KonsumGlobal - Evangelische Jugend Bayern

Transcrição

KonsumGlobal - Evangelische Jugend Bayern
KonsumGlobal
Eine Anleitung zu einem
globalisierungskritischen
Stadtrundgang
Herzliche Einladung zum Spaziergang „KonsumGlobal“
Schon mal nachgedacht, wie die Jeans zu uns in die Läden
kommt? Oder was Schokolade und Kaffee vom Discounter
mit Globalisierung zu tun haben?
Globalisierung ist ein vielschichtiges und komplexes Thema. Mit einem Spaziergang möchten wir auf einfache und
spielerische Weise helfen, sich mit dem Thema Globalisierung auseinanderzusetzen. Anhand von konkreten Beispielen sollen Hintergründe der Globalisierung deutlich
und Zusammenhänge nachvollziehbar werden.
Der Spaziergang durch Geschäfte oder durch ein Kaufhaus beinhaltet verschiedene Stationen. Zum Beispiel
werden im Jeansladen die weltweite Produktion und die
ungleichen Arbeitsbedingungen deutlich. Die Fast-FoodKetten zeigen die Auswirkungen unseres Fleischkonsums.
Im Weltladen werden dagegen alternative Möglichkeiten
des Welthandels aufgezeigt.
Die Jugendreferentin Birgit Görmann hat dieses Anliegen in Stadtführungen beziehungsweise Rundgängen
umgesetzt. Je nach Schwerpunktsetzung sind sie für die
unterschiedlichen Zielgruppen geeignet: für Kinder- und
Jugendgruppen, für Konfirmanden sowie für Schulklassen. Gemeinsam mit ihrem Mann Marcel, Student der Politikwissenschaften, Soziologie und Pädagogik, erprobte
die Jugendreferentin aus Sulzbach-Rosenberg verschiede-
ne Stadtrundgänge und recherchierte im Internet sowie in
diverser Literatur.
So entstanden die vorliegenden Arbeitsblätter, die wir
als Amt für evangelische Jugendarbeit herausgeben. In
diesem Zusammenhang verweisen wir auf das Positionspapier „Globalisierung ja – aber anders!“, das die Landesjugendkammer im Februar 2004 beschlossen hat. Nach
dem Schema „Sehen, Urteilen, Handeln“ setzt sich die
Evangelische Jugend in Bayern dort mit der neoliberalen
Globalisierung auseinander und legt besonderen Wert auf
die praktische Umsetzung in der Jugendarbeit vor Ort.
Wir danken Birgit und Marcel Görmann und wünschen
viel Spaß und gute Erkenntnisse beim Spaziergang durch
die unterschiedlichen Stationen.
Christina Frey- Scholz
Hans Schlicht
Die Arbeitshilfe sowie die dazugehörenden Plakate stehen zum Download unter www.ejb.de bereit.
Impressum
Herausgeber:
Amt für Jugendarbeit der Evang.-Luth. Kirche in Bayern
Hummelsteiner Weg 100, 90459 Nürnberg
Telefon: 0911 4304-0
Email: [email protected]
Autoren:
Birgit und Marcel Görmann
Endredaktion:
Christina Frey-Scholz
Friedemann Hennings
Satz und Layout:
Markus Weber
Auflage:
500 Exemplare, August 2009
Fotos:
S. 4: © axel kock - Fotolia.com
S. 5: © jufo - Fotolia.com
S. 6: © micha - Fotolia.com, © FX Berlin - Fotolia.com
S. 8: © Marcus Kästner - Fotolia.com, © Increa - Fotolia.com
S. 9: © boettcher & petoe - Fotolia.com, © Luminis - Fotolia.com
S. 10: © Rido - Fotolia.com, © yamix - Fotolia.com
S. 11: © Sonia Boukaia-Murari - Fotolia.com
S. 12: © ExQuisine - Fotolia.com
S. 14: © yamix - Fotolia.com
S. 15: Marion Ruppaner, Bund Naturschutz
S. 16: © Andrzej Tokarski - Fotolia.com, © aris sanjaya - Fotolia.com,
Mission Eine Welt
S. 17: © Tyler Derden - Fotolia.com, Mission Eine Welt
Einleitung
Anhand der Stationen soll den Teilnehmerinnen und Teilnehmern (TN) exemplarisch aufgezeigt werden, welchen
Einfluss unser alltäglicher Konsum auf die ungleiche
Verteilung von Wohlstand in der Welt hat. Es sollen dabei
gemeinsam Alternativen gesucht werden, wie ein sozialer
und ökologischer Lebensstil möglich ist.
Es geht nicht darum, die Teilnehmenden zu belehren,
sondern alle Beteiligten zum Reflektieren über ihr eigenes Konsumverhalten anzuregen und ein Bewusstsein für
die eigene Verantwortung zu schaffen. Der Rundgang soll
aufklären und Anregung zum Nachdenken und Diskutieren sein.
Zum jeweiligen Schwerpunkt passende Geschäfte (zum
Beispiel McDonald’s für die Station Fastfood) dienen der
Anschaulichkeit. Sie sollen beispielhaft für die Gesamtheit der Akteure im Wirtschaftssystem stehen.
Pädagogisch steht der Rundgang in der Strömung des
Globalen Lernens und der Entwicklungspolitischen
Bildung. International geht diese Lernmethode auf die
Agenda21 der UN zurück, die Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE). Diese ist ein Bildungskonzept mit dem
Ziel, es dem Teilnehmenden zu ermöglichen, aktiv an der
Analyse und Bewertung von Entwicklungsprozessen teilzuhaben, sich an Kriterien der Nachhaltigkeit im eigenen
Leben zu orientieren und Entwicklungsprozesse gemeinsam mit anderen lokal wie global in Gang zu setzen.
Die Teilnehmenden werden aktiv mit eingebunden. Der
Stadtrundgang will eine ganzheitliche Lernform sein,
bei der alle Sinne aktiviert werden (zuhören, Plakate
anschauen, an Kaffeebohnen riechen, selbst eine Rolle
übernehmen etc.). Auf Fragen und Meinungen soll eingegangen werden, Diskussionen sind durchaus erwünscht.
Wenn Passanten stehen bleiben und sich kritisch ablehnend oder zustimmend äußern, sollten sich die Referentinnen und Referenten dafür aufgeschlossen zeigen.
Insbesondere für Kinder und Jugendliche ist der Rundgang gut geeignet, um sie für das Thema „Globalisierung“ zu sensibilisieren. Die erste Station bietet sich
besonders gut an, um die Verteilung der weltweiten
Ressourcen zu verdeutlichen. Um den Begriff der Globalisierung und deren Einfluss auf unseren Konsum zu
erklären, eignet sich das Plakat „Die weite Welt an einem
Tag“ von Transfair.
Interessierte erwachsene Teilnehmende sind häufig bereits vorab gut informiert. Ihnen sind die Basisinformationen, die bei den Stationen vermittelt werden, oft bereits
bekannt. Dies stellt durchaus eine Chance dar, da sie mit
ihrem Wissen den Rundgang bereichern können.
Viele Gruppenleiterinnen und -leiter der Stadtrundgänge orientieren sich am Leitbild der sogenannten LOHAS
(„Lifestyle of Health and Sustainability“). Dies ist ein
soziologischer Begriff für ein Milieu, das sich an einem
nachhaltigen und gesunden Lebensstil orientiert. Daher
wird am Ende eines Rundgangs gerne auch ein örtlicher
Weltladen vorgestellt, da hier die Konsumalternativen am
deutlichsten werden. Zwar kann man mittlerweile auch
bei vielen Discountern und Supermarktketten Fairtradeund Bioprodukte kaufen, jedoch verbinden die Weltläden
ihr ehrenamtliches Verkaufsgeschäft auch mit einem
Bildungsauftrag. Dieses sollte zum Abschluss eines Rundgangs hervorgehoben werden.
Für weitere Informationen über das bundesweite Projekt
KonsumGlobal lohnt sich ein Blick auf die Homepage:
www.konsum-global.de. Auf dieser Seite findet sich ein
virtueller Stadtrundgang (www.konsum-global.de/virtuelle-stadt/konsum_global_start.html), der noch andere
Stationen wie beispielsweise Elektronik (Handys) zeigt.
In vielen (Groß-)Städten gibt es Gruppen, die diese
Rundgänge anbieten und untereinander vernetzt sind.
Häufig werden diese Stadtführungen auch oft unter der
Bezeichnung „Globalisierungskritischer Stadtrundgang“
angeboten.
Im Folgenden finden sich nun die Stationen mit vielen
Hinweisen, Tipps und Modifikationsmöglichkeiten, daran
schließt sich eine Literatur- und Rechercheliste an. Die
entsprechenden Plakate und das Zusatzmaterial ist
unter www.ejb.de Reiter „download“ herunterzuladen.
Wir empfehlen die Plakate vor dem Rundgang zu vergrößern, zu laminieren oder zumindest in Prospekthüllen zu
stecken.
Viel Spaß beim Rundgang!
Birgit und Marcel Görmann
Station: Weltverteilungsspiel
Ziel: Die ungleiche Verteilung des globalen Wohlstands sichtbar zu machen. Das Spiel eignet sich auch
sehr gut für Gruppenstunden in Räumen.
Materialien: Fünf Kontinentplakate und 100 Gummibärchen (möglichst fair gehandelt!).
Ort: Marktplatz oder eine Freifläche, damit
die Teilnehmerinnen und Teilnehmer (TN) sich frei
bewegen können und alle eine gute Sicht haben
(kreisförmig).
Thematisierte Probleme: Wohlstand, begrenzt auf
geringe Weltbevölkerung.
Dauer: ca. 10 Minuten
Mindestteilnahmezahl: 15, ab Grundschulalter
Anhang: Kontinenttafeln
2. Spielphase: Verteilung des Welteinkommens
Nachdem nun alle TN repräsentativ für die Bevölkerung
ihrer Kontinente stehen, wird das Welteinkommen in
Form des Bruttoinlandprodukts (BIP) der Erde aufgeteilt.
Dabei werden die 100 Prozent des globalen BIP auf die
Kontinente verteilt.
100 Gummibärchen stellen dabei die 100 Prozent des
Welteinkommens dar.
Die Aufteilung beginnt mit den reichsten Kontinenten.
Asien sollte am Ende folgen, da es dort einen Abschlussgag gibt. Die Gruppenleitung hat in einer Box alle 100
Gummibärchen, ein Repräsentant jeder Kontinentgruppe
darf die Gummibärchen aus der Box abzählen und herausnehmen
Ablauf
Schlüssel für die Verteilung:
1. Spielphase: Verteilung der Kontinente und
Aufteilung nach Kontinenten
• Europa: 40 Prozent (= 40 Gummibärchen für
2,4 Personen bei insgesamt 20 Teilnehmenden)
• Nordamerika: 29 Prozent
• Mittel- und Südamerika: 4 Prozent
• Afrika: 2 Prozent
• Asien: 25 Prozent
Von der Gruppenleitung werden fünf Kontinenttafeln an
zufällig ausgewählte TN verteilt. Australien/Ozeanien
wird aufgrund seiner geringen Bevölkerungsanzahl nicht
im Spiel vorkommen.
Die übrigen TN sollen sich nun mit den Tafelträgern absprechen und überlegen, wie sie sich auf die Kontinente
aufteilen wollen. Alle Teilnehmenden (inklusive Tafelträger) sollen dabei repräsentativ für die gesamte Erdbevölkerung von rund 6,7 Milliarden Weltbürgern stehen.
Die Gruppe hat 2 bis 3 Minuten Zeit, die Leitung greift
erst wieder ins Spiel ein, wenn sie den Eindruck hat, dass
die Gruppe mit dem Ergebnis der Aufteilung zufrieden ist.
Aufteilung der Kontinente
(exemplarisch bei 20 Teilnehmenden):
• Asien 60,5 Prozent (12)
• Afrika 14,1 Prozent (2,8)
• Europa (inklusive Russland, Weißrussland,
Ukraine - GUS): 11,2 Prozent (2,4)
• Nordamerika: 5,1 Prozent (1)
• Mittel- und Südamerika: 8,7 Prozent (1,7)
Die Auflösung wird von Kontinent zu Kontinent gegeben und die TN teilen sich dementsprechend richtig auf.
Besonders bei Kindern wird deutlich, dass der hohe Anteil
Asiens unterschätzt und Europa überschätzt wird.
4
.
Station: Weltverteilungsspiel
Nun wird Asien nochmals unterteilt. Da Japan als wirtschaftstärkstes Land die Ökonomie des asiatischen
Kontinents dominiert, darf ein TN Japan repräsentieren,
bekommt dazu eine Japan-Tafel und nimmt sich von den
25 Gummibärchen 15. So bleiben den restlichen 11 Asiaten (bei 20 TN) lediglich 10 Gummibärchen.
Damit ist das Weltverteilungsspiel zu Ende. Abschließend
sollten die TN noch gefragt werden, wie sie sich mit der
Verteilung fühlen, und reflektieren, ob sie diese für fair
halten.
Interessant wird es zu beobachten, wie sich die Teilnehmenden nach Abschluss des Spiels verhalten, denn es
steht ihnen jetzt frei, die Gummibärchen zu essen.
Abwandlung:
Das Spiel lässt sich auch für die Klimaproblematik
nutzen.
Dabei geht es um ...
• die gegenwärtige Verteilung
von Energieverbrauch und CO2-Ausstoß
• die Frage der Verursacher und Betroffenen
Anstelle von Gummibärchen können hierbei Luftballons
verwendet werden, die für das freigesetzte CO2 stehen.
Die Aufteilung der Bevölkerung in der ersten Spielphase
(wieder ohne Australien/Ozeanien) bleibt identisch.
Bei der zweiten Spielphase geht es nun um den Energieverbrauch in Milliarden Tonnen SKE (SKE entspricht
der Energiemenge, die beim Verbrennen von einem
Kilogramm Steinkohle frei wird) und damit indirekt um
die Verursachung von Treibhaus schädigenden CO2Gasen
Der Aufteilungsschlüssel sieht nun
folgendermaßen aus:
• insgesamt: 11,8 Mrd. Tonnen SKE
• Asien: 3,8
• Nordamerika: 3,6
• Europa (inkl. Russland): 3,5
• Mittel- und Südamerika: 0,4
• Afrika: 0,34
• (Australien/Ozeanien hätte hierbei 0,17)
Anstatt 100 Luftballons zu verteilen, entspricht nun die
Anzahl der Luftballons der Anzahl der Teilnehmenden.
Bei 15 TN werden also 15 Luftballons benötigt, bei 25
TN 25 Ballons. Dann muss auf die jeweilige Teilnehmendenzahl umgerechnet werden.
Beispiel:
Die erste Zahl bezieht sich auf 15 TN,
die zweite Zahl auf 25.
Dabei entfallen auf …
• Asien: 5 / 8
• Nordamerika: 5 / 8
• Europa (inkl. Russland): 4 / 7 Luftballons
• Mittel- und Südamerika: 1 / 1
• Afrika: 0 / 1
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Station: Weltreise einer Jeans
Ziel: Veranschaulichung der globalisierten
Warenwirtschaft anhand einer Jeans
1. Station: Baumwolle/Indien (auch möglich:
Lateinamerika, USA, China, Kasachstan)
Überblick: Eine Jeans wird von der Gruppenleitung
gezeigt. Diese Jeans hat vermutlich schon mehr von der
Welt gesehen, als die meisten der TN. Sie ist ein exemplarisches Beispiel für die Weltreise einer Jeans und
steht dabei als Inbegriff der Globalisierung. Eine Jeans
wird natürlich nicht Stück für Stück hin- und hergeflogen, jedoch soll anhand der Transportkilometer der
Einzelteile der Gesamttransportweg errechnet, damit
der ökologische Fußabdruck, den sie hinterlässt, nachvollziehbar ist. Dabei wird jeweils der Transportweg
von einem Land zum nächsten summiert. Der Einsatz
von Metallen für Knöpfe, Reißverschluss, etc. ließe sich
auch noch dazuzählen - das ergäbe weitere Länder.
Hinweis: Im Anhang findet sich das Plakat „Wer verdient wie viel beim Jeanskauf?“. Es kann als Alternative oder zusätzlich verwendet werden. Eine interaktive
Version der Weltreise einer Jeans im Internet findet
sich unter www.globalisierung-online.de/CD_Demo/
modul_jeans/index.php.
Materialien: Jeans, verschiedenfarbige Wollschnüre,
Erdball/Globus oder eine andere Weltkarte, Plakate
(auf denen die Länder und der jeweilige Produktionsprozess stichwortartig stehen).
Ort: Ideal vor Bekleidungsgeschäften mit ausreichend
freier Fläche (da die Länder geografisch zugeordnet
dargestellt werden sollen).
Thematisierte Probleme: Pestizideinsatz, Wasserverbrauch, Gentechnik, Umweltbelastung beim Färben,
Transportkilometer (ökologischer Fußabdruck), wenig
Transparenz für Verbraucherinnen und Verbraucher,
Schattenseiten der Altkleidersammlung, Kinderarbeit.
Dauer: ca. 15 min.
Teilnehmer: Mindestens 11 (um alle Länderstationen
abzudecken), ab Grundschulalter.
Anhang: Ländertafeln, Tafel: Nürnberg - New York,
als Alternative: Plakat „Wer verdient wie viel beim
Jeanskauf?“
Wie bei jeder späteren Station
Indien
übernimmt ein TN die Station,
bekommt das entsprechende
Baumwolle
Plakat in die Hand und soll es für
alle sichtbar hochhalten. Er/sie liest den Ländernamen,
die Kilometergesamtzahl und die Kurzbeschreibung der
Station vor, die auf dem jeweiligen Plakat stehen. Das
exemplarische Produktionsland ist Indien.
Noch ein Tipp:
Zur besseren Veranschaulichung ist es möglich, zwischen den einzelnen Stationen einen Wollfaden weiterzureichen, der die Reiseroute der Jeans symbolisiert.
Baumwolle wird überwiegend auf großen Plantagen in
Monokultur angebaut. Probleme hierbei sind der hohe
Einsatz von Pestiziden, künstlichen Düngemitteln und
Pflanzenschutzmitteln, der zu einer starken Belastung
des Bodens und des Grundwassers und zu Vergiftungskrankheiten bei den Erntearbeiterinnen und -arbeitern
führt. Derzeit werden etwa nur 3 Prozent der Weltgesamtproduktion ökologisch angebaut.
Zudem stellt der hohe Wasserverbrauch ein Problem
dar. Da die Baumwolle selber heißes, trockenes Klima
benötigt, muss meist zusätzlich bewässert werden (75
Prozent). Für die Baumwollmenge eines T-Shirts werden
bis zu 20.000 Liter Wasser benötigt, für eine Jeans sogar
bis zu 40.000 Liter (die niedrigste Zahlenangabe, die
im Internet zu finden ist, beträgt 5.000 Liter für ein Kilo
konventioneller Baumwolle). Die Angaben schwanken
also stark. Ein populäres Beispiel für die Auswirkungen
des Baumwollanbaus ist die Austrocknung des Aralsees
(Absenkung um 13 Meter), welche zu einem guten Teil auf
den Baumwollanbau in der GUS zurückzuführen sein soll.
Der Einsatz von Gentechnik bei der Baumwollproduktion
ist auf dem Vormarsch. In den USA waren im Jahr 2004
bereits 79 Prozent der Baumwolle gentechnisch verändert.
Ein weiterer Aspekt bei dieser Station ist die Kinderarbeit. Schätzungen zufolge sind in Indien bis zu 450.000
Kinder allein in der Baumwollsaatproduktion beschäftigt.
Jährlich werden insgesamt 20 Millionen Tonnen Baumwolle produziert.
2. Station: Textilproduktion/China
Nach der Baumwollernte führt der Weg nun nach China.
Hier wird die Baumwolle versponnen.
Kilometerzahl: 3.000 km
3. Station: Färbung/Taiwan
Das Garn wird mit chemischer Indigofarbe aus Deutschland gefärbt. Auch dies ist ein umweltbelastender Prozess, der in Ländern geschieht, in denen die Umweltauflagen niedriger sind. Weltweit sind über 7.000 Chemikalien
zum Färben, Bleichen und Veredeln von Stoffen erlaubt.
Kilometerzahl: 4.500 km
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Station: Weltreise einer Jeans
4. Station: Stoff wird gewebt/Polen
Die Schattenseite der Altkleidersammlung
Die Menschen, die dort arbeiten, leiden in der Regel alle
unter dem so genanntem Weberhusten, der durch eingeatmete Baumwollfasern ausgelöst wird.
Kilometerzahl: 16.500 km
10. Station: Sortierung der Altkleider/Niederlande
5. Station: Innenfutter und washing label/
Frankreich
In Frankreich erhält die Jeans ihr Innenfutter und das Etikett.
Kilometerzahl: 30.500 km
6. Station: Schnittmuster/Schweden
Die Schnittmuster werden elektronisch per E-Mail übermittelt.
Kilometerzahl: weiterhin 30.500 km, da beim E-Mail-Versand kein direkter ökologischer Fußabdruck entsteht.
7. Station: Zusammennähen/Philippinen
Das Zusammennähen geschieht in der Regel in ausgewiesenen exportproduzierenden Zonen in Südostasien, in
denen die Arbeitsschutzbestimmungen extrem schwach reguliert sind. Insbesondere junge Frauen arbeiten dort mehr
als 12 Stunden am Tag für einen unmenschlichen Lohn.
Kilometerzahl: 42.500 km
8. Station: Bearbeitung mit Bimsstein/Griechenland
Hier erhält die Jeans den ausgewaschenen Look, der
momentan in Mode ist.
Kilometerzahl: 54.500 km
9. Station: Verkauf/Deutschland
Eine Recherche der OrganisaNiederlande
tion Südwind e.V. Institut für
Ökonomie und Ökumene ergab,
Sammlung von
dass ein Teil der Sammlung
Altkleiderspenden
von karitativen Organisationen
an kommerzielle Kleiderverwerter weiterverkauft wird
(http://www.suedwind-institut.de/web-beitraege/ab03altkl/b2ab03alt-kl_00einleitung.htm).
Diese kommerziellen Kleiderverwertungsunternehmen
sortieren die Altkleider. Drei bis vier Prozent gehören
zur so genannten Creme-Ware und gehen an heimische
Secondhand-Läden (etwa jedes dreißigste Kleidungsstück),
weitere brauchbare 40 Prozent werden exportiert.
Der Anteil der Ware erster Qualität ist zwar relativ gering,
mit dem Verkauf dieser Kleidungsstücke erwirtschaftet
der Sortierbetrieb aber den größten Teil seines Erlöses.
Der größte Teil der Secondhand-Kleidung wird an Regionen verkauft, in denen es eine große Nachfrage nach
Gebrauchtkleidung gibt, insbesondere an Afrika, aber
auch an Osteuropa und den Mittleren Osten.
Jährlich wechseln allein durch die im öffentlichen Raum
platzierten Spenden-Container rund 750.000 Tonnen Textilien ihre Besitzer. Das entspricht fast 47.000 voll beladenen LKW-Zügen. Hinzu kommen unzählige Direktspenden
an soziale Einrichtungen. Schätzungen zufolge werden
allein in Deutschland jedes Jahr insgesamt mindestens 300
Millionen Modeartikel gespendet. Das jährliche Umsatzvolumen beträgt rund 500 Millionen Euro.
Kilometerzahl: 57.000 km
Die Jeans erreicht die deutschen Bekleidungsgeschäfte.
Kilometerzahl: 56.500 km
Aber hier ist die Reise noch nicht zu Ende: Was passiert mit der Jeans, wenn wir sie nicht mehr tragen
wollen?
7
Station: Weltreise einer Jeans
11. Weiterverkauf der Altkleider in Afrika
Handlungsalternativen
Die einheimische afrikanische
Afrika
Kleidungsindustrie ist gegen
die günstig importierten AltWeiterverkauf
kleider konkurrenzlos.
Ein Beispiel: In Nigeria waren
Einheimische
1997 137.000 Arbeiter in der
Textilproduktion
Textilindustrie tätig, 2003 nur
wird ruiniert
noch 57.000, also weniger als
die Hälfte innerhalb von sechs Jahren.
Der Film „Oburoni Wawu - Die Kleider der toten Weißen“
(BRD, 1995; http://www.gep.de/ezef/index_205.htm)
weist auf die Veränderung des Altkleiderhandels hin. Als
mit den Missionaren die ersten Altkleider nach Ghana
kamen, dachte man dort, diese seien der Nachlass von
Verstorbenen. Es war unvorstellbar für die Ghanesen,
dass Lebende so gute Kleider einfach wegwerfen könnten. Inzwischen wissen die Menschen in Ghana, dass die
Altkleider nicht von Toten stammen, der Name ist jedoch
geblieben.
• Modische ökologisch- und sozial-faire Kleidung
kaufen. Auch im Internet bestellbar, zum Beispiel bei
www.glore.de, www.armed-angels.de, www.a-lohas.
de (Produktsuchmaschine für nachhaltig hergestellte
Kleidung), www.true-fashion.de, www.fair-tragen.de,
www.hessnatur.de, www.panda.de, www.bransparent.com, www.fairdealtrading.de und viele mehr.
Ein Drittel der in Deutschland gesammelten Altkleider
landen auf dem afrikanischen Markt. In Tansania haben seit
Anfang der 90er Jahre „Importe etwa 90 Prozent des Markts
erobert“, informiert die Deutsche Bundesstelle für Außenhandelsinformationen. Auch in Simbabwe gingen durch die
Einfuhr von Alttextilien zehntausende von Arbeitsplätzen
in der Textilindustrie verloren. Der gemeinnützige Dachverband FairWertung e.V. bietet Informationen zum Thema
und Unterstützung bei der „richtigen“ Altkleidersammlung
und Verwertung (www.fairwertung.de).
Kilometerzahl (exemplarisch für Niederlande - Tansania):
64.000 km
• In Deutschland hergestellte Kleidung kaufen. Sportbekleidung: www.trigema.de; http://www.stern.de/
wirtschaft/unternehmen/maerkte/:Made-GermanyEtikettenschwindel/590955.html.
•W
eniger konsumieren auch wenn es schwierig ist,
dem Konsumzwang und der attraktiven Werbeindustrie zu widerstehen.
•N
icht bei Billig-Discountern oder ähnlichen die supergünstigen Artikel kaufen. Je billiger das Produkt
verkauft wird, desto niedriger sind vermutlich auch
die Löhne der Arbeiter!
• In Secondhand-Läden kaufen.
•A
ltkleidung an lokale Kleiderkammern abgeben, wo
sie an Bedürftige in der Stadt/Region (zum Beispiel
Obdachlose) weitergegeben werden.
Zum Vergleich:
• Informieren, welche Kleidersammlungsorganisationen
als „sicher gelten“ (siehe oben: „FairWertung“; auch
das DRK gilt als relativ sicher).
Nürnberg - New York
6394 km
Die Entfernung zwischen Nürnberg und New York beträgt
6.394 km, dass bedeutet also, dass man rund zehnmal
hin- und herfliegen kann, um die Kilometerzahl der Jeans
zu erreichen! München – New York: 6.493 km
8
Station: Schnittblumen
Ziel: Veranschaulichung der Arbeitsbedingungen und
der Umweltbelastungen im Blumenanbau beziehungsweise in der Blumenproduktion. Anders als bei Kaffee
und Schokolade, ist vielen Stadtrundgang-Teilnehmern gar nicht bewusst, dass es auch fair gehandelte
Blumen gibt!
Material: Plakate mit Infos, Folienverpackung von
Fairtrade-Blumen, eventuell Kanister mit ausländischer Beschriftung.
Ort: vor einem Blumenladen
Thematisierte Probleme: Arbeitsbedingungen der Beschäftigten in der Blumenproduktion, Umweltbelastung
Dauer: ca. 10 Minuten
Teilnehmer: keine Mindestanzahl, ab Grundschulalter
Zahlen und Fakten
Plakat 1: Umsatz
Frage an die Gruppe:
Wie viel gibt ein Deutscher im Jahr schätzungsweise
für Blumen aus?
In Deutschland gibt es einen Jahresumsatz von etwa 3,2 Milli­
arden Euro, das entspricht ca. 40 Euro pro Bundesbürger.
Import und Transport
Plakat 2: 80 Prozent dieser Blumen sind aus
Südamerika und Afrika importiert.
Plakat 4: Die Folge - 200.000 Blumenarbeiter
weltweit leiden an:
• Kopf- und Magenschmerzen
• geröteten Augen
• Atemproblemen
• Allergien
• Übelkeit
• Schädigungen der Organe
Umweltbelastung und ihre Folgen
Schnittblumen sind sehr anfällig und brauchen einen hohen Einsatz an Pestiziden, chemischem Dünger, Insektiziden und Desinfektionsmittel für Wachstum und Transport. Während für einen Hektar Tulpen 90 Kilogramm
Pestizide eingesetzt werden, sind es für Weizen „nur“
2 Kilogramm.
Tipp: Hier bietet es sich an, einen Kanister mit einem
Aufkleber in einer unbekannten Sprache an einen TN zu
geben und ihn zu bitten, zu erklären, was im Kanister ist
und wozu es gut ist. Die Arbeiter wissen oft nicht, was sie
da eigentlich einatmen und auf ihrem Körper verteilen,
denn die wenigsten können lesen.
Plakat 5:
Für den Anbau von 1 Kilogramm Rosen werden 460 l
Wasser verbraucht, das entspricht der Menge, die ein
Mensch in einem halben Jahr trinken sollte. 40 Prozent
der Menschheit leiden unter der Wasserknappheit in ihrer
Heimat.
Stellt Euch vor, wie lange die Transportwege sind und wie
viel Treibstoff dafür verbraucht wird! (Ganz abgesehen
von der Ausbeutung der Arbeiter.)
Handlungsalternativen:
Plakat 3:
Frage an die Gruppe:
Wie groß ist wohl die Entfernung von Ecuador nach
Deutschland?
Die Entfernung von Quito (Hauptstadt) nach Frankfurt
beträgt 9.833 Kilometer! (Und dann noch einmal 227 Kilometer nach Nürnberg oder 393 Kilometer nach München
und noch weiter in die Geschäfte vor Ort!)
Beispiel eines Transportwegs: Ernte in Ecuador - Verladung ins Flugzeug - 18 Stunden Flug nach Frankfurt Kühllaster zu den Großhändlern und in die Blumenläden.
10.000 km
• Flower Label Programm (FLP)
-> Folienverpackung zeigen
Das Label steht für eine
menschen- und umweltschonende Produktion, die Blumen
sind nicht teurer als andere.
Dennoch ist weniger als jede
30. Blume fair gehandelt.
• Plakat 6: FLP fordert:
• Festverträge für die Mitarbeiter
• Mutterschutz
• Handschuhe und festes Schuhwerk (man kann
sich vorstellen, was das im Umkehrschluss für
die Arbeiter heißt, die nicht im Rahmen von FLP
arbeiten)
Die FLP-Blumen sind jedoch keine Bio-Blumen!
• Lokale Saisonpflanzen und Topfpflanzen kaufen.
• Regionale beziehungsweise Bioblumen kaufen.
9
Station: Kaffee
Ziel: Verdeutlichung von Arbeits- und Anbau­
bedingungen bei der Kaffeeproduktion
Überblick: Das Beispiel „Kaffee“ ist vor allem deshalb
gut geeignet, da es hier eine einfache und klare Handlungsalternative gibt. War der Fairtrade-Kaffee in den
1980er-Jahren eher ein politischer Solidaritätskauf, hat er
mittlerweile auch in Geschmack und Qualität gleichgezogen. In den Weltläden und auch in vielen Supermärkten
gibt es mittlerweile eine große Auswahl an FairtradeKaffee. Da viele Jugendliche bereits früh beginnen
Kaffeegetränke zu konsumieren (Cappuccino etc.), ist
diese Station auch für diese Altergruppe geeignet. Kinder
hingegen interessieren sich eher für Kakao/Schokolade.
Materialien: Plakate, auf denen wichtige Zahlen und
Grafiken abgebildet sind, auch eine Vergleichsgrafik
des Kaffeepreises an der New Yorker Börse (Fairtrade
vs. konventioneller Kaffee), Kaffeebohnen, eine Verpackung von Fairtrade-Kaffee zum vorzeigen.
Ort: Idealerweise vor einem Tchibo-Laden oder ähnlich.
Thematisierte Probleme: Kaffeekrisen im Handel und
Anbaubedingungen.
Dauer: ca. 10 Minuten
Teilnahme: keine Mindestanzahl, ab ca. 15 Jahren
Anhang: Tafeln
Plakat 1:
Kaffee - der Deutschen liebstes Getränk
Fragen an die Gruppe:
1. Was ist das Lieblingsgetränk der Deutschen?
Kaffee
2. W
ie viel Kaffee haben die Deutschen 2005 im
Durchschnitt pro Kopf getrunken?
Im Jahr 2005 konsumierte jeder Deutsche durchschnittlich 149 Liter Kaffee (dagegen nur 120 Liter Bier, 110 Liter
Wasser und 106 Liter Erfrischungsgetränke). Zudem sind
die Deutschen nach den USA der zweitgrößte Kaffeeimporteur der Welt.
Ein neuer Trend: Rund 25 Prozent des Kaffeekonsums
in Deutschland findet außer Haus statt, zum Beispiel bei
Starbucks oder „to go“.
3. Welche Länder produzieren Kaffee, und wie hoch ist ihr
jeweiliger Anteil an der weltweiten Kaffeeproduktion?
•Rund 30 Prozent der Ernte stammt aus Brasilien.
•Rund 12 Prozent aus Vietnam.
•Vietnam gelang ein dramatischer Markteinstieg mit
Entwicklungshilfe der IWF und Weltbank. Binnen
weniger Jahre ist das Land der
zweitgrößte Kaffeeproduzent
geworden. Jedoch wird dort
hauptsächlich das Billiggewächs Robusta angebaut, was
10
den Weltmarktpreis nach unten drückt. Vietnam als
neuer Anbieter auf dem Kaffeemarkt hat damit die
Lage entscheidend verschärft - ein Grund, warum
Supermärkte mit Kaffee ihre Preiskämpfe führen
konnten. Siehe unten: Kaffeekrise 2001/02.
• Danach folgen unter anderem Indonesien,
Kolumbien, Guatemala, Kenia etc.
4. Anbauregionen
Kaffee wird rund um den Tropengürtel angebaut. Kaffeepflanzen benötigen vor allem tropische und subtropische
Höhenlagen, in denen die für das Wachstum nötigen Temperaturen und Niederschläge vorherrschen.
Plakat 2:
Heute ist Kaffee die
Lebensgrundlage von
Millionen Menschen in
der Dritten Welt.
Weltweit leben 25 Millionen Menschen vom Kaffee. Sie
sind entweder in Anbau, Verarbeitung, Transport oder
Verkauf beschäftigt. Alleine in Kolumbien sind es fünf
Millionen Menschen, die direkt und indirekt von der
Kaffeewirtschaft leben. 70 Prozent der Welternte stammt
von Familienbetrieben mit weniger als 10 Hektar Land.
Plakat 3:
Kaffeesorten: Arabica und Robusta
dominieren den Weltmarkt.
Arabica:
•hochwertig, viel Aroma, weniger Koffein
•Anbaugebiete: Lateinamerika, Ostafrika,
etwa 60 Prozent der Weltproduktion
•30 – 50 Prozent teurer als Robusta-Kaffee
Robusta:
•etwas bitterer, erdiger, dafür schnellwüchsiger,
ertragsreicher, schädlingsresistenter
•Anbaugebiete: Vietnam, Westafrika
•rund 36 Prozent der Weltproduktion
Erntearbeit und Pestizide:
Hier können Bohnen herumgereicht werden.
Der Anbau erfordert viel Arbeitseinsatz und ist bisher
wenig mechanisiert – der Hauptteil der Arbeit erfolgt per
Hand von Kleinbauern und Arbeitern, da die Kaffeekirschen nicht gleichzeitig reif werden. Eine Ernte erstreckt
sich über 2-3 Monate.
Auch wenn uns die Werbung anderes suggeriert: Die Tätigkeit auf einer Kaffeeplantage ist alles andere als
romantisch. Die Landarbeiter, Tagelöhner und
Wanderarbeiter leisten eine schwere und
gesundheitsbelastende Arbeit. Die Men-
Station: Kaffee
schen, die dort arbeiten sind unter anderem den schädlichen
Einflüssen der Pestizide ausgesetzt, die beim konventionellen Anbau von Kaffee verwendet werden.
Plakat 4:
Nach Rohöl ist Kaffee
der zweitwichtigste
Rohstoff an den Börsen.
Kaffee erfuhr im Welthandel enormen Aufschwung. In den
70er Jahren war Kaffee die teuerste Ware im internationalen Handel. Nach Jahren des Niedergangs - der Tiefpunkt
war 2001/02 erreicht - ziehen die Preise für Rohkaffee
mittlerweile wieder kräftig an.
Plakat 5:
Kaffeepreisentwicklung
•Im Jahresdurchschnitt 2001 lag der Preis für 500 g
Kaffee bei lediglich 3,28 Euro.
•2002 konnten in Vietnam nur 60 Prozent der Kosten
gedeckt werden.
•2003 lag der reale Kaffeepreis (inflationsbereinigt) bei
nur noch 25 Prozent des Niveaus von 1960.
•Die Kaffeekrise der letzten Jahre als Folge des Überangebotes hat zahlreiche Kaffeebauern in den Ruin
getrieben.
Folgen für die Kaffeebauern:
•Schulausbildung der Kinder gefährdet
(Schulgeld nicht bezahlbar)
•Schuldenfalle
•Keine Möglichkeit, etwas anderes anzubauen
•fehlendes Wissen über andere Anbautechniken
•keine Vermarktungsstrukturen
•kein Wissen über Weltmarktsituation
•keine finanziellen Mittel vorhanden, um in
andere Produkte zu investieren
Auf die sinkenden Preise reagierten die Bauern mit
erhöhter Produktion. So ergab sich ein Teufelskreis: Der
Marktpreis sank weiter. Brasilien hat beispielsweise in
den letzten Jahren seine Anbaufläche um 25 Prozent vergrößert, den Anbau weiter industrialisiert und verstärkt
auf Monokulturen gesetzt.
Handlungsalternative:
Bio- und Fairtrade-Kaffee
Warum sollte man Fairtrade-Kaffee kaufen, wenn der
Weltmarktpreis sich derzeit erholt hat und wieder höher liegt? (kann man auch die Gruppe fragen)
• Der derzeitige Börsenpreis ist kein stabiler Preis, die
nächsten Krisen und Schwankungen sind vorprogrammiert (zum Beispiel abhängig von Ernten und
damit klimaabhängig).
• Egal wie hoch der Börsenpreis ist, der FairtradePreis wird immer höher liegen, denn FairtradeBauern erhalten von den Abnehmern einen über
den Börsenpreis hinausgehenden Aufschlag. Damit
wird nachhaltig in die Zukunft investiert, die langen
Handlungsbeziehungen geben Sicherheit.
Plakat 6:
Fairtrade-Kaffee stammt ausschließlich von
Organisationen, die Kleinbauern unterstützen.
Diese Organisationen arbeiten
an einem langfristig nachhaltigen Entwicklungsprozess.
Sie fördern umweltfreundliche
Anbau- und Verarbeitungsmethoden. Im Gegenzug erhalten
die Produzentengruppen einen
stabilen, kostendeckenden
Preis und einen Fairtrade-Aufschlag für soziale Entwicklung.
Die zertifizierten Produzentengenossenschaften erhalten immer mehr als den Weltmarktpreis. Der gepaMindestpreis für Arabicakaffee liegt derzeit bei 126 USCent/IB (IB= 0,4536 Kilogramm). Liegt der Marktpreis
darüber, gibt es immer einen Aufschlag von 5 US-Cent.
Stammt der Kaffee zudem aus
ökologischem Anbau, werden
auf den Marktpreis zusätzlich
15 US-Cent aufgeschlagen
(gepa-Bio). Im Jahr 2002
stammten rund 33 Prozent des
TransFair-Kaffees aus ökologischem Anbau.
Die Bauern in Kolumbien, Peru und Bolivien hingegen
flüchteten teilweise in den Anbau der Koka-Pflanze
(Kokain).
Während die Händler anders als die Bauern gute Informationen über den Marktpreis haben, sind die Bauern von
den Zwischenhändlern, so genannten „Kojoten“, abhängig, denn nur sie können die Bohnen aus den Landesinneren zu den Häfen transportieren.
11
Station: Geldanlagen
Ziel: Vorstellen „guter Geldanlagen“, bei denen nicht
die Rendite allein im Mittelpunkt stehen sollte.
Handlungsalternativen: Zwei
Alternativen zu klassischen Geldanlagen
Hinweis: Natürlich findet die Thematik bei Kindern
kein großes Interesse, daher sollten die TN mindestens im Oberstufenalter sein. Durch die große Finanzkrise 2008 ist die Station aktueller denn je.
Material: Tafeln
Ort: Vor einer Sparkassenfiliale oder einer anderen Bank.
Thematisierte Probleme: nachhaltige Geldanlagen
Dauer: ca. 10 Minuten
Teilnehmer: keine Mindestanzahl, ab Oberstufenalter
1. Alternative: Mikrokredite selber vergeben
Plakat 1: Hunger als krisensichere Geschäftsgrundlage (von einem TN vorlesen lassen)
„Weniger ist leer“, behauptet die Hilfsorganisation „Brot
für die Welt“ in einem Spendenaufruf und zeigt eine
Schale, in der kaum eine Handvoll Reis ist. Spekulanten
aber wissen: Weniger ist immer noch mehr. Mit Lebensmittelmangel lässt sich gutes Geld verdienen. Die Preise
für Weizen, Roggen, Mais steigen, eben so die Aktienkurse für Getreide, Saatgut und Düngemittel. „Freuen Sie
sich über steigende Preise?“, fragte kürzlich die Deutsche
Bank in einer Werbung auf Brötchentüten. Sie bietet ihren Kunden an, durch die Investition in einen „Agriculture
Euro Fonds“ mitzuverdienen an der „signifikant steigenden Weltbevölkerung“ und „historisch weltweit niedrigen
Lagerbeständen an Agrarrohstoffen“. Hunger als krisensichere Geschäftsgrundlage - so kann man die globale
Schieflage, die mittlerweile zu Hungerrevolten in Haiti,
Bangladesch und Teilen Afrikas geführt hat, natürlich
auch betrachten. Und je begeisterter deutsche Anleger
sich auf der Bäckertüte über lohnende Investitionsobjekte
informieren und sich bei Milchkaffee und Croissants zu
steigenden Lebensmittelpreisen gratulieren, desto lauter
knurrt anderswo Menschen der Magen.
(Quelle: Zeitschrift neon, 09/2008; Autor Oliver Nagel)
Plakat 2: Unser Reichtum
2006 betrug das Geldvermögen der deutschen Privathaushalte 4,52 Billionen
Euro (ohne Immobilien und
Schulden). Dies bedeutet,
dass jeder Bundesbürger im Durchschnitt
rund 55.000 Euro auf
dem Konto hatte (ohne
Immobilienbesitz, ohne
Privatschulden).
12
Plakat 3: Grameen Bank
Der Ökonom Muhammad Yunus
bekam für dieses Konzept 2006
den Friedensnobelpreis. Sein
Motto: „Spenden macht müde,
Kredite fördern die Eigeninitiative“.
Er ist der Begründer der Grameen Bank (Grameen = dt. „Dorf“)
und entwickelte das Konzept der
Mikrokredite. Mittlerweile gibt
es 2.300 Filialen in Bangladesch. Yunus kam Ende der
1970er Jahre von seinem VWL-Studium in den USA zurück
in seine Heimat Bangladesch und entwickelte ein Modell
zur Unterstützung armer Bevölkerungsgruppen.
Seine einfache Idee:
Vergabe von Kleinkrediten auf lokaler Ebene, insbesondere (zu rund 97 Prozent) an Frauen, um deren Stellung
zu stärken. Während die Armen aufgrund mangelnder Sicherheiten bei den großen Banken kein Geld bekommen,
fordert die Grameen Bank keine Sicherheiten und droht
nicht mit rechtlichen Folgen bei Nichtbezahlung.
Die Kredite, die keine Almosen, sondern Hilfe zur Selbsthilfe sind, stärken das Selbstbewusstsein der armen
Bevölkerungsgruppen, indem sie als Geschäftspartner
anerkannt werden, und geben Impulse für ein selbständiges Handeln. Durch den sozialen Druck in der Dorfgemeinschaft und da ein neuer Kredit nur bei rechtzeitiger
Zurückzahlung des alten Kredits vergeben wird, ist die
Rückzahlungsquote sehr hoch.
Yunus wollte mit seinem Modell den Kapitalismus durch
die Einführung von Sozialunternehmen ergänzen. Solche
Sozialunternehmen (wie seine Bank) zielen nicht auf Gewinnmaximierung, sondern auf die Lösung von sozialen
und Umweltproblemen.
Plakat 4: Oikocredit
Hier kann man als Einzelperson, Organisation
oder Gemeinde Anteile ab
200 Euro erwerben, die
treuhändisch verwaltet
werden. Als Anteilseigner verdient man nicht wirklich
viel (die jährliche Dividende beträgt durchschnittlich
2 Prozent), bekommt aber garantiert die Anlage voll
zurück. Mit den 200 Euro erwirbt man sich einen Genossenschaftsanteil.
Station: Geldanlagen
Oikocredit ist derzeit der größte mit Privatkapital arbeitende Finanzier in der Mikrofinanzierung. Die Bank unterstützt weltweit 445 Mikrofinanzinstitutionen und fördert
auch den fairen Handel.
Mikrokredite sind ein erfolgreiches Modell. Die UN erklärte das Jahr 2005 zum „Jahr des Mikrokredits“.
In Deutschland gibt es derzeit rund 30.000 Kapitalgeber,
darunter 30.000 Einzelpersonen und Gemeinden und rund
500 kirchliche Organisationen.
Plakat 5: Ein konkretes Beispiel (von einem
TN vorlesen lassen)
„Sudipta ist ein 29 Jahre alter Indonesier, der jeden Tag
etwa zwölf Stunden sein Rikscha-Taxi fährt. Allerdings
muss er etwa die Hälfte seines Einkommens als Miete
an den Rikscha-Verleiher zahlen – die Verleiher haben
ein Monopol beim Vermieten der Rickschas und pressen
dadurch die Fahrer aus. So kommt Sudipta nicht aus
der Armutsfalle – fünf Dollar nimmt er am Tag ein, und
davon kann er gerade einmal seine Frau und die drei
Töchter durchbringen; zurücklegen kann er nichts. Er
kann auch kein Geld für die Schuluniformen aufbringen,
seinen Kindern keine öffentliche Bildung ermöglichen. Mit
den 150 Euro von einer Mikrokredit-Initiative kann er sich
seine eigene Rikscha anschaffen und von nun an in seine
eigene Tasche wirtschaften. Es ist nicht viel, aber langsam und stetig kann er noch was zurücklegen, zunächst
den Kredit abbezahlen, dann auch noch für sich und
seine Familie eine Existenz aufbauen.“
(Quelle: Christian Berg, Manuel J. Hartung: Welt retten
für Einsteiger. © 2007 Deutscher Taschenbuch Verlag,
München)
2. Alternative: Ökologisch und
sozial orientierte Aktienfonds
Plakat 6: Natur-Aktien-Index
Seit 1997 gibt es den sehr erfolgreichen Natur Aktien Index (NAI)
(sozusagen als Gegenstück zum
DAX), der eine gute Orientierungshilfe ist. In ihm sind derzeit 30
junge nationale und internationale Unternehmen wie
Solarworld, aber auch Starbucks verzeichnet. In den
letzten Jahren war der Index sehr erfolgreich, da in ihm
viele aufstrebende Unternehmen enthalten sind, die stark
gewachsen sind.
NAI-Negativkriterien sind Atomenergie, Waffenproduktion, Diskriminierung von Frauen oder ethnischen Minderheiten, Kinderarbeit, Tierversuche, Gentechnik in der
Lebensmittelproduktion, Erzeugung von ausgesprochen
umwelt- oder gesundheitsschädlichen Produkten etc.
Auf der anderen Seite müssen die Unternehmen im NAI
einige Positivkriterien erfüllen, zum Beispiel:
•Das Unternehmen bietet Produkte oder Dienstleistungen an, die einen wesentlichen Beitrag zur ökologisch
und sozial nachhaltigen Lösung zentraler Menschheitsprobleme leisten, wie zum Beispiel regenerative
Energieerzeugung, biologische Landwirtschaft etc.
•Das Unternehmen ist Branchen-Vorreiter im Hinblick
auf die soziale Gestaltung des Produktions- und
Absatzprozesses, wie zum Beispiel Schaffung von
Ausbildungs- und Arbeitsplätzen, besondere Sozialleistungen etc.
Die Stiftung Warentest kürte Pioneer Global Ecology im
Heft 03/2008 zum besten Ökofond.
Je mehr Nachfrage, desto mehr Angebot.
Nach marktwirtschaftlichen Gesetzen gilt: Je mehr Nachfrage, desto mehr Angebot. Je mehr Menschen also in
öko-soziale Geldanlagen investieren, desto mehr werden
die Banken ihr Angebot diesbezüglich ausweiten und
desto mehr Druck entsteht auf die Unternehmen.
In Deutschland gibt es derzeit rund 140 Fonds, die sich
an Nachhaltigkeit orientieren, ökologische und soziale
Kriterien berücksichtigen sowie keine Investitionen in
• Rüstungsindustrie
• Atomenergie
• Unternehmen, die Tierversuche betreiben
• Unternehmen, die von Kinderarbeit profitieren
zulassen.
13
Station: Fastfood
Ziel: Verdeutlichung der Auswirkungen unseres hohen
Fleischkonsums auf das Klima.
Überblick: Der hohe Konsum von Fleisch begünstigt
die Umweltzerstörung auf anderen Kontinenten, da
auf dem betreffenden Land Futter für Tiere in Industrieländern angebaut wird. In vielen dieser Länder haben
Menschen nicht genug zu essen, weil sie kein Land
bebauen können.
Es ist nicht möglich, dass alle Menschen auf der Erde
unseren Fleischkonsum haben. Aber Berechnungen
ergeben, dass wir beim derzeitigen Entwicklungsstand
der Produktivkräfte problemlos 12 Milliarden Menschen ernähren könnten. Trotzdem leiden über 850
Millionen Menschen chronisch an Hunger.
80 Prozent der chronisch Hungernden leben in
ländlichen Regionen, vor allem in Afrika und Südasien – dort, wo in der Regel Nahrungsmittel angebaut
werden können. Im Soja-Anbauland Brasilien leiden
ca. 40 Millionen Menschen Hunger.
Material: Plakate, auf denen wichtige Zahlen und
Grafiken abgebildet sind, eventuell McDonald’s-Werbeprodukte (Fähnchen etc.)
Ort: Idealerweise vor einer McDonald’s-Filiale (oder
Burger King)
Thematisierte Probleme: Auswirkungen unseres enormen Fleischkonsums auf das Klima,
Dauer: ca. 10 Minuten
Teilnehmer: keine Mindestanzahl, ab Grundschulalter
Zahlen und Fakten
Frage an die Gruppe:
„Wir stehen hier vor einer McDonald’s-Filiale. Was denkt ihr,
wie viel Kunden hat McDonald’s täglich in Deutschland?“
•Täglich hat McDonald’s Deutschland 2 Millionen Kunden (weltweit ca. 45 Millionen).
•Der jährliche Fleischverbrauch von McDonald’s
Deutschland beträgt 30.000 Tonnen.
•Etwa 40 Prozent der bayerischen Rindfleischproduktion wird allein von McDonald’s verbraucht. Damit ist
McDonalds einer der größten Abnehmer von bayerischem Rindfleisch und wichtiger Faktor, um bayerische
Bauernhöfe zu erhalten. Trotzdem: Wenn alle Menschen auf der Welt zu Mc Donald’s gingen, sähen wir
alt aus. Nicht nur wegen der einseitigen Ernährung.
•Fleischkonsum in der BRD und weltweit: In der BRD
werden pro Person ca. 60,7 Kilogramm Fleisch pro Jahr
(2004) verbraucht, weltweit liegt der Durchschnitt bei
36,4 Kilogramm (1999), in Argentinien bei 100 kg.
•Jedes Jahr werden in Deutschland 68 Millionen Tonnen
Futtermittel verfüttert, das sind 2,6 Millionen LKWLadungen.
•1/4 der globalen eisfreien Landoberfläche wird für die
Tierhaltung benötigt, 1/3 der landwirtschaftlichen Nutzfläche für den Anbau von
Tierfutter.
14
•Um 1 Tonne Rindfleisch herzustellen braucht man
etwa das Zehnfache an pflanzlichen (idealerweise eiweißhaltigen) Futtermitteln. Da Soja einen Eiweißanteil von 39 Prozent aufweist, ist es ein sehr beliebtes
Futtermittel.
•McDonald’s ist ein Paradebeispiel für die Auswirkungen kultureller Globalisierung: amerikanischer
Lebensstil als weltweites Vorbild, Verdrängung traditioneller, kulturell verankerten Ernährung, gesundheitlich fragwürdig, Identitätsverlust von Jugendlichen
auch in armen Ländern. Weltweit gibt es deshalb
Menschen, die nicht zum McDonald’s gehen.
Plakat 1: Zusammenhang zwischen dem Kauf
eines Cheeseburgers in Deutschland und dem
Sojaanbau in Brasilien
Umweltbelastung:
Mehr als 60 Prozent
des brasilianischen
Treibhausausstoßes
entstehen durch
Brandrodungen von
Waldgebieten, dessen
Fläche unter anderem
für riesige Sojamonokultur-Felder benötigt wird. Jährlich nimmt der Waldbestand Brasiliens um die Größe Österreichs ab!
Die Soja-Produktion Brasiliens hat sich in den vergangenen sieben Jahren fast verdoppelt und seit 2005 ist
Brasilien Nummer eins unter den Soja exportierenden
Ländern. Im Wirtschaftsjahr 2004/05 wurden in Brasilien
Sojabohnen auf einer Anbaufläche von fast 23 Millionen
Hektar geerntet, einer Fläche so groß wie Großbritannien!
Der Anbau erfolgt oft in Monokulturen riesiger Dimensionen: Sojafelder von mehreren tausend Hektar Größe sind
üblich. Ein Sojafeld von 5.000 Hektar hat eine Ausdehnung von 5 x 10 Kilometern. Diese Monokulturen erfordern einen hohen Einsatz an Pflanzenschutzmitteln und
laugen die Böden aus.
Soziale Ungerechtigkeit:
Neben der Umweltbelastung stellt soziale Ungerechtigkeit ein großes Problem dar. In Brasilien besitzen 2 Prozent der Grundbesitzer 43 Prozent des Ackerlandes. Viele
dieser sehr großen Güter werden von transkontinentalen
Privatgesellschaften bewirtschaftet, die oft amerikanischer, japanischer oder europäischer Herkunft sind. Doch
während Brasilien heute einer der wichtigsten Exporteure
von Getreide ist, sind viele Millionen seiner Einwohner
schwer unterernährt.
Station: Fastfood
Hier besteht die Chance, auf ein Dilemma hinzuweisen:
•Auch wenn wir weniger Fleisch essen – in Brasilien
wird sich nichts ändern. Die ungerechten Strukturen bleiben erhalten. Hier müssten auf WTO-Ebene
weltweite soziale und Umwelt-Mindeststandards
eingeführt werden und in Brasilien eine Agrarreform
durchgeführt werden.
•In den Schwellenländern China, Lateinamerika wird
der Fleischkonsum in den nächsten Jahren dramatisch steigen. Allein wenn 1 Mrd. Chinesen pro Jahr
1 kg Fleisch mehr essen ist das schon 1 Mio Tonnen.
Also über 30 mal so viel, wie Mc Donald’s pro Jahr in
Deutschland verkauft. Da kann man fatalistisch werden.
•Stellt sich für uns die Frage: Munter Fleisch essen und
dicke Autos fahren oder doch bewusst leben? Antwort: Natürlich bewusst leben. Politisch/wirtschaftlich
wegen „Politik mit dem Einkaufskorb“, aber auch weil
Deutschland international gesehen eine Schrittmacher- und Vorbildfunktion hat. Die andern machen’s
evtl. nach. Oder aus christlicher Sicht, wegen der
Schöpfung. Darüber sollte man sprechen, auch wenn
es keine Patentlösung gibt.
Handlungsalternativen
•Man muss nicht Vegetarier werden, aber man sollte
versuchen, Fleisch und Milchprodukte bewusster zu
konsumieren und vielleicht etwas weniger davon zu
essen. Fleisch ist kostbar!
•Regional einkaufen (kurze Transportwege, Kreislaufwirtschaft).
•Bio-Fleisch aus örtlichen Höfen kaufen. Die Rinder
mancher Betriebe werden ganzjährig freilaufend
und im Familienverbund auf ihren Wiesen gehalten
und ernähren sich ausschließlich von dem, was sie
in ihrem Lebensraum finden: im Sommer saftiges Gras und im Winter Heu von den hofeigenen
Wildwiesen. Im Gegensatz zur konventionellen
Rindermast wird komplett auf die Zufütterung von
Kraftfutter wie Soja verzichtet.
•Sich informieren, am Ball bleiben, mit anderen darüber reden und Bewusststein schaffen.
•Kampagnen unterstützen (unter anderem Unterschriftenlisten von Foodwatch, Greenpeace). Damit
kann den Firmen gezeigt werden, dass wir nicht
alles essen, was auf den Tisch kommt!
•Einen Klima schonenden Lebenswandel führen – gut
essen und spritsparend unterwegs sein.
Plakat 2: Schädigung des Klimas / Kuh=PKW
In der Tierproduktion entstehen 18 Prozent der menschlich verursachten freigesetzten Treibhausgase. Eine
Berechnung des Wissenschaftsmagazins Scientist ergab:
1 Kilogramm Fleisch setzt während der „Produktion“ 36
Kilogramm CO2 frei, etwa genauso viel wie ein durchschnittliches europäisches Automobil auf 250 Kilometer
(= ca. 40 Kilogramm CO2).
Neun Prozent der human verursachten CO2-Ausstöße
entstehen in der Viehwirtschaft (unter anderem indirekt
durch Abholzung von Wäldern).
15
Station: Schokolade
Ziel: Veranschaulichung der Arbeitsbedingungen
im Kakaoanbau
Überblick: Diese Station eignet sich vor allem für
Kinder sehr gut, auch in Gruppenstunden. Ein guter
Beginn ist dabei ein Schokoladentest, bei dem die
Kinder einen Fragebogen ausfüllen und sechs Schokoladen bewerten. Wie die meisten Deutschen mögen
die Kinder wahrscheinlich am liebsten Milka. Es ist
sinnvoll, die Kinder nach ihrer Lieblingsschokoladensorte zu fragen, bevor sie erfahren, wie die Schokolade, die beim Test am besten abgeschnitten hat,
heißt. Sie erleben dann gerne mal eine Überraschung.
Anschließend kommen die Infos und dann ein Schokoladenquiz in Form von „1, 2 oder 3“. Wer die richtige
Antwort hat, bekommt ein Stück von den Schokoladenresten. Im Rundgang mit Kindern ist diese Station
ein guter Ersatz für die Kaffee-Station, während es bei
Erwachsenen genau umgekehrt sein kann.
Ort: Süßwarenladen, Schokolaterie etc.
Material: Plakate; Schokolade (am besten fair gehandelt)
Thematisierte Probleme: Unmenschliche Arbeitsbedingungen der Kaffeebauern
Dauer: je nach Umfang (Schokoladentest s.o.)
10-20 Minuten
Teilnehmer: keine Mindestteilnehmerzahl,
ab Grundschulalter
Plakat 1: Anbaugebiete
Schokolade besteht hauptsächlich aus Kakaobohnen, die
um den Äquator wachsen. Der Verzehr ist allerdings in
Europa und Nordamerika am größten. (Bei Kindern lohnt
es sich, erst zu zeigen, wo sie wächst und dann zu fragen,
wer am meisten isst.)
Plakat 2: Produzenten
Der größte Kakaolieferant für Deutschland ist die Elfenbeinküste, gefolgt von Nigeria und Ghana.
Zahlen und Fakten
• Der Pro-Kopf-Verbrauch an Schokolade liegt bei 9,31
Kilogramm im Jahr.
• Die Deutschen geben im Schnitt 44,85 Euro pro Jahr
für Schokolade aus.
• Ein sehr großer Teil des Schokoladenmarktes wird von
großen Firmen beherrscht.
Nestlé: After Eight, KitKat, Lion, Nesquik, Nuts, Smarties
Mars: Balisto, Banjo, Bounty, M&M’s, Mars,
Milky Way, Snickers, Twix
Kraft: Daim, Kaba, Milka, Suchard, Toblerone
Ferrero: Duplo, Hanuta, Ferrero-Roché, alle „Kinder“Produkte, Mon Chérie, Nutella
Plakat 3a: Ernte
Die Ernte der Bohnen ist recht aufwendig
und wird in Handarbeit erledigt.
Plakat 3b: Ernte
Die Bohnen werden von Hand
geerntet und in großen Schoten
mit einer Machete vom Baum
abgeschlagen. Dazu werden
auch Kinder eingesetzt, die aus
anderen Ländern verschleppt
werden. Das ist moderne
Sklaverei, denn die Kinder sind
gerade mal 25 Dollar Wert (Info
Verbraucherzentrale).
Plakat 4: Ernte
Die Schoten werden geöffnet, die Bohnen werden mit
einem Messer herausgelöst und in der Sonne getrocknet.
16
Station: Schokolade
Plakat 5: Ernte
Handlungsalternative:
Fair gehandelte Schokolade
Bei der Ernte werden die Kakaobohnen dunkel.
Für diese harte und langwierige Arbeit erhalten die Kakaobauern sehr wenig Geld.
Frage an die Gruppe:
Was schätzen Sie, wie viel ein Kakaobauer an einer Tafel
Schokolade verdient?
Etwa 1/24 einer Tafel (Tipp: Schon vorher eine Tafel
Schokolade zeigen und dann das entsprechende Stück
hochhalten.)
Plakat 6:
Frage an die Gruppe:
Wer hat ein Radio zu Hause? Zwei? Drei?
1980 musste ein Kakaobauer noch einen Sack der Bohnen
verkaufen, wenn er ein Radio davon kaufen wollte, 2002
waren es schon 6 Säcke für ein vergleichbares Radio
Die Vertriebspartner zahlen 150 Dollar mehr als der
Weltmarktpreis einer Tonne Schokolade beträgt.
Biobohnen bekommen extra einen Aufschlag von
200 Dollar. Das ist wichtig, weil die Bauern oft keine
Alternative zum Kakaoanbau haben und so den Preis
akzeptieren müssen, der bezahlt wird (siehe Milchbauernstreik!).
Und auch die gesamte Ideologie des fairen Handels
kommt hier zu Gute: keine Kinderarbeit, keine gesundheitsschädlichen Chemikalien.
Wem die Schokolade aus dem Weltladen nicht
schmeckt, der kann gerne auf Eigenproduktionen der
verschiedenen Supermärkte zurückgreifen.
1980
=
2002
Plakat 7: Schokoladenherstellung
In Europa werden die Bohnen dann geröstet, gebrochen
und gemahlen, wodurch die Kakaomasse entsteht. Diese
wird zum Teil mit Zucker und Milch vermischt, gewalzt
und zusammen mit Kakaobutter konchiert (spezielle
Rührtechnik), wodurch die Schokoladenmasse entsteht.
Der andere Teil der Kakaomasse wird gepresst, wodurch
die Kakaobutter entsteht. Die gepresste Masse wird pulverisiert und so zu Kakaopulver.
17
Station: Sportschuhe
Ziel: Verdeutlichung der Arbeitsbedingungen in der
Sportindustrie. Natürlich ist die Erkenntnis mittlerweile weit verbreitet, dass es bei der Produktion
von Sportartikeln insbesondere in Südostasien nicht
arbeitnehmerfreundlich zugeht.
Material: Plakate, Karten der Kampagne für
saubere Kleidung (www.saubere-kleidung.de)
„Augen auf beim Kleiderkauf“, eventuell gebrauchte
Sportschuh und Spielgeld
Ort: Sportgeschäft
Thematisierte Probleme: die unmenschlichen Arbeitsbedingungen in südostasiatischen Produktionsstätten
der Kleidungs- und Sportindustrie
Dauer: ca. 10 Minuten
Teilnehmer: keine Mindestanzahl, ab Grundschulalter
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Zahlen und Fakten
Plakat 1: Umsätze und Gewinne von
Sportschuhherstellern 2006:
Nike: 8,8 Mrd. Dollar Umsatz und 1,1 Mrd. Dollar Gewinn
Adidas: 5,4 Mrd. Dollar Umsatz und 0,4 Mrd. Dollar Gewinn
Puma: 1,7 Mrd. Dollar Umsatz und 0,3 Mrd. Dollar Gewinn
Frage an die Gruppe:
Was schätzt Ihr, wie viel Tiger Woods jährlich für seine
Werbung für Nike bekommt?
Er verdient damit 20 Millionen US-Dollar jährlich. Insgesamt gibt Nike 1,028 Milliarden für Werbung aus. Die
Firma verkauft 200 Millionen Paar Schuhe jährlich.
Adidas ließ sich einen lebenslangen Vertrag mit dem
Fußballer David Beckham 161 Millionen kosten.
 
Wer bekommt die 100,– Euro für meine Sportschuhe?
Herstellungskosten 12 %
Produktionskosten 2%
Fabrikgewinn 2%
Material 7,6%
Transport
und Steuern 5%
Löhne
0,4 %
Mehrwertsteuer 20%
Markenfirma 33 %
Profit 13,5%, Forschung 11% Werbung 8,5 %
Einzelhandel ca. 30%
gefördert durch die:
Dieses Poster wurde mit finanzieller Unterstützung der Europäischen
Gemeinschaft erstellt. Die darin vertretenen Standpunkte geben die
Ansicht der Südwind Agentur wieder und stellen somit in keiner
Weise die offizielle Meinung der Europäischen Gemeinschaft dar.
18
www.cleanclothes.at
Station: Sportschuhe
Handlungsalternativen
Adidas Zuliefererbetriebe finden sich zumeist in China,
Vietnam, Indonesien, Taiwan und Pakistan.
Die Bedingungen in manchen dieser Werke sind alarmierend: Kameraüberwachung der Toilettengänge, Entlassung von Schwangeren, Verbot von gewerkschaftlichen
Aktivitäten (so wurde etwa der Betrieb Hermosa bei El
Salvador aus diesem Grund geschlossen). Es soll auch
Fälle gegeben haben, in denen verrottetes Trinkwasser
ausgeschenkt wurde.
Allerdings ist zu beachten, dass No-Name-Firmen, die
günstigere Schuhe anbieten, oftmals noch schlimmere
Produktionsverhältnisse bei ihren Zulieferern haben.
Plakat 2:
Turnschuh: 100 Euro - wer bekommt was.
Sinnvollerweise wird der Arbeiter zuletzt
genannt.
(Tipp: Noch besser ist es, ein altes Paar Schuhe zu
zerschneiden. Ein Schuh bleibt ganz und die Teilnehmer
sollen anhand dieses Schuhes sagen, welcher Teil wohl
wohin fließt. Möglich ist es auch einfach 100 Euro in den
entsprechenden Scheinen und Münzen mitzubringen, die
TN raten zu lassen und das Geld zu verteilen)
In den letzten Jahren haben viele Firmen zumindest damit
begonnen, soziale Projekte in ihren Produktionsländern
ins Leben zu rufen oder zu fördern. Auch haben viele Unternehmen eigene soziale Verhaltenskodizes erarbeitet.
Diese werden aber oft nur von betriebseigenen Prüfern
kontrolliert und die Einhaltung ist zudem freiwillig.
Dabei werden oft die Zulieferbetriebe ausgenommen. Es
herrschen oft noch Bedingungen, zu denen wir keinesfalls
arbeiten würden!
Gedankenanstoß:
• Wärt ihr bereit den doppelten Preis zu zahlen,
damit die Arbeiterinnen und Arbeiter besser leben
können?
Nicht nötig: Nach einer Berechnung der „Clean Clothes Campaign“ würden bereits 36 Cent pro Schuh
für einen existenzsichernden Lohn ausreichen.
Natürlich variiert dieser Betrag von Land zu Land.
Würde Tiger Woods anstelle von 20 Millionen
„nur“ 9 erhalten, könnten damit 25.000 vietnamesische Arbeiterinnen und Arbeiter von Nike
ihre Grundbedürfnisse befriedigen.
• Clean Clothes Campaign
In Deutschland: „Kampagne für saubere Kleidung“
Verteilen Sie die Kärtchen (siehe Materialien) an
die Geschäftsführer. Die Unternehmen ändern Ihre
Philosophie oft erst, wenn der Kundendruck stark
genug wird.
Trägergruppen in Deutschland:
• Evangelische und Katholische Jugend
• IG-Metall
• Katholische Arbeitnehmerbewegung
• Katholischer Frauenbund
• Ver.di
• Terre des Femmes
•Schuhe von Blackspot oder No Sweat (ähnlich wie
Converse) werden fair hergestellt.
•Bei Markenschuhen auf die Philosophie des Unternehmens achten. Größtenteils empfehlenswert:
American Apparel, Veja, Think!, Bionat, Kickers,
Dessy, Giesswein, Le Tenance, Loonts, Olympic,
New Dress, Sanita, Vabeene
100% FAIR
MADE IN FREEDOM
NO
SAFE
LIVING WAGE
EXPLOITATION
RIGHT TO ORGANISE
CLEAN CLOTHES
WWW.INKOTA.DE
CLEAN CLOTHES
WWW.INKOTA.DE
100% FAIR
19
Station: Papier
Ziel: Bei dieser Station soll es um „richtige“ Siegel gehen. Welche geben uns wirklich Auskunft darüber, dass
Recyclingpapier und kein Urwaldholz dabei verwendet
wurde? Zudem geht es darum, das alte Klischee zu
überwinden, man könne Recyclingpapier auf einen
Blick erkennen! Dazu bietet sich ein Papiertest an.
Material: Plakate, 500 Blatt Papier und verschiedene
andere Blätter Papier
Ort: Schreibwarenladen
Thematisierte Probleme: Abholzung der Regenwälder
Teilnehmer: keine Mindestteilnehmerzahl, ab Grundschulalter
Zahlen und Fakten
ie r
we
Frage an die Gruppe:
Wo verwenden wir alltäglich Papier?
• Schulhefte
• Tageszeitung
• Zeitschriften
• Toilettenpapier
•weil
Taschentücher
aus 100% Altpapier
il a
ap
us 1
• Verpackungen
0 0 % Alt p
(40 Prozent unseres Hausmülls)
• Geldscheine
• Eintrittskarten
• Bücher
Eine Welt ohne Papier ist für uns nicht mehr vorstellbar.
Jeder Deutsche verbraucht im Jahr durchschnittlich 236 Kilogramm Papier (Jahr
2004). Der Weltdurchschnitt liegt bei
56 Kilogramm. Um das anschaulich zu
machen: Ein Paket mit 500 Blatt wiegt ca. 2,2 Kilogramm.
Unser Verbrauch liegt also bei (mehr als) 100 solcher
Packungen!
Seit 1950 hat sich der Papierverbrauch der Bundesbürger
mehr als verzwölffacht!
Ein gutes Beispiel für Kinder: Die verbrauchte Papiermenge von ca. 640 Gramm pro Tag entspricht
etwa der Papiermenge eines Harry Potter Bandes
Zwar kommen nur 16 Prozent des geschlagenen Holzes
für unser Papier aus Urwäldern und 30 Prozent aus
Wirtschaftswäldern – aber diese Wirtschaftwälder waren
früher einmal selbst Urwälder!
Beispiel Indonesien (Plakat: Karte zeigen)
Mit 17.508 Inseln ist es der größte Inselstaat der Erde. Nach
Brasilien und Kongo hat es das drittgrößte Vorkommen an
tropischem Regenwald (95 Millionen Hektar). Jährlich wird
in Indonesien eine Fläche von 30.000-35.000 km2 Wald
abgeholzt. Das sind täglich mehr als 1.000 Fußballfelder!
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Die artenreichen tropischen Regenwälder Indonesiens
sind unter anderem Heimat von Orang-Utans, deren
Bestand sich im Laufe des letzten Jahrhunderts um 91
Prozent reduziert hat!
Knapp die Hälfte des in Deutschland benutzten Papiers
stammt jedoch aus Skandinavien (vor allem Finnland,
Schweden). Aufgrund der Holzwirtschaft leidet auch dort
die Artenvielfalt. Rund die Hälfte der dortigen Tier- und
Pflanzenarten gelten als gefährdet oder bedroht.
Handlungsalternativen
•Papierverbrauch reduzieren. Zum Beispiel bei den
Schulheften nicht immer eine neue Seite anfangen,
oder nicht immer alle bunten Werbekataloge mitnehmen, die sowieso zu Hause nicht gelesen werden.
•Recyclingpapier verwenden. Dieses Papier besteht
aus 100 Prozent Altpapier, das aber nur sechs Mal
wieder verwendet werden kann, da die Papierfasern
sich bei jeder Aufbereitung verkürzen.
Papiertest – Vorurteil:
Recyclingpapier ist grau und kratzig
Ziel: Vorstellung und Vergleich mehrerer Recyclingpapiersorten und konventioneller Papiersorten, die
herumgereicht und beurteilt werden sollen.
Kleine Siegelkunde (siehe Plakat)
Der Blaue Engel: Die richtige Wahl! Es werden neben
Schulheften auch Büro- und Hygieneartikel mit diesem
Siegel angeboten. Das Siegel garantiert einen Altpapieranteil von 100 Prozent. Es wird vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit als
Qualitätssiegel vergeben und ist rechtlich geschützt.
ÖKOPAplus: Schulhefte und Malblöcke tragen auch oft
dieses firmeneigene Siegel. Auch dieses Siegel garantiert 100 Prozent Altpapier, das nicht gebleicht oder
entfärbt wurde. Durch eine besondere Oberflächenbehandlung ist das Papier trotzdem sehr hell.
Aqua Pro Natura/Weltpark Tropenwald: Lasst euch
nicht täuschen! Dies ist kein sicheres Siegel. Es schließt
unter anderem nicht die Verarbeitung von Holz aus
Urwäldern in den USA und Russland aus.
Station: Weltladen
Ziel: Diese Station ist wichtig, weil viele – vor allem
Kinder und Jugendliche – gar nicht wissen, wo sich
vor Ort ein Weltladen befinden könnte. Da während
des Spaziergangs immer wieder Hinweise auf den
fairen Handel gemacht werden, wäre es also ganz
entscheidend, im Weltladen vorbeizuschauen. Oft sind
die Ehrenamtlichen aus den Läden bereit, selbst zu
berichten. Manche sind sogar bereit, kleine Proben
der Lebensmittel an die TN zu verschenken.
Material: Plakate
Ort: Weltladen (am besten eine kurze Einführung
vor dem Weltladen und dann zumindest einen
Blick hineinwerfen)
Thematisierte Probleme: je nach Infos von den
Ehrenamtlichen aus dem Weltladen, oft eine
Zusammenfassung der Rundgang-Infos
Teilnehmerzahl: keine Mindestteilnehmerzahl
Fakten
Frage an die Gruppe:
Wir haben schon viel vom fairen Handel gehört.
Was heißt das eigentlich?
•Handelspartnerschaft, die eine nachhaltige Entwicklung für benachteiligte Produzenten anstrebt
•Verzicht auf Zwischenhandel, Großkonzern
•Faire Preise: Die Kosten für Material, Arbeit, Produktion werden gedeckt und somit eine lebenswürdige
Existenz ermöglicht
•Förderung von Kleinbauern-Genossenschaften
•Sozialprojekte
•Vorfinanzierung
•langfristige Handelsbeziehungen,
die Sicherheit bieten
•Vermarktungshilfen, Weiterbildung usw.
•keine Kinderarbeit
•keine Diskriminierung von Frauen (etwa durch niedrigeren Lohn oder Entlassung bei Schwangerschaft)
•Förderung des ökologischen Anbaus
•Transparenz der Produktions- und Handelswege
•Informationsarbeit in den Industrieländern
Plakat 1:
Weltläden machen es sich nicht
nur zur Aufgabe, fair und nachhaltig produzierte Lebensmittel
und Kunsthandwerk zu verkaufen, sondern vor allem auch zu
informieren und zu bilden, was sie von den konventionellen Supermärkten unterscheidet. In Deutschland gibt es
etwa 800 Weltläden und unzählige Aktionsgruppen (zum
Beispiel in Kirchengemeinden).
Plakat 4:
Diese Siegel zeigen, dass die Produkte nachhaltig und
fair hergestellt wurden. Das Fischzeichen findet sich auch
bei den Discountern.
Plakat 2:
Fair gehandelte Lebensmittel müssen
auch bei Discountern dieses Siegel
tragen.
Plakat 3:
Immer mehr Menschen kaufen fair
gehandelte und ökologisch angebaute
Produkte. Inzwischen bieten auch gewöhnliche Supermärkte (etwa 22.000)
vermehrt fair Gehandeltes an.
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Nützliches
Literatur- und Rechercheliste
Inhaltlich ähnliche und zu empfehlende Bücher:
Christian Berg; Manuel J. Hartung
Welt retten für Einsteiger. 30 Gründe für ein gutes
Gewissen, München 2007, dtv-Verlag
Die Autoren geben in 30 Kapiteln (leicht) umsetzbare Alternativen, wie man im Alltag ökologisch und sozial nachhaltiger leben kann. An jedes Kapitel schließt sich zudem
noch ein kleiner Infokasten an, in dem die wichtigsten
Punkte übersichtlich dargestellt werden: So geht´s, das
bringt´s, das sind die Nebeneffekte, wie oft muss man es
tun, wie aufwendig ist es und der Gute-Gewissen-Faktor.
Es geht um Wein, Atomausstieg, Geldanlagen, Wasser
sparen, Discounter, Fleischkonsum, lokales und saisonales Obst und Gemüse und vieles andere mehr. Eine
schöne Lektüre mit vielen Zahlenbeispielen und Fakten.
Tanja Busse
Die Einkaufsrevolution. Konsumenten
entdecken ihre Macht,
2008, Heyne-Verlag
Tobias Schlegl
Zu spät? So zukunftsfähig sind wir jungen Deutschen,
2008, rororo-Verlag
Das hätte man zwar dem ehemaligen Viva-Moderator
Schlegl vielleicht nicht zugetraut, aber sein Taschenbuch
ist wirklich lesenswert! Auch er geht der Frage nach
einem bewussten und nachhaltigen Lebensstil nach und
begibt sich auf eine Recherchereise durch Deutschland.
Es geht um Ikea und Möbelholz, Nahrungsmittelhersteller, McDonald’s, Ökostrom – aber auch um gesellschaftliches und politisches Engagement etwa gegen Rechtsextremismus.
Sein Buch ist ein Appell zum eigenen Einsatz für eine bessere Welt. Schlegl hat jedes Kapitel mit einem Song der
Ärzte überschrieben. In diesem Sinn: „Es ist nicht deine
Schuld, dass die Welt ist, wie sie ist, es wäre nur deine
Schuld, wenn sie so bleibt.“
Fred Grimm
Shopping hilft die Welt verbessern. Der andere
Einkaufsführer. Ernährung. Mode. Kosmetik. Wohnen.
Reisen. Geldanlage,
2008, Goldmann-Verlag
Stefan Kuzmany
Gute Marken, böse Marken.
Konsumieren lernen, aber richtig,
2007, Fischer-Verlag
Klaus Werner; Hans Weiss
Das neue Schwarzbuch Markenfirmen:
Die Machenschaften der Weltkonzerne,
2006, Ullstein-Verlag
Internet:
• www.konsum-global.de
Hier kann man sich unter der Rubrik „Virtuelle Stadtführung“ viele weitere Informationen anlesen/anhören, auch zu
dem Themengebiet Elektronik (Handys)! Unter der Rubrik Service finden sich viele weitere Literatur- und Linktipps.
• www.transfair.org
Unter der Rubrik Produkte werden viele Hintergrundinformationen zu Produkten geboten, zum Beispiel auch zu
Bananen, Sportbällen, Wein und Tee, mit denen sich neue Stationen entwerfen lassen!
• www.saubere-kleidung.de
Diese Seite beinhaltet viele Infos, Tipps und Materialien rund um Kleidung, aber auch zu anderen wichtigen Themen.
Viele Geschäfte und Unternehmen werden dort mit ihren Beschaffungspraktiken und Verhaltenskodizes vorgestellt.
• www.worldmapper.org/index.html
Anschauliche Weltkarten, in denen globale Probleme proportional dargestellt werden.
• www.gruenesgeld.at und www.nachhaltiges-investment.org
Infos zum Thema Geld
• www.weltladen.de
Infos vom Dachverband der Weltläden
• www.infozentrum-schoko.de
Infos rund um Schokolade und ihre Herstellung
• www.verbraucherbildung.de/projekt01/media/pdf/UE_Globalisierung_Innen stadt_Brueck_0804.pdf
Hier finden sich viele Infos zu den Rundgängen und zu Stationen.
Zu den Autoren:
Birgit Görmann, geb. 1980
Diakonenausbildung in Rummelsberg mit Fachrichtung
Erzieherin.
Gemeindejugendreferentin in Sulzbach-Rosenberg
„Das Thema ist mir wichtig, weil es für mich direkt mit
Gottes Schöpfung und christlicher Nächstenliebe zu tun
hat. Leute hungern, damit wir unseren Lebensstandard
halten können. Viele wissen das alles gar nicht. Da
aber immer mehr Leute sich in dieser Richtung interessieren, finde ich es nur zeitgemäß, wenn Kirche aufklärt. Was jeder mit diesem Wissen macht, ist ihm oder
ihr selbst überlassen, es ändert aber vielleicht manche
Entscheidung.“
Marcel Görmann, geb. 1984
Studium der Neueren und Neuesten Geschichte, Politikwissenschaft und Soziologie in Münster.
Studium der Politikwissenschaft, Soziologie und Pädagogik in Erlangen.
Referentenschulung für das Konzentrationslager Dachau
„Mir ist das Thema sehr wichtig, seit ich in Münster die
Weltladenarbeit kennengelernt habe. Bildungsarbeit
ist mir ein besonderes Anliegen und gerade dieses
Thema halte ich für besonders wertvoll. Wenn man im
normalen Einkaufsalltag bei Aldi und Lidl unterwegs
ist, merkt man gar nicht, was man damit anrichtet. Der
Gedanke der Solidarität ist für mich entscheidend.“
Amt für Jugendarbeit
der Evang.-Luth. Kirche in Bayern
Arbeitshilfe und Material im Download
unter www.ejb.de
Bestellung unter: [email protected]

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