GROßER ARBERSEE - Naturpark Bayerischer Wald

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GROßER ARBERSEE - Naturpark Bayerischer Wald
NATURSCHUTZGEBIET GROßER ARBERSEE
Naturschutzgebiet
Großer Arbersee
An der östlichen Flanke des Arbers, am Fuß der 416 m
hohen Arberseewand liegt der Große Arbersee.
Das Karbecken und die steile Seewand entstanden
durch Frost- und Gletscherbewegungen während der
letzten Eiszeit und sind von besonderem geologischen
Interesse. Die imposante Seewand beherbergt einen
der eindruckvollsten Urwaldreste des Bayerischen
Waldes. Als botanische Besonderheit sind die sogenannten “Schwimmenden Inseln” zu nennen, die es in
dieser Form nur auf den beiden Arberseen gibt.
Wegen seiner Bedeutung für Natur und Landschaft
wurde dieses Gebiet mit einer Fläche von 157 ha bereits 1939 unter Naturschutz gestellt.
Das Schutzgebiet bedarf auch Ihres Schutzes! Bitte
nehmen Sie Rücksicht!
Ausführlichere Informationen über Entstehung,
Geschichte, Flora und Fauna am und im Arbersee finden Sie auf weiteren Informationstafeln entlang des
Rundwanderweges.
Der Große Arbersee in Stichpunkten:
Alter:
Höhenlage:
Größte Tiefe:
Wasserfläche:
Einzugsgebiet:
Säuregrad des Wassers:
Rundweg Großer Arbersee:
ca. 10 000 Jahre
935 m ü. NN
16 m
7,72 ha
2,58 km
pH-Werte zwischen
4,6 und 5,1
1 Stunde Gehzeit
Standort
Infotafel
Wanderwege:
europäischer Fernwanderweg
9 Wanderweg Richtung Bodenmais
Lage im NSG
Großer Arbersee
kreuzt mit
5 Wanderweg zur Arberseewand
Schutzgebietsgrenze
Wasserfläche
Schwingrasen
N
BITTE BLEIBEN SIE AUF DEN
M A R K I E R T E N W A N D E RW E G E N
Diese Infotafel wurde produziert mit finanzieller Unterstützung
durch das Bayerische Ministerium für Umwelt, Gesundheit und
Verbraucherschutz und die Europäische Union.
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NATURSCHUTZGEBIET GROßER ARBERSEE
Spuren der Eiszeit
Der Bayerische Wald ist Teil des ältesten kristallinen
Grundgebirges Mitteleuropas. Bis vor etwa einer
Milliarde Jahren war der Gebirgsstock immer wieder
Hebungs- und Abtragungsprozessen unterworfen. Vor
etwa 60 Millionen Jahren wurde er ein letztes Mal
emporgehoben. Infolge des zuerst noch subtropischen
Klimas kam es dann zu einer tiefgreifenden Erosion
der Gesteinsdecken. Dieses Lockermaterial wurde
durch Abschwemmung vom Gipfel in die Taler verfrachtet und dort abgelagert. Der Bayerische Wald
erhielt in groben Zügen seine heutige Form - mit ihm
sein höchster Berg, der Große Arber.
damals ?
Der Große Arbersee während der letzten Eiszeit
Fünfmal war der Große Arber für längere Zeiträume dauerhaft mit Eis
und Schnee bedeckt und trug eine Firneiskappe. In den Hochlagen
gerieten diese großen Firneismassen unter großem Druck ins Gleiten
und flossen als Gletscher ins Tal. Während der letzten Eiszeitperiode
bildeten sich drei Gletscher aus. Die wohl eindrucksvollsten Relikte
dieser Gletschertätigkeit sind ohne Zweifel der Große und der Kleine
Arbersee, die nach dem Abschmelzen der letzten Eismassen vor ca.
10.000 Jahren entstanden.
Entstehungsort
des Gletschers
Nährbereich (Gletscher
wächst durch Niederschlag und Eisbildung
Übergangszone zwischen
Nähr- und Zehrbereich
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herdru
Gletsc
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Seewa
Am Übergang vom Tertiär zum Quartär vollzog sich ein
bedeutsamer Klimawandel. Das ehemals warmgemäßigte Klima begann sich abzukühlen. Acht Eiszeiten (mit dazwischenliegenden Wärmezeiten)
prägten in einem Zeitraum von etwa 600 000 Jahren
die heutigen Oberflächenformen. Diese Entstehungsgeschichte unserer Landschaft wird einem selten so
deutlich vor Augen geführt wie hier am Großen
Arbersee, wo die Eiszeit so eindrucksvolle Spuren hinterlassen hat.
heute
Seewasserstand nach
dem Abschmelzen des
Gletschers
damaliger
Eisabfluss
Endmoränen- oder
Zungenseebecken
Übertiefung, da hier
höchster Eisdruck
Zehrbereich (Gletscher
verliert an Volumen
= Abschmelzbereich)
Endmoräne
Karriegel
altes Talbodenniveau
Fels
Grundmoräne
Die jüngsten Eiszeiten gab es im Zeitalter des Pleistozän, welches
deshalb auch “Eiszeitalter” genannt wird. Vergleichsweise kurz hintereinander wechselten sich die Eiszeiten und sogenannte Warmzeiten mit
höheren Temperaturen ab.
Bisher sind mindestens sechs Eiszeiten im Pleistozän bekannt. Sie werden nach Flüssen benannt und heißen in Süddeutschland Würm, Riß,
Mindel, Günz, Donau und Biber
Diese Infotafel wurde produziert mit finanzieller Unterstützung
durch das Bayerische Ministerium für Umwelt, Gesundheit und
Verbraucherschutz und die Europäische Union.
NATURSCHUTZGEBIET GROßER ARBERSEE
Die schwimmenden
Inseln
Im Bayer- bzw. Böhmerwald existieren noch insgesamt
acht Eiszeitseen. Aber nur im Kleinen und Großen
Arbersee gibt es die, als “schwimmende Inseln”
bezeichneten Schwingrasen.
Seit der Eiszeit erobern Pflanzen wie Torfmoose und
Seggen die freie Wasserfläche, indem sie ihre Sprosse
in den See vorantreiben. Im Laufe der Jahrtausende
haben diese Moorflächen, die überwiegend aus Torf
(abgestorbene Pflanzen) bestehen, eine Dicke von 1
bis 3 Metern erreicht. Als man die Arberseen für die
Holztrift um mehr als einen halben Meter anstaute,
verloren diese Verlandungsflächen ihre Verbindung
zum Untergrund und “schwimmen” seitdem auf der
Wasseroberfläche. Die Inseln im Kleinen Arbersee verändern je nach Windrichtung ihre Position. Die
Schwingrasen im Großen Arbersee schieben sich am
Westrand des Großen Arbersees auf ca. 2 ha vom Ufer
aus über die Wasserfläche und haben an den flachen
Ufern Kontakt zum festen Undergrund.
BITTE BETRETEN SIE AUF KEINEN FALL DIE INSELN!
SIE BEGEBEN SICH IN LEBENSGEFAHR!
Kreisdurchm.
= 118mm
Die Moore bilden auf ihrer Oberfläche ein feines
Relief aus Vertiefungen (“Schlenken”) und Erhebungen (“Bulten”) aus.
An den Bulten dominieren
Hochmoorpflanzen wie
Rauschbeere, Moosbeere,
Sonnentau, Wollgras und
Rosmarinheide.
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Kreisdurchm.
= 118mm
Diese Infotafel wurde produziert mit finanzieller Unterstützung
durch das Bayerische Ministerium für Umwelt, Gesundheit und
Verbraucherschutz und die Europäische Union.
In den Schlenken wächst die
Schlammseggen - Gesellschaft, die
durch Schlammsegge, die seltene
arktische Rieselsegge, die
Blumenbinse und Sumpfbärlapp
gekennzeichnet ist.
NATURSCHUTZGEBIET GROßER ARBERSEE
Vogelparadies
Arberseewand
Die Arberseewand zählt zu den bedeutenden ornithologischen Lebensräumen des Inneren Bayerischen
Waldes. Von den 45 nachgewiesenen Vogelarten
(SCHERZINGER 1978-1980) sind das Auerhuhn, der
Weißrückenspecht, der Dreizehenspecht und der
Sperlingskauz von besonderer Bedeutung. Seit einigen Jahren brütet auch der Wanderfalke wieder in der
Seewand.
„ALLE VÖGLEIN SIND SCHON DA....“
75 % der nachgewiesenen Vogelarten gehören zu den Singvögeln. Von
diesen zählen die meisten zu den Zugvögeln, überwintern also nicht in
der Seewand. Da diese "Sänger" im Frühjahr zu ganz unterschiedlichen
Zeiten am Arbersee eintreffen, wird von Februar bis Juli der Vogelgesang
immer vielstimmiger.
An unserem Vogellied können Sie ablesen, wann die unten
abgebildeten Vögel zum ersten Mal in den Gesang
miteinstimmen.
Februar
Gimpel
Das sehr selten gewordene
Auerhuhn benötigt große,
stille, urwüchsige und unterholzreiche Nadel- und Mischwälder mit eingestreuten waldfreien Flächen.
Der Weißrückenspecht ist die
seltenste Spechtart des Bayerischen Waldes und bewohnt
hauptsächlich alte urwüchsige
Laub- und Mischwälder mit
hohem Totholzanteil.
März
Haubenmeise
Amsel
Kleiber
Wintergoldhähnchen
Rotkehlchen
Erlenzeisig
Der Sperlingskauz ist die kleinste europäische Eulenart.
Er ist auf reich strukturierte,
totholzreiche Wälder mit hohem
Nadelholzanteil angewiesen,
da er stets in Baumhöhlen
brütet.
Der Dreizehenspecht ist eine
Charakterart des Hochlagenwaldes und braucht möglichst
ursprüngliche, urwaldähnliche
Bergwälder mit hohem Nadelholzanteil und vielen toten
oder morschen Bäumen.
Zaunkönig
Mai
Stieglitz
Singdrossel
April
Trauerschnäpper
Juni
Waldlaubsänger
Mönchsgrasmücke
Juli
Diese Infotafel wurde produziert mit finanzieller Unterstützung
durch das Bayerische Ministerium für Umwelt, Gesundheit und
Verbraucherschutz und die Europäische Union.
Kuckuck
Zilpzalp
Sumpfmeise
NATURSCHUTZGEBIET GROßER ARBERSEE
Wilde Schönheit
Die Arberseewand
Die ca. 400 m steil aufragende Arberseewand beherbergt eines der letzten Urwaldrelikte im Bayerischen
Wald. Da Holznutzung hier wegen der Unzugänglichkeit und Abgelegenheit nur schwer durchführbar war,
blieben die Wälder über Jahrhunderte weitgehend
unberührt.
Das, durch die hohe Luftfeuchtigkeit bedingte, üppige
Wachstum von Moosen, Flechten und Farnen, sowie
die in den Steilhängen stattfindende starke mechanische Verwitterung unterstreichen den „urigen“
Charakter noch.
Beim Durchwandern der Seewand
sind an absterbenden Bäumen
immer wieder Fruchtkörper holzbewohnender Pilze zu sehen. Der häufigste Vertreter dieser Porlinge ist
der Zunderschwamm, der auf geschädigten oder toten Buchen lebt.
Diese Infotafel wurde produziert mit finanzieller Unterstützung
durch das Bayerische Ministerium für Umwelt, Gesundheit und
Verbraucherschutz und die Europäische Union.
In den Felsstandorten der Arberseewand sind
besonders viele der sogenannten Eiszeitrelikte zu finden. Diese, an Kälte angepassten, meist lichtbedürftigen Pflanzen waren vor der nacheiszeitlichen
Bewaldung bereits im Gebiet vorhanden und mussten
sich auf Grund der Klimaerwärmung auf spezielle
“Überdauerungsstandorte” wie Gipfelfelsen, Felswände, Quellfluren, Blockhalden oder Moore zurükkziehen.
Unter den heutigen Bedingungen sind “Kältepflanzen” im Bayerischen Wald nicht mehr wanderfähig und deshalb an ihre Standorte gebunden.
MERKMALE VON URWÄLDERN,
AM BEISPIEL DER ARBERSEEWAND
• Aufbau aus mehreren Baumarten
(Buche, Fichte, Tanne und Bergahorn)
• Unterschiede in Alter und Höhe der Bäume
(z.T. bis weit über 400 Jahre alt,
Stammhöhen von 30-40 m)
• Schichtenstruktur
(Obere und untere Baumschicht,
Strauchschicht, Kraut- und Moosschicht)
• Viele Habitatnischen
(Totholzreich, Schattige und besonnte,
feuchte und trockene Bereiche)

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