterstützung der Volkshochschule Stadtverband
Saarbrücken, der Französischen Botschaft und des ZDF-Theaterkanals.
Ce journal du festival a été créé dans le cadre d’un atelier franco-allemand
de journalisme culturel. Cet atelier est organisé par le forum franco-allemand
des jeunes artistes en partenariat avec le festival franco-allemand des arts
de la scène PERSPECTIVES. Aude Lavigne (France Culture) et Egbert
Tholl (Süddeutsche Zeitung) encadrent l’atelier et la rédaction du journal,
composée de 10 jeunes journalistes de France et d’Allemagne.
Tous les articles sont publiés en ligne:
www.theaterkanal.de et www.festival-perspectives.de
Ce projet est financé par l’Office franco-allemand pour la Jeunesse.
Avec le soutien de la Volkshochschule Stadtverband de Sarrebruck, de
l’Ambassade de France en Allemagne et le ZDF-Theaterkanal.
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