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Geo Molo, der erste grosse Schweizer Glücksspiel-Pionier Schweizer gründete Italiens erste Sportwette S Sisal», «Totocalcio», «Totip», «Tris», «Lotto», «Enalotto», «SuperEnalotto», sind die Lottospiele, die seit Ende des 2. Weltkrieges für viele Millionen Italiener und viele Schweizer, Traum, Glück, Existenzwechsel bedeutet haben und immer noch bedeuten. Die populärsten davon sind das «Totocalcio» und das «SuperEnalotto». Beide wurden in der Schweiz bzw. von Schweizern erdacht und ins Leben gerufen. Die meisten dieser Spiele sind mit dem Fussball und Pferderennsport verbunden. Als erstes, gleich nach dem 2. Weltkrieg, entstand das «Totocalcio», mit dem unverkennbaren Markenzeichen «1-X-2» – in der Schweiz bekannt geworden auch vom Sport-Toto. «1» 22 CASINO SCENE SWITZERLAND steht für Heimsieg, «X» für Unentschieden, «2» für Auswärtssieg. Oder anders gesagt: in Mailand spielen Inter Mailand gegen Juventus Turin. Setzt man auf Inter so spielt man «1», auf ein Unentschieden auf «X», auf einen Auswärtssieg von Juventus auf «2». In der Schedina del Totocalcio, dem Lottoschein, sind wöchentlich die 12 Spiele der italienischen Fussball-Liga eingetragen. Den Hauptgewinn – einen «Zwölfer» – macht, wer alle 12 Ergebnisse richtig tippt, aber auch mit 11, bzw. 10 richtigen Tipps gibt es Gewinne. Je weniger Gewinner umso grösser der ausbezahlte Betrag. Das «Totocalcio» wurde zu einem Ritual, besonders die ersten Jahre nach dem Krieg. Ein Einzelschein kostete anfangs 30 Lire, der Gegenwert eines Apéritifs. Im Nu konnte man mit einem ganz geringem Einsatz Millionär werden. Der erste einer langen Reihe von Millionären war 1947 Pietro Aleotti aus Treviso mit einem Gewinn von 64 Millionen Lire. Idee entstand vor 60 Jahren in Internierungslager im Wallis Am 5. Mai dieses Jahres waren es genau 60 Jahre seit dem Start dieses erfolgreichsten und wohl ältesten Sportwetten-Glücksspiels. Die Idee zum «Totocalcio» kam von einem italienischen Sportjournalisten, Massimo della Pergo- la, während seines Aufenthaltes in einem Schweizer Internierungslager in Pont de la Morge, im Wallis. Der Sportjournalist der «Gazzetta dello Sport», gebürtiger Jude, war in die Schweiz geflüchtet, um den Rassengesetzen Mussolinis zu entgehen. Hier lernte er zwei Schweizer Kollegen kennen, Fabio Jegher und Geo Molo vom Radio Monte Ceneri Lugano. Zusammen mit ihnen, sowie einem Kapital von 100’000 Lire, gründete er gleich nach dem Krieg die Lottogesellschaft «Sisal». Erste Ausspielung war am 6. Mai 1946. Es wurde sofort zum Riesenerfolg. Eine Art Nationalsport, ein sonntägliches Ritual für die Italiener – später auch für die Schweizer – 1-X-2 Symbol für Millionengewinne. Der Staat war nicht wenig eifersüchtig und beschloss 1948, mit einem dubiosen Dekret, den drei Journalisten die Konzession nicht mehr zu erneuern und das Spiel zu nationalisieren. Es wurde zu «Totocalcio» umgetauft und direkt dem italienischen Olympiakomitee unterstellt, das mit dem einen Teil der Spieleinsätze seine Tätigkeit finanzierte. Massimo della Pergola und seine zwei Schweizer Kollegen widersetzten sich vergeblich diesem Beschluss und gaben nach sieben Prozessjahren auf. Della Pergola, der vor wenigen Wo- chen 96-jährig gestorben ist, ging zu seinem alten Journalistenberuf zurück, während Jegher und Geo Molo ein neues Spiel erfanden, das «Totip». Nicht mehr Fussball sondern Pferderennen, aber immer mit den populären 1-X-2Zeichen. Von Geo zu Rudolfo Molo und vom «Totocalcio» zum «SuperEnalotto» 1996 gewann «Sisal» (die 1945 von Della Pergola, Jegher und Geo Molo gegründete Gesellschaft) den Wettbewerb um die Neugestaltung des «Enalotto», einem klassischen Nummernspiel. Talis pater, talis flius könnte man sagen. Dem «Bellinzonese» Geo Molo war ihm bei «Sisal» sein Sohn Rodolfo gefolgt und zwar als Hauptaktionär und Präsident der Gesellschaft. Es kommt zum grossen Umschwung, zur Renaissance des Enalotto, das in den Jahren zuvor abgeflaut war. Rodolfo Molo, ehemaliger Mitarbeiter des Schweizer Fernsehens in Lugano, guter Amateurboxer, anerkannter Bibliophile mit einer ansehnlichen Nummer von wertvollen alten und neuen Spielkarten, Informatikexperte, schart eine Gruppe von Spezialisten um sich und lanciert 1997 das «SuperEnalotto». Es geht ihm vor allem um zwei Dinge: Das Spiel muss einfach zum Spielen und der Gewinn hoch sein. Nicht mehr «Enalotto», sondern «SuperEnalotto»! Von 90 Nummern, die jedes Mal wechseln, muss man mindestens 3 richtig erraten. Mit 6 richtigen Nummer, bzw. 5+1, gewinnt man den Hauptpreis. Das Spiel schlägt sofort ein und stellt alle anderen Spiele, «Totocalcio» inbegriffen, in den Schatten. In Peschici, einem Fischerdorf in Apulien, gewinnt eine Gruppe von Einheimischen, mit einem Gesamteinsatz von weniger als 400 Euro, über 30 Millionen Euro. Das «SuperEnalotto»-Fieber greift um sich. Scharen von Schweizern, vor allem Tessiner, gehen dreimal wöchentlich über die Grenzen, um Enalottoscheine zu spielen. In neun Jahren sind fast 2 Milliarden Euro an Preisgeldern ausbezahlt worden. Geo Molo, der Mitbegründer von «Totocalcio», wäre stolz zu wissen wie sein Sohn Rodolfo seine Idee ausgebaut und vervollständigt hat. Rodolfo Molo lebt zwischen Mailand und dem Tessin, ist ein eher zurückgezogener Mensch, der die Öffentlichkeit scheut, vor allem nach dem er 2001 mit dem Gesetz in Konflikt kam. Dies war auch der Grund, weshalb er aus der Gesellschaft zurücktrat, 2003 aber zum Ehrenpräsidenten ernannt worden ist. _____________ _____DR. PETER LORENZI CASINO SCENE SWITZERLAND 23