Trendstudie 2005
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Trendstudie 2005
Wie wohnen wir morgen? 2. stilwerk Trendstudie Inhalt 004 Stilsicher wohnen Vorwort des stilwerk-Teams 005 Was können Trendstudien heute leisten? Vorwort von Andrej Kupetz, Geschäftsführer Rat für Formgebung 006 Neue Sehnsüchte Trend-Update der 1. stilwerk Trendstudie 2002 und Einführung der neuen Trends 012 Neo-Barock Üppigkeit, Prunk und Opulenz: Barockes Flair bestimmt den Zeitgeist 020 High-Tech-Jugendstil Hoch technisierte Romantik in Non-Industrial-Optik zieht in die Wohnzimmer ein 026 Modern Dream Der moderne Traum reicht von Bauhausbis Science-Fiction-Designs 032 Biedermeier-Glam Im verklärten Glanz zelebriert der Bürger sein kleines Glück 038 Outlook Nachwort zu den Trends 039 Intro stilwerk-Talk Der Handel vor neuen Aufgaben 040 stilwerk-Talk Einrichtung und Lifestyle zwischen Outlet und Internet – ein Expertengespräch 049 Index Alle stilwerk-Adressen, Händlerkontakte und Impressum 2. stilwerk Trendstudie 003 Vorwort Liebe Leserin, lieber Leser, „design follows desire“ – Wir richten uns nach Bedürfnissen ein. So lautete das Fazit der 1. stilwerk Trendstudie 2002. Ihre Aufgabe war es, die Hauptmerkmale zu charakterisieren, die unser Wohnumfeld beeinflussen. Damals hieß die Zukunft des Wohnens „Privacy“, „Soziotainment“, „Optionismus“ und „Simplicity“: Zwischen Erdung, Unterhaltung, Beweglichkeit und dem Luxus der Reduzierung waren die Szenarien angesiedelt, mit denen das Trendbüro unsere Wohn- und Lebenswelt von morgen beschrieb. Alexander Raab und Alexander Garbe, Vorstand stilwerk AG 2. stilwerk Trendstudie Stilsicher wohnen 004 2. stilwerk Trendstudie Die große Resonanz auf unsere erste Studie hat uns gezeigt, wie sehr wir uns mit unserem direkten Umfeld, unserem Alltag und unseren Träumen beschäftigen und wie sehr sich dies in unserem Wohnen widerspiegelt. Gut zwei Jahre später haben wir uns gefragt: Ist das Morgen von gestern heute wahr geworden? Wenn ja, wie setzen sich diese Trends fort? Und wenn wir uns damals in einigen Punkten geirrt haben, wie wohnen wir dann heute tatsächlich und warum gerade so und nicht anders? Die 2. stilwerk Trendstudie zeigt auf, welche der Strömungen sich in den vergangenen Jahren verstärkt, welche an Relevanz verloren haben und welche der Strömungen vielleicht durch neue Ausprägungen die Wohnwelt ganz anders beeinflussen werden. Eines der wichtigsten Stichworte in diesem Zusammenhang ist Eskapismus – die Flucht vor den allgegenwärtigen und weiter gestiegenen Anforderungen der Alltags- und Berufswelt. Daraus resultiert eine große Sehnsucht nach gelernten Werten und nach Stilsicherheit. Das Neue muss nicht unbedingt neu sein – aber es muss sich gut anfühlen. Fazit: Lassen Sie uns Ihr Leben schön einrichten! Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre, Ihr stilwerk-Team Was können Trendstudien heute leisten? Andrej Kupetz, Geschäftsführer Rat für Formgebung Ganz sicher lassen sie sich nicht als Zukunftsvisionen instrumentalisieren, mit denen man unsere Bedürfnisse in 15 oder 20 Jahren weissagen kann. Vielmehr ist der Fokus der Trendstudien das Hier-undheute – die Gegenwart und die Beschreibung der sie prägenden Phänomene. Doch was wollen wir noch wissen über die Gegenwart, erleben wir sie nicht täglich? Ohne Zweifel, doch unsere persönlichen Erfahrungen sind nur ein Bruchteil der uns umgebenden Welt und objektiv ungenügend, allgemeine Aussagen daraus abzuleiten. Wir wollen z. B. wissen, wie sich unsere subjektiven Erfahrungen objektivieren lassen, wir wollen sie einordnen in den Kontext unserer gesellschaftlichen Entwicklung. Wir wollen jene Phänomene erkennen, die die Menschen bewegen und letztlich dazu führen, Konsumentscheidungen zu treffen oder Verzicht zu üben. Kein Zweifel, Trendstudien haben eine Orientierungsfunktion, deren Bedeutung nicht zu unterschätzen ist. Für die Hersteller, indem sie Verbraucherverhalten auf den Punkt bringen und somit für die Produktentwicklung wertvolle, weil quantifizierbare Hinweise liefern. Für die Verbraucher, indem sie Bedürfnisse qualitativ visualisieren, die vom Einzelnen zwangsläufig nur ungenügend formuliert werden können. Die 2. stilwerk Trendstudie beschreibt wie die erste aus dem Jahr 2002 vier gesellschaftliche Phänomene, die gleichzeitig erlebbar und in ihrer produktbezogenen Ausgestaltung verortet sind. Die Existenz zeitgleicher Szenarien, die sich scheinbar widersprechen oder – positiv ausgedrückt – ergänzen, bildet die Kernbotschaft, mit der wir umzugehen lernen müssen. Der viel beschworene multiple Verbraucher ist unsere Realität und wird sie – soviel ist für die Zukunft sicher – auch bleiben. Andrej Kupetz Geschäftsführer Rat für Formgebung/German Design Council 2. stilwerk Trendstudie 005 Trend-Update Ergebnisse der 1. stilwerk Trendstudie 2002 Privacy Soziotainment Optionismus Simplicity Privacy: „Wir sehnen uns nach wohltuender Entschleunigung, persönlicher Geborgenheit, vertrauter Privatsphäre, nach Heimatgefühl.“ Soziotainment: „Es gibt eine neue Generation von Möbeln, die versucht, Menschen wieder zusammenzuführen. Nicht nur den Freundeskreis, sondern auch die Familie.“ Optionismus: „Die Ich-AG kehrt zu einer nomadischen Lebensweise zurück – mit flexiblen Einrichtungsmodulen und Funktionscontainern.“ Simplicity: „Die Leere ist der Luxus des Bohemiens, der sich allen Überflüssigen entledigen möchte. Verzicht aus Überzeugung signalisiert Überlegenheit und damit elitäre Abgrenzung.“ 006 2. stilwerk Trendstudie Trend-Update. Stichwort „Nesting“: „Sake“ von ligne roset (oben li.); soziale Sofas: „Baia“ von BRF (oben re.); flexibles Einrichten: Klappküche „Erika“, über Nils Holger Moormann (unten li.); Purismus pur: das CD- und DVD-Regal „Horizontals A-line“ von Pastoe (unten re.) Prof. Peter Wippermann Neue Sehnsüchte Rückblick „Wie schön wohnt die Zukunft?“, fragte die 1. stilwerk Trendstudie 2002. Das Trendbüro untersuchte die modernen Lebensumstände und antwortete mit den vier Sehnsuchtsfeldern „Privacy“, „Soziotainment“, „Optionismus“ und „Simplicity“. Getragen von den Anforderungen nach mehr Flexibilität und Überschaubarkeit sowie der Sehnsucht nach menschlicher Nähe und Unterhaltung boten die vier Trends wohnliche Lösungsansätze. Für den einen bedeutete dies, sich dem Jobwettkampf zu stellen und als flexibler Technomade zu hausen (Optionismus), andere legten mehr Wert auf Kompensation – sei es durch Unterhaltung (Soziotainment) oder den regenerierenden Rückzug (Privacy). Trend-Update 2005 Die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklungen haben seit 2002 ihre Dynamiken beibehalten bzw. verstärkt. Privacy, Soziotainment, Optionismus und Simplicity sind damit zwar weiterhin aktuell, jedoch in neuer Gewichtung vertreten. Optionismus und Simplicity haben an Attraktivität verloren, Soziotainment und vor allem Privacy dagegen an Relevanz gewonnen. Warum? 2002 wurden viele Anforderungen des modernen Alltags als Herausforderung begriffen und im Wohnumfeld mit Flexibilität übersetzt (Optionismus: modernes Nomadentum, mobile Container, Multifunktionsmöbel etc.). Knapp drei Jahre später scheinen die Anforderungen der Alltags- und Berufswelt nur noch anzustrengen. Statt die Herausforderungen auch auf das Wohnfeld zu übertragen, sehen wir einen verstärkten Drang zum Eskapismus, der selbst mit dem PrivacyTrend nicht mehr ausreichend wiedergegeben werden kann. Die neuen Trends Neu – und damit relevant für die 2. stilwerk Trendstudie – sind die Sehnsüchte, die als Kompensationsangebote auf den anhaltenden Strukturwandel und die zunehmende Alltagskomplexität reagieren. Nicht einlenken, sondern ablenken lautet die Devise für das Wohnumfeld. Drei Angst-Faktoren prägen den eskapistischen Rückfall: 1. Mangelnde soziale Gerechtigkeit – Verarmung der Mittelschicht 2. Fehlende Visionen – Ohnmacht und Zukunftsangst 3. Steigender Druck und Egoismus – gefühlter Werteverfall 2. stilwerk Trendstudie 007 D G b Trend-Update Arme Mitte Der Lebensstandard rutscht ab. Wir erleben die zunehmende Spaltung der Gesellschaft in Arm und Reich. Die Ungleichheit der Verteilung hat deutlich zugenommen. Internationale Marktgesetze übernehmen die Handlungsnormen einer Gesellschaft, die stolz war auf ihre soziale Solidarität. Mittelschicht-Familien mit Kindern und Rentner aus der Arbeiterschicht müssen sparen, weil sie nichts haben. Jede 7. Familie muss mit einem Einkommen unterhalb der EU-Armutsgrenze auskommen. Die Wohlhabenden (Singles, kinderlose Paare und Pensionäre) suchen nach einem neuen Luxus, sparen aber beim Alltäglichen. Das klassische Mittelsegment ist der Verlierer dieser Entwicklung und stirbt langfristig aus. So spalten sich Nation und Märkte in Upscale Luxury und Cheap Chic. Von einer neuen Bescheidenheit im Wohnumfeld kann dabei keine Rede sein. 10 Prozent der 30 Mio. deutschen Haushalte sind überschuldet. Das ist ein Zuwachs von 13 Prozent seit 1998. Als ob es zu betonen gilt, dass man nicht zur absteigenden Klasse gehört, wird weiter an der eigenen Überhöhung und Selbstinszenierung gearbeitet. Die Sehnsucht nach Glamour und Luxus schwappt von der Mode ins Wohnumfeld über. 008 2. stilwerk Trendstudie Die Sehnsucht nach Glamour und Luxus bestimmt das Wohnen Zukunftsangst 80 von 100 Deutschen fürchten die Zukunft. 85 Prozent sind wegen der politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen beunruhigt, verkündet das Meinungsforschungsinstitut Emnid. Ein so hoher Wert ist seit 25 Jahren nicht mehr gemessen worden. „Wir kommen den harten Realitäten der Marktwirtschaft näher, mit denen andere Nationen wie Amerika oder England schon seit Jahrhunderten klaglos umgehen“, meint Klaus-Peter Schöppner, Geschäftsführer vom Meinungsforschungsinstitut Emnid. Zum Vergleich: In den USA sehen nur 30 Prozent sorgenvoll in die Zukunft. Eine Gallup-Umfrage von 2005 bestätigt, dass die Deutschen die pessimistischsten Weltbürger sind. Haben wir das Vertrauen in die Zukunft und uns verloren, weil uns zu viel Vertrautes abhanden gekommen ist? Längst ist klar, wo wir stehen: nicht in einer augenblicklichen Rezession, sondern in einem länger andauernden Strukturwandel, der für viele eine schmerzliche Umstellung mit sich bringt. Die vielfach ungerechte Neuverteilung und die komplexen Aufgaben in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft machen dem Bürger klar, wie global und schwierig die Probleme geworden sind – und wie klein und machtlos der Einzelne dasteht. Visionen fehlen nicht nur generell, sondern büßen in diesem Klima auch an Durchschlags- und Überzeugungskraft ein. 2. stilwerk Trendstudie 009 Die Suche nach Tradition wird zum Trend 010 2. stilwerk Trendstudie Trend-Update Die Wiedergeburt des Alten. Traditionelle Kühlerformen, wie die des „Silberpfeil“ (li.) der Auto Union aus den 30erJahren, standen beim Frontdesign des neuen Audi A6 (re.) Pate Die neuen Trends: Das Neue muss nicht neu sein Gefühlter Werteverfall Typisch für Rezession, Stagnation oder Strukturwandel ist die Forderung nach alten Werten. Wenn das Neue seine Verheißung verspielt zu haben droht, romantisiert die Erinnerung die Vergangenheit. Wo Egoismus überlebenswichtig wird, verliert die Menschlichkeit. Traditionalisten und Moralapostel gewinnen an Gehör. Humanistische Tugenden leben in privaten Zirkeln wieder auf. Einen hohen Nachfragezuwachs hat die ImmobilienResearch-Abteilung der Deutschen Bank nach Stadthäusern aus der Gründerzeit festgestellt. Neben zentraler Lage, Charme und Prestigefaktor spielt auch die Lebensstil-Imitation eine wichtige Rolle. Wir dekorieren unsere Welt nach alten Mustern. In der Hoffnung, dass über die Oberfläche auch die Inhalte wiedererweckt werden. Es geht hier nicht um die augenzwinkernde Retro-Ironie eines Soziotainment-Trends. Es geht um das Aufstellen allgemeingültiger Verbindlichkeiten. Es geht um die Rückversicherung, dass die wahrhaftig alten Werte noch nicht verloren sind. Tradition verspricht Halt im spekulativen Morgen. Die Suche nach Tradition wird zum Trend. Wir beobachten, wie technologische und modische Konsumgüter weiterhin auf emotionale Zeitinseln bauen. Das Stilflirren der Retro-Trends scheint signifikant für unsere Ära zu werden, die Gefahr läuft, ihre Neuheiten und Innovationen in immer älter anmutende Verpackungen zu hüllen. Im Mode- und Interieurbereich werden dekadenweise die euphorischen Lebensgefühle der Vergangenheit durchdekliniert. Im Nahrungsmittel-Sektor stimulieren nach wie vor Perfect-Past-Erinnerungen an eine glückliche Kindheit, und dem Automobilbereich sollen legendäre Höchstleistungen und traditionelle Kühlerformen wieder zu neuem Glanz verhelfen. Überall dort, wo es um Selbstverwöhnung und Luxus geht, wird Retrodesign als Wundermittel eingesetzt. Die 2. stilwerk Trendstudie spiegelt in ihren vier neuen Trends allesamt die Sehnsucht nach Orientierung und Verbindlichkeit. Alle Trends haben daher eine starke Verankerung in der Historie. Die Zeitinseln reichen zurück bis ins feierliche Barock. Zwar werden auch Zukunftsperspektiven formuliert – doch jedes Mal entstammen die Visionen vergangenen Epochen: Klassisch-modern, futuristisch-fiktiv oder romantisch-verträumt. 2. stilwerk Trendstudie 011 Lustvolle Opulenz 012 2. stilwerk Trendstudie Neo-Barock: Prunkvoll veredeln 2. stilwerk Trendstudie 013 Lustvolle Opulenz Üppig. Elegische Damen mit ondulierten Haaren gehören zur Welt des Neo-Barock. Dazu eine Kulisse, die die Selbstinszenierung unterstreicht, wie die samtigen Vorhänge in Bordeauxrot und der einladende Sessel „Fjord“ von Moroso 014 2. stilwerk Trendstudie Schwer. Kronleuchter wie z. B. von Baccarat (li.) und opulente Tapeten von Marburg (re.) verströmen barockes Flair Neo-Barock: Lustvolle Opulenz Die Lust auf Prunk ist zurückgekehrt: Viele Interieurs, Stoffe und Accessoires zeigen derzeit eine satte Opulenz wie sie im Barock sichtbar wurde, als der Adel sich selbst feierte. 400 Jahre später adelt sich das Bürgertum mit barocken Formzitaten, bewegten plastischen Motiven und üppigen Volumina. Der Blick hinter die Kulissen zeigt in einer ungewissen Zeit die Sehnsucht nach altem Reichtum, Unbekümmertheit und Savoir-vivre. Im Barock erreichte die Profanbaukunst unter dem Adel in baulicher Quantität und Qualität erstmals das künstlerische Niveau der Sakralbaukunst. Die feierliche Opulenz – bislang höheren Mächten vorbehalten – wird zu einem weltlichen Zeugnis der menschlichen Schöpfungskraft, der Profanbau zum bewegenden Gesamtkunstwerk. Auch der Neo-BarockAnhänger strebt nach einer erhabeneren und feierlicheren Ausdruckskraft. Auch ihm erscheint die gegenwärtige Architektur zu profan. Und so zeigt sich derzeit eine ernsthafte Architekturrichtung, die eindeutig auf die Vorzüge des Feudalbaus verweist: Herrschaft- liche Eingangssituationen, Säulenportale und aufwändige Vertäfelungen entsprechen dem Repräsentationswunsch des Bauherrn. Der Neo-Barock nährt sich aus der Sehnsucht, die traditionellen Handwerkskünste als Kulturgut lebendig zu halten. Die Modebranche macht es vor. Hier reiben sich angestaubte Luxusmarken den Schlaf aus den Augen und besinnen sich mit einer neuen Generation von Designern wieder auf ihre alten Kunstfertigkeiten als Ausdruck höchster Individualität. Eine Entwicklung, an der die Industrie teilzuhaben versucht. In der Möbelbranche gab es für eine gewisse Klientel schon immer den Neo-Barock. Neu aber ist, dass Pionierfirmen des Industrial Design plötzlich dem Rausch der Vergangenheit erliegen. Zeitgenössische Designer interpretieren Kronleuchter und fördern dabei eine ungewöhnliche Opulenz zu Tage. Industrielle Hersteller betonen ihre handwerkliche Kunstfertigkeit bei finalen Produktionsschritten, um einer immer preisbewussteren Kundschaft den Mehrwert vor Augen zu führen. 2. stilwerk Trendstudie 015 Lustvolle Opulenz Prunk und Genuss in Gold Savoir-vivre. Das Verlangen zu schmücken und aufzuwerten drückt sich im Wohnbereich durch verspielte Schnörkeleien und Säulen aus Nicht Stil, sondern Styling Das Leichte, Mobile und Nomadenhafte, das im Sinne des Optionismus (1. stilwerk Trendstudie) der Forderung nach mehr Flexibilität nachkommt, wird im Neo-Barock ausgeblendet. Wirtschaftliche Ängste werden überstrahlt von Glanzleistungen aus der Geschichte und Verweisen auf die Geschichte. Anders als zu Zeiten des Historismus werden die Stilepochen nicht mehr vom Bildungsbürgertum studiert und imitiert, sondern als ein stilistischer Fundus begriffen, aus dem ausgewählt und arrangiert wird. Ziel ist eine möglichst individuelle und originelle Zusammenstellung der Schätze und Preziosen. Hier wird in barockem Sinne vermehrt dick aufgetragen: was Glamour und Stilmix betrifft, aber auch, was die Volumina angeht. Der Trend des Super-Sizing aus der amerikanischen Autoindustrie hat längst die Küchenbranche erreicht. Raumgreifende Einbauten und unverrückbare Arbeitsblöcke dienen nicht nur dem Prestige, sondern stehen auch für Sicherheit. 016 2. stilwerk Trendstudie Es gilt, Unumstößlichkeit und Feierlichkeit zu demonstrieren – vor sich selbst und anderen. Ähnlich wie die Barockmalerei, die tiefen menschlichen Emotionen zu einer Gesamtaussage höchster Dramaturgie verdichtete, geht es beim Neo-Barock ebenfalls darum, beim Gast ein Bild zu hinterlassen, das stark beeindruckt und den Hausherrn als Protagonisten inszeniert. Der Trend ist keineswegs nur eine Stilwelt für Reiche und Konservative, sondern ebenso eine Traumwelt für die „arme Mitte“, die den wirtschaftlichen Druck spürt. Unabhängig vom Inhalt des Portemonnaies wächst das Verlangen sich zu schmücken, sich aufzuwerten. Der Grund liegt in den ausbleibenden persönlichen Erfolgen, weil immer mehr Leistungen von vielen Beteiligten erbracht werden. Umso stärker wächst das Bedürfnis, als Gewinner zu gelten. Statussymbole als Ersatzbefriedigung fallen expressiver aus, denn sie sind nicht nur Aushängeschild, sondern auch Ego-Prothese. k s d Verschnörkelt. Prunkvolles Gold und Vintage-Zierelemente feiern die Wiederkehr klassischer Motive 2. stilwerk Trendstudie 017 018 2. stilwerk Trendstudie Lustvolle Opulenz Woran Sie den Trend erkennen: Stil-Facts Neo-Barock Wiederkehr von Opulenz und feierlichklassischen Motiven Wertschätzung des Kunst- und Handwerks als lebendige Kulturgüter Eklektizistische historisierende Interpretation mit Abstechern in die barocke Empire- und RokokoZeit sowie die zeitlich benachbarte Renaissance und den Klassizismus Neuzeitliche Interpretation: pompöse Volumina, Möbel, die architekturgleich den Raum bestimmen Bewegter Formenreichtum und häufiger Gebrauch von plastischen Zierelementen Üppigkeit und Prunk: Quaddeln, Troddeln, Fransen Dramaturgischer Gebrauch des Lichts, starke Hell-/Dunkel-Kontraste Dunkle, schwere Farbtöne: Violett, Bordeaux, warme Holztöne; dazu Gold und Crème als Kontrast 01 Verworren. Die Hängeleuchte „Crystal Waters“ von Brand en van Egmond beweist Mut zum Detail 01 02 03 02 Historisch. Eine Neuheit aus dem Hause ligne roset: „5 Years“ ist eine majestätische Hängeleuchte, deren Form vom Barock inspiriert ist 03 Verspielt. Für seinen Heizkörper im Schnörkel-Look erhielt Joris Laarmann einen Nachwuchspreis auf der Kölner Möbelmesse 2004 04 Erleuchtet. Kartell setzt mit „Bourgie“ auf ein pompöses Äußeres 05 Musterhaft. Opulenz und Prunk bestimmen auch das Interieur der Lounge im Helsinki Club 04 05 2. stilwerk Trendstudie 019 Digitale Verzauberung 020 2. stilwerk Trendstudie High-TechJugendstil: Digitaler Zauber 2. stilwerk Trendstudie 021 Digitale Verzauberung High-Tech-Jugendstil: Digitale Verzauberung Organisch. Im Frankfurter Cocoon Club umrahmt eine schwammähnliche Membranwand die Tanzfläche (li.). Die Leuchten „Venus“ von FOC (re.) entstehen im Rapid-Prototyping-Verfahren Der High-Tech-Jugendstil beschreibt einen de, wird der High-Tech-Jugendstil eindeutig Wechsel in der gegenwärtigen Designästhetik. vom Verlangen nach nicht industriell erschei- Es geht weg vom uniformen Industrial-Look nenden Formen getrieben – die aber para- hin zu einem romantisch-ornamentalen Stil, doxerweise überwiegend computergestützt der dekorative Schönheit wieder als Wert hergestellt werden. Laserschnitte, CNC- oder begreift. Der industrielle Siegeszug der Rapid-Prototyping-Verfahren ermöglichen die Moderne, das allgegenwärtige Überangebot „Just for me“-Verzauberung. Sie machen das und die voranschreitende Globalisierung Ornament für den Massenmarkt endlich führen zum Industrial-Design-Überdruss. Die bezahlbar – und liefern damit die Grundlage Bedenken in puncto formaler Monotonie und für eine länger andauernde Trendentwicklung. einer alles überrollenden Gleichmacherei Der High-Tech-Jugendstil steht als formaler sind dieselben wie im 19. Jahrhundert vor der Gegentrend zum reduzierten Industrial Chic, Industrialisierung. legitimiert als gleichwertig durch seine digitale Während im Jugendstil aus Angst vor einem Reproduzierbarkeit. Die Zeiten, in denen das Rückfall in den Historismus immerhin der Ver- „Ornament ein Verbrechen“ (Adolf Loos) und such einer Koordination von industrieller und die „gute Form“ (Ulmer Schule) rein funktional handwerklicher Produktion unternommen wur- und pragmatisch war, sind vorbei. 022 2. stilwerk Trendstudie Tierisch. Märchenhafte Dekorationen setzen einen Gegentrend zum Purismus der 90er-Jahre. Schaukelstuhl: Gebrüder Thonet Vienna 2. stilwerk Trendstudie 023 High-Tech & NonIndustrialOptik Magische Schönheit Die Forderung nach der großen Verschmelzung zum Mystischen, Überirdischen und Esoteri- von „Kunst und Leben“ und die Wiedereinbe- schen setzt sich fort in dem heutigen Streben, ziehung der dekorativen Schönheit in das All- dem rational geprägten Alltag mehr Metaphysik tägliche beschreiben die Gemeinsamkeiten des und Magie zu verleihen. historischen und des High-Tech-Jugendstils. Die Verleihung dekorativer Schönheit ist wieder Dekorierte Welt das oberste Ziel. Während Mitte des 19. Jahrhunderts in Europa Als Gegenreaktion auf den bildungsbürger- japanische Kunst entdeckt, importiert und lichen Historismus und als Antwort auf die interpretiert wird, sind es nach dem Zen-Puris- einsetzende Industrialisierung begann um 1890 mus der 1990er eher klischeehafte chinesische eine intensive Suche nach neuen dekorativen Motive und leuchtender Elektrokitsch, welche Gestaltungsmöglichkeiten, die Architektur, die Dekorationslust in Europa anheizen. Interieur, Kunstgewerbe und Kunst verbinden Dagegen ist die Motivwelt des High-Tech- sollten. Ähnlich der Secessionisten-Losung: Jugendstils heute überregional angelehnt. Sie „Der Zeit ihre Kunst – der Kunst ihre Freiheit!“ bedient sich regionaler Muster, historischer suchen wir heute nach Synergien, die zu einer Vorlagen oder versucht eine moderne Interpre- neuen Vision führen könnten. Komplexität wird tation. Die damaligen Jugendstil-Architekten als Chance begriffen: „Aus Wissenschaft wird glaubten, dass ein ästhetisch-harmonisches Kunst, Technik bedeutet Kultur, und Design Gesamtkunstwerk eine positive Wirkung auf driftet in das Reich des Magischen“, hofft Martin den Menschen habe. Eine Hoffnung, die auch Raymond, Chefredakteur des Viewpoint heute noch aktuell ist: Dekoration impliziert Magazine. Hinter dem Wiedereinzug des Hingabe, Phantasiemotive entführen in eine Dekorativen verbirgt sich der intensive Wunsch Traumwelt, opulente Schönheit wirkt wie Bal- nach Verzauberung. Die Jugendstil-Sehnsucht sam für die Seele. 024 2. stilwerk Trendstudie 01 01 Technologisch. Im Rapid-Prototyping-Verfahren werden die Leuchten von Gabriel & Evenhuis gefertigt 02 Herzlich. Einen Hang zur Romantik zeigt der High-TechJugendstil – wie beim Sessel „Prince“ von Hay 03 Pflanzlich. Die Gebrüder Bouroullec schufen für Vitra das modulare System „Algue“, das bis auf Raumteilerformat zusammengesteckt werden kann 04 Gebogen. Neue Laserschnittund Biegeverfahren ermöglichen die extrem flexiblen Schnittformen der „Breeding Table“ von Kram/Weisshaar 05 Strahlend. Die Ornamente auf den Zanotta-Tischen sind phosphoreszierend 02 03 04 Woran Sie den Trend erkennen: Stil-Facts High-Tech-Jugendstil Wiederkehr von üppiger Dekoration und freier Ornamentik als Ausdruck eines romantischen, märchenhaften und individuellen Lifestyles Gegentrend zum 90er-Jahre-Purismus. Erhält ästhetischen Reiz durch die Non-IndustrialOptik, die allerdings meist mittels computerunterstützter Fertigung industriell hergestellt werden konnte Gefeierte Komplexität und dekorativer Formen- 05 reichtum als bedruckte Oberfläche, mehrlagiger Schichtaufbau oder als 3-D-Netzstruktur Romantisch-dekorative Motive, überwiegend floral-abstrakt bis hin zu biomorphen Schaumformen Die geometrische Ornamentik löst sich meist auf zu freien Mustern und Linien. Vielfach haptisch oder optisch dreidimensional herausgearbeitet, können ihre dekorativen Anlehnungen an die „Arts & Crafts“-Bewegung bis zur digital-ästhetischen Interpretation reichen 2. stilwerk Trendstudie 025 Langzeit-Moderne 026 2. stilwerk Trendstudie Modern Dream: Gut gepolstert in die Zukunft 2. stilwerk Trendstudie 027 028 2. stilwerk Trendstudie Langzeit-Moderne Modern Dream: Comeback der Visionen 01 01 02 01 Umgedacht. Heute loungen wie in alten Zeiten: mit den Sesseln „Bob“ von Walter Knoll 02 Flexibel. Die Stellwände „Metropolitan“ von 2Dhoch3 ermöglichen eine variable Raumteilung So lange uns die Bilder zur „neuen Zukunft“ fehlen, begnügen wir uns mit den alten Visionen. Im Trend des Modern Dream ist der gemeinsame Nenner die Verheißung von der machbaren Zukunft. Gelähmt von der durchlebten oder einfach weil es gilt, dem Stagnation des Strukturwandels, verkörpert Convenience-Gedanken gerecht zu werden. der Traum von der Moderne eine Zukunft, die Der Blick auf den Massenmarkt zeigt: Das irgendwie bekannt und trotzdem progressiv Erbe der Klassischen Moderne und des daherkommt. Rationalismus ist gefälliger, die emotionalen Visionen der 70er wesentlich bereinigter – Auch wenn es designgeschichtlich recht und damit allgemeingültiger geworden. unorthodox klingt: Im Modern Dream sind alle Zum funktionalen Anspruch der Ulmer Schule Designströmungen des 20. Jahrhunderts und den Science-Fiction-Welten der 70er vereint, deren Ziel es war, die Gesellschaft kommt heute der gelernte Konsens, dass es durch eine neue Gestaltung zu verbessern. sich hier um das „moderne Design“ handelt. Vor allem betrifft das die Bauhaus-Ära der Allen gemein ist ein aufgeklärter und sachli- Klassischen Moderne sowie den 1960er-Jahre cher Blick nach vorn. Es geht um fühlbare Rationalismus und die Science-Fiction der Progressivität in einer Zeit, die von Stagnation 1970er-Jahre. Stilistisch in ihrer historischen und Rückblicken gezeichnet ist. Vielfach Erscheinung recht unterschiedlich, bemerken handelt es sich beim Kauf dieser Möbel um wir bei der heutigen Interpretation – und einen nachgeholten Jugendluxus. Die darauf liegt das Augenmerk – eine Annähe- Visionen, die damals zwar intellektuell geteilt, rung der Epochen. Sei es, weil viele der aber als Objekt finanziell unerschwinglich heutigen Designer die puristischen 90er-Jahre waren, werden jetzt nachgelebt: aufgefrischt 2. stilwerk Trendstudie 029 Gefällig: Bauhaus mit 70er-Schick Altbewährt. Der „Schwan“ von Arne Jacobsen findet auch im heutigen Wohnraum seinen aktuellen Standort 030 2. stilwerk Trendstudie Langzeit-Moderne Woran Sie den Trend erkennen: Stil-Facts Modern Dream Von Bauhaus bis Science-Fiction Rationales Industriedesign: Bauhaus, Ulmer Schule und ihre Ableger Modische Retro-Zitate der 60er und 70er Alle neuen organischen Polstersessel in Anlehnung an die Schaum-Ära der 60er und 70er Möbel der Simplicity- und OptionismusTrendwelt aus der 1. stilwerk-Studie Variabilität im Gebrauch und bei der Raumteilung 01 Selbsterklärende Funktionalität und integrierte Technik Edelstahl- und Aluminiumsysteme vom spröden Industrial Chic über modernes skandinavisches Design bis zum gefälligen 90er-Purismus Formale und funktionale Zeitlosigkeit 01 Hochgestapelt. „Programma 8“ ist die überarbeitete Neuauflage des modularen Haushaltssystems von Alessi aus den 70er-Jahren 02 02 Clean. Edelstahl- und Aluminium-Oberflächen stehen beim Küchensystem „b3“ von bulthaup zur Auswahl und doch vertraut. Die Distanz zum Stil der den wir derzeit sehen. Doch das Wörtchen Moderne, der unlängst noch als Avantgarde „Dream“ verrät, dass dem nicht so ist. Modern bezeichnet wurde, ist gefallen wie das Dogma Dream verrät gleichzeitig, dass wir derzeit der guten Form. Akzeptiert als die „moderne nichts sehnlicher wünschen als ein Bild von Moderne“, leistet das Design heute Aufbau- der modernen Zukunft. Die sichere Kontin- arbeit in den Köpfen. Es stellt sich den neuen genz, dass so tatsächlich die Moderne Forderungen nach Flexibilität und Klarheit. aussieht – und aussehen wird –, erfolgt durch Es möchte Einfachheit in Form und Funktion. gelernte und gegenseitige Rückversicherung. Der Stil ist international und damit global Seit der Bauhaus-Ära behauptet sich die einsetzbar, und die Anwendung industrieller Moderne immer wieder neu. Sie scheint den Fertigungsprozesse ermöglicht die Massen- anderen Stilen immer voraus und dennoch herstellung. zeitlos zu sein. Und mit genau dieser Verhei- Modern Dream reagiert damit auf die Anforde- ßung wächst ihre Anhängerschaft und träumt rungen der Neuzeit und könnte damit der den gemeinsamen Traum von der einzige nicht eskapistische Trend sein, modernen Zukunft. 2. stilwerk Trendstudie 031 Verklärter Glanz 032 2. stilwerk Trendstudie BiedermeierGlam: Deko fürs Ego 2. stilwerk Trendstudie 033 Verklärter Glanz Biedermeier-Glam: Verklärter Glanz Süß. Zuckerguss für den Teesalon. Überspitzte Einzelanfertigungen von MaLiLian mit Abstechern in die chinesische Motivwelt und die 50er-Jahre: Es lebe die bürgerliche Salonkultur! Wir erleben einen Show-off kleinbürgerlicher wir heute den wirtschaftlichen Strukturwandel, Moralvorstellungen. Der Nährboden dazu ist den unsicheren Arbeitsmarkt, eine mangelhaft bereitet: Die Arbeitslosenzahlen erreichten erscheinende Bildungspolitik und den fort- 2005 mit Überschreiten der 5-Millionen- schreitenden Verlust familiärer Bindungen als Grenze den höchsten Stand seit der Weimarer Triebkräfte. Wenn persönliches Engagement – Republik. 75 Prozent der Deutschen sind politisch, ökonomisch oder sozial – als zu politisch desinteressiert und desillusioniert, anstrengend oder wenig aussichtsreich emp- stellte Emnid 2004 fest. Die Scheidungsrate funden wird, lässt sich der Rückfall in die bür- kletterte im bundesweiten Durchschnitt auf 55 gerliche Idylle und Gemütlichkeit beobachten, Prozent aller Ehen. Den gefühlten Werteverfall den wir heute wieder aufblühen sehen: die thematisieren gleichermaßen voyeuristische Mentalität des Biedermeier. wie moralisierende Beiträge in den Massenmedien. Ein neuer Konservatismus mahnt die Vollglück in der Beschränkung alten Werte wieder ein. Immer mehr Bürger Damals wie heute geht es um das Bemühen, und Medienprominente ziehen die Reißleine das Glück im Kleinen zu finden – und sich und fordern wieder mehr Redlichkeit, Verläss- dazu notfalls in eine künstliche Traumwelt lichkeit und Standfestigkeit. zu entrücken. Mit „Vollglück in der Beschränkung“ betitelte der Dichter Jean Paul den Unlösbares großes Ganzes eingeschränkten Blickwinkel des Biedermeier- Waren es 1815 bis 1848 die Erschöpfung von Bürgers und auch Goethes Sekretär Johann den napoleonischen Kriegen und eine repres- Peter Eckermann beobachtete „die reine sive Polizeistaat-Politik, die den Bürger in sei- Wirklichkeit im Lichte milder Verklärung“. Die ne „heimliche“ Geborgenheit drängten, sehen alte Privacy-Sehnsucht nach Rückzug und 034 2. stilwerk Trendstudie Angelehnt. Die opulente Polsterung des Sessels „Feltri“ von Cassina ist eine Oase des (Glam-biedermeierlichen) Komforts 2. stilwerk Trendstudie 035 HollywoodZuckerguss für zu Hause Geborgenheit konzentriert sich auf die häusli- der Hotellerie – mit den kleinen, aber feinen che Begrenzung und ist im Biedermeier-Glam Boutique-Hotels und im Handel mit Shops eine Besinnung auf alte Wertvorstellungen als scheinbare Privat-Appartements oder und glamouröse Vorbilder. verrüschte Boudoir-Separees. Neue alte Salonkultur Weichzeichner mit Schimmer Die Wohnung als der wichtigste Bereich der Das Beiwort „Glam“ (von Glamour) bezeugt, Biedermeierkultur erfährt immense Bedeu- dass es nicht um den biedermeierlichen As- tung. Hier wird das Werteset des Bürgers pekt der Bescheidenheit, sondern primär um inszeniert. Kulturimporte sind die damals Selbstverwöhnung geht. So hat auch IKEA üblichen Lese- und Liederabende sowie privat sich von seinem spröden skandinavischen veranstaltete Salons. Alles Häusliche, was bis Charme verabschiedet und setzt neuerdings dato als omahaft oder spießbürgerlich galt, auf Zierrat und Dekor. Unterschwellig verän- wird zum gefeierten Symbol: Geerbte Tisch- dern auch lieblich-verkitschte Dekorationen wäsche und bestickte Kissen zelebrieren Fa- aus Fernseh-Soaps oder Telenovelas unser milienglück, Tischkultur und Heimatgefühl. Die Wohn- und Wohlgefühl. Romantik als Weich- typischen geblümten und gestreiften Stoffe zeichner, gepaart mit gewinnendem Glamour, und Tapeten fallen neu interpretiert ins Auge erfüllt heute die Intention des Biedermeier- und eröffnen der Dekorationslust willkommene Glam. Glänzende Bezugsstoffe, Lack- und Optionen. Das Nest wird als intimes Gesamt- Kristallapplikationen veredeln die Inszenie- kunstwerk ausgepolstert. rung. Im Biedermeier-Glam liegt die Betonung Ein Trend übrigens, der nicht nur die Privat- auf dem Schmücken und Überhöhen der eige- räume erfasst hat. Längst beobachten wir eine nen Wohnkultur – und damit des persönlichen demonstrativ-individualisierte Wohnlichkeit in Glücks. 036 2. stilwerk Trendstudie Verklärter Glanz Woran Sie den Trend erkennen: Stil-Facts Biedermeier-Glam 01 Oase der Gemütlichkeit, inszeniert mit Hollywood-Zuckerguss Kissenopulenz, Plüschkulisse als Gesamtkunstwerk Liebliche Blumen- und Streifenmuster Vereinzelte Abstecher in die chinesische Motivwelt Pudrige, pastellige Farben mit schimmernden Akzenten Comeback der Tapeten, Stores und Vorhänge Neue Wertschätzung der Häuslichkeit und Handarbeit (bestickte Tischwäsche, Deckchen, Bettleinen) 02 Trendhölzer: Nussbaum und deutsche Obstbäume Ruf nach Konvention und Etikette Neu gepflegte bildungsbürgerliche Salonkultur Edellook fürs Heim: glänzende Bezugsstoffe, Lackarbeiten und Kristall-Accessoires 03 01 Trutschig. Das Comeback der Handwerkskunst: „Glady’s Chandelier“ von BSweden bringt Häkeloptik in die gute Stube 02 Verkleidet. Rückzug ins Heim: Vorhänge (Nya Nordiska) mit glänzenden Details gehören zur neuen Kulisse 03 Bürgerlich. Driade setzt mit Untersetzern in pastelligen Farben auf eine neue Häuslichkeit 04 Historisch. Die Designerin Hella Jongerius hat für Nymphenburg historische florale und figürliche Motive in einen neuen Kontext gestellt 05/06 Dekoriert. Ob schimmernde Kissenbezüge von Zimmer + Rohde oder gestreifte Vorhänge von Nya Nordiska: Die Lust am Schmücken ist zurück 05 04 06 2. stilwerk Trendstudie 037 Nachwort Outlook N n n Sehnsüchtig. Die „Just for me“-Verzauberung gefällt: Der „Sinterchair“ von Vogt + Weizenegger (li.) wird im Rapid-Prototyping-Verfahren hergestellt. Bunte Vasen von Driade entsprechen dem Wunsch nach Heimeligkeit (re.) Das Neue muss nicht neu sein Auffällig ist ein Rückfall in goldene Zeiten. Hintergrund aller Trends ist die Sehnsucht nach einer neuen Bürgerlichkeit als gesellschaftliche Rückversicherung und stilistische Geschmackssicherheit. Warum? Konsumenten, die vom Überangebot über fordert sind, entscheiden sich für bekannte Motive und vertraute Gefühle. Eine immer älter werdende Gesellschaft wird Besitz sichern, anstatt Neues zu riskieren. Eine Marktwirtschaft, die immer schneller Erfolge vorweisen muss, kann nicht warten, bis der Konsument sich an das Neue gewöhnt hat. Einer Mediengesellschaft, der Bilder alles bedeuten, fehlt die Vorstellungskraft für das Abstrakte. 038 2. stilwerk Trendstudie Technologisch ist inzwischen fast alles möglich. Doch wir bremsen uns selbst aus. Wie lange drehen wir uns in der Retro-Schleife und für welche kulturelle Entwicklung wird unsere Epoche rückblickend stehen? Die Gewissheit einer linearen Entwicklung der Zukunft erweist sich als Utopie. Wichtiger ist uns derzeit die Imitation vergangener Lebensgefühle. Ein ähnlicher Rückfall zeigte sich Ende des vorletzten Jahrhunderts. Der Historismus war das letzte Aufbegehren gegen die neue Epoche der Industrialisierung. Demnach hätte unser neues Zeitalter längst begonnen … Intro stilwerk-Talk Der Handel vor neuen Aufgaben Neue Vertriebssysteme, neue Erlebniswelten, neue Konsumenten Zur Kölner Möbelmesse im Januar 2005 lud das stilwerk zu einer Diskussionsrunde über die Zukunft des Möbelhandels. Es galt, neue Wege im Möbelabsatz zu definieren – und eine Prognose zu wagen, ob die bisher üblichen Wege vielleicht schon die alten sind. Siegeszug des E-Business Das Electronic Business veränderte bereits ein Drittel der Gesamtwirtschaft. Die Branchen Finanzservices, Reisen, Computer, Musik, Foto und mehr und mehr auch der Handel funktionieren nach neuen Gesetzmäßigkeiten. eBay ist längst ernst zu nehmender Handelskonkurrent. Im virtuellen Raum tobt das Leben, im Einzelhandel wünschte man sich mehr davon. Important Products) von namhaften Designern zu erschwinglichen Preisen. Der direkte Draht zum Konsumenten Eingeschlagen wie eine Bombe haben im Handel die vertikalen Vertriebssysteme. Hier zeigen Modehändler wie Zara, was Logistik im 21. Jahrhundert bedeutet: Was gestern noch an Trends auf dem Laufsteg zu sehen war, kann schon 11 Tage später im Laden hängen. Was gerade als Bestseller von der Scannerkasse erfasst ist, wird zeitgleich neu geordert. Wer sich dagegen das Original leistet, möchte statt langer Lieferzeiten lieber den Mehrwert spüren. Es gilt, Begehrlichkeiten aufzubauen. Emotionales Involvement Der Einzelhandel generell leidet unter einem Überhang an Verkaufsfläche von 30 bis 40 Prozent. Während Frankreich auf 0,7 und Großbritannien auf 0,85 Quadratmeter Verkaufsfläche pro Einwohner kommen, kann jeder Deutsche auf 1,4 Quadratmetern das Angebot vergleichen. Das Problem dabei: Er kauft nicht mehr. Warum? Wenn es nicht E-Business ist und auch nicht der Discount-Markt, darf es ruhig ein bisschen mehr an Inszenierung und emotionalem Involvement sein. Erfolgreiche Retail-Konzepte wie Anthropologie in den USA kombinieren ausgefallene Mode, Möbel und Accessoires. Statt in Werbung wird hier in das Einkaufserlebnis für gut verdienende, 30- bis 45-jährige Frauen investiert. Mit dem Ergebnis, dass diese 1,15 Stunden als ihre durchschnittliche Einkaufsdauer angeben. Mehr Design für weniger Geld Stark oder sexy Die Mehrheit hat weniger Geld zur Verfügung. Das aktuelle Konsumverhalten ist Ausdruck des Wertewandels in der Gesellschaft. Nicht Geiz treibt die Menschen zum Discounter, sondern der Ehrgeiz, möglichst effizient mit der Ressource Geld umzugehen. Die Parole des mündigen Mittelschicht-Verbrauchers lautet: Fordere mehr für weniger! Weniger Geld beim Konsumenten bedeutet keinen Verzicht auf Design – im Gegenteil: Was Karl Lagerfeld bei H&M bewirkte, erlebte die IKEA-Schwester habitat mit ihren V.I.P.s (Very Management-Berater Kjell Nordström sieht zwei Überlebensstrategien in der Wirtschaft von morgen: „survival of the fittest“ oder „survival of the sexiest“. Entweder man ist der Stärkste und bietet die tiefsten Preise, oder man ist sexy und damit unvergleichbar. Gestiegene Flächen, gefallene Umsätze Die Talk-Runde kam auf interessante Lösungsansätze, lesen Sie selbst! Ihr Trendbüro 2. stilwerk Trendstudie 039 stilwerk-Talk Expertengespräch zur 2. stilwerk Trendstudie Einrichtung & Lifestyle zwischen Outlet und Internet – wohin steuert der Einrichtungsfachhandel? stilwerk-Talk. Was bringt die Zukunft? Auf der imm cologne 2005 diskutierte eine hochkarätig besetzte Expertenrunde über die neuen Herausforderungen der Branche Auf der diesjährigen internationalen Möbelmesse in Köln, der imm cologne 2005, hatte stilwerk namhafte Personen aus der Möbelszene zu einem Expertengespräch eingeladen: Hersteller und Einzelhändler, Internetanbieter und Katalogverkäufer sprachen miteinander über die Trends im Einrichtungsfachhandel und stellten ihre Sicht der Zukunft für ihre Branche dar. Moderiert wurde das Gespräch von Andrej Kupetz, Geschäftsführer des Rats für Formgebung. Teilnehmer der Gesprächsrunde waren Birgit Gebhardt (Trendbüro), Dr. Stephanie Gerdes (eBay), Oliver Holy (ClassiCon), Leo Lübke (COR + interlübke), Tobias Grau (Tobias Grau), Hubertus Flötotto (Flötotto), Theo Lohmann (DieEinrichter.home) und Alexander Raab (stilwerk). Hier nun einige Auszüge aus dem Gespräch: Kupetz: Herzlich willkommen zu unserem Experten-Gespräch zur 2. stilwerk Trendstudie. Vor zwei Jahren hat stilwerk eine erste Trendstudie zum Thema Einrichtungstrends durchgeführt. Im April dieses Jahres wird nun die neue Studie vorgelegt, an der der Rat für Formgebung mitwirken durfte. Neu an dieser Studie sind auch die Fragen: „Wie trendy ist der Handel, welche Trends bestimmen den Möbelhandel?“ Ein Bestandteil dieser Studie wird das Experten-Gespräch, der stilwerkTalk, sein, zu dem ich heute mit Fachleuten aus den Bereichen Industrie, Handel, Einzelhandel und Internet sprechen möchte. Als erstes bitte ich Birgit Gebhardt vom Trendbüro Hamburg die Schwerpunkte der neuen Trendstudie kurz vorzustellen. Gebhardt: Das große Interesse an der ersten wie auch an der neuen Studie freut uns sehr. Wir haben vor zwei Jahren die erste Trendstudie für das stilwerk erstellt und dort 040 2. stilwerk Trendstudie „Design bleibt wichtig“ vier Trends vorgestellt: Der erste Trend, den wir „Privacy“ nannten, bezeichnete praktisch den Rückzug ins eigene Zuhause, ins eigene Nest, das Stichwort war „Nesting“. Innerhalb des zweiten Trends, „Soziotainment“, ging es darum, Gemeinsamkeiten und Gemeinschaft wieder zu fördern. Der dritte Trend hieß „Simplicity“, behandelte das Sehnen nach der neuen Einfachheit und dem Verständnis von Leere als Luxus. Und der vierte Trend namens „Optionismus“ war Anspielung auf eine Multioptionsgesellschaft mit vielen verschiedenen Interessen und Anforderungen. Zentrales Element dieses Trends waren flexible Möbel. Vor die Aufgabe gestellt, eine zweite Trendstudie zu schreiben, haben wir festgestellt, dass wir uns auch heute im Großen und Ganzen denselben Anforderungen stellen müssen. Es hat sich allerdings doch etwas geändert, und das damit den Grund für eine zweite stilwerk Trendstudie geliefert. Da wir uns wirtschaftlich weiterhin in einer Stagnationsphase befinden, sucht der Konsument mehr und mehr nach eskapistischen Welten, speziell im Möbeldesign. Hierauf werden in der 2. stilwerk Trendstudie ganz klare neue Richtungen formuliert. Hinter diesen neuen eskapistischen Stilwelten liegt ein ganz rationaler Aspekt: Wenn bei uns die Mittelschicht immer dünner wird, wenn die Kluft zwischen Arm und Reich größer wird, dann schauen wir auch immer stärker auf Effizienz. Praktisch heißt das: Wir schauen im Alltag stärker aufs Geld und sind dem Discount zugeneigt, um uns auf der anderen Seite nach wie vor persönlichen Luxus gönnen zu können. Hier wird Design immer wichtiger werden – ähnlich einer Marke, zu einer Ausweisqualität. Es wird Werkzeug zur Selbstinszenierung und Statussymbol für den Konsumenten. Und wir werden nach wie vor versuchen, uns dies leisten zu können. Das wird m. E. auch einen erheblichen Einfluss auf die vorhandenen und auf neue vertriebliche Möglichkeiten haben. Kupetz: Herr Raab, Sie haben das Konzept stilwerk vor zehn Jahren entwickelt. Hat es sich – wenn Sie jetzt einmal zurückblicken – bewährt? Und wie stellt es sich den Herausforderungen heute? Raab: Ich bin überzeugt, dass die stilwerkIdee heute genau denselben Stellenwert in der Branche hat wie noch vor zehn Jahren. stilwerk ist eine Plattform, auf der sich alle Anbieter bewegen können, die hochwertige Produkte anbieten und hier in Kontakt mit ihren Kunden kommen wollen. Dies betrifft den traditionellen Einzelhandel, mittlerweile jedoch auch Versender und Hersteller. Ich glaube, dass wir auch in den nächsten Jahren eine sehr gute Lösung im innerstädtischen Bereich anbieten, um einen Kontakt mit dem Kunden herzustellen. Kupetz: Hat sich das Konzept von stilwerk in den letzten zehn Jahren stark verändert? Raab: Wir sind ursprünglich davon ausgegangen, dass wir eine Plattform ausschließlich für den traditionellen Einzelhändler darstellen. Mittlerweile ist es so, dass bei einem Großteil der Mietverträge bereits Einflüsse von Herstellern sichtbar werden, da der traditionelle Einzelhandel ohne diese Unterstützung zunehmend weniger konkurrenzfähig ist. Kupetz: Herr Lohmann, Sie sind mit Ihrem Geschäft im stilwerk vertreten als Anbieter von sehr hochwertigen designorientierten Produkten. Wie sehen Sie heute die Situation? Lohmann: Wir können von unserer Warte – 2. stilwerk Trendstudie 041 stilwerk-Talk nach den fünf Jahren, die wir jetzt im stilwerk Düsseldorf sind – grundsätzlich das bestätigen, was Herr Raab gesagt hat. stilwerk ist für uns ein sehr gutes Dach. Dieser Verbund von Anbietern zieht Menschen, die zielgerichtet auf Möbelsuche sind, wesentlich besser an. Kupetz: Herr Lübke, Sie haben vor einigen Jahren begonnen, in den großen Städten eigene „Milieus“ für Ihr Angebot zu schaffen. Welchen Auslöser gab es für die Idee? Lübke: Auslöser war, dass wir heute versuchen müssen, den Bekanntheitsgrad der Marke über die vorhandenen Publikumsanzeigen hinaus noch zu erhöhen. Marken müssen erlebbarer werden. Heute kann man über Internet und Kataloge Produkte finden und geht dann vielleicht in ein Einrichtungshaus und sieht das eine oder andere Modell von uns – und Punkt. Wir haben uns gedacht, dass es bestimmte Stellen geben muss, an denen man die gesamte COR und interlübke Kollektion auf einmal erleben kann. Dies hat uns veranlasst, in fünf deutschen Metropolen eine Art „Leuchttürme“ zu schaffen, in denen wir die gesamte Einrichtung à la COR und interlübke auf einmal zeigen können, denn dank der Verbindung zu interlübke können wir mit Polstermöbeln und Schränken, Regalen und Betten schon den Hauptteil einer Gesamteinrichtung abdecken. Dieses Konzept wird uns fast aus den Händen gerissen – viele Anbieter, auch in kleineren Städten, interessieren sich dafür. Nur: Wir müssen in dieses Konzept investieren – es ist ja nicht so, dass ein Shop von alleine den hohen Anforderungen entspricht. Das steckt eine Menge Arbeit drin. Wir müssen uns da ganz intensiv mit unserer Markenphilosophie einbringen, denn ein COR+interlübke Shop soll in München ähnlich aussehen wie in Hamburg oder Köln. 042 2. stilwerk Trendstudie „Zukunft durch Partnerschaften“ Das ist schon recht aufwändig, und wir haben dafür auch Lehrgeld zahlen müssen. Allerdings haben wir unterm Strich viele wertvolle Erfahrungen sammeln können. Kupetz: Herr Holy, es heißt, der Handel existiere nicht mehr in seiner bekannten Form. Wie gehen Sie nun vor? Holy: Bei uns ist es so, dass wir nach wie vor hauptsächlich noch beim Handel sind bzw. uns immer wieder damit auseinandersetzen. Wir gestalten dort die Ausstellungen, weil unsere Händler diese Unterstützung brauchen. Über kurz oder lang werden auch wir uns sicherlich auf wenige gute Händler als Partner stützen. Das hat natürlich zur Folge, dass immer mehr Händler auch wegfallen. Uns bringt es nichts, wenn jemand nur eines unserer Produkte zeigt. Wir haben Produkte, die man sehen und fühlen muss und die erst in ihrer Sortimentsbreite richtig wirken. Uns ist es wichtig, dass es wenigstens einen Standort pro Stadt gibt, in dem unsere wichtigsten Produkte gezeigt werden, an dem man auch an unsere Produkte glaubt. Ich stelle immer wieder fest: Wenn jemand unsere Produkte liebt, dann brauche ich ihm doch die Marke auch gar nicht zu verkaufen – der macht das schon im eigenen Interesse. Kupetz: Frau Gerdes, eBay betreibt auch Möbelhandel, und es gibt dort nicht mehr nur gebrauchte Möbel, sondern auch neue. Können Sie das einmal schildern? Gerdes: eBay vereinfacht das Einkaufsverhalten. Da kann man am Sonntag einfach mal auf dem Marktplatz „eBay“ Einkaufen gehen, und das Angebot deutschlandweit anwählen. Hier findet man sowohl gebrauchte als auch neue Sachen. Und zwar in einer Bandbreite, t h “ 01 die man in der Innenstadt erst mühsam suchen müsste – bei eBay kann man dies alles ganz entspannt per Mouseclick finden. Das ist auf der einen Seite sicherlich eine gewisse Bequemlichkeit. Auf der anderen Seite kommt bei eBay auch die Idee des Schnäppchenjagens dazu: Der Auktionsmechanismus erlaubt es einem, auf ein gebrauchtes Stück zu bieten und es weit unter seinem Wert zu erwerben. Fazit: Bequemlichkeit, weniger Zeit, starke Preisunterschiede und ein bisschen Spaß am Internet – mitbieten, mitfiebern und die Vielfalt dazu erleben, auch wenn man nichts ersteigert. 02 Kupetz: Herr Flötotto, auch Sie sind ja im Internet aktiv, das Thema „Online planen und online bestellen“ gibt es schon seit einigen Jahren bei Ihnen. Können Sie sagen, wie Sie damit zufrieden sind? Flötotto: Wir selbst haben seit vielen Jahren verschiedene Vertriebswege, betreiben eine Multi-Channel-Strategie. Dabei ist das Internet nur ein Weg. Seit etwa 30 Jahren betreiben wir einen Katalog-Verkauf, der ähnlich wie das Internet ein Distanz-Kauf ist. Und der Distanz-Kauf hat natürlich viele Vorteile, z. B., dass ich mich am Sonntag hinsetzen und in Ruhe das Angebot studieren kann. Auf der anderen Seite hat er seine Schwierigkeiten, weil es eben nicht zum Anfassen ist, weil die Haptik fehlt, und Möbel sind nun mal ein Produkt der Haptik. Diese Schwächen, diese Schwierigkeiten – und das sieht man ja auch bei eBay – müssen überwunden werden durch eine starke Markenbotschaft. Die Marke, das Vertrauen in eine Marke und damit auch das Vertrauen in die Produkte müssen einhergehen mit einem Distanz-Kauf. Dieses Vertrauen über viele Jahre aufzubauen und zu halten, das ist die Schwierigkeit und das ist auch das 03 01 Moderator. Andrej Kupetz, Rat für Formgebung 02 Traditions-Unternehmer. Hubertus Flötotto, Gesellschafter Flötotto GmbH 03 Trend-Forscherin. Birgit Gebhardt, Beraterin des Hamburger Trendbüros 2. stilwerk Trendstudie 043 „Marken bürgen für Erfolg“ 01 02 01 Möbel-Fabrikant. Oliver Holy, Geschäftsführer von ClassiCon 02 Licht-Experte. Tobias Grau, Geschäftsführer der Tobias Grau GmbH Kapital, was in unserer Marke steckt. Man braucht dafür keinen ausgefallenen Namen – es zeigen uns ja auch andere, dass es mit „Müller“ auch geht, eine wirkliche Markenidentität mit Namen aufzubauen. Aber wir brauchen zusätzlich zu diesem Distanz-Kauf einen Weg, um Neukunden zu generieren, und da sehe ich das Problem: Wie schaffe ich bei einem Neukunden Markenbekanntschaft und Markenvertrauen? Hierfür brauchen wir auch direkte Berührungspunkte. Und wir sind sehr froh, dass wir mit dem stilwerk zusammen die Möglichkeit haben, in eine MarkenbekanntenUmgebung aufgenommen zu werden und dort unsere Marke und unsere Markenstärke zu zeigen. Insofern fühlen wir uns in den zwei stilwerken, in denen wir heute vertreten sind, sehr wohl und in der richtigen Umgebung. Kupetz: Herr Grau, wie sieht das bei Ihnen aus? Wird es Tobias Grau auch demnächst im Internet zu bestellen geben? Grau: Wir haben bereits seit mehreren Jahren einen E-Shop und sind anfangs damit auf sehr starke Kritik gestoßen. Wir haben uns jetzt zu einem ganz neuen Schritt entschieden. Die E-Shops, die überall aus dem Boden geschossen sind, verkaufen ausschließlich über Preisdumping, der Preis und nur der Preis spielt die entscheidende Rolle, sonst kann man übers Internet nicht verkaufen. Da unser Verkauf zu 90 Prozent über den Einzelhandel geht und wir auch die Zukunft im Facheinzelhandel sehen, müssen wir den Einzelhandel extrem stärken. Und das geht nur, indem der Preis nicht kaputt gemacht wird. Dafür sind wir folgenden Schritt gegangen: Wir haben unsere Kunden gebeten, unsere Ware aus ihren eigenen E-Shops herauszunehmen und nur noch auf uns zu verweisen. Gleichzeitig haben wir unseren eigenen E-Shop ausgebaut und dort eine Bezugsquellenliste angehängt. Dort werden alle Händler, die diesen Weg mit uns gehen, aufgelistet. Man 044 2. stilwerk Trendstudie stilwerk-Talk kann bei uns in diesem Hersteller-E-Shop nur kaufen, wenn man auch einen Fachhändler angibt. Dieser Händler bekommt dann die Handelsspanne verprovisioniert. Das heißt, wir haben einen E-Shop gemacht und ihn dem Handel geschenkt. Das ist für uns Mehraufwand, denn wir müssen den Shop machen und die Waren selbst versenden. Aber damit stärken wir diesen Handel, der darüber begeistert ist und unsere Produkte auch gerne zeigt. Würde er uns nicht zeigen, würden wir ihn wiederum nicht in unserem E-Shop aufnehmen. Rechtlich ist das nicht ganz unproblematisch, denn natürlich darf jeder unsere Ware im Internet anbieten. Wir können das niemandem verbieten, wir können nur bitten – aber bisher haben wir eine sehr treue Kundschaft. Kupetz: Entscheidend ist also in jedem Fall eine starke Markenpräsenz im Handel. Gibt es aus Ihrer Sicht vielleicht auch die Überlegung, dass Flagship Stores die Exzellenz der Marken zeigen, aber es dort weniger um den Verkauf geht? Lübke: Sicherlich muss man bei Flagship Stores mit anderen Deckungsbeiträgen rechnen als im normalen Handel. Wir brauchen neben den COR+interlübke Shops strategische Partner, mit denen wir die Zusammenarbeit stetig verbessern und intensivieren wollen. Entscheidend ist allerdings immer die Begeisterung. Das ganze Konzept bringt überhaupt nichts, wenn die Menschen davon nicht überzeugt sind und nicht dazu stehen. Es ist immer ein ständiges Überzeugen, ein ständiges Motivieren. Sicherlich kann ein Verkäufer in einem COR+interlübke Shop nicht so eben mal auf eine andere Marke ausweichen. Sein Angebotsspektrum ist begrenzt. Er muss damit leben können, dass er bestimmte Kunden nicht erreicht. Daher sehe ich in den Metropolen die Mischung aus Mono-MarkenHaus einerseits und konventionellen Einrich- tungshäusern andererseits als ideal an. Ich glaube nach wie vor, dass ein gut geführtes Einzelhandelsunternehmen mit motivierten Mitarbeitern und guten Kollektionen auch in Zukunft sehr erfolgreich sein wird. Kupetz: Wir haben natürlich schon die Situation, dass der Einzelhandel in den letzten Jahren dramatisch gestorben ist. Manchmal schimpft die Industrie auf den Handel und der Handel schimpft auf die Industrie, man kommt einfach nicht zusammen. Was machen die Beiden aus Sicht der Trendforschung falsch? Gebhardt: Ich denke, dass das stilwerk im Bereich Möbeldesign auf dem richtigen Weg ist: Das Konzept wird sich öffnen, um sowohl dem Handel als auch dem Hersteller eine Plattform zu bieten. Wir denken allerdings, dass durch das stärkere Preisbewusstsein der Siegeszug des E-Business – wie er bereits in Bereichen wie Reisen, Foto, Finanzdienstleistungen passiert – auch die Möbelbranche verändern wird. Da wird sich der Einzelhandel nicht zurücklehnen können. Es gibt Argumente, die lauten: „Die Bevölkerung wird immer älter, bei älteren Leuten ist der Beratungsbedarf größer.“ Allerdings werden die Menschen, die heute älter werden, schon mit dem Internet älter. Demnach ist dieses Argument auch eher kurzfristig gedacht. Plattformen aber, bei denen Showrooms zusammen kommen, in denen sich wie in Hamburg rund um das stilwerk immer mehr Möbelhäuser gruppieren, sodass man aus einem breiten Möbelangebot wählen kann, erleichtern den Konsumenten das Einkaufen. Gleichzeitig wird auch der Preisvergleich sehr wichtig sein und noch wichtiger werden. Die Aussage, „Design ist eine Art Ausweisqualität“, gilt dennoch. Wir arbeiten sehr stark mit großen Marken zusammen und stellen fest, dass dem Design mehr und mehr Achtung geschenkt wird. Das Bewusstsein für Design 2. stilwerk Trendstudie 045 stilwerk-Talk „Möbel-Outlets sind im Kommen“ ist sehr, sehr stark geworden – das hat sogar Marketing-Experten überrascht. Wir denken, dass auch der Bedarf an Design bei den privaten Konsumenten steigt: Keiner möchte demonstrieren, dass er weniger Geld hat. Also ist Design ein gutes Zeichen, um auch nach außen hin einen gewissen Wohlstand oder eine gewisse Aufgeschlossenheit gegenüber modernem Lifestyle zu demonstrieren. Jetzt gilt es nur noch, diesen Look erschwinglicher zu gestalten: Wie zum Beispiel habitat das mit speziellen Editionen vormacht. Hier hat man Designer exklusiv verpflichtet, eine gewisse limitierte Auflage von Produkten zu machen, die dann erwartungsgemäß sehr schnell vergriffen waren. Oder das Beispiel Karl Lagerfeld, der dann für H&M eine Kollektion macht, die dann innerhalb von ein paar Stunden ausverkauft war. Solche zeitlich begrenzten und mit starken Designeffekten bestückten Impulse sehen wir mehr und mehr. Sie schaffen Aufmerksamkeit in einer Gesellschaft, die ja eigentlich von Überfluss geprägt ist. Und genau das, Aufmerksamkeit zu generieren, zu emotionalisieren und Begehrlichkeiten zu wecken, werden die zentralen Aufgaben des Einzelhandels sein. Kupetz: Ist es denn so, dass man behaupten könnte, der Möbelhandel habe einigen Nachholbedarf und müsse sich an Entwicklungen aus dem Bereich der Mode orientieren? Ich denke da z. B. an die Markenoutlets, die ja mittlerweile zu einem festen Vertriebsweg geworden sind. Ist das etwas für den Bereich der Möbel? Holy: Grundsätzlich glaube ich, dass Outlets sicherlich über kurz oder lang auch im Möbelbereich kommen werden. Die Mode ist da ein bisschen schneller als die Möbelhersteller. Aber im Modebereich läuft ja bald alles nur noch über Outlets. Ich sehe die Outlets als Lösung für ein anderes Problem, das sicherlich jeder Hersteller kennt: Wenn er zum Beispiel eine Ausstellung beim Händler macht oder auf der Messe war – was tun mit den 046 2. stilwerk Trendstudie Produkten, die man dort nicht verkauft hat? Verschrotten macht sicherlich gar keinen Sinn. Wir haben einige Händler, die oftmals auch 4–5 Wochen unsere Ware ausstellen und dann sagen: „Bitte nehmt es zurück und gebt mir was anderes.“ Das ist für uns schon kompliziert. Vielleicht können da Outlets helfen. Oder das Internet. Kupetz: Ist das eine Chance, Frau Gerdes, für eBay mit der Industrie in Kontakt zu treten? Gerdes: Zum Teil gibt es das schon, aber das hängt nicht mit der Möbelindustrie, sondern eher mit dem Möbelhandel zusammen. Unsere Eintrittskarte, um mit dem Handel ins Gespräch zu kommen, waren sicherlich in ganz vielen Fällen Ausstellungsstücke, auf die der Handel teilweise Nachlässe von 70 Prozent geben muss. Zu Recht sagt sich ein Händler „Meine Kunden lachen mich doch aus! Die Möbel stehen hier mit den reduzierten Preisen jeden Samstag. Da kommen sie natürlich wieder und machen weiter Druck.“ Irgendwann haben sich einige Händler dann gesagt: „Jetzt versuche ich das einfach mal bei eBay.“ Und dort haben sie deutlich bessere Preise erzielt als in ihrem Ladengeschäft. Wenn die Möbel dann eindeutig als Ausstellungsstücke gekennzeichnet sind, wenn die Fotos in Ordnung sind und da eben auch steht, welche Mängel das Ausstellungsstück eventuell hat, dann weiß der Kunde auch bei eBay ganz genau, was er kauft. Kupetz: Herr Lohmann, wir haben gerade viel über Marken und Marketing diskutiert – für wie wichtig halten Sie Händlermarken? Sind Sie eine Händlermarke? Lohmann: Ich halte die Händlermarke für sehr wichtig – nur über meine eigene Marke ist es möglich, eine klare Profilierung zu schaffen. Durch meine Marke, mein Geschäft und meine Mitarbeiter werden Erwartungen geweckt und gehalten. Ganz nebenbei: eBay nutze ich auch, um Ausstellungsstücke zu verkaufen. Aber das kann meinen Kunden nicht die intensive Beratung durch gute Verkaufsteams ersetzen. Der Kunde möchte doch heute ein Verkaufserlebnis haben – viel zu oft wird m. E. die menschliche Seite im Verkauf übersehen. Grundvoraussetzung für den Erfolg meiner Geschäfte ist natürlich eine gute Frequenz – danach kommt aber sofort die persönliche Ansprache durch die Verkäufer. Ich halte nichts von übertriebener Werbung – ich setze auf Mundpropaganda und guten Service. 01 Kupetz: Ihr Name steht für eine Marke – wie sehen Sie das Verhältnis Marke – Outlet? Grau: Aus meiner Sicht darf ein Markengeschäft niemals ein Outlet sein – Marken dürfen nicht verramscht werden. Eine Marke darf zwar ruhig an vielen Stellen in einer Stadt vertreten sein, aber es müssen die richtigen, wertigen Stellen sein. 02 Kupetz: Passen Internet und stilwerk zusammen? Raab: Es gibt einen wunderbaren Zusammenhang zwischen unserem Möbelangebot und dem Internet – über eBay und Co. können wir die Wohnungen unserer Kunden erst einmal geräumt bekommen. Wir haben doch heute das Problem, dass wir mit neuer Ware gar nicht erst hineinkommen in die vollen Wohnungen. An dieser Stelle kann über das Internet ein guter Vertriebsweg für gebrauchte, hochwertige Möbel entstehen. Kupetz: Abschließend möchte ich Sie um ein Statement bitten, wie es mit dem Handel und seinen verschiedenen Wegen weitergehen wird. Flötotto: Wir bauen auf eine Primär- und eine Sekundärstruktur. So können wir auf der einen Seite die Langlebigkeit unserer Produkte sichern, gleichzeitig aber aktuellen Trends folgen und Nachkaufreize generieren. 03 01 Möbel-Hersteller. Leo Lübke, Geschäftsführer COR Sitzmöbel 02 stilwerk. Alexander Raab, Vorstand stilwerk AG 03 Einrichter. Theo Lohmann, Geschäftsführer DieEinrichter.home 2. stilwerk Trendstudie 047 stilwerk-Talk „Marken müssen begeistern“ 01 Holy: Für uns wird der Handel nach wie vor sehr wichtig sein. Wir bauen auf fachlich exzellente Verkäufer im hochpreisigen Segment – und wir wollen Erlebniswerte schaffen. Lübke: Wir werden die Partnerschaft zwischen Hersteller und Handel bei beratungsintensiven Produkten stärken. Da ist der Preis eher sekundär, entscheidend sind eher Serviceleistungen des Handels, und da müssen wir unsere Händler unterstützen und regelmäßig weiter schulen. Lohmann: Ich bin der Meinung, dass sich der Handel selbst kontrollieren und regulieren muss. Er muss sich selbst spannend machen, zur Marke werden. Hersteller können die Befindlichkeiten vor Ort häufig gar nicht kennen und können da letztlich nicht wirklich helfen. Händler brauchen viel mehr eine klare Profilierung, um erfolgreich zu sein. Grau: Meine Lösung ist ganz einfach: Wir haben tolle Produkte – und die Begeisterung für diese tollen Produkte muss dem Kunden über eine tolle Handelsmarke vermittelt werden. Flötotto: Das ist richtig – eine Marke muss Begeisterung wecken. „Geiz ist geil“ wird als Marke untergehen, weil dies keine dauerhafte Begeisterung schaffen kann! Gebhardt: Der Konsumenten-Forderung „Mehr für weniger“ würden wir schon eine langfristige Durchschlagskraft zubilligen. Die Frage ist: Was lernen Markenanbieter daraus? Von einem Billigprodukt erwartet man in der Regel nicht viel und ist häufig positiv überrascht. Beim Markenprodukt ist die Erwartungshaltung hoch und entsprechend hoch kann die Enttäuschung ausfallen. Produktversprechen müssen mehr denn je gehalten 048 2. stilwerk Trendstudie 02 01 Virtuelle Händlerin. Dr. Stephanie Gerdes, Consumer Categories, eBay 02 Das Publikum. Weit über 100 Zuhörer nahmen am stilwerk-Talk teil. werden. Der Kunde ist heute besser informiert und daher kritischer. Vielleicht muss der Handel über eine bessere Erreichbarkeit seiner Kunden oder neuer Kunden nachdenken, z. B. durch neue Finanzierungs- oder bessere Rücknahmeangebote. Die großen Bankinstitute wollen in Deutschland die Konsumfinanzierung von Privatkunden stärker vorantreiben. Was beim Autokauf mit aggressiver Null-Prozent-Finanzierung und Inzahlungnahme von alten Modellen seit Jahren erfolgreich ist, ist beim Sofakauf immer noch Neuland. Das ist schon sehr verwunderlich. Es geht ja gar nicht um den Ausverkauf der Marke, sondern darum, die Erreichbarkeit durch Finanzierung zu erleichtern, ohne sein Niveau dabei aufzugeben. Die Begehrlichkeit der Designmöbel leidet nicht, wenn man sie sich Stück für Stück erarbeitet oder abbezahlt. Im Gegenteil. Gutes darf auch im Sinne der Glaubwürdigkeit teurer sein, so lange es sein Versprechen einhält. Index Die Top-Design-Adressen Deutschlands stilwerk Berlin Kantstraße 17, 10623 Berlin: ALESSI Tel.: 030-31 51 55 60 allmilmö Tel.: 030-31 51 56 78 BADKunst Tel.: 030-31 80 88 44 Bang & Olufsen Tel.: 030-31 51 51 31 bellambiente Tel.: 030-31 80 91 50 BLUE WALL Tel.: 030-31 51 55 90 BoConcept Tel.: 030-31 51 51 41 Buch + Raum Tel.: 030-31 80 86 33 bulthaup cucina berlin Tel.: 030-31 51 53 50 Casa Einrichtungen Tel.: 030-31 51 51 72 C. BECHSTEIN Centrum Berlin Tel.: 030-31 51 52 00 cramer möbel + design Tel.: 030-31 51 54 00 DESIGN + HANDWERK PLATTFORM Tel.: 030-31 51 56 20 Domino Einrichtungen Edgar Fleischmann Tel.: 030-31 80 90 85 Exotic Green „DIE PALME“ Tel.: 030-31 51 56 80 ferro office & home Tel.: 030-88 55 26 76 First Glas + Raumstil Tel.: 030-77 10 01 5 FLÖTOTTO Tel.: 030-31 51 52 90 quicksilver Galerie für Fotografie Tel.: 030-31 51 54 20 HUF HAUS Tel.: 030-31 51 55 15 Isola Bella Tel.: 030-31 51 51 70 JACOBS Raumwerk Tel.: 030-31 51 52 53 Kartell Tel.: 030-31 51 51 20 Kerana Tel.: 030-31 86 83 18 Kiran Kelim & Teppichkunst Tel.: 030-313 46 25 küche mit stil – SieMatic Tel.: 030-31 80 21 17 LA PORCELLANA BIANCA Tel.: 030-31 01 75 91 LARS LEPPIN Tel.: 030-31 51 53 30 Lars Mayer Planung & Einrichtung Tel.: 030-31 51 52 85 LEOLUX BY OLIVER KUHLMEY Tel.: 030-31 80 88 37 Leonardo Tel.: 030-318 09-300 Lichthaus Mösch Tel.: 030-31 51 55 80 ligne roset Tel.: 030-31 51 51 53 minimum einrichten Tel.: 030-31 51 55 25 Montana Tel.: 030-31 51 53 90 NIESSING Tel.: 030-31 80 90 75 ofuro Bäder für Körper und Seele Tel.: 030-31 80 07 28 poggenpohl BROCK+STEPHAN Tel.: 030-31 51 51 60 pro arte Tel.: 030-31 51 55 55 ROLF BENZ HAUS Tel.: 030-31 51 56 50 Ruckstuhl by Lars Leppin Tel.: 030-31 51 53 36 Samland Bodenbeläge und Stoffe Tel.: 030-31 51 54 50 Sarnes Einrichtungen Tel.: 030-31 51 52 30 TOBIAS GRAU Tel.: 030-31 51 53 70 TROLLHUS Tel.: 030-31 51 54 60 unique musicLounge Tel.: 030-315 18 60 weko Büromöbel Tel.: 030-235 19 00 Zeitlos Tel.: 030-31 51 52 70 zene Tel.: 030-31 51 53 20 stilwerk Düsseldorf Grünstraße 15, 40212 Düsseldorf: Aldenhoff Jewellers Tel.: 0211-86 22 82 50 ALESSI Tel.: 0211-86 22 82 99 anders Galerie / Troner art Consulting Tel.: 0211-601 66 66 ARTICULATION Plaza, Flagshipstore Grohe Tel.: 0211-86 22 85 30 Bang & Olufsen Michael Lüttgenau Tel.: 0211-86 22 85 60 Bartels – klassische Einrichtungen Tel.: 0211-86 22 85 10 Bettenwelten Tel.: 0211-860 68 85 C. Bechstein Centrum Düsseldorf Tel.: 0211-86 22 82 00 Blue Wall Tel.: 0211-86 22 84 90 BoConcept Tel.: 0211-86 22 81 40 Brigitte von Boch Tel.: 0211-860 60 55 bulthaup Küchen-Design 0211-86 22 86 11 Charlotte von Ehinger-Schwarz 1876 Tel.: 0211-86 39 91 14 Chrisbel Homes Tel.: 0211-86 22 81 60 Die Einrichter.home Tel.: 0211-86 22 85 00 Duxiana Tel.: 0211-86 22 88 00 Fiolino Tel.: 0211-862 28-750 FLÖTOTTO Tel.: 0211-86 22 82 30 Grüne Erde Tel.: 0211-86 22 86 00 Intact Bäder & Ambiente Tel.: 0211-86 22 86 66 j.s. einrichten Tel.: 0211-86 22 89 00 K. A. International Tel.: 0211-86 22 85 15 Kartell Tel.: 0211-86 22 86 86 LEICHT Küchen Smidt Düsseldorf Tel.: 0211-86 22 83 33 ligne roset Tel.: 0211-86 22 81 50 möve+Rituals Tel.: 0211-862 28-760 Olives Bar & Restaurant Tel.: 0211-862 82 80 pesch wohnen Tel.: 0211-86 22 82 10 poggenpohl-design-center Tel.: 0211-86 22 85 55 qubus einrichtung Tel.: 0211-86 22 84 44 Raumakzente + Ausstattung Tel.: 0211-86 22 86 22 rüsing und rüsing Tel.: 0211-86 22 87 80 SETAREH modern carpets Tel.: 0211-210 73 73 SieMatic Küchen Smidt Düsseldorf Tel.: 0211-86 22 83 33 smits & friends Tel.: 0211-86 22 82 40 Teakwood Lounge Tel.: 0211-86 22 81 90 TOBIAS GRAU Tel.: 0211-86 22 83 70 weko studio Tel.: 0211-49 00 36 WENDE Kunst und Design des 20. Jh. Tel.: 0211-86 22 84 00 zene Tel.: 0211-86 22 83 20 2. stilwerk Trendstudie 049 Index Die Top-Design-Adressen Deutschlands stilwerk Berlin stilwerk Hamburg stilwerk Düsseldorf Impressum Konzept: stilwerk Hamburg Große Elbstraße 68, 22767 Hamburg: ALESSI Tel.: 040-38 60 00 44 ARTICULATION Plaza, Flagship Store Grohe Tel.: 040-30 62 12 56 Bang & Olufsen Tel.: 040-30 62 12 70 Bilderwelt Tel.: 040-40 19 50 10 Bobsien – Das Parkett Tel.: 040-30 03 57 82 Clic Inneneinrichtung Tel.: 040-30 62 11 20 cucina hamburg, bulthaup Tel.: 040-30 62 11 50 Duktus\Planung + Einrichtung Tel.: 040-30 62 14 20 Ellerbrock, die Küche, SieMatic Tel.: 040-30 62 11 61 Fiolino, Kindermöbel Tel.: 040-30 62 15 70 Galerie Peter Borchardt Tel.: 040-38 89 88 Hagen von Jouanne Tel.: 040-30 62 11 70 House of Scandinavia Tel.: 040-41 30 74 74 Jürgen Voß l’atelier de céramique Tel.: 040-30 62 14 90 Kirsch & Lütjohann Tel.: 040-30 62 11 90 ligne roset Tel.: 040-30 62 12 00 Marks Einrichtungen Tel.: 040-30 62 12 20 M-EXTRA Design Tel.: 040-30 62 12 30 Mückel Bäder Kontor Tel.: 040-30 62 11 06 Nana Hellwege Goldschmiede Tel.: 040-38 61 04 40 Panama Werkstatt für Druckstoffe Tel.: 040-30 62 13 11 Poggenpohl Forum Tel.: 040-30 62 13 90 Poliform-Studio Tel.: 040-30 62 15 60 punct.object Tel.: 040-30 62 12 60 Samova / 5 Special Tel.: 040-30 62 14 05 TOBIAS GRAU Tel.: 040-30 62 13 70 Utz – Die Schrankidee Tel.: 040-30 62 12 05 Wollinger Carpets Tel.: 040-30 62 14 56 zene Tel.: 040-30 62 13 35 zeneredroom Tel.: 040-30 62 13 30 050 2. stilwerk Trendstudie Prof. Peter Wippermann, Trendbüro www.trendbuero.de Herausgeber: stilwerk AG Valentinskamp 18, 20354 Hamburg www.stilwerk.de Kontakt: stilwerk Center Management GmbH Daniela Scherbring stilwerk Presse- und Kulturreferentin Große Elbstraße 68, 22767 Hamburg [email protected] Redaktion (Trendbüro): Birgit Gebhardt, [email protected] Produktion: ahead media Schlesische Straße 29–30 10997 Berlin, [email protected] Redaktion (ahead media): Sandra Piske, Thomas Helbing Art Direction (ahead media): Doris Schwarzmann Fotografen: Stefan Badegruber, Stefanie Brinkkötter, Slava Filippov, Martin Mai, Matthias Niehus, Ludger Paffrath, Wolfgang Pohn, Lothar Reichel, Markus Rössle, Roland Schmidt, Udo Titz Mit freundlicher Unterstützung des Rats für Formgebung © 2005. 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