Darum wird ein Fluch die Erde zerfressen

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Darum wird ein Fluch die Erde zerfressen
Bibelarbeit zu Jes 24,1-23
"Darum wird ein Fluch die Erde zerfressen …"
Wodurch Ordnung im Chaos der Völker entsteht …
Ein Bild der Zerstörung zeigte sich nach der Flutkatastrophe in Indonesien im Dezember 2004.
Einleitung
"Seit wann eigentlich ist Gott 'lieb'? Und was heißt dabei 'lieb'? Ein realsatirischer Vergleich
vermag womöglich eine Aufklärung zu leisten.
Zuweilen kommt mir auf dem Weg ein mordlustig aussehender Hund entgegen. Während ich
angstvoll dem Unheil ins Auge sehe, ruft die Stimme eines (dem Hund nicht selten ähnlich
sehenden) 'Herrchen': "Der ist lieb." Und sehr oft folgt als weiterer Satz: "Der tut nichts." Die
vertraute Wortwahl erlaubt verblüffende Rückschlüsse auf die Rede vom 'lieben Gott'. "Der
ist lieb. – Der tut nichts." Lieb sein heißt: Nichts tun. In dieser Logik zeigt nicht nur eine
bestimmte Pädagogik ihr Gesicht, sondern auch eine bestimmte Frömmigkeit. Würden, mit
Verlaub, Hund, Kind oder Gott "etwas tun", so wäre es aus mit dem Lieb-Sein. Der "liebe
Gott" ist "lieb" – nicht nur solange er nichts, sondern weil er nichts tut. Vor dem "lieben Gott"
muss man keine Angst haben – er tut nichts." (Jürgen Ebach, Schriftstücke. Biblische
Miniaturen, Gütersloh – München 2011, 35f)
In der Kirchensprache scheint der Gott der Zumutungen verschwunden zu sein. Alles, was uns
sehr bedrängt, wird schnell überspielt dadurch, dass die Sprache monoton auf "Liebe" gepolt
ist. Wird die dramatische Sprache der Bibel vermieden, dann bleibt auch die Reaktion leer
oder gar aus. Eine eingeebnete Sprache kann dann nicht mehr den Gott der Bibel verkünden,
der freilich die Liebe ist und Liebe wecken will, doch so, dass die Wahrheit und das Gute
mitgemeint und mitgewollt sind. Das "Gericht" Gottes ist die dunkle, widerständige Seite der
Liebe, die jeder Mensch erleben muss, der am Recht und der Gerechtigkeit vorbei in die
Seligkeit der Liebe gelangen will. Eigenartig, dass die im deutschen Sprachgebrauch fast zum
Namen Gottes gewordene Bezeichnung "der liebe Gott" gar nicht auf die Bibel zurückgeht,
sondern auf die Welt der Märchen der Brüder Grimm. Mit der Bibel zu leben bedeutet, gegen
die Reduzierung auf den "lieben Gott" zu streiten, heißt auch, zu fragen, was denn gemeint ist,
wenn die Bibel vom "Gericht" Gottes spricht, heißt zuallererst: in allem mit ihm zu leben –
alles mit Gott oder alles gegen Gott, jedoch nichts ohne Gott. Der Schrifttext Jes 24 kann dazu
anregen, die verbreitete Harmlosigkeit in der Rede von Gott aufzuspüren und sich der
biblischen Rede von Gott und seiner wirksamen Gegenwart neu zu stellen.
Der Schrifttext: Jes 24, 1-23
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Seht her! JHWH verheert und verwüstet die Erde;
er verändert ihr Gesicht
und zerstreut ihre Bewohner.
Dann geht es dem Laien wie dem Priester,
dem Knecht wie dem Herrn,
der Magd wie der Herrin,
dem Käufer wie dem Verkäufer,
dem Gläubiger wie dem Schuldner,
dem, der ausleiht, wie dem, der leiht.
Verheert wird die Erde, verheert,
geplündert wird sie, geplündert.
Ja, JHWH hat es gesagt.
Die Erde welkt, sie verwelkt,
die Welt zerfällt, sie verwelkt,
Himmel und Erde zerfallen.
Die Erde ist entweiht durch ihre Bewohner;
denn sie haben die Weisung übertreten,
die Gesetze verletzt,
den ewigen Bund gebrochen.
Darum wird ein Fluch die Erde zerfressen;
ihre Bewohner haben sich schuldig gemacht.
Darum schwinden die Bewohner der Erde dahin,
nur wenige Menschen werden übriggelassen.
Der Wein ist dahin, die Rebe verwelkt;
alle, die einst so heiter waren, seufzen und stöhnen.
Verstummt ist der fröhliche Klang der Trommeln,
der Lärm der Übermütigen ist zu Ende,
verstummt ist der fröhliche Klang der Zither.
Man trinkt keinen Wein mehr bei frohem Gesang,
das Bier der Zecher ist bitter geworden.
Die öde Stadt liegt in Trümmern,
alle Häuser sind für den Zutritt verschlossen.
Auf den Gassen jammern die Leute:
Es gibt keinen Wein mehr!
Jede Freude ist verschwunden,
aller Jubel hat die Erde verlassen.
Von der Stadt blieben nur noch Ruinen,
auch das Tor wurde zertrümmert.
13:
Dann ist es unter den Völkern der Erde,
wie wenn man Oliven abschlägt,
wie bei der Nachlese, wenn die Ernte vorbei ist.
14:
Sie beginnen zu jubeln,
sie preisen die Größe des Herrn.
Jauchzt, ihr im Westen,
ehrt JHWH, ihr im Osten!
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Und ihr auf den Inseln im Meer,
preist den Namen JHWHs, des Gottes Israels!
Von den äußersten Enden der Erde hören wir Lieder:
Preis dem Gerechten!
Ich aber sage:
Weh mir! Elend, Elend kommt über mich.
Treulose handeln treulos,
ja, die Treulosen berechen die Treue.
Grauen, Grube und Garn warten auf euch,
ihr Bewohner der Erde.
Wer dem Lärm des Grauens entflieht,
fällt in die Grube.
Wer aus der Grube entkommt,
fängt sich im Garn.
Ja, die Schleusen hoch droben werden geöffnet,
die Fundamente der Erde erschüttert.
Die Erde birst und zerbirst,
die Erde bricht und zerbricht,
die Erde wankt und schwankt.
Wie ein Betrunkener taumelt die Erde,
sie schwankt wie eine wacklige Hütte.
Ihre Sünden lasten auf ihr;
sie fällt und kann sich nicht mehr erheben.
An jenem Tag wird JHWH hoch droben
das Heer in der Höhe zur Rechenschaft ziehen
und auf der Erde die Könige der Erde.
Sie werden zusammengetrieben
und in eine Grube gesperrt;
sie werden ins Gefängnis geworfen,
und nach einer langen Zeit wird er sie strafen.
Dann muss der Mond sich schämen,
muss die Sonne erbleichen.
Denn der JHWH Zebaot ist König
auf dem Berg Zion und in Jerusalem,
er offenbart seinen Ältesten seine strahlende Pracht.
Hintergründe und Zusammenhänge zum Verständnis. Auslegung
Ein Prophet im biblischen Sinn ist von Gott berufen, ein in verschiedener Weise mitgeteiltes
Wort Gottes dem Volk oder dem König zu übermitteln. Dabei geht es zunächst weniger um
die Zukunft als um einen wachen, kritischen Blick auf die Gegenwart und die schonungslose
Analyse der Vergangenheit. Es geht darum, die Schuldverstrickungen und strukturellen
Ungerechtigkeiten aufzudecken. Daraus folgt dann oft die Ankündigung des unausweichlich
bevorstehenden Gerichts. Faszinierend ist, dass das von Propheten in eine konkrete
geschichtliche Stunde gesprochene Gotteswort dann darüber hinaus erhebliche Bedeutung für
spätere Generationen bekommt, wenn es überliefert, ausgelegt und fortgeschrieben wird für
neue Situationen und Zusammenhänge. In dieser Ausgestaltung hat sich ein Schema entfaltet:
"Gerichtsworte gegen Israel, Gerichtsworte gegen die Völker, Heilsworte für Israel". Es
strukturiert viele Prophetenbücher.
Zum Thema:
In Jes 24 steht folgende Frage im Zentrum: Wie kann JHWH Ordnung schaffen im Chaos der
Völker? Die Antwort ist knapp und klar: Indem JHWH seine Königsherrschaft aufrichtet. Das
tut er, indem er sowohl an den Völkern als auch an Israel handelt. Kap 24 gehört zu einer
kleinen selbständigen literarischen Komposition Jes 24-27 mit ganz eigenem Profil. Sie ist mit
dem gesamten Buch des Propheten Jesaja verzahnt und hat einen durchdachten Aufbau.
Vermutlich blickt es schon auf die große Katastrophe von 587/586 zurück. Die
Entstehungszeit dürfte in der Zeit des 6. – 4. Jahrhunderts v. Chr. liegen.
Zur Gliederung:
Das Kapitel 24 beginnt mit einer Urteilsankündigung (V 1-3) durch Gottes Tun. Darauf folgt
ein großer Klagegesang in zwei Abschnitten (V 4-12). In V 13 erfolgt ein Fazit, das zu einem
Dialog (V 14-18a) hinführt, der Weherufe mit einem Lobpreis Gottes aus allen
Himmelrichtungen verknüpft. Dass es bei Gottes Handeln um die ganze Erde geht,
erschließen V 18b–20. Sünde und Untergang, beide werden in Verbindung gesehen und hier
zusammengefasst. Der Übergang vom Urteil zum Heil schließlich kommt im Abschluss (V
21-23) zu Wort und findet seinen Höhepunkt in dem Satz: "JHWH wird als König herrschen".
Zur Auslegung:
Wenn das göttliche Strafgericht vom Propheten angekündigt wird (V 1-3), dann betrifft es die
ganze Erde. Und es wird als gegenwärtiges Ereignis angekündigt. Dieses Gericht hat zwei
Gesichter: Einmal wird die Erde materiell zerstört: Sie wird verheert und verwüstet. Das Wort
"verheeren" hat in der deutschen Sprache seine Herkunft aus den Kriegserlebnissen: Wenn ein
Herr durch einen Ort, durch eine Landschaft gezogen ist, dann ist alles "verheert", vom Heer
verwüstet. Es ist wie nach einem Erdbeben, wenn die Oberfläche umgekehrt ist, wenn das
Unterste zuoberst ist und umgekehrt. Der springende Punkt liegt jedoch darin, dass die
naturgegebene Verbundenheit der Erde mit ihren Bewohnern völlig zerstört ist. Die Rückseite
dieses Vorgangs ist, dass JHWH ein besonderes Interesse an der Oberfläche der Welt (vgl. Jes
14,21) hat: Es ist seine Welt, und wenn sie in ihr Gegenteil verkehrt wird, dann greift er ein.
Eine Folge der Zerstörung des Bandes zwischen der Erde und ihren Bewohnern ist, dass das
gesellschaftliche System zusammenbricht. Dazu gehört als Konsequenz, dass in "Sachen
Gericht" alle gleich sind, der Priester wie der Sklave, die Sklavin wie die Herrin. Wenn die
Gesellschaft zerrüttet ist, ist das immer ein Zeichen von Not und Chaos, dessen der Mensch
nicht mehr Herr wird. Gottes gute Schöpfung wird in ihr Gegenteil verkehrt, aus der Ordnung
wird Chaos. Hier wird es als Gottes Initiative hingestellt.
Wie auf die Ankündigung des Strafgerichts reagieren? Dem Propheten bleibt der Klagegesang
(V 4-12). In V 4-5 beschreibt er das Unheil als bereits geschehen. Wenn das Leben
verschwindet, ist alles verwelkt. Eine Kaskade von Worten beschreibt diesen Zustand:
vertrocknet, verwelkt, verkümmert. Der Grund dafür liegt in schuldhaftem Verhalten, in der
Verdrehung der Weltordnung. Sie besagt zuletzt die Missachtung von Gottes guter Schöpfung
und seiner Anwesenheit in der Welt. Der Gipfel des Unglücks besteht darin, dass der "ewige
Bund" gebrochen (V 5) ist. Dieser Begriff bündelt in sich die ganze Bundesgeschichte, spielt
alle Zusammenhänge ein, in denen ein Bund geschlossen wurde: der Bund mit Noach, mit
Abraham, mit Israel bei der Entdeckung des Sabbats und des Kultes, mit Aaron, mit David,
mit Zion, mit den Exilierten in Babylon, mit Jerusalem. In der Brechung des Bundes geschieht
der Zusammenbruch der geordneten, gottgewollten Welt, die Wandlung des Kosmos zum
Chaos. Diesen Zusammenhang von Verletzung der Lebensordnung und der Schädigung der
Erde bis hin zum Aussterben der Menschheit thematisiert V 6. Der zweite Abschnitt (V 7-9)
beleuchtet die Verbundenheit von Natur und Mensch. Die Freude aus den Gaben der Erde
wandelt sich durch das falsche Leben in Bitternis. Wie die Trockenheit den gesellschaftlichen
Zusammenbruch verursacht, so zerstört das Ausbleiben der Freude des geordneten Daseins
die Stadt und führt sie in die völlige Verwüstung (V 10-12).
Zwischen der monologischen Klage und einem Dialog steht V 13 als Scharnier. Er resümiert,
was geschehen ist: Überall ist Leere. Wenn die Oliven abgeschlagen sind, ist kaum noch
Frucht zu erwarten.
Der Dialog (V 14-18a) lenkt die Aufmerksamkeit auf Israel: Denn viermal ist Gott das Thema
des Lobpreises, der aus allen Himmelrichtungen erklingt. Das Israel, das aus dem Strafgericht
hervorgeht und JHWH inmitten der Völker huldigt, wird ein ganz anderes Israel als zuvor
sein. Im Zentrum steht die Hoheit JHWHs. Er wird in seinem konkreten Auftreten gerühmt.
Der Prophet hat seinen Platz inmitten derer, durch die der Lobgesang auf Gott erklingt. Er
wendet sich an den "Bewohner der Erde", der vielfach durch das "Rauben" gekennzeichnet
ist. Sein Tun wiegt so schwer, dass er keinen Ausweg hat, dem Gericht Gottes zu entkommen.
Er ist der "Hoheit" Gottes genau entgegengesetzt.
In V 18b-20 kehrt der Prophet zum Hauptthema zurück, zur "Erde". Ihr Vergehen ist so groß,
dass es eine Umkehrung der guten Schöpfung Gottes nach sich zieht. Doch wie JHWH bei
Noach einen Neuanfang gewagt hat, so bedeutet die Erinnerung an dieses Handeln indirekt
die Ansage, dass Gott seine Königsherrschaft auf dem Zion zwangsläufig errichten wird und
die Schöpfung erneuert. Sünde und Untergang gehören zusammen, die Dynamik des Abfalls
führt in das Strafgericht. Damit findet die Prophetie über den Untergang der Erde ihr Ende.
Sie wird mit einer neuen Prophetie weitergeführt (V 21-23): JHWH geht gegen die Sünde und
das Unheil vor. Die Gegenwart der pervertierten Erde öffnet sich so für eine neue Zeit. Alles
wird von Gott so eingerichtet, dass seiner Königsherrschaft nichts mehr im Weg steht. Indem
er als Richter auftritt, übt er seine Herrschaft über das Weltall aus. Er beherrscht den Kosmos
oben und das Geschehen auf der Erde unten. Niemand kann sich seinem Urteil entziehen.
Angesichts seines Glanzes braucht es keine anderen Lichtkörper mehr für die Erde.
Höhepunkt ist die Ansage: "JHWH wird als König herrschen." Das ist die Voraussetzung für
den Bestand der Welt. Alle anderen Könige sind verschwunden. Die Existenz Gottes und sein
Wirken jedoch bleiben. Alle sind seinem Urteil ausgeliefert und erfahren so Leben.
Zur Bedeutung:
a. Nach Jes 24 erlebt die ganze Erde, dass Gott wirkt. Er greift richtend ein, wenn seine gute
Schöpfung in ihr Gegenteil verkehrt wird. Diese weltweite Katastrophe ist vorhersehbar. Zwar
hat JHWH sie ins Werk gesetzt, doch ist die Menschheit darauf zugesteuert, indem sie JHWH
verlassen hat und damit die von ihm gestiftete Weltordnung. Insofern ist das Zukunftsbild des
Propheten immer auch zugleich ein Bild der jeweiligen Gegenwart, das nach der heute
verdrehten Weltordnung fragt.
b. Wie in Gen 6,5-7 ist auch jetzt in Jes 24 nach den zehn Aussprüchen (Jes 13-23) das Maß
der Bosheit für JHWH voll. Sein Gericht ist in der exzessiven menschlichen Schuld
begründet. Doch setzt es nicht nach einem festliegenden, klar umrissenen Konzept ein. Beim
Propheten Jesaja lässt sich ein Ringen um ein angemessenes Reden vom Gericht Gottes
beobachten. Die Ansage seines Gerichtes ist und bleibt eine Grenzaussage. Das wird etwa
daran deutlich, dass sie mit kollektivem Horizont verwendet wird und nicht den einzelnen
Menschen trifft. Das bedeutet, dass es um das grundsätzlich in Frage gestellte
Gottesverhältnis Israels geht.
c. Gerade im Blick auf die Totalität des Gottesgerichts stellt sich die Frage, ob Gottes Gericht
denn maßlos und grenzenlos sein kann. Bei Jesaja lässt sich beobachten, dass sein Gericht
eine extreme Reaktion in einer extremen Situation ist: Weil Gott vom Volk verworfen ist,
weil der "ewige Bund gebrochen" wurde (V 5), muss er geradezu sein Gericht vollziehen.
Dieses Gericht ist zeitlich begrenzt, so dass Gottes heilvolle Geschichte mit Israel angehalten
wird und wieder neu beginnen kann, freilich in anderer Gestalt, so dass die Ordnung der Welt
wieder hergestellt wird, in der er als "König herrschen wird (V23)". Diese Herrschaft hat die
Grundgestalt der Gerechtigkeit. Das Richten ist also nicht eine Eigenschaft Gottes, sondern er
selbst bestimmt das Maß seines Gerichts, und es ist immer bezogen auf die Rettung seiner
Schöpfung, auf einen neuen Kosmos. Die Rede vom Gericht ist demnach der Versuch, von
Gott her die Welt und die Geschichte zu verstehen. Die Deutung der Geschehnisse als Gericht
ist verbunden mit der Erfahrung der Zerstörung, die in der Schuld des Volkes gründet. Darin
ist als Botschaft enthalten, dass Gott in dem Sinne unerreichbar ist, dass er nicht manipuliert
werden kann, sondern souverän handelt.
d. Dass JHWH seine Herrschaft ausüben wird, begründet eine neue Weltordnung, in der alle
bundesbrüchigen Machthaber in das Verließ der Vergessenheit gesperrt sind. Begründet wird
die neue Weltordnung vom Zion aus. Kennzeichen dieser neuen Weltordnung ist der
Lobgesang auf den Gott Israels aus allen Himmelsrichtungen (V 14-16). Er überbietet die
Klage über das Böse auf der Erde. Zugleich ist auch ein anderes Bundesverhalten des
Gottesvolkes nötig. Angesichts der Königsherrschaft Gottes liegt es einfach alternativlos
nahe. Diese Konsequenz wohnt der Ansage der neuen Zukunft inne. (Zum Ganzen siehe:
Willem Beuken, Jesaja 13-17 (HThKAT), Freiburg 2007)
Anregung für eine Bibelarbeit:
1. Der/Die Leiter/in legt in der Mitte ein Plakat aus, auf dem das Stichwort "Gericht" steht.
Die Teilnehmenden besinnen sich auf das Wort und schreiben schweigend ihre Assoziationen
und Kommentare um den Zentralbegriff herum. Dabei können auch schon geschriebene
Kommentare der anderen, wiederum schreibend, kommentiert und fortgeführt werden. Auf
einem zweiten Plakat steht: "Gottes Gerechtigkeit". Es wird in der gleichen Weise bearbeitet.
Ein anschließendes Rundgespräch wertet diese Schreibphase aus.
2. Jes 24 wird gelesen, indem der Reihe nach jede/r ein oder zwei Verse vorträgt und so der
Text durch die Runde wandert. Dann folgt eine Phase gemeinsamen Schweigens, in der der
Text bedacht wird. In dieses Schweigen hinein können die Teilnehmenden jene Worte oder
Versteile sprechen, die sie bewegen.
Dann folgt ein gemeinsames Rundgespräch, in dem die Struktur des Textes, sein innerer
Zusammenhang wie auch seine Aussagen erarbeitet werden.
Hilfreich kann eine Analyse der Kommunikationsstruktur sein: Wer spricht zu wem, worüber
und wann? Für die Kommunikationsform könnte man ein Schema suchen, um die zentrale
Aussage des Prophetenwortes zu verdeutlichen.
3. Am Schluss werden die Teilnehmenden vor die Frage geführt: Was bedeutet eine
Gerichtsaussage für meinen Gottesglauben und mein Gottesbild? Worin müsste ich Klarheit
finden, Blockaden anschauen und lösen? Was könnte ich tun? Wofür müsste ich aufmerksam
werden? Was bedeutet diese Art der Gottesrede für mein Beten? Was für meine
Weltbeobachtung und Menschbeziehung? Wie sehe ich das Verhältnis von Gerechtigkeit und
Liebe? (Hier könnte der Text von Jürgen Ebach aufgenommen werden.) Was könnten
Elemente eines neuen "Bundesverhaltens" heute sein?
4. Als Abschluss könnte der "Gerechtigkeitspsalm" Ps 83 gemeinsam gebetet werden.
Spiritual Dr. Paul Deselaers,
Katholisches Bibelwerk im Bistum Münster
(www.bibelwerk.de)
in Kooperation mit
kirchensite.de – online mit dem Bistum Münster
(www.kirchensite.de)
Foto: Archiv, Juni 2011
Weitere Bibelarbeiten im Internet:
www.kirchensite.de/bibelarbeiten