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Bayerischer Rundfunk
03.06.2011
Neues vom Kräuterwastl
Gründonnerstagssuppe mit neun Wildkräutern
Am Gründonnerstag wird traditionell eine Suppe aus dem
ersten Grün gekocht. Auch der Kräuterwastl sucht heuer
die passenden Pflänzchen. Für sein Rezept benutzt er
hauptsächlich Wildkräuter - zum Beispiel Brennnessel,
Gundermann und Giersch.
Von Manfred Schramm
Stand: 18.04.2011
Der Kräuterwastl freut sich jedes Jahr auf Ostern. Da sprießt und
blüht alles in der Natur, der Frühling hat sich gegenüber dem
Winter durchgesetzt. Und an Ostern kann der Wastl die alten
Bräuche wieder richtig pflegen.
Der blühende Osterstrauch
Dazu gehört auch der Osterstrauch. Er besteht zum Beispiel aus
frischen, blühenden Frühlingszweigen - wie den Weidekätzchen
oder der Kornelkirsche. An ihm werden ausgeblasene, gefärbte
Eier aufgehängt. Färben kann man sie mit Eierfarben oder selbst
mit der Hand. Dann können noch Abziehbilder aufgeklebt werden.
Der Phantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt.
Der Osterstrauch ist ein Symbol für die Fruchtbarkeit, die sich im
Frühling wieder in der Natur zeigt. Er ist ein Zeichen für den Sieg
der Wärme und der Lebendigkeit über die kalte Jahreszeit. Das
zeigt sich im christlichen Glauben in der Auferstehung Christi.
Die Bedeutung des Gründonnerstags
Mehr dazu
Gründonnerstag: Gang
zum letzten Abendmahl
[Bayern]
Eine weitere Tradition in der
Karwoche ist die
"Gründonnerstagssuppe". Die
Herkunft der Bezeichnung
"Gründonnerstag" hat verschiedene
Erklärungen gefunden. Der
Gründonnerstag ist die
volkstümliche Bezeichnung für den
kirchlichen Gedenktag des letzten
Abendmahls. Wegen des nahen
Todestags ist der Gründonnerstag
ein Tag der Trauer. Es läuten keine
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Glocken mehr bis Ostern. Der Hostienkelch wird aus dem
Tabernakel in eine Seitenkapelle gebracht.
Die Herkunft des Namens hat verschiedene
Erklärungsmöglichkeiten. Die Messgewänder waren ursprünglich
grün, daher könnte also die Ableitung kommen. Aber auch, dass
die Sünder in der Fastenzeit nicht am Gottesdienst teilnehmen
und erst wieder am Donnerstag vor Ostern die Messe besuchen
durften und sich dabei mit Grün schmückten, kann eine Erklärung
sein.
Auch das Erwachen der Natur und das junge frische Grün in der
Natur schaffen einen Zusammenhang mit dem Gründonnerstag.
Und die Farbe Grün gilt - auch unabhängig vom christlichen
Glauben - als Farbe der Hoffnung.
Das "grün" könnte sich auch auf das alte Wort "grinen" (groan,
greinen, weinen, trauern) beziehen. Dann wäre eine Verbindung
mit den Entbehrungen der Fastenzeit, dem angstvollen Warten
Jesu in der Nacht auf den Karfreitag oder dem Weinen vor der
bevorstehenden Kreuzigung möglich.
Die Gründonnerstagssuppe
Auch die Brennnessel kann in die
Gründonnerstagssuppe.
Die Gründonnerstagssuppe gehört
auch zu den traditionellen
Bräuchen, die der Wastl jährlich
pflegt. Die Suppe kommt seit vielen
hundert Jahren immer am
Gründonnerstag auf den Tisch. Sie
besteht aus lauter grünen Kräutern,
die zu Beginn des Frühjahrs
wachsen, und die Lebensgeister
wecken, die Frühjahrsmüdigkeit
vertreiben sowie den Körper
entschlacken. Traditionell werden
neun frische Kräuter für die Suppe
gesammelt.
Warum neun Kräuter?
Schon bei den Kelten und Germanen war die Zahl drei eine
magische Zahl und drei Mal drei ergibt bekanntlich neun. Im
christlichen Glauben spielt die Zahl drei auch eine bedeutende
Rolle. Man denke nur an die Heilige Dreifaltigkeit. Sie ist somit
auch Bestandteil der Zahl neun.
Es gibt verschiedene Ansätze, die neun Kräuter
zusammenzustellen. Man kann zum Beispiel die ersten neun
essbaren Frühlingskräuter nehmen, die man findet, wenn man in
den Wald und auf die Wiese geht. Es empfiehlt sich aber, auch
Kräuter und Pflanzen auszusuchen, die einen gesundheitlichen
Wert haben, die also entschlacken, viele Vitamine, Mineralstoffe
und Spurenelemente haben. Der Kräuterwastl hält sich an keine
vorgegebenen Rezepte. Er nimmt, was er findet und wovon er
weiß, dass es gesund ist, den Menschen vitalisiert und ihm gut
tut. Das kann von Jahr zu Jahr variieren, je nachdem wie weit die
Natur zu Ostern ist.
Bestimmte Pflanzen hat er allerdings sehr gerne in seiner
Sammlung, wie Giersch, Bärlauch und Brennnessel. Das könnte
man als seinen Grundstock betrachten. Dieses Jahr hat er dazu
noch das Bittere Schaumkraut, das Wiesenlabkraut, den
Wiesenbärenklau, den Sauerampfer, das Scharbockskraut und
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den Gundermann (diese drei Pflanzen nur sparsam verwenden)
gefunden und bereitet daraus seine spezielle
Gründonnerstagssuppe zu.
Bevor er sein Rezept verrät, besorgt er sich bei der Bio-Bäuerin
aus seinem Dorf noch frischen, gehaltvollen Rahm mit einem
Fettgehalt von guten 30 Prozent. Da will er kein Light-Produkt,
denn das Fett gibt Geschmack und hat viele fettlösliche Vitamine
wie A und E.
Wastl's Pflanzen
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Bärlauch
Bärlauch duftet nach Knoblauch und ist
auch mit ihm und der Zwiebel
verwandt. Aber der Vorteil ist. Man
riecht nicht nach ihm. Er fördert nicht
nur die Verdauung, sondern soll auch
Arteriosklerose verhindern, den
Blutdruck senken und somit sogar
Herzinfarkt und Schlaganfall vorbeugen.
01/08
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Es können natürlich auch andere Pflanzen für die
Gründonnerstagssuppe verwendet werden. Wer sammeln geht,
sollte sich vorher schlaumachen, was er finden kann und wo
Verwechslungsgefahr bestehen könnte.
Wastl's Rezept
■ Der Wastl nimmt geschälte, gekochte, mehlige Kartoffeln,
schneidet sie in kleine Würfel. Sie dienen zur Bindung der Suppe.
■ In einen großen Edelstahltopf kommt en bisschen Olivenöl, darauf
kleine Zwiebelwürfel und die Kartoffeln.
■ Die neun Kräuter hackt er erst, kurz bevor sie in den Topf kommen,
damit die kostbaren Inhaltsstoffe nicht verloren gehen.
■ Dann gießt er frisches Quellwasser auf, keine Gemüsebrühe, wie es
oft gemacht wird, lässt die Suppe circa drei Minuten köcheln und
püriert sie mit dem Zauberstab. So wird die Gründonnerstagssuppe
schön sämig.
■ Dann noch würzen mit Sole aus Steinsalz oder grobem Steinsalz,
buntem Pfeffer. Und wer mag, kann sich auf die Suppe noch
Muskat reiben.
Essbare Blüten
Mehr dazu
Essbare Blüten: Ganz
schön - und lecker
[Ratgeber]
Zur Dekoration und aus
gesundheitlichem Wert - sie sind
nämlich reich an Flavonoiden, das
sind hochwirksame Radikalenfänger
- schmückt er die
Gründonnerstagssuppe noch mit
den ersten essbaren Blüten, die er
gefunden hat, ab. Dazu gehören
Gänseblümchen, Veilchen,
Taubnessel und diesmal gibt es
auch schon den ersten Löwenzahn.
Die Schlüsselblume darf auch nicht
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fehlen, aber die nimmt der Wastl aus dem eigenen Garten, weil
sie unter Naturschutz steht.
Und jetzt ist die Gründonnerstagssuppe fertig zum vorösterlichen
Genuss und zum reibungslosen, verträglichen Übergleiten aus der
Fastenzeit ins normale Essen.
Und wie der Wastl immer sagt: "Für mich kann jede Woche
Gründonnerstag sein."
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