Landmaschinen
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60 JAHRE LANDMASCHINEN-MECHANIKER Landmaschinenmechaniker 60 Jahre PARTNER VON HANDEL UND HANDWERK 60 JAHRE LANDMASCHINEN-MECHANIKER Jung gebliebener Sechziger Streifzug durch die Geschichte eines interessanten Handwerks Im Jahr 2001 präsentiert sich ein 60 Jahre altes Handwerk „runderneuert”. Der Landmaschinenmechaniker von heute kann auf ein solides Fachwissen verFotos: Archiv, Beckschulte weisen. Es ist ein Beruf, der so vielseitig ist wie kaum ein anderer. Doch nun zum Geschehen in den vergangenen 60 Jahren. Auch der Lanz-Bulldog kann heuer seinen 80sten Geburtstag feiern. Hier in den 30er-Jahren bei Versuchen zur Entwicklung von Mähdreschern. Von Anfang an war der Bulldog natürlich auch eine wichtige Maschine bei der Ausbildung von Mechanikern. Z um Beruf des Landmaschinenmechanikers könnte man den Spruch zitieren: „60 Jahre und kein bisschen leise”. Ursprünglich war es ein reiner Monoberuf zur Sicherung der Nahrungsmittelproduktion. Heute sind die Gesellen und Meister Technik-Allrounder, die sich mit allen in den Boden oder die Landschaft eingreifenden Maschinen- und Geräten bestens auskennen. Doch nun der Reihe nach. 1941: „Offizielle Geburt” Natürlich gab es schon vor 1941 eine Verbandsorganisation für Landmaschinen. Der erste Landmaschinenhandelsverband wurde bereits 1910 gegründet. Ende Februar 1941 kam das „zweite Standbein” der Branche hinzu. Mitten im Krieg entstand per Dekret der Landmaschinenmechaniker: Der Reichsinnungsmeister ordnete die Errichtung von Pflichtinnungen des „Landmaschinenhandwerks” an. Wer persönlich befähigt und wessen Betrieb ausreichend ausgestattet war, durfte diesen Innungen beitreten. Von rund 25 000 Antragstellern 2 fanden schließlich 5 000 Berücksichtigung. Man war „kriegswichtig”, man genoss Sonderstatus und man benötigte in der Folgezeit vor allem ein gerüttelt Maß an Improvisationstalent, so zum Beispiel bei der Umrüstung von Schleppern auf den Betrieb mit Holzgas-Generatoren. Sitz des ersten Reichsinnungsverbandes war Berlin. Anfangs ein Monoberuf In der Nachkriegszeit gab es dann 1949 noch 3 300 Betriebe mit 20 000 Beschäftigten. Der Landmaschinenhandwerker war wichtiger denn je. Er leistete seinen – nicht unbedeutenden – Beitrag zum Boom der Folgejahre. Im November 1948 war aus dem „Hauptverband des deutschen Landmaschinenhandels e.V.” und dem „Hauptinnungsverband des Landmaschinenhandwerks” die H.A.G. entstanden. Unter dem Dach dieses ersten Verbandsgebildes fanden Handel und Handwerk ihre Heimat. Aus heutiger Sicht ist dies eine Selbstverständlichkeit, damals war es jedoch eine Sensation. Auch Jahre später gab es in vielen Betrieben noch unsichtbare Tren- nungsstriche durchs Büro – links Handel, rechts Handwerk. Der erste Bundesinnungsmeister war Heinrich Meyer aus Groß-Liedern, die H.A.G.Geschäftsstelle wanderte über Frankfurt (1948 bis 1950) nach Bad Godesberg (1951). Die Innungen in Rheinland-Pfalz fanden 1951 zu einem Landesinnungsverband zusammen. Dessen erster Erfolg: Ein Tarifvertrag mit der IG-Metall, ein Stundenlohn zwischen 1,18 und 1,35 Mark wurde vereinbart. Gebrauchtmaschine – was ist denn das? Zu Beginn der 50er-Jahre kommt es zu einem bis dahin unbekannten Phänomen: Der Landwirt will beim Kauf eines neuen Schleppers seine alte Maschine in Zahlung geben! Regional wollten dies bis zu 80 Prozent der Kunden! Unglaublich! Doch die Karawane zieht weiter. Bereits 1952 – einige Jahre vor der Europäischen Wirtschafts Gemeinschaft (EWG) – schließt sich die Branche europaweit zum „Centre de liaison international des marchands des AGRARTECHNIK SONDERDRUCK LMM Auf dem Weg zum Servicebetrieb War es bislang vor allem der Vertrieb, dem die Werkstatt beim Fertigmachen der verkauften Maschine zur Seite stand, so wendete sich das Blatt. Die Werkstatt erreich- Ein erfolgreiches Gespann: Bundesinnungsmeister Heinz-Jürgen Müller (re.) und Hauptgeschäftsführer Thomas Fleischmann. te in den 60er-Jahren erstmals echte Servicefunktionen, es wurde repariert und gewartet. Spitzenwerte von bis zu 12 000 Lehrlingen ließen den LandmaschinenHandwerker auf Position zwölf der Ausbildungsstatistik im deutschen Handwerk vorrücken. Jedes Jahr absolvierten fast 400 junge Menschen die Meisterprüfung, über 3 100 Gesellen bildeten die 3 900 in AGRARTECHNIK SONDERDRUCK LMM Der Markt für Landmaschinen wird enger (relative Entwicklung) Landwirtschaftliche Betrtiebe landw. Vollerwerbsbetriebe Landmaschinen-Fachbetriebe Quelle: HAG machines agricoles et des réparateurs“ (CLIMMAR) zusammen, dem heute mehr denn je benötigten europäischen Verband. 1954 wird die BFA Lüneburg eingeweiht. Ein Lehrgang für Landmaschinenkaufleute dauerte 1957 an der BFA Lüneburg genau fünf Tage. Drei Jahre später tritt die Innung des Saarlandes der H.A.G. bei, erst 1969 wird mit dem Landesinnungsverband Bayern der Bundesverband komplett. 1955 wird der „Hauptinnungsverband” zum Bundesinnungsverband. Zum ersten Bundesinnungsmeister wählt die Versammlung Heinrich Oestreich aus Lippstadt. Mit fast 100 000 Schlepper-Neuzulassungen geht das Jahr 1955 in die Branchengeschichte ein. Wegen ruinösen Marktgebahrens verpflichten die ersten Hersteller den Handel, Neumaschinen nur noch zu Listenpreisen zu veräußern und Gebrauchtmaschinen nur noch nach Schätzung durch Sachverständige hereinzunehmen. Eines der Ergebnisse der Handwerkszählung 1956: Es gab 2 141 Landmaschinenmechaniker-Meister in 3 594 Betrieben mit 24 148 Beschäftigten, darunter befand sich eine Frau – ein Verhältnis, an dem sich bis heute nichts Wesentliches geändert hat. die Handwerksrolle eingetragenen Betriebe jährlich aus. Bis zu zwei Milliarden Mark gaben die westdeutschen Landwirte für Instandhaltungs- und Reparaturmaßnahmen aus. Auf satte 9,15 Mark bezifferte die H.A.G. 1963 den durchschnittlichen Stundenverrechnungssatz der Werkstatt. 1970 übernimmt Franz Tschauner aus Frankfurt das Ruder beim Handwerksverband in der H.A.G. Nach 20 Jahren an der hauptamtlichen Spitze ging mit Direktor H.W. Fenge ein Urgestein der Branche in den Ruhestand; Walter Haffa folgte ihm nach, eine kaum weniger schillernde Persönlichkeit der Branche auf dem Stuhl des Hauptgeschäftsführers. Unter Bundesinnungsmeister Paul Ritter aus Zell beginnt ab 1977 die Umstrukturierung des Landmaschinenhandwerkers zum -mechaniker. Bereits damals wurde das Berufsbild inhaltlich um Kommunal- und Gartentechnik sowie Baumaschinen erweitert. Erst im März 1989 wurde die (damals) “neue Ausbildungsordnung” fertig. Diese erste inhaltliche Diversifikation ist wohl mit ein Grund dafür, dass es ab Mitte der 70er-Jahre zu einem Anstieg der in die Handwerksrolle eingetragenen Betriebe kam. Über viele Jahrzehnte waren immer um die 4 000 private und genossenschaftliche Servicebetriebe eingetragen, jetzt stieg die Zahl der Eintragungen jährlich um 100 Unternehmen. 1987 wurden bereits 4 909 Betriebe gezählt. Seit 1985 leitet Thomas Fleischmann als Hauptgeschäftsführer die Geschicke der H.A.G., damals noch in der Geschäftsstelle Bonn. 1988 begann das „eheähnliche“ Verhältnis von Verband und der 20 Jahre älteren AGRARTECHNIK mit Sitz in Würzburg, das auch heute in Zeiten von Internet und E-Commerce noch besteht. 1991 nimmt die H.A.G. mit den LandesFachverbänden aus den neuen Ländern rund 1 000 Fachbetriebe in ihre Reihen auf. Das Landmaschinenmechaniker-Handwerk in Deutschland zählt nun fast 46 000 Beschäftigte in 5 800 Betrieben. Rekordverdächtige 766 Meisterprüfungen werden 1991 verzeichnet. Unter Heinz-Jürgen Müller, Nordstemmen, als Bundesinnungsmeister erfährt das LMM-Handwerk – so die eingebürgerte Abkürzung – seine aktuelle Ausprägung: Der „neue Landmaschinenmechaniker“ geht aus der Deregulierung des Handwerks gestärkt hervor, das Meisterberufsbild wird um Baumaschinen und Motorgeräte erweitert. Auch die Gesellenausbildung wird angepasst, die überbetrieblichen Ausbildungsmaßnahmen fixiert. Mit dem Automobilkaufmann und Servicetechniker widmet sich der Berufsstand neuen Aus- und Weiterbildungsthemen, die den vertretenen Branchen neue Eckpfeiler bieten. Auch gelingt es Bundesinnungsmeister Müller, Bildungsund Handwerksthemen in die Kollegenverbände im europäischen Umfeld zu tragen, CLIMMAR veranstaltet 1998 erste „Ausbildungstage“ in Brüssel. Wesentlichen Anteil daran hat die neue Bürogemeinschaft der Geschäftsstelle der H.A.G. mit dem Bundesverband Metall (BVM) in Essen. Heute treffen wir auf einen putzmunteren 60-jährigen Landmaschinenmechaniker, der bald als „Mechaniker für Land- und Baumaschinentechnik“ auftreten wird. Mit seinem Urvater von 1941 verbinden ihn noch Namensteile, die Technik der ersten Jahre steht im Museum. Das kann man vom neuen Landmaschinenmechaniker nicht behaupten: Das moderne Landmaschinenmechaniker-Handwerk genießt heute einen soliden Ruf, bietet eine inhaltlich breite und vielseitige Ausbildung mit attraktiven Zukunftsaussichten. 3 60 JAHRE LANDMASCHINEN-MECHANIKER Meisterlich Das neue Meisterprüfungsberufsbild liegt jetzt vor gesamte Bandbreite der Meisterprüfung gelegt. Nicht nur Teil I und II wurden überarbeitet, auch die allgemeinen verbindlichen Teile III und IV sind nun modernisiert. Foto: Beckschulte Meister als Unternehmer D ie umfangreichen, zeitraubenden Arbeiten vieler Experten aus der Verbandsorganisation sind erfolgreich abgeschlossen. In Abstimmung mit den Sozialpartnern und dem Verordnungsgeber, dem Bundesminister für Wirtschaft und Technologie (BMWi), ist ein modernes, zeitgemäßes Meisterprüfungs- berufsbild entstanden. Es stellt die Kompetenz des Meisters als Unternehmer und Führungskraft eines Betriebs in den Vordergrund. Natürlich sind auch die notwendigen technischen Befähigungen definiert. Das neue Meisterprüfungsberufsbild soll den Landmaschinenmechaniker auf seine künftige Rolle als Unternehmer vorbereiten. Fachwissen pur steht künftig nicht mehr im Vordergrund, der neue Meister wird nach dem Leitsatz „Wie kann der zukünftige Meister als Unternehmer am Markt in unserem Handwerk bestehen?” ausgebildet. Natürlich hat diese Neuordnung unmittelbare Auswirkungen auf die Meister-Vorbereitungslehrgänge, das zusätzliche Wissen wird Gegenstand der Prüfung sein. Das neue Meisterprüfungsberufsbild tritt am 1. Juli 2001 in Kraft und löst dann das alte Berufsbild vom September 1978 ab. Ein wesentliches Element des „neuen Meisters” ist die Aufnahme einer Präambel als Einführung in das Meisterprüfungsberufsbild, dort steht schwarz auf weiß: „Durch die Meisterprüfung im Landmaschinenmechaniker-Handwerk wird festgestellt, dass der Prüfling befähigt ist, einen Handwerksbetrieb selbstständig zu führen, Leitungsaufgaben in den Bereichen Technik, Betriebswirtschaft, Personalführung und entwicklung wahrzunehmen, die Ausbildung durchzuführen und seine berufliche Handlungskompetenz selbstständig umzusetzen und an neue Bedarfslagen in diesen Bereichen anzupassen..” Diese Präambel drückt sehr treffend aus, was vom neuen Meister erwartet wird. In Verbindung mit der neuen Meisterprüfung in allen vier Teilen ergibt dies ein rundes Bild davon, worauf wir unsere neuen Meister vorbereiten müssen. Diese müssen wissen, dass nicht allein die Beherrschung von Techniken das Überleben der Betriebe am Markt garantiert, sondern das Zusammenwirken vieler Elemente. Auch vor dem Hintergrund der fortwährend geführten Diskussion über die Beibehaltung der Meisterprüfung ist diese Fortentwicklung wichtig. Die Sozialpartner auf Arbeitnehmerseite – für Landmaschinen die IG-Metall – trägt die neue Meisterprüfung mit. Sie akzeptiert damit, dass der neue Meister weit mehr ist und kann als ein gut ausgebildeter Geselle oder Facharbeiter. Handlungsorientierung Was sich geändert hat Das neue „Meisterprüfungsberufsbild“ beschreibt unter anderem, was für das Bestehen der Meisterprüfung erforderlich ist. Vorbehaltsbereiche, mehr oder weniger scharfe Abgrenzungen zu anderen Handwerken – wie sie durch die früheren Berufsbilder möglich waren – gibt es jetzt nicht mehr. Bei der Neustrukturierung wurde auch Wert auf die 4 In den neuen Verordnungen ist das Prinzip der so genannten „Handlungsorientierung” als Kernelement der neuen Meisterprüfung konsequent aufgegriffen worden. Nicht die Prüfung von reinem technischen Fachwissen soll in der Meisterprüfung und -vorbereitung im Vordergrund stehen, sondern eine an die Anforderungssituation der Praxis ausgerichtete Expertenkompetenz. Die Handlungsorientierung kommt darin zum Ausdruck, dass die zu lösenden Prüfungsaufgaben nicht die Wiedergabe von Wissen, sondern die Lösung repräsentativer technischer, betriebswirtschaftlicher und pädagogischer Praxisprobleme in der Unternehmensführung erfordern. Zu diesem Zweck werden entsprechende Prüfungsaufgaben mit aufgenommen: • Meisterprüfungsprojekt einschließlich Fachgespräch und Situationsaufgaben in Teil I, die vom Kandidaten eine umfassende Problemlösung verlangen. • Fallorientierte Prüfungsaufgaben in Teil II, die den Kandidaten veranlassen, sich mit der Lösung eines komplexen Technikproblems auseinanderzusetzen. • Prüfungsaufgaben in den Teilen III und IV, die vom Kandidaten die Lösung betriebswirtschaftlicher, berufs- und arbeitspädagogischer Fälle verlangen. Der Kandidat soll also in der Prüfung darlegen können, dass er in der Lage ist, Expertenwissen anzuwenden, die Prüfung soll als Spiegelbild der täglichen Arbeit dienen. Neue Pfade betreten Die H.A.G. ist sich bewusst, dass mit den neuen Prüfungen alte Pfade verlassen werden. Es ist dabei ersichtlich, dass sich diejenigen, die sich mit Prüfungen und Prüfungsvorbereitung befassen, auf neue Themen und Forderungen einstellen müssen. Dies wird nicht immer leicht sein, neue Begriffe wie „Handlungsorientierung“ oder „fallorientierte Aufgaben“ machen dies deutlich. Die H.A.G. will die Meisterprüfungsausschüsse im LMM-Handwerk und die Institutionen, die Vorbereitungslehrgänge anbieten, möglichst umfassend bei diesen neuen Aufgaben unterstützen. Dies wird nicht leicht und ist zeit- sowie kostenintensiv. Der Bundesverband hat daher im Zusammenwirken mit dem Forschungsinstitut für Berufsbildung im Handwerk an der Uni Köln (FBH) den Bundesminister für Bildung und Forschung für ein Projekt gewinnen können, das Hilfestellungen für die Meisterkurse und -prüfungen leistet: • Entwicklung und Erprobung von „Prototypen” für die Meisterprüfung in den Teilen AGRARTECHNIK SONDERDRUCK LMM VERÄNDERUNGEN BEI DER MEISTERPRÜFUNG AUF EINEN BLICK Beschreibung der Anforderungen in der Meisterprüfung Beschreibung der Anforderungen an den Meister als Betriebsleiter („Manager“) Technik ist dabei der nötige Unterbau Beschreibung von Kenntnissen, Tätigkeiten und Fertigkeiten zum Zwecke der Meisterprüfung Inhalte des Meisterprüfungsberufsbildes: – Betrieb selbstständig führen – Leitungsaufgaben in Technik, Betriebswirtschaft und Personal – Ausbildung durchführen – berufliche Handlungskompetenz in den Vordergrund stellen Meisterprüfung - Teil I: Meisterprüfungsprojekt ist jetzt ein ganzheitliches Projekt: – Entwurf, Planung, Kalkulation – Aufbau, Anfertigung – Protokollierung – Fachgespräch zum Projekt – Aufgabendurchführung an Land- und Baumaschinen oder Motorgeräten – zusätzlich: Situationsaufgabe vervollständigt die Meisterprüfung Meisterprüfung - Teil II: Neue Fächer: – Maschinentechnik – Maschineninstandhaltung und -instandhaltungstechnik – Auftragsabwicklung – Betriebsführung und Betriebsorganisation Aufgabenstellungen werden fallorientiert formuliert, Verbindung mehrerer Qualifikationen Mündliche Prüfung nur zum Bestehen von Teil II erforderlich „Update” für die Gesellenprüfung N eben dem jetzt abgeschlossenen neuen Meisterprüfungsberufsbild wird auch die „restliche” Ausbildung überarbeitet. Der Startschuss dafür ist bereits im November 2000 gefallen, Arbeitstitel: „Mechaniker für Land- und Baumaschinentechnik“. Schon diese neue Namensgebung macht die wesentlichen Bereiche der Ausbildung deutlich: Neben der klassischen Landtechnik wird die Baumaschinentechnik stärker eingebunden. Dadurch erübrigt es sich, einen eigenen Ausbildungsberuf für Baumaschinen zu kreieren. Auch der Motorgerätebereich wird deutlich herausgearbeitet. Damit steht der neue „Mechaniker für Land- und Baumaschinentechnik“ für den Allrounder, der alle Arbeiten an Maschinen für die Landwirtschaft über Garten und Kommune bis hin zu Baumaschinen beherrscht. Die Neuordnung der gesamten Fahrzeugtechnischen Berufe: Dazu gehören neben dem „alten” Landmaschinenmechaniker vor allem die Kfz-Berufe, die Karosserie- und Fahrzeugbauer sowie die Zweiradmechaniker. Hier werden folgende Neuerungen diskutiert: AGRARTECHNIK SONDERDRUCK LMM • Schaffung einer neuen Gruppe Fahrzeugtechnik, also die Herauslösung der Berufe aus der bisherigen Gruppe Metalltechnik, • Bildung eines gemeinsamen ersten Lehrjahres mit Schwerpunkt FahrzeugService, • Metallbe- und -verarbeitung sollen dann ab dem zweiten Lehrjahr folgen, • Die Möglichkeit einer Fachrichtungs- oder Schwerpunktbildung in der Fachstufe. Das so genannte „Antragsgespräch“ zur Eröffnung des Verfahrens findet im Sommer 2001 beim Bundeswirtschaftsminister statt. Nach der Sommerpause werden dann die Sachverständigen von Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite die Inhalte erarbeiten. Wann die neue Ausbildungsordnung schließlich in Kraft treten wird, hängt wesentlich vom zügigen Fortkommen im laufenden Verfahren ab. Ob dies bereits zum Ausbildungsbeginn 2002 möglich sein wird, ist derzeit nicht erkennbar. Wir arbeiten daran. Quelle: HAG I bis IV, • Konzeption und Durchführung von Seminaren zur Schulung von Mitgliedern der Prüfungsausschüsse sowie Dozenten der Meisterkurse, • Entwicklung eines internetgestützten Informationssystems für Prüfungsausschüsse, • Erarbeitung von Umsetzungshilfen für die Meisterprüfungen, im Besonderen Leitfäden für die Prüfer. Die Federführung bei der Umsetzung dieser Maßnahmen übernimmt die Meisterschule des Fachverbandes (BFA Lüneburg). Mit dem neuen Berufsbild wurde ein weiterer Meilenstein gesetzt. Allen, die daran arbeiteten, die mit ihren Anregungen und ihrer Kritik für ständige Verbesserungen sorgten, gilt der Dank der Branche. Zusammen mit allen Experten ist der Bundesverband H.A.G. zuversichtlich, zum Beginn des neuen Jahrtausends einen entscheidenden Schritt in die Zukunft getan zu haben. 5 60 JAHRE LANDMASCHINEN-MECHANIKER Die „neue” Ausbildung Foto: Werkbild Fahrzeugtechnische Berufe sind neu geordnet, Schulungen stehen bevor Die Neuordnung der fahrzeugtechnischen Berufe hat begonnen, das Berufsbild für die Meisterprüfng ist fertig. Diskutiert wird immer noch die Ausbildung zum “Servicetechniker”. A uf der zweiten H.A.G.Vorstandssitzung berichtete Bundesinnungsmeister Heinz-Jürgen Müller, dass die Neuordnung des Meisterprüfungsberufsbildes Landmaschinenmechaniker nun abgeschlossen ist. Die neuen Prüfungsausschüsse werden demnächst entsprechend der neuen Vorgaben geschult. Diese Schulungen werden gefördert und – koordiniert von der H.A.G. – an verschiedenen Standorten in Deutschland durchgeführt. Unser Handwerk ist damit eines der ersten, das die neu- 6 en Modalitäten erfüllen kann. Landmaschinen in der Gruppe der fahrzeugtechnischen Berufe: Am 25. Juni hat das Antragsgespräch zur Neuordnung der fahrzeugtechnischen Berufe beim Bundes-Wirtschaftsminister stattgefunden. Neu daran ist unter anderem, dass das LandmaschinenmechanikerHandwerk in der Grundstufe den fahrzeugtechnischen Berufen folgen soll. Ab dem zweiten Lehrjahr erfolgt die Ausbildung an Land- und Baumaschinen, ab dem dritten und vierten Lehrjahr könnte eine “Ausprägung” – zum Beispiel Motorgeräte, Baumaschinen – erfolgen. Auch die Bezeichnung als “Mechaniker für Land- und Baumaschinentechnik” soll der BranchenRealität angepasst sein. Gegenüber Berufen nach Handwerksordnung, die nur von Handwerkern ausgebildet werden können, soll der neue Beruf auch nach Berufsbildungsgesetz (BBiG) geregelt werden. Dieser kann dazu auch von anderen Betrieben außerhalb des Handwerks ausgebildet werden. Die Industrie – insbesondere die Vertreter der Baumaschinenhersteller – und die Gewerkschaften hatten ihre Zustimmung zum neuen Mechaniker für Land- und Baumaschinentechnik davon abhängig gemacht, dass der neue Beruf auch nach BBiG ausgebildet werden kann. Der Berufsbildungsausschuss hat dieser Öffnung im Frühjahr 2001 bereits zugestimmt, der H.A.G.-Vorstand ist ihm gefolgt. Mit den Folgen und der Formulierung eventueller Maßnahmen, die ein maximales Verbleiben im Handwerk sicherstellen sollen, befasst sich eine eigens dafür eingerichtete Arbeitsgruppe. Servicetechniker Der Servicetechniker Landund Baumaschinen wird in der Branche immer wieder diskutiert. Ein Grund dafür ist sicher, dass ein großer Hersteller auf der Basis des Kfz-Servicetechniker entsprechend ausbildet. Ein wesentliches Argument für den noch in der Konzeption befindlichen Servicetechniker ist die Anrechnungsmöglichkeit auf Teile der Meisterprüfung, Teile I oder II. Dabei darf naturgemäß der herstellerspezifische Anteil einen gewissen Rahmen nicht überschreiten. Ein eigenes Konzept erstellt derzeit der H.A.G.-Berufsbildungsausschuss in enger Zusammenarbeit mit dem Forschungsinstitut für Berufsbildung im Handwerk (FBH). Keinesfalls darf man diesen Servicetechniker mit dem derzeit noch so genannten Melkservice-Techniker verwechseln. Diese Bezeichnung steht für eine Qualifizierungsmaßnahme, konzipiert von der DLG, und zwar in enger Zusammenarbeit mit den Melktechnikherstellern. Der Absolvent solcher Kurse wird über den rein technischen Aspekt hinaus mit einem größeren Verständnis für Milchvieh, Melk-, Milchmanagement und Tierphysiologie “versorgt”. DLG und H.A.G. haben dazu ein Konzept erarbeitet, um eine “Service-Fachkraft Melktechnik” zu schaffen, ähnlich der Elektro-Fachkraft für Motorgeräte. ■ AGRARTECHNIK SONDERDRUCK LMM Top-Ausbildung Die überbetriebliche Lehrlings-Unterweisung Die so genannte „ÜBL” ist ein wichtiger Teil der Ausbildung im dualen Sytem. Auf Innungsversammlungen wird sie immer wieder – zu Unrecht – in Frage gestellt. Fest steht, dass sie Fertigkeiten vermittelt, die über die Möglichkeiten vieler Ausbildungsbetriebe hinaus gehen. D ie Überbetriebliche Unterweisung (ÜBL) steht immer wieder im Brennpunkt vieler Diskussionen. Sie ist jedoch Teil der betrieblichen Ausbildung im dualen System. Die dort definierten Kurse ergänzen und unterstützen die betriebliche Ausbildung, sie homogenisieren das Ausbildungsniveau in bestimmten relevanten Berufsschwerpunkten. Der ÜBL kommt gerade im umfangreichen Berufsbild des Landmaschinenmechaniker-Handwerks besondere Bedeutung zu. In Abstimmung mit den Gewerkschaften hat die H.A.G. deshalb bereits 1991 bestimmte ÜBL-Kurse festgelegt. An den mit „obligatorisch“ ausgewiesenen Kursen muss der Lehrling teilnehmen. Sie stellen Kernelemente der Ausbildung dar und sind auch eine gute Vorbereitung auf die Gesellenprüfung. Die „freiwilligen“ ÜBLKurse kann eine Innung in Zusammenarbeit mit der zuständigen Handwerkskammer durchführen. Mit seinem ÜBL-Programm liegt das Landmaschinenmechaniker-Handwerk – vom Zeitaufwand her gesehen – weit unter den Ausbildungsmaßnahmen von anderen Metallhandwerken. Damit sind auch die Belastungen für den Einzelbetrieb weitaus geringer. Konzentrierte Wissensvermittlung Die überbetriebliche Lehrlingsunterweisung ist ein Teil der betrieblichen Ausbildung. Ausbildungsinhalte, die der Betrieb vermitteln soll, werden an einer Bildungseinrichtung in konzentrierter Form „eingetrichtert”. An dieser Stelle ergeht der Appell an alle Ausbildungsbetriebe und AGRARTECHNIK SONDERDRUCK LMM Innungen vor Ort: Sprechen Sie mit den Ausbildern in Ihren Kursstätten! Nehmen Sie Einfluss, sagen Sie, was in Ihren Betrieben gebraucht wird! Üben Sie Kritik, bringen Sie sich ein! Die ÜBL ist schließlich ein Ausbildungsteil Ihres Betriebes. Der Deutsche Handwerkskammertag (DHKT) hat die Vorteile der ÜBL zusammengestellt. Hier zuerst die Vorteile für den Einzelbetrieb: • Die Ausbildungsinhalte orientieren sich am betrieblichen Bedarf. • Das praxisorientierte Lehrgangsangebot wurde mit den zentralen Fachverbänden erarbeitet. • Zeitintensive Ausbildungsinhalte werden vermittelt, ohne dass sie den betrieblichen Ablauf stören. • Fertigkeiten, die über die Spezialisierung des Betriebs hinausgehen werden vermittelt. • Neue Technologien sowie Anwendung von Informations- und Kommunikationstechniken werden erläutert. • Kostengünstiges Lehrgangsangebot aufgrund öffentlicher Förderung. Nicht nur der Ausbildungsbetrieb, auch die Lehrlinge profitieren von dieser Art der Wissensvermittlung: • Unterstützung bei der beruflichen Grundausbildung, • systematische Vermittlung von Fachqualifikation, • Blick über den Tellerrand, Erlernen von überbetrieblichen Inhalten, • Zeit zum Lernen außerhalb des betrieblichen Alltags, • Arbeiten im Team mit Lehrlingen und Ausbildern • Vermittlung neuester Technologie, • Fördermaßnahmen bei Lernschwierigkeiten. Fördermittel fließen Die ÜBL-Lehrgänge werden mit Bundesund Landesmitteln gefördert. Die noch zu zahlenden Kursgebühren je Teilnehmer – bei den gleichen Kursen – variieren dennoch zwischen den Ausbildungsstätten erheblich. Dies hat die H.A.G. mit Hilfe einer Umfrage herausgefunden. Die Ergebnisse der Befragung liegen bei allen Landesverbänden vor. Die Schulungsquote ist der Maßstab für die Inanspruchnahme eines bestimmten Lehrgangs: Wieviel Prozent der Lehrlinge aus der Fachstufe (drittes und viertes Lehrjahr) nahmen an einem ÜBL-Kurs teil? Hier die aktuellen Zahlen: • SCHW-MAG1: 20,4 Prozent, • M-L1/94: 19,7 Prozent, • M-L2/94: 14,7 Prozent, • MET-L2/94: 19,7 Prozent, • STEU-LF/94: 72,5 Prozent und • LF-ELT95: 53,6 Prozent. Die Schulungsintensität ist das Maß für die Dauer der Kurse, gerechnet in Wochen. In Deutschland liegt dieser Aufwand im statistischen Durchschnitt bei 3,5 Wochen. Neue Lehrgänge in Sicht: Die bestehenden Lehrgänge sollen so lange fortgeführt werden, bis eine Überarbeitung im Rahmen der Neuordnung der Berufsbilder erfolgt ist. Aktuell will die H.A.G., so hat es kürzlich der Berufsbildungsausschuss empfohlen, den Lehrgang LF-ELT95 überarbeiten. Seine Inhalte: Vermittlung von Praxiserfahrungen im Bereich Elektrik/Elektronik. Durch das „update” soll gewährleistet werden, dass die Ausbildung konkret an Traktoren, Landmaschinen und -geräten erfolgt. Die Überarbeitung hat begonnen, über die Ergebnisse wird laufend informiert. 7 60 JAHRE LANDMASCHINEN-MECHANIKER Top-Job Aktuelle Materialien zur Nachwuchswerbung Arbeitsplanung unter Verwendung von technischen Unterlagen E Einstellen, Beurteilen, Störungen eingrenzen Demontieren, Montieren Elektrische, elektronische, pneumatische und hydraulische Steuerungen und deren Komponenten Installieren von Anlagen Ausrüsten, Umrüsten 8 in Beruf wie der Landmaschinenmechaniker – und da sollten sich alle nichts vormachen – ist in der Ausbildungslandschaft emotional nicht überall positiv besetzt. Wer weiß denn schon, dass dieser Geselle ein Technik-Allrounder an Landund Baumaschinen ebenso wie an Gartengeräten, auf dem Golfplatz oder in der Kommunaltechnik ist? Auch dass die umfassende technische Ausbildung ihresgleichen suchen kann, fällt nicht in die Rubrik „Allgemeinbildung”. Bei der Nachwuchswerbung gibt es noch viel aufzuklären. Und das versucht der Verband seit einigen Jahren aktiv, zuletzt 1999 mit der Aktion Top-Job. Top-Job ist auch der Titel einer Nachwuchswerbebroschüre – farbig und informativ. Sie zeigt viele Tätigkeiten und Arbeitssituationen dieses Berufes auf. „Gute Gründe für eine gute Entscheidung“, nämlich für diesen Beruf, sind ebenso enthalten wie Platz für einen Firmenund/oder Verbandseindruck. Drei Einleger beschreiben komprimiert, welche Tätigkeiten an welchen Maschinen im jeweiligen Bereich (Landmaschinen, Motorgeräte, Baumaschinen) anfallen. Der Betrieb hat die Wahl, entweder alle, zwei oder nur einen Einleger zu nutzen. Poster für Stellwände: Auf Basis der Deckblätter Top-Job gibt es vier A1-Poster für die in den meisten Innungen vorhandenen Stellwände. Ausbildungspläne: Die betriebliche Ausbildungsdauer von dreieinhalb Jahren umfasst naturgemäß eine Menge Stoff. Hierbei die Übersicht zu behalten ist nicht immer einfach. Deshalb haben sich die Ausbildungspläne durchgesetzt, die mit anschaulichen Bildern (Piktogrammen) thematisch die gesamte Ausbildungszeit abbilden und erläutern. Der offizielle (grüne) Ausbildungsplan ist damit die optische Umsetzung der gesamten Lehrzeit, er gehört zu jedem Lehrvertrag dazu. Als Umsetzungshilfe für Motorgeräte-Fachbetriebe dient ein ähnlicher orangefarbener Plan. Beide wurden vom Deutschen Handwerkskammertag (DHKT) „abgesegnet”. Neu ist auch ein 15-minütiges Video zum Beruf mit dem Titel „Das kannst du werden: Landmaschinenmechaniker“. Dieser Film sollte nicht nur in jedem Landesinnungsverband, sondern auch in jeder Innung vorliegen. Aufgrund seiner professionellen Aufmachung und Technik kann er auf Nachwuchswerbetagen aller Art eingesetzt werden. Alle hier vorgestellten Materialien werden auch im Internet-Shop (unter www. landmaschinenverband.de ) angeboten. AGRARTECHNIK SONDERDRUCK LMM Meister-Schmiede 117. Meisterprüfungs-Lehrgang abgeschlossen. D ie Bundesfachlehranstalt (BFA) Lüneburg bereitet jährlich in zwei Kursen Kandidaten in Vollzeitunterricht auf die Meisterprüfung im Land- maschinenmechaniker-Handwerk vor. Träger ist die Verbandsorganisation des Landmaschinen-Handels und -Handwerks aus Bund und Ländern. Seit der BFA-Einweihung im Oktober 1954 wurden in 117 Lehrgängen insgesamt 3 806 Teilnehmer für die Meisterprüfung im Landmaschinenmechanikerhandwerk fit gemacht. Pro Jahr sind das über 60 Absolventen, etwa ein Viertel aller Meisterprüfungskandidaten in Deutschland – damit ist die BFA „Marktführer“ unter den insgesamt etwa 20 Meisterschmieden unseres Handwerks. Traditionell ist die BFA als kompetenter Dienstleister in allen Ausbildungs- und Prüfungsfragen in die Verandsorganisation eingebunden, so im Berufsbildungsausschuss und seinen vielen, je nach Themenstellung zusammentretenden Unterausschüssen, beim Praktischen Leistungs- wettbewerb der Handwerksjugend – zuletzt im November 2000 – oder auch als Gastgeber des „1. Handwerkertages Land- und Baumaschinen“ im September 1999. ■ Die Bundesfachlehranstalt in Lüneburg hat seit ihrer Gründung im Oktober 1954 fast 4000 Teilnehmer in Lehrgängen auf die Meisterprüfung vorbereitet. Bundesinnungsmeister Heinz-Jürgen Müller (rechts) und Schulleiter Dr. Fritz Michalczyk (links) mit den Absolventen des 117. Lehrgangs vom Februar 2001. Der Praktische Leistungswettbewerb der Handwerksjugend führt regelmäßig in die BFA: Die Landessieger 2000 – von links nach rechts – Christian Sailer (Baden-Württemberg), Kai Willmann (Niedersachsen), Patrik Eichenlaub (Rheinland-Pfalz), Michael Pischke (Schleswig-Holstein), Albert Ostermeier (Bayern), Michael Wohlfahrt (Thüringen), Jörg Christian Pockrandt (Hessen), Stefan Peeters (Nordrhein-Westfalen) und Marco Randel (Brandenburg) ermittelten in einem eintägigen Wettkampf den Bundessieger: Christian Sailer aus Angelbachtal (Ausbildungsbetrieb: Kirsch GmbH, Meckesheim) vor Kai Willmann aus Langenbrügge und Patrik Eichenlaub aus Steinweiler. AGRARTECHNIK SONDERDRUCK LMM 9 Ausbildung wird groß geschrieben Quelle: HAG 60 JAHRE LANDMASCHINEN-MECHANIKER Zum Jahreswechsel gab es 6 486 Ausbildungsverhältnisse D as LandmaschinenmechanikerHandwerk bildete zum Jahreswechsel bundesweit 6 486 Lehrlinge aus. Die Zahl der Lehrverträge liegt damit in etwa im langjährigen Mittel. Im Vergleich zum Vorjahr sind dies 80 Auszubildende oder 0,9 Prozent weniger. Die „Anteile” der verschiedenen Lehrjahre liegen mit 24 im ersten, 26 im zweiten, ebenfalls 26 im dritten und 24 Prozent im vierten sehr dicht beieinander. Setzt man das Jahr 1995 gleich 100 an, wird der Grund des Zuwachses anhand der Grafik bis ins vergangene Jahr 2000 deutlich: Besonders die Lehrlingszahlen in den neuen Ländern explodierten förmlich. Allerdings muss man berücksichtigen, dass die Ausgangsbasis der Nachwendephase recht niedrig war. Doch auch in einigen Westländern wuchsen die Lehrlingszahlen, zum Beispiel in Rheinland-Pfalz oder Nordrhein-Westfalen. Der leichte Rückgang zum Vorjahr ist jedoch im Westen ebenso nachweisbar wie im Osten. Jeder Ausbildungsbetrieb – also alle, die tatsächlich ausbilden – bildet statistisch gesehen 2,3 junge Menschen aus. Damit sind heute bereits wieder 17 Prozent der in den Fachbetrieben Beschäftigten Lehrlinge. Dies ist auch ein gutes Argument für die Nachwuchswerbung, denn es besteht ein intensives Ausbilder-Lehrlings-Verhältnis. Dass Ausbildung wieder ein Thema ist, zeigt unter anderem die Tatsache, dass die Zahl der Ausbildungsbetriebe steigt. Mehr als die Hälfte der in die Handwerksrollen eingetragenen Betriebe sind gleichzeitig auch Ausbildungsbetriebe, ein Wert der seinesgleichen im gesamten Handwerk sucht. Statistisch bildet jeder Landmaschinen-Fachbetrieb mehr als einen Lehrling aus. Spitzenreiter sind hier SchleswigHolstein und Mecklenburg-Vorpommern mit je 2,8 Lehrlingen pro Ausbildungsbetrieb. Die Schlusslichter Baden-Württemberg, Berlin/Brandenburg und das Saarland bringen es jeweils nur auf 1,7 Azubis. Schulbildung der Lehrlinge: Mehr als 50 Prozent kommen aus der Hauptschule. Im Westen liegt der Anteil von Hauptschülern bei fast 60 Prozent. Bayern führt die „Hit- liste” mit über 80 Prozent an, in Niedersachsen sind es nur 40 Prozent (Ost-Durchschnitt knapp 30 Prozent). Etwa ein Drittel der Azubis sind Realschüler – im Osten 70 Prozent, Spitzenreiter ist Sachsen-Anhalt mit 83 Prozent. Hin und wieder sind auch einige Abiturienten unter den Bewerbern. Der Anteil weiblicher Lehrlinge liegt bei 0,25 Prozent: 16 Mädchen stehen 6 470 Jungs gegenüber – bei den Neuverträgen sind es nur noch drei weibliche Azubis (0,17 Prozent). Dies ist ein wirklich ernsthaft zu hinterfragendes Missverhältnis. Der Beruf Landmaschinenmechaniker gilt zwar nicht gerade als typischer Job für Frauen, doch sollten sich zum Beispiel Betriebe mit dem Schwerpunkt Motorgeräte die Frage nach dem „Warum nicht?“ stellen. Spitzenreiter ist Bayern mit fünf jungen Damen. Dies ist allerdings kein Wunder, denn in Bayern gibt es mit mehr als 1 500 Lehrlingen die bei weitem höchste Ausbildungsleistung aller Bundesländer. Der Ausländeranteil liegt bei gerade 0,7 Prozent, im Westen sind es 0,8 Prozent, im Osten 0,1 Prozent. Auch wenn die klassischen Landmaschinen-Fachbetriebe eher im ländlichen Raum beheimatet sind – dort ist der Anteil ausländischer Mitbürger meist geringer als in der Stadt – könnten eventuell noch Potenziale aktiviert werden. Die Abbrecherquote unter den Lehrlingen scheitert im LandmaschinenmechanikerHandwerk regelmäßig an der Fünf-Prozent-Hürde. Etwa 250 junge Menschen schmeißen die Brocken vorzeitig hin. Das ist bedauerlich, dennoch ein im Vergleich zu anderen Metallhandwerken geradezu paradiesischer Wert. Im Westen liegt die durchschnittliche Abbrecherquote bei 4,9 Prozent (in Baden-Württemberg bei nur 2,2 Prozent), im Osten bei 2,1 Prozent, Brandenburg/Berlin registriert nur 0,9 Prozent. Dennoch: Seit drei Jahren steigt der Wert wieder. Alle diese Informationen veröffentlicht der Bundesverband regelmäßig jährlich in der „Lehrlingsanalyse“ des SPEZIAL-Infodienstes Beruf & Bildung. Sie sind auch im Internet unter „News” (www.landmaschinenverband.de) archiviert. sbildung 10 AGRARTECHNIK SONDERDRUCK LMM Kaufmännische Ausbildung? S eit Jahren hat sich in der Kfz-Branche der „Automobilkaufmann“ etabliert, die Ausbildungszahlen steigen stetig. Dieser kaufmännische Beruf soll eine Klammer zwischen den kaufmännischen und technischen Bereichen der Betriebe bilden, um den wirtschaftlichen Erfolg auch unter erheblichem Wettbewerbsdruck zusichern. Die Berufsbezeichnung lautet „Automobilkaufmann/-frau“; die Ausbildungsdauer beträgt drei Jahre, sie findet in Betrieb und Berufsschule statt. Automobilkaufleute sind, bezogen auf den Land- und Baumaschinenbereich, bei Händlern und Herstellern tätig. Typische Arbeitsgebiete sind Disposition, Beschaffung, Vertrieb und Kundendienst. Die Ausbildungsordnung basiert auf den vier wesentlichen Geschäftsfeldern: Werkstattdienstleistung, Lagerwirtschaft, Neu- und Gebrauchtfahrzeuge sowie Finanzdienstleistungen. Die Auszubildenden werden während ihrer Lehrzeit mit allen verkaufsvor- und -nachbereitenden Tätigkeiten sowie mit allen Dienstleistungen rund um den AGRARTECHNIK SONDERDRUCK LMM Verkauf von Fahrzeugen, Maschinen und Geräten vertraut gemacht. Der Einsatz als Verkäufer ist nach dieser Ausbildungsordnung nicht vorgesehen, sicher jedoch möglich. Dazu sollten dann ergänzende Qualifizierungsmaßnahmen hinzugezogen werden. Was bedeutet dies für Land- und Baumaschinenhandel? Diese Ausbildungsordnung ist sicherlich sehr gut geeignet, den eigenen betrieblichen Nachwuchs im kaufmännischen Bereich heranzubilden. Wenn er auch ursprünglich für den Pkw-, Nutzfahrzeug- und Motorradbereich kreiert wurde, sind die Ausbildungsinhalte auf jeden Betrieb umsetzbar, der mit Land- und Baumaschinen umgeht. Das bedeutet für unsere Mitgliedsbetriebe: Sie können Ihren eigenen kaufmännischen Mitarbeiter ausbilden. Die H.A.G. wirkt mit dem Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) darauf hin, dass dieser Ausbildungsberuf überall möglichst reibungslos umgesetzt werden kann. 11 60 JAHRE LANDMASCHINEN-MECHANIKER Seminare 2002 Termine auch dezentral – zum Beispiel in Innungen – durchführen. Nahezu alle Referenten stehen Ihnen auch auf dem „Händlerzentrum“ in Halle 5 Themen / Termine / Region Erfolgsorientierte Entlohnung im gesamten Fachbetrieb mit LMV Lorenzen, Soest Werbung im Fachbetrieb – effektiv bei kleinem Budget mit Agentur Weiste, Essen Ersatzteil-/Lager-Management & Einkaufsoptimierung Dr. Forster, Pfaffenhofen Gebrauchtmaschinen-Management & Mehrwertverkauf Dr. Forster, Pfaffenhofen Kooperation von Fachbetrieben & Anpassung an die „neue” Agrarpolitik mit Dr. Forster, Pfaffenhofen Agenturgeschäft im Landmaschinenhandel mit Reg.-Dir. Adolf Scheuer, Nordkirchen Steuerprüfung und Bewertung – richtig gemacht mit Reg.-Dir. Adolf Scheuer, Nordkirchen Vermietgeschäft mit Zukunft – das Erfolgskonzept? TÜV-Nord, Hamburg Rating – vom Umgang mit Banken – aus Unternehmersicht mit M. Schwarz, Maintail auf der Agritechnica in Hannover zur Verfügung. Alle Unterlagen sind im Internet unter www.landmaschinenverband.de sowie unter www. bufamot.de, jeweils Rubrik “Termine”, online sicht-, abruf- und downloadbar. ■ Grafik: Löffler D as Motto des Seminarund Workshop-Programms der Verbandsorganisation lautet: „TopThemen mit Top-Referenten für Top-Unternehmer“. Zu jedem Thema – alle neu oder völlig überarbeitet – gibt es ein Faltblatt mit Gliederung, Teilnahmebedingungen und Anmeldeunterlagen. Die Veranstaltungen sind in aller Regel an einem Tag durchgezogen und die Termine so gelegt, dass thematisch „verwandte” Seminare an Folgetagen stattfinden. Durchführendes Institut ist die VBL GmbH im Auftrag des Bundesverbandes H.A.G. und seiner Landesverbände. Bei Bedarf lassen sich alle Termin Ort 19. Februar 2002 Kassel 20. Februar 2002 Fulda/Kassel 21. Februar 2002 Kirchheim 22. Februar 2002 Kirchheim 23. Februar 2002 Kirchheim 26. Februar 2002 Kassel 27. Februar 2002 Kassel 28. Februar 2002 HH/Hannover 4. März 2002 Kassel 5. März 2002 Frankfurt 6. März 2002 Köln/Bonn 7. März 2002 Köln/Bonn KW 10/2002 Lüneburg Zukunftsfähigkeit im Fachbetrieb – Was muss ich heute tun, um mich in 10 Jahren strategisch richtig positioniert zu haben? W. Kutschenreiter, Gailingen Internet & E-Commerce für Fachbetriebe – was alles wie geh. agrodealer, Flensburg Kommunikation mit schwierigen Kunden (nach Fall des Rabattgesetzes) – auch intern nicht einfach. J. Wirtz, Selfkant und Werne Kältetechnik an Landmaschinen – Sachkundelehrgang (2 Tage). IKET, Essen 12 AGRARTECHNIK SONDERDRUCK LMM