Sommersemester 2009 - Hochschule für Musik Saar
Transcrição
Sommersemester 2009 - Hochschule für Musik Saar
14. Jahrgang / Nr. 1 | Sommersemester 2009 | Gratis allaBREVE April 2009 MAGAZIN DER HOCHSCHULE FÜR MUSIK SAAR Bruch-Linien: Max Bruch und seine Saarbrücker Verwandtschaft Kontroverse: Qualifikation und Bildung »Star von der Saar«: Foto: Szene aus der HFM-Oper »The Consul« Ein HFM-Student bei DSDS Zum 200. Geburtstag von Felix Mendelssohn-Bartholdy »Die glänzende Bahn dieses seltenen Gestirns« allaBREVE | Sommersemester 2009 EDITORIAL Liebe Leserinnen und Leser von »alla breve«, die vorlesungsfreie Zeit – so zumindest der fromme Wunsch – bietet die Möglichkeit zur Erledigung manch liegen gebliebener Vorgänge und Gelegenheit zum Durchatmen und für »Zukunftsmusik«. Während der Winter langsam aber doch sichtbar Abschied nimmt und die ersten Vorboten des Frühlings, musikalisch umrahmt von zarten Klarinettentönen aus den Katakomben der Hochschule, gute Laune verbreiten, schweifen die Gedanken. Erste lange Jazz-Nacht, Opernaufführungen in Saarbrücken, Homburg und Illingen, lange Messiaen-Nacht in Kooperation mit dem Saarländischen Rundfunk, Weihnachtskonzert des Hochschulorchesters, der Ausbau einer Kooperation mit den Saarbrücker Kammerkonzerten, die Tage für Interpretation und Aufführungspraxis, FuF-Konzerte und der Gewinn des Mendelssohn-Preises in Berlin sind nur einige wenige schöne Erfolge dieser Hochschule. Ohne die alltäglichen Faktoren wie Hektik, Zeitnot und Zweifel gäbe es wahrlich Anlass zur Zufriedenheit. Nächstes Semester wird bestimmt alles anders, oder? Der Vorstand der Vereinigung der Freunde und Förderer der HFM hat soeben einen Wechsel an seiner »Spitze« vollzogen und feiert in diesem Jahr sein 50-jähriges Jubiläum. Ein großes Konzert des Hochschulorchesters mit Lehrenden und Studierenden unseres Hauses unter der Leitung von Maxim Vengerov und der Mitwirkung von Lehrenden und Studierenden, die Ratifizierung der Kooperation mit dem Staatstheater und damit einhergehend die Orchesterakademie, die Zusammenarbeit mit dem Saarbrücker MaxPlanck-Institut, der Ausbau bestehender – und Aufbau weiterer – Hochschulkooperationen, die Studienreise des Schulmusikorchesters in die Toskana, die Umsetzung des neuen Musikhochschulgeset- zes hinsichtlich der Strukturreform und der Modularisierung aller Studiengänge, Einführung so genannter e-Learnings sowie Baumaßnahmen im und rund um das Haus stehen auf der Agenda. Apropos Baumaßnahme: Die Landesregierung hat ein Konjunkturpaket verabschiedet, welches auch die HFM Saar berücksichtigt. Ich interpretiere die Bereitschaft, nachhaltig in die Hochschule zu investieren, sowohl als Anerkennung steten Bemühens um Wettbewerbsfähigkeit und Erfolg wie auch als Motivation für weitere Anstrengungen. Für das Renommee unserer Hochschule zeichnen besonders die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Kolleginnen und Kollegen, sowie die Studierenden verantwortlich, die sich dauerhaft, kompetent und kollegial für die Belange, Interessen und die Entwicklung des Hauses engagieren und um Weltoffenheit und gute Atmosphäre bemüht sind. Unsere Freunde und Förderer haben großen Anteil an der Realisierung vieler für die Hochschule wichtiger Projekte. Ich möchte mich bei Ihnen allen sehr herzlich für die Unterstützung und Loyalität bedanken und Sie ermutigen, uns auch weiterhin gewogen zu bleiben! Viel Vergnügen bei der Lektüre der neuen alla breve – die übrigens ab dieser Ausgabe in einem neuen Gewand und erstmals durchgehend farbig erscheint! Herzlich, Ihr Professor Thomas Duis Rektor der Hochschule für Musik Saar 3 Sommersemester 2009 IMPRESSUM INHALT Editorial 3 Bruch-Linien: Max Bruch und seine Saarbrücker Verwandtschaft 6 Geschlossene Mannschaftsleistung: Die Mendelssohn-Preisträger der HFM 7 Star von der Saar: DSDS-Teilnehmer Tobias Rößler 8 Veranstaltungen von HFM Netzwerk Musik Saar Saarländischer Rundfunk Saarländisches Staatstheater 9 13 15 16 Panorama 17 Studium Kontroverse: Qualifikation und Bildung 20 Neues vom Campus 26 Essay: »Die glänzende Bahn dieses seltenen Gestirns« Felix Mendelssohn Bartholdy zum 200. Geburtstag 27 allaBREVE Magazin der Hochschule für Musik Saar Herausgeber/V.i.S.d.P.: Prof. Thomas Duis,Rektor der Hochschule für Musik Saar, Bismarckstraße 1, 66111 Saarbrücken, Telefon: 0681/967310, Fax: 0681/9673130, www.hfm.saarland.de Redaktion: Thomas Wolter, E-Mail: [email protected] Gestaltung: Swetka Bär ([email protected]) Druck: Fischer Druck allaBREVE erscheint zu Beginn eines jeden Semesters. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbeSaarbrücken dingt die Meinung der Redaktion wieder. Auflage: 2.000 © Texte und Fotos: Hochschule für Musik Saar, Titelfoto: Renée Günther 5 allaBREVE HFM-REPORT Berühmter »Vetter«: Max Bruch (1838 – 1920) Bruch-Linien Die Saarbrücker BierbrauerFamilie Bruch und der Komponist Max Bruch haben einen gemeinsamen Vorfahren von Thomas Wolter I m Jahr 1560 wurde in Saarbrücken ein Mann geboren und, wie damals in der nassauischen Grafschaft üblich, katholisch getauft. Nach der Einführung der lutherischen Reformation bekehrte er sich zum Protestantismus und ergriff den geistlichen Beruf eines Propstes. Der Name des Mannes war Thomas Bruch. Viel mehr ist über den geistlichen Herrn aus dem 16. Jahrhundert nicht überliefert – nur so viel: er ist mit hoher Wahrscheinlichkeit der gemeinsame Ahnherr des bekannten Komponisten Max Bruch (1838 – 1920) und der traditionsreichen Saarbrücker Bierbrauer-Familie Bruch. Die überraschende Verwandtschaftsbeziehung der beiden »Bruch-Linien« hat der SR-Redakteur Dr. Friedrich Spange macher bei Recherchen über Max Bruch (wieder-) entdeckt. Er stieß bei seinen Nachforschungen auf eine Biographie des englischen Dirigenten und Musikwissenschaftlers Christopher Fifield (Max Bruch: His Life and Works. London: Gollancz, 1988). Fifield beschreibt in einem einleitenden Kapitel seines Buches die Herkunft Max Bruchs, die im letzten nachweisbaren Glied auf den besagten Saarbrücker Thomas Bruch der Reformationszeit zurückgeht. Fehlende Linie im »Arier-Nachweis« Ein Wintertag Anfang 2009. Spurensuche in der BrauereiGaststätte Der Stiefel am St. Johanner Markt in Saarbrücken. Seit 1702 befindet sich das Wirtshaus, in dem ursprünglich eine Schuster-Werkstatt untergebracht war, im Besitz der Saarbrücker Familie Bruch. Das derzeitige Oberhaupt der Familie, in der achten Generation Bierbrauer und Chef eines Unternehmens mit insgesamt 70 Mitarbeitern, ist ein Namensvetter des Urahnen. Thomas Bruch widmet sich mit Feuer und Flamme der spontan anberaumten Ahnenforschung. Ihm war die entfernte Verwandtschaftsbeziehung aus mündlicher Familienüberlieferung zwar durchaus geläufig, aber ein stichhaltiger Nachweis fehlte bislang. Im Familienbesitz befindet sich lediglich ein Stammbaum aus den 1930er Jahren, die der Saarbrücker Genealoge G.A. Berg- 6 Sommersemester 2009 1755), der als Arzt in Bergzabern praktizierte, gehen die Zweige der Bruch-Familie geographisch und beruflich weit auseinander. Ein Enkel Johann Paul Bruchs war Christian Gottlieb Bruch (1771 – 1836), der Großvater des Komponisten und sein berühmtester Vorfahre. Er war zunächst Pfarrer in Bergzabern und wurde später als Superintendent und Vorsteher der protestantischen Gemeinde nach Köln berufen. Seine Schwiegertochter Wilhelmine, geborene Almenräder (1799 – 1867), eine Sängerin, bringt dann die musikalische Begabung in die Familie. Ihre Brüder besaßen eine Musikalien- und Instrumentenhandlung in Köln und gründeten 1812 zusammen mit ihrem Vater die Kölner Musikalische Gesellschaft. Am 6. Januar 1838 erblickte Max Bruch als ältestes von zwei Kindern von August Carl Friedrich und Wilhelmine Bruch das Licht der Welt. Ein Zeitgenosse Felix Mendelssohn-Bartholdys und Johannes Brahms, die er beide sehr verehrte, genoss Max Bruch als Instru- HFM-REPORT mental-Komponist der romantischen Schule mit einem ausgeprägten Faible für Vokalmusik und Volkslieder großes Ansehen. Dennoch konnte er zeit seines Lebens nie aus dem Schatten seines übermächtigen Freundes Brahms heraustreten. Bis heute beschränkt sich die Rezeption des Komponisten Bruch daher weitgehend auf sein erstes Violinkonzert (g-Moll op. 26, entstanden 1865 – 67). Zu unrecht, wie viele Fachleute meinen. In der Saarbrücker Familie Bruch ist man stolz auf den berühmten entfernten Vetter, auch wenn die Musik im Alltag der Bierbrauer derzeit keine allzu große Rolle spielt. Das könnte sich bald ändern: Thomas Bruch möchte nach den nun vorliegenden Befunden versuchen, mit den Nachfahren Max Bruchs in Kontakt zu treten. Ein großes Familien-Treffen am ungefähren Ausgangspunkt der Geschichte - im Innenhof der Bruchschen StiefelGaststätte im Zentrum Saarbrückens – das wäre doch was. Geschlossene Mannschaftsleistung mann seinerzeit als »Arier-Nachweis« anfertigte. Trotz eingehender Untersuchung mit einer Lupe: die Linie im FamilienStammbaum, die nach Fifields Erkenntnissen zu Max Bruch führen sollte, bricht nach wenigen Generationen abrupt ab. Wurde sie vom linientreuen Parteigenossen Bergmann absichtlich unterschlagen? In der Nazi-Zeit hat man Max Bruch, vor allem aufgrund seines verfemten Werkes Kol Nidre (op. 47) und seiner Nähe zu Mendelssohn, häufig jüdische Vorfahren angedichtet. Wollte Bergmann den vermeintlichen »Schandfleck« aus der Bruch-Genealogie tilgen? Das Rätsel wird wohl nie mehr zu lösen sein. Wie aber konnte Christopher Fifield im fernen Großbritannien die vermutlich stichhaltige Verwandtschaftsbeziehung herleiten? Spurensuche in England Christopher Fifield ist zwar gerade erst von einer Konzertreise aus Deutschland zurückgekehrt, doch der britische Gelehrte zeigt sich sehr kooperativ und interessiert an unserer DetektivArbeit. Ein Mail-Wechsel mit dem Musikwissenschaftler in London sorgt denn auch rasch für Aufklärung. Bei den Recherchen zu seinem Buch über Max Bruch stieß Christopher Fifield auf eine Monographie von Gustav Fellerer aus dem Jahr 1974, die in den Beiträgen zur rheinischen Musikgeschichte erschienen ist. Fellerer selbst nennt als Quelle den Aufsatz eines gewissen F. Schmitz, publiziert unter dem Titel Die saarländischen und pfälzischen Ahnen des Komponisten Max Bruch in den Südwestdeutschen Heimatblättern Nr. 13 (1927). Dieser hat, unter eingehender Analyse alter Kirchenbücher und ideologisch unbelastet, sehr wahrscheinlich die vollständige Ahnenfolge aufgespürt. Die Wege der Familie Bruch trennen sich Mehrere Generationen lang blieben die Nachfahren Thomas Bruchs in Saarbrücken und der näheren Umgebung ansässig. Mit dem Ururenkel des Ahnherrn, Johann Paul Bruch (1699 – Chi-Hsien Kuan und Michael Christensen sind die Gewinner des diesjährigen Felix Mendelssohn-Bartholdy-Wettbewerbs So sehen Sieger aus: Er, der Amerikaner, misst beinahe zwei Meter; sie, die Taiwanesin, ist dagegen eher von zierlicher Erscheinung. Ein völlig unausgeglichenes Paar auf den ersten Blick. Doch vereint können die Beiden weit über sich hinauswachsen und in ungeahnte Höhen vorstoßen – und dies in einer Disziplin, die allerhöchste Anforderungen an ein fein abgestimmtes Miteinander stellt. Der schlaksige Michael Christensen und seine anmutige Partnerin Chi-Hsien Kuan sind die diesjährigen Preisträger des Felix Mendelssohn-Bartholdy-Wettbewerbs der deutschen Musikhochschulen in der Wertung »Klavier-Duo«. Vom Gewinn dieser bedeutenden Auszeichnung für Musik-Studierende im deutschsprachigen Raum war wohl niemand mehr überrascht als das Duo aus der Solistenklasse von Prof. Kristin Merscher selbst. Hinter dem Berliner Triumph steckt harte Arbeit. Neun Monate lang haben sich die Duo-Partner, die auch privat ein gut eingespieltes Paar sind, auf diesen Wettbewerb vorbereitet. Der Erfolg ist überdies das Ergebnis einer geschlossenen Mannschaftsleistung von HFM-Professoren: Neben der Hauptfachlehrerin Kristin Merscher haben sich auch die Kammer- musik-Experten Prof. Tatevik Mokatsian und Prof. Eduard Brunner sowie der Spezialist für Neue Musik, Prof. Theo Brandmüller, an der Vorbereitung und dem Feintuning des Klavier-Tandems beteiligt. »Es war ein unbeschreibliches Gefühl!«, sagt Michael Christensen, als beide Gewinner die Auszeichnung, verbunden mit einem üppigen Preisgeld in Höhe von 4.000 €, in Händen hielten. Geboren im US-Bundesstaat Utah wuchs Christensen in Konstanz am Bodensee als Spross eines Klarinettisten-Paares auf. Dem Blasinstrument gilt denn auch neben dem Klavier seine größte musikalische Leidenschaft. Mit seiner Partnerin Chi-Hsien teilt er nicht nur die Liebe zur chinesischen Kultur, inklusive der Küche, sondern auch die Begeisterung für Jazz-Musik. Beide wünschen sich für ihre berufliche Zukunft einen ausgeglichenen Mix aus künstlerischer und lehrender Tätigkeit. Chi-Hisen Kuan kam 2006 von der Musikhochschule Würzburg in die Solistenklasse von Prof. Kristin Merscher. An ihrer Lehrerin schätzt sie vor allem die Fähigkeit, die individuellen Stärken ihrer Studierenden zu fördern und ihnen darüber hinaus den notwendigen mentalen Rück- Chi-Hsien Kuan und Michael Christensen halt geben zu können. Ausschlaggebend für den Mendelssohn-Erfolg sei neben dem erstklassigen Hauptfach-Unterricht auch die vorzügliche kammermusikalische Ausbildung an unserer Hochschule gewesen. Neben zwei interessanten Konzertangeboten in Berlin und Wiesbaden hat das Klavier-Duo für die nahe Zukunft noch keine konkreten Pläne. Doch über die Teilnahme an weiteren Wettbewerben wird zumindest schon mal nachgedacht im Visier sind auch ganz große Brocken wie der ARD-Musikwettbewerb. Ein weiteres Großereignis steht 2009 allerdings schon mit Gewissheit fest: die Hochzeit des glücklichen Tasten-Duos zum Jahresende. Thomas Wolter 7 HFM-REPORT allaBREVE Sommersemester 2009 VERANSTALTUNGEN »Welcome America« American Week der Hochschule für Musik Saar HFM-Student Tobias Rößler erreicht die Endrunde von »Deutschland sucht den Superstar« Samstag-Nacht, Coloneum Köln: 1.200 Zuschauer im Saal und zehn Millionen vor den Fernsehschirmen verfolgen die erste große Endausscheidung der RTL-Castingshow »Deutschland sucht den Superstar« (DSDS). Von 15 Kandidaten werden zehn in die nächste Runde kommen. Unter den Teilnehmern ist auch der HFM-Student Tobias Rößler. Die Spannung im Saal ist mit den Händen greifbar. M it seiner Interpretation des Songs Here Without you von 3 Doors hat Tobias zuvor eine überzeugende Vorstellung abgeliefert, die auch Pop-Scharfrichter Dieter Bohlen begeisterte. Dennoch und zur Enttäuschung vieler: im Showdown entscheidet sich die Jury der quietschbunten TV-Talentshow doch lieber für schrille Auftritte als für musikalische Qualität: der seriöse Musik-Handwerker Tobias fliegt raus, Paradiesvogel Benny zieht weiter. Der glücklose Kandidat aus dem Saarland nimmt es sportlich, verabschiedet sich anständig und hinterlässt jenen lässig-unaufgeregten Eindruck, mit dem er sich im gesamten Verlauf der Casting-Show so wohltuend aus dem Kreis der Kandidaten hervorhob. mich nicht verbiegen lassen!« Das hat ihm wohl den Erfolg gekostet, aber seine Selbstachtung hat er sich bewahrt. Klar, ein bisschen geknickt war er anfangs schon nach dem abrupten Ausscheiden. »Ein, zwei Runden weiter zu ziehen, das hätte schon gut gepasst!« Aber die Welt geht für ihn davon nicht unter. 2008 war er schon mal dabei, flog aber weit früher raus. Von über 30.000 Bewerbern jetzt unter die letzten fünfzehn zu kommen, das ist schon was. Mit DSDS ist jedoch ein für allemal Schluss. Fast glaubt man, so etwas wie Erleichterung herauszuhören. Zwei Wochen nach dem Kölner Auftritt; Tobias Rößler ist wieder voll und ganz auf dem Boden der Realität gelandet. Vom ersten Casting bis zum Finale liegen vier intensive Monate hinter ihm, davon die letzten Wochen weitgehend abgeschirmt in einem künstlichen Medien-Biotop aus Aufnahmestudios, Probebühnen, Presseterminen, Luxushotels … Die richtige Welt hat den sympathischen 20-Jährigen wieder und das ist zunächst seine Familie im saarländischen Saarwellingen, seine langjährige Freundin und seine Ausbildung an unserer Hochschule. Seit dem letzten Semester ist der bodenständige Schulmusik-Student an der HFM eingeschrieben, studiert im Hauptfach Klavier bei Prof. Kristin Merscher und im Nebenfach Gesang bei Berthold Hirschfeld. An der Uni Saarbrücken hat er als Zusatzfach Mathematik belegt. Angeregt plaudert er aus dem Nähkästchen. Mit dem polarisierenden Produzenten-Zar Dieter Bohlen hat er sich gut verstanden: »Der ist privat genauso wie auf Bühne, ungeschminkt geradeheraus und offen, authentisch eben.« Werden die Teilnehmer der Show auch menschlich betreut?: »Jede Woche gab es einen Gesprächstermin beim Psychologen. Das ist wichtig, um nicht die Bodenhaftung zu verlieren.« Trotzdem: gegen Ende des Wettbewerbs wurde der Konkurrenzkampf unter den Kandidaten immer härter und gandenloser. »Jeder versuchte sich so auffällig wie möglich in der Öffentlichkeit darzustellen.« Er, der Zurückhaltende, hat das grelle Spektakel nicht mitgemacht: »Ich wollte Geschadet hat ihm seine DSDS-Kandidatur auf jeden Fall nicht: »Ich habe vieles über das Musikgeschäft erfahren, einige wichtige Kontakte geknüpft, meine Bühnenpräsenz hat sich enorm verbessert und ich habe selbstsicheres Auftreten in schwierigen Situationen gelernt.« Erfahrungen, die ihm später im angestrebten Lehrerberuf zugute kommen werden und die sich jetzt schon in seinen insgesamt vier Band-Projekten auszahlen. Die sind nach dem tragisch-schönen TV-Auftritt ihres Frontmanns Tobias Rößler im Moment ziemlich angesagt. Ein wirklicher Star geht eben auch aus der Niederlage als Sieger hervor. Thomas Wolter 8 Die Musikfestspiele Saar stehen in diesem Jahr ganz im Zeichen amerikanischer Musik. Von April bis Juli 2009 werden die Werke der bekanntesten amerikanischen Komponisten präsentiert, wie z. B. Barber, Copland, Bernstein oder Gershwin sowie Weltstars aus Klassik, Jazz, Rock und Gospel. Das Festival »Welcome America« beginnt mit einem dreifachen Paukenschlag: Pop-Ikone Bob Dylan ist am 5. April zum ersten Mal im Saarland zu erleben; eine Premiere für das Musikkorps der Bundeswehr ist das Konzert in der Philharmonie Berlin mit einer »Hommage an John Philip Sousa«, dem König der amerikanischen Marschmusik (Solist ist der Posaunist Jiggs Whigham). Die offizielle Eröffnung des Festivals wird am 9. Mai 2009 in der Industriekathedrale »Alte Schmelz« in St. Ingbert stattfinden, auf dem Programm steht neben dem Klavierkonzert in F von George Gershwin die zum ersten Mal im Saarland aufgeführte »Kaddisch-Sinfonie« von Leonard Bernstein. America at its best Das Festival bietet »American music at its best« mit vielen Highlights: Ute Lemper lädt am 15. Mai im Dillinger Lokschuppen zusammen mit ihrer Band zu einer musikalischen Reise von Berlin über Paris zum Broadway ein. Gershwins Oper »Porgy and Bess« wird vom Star-Saxophonisten Tony Lakatos in einer einmaligen Fassung für Jazzquintett und unter Mitwirkung der Sänger Romy Camerun und Miles Griffith am 22. Mai in der Werkstatt der Industriekultur in Göttelborn präsentiert. Der kanadische Pianist Marc-André Hamelin spielt am 27. Mai in der Hochschule für Musik Saar u.a. seine sensationelle Interpretation der Chopin-Metamorphosen von Godowsky; Bobby McFerrin, der geniale Jazzimprovisator, bietet am 29. Mai im Audimax der Universität des Saarlandes ein Soloprogramm. Die weltberühmte amerikanische Sängerin Jessye Norman präsentiert am 24. Mai in der Saarbrücker Ludwigskirche zusammen mit dem Pianisten Mark Markham das Programm »American Masters« mit Liedern von Leonard Bernstein, Scott David Garrett tritt mit seiner Band am 14. Juni im E-Werk Saarbrücken auf und mit dem Bruckner-Orchester Linz (Beethoven, Violinkonzert) am 8. Juli, in der Industriekathedrale in St. Ingbert; Kent Nagano und das Bayerische Staatsorchester interpretieren am 22. Juni in der Congresshalle Saarbrücken die Sinfonie Nr. 1 von Charles Ives und die Sinfonie Nr. 8 von Anton Bruckner. Die amerikanische Sängerin und Schauspielerin Helen Schneider wird am 26. Juni in Metz im Arsenal in Kurt Weills »Die sieben Todsünden« brillieren; Cameron Carpenter wird am 28. Juni in der Saarbrücker Basilika St. Johann seine faszinierenden und virtuosen Orgelkünste demonstrieren; Frank Nimsgern präsentiert am 4. Juli im Zeltpalast Merzig Ausschnitte aus eigenen und amerikanischen Musicals; der Jazzpianist Chick Corea tritt am 7. Juli im Herz-Zentrum Völklingen auf. Den Abschluss bildet der sensationelle Jazztrompeter Wynton Marsalis mit dem Jazz at Lincoln Center am 25. Juli im Weltkulturerbe Völklinger Hütte. Theo Schmitt HDW »Star von der Saar« In Kooperation mit den Musikfestspielen Saar Joplin, Harold Arlen, George Gershwin und Duke Ellington; das Musical »West Side Story« kann man in der weltweit exklusiv lizenzierten Produktion vom 10. bis 12. Juni im Theater am Ring in Saarlouis erleben. Welcome America! 5. April – 25. Juli 2009 Das Saarland präsentiert die Weltspitze amerikanischer Musik: Bob Dylan: 5. April 2009 Ute Lemper: 15. Mai 2009 Porgy and Bess: 22. Mai 2009 Jessye Norman: 24. Mai 2009 Bobby McFerrin: 29. Mai 2009 West Side Story: 9. – 12. Juni 2009 David Garrett: 14. Juni & 8. Juli 2009 Kent Nagano: 22. Juni 2009 Chick Corea: 7. Juli 2009 Wynton Marsalis: 25. Juli 2009 A l le Ve ra n sta l t u n g e n & K o n z e r te u n te r w w w. m u s i k fe st s p i e le - s a a r. d e · I n fo - S e r v i ce : 0 6 8 1 / 9 7 6 1 0 0 allaBREVE VERANSTALTUNGEN American Week der Hochschule für Musik Saar Seit vielen Jahren besteht eine Partnerschaft zwischen den Musikfestspielen Saar und der Hochschule für Musik Saar. »Ob Welturaufführung des Gesamtwerks von E. Grieg, Konzerte mit den Themenschwerpunkten Italien, Russland, Spanien und Ungarn, oder aber die ›Amerikanische Woche‹ – die Hochschule für Musik Saar spielt eine wichtige Rolle in der Planung und Durchführung der Musikfestspiele. Mitglieder der Hochschule für Musik Saar werden im hauseigenen Konzertsaal, aber auch im reizvollen Ambiente vieler saarländischer Veranstaltungsorte, lyrische und virtuose Werke für Kammermusik bis zum Jazz aufführen. Darüber hinaus werden wir große Musiker wie Daniel Pollack, Marc-André Hamelin und die Jackson Singers zu Masterclasses und Konzerten begrüßen dürfen. Darauf freuen wir uns sehr.« Prof. Thomas Duis, Rektor der HFM info Festival-Infos unter Tel. 0681/976100 oder www.musikfestspiele-saar.de Tickets: SR am Markt, Tel. 0681/9880880 oder bei KulTour, Tel: 0681/588 22-222 oder allen CTS-Verkaufsstellen sowie bundesweit unter www.eventim.de Programm der American Week American Horn Quartet & Hornklasse Han Mo. 11.05., 19.00 Uhr, Hochschule für Musik Saar Professorenkonzert Tanja Becker-Bender, Violine Stefan Litwin, Klavier Di. 12.05., 20.00 Uhr, Sitzungssaal Rathaus Tholey Klavierabend Daniel Pollack Do. 14.05., 19.00 Uhr, Hochschule für Musik Saar Konzertbesucher auf der ganzen Welt schätzen das unverwechselbare Klavierspiel Daniel Pollacks aufgrund seiner besonderen Klangfarbe, gepaart mit einer hinreißenden Virtuosität, die bei seinen Auftritten eine elektrifizierende Wirkung entfalten und der Imagination des Publikums Flügel Gieseking-Trio (Klaviertrio) Do.14.05., 20.00 Uhr, Eisenbahnhalle Losheim am See Let’s swing! Wolfgang Bogler /Wolf Mayer and friends Swinging Songs aus dem Great American Songbook Fr. 15.05., 20.00 Uhr, Eisenbahnhalle, Losheim am See Abschlusskonzert Klavier-Kurs Daniel Pollack Sa. 16.05., 19.00 Uhr, Hochschule für Musik Saar Vierhändiger Klavierabend Fedele Antonicelli und Francesca Tortora So. 17.05., 19.00 Uhr, Hochschule für Musik Saar Eintritt pro Konzert: 12,– € Jackson Singers: Mittwoch, 27. Mai, 19.00 Uhr, HFM (in Verbindung mit einem Vortrag für Studierende der HFM) »The Best of Black American Music« Sonntag, 5. Juli, 19.00 Uhr, HFM (in Verbindung mit einem Workshop für Studierende der HFM) Der kanadische Pianist und Komponist Marc-André Hamelin gilt als einer der führenden jüngeren Pianisten der Gegenwart und wird von einigen auch als der technisch beste lebende Pianist angesehen. Er widmet sich insbesondere den Werken wenig bekannter Komponisten des 19. und 20. Jahrhunderts, spielt jedoch auch das internationale Standardrepertoire. Er ist dafür bekannt, selten aufgeführte Stücke mit extremer technischer wie interpretatorischer Schwierigkeit zu spielen (so etwa von Godowsky, Ornstein, Roslawetz, Catoire, Ives und Sorabji). Aufsehen erregten seine Interpretationen von Werken von Charles Valentin Alkan und Paul Dukas. Ebenso hat er als einer von wenigen Pianisten sämtliche Studien über Chopins Etüden von Leopold Godowsky eingespielt. Diese Aufnahme erhielt 2000 den Gramophone Instrumental Award. Die Jackson Singers sagen über sich selbst: »Wir wollen durch Gesang und entsprechendes Handeln versuchen, diese Welt so zu verändern, dass sie zu einem besseren Ort für uns alle wird«. Anfang der 80er Jahre von Robert De Witt Jackson aus den besten Sängerinnen und Sängern des 40-köpfigen Chors »Martin Luther King Singers« gegründet, haben die Jackson Singers diese Botschaft bei zahlreichen Konzerten in ganz Europa vorgetragen. Zum Repertoire der Jackson Singers gehören die traditionellen Spirituals genauso wie moderne Gospel-Songs und religiöse Balladen. Alle Mitglieder des Chores sind großartige Solisten, die sich im Vortragen der Songs abwechselnd präsentieren. Die Popularität und der Erfolg der Jackson Singers erklären sich durch die freie, ungezwungene und emotionale Art des Vortrages. Sie versetzen damit die Zuhö- 10 rer in jene euphorische Stimmung, wie man sie aus den Gottesdiensten in der USA her kennt: eine dichte, knisternde, fast schon elektrisierende Atmosphäre. Vortrag: »Jedem Kind sein Instrument« »Jedem Kind sein Instrument« – zu dieser Initiative gibt es am Donnerstag, dem 23. April 2009, von 12 bis 14 Uhr, eine Vortragsveranstaltung in Studio 6 der HFM. Die Referentin Mirjam Siebenlist wird das Projekt in einem mündlichen Vortrag und mit einem kurzen Film vorstellen, anschließend erläutert sie die spezifischen Anforderungen für Lehrkräfte und beantwortet Fragen des Publikums. Veranstalter ist die Bochumer Stiftung »Jedem Kind ein Instrument«. Die Teilnahme ist kostenlos. VERANSTALTUNGEN Konzert-Tipp: »The American Way of Bandmusic« verleihen. »Er ist einer der letzten zeitgenössischen Pianisten«, schreibt die »New York Times«, »der noch durch ein unsichtbares Band mit der goldenen Zeit des Klaviers verbunden ist.« Weitere Konzerte der Musikfestspiele in der HFM Klavierabend mit Marc-André Hamelin Sommersemester 2009 2. HFM-Woche der Kammermusik Joseph Haydn: Eine musikalische Reise von Wien nach Ungarn (red). Bereits zum zweiten Mal öffnet unsere Hochschule ihre Pforten für die HFM-Woche der Kammermusik. Sie findet in diesem Jahr vom 3. – 6. Juni 2009 statt. Im 200. Todesjahr des Komponisten wird an den vier Konzertabenden der Reihe das kammermusikalische Schaffen Joseph Haydns gewürdigt. Ferner wird eine Brücke zur Musik ungarischer Komponisten von Dohnanyi bis Kurtág geschlagen. Joseph Haydn, geboren in einem österreichischen Ort Rohrau nahe der ungarischen Grenze, war Kirchen- und Straßenmusiker in Wien und danach Kapellmeister in Eisenstadt im Dienste der Fürsten Esterházy, einen der einflussreichsten ungarischen Adeligen. Symphonien, Opern, Kantaten und auch zahlreiche Kammermusikwerke von Haydn sind in Esterháza entstanden. Neben Studierenden der Hochschule musizieren die HFM-Professoren: Eduard Brunner, Tanja Becker-Bender, Mario Blaumer, Wolfgang Harrer, Jone Kaliunaite, Ansgar Krause und Tatevik Mokatsian. Sonntag, 21. 06. 2009, 18.00 Uhr, Congresshalle, Saarbrücken Musikhaus Arthur Knopp präsentiert im Rahmen der Musikfestspiele Saar: The American Way of Bandmusic Bergkapelle der RAG an der Saar Leitung: Bernhard Stopp Musikverein Braunshausen Leitung: Stefan Barth Solist: Jörg Benzmüller, Alt-Saxophon Dieses Konzert präsentiert mit der Bergkapelle der RAG Saar und dem Musikverein Braunshausen die leistungsfähigsten und innovativsten Blasorchester des Saarlandes. Auf dem Programm stehen populäre Werke u.a. von Leonard Bernstein, Leroy Anderson, George Gershwin und John Philip Sousa. Institut für historische Aufführungspraxis Donnerstag, 21. Juni 2009 (Christi Himmelfahrt), 17 Uhr Evangelische Stiftskirche St. Arnual, Saarbrücken – Eintritt frei Krieg und Frieden (Arbeitstitel) »Alte« und »Neue« Vokal- und Instrumentalmusik von Dufay, Lasso, Schütz, Scelsi, Huber, Schnebel u. a. Studierende des Fachbereichs Vokalmusik und des Instituts für historische Aufführungspraxis der Hochschule für Musik Saar Musikalische Leitung: Lutz Gillmann Vorverkauf: Musikhaus Arthur Knopp Futterstraße 4, 66111 Saarbrücken, Tel. 0681 / 9 10 10-0 www.musikhaus-knopp.de Ticketpreise: 15 / 12,– € Klaviertrios aus drei Jahrhunderten (red). Die Klavierkammermusik-Klasse von Professorin Tatevik Mokatsian präsentiert in zwei Konzerten, am Mittwoch, den 6. Mai und am Freitag, den 8. Mai 2009, jeweils um 19 Uhr im Konzertsaal der HFM Klaviertrios aus drei Jahrhunderten. Aufgeführt werden Werke von Mozart, Beethoven, Brahms, Schumann, Tschaikowsky, Ravel, Chausson, Gaubert, Bernstein, Copland und Yun. Sonntag, 12. Juli 2009, 17 Uhr Konzertsaal der Hochschule für Musik Saar – Eintritt frei Sonaten des Früh- und Hochbarock Klassen Mechthild Blaumer (Barockvioline) und Lutz Gillmann (Cembalo) Vernissage Am Sonntag, den 10. Mai 2009, 17 Uhr, wird im Foyer der Hochschule eine neue Ausstellung der saarländischen Künstlerin Marlene Reucher eröffnet. Tag der Musik 2009 (red). Am Wochenende vom 12. bis 14. Juni 2009 wird zum ersten Mal der bundesweite Tag der Musik durchgeführt. Initiatoren des Musik-Festivals sind der Deutsche Musikrat und der Verein »Tag der Musik e.V.«. Auch das Saarland wird sich mit einer Reihe von Konzerten und Festivals an dem langen Musik-Wochenende beteiligen. Vorgesehen sind unter anderem Auftritte des Landes-Jugend-Symphonie-Orchesters und des Jugend-Jazz-Orchesters unter der Leitung von HFM-Professor Georg Ruby sowie Konzerte kleinerer Ensembles und Gruppen. Die Konzerte werden in der Congresshalle, zum Teil auch open air in der Saarbrücker Fußgängerzone stattfinden. Organisatoren des saarländischen »Tages der Musik« sind neben dem saarländischen Landesmusikrat die Stadt Saarbrücken sowie verschiedene andere Verbände und private Sponsoren Das vollständige HFM-Programm finden Sie in unserem Konzert-Flyer oder im Internet unter www.hfm.saarland.de 11 allaBREVE VERANSTALTUNGEN Kooperation für Musik in der Großregion (CMGR) Arbeitsphase 2009 des Jungen Orchesters der Großregion Nach der erfolgreichen Jubiläumstour 2008 nebst krönendem Abschlusskonzert in Brüssel, findet die diesjährige Arbeitsphase des Jungen Orchesters der Großregion vom 24. Oktober bis 6. November unter der Federführung des Konservatoriums von Metz statt. Unter der Leitung von Jacques Mercier stehen bei der Konzert-Tournee 2009 Werke von Jean Sibelius, Edvard Grieg und Igor Strawinsky auf dem Programm. Als Solist wird der Pianist Vahan Mardirossian zu hören sein. Neben fünf Auftritten in der Großregion gibt es auch ein Gastspiel in Reims. Die Mitglieder des Jungen Orchester der Großregion sind Studierende der PartnerInstitutionen innerhalb der CMGR (Kooperation für Musik in der Großregion): die HFM Saarbrücken, die Hochschule für Musik Mainz sowie die Konservatorien von Lüttich, Metz, Nancy, Luxembourg, Esch-sur-Alzette und Diekirch/Ettelbruck. (red). Auch im aktuellen Sommersemester bringt die Konzertreihe »Saarbrücker Kammerkonzerte« wieder einige hochkarätige Musik-Abende auf die HFM-Bühne. Als ausführende Musiker dabei sind unter anderen auch die HFM-Professoren Ruth Ziesak und Thomas Duis. Der Eintritt zu den Kammerkonzerten ist für Studierende, Lehrende und sonstige Angehörige der Hochschule nach vorheriger Anmeldung (Listeneintrag) frei. Gastiert bei den Saar brücker Kammer konzerten: die neue Gesangsprofessorin 09Saarphiharmonie_anz16-24_1.qxd 26.03.2009 Ruth Ziesak 12 Netzwerk Musik Saar Programm 1–2009 »strukturwandel« – neues hören und sehen Freitag, 22.05.2009, 19.00 Uhr, Konzertsaal HFM, Alexej Gorlatch (Klavier) Werke von Robert Schumann, Béla Bartók und Frédéric Chopin Freitag, 26.06.2009, 19.00 Uhr, Konzertsaal HFM, Laurent Albrecht Breuninger (Violine) Thomas Duis (Klavier) Werke von Wolfgang Amadeus Mozart, Ludwig van Beethoven und Edvard Grieg 11:17 Seite 1 SAARPHILHARMONIE I M E - W E R K S A A R B R Ü C K E N I H R N E U E R K O N Z E R T S A A L – WERDEN AUCH SIE MITGLIED Stationen der diesjährigen Konzertreise: Reims, Samstag, 31. 10. Saarbrücken (Funkhaus Halberg) Sonntag, 01. November, 20.00 Uhr Liège (Salle Philharmonique) Montag, 02. November Metz (Arsenal) – Mittwoch, 04. November Mainz (»Alte Mensa« – Campus) – Donnerstag, 05. November Luxembourg (Conservatoire) Freitag, 06. November (Änderungen vorbehalten) Der Eintritt zu allen Konzerten ist frei. Anmeldungen für das Orchester sind bis spätestens zum 26. Juni 2009 an die CMGR-Geschäftsstelle zu richten. Weitere Informationen erhalten Sie auf der Website der CMGR www.cmgr.eu oder direkt bei der Geschäftsstelle ([email protected]) Freitag, 24.04.2009, 19.00 Uhr, Konzertsaal HFM, Ruth Ziesak (Sopran) Eric Schneider (Klavier) Werke von Robert Schumann und Oliver Messiaen Saarbrücker Kammerkonzerte Die Namensliste aktualisieren wir fortlaufend auf unserer homepage www.saarphilharmonie.de. Der Mitgliedsbeitrag beträgt 30 Euro pro Kalenderjahr. Der Vereinszweck ist als gemeinnützig anerkannt. Damit sind Ihr Mitgliedsbeitrag und Ihre Spenden steuerlich absetzbar. D I E S P E N D E N K O N T E N – F Ö R D E R V E R E I N S A A R P H I L H A R M O N I E E . V. | Deutsche Bank, Konto 0 211 060, BLZ 590 700 70 | Bank 1 Saar, Konto 106 579 008, BLZ 591 900 00 Bilder � Stephan Braunfels Architekten D e r K o n t a k t – F ö r d e r v e r e i n S a a r p h i l h a r m o n i e e . V. | c / o F u n k h a u s H a l b e r g | 6 6 1 0 0 S a a r b r ü c k e n Te l e f o n 0 6 8 1 / 6 0 2 - 2 2 4 1 | F a x 0 6 8 1 / 6 0 2 - 2 2 4 9 | E - M a i l i n f o @ s a a r p h i l h a r m o n i e . d e w w w . s a a r p h i l h a r m o n i e . d Saarbrücker Komponistenwerkstatt 21. Mai 2009, 20 Uhr Großer Sendesaal, Funkhaus Halberg im Rahmen von Mouvement Festival für Neue Musik Das Konzert wird vom Saarländischen Rundfunk aufgezeichnet. Die Saarbrücker Komponistenwerkstatt ist kein Wettbewerb, sondern ein Workshop, in dem Komponistinnen und Komponisten an der Einstudierung ihrer Werke aktiv mitarbeiten und sie in einem öffentlichen Seminar vorstellen. Zusätzlich zur Komponistenwerkstatt vergibt die Deutsche Radio Philharmonie an einen Komponisten aus dem Kreis der Preisträger einen Auftrag zum Thema Strukturwandel. Die Uraufführung wird die DRP spielen. Sie wird im Rahmen eines Studiokonzerts stattfinden und von einem Programm zum Thema begleitet, das von Schülern erarbeitet wird. Eine Kooperation von Deutscher Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern, Saarländischem Rundfunk, der Hochschule für Musik Saar und Netzwerk Musik Saar Leitung: Johannes Kalitzke Mouvement im Schülerorchester 23. Mai 2009, 11 Uhr Großer Sendesaal, Funkhaus Halberg im Rahmen von Mouvement Festival für Neue Musik Bisher unterstützen bereits zahlreiche Personen aus Kultur, Wirtschaft und Politik unsere Initiative für die Saarphilharmonie. Seit langer Zeit haben die Musik-Liebenden unserer Region einen Traum: Die Saarphilharmonie wird der erste und einzige wirkliche Konzertsaal des Saarlandes, der allen Musikinstitutionen für Proben und Konzerte zur Verfügung steht, der Deutschen Radio Philharmonie, dem Saarländischen Staatsorchester, den Orchestern und Ensembles der Hochschule für Musik, den Musikfestspielen Saar, internationalen Gastorchestern, den Musikschulen, dem LJO, dem LSO und vielen anderen. Ein Raum, der die musikalische Arbeit und die Begegnung mit dem Publikum fördert. Sommersemester 2009 e Die Deutsche Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern hat den Komponisten Günter Steinke, FolkwangHochschule Essen, eingeladen, ein Stück für Laienorchester und Profi -Ensembles zu schreiben. Als Partner [Laienorchester] konnte das Saarländische Schülerorchester [SSO] unter der Leitung von Ewald Becker gewonnen werden. Bereits im August 2008 wurde ein gemeinsames kurzes Stück, eine sogenannte »graphische Notation«, mit dem SSO unter Anleitung von Günter Steinke und dem Schlagzeuger Matthias Kaul vom Ensemble L’Art pour l’Art einstudiert. In einer zweiten Phase wird der Kompo- VERANSTALTUNGEN nist das Werk fertig auskomponieren, das dann ab Anfang des Jahres 2009 unter Anleitung professioneller Musiker zusammen mit dem SSO und dem Ensemble L’Art pour l’Art [Schlagzeug, Gitarre, Flöte] einstudiert wird. Ein gemeinsames Konzert wird das Stück im Mai 2009 zur Uraufführung bringen. Eine Kooperation der Deutschen Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern mit dem Saarländischen Schülerorchester und dem Ensemble »L’Art pour l’Art « Leitung: Ewald Becker Musikmaschine Premiere: 19. Juni 2009, 19.30 Uhr weitere Termine: 20., 21., 23. Juni, jeweils 19.30 Uhr Saarländisches Staatstheater, Großes Haus Das Projekt Musikmaschine will mit Jugendlichen der Region eine theatrale Odyssee unternehmen, die den Sound der Industriekultur in die heutige Zeit und in eine heutige Bühnensprache überträgt. Das Saarländische Staatsorchester wird gemeinsam mit den jungen Musikern des Landes-Jugend-Symphonie-Orchesters Saar eine Partitur zur Uraufführung bringen, die der amerikanische Komponist Ari Benjamin Meyers eigens für dieses Projekt komponiert. Er verbindet in seinen Kompositionen Erfahrung mit klassischen Orchestern und Kompositionstechniken mit der Komposition und Aufführung von Clubmusik. Auf der Bühne des Staatstheaters wird dazu eine Szenenfolge über die Identität der jungen Performer erarbeitet, die von professionellen Bühnenkünstlern in Szene gesetzt wird. Bewegung, Stimmen, Rhythmus und Aktion werden authentisch eingesetzt und machen die Aufführung zu einem gemeinsamen Erlebnis von Zuschauern und Akteuren. Ari Benjamin Meyers (*1972) lebt seit 1996 in Berlin, wo er u. a. die Berliner Erstaufführung von Philip Glass‹ Oper Einstein on the Beach dirigierte. Seine Oper Defendants Rosenberg wurde an der Oper Magdeburg uraufgeführt. Die szenische Leitung hat der Choreograph Jürgen Müller, der u. a. durch seine Arbeit für das katalanische Theaterkollektiv La fura dels baus bekannt wurde. Die Gruppe wurde 1979 als Straßentheatertruppe gegründet und gilt heute als eine der weltweit bedeutendsten Forma- tionen für experimentelles Theater. Die Aufführungen der Truppe zeichnen sich vor allem durch eine kraftvolle, bisweilen provozierende Bildsprache, den Einsatz neuer Technologien sowie die aktive Beteiligung der Zuschauer am Geschehen aus. Komposition und musikalische Leitung: Ari Benjamin Meyers Inszenierung, Bühnenbild und Kostüme: Jürgen Müller [La fura dels baus] In Kooperation mit dem Landes-Jugend-Symphonie-Orchester Saar Liquid Penguin Workshop Klanginnovation 1. – 4. Juli 2009 Von-der-Leyen-Gymnasium Blieskastel Nach dem erfolgreichen Workshop zum Thema Klangkunst/Radiokunst im Jahr 2008 machen die Schüler in diesem Workshop Bekanntschaft mit der Arbeit und dem Denken von John Cage. Das Ergebnis wird beim Schulfest am 4. Juli in einer Performance präsentiert. Die Veranstaltungen im Rahmen des Projektes »strukturwandel – neues hören und sehen« werden gefördert durch das Netzwerk Neue Musik, ein Förderprojekt der Kulturstiftung des Bundes, sowie durch das Ministerium für Bildung, Familie, Frauen und Kultur Saarland, die Landeshauptstadt Saarbrücken, Dezernat für Bildung, Kultur und Wissenschaft, Saarland-Sporttoto GmbH, Stiftung für Kunst, Kultur und Soziales der Sparda-Bank Südwest, Kreisstadt St. Wendel, Mia-Münster-Haus, St. Wendel, Arbeit und Kultur Saarland GmbH, Union Stiftung, Stiftung ME Saar Komponiert die Musikmaschine: Ari Benjamin Meyers 13 VERANSTALTUNGEN allaBREVE AMERICAN DREAMS AMERIKANISCHE (T)RÄUME Sommersemester 2009 VERANSTALTUNGEN Saarländischer Rundfunk »American Dreams – Amerikanische (T)Räume« Mouvement. Festival für Neue Musik 20. – 24. Mai 2009 in Saarbrücken Festival für Neue Musik Artists in residence: Ensemble L’ART POUR L’ART 20.-24. Mai 2009 Saarbrücken www.sr-online.de/mouvement Amerikanische Musik in Kammerkonzerten, Performance und Orchesterkonzerten Artists in residence: Ensemble L’ART POUR L’ART Es ist ein Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Wer hätte gedacht, dass es einem Schwarzen gelingen würde, Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika zu werden? Doch Barack Obama rief »Yes, we can« und setzte sich trotz aller rassistischen Ressentiments durch. Zwar ist Amerika auch ein Land, in dem Hass und soziale Spannungen durchaus zu blinder Gewalt und Unrecht führen können. Trotzdem: Der Glaube an unbegrenzte Möglichkeiten und dieses »Yes, we can«, also »Ja, wir können es schaffen«, ist in der amerikanischen Mentalität tief verwurzelt. Und in der Musik, die auch ein Spiegel der Gesellschaft ist, kann man dies nachhören. Kreativität gegen sturen Dogmatismus Schon Anfang des 20. Jahrhunderts, als europäische Komponisten wie Richard Strauss noch ganz in der Spätromantik verfangen waren, experimentierten Komponisten wie Charles Ives oder Hernry Cowell in der Avantgardegruppe der »American Five« bereits mit geräuschhafter Tonerzeugung und Vierteltönen. Als man nach dem zweiten Weltkrieg in Europa Musik nach mathematischen Grundsätzen errechnete, widersetzten sich amerikanische Komponisten wie John Cage diesem sturen Dogmatismus und fingen an, musikalische Aktionen über kreativen Umgang mit dem Zufall zu finden. Amerikanische Musik bedeutet immer auch das Finden des eigenen Weges abseits der Konvention. Heute sind es Musiker wie Elliott Sharp, Marina Rosenfeld oder Marc Feldman, die ihre eigenen Wege abseits der zumindest in Europa gültigen Kategorisierungen gefunden haben. Es sind Musiker, deren künstlerischer Mittelpunkt in einer der wichtigsten Kunstmetropolen der Welt Der New Yorker Gitarrist Elliott Sharp Das Ensemble L‹ART POUR L‹ART liegt. »In den Achtzigern war New York eine spannende Stadt für Kunst. Die Luft brannte, die Leute gingen aus, waren neugierig«, erinnert sich der Gitarrist Elliott Sharp. Zusammen mit seinen Musikerkollegen überschreitet er die Grenzen von so genannter Ernster und Unterhaltungsmusik. Marina Rosenfeld ist so eine Art DJ und erschafft auf drehenden Plattentellern faszinierende Klangwelten. Elliott Sharp ist einer der angesagtesten New Yorker Gitarristen und bewegt sich souverän zwischen Rock, Free Jazz und Neuer Musik – als Interpret und Komponist in einer Person. Gleiches gilt für den Geiger Marc Feldman. »Mouvement 2009« bringt diese Musiker nach Saarbrücken und vereint auf diese Weise einige der spannendsten zeitgenössischen Musiker Amerikas in einem Festival. Artist in Residence ist das Ensemble »L’art pour l’art«, das seit 25 Jahren intensive Kontakte zur amerikanischen Musikszene unterhält und hier zu Lande seit Jahren mit seiner offenen toleranten Art gegenüber Stilistiken große Erfolge feiert. Die englische Neue-MusikZeitschrift »The Wire« erklärte »L’art pour l’art«-Schlagzeuger und Komponist Matthias Kaul zum »wichtigsten SoloPerkussionisten Europas«. »Musik wie ein warmes Glühen« Auf dem Programm von »Mouvement 2009« stehen Stücke von minimal-musicKomponist Steve Reich ebenso wie Werke von John Cage oder eine Hommage an den amerikanischen Kultgitarristen Jimi Hendrix. »Mouvement im Schulorchester«, ein im Rahmen von Netzwerk Neue Musik von der Bundeskulturstiftung gefördertes Projekt, bringt das Saarländische Interpret und Komponist Marc Feldmann Schülerorchester mit dem Ensemble »L’art pour l’art« zusammen, und im Abschlusskonzert der »Saarbrücker Komponistenwerkstatt« spielt die Deutsche Radio Philharmonie Werke der allerjüngsten Komponistengeneration. Zum Abschluss des Festivals erklingt in einer Interpretation der Deutschen Radio Philharmonie unter Emilio Pomárico Morton Feldmans »Coptic Light« – eine Komposition, die in einer Kritik gelobt wurde als »Musik wie ein warmes Glühen, dem man kaum widerstehen kann wie einem warmen Feuer in einer Winternacht.« Außerdem zum Finale: »Symphonia: sum fluxae pretium spei« von dem jetzt 100-jährigen amerikanischen AvantgardeKomponisten Elliott Carter. Karsten Neuschwender Programm: siehe Flyer oder www.sr-online.de/mouvement L’ART POUR L’ART L’ART POUR L’ART gehört zu den ungewöhnlichsten Formationen und ist eines der bedeutendsten Ensembles für zeitgenössische Musik. L’ART POUR L’ART, dessen Besetzung sich im Bedarfsfalle aus einem festen Musikerkreis erweitert, wurde 1983 von den hochkarätigen Musikerpersönlichkeiten Matthias Kaul (Schlagzeug), Astrid Schmeling (Flöte) und Michael Schröder (Gitarre) gegründet. L’ART POUR L’ART bereichert als musikalische Ideenfabrik die Gegenwartskunst durch folgenreiche Projekte. Häufig die künstlerischen Erfordernisse der Zeit vorweg nehmend, vertritt das Ensemble den ursprünglichen Sinn des Kunstbegriffes »l’art pour l’art«. 15 allaBREVE VERANSTALTUNGEN Kafkas »Amerika« im SST Die nächsten Opernpremieren im SST Alessandro Scarlatti IL TIGRANE Deutsche Erstaufführung am 25. April 2009, SST Richard Strauss SALOME Premiere am 7. Juni 2009, SST Die Konzerte des Saarländischen Staatsorchesters bis Juli ’09 6. Sinfoniekonzert Montag, 6. und Dienstag, 7. April 2009, 20.00 Uhr, Congresshalle Johannes Brahms: Ein deutsches Requiem op. 45 Alexandra Lubchansky, Sopran Gabriel Suovanen, Bariton Jean Monnet Chor – Chœur Symphonique der Großregion Leitung: Constantin Trinks 7. Sinfoniekonzert Montag, 25. und Dienstag, 26. Mai 2009, 20.00 Uhr, Congresshalle Franz Schubert: Sinfonie Nr. 4 c-Moll D 417 (»Tragische«) Gustav Mahler: Kindertotenlieder Ludwig van Beethoven: Sinfonie Nr. 3 Es-Dur op. 55 (»Eroica«) Alexandra Petersamer, Mezzosopran Leitung: Hendrik Vestmann 16 Olivier Messiaen (1908 – 1992) Szenenfotos aus der SST-Produktion »Amerika« Szenenfoto aus »Xerxes« 8. Sinfoniekonzert Montag, 29. und Dienstag, 30. Juni 2009, 20.00 Uhr, Congresshalle Florent Schmitt: Etude pour »Le palais hanté« op. 49 (nach E. A. Poe) Florent Schmitt: Légende op.66 für Saxophon und Orchester Claude Debussy: Rhapsodie mauresque für Saxophon und Orchester Alexander Zemlinsky: Die Seejungfrau Joachim Król, Rezitation Christian Peters, Saxophon Leitung: Constantin Trinks Kammerkonzerte 6. Kammerkonzert Sonntag, 5. April 2009 Werke von Wolfgang Amadeus Mozart, Niels Wilhelm Gade und Francis Poulenc Maris-Ensemble: Mechtild Diepers, Flöte Günter Schraml, Klarinette Carmen Maior-Rüstig, Viola Ayşegül Ristenpart, Klavier 7. Kammerkonzert Sonntag, 3. Mai 2009 Werke von Robert Fuchs und Antonín Dvořák Saarbrücker StreichTrio: Robert Frank, Violine Ekkehart Fritzsch, Viola Wolf-Dietrich Wirbach, Violoncello Uwe Brandt, Klavier Foto: Björn Hickmann, stage picture Das außergewöhnliche spartenübergreifende Projekt nach Franz Kafkas Roman ist in der Bühnenfassung vom Regieteam Deborah Epstein und Marcus Mislin noch bis Ende Juni im Staatstheater zu sehen. Das Saarländische Staatsorchester verleiht der »neuen Welt«, die Kafkas 16-jähriger Held Karl Roßmann erlebt, unmittelbare klangliche Gestalt mit Stücken von Antheil, Cowell, Ives, Kernis, Rouse, Schostakowitsch, Weill und anderen. Die musikalische Leitung hat Pablo Assante. »Amerika« findet in Kooperation mit den Musikfestspielen Saar statt. PANORAMA Foto: Björn Hickmann, stage picture Saarländisches Staatstheater Sommersemester 2009 8. Kammerkonzert Sonntag, 17. Mai 2009 Werke von Béla Bartók, Antonín Dvořák und Gian Francesco Malipiero Viaţa Quartett: Haiganus Hellmann, Violine Christine Christianus, Violine Denis Theis, Viola Adnana Rivinius, Violoncello Jörg Lieser, Klarinette Christophe Hellmann, Klavier 9. Kammerkonzert Sonntag, 18. Juni 2009 Werke von Charles Villiers Stanford, Gordon Jacob, Gerald Finzi, Howard Ferguson und William Yeates Hurlstone Jörg Lieser, Klarinette Katja List, Fagott Christophe Hellmann, Klavier Die Kammerkonzerte finden immer sonntags um 11.00 Uhr im Mittelfoyer des SST statt. Mit »Xerxes« auf Tournee (red) Nach dem großen Erfolg der Hochschul-Aufführungen im Oktober letzten Jahres ging die Gesangsklasse von Prof. Yaron Windmüller mit ihrer Opern-Produktion »Xerxes« auf kleine Saarland-Tournee. Die lebenspralle Barock-Oper um Liebeswirrungen und Ränkespiele, eines der gelungensten Bühnenwerke von Georg Friedrich Händel, wurde im März dieses Jahres sowohl im Homburger Saalbau als auch in der Illipse Illingen aufgeführt. Erneut konnten die Sängerinnen und Sänger mit hochklassigen gesanglichen und darstellerischen Leistungen überzeigen. In der Inszenierung von Yaron Windmüller hatte Lutz Gillmann die musikalische Leitung übernommen; das zeitgenössisch-stiliserte Bühnenbild schufen Studierende der Hochschule der Bildenden Künste Saar. Im Händel-Jahr waren die zusätzlichen Aufführungen der Gesangsklasse auch eine Reverenz an den großen Barock-Komponisten, der vor 250 Jahren verstarb. Messiaen-Nacht für Millionen (red) In sechs Konzerten an fünf Orten gedachte am 6. Dezember 2008 unsere Hochschule gemeinsam mit dem Saarländischen Rundfunk des französischen Komponisten Olivier Messiaen, der an diesem Tag seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte. Vom subtilen Orgelwerk bis zum großen symphonischen Orchesterkonzert wurden an diesem langen Samstag-Abend die vielfältigen Facetten dieses außergewöhnlichen Komponisten gezeigt. Der Saarbrücker Messiaen-Marathon, bundesweit eine der größten Gedenkveranstaltungen, zog zahlreiche Live-Zuhörer in seinen Bann und wurde von mehreren europäischen Sendern für ein Millionen-Publikum ausgestrahlt. Überzeugende Ensemble-Leistung in »The Consul« »The Consul« professionell auf die Bühne gebracht (red) Mit höchstem Kritiker-Lob wurde die jüngste Inszenierung der HFM-Opernklasse bedacht. In der Aufführung von GianCarlo Menottis »The Consul« wähnte sich der Rezensent der »Saarbrücker Zeitung« in der »Dependance eines professionellen Opernhauses«, denn »was die Studentinnen und Studenten der Saar-Musikhochschule um die Professoren Thomas Max Mayer und Gerhard Schneider auf die Bühne gestellt hatten, war weniger eine pädagogische Nachwuchsveranstaltung als vielmehr abendfüllender Kunstgenuss.« In der Tat gelang der Opernklasse eine atmosphärisch äußerst dichte Interpretation von Menottis sozialkritischem Musik-Drama aus dem Jahr 1950. In der symbolträchtigen Ausstattung von Renée Günther glänzte das Ensemble mit tollen gesanglichen und schauspielerischen Leistungen. Neben der Hauptdarstellerin Miriam Möckl in der Haupt-Rolle der Magda Sorel überzeugte vor allem Nina Larina als schnippisch-unterkühlte Konsulats-Sekretärin. 17 allaBREVE PANORAMA »Bach offbeat« für guten Zweck »Musicalisches Allerley« aus Bella Italia Helen Patton-Plusczyk (links) und Konsulin Susanna Schlein (red). Unter diesem Motto veranstaltete die Patton Plusczyk-Stiftung gemeinsam mit dem Italienischen Konsulat in Saarbrücken ein außergewöhnliches Crossover-Konzert in der HFM. Vier italienische Spitzenmusiker, die sowohl aus der klassischen Musik als auch der Jazz-Szene kommen und die Israelin Yael Zamir, Oboistin des Saar ländischen Staatsorchesters, boten dem Publikum mit einer Mischung aus Barock und Jazz ein ganz besonderes Musikerlebnis. Unter den Zuhörern des Benefiz-Konzertes waren auch die italienische Konsulin Susanna Schlein und Helen Patton-Plusczyk, Namensgeberin der gemeinnützigen Stiftung und Enkelin des berühmten amerikanischen Generals aus dem 2. Weltkrieg. (red). Italienisch angehaucht zeigte sich die zweite Ausgabe der Reihe »Musicalisches Allerley – Musik von 1350 bis gestern«. Unter der künstlerischen Leitung von Prof. Maurice van Lieshout verwirklichte das HFM-Institut für historische Auf- führungspraxis zu Beginn dieses Jahres drei spannende Konzerte im stimmungsvollen Ambiente der Saarbrücker Deutschherrn-Kapelle. Ob »Alla Veronese« oder »All Improvviso«: Zahlreiche Zuhörer begaben sich gemeinsam mit den HFM-Musikern auf eine aufregende Entdeckungsfahrt in die Musik der Renaissance bis zur Gegenwart. ORGEL-MARATHON DURCH SÜDAMERIKA »Editor’s Choice« Gramophone-Magazin (red). Der emeritierte langjährige HFMProfessor Joshua Epstein (rechts) ist von der saarländischen Landesregierung für seine großen Verdienste ausgezeichnet worden. Die Urkunde der Kultusministerin Annegret Kramp-Karrenbauer überreichte HFM-Rektor Prof. Thomas Duis. DAAD-STIPENDIUM Veranstaltungshinweis Künstlerische Gestaltung aus der Elementaren Musikpädagogik 5. Mai 2009, um 19.30 Uhr, in Raum 220 der HFM Leitung: Prof. Dr. Dartsch, Prof. Utasi, Prof. Reinhard-Hesedenz, Prof. Keems, Frau Stoffel 18 Die CD ist bei Hyperion Records erschienen (CDA67763). Info und Bezug unter www.hyperion-records.co.uk Ausgezeichnet: Tanja Becker-Benders Interpretation von Paganinis »24 Capricci« (red). HFM-Violinprofessorin Tanja Becker-Bender hat sich einen lange gehegten Wunsch erfüllt und die »24 Capricci« von Niccolò Paganini eingespielt. Kurz nach ihrem Erscheinen wurde die CD bereits mit dem begehrten Prädikat »Editor’s Choice« des renommierten britischen Gramophone-Magazins ausgezeichnet. Paganini, der berühmteste aller Geiger und eine ebenso geheimnis- wie legendenumwobene Erscheinung in der Musikgeschichte, widmete diese »Capricci«, sein grandioses »Opus 1« für Violine Solo, schlichtweg »den Künstlern«. Dieser kompositorische Geniestreich des jungen Paganini stellt für uns, die wir uns heute ein Bild seines dämonischen Wesens zu machen versuchen, ein Testament seines eigenen Spiels dar und spiegelt gleichzeitig seine komplexe wie kompromisslose Persönlichkeit wider. Tanja Becker-Bender sagt zu dem Werk: «Die »24 Capricci« von Niccolò Paganini hinterließen auf mich sehr früh einen großen und prägenden Eindruck von unbegleiteter Violinmusik – natürlich neben den alles überragenden Werken Bachs. Bereits in meiner frühen Kindheit konnte ich nie genug davon bekommen, die »Capricci« immer wieder zu hören - fasziniert vom Kaleidoskop dieser genialen Musik! Die technischen Schwierigkeiten waren mir damals kaum bewusst...«. (red). Mit überwältigenden Eindrücken kehrte der Organist und HFM-Professor Theo Brandmüller von einer vierwöchigen Südamerika-Reise zurück. Mit dreizehn Konzerten in sechs Ländern innerhalb von knapp dreißig Tagen absolvierte er einen beispiellosen Konzert-Marathon. Hinzu kamen noch eine Reihe von Orgel- und Kompositions-Workshops. Die Tour de Force durch den südlichen Teil der Neuen Welt stand ganz im Zeichen Olivier Messiaens: der Grand Maître der zeitgenössischen französischen Orgelmusik, zu dessen Schülern Brandmüller einst zählte, stand bei fast allen Konzerten im Mittelpunkt. Ermöglicht und organisiert hatte die Reise das Goethe-Institut in Zusammenarbeit mit dem französischen Kulturinstitut. Das große Interesse in Südamerika an den Werken zeitgenössischer europäischer und speziell deutscher Orgel-Komponisten hat Brandmüller auch an den Reaktionen auf die Interpretation seiner eigenen Stücke und Improvisationen erfahren. Besonders begeistert hat ihn die Begegnung mit der musikinteressierten Jugend Südamerikas in den Konzerten und Workshops. Längste Jazz-Nacht der HFM-Geschichte »Das begehbare Märchen« (red). Jan Demjan ist der HFM-Stipendiat 2008 des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD). HFM-Rektor Prof.Thomas Duis übergab dem jungen tschechischen Sänger aus der Klasse von Prof. Yaron Windmüller die begehrte Auszeichnung für ausländische Studierende. PANORAMA Auszeichnung für Joshua Epstein »Begehbares Märchen« ein Publikumsrenner (red). Die interdisziplinäre Ausstellung »Das begehbare Märchen« im St. Wendeler Stadtmuseum übertraf alle Erwartungen und erwies sich schon nach kurzer Zeit als eine der erfolgreichsten saarländischen Präsentationsprojekte der letzten Jahre. Zum Beleitprogramm der Märchen-Ausstellung gehörten auch Kinderkonzerte der HFM-Klasse für Elementare Musikpädagogik. Die EMP-Studierenden haben zusammen mit Prof. Dr. Michael Dartsch im Museum St. Wendel mit vier Kinderkonzerten insgesamt etwa 170 Kinder erreicht. Die Kinder wurden in der Art eines Wandelkonzertes durch die Ausstellung »Das begehbare Märchen« geführt und dabei mit musikalischen Sommersemester 2009 Aktionen überrascht. Dabei kam neben vielen anderen Musikstücken, Bewegungsund Mitmachaktionen auch ein Ausschnitt der Oper »Das Mädchen mit den Schwefelhölzern« von Helmut Lachenmann zur Aufführung. Die Ausstellung zeigte Arbeiten von Studierenden der Hochschule der Bildenden Künste Saar und wurde insgesamt von rund 13.000 Kindern und Erwachsenen besucht. Das Projekt wurde auf Seiten der HBKSaar von Prof. Burkhard Detzler und Dr. Andreas Bayer verantwortet und war Bestandteil des Projektes »strukturwandel – neues sehen und hören«, das von der Bundeskulturstiftung gefördert wird. Eine Dokumentation ist in Vorbereitung. (red). Das größte Jazz-Ereignis in der Geschichte der HFM ging Ende Oktober letzten Jahres über gleich mehrere Bühnen der Hochschule. Nicht weniger als zehn Live-Acts, darunter eine Reihe internationaler-Gaststars zeigten in der »Langen Jazz-Nacht« die große »Band«-Breite aktueller Musik, dazu gab es durchgehend eine Live-Disco, ein musikalisches Experimentier-Labor und zum krönenden Abschluss eine JamSession bis in die frühen Morgenstunden. Die verantwortlichen Leiter Georg Ruby und Claas Willeke und ihr gesamter technisch-organisatorischer Stab haben mit der Mammutveranstaltung nicht nur eine künstlerische, sondern auch eine logistische Bravourleistung gestemmt. Die »Deconstruction Boppers« bei der langen HFM-Jazznacht. 19 allaBREVE STUDIUM Klaus Velten: Qualifikation und Bildung In der öffentlichen Diskussion unserer Tage ist »Bildung« zu einem Schlüsselbegriff geworden, nicht erst, seitdem die Bundeskanzlerin Merkel im Juni 2008 die »Bildungsrepublik Deutschland« ausrief. Vertreter aller politischen Richtungen wiederholen gebetsmühlenartig, dass die Zukunft des Landes vor allem von »Bildung« abhänge. Beschwörungen dieser Art bleiben in der Bevölkerung nicht ohne Wirkung. »Zu Unrecht kritisiertes ›Meister-Schüler-Verhältnis‹«: Instrumentalunterricht an der HFM. I n allen Gesellschaftsschichten hat sich die Überzeugung ausgebreitet, dass Bildung die Chancen, ein »besseres« Leben führen zu können, beträchtlich erhöhe. Dies veranlasst zu der Frage, welche Vorstellung sich in der Gesellschaft mit dem Begriff »Bildung« verbindet. Im Groben zeichnen sich zwei Tendenzen ab: eine gesellschaftliche Gruppe lässt sich leiten von einem utilitaristischen Bildungsbegriff, indem sie eine auf Verfügungswissen ausgerichtete Bildung in den Dienst einer beruflichen Praxis stellt; eine andere Gruppe strebt eine Bildung an, die - unabhängig von einer konkreten Auswertbarkeit - auf die individuelle Entwicklung der Persönlichkeit gerichtet ist, häufig als »Allgemeinbildung« bezeichnet. Ein in der FAZ (19. 11.08 - Nr. 271 - S.5) ausführlich kommentiertes Umfrageergebnis des Instituts für Demoskopie Allensbach hält fest, dass mehr als drei Viertel der Befragten (77%) dem Bildungsbegriff der zweiten Gruppe zuneigen, während nur 14 Prozent dem der ersten Gruppe zustimmen. Umfassende Bildung als Grundlage individueller Lebensgestaltung gilt mehr als zweckgebundene Bildung, die häufig auf Fachwissen beschränkt bleibt. Die ermittelte Priorität kann allerdings nicht über die im gesellschaftlichen Bewusstsein bestehende Polarität zwischen einem materiellen und einem ideellen Bildungsbegriff hinwegtäuschen, deren Wirksamkeit auf bildungspolitische Entscheidungen nicht unerheblich ist. Zur Versachlichung der bildungspolitischen Diskussion kann beitragen, zwischen »Qualifikation« und 20 »Bildung« zu unterscheiden. Qualifikation steuert auf den Erwerb einer beruflichen Kompetenz zu, während Bildung einen individuellen Entwicklungsprozess anstrebt, dessen Ziel sich nicht in bestimmten Ergebnissen erschöpft, sondern auf die ganze Lebensgestaltung eines Menschen ausstrahlt. Es erübrigt sich darüber zu streiten, welche der Zielsetzungen Vorrang haben sollte. Qualifikation und Bildung beanspruchen den gleichen Rang. Anzustreben wäre allerdings, diese Gleichrangigkeit in ein fruchtbares Wechselverhältnis zu führen, eine Aufgabe, die nicht leicht zu lösen ist. »Es ist nicht zu leugnen, dass der Weg zur Qualifikation entscheidend geebnet wird durch ein zuweilen zu Unrecht kritisiertes Meister-Schüler-Verhältnis.« Auch für das Musikstudium stellt sich die Aufgabe, eine Balance zwischen Qualifikation und Bildung anzustreben. Auf welche Weise kann diese Aufgabe gelöst werden? Die zentrale Zielsetzung der Musikhochschulen ist der instrumental- und vokalpraktische Kompetenzerwerb. Die Aneignung von Fertigkeiten und Fähigkeiten instrumentaler und stimmlicher Art vollzieht sich in einem Lernprozess, der sehr stark durch die Autorität des Lehrenden gesteuert wird. Auf einer unteren Ebene dieses Lernens imitiert der Lernende den Lehrer; erst nach und nach findet er – auf dem gesicherten Fundament einer soliden Technik – zu individueller Ausdrucks Sommersemester 2009 fähigkeit. Auch in diesem interpretatorischen Selbstfindungsprozess bleibt der Einfluss des Lehrers weiterhin stark wirksam. Es ist nicht zu leugnen, dass der Weg zur Qualifikation entscheidend geebnet wird durch ein zuweilen zu Unrecht kritisiertes »Meister-Schüler«-Verhältnis. Instrumental- und vokalpraktischer Kompetenzerwerb steht noch in einem weiteren Abhängigkeitsverhältnis: stärker denn je drängen Musikstudierende auf einen praxisbezogenen Kompetenzerwerb; die Ausbildung soll bestimmten Berufsbildern zugeordnet werden; Orchesterschule, Ausbildung zu Opern- oder Rundfunkchorsängern mögen hier als Beispiele dienen. Das Anliegen ist berechtigt, da die erworbene Qualifikation schließlich eine halbwegs sichere Existenzgrundlage bieten soll. Die Einbeziehung berufspraktischer Elemente in die Studienpläne ist daher sehr zu begrüßen. Indessen sollte Praxisorientierung nicht zu pragmatischer Verengung des Qualifikationsprozesses führen. Die aufgezeigten Bindungen, in denen der Qualifikationsprozess notwendigerweise steht, sollten ausgeglichen werden durch einen Bildungsprozess, der im Wesentlichen vom Grundsatz der »Selbstbildung« getragen wird. Auf welchen Antrieben und Zielen gründet »Selbstbildung« für Musikstudierende? Die zunehmende Ausweitung des musi kalischen Kulturbegriffs fordert zu einer Einstellung heraus, in der sich eine offene Rezeptionsbereitschaft mit einem sicheren Urteilsvermögen verbinden. Eine Einstellung dieser Art ist nicht durch unmittelbare Unterweisung zu bewirken; sie entwickelt sich in einem Prozess der Selbstbildung, der freilich durch ein entsprechendes Anregungspotential begünstigt werden muss. Um der idiomatischen Vielschichtigkeit der heutigen Musikwelt gerecht zu werden, bedarf es eines großen Zeitaufwands. Häufiger Konzertbesuch und geschickte Nutzung des medialen Angebots sind notwendig, um angemessene Hörerfahrung zu sichern. Urteilsvermögen bildet sich am ehesten durch Vergleich. Aufmerksames Hören verschiedener Interpretationen der gleichen Musik fördert die Wahrnehmung von Nuancen und den Sinn für das rechte Verhältnis von eingesetzten Mitteln und erzielter Wirkung. Die Bildung des »Geschmacks« ist auch ein Ergebnis von Arbeit. Wegweisend in diesem Selbstbil- STUDIUM »Häufiger Konzertbesuch und geschickte Nutzung des medialen Angebots sind notwendig, um angemessene Hörerfahrung zu sichern.« dungsprozess können auch heute noch die grundlegenden Überlegungen Immanuel Kants sein, der das ästhetische Urteil in seiner »Kritik der Urteilskraft« (1791) als Ergebnis eines freien Zusammenwirkens von Einbildungskraft (Vorstellungsvermögen, Fantasie) und Verstand begründet. Die Befähigung zu ästhetischem Urteilsvermögen erzielt derjenige am ehesten, der viel und genau hört und bereit ist, das Gehörte - wo es nötig ist - analytisch zu durchdringen. Gewiss eine Idealvorstellung, der wir aber als Norm für den Selbstbildungsprozess verpflichtet sind. HFM-Gastspielvermittlung unter neuer Leitung (red). Seit Oktober letzten Jahres kümmert sich unter der Leitung des Kanzlers Wolfgang Bogler mit Christian Balser und Jonathan Kaell ein neues Organisations-Team um die Gastspielvermittlung und das »Podium Regional« der Hochschule. Sie vermitteln Musiker aus den unterschiedlichsten Fachbereichen der HFM für Auftritte bei öffentlichen Kulturveranstaltern und privaten Auftraggebern. Ein besonderes Merkmal der HFMGastspielvermittlung: Unsere Musiker arbeiten kontinuierlich mit erfahrenen Dozenten und Professoren zusammen. Daraus ergeben sich ständig neue interessante Variationen für die Zusammensetzung und das Repertoire der Ensembles. Das Angebot reicht von kleinen Umrahmungen, Salonmusik, Hauskonzerten bis zu abendfüllenden Programmen und beinhaltet auch die Konzertreihe »Podium Regional« in Zusammenarbeit mit Städten und Gemeinden. Info: Christian Balser, [email protected] 0179-5943556 Kammermusik-Kurs mit Prof. Eberhard Feltz (red). Für einen Kammermusik-Kurs vom 14. bis 19. April 2009 konnte unsere Hochschule mit Prof. Eberhard Feltz eine international renommierte Künstlerpersönlichkeit gewinnen. Der Kurs wird die kammermusikalischen Aktivitäten der HFM vertiefen und soll insbesondere auch der Streicherkammermusik an der HFM Saar zu weiterem Auftrieb verhelfen. Am Sonntag, den 19. April 2009, um 11 Uhr, findet im Konzertsaal der HFM Saar das Abschlusskonzert des Meisterkurses statt. Eberhard Feltz unterrichtet seit 1963 an der Hochschule für Musik »Hanns Eisler« Berlin. Er ist Professor für Violine und Kammermusik, und befindet sich bedingt durch seinen Ruhestand seit 2002 im Honorarverhältnis. Durch die Erfolge seiner Schüler, viele sind Preisträger bedeutender Wettbewerbe bzw. nehmen führende Positionen in namhaften Orchestern ein, erwarb er sich internationales Ansehen. Aus seiner Klasse gingen zahlreiche im internationalen Konzertleben etablierte Streichquartette hervor, so etwa das Vogler-, das Camerata-, das Kuss-, das Faust-, das Rubens- und das Atrium-Quartett. 15. Walter Gieseking-Wettbewerb Vom 7. bis 12. September 2009 wird an der Hochschule für Musik Saar der 15. Walter Gieseking-Wettbewerb durchgeführt. Disziplinen sind in diesem Jahr Orgel, Violine und Klavier. Der Wettbewerb wird von der HFM in Zusammenarbeit mit der SaarLB veranstaltet. 21 allaBREVE RUBRIK STUDIUM Sommersemester 2009 STUDIUM Grundlagen für die musikalische Früherziehung Neue pädagogische Publikationen von Michael Dartsch Thomas Keemss Oliver Strauch Erhöhte Schlagkraft Zwei neue Professuren im Perkussions-Bereich Mit der Einrichtung von zwei Schlagzeug-Professuren erhalten die perkussiven Ausbildungszweige an der Hochschule für Musik Saar mit Beginn dieses Sommersemesters schlagkräftige Unterstützung. Die Stellen-Inhaber sind an der HFM alles andere als Unbekannte: sowohl Thomas Keemss, der im klassischen Perkussions-Bereich aktiv ist, als auch der JazzSchlagzeuger Oliver Strauch unterrichten schon seit mehreren Jahren erfolgreich als Lehrkräfte an der Hochschule. Ab dem 1. April 2009 werden beide Hochschul-Lehrer mit je einer halben Professorenstelle ausgestattet. Begabung des Studierenden. Neben seiner umfassenden lehrenden Tätigkeit, unter anderem auch an der Hochschule Heidelberg, bleibt dem passionierten Jogger und Skifahrer Thomas Keemss nur noch wenig Zeit für sein eigenes ambitioniertes Band-Projekt »pulse percussion«, das schon seit 20 Jahren in der deutschen Perkussions-Szene künstlerische Maßstäbe setzt. Oliver Strauch ist ein Urgewächs der saarländischen Jazz-Szene. Der Saarbrücker fand über eine Schulband zum Schlagzeug und hat sich als Jazz-Drummer schon nach relativ kurzer Zeit auch international einen Namen gemacht. Mit der Einrichtung der Professorenstelle geht für ihn ein lang gehegter Wunschtraum in r sieht den Schlagzeuger als »Teamplayer«, der sich als Erfüllung – eine »totale Herausforderung«, für die er seine eigene »hörender Instrumentalist« mit seinem ganzen musikalischen ausgedehnte Konzert-Tätigkeit zunächst einmal in den HinterGespür in ein Ensemble einfühlen soll. Thomas Keemss erwartet viel von seinen Studierenden: neben der perfekten Beherrschung grund stellen wird. Die Einrichtung der Schlagzeug-Professur ist für ihn auch Indiz einer allgemeinen Aufwertung des Jazzdes eigenen Schlag-Instrumentariums auch eine umfassende Kompetenz in anderen musikalischen Bereichen. Der Erfolg gibt Bereichs an der HFM, der in der letzten Zeit stark an Niveau dem gebürtigen Würzburger Recht: alle Studierenden, die bislang und Nachfrage hinzugewonnen habe. durch seine Schule gingen, haben eine Stelle gefunden: die »Kommunikation« ist für Oliver Strauch der zentrale Begriff im überwiegende Mehrheit im Unterrichts-Bereich, nicht wenige auch in angesehenen Orchestern. Generell bewertet Keemss die Jazz-Schlagzeug. Der Drummer sollte nicht nur musikalisch, Berufsaussichten für klassische Schlagzeuger momentan als sehr sondern auch mental in der Lage sein, eine Band zu führen. Dazu gut. Das liegt an der enormen Vielseitigkeit dieses Instrumental- zählt nicht nur sein Selbstverständnis als gleichwertiger Musiker, sondern oft auch - eine »gehörige Portion Humor«. Ziel seiner Bereichs, der jenseits der traditionellen klassischen Musik in Ausbildung ist die umfassende Bühnentauglichkeit des Schlagvielen avantgardistischen und experimentellen Musikformen sowie auch im Ethno-Bereich zum Einsatz kommt. Gefragt sind zeugers, zu der für ihn auch Aspekte wie »gute Bühnenpräsenz« und Marketing-Kenntnisse zählen. Von seinen Studierenden die Schlagwerker darüber hinaus als Partner in visuellen und erwartet er, dass sie neben dem Klavier nach Möglichkeit auch szenischen Kunstformen, des Weiteren im Bereich der Musiknoch ein drittes Instrument beherrschen. Der Vollblut-Musiker therapie. Mit sechs grundlegenden Instrumenten des Schlagwerks kommt der angehende Perkussionist an der HFM während Oliver Strauch ist selbst ein ganz passabler Pianist und widmet sich neben seinem Standard-Handwerkszeug auch gerne seiner Ausbildung in Berührung; während des Studiums erfolgt exotischen und selbst gebauten Schlag-Instrumenten. (tw) eine Spezialisierung gemäß der individuellen Vorlieben und E 22 (red).Von Prof. Dr. Michael Dartsch sind im Rahmen des von ihm geleiteten Projektes Musikalische Bildung von Anfang an im Verlag des Verbandes deutscher Musikschulen (VdM) zwei neue Publikationen erschienen: 1. Dartsch, Michael (Hrsg.): Eltern-KindGruppen an Musikschulen. Grundlagen, Materialien, Unterrichtsgestaltung. Inklusive DVD mit Unterrichtsbeispielen. Das Buch basiert auf einer Fachtagung, die im März 2008 in Bonn stattfand und die Michael Dartsch in Zusammenarbeit mit dem VdM konzipiert und geleitet hat. Die Einzelbeiträge stammen von nam haften Wissenschaftlern und Autorinnen von Unterrichtswerken. So stellt das Buch gewissermaßen ein Kompendium zur musikpädagogischen Arbeit mit Eltern-Kind-Gruppen dar. 2. Dartsch, Michael: Studie zu Wirkungen und Voraussetzungen der Musikalischen Früherziehung. Das Buch basiert auf einer bundesweiten Untersuchung, die von Michael Dartsch für den Verband deutscher Musikschulen durchgeführt und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wurde. Dabei ging es unter anderem um folgende Fragen: Welche Klientel besucht die Musikalische Früherziehung? Wer sind die Lehrpersonen und wie gestalten sie den Unterricht? Wie gerne, wie kreativ und wie präzise gehen Kinder nach dem Besuch der Musikalischen Früherziehung mit Musik um? Unterscheiden sich Kinder, die die Musikalische Früherziehung besucht haben, von anderen Kindern? (tw) Weitere Informationen Verband deutscher Musikschulen Plittersdorfer Str. 93, 53173 Bonn Tel. 0228 / 95 706 - 22, Fax 0228 / 95 706 - 33 [email protected], www.musikschulen.de Ruth Ziesak: Gut angekommen im HFM-Lehrbetrieb »Gut aufgehoben« fühlt sich die neue HFM-Gesangsprofessorin Ruth Ziesak nach ihrem ersten Semester an unserer Hochschule. Die Kolleginnen und Kollegen im Vokal-Bereich haben sie freundlich und mit offenen Armen aufgenommen; aber es wird wohl noch eine Zeit lang dauern, sagt die erfolgreiche Sopranistin, bis sie »alle Feinheiten des komplexen HFM-Betriebs kennen gelernt hat«. Zufrieden ist die frischgebackene Hochschul-Lehrerin auch mit ihrer ersten Unterrichtsklasse, die sie behutsam und stetig aufbauen möchte. Ihr Unterrichtskonzept beinhaltet Gesangstechniken und künstlerische Gestaltungswege, die sie im Laufe ihrer Karriere durch unterschiedliche Kollegen und Lehrer erfahren hat. Dazu zählen unter anderen: Elsa Cavelti, Laura Sarti, Rudolf Piernay, Christoph Pregardien und Beata Heuer. Dank geschickter Planung musste der gut gefüllte Konzertkalender der Liebhaberin von Schumann und Schubert durch die Professur bislang noch keine Abstriche erleiden. Und der hat es in diesem Jahr wieder in sich. Neben den Konzerten bei den Wiener Festwochen unter R. Muti, Konzerten mit dem Orchester des Bayrischen Rundfunks unter M. Honneck oder Oratorienkonzerten in Berlin und Zürich liegt 2009 ihr besonderes Interesse auch bei den Liedern der Jubilare Haydn und Mendelssohn. Zusammen mit dem Pianisten Gerold Huber wird in diesem Jahr eine CD mit den englischen Canzonetten von Jospeh Haydn erscheinen. Ruth Ziesak Außerdem sind Konzerte mit den erst im letzten Jahr neu veröffentlichten Liedern von Felix Mendelssohn vorgesehen. Geplant sind auch Kammermusik-Auftritte und Konzerte mit Andreas Schiff. In Saarbrücken wird die rundum kulturell interessierte Sängerin, die in ihrer Freizeit gerne liest und Museen besucht, am 24. April 2009 mit Liedern von Robert Schumann und Olivier Messiaen gemeinsam mit Eric Schneider zu hören sein. 23 allaBREVE STUDIUM Keine Zukunftsvision: Musik-Unterricht via Internet Wohnen in Paris – Unterricht in Saarbrücken: Fernstudium per Computer Studienbereich Schulmusik Klangforschung in England Eine besondere Chance für ihre wissenschaftliche Qualifikation ergibt sich für zwei Studierende der Schulmusik, die Mitte April auf die renommierte International Research in Music Education Conference an der Universität Exeter in Südengland fahren. Lena Breum und Anna Machate werden dort zusammen mit Prof. Dr. Rolle die Begleitforschung zu einem Klangkunstworkshop vorstellen, der letztes Jahr im Rahmen der »Strukturwandel-Projekte« an der HBKSaar unter der Leitung von Stefan Zintel stattfand. Von der damit verwirklichten Idee forschenden Lernens sollen Impulse für das Schulmusikstudium ausgehen, die allen Studierenden zugute kommen. Das Saarland wird außerdem durch Dr. Alexandra Kertz-Welzel vertreten sein, die einen Vortrag zu musikpädagogischen Fragestellungen aus der Sicht Adornos angekündigt hat. Führende Positionen im Landesverband Deutscher Schulmusiker Der Leiter des Studienbereichs Schul musik Prof. Dr. Christian Rolle ist seit Anfang des Jahres als Nachfolger von Josef Thull neuer Landesvorsitzender des Verbandes Deutscher Schulmusiker. Auch künftig im Vorstand des VDS Saar tätig 24 Moderne Computer-Technik machts möglich: An dem Seminar Arrangieren/ Ensemblespiel, das von Prof. Wolfgang Mayer und Prof. Dr. Michael Dartsch geleitet wurde, nahm im Wintersemester 2008/2009 auch die Studierende Katharina Maurer teil, die sich gerade für ein Semester in Paris befand. Sie wurde einfach per Internet zugeschaltet. Auf ihrem Stuhl im Seminar nahm zeitweise ein Laptop Platz. Per Webcam konnte sie das Seminargeschehen ebenso verfolgen, wie die anderen Teilnehmenden ihre in Paris weilende Mitstudentin live sehen konnten. In dem Seminar wurden Kinderlieder für eine anschließende Einspielung arrangiert, die schließlich als CD einem Starter-Paket für junge Eltern beigelegt werden soll. Michael Dartsch und dort für die Kontakte zur Musikhochschule zuständig ist Prof. Wolfgang Mayer. Durch diese Verbindungen und die daraus erwachsenden Kooperationen kann der Bezug des Schulmusikstudiums zur späteren beruflichen Praxis weiter gestärkt werden. gemeinsam mit Prof. Dr. Christopher Wallbaum (HMT Leipzig) ein Forschungsprojekt vorstellen. Neben den wissenschaftlichen Veranstaltungen stehen der gegenseitige Erfahrungsaustausch und die Schaffung von länderübergreifenden Netzwerken im Mittelpunkt der Tagung. Christian Rolle Untersuchungen an der »Musikmaschine« Forschendes Lernen ist auch das Stichwort für ein weiteres Evaluationsvorhaben, das in den nächsten Monaten stattfinden wird. Die Studentinnen Kathrin Zeitz und Katharina Maurer werden die Inszenierung »Musikmaschine« am Staatstheater begleiten, dokumentieren und ihre Ergebnisse unter musikpädagogischen Gesichtspunkten auswerten. Die Mitwirkung an dem spannenden Musiktheaterprojekt mit saarländischen Schülerinnen und Schülern wurde durch die Vermittlung von Britta Lahnstein möglich, die selbst als Künstlerische Leiterin des Landesjugendorchesters an dem Projekt beteiligt ist. Internationale Netzwerke werden geschaffen In seiner Funktion als Präsident der Föderation musikpädagogischer Verbände Deutschlands wird Prof. Dr. Rolle im Sommer in Tallinn/ Estland an der Konferenz der European Association for Music in Schools (EAS) teilnehmen und Sommersemester 2009 STUDIUM Joachim Schall: Neuer HFM-Professor für schulische Ensemblepraxis Joachim Schall Anzeige Alla Breve 09 26.02.2009 (red). Joachim Schall bekleidet seit dem letzten Wintersemester an unserer Hochschule eine Professur für schulische Ensemblepraxis. Er betreut derzeit die Ausbildung bezüglich Bläser- und Streicherklassenleitung im Studienbereich Schulmusik und vermittelt Arrangier technik für Schulorchester und die unterschiedlichen Besetzungen, die für das Klassenmusizieren relevant sein können. Dazu gehört auch der Unterricht im Fach »Musik und Computer«. Joachim Schall studierte Schulmusik in Mannheim und arbeitet seit 1986 am Carl-Bosch-Gymnasium in Ludwigshafen. Ab 1990 war er bei einem Projekt zur 16:56 Uhr Anpassung Seite 1 der Methodik und Didaktik Bühnenbildner, Dirigenten, Dramaturgen, Komponisten, Kulturmanager, Regisseure der Bläser- und Streicherklassen an deutsche Schulverhältnisse beteiligt. Seit 1993 leitet er das inzwischen bundesweit größte Pilotprojekt mit Instrumentalklassen. Daran beteiligt sind derzeit mehr als 700 Schüler, die ein Orchesterinstrument erlernen. Ab 1990 ist er als Dozent der Akademie für Musikpädagogik in Wiesbaden tätig und leitet berufsbegleitende Fortbildungen zum Thema Klassenmusizieren. In diesem Zusammenhang stehen auch seine Veröffentlichungen, die vorrangig Notenmaterial für Instrumentalklassen in unterschiedlichen Besetzungen und Schwierigkeitsgraden betreffen. Akademie Musikt heater heute Stipendium 2009 – 2011 »Ensuite« zum Fünften Ein kleines Jubiläum feierte die Reihe Ensuite des Studiengangs Schulmusik. Bereits zum fünften Mal ging die ebenso experimentierfreudige wie spritzige musikalische Revue unter der Leitung von Prof. Wolfgang Mayer über die HFM-Bühne. Das Publikum im voll besetzten Haus zeigte sich einmal mehr sehr angetan von der Spielfreude und der Vielseitigkeit der HFM-Schulmusiker. Die musikalische Bandbreite des unterhaltsamen Abends reichte vom sanften Harfespiel bis zum voluminösen Auftritt der Blechbläserklasse. (red). NG RBU E BEW BIS 009 AI 2 M 31. Wir bieten interdisziplinären Austausch, Inszenierungsbesuche, Festivalbesuche, ein breites Netzwerk Musiktheaterbegeisterter, Unterstützung bei praktischen Projekten Wir suchen musiktheaterbegeisterte, aufgeschlossene Persönlichkeiten, die an Teamarbeit interessiert sind, in der Oper Verantwortung übernehmen und Erfahrungen teilen möchten Information und Bewerbung unter: www.musiktheater-heute.org Altersgrenze: Jahrgang 1977 allaBREVE CAMPUS Aus den Klassen Oboe-Klasse Prof. Armin Aussem / Stéphane Egeling Andriy Gudziy hat sein Probejahr im Orchester des Saarländischen Staatstheaters erfolgreich absolviert. Violinklasse Prof. Tanja Becker-Bender Anna Kudryavtseva erhielt erneut einen Aushilfsvertrag für eine 1. Violine im Saarländischen Staatsorchester. Der Aushilfsvertrag von Kiril Tsanevski im Orchester des Pfalztheaters Kaiserslautern wurde verlängert. Sofía Roldán Cativa bekam wieder ein Studienstipendium des Sonsard Trust (Argentinien) zugesprochen. Außerdem wurde ihr erneut eine Meistervioline der Albert-Eckstein-Stiftung (Ulm) verliehen. Klavierklasse Prof. Thomas Duis / Fedele Antonicelli Nina Buchmann hat beim Concours Madeleine de Valmalète in Paris den 1. Preis mit Auszeichnung und den »Prix Beethoven« erhalten. Nina Buchmann studiert seit 2002 in der Klavierklasse von Prof. Thomas Duis und Fedele Antonicelli. Klasse für Lied-Interpretation Prof. Irwin Gage / Esther de Bros David Santos, Klavier, hat den ersten Preis beim Internationalen Musikwettbewerb »Franz Schubert und die Musik der Moderne« in Graz in der Kategorie Lied-Duo gewonnen. Malte Rössner, Bariton, übernimmt ab März 2009 die Rolle des Paolo Albioni in Verdis »Simone Boccanegra« am Staatstheater Braunschweig. Michael Nagy, Bariton, (Konzertdiplom 2006) wird im Sommer 2011 bei den Bayreuthern Festspielen die Rolle des Wolframs in der Neuinszenierung von Richard Wagners »Tannhäuser« singen. Er ist zurzeit Mitglied des Ensembles der Oper Frankfurt am Main. 26 Kontrabassklasse Prof. Wolfgang Harrer Endika Rodriguez belegte bei einem Probespiel im RSO Wien den zweiten Platz. Aufgrund dieses Erfolges wurde er zu einer dreiwöchigen Japan-Tournee eingeladen. Gitarrenklasse Stefan Jenzer Svenja Beuren, Jungstudentin in der Gitarrenklasse von Stefan Jenzer an der Hochschule für Musik Saar, gewann den mit 1.500 € dotierten Förderpreis für künstlerisch Begabte des Landkreises Saarlouis. Darüber hinaus gewann Marcel Wollny, ebenfalls Jungstudent in der Gitarrenklasse von Stefan Jenzer, beim diesjährigen Landeswettbewerb »Jugend musiziert« in der Wertung »Gitarre solo« den 1. Preis. Viola-Klasse Prof. Jone Kaliunaite-Fassbender Friederike Kurth hat eine Praktikantenstelle bei der Deutschen Radiophilharmonie Saarbrücken-Kaiserslautern und Judith Kraft einen Aushilfsvertrag am Staatsorchester Mainz erhalten. Schlagzeugklasse Prof. Thomas Keemss Melanie Gruber erhielt einen Vertrag an der Musikschule Bad Schussenried, wo sie ab April 2009 eigenverantwortlich die Ausbildung der Schüler/innen am Drum set und den Mallet-Instrumenten übernimmt. Zusätzlich erhielt sie von der Musikschule Ravensburg einen Lehrauftrag für das kommunale Förderprogramm »Musischer Kindergarten«. Auf Einladung des Saarländischen Staatstheaters bereitet sich das PercussionEnsemble der Hochschule unter der Leitung von Matthias Weißenauer auf ein weiteres Konzertprojekt vor, welches Anfang Mai in der Feuerwache zur Aufführung gebracht wird. Im vergangenen Oktober hatte eine erste Kooperation zwischen dem Ballett, der Schlagzeuggruppe des Staatstheaters und dem Percussion-Ensemble mit einem sehensund hörenswerten Konzert ein bemerkenswertes Projekt zur Aufführung gebracht. LJO-Brass Trompetenklasse Prof. Peter Leiner Die Zukunftsinitiative Rheinland-Pfalz (ZIRP) hat für 2009 erneut zwei Stipendien an junge rheinland-pfälzische Musikstudenten vergeben. 50 junge Musiker aus verschiedenen Teilen Deutschlands bewarben sich um die Auszeichnung. Einer der beiden Preisträger ist das von Prof. Peter Leiner betreute Quintett LJO-Brass, bestehend aus den Soloblechbläsern des Landesjugendorchesters Felix Schauren (16), Johannes Leiner (15), Jared Scott (17), Bruno Wipfler (14) und Constantin Hartwig (16). Klavierklasse Wolfram Schmitt-Leonardy Beim »8. Internationalen WörtherseeMusikstipendium« in Velden/Österreich erlangte Viktor Urvalov unter 42 Teilnehmern den 4. Platz Namen & Nachrichten Auf Initiative von Prof. Wolfgang Harrer wurde in Kooperation der »Österreichisch-Turkmenischen Gesellschaft« und des Kulturministerium von Turkmenistan das »Turkmenisch-Europäische Symphonieorchester« gegründet. Es handelt sich um einen Klangkörper aus den besten Musikern Turkmenistans und führenden europäischen Musikern. Das Orchester soll dem Kulturaustausch zwischen Europa und dem bislang noch wenig bekannten zentralasiatischen Staat dienen. Der HFM-Lehrbeauftragte Stefan Jenzer wird als Prüfungsvorsitzender zu Staatsexamensprüfungen am 23. - 24. 4. 09 an die Musikhochschule Freiburg eingeladen. Sommersemester 2009 ESSAY »Die glänzende Bahn dieses seltenen Gestirns« Felix Mendelssohn-Bartholdy zum 200. Geburtstag von Christoph Flamm Die Farbe des Stempels war in 50 Jahren nur wenig verblasst: »Jude«. Ich stehe in der Bibliothek des Heidelberger Instituts für Musikwissenschaft, halte einen alten Klavierauszug von Mendelssohn in den Händen. In vorauseilendem Gehorsam hatte die Heidelberger Institutsleitung in der Nazi-Zeit Notenausgaben mit dem diskriminierenden Stempel versehen lassen. Die Hatz, die Richard Wagner 1850 mit seinem Pamphlet »Das Judentum in der Musik« auf Komponisten wie Meyerbeer und Mendelssohn eröffnete, hatte verheerende Folgen und wirkte im deutschen Musikleben noch lange nach.. Aber die nicht erst seit Wagner kursierenden Vorwürfe über das allzu Leichte, Seichte, klassizistisch Kühle seiner Musik – diese Stigmata hat Mendelssohn bis heute nicht ganz verloren, speziell in Deutschland nicht, wo eine Musik immer ›tief‹ sein musste, um als ›deutsch‹ zu gelten. Ehrenrettung für den Enkel der Aufklärung Dass der 1809 geborene Felix Mendelssohn Bartholdy, Enkel des großen Philosophen der Aufklärung Moses Mendelssohn, der Vorbild für Lessings Nathan den Weisen war, in diesem Jahr seinen 200. Geburtstag feiert – neben Händel und Haydn eines der großen Komponisten-Jubiläen 2009 –, gibt erneut Anlass, über Mensch und Musik nachzudenken. Und überall, so scheint es, geht es um Ehrenrettung: Skandalös viel ist vergessen oder gänzlich unbekannt, jüngere Biografien sind rar und zudem meist Übersetzungen aus dem Amerikanischen, die kritische Gesamtausgabe hat noch kein Viertel der zu erwartenden Notenbände zu Wege gebracht, und dass nach den massiven Einschränkungen und Rückschlägen durch die Nazi-Zeit die »Überfällige Entwertung von Klischees«: Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809 – 1847) Nachkommen der Familie lange Zeit die Herausgabe vieler Materialien erschwert oder verweigert haben, macht das ganze Unterfangen auch nicht leichter. alles andere die Gründung des Leipziger Konservatoriums 1843) – es ist leichter aufzulisten, welche Talente Mendelssohn nicht gehabt hat. »Wo gibt es das sonst, dass ein Künstler von Weltrang, schon von seinen Zeitgenossen bewundert und beliebt, 200 Jahre nach seiner Geburt halb verteidigt, halb entdeckt werden muss?« Mendelssohn, der Unbekannte Vielseitiges Talent Großes Aufsehen erregte daher vor wenigen Monaten die Veröffentlichung des ersten Bandes einer neuen Gesamtausgabe seiner Briefe: gleich zu Beginn fuderweise bislang unbekannte Dokumente, und ein vor Kreativität und Esprit berstender Schreibstil, der sich vor den berühmtesten Korrespondenzen seiner Zeit nicht verstecken muss. Auch dies nur eine von vielen Begabungen: Komponieren (vom 10. Lebensjahr bis zu seinem Schlaganfall im 38. Lebensjahr), Dirigieren (als Leiter der Leipziger Gewandhauskonzerte, aber auch kreuz und quer durch die Metropolen Europas), Musizieren (an Klavier, Orgel und Geige), Zeichnen und Malen (bezaubernd die Reiseaquarelle aus Italien oder Großbritannien), Schreiben und Übersetzen (aus dem Lateinischen, Griechischen und Italienischen), Organisieren (Musikfeste und Konzerte, aber folgenreicher als Und doch kennen wir von seinem Schaffen meist nur wenig: vermutlich die Italienische oder Schottische Sinfonie, das Violinkonzert, die Sommernachtstraum-Ouvertüre, das Oktett, den Elias, das d-Moll-Klaviertrio, natürlich ein paar Lieder ohne Worte. Was aber ist mit den Orgelwerken, der Chormusik (einige Hefte davon nach erzromantischer Art »Im Freien zu singen«), den Instrumentalsonaten, den Streichquartetten, den Kunstliedern, den Kantaten? Mendelssohn, der Unbekannte. »Wo gibt es das sonst, dass ein Künstler von Weltrang, schon von seinen Zeitgenossen bewundert und beliebt, 200 Jahre nach seiner Geburt halb verteidigt, halb entdeckt werden muss?«, wunderte sich Volker Hagedorn zum diesjährigen Jubiläum in der ZEIT. Aber sind die überfällige Erweiterung des Werkkanons und die Ehrenrettung gegenüber älteren Angriffen und Vorwürfen heute die einzige Aufgabe der Musikhistoriker? Also nicht nur die grotesken Attacken aus antisemitischer Perspektive, sondern auch die anderen Klischees zu entwerten, mit denen Mendelssohn behaftet ist: etwa das der fehlenden Entwicklung (wie selbst Hugo Riemann 1901 in seiner Musikgeschichte 27 allaBREVE ESSAY schrieb) oder gar der Stagnation und des künstlerischen Niedergangs?Liest man beispielsweise die Würdigung des Komponisten in der Neuauflage der Musik in Geschichte und Gegenwart, scheint dies die eigentliche Stoßrichtung zu sein: nicht nur die Vielfalt, sondern auch die Entfaltung der schöpferischen Kräfte aufzuzeigen. »Wenn ich das Glück hätte, ein Enkel von Moses Mendelssohn zu seyn, so würde ich mein Talent wahrlich nicht dazu hergeben, die Pisse des Lämmeleins in Musik zu setzen.« Heine: »Malice wegen seines Christelns« Vielleicht ist es nicht unnütz darauf hinzuweisen, dass nicht nur Wagner, sondern auch Heinrich Heine auf Mendelssohn verächtlich herabblickte, obwohl ihm beide enormes Talent konzedierten. Wagner hielt Komponisten wie Mendelssohn nur der imitierenden, an der Oberfläche bleibenden Aneignung fremder Leistungen für fähig, vermisste wahre ›Tiefe‹ in der Musik und sah die Ursache dafür bekanntlich in ›rassischen‹ Faktoren; Heine argumentierte nicht unähnlich: dass der Komponist Begabung hätte, »sich das Außerordentlichste anzueignen«, sprach von seinem feinen »Eidechsenohr« und »passionierter Indifferenz«, schließlich sinngemäß von toter Reproduktion. Bei Heine mischten sich zu politischen auch religiös-moralische Motive: Ihm war Mendelssohns Konvertierung zum Christentum und die vermeintliche Anbiederung an eine saturierte preußischlutherische Staatskunst zuwider. »Ich habe Malice auf ihn wegen seines Christelns, ich kann diesem durch Vermögensumstände unabhängigem Menschen nicht verzeihen, den Pietisten mit seinem großen, ungeheuren Talente zu dienen. Je mehr ich von der Bedeutung des letzteren durchdrungen, desto erboster werde ich ob des schnöden Missbrauchs. Wenn ich das Glück hätte, ein Enkel von Moses Mendelssohn zu seyn, so würde ich mein Talent wahrlich nicht dazu hergeben, die Pisse des Lämmeleins in Musik zu setzen«, schrieb der Pariser Exilant in 28 Sommersemester 2009 drastischer Deutlichkeit im Februar 1846 in einem Brief an Ferdinand Lasalle. die beiden Aufführungen im März 1829 bildeten das Startsignal für die Wiederentdeckung J. S. Bachs, die sich dann zu einem Ereignis nationaler Größe ausweiten sollte. In seinen Kompositionen hatte sich Mendelssohn schon zuvor mit Bach auseinandergesetzt, schrieb beispielsweise Präludien und Fugen, Formen, an denen er auch später festhielt und bedeutende Muster für Klavier und Orgel schuf. Frostige Reaktion des Pariser Publikums Heine schildert zudem in seinen Feuilletons, wie Mendelssohns Oratorium Paulus 1842 in Paris gegenüber dem Stabat Mater von Rossini auf kühle Resonanz stieß, ebenso 1844 seine »Schottische Sinfonie« op. 56 (zu der er schon 1829 Skizzen auf seiner Reise zu den britischen Inseln gemacht hatte, die aber später als alle anderen seiner Symphonien beendet wurde – und die er selbst als einzige für vollendet hielt). Heines Urteil in musikalisch-ästhetischen Fragen darf man – im Gegensatz zu seiner messerscharfen politischen Auffassungsgabe – als das eines bewanderten Laien bezeichnen; doch die von ihm geschilderte frostige Reaktion des französischen Publikums beruht sicherlich auf Beobachtung. Was die Pariser da geboten bekamen, war eine romantische Sinfonik abseits von Berlioz‘ orchestralen Pandämonien: eine Romantik, die sich nicht wie bei Poe und Chopin aus Nacht und Schauder nährt, sondern die – ähnlich wie Schuberts große C-Dur-Sinfonie und Schumanns Frühlingssinfonie, die Mendelssohn beide in seinen Leipziger Gewandhauskonzerten zur Aufführung gebracht hatte – in der Poesie des Volkstümlichen, Naturnahen, Liedhaften neue Beseeltheit sucht, wohl auch neue Menschennähe, nachdem Beethovens Symphonien den Faktor Mensch zunehmend nur noch als Menschheit begriffen hatten. Mendelssohns »nordischer Ton« Was Mendelssohns »Schottische« in dieser Hinsicht ganz speziell auszeichnete, war ihr »nordischer Ton«: also eine melancholisch-versonnene Melodienbildung, die ebenso sehr von der real erlebten herben Naturschönheit der nebelversunkenen Hebriden wie von den imaginierten Mythen eines Bardentums à la Ossian herrührte. (Ossian, das war der Fake des ausgehenden 18. Jahrhunderts: vermeintlich authentische Gesänge eines mythischen Barden, die doch aus anonymer zeitgenössischer Feder stammten. Diese gefälschten Verse haben eine wahre Welle Der vielleicht »deutscheste aller Komponisten« leidenschaftlichster Empfindsamkeit hervorgerufen, auf der auch Goethes Werther mit schmachtenden Seufzern trieb.) Mendelssohn hatte diesen »nordischen Ton« schon in seiner Ouvertüre Die Hebriden und in seiner Phantasie écossaise für Klavier op. 28 angeschlagen. Dass damit in romanischen Ländern weniger Kapital zu machen wäre als in England und Deutschland, den Ländern seiner größten Erfolge (Mendelssohn hat die britischen Inseln zehnmal bereist!), versteht sich fast von selbst, zumal in einer Zeit, die auf der Suche nach nationaler Einigung weitaus weniger um fremde als um die jeweils eigene Kultur und Geschichte bemüht war. Womit wir wieder bei Wagner wären – oder doch nicht? Wiederentdeckung von Johann Sebastian Bach Mendelssohn suchte als Komponist auch nach nationalen Wurzeln, aber dies weniger in Mythologie und Geistesgeschichte als in der deutschen Musik, und das wohl intensiver als alle anderen. Daran war das ebenso wohlhabende wie in seinem aufgeklärt-bürgerlichen Ehrgeiz kulturbeflissene Elternhaus nicht unschuldig. Mendelssohns Mutter Lea hatte bei Kirnberger Cembalo-Unterricht gehabt und war dadurch schon ungewöhnlich eng mit der Musik seines Lehrers J. S. Bach vertraut; sie drillte Felix‹ ältere Schwester Fanny (deren musikalische Ausnahmebegabung von Vater wie Bruder zeittypisch nur als Hobby akzeptiert wurde) dazu, im zarten Alter von 13 Jahren alle 24 Präludien des Wohltemperierten Klaviers auswendig vorzutragen. Mendelssohn selbst lernte als Kind zunächst Orgel, »Kulturbeflissenes Elternhaus«: Schwester Fanny Mendelssohn brachte es dann recht weit auf der Geige, brillierte schließlich auf dem Klavier unter der Anleitung des komponierenden Virtuosen Ludwig Berger. Während Berger den Knaben mit der modernen Klavierliteratur seiner Zeit vertraut machte, führte ihn der Unterricht beim Leiter der noch jungen Berliner Singakademie, Carl Friedrich Zelter, einerseits wieder zurück zu Bach, andererseits mehrmals persönlich zu dessen Freund Goethe. »Von alten und neuen Musen geküsst, brach sich Mendelssohns Hochbegabung ungehindert Bahn.« Dass Goethe die Werke des Wunderknaben, der ihm dankbar sein drittes und bestes Klavierquartett h-Moll op. 3 widmete, gegenüber denjenigen des jungen Mozart als »erwachsenere« vorzog, ist überliefert. Derart von alten und neuen Musen geküsst, brach sich Mendelssohns Hochbegabung ungehindert Bahn: Die Einrichtung regelmäßiger Sonntagsmusiken auf dem Berliner Anwesen der Familie bot ein Podium für die Aufführung eigener Werke, frühe Begegnungen mit Musikern wie Weber, Hiller, Moscheles, Chopin formten seinen Geschmack weiter aus, das großmütterliche Weihnachtsgeschenk einer vollständigen Abschrift der Bachschen Matthäuspassion im Jahr 1823 schließlich lenkte das historistische Interesse des jungen Komponisten auf immer festere Gleise. Zelter erlaubte dem 20jährigen, Bachs Passion in der Singakademie aus hundertjährigem Dornröschenschlaf zu erwecken; Die andere große und ebenso früh beginnende Konfrontation war die mit dem Übervater der romantischen Tonsetzer: Beethoven. Das Unglaubliche an dieser schöpferischen Auseinandersetzung ist, dass sich der Jüngling Mendelssohn nicht mit den etablierten Werken der frühen und mittleren Periode (wie wenige Jahre zuvor etwa Schubert), sondern von Anfang an mit Beethovens esoterischem Spätwerk beschäftigte: also mit den letzten Quartetten und Klaviersonaten, die beide direkte Reflexe in entsprechenden eigenen Quartetten (op. 12 und 13) und Sonaten (op. 6 und 106) gefunden haben. All diese Traditionsbindung mag im Vergleich zu den mitunter geradezu abenteuerlichen musikalischen Auswüchsen des Fortschrittsdenkens, das im Schlepptau der Industrialisierung auch die Ästhetik des 19. Jahrhunderts ergriff, wie ein Hemmschuh wirken. Doch ist gerade die Besinnung auf das musikalische Erbe eine der Hauptleitlinien desselben Jahrhunderts, die Rückseite der glänzenden Innovations-Medaille. Und genau in der Besinnung auf Bach, die kontrapunktische Strenge seines Satzes, den nüchternen Ernst und die Spiritualität seiner Werke, die unverstellte Glaubensinbrunst seiner geistlichen Vokalmusik – genau in der Anknüpfung an diese Eigenschaften lag auch ein Moment nationaler Identifikation, das Mendelssohn zum vielleicht deutschesten aller Komponisten seiner Zeit machte. Korrektiv gegen die Exzesse der französischen Romantik Dass Wagner und dann die Nazis aus ihrem Rassedünkel heraus ausgerechnet seine Musik als ›undeutsch‹ klassifizieren sollten, zählt zu den bittersten Ironien der Musikgeschichte. Mendelssohn hat mit der Leitung der Niederrheinischen ESSAY Musikfeste, der Leipziger Gewandhauskonzerte, als »Hauskomponist« des Preußenkönigs, als Wiederentdecker J. S. Bachs und vor allem auch durch die Gründung des ersten deutschen Konservatoriums in Leipzig, nach dessen Modell bald in halb Europa neue Konservatorien entstehen sollten, das Musikleben seiner Zeit außergewöhnlich bereichert und dafür viel Lorbeer geerntet (wenn auch nicht, wie Heine bemerkt, überall). Auch seine Musik wurde zum Maßstab, zu einer Art deutsch-historistischem Korrektiv gegenüber den Exzessen der französischen Romantik (Berlioz, Liszt) und der Oper des 19. Jahrhunderts; Schumann und Brahms verdanken ihm manches, weniger eigenständige Komponisten wie beispielsweise Anton Rubinstein, dessen notorische Melodie in F sich mühelos aus den Mustern der Lieder ohne Worte ableiten lässt, fast alles. Mendelssohns Bemühen um formale Vollendung und Klarheit, auch um eine klassische ›geistige‹ Reinheit, lässt seine Farbpalette gegenüber vielen anderen Tonsetzern seiner Zeit mitunter blass erscheinen. Dass er sich dennoch auch in der Musik lieber für die Bleistiftskizze und das flüchtige Aquarell statt für das pastose Tableau oder Fresko entschied, das auf den Opernbühnen und in vielen Konzertsälen seiner Zeit zu finden war, ist weniger Beleg für beschränktes Ingenium als für gewollte Begrenztheit. Die unwiederbringliche Frische seiner jugendlichen Triumphe wie der Sommernachtstraum-Ouvertüre oder des Oktetts macht in späteren Jahren einer Suche nach dem Gültigen, über den Moden Stehenden Platz (so wie später Brahms nach einer »dauerhaften« Musik strebte). Dabei schleicht sich nicht selten der Ton des Behäbigen, ja Biederen ein, auch der simplen Konvention (die Lieder ohne Worte bieten hierfür manches Beispiel). Noch viele Schätze sind zu bergen Doch was sich in Mendelssohns Musik ereignet hätte, wenn er nicht – vom plötzlichen Tod seiner über alles geliebten Schwester Fanny getroffen – weit vor dem 40. Lebensjahr an einem Schlaganfall gestorben wäre, ist ungewiss. Manches lässt sich möglicherweise erahnen, wenn wir das f-Moll-Quartett hören, eines 29 allaBREVE ESSAY seiner letzten vollendeten Werke überhaupt: Musik, deren Ernst alles andere als leidenschaftslos und oberflächlich ist, sondern von existenziellen Fragen durchdrungen. »Ehrgeiz im edelsten Sinn. Tiefer Sinn in allem, was er tat und sprach, vom Kleinsten zum Größten.« Manche Zeitgenossen bewunderten Mendelssohn schon zu Lebzeiten vor allen anderen, ganz besonders Schumann. In einer seiner letzten Rezensionen für die Neue Zeitschrift für Musik bezeichnet er 1843 anlässlich einer sehr wohlwollenden Besprechung der Italienischen Sinfonie die Entwicklung des Komponisten als »die glänzende Bahn dieses seltenen Gestirns«. Noch viel emphatischeres Lob zollt Schumann in nachgelassenen Erinnerungen an Mendelssohn: »Ehrgeiz im edelsten Sinn. Tiefer Sinn in allem, was er tat und sprach, vom Kleinsten zum Größten. Sein Urteil in musikalischen Dingen, namentlich über Kompositionen – das Treffendste und den innersten Kern Erfassende, was man sich denken kann. Selbstkritik, die strengste, gewissenhafteste, die mir je an einem Künstler vorgekommen. Glück- und Segenverbreitend überall. Goethe sein Vorbild. Sein Lob galt mir immer das höchste – die höchste letzte Instanz war er.« Aber Schumann berichtet auch, dass Mendelssohn schon vor seinem Tod auf schreckliche Weise fühlte, dass seine »Sendung« erfüllt war. Vielleicht ist es also neben aller Ehrenrettung erlaubt, auf manchen schwachen Punkt zu deuten, den Mendelssohn eben auch gesetzt hat und worum er wohl selbst am besten wusste. Nur sollten wir das erst tun, wenn das Gros seiner Schätze überhaupt erst geborgen wurde. Dafür bietet 2009 eine willkommene Gelegenheit. Vortrag PD Dr. Christoph Flamm »Zwischen Fuge und Gondellied: Mendelsohns Klavierwerke« Mittwoch, 6. Mai 2009, 19.30 Uhr, Ev. Christuskirche Rotenbühl. Der Autor Christoph Flamm wurde 1995 mit einer Dissertation über den russischen Komponisten Nikolai Medtner promoviert. Er arbeitete von 1994 bis 2001 als Redakteur der Enzyklopädie Die Musik in Geschichte und Gegenwart im Bärenreiter-Verlag in Kassel. 2001 bis 2004 war er wissenschaft licher Angestellter in der Musikabteilung des Deutschen Historischen Instituts in Rom. Ab 2002 nahm er Lehraufträge an der Frankfurter Hochschule für Musik und Darstellende Kunst wahr. Die DFG förderte seine Habilitationsschrift über Ottorino Respighi und die italienische Instrumentalmusik seiner Zeit mit einem zweijährigen Stipendium. Seit 2007 unterrichtet er als Privatdozent am musikwissenschaftlichen Institut der Universität des Saarlands.