Masterplan-Sommer für die HafenCity

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Masterplan-Sommer für die HafenCity
Ein Stadtteil in Blau und Grün: Großzügige Wasserflächen prägen die
maritime Stimmung der östlichen HafenCity, zusätzlich entstehen
begrünte Parks und Promenaden. Bei gleichzeitiger Verdichtung vor
allem der Quartiere Baakenhafen und Elbbrücken wird durch den
überarbeiteten Masterplan somit auch der Aufenthalts- und
Freizeitwert des Gebiets deutlich erhöht
HAFENCIT Y HAMBURG
NEWS
JU LI 2010
Masterplan-Sommer für die HafenCity
Fotos: Fotofrizz/Burkhard Kuhn (1), Thomas Hampel/ELBE&FLUT (2)
Bis in den Herbst steht der neue Stadtteil ganz im Zeichen des überarbeiteten Masterplans: Nach dessen öffentlicher Präsentation am 26. Mai soll
diese entscheidende Entwicklungsgrundlage für die östlichen Quartiere mehrere Monate lang intensiv diskutiert werden
HAFENCITY „Der Senat ist sehr zufrieden
damit, wie sich die HafenCity bisher entwickelt
hat“, betonte Anja Hajduk, Hamburgs Senatorin für Stadtentwicklung und Umwelt, bei der
Vorstellung des überarbeiteten Masterplans.
Vor diesem Hintergrund sei auch die Überarbeitung für die östlichen Quartiere zu sehen: „Wir
schreiben diese Erfolgsgeschichte bis an die
Elbbrücken fort. Auf die öffentliche Diskussion
des Masterplans bin ich jetzt sehr gespannt.“
Zusammen mit der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt sowie dem Stadtplaner
Markus Neppl stellte die HafenCity Hamburg
GmbH am 26. Mai die neuen Pläne erstmals öffentlich vor. Das Datum markierte den Auftakt
zu einem regelrechten Masterplan-Sommer
mit zahlreichen Veranstaltungen und Ausstellungen. Zur Präsentation waren am Abend des
26. mehr als 400 interessierte Bürger in das
temporäre Kreuzfahrtterminal auf dem Großen Grasbrook gekommen. Am Morgen hatte
Hamburgs Erster Bürgermeister Ole von Beust,
seit April auch Aufsichtsratsvorsitzender der
HafenCity Hamburg GmbH, die Überarbeitung
im Rahmen einer Pressekonferenz vorgestellt.
Gleichzeitig wurden Texte, Pläne und ein Film
über das Gebiet im Internet freigeschaltet.
„Die östlichen Quartiere bekommen eine eigene Identität und gestalten den Charakter der
HafenCity dadurch noch vielfältiger“, sagte von
Beust (vgl. S. 2). Oberbaudirektor Jörn Walter ergänzte: „Mit dem Masterplan für die östliche
HafenCity wird die City-Funktion dieses neuen
Stadtteils am Wasser weiter ausgebaut. Hier entsteht ein lebendiges Quartier, das städtebaulich
und ökologisch vorbildlich ist und zu Recht international hohe Aufmerksamkeit genießt.“
Für insgesamt drei Quartiere – Baakenhafen,
Oberhafen und Elbbrücken – ist der Masterplan
überarbeitet worden. Auf ihrem Gebiet entsteht fast die Hälfte der im gesamten Stadtteil
geplanten Bruttogeschossfläche. Die HafenCity
wird nun auch in ihrem Osten zu einem verdichteten, innerstädtischen Stadtteil. Eine starke
Überarbeitung erfuhr außerdem bereits das
Quartier Am Lohsepark an der Schnittstelle
zwischen zentraler und östlicher HafenCity. Es
wird vor allem durch seine vier Hektar große
Grünfläche, den „Central Park“ des Stadtteils,
geprägt. Der freiraumplanerische Wettbewerb
zum Lohsepark wurde gleichfalls im Frühsommer entschieden, und die Ergebnisse erhielten
eine eigene Ausstellung und öffentliche Präsentation (vgl. S. 4–5).
Neue Freiräume für
alle Quartiere
Mit dem Quartier Baakenhafen entwickelt
sich ein ebenso maritimes wie urbanes Wohnund Freizeitquartier, im Vergleich zum ursprünglichen Masterplan entstehen hier (wie
auch im Quartier Elbbrücken) mehr Wohnungen als zunächst geplant. Am Oberhafen erhält
Hamburg ein neues Kreativ- und Kunstquartier,
bis zu 1.500 Kreative können kostengünstige
und gleichzeitig sehr zentral gelegene Arbeitsflächen beziehen. Das Quartier Elbbrücken wird
schließlich zum metropolitanen Geschäftsund Wohnquartier, als weithin sichtbare Ge-
IN DIESER AUSGABE u. a.:
Bessere Stadt Doppelter Hafen-
Sozialere Stadt Zur Bewohner-
Grünere Stadt Ein vier Hektar
Kreativere Stadt Die neue Hamburger
City-Auftritt bei der Expo in Schanghai
Seite 3
großer „Central Park“ entsteht
Seite 4–5
struktur der westlichen Quartiere
Seite 7
Kreativgesellschaft ist ins Elbtorquartier gezogen Seite 8
HAFENCITY HAM BURG NEWS
Hunderte von Interessierten waren zur Masterplan-Vorstellung gekommen, mit ihnen
diskutierte u. a. Oberbaudirektor Jörn Walter (im Bild)
bäude sind hier 40 Stockwerke hohe Turmhäuser vorgesehen. In allen drei Quartieren
entstehen qualitätsvolle neue Freiräume wie
der urbane Chicago Square im Quartier Elbbrücken, eine künstliche Freizeitinsel im Becken
des Baakenhafens, die Baakenhafeninsel, sowie
eine 30 Meter breite grüne Promenade am Elb­
ufer des Quartiers Baakenhafen und des Quartiers Elbbrücken. Für eine nachhaltige Verkehrsanbindung sorgt die Weiterführung der neuen
U-Bahn-Linie U4 mindestens bis zum Quartier
Elbbrücken, mehrere neue Brücken und Straßen stellen weitere Verbindungen und Entlastungen her (vgl. HafenCity News Extra).
„Erstmals ist die HafenCity bis an ihr östliches
Ende durchdacht. Dank der neuen Planungen
lassen sich dort jetzt viele neue Ideen und Konzepte verwirklichen und die hohen Nachhal­
MasterplanÜberarbeitung
Ein 4-seitiges Special zur Arbeit mit
dem grundlegenden Dokument liegt
dieser Ausgabe bei!
tigkeitsstandards der westlichen HafenCity
sogar noch steigern“, so der Vorsitzende der
Geschäftsführung der HafenCity Hamburg
GmbH, Jürgen Bruns-Berentelg. Zwar habe
auch der im Jahr 2000 verabschiedete Masterplan bereits die gesamte HafenCity umfasst,
doch für ihren Osten seien die Planungen noch
sehr rudimentär und schematisch gewesen.
Zudem haben sich einige grundlegende Rahmenbedingungen während des zurückliegenden Jahrzehnts verändert: „Damals haben wir
die östliche HafenCity noch in einer eher vorstädtischen Randlage gesehen“, erklärte Markus Neppl vom Architekturbüro ASTOC. Mittlerweile vollziehe Hamburg aber den „Sprung
über die Elbe“: Ehrgeizige Projekte wie die Internationale Bauausstellung IBA Hamburg werten
die Elbinseln auf, südlich der Elbe entwickelt
sich Harburg weiter.
In den 1990er Jahren, so Neppl, hätte die
Herausforderung noch darin bestanden, die
westliche HafenCity als Teil der Innenstadt zu
vermitteln. „Heute ist das eine unbestrittene
Tatsache, auch der Osten des Stadtteils rückt
jetzt immer mehr ins Herz der Metropole.“ Gemeinsam mit dem Architekten und Städtebauer Kees Christiaanse hatte Neppl daher 2008
die Einladung der HafenCity Hamburg GmbH
angenommen, den Masterplan in Zusammenarbeit mit der
Fortsetzung auf Seite 2 3
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3 Fortsetzung von Seite 1
HafenCity Hamburg GmbH und
der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt zu überarbeiten.
Die Ergebnisse dieses Prozesses sollen einen intensiven, mehrmonatigen Dialog anstoßen. Auf die Präsentation folgten im
Juni bereits weitere Vorstellungs- und Diskussionsveranstaltungen für verschiedene Zielgruppen. Der öffentliche Prozess ist
damit allerdings noch lange nicht beendet. Besonders intensiv
wird ein Dialog – auch über den Herbst hinaus – zum Quartier
Oberhafen gesucht: Bei der weiteren Konzipierung des Kreativ-
Die vergangenen
Wochen haben
zentrale Voraussetzungen für die qualitätsvolle und zügige Gesamtentwicklung der HafenCity
ermöglicht, sowohl
langfristig als auch
auf mittlere Sicht.
Die Überarbeitung
des Masterplans hat den urbanen Charakter
der HafenCity und ihre umfassende Nachhaltigkeit weiter gestärkt. Zugleich werden mehr
Wohnungen und Arbeitsplätze entstehen. So
kann im kommenden Jahr mit dem Ausbau
der Infrastruktur für das Quartier Baakenhafen
– dem ersten Quartier in der östlichen HafenCity – und bis Ende 2011 mit den ersten Grundstücksausschreibungen begonnen werden.
Allerdings stellt die Überarbeitung, genau wie
der Masterplan aus dem Jahr 2000, kein starres, nur noch umzusetzendes Schnittmuster
dar. Stattdessen bietet sie ein hohes Maß an
Flexibilität. Das gilt besonders für die Konzeption des Quartiers Oberhafen. Sukzessive wird
der Masterplan in vielen weiteren Planungsund Handlungsschritten fortgeschrieben und
öffentlich zur Diskussion gestellt, z. B. auf der
Ebene einzelner Bebauungspläne.
Die HafenCity, bisher als Waterfront-Projekt
vor allem blau geprägt, bekommt auch ihr
grünes Bild: Im Herbst 2010 sind die Rasenhügel des Sandtorparks endgültig sichtbar, und
nach dem abgeschlossenen Freiraumwettbewerb ist der zentrale Lohsepark als baumreicher Volkspark vordefiniert, 2012 beginnt die
Realisierung. Im Quartier Baakenhafen wird
der Lohsepark in eine breite grüne Uferpromenade an der Elbe überleiten.
Im südlichen Überseequartier gehen im Oktober die ersten Gebäude in Bau mit 70.000 m2
in Bau. Die zügige Weiterentwicklung dieser
besonders dichten und urbanen City in der
HafenCity wurde durch die Anpassung des
Vertrags mit dem Investorenkonsortium und
die Umsetzung der vertraglich optionierten
Anmietung von Büroflächen durch die Stadt
Hamburg möglich. Ein wenig weiter östlich
entsteht eine neue Großbaustelle für die HafenCity Universität, Designport und Greenpeace. Die 2010 in Bau gehenden Gebäudeflächen mit gut 115.000 m2 werden Ende 2012 bis
Anfang 2013 fertiggestellt sein. Rund um den
Magdeburger Hafen konkretisiert sich damit
das Zentrum der HafenCity, und die Dynamik
der Entwicklung bewegt sich gezielt weiter
nach Osten. Das Jahr 10 nach dem Masterplan
setzt Zeichen für den qualitätvollen und zeitgerechten Fortschritt der HafenCity.
Eintritt frei, weitere Infos: www.hafencity.com
„Wir haben ein riesiges Programm vor uns“
Hamburgs Erster Bürgermeister Ole von Beust ist seit April 2010 zugleich Aufsichtsratsvorsitzender
der städtischen Entwicklungsgesellschaft HafenCity Hamburg GmbH. Im internationalen Vergleich
sieht er Hamburgs Jahrhundertprojekt gut aufgestellt
HafenCity News: Herr Bürgermeister, wie sehen Sie die Entwicklung der HafenCity bisher?
Ole von Beust: Blicken wir
zehn Jahre zurück, dann gab es
hier vor allem leere, schmuddlige Flächen. Jetzt herrscht
hier richtig Leben, wir sehen
zahlreiche neue Wohnungen
und Büros, dazu haben sich
viele Firmenzentralen hier angesiedelt: Kühne + Nagel, Unilever, die neue Zentrale des
Spiegel-Verlags ist im Bau, SAP
war als Erster da. Wichtiger ist
aber noch, dass die HafenCity
vor allem von den Men­schen
angenommen wird.
HafenCity News: Woran machen Sie das fest?
Ole von Beust: Zusätzlich zu denen, die dort jetzt schon leben
und arbeiten, kommen am Wochenende Zehntausende und
gucken sich um. Hört man ihnen zu, hört man oftmals, wie
sie über die moderne Architektur und das neue Stück Innenstadt diskutieren, das dort direkt am Wasser entstanden ist.
Die HafenCity ist aber auch ein
großer Magnet, um Investitionen nach Hamburg zu holen
und Investoren zu binden. Der
Großteil der Investitionen, die
hier getätigt worden ist, ist ja
privat, die öffentliche Hand
sorgt hauptsächlich für die Infrastruktur. Hier ist bereits ein
mehrstelliger Milliardenbetrag
an Privatinvestitionen nach
Hamburg geflossen und hat eine lebendige Nutzung der City
befördert.
HafenCity News: Sie haben
gerade den überarbeiteten
Masterplan für den Osten vorgestellt. Warum musste der
alte Masterplan verändert
werden?
Ole von Beust: Der Masterplan 2000 wies verschiedene
Aspekte auf, die nicht mehr
zeitgemäß waren. Einmal das
Oberhafenquartier: Hier streben wir eine Entwicklung als
Kultur- und Kreativquartier
an. Zum anderen haben wir
den Anteil der Wohnungen
noch einmal erhöht, um für
eine urbane Verdichtung zu
sorgen. Dafür brauchen wir
aber auch Gewerbebauten,
nicht zuletzt als Schutz gegen
den Schienenbereich, der sich
in dem Gebiet befindet – quasi
eine Art Rücken gegen Lärm­
emissionen.
HafenCity News: Es gibt derzeit eine starke Debatte um
Wohnmöglichkeiten in Hamburg und um das Phänomen
Gentrifizierung, also die Verdrängung von angestammten Anwohnern aus ihren
Vierteln. Wie sehen Sie die
Rolle der HafenCity dabei?
Ole von Beust: Auf dem Gebiet der HafenCity war ja bis
2003 durch den Freihafenstatus Wohnen gar nicht möglich. Es gab also keine angestammten Anwohner – und
daher kann von Verdrängung
auch nicht die Rede sein. Auch
in den umliegenden Vierteln
lässt sich ein solcher Trend
nicht verzeichnen. Die HafenCity steigert dagegen das
Wohnungsangebot in der Innenstadt um ca. 5.800 und
mindert den Druck auf andere Innenstadtviertel.
HafenCity News: Warum lässt
es sich denn in der HafenCity
gut wohnen?
Ole von Beust: Wohnen, Arbeit und Freizeit lassen sich
hier sehr eng miteinander
verbinden. Die alte Trennung
von Wohnen und Arbeiten ist
nicht mehr zeitgemäß. Zu-
dem hilft dieses Modell, Verkehre zu vermeiden. Und die
moderne Architektur des
Stadtteils ist zugleich auch
ökologisch sehr anspruchsvoll. Daher ist die HafenCity
für mich ein Vorbild der europäischen Stadt im 21. Jahrhundert. Noch ist die HafenCity ja im Werden, und wir
haben noch ein riesiges Programm vor uns, aber ich bin
überzeugt, wenn sie fertig
sein wird, wird man sehen:
So gut, modern und lebenswert kann man in Europa
wohnen.
HafenCity News: Wenn Sie
umziehen würden, was würden Sie an der östlichen HafenCity besonders schätzen?
Ole von Beust: Die Stadtnähe,
verbunden mit der Nähe zu
Wasser und Grünflächen.
Unterirdische Feierlichkeiten
Im Quartier Am Lohsepark wurde der Rohbau für die U-Bahn-Haltestelle HafenCity Universität fertiggestellt
ELBTORQUARTIER Mit einem traditionellen Richtkranz und
-spruch wurde das Ende der Rohbauphase am 11. Mai gefeiert. Unter
den Gästen des Richtfests war auch Dr. Stephan Hugo Winters,
Staatsrat der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt. Die Haltestelle HafenCity Universität entsteht als zweite Station auf der
neuen U-Bahn-Linie U4. Sie liegt an der Versmannstraße östlich des
Festakt im Untergrund: Das Ende der Rohbauphase wurde traditionell
mit Richtkranz und -spruch gefeiert
2
Ausstellung mit Plänen, Film, Fotoessay und aktualisiertem Modell
Di. – So.: 10:00 – 18:00 Uhr, Do bis 20:00 Uhr, Kesselhaus
I NTE RVI EW
Ich wünsche Ihnen eine spannende und,
so hoffe ich, facettenreiche Lektüre des
Newsletters und einen schönen Sommer.
Ihr Jürgen Bruns-Berentelg,
Vorsitzender der Geschäftsführung
der HafenCity Hamburg GmbH
VE RAN STALTU N G STI P P S
Diskussion mit Senatorin Hajduk, Oberbaudirektor Walter, Masterplaner
Christiaanse und HafenCity Hamburg GmbH-Chef Bruns-Berentelg
22. September, 19 Uhr, HafenCity InfoCenter Kesselhaus
Lohseparks, wo auch zwei von insgesamt vier Zugängen angelegt
werden. Zwei weitere Zugänge entstehen direkt im Lohsepark.
Entworfen wurde das unterirdische Gebäude vom Architekturbüro
raupach architekten aus München. Die Gestaltung der Haltestelle
nimmt Elemente des nahen Hamburger Hafens auf: Über dem Bahnsteig werden eigens zu diesem Zweck entworfene Beleuchtungselemente aufgehängt, deren Form an Frachtcontainer erinnert. Ihre
Farbgebung soll je nach Tages- und Jahreszeit variieren. Die Stahlverkleidungen der Schalter- und Bahnsteighalle sind zudem farblich an
die rotbraunen Fassaden der Speicherstadt angelehnt.
Bereits im Januar 2009 war der Rohbau für die erste U4-Haltestelle im Überseequartier fertiggestellt worden. Mittlerweile
läuft der Innenausbau beider Haltestellen: Schotter, Schwellen
und Gleise werden ins Gleisbett eingebracht. Außerdem gilt es,
Elektrik, Signaltechnik und Fahrtreppen zu installieren sowie
Wände und Decken zu verkleiden. Im September 2012 werden beide Haltestellen gemeinsam mit der neuen U-Bahn-Linie in Betrieb
genommen. Vorläufig dient die Station HafenCity Universität
dann als Endhaltestelle, mittelfristig ist jedoch eine Verlängerung
der U4 geplant – weshalb die Hochbahn während des Richtfests
virtuell schon einen Zug mit Ziel Harburg in den Bahnhof einfahren ließ.
JULI 2010 Fotos: Thomas Hampel/ELBE&FLUT (1), Reto Klar (1), Kühne + Nagel (1), www.mediaserver.hamburg.de/Hamburg Liaison Office Shanghai (1), Pressestelle des Senats (1)
E D ITO R IAL
und Kulturquartiers sind viele Ideen und Impulse gefragt. Im
Spätherbst befasst sich dann die Politik mit den neuen Plänen für
die östliche HafenCity. Und auch die weitere Entwicklung wird
sich vielschichtig und komplex gestalten: „Der Masterplan stellt
nur eine – wenn auch entscheidende – Grundlage dar“, betont
Jürgen Bruns-Berentelg. „Diese gilt es, in zahlreichen weiteren
Schritten wie Bebauungs- und Erschließungsplänen, Freiraumwettbewerben sowie städtebaulichen und architektonischen Wettbewerben fortzuschreiben.“
ÜBERBLICK
„Bessere Stadt“: HafenCity auf der Expo in Schanghai
Urbanität liegt im Trend, weltweit zieht es immer mehr Menschen in die Städte. Grund genug für die Weltausstellung 2010, sich intensiv
mit dem städtischen (Zusammen-)Leben zu beschäftigen – und für einen doppelten Expo-Auftritt der HafenCity zu sorgen
HAFENCITY Das Jahr 2007 markierte einen Wendepunkt in der Zivilisationsgeschichte: Seitdem lebt weltweit mehr als die Hälfte
aller Menschen in Städten. Und mit unverminderter Geschwindigkeit setzt sich diese Entwicklung fort, 2020 wird das Verhältnis von
Stadt- zu Landbevölkerung schon 2:1 betragen. Wie also können die Städte einen solchen
Zustrom aufnehmen, ihren Bewohnern dabei
ein besseres, lebenswertes Umfeld bieten? Die
HafenCity hat mit Symposien wie z. B. im Jahr
2009 („Besser leben in Grün und Blau“) schon
zur Diskussion beitragen. Inzwischen erreicht
die Debatte nicht nur Spezialisten, sondern die
breite Öffentlichkeit. „Better City, better Life“
lautet das Motto der Expo 2010 in Schanghai.
Als Modell der europäischen Stadt des 21. Jahrhunderts ist dort ebenfalls die HafenCity vertreten – und zwar gleich in zwei Pavillons.
Um eine „Stadt im Gleichgewicht“ geht es
im „balancity“ genannten, deutschen Pavillon
auf der Expo 2010. Seine Besucher werden auf
einen großen Entdeckungs-Parcours geführt.
Schon die erste Station („Hafen“) zeigt eine
Skyline des Hamburger Hafens und der prägnantesten HafenCity-Gebäude. Beispielhaft
veranschaulicht dieser Ausstellungsteil, wie die
Entwicklung der neuen „City“ von einer Balance aus Innovation und Tradition, aus Bewahren
und Erneuern geprägt wird. Die Station „Stadtplanungsbüro“ beschäftigt sich anschließend
u. a. mit der Frage, welche Instrumente für die
Planung eines so ehrgeizigen Stadtentwicklungsprojekts zur Verfügung stehen.
Neben dem Auftritt im deutschen Pavillon ist
die HafenCity außerdem im „Hamburg House“
präsent. Als einzige deutsche Stadt war Hamburg ausgewählt worden, sich mit einem eigenen Bauprojekt an der Expo zu beteiligen.
Die Bewerbung für ein solches Engagement
geht nicht nur auf die seit 1986 bestehende
Städtepartnerschaft mit Schanghai zurück,
sondern spiegelt auch Hamburgs internationalen Ehrgeiz auf dem Gebiet der nachhaltigen
Stadtentwicklung. Durch die Auszeichnung als
„European Green Capital 2011“ kann die Freie
und Hansestadt wichtige Impulse zum ExpoThema leisten.
Im von den Architekturbüros SpenglerWiescholek und D+R entworfenen „Hamburg House“ werden Lösungen für energieeffizientes und nachhaltiges Bauen vorgestellt.
Ein unmittelbarer Bezug zur HafenCity lässt
sich für Kenner noch vor Betreten des Pavillons
erkennen: Referenzprojekt für das „Hamburg
House“ ist das von Spengler-Wiescholek im
neuen Stadtteil gebaute Wohn- und Bürogebäude „H2O“. Beide Häuser ähneln sich mit ihren verklinkerten Fassaden und auskragenden
Fassadenelementen. Das „Hamburg House“
ist zudem Chinas erstes zertifiziertes Passivhaus und könnte zum Vorbild für viele dortige
Bauprojekte werden. Im Gegensatz zu vielen
anderen Expo-Pavillons soll es auch nach Ende
Logistikmanagement lernen
Als bevorzugter Standort für Logistik-Unternehmen hat sich die HafenCity
bereits etabliert, mit der neuen Kühne Logistics University zieht jetzt eine
hochkarätige Bildungseinrichtung für die Branche in den Stadtteil
GRASBROOK „Logistik heißt, die Verfügbarkeit des richtigen Gutes in der richtigen Menge, im richtigen Zustand, am richtigen Ort, zur richtigen Zeit, für den richtigen
Kunden, zu den richtigen Kosten zu sichern.“
Dass derart komplizierte Abläufe ein eingehendes Studium wert sind, weiß niemand so
sicher wie Michael Kühne. Der Hauptgesellschafter des Branchenführers Kühne + Nagel
(weltweite Nr. 1 in der Seefracht, Nr. 3 in der
Luftfracht) lässt seine gemeinnützige KühneStiftung seit Jahren Weiterbildung und wissenschaftliche Forschung auf dem Gebiet der
Logistik fördern. Jetzt etabliert er die Kühne
Logistics University (KLU) in der HafenCity.
Am 27. September startet der erste Studiengang zum Master of Science im Fach „Global
Logistics“. Darüber hinaus plant die KLU je ein
weiteres Master- und Bachelor-Programm,
berufsbegleitende Weiterbildung, PhD-Förderprogramme und Forschungsaktivitäten
zu den Schwerpunkten Logistik und Unternehmensführung. So wird die Arbeit der Kühne School of Management and Logistics, die
bislang in einen Verbund mit der Technischen
Universität Hamburg-Harburg (TUHH) integriert war, fortgesetzt und erweitert.
Eine eigenständige Universität werde „die
Attraktivität global agierender Logistik als
akademisches Fach und Forschungsfeld steigern“, glaubt Stifter Kühne, der selbst den
Titel Prof. Dr. h.c. trägt. Die neue Universität wird weiterhin mit der TUHH sowie mit
dem ebenfalls in Gründung befindlichen
Fraunhofer-Center für Maritime Logistik und
Dienstleistungen kooperieren. Zum Gründungspräsidenten der KLU wurde der ehemaJULI 2010 Mit seiner Kühne-Stiftung fördert Michael Kühne,
Hauptgesellschafter von Kühne + Nagel, sowohl Lehre
als auch Forschung auf dem Feld der Logistik – und
etabliert jetzt die Kühne Logistics University in der
HafenCity
lige Hamburger Finanzsenator Dr. Wolfgang
Peiner ernannt.
Dass Hamburg und die HafenCity als Standort für die KLU ausgewählt worden sind, erscheint nur konsequent. Die Hansestadt ist
– nicht allein wegen ihres Hafens – ein bedeutendes Logistikcluster sowie ein wichtiger
Knotenpunkt im internationalen Warenverkehr. Zahlreiche Unternehmen aus der Branche haben sich im neuen Hamburger Stadtteil angesiedelt, allen voran Kühne + Nagel
selbst: Bereits 2007 wurde die Deutschlandzentrale im Quartier Am Sandtorpark/Grasbrook eröffnet.
www.the-klu.org
Als erstes zertifiziertes Passivhaus in China demonstriert das „Hamburg House“ bei der Expo 2010, wie energie­
effizientes Bauen funktionieren kann. Referenzgebäude war das Wohn- und Bürohaus „H2O“ am Sandtorkai
der Weltausstellung weiter genutzt werden.
Eine Ausstellung im vierten Stock des Gebäudes stellt die HafenCity vor. Zwei unter einem Wasserbassin installierte Bildschirme mit
Stadtteil-Impressionen bilden künstlerisch die
Funktion der HafenCity als Waterfront-Entwicklung ab. Über dem Becken ist – überlagert
durch ein historisches Raster des Gebiets von
1868 – ein großer, unter der Decke schwebender
Print des gesamten HafenCity-Areals zu sehen.
Ein weiterer Bildschirm sowie Infotafeln liefern
vertiefende Informationen. Als Wandrelief im
Großformat von 170 x 170 cm wird erstmals das
neue Modell der HafenCity gezeigt: Die Masterplan-Überarbeitung für die östliche HafenCity
ist darin bereits berücksichtigt.
www.expo2010.hamburg.de
www.expo2010-deutschland.de
K U R Z G E F RAGT
WARUM WURDE DAS
UMWELTZEICHEN
ÜBERARBEITET?
Seit drei Jahren dient das Umweltzeichen HafenCity „Nachhaltigkeit am Bau“
der HafenCity Hamburg GmbH zur Zertifizierung besonders bzw. außergewöhnlich
nachhaltiger Gebäude – und motiviert so die privaten und öffentlichen Bauherren
im Stadtteil zum schonenden Umgang mit Ressourcen: Eine (Vor-)Zertifizierung
des Gebäudes kann bereits für die Vermarktung der Projekte genutzt werden. Bei
neuen Flächenausschreibungen wird mittlerweile sogar regelmäßig verlangt, dass
die entstehenden Gebäude die strengen Kriterien des Umweltzeichens erfüllen.
Bisher galt das Umweltzeichen für Wohn- und Bürobauten, jetzt wurde es auch
auf Hotel- und Handelsbauten sowie gemischt genutzte Gebäude erweitert:
Denn in der zentralen und östlichen HafenCity entstehen solche Gebäudetypologien vermehrt. Schon zuvor war zur Zertifizierung ein nach fünf Kategorien
geordneter Kriterienkatalog angewendet worden, mit der Erweiterung des
Umweltzeichens wurden viele dieser Kriterien verfeinert und ergänzt. Bspw.
wurde in Kategorie 1 der maximal zulässige Primärenergiebedarf zu zertifizierender Gebäude noch einmal stark absenkt, sodass z. B. bei Wohnbauten der strenge
Passivhaus-Standard erreicht werden muss.
Kategorie 2 (nachhaltiger Umgang mit öffentlichen Gütern) bewertet jetzt auch
die Familienfreundlichkeit (von Hotel- und Handelsgebäuden) sowie die effiziente
Nutzung von Flächen (etwa der Dächer als Dachgärten, Terrassen oder für
Solaranlagen).
Gesundheit und Behaglichkeit eines Neubaus bewertet Kategorie 4. Sie wurde
u. a. um akustische Aspekte (Hall- und Schallschutz) ergänzt. Außerdem fordert
sie jetzt einen erhöhten Einfluss der Nutzer auf Blendschutz und Luftaustausch in
automatisch klimatisierten Räumen.
Durchgehende Barrierefreiheit wird als wichtiges neues Kriterium in Kategorie 5
(Gebäudebetrieb) gefordert: Gebäude sollen für Menschen mit Mobilitätseinschränkung gut zugänglich sein und diesen bspw. in sanitären Bereichen
ausreichend große Flächen bieten.
Nachhaltigkeit ist, so zeigen diese Kriterien, zwar als zeitloses Konzept zu
verstehen, dabei aber stets in einen aktuellen Kontext zu stellen. Eine lebhafte
öffentliche und fachliche Debatte entwickelt den Nachhaltigkeits-Begriff zurzeit
kontinuierlich weiter, zudem ermöglicht der technologische Fortschritt immer
ehrgeizigere Lösungen. Mit der Überarbeitung des Umweltzeichens wurde diesem
Prozess Rechnung getragen – und die Vorreiterrolle der HafenCity als nachhaltiges
Modell-Projekt weiter ausgebaut.
www.hafencity.com
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Das grüne Zentrum der HafenCity
Ein klassischer Landschaftspark mit großen Wiesen- und Rasenflächen und Hunderten Bäumen, darin ein würdevoller Gedenkort für Hamburgs Opfer von
NS-Deportationen: Ab 2012 entsteht der Lohsepark, die zentrale Grünfläche der HafenCity. Der Entwurf stammt vom renommierten Büro Vogt Landschaftsarchitekten
aus Zürich, das den internationalen Wettbewerb um die Freiraumgestaltung und Ideen für den Gedenkort für sich entscheiden konnte
Von Wasser zu Wasser: Der Hauptteil des Lohseparks verläuft wie ein langes, grünes Band vom Ericusgraben im Norden bis zum Baakenhafen im Süden. Auf der Landzunge des Quartiers Baakenhafen wird er
schließlich bis zur Elbe weitergeführt. Insgesamt 580 Bäume werden gruppiert und als Rahmen gepflanzt. Als städtebaulicher Einschnitt liegt ein Bodendenkmal für die Deportationen von Juden, Sinti und
LOHSEPARK Noch wächst die Natur hier zufällig. Eine
kleine Baumgruppe samt Wiese im Norden, ein Birkenwäldchen im Süden, dazwischen eine große graue Speditionshalle. Einige alte Bahngleise und ein großer Sandhaufen. Im
zukünftigen Quartier am Lohsepark wurde ausgebaggertes
Erdreich aus anderen Baustellen der HafenCity zwischengelagert. Der Haufen war schon mal größer, denn der Sand wird
wiederverwendet, aber hin und wieder fährt weiterhin ein
Lastwagen vor und lädt krachend seine Last ab. Um die Lagerhalle der Spedition Dietrich ist es zurzeit eher still. Wie ein
mächtiger Riegel ragt sie schräg in das Gelände.
Weiter im Norden, auf dem Lohseplatz, macht Kopfsteinpflaster den Pflanzen das Leben schwer. Immerhin, ein gutes
Dutzend Bäume und etliche Sträucher haben sich erfolgreich behauptet. Eine kleine Grünfläche lockert das Areal
zwischen parkenden Autos, Bestandsgebäuden aus Klinker
und einem grün schimmernden Neubau aus dem benachbarten Quartier Brooktorkai/Ericus auf. Nichts deutet da­
rauf hin, dass dies die Keimzelle für ein Großprojekt ist, welches das Stadtbild der HafenCity deutlich verändern wird.
GEDENKEN AN DIE OPFER
Der Prozess der Entwicklung hin zu
einer Gedenkstätte am ehemaligen
Hannoverschen Bahnhof wird seit
2004 von einer Expertengruppe begleitet. Die Jüdische Gemeinde ist
dort ebenso vertreten wie die Rom
und Cinti Union, das AuschwitzKomitee, Abgeordnete der Hamburgischen Bürgerschaft und der Bezirksversammlung Hamburg-Mitte,
wissenschaftliche Institute und Hamburger Behörden. Im Frühjahr 2008
schrieben die Regierungsparteien die
Errichtung des Gedenkorts in ihrem
Koalitionsvertrag fest. Die Senatorin
für Kultur, Sport und Medien, Karin
von Welck, berief eine Steuerungsgruppe ein, die Vorschläge für die
städtebauliche Integration erarbeitete. Der Entwurf wurde von den be-
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troffenen Verbänden, der Jüdischen
Gemeinde in Hamburg, der Rom und
Cinti Union und dem Auschwitz-Komitee, nachdrücklich begrüßt.
Der Hannoversche Bahnhof, 1870 als
Ausgangspunkt einer ersten modernen Fernbahnstrecke eingeweiht und
1906 zum Güterbahnhof umfunktioniert, war im Zweiten Weltkrieg zum
Schauplatz furchtbarer Verbrechen
geworden: Zwischen 1940 und 1945
fuhren hier 20 Deportationszüge ab.
Mindestens 7692 Juden, Roma und
Sinti wurden nach Theresienstadt,
Auschwitz und andere Ghettos und
Konzentrationslager deportiert. Neun
von zehn Deportierten wurden ermordet oder starben aufgrund der
elenden Lebensbedingungen in den
Lagern.
1955 wurde der im Krieg stark beschädigte Hannoversche Bahnhof
gesprengt, und mit dem Bahnhofsgebäude verschwand auch die Erin­
nerung an die Deportationen aus
dem Stadtbild. Reste des ehemaligen
Bahnsteigs und der Gleisanlagen sind
jedoch bis heute erhalten geblieben.
Tafeln verweisen vor Ort heute auf
das, was geschehen ist. Im Lohsepark
entsteht künftig ein richtiger Gedenkort zusammen mit einer ausführ­
lichen Ausstellung im Dokumentationszentrum als Möglichkeit zur
Erinnerung und Information.
Weitere Infos unter: http://
hannoverscher-bahnhof.hamburg.de
Gerahmt von Wasserflächen im Norden und Süden entsteht
in der zentralen HafenCity zwischen Stockmeyerstraße
und Überseeallee bis 2018 ein einladender Erholungsraum.
Ab 2012 geht der vier Hektar große Lohsepark, die größte
Grünfläche des neuen Stadtteils und gewissermaßen sein
„Central Park“, in die Entwicklung. Der Startschuss aber fiel
bereits jetzt mit der Entscheidung eines aufwendigen internationalen Wettbewerbs. 28 ausgewählte Landschaftsarchitekturbüros wurden im Sommer 2009 zu zwei Aufgabenstellungen eingeladen: zum konkreten Entwurf der
Freiraumgestaltung des Lohseparks und zur Ideenentwicklung für den im Park geplanten Gedenkort für während der
NS-Zeit aus Hamburg deportierten Juden, Sinti und Roma
– woran auch Künstler beteiligt werden konnten. Ende 2009
wurden die Ergebnisse von vier Wettbewerbern mit dem
ersten Preis ausgezeichnet. In der dritten Phase des Wettbewerbs überarbeiteten die Preisträger ihre Entwürfe, wegen
der hohen Auftragssumme wurde im sogenannten VOF-Verfahren verhandelt. Anfang Mai fiel die Entscheidung: Das
Büro Vogt Landschaftsarchitekten aus Zürich bekam den
Zuschlag (siehe Interview).
Nachhaltige Grünfläche mit Platz zum
Spielen, Entspannen und Erholen
„Wir wollten eine große, zusammenhängende Grünfläche mit einer durchgehenden Blickachse, die nachhaltig ist
und viel Platz bietet zum Spielen, Entspannen und Erholen“,
beschreibt Andreas Schneider, verantwortlicher Projektmanager bei der HafenCity Hamburg GmbH, die Zielsetzung
des Wettbewerbs. „All das setzt der Entwurf vom Büro Vogt
hervorragend um.“ Weil das Gelände zwischen Ericusgraben
und Baakenhafen recht schmal ist, muss man sich den Park
tatsächlich am besten wie ein langes, grünes Band vorstellen. Von Wasser zu Wasser – und dann wieder zu Wasser:
Nach dem überarbeiteten Masterplan für die östliche Hafen-
JULI 2010 Fotos: Miguel Ferraz Araújo (2), Ralf Günther (1), Thomas Hampel/ELBE&FLUT (1), Vogt Landschaftsarchitekten (2)
Roma wie eine Intarsie in Park und Stadt
IM FOKUS
I NTE RVI EW
„In der Tradition von Hamburgs Volksparks“
Professor Günther Vogt vom Büro Vogt
Landschaftsarchitekten
HafenCity News: Wie würden Sie Ihre
Haltung zur Landschaftsarchitektur beschreiben?
Vogt: Für uns spielt der Kontext eine entscheidende Rolle. Er findet sich in natürlichen Faktoren wie Klima, Lage und Ausrichtung, Pflanzen oder Wasser, aber auch
in den historischen und kulturellen Belangen. Im städtischen Umfeld hat jeder Ort
Geschichte, Bewohner und Nutzer verhalten sich nicht frei von Tradition und Kultur.
Gestalterisches Wirken am öffentlichen
Raum bezieht sich immer auf das kollektive Gedächtnis einer Stadt.
HafenCity News: Welches Ziel hatten Sie
bei Ihrem Entwurf vor Augen?
Vogt: Wir wollten einen vielfältig nutz­
baren, jedoch klaren und lesbaren Park
schaffen, in dem sich Schönheit und hanseatische Zurückhaltung zu einem großzügigen, grünen und nachhaltig pflegbaren Park vereinen. Er schließt sich der
klassisch-modernen Tradition von Volksparks und -gärten in Hamburg an.
City soll sich der Lohsepark nun auch im Quartier Baakenhafen bis zur Elbe fortsetzen und an die dort entstehende
grüne Promenade am Fluss anknüpfen.
Der Siegerentwurf sieht großzügige Wiesen- und Rasenflächen, vor allem aber eine üppige Baumlandschaft vor:
580 Bäume verzeichnet er, darunter Eichen, Kirschen, Tulpen- und Kuchenbäume, Ahorn, Platanen und Linden. Viele
werden in Gruppen, sogenannten Follies, figürlich angeordnet. An den Längsseiten des Geländes, zu den Straßen
und angrenzenden Gebäuden hin, ist eine dichtere Bepflanzung geplant. So bekommt der Lohsepark optisch eine noch
großzügigere, das gesamte Quartier integrierende Wirkung.
Im Inneren wechseln sich dann klassische, ruhige Parkanlagen, in die auch die vorhandenen Bäume am Lohseplatz
integriert werden, mit Spielflächen ab. Im Frühjahr blühen
Zwiebelpflanzen wie Krokusse und Blausterne im Rasen.
Pflegeintensive Pflanzbeete und große gepflasterte Flächen
sind nicht vorgesehen.
In der Höhe wird sich die Anlage über drei Ebenen staffeln:
die historische Ebene des Gedenkorts auf 5,40 Meter über
Normalnull (NN) ist die tiefste. Auf 6,50 Meter läuft der Park
in der Mitte durch, um wiederum an den Längsseiten zum
Straßenniveau auf 8 Meter aufzuschließen. Anschließend
sind mehrere erhöhte Terrassen vorgesehen, die fließende
Übergänge zwischen der innen liegenden Grünfläche und
der Stadtlandschaft herstellen. Sie können als Spielflächen
oder für Außengastronomie genutzt werden, auf einer ist
ein Gemeinschaftshaus mit einem Spielplatz für Kleinkinder
geplant. Jede Terrasse wird mit einer anderen Baumart bepflanzt. Darüber hinaus sind verklinkerte Brunnen und Wasserspiele, Bänke, Tische und Spielmöglichkeiten vorgesehen
– das Büro Vogt ist bekannt dafür, Materialien und Möbel
HafenCity News: Inwieweit hat die Historie des Areals den Entwurf geprägt?
Vogt: Der historische Teil liegt im neuen
Park wie eine Intarsie, die sich von der Umgebung abhebt und doch selbstverständlich in sie eingliedert. Unser Vorschlag
sieht eine unprätentiöse Gestaltung vor,
in der auch überraschende Elemente auftauchen. Sie soll Fragen aufwerfen: Der
Besucher entscheidet, wie weit er ihnen
nachgeht.
HafenCity News: Welche Rolle spielt bei dem
Projekt die Nähe des Parks zum Wasser?
Vogt: Zum einen ist die Öffnung des Parks
zum Wasser hin ein wichtiges Gestaltungselement. Aber auch die Hochwasserproblematik spielt hier mit hinein, da nur
die leicht über dem Park liegende Ebene
der Straßen und der Stadt den Anforderungen genügt. Auch haben die landschaftsprägenden Elemente der Elbniederung und Marsch die Fragen von Material
und Pflanzen beeinflusst.
HafenCity News: Sie sind dafür bekannt,
eigenständig zu entwickeln.
Die tiefe historische Ebene ist aber auch im übertragenen
Sinne grundlegend für die Anlage des Lohseparks. Denn sie
enthält die Reste eines Bahnsteigs des Hannoverschen Bahnhofs. Der Vorläufer des heutigen Hauptbahnhofs und spätere Güterbahnhof befand sich geografisch dort, wo heute die
Spedition steht (und ihre schräge Lage entspricht der einstigen Lage der imposanten Haupthalle). Von hier aus wurden
zwischen 1940 und 1945 mindestens 7.692 Menschen in Konzentrations- und Vernichtungslager in Ost- und Mitteleuropa
deportiert, vor allem Juden, Sinti und Roma (siehe Kasten).
„Der Gedenkort soll diesen Teil der Geschichte präsent machen“, sagt Andreas Schneider. Erstmals entsteht in Hamburg ein solcher Gedenkort an einer zentralen Stelle, die auch
im Alltag genutzt wird.
Eine Sichtachse macht den Weg der
Deportationszüge nachvollziehbar
Die Überreste des Bahnsteigs 2 sowie mehrere Gleisverläufe, die an die Deportation und ihre Opfer erinnern, sollen
in das Bodendenkmal integriert werden. So entsteht in der
Erweiterung des Parks auf dessen Ostseite eine diagonale
Fuge, die die authentischen Relikte mit Fragmenten des ehemaligen Bahnhofsvorplatzes verbindet. Die Sichtachse zwischen den beiden Stätten macht den historischen Weg der
Deportationszüge nachvollziehbar. Sie reicht bis zu einem
neuen Dokumentationszentrum an der Westseite des Parks,
das den Gedenkort ergänzt. Hier wird die Ausstellung „In den
Tod geschickt“ einziehen, welche bereits im Frühjahr 2009
im Kunsthaus Hamburg gezeigt wurde.
Doch wo die dunkle Erinnerung präsent gemacht wird,
mit typischen Materialien der Umgebung
zu arbeiten. Was schwebt Ihnen in dieser
Hinsicht für den Lohsepark vor?
Vogt: Auch dies ist für uns eine Frage des
landschaftlichen Kontexts. Uns interessiert, wie die Geschichte und Geologie
eines Ortes ist. Von dort ausgehend werden wir auch beim Lohsepark die Materialien im Detail entwickeln. Im Bereich
der historischen Ebene können wir auf
das vorhandene Natursteinmaterial zurückgreifen.
Der Entwurf des Büros Vogt ist bis 18. Juli
in einer Ausstellung zum Wettbewerb um
die Freiraumgestaltung des Lohseparks
und die Ideen für den Gedenkort zu sehen. Die Schau umfasst sämtliche 28
Wettbewerbsergebnisse.
Montag bis Sonntag 10.00 – 19.00 Uhr im
Brooktorkai 22 (im Gebäude des Germanischen Lloyd)
stimmt die Umgebung auch versöhnlich und bietet neuen Ausblick. Auf Fußwegen, die durch den Park mäandern
und deren lange geschwungene Parkbänke dem Verlauf des
Pfads nachempfunden sind, kann man sich bis zu den Uferstellen treiben lassen. Die sogenannten „Ausgleichsflächen“
zum Wasser sind im Norden als Schilfgürtel gestaltet. Zum
Baakenhafen hin begleitet die Uferpromenade den Campus
der HafenCity Universität. Eine breite Freitreppe eröffnet
sich, die Sitzstufen reichen bis ans Wasser.
Verkehrlich wird der Lohsepark durch die U-Bahn-Haltestelle HafenCity Universität der neuen Linie U4 erschlossen. 2012
nimmt sie ihren Betrieb auf, im selben Jahr beginnt die erste
Phase der Parkrealisierung. Zunächst entstehen die Flächen
im Süden und im Norden des Areals. Da der Mietvertrag mit
der Spedition noch bis 2017 läuft, wird der mittlere Teil mit
dem Gedenkort voraussichtlich erst ab 2018 fertiggestellt.
Mit dem Lohsepark wird die Fläche der öffentlichen Freiräume in der HafenCity auf insgesamt 27 Hektar anwachsen, das
sind knapp 22 Prozent der gesamten Landfläche.
Über den Baumkronen steht die Sonne, Wind geht durch ihre Blätter. Ein Paar schlendert Hand in Hand den Weg hinunter Richtung Elbe. Kinder toben auf Schaukeln und Rutschen,
Studenten der HafenCity Universität spielen eine Runde Frisbee. Vor dem Dokumentationszentrum versammelt sich eine
Gruppe Schüler von der Schule am Lohsepark. „Vor ein paar
Jahren wuchs die Natur hier bloß zufällig“, sagt ein älterer
Herr zu seinem Nachbarn auf einer Parkbank. Bereits 2013
sei er als einer der ersten Bewohner ins Quartier Lohsepark
gezogen. Als die Pläne für den Park drei Jahre zuvor, also 2010,
vorgestellt worden waren, fügt er hinzu, habe man sich das
alles noch gar nicht richtig vorstellen können.
Der Park entsteht auf insgesamt drei verschiedenen Höhenniveaus. Treppen und Terrassen verbinden die Ebenen bis hinab zu den Uferpromenaden, so entsteht eine Verbindung von Wasser- und Grünflächen mit dem Stadtraum.
Heute wächst die Natur um die historischen Relikte des Hannoverschen Bahnhofs zufällig, später wird ein gestalteter Gedenkort zum Verweilen einladen.
JULI 2010 5
P O RTRÄT
Ein Seemannsheim in der HafenCity
Kai Hollmann gehört zu den kreativsten Hoteliers in Deutschland. 2011 eröffnet er das erste Hotel in der HafenCity,
dessen Design wird von Matrosenerzählungen inspiriert
Ü B E R S E E Q UA R T I E R „Hamburg
braucht keine neuen Hotels“, sagt der
Mann, der in Hamburg gerade ein neues
Hotel baut. Wie bitte? „Hamburg braucht
andere Hotels.“ So einfach ist das. Denn Kai
Hollmann baut andere Hotels: Jedes seiner vier preisgekrönten Häuser hat einen
eigenen Stil, jedes erzählt eine Geschichte.
„Wenn wir ein Hotel planen, brauchen wir
eine Story“, sagt der 53-Jährige.
Beim Gastwerk in Bahrenfeld, einem
ehemaligen Kohlelager, mischte er Indust­
rie-Romantik mit modernem Design. Das
25hours nebenan lockt mit poppigen Farben und günstigen Preisen ein eher junges
Publikum, die originell-rustikale Superbude
in der Spaldingstraße vor allem Backpacker.
Für das Vier-Sterne-Plus-Haus The George in
St. Georg interpretierte Hollmann den britischen Stil so gekonnt, dass sich hier auch
James Bond wohlfühlen würde.
Maritimes Flair der HafenCity
inspiriert
Sein neues Projekt, das 25hours Hotel
Hamburg HafenCity, liegt im nördlichen
Überseequartier. Sechs Stockwerke hoch
war der Rohbau im Juni 2010 schon geklettert, die Eröffnung ist für März 2011 geplant.
Auch dieses erste Hotel des Stadtteils (bis
2014 kommen vier weitere hinzu) ist vor
allem anders: Das maritime Flair der HafenCity und des Schiffsverkehrs direkt vor
dem Zimmerfenster inspirierten Hollmann
wieder zu einer ganz eigenen Geschichte.
„Wir wollen ein Hotel im Gewand eines See-
mannsheims schaffen“, verrät er. „Da muss
Fischgeruch rein.“ Und der Duft der großen
weiten Welt. Auch ein Augenzwinkern und
jede Menge Seemannsgarn dürfen bei der
Gestaltung nicht fehlen.
Erzählungen von 25 Seeleuten prägen
das Design der 170 Zimmer. Ihre Geschichten von Liebschaften, Abschieden und gefährlichen Überfahrten sollen sich auf den
Tapeten widerspiegeln und in Logbüchern
ausliegen. Mini-Bar und WLAN-Anschluss
finden die Gäste in extra angefertigten Seemannskisten. Die Betten erinnern an Kojen,
die Regale an Schiffsleitern, die Wandmalereien im Bad an Tattoos.
Auch in den übrigen Räumen setzt sich
das Leitmotiv fort. Eine Schiffsglocke wird
die Lobby schmücken, ein Schiffscontainer
dient als Konferenzraum, ein Kiosk verkauft
Magazine und Bücher des in der benachbarten Speicherstadt ansässigen Mare-Verlags.
Später sollen Lesungen und Konzerte mit
maritimem Bezug das Haus beleben. „Wir
wollen das Wohnzimmer der HafenCity
werden“, sagt Hollmann. Ein Treffpunkt,
für alle offen.“ Und eine Verlängerung der
„Seafarers Lounge“ im Kreuzfahrtterminal:
Dort hat die (echte) Seemannsmission im
Mai einen Willkommensraum für Besatzung
und Passagiere eingerichtet.
Die Entwicklung der HafenCity hat Hollmann als gebürtiger Hamburger von Beginn
an verfolgt: „Mich fasziniert die Kraft dieses
Viertels“, sagt er. Und seine von Aufbruchslust und Energie geprägte Unternehmerpersönlichkeit passt sehr gut zum Stadtteil:
„Ich suchte etwas, wo ich die Chance hatte,
„Mich fasziniert die Kraft dieses Viertels“, sagt Kai
Hollmann über die HafenCity. Mit seinem neuen
25hours hat er ein für die HafenCity maßgeschneidertes Hotel entwickelt
schnell aufzusteigen und unternehmerisch
tätig zu werden“, erinnert er sich an den Anfang seiner Laufbahn.
Nach der Schulzeit im Internat hatte Hollmann erst mal eine Lehre zum Koch im Intercontinental Hamburg und eine Ausbildung
zum Hotelkaufmann begonnen. Später wurde er Direktionsassistent im Hotel Hafen
Hamburg von Willi Bartels. Nach nur einem
Jahr übernahm er die Geschäftsführung und
war mit 24 Jahren Deutschlands jüngster
Hoteldirektor.
18 Jahre lang arbeitete Hollmann für Bartels, leitete und vergrößerte dessen Hotel­
imperium. Einen Vertrag gab es nie, allein
der Handschlag zählte. „Beim Alten habe ich
viel gelernt“, sagt er. Den Mut zur Expansion
zum Beispiel. „Und dass man nicht zu lange zögern sollte, wenn man von einer Idee
überzeugt ist.“ Mit Anfang 40 wagte er den
Schritt in die Selbstständigkeit.
An seinem neuen Standort HafenCity hat
Hollmann aber sicher auch die anhaltend
positive Entwicklung Hamburgs als Reiseziel im Hinterkopf. 2009 konnte die Stadt
bei Übernachtungen ein Plus von 6 Prozent
oder 463.000 Übernachtungen verbuchen.
In der Inlandsnachfrage belegte Hamburg
Platz 2 der deutschen Städte, die Zahl der internationalen Übernachtungen stieg 2009
mit 2,7 Prozent an Elbe und Alster ebenfalls
deutlich stärker als im deutschen Durchschnitt.
Bei aller Kreativität verliert Hollmann nie
das Kerngeschäft aus dem Auge: Die Gäste sollen sich in seinen Häusern wohlfühlen. Dass ihm das bestens gelingt, belegen
zahlreiche Auszeichnungen: 2003 wurde
Hollmann zum „Hotelier des Jahres“ gekürt, 2008 zum „Unternehmer des Jahres“.
Im kommenden Jahr wird er auch in Zürich
und in Wien 25hours-Hotels eröffnen, auch
sie sollen ihr jeweils ganz eigenes Flair ausstrahlen. „Wir wollen wachsen, aber nicht
um jeden Preis“, sagt Hollmann. Es kommt
eben immer auf die Geschichte an.
Nestbau in der HafenCity
ELBTORQUARTIER „Es bedeutet schon ein ganz großes Stück Lebensqualität, bald so viele Freunde und ihre
Familien als Nachbarn zu haben“, freut sich Sandra Munzinger, eine der Initiatorinnen der Baugemeinschaft. Mit ihrem
Mann Jörg und den beiden gemeinsamen Kindern wird sie
ab Ende 2011 an der Shanghaiallee wohnen. Auch die derzeit
noch in Bayern lebende Mutter ihres Mannes bezieht eine
Wohnung im gleichen Gebäude. Insgesamt realisiert Nidus
hier 30 Wohneinheiten. „Das wird ein echtes Mehrgenera­
tionenprojekt, von Kleinkindern bis zu Senioren sind sämtliche Altersgruppen vertreten“, sagt Munzinger.
Fast alle Mitglieder der Baugemeinschaft – unter ihnen Architekten, Berater, Journalisten, Künstler und Ruheständler
– leben bislang in innenstadtnahen Hamburger Stadtteilen
wie Eppendorf oder Eimsbüttel. Manche wollen nicht mehr
länger zur Miete wohnen, anderen ist die vor längerer Zeit
gekaufte Eigentumswohnung im Zuge der Familienplanung
zu klein geworden. „Mit der HafenCity haben wir jetzt einen
perfekten Lebensraum gefunden“, sagt Munzinger.
Denn hier kommen Baugemeinschaften immer öfter zum
Zug: Bei derartigen Projekten schließen sich Privatleute zusammen, um eine Immobilie mit vereinten Kräften selbst
zu entwickeln. Das Baugemeinschafts-Modell ermöglicht
es ihnen, den künftigen Wohnraum nicht nur ganz gezielt
auf ihren eigenen Bedarf zuzuschneiden – sondern die anfallenden Kosten dabei auch noch deutlich unter das sonst
Selbstbewusst urban und gleichzeitig offen wirkt die Fassade des Nidus-Gebäudes. Hinter den großen Schaufenstern
im Erdgeschoss entstehen kombinierte Wohn- und Gewerbeflächen, etwa für Kreative
6
marktübliche Niveau zu drücken.
„Natürlich ist so ein Vorhaben sehr arbeitsintensiv“, sagt
Sandra Munzinger. Als erste Baugemeinschaft in der HafenCity verzichtet Nidus sogar auf einen Baubetreuer, das nötige Know-how bringen stattdessen die Mitglieder selbst ein:
„Uns war wichtig, dass die Wohnungen auch für Familien
mit durchschnittlichen Einkommen bezahlbar bleiben, deshalb machen wir so viel wie möglich selbst.“
Der Quadratmeterpreis für die 75, 90 und 125 Quadratmeter großen Wohneinheiten soll zwischen 2.900 und 3.100
Euro liegen.
Dabei spart Nidus jedoch keineswegs auf Kosten der Architekturqualität. Wie alle anderen Bauherren eines Wohnungsprojekts im Stadtteil hat die Baugemeinschaft einen
Architektenwettbewerb ausgelobt, Sieger war das Hamburger Architekturbüro spine architects. Mit einem gemeinschaftlichen Garten bietet dessen Entwurf mitten im belebten Elbtorquartier einen geschützten Freiraum für seine
Bewohner. Im Erdgeschoss sowie im ersten Obergeschoss
des gemischt genutzten Gebäudes sind außerdem „Ladenwohnungen“ geplant: Solche Flächen eignen sich beispielsweise für Kreative, die Ausstellungs- bzw. Werkstatt- und
Wohnräume miteinander verbinden wollen. Im ersten Obergeschoss sollen zusätzlich Büros entstehen.
Noch ist die Baugemeinschaft übrigens nicht komplett:
Bewerbungen vor allem für die gewerblichen Flächen sind
weiterhin unter [email protected] willkommen.
JULI 2010 Fotos: Bina Engel (1), Thomas Hampel/ELBE&FLUT (1), Hapag-Lloyd Kreuzfahrten (1), NIDUS Baugemeinschaft (2)
Die sechste Baugemeinschaft führt im Elbtorquartier Familien und Freunde zusammen,
aber auch neue Gesichter sind bei Nidus – also auf Deutsch: „Nest“ – willkommen
IM PORTRÄT
Sozialstrukturen eines neuen Stadtteils
Was zeichnet die Bewohner der HafenCity – auch im Vergleich mit anderen Stadtteilen – aus? Mehrere Statistiken und Erhebungen geben jetzt Antworten.
HAFENCITY Sie sind zwischen 0 und 90 Jahren alt, stammen aus vielfältigen sozialen Milieus und leben in den verschiedensten Formen von Haushalten. Vor allem durch ihre
Unterschiedlichkeit zeichnen sich die Menschen im neuen
Stadtteil aus. Den „typischen“ HafenCity-Bewohner gibt es
also gar nicht – weshalb es sich lohnt, genauer hinzusehen:
Wer hat sich hier im innerstädtischen Umfeld angesiedelt
und eine der 875 Wohnungen bezogen, die mit Stand März
2010 fertiggestellt waren?
Vor allem Paare, Familien und andere Formen gemeinschaftlichen Wohnens prägen das Stadtbild der HafenCity.
Wer hier lebt, schätzt offenbar das Miteinander – und sucht
es nicht nur in den zahlreichen sozialen Netzwerken des
Stadtteils, sondern auch im eigenen Haushalt. So beträgt
der Anteil von Ein-Personen-Haushalten lediglich 36 Prozent. Zum Vergleich: Im Hamburger Durchschnitt liegt er bei
52 Prozent, in anderen innenstadtnahen Vierteln sogar bei
60 Prozent und höher.
Der Anteil von Haushalten mit Kindern liegt bei 12 Prozent –
und damit ähnlich hoch wie etwa in Neustadt, Winterhude,
Eimsbüttel und Hoheluft (je zwischen 11 und 13 Prozent). Insbesondere Kinder unter 6 Jahren sind in der HafenCity schon vergleichsweise stark vertreten. Dies bestätigt eine Beobachtung,
die auf viele Bewohner der HafenCity zutrifft: Zu den
wichtigsten Motiven eines Umzugs zählt der Wunsch, im neuen
Stadtteil ein neues Kapitel in der eigenen Lebensplanung
aufzuschlagen – also bspw. eine Familie zu gründen.
Aber auch andere Gruppen streben in der HafenCity den
Beginn einer neuen Lebensphase an. Für ältere Menschen
stellt etwa der Eintritt in den Ruhestand oder der Auszug
erwachsener Kinder aus der elterlichen Wohnung einen Umbruch dar. Im Wohnortwechsel drückt sich dann der Wunsch
nach neuen Lebensinhalten aus, die HafenCity überzeugt
aufgrund ihrer zentralen Lage sowie ihres reichen kulturellen
und sozialen Angebots. Mit 12,3 Prozent sind Senioren hier
ähnlich stark repräsentiert wie in anderen innenstadtnahen
Hamburger Quartieren.
Die differenzierte Bevölkerungsstruktur spiegelt sich im
Wohnungsangebot der HafenCity: Viele für mittlere Einkommen bezahlbare Wohnungen wurden von Baugenossenschaften und Baugemeinschaften entwickelt. Auf dem fertiggestellten Dalmannkai zeichnen sie für rund 30 Prozent aller
Wohneinheiten verantwortlich. Die Preisspanne pro vermietetem Quadratmeter reicht dabei von 9,50 bis 13,50 Euro Miete
Nicht nur Familien mit Kindern schätzen die großzügigen Freiräume in
der HafenCity – wie hier die Dalmannkai-Treppen
L E S ETI P P
Marcus Menzl: Reurbanisierung? Zuzugsmotive und lokale Bindungen
der neuen Innenstadtbewohner – Das Beispiel der Hafencity Hamburg
Diskussionspapier zur HafenCity Nr. 2
www.hafencity.com/de/informationsmaterialien-der-hafencity.html
für Genossenschaftswohnungen – und von 12 bis 18 Euro für
die Wohnungen „klassischer“ Vermieter. Preise für Eigentumswohnungen beginnen bei etwa 2.900 Euro pro Quadratmeter,
im Luxussegment liegen sie auf deutlich höherem Niveau.
Ermöglicht wurde der Erfolg von Baugemeinschaften und
Baugenossenschaften erst durch die Stadt Hamburg und die
HafenCity Hamburg GmbH: Die städtische Entwicklungsgesellschaft verkauft Flächen für den Wohnungsbau seit 2003
nicht mehr meistbietend, sondern zu einem vorab fixierten
Festpreis an den Bewerber mit dem überzeugendsten Konzept. In der zentralen und östlichen HafenCity kommen derartige Modelle jetzt sogar verstärkt zum Zug, zusätzlich entstehen für niedrigere Einkommen bezahlbare Wohnungen
im Rahmen des geförderten Wohnungsbaus.
Maßgeschneiderte Wohnimmobilien für Familien und Senioren sind bereits entstanden bzw. im Bau begriffen. Daneben besteht eine gute soziale Infrastruktur mit umfassenden Betreuungs- und Freizeitmöglichkeiten für Kinder (bspw.
existiert ein Spielplatz mit Spielhaus). Gemeinsam mit dem
Wohnangebot (bis 2012 sollen 2.800 Wohnungen entstanden, im Bau oder anhandgegeben sein) wächst diese in den
kommenden Jahren schnell weiter: Zusätzliche Kitas, eine
weiterführende Schule, zusätzliche und größere Spielplätze sowie zahlreiche Sportmöglichkeiten sind geplant – und
werden die Attraktivität der HafenCity insbesondere für
­Familien weiter steigern.
I NTE RVI EW
Kurs: HafenCity
110 Anläufe von Kreuzfahrtschiffen erwartet Hamburg für 2010 – und hat die
Zahl der „Calls“ damit binnen zehn Jahren mehr als verdreifacht. Die große
Mehrzahl dieser Schiffe legt am Terminal in der HafenCity an. Wie erlebt ein
erfahrener Kreuzfahrt-Kapitän Hamburg und den neuen Stadtteil?
HafenCity News: Herr Damaschke, als Kapitän der MS Europa steuern Sie seit 2003 regelmäßig Hamburg und die HafenCity an ...
Hagen Damaschke: ... und das ist jedes
Mal ein beeindruckendes Erlebnis! Viele
Passagiere stehen dafür schon um 5 Uhr in
der Frühe auf. Wir kommen ja normalerweise während der Morgenstunden an.
HafenCity News: Für Sie ist jedes Mal Hafengeburtstag, wenn Sie hier einlaufen?
Hagen Damaschke: Erst das Willkommhöft in Wedel, später das pittoreske Blankenese, das riesige Airbus-Gelände in Fin-
kenwerder, diese innovativen Neubauten
in Neumühlen, dann die berühmten Landungsbrücken, die gigantischen Trockendocks von Blohm & Voss, schließlich als
Highlight die HafenCity mit der entstehenden Elbphilharmonie – das gleicht auch
an normalen Tagen einem perfekt choreografierten Spektakel. Alle diese Attraktionen bekommt man zum Anfassen nah auf
dem Silberteller serviert!
HafenCity: Manche Städte verlieren durch
die Entwicklung bisheriger Hafengebiete
ihren maritimen Charakter. In Hamburg ver-
sucht man dagegen, dieses Flair zu bewahren. Wenn man Ihnen zuhört, scheint das ja
ganz gut zu funktionieren?
Hagen Damaschke: Ganz klar, ich bin ein
Hamburg-Fan. Deshalb wird der Einlauf
hier für mich als Kapitän auch niemals zur
Routine werden. Nur ganz wenige weitere
Häfen bieten noch einen ähnlich spektakulären Einlauf, in Europa sind da vielleicht
St. Petersburg oder Stockholm zu nennen.
Dabei beginnt jeder Hamburg-Besuch für
mich selbst erst mal ganz schön stressig,
ich stehe ja die ganze Nacht lang zusammen mit den Lotsen auf der Brücke. Aber
schon der Sonnenaufgang über dem Hafen
macht alle Anstrengung wieder vergessen.
Außerdem ist Hamburg so etwas wie unser inoffizieller Heimathafen. Vor allem
den ersten Besuch des Jahres im Mai oder
Juni empfinde ich immer wieder als etwas
Besonderes, dann kehren wir von unserer
winterlichen Weltreise heim.
HafenCity News: Als 2004 das temporäre Kreuzfahrtterminal auf dem Strandkai
eröffnete, befand es sich noch in einer Art
Niemandsland – die Entwicklung der HafenCity begann gerade erst, Fahrt aufzunehmen. Heute rückt die Stadt immer
Hagen Damaschke (47) ist einer von zwei
Kapitänen der MS Europa, dem Flaggschiff der
Hapag-Lloyd Kreuzfahrten GmbH. Mit Platz für
maximal 408 Passagiere zählt die Europa zu den
kleineren – und feineren – Kreuzfahrtschiffen:
Als einziges Kreuzfahrtschiff weltweit wurde
sie vom britischen Berlitz Cruise Guide bereits
zehn Mal in Folge mit dem begehrten Prädikat
TE R M I N E
Hamburg Cruise Days
30. 7. – 1. 8. 2010
Vom 30. Juli bis zum 1. August feiert
die Hansestadt zum zweiten Mal ihre
„Hamburg Cruise Days“, insgesamt
sechs Traumschiffe (AIDAaura, AIDAluna, Astor, Columbus, Deutschland und
Mein Schiff) statten dem Hamburger
Hafen anlässlich des Kreuzfahrt-Festivals ihren Besuch ab.
www.hamburgcruisedays.de
mehr an die beiden Terminalgebäude he­
ran. Mit dem Marco-Polo-Tower und dem
Unilever-Haus sind eindrucksvolle Architekturen in der direkten Nachbarschaft
entstanden, in wenigen Jahren entsteht
auch das dauerhafte Kreuzfahrtterminal
mit integriertem Hotel. Wie erleben Sie
diese Entwicklung?
Hagen Damaschke: Fast jedes Mal, wenn
ich nach Hamburg komme, hat sich schon
wieder etwas verändert. Man kann dem
Stadtteil wirklich beim Wachsen zusehen,
dieses Erlebnis begeistert auch viele Passagiere. Vor allem freue ich mich aber schon
jetzt auf die fertige HafenCity. Dann mache ich mit der MS Europa mitten in der
Innenstadt fest, muss nur noch von Bord
gehen und kann sofort durch die Straßen
bummeln oder ein Konzert in der Elbphilharmonie besuchen. Also mit Verlaub: Aber
das ist doch wirklich irre!
5-Sterne-plus ausgezeichnet
JULI 2010 7
AUSBLICK
Kreativgesellschaft goes HafenCity
TE R M I N E
Käuflich
Keramikkünstler aus ganz Deutschland reisen für das Event nach Hamburg an: Beim
„Terratrubel“ stellen rund 60 von einer
Fachjury ausgewählte Teilnehmer ihre Arbeiten und Arbeitsabläufe der Öffentlichkeit vor. Schauplatz der 17. Ausgabe dieses
traditionellen Töpfermarkts ist am 21. und
22. August die Dalmannkai-Promenade
am Grasbrookhafen, organisiert wird die
Veranstaltung vom Förderkreis Keramik
Hamburg e. V.
Kritisch
„Kritik im Wandeln“ heißt es ab 30. Juni
wieder: An fünf Sommerabenden diskutieren namhafte Architekturkritiker und
weitere profilierte Experten urbaner Wahrnehmung – vom Filmszenografen bis zum
Trendforscher – ihre spontanen Eindrücke
auf einem Streifzug durch die HafenCity.
Über Headsets lässt sich ihr Gespräch live
und vor Ort mitverfolgen, im Anschluss
folgt eine offene Diskussion. Den Auftakt
bestreiten Gerwin Zohlen und Enrico
Santifaller (30.06.), es folgen Dankwart
Guratzsch und Peter Wippermann (14. 07.),
Andreas Ruby und Elke Krasny ( 18. 08.),
Ursula Baus und Jürgen Tietz (25. 08.),
Riklef Rambow und Wolfgang Christ (01. 09.)
sowie Oliver Elser und Tamo Kunz (15.09.).
Festlich
Andere HafenCity-Bewohner sowie -Beschäftigte besser kennenlernen – und gemeinsam feiern: Dazu lädt am 2. September
die dritte Ausgabe des HafenCity-Nachbarschaftsfests ein. Als Veranstalter bittet
der Ende 2009 neu gegründete Verein
Netzwerk HafenCity e. V. ins Kreuzfahrtterminal auf dem Strandkai. Mit eigenen
Ständen stellen sich zahlreiche Vereine, Initiativen, Unternehmen und Gastronomen
aus der HafenCity vor.
Fotos: Bina Engel (1), HafenCity Hamburg GnbH (2), Thomas Hampel/ELBE&FLUT (1), IBA Internationale Bauausstellung Hamburg (1)
IM PRESSUM
Verlag: HafenCity Hamburg GmbH,
Osakaallee 11, 20457 Hamburg
V. i. S. d. P.: Susanne Bühler
Redaktion: Henrike Thomsen
Text: Sascha Borrée, Henrike Thomsen
Mitarbeit: Gunnar Herbst
Design: lab3 mediendesign, Hamburg
Schluss­redaktion: Anna Lörler
Druckerei: Langebartels & Jürgens, Hamburg
Die Veröffentlichung von Texten oder Textauszügen
darf nur nach Genehmigung der HafenCity Hamburg
GmbH erfolgen. Die in dieser Publikation enthaltenen
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auf Richtigkeit.
20. Ausgabe, Hamburg, Juli 2010
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gedruckt
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Die in der HafenCity angesiedelte Kreativgesellschaft soll die Akteure kreativer Branchen fördern.
Anfang März hat das städtische Unternehmen seine Arbeit aufgenommen
ELBTORQUARTIER „Dieser Standort passt ausgezeichnet
zu uns“, sagt Egbert Rühl. Mit der Hamburger Kreativgesellschaft
und seinen fünf Mitarbeitern hat er Büros in einem ehemaligen
Industriegebäude an der Hongkongstraße bezogen, für den Sitz in
der HafenCity sprachen mehrere Gründe: „Es ist ein Stadtteil mit
hohem kreativen Potenzial, aus dem wir hier operieren können,
z. B. können wir die Entwicklung des benachbarten Kreativquartiers
Oberhafen mitgestalten“, sagt der Kulturmanager.
Bislang hat Rühl das renommierte Musik- und Kulturzentrum Alte
Feuerwache in Mannheim geleitet. In Hamburg erwartet ihn eine
ganz neue Herausforderung: Er soll nichts weniger als die gesamte
Kreativbranche der Hansestadt fördern, u. a. durch die Vermittlung
von Immobilien. Dabei hinterfragt er unkritisch gepflegte Glaubenssätze: „Es ist ein Mythos, dass keine bezahlbaren Flächen zur
Verfügung stehen“, sagt er. „Kaltmieten ab drei Euro pro Quadratmeter für Künstlerateliers sind kein Wunschtraum, sondern Hamburger Wirklichkeit.“
Eine von der Kreativgesellschaft aufzubauende Datenbank soll
helfen, solche – oder auch gehobenere – Flächen zu finden und zu
vermitteln. Denn ob günstig oder anspruchsvoll, ob cool oder repräsentativ – verschiedene Akteure haben höchst unterschiedliche
Bedürfnisse. Rühl: „Eine charakteristische Stärke der Kreativbranche ist ja gerade ihre Heterogenität.“
Manchmal werde diese Heterogenität allerdings zur Entwicklungsbremse, glaubt der Kulturmanager. „Wir wollen zu einer besseren Vernetzung der Kreativen beitragen und so neue Potenziale
erschließen“, sagt er. Noch zeichne sich der Umgang von Kreativen
aus verschiedenen Sparten oft durch Unkenntnis oder Misstrauen
aus. Eine Zusammenarbeit nutze in der Regel aber beiden Seiten,
„etwa wenn in der Computerspiele-Industrie verstärkt Drama­
turgen, Drehbuchautoren oder Regisseure eingebunden werden“,
M ELDUNG
Fliehende Kreuzfahrer auf dem Strandkai
„Vor uns die Sintflut. Von fliehenden Kreuzfahrern und seeräubernden Weltbummlern“ heißt
das Stück des Autors und Regisseurs Schorsch Kamerun, mit dem
das Thalia Theater in der Hafen­
City die Saison 2010/11 eröffnet.
Ab Mitte August beginnt der Aufbau des Theaterzelts, am 4. September ist Uraufführung. Das Tha-
lia, Hamburgs renommierteste
Sprechtheaterbühne neben dem
Schauspielhaus, knüpft damit an
ein erstes, gelungenes Auswärtsspiel im Jahr 2006 auf dem Strandkai an.
Damals hatte eine Inszenierung
des Shakespeare-Klassikers „Viel
Lärm um Nichts“ pro Vorführung
bis zu 550 Zuschauer angelockt.
Hält die HafenCity für den idealen Standort seiner neuen Hamburg Kreativ
GmbH: Kulturmanager Egbert Rühl will die Kreativwirtschaft der Stadt intern
wie extern besser vernetzen
nennt Egbert Rühl ein Beispiel. Weitere Vernetzungen will er mithilfe von Bildungseinrichtungen herstellen.
Darüber hinaus versteht Rühl die übergreifende Vermarktung des
Kreativstandorts Hamburg als wichtige Aufgabe seiner Kreativgesellschaft. 64.000 Menschen arbeiten in der Hamburger Kreativwirtschaft, am Umsatz der Gesamtwirtschaft haben sie einen Anteil
von 4,6 Prozent. Auch im internationalen Wettbewerb der Metropolen kommt der Branche jetzt eine entscheidende Rolle zu. „Zurzeit
steht die Hansestadt deutschlandweit gleich hinter Berlin an zweiter
Stelle“, sagt der Neu-Hamburger und gibt sich zuversichtlich: „Den
Sprung auf Platz 1 werden wir schon noch schaffen!“
Das neue Gastspiel bereichert
die Kulturlandschaft der HafenCity um eine weitere Facette und
passt thematisch bestens zu dem
Gebiet, auf dem vor mehr als sechs
Jahrhunderten der legendäre Freibeuter Klaus Störtebecker hingerichtet wurde.
Neben dem Projekt von Schorsch
Kamerun (u. a. bekannt als Sänger
der Hamburger Band „Die Goldenen Zitronen“) werden aber
auch andere Inszenierungen aus
dem Thalia-Programm gezeigt,
voraussichtlich „Eine amerikanische Umnachtung. Songs von
Randy Newman“, „P(o)ur Brel!“,
„My Darkest Star“ und die neue
„1001 Nacht“-Lesung. Theaterfans
dürfen sich also freuen: Das Zelt
des Thalia Theaters wird bis Mitte
Oktober bespielt.
Mehr Informationen:
www.thalia-theater.de
Elbsprung zu Wasser und zu Land
Samstägliche Entdeckungstouren führen zur HafenCity und zur IBA Hamburg
ELBINSEL Die Internationale Bauausstellung Hamburg (IBA) und die HafenCity Hamburg GmbH laden erstmals zu gemeinsamen
Entdeckungstouren ein. Teilnehmer erhalten
einen umfassenden Einblick in die beiden
zentralen Städtebauprojekte Hamburgs im
21. Jahrhundert.
Mit dem Veranstaltungsnamen „Elbsprung“
wird dabei auf das erklärte Ziel der Hamburger Stadtentwicklung angespielt, die bislang
weniger entwickelten Flächen der Elbinseln
und südlich des Flusses weiterzuentwickeln
und besser ins Stadtgebiet zu integrieren.
Hamburgs Lebensader, die Elbe, rückt somit
wieder in die Mitte der Hansestadt.
Zwar stellen die IBA und die HafenCity zwei
sehr unterschiedliche Projekte mit jeweils
starker eigener Identität dar. Dies ergibt sich
schon aus den höchst unterschiedlichen Voraussetzungen, welche die Projektgebiete
aufweisen. Doch in beiden Fällen geht es um
die kreative Nutzung von Flächenpotenzia-
len im Stadtinneren, und sowohl die HafenCity als auch die IBA zeigen Lösungsansätze
für die nachhaltige Entwicklung europäischer Metropolen auf. Bezüglich ihres innovativen und zukunftsweisenden Ansatzes
ähneln sich die Projekte also.
Parallelen oder Unterschiede können jetzt
vor Ort und anhand konkreter Beispiele beim
„Elbsprung“ untersucht werden. Auf den
dreistündigen Touren werden die HafenCity
sowie die Elbinseln mit Barkassen und zu Fuß
erkundet, Treffpunkt ist jeweils samstags
um 14 Uhr das HafenCity InfoCenter im Kesselhaus (Am Sandtorkai 30). Die Teilnahme
kostet 8 Euro pro Person, ein am gleichen Tag
gültiges Ticket für Hafenrundfahrten auf der
Maritimen Circle Line ist in diesem Preis inbegriffen. Um Voranmeldung wird gebeten:
www.iba-hamburg.de
Wie Stadtentwickung am Wasser funktioniert, zeigen in Hamburg sowohl die HafenCity als auch die IBA
JULI 2010 

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