INFORM Heft 2-15 - Hessische Zentrale für Datenverarbeitung
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INFORM Heft 2-15 - Hessische Zentrale für Datenverarbeitung
Hessische Zentrale für Datenverarbeitung inform Magazin für die Hessische Landesverwaltung ab Seite 16 „Unser Kerngeschäft muss in vollem Umfang weiterlaufen“ // OLG-Präsident Dr. Roman Poseck im Interview Seite 8 RZ INFORM_215.indd 1 GINSTER Master // Rollout in allen Ländern 2/15 Juni 2015 42. Jahrgang Seite 30 22.05.15 11:14 2 INFORM 2/15 // IMPRESSUM INFORM erscheint viermal jährlich (42. Jahrgang) Herausgeber Hessische Zentrale für Datenverarbeitung Mainzer Straße 29, 65185 Wiesbaden Telefon: 0611 340- 0 [email protected], www.hzd.hessen.de Chefredaktion Manuel Milani Redaktion Birgit Lehr, Friederike van Roye Beirat Markus Brückner, Hans-Otto Ermuth, Hans-Georg Ehrhardt-Gerst, Dr. Alberto Kohl, Peter Lacher, Susanne Mehl, Dietmar Mittwich, Manfred Pospich, Eckart Ruß Grafisches Konzept Agentur 42 | Konzept & Design, www.agentur42.de Druck Druckerei Zeidler GmbH & Co. KG, www.zeidler.de Titelbild Wandobjekt „Speichern und vernetzen“ von Jürgen Blum im Eingangsbereich der HZD Hünfeld. Die geschlossenen schwarzen Kuben stehen im Gegensatz zu den offenen goldenen Netzen. Sie symbolisieren Datenvorhaltung (speichern) und den Datenverkehr (vernetzen). Fotos © sdecoret – fotolia.com: S. 5, S. 34–35; © Euroforum: S. 12 r.; © Brand | Films: S. 13 o.; Schwerpunkt: © Stadtarchiv Hünfeld: S. 16–17, 19: alle Stadt- und Landschaftsfotos; © 3M: S. 24, 25 u.; © HMdJ: S. 25 o.; © rcx – fotolia.com: S. 28–29: © Deutsche Messe: S. 36–37; © ra2 Studio – fotolia.com: S. 41; © Mario Naegler: S. 42; © Fraunhofer SIT: S. 43–44; © S. Kobold – fotolia.com: Rückseite; © alle anderen: HZD / Andreas Stampp Die in dieser Zeitschrift veröffentlichten Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung der HZD. Wenn Sie die INFORM regelmäßig erhalten möchten, schreiben Sie uns: [email protected] oder rufen Sie uns an: Telefon 0611 340-1484 EDITORIAL // INFORM 2/15 3 Liebe Leserin, lieber Leser Am 1. Juni blickt unsere Außenstelle in Hünfeld stolz auf ihr 25-jähriges Bestehen zurück. Am 8. Juni begehen wir unser Jubiläum gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der Hessischen Landesverwaltung. Im Anschluss an den offiziellen Teil werden wir feiern, gemeinsam mit den rund 120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Außenstelle, von denen viele die HZD schon seit Jahren als einen spannenden und verlässlichen Arbeitgeber in der Region Osthessen schätzen. Die Stadt Hünfeld und die gesamte osthessische Region um das Oberzentrum Fulda erleben und gestalten seit Jahren eine dynamische wirtschaftliche Entwicklung. Die HZD ist stolz darauf, dass sie an dieser Entwicklung mitwirkt, indem sie hochprofessionelle IT-Arbeitsplätze in die Region bringt. Die HZD-Außenstelle in Hünfeld ist im Allgemeinen mit den Verfahren der hessischen Justiz, wie dem Automatisierten Mahnverfahren, JUKOS oder der elektronischen Aufenthaltsüberwachung eng verknüpft. Wir freuen uns sehr über diese partnerschaftliche und bewährte Kooperation, die wir mit der IT-technischen Umsetzung der Anforderungen des Gesetzes zur Förderung des elektronischen Rechtsverkehrs mit den Gerichten noch intensivieren werden. Hünfeld ist und war aber schon immer mehr als „nur“ Justiz. 1990 startete die Außenstelle in einem Übergangsdomizil mit dem Auftrag der Projektent wicklung für zwei Verfahren für das Finanzministe rium. Heute beherbergt Hünfeld neben dem Rechenzentrum für die Justiz unter anderem den IT-Service Desk für die gesamte Landesverwaltung und ein Hochleistungsdruckzentrum, in dem insgesamt über 90 Mio. Seiten pro Jahr gedruckt werden, beispielsweise sämtliche Steuerbescheide des Landes. Den Schwerpunkt dieser Ausgabe haben wir selbstverständlich Hünfeld gewidmet, der Stadt, der Außenstelle, den Mitarbeitern. Im April haben sich in der HZD Vertreterinnen und Vertreter aus dem gesamten Bundesgebiet über die Einführung von GINSTER Master in allen Bundesländern informiert. GINSTER Master ist Bestandteil des Vorhabens KONSENS, das die Vereinheitlichung der Steuerverfahren in Deutschland zum Ziel hat. Es wird unter Federführung des Landes Hessen entwickelt und ist das erste steuerliche Kernverfahren innerhalb von KONSENS, das bundesweit ausgerollt wird. Darüber und über weitere Themen lesen Sie in unserem Magazin-Teil ab Seite 28. Pünktlich zu unserem Jubiläum in Hünfeld erscheint die INFORM in einem neuen Layout. Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Blättern und Lesen. Herzlichst, Ihr Joachim Kaiser Direktor der HZD 4 INFORM 2/15 // INHALT Inhalt im gespr äch 8 „Unser Kerngeschäft muss in vollem Umfang weiterlaufen“ Dr. Roman Poseck, Präsident des Oberlandesgerichts Frankfurt, im Interview notizen 12 Kurznachrichten aus Deutschland, Hessen und der HZD kolumne 15 HZD Web-Lounge „Unser Kerngeschäft muss in vollem Umfang weiterlaufen“ Der Präsident des Oberlandesgerichts Frankfurt, Dr. Roman Poseck, sieht die Einführung des elektronischen Rechtsverkehrs in der Justiz positiv und gestaltet sie aktiv mit. Aber er kennt auch die Bedenken, die viele Justiz-Beschäftigte haben, und nimmt sie ernst. Im Gespräch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 Schwerpunkt: 25 Jahre HZD Hünfeld Da gibt’s was auf die Ohren 16 schwerpunk t: 25 jahre hzd hünfeld 18 Vom „Campus Unofelt“ zur Konrad-Zuse-Stadt 20 IT-Dienstleister für die Justiz und noch mehr 21 Die HZD in guten Händen: Frank Werner (1990–2012) 23 Die HZD in guten Händen: Herbert Guder (2012–2015) 24 Die wichtigsten Verfahren in Hünfeld: JUKOS, AUMAV, EPK & EAÜ 25 Neue Einsatzmöglichkeiten für elektronische Überwachung? 26 Die HZD in guten Händen: Hans-Georg Ehrhardt-Gerst (seit 2015) 27Nachgefragt Am 8. Juni 2015 feiert die Außenstelle der HZD mit einem offiziellen Festakt ihr 25- jähriges Bestehen. Das „silberne“ Stand ortjubiläum würdigt INFORM mit Ein- und Ausblicken. Die HZD in der Konrad-Zuse-Stadt . . . 16 hessen cio „Digitale Verwaltung Hessen 2020“ INHALT // INFORM 2/15 KONSENS Die Bundesländer arbeiten im IT-Vorhaben KONSENS an der Vereinheitlichung der Steuersoftware innerhalb Deutschlands. Hessen entwickelt und betreut das Stammdatenverwaltungssystem GINSTER. Dessen Master-Funktionalität ist das erste steuerliche Kernverfahren, das bundesweit ausgerollt wird. Ein Workshop in der HZD bot eine Plattform zu Information und Austausch. hzd-maga zin 28 Nachhaltigkeit fördern, Mindestlohn überprüfen Das neue Hessische Vergabe- und Tariftreuegesetz 30 GINSTER Master breitet sich aus GINSTER Master breitet sich aus . . . . . 30 Steuer: Stammdatenverwaltung wird in allen Bundesländern eingeführt 33 Standardisierung durch Anreize Neues Wartungsmodell des HessenPC IT-Fabrik 34 IT-Fabrik Der Umbau der HZD-Rechenzentren zur IT-Fabrik ist in vollem Gang. Ziel ist die HZD-spezifische Umsetzung des CloudParadigmas und der Aufbau eines standardisierten und automatisierten Plattformbetriebs. Der HessenServer ist ein Projekt innerhalb des Vorhabens. In Planung ist eine Fertigungsstraße, die alle notwendigen Arbeitsschritte zur Erzeugung eines virtuellen Windows Servers bereitstellt. Der HessenServer: ein HZD-Werkstattbericht 36 Information, Innovation, Inspiration Die CeBIT 2015 hat sich gehäutet, wächst und ist zur Investitions-Plattform geworden it-sicherheit 41 Awareness Das Paket kam pünktlich … it-gesell schaf ten in hessen 42 Vorreiter der Cybersicherheit Spitzenforschung „made in Darmstadt“ service 45 Tipps und Tricks Der HessenServer . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 Grafiken in Word positionieren 5 6 INFORM 2/15 INFORM 2/15 CeBIT 2015 // Mit d!conomy thematisierte die CeBIT in diesem Jahr die rasante Veränderung von Wirtschaft, Gesellschaft und öffentlicher Verwaltung, die mit der Digitalisierung einhergeht. Hessen präsentierte seine IT-Lösungen für eine moderne Verwaltung. Die HZD war mit den Themen HessenDrive und E-Vergabe dabei. // Ab Seite 36 7 8 INFORM 2/15 // IM GESPRÄCH „Unser Kerngeschäft muss in vollem Umfang weiterlaufen“ // Dr. Roman Poseck im Interview Dr. Roman Poseck, Präsident des Oberlandesgerichts Frankfurt, über die Bedeutung des elektronischen Rechtsverkehrs für die Justiz, die Herausforderungen bei der Einführung und die Erwartungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. INFORM: Seit dem 1. Mai 2012 sind Sie Präsident des OLG Frankfurt und haben damit eine doppelte Funktion: Einerseits sind Sie Richter, andererseits bilden Sie die organisatorische Spitze des Geschäftsbereichs der ordentlichen Gerichtsbarkeit, zu dem alle hessischen Land- und Amtsgerichte mit insgesamt mehr als 7.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zählen. Welche Bedeutung hat die heutige IT-Ausstattung für die richterliche Arbeit und für die Ausgestaltung der organisatorischen Abläufe in den Gerichten? Dr. Poseck: Die vergangenen Jahre waren in der Justiz durch einen erfolgreichen Modernisierungsschub gekennzeichnet. Die IT ist sowohl für die Richterschaft als auch für alle anderen Bediensteten zum festen Bestandteil der täglichen Arbeit geworden. Die Richterinnen und Richter nutzen vor allem die Möglichkeiten der Datenverarbeitung, der Spracherkennung und der elektronischen Recherche. In umfangreichen Verfahren sind elektronische Zweitakten bereits Realität. Rechtspflegerinnen und Rechtspfleger arbeiten mit dem elektronischen Grundbuch und dem elektronischen Handelsregister. Und auch unsere Serviceeinheiten nutzen die Vorteile der IT, zum Beispiel im Rahmen der Fachanwendung EUREKA1. In der AußenkommunikatiEDV-Unterstützung für Rechtsgeschäftsstellen und Kanzleien sowie der Richter- und Rechtspflegerarbeitsplätze 1 on spielt das elektronische Gerichtspostfach eine immer größere Rolle. Bei aller Skepsis, die es zu Beginn der Modernisierungsoffensive vor fast 20 Jahren gab, will heute kein Bediensteter der Justiz das Rad zurückdrehen. Wir sind froh, dass wir in unserer technischen Ausstattung auf Augenhöhe zu Arbeitsplätzen außerhalb der Gerichte, beispielsweise in Anwaltskanzleien und Unternehmen, sind. INFORM: In den nächsten Jahren wird die durchgängig elektronische Arbeitsweise in den Vordergrund treten, die herkömmliche Papierakte soll durch die elektronische Akte abgelöst werden. Nach dem Stand der Planungen soll die Einführung neuer technischer Komponenten 2017 beginnen. Wie stehen Sie zu dem bevorstehenden Medienwechsel? Dr. Poseck: Den bevorstehenden Wechsel von der Papierakte zur elektronischen Akte sehe ich grundsätzlich positiv. Der elektronische Rechtsverkehr macht für mich nur Sinn, wenn er vollständig umgesetzt wird, also die elektronische Akte mitumfasst. Nur so lassen sich die Vorteile des elektronischen Rechtsverkehrs vollständig nutzen. Es darf nicht unser Ziel sein, dass die Gerichte zu Druckereien werden, in denen elektronische Posteingänge – wir haben in unseren Gerichten ca. 40.000 Eingänge mit fast 500.000 Seiten am Tag – für eine Papierakte ausgedruckt werden. IM GESPRÄCH // INFORM 2/15 9 10 INFORM 2/15 // IM GESPRÄCH Vorteile der elektronischen Akte sehe ich zum Beispiel bei der Aufbewahrung und dem Versand der Akte. Die Akte kann nicht mehr verloren gehen; sie ist parallel für mehrere Nutzer zugänglich. Diese positive Zukunftsperspektive darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Medienwechsel eine riesige Herausforderung ist. In der Dimension ist er wahrscheinlich noch höher einzuschätzen als die Modernisierung der vergangenen Jahre. Gerade der richterliche Arbeitsplatz wird sich grundlegend ändern. INFORM: Und wie schätzen Sie die Erwartungen vielleicht auch Befürchtungen in der Richterschaft und bei den weiteren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der ordentlichen Gerichtsbarkeit ein? Dr. Poseck: In der Tat gibt es bei den Bediensteten der Gerichte auch Sorgen über die weitere Entwicklung. Diese Sorgen gilt es ernst zu nehmen. Der Erfolg der Veränderungen hängt wesentlich von der Akzeptanz der Betroffenen ab. Das Akzeptanzmanagement ist damit von großer Bedeutung. Außerdem müssen die Veränderungen nutzerfreundlich und bedarfsgerecht sein; das heißt, die Vorteile müssen für die Bediensteten in ihrer täglichen Arbeit spürbar werden. Umfangreiche Schulungen sind notwendig. Wir dürfen die Menschen nicht durch unzureichend vorbereitete Veränderungen überfordern. Da die konkrete Ausgestaltung der Arbeitsplätze aber in vielen Bereichen noch offen ist, ist die neue Welt für die Bediensteten noch nicht unmittelbar vorstellbar. Für die richterliche Tätigkeit DR. ROMAN POSECK … studierte und promovierte in Gießen. Er gilt als außergewöhnlich hochqualifizierter Jurist mit Bestnoten. Im April 2000 kam er als Richter einer Zivilkammer zum Landgericht Limburg, ein Jahr später erfolgte die Abordnung ins hessische Justizministerium, zunächst als Referatsleiter in der Strafrechtsabteilung. Von 2005 bis 2007 leitete der gebürtige Rheinländer das Ministerbüro. Zuletzt war er im Ministerium als Leiter der Zentralabteilung unter anderem für Personal- und Haushaltsfragen der hessischen Justiz zuständig. An seinem 42. Geburtstag, am 16. März 2012, erhielt Dr. Poseck die Ernennungsurkunde zum neuen Präsidenten des Oberlandesgerichts Frankfurt. Das OLG ist als höchstes Gericht der ordentlichen Gerichtsbarkeit in Hessen für das gesamte Bundesland zuständig. Zu seinem Zuständigkeitsbereich gehören 1.200 Richter bei 51 hessischen Gerichten. ist unabdingbar, dass die Unabhängigkeit in vollem Umfang erhalten bleibt. Technik darf richterliche Entscheidungsmöglichkeiten nicht begrenzen. Und schließlich weisen die Bediensteten aller Laufbahnen auf die hohen personellen und finanziellen Anforderungen hin, die eine so gravierende Veränderung mit sich bringt. Die Einführung des elektronischen Rechtsverkehrs wird nur gelingen, wenn ausreichende finanzielle und personelle Ressourcen zur Verfügung stehen. Für uns in der ordentlichen Gerichtsbarkeit ist es eine besondere Herausforderung, die Veränderungsprozesse parallel zu einer hohen Belastung im Alltagsgeschäft und zu einem haushalterisch vorgegebenen Abbau im Richterdienst und im nicht-richterlichen Bereich umzusetzen. Unser Kerngeschäft muss während der Umstellung in vollem Umfang weiterlaufen; einen Stillstand bei den Verfahren können wir uns auch im Interesse der Bürgerinnen und Bürger nicht leisten. INFORM: Kurz vor Ihrem Amtsantritt als Präsident hatte das OLG seine frühere Zuständigkeit für IT-Angelegenheiten an die Anfang 2012 gegründete IT-Stelle der hessischen Justiz (ITS) abgegeben, die seitdem geschäftsbereichsübergreifend als eigenständige Behörde eng mit der HZD, vor allen Dingen mit ihrer Außenstelle in Hünfeld, zusammenarbeitet. Wie beurteilen Sie die Zusammenarbeit mit ITS und HZD und welche Bedeutung kommt aus Ihrer Sicht Steuerungsgremien wie dem IT-Beirat und dem Projektrat zu? Dr. Poseck: Die Gründung der IT-Stelle im Jahre 2012 hat sich aus meiner Sicht bewährt. Sie trägt vor allem der gestiegenen Bedeutung der IT Rechnung. Für die Steuerung der Veränderungsprozesse bei der Einführung des elektronischen Rechts- IM GESPRÄCH // INFORM 2/15 verkehrs ist eine zentrale, gerichtsbarkeitsübergreifende Einheit wie die IT-Stelle unerlässlich. Die Zusammenarbeit der ordentlichen Gerichtsbarkeit mit ITS und HZD ist nach meinen Erfahrungen an gemeinsamen Zielen und Vorstellungen ausgerichtet; sie ist produktiv, vertrauensvoll und unkompliziert. Die praktischen Belange werden ausreichend berücksichtigt. Hierzu tragen vor allem die geschaffenen Gremien wie der IT-Beirat und der Projektrat bei. Im IT-Beirat, in dem alle Gerichtsbarkeiten und die Staatsanwaltschaften hochrangig vertreten sind, haben wir vereinbart, die Sitzungsfrequenz deutlich zu erhöhen, damit Veränderungsprozesse und Prioritäten noch besser abgestimmt werden können. In diesem Jahr kommen wir daher bislang fast monatlich zu intensiven mehrstündigen Beratungen zusammen. INFORM: Insbesondere die Umstellung auf elektronische Aktenführung wird die Möglichkeiten der Arbeitsgestaltung und die Arbeitsgewohnheiten aller Beteiligten grundlegend verändern. Welche Erwartungen haben Sie an die künftige Arbeitsplatz gestaltung, und welche Vorteile stehen für Sie im Vordergrund? Dr. Poseck: Die Veränderungen bei der Arbeitsplatzgestaltung werden gravierend sein. Die Vorteile überwiegen. Einen Punkt möchte ich exemplarisch herausstellen, nämlich den Gewinn an Arbeitsflexibilität. Auch wenn Richterinnen und Richter schon heute in ihrer Arbeitsgestaltung weitgehend unabhängig und damit frei sind, wird sich das Arbeitsumfeld noch einmal deutlich verbessern, wenn ein Zugriff auf die Akten auch von zu Hause aus möglich ist. Das lästige Hin- und Her-Transportieren unserer oft umfangreichen Papierakten entfällt. Auch in anderen Laufbahnen der Justiz hat die Arbeitsflexibilität in den vergangenen Jahren immer mehr zugenommen. So führen wir im Rechtspflegerbereich derzeit ein entsprechendes Pilotprojekt für das gesamte Land durch. Die Entwicklung hin zu mehr Arbeitsflexibilität wird durch den elektronischen Rechtsverkehr maßgeblich gefördert; sie verbessert Mitarbeiterzufriedenheit, Vereinbarkeit von Beruf und Familie und Attraktivität bei der Nachwuchsgewinnung. Eines will ich aber auch noch klarstellen: Auch wenn sich der richterliche Arbeitsplatz grundlegend ändern wird, sehe ich nicht, dass der Aufwand für die Richterin oder den Richter geringer wird. Es wird weiter der umfassenden Einarbeitung in den Prozessstoff, der mündlichen Verhandlung und der Entscheidung durch die Richterin oder den Richter bedürfen, die allesamt nicht automatisiert werden können. INFORM: Werden fachliche Anforderungen bei der Ausgestaltung der technischen Komponenten hinreichend einbezogen? Dr. Poseck: Es ist eine ständige Herausforderung, fachliche Komponenten und technische Entwicklung zusammenzuhalten. Technik darf nicht Selbstzweck sein, sondern sie muss die fachliche Arbeit sinnvoll unterstützen. Im IT-Beirat und auf vielen anderen Ebenen legen wir Wert darauf, dass die fachlichen 11 PERSÖNLICH Mein Berufswunsch als Kind war … Seilbahnschaffner zu werden. An meiner jetzigen Position schätze ich am meisten … ihre Vielseitigkeit; zum einen bin ich als Vorsitzender eines Zivilsenates unabhängiger Richter; zum anderen stehe ich an der Spitze einer großen Verwaltung mit spannenden Herausforderungen. Rechtsprechung sollte … die gesetzlichen Vorgaben achten, die Verfahrensbeteiligten ernst nehmen sowie Sicherheit und Rechtsfrieden schaffen. Rechtsprechung sollte auf keinen Fall … abgehoben und für den Nicht-Juristen unverständlich sein. Ich hätte gerne mehr Zeit für … Sport. Aktiv und passiv interessiere ich mich vor allem für Basketball und Fußball. Besonderheiten der Justiz ausreichend zum Tragen kommen. Wir werden hier aber gerade bei den bevorstehenden Veränderungen am Ball bleiben müssen. Ein guter Ansatz sind die neu geschaffenen Fachbeiräte, in denen Praktiker aller Laufbahnen der Justiz mitwirken, um die fachliche Seite einzubringen. INFORM: Ein wesentlicher Schlüssel für den Erfolg eines derartigen Großprojektes ist sicher die Akzeptanz der Beteiligten, und das sind viele. Welche Bedeutung kommt dabei der Information und Zusammenarbeit mit den Vertretungsgremien zu? Dr. Poseck: Die enge Zusammenarbeit mit den Vertretungsgremien ist unerlässlich für den Erfolg. Ich sehe es daher auch als positiv an, dass die Justizministerin einen Gremienbeirat eingerichtet hat, welcher der frühzeitigen und umfassenden Information dient. Die Weiterentwicklung des elektronischen Rechtsverkehrs ist auch in den Monatsgesprächen, die ich mit dem Bezirksrichterrat und dem Richterrat des Oberlandesgerichts führe, regelmäßiger Tagesordnungspunkt. Dabei sehe ich es auch als Aufgabe der Gremien an, die Sorgen der Bediensteten einzubringen und mögliche Fehlentwicklungen zu benennen. Die Gremien haben dabei in der Vergangenheit immer wieder wichtige Impulse gesetzt, so zum Beispiel beim Thema Datensicherheit, das über viele Jahre eher belächelt wurde und erst seit NSA wirklich ernst genommen wird. Die Justizministerin widmet diesem Thema eine sehr hohe Priorität, zum Beispiel auch in einer engen Kooperation mit dem Fraunhofer-Institut in Darmstadt (s. Seite 42). Das Interview führte Friederike van Roye, HZD 12 INFORM 2/15 // NOTIZEN Vom Service Desk zum Service Operations Center // HZD auf Service Desk World „Fußfessel“ und HTML-Programmierung // Girls Day in der HZD Zum 13. Mal hat die HZD am bundesweiten Girls Day – Mädchen-Zukunftstag teilgenommen und zwölf Mädchen in Wiesbaden und fünf in Hünfeld empfangen. Auf der diesjährigen Jahrestagung der „Service Desk World“ stellte Holger Schermann, Gesamtbetriebs leiter Service Operation Center (SOC), die Verzahnung von Service Desk und IT Operations bei der HZD vor. Konkret berichtete er über Der Girls Day bietet Mädchen die Möglichkeit, sich über die Arbeitswelt zu in for mieren und technikorientierte Arbeitsplätze kennenzulernen. Damit soll ihre Berufs- und Karriereplanung verbessert werden. Rechen- und Druckzentrum, das Innenleben eines PCs und die Reinheit von Glasfaserkabeln, elektronische Zutrittskontrolle und „Fußfesseln“ lernten die Mädchen bei der HZD kennen. Außerdem programmierten sie eine Homepage mit HTML und die Azubis standen Rede und Antwort zum Thema Ausbildung. Die HZD bietet eine duale Ausbildung zur Fachinformatikerin bzw. zum Fachinformatiker Systemintegration oder Anwendungsentwicklung mit begleitendem Studium der Wirtschaftsinformatik. Die Ausbildung dauert drei Jahre und findet in der HZD, der Berufsschule Mainz und der Hochschule Mainz statt. // zentrale Cockpit Funktionen im SOC, die Ausfallsicherheit durch die standortübergreifende Organisation des SOCs sowie die zentrale Informationssammlung und -steuerung. Die HZD war neben Vertretern namhafter Unternehmen auf dem etablierten Branchentreff am 21. und 22. April in Köln vertreten, der in diesem Jahr unter dem Motto „Strategische Handlungsoptionen für die Zukunft: Vom Service Desk zum Service Operations Center“ stand. Seit über 20 Jahren trägt der Austausch auf der Service Desk World zur Professionalisierung, Optimierung und Standardisierung von Service Desk Organisationen bei. Das erklärte Ziel: bessere Erstlösungsquote, Erreichbarkeit, Entstörung und damit höhere Kundenzufriedenheit. // NOTIZEN // INFORM 2/15 13 Die HZD bewegt // Neuer Imagefilm HZD IN Z AHLEN 2 500 000 Mails werden im Schnitt jeden Monat aus dem Internet erfolgreich in der Hessischen Landesverwaltung übermittelt. Sie kommen von knapp IT-Kompetenz aus einer Hand – das zeigt die HZD mit ihrem modernen, zukunfts orientierten Imagefilm. Die Vier-Minuten-Produktion stellt die komplexen Leistungen der HZD übersichtlich und kompakt vor: www.hzd.hessen.de/videos EGOV-VR // Neues Gremium für IT in Hessen Hessen hat mit dem „Gremium der Verantwortlichen der Ressorts für E-Government“, kurz EGOV-VR, ein zentrales Instrument der IT-Organisation auf Steuerungsebene ge schaffen. Michael Hohmann, Zentralabteilungsleiter des Hessischen Finanzministeriums, und Viktor Jurk, Leiter der Abteilung für E-Government und Verwaltungsinformatik des Hessischen Innenministeriums, leiten das Gremium gemeinsam. Die HZD ist mit dem Direktor Joachim Kaiser und dem Technischen Direktor Thomas Kaspar vertreten. EGOV-VR beauftragt die etablierten Gremien auf der Arbeitsebene (AK St/Ar/C und AK IT-Sicherheit) bzw. entscheidet über deren Vorlagen. Die Fachthemen gliedern sich in die Bereiche E-Government, IT-Standardisierung und Cybersicherheit. In der jüngsten Sitzung, Mitte März, wurden zwei für den HessenPC relevante Dokumente beschlossen, nämlich die „Standardleistungsbeschreibung Zentrale Betreiberplattform“ und das Wartungsmodell (s. Seite 33). // 590 000 unterschiedlichen Absendern und richten sich an ca. 135 000 Empfänger in rund 2 500 Maildomänen. Das übertragene Datenvolumen beträgt über 750 Gigabyte. Die Mail-Server betreibt die HZD für das Land Hessen. Kooperation // Langzeitspeicherung Bereits zum 14. Mal traf sich die Unterarbeitsgruppe „Langzeitspeicherung“ der öffentlichen Datenzentralen. Bei der Langzeitspeicherung geht es um die Vorhaltung von Daten nach gesetzlichen Vorgaben. Die bundesweite Gruppe tauscht sich zwei Mal im Jahr aus, am 29. und 30. April kamen die Teilnehmer in die HZD. Auf der Agenda standen Fachvorträge, Diskussionen über aktuelle Projekte sowie bundes- weite Themen wie Auswirkungen des EVerwaltungskonzepts des Bundes, NaLA, TR-ESOR, Aussonderung von Akten, Weiterführung von Domea, aber auch der Einsatz geeigneter Hardware-Plattformen. Besonders wertvoll war ein Impulsvor trag von Dr. Wild von intarsys zu den Standards und Ausprägungen von pdf-a, das sind pdf-Dokumente in einem besonderen, langzeitlesbaren Archivierungsformat. // 14 INFORM 2/15 // NOTIZEN Besser telefonieren // Neue Rahmenverträge Messen im Juni // eXPO und Zukunftskongress Im Juni wird die HZD auf der eXPO in Hanau und auf dem Zukunftskongress Staat und Verwaltung in Berlin sein. Sie stellt die Mobilgeräte-Verwaltung, den HessenDrive und E-Vergabe vor. Am 10. Juni 2015 lädt die ekom21, der kommunale IT-Partner der HZD, zur Hausmesse eXPO in den Congress Park Hanau ein. Verena Schwan stellt erstmals die Mobilgeräte-Verwaltung (MGV) vor, ein neues Produkt aus der FISBOX®-Familie. Es ermöglicht u.a. eine anwenderfreundliche Verwaltung von Mobilfunkverträgen, Geräten und deren Benutzer sowie eine schnelle und unkomplizierte Auswertung dieser Daten. Klaus Wahl gibt in der Brüder-Grimm-Stadt einen praktischen Eindruck von der Synchronisations- und Austauschplattform HessenDrive. Mit ihr können Nutzer untereinander und mit externen Partnern auch größere Dateien einfach austauschen. HessenDrive ist als Web-Anwendung für stationäre und mobile Endgeräte verfügbar, sodass Dateien sowohl am Arbeitsplatz als auch unterwegs synchron zur Verfügung stehen. gress Staat und Verwaltung im bcc Berlin Congress Center vor. E-Vergabe stellt den Vergabestellen in der Landesverwaltung einen durchgängig automatisierten Arbeitsablauf zur Verfügung, der den jeweiligen Sachbearbeiter im gesamten Vergabeprozess workflowbasiert und optional mit digitaler Angebotsabgabe unterstützt. Zur Produktgruppe gehören weiterhin die Vergabeplattform, das Data Warehouse, die Langzeitarchivierung und eine Vergabesperrenabfrage. // Am 23. und 24. Juni 2015 stellen Carsten Stroh und Norman Schneider die Produk- te der E-Vergabe auf dem Zukunftskon Produktmanager E-Vergabe: Carsten Stroh, [email protected], Tel. 0611 340-1131 Anfang März informierte die HZD die hessischen Dienststellen über die neuen Rahmenverträge für Festnetzund Mobilfunk, die seit dem vergan genen Jahr gültig sind. Der Einladung folgten rund 70 Gäste aus allen Ressorts der Landesverwaltung. Die Provider erörterten die Rahmenverträge, gewährten aber auch einen Ausblick in die Zukunft, beispielsweise ins Jahr 2018, wenn das ISDN-Netz durch das IP-Netz abgelöst werden wird. Mit zahlreichen Fragen und Diskussionsbeiträgen und einem regen Austausch bekundeten die Teilnehmer großes Interesse an der Veranstaltung. Die HZD schließt die Rahmenverträ ge mit den Telekommunikations-Pro vidern ab. Die Dienststellen selbst vereinbaren Einzelbeauftragungen mit den Providern auf Grundlage der Rahmenverträge. // GINSTER // User Day im Frühjahr 2015 Kontakt: Produktmanagerin FISBOX® MobilgeräteVerwaltung: Verena Schwan, [email protected], Tel. 0611 340-3009 Produktmanager HessenDrive: Klaus Wahl, [email protected], Tel. 06652 187-2189 Am 14. April 2015 kamen rund 60 Vertreterinnen und Vertreter aus 14 Bundesländern zum GINSTER User Day in der HZD zusammen, um sich über Neuerungen in der Stamm datenverwaltung zu informieren. Ein wichtiges Thema war u.a. die Einführung von GINSTER Master in den Bundesländern (s. Seite 30). Der GINSTER User Day findet seit 2006 einmal jährlich statt. // KOLUMNE // INFORM 2/15 Web-Lounge // Da gibt’s was auf die Ohren Am 19. März 2015 verkündete Larissa Vassilian – vielen besser bekannt unter dem Pseudonym Annik Rubens – auf ihrem Blog „Schlaflos in München“ und auf Twitter das Ende ihres gleichnamigen Podcasts. Seit zehn Jahren hat die Journalistin darin über alles gesprochen, was ihr so durch den Kopf ging. Das Podcasten entstand Anfang der 2000er Jahre und wurde zunächst als Audioblogging bezeichnet. Wie in einem Weblog werden dabei einzelne Beiträge veröffentlicht. Allerdings handelt es sich hier nicht um Texte und Bilder, sondern um Audiodateien. Die können per RSSFeed automatisch im Abonnement bezogen werden. Als die Firma Apple diese kostenlose Abonnements für ihre iPod-Geräte in ihren Medienshop iTunes integrierte, entstand der Begriff „Podcast“ (aus „iPod“ und „broadcast“, engl. für senden). Das Podcasten ist auch für Laien eine reizvolle Möglichkeit, Ton- oder auch Videobeiträge zu veröffentlichen. Die Verbreitung ist relativ einfach: Wenn die Mediendatei produziert ist, wird sie auf einen Webserver hochgeladen und durch einen Eintrag im RSS-Feed ergänzt. Man benötigt keine komplizierte Übertragungstechnik wie beim Rundfunk. Innerhalb kurzer Zeit entstanden zu allen möglichen Themen Podcasts, die ihre Folgen relativ regelmäßig produzierten. Von sehr persönlichen, tagebuchartigen Podcasts über technische Themen bis zu Kochtipps und Politik ist nahezu alles vertreten. Der 2006 gestartete Videopodcast der Bundeskanzlerin verzeichnet bis heute fast 600 Folgen. Auch viele Radiosender nutzen die Podcasttechnik, um ihre Beiträge unabhängig von der Sendezeit hörbar zu machen (Zweitverwertung). Doch die Podcastszene hat sich in den vergangenen Jahren verändert. Neben den reinen Amateurproduktionen entstanden zahlreiche professionell gemachte „Sendungen“. Neben der Zweitverwertung waren das auch Firmenproduktionen, mit denen die Unternehmen ihre Kunden auf einem modernen Kanal erreichen wollten. Doch diese Podcasts existieren heute oft nur noch mit einigen wenigen Ausgaben „historischer Aufnahmen“ als weitere Karteileichen in den einschlägigen PodcastVerzeichnissen. Zudem scheint sich die früher häufig enge Bindung zwischen Podcastern und ihrer jeweiligen Hörer-Community zu lösen. Es gibt weniger Feedback an die Podcastmacher, weniger soziale Interaktion und es geht nicht mehr so „familiär“ zu – für individuelle Podcasts wie „Schlaflos in München“ eine wichtige Veränderung. Und schließlich ändern sich auch Hörgewohnheiten und die Art des Medienkonsums. Die Musikindustrie musste bereits schmerzlich erkennen, dass weder Tonträger noch „Downloads“ Zukunftsmodelle sind. Der Trend geht zu den Streaming-Diensten, bei denen Musik- oder Sprachbeiträge portionsweise während des Hörens aus dem Netz übertragen werden. Das gehörte Stück landet nicht mehr als Ganzes – egal ob auf Datenträger oder als Datei – beim Konsumenten und ist somit nicht beliebig oft zu hören. Vielmehr erfordert jedes Hören eine neue Datenübertragung. Auch Podcasts lassen sich streamen. Aber die einzelnen Folgen werden dabei zu einem Teil des Stroms von Musik und Sprache. Sie werden nicht mehr als Teil der eigenen „Sammlung“ wahrgenommen. Wir haben Larissa Vassilian zu ihren Erfahrungen mit dem Podcasten und dem Ende von „Schlaflos in München“ befragt. Das Interview lesen Sie in der OnlineAusgabe der Web-Lounge unter www.hzd.hessen.de/ presse/web-lounge dr. markus beckmann Architektur, Produkte und Standards Verfasser des Trendberichts der HZD [email protected] 15 16 INFORM 2/15 // 25 JAHRE HZD HÜNFELD 25 JAHRE HZD HÜNFELD // INFORM 2/15 Die HZD in der Konrad-Zuse-Stadt // Als im Juni 1990 die ersten HZD-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Hünfeld ihre Arbeit aufnehmen, lebt Konrad Zuse seit geraumer Zeit in der Stadt. Auch wenn es keine persönlichen Kontakte zu dem Computerpionier gab, so ist es doch ein schöner Zufall, dass die Außenstelle der HZD ihren Sitz in der Konrad-Zuse-Stadt hat, mit der sie in 25 Jahren „zusammengewachsen“ und „groß“ geworden ist. Über die Anfänge der Außenstelle kann keiner besser berichten als Frank Werner, der Pionierarbeit für die HZD in Hünfeld leistete: Zusammen mit Karl-Heinz Uhlemann baute er den Standort auf und leitete ihn über zwei Jahrzehnte. Vor drei Jahren übergab er den „Staffelstab“ an Herbert Guder, der eine bewegte Zeit mit tiefgreifenden Veränderungen erlebte. Seit Beginn dieses Jahres trägt Hans-Georg Ehrhardt-Gerst die Verantwortung für die Außenstelle und stellt sich der Herausforderung „eJustice“. Alle drei geben einen persönlichen Einblick in „ihren“ Standort und „ihre“ Zeit. 17 18 INFORM 2/15 // 25 JAHRE HZD HÜNFELD Vom „Campus Unofelt“ zur Konrad-Zuse-Stadt // Hünfeld – attraktiver Standort für 120 HZDler Als im Juni 1990 die Außenstelle der HZD in Hünfeld eröffnet, lebt Konrad Zuse seit über 30 Jahren in der osthessischen Stadt. 1956 kommt der in Berlin geborene „Vater des Computers“ an die Haune und bleibt hier bis zu seinem Lebensende 1995. Bereits 1941 stellt er der Öffentlichkeit seine Z3 vor, die alle wichtigen Merkmale eines modernen Computers enthält. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs entwickelt er „Plankalkül“, die erste universelle Programmiersprache und im selben Jahr, 1946, gründet Zuse das erste „Computer-Start-up“, dem drei Jahre später die erste kommerzielle Computerfirma der Welt – ZUSE KG – in Neukirchen bei Hünfeld folgt. Mit 54 Jahren zieht sich Zuse als aktiver Teilhaber aus der Firma zurück und widmet sich fortan der Wissenschaft und seiner Leidenschaft, der Malerei. Noch im Jahr seines Todes erwirbt er ein Patent für den Helixturm, eine von ihm konstruierte Windkraftanlage. Seit 2006 trägt Hünfeld durch einen Erlass des Hessischen Innenministers offiziell den Beinamen „Konrad-Zuse-Stadt“. Das Konrad-Zuse-Museum beherbergt die umfangreichste Sammlung von ZuseGeräten weltweit und viele Exponate, die ihn als Ingenieur, Wissenschaftler, aber auch Künstler zeigen. Zurück zu den Anfängen Die Geschichte der osthessischen Stadt beginnt natürlich lange vor Zuse. 781 ist das heutige Hünfeld erstmals urkundlich erwähnt: Karl der Große schenkt dem Kloster Fulda den „Campus Unofelt“. Die Verleihung der „Gelnhäuser Stadtrechte“ 1310 ist ein Höhepunkt in der Stadtentwicklung und Impulsgeber für die positive Entwicklung an der Handelsstraße Frankfurt-Leipzig. Die bevorzugte Lage in Friedenszeiten wird in Kriegszeiten zu einer schweren Last für die Menschen. Allein Kaiser Napoleon zieht auf seinen HÜNFELD Regierungsbezirk Kassel Landkreis Fulda Bürgermeister Stefan Schwenk (CDU) Höhe 261 m ü. NHN Fläche knapp 120 km² Einwohner ca. 16.000 Bevölkerungsdichte ca. 132 Einwohner je km² Arbeits- und Erwerbsplätze ca. 8.000 Tourismus 480 Betten mit 63.000 Übernachtungen Verkehrsanbindungen A 7, B 84 und B 27; Bahnhof Hünfeld: 2014 „Schönster Kleinstadtbahnhof Deutschlands; ICE-Anschluss im benachbarten Fulda Sehenswürdigkeiten Neugotisches Rathaus, St. Bonifatius kloster, Wasserschloss Mackenzell, Mahn- und Begegnungsstätte Point Alpha im benachbarten Rasdorf Weitere Informationen www.huenfeld.de www.zuse-museum-huenfeld.de www.museum-modern-art.de www.hessisches-kegelspiel.de Feldzügen neun Mal durch Hünfeld. Ein Zeitzeugnis der schwerwiegenden Folgen der napoleonischen Kriegszüge ist das Gedicht „Jahrmarkt zu Hünfeld“ von Johann Wolfgang von Goethe, der auch in Hünfeld Station gemacht hat. Erster und Zweiter Weltkrieg hinterlassen tiefe Wunden im sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Leben Deutschlands und auch Hünfelds. Am 27. Okto ber 1944 verlieren 106 Menschen bei einem verheerenden Bombenangriff auf den Hünfelder Bahnhof ihr Leben. Ungezählte Familien betrauern Ehemänner, Väter und Söhne, die durch den Krieg ihr Leben lassen mussten. Die Nachkriegsjahre sind stürmisch, aber auch eine Zeit des Wachstums. Hünfelds Bevölkerung verdoppelt sich durch die Ankunft von Heimatvertriebenen und Flüchtlingen. Die Kommunale Gebietsreform führt 1972 zu einer erneuten Verdoppelung der Einwohnerzahl. Auch die Wirtschaft erlebt ihren Aufschwung. Textilindustrie, Maschinenbau- und metallverarbeitende Betriebe siedeln sich in Hünfeld an. Die Firma Wella, nach dem Krieg enteignet in ihrer erzgebirgischen Heimat, lässt sich nieder und ist bis heute größter industrieller Arbeitgeber (heute: Procter & Gamble) neben Ondal Medical Systems und Herbert KG. Daneben ist die osthessische Stadt ein kleines „Behördenschwergewicht“, das 1.600 Erwerbstätige beschäftigt. Hier befindet sich die einzig verbliebene Einsatzabteilung der Bundespolizei in Hessen, die neue Justizvollzugsanstalt, das zentrale Mahngericht für Hessen, das zentrale Beihilfedezernat für die Hessische Landesverwaltung – und die HZD seit nunmehr 25 Jahren. // Seite 19: Attraktives Umfeld in und um Hünfeld: Hessisches Kegelspiel und Haselsee, Golfplatz und Stiftskirche, Museen und Gaalbernfest 25 JAHRE HZD HÜNFELD // INFORM 2/15 „Von Anfang an war und ist die HZD-Außenstelle in Hünfeld als Partner der hessischen Justiz an jedem einzelnen Entwicklungs- und Ausbauschritt auf dem Weg zum elektronischen Rechtsverkehr maßgeblich beteiligt. Inzwischen ist das Zusammenwirken zwischen ‚unserer‘ HZD Hünfeld und uns auf allen Ebenen so eng verzahnt, als handele es sich um eine gemeinsame Organisation. Das persönliche Miteinander ist von Vertrauen und höchster Wertschätzung geprägt. Mehr kann man sich kaum wünschen. Wir gratulieren unserer ‚Schwesterorganisation‘ – wenn ich so sagen darf – sehr herzlich zum 25. Jahrestag und wünschen ihr und uns die erfolgreiche Fortsetzung unseres gemeinsamen Wirkens für die hessische Justiz.“ M A N F R E D B EC K // Präsident IT-Stelle der hessischen Justiz 19 20 INFORM 2/15 // 25 JAHRE HZD HÜNFELD v.l.o.: Hans-Georg Ehrhardt-Gerst, Thomas Mende, Eric Röder, Dr. Bernd Hartmann; v.l.u.: Peter Haas, Harms Becker, Angelika Freitag // Stationen der Außenstelle: Landratsamt, am Großenbacher Tor und Mackenzeller Straße IT-Dienstleister für die Justiz und noch mehr // Die Außenstelle der HZD Die räumliche Nähe zum zentralen Mahngericht für Hessen gibt vor 25 Jah ren den Ausschlag, dass die HZD eine Außenstelle in Hünfeld eröffnet, deren Aufbau Frank Werner und Karl-Heinz Uhlemann verantworten. Heute betreu en die rund 120 HZD-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter in Osthessen die komplette IT der Justiz in enger Zusam menarbeit mit der IT-Stelle der hessischen Justiz in Bad Vilbel. Kurze Wege und ein Rundum-Service „aus einer Hand“ haben sich bewährt. Kunden- und Anwendungsmanagement, Rolloutmanagement und Verfahrensbetrieb, Architektur und Controlling – der stellvertretende Leiter der Außenstelle Hans-Georg Ehrhardt-Gerst und die Bereichsleiter Thomas Mende und Eric Röder steuern die IT-Belange für die hessische Justiz. Aber die HZD in Hünfeld „bietet“ noch mehr: Der IT-Service-Desk ist seit 2010 neben dem User-Help-Desk der Justiz unter der Obhut von Dr. Bernd Hartmann hier zu Hause. Gibt es Probleme mit der IT, dann sind sie erste Anlaufstelle und kompetenter Ansprechpartner für die Beschäftigten der Landesverwaltung. Mehr als 50 Prozent aller Anfragen beantworten die First-Level-Support-Spezialisten beim ersten Anruf, die „harten“ Fälle werden per Ticketsystem an die Fachabteilungen in der HZD zur weiteren Bearbeitung gegeben. Weiterhin ist das Competence Center Windows Terminalserver in Hünfeld angesiedelt. Es stellt für ca. 30.000 Nutzer den Zugriff auf zentrale Anwendungen wie SAP, Remedy oder HeDok bereit. Sprichwörtlich unter Hochdruck läuft das Druckzentrum. 2009 hat man die ehemals zwei Druckzentren der HZD in Hünfeld zusammengelegt. Betriebsleiter Peter Haas koordiniert vor Ort den Zweischichtbetrieb. 90 Millionen Drucksachen und 13 Millionen portooptimierte Sendungen verlassen im Jahr das Haus. Die „großen“ Kunden sind Hessens Finanzämter, Justiz und Bezüges telle. Immer mehr bislang dezentrale Druckaufträge hessischer Dienststellen kommen hinzu. Neben querschnittlichen Aufgaben ar beiten Harms Becker und sein Bereich „Architektur, Produkte und Standards“ am „Puls“ der Zeit. Sie legen den „Grundstein“ für die IT-Themen der Verwaltung von morgen. Die Kollegen agieren stand ortübergreifend in der Außenstelle und in der Zentrale in Wiesbaden. Und dass am Standort nie die „Lichter“ ausgehen, darum kümmert sich Angelika Freitag von der Zentralabteilung vor Ort. // 25 JAHRE HZD HÜNFELD // INFORM 2/15 21 Die HZD in guten Händen: Tatkräftig und unermüdlich // 1990–2012 Von Frank Werner // Rückblickend kann ich sagen: Die Außenstelle Hünfeld zeigt modellhaft auf, wie IT-Dienstleistungen einerseits individuell für ein Ressort, andererseits aber auch standardisiert und wirtschaftlich erbracht werden können – heute übrigens mehr denn je. Dazu war und ist es notwendig, eine moderne und leistungsfähige Außenstelle der HZD zu gestalten. Aber der Reihe nach. Beginnen wir mit der Zeit des Aufbruchs, Aufbaus und Wachstums, an der ich teilhaben durfte. 1989 reiften die Pläne für den Aufbau einer HZD-Außenstelle in Hünfeld. Ich leitete damals die Abteilung A des Dezernats A II/3 „Justizwesen“. Leonhard Ermer, seit 1989 (bis 2001) unser Direktor, ernannte mich zum Leiter des „Aufbaustabs Hünfeld“. Meine rechte Hand war mein hochgeschätzter Kollege Karl-Heinz Uhlemann. Die Politik hatte uns klare Zeitvorgaben gesetzt: Am 1. Juni 1990 sollten wir in einem Übergangsdomizil die Projektentwicklung von zwei Verfahren für das Finanzministerium starten. Außerdem musste ein halbes Jahr später die neue Außenstelle mit integriertem Rechenzentrum bezugsfertig sein. Ausschlaggebend war hier die Abwicklung des automatisierten Mahnverfahrens (AUMAV) des zentralen hessischen Mahngerichts, das in Hünfeld angesiedelt war und auch immer noch ist. Ein Jahr pendelte ich zwischen meinem Arbeitsplatz in Wiesbaden und Hünfeld, wo Karl-Heinz Uhlemann und ich mit dem Bürgermeister, Architekten und Bauunternehmern verhandelten, planten und den Baufortschritt überwachten. Planmäßig bezogen zehn Kolleginnen und Kollegen ihre neuen Büros im alten Landratsamt, das wir aber nach einigen Monaten Richtung Großenbacher Tor 1 verließen. Neben den beiden genannten Projekten für das Finanzministerium haben wir von hier aus für das Justizministerium das automatisierte Mahnverfahren eingeführt. Die Anzahl der HZD-Bediensteten wuchs, der Kontakt zur hessischen Justiz vertiefte sich, sie übertrug immer mehr und immer vielfältigere Aufgaben an die HZD. 1999 standen wesentliche Entscheidungen an: Die hessische Justiz wollte das Elektronische Grundbuch (SolumSTAR) einführen und darüber hinaus ihren gesamten Geschäftsbereich mit rund 14.000 Arbeitsplätzen modernisieren. Zwischenzeitlich hatten wir 45 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Unsere angemieteten Räumlichkeiten platzten quasi aus allen Nähten. Das Rechenzentrum war sicherheitstechnisch nicht mehr ausbaufähig. Karl-Heinz Uhlemann und ich waren mittlerweile ein eingespieltes Planungsteam – und wir wurden einmal mehr gefordert. Innerhalb eines Jahres entstand ein landeseigenes Gebäude in der Mackenzeller Straße mit rund 3.600 Quadratmetern Nutzfläche und einem Hochsicherheitsbereich im Rechenzentrum. Das Gebäude hatten wir auf Expansion geplant, was gut war. Denn bis Ende 2008 verdoppelte sich die Anzahl der Kolleginnen und Kollegen, die zwischenzeitlich in fünf Bereichen tätig waren. Im Mai 2009 nahm schließlich das Druckzentrum der HZD in Hünfeld seine Arbeit auf. Wir bezogen eine weitere Dependance in der Töpferstraße, bevor ich mich im Mai 2012 nach über 20 Jahren in der Außenstelle in Hünfeld in den Ruhestand verabschiedete und Herbert Guder vertrauensvoll den „Staffelstab“ überreichte. // F R A N K W E R N E R war der Leiter des „Aufbaustabs Hünfeld“. Nach dem Aufbau der Außenstelle leitete er sie mehr als 20 Jahre lang. 22 INFORM 2/15 // 25 JAHRE HZD HÜNFELD „Die HZD ist für uns ein kompetenter Partner, stets hilfsbereit und an gemeinsamen Zielen orientiert. Die Zusammenarbeit ist gewinnbringend, vertrauensvoll und bereichernd zugleich. Der persönliche Austausch von Informationen ist für die Bewältigung der täglichen Abläufe ein absoluter Gewinn. Gemeinsame Abstimmungen sind verbindlich und sachorientiert. Glückwünsche für 25 Jahre HZD Hünfeld und auf eine weiterhin gute Zusammenarbeit.“ M O N I K A S O M M E R // Geschäftsleiterin Landgericht Limburg a.d. Lahn 25 JAHRE HZD HÜNFELD // INFORM 2/15 23 Die HZD in guten Händen: Modernisierungsoffensive „schweißt“ zusammen // 2012–2015 Von Herbert Guder // Nach über zwölf Jahren als Kundenberater der HZD für die hessische Justiz übertrug mir Mitte 2012 der damalige HZD-Direktor Dr. Ulrich Schmidtberg die Leitung der Abteilung J und der Außenstelle Hünfeld. Die Situation in der Außenstelle hatte sich verändert. Neben der Abteilung J waren durch eine Umorganisation der HZD und die damit verbundene Neuverteilung der Aufgaben auch Bereiche der Produktionsabteilung Rechenzentrum und der Zentralabteilung entstanden. Später kam ein Teilbereich der Abteilung Kundenmanagement hinzu. Die Zusammenarbeit der Teams musste neu gestaltet und an die Herausforderungen der jeweiligen Aufträge der Ressorts angepasst werden. erforderlich geworden. Die Leitung der Abteilung J und der Versuch, sie für die kommenden Jahre personell neu auszurichten, die Neugestaltung der Zusammenarbeit unterschiedlicher Abteilungen in der Außenstelle und die gravierenden Veränderungen bei der Justiz waren für mich spannende Herausforderungen, denen ich mich sehr gerne gestellt habe. Die Außenstelle Hünfeld hat in ihrer noch jungen Geschichte einen großen Aufschwung erlebt und sie ist ein fester Bestandteil der Stadt Hünfeld geworden. Sehr positiv beeinflusst wurde dieser Aufschwung durch eine umfassende „Modernisierungsoffensive der hessischen Justiz“, die 1999 von dem Zu Beginn des gleichen Jahres traten Veränderungen bei der hessischen Justiz in Kraft, die teilweise erheblich in die HZD, insbesondere die Abteilung J, einwirken sollten und dies auch zukünftig tun werden. Das Gesetz zur Errichtung der Informationstechnik-Stelle der hessischen Justiz (IT-Stelle in Bad Vilbel) hat die Zusammenarbeit teilweise neu geregelt und erheblich intensiviert. In dem gleichen Gesetz wurde die ITKontrollkommission zur Wahrnehmung der Fachaufsicht verankert. Durch die Tätigkeit der IT-Kontrollkommission sind entsprechende Reaktionen, auch personelle Veränderungen, in der Abteilung J HERBERT GUDER war ein Mann der ersten Stunde in Hünfeld. Seine Erfahrungen waren ein reicher Schatz, um die Außenstelle zwischen 2012 und 2015 zu leiten. Seite 22: Zahlreiche Besucher konnte die HZD in Hünfeld in den vergangenen Jahren empfangen, darunter Justizstaatssekretär Dr. Rudolf Kriszeleit, Justizministerin Eva Kühne-Hörmann, Finanzstaatssekretärin Dr. Bernadette Weiland und viele interes sierte Mädchen beim Girls Day. damaligen Justizminister Dr. Christean Wagner gestartet wurde. Diese Modernisierungsoffensive begann mit der Vollverkabelung aller Justizbehörden, einer IT-Vollausstattung, der Einführung zukunftsfähiger Justizfachanwendungen, dem Aufbau von Client/ServerNetzwerken einschließlich der erforderlichen Kommunikationsfunktionen und der flächendeckenden Einführung von Internetauftritten der Gerichte, Staatsanwaltschaften und Justizvollzugsanstalten mit einheitlichem Design. Die Außenstelle Hünfeld war und ist seit dieser Zeit ein sehr verlässlicher Partner der hessischen Justiz. Diese Zusammenarbeit ist im Laufe dieses Großprojektes kontinuierlich gewachsen und sehr vertrauensvoll geworden. Seit einigen Jahren haben mit dem Aufbau des elektronischen Rechtsverkehrs die Herausforderungen an die HZD, speziell für die Abteilung J, sehr zugenommen. Insbesondere sind mit der Kooperation der Justizverwaltungen der Länder Hessen, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Bremen und des Saarlands die Anforderungen an die Entwicklung und Realisierung der geplanten Projekte und deren betriebliche Umsetzung stark gestiegen. Die Erfüllung der Vorgaben des Gesetzes zur Förderung des elektronischen Rechtsverkehrs mit den Gerichten wird in den kommenden Jahren enorme Kraftanstrengungen der Justiz und HZD erfordern. Aber beide wissen, dass es neben der Erledigung dieser neuen Aufgaben vorrangiges Ziel sein muss, die IT-Arbeitsplätze des Geschäftsbereichs des Hessischen Ministeriums der Justiz qualitativ auf dem derzeit hohen Level zu halten und wenn erforderlich zu verbessern. // 24 INFORM 2/15 // 25 JAHRE HZD HÜNFELD Die wichtigsten Verfahren in Hünfeld // JUKOS AUMAV, EPK & EAÜ JUKOS AUMAV Verfahren zur Automation des Gerichtskosten- und Gerichtskassenwesens sowie der Geldstrafenvollstreckung Automatisiertes Mahnverfahren Das Verfahren JUKOS besteht aus einer modernen Client-Server-Applikation, mit der alle Rechnungs- und Änderungsdaten zu den Justizkostenrechnungen der Gerichte und Staatsanwaltschaften erfasst werden, und einer zentralen Großrechnerkomponente, die die Verwaltung der Personenkonten, die Fristenverwaltung mit Mahnung, den Zahlungsverkehr und den Druck übernimmt. Seit 2009 ist eine weitere Komponente zur Anbindung des elektronischen Rechts- und Zahlungsverkehrs dazugekommen. So werden Rechnungen an Anwälte und Notare mit einem Elektronischen Gerichts- und Verwaltungspostfach (EGVP) digital übermittelt und jede Rechnung kann über das Onlineportal via ePayment bezahlt werden. Auch hier verantwortet die HZD-Außenstelle Hünfeld den Betrieb und das Verfahrensmanagement. KENNZAHLEN (2014) Anzahl der Behördenarbeitsplätze mit JUKOS: 8.400 Anzahl Rechnungen: 1.261.157 davon eRechnungen: 116.334 Einnahmen aus Justizkostenrechnungen: 559.157.980,88 € davon über ePayment: 1.656.871,73 € Das Verfahren AUMAV ist eines der tradi tionellen IT-Justizverfahren in Deutschland. Es wird seit Jahrzehnten in allen Bundesländern eingesetzt. In Hessen hat man die Bearbeitung beim Amtsgericht in Hünfeld als zentralem Mahngericht konzentriert. Die HZD-Außenstelle Hünfeld ist für den Betrieb und das Verfahrensmanagement verantwortlich. Mai 2011 rund um die Uhr das System. Die EAÜ kann Aufenthaltsort, Gebotsoder Verbotszonen von Probanden mit elektronischen Fußfesseln jederzeit und lückenlos feststellen. Verstöße, aber auch die Beschädigung der Fußfesseln und Akkuprobleme, werden vom System sofort erkannt und an die Anfang 2012 eingerichtete Gemeinsame Überwachungsstelle der Länder (GÜL) in Bad Vilbel weiter geleitet. // K ENNZ AHLEN K ENNZ AHLEN Anzahl der Anträge: 476.793 EPKEAÜ Einnahmen: 13.668.173,57 € Druckvolumen: 3.462.626 Seiten Anzahl Probanden seit Projektstart: 1.724 107 Aktive Probanden (Stichtag 31.12.2014): 55 52 EPK & EAÜ Elektronische Überwachung mit Fußfessel Hessen war das erste Bundesland, das die elektronische Fußfessel für sich entdeckte. Im Jahr 2000 wurde das hessische Modell der elektronischen Präsenzkontrolle (EPK) etabliert. In dem Verfahren werden Probanden – aufgrund von richterlichen Entscheidungen zur Vermeidung einer Untersuchungshaft bzw. als Bewährungsauflage – elektronische Fußfesseln angelegt. Sie ermöglichen die Aufenthaltsüberwachung im häuslichen Bereich nach fest definierten Zeitplänen. Seit 2011 ist die Elektronische Aufenthaltsüberwachung (EAÜ) mittels GPSFußfessel bundesweit im Einsatz. Grund dafür ist ein Beschluss des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte. EAÜ ist ein gemeinsames Projekt aller Bundesländer. Die HZD Hünfeld hat langjährige Erfahrung mit Fußfesseln, daher betreibt und überwacht sie seit Durchschnittliche Überwachungsdauer pro Proband in Tagen: 130 Die elektronische Fußfessel 447 25 JAHRE HZD HÜNFELD // INFORM 2/15 „Ich gratuliere der HZD Hünfeld zu ihrem 25. Geburtstag. Von der Leistungsfähigkeit der Hessischen Zentrale für Datenverarbeitung bin ich sehr beeindruckt. Praktisch jeder Brief, den die hessische Justiz bei bestimmten Verfahren verschickt, hat den Absender Hünfeld. Mit der zentralen Verarbeitung nutzen wir die Möglichkeiten, die uns moderne Kommunikationsmittel heute bieten. So können individuelle Fehler minimiert und Kosten gespart werden. Mein Dank gilt vor allem den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern am Standort Hünfeld.“ E VA K Ü H N E- H Ö R M A N N // Hessische Justizministerin Neue Einsatzmöglichkeiten für elektronische Überwachung? // Workshop in Berlin Die Verfahren rund um Electronic Monitoring entwickeln auch weiter große Dynamik. Dies wurde auf einem zweitägigen Workshop am 21. und 22. April in Berlin deutlich, zu dem die 3M Deutschland GmbH eingeladen hatte. Politische Vertreter aus den Bundesländern diskutierten u.a. über weitere Einsatzmöglichkeiten der elektronischen Überwachung bestimmter Personengruppen, beispielsweise zum Opferschutz bei häuslicher Gewalt, zur erweiterten Untersuchungshaft-Vermeidung, zur Kontrolle von Bewährungsweisungen oder zur Alkoholkontrolle. Zusammen mit Sebastian Rehbein von der Gemeinsamen Überwachungsstelle der Länder (GÜL) referierte die Electronic Monitoring-Spezialistin der HZD, Ursula Werner, über Aufgaben und Erfahrung mit dem Electronic Monitoring in Hessen. Seit mittlerweile 15 Jahren arbeitet das Land Hessen im Verfahren Elektroni- sche Präsenzkontrolle mit der sogenannten elektronischen Fußfessel und hat damit sehr gute Erfahrung gemacht. Seit 2011 ist auch die bundesweite Elektronische Aufenthaltsüberwachung (EAÜ) im Einsatz. Die technische Überwachung übernimmt ebenfalls die HZD in Hünfeld, für die fachliche Aufsicht ist die GÜL in Bad Vilbel zuständig. Ein Modell, das sich aus Sicht der HZD und der GÜL bestens bewährt hat. „Alle Länder sind sehr zufrieden mit unserer Arbeit“, so Ursula Werner. Die technische Betreuung weiterer Einsatzmöglichkeiten beim Electronic Monitoring durch die HZD kann sich der zuständige Bereichsleiter Eric Röder sehr gut vorstellen: „Die technischen Voraussetzung dafür sind bereits vorhanden.“ Der anschließende parlamentarische Abend gab den Gästen die Möglichkeit u. a. mit Hessens Justizministerin Eva Kühne-Hörmann über Electronic Monitoring in Hessen und dessen politische Bedeutung zu diskutieren. // 25 26 INFORM 2/15 // 25 JAHRE HZD HÜNFELD Die HZD in guten Händen: Die Herausforderung „eJustice“ // Seit 2015 Von Hans-Georg Ehrhardt-Gerst // Die Außenstelle Hünfeld hat seit der Gründung stetig dazu beigetragen, die ITNutzung der hessischen Justiz professionell zu intensivieren. Waren es zu Beginn die Unterstützung des automatisierten Mahnverfahrens und etwa zehn Jahre später die Modernisierung der IT-Arbeitsplätze im Geschäftsbereich der Justiz, so ist die Herausforderung der heutigen Zeit verstärkt die technische Realisierung des elektronischen Rechtsverkehrs. Was begrifflich einfach klingt, muss in teilweise komplexen Zusammenhängen gut geplant und auch zur Zufriedenheit aller Nutzer entwickelt und implementiert werden. Hier hat uns der Gesetzgeber klare Vorgaben gemacht, die ihren Ursprung im Rahmen einer Bundesratsinitiative auch in Hessen hatten. Um die Kräfte zu bündeln, hat sich Hessen 2013 mit Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen zu einer Kooperation zusammengeschlossen und den sogenannten e²-Verbund gegründet. Ein Verbund, in dem jedes Land seinen Erfahrungsschatz einbringt und so die hohen Aufwände zur Realisie- kehr gesetzlich normiert wurde, hatten wir uns in Hünfeld bereits intensiv mit der Unterstützung von elektronischen Empfangs- und Versende-Prozessen für die Gerichte beschäftigt und dafür das Produkt ELEVATOR entwickelt. Auf die sem Erfahrungsschatz bauen die Kolleginnen und Kollegen nun bei der Weiterentwicklung zum Produkt „e²P“, dem hessischen Beitrag im e²-Verbund, auf. H A N S - G E O R G E H R H A R DTG E R S T trägt seit Beginn dieses Jahres die Verantwortung für die Außenstelle Hünfeld. rung aller Anforderungen nicht alleine zu schultern hat. 2014 haben sich diesem Verbund dann noch Sachsen-Anhalt, Bremen und das Saarland angeschlossen. Jahre bevor der elektronische Rechtsver- In Hünfeld angesiedelt: das Rechenzentrum für die Justiz, der IT-Service-Desk und das Druckzentrum für das Land Dass elektronische Nachrichten dann medienbruchfrei in eine ebenfalls elektronisch geführte Akte münden, liegt dabei auf der Hand. Dieser Prozess wird die Arbeitsumgebung der hessischen Justiz grundlegend revolutionieren, die seit vielen Jahrzenten ihre Akten nahezu vollständig in Papier führt. In der Folge werden Anträge auf Akteneinsicht elektronisch möglich sein. All diese Anforderungen mit den hohen Ansprüchen an IT-Sicherheit und Datenschutz in Konzeptionen zu vereinen, die Lösungen und Systemarchitekturen zu planen sowie die Anwendungen dafür zu erstellen und zu betreiben, bereitet mir und meinen Kolleginnen und Kollegen viel Freude und markiert den Beginn einer äußerst spannenden Zeit. // NACHGEFRAGT // INFORM 2/15 CIO // Nachgefragt INFORM: In der letzten Inform-Ausgabe 2014 hatten Sie den bevorstehenden dritten Masterplan der Hessischen Landesregierung in Aussicht gestellt. Wie weit sind die Arbeiten daran gediehen? Dr. Thomas Schäfer: Es freut mich, dass wir mit der „Digitalen Verwaltung Hessen 2020“ auf der Zielgeraden angekommen sind. Mit Hilfe der E-Government-Verantwortlichen der Ressorts ist es uns gelungen, die Zielsetzungen und konkreten Aufgabenstellungen sowie Vorhaben der nächsten Jahre zu formulieren. Voraussichtlich im Juni dieses Jahres werden wir unseren Masterplan dem Kabinettsausschuss „Staatsmodernisierung“ zur abschließenden Befassung vorlegen. den Bürgerinnen und Bürgern sowie den Unternehmen in Hessen an konkreten Vorhaben verdeutlicht, durch welche Maßnahmen die Hessische Landesregierung Ihre Ziele des E-Government in Hessen zukünftig erreichen will. INFORM: Welche Erwartungen verbinden Sie mit diesem erweiterten Ansatz der „Digitalen Verwaltung Hessen 2020“? Dr. Thomas Schäfer: „E-Government“, das ist zunächst einmal ein ziemlich abstraktes Wort, mit dem viele Menschen spontan recht wenig anfangen können. Außerdem wird der Begriff gern gleichgesetzt mit der Umsetzung von Verwaltungsprozessen durch IT, die enorme Kosten verursachen und von vermeintlich wenigen genutzt werden. Dieser Sichtweise möchten wir entgegenwirken! INFORM: Womit können wir genau rechnen? Gerade durch Teil II unseres Masterplans hoffen wir deutDr. Thomas Schäfer: Wie bereits im vergangenen Jahr anlich zu machen, was E-Government alles umfasst und gekündigt, werden wir den mit den vorherigen Masterpläwelche großartigen Potenziale und Chancen damit eröffnet nen eingeschlagenen Weg konsequent fortsetzen. Durchwerden können – sowohl verwaltungsintern, als auch extern. aus innovativ ist die Zweiteilung der „Digitalen Verwaltung Hessen 2020“, die wir bewusst so gewählt haben. Teil I Eine weitere Erwartung, die ich mit dem neuen Masterbeschreibt die strategischen Grundlagen und Schwer- plan verbinde, richtet sich vornehmlich an die Verwaltung punktthemen und ist ein „Masterplan“ im eigentlichen selbst. E-Government ist mittlerweile in allen Bereichen Sinne. In diesem haben wir uns die weitere Optimierung integraler Bestandteil des Verwaltungshandelns und muss der Verwaltungsprozesse, die vermehrte Bereitstellung gerade deshalb auch in allen Bereichen der Verwaltung von Services für Bürger und Unternehmen, aber auch die aktiv und offen begleitet werden. Zusammenarbeit und Kooperation auf den unterschiedAls CIO des Landes Hessen bin ich mit meiner Person lichen Verwaltungsebenen sowie die dafür notwendige zwar das Aushängeschild für die Aktivitäten im IT- und EInformationssicherheit und den Datenschutz als Aufgabe Government-Umfeld; den Erfolg dieser Anstrengungen gestellt. kann man aber nur gemeinsam mit den Bediensteten der Darüber hinausgehend enthält Teil II konkrete Projek- Landesverwaltung erzielen. Deshalb müssen wir auch weite und Maßnahmen aus den unterschiedlichen Berei- terhin unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf dem chen der IT und des E-Government. Auch ausgewählte Weg der Verwaltungsmodernisierung mitnehmen. Die Fachanwendungen, die mithelfen sollen, unsere Ziele der Motivation und Aufgeschlossenheit unserer Bediensteten Staatsmodernisierung zu erreichen, sind Gegenstand des gegenüber einer IT-gestützten Aufgabenwahrnehmung Papiers. Damit wird sowohl allen Verantwortlichen, den Be- ist eine Art Schlüsselqualifikation für ein erfolgreiches diensteten in der Hessischen Landesverwaltung, als auch E-Government. 27 28 INFORM 2/15 // HZD-MAGAZIN Nachhaltigkeit fördern, Mindes Hessische Vergabe- und Tariftre Der Hessische Landtag hat am 18. Dezember 2014 in dritter Lesung das neue Hessische Vergabe- und Tariftreuegesetz (HVTG) verabschiedet, am 1. März 2015 ist es in Kraft getreten. Es hat somit das erst seit Juli 2013 gültige Hessische Vergabegesetz (HVgG) wieder abgelöst. Die Neuerungen betreffen auch die HZD in ihrer Funktion als zentrale Vergabestelle des Landes für IT-Anlagen und IT-Geräte sowie Kommunikationseinrichtungen. Das neue HVTG gilt wie schon das HVgG ab einem Auftragswert von 10.000 Euro netto. Erstmals sind neben Eigenbetrieben auch Zweckverbände, Arbeitsgemeinschaften und Anstalten des öffentlichen Rechts gesetzlich verpflichtet, nationales Vergaberecht verbindlich anzuwenden. Auch die Vergabe von Leistungen des Öffentlichen Personennahverkehrs ist nunmehr im HVTG geregelt. Das Land Hessen verankert direkt den Grundsatz der Nachhaltigkeit in dem neuen Gesetz. Die Nachhaltigkeit soll die Nutzung der vorhandenen Ressourcen sicherstellen mit dem Ziel, dass die wesentlichen Eigenschaften des bestehenden Ökosys- tems erhalten bleiben und sich der Bestand regenerieren kann. Während das Land Aspekte einer nachhaltigen Beschaffung grundsätzlich berücksichtigen muss, wird dies bei Beschaffungen der Gemeinden vollständig in deren Ermessen gelegt. Kriterienkatalog Weiterhin enthält das HVTG erstmals einen Katalog von Nachhaltigkeitskriterien, der sich auf soziale, umweltbezogene, ökologische und innovative Faktoren erstreckt. Diese müssen allerdings im sachlichen Zusammenhang mit dem Auftragsgegenstand stehen, Aspekte des Produktionsprozesses betreffen und sich aus der Leistungsbeschreibung ergeben. Als soziale, umweltbezogene, ökologische und innovative Anforderungen können von den Unternehmen danach gefordert werden: die Berücksichtigung der Erstausbildung die Berücksichtigung der Chancengleichheit bei Aus- und Fortbildung sowie im beruflichen Aufstieg die Beschäftigung von Langzeitarbeitslosen die besondere Förderung von Frauen die besondere Förderung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf die besondere Förderung von Menschen mit Behinderung HZD-MAGAZIN // INFORM 2/15 29 tlohn überprüfen // Das neue uegesetz Dienstleistungen ab 50.000 Euro (neu!) je Auftrag die Verwendung von fair gehandelten Produkten ökologisch nachhaltige Produkte und innovativ orientierte Produkte und Dienstleistungen. Bei Vergaben ohne Teilnahmewettbewerb sind bei beschränkter Ausschreibung oder freihändiger Vergabe mindestens fünf geeignete Unternehmen zur Angebotsabgabe aufzufordern, wobei mindestens zwei dieser Unternehmen nicht ortsansässig sein sollen. Mindestlohn und Tariftreue einhalten und nachweisen Den (scheinbar) umfangreichsten materiellen Neuregelungen begegnet man im Bereich von Mindestlohn und Tariftreue. Denn Tarifverträge und das Mindestlohngesetz sind sowohl von Bewerbern, Bietern, Nach- und Verleihunternehmen einzuhalten. Von diesen sind bei Auftragswerten ab 10.000 Euro netto entsprechende Verpflichtungserklärungen vorzulegen. Darüber hinaus müssen sich alle Auftragnehmer vertraglich verpflichten, vollständige und prüffähige Geschäftsunterlagen bereitzuhalten, damit der öffentliche Auftraggeber durch Einsichtnahme in die Unterlagen die Einhaltung des Mindestlohngesetzes und die Tariftreue auch unangekündigt überprüfen kann. Ferner besagt das Gesetz, dass vor beschränkter oder freihändiger Vergabe ein Interessenbekundungsverfahren durchzuführen ist. Dies gilt ab einem geschätzten Auftragswert bei Bauleistungen ab 100.000 Euro je Gewerk (Fachlos) Lieferungen ab 50.000 Euro je Auftrag und Schließlich ist die Gebührenfreiheit der Nachprüfungsverfahren entfallen. Nach dem neuen Gesetz gibt es nunmehr einheitliche Verfahrens- und Kostenvorschriften. Damit soll sichergestellt werden, dass nur ernsthaft gemeinte Rügen eingereicht werden. Fazit Das HVTG bringt für öffentliche Auftraggeber wie auch für Bieter einschneidende Änderungen bei der Auftragsvergabe mit sich. Die praktische Anwendung wird zeigen, welche Auswirkung die hinzugekommenen Kriterien auf die konkreten Aufträge haben werden. // cansu dalmis Vergabestelle [email protected] 30 INFORM 2/15 // HZD-MAGAZIN GINSTER Master breitet sich aus // Steuer: Stammdatenverwaltung wird in allen Bundesländern eingeführt Seit der Einführung der neuen Stammdatenverwaltung des Bundesprojekts KONSENS im Bereich der hessischen Finanzämter in 2013 in Hessen ist nun schon einige Zeit vergangen. Das von der HZD entwickelte Javabasierte System hält für steuerpflichtige Personen querschnittliche Daten wie Adressen, Bankverbindungen, Steuernummern oder auch steuerliche Gültigkeitszeiträume in einer Oracle-Datenbank vor und hat sich mittlerweile als fester Bestandteil des Besteuerungsverfahrens etabliert. In den vergangenen eineinhalb Jahren konnte in Hessen bei einem durchschnittlichen Aufkommen von 8.000 Fällen pro Tag die Performanz und Stabilität des Systems nachhaltig bestätigt werden. Nun ist es an der Zeit, die Anwendung in den anderen Bundesländern zum Einsatz zu bringen. Bei der Einführung von GINSTER als führendem Stammdatenerfassungssystem in anderen Bundesländern (Master-Funktionalität) ist eine enge Zusammenarbeit über die Landesgrenzen hinweg unabdingbare Voraussetzung. Insoweit handelt es sich um den klassischen Fall einer Länderkooperation auf Basis des Artikels 91c des Grundgesetzes. Die zu erbringenden Leistungen für die Partner – auf hessischer Seite sind dies die HZD Wiesbaden als Entwicklungsstandort und die Oberfinanzdirektion (OFD) Frankfurt am Main für fachliche Fragen – sind hierbei vielschichtig. Eine präzise Planung über einen längeren Zeitraum ist unerlässlich. Erfolgreiche Umstellung in Niedersachsen Mit Niedersachsen konnte GINSTER Master bereits in einem anderen Land erfolgreich eingeführt werden. Abschluss der Umstellung war Ende Februar 2015. Die HZD und die OFD haben das hierzu von Niedersachsen eingerichtete Einführungsprojekt in allen Phasen umfänglich unterstützt. Die größte Herausforderung bei der Einführung bestand in der performanten Umset- zung des Eingabedialogs für die Stammdaten. Insofern war die Besonderheit zu beachten, dass in Niedersachsen die Arbeitsplatzgeräte im Gegensatz zu allen anderen Ländern unter dem Betriebssystem Linux betrieben werden. Die Erfahrungen, die bei der Einführung von GINSTER Master in Niedersachsen gewonnen wurden, dienen als Schablone für den Einsatz von GINSTER Master in weiteren Ländern. Dazu zählen u. a. folgende Faktoren: Einführendes Land Prüfung der benötigten Hardware bzw. Hardware- beschaffung Aufbau von Test- und Schulungssystemen sowie Sicher stellung der betrieblichen Abläufe Qualitätssichernde Maßnahmen in Bezug auf die Datenqualität der Stammdaten Erstellung von landesspezifischen Anforderungen HZD-MAGAZIN // INFORM 2/15 Abb. oben: Schematischer Ablauf der Einführung von GINSTER Master. Pro Jahr gibt es zwei Release-Zyklen. Abb. unten: Zeitplan Einführung GINSTER Master in den Ländern. 31 32 INFORM 2/15 // HZD-MAGAZIN Test und Abnahme des bereitgestellten Systems Schulung der betroffenen Anwender Rolloutplanung im Land Betreuung der Finanzämter Hessen OFD: Testbegleitung und fachliche Abklärung der landesspezifischen Anforderungen OFD: Fachliches Incidentmanagement im Rahmen der Tests/ Abnahme HZD: Umsetzung der landesspezifischen Anforderungen HZD: Incidentmanagement (Third Level) im Rahmen der Tests/Abnahme OFD und HZD rechnen für die Einführung in den ersten Ländern mit einem Zeitraum von ca. zwei Jahren inklusive Vor- und Nacharbeiten, da die Einbettung von GINSTER in die vielschichtigen IT-Prozesse der Länderfinanzbehörden äußerst komplex ist. Für spätere Einführungen gehen die Beteiligten aufgrund der bis dahin gewonnenen Erfahrung von einer Verkürzung um ein halbes Jahr aus. Bis 2019 in allen Bundesländern Die mit den Ländern abgestimmte Einführungsplanung sieht vor, dass bis Ende 2019 in allen Ländern GINSTER als führendes System für die Verwaltung von steuerlichen Stammdaten zum Einsatz kommt. Damit wird ein wesentlicher Beitrag zur Erneuerung der IT-Systeme im Bereich der Länderfinanzverwaltungen geleistet. Aufgrund der damit einhergehenden hohen Parallelität soll zur Entlastung Hessens ein sogenanntes Partnerlandkonzept zum Einsatz kommen, bei dem sich schon umgestellte Länder bei der Einführung in nachfolgenden Ländern aktiv einbringen (z. B. bei Tests oder betrieblichen und organisatorischen Fragen). Hierfür wurden drei Ländergruppen gebildet. Als Partnerländer stehen schon Niedersachsen und Bayern fest. Für die dritte Län- GINSTER MASTER VERANSTALTUNG IN DER HZD Bei einem Workshop am 28.04.2015 stellte die HZD rund 65 Ländervertretern die Rahmenbedingungen für die Einführung von GINSTER Master vor. Das Land Niedersachsen berichtete in einem Gastvortrag über die erfolgreiche – dort bereits durchgeführte – Einführung. Ziel der Veranstaltung war es, den Ländervertretern im Vorfeld der anstehenden Einführungen ein erstes Forum anzubieten, in dem offene Fragen beantwortet bzw. Zusammenhänge erklärt werden konnten. Das Angebot wurde von den Teilnehmern dankbar aufgenommen. Es entwickelte sich ein reger Dialog, der eine gute Basis für die weiteren Aktivitäten in den Ländern darstellt. Der Workshop fand auf Initiative des Hessischen Finanzministeriums in den Räumen der HZD in Wiesbaden statt. dergruppe (Stadtstaaten) ist das Partnerland noch offen. Eine Sonderrolle bei der Einführung nimmt Nordrhein-Westfalen ein, da die dortige Systemlandschaft anders ist als in allen anderen Ländern. // andreas stark Bereichsleiter KONSENS-GINSTER [email protected] HZD-MAGAZIN // INFORM 2/15 33 Standardisierung durch Anreize // Neues Wartungs modell des HessenPC Das Wartungsmodell erlaubt die gerechte Verteilung von Kosten für die Erstellung und Pflege von Softwarepaketen sowie die Pflege der Ressort-Clients im HessenPC im Land Hessen. Das Verfahren und der zu verwendende Verteilungsschlüssel sind vom EGOV-VR in seiner Sitzung am 13. März 2015 beschlossen worden. Die HZD wird es im Jahr 2015 erstmalig für die Fakturierung der genannten Leistungen einsetzen. Die Frage nach der Sinnhaftigkeit von Standardisierungen wird von den meisten Menschen positiv beantwortet. Aufmerksame Zuhörer bemerken jedoch in vielen Fällen eine gewisse Reserviertheit, die auf Nachfrage mit negativen Erfahrungen im Rahmen selbst erlebter – mancher würde sagen: erlittener – Standardisierungsmaßnahmen begründet wird. Häufig zeigt sich, dass die Kritik an drei Punkten ansetzt: a) der Standard ist nach eigenem Empfinden falsch gewählt worden, b) die Umsetzung erfolgt unter Zwang und c) man selbst partizipiert nicht ausreichend an den in Aussicht gestellten wirtschaftlichen Vorteilen. Das Wartungsmodell des HessenPC zielt genau auf die Vermeidung des oben beschriebenen Problems: a) die Kunden bestimmen den Standard, b) die Einhaltung des Standards wird nicht erzwungen und c) die wirtschaftlichen Vorteile werden vollständig und nachvollziehbar an die Kunden weitergegeben. Wie funktioniert das Wartungsmodell? Den an die Zentrale Betreiberplattform des HessenPC angeschlossenen Kunden stehen bereits heute über 270 SoftwarePakete mit sehr unterschiedlicher Komplexität zur Verfügung. Ebenso deutlich unterscheiden sich die Kunden, z.B. hinsichtlich der Anzahl dort vorhandener Clients oder der Anzahl der verwendeten Client-Rollen. Im ersten Schritt werden die für die Pflege der Software-Pakete und der Ressort-Clients anfallenden Gesamtkosten auf die einzelnen Pakete umgelegt: Komplexen Paketen wird ein hoher Betrag zugeordnet; einfachen Paketen ein niedriger. Im zweiten Schritt wird für jedes einzelne Paket ermittelt, welche Kunden es nutzen. Nur auf diese Kunden werden die Kosten dieses Paketes umgelegt; dabei werden die Kennzahlen des Verteilungsschlüssels herangezogen, sodass die Nutzung des gleichen Paketes für „große“ Kunden teurer ist als für „kleine“ Kunden. Sind alle Pakete so abgearbeitet, kann für jeden Kunden ausgewiesen werden, für welche Pakete er welche Einzelbeträge in Rechnung gestellt bekommt, sodass hier vollständige Transparenz gewährleistet ist. Damit bedient das Wartungsmodell alle drei oben genannten Ansprüche: a) Jeder Kunde kann die von ihm benötigten Pakete erstellen lassen. b) Kein Kunde wird gezwungen, ein bestimmtes Paket einzu setzen. c) Die Kosten eines Paketes werden auf alle Kunden verteilt, die es nutzen. Geht noch mehr? Grundsätzlich ist das beschriebene Vorgehen nicht auf die genannten Anwendungsfälle des HessenPC beschränkt. Überall da, wo eine Leistung der HZD von mehreren Kunden in Anspruch genommen werden kann, kann die Möglichkeit der Nutzung eines solchen Modells in Betracht gezogen werden. Derzeit werden in der HZD Überlegungen angestellt, die Ausdehnung des hier beschriebenen Abrechnungsmodells auch für andere Leistungen vorzuschlagen und mit den Kunden zu erörtern. // horst kiehl Produktmanager HessenPC [email protected] 34 INFORM 2/15 // HZD-MAGAZIN IT-Fabrik // Der HessenServer: ein HZD-Werkstattbericht HZD-MAGAZIN // INFORM 2/15 Eine Fertigungsstraße, die alle notwendi gen Arbeitsschritte zur Erzeugung eines virtuellen Windows Servers bereitstellt, ist Ziel des HZD-Projekts „Automatisierte Bereitstellung HessenServer Windows“. Der HessenServer Windows als Produkt wurde im Rahmen des Programms ITFabrik (s. Kasten) erstmalig erarbeitet. Dessen Feinheiten gilt es nun auszuarbei ten, um die Produktionslinie möglichst genau konzipieren zu können. Alle zur Erzeugung des HessenServer Windows erforderlichen Arbeitsschritte werden an zentraler Stelle in einem Automationswerkzeug abgebildet. Eine wesentliche Aufgabe im Projekt wird daher auch sein, das Automationswerkzeug in die IT-Landschaft der HZD zu integrieren. Im Rahmen der Entwicklung der Ferti gungsstraße werden die am Prozess beteiligten technischen Schnittstellen analysiert und integriert und der Gesamtprozess bis hin zur Beantragung und Verrechnung eines virtuellen Windows Servers beschrieben. Die technischen und organisatorischen Standards der HZD Rechenzentren werden dabei ihre Beachtung finden. Es wird aber auch erforderlich sein, neue Standards und Architekturkonzepte zu definieren. Das Automationswerkzeug beinhaltet eine Orchestrierungskomponente, die in der Lage ist, eine große Anzahl an 35 Systemen über standardisierte Protokolle und Verfahren anzusprechen und zu steuern. Der Begriff Orchestrierung umschreibt dabei die Zusammenführung dieser Systeme und ihrer Schnittstellen mit dem Ziel, einen geordneten und immer gleich ablaufenden Fertigungs prozess zu erzeugen. Die Systeme selbst bleiben dabei erhalten, werden nur von anderer Stelle aus gesteuert. Zum Fertigungsprozess gehören Schritte wie beispielsweise die IP-Adressvergabe, die Installation des Betriebssystems, die Integration ins Active Directory und Überwachung sowie insgesamt die Change- und Incident-Systeme, über welche die Betriebs prozesse der HZD abgebildet werden. Das Ergebnis ist ein Produkt, das durch einen Kunden zur weiteren Verwendung direkt übernommen werden kann. Kunden bzw. Abnehmer des Produkts HessenServer Windows werden die Ab teilungen für Anwendungsmanagement in der HZD sein. Diese profitieren von schnelleren Durchlaufzeiten bei der Bereitstellung der Systeme und dem mit der Automation verbundenen hohen Standardisierungsgrad. // ilona holderbaum Projektleiterin HessenServer [email protected] IT- FABRIK Die HZD als zentraler IT-Dienstleister der Hessischen Landesverwaltung hat sich das Ziel gesetzt, bundesweit führend bei der Lieferung von erstklassigen IT-Services zu sein. Diese anspruchsvolle Aufgabe ist nur unter Nutzung moderner Technologien und Konzepte zu erreichen. Daher beschäftigt sich die HZD seit gut zwei Jahren intensiv mit dem Thema Cloud Computing und arbeitet an der HZD-spezifischen Umsetzung des Cloud-Paradigmas. Die ersten Überlegungen hierzu führten beispielsweise zum Aufbau einer Test- und Entwicklungsplattform mit Self-Services (s. INFORM 1/14). Mittelfristig plant die HZD in ihren Rechenzentren einen effizienten, elastischen, standardisierten, skalierbaren und automatisierten Plattformbetrieb zu realisieren, der die Cloud Services Infrastructure as a Service (IaaS) und Platform as a Service (PaaS) etabliert. Zur Erreichung dieser strategischen Zielsetzung wurde 2014 als Maßnahme ein Programm mit der sprechenden Bezeichnung IT-Fabrik gestartet. 36 INFORM 2/15 // HZD-MAGAZIN Information, Innovation, Inspiration // Die CeBIT 2015 hat sich gehäutet, wächst und ist zur Investitions-Plattform geworden HZD-MAGAZIN // INFORM 2/15 37 Chinas Charme-Offensive, Edward Snowdens virtueller Besuch, kollektive Aufbruchsstimmung und fünf aufregende Messetage, die auch der Hessen-Präsenz ein proppenvolles Programm, spannende Inputs und jede Menge „Networking“ beschert haben. Bleibender Eindruck: Die CeBIT 2015 dürfte im zweiten Jahr des Wandels zur B2B-Fachmesse ihren Status als weltweit wichtigste Veranstaltung für IT und Digitalisierung wieder gefestigt haben. Allen Unkenrufen zum Trotz. Sie bleibt die Plattform für intensiven Fach-Talk, Einblicke in innovative Konzepte, Technologien und Trends. Gute Gelegenheit für einen Rückblick, der die runderneuerte Business-Plattform aus HZD-Perspektive zusammenfasst. Zunächst ein paar Fakten, die das positive CeBIT-Grundrauschen in Zahlen gießen: Gut 3.300 Aussteller aus 70 Nationen, eine um sechs Prozent auf 221.000 gewachsene Besucherzahl, größere Fläche, höhere Internationalität, gesteigertes Investitions volumen – und allein bei der Live-Schalte ins russische Exil von „Whistleblower“ Edward Snowden 40.000 Online-Zuschauer. Bemerkenswert gerade angesichts jener kritischen ExpertenMantras, die der deutschen IT-Branche gerne mal „zu wenig Innovation, zu wenig Silicon-Valley-Mentalität, zu wenig Förderung durch die Politik“ vorbeten. Verzahnung von Konferenz und Messe Oliver Frese, Vorstand der Deutschen Messe AG, kam am Schlusstag auch kaum noch aus dem Jubilieren heraus: „Derart beeindruckende Zahlen verzeichnen wir zum ersten Mal. Die enge Verzahnung von Konferenz und Messe macht die CeBIT zur Inspirationsquelle für jeden, der in der digitalen Welt Verantwortung trägt.“ Politik, Top-Management und internationale Geschäftsführer hätten sich die Klinke in die Hand gegeben, die CeBIT sei nicht mehr nur Info-Marktplatz, sondern durch die weltweit gesetzten Impulse immer stärker auch Investitions-Plattform. 38 INFORM 2/15 // HZD-MAGAZIN Prominenter Besuch und angeregte Diskussionen in Halle 7 am Hessenstand. Oben: v. l. HZD-Direktor Joachim Kaiser im Dialog mit seinen Mitarbeitern Klaus Wahl und Harms Becker über das neu präsentierte HZD-Produkt „HessenDrive“. Unten: Nordr hein Westf alens Justizminister Thomas Kutschaty informiert sich bei den hessischen Kollegen über eJustice Oben: Hessens Innenminister Peter Beuth zeigt Interesse an neuester Technologie. Unten: Bei den Präsentationen der hessischen Justiz kommt auch der fachliche Austausch nicht zu kurz. Womit wir beim Partnerland China wären, das mit Vize-Premier Ka Mai, vor allem aber mit Alibaba-Chef Jack Ma als KeynoteStargast und 600 sehr präsenten Unternehmen freundlich klarmachen wollte, warum sich die IT-Weltkarte ins Reich der Mitte verschiebt. Für Pekings eigenwillige Interpretation des Themas „Cyber-Security“ blieb bei dieser Charme-Offensive kein Raum. harsche Vorwürfe wegen des nicht gewährten Snowden-Asyls in Deutschland verstieg. Ein ganz eigenes CeBIT-Kapitel. Angela Merkels Appell Immerhin, Angela Merkel hob während ihrer Eröffnungsrede mahnend den Zeigefinger, forderte faire Spielregeln, Berechenbarkeit, Verlässlichkeit und Gleichbehandlung von Unternehmen hier wie dort. Ihr Lösungsansatz: ein schnell umzusetzendes Abkommen zwischen der EU und China, das vor staatlicher Gängelung schützen soll – ein Appell, der Vize Ma Kai umgehend versichern ließ, China sei bereit, Handelshemmnisse und Hindernisse jedweder Art zu beseitigen, um einen globalen Markt aufzubauen. Was „Political Correctness“ angeht, sorgte die Videokonferenz mit Edward Snowden dann noch für weiteres gutes Karma – wenn man mal davon absieht, dass sich sein JournalistenIntimus Glen Greenwald in Überwachungs-Alarmismus und Aber es gibt das Stichwort für einen der Messe-Schwerpunkte 2015: „IT-Sicherheit“. Neben „Big Data“, dem „Internet der Dinge“ und der allgegenwärtigen „Cloud“ ist sie zweifelsfrei das zentrale Thema einer rasenden digitalen Wendezeit, die mit dem Schlagwort „Industrie 4.0“ zuvorderst die fundamentalen Umwälzungen in der Wirtschaft fokussiert. Sicher ist aber genauso, dass die digitale Revolution auch in der Gesellschaft, bei Bürgerinnen und Bürgern, angekommen ist – was wiederum veränderte Erwartungen an Kommunen, Verwaltungen, öffentliche Institutionen und Behörden impliziert. Digitales Hessen Bürgernah – Sicher – Modern Es geht um moderne Strukturen, qualitativ hochwertige Dienstleistungen, zeit-/ortsunabhängig bereitgestellte Informationen, um serviceorientierte, flexible IT-Infrastrukturen, Transparenz, Mobilität und eben Sicherheit – Herausforderungen, denen sich das Land Hessen und die HZD als strategisch orientierter IT-Dienstleister mit Nachdruck stellen. Das Label der CeBIT-Prä- HZD-MAGAZIN // INFORM 2/15 Oben: Parlamentarische Staatssekretärin Brigitte Zypries zu Gast in Halle 7 Unten: HZD-Produktmanager Carsten Stroh erläutert Hessens CIO Dr. Thomas Schäfer (rechts) die E-Vergabe. Mit dabei auch HZD Direktor Joachim Kaiser (2.vl.) und der Technische Direktor der HZD Thomas Kaspar(3.v.l.). Oben: Hessens Justizministerin Eva Kühne-Hörmann zu Gast am Hessen Stand. Unten: Internationaler Besuch am Hessenstand. senz, „Digitales Hessen“/Untertitel: „Bürgernah – Sicher - Modern“, könnte also treffender nicht formuliert sein. Bester Beleg: stetiger Publikumsandrang und prominenter Besuch in Reihe. Bundesweit spitze Am zweiten Messetag, zu dem schon Staatssekretärin Brigitte Zypries auf eine Kurzvisite bei Hessen größtem BSI-zertifizierten IT-Dienstleister ekom21 vorbeigeschaut hatte, informierte sich beispielsweise NRW-Justizminister Thomas Kutschaty über den gesamten Komplex „eJustice“. Dessen intelligente, zukunftsweisende Lösungen wie „e2T“ oder „RIAD“ wurden auch von Sachsen-Anhalts Staatssekretär Thomas Wünsch begutachtet. Überhaupt gilt festzuhalten, dass die Themensetzung im „Digitalen Hessen“ – IT-Infrastruktur und Breitband, Cybersicherheit, Geodaten, Workflow-Anwendungen wie HessenDrive, last not least eJustice – ins Schwarze getroffen hat. Großer Bahnhof dann zur CeBIT-Halbzeit in Halle 7/Stand D40: Justizministerin Eva Kühne-Hörmann reflektierte da schon am Vormittag eingehend die digitale Transformation, veränderte Arbeitsabläufe und Datenschutz-Standards in ihrem Ressort: Für das Land Hessen mit einem der größten Internetknoten der Welt bedeute die CeBIT-Präsenz auch, „am Puls der Entwicklung zu sein“ – ein Orientierungspunkt gerade auch für die Justiz. 39 Die aktuellen Trends, so die Justizministerin, zeigten, dass der Gesetzgeber diese Entwicklungen nicht verschlafen dürfe: „Deutschland braucht eine digitale Agenda für das Recht – um nahe an der Lebenswirklichkeit der Menschen zu bleiben.“ Am frühen Nachmittag schließlich: die Visite von Finanzminister Dr. Thomas Schäfer, seit gut 13 Monaten auch Hessens Bevollmächtigter für E-Government und Informationstechnologie. Auf seinem ausgedehnten gemeinsamen Rundgang mit HZDDirektor Joachim Kaiser und dem im Dezember ernannten Tech nischen Direktor Thomas Kaspar verteilte der Landesfinanz-Chef gleich ein ganzes Paket verbaler Präsente: „Hessen hat sich bereits vor vielen Jahren auf den Weg gemacht, mithilfe von E-Govern- ment die Landesverwaltung zu modernisieren. Mit der HZD verfügt das Land seit mehr als 40 Jahren über einen eigenen leistungsstarken IT-Dienstleister, der bundesweit hohes Ansehen genießt.“ Die HZD setze jährlich bis zu 60 IT-Projekte um und betreibe über 100 IT-Verfahren, so der CIO, der selbstverständlich auch die Präsentations-Produkte HessenDrive und neue Ideen im Bereich der E-Vergabe unter die Lupe nahm. Sein Fazit: „Hessen ist im Bereich der Verwaltungsmodernisierung bundesweit 40 INFORM 2/15 // HZD-MAGAZIN Ein Blick auf den hessischen Gemeinschaftsstand in Halle 7. Das Arbeiten hinter den Kulissen: Detlef Knapp (HMdIS), Mirco Sander (Hessen Agentur) und Manuel Milani (HZD). spitze. Mit unseren Verfahren und Produkten im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologie, setzen wir seit Jahren immer wieder neue Maßstäbe.“ USA Partnerland der CeBIT 2016 Cybersicherheit in Hessen Hessens Maßstab in Sachen „Cybersicherheit“ skizzierte am Schlusstag schließlich Innenminister Peter Beuth ganz konkret, um nicht zu sagen unchinesisch: Er rief zum besonnenen, sorgfältigen Umgang mit persönlichen Daten im World Wide Web auf und umriss auch das Engagement des Landes wie seiner Unternehmen: „Das Netz ist Teil unserer individuellen und gesamtgesellschaftlichen Identität. So wie die Bürgerinnen und Bürger ihre Haustüren abschließen, sollten sie auch ihre persönlichen Daten bestmöglich schützen“. Die hessischen Sicherheitsbehörden hätten diesen Aspekt und die Methoden zur Strafverfolgung im Netz frühzeitig erkannt und kontinuierlich weiterentwickelt. Zentrale Bausteine: die Einrichtung einer Cybercrime-Abteilung beim Hessischen Landeskriminalamt und von Fachkommissariaten sowie eines Kompetenzzentrums Cybersicherheit im Innenministerium – und die Arbeit des CERTHessen, das dem Land, Unternehmen und Kommunen Frühwarnung und Unterstützung bietet. Blieben eigentlich nur noch ein paar skurrile Messe-Fußnoten. Als da wären: eine ziemlich kurze Sonnenfinsternis – ohne überlieferte Kollateralschäden; ein Briefmarken-Geschenk von Alibaba-Boss Jack Ma an Hannovers OB Schostock – bezahlt mit einem Selfie, genauer: per Gesichtskennung. Und ein RoboCopRoboter der via Online-Bestellung angeforderte Skulpturen im Minutentakt fertigt – und gleich auch höchstselbst per Post verschickt. Schöne digitale Aussichten für die CeBIT 2016, auf der die USA Partnerland sein werden. Edward Snowden gibt es da wohl auch nur per Videoscreen. // Weitere Informationen und Impressionen der CeBIT finden Sie unter: www.hzd.hessen.de > Presse > Bildergalerien peter h. müller Journalist [email protected] manuel milani Bereichsleiter Kommunikation, Information [email protected] IT-SICHERHEIT // INFORM 2/15 Awareness // Das Paket kam pünktlich ... Die bestellten Bücher sind immer noch nicht da und in drei Tagen startet das Seminar... Gerade als mir dieser Gedanke durch den Kopf schießt, erreicht mich eine Mail vom Paketdienst – alles wird gut. Doch halt: Etwas stimmt mit dieser Mail nicht. Wieso bekomme ich überhaupt eine Mail? Tatsächlich, bei näherem Hinsehen wird mir klar: Es ist eine Phishing-Mail. und Grammatik oder eine fehlende Anrede können ebenfalls ein Hinweis sein. Werden vertrauliche Daten wie Zugangsdaten oder Passwörter abgefragt? Werde ich unter Zeitdruck gesetzt oder werden Konsequenzen angedroht? Ist eine Mail als Phishing-Mail identifiziert, bleibt nur eine Aktion: direkt löschen, niemals weiterleiten. Das sollten Sie immer dann tun, wenn Ihnen eine Mail suspekt vorkommt, Der Begriff Phishing-Mail beschreibt eine Mail, mit der ganz nach dem Prinzip: Wenn es wichtig ist, kommt es wieCyberkriminelle versuchen, an vertrauliche Informationen der. Sie sind sich nicht sicher: Rufen Sie den Absender an zu gelangen. Das Vorgehen und die Form sind sehr un- und vergewissern sich. terschiedlich und ändern sich ständig. Daher gibt es nur Es kann trotzdem passieren, dass man eine Mail falsch generelle Verhaltensregeln. einschätzt und einen infizierten Anhang öffnet oder einem Aber was ist so gefährlich an einer solchen Mail? Wie er- Link folgt. Dann tritt der Virenscanner in Aktion, dafür ist kenne ich sie? Was muss ich tun? Die eigentliche Gefahr er schließlich da. Probleme kann auch die Dokumenteneiner Phishing-Mail geht von den Links und den Anhän- vorschau liefern. Wenn der Mail-Client nicht richtig kongen aus. Die Beschreibung des Links sieht meist gut aus, figuriert ist, kann schon die Preview zur Infektion führen aber die hinterlegte URL führt auf eine Webseite, von der – Ursache sind hier oft die angezeigten Bilder oder ausgedann ein Trojaner oder Virus auf den eigenen Rechner ge- führte Macros. schleust wird. Daher nie auf einen Link in einer unbekannUnser dienstliches Mail-Postfach ist gut abgesichert. Auf ten Mail klicken oder den Anhang öffnen. den zentralen Mail-Servern der HZD und auf den lokalen Ein gesundes Misstrauen hilft bei der Bewertung einer Systemen am Arbeitsplatz werden ankommende Mails Mail. Kenne ich den Absender? Wenn nicht, Achtung! geprüft. Privat müssen Sie diese Sicherheitsmaßnahmen Leider ist dies aber kein klares Kriterium, denn die Absen- selbst gestalten: Prüfen Sie, ob Ihr Virenscanner aktiv und deradresse kann grundsätzlich gefälscht sein, ein Prob- aktuell sowie Ihr Mail-Client sicher konfiguriert ist. lem, das noch aus den Anfangszeiten dieser Technologie stammt. Dies gilt insbesondere bei privaten Mails in den Übrigens: Die bestellten Bücher für das Seminar kamen Weiten des Internets. Bei dienstlichen Mails, die inner- pünktlich ... halb der Hessischen Landesverwaltung versendet werden, Weitere Informationen finden Sie unter: kann man darauf vertrauen, dass der Absender wirklich www.hzd.hessen.de vom angezeigten Absender stammt. > Betrieb von Verfahren > IT-Sicherheit > Awareness Gibt es einen konkreten Anlass für die Mail? Gab es bereits einen Mail-Austausch oder ein Telefonat mit dem Absender? Auch Inhalt und Form der Mail geben Anhaltspunkte: Stimmen die angegebenen Daten, z. B. die Telefonnummer des Absenders? Fehler in Rechtschreibung bernd reimann IT-Fortbildung [email protected] 41 42 INFORM 2/15 // IT-GESELLSCHAFTEN Vorreiter der Cybersicherheit // Spitzenforschung „made in Darmstadt“ IT-Gesellschaften in Hessen, Teil 2: Das Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnologie (SIT) in Darmstadt ist die führende Forschungseinrichtung für angewandte Cybersicherheit in Deutschland und zählt zu den renommiertesten Forschungsinstitutionen dieser Art weltweit. Unter der Leitung von Prof. Michael Waidner verstärkte das Institut in den vergangenen Jahren die Entwicklung von praxistauglichen Lösungen und gewann für seine Forschungs- und Entwicklungsarbeiten zahlreiche Preise. Fraunhofer SIT ist Teil der LOEWE-Forschungsallianz Center for Advanced Security Research Darmstadt (CASED) und des European Center for Security and Privacy by Design (EC SPRIDE), dem größten vom Bund geförderten Zentrum für Cybersicherheitsforschung. Institutsleiter Prof. Michael Waidner Die Zahl der IT-Sicherheitsvorfälle ist in den vergangenen Jahren stark angestiegen. Kaum ein Tag vergeht, ohne dass neue Angriffe bekannt werden. Mit der steigenden Bedeutung der Informationstechnik wachsen auch die IT-bedingten Risiken und damit die Bedeutung der Cybersicherheit für Wirtschaft, Staat und die Gesellschaft als Ganzes. Intelligente Stromnetze, Industrie 4.0 oder selbstfahrende Autos – wichtige technische Neuerungen werden nur Erfolg haben, wenn sie ausreichende IT-Sicherheit bieten. Die Informationstechnologie ist aber auch der Treiber für die Effizienzsteigerung und Prozessoptimierung in der klassischen Unternehmens-IT, die verstärkt durch zielgerichtete Angriffe bedroht wird. Die herausragende Rolle der Cybersicherheit für die Digitalisierung spiegelt sich sowohl in den Strategien der Unternehmen als auch in der Politik – sei es in der digitalen Agenda der Bundesregierung, dem E-Government-Gesetz, dem Entwurf für das ITSicherheitsgesetz oder entsprechenden Aktivitäten der Länder. Das Fraunhofer SIT in Darmstadt betreibt anwendungsorientierte Forschung und Entwicklung im Bereich Cybersicherheit zum Schutz vor IT-basierten Gefahren. Seine große Erfahrung und die besondere Fachkompetenz machen das Institut zu einem gefragten Ratgeber für Wirtschaft, Behörden und Politik. Fraunhofer SIT ist ein wichtiger Teil der Cybersicherheitsstrategie des Bundes und berät politische Gremien in und außerhalb Hessens hinsichtlich der Bewertung von Bedrohungen und geeigneter Schutzmaßnahmen. So war Institutsleiter Prof. Michael Waidner auch einer der geladenen Fachexperten im NSA-Untersuchungsausschuss, wo er technische Empfehlungen zum Schutz gegen Massenüberwachung gab. Waidner leitet das Fraunhofer SIT seit 2010 und ist Direktor von CASED, EC SPRIDE sowie Leitungsmitglied des House of IT in Darmstadt. Er zählt zu den herausragenden Forschern im Bereich der IT-Sicherheit weltweit und verstärkte am Institut die anwendungsorientierte Forschung zum Nutzen für Wirtschaft IT-GESELLSCHAFTEN // INFORM 2/15 und Gesellschaft. Gleichzeitig gewann Fraunhofer SIT unter seiner Leitung an wissenschaftlicher Exzellenz, die sich etwa in zahlreichen Preisen widerspiegelt, die das Institut und seine Mitarbeiter in den vergangenen Jahren gewinnen konnten: Neben Siegen beim deutschen IT-Sicherheitspreis zählt dazu auch der Heinz Maier-Leibnitz-Preis, den Prof. Eric Bodden 2014 für seine herausragenden Leistungen im Bereich Secure Engineering erhielt. Mit maßgeschneiderten Lösungen, Bera tung, Konzepten und Tests unterstützt Fraunhofer SIT Unternehmen und Behörden beim Schutz von IT-Systemen. Mit seiner Arbeit schafft das Institut dabei stets konkrete Mehrwerte, die insbeson dere die Wettbewerbsfähigkeit und Innovationsstärke der Partner erhöhen. Zu den aktuellen Schwerpunktthemen zählen Cloud Computing ebenso wie die Absicherung von zunehmend mobiler werdenden Organisationsprozessen und -diensten. Im Zentrum stehen dabei oft Fragen zu Datenschutz und Datensicherheit sowie die Umsetzung von gesetzlichen und organisatorischen Vorgaben. In diesem Bereich hat das Institut große Expertise und Erfahrung, so war es etwa maßgeblich an Entwicklung und Testung des elektronischen Personalausweises beteiligt. Außerdem unterstützt FraunhoFraunhofer SIT in Darmstadt 43 44 INFORM 2/15 // IT-GESELLSCHAFTEN AUSGE WÄHLTE FORSCHUNGSPROJEK TE DES FR AUNHOFER SIT FR AUNHOFER SIT Volksverschlüsselung: Die Volksverschlüsselung ist eine offene Initiative des Fraunhofer SIT, um Ende-zu-Ende-Verschlüsselung in der breiten Bevölkerung zu etablieren. Zwar gibt es bereits viele Verschlüsselungslösungen, diese werden aber nur von wenigen Menschen genutzt. Der Grund: mangelnde Usability. Die Initiative des Fraunhofer SIT möchte Verschlüsselungstechnik so laientauglich machen, dass sie im Alltag einfach anwendbar ist. 170 Wissenschaftler, 2 Professuren Appicaptor: Viele Apps bergen Risiken für IT-Sicherheit und Datenschutz. Um herauszufinden, welche Apps die Mindestanforderungen erfüllen, hat Fraunhofer SIT Appicaptor entwickelt. Das Testwerkzeug ist in der Lage, große Mengen von Apps in kurzer Zeit zu testen. Findet das Tool Sicherheitslücken oder eine Bedrohung sensibler Daten, schlägt es Alarm. OmniCloud: Sicherheitsbedenken und die Bindung an einen Anbieter halten viele Unternehmen davon ab, Cloud Computing zu nutzen. Mit OmniCloud bietet das Fraunhofer SIT eine Lösung für den einfachen und sicheren Einsatz von Cloud-Storage-Diensten. OmniCloud schützt vor Abhängigkeit vom Provider und reduziert die benötigte Speichermenge. OmniCloud wurde mit dem Deutschen IT-Sicherheitspreis ausgezeichnet. fer SIT auch das Land Hessen dabei, seine führende und koordinierende Rolle in der Cybersicherheit auszuüben: Institutsmitarbeiter beraten zum Beispiel hessische Behörden und Ministerien zu Fragen des IT-Sicherheitsmanagements oder bei der Absicherung mobiler Geräte. CASED und EC SPRIDE Ein wichtiger Schritt für das Fraunhofer SIT war die Förderung der Forschungszusammenarbeit im Rahmen der hessischen LOEWE-Initiative, die vor sieben Jahren zur Gründung des Forschungszentrums CASED führte. In ihm haben sich mit den Professuren für Cybersicherheit der TU Darmstadt und der Hochschule Darmstadt sowie mit dem Fraunhofer SIT Akteure der Grundlagen- und angewandten Forschung am Standort zusammengeschlossen. In dieser auf Synergie angelegten Kooperation bauen sie die Darmstädter Cybersicherheitslandschaft aus. Zusammen mit ihren CASED-Partnern leisten Fraunhofer-Wissenschaftler dabei wichtige Pionierarbeit in der Spitzenforschung. Die Erfolgsgeschichte des Fraunhofer SIT erhielt mit der Gründung von CASED einen nachhaltigen Schub, denn die Förderung vom Land Hessen bildete die Grundlage für die weitere Entwicklung. Seit 2011 fördert das Bundesforschungsministerium das European Center for Security and Privacy by Design (EC SPRIDE), in dem das Fraunhofer-Institut gemeinsam mit der TU Darmstadt daran arbeitet, 2 Standorte (Darmstadt, Birlinghoven) Kompetenzfelder – Cloud Computing – Mobile Systems – Security Management – Identity and Privacy – Security Test Lab – Cybersecurity Analytics – Secure Engineering – Cyber-Physical Systems – Industrie 4.0 – Media Security – IT Forensics Weitere Informationen: www.sit.fraunhofer.de www.cased.de www.ec-spride.tu-darmstadt.de IT-Sicherheit und Privatsphäre möglichst frühzeitig in Entwicklungsprozessen zu verankern. Doch das ist noch nicht das Ende der Erfolgsgeschichte. In Darmstadt plant man bereits die Erschließung neuer Themen durch den Ausbau zum weltweiten Spitzenforschungsstandort. Unterstützung findet das Institut dabei durch die Hessische Landesregierung, die im Januar 2015 die Grundlage für ein Spitzenforschungszentrum für Cybersicherheit beschloss, das von Bund und Land gemeinsam finanziert werden soll. // birgit lehr Kommunikation, Information [email protected] SERVICE // INFORM 2/15 Tipps & Tricks // Grafiken in Word positionieren Grafiken haben in Dokumenten unterschiedliche Funktionen. Sie können einen Text illustrieren oder ein wichtiges Element in der Gestaltung von Briefköpfen, Flyern o. ä. sein. Wie eine Grafik in Word eingebunden wird, ist abhängig von deren Zweck. In den folgenden Beispielen stellen wir Szenarien zur Grafik-Einbindung vor. BEARBEITUNG VON GRAFIKEN 1 2 In die Grafik-Formatierung können Sie auf zwei Wegen einsteigen: Entweder über die Bildtools-Registerkarte [ Abb. 1], diese erscheint, wenn eine Grafik markiert ist, oder über das Kontext-Menü (rechte Maustaste, wenn der Mauszeiger auf der Grafik steht [ Abb. 2 ]). 45 46 INFORM 2/15 // SERVICE BILDTOOLS-REGISTERKARTE 3 4 5 In der Registerkarte Bildtools werden die Gruppen „Anordnen“ und „Größe“ für die Positionierung der Grafik bereitgestellt. Die Auswahl bei „Position“ zeigt Icons zu den möglichen Positionierungen auf der Seite. Führen Sie den Mauszeiger über die verschiedenen Icons und Sie sehen, wie sich die Position der Grafik auf der Seite beim Auswählen des entsprechenden Icons verändert. Bei „Zeilenumbruch“ werden in Textform die möglichen Positionen der Grafik im Textfluss zur Verfügung gestellt. Auch hier können Sie den Mauszeiger über die verschiedenen Auswahlmöglichkeiten ziehen und sehen, wie sich die Position der Grafik auf der Seite beim Auswählen des entsprechenden Zeilenumbruchs verändern würde. Wenn Sie nicht „Mit Text in Zeile“ wählen, wird die Grafik an den Absatz gebunden, in dem der Cursor vor dem Einfügen der Grafik gestanden hat. Verändern Sie den Text, wird die Grafik mit diesem Absatz verschoben. Das ist in der Regel gewünscht, führt aber dazu, dass auch Grafiken, die auf der Seite positioniert bleiben sollen, mit verschoben werden. Um diesen Effekt zu vermeiden, müssen Sie die Layoutoptionen verändern. Dazu gibt es über die Bildtools mit dem Icon „Zeilenumbruch“ die Option „Weitere Layoutoptionen …“. Dort ist die Registerkarte „Textumbruch“ mit der gewählten Position aktiviert. 6 Wenn Sie auf die Registerkarte „Position“ und hier zu „Weitere Layoutoptionen …“ wechseln, sehen Sie, dass für Ihre Grafik horizontal eine Position gemessen von „Spalte“ und vertikal eine Posi tion gemessen von „Absatz“ eingetragen sind. „Spalte“ ist hier gleichbedeutend mit Seitenrand, da es sich in unserem Fall um ein einspaltiges Dokument handelt. SERVICE // INFORM 2/15 7 Um die Grafik auf der Seite zu verankern, können Sie die absoluten Positionen in Beziehung zur Seite setzen. Dazu ist die Auswahl bei „rechts von“ und „unterhalb“ jeweils auf „Seite“ zu stellen. Word berechnet die ursprüngliche Position auf der Seite und stellt diese bei der absoluten Position ein. Zur genauen Ausrichtung auf der Seite können Sie die Positionsangaben selbst anpassen. Die hier beschriebenen Funktionen der Auswahl „weitere Layout optionen …“ sind auch über das Icon „Position“ [ Abb. 3 ] zu erreichen. 8 9 Wenn Sie das kleine Viereck mit dem Pfeil in der Gruppe „Größe“ anwählen, bekommen Sie ein Menü, in dem Sie die Position der Grafik ebenfalls bestimmen können. In dem Menü wird zunächst die Registerkarte „Größe“ angezeigt. Mit den Registerkarten „Textumbruch“ [ Abb. 5 ] und „Position“ [ Abb. 6 und 7 ] können Sie, wie oben beschrieben, die Grafik auf der Seite verankern. KONTEXT-MENÜ 10 Wenn Sie mit der Maus auf der Grafik stehen, bietet das KontextMenü mit der rechten Maus-Taste die oben beschriebenen Funktionen „Zeilenumbruch“ und „Größe und Position“ an. Zusätzlich ist hier noch „Grafik formatieren …“ möglich. Zur Positionierung der Grafik ist die Funktion „Grafik formatieren …“ jedoch nicht geeignet. Fazit: Die Arbeit mit Grafiken in Word wird durch die Bildtools oder das Kontext-Menü hilfreich unterstützt. Mit den beschriebenen Einstiegsmöglichkeiten können Sie die Positionierung der Grafiken in Ihrem Sinne festlegen. detlef bartel esther ferreau KONSENS I-Dialog, Bewertung [email protected] KONSENS I-Dialog, Bewertung [email protected] 47 Neugierig ... auf E-Government ? IT-Fortbildung – das Schulungsangebot der HZD • HeDok • Hessenportal CMS • HessenVoice • SharePoint • IT-Sicherheit • Bedarfsgerechte IT-Fortbildungen Das Schulungsangebot der HZD zu den landesspezifischen Verfahren finden Sie im Internet unter www.hzd.hessen.de > Produkte & Leistungen > IT-Fortbildung und im Mitarbeiterportal des Landes unter > Personal > Aus- und Fortbildung > IT-Fortbildung Das Team der IT-Fortbildung steht Ihnen für Auskünfte und Beratung gerne zur Verfügung Tel. 0611 340 –1840, E-Mail: [email protected] www.hzd.hessen.de [email protected]