Pflege von Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz
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Pflege von Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz
Pflege von Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz Pflege von Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz Verena Cattilaz, Pflegeexpertin MSc FHO in Pflege Kantonsspital St.Gallen FORUM FÜR MEDIZINISCHE FORTBILDUNG Pflege Update – Kardiologie 12. November 2015, Technopark Zürich Pflege von Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz 2 Inhaltsübersicht ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ Anforderungen und Auswirkungen der Erkrankung an die Patienten Häufige Schwierigkeiten Gezielte Selbstmanagementförderung bei Menschen mit Herzinsuffizienz im akuten Setting Austrittsplanung und Nachsorge Diskussion und Fragen 16.11.2015 Vreni Cattilaz Pflege von Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz 3 Definition Herzinsuffizienz «Herzinsuffizienz ist ein Zustand, bei dem das Herz nicht in der Lage ist, die peripheren Organe – in Ruhe oder Belastungausreichend mit ausreichend Blut zu versorgen». (Hess, 2003) «Herzinsuffizienz ist ein Syndrom, das durch klinische Symptome den objektiven Nachweis einer Verminderung der Herzleistung definiert ist.» (Buser, et al., 2006) Häufigste zugrundeliegende Krankheiten: ∙ Koronare Herzkrankheit ∙ Arterielle Hypertonie ∙ Kardiomyopathien, Herzklappenfehler, angeborene Herzfehler 16.11.2015 Vreni Cattilaz 4 Pflege von Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz Symptome Herzinsuffizienz ∙ Leitsymptome sind Dyspnoe unter Belastung, Müdigkeit und Leistungsintoleranz ∙ Klinische Zeichen der Herzinsuffizienz ∙ Lungenstauung, positiver hepatojugulärer Reflux, Ödeme ∙ Zeichen der kardialen Dysfunktion ∙ Verminderung der Auswurffraktion, Zunahme der Kammerdimensionen ∙ Zeichen der Störung der Füllung und/oder der Auswurfleistung des Herzens. ∙ Komplexe Diagnostik mittels Anamnese, klinischer Untersuchung weiteren bildgebender Untersuchungsmethoden wie RöntgenThorax, EKG und Laborparameter 16.11.2015 Vreni Cattilaz 5 Pflege von Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz Einteilung der HI in verschiedene Schweregrade New York Heart Association (NYHA) Klasse Definition I Keine Beschwerden selbst bei anstrengenden Tätigkeiten II Leichte Limitation. Beschwerden nur bei größeren Anstrengungen (z. B. bergauf gehen) III Mäßige Limitation. Beschwerden bei alltäglichen Tätigkeiten (z. B. geradeaus gehen) IV Schwere Limitation. Beschwerden bei geringster Anstrengung oder in Ruhe 16.11.2015 Vreni Cattilaz 6 Pflege von Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz Ausgangslage Herzinsuffizienz (HI) ∙ ist mit 150 000 HI-Patienten1 die häufigste chronische Erkrankung in der Schweiz ∙ Bedeutende Zunahme der Prävalenz und Inzidenz prognostiziert ∙ ist der häufigste Grund einer Hospitalisierung bei über 65-jährigen Patienten ∙ Hohe Kosten durch Hospitalisierungen und Therapien des Krankheitsbildes ∙ Stark beeinträchtigten Lebensqualität und hohe Mortalitätsrate ∙ (Hess, 2003; Eichler, Krass, Fendl, Thüring & Brügger, 2009) Verena Cattilaz 12.11.2015 7 Pflege von Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz Schlechte Prognose der Herzinsuffizienz ∙ 5-Jahres-Überlebensrate: niedriger als bei vielen malignen Tumoren ∙ 37% versterben 2 Jahre nach Diagnosestellung ∙ > 50% Mortalitätsrate nach 5 Jahren ∙ Durchschnittliche Überlebenszeit 2.4 Jahre (Suks, 2003) 16.11.2015 Vreni Cattilaz Pflege von Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz 8 Therapie der HI Sehr komplexe Medikamentöse Therapie – Einnahme von mehreren Medikamenten zu verschiedenen Zeitpunkten ∙ ACE (Angiotensin-Converting-Enzyme)-Hemmer ∙ Betarezeptoren-Blocker ∙ Aldosteron-Antagonisten ∙ Angiotensin-Rezeptorblocker ∙ Digoxin ∙ Diuretika ∙ Antikoagulantien, Thrombozytenaggregationshemmer (Rickenbach, 2011) 16.11.2015 Vreni Cattilaz Pflege von Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz 9 HI-Therapie Die HI-Therapie richtet sich in erster Linie nach der Grunderkrankung ∙ Resynchronisationstherapie ∙ Klappenersatz (z.B. TAVI) ∙ ... ∙ Ventricular Assist Devices (VAD) ∙ Herztransplantation 16.11.2015 Vreni Cattilaz Pflege von Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz 10 Anforderungen an die Patienten Von den Patienten werden komplexe Verhaltensänderungen und Einhaltung von Behandlungsempfehlungen im Alltag gefordert ∙ Therapieansatz Lebensstil ∙ Eingeschränkter Salzkonsum, eingeschränkte Trinkmenge, Nikotin- und Alkoholabstinenz ∙ Symptomkontrolle durch Patienten ∙ Gewichtskontrolle ∙ Atemnot, Leistungseinschränkung, Ödeme ∙ Einhaltung med. Therapie ∙ Mehrere Medikamente zu verschiedenen Zeitpunkten pro Tag ∙ Grippeimpfung 12.11.2015 Verena Cattilaz Pflege von Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz 11 Häufige Schwierigkeiten ∙ Die Herzinsuffizienz in der Bevölkerung weitgehend unbekannt ∙ Effektive Fallzahl der Patienten mit Herzinsuffizienz dürfte aufgrund fehlender Diagnostik stark unterschätzt sein, diese erhalten nicht die adäquate Behandlung (Obsan, 2015; Hess, 2003) ∙ Ungenügende Symptomkontrolle durch die Patienten und dadurch zu später Kontakt mit Health Professions (Ivynian, DiGiacome & Newton, 2015) ∙ Medikamente werden nicht gemäss Empfehlung eingenommen 12.11.2015 Verena Cattilaz Pflege von Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz 12 Wie häufig? ∙ Sehr unterschiedliches Ausmass an (Non-)Adhärenz bzgl. Lebensstil aufgrund multifaktorieller Ingredienzen (Van der Wal, Jaarsma & van Veldhuisen, 2005) ∙ Generell sind Non-Complianceraten hoch, insbesondere in den Bereichen Medikamenteneinnahme, Diät, tägliches Wiegen, Aktivität und Ruhe. ∙ Medikamenteneinnahme: 10% - 99% ∙ Diät und Flüssigkeitsrestriktion: 50 - 77% ∙ Tägliche Gewichtsmessung: 12-79% 16.11.2015 Vreni Cattilaz Pflege von Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz Konzept Adhärenz • Gesundheitliche Risiken und diesbezügliche Wahrnehmung • Entscheidungsfindung, Edukation und Arbeit mit Zielsetzungen • Einfluss und Kollaboration mit Leistungserbringern • Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten • Sozialdemographische Parameter (Cohen, 2009; Cattilaz, 2010) Adhärenz • Anpassung des Patientenverhaltens • Beherrschung des neuen Verhaltens und HI-Wissen • Fähigkeit, Ziele zu erreichen und persönliche Barrieren zu überwinden • Genutzte und benötigte Unterstützung Verbesserter Gesundheitszustand Lebensqualität Hospitalisierungen Mortalität Pflege von Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz 14 Ähnliche Erkenntnisse aus einer Ostschweizer Stichprobe (Cattilaz, 2012) Komponenten welche die Entscheidungsfindung bezüglich des Selbstpflegeverhaltens beeinflussen (n=24) Personen- und umgebungsbezogene Faktoren • Wissen, Zugang bzw. Vertrauen zu Professionellen, Krankheitsverlauf, Gesundheitsverhalten Gesundheitskompetenz • Informationsbedarf, Einschätzung von Symptomen, Handeln Ressourcen und Barrieren • Bezugspersonen, Werte und Strukturen 16.11.2015 Vreni Cattilaz Pflege von Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz 15 «Wie erleben Menschen mit chronischer Herzinsuffizienz ihr Leben mit der Krankheit? Abbildung «Einschränkungen erleben» aus Kolbe (2009) 16.11.2015 Vreni Cattilaz Pflege von Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz 16 Was wissen wir über die Kriterien für wirksame Herzinsuffizienzbetreuungsprogramme? ∙ Multidisziplinäre integrierte Betreuungsprogramme mit Patientenschulungen und –beratungen und mehreren Interventionen ∙ Individualisierte Angebote unter Miteinbezug der Fähigkeiten, Einstellungen, Ressourcen und Erfahrungen der Patienten und Berücksichtigung unterschiedlicher Edukationsmethoden ∙ Einbezug der Familie /Angehörige ∙ Lernfördernde /patientenorientierende Haltung der beteiligten Personen gegenüber den Patienten und ihren Angehörigen ∙ Individualisierte Austrittsplanung und Regelung der Nachsorgebetreuung (Strömberg, 2005; Kane et al.,2015; Boyde et al., 2011; Lambrinou, 2012) 12.11.2015 Verena Cattilaz Pflege von Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz 17 Empfehlungen zur vernetzten Betreuung von Patienten mit einer Herzinsuffizienz in der Schweiz (Buser et al, 2006). 12.11.2015 Verena Cattilaz Pflege von Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz 18 Auszug aus den Zielen (Buser et al., 2006) 16.11.2015 Vreni Cattilaz 19 Pflege von Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz Kernelemente der Patienten- und Angehörigenedukation bei Herzinsuffizienz am Kantonsspital St.Gallen ∙ Konzept «Edukationskonzept für Patienten mit einer Herzinsuffizienz und ihren Angehörigen» ∙ Strukturierte und geplante Edukationseinheiten, welche sich an der individuellen Patientensituation orientieren ∙ Klare Rollen- und Aufgabenteilung ∙ Interprofessionelle Zusammenarbeit ∙ Förderung des Selbstmanagements der Patienten ∙ Miteinbezug der Angehörigen 16.11.2015 V.Cattilaz Pflege von Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz 20 Prozessdarstellung 16.11.2015 Vreni Cattilaz 21 Pflege von Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz Zentrale Aufgaben der Pflegefachperson ∙ Umfassende Anamnese (Gespräch/Beobachtung) und Einschätzung des Gesundheitszustandes des Patienten ∙ Pflegende benötigen dazu Wissen bzgl. Krankheitsbild / Behandlung, Patienten- und Familienedukation und insbesondere in der Selbstmanagementförderung und ein Patientenorientiertes Pflegeverständnis ∙ Patientenschulung und -beratung speziell mit dem Fokus der Unterstützung / Förderung des Selbstmanagements der Patienten ∙ Miteinbezug der Familie ∙ Frühzeitige, strukturierte Austrittsplanung ∙ Pflegende mit einer vertieften Pflegeausbildung (Advanced Nurse Practitioners) können eine wichtige Rolle in der Betreuung der HIPatienten, sowohl im Akutsetting, wie auch im ambulanten Bereich übernehmen (Strömberg, 2005; Boyde et al., 2011; Kane et al., 2015; Hooker et al., 2015; Weydert, 2011) 12.11.2015 Verena Cattilaz Pflege von Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz 22 Selbstmanagement ∙ «Self-Management often means different things to different people – and sometimes different things at different times even to the same people» (McGowan, 2005) ∙ Das Ziel besteht darin, zur Stärkung der Patientenautonomie beizutragen und die Erkrankten durch Kompetenz- und Wissensvermittlung zu einem konstruktiven und aktiven Umgang mit den vielschichtigen Herausforderungen zu befähigen, die chronische Erkrankungen auf subjektiver Ebene aufwerfen (Haselbeck & Schaeffer, 2007) ∙ Beim Selbstmanagement geht es um persönliche Strategien und Wege sein Leben nach den eigenen Wünschen und Bedürfnissen zu gestalten (Haselbeck & Kickbusch, 2011) 16.11.2015 Vreni Cattilaz Pflege von Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz 23 Selbstmanagementförderung ∙ Die Wahrung der Autonomie und die soziale Integration sind aus Patientensicht die häufigen Alltagsziele ∙ Zur Umsetzung des Selbstmanagements ist vor allem eine Eigenleistung des Patienten erforderlich, welche mit oder ohne professionelle Unterstützung erfolgen kann und vorwiegend zuhause stattfindet (Haslbeck & Schaeffer, 2007) ∙ Es gilt diejenige Unterstützung anzubieten, die es dem Patienten ermöglicht, sein Leben mit einer oder mehreren Krankheiten und deren physischen und emotionalen Auswirkungen auf den Alltag möglichst selbstständig zu bewältigen (Lorig et al., 2003) 12.11.2015 Verena Cattilaz Pflege von Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz 24 Konzepte in der Selbstmanagementförderung Zusammenspiel der Konzepte zur Selbstmanagementförderung (Müller & Cattilaz, 2014) 16.11.2015 Vreni Cattilaz 25 Pflege von Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz Beratung als Mittel der Selbstmanagementförderung ∙ Beratung ist ein ergebnisoffener, dialogischer Prozess ∙ Gemeinsame Suche nach individuellen und Umfeld bezogenen Ressourcen und Entwicklungschancen ∙ Gemeinsames Erkunden von Entwicklungs- und Lösungsschritten auf der Basis der Potenziale, Wünsche, Werte, Erfahrungen und der Achtung der Selbstbestimmung und Würde des Patienten (Koch-Straube, 2006) 16.11.2015 Vreni Cattilaz 26 Pflege von Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz Bereiche der Selbstmanagementförderung ∙ Selbstmanagementförderungsprogramme, sollten alle drei zentrale Bereiche ansprechen. ∙ Medizinisches Management ∙ Umgang mit der veränderten Rolle ∙ Umgang mit belastenden Emotionen ∙ Training folgender Fähigkeiten und Fertigkeiten: ∙ Probleme im Alltag mit der Krankheit selbständig lösen, Zustandsverschlechterungen erkennen und Entscheidungen treffen, richtig zu handeln, die Entwicklung neuer Verhaltensweisen durch einen Aktionsplan erfolgreich in Handlung umsetzen können, nutzen von Unterstützungsangeboten wie z.B. Selbsthilfegruppen (Lorig & Halsted 2003) 16.11.2015 Vreni Cattilaz Pflege von Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz 27 Faktoren, welche sich hindernd auf die Lernbereitschaft und –fähigkeit auswirken ∙ Funktionale, kognitive und körperliche Einschränkungen (Sehschwäche, Vergesslichkeit, Dyspnoe oder Schmerzen) ∙ mehrere chronische Erkrankungen ∙ Kritische Lebenssituation ∙ Psychiatrische Komorbiditäten wie Depression, Angst ∙ Fehlende soziale Unterstützung ∙ tiefes Selbstwertgefühl ∙ unwirksames Coping (Strömberg, 2005) 12.11.2015 Verena Cattilaz Pflege von Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz 28 …und wie geht das in der Praxis? Wie unterstützen Sie Menschen mit einer Herzinsuffizienz im Erlangen eines besseren Selbstmanagements? Vor den Problemen wegzulaufen gilt nicht als Bewegungsübung 16.11.2015 Vreni Cattilaz 29 Pflege von Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz Krankheit, Symptome, Therapie und Zusammenhänge verstehen ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ Erfassen von Wissensstand, Schwierigkeiten und Ressourcen In der Anamnese die Sicht des Patienten über die Krankheit erfassen Was wissen sie über ihre Krankheit? Wie ist ihre Einstellung zur Krankheit und Therapie? Unter welchen Beschwerden leiden sie? Was bereitet Ihnen Schwierigkeiten Wie gehen sie damit um? Was hat ihnen geholfen? Mögliche Massnahmen Manchmal braucht es ein weiteres Informationsgespräch mit dem Arzt Zeichnungen, die das Krankheitsbild verständlich darstellen Bei Bedarf weitere Informationen zur Krankheit und Symptome mündlich und schriftlich Förderung der Wahrnehmung von Symptomen Förderung der Autonomie durch genaue Information über Symptome sowie Wirkungsweise und Wirkungsdauer der Medikamente Wo es möglich ist Selbstmedikation von Reservemedikamenten während der Hospitalisation üben. Der Patient dokumentiert wann er das Medikament genommen hat. 16.11.2015 Vreni Cattilaz 30 Pflege von Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz Medikamente regelmässig einnehmen ∙ Bei jeder Hospitalisation sollten die Patienten angesprochen werden, wie sie mit der Arzneimitteleinnahme und möglicher Nebenwirkungen zurechtkommen. ∙ Der Häufigste Grund, dass Medikamente nicht eingenommen werden, ist das Vergessen - Arzneimitteleinnahme mit täglichen Handlungen zu verknüpfen oder mit Erinnerungshilfen zu arbeiten. ∙ Ein akustisches Signal des Handys, Das Platzieren eines Erinnerungsklebers am Badezimmerspiegel , Das Aufbewahren der Arzneimittel neben der Zahnbürste oder am Frühstückstisch im Medikamentendosierer ∙ Für Patienten ist auch wichtig zu wissen ∙ was zu tun ist wenn die Medikamente vergessen wurden, bei Erbrechen ∙ Vorgehen bei der Planung einer Reise oder Ferien (z.B. Umgang mit Diuretika) 16.11.2015 Vreni Cattilaz 31 Pflege von Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz Medikamente korrekt einnehmen ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ Schwierigkeiten der Arzneimitteleinnahme und deren Ursachen gezielt erfassen Den Lebensstil der Patienten und deren Krankheitsbewältigung berücksichtigen Informationsmaterial zur Verfügung stellen Schulung/Beratung der Patienten und Angehörigen Mögliche Gesprächspunkte Wir wissen von anderen Betroffenen, dass die Einnahme von vielen Medikamenten im Alltag schwierig sein kann. Gerne möchte ich erfahren wie es Ihnen dabei geht? Wie geht es Ihnen mit der Einnahme der Medikamente? In welchen Situationen fällt es Ihnen leicht, in welchen Situationen fällt es Ihnen schwer die Medikamente einzunehmen? Wie machen Sie es zuhause, dass Sie die Medikamente nicht vergessen? 16.11.2015 Vreni Cattilaz 32 Pflege von Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz Umgang mit Emotionen Unsicherheit wird als sehr belastend erlebt, da der Krankheitsverlauf unberechenbar ist. - Ohnmacht und Hilflosigkeit schränken die Handlungsfähigkeit ein (Haslbeck & Schaeffer, 2007). Mögliche Massnahmen ∙ Angst und Ungewissheit können in der Pflegeanamnese oder während der kontinuierlichen Informationssammlung erfasst werden indem Patienten konkret auf Angst angesprochen werden oder z.B. mit den Fragen: Wie geht es Ihnen in dieser Situation? Was belastet Sie im Moment am meisten? Wie fühlen Sie sich? ∙ Meistens müssen weitere Professionen beigezogen werden Psychologen, Psychiater oder Seelsorger - Sinnfindung, ∙ Häufige Pflegediagnosen: Angst, Ungewissheit, Machtlosigkeit, Hoffnungslosigkeit, Bereitschaft für ein verbessertes Coping, Defensives Coping Umgang mit Angst bei belastenden Symptomen ∙ Erarbeiten eines Handlungsplans (Notfallplan) zusammen mit Patient und ev. Angehörigen ∙ z.B. bei Angst vor Atemnot oder Ängste vor Symptomen Vorgehen im Spital schon zu üben ∙ Zur Instruktion von Atem –und Entspannungsübungen kann die Physiotherapie beigezogen werden. 16.11.2015 Vreni Cattilaz Pflege von Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz 33 Erfassung / Einschätzen der Patientensituation Verschiedene Assessmentinstrumente können die Einschätzung des krankheitsspezifischen Selbstpflegeverhaltens bei Patienten mit HI unterstützen (Haasenritter & Panfil, 2008) 16.11.2015 Vreni Cattilaz Pflege von Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz 34 Wirksame Entlassungsplanung ∙ HI-Managementprogramme mit von Pflegepersonen geleiteter frühzeitiger Entlassungsplanung zeigen ein hohes Potential zur Verringerung von Wiedereintritten ins Spital ∙ Ein wichtige Rolle kommt dabei speziell ausgebildeter Pflegenden zu ∙ Beratung in, vom Patienten bestimmten, krankheitsspezifischen Themen mit Bezug zur Lebenswelt des Patienten, wie Besprechung der Medikamente (inkl. Bereitschaft & hilfreiche Strategien zur Einnahme, Erfahrungen mit Nebenwirkungen), regelmässige Bewegung, Sexualität etc. ∙ Eine Nachsorgebetreuung sollte geregelt sein (Lambrinou et al., 2012) 12.11.2015 Verena Cattilaz 35 Pflege von Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz Was leisten ANP`s in der Versorgung International Schlüsselposition in Diseasemanagementprogrammen Sektorenübergreifende Koordination • Austrittsplanung, systematische Nachsorge • Hindernisse identifizieren und verbessern • Klinische Untersuchung • Kooperation mit anderen Gesundheitsberufen • Sekundäre und tertiäre Präventionsmassnamen • Psychosoziale Betreuung (Weyerd-Bales, 2011) 16.11.2015 (Hamric, Spross & Hanson, 2004) Vreni Cattilaz Pflege von Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz 36 Dokumentation Herzinsuffizienzberatung 16.11.2015 Vreni Cattilaz Pflege von Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz 37 Nachsorge in der Schweiz ∙ In der Schweiz übernimmt in der Regel der Hausarzt/der Kardiologe die Koordination der Betreuung ∙ Ambulante Betreuung je nach Therapie z.B. regelmässige Kontrollen der kardialen Resynchronisationstherapie, teilweise mit einer pflegerischer Beratung ∙ Bei Bedarf pflegerische Unterstützung/Betreuung durch Spitex und Pflegende der Langzeitinstitutionen ∙ An mehreren Zentren werden ambulante kardiale Rehabilitationsprogramme (multidisziplinär) angeboten ∙ Mehrere integrative Versorgungsmodelle, initiiert durch verschiedene Krankenkassen oder Gruppenpraxen ∙ Einen hohen Anteil an informeller Pflege übernehmen jedoch pflegende Angehörige ∙ Schweizerisches Gesundheitsobservatorium stellt im neusten Bericht (Obsan, 2015) Strategien zur Verringerung der Belastung durch chronische Krankheiten in den Vordergrund. 12.11.2015 Verena Cattilaz Pflege von Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz 38 Innovative Versorgungsansätze Internationale Studien zeigen positive Outcomes bei HI-Patienten durch innovative Ansätze: ∙ regelmässige pflegegeleiteten Sprechstunden/Beratungen in Ambulatorien oder Gesundheitspraxen ∙ Betreuung durch ANP`s zuhause ∙ Telefonische Beratung oder Follow-up Telefon ∙ Überwachung / Betreuung der Patienten zuhause durch die Nutzung und das (teilweise automatisierte) Monitoring mittels neuer Technologien ∙ Koordinierte und regelmässige Betreuung durch Hausarzt und spezifisch ausgebildeter MPA,s (Inglis et al., 2010; Weydert, 2011; Clarc et al., 2015; Ross et al, 2015) 12.11.2015 Verena Cattilaz Pflege von Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz 39 Entwicklung und Evaluation einer Pflegesprechstunde für Erwachsene mit Herzinsuffizienz (CINACARD) ∙ Hochschule für Gesundheit Freiburg: Entwicklung einer pflegegeleitete Sprechstunde für Menschen mit Herzinsuffizienz in der Schweiz ∙ Rahmenkonzept: Medical Research Council Framework für die Entwicklung und Evaluation von komplexen Interventionen (Santos et al., 2015) 16.11.2015 Vreni Cattilaz Pflege von Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz 40 Kernelemente der Entwicklung und Evaluation komplexer Interventionen (Campbell et al., 2007) Machbarkeit und Pilotierung Entwicklung Evlauation Implementierung 16.11.2015 Vreni Cattilaz Pflege von Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz 41 Take Home Messages Interessieren Sie sich für die Menschen mit einer Herzinsuffizienz und die speziellen Herausforderungen Sich über neue Erkenntnisse auf dem Laufenden halten Sich jeden Tag überlegen, welches sind die wichtigen Ziele aus der Patientensicht und wie kann ich den Patienten und seine Familie unterstützen, diese zu erreichen 16.11.2015 Vreni Cattilaz Pflege von Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz 42 Literatur (vollständige Liste bei der Autorin einsehbar) ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ Buser, P., Brunner-La Rocca, H., Leventhal, M., Mahrer, R. M., P., Nuesch, K., Périat, P., Seydoux, C., Stöhr, S., & Zürcher, H. (2006). Empfehlungen zur vernetzten Betreuung von Herzinsuffizienzpatienten in der Schweiz. Schweizerische Ärztezeitung, 87(45), 1943-1952. Body, M., Turner, C., Thompson, D., Stewart, S. (2001). Educational interventions for patients with heart failure: a systematic review of randomized controlled trials. Journal of Cardiovascular Nursing, 26(4), 27-35. Clarc, A., McDougall, G., Riegel, B., Loiner-Rogers, G., Innerarity, S., Meraviglia, M., Delville, C., Davila, A. (2015). Health status and self-care outcomes after an education-support intervention for people with chronic heart failure. Journal of Cardiovascular Nursing. 30(4), S3-S13. Hess, O. (2003). Herzinsuffizienz: Definition, Ursachen und Formen. Schweiz Med Forum, 48, 1158-1163. Eichler, K. Krass, A., Fendl, A. Thüring, N. Brügger, U. (2009). Vernetzte Betreuung bei Patienten mit Herzinsuffizienz in der Schweiz: Eine Kostenstudie. 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