Phytotherapie bei Magen-Darm-Beschwerden
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Phytotherapie bei Magen-Darm-Beschwerden
Phytotherapie bei Magen-Darm-Beschwerden Südtiroler Herbstgespräche Oktober 2013 Prof. Dr. Reinhard Saller Institut für Naturheilkunde, UniversitätsSpital, Rämistrasse 100, CH-8091 Zürich [email protected] http://www.naturheilkunde.unispital.ch Gastrointestinale Beschwerden zählen zu den häufigsten Ursachen einen Arzt aufzusuchen. Schätzungsweise leiden allein ≥ 15 – 30% der Erwachsenen an verschiedenartigen funktionellen gastrointestinalen Beschwerden (verschiedene Formen von Dyspepsie/Colon irritabile). Ihre Behandlung ist eine der Domänen der Phytotherapie. Haut-, SchleimhautLäsionen, -infektionen Ekzeme Juckreiz depressive Verstimmungen Depressionen (mild, mässig) Übelkeit - Erbrechen Appetitlosigkeit Herpes simplex Konzentrationsstörungen Gedächtnisstörungen Dyspepsie-Reizdarm-Beschwerden perianale Beschwerden Frühformen von Demenz Verstopfung - Durchfall venöse Insuffizienz Tinnitus Leber (einschliesslich „Entgiftung“) - Galle Dysurie, Harnwegsinfekte Prostatahyperplasie, Prostatitis Postmenopausale Beschwerden PMS – Menstruationsstörungen Sinusitis - Bronchitis – Laryngitis Erkältungskrankheit Kopfschmerzen, Migräne muskuloskelettale Schmerzen oberflächliche Verletzungen Schwindel Entzündungen im Magen-Darm-Trakt häufige Behandlungsanlässe „konventionelle“ Phytotherapie Erschöpfung Müdigkeit Rekonvaleszenz Unruhe - Nervosität Angst Schlafstörungen Verdauungsstörungen Funktionelle bzw. somatoforme Störungen im Magen-Darm-Trakt Magen-Darm-Trakt-bezogene extraintestinale Beschwerden Verwendung von weitgehend dersel- somatoforme Störungen ben Phytotherapeutika bei Beschwer- Herz-Kreislauf-Beschwerden den im Bereich Magen, Leber u. Galle Abwehrstärkung, „Adaptogene“ Beeinflussung der natürlichen Immunität Sekundärprävention Pflegeanlässe sowie Dyspepsie. Historisch: synonyme Verwendung der Bezeichnungen (funktionelle Betrachtung von „Magen, Leber, Galle“). 1 Funktionelle Magenerkrankungen Magen-Leber-Darm als intestinales und extraintestinales Verbundsystem Störungen der Magenfunktion Magen Magenfunktion und gastrointestinale Motilität Magen als Metapher (u.a. Gemüt) Leber als Organ Leber Leber als Funktionssystem Extraintestinale Störungen Leber als Metapher (u.a. Seele) Galle als Metapher (u.a. Gemüt) Galle Galle als Organsystem Galle - Gallensäuren Obstipation, Diarrhö Darm Funktionelle Darmerkrankungen Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen Phytotherapeutika bei Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes (1) Arzneipflanze (lateinisch) Droge Pflanze (deutsch) Verwendeter Teil Achillea millefolium § Herba Schafgarbe Kraut Acorus calamus Rhizoma Kalmus Wurzelstock Allium sativum §* Bulbus Knoblauch Zwiebel Allium ursinum Herba Bärlauch Kraut Ananas comosus Succus Ananas Saft Anethum graveolens § Fructus Dill Früchte Angelica archangelica § Radix Engelwurz Wurzel Artemisia absinthium * Herba Wermut Kraut Artemisia vulgaris Herba Beifuss Kraut >Atropa belladonna § Folium - Radix Tollkirsche Blätter - Wurzel C. annuum § C. frutescens Fructus Paprika, [Cayennepfeffer] Früchte Carica papaya Succus Papaya Presssaft > Carum carvi §* Fructus Kümmel Früchte Centaurium centaurium §* Herba Tausendgüldenkraut Kraut Chamomilla recutita §* Flos Kamille Blüten Cichorium intybus § Folium - Radix Wegwarte Blätter - Wurzel Cinchonia pubescens § Cortex Chinabaum Rinde Citrus aurantium § Pericarp Bitterorange (Pomeranze) Fruchtwand (Schale) Cinnamomum verum § Cortex Ceylonzimtbaum Rinde 2 Dyspepsie (Reizmagen) Reizdarm Wermutkraut Enzianwurzel Artischockenblätter Pfefferminzblätter Pfefferminzöl Kümmelfrüchte Kümmelöl Anisfrüchte Mariendistelfrüchte Ingwerwurzel Johanniskraut (Öl) Pestwurz (Wurzel, Blatt) Leinsamen Flohsamen Phytotherapeutische Kombinationspräparate Übelkeit Erbrechen Ingwerwurzel Pfefferminzöl, -blätter SchleimhautLäsionen Teepräparate (Salbei, (Johanniskraut,Kamille, Melisse), Sanddornöl Verstopfung Durchfall Leinsamen Flohsamen Weizenkleie Sennesfrüchte, Sennesblätter Faulbaumrinde Aloe Feigenfrüchte/-Sirup Kombinationspräparate (u.a. Padma Lax) Brombeerblätter Frauenmantelkraut Gänsefingerkraut Schwarzer Tee Heidelbeerfrüchte Odermenningkraut Syzygiumrinde Tormentillwurzelstock Eichenrinde Uzarawurzel Johanniskraut (Tee), Johanniskraut (Öl) Flohsamen, Flohsamenschalen Saccharomyces (cerevisiae, syn. Boulardii) Behandlungsanlässe: Vielfalt von Arzneipflanzen mit vergleichbarer Anwendung (Auswahl) Vegetative Funktionsstörungen: gastrointestinal Klinische Synonyme oberer GI-Trakt Aerophagie Aufstossen Dyspepsie Magenneurose Reizmagen unterer GI-Trakt Colon Irritabile, IBS Reizdarm Spastische Obstipation Nervöse Colitits Funktionsstörungen Organmissempfindungen Luftschlucken Aufstossen Magenmotilitätsstörung Hyperazidität Übelkeit, Erbrechen Inappetenz Sodbrennnen Magenschmerzen Globusgefühl Diarrhö im Wechsel mit Obstipation Bauchschmerzen Völlegefühl, Blähungen Prävalente Affektzustände: Angst, depressive Verstimmung, Aggressivität (unterer GI-Trakt) 3 Dyspepsie - Reizdarmsyndrom - Symptomatik Intestinale Beschwerden Extraintestinale Beschwerden Bauchschmerzen, Stuhlunregelmässigkeiten, Blähungen Kopfschmerzen, Schmerzen unterschiedlicher Art an verschiedenen, oft mehreren Stellen Wechsel von Obstipation/Diarrhö bei der Defäkation Gefühl der unvollständigen Entleerung Konsistenzwechsel des Stuhls Herzschmerzen, Pulsunregelmässigkeiten, rheumatische Schmerzen, Menstruationsbeschwerden, Miktionsstörungen, Schlafstörungen Blähungen mit krampfartigen Schmerzen und/oder Gefühl des aufgetriebenen Leibes Häufig relativ uncharakteristische und bunt wechselnde Symptomatik Meist nächtliche Beschwerdefreiheit Phytotherapeutika-Gruppen in der Behandlung dyspeptischer Beschwerden • Adstringentien (z.T. Amara und Acria) • Antidiarrhoika (z.T. Amara und Acria) • Aromatika (z.T. Amara und Acria) • Bittermittel (Amara) • Cholagoga, Choleretika, Cholekinetika • (ausgewählte) Gewürze (z.T. Amara und Acria) • Karminativa (z.T. Amara und Acria) • Laxativa (z.T. Amara) • Muzilaginosa (z.T. Amara) • Spasmolytika • Scharfstoffe • Tonika (z.T. Amara und Acria) (zumeist Amara und Acria) 8 4 Ätherischöl-Drogen (Auswahl) bei dyspeptischen Beschwerden Arzneidrogen Beschriebene Wirkungen Pfefferminzblätter, Pfefferminzöl spasmolytisch, cholagog, karminativ, antibakteriell Fenchelfrüchte, Fenchelöl spasmolytisch, sekretolytisch, karminativ, antibakteriell Kümmelfrüchte, Kümmelöl spasmolytisch, antibakteriell, karminativ Anisfrüchte, Anisöl spasmolytisch, antibakteriell, karminativ Corianderfrüchte, Corianderöl spasmolytisch, karminativ Angelikawurzel spasmolytisch, cholagog, karminativ Cardamonfrüchte cholagog, karminativ Kamillenblüten, Kamillenöl antiphlogistisch, karminativ spasmolytisch, antibakteriell; , cholagog, Salbeiblätter spasmolytisch, antibakteriell, Rosmarinblätter spasmolytisch, antibakteriell Pfefferminzblätter kurz vor dem Aufblühen 5 Pfefferminze Mentha x piperita Menthae piperitae folium getrocknete Pfefferminzblätter 0.5 – 4 % Menthae piperitae aetheroleum Pfefferminzöl Menthae piperitae folium frische Pfefferminzblätter Ätherisches Öl (> 1.2 % V/m) Monoterpene Sesquiterpene Flavone (verschiedene) Triterpensäuren: 0.3 % Ursolsäure, 0.1 % Oleanolsäure 3 – 5 % Gerbstoffe (Laminaceen) Phenolcarbonsäuren (freie) Kaffeesäure, p-Cumarsäure Ferulasäure, Rosmarinsäure (0.1 – 0.2 %) u.a.m. Droge: Getrocknete Blätter DAB 10 (Eur); getrocknete Blätter und blühende Zweigspitzen Geschmack: aromatisch würzig, später kühlend. Geruch: charakteristisch, durchdringend nach Menthol 6- 8% 35 – 40% 15 – 20 % 2- 7% 3- 5% 1% 1,8-Cineol Menthol Menthon Menthofuran Menthylacetat trans-Sabinenhydrat u.a.m. 0.5 – 1.5 % β-Caryophyllen Cadinen u.a.m. Das aus den blühenden, oberirdischen Teilen durch Wasserdampfdestillation gewonnene Öl; das durch Dampfdestillation gewonnene, rektifizierte Öl der frischen oberirdischen Teile der blühenden Pflanze Geschmack: charakteristischer Geschmack, gefolgt von einer kühlenden Empfindung Geruch charakteristischer Geruch. Pflanzlicher Wirkstoff: Gemisch mit netzwerkartiger Ordnung Zuordnung der Wirkung durch geordnete u. Wirkungen zu plastische Vielfalt der Einzelstoffen: Einzelkom‐ponenten: eingeschränkte ganzheitliche, d.h. Sichtweise realistische, mehr‐ dimensionale Sicht Zeit aufräumen 6 Menthae piperitae folium (frische Pfefferminzblätter) Pfefferminze (Mentha x pip.) Menthae piperitae aetheroleum Pfefferminzöl Menthae piperitae folium getrocknete Pfefferminzblätter Irritable Bowel Syndrom spasmolytisch spasmolytisch, karminativv antiviral, -bakteriell, -mykotisch choleretisch, antiulcerogen karminativ Dyspepsie Diverticulitis, Koliken (päd.) antinflammatorisch (akut, chronisch) choleretisch antioxidativ analgetisch Aromatherapie (stimulierend) antioxidativ Stomachikum, Tonikum, Nervinum radioprotektiv, Übelkeit (postop., Radio-/Chemother.) apoptotisch radioprotektiv antibakteriell adstringierend sedativ, diuretisch sekretolytisch Behandlung dyspeptischer Symptome Litholyse antiinflammatorisch antinozizeptiv äusserlich: Waschungen, Juckreiz schleimhautabschwellend lokale Analgesie, Kopfschmerzen, Triggerpunkte Lokalanalgesie (Endosk.) äusserlich: Juckreiz kognitionsverbessernd Dosierung (Tee): entsprechend 1.5 – 3 g (ED) bzw. 4.5 – 9 g (TD) (Pfefferminzöl): innerlich: 0.02 (– 0.08 ml) (ED), bis 3mal/Tag, äusserlich: nur verdünnt Haut-, Schleimhautläsionen Haut-, Schleimhautinfektionen Juckreiz Herpes simplex Ekzeme perianale Beschwerden venöse Insuffizienz depressive Verstimmungen Depressionen (mild, mässig) Übelkeit - Erbrechen Konzentrationsstörungen Gedächtnisstörungen Dyspepsie-Beschwerden Reizdarm-Beschwerden Frühformen von Demenz Leber (u.a. Entgiftung) - Galle Tinnitus Schwindel häufige Behandlungsanlässe „konventionelle“ Schwerpunkte Dysurie, Harnwegsinfekte Prostatahyperplasie, Prostatitis der Phytotherapie (üblicherweise in Lehr- und Handbüchern abgehandelt) Sinusitis - Bronchitis Laryngitis Erschöpfung Erkältungskrankheit Rekonvaleszenz Kopfschmerzen, Migräne Unruhe - Nervosität muskuloskelettale Schmerzen Angst Müdigkeit Schlafstörungen somatiforme Störungen oberflächliche Verletzungen Herz-Kreislauf-Beschwerden Verstopfung - Durchfall Appetitlosigkeit Stärkung der Abwehr „adaptogene“ Anwendung Beeinflussung der natürlichen Immunität Postmenopausale Symptome PMS - Menstruationsstörungen Pflegeanlässe Sekundärprävention Primärprävention 7 Beruhigungstees (Beruhigungstee I – VIII entsprechend Standardzulassung 1993 [Bestandteile in Masse-%]) Teenummer/ Bestandteile I II Baldrianwurzel 40 30 - 40 30 - 40 Hopfenzapfen 20 20 - 30 Lavendelblüten Melissenblätter III 15 - 25 15 20 - 30 10 - 20 IV V VI VII VIII 30 - 40 30 - 40 30 - 40 15 - 40 25 - 40 15 - 30 15 - 25 15 - 25 20 - 30 10 - 20 Passionsblumenkraut Pfefferminzblätter 15 10 - 30 15 - 25 20 - 30 10 - 30 15 - 40 10 - 20 10 - 20 10 - 30 10 - 30 15 - 25 Pomeranzenschalen 10 Sonstige Bestandteile: Anis-, Fenchel-, Kümmelfrüchte, Pomeranzen, Hagebuttenschalen, Kamillen-, Ringelblumenblüten, Rosmarinblätter, Schafgarbenkraut, Süssholzwurzel Bezerra Alves et al (2012) Effectiveness of Mentha piperita in the Treatment of Infantile Colic: A Crossover Study. Evidence-Based Complementary and Alternative Medicine, Article ID 981352, 4 pages Initial (pro Tag): Anzahl Koliken: 3.9 (± 1.1) Schrei-Zeit 192 (± 51.6) min Ende (pro Tag): Anzahl Koliken: 1.6 (± 0.6) Schrei-Zeit: 111 (± 289 min 30 Säuglinge, Alter 8 – 56 d (33 ± 11), Gewicht 4 560 g (± 415), Grösse 54.2 cm (± 3 cm) Mütter 14 – 33 Jahre (22.7 ± 5.4), 53.3 % mit Kaiserschnitt Pfefferminzblätter, wässrige Lösung, 1 Trpf./kg KG/d Simethicon 2.5 mg/kg KG/d Initiale Randomisierung, 7 d Behandlung, 3 d Auswaschperiode (Paracetamol als Schmerzbehandlung), anschliessend 7 d Alternativbehandlung 8 Minzen: traditionelle Anwendungen (Auswahl) Taditionell innerlich/äusserlich häufig partiell vergleichbare Verwendung TCM, innerlich: Erkältungskrankheiten, Pharyngolaryngitis, Konjunctivitis, Kopfschmerzen, dyspeptische Beschwerden, Flatulenz Völle- u. Druckgefühl (Brust, Rippenbögen) traditionell ähnlich wie Pfefferminzblätter Magendrücken bei überladenem Magen, Blähungen. „gegen erkältungsbedingten Durchfall“ traditionell: innerlich: Schmerzen aller Art, insbes. Kopfschmerzen äusserlich: Schmerzen traditionell: Gärungsdyspepsie, Koliken, Krämpfe, Übelkeit, Brechreiz, Diarrhoe Menstruationsbeschwerden traditionell ähnlich wie Pfefferminzblätter bei Leber- u. Gallenleiden, Leibschmerzen, Flatulenz, Bauchkrämpfen Erkältungen, Menstruationsstörungen äusserlich: Haut- u. Schlemhautentzündunfen Menthae herba (chin.) Ackerminze, Feld-/Kornminze, japanische Minze, Menthae crispae folium Ährenminze, grüne (Ross)Minze, Krauseminze; Spearmint; M. douce, M. verte Menthae longifoliae herba Rossminze, langblättrige Minze, weisse/wilde Minze Menthae aquatae folium Bach-/Wasserminze; watermint; Menthe rouge, Erba menta Pulegii herba Poleiminze, Polei Flohkraut, Hirschminze, Minzöle hauptsächlich Parfümierung traditionell: innerlich: Meteorismus, funktionelle Magen-Darm-Gallenbeschwerden, Katarrhe der oberen Luftwege. äusserlich: Myalgien u. Neuralgien volksheilkundlich: innerlich: funktion. Herzbeschwerden, Wetterfühligkeit, Atembeschwerden. äusserlich: funktion. Herzbeschwerden, Kopfschmerzen. Vergleichbar mit M. piperita aetherol- Insektenrepellentien Parfümierung volksheilkundlich: Menstruationsstörungen Mentha-citra-Öl Zitronenminzöl M. arvensis aetherol. Minzöl, Minzenöl, Japan. Pfefferminzöl Cornmint oil, mint oil M. crispae aetherol. Krauseminzöl Spearmint oil Pulegii aetherol. Poleiminzöl, Poleiöl; pennyroyal oil 9 Phytotherapeutische Kombinationen: Anwendungsbereich: dyspeptische Beschwerden Löwenzahnwurzel mit -kraut, Pfefferminzblätter u. Artischockenblätter 3 Mariendistelfrüchten Pfefferminzblätter und Wermutkraut 3 Pfefferminzblätter und Fenchel - Pfefferminzblätter und Kümmel 2 Pfefferminzblätter, Fenchel und Kamillenblüten 3 Pfefferminzblätter, Kamillenblüten und Kümmel 3 Pfefferminzblätter, Kümmel und Fenchel 3 Pfefferminzblätter, Kümmel und Kamillenblüten 3 Pfefferminzblätter, Kümmel, Fenchel und Kamillenblüten 4 Pfefferminzblätter, Kümmel, Kamillenblüten und Pomeranzenschalen 4 Pfefferminzöl und Fenchelöl - Pfefferminzöl und Kümmelöl 2 Pfefferminzöl, Fenchelöl und Kamillenblüten 3 Pfefferminzöl, Kümmelöl und Fenchelöl 3 Pfefferminzöl, Kümmelöl und Kamillenblüten 3 Pfefferminzöl, Kümmelöl, Fenchelöl und Kamillenblüten 4 Sennesblätter, Pfefferminzöl und Kümmelöl 3 Süssholzwurzel, Pfefferminzblättern und Kamillenblüten 3 Savia officinalis: Salbeiblätter - Sabeiöl Moderne traditionelle bzw. volksmedizinische Anwendungen: Appetitsteigerung, Mundgeruch, Verdauungsstörungen, kolikartige Schmerzen im Magen-Darm-Trakt, Übelkeit, Durchfall; Registrierte Anwendungsmöglichkeiten (Salbeiblätter bzw Salbeiöl): Innerlich: Dyspeptische Beschwerden, vermehrte Schweisssekretion (Schwitzen). Dosierunghinweise (Salbeiblätter bzw. Salbeiöl): Tagesdosis: 4,0 - 6,0 g Droge; 0,1 - 0,6 g ätherisches Öl; 2,5 - 7,5 g Tinktur (EB 6); Salbeitinktur: Konstitutionstherapie: allgem. Kräftigungsmittel (3 x 20 – 40 Trpf/d 10 Kamillenblüten (Matricariae flos) ESCOP (2002): innerlich: symptomatisch bei gastrointestinalen Beschwerden (Krämpfe, Blähungen, etc.) Gastritis zwischen den Mahlzeiten auf nüchternen Magen - evtl. Rollkur, ≥ 3x/Tag, 1 Woche über akutes Abklingen hinaus (3 g/150 ml heisses Wasser ) Entzündungen des oberen Verdauungstraktes Mundhöhle, Speiseröhre, Magen, Duodenum Dyspeptische Beschwerden: bes. geeignet bei Kindern innerlich: Schlafstörungen ?, Angststörungen ? Scharfstoff-Drogen in der Behandlung dyspeptischer Beschwerden Auswahl) Kalmuswurzel Calami rhizoma Stomachikum, Karminativum, Nervinum Galgantwurzel Galangar rhizoma Appeititanreger, Tonikum Ingwerwurzel Zingiberis rhizoma Stomachikum, Tonikum Gelbwurz Curcuma xanthorrhiza Gallemittel, zahlreiche Anwendungen Knoblauch Alli sativi bulbus Zwiebel Allii cepae bulbus Zwiebelarten Paprika Capsici fructus Schwarzer Senf Sinapis nigri semen Stomachikum, (Karminativum) Weisser Senf Sinapis albi semen Kapuzinerkresseöl Trapeoli aetheroleum Meerrettichwurzel Armoraciae rusticanae radix Stomachikum Schleifenblumen- Iberis amari herba Stomachikum kraut Schwarzer Pfeffer Piperis nigri fructus 22 11 Scharfstoffdrogen (Acria, Acria amara) • Die Wirkungen von Scharfstoffdrogen aber auch von Scharfstoffen sind sehr unterschiedlich, u.a. Hyperämisierend-durchblutungsfördernd, proinflammatorisch, antiinflammatorisch, analgetisch, motilitäts- und skretionsfördernd (gastrointestinal), immunmodulierend, antimikrobiell. • Dementsprechend können Scharfstoffdrogen sein (Auswahl): Stomachikum, Karminativum, Nervinum, Tonikum, Gallemittel, Sialagogum, lokalesSchmerzmittel. • Der Alkoholgehalt einer Zubereitung kann die Schärfewahrnehmung beeinflussen. 23 Zingiber officinale (Ingwer) Zingiberis rhizoma („Wurzelstock“) antiemetische Wirkungen Klinische Studien gastrointestinale Motilität Reisekrankheit, Seekrankheit hypoglykämisch, diuretisch antikonvulsiv, spasmolytisch, analeptisch, antimikrobiell, antioxidativ, antinflammatorisch, kardiale Wirkungen analgetische, antirheumatische Wirkungen expektorierend, mukotrop, adstringierend, lokalanästhetisch, Wirkungen auf Leber u. Galle (u.a.sekretionsfördern) antihepatotoxisch, antiulcerogen (GI-Trakt) Trypsinaktivität , Beeinflussung der Thrombozytenaggregation Kapillarpermeabilität nephroprotektiv cholesterinsenkend (Synthesehemmung) zentral dämpfende Wirkungen thermogene Wirkungen postoperative Übelkeit Übelkeit u. Erbrechen (u.a. Chemotherapieinduziert) Schwangerschaftserbechen Osteoarthrose traditionell: Dyspepsie Tagesdosis: entspr. 2 – 4 g Droge 24 24 12 Capsicum (Paprika) Capsicum annuum (Gewürzpaprika) Capsicum frutescens (Cayennepfeffer) Vergleichbare Wirkungen u. Wirksamkeit wie Zubereitungen mit Capsaicin/Capsaicinoiden bei Schmerzen? Capsici fructus (Paprika) Pharmakologische Wirkungen Capsici fructus acer (Cayennepfeffer) Inhaltsstoffe Therapeutische Wirkungen Wirksamkeit hyperämisierend äusserlich (v.a. Pflaster) innerlich (frisch, Pulver) Rücken schmerzen funktionelle Dyspepsie analgetisch antioxidativ chemopräventiv antimutagen antikarzionogen Steigerung der Magensaftsekretion postoperatives Erbrechen (Akupunktur, Hand, P6) Gastroprotektion Beschleunigung GI-Transit Postoperative Halsschmerzen (Hand-Akupunktur) Abnahme der Fettaufnahme Capsaicinoide (0.01 – 0.22% bzw. 0,3 - ≥ 1%; Scharfstoffe) Carotinoide Flavonglykoside ätherisches Öl (0,1%) bittere Saponine antibakteriell β-adrenerge Stimulation Pulver: 120 – 450 mg 2 – 3 mal/Tag 25 Einteilung von Amara nach weiteren Inhaltsstoffen (zusätzliche Wirkungen) Amara pura [Amara simplicia] (nur bzw. vorwiegend Bitterstoffe) z.B.: Enzianwurzel, Bitterholz, Bitterklee, Fieberklee, Tausendgüldenkraut, Quassiaholz Amara aromatica (Bitterstoffe u. ätherisches Öl) z.B.: Angelikawurzel, Condurangorinde, Hopfenzapfen, Kalmuswurzelstock, Schafgarbenkraut, Kaskarillrinde, Kardobenediktenkraut, Bitterorangenschalen, Zitronenschalen, Pomeranzenschalen, Wermutkraut Amara adstringentia (Bitterstoffe u. Gerbstoffe) z.B: Chinarinde, Condurangorinde, Schafgarbenkraut Amara mucilagenosa (Bitterstoffe u. bedeutsame Mengen Schleimstoffe) z.B: Lichen islandicus, Hohlzahnkraut, Kolombowurzel Amara acria (Bitterstoffe u. bedeutsame Mengen Scharfstoffe) z.B: Ingwerrhizom, Galgantwurzelstock Amara salina (resolventia) (salzreiche Bittermittel) Löwenzahnwurzel u. –kraut, Wegwartenwurzel, (Tausendgüldenkraut) 26 13 Bittermittel bei Magen-Leber-Darm-Erkrankungen (Beispiel Tinkturen) Tinctura Absinthii (Wermutkrauttinktur) „sehr heiss“ Aromatisches Bittermittel, Stomachikum, Gallemittel, Magentonikum, allgemeines Tonikum Tinctura Gentianae (Enziantinktur) „heiss“ Amarum, Stomachikum, Gallemittel, Magentonikum, allgemeines Tonikum Tinctura Cynarae (Artischockentinktur) „warm – neutral“ Amarum, Lebermittel, Gallemittel Tinctura Taraxaci – Löwenzahntinktur „neutral – kühlend“ Amarum, Magentonikum, Gallemittel, Aquaretikum, Stoffwechselmittel Tinctura millefolii (Schafgarbentinktur) „kühlend“ Karminativum, Spasmolytikum, Gallemittel, Stoffwechselmittel, Frauenmittel Cynara scolymus (Artischocke) Cynarae folium (frische oder getrocknete Laubblätter) Pharmakologische Wirkungen hepatobiliäre Effekte: choleretisch, cholekinetisch cholagog, hepatoprotektiv Förderung der Magensaftsekretion Senkung von Cholesterin u. Triglyceriden, Hemmung der Cholesterinsynthese antioxidativ, antiatherogen Verbesserung der Endothelfunktion antimykotisch ArtischockenBlätter und Zubereitungen: Bitterstoffe Anwendungsmöglichkeiten dyspeptische Beschwerden zur unterstützenden Behandlung bei Reizdarm hepatobiliäre Störungen „Bittermittel“ zur unterstützenden Behandlungvon leichten bis mässigen Hyperlipidämien Dosierung (Zubereitungen): entspr. 5 – 10 g Droge/Tag 14 Wermutkraut Tee: 1 TL Droge (≈ 1,5 g) mit 1 Tas-se Wasser heiss übergiessen, nach 10 Min abseihen. Appetitanregung: 1 Tasse frisch bereiteten Tees eine 1/2 Std. vor dem Essen Förderung des Galleflusses: nach dem Essen. Volkstümliche Anwendungsgebiete: u.a. Magen- u. Darmatonie, Gastritis, Magenkrämpfe, Leberbeschwerden, Blähungen, unregelmässige/zu schwache Menstruation, Appetitlosigkeit, Wurmbefall. Geruch und Geschmack: Geruch charakteristisch aromatisch, Geschmack aromatisch und stark bitter. Wermut (Artemisia absinthium) – Kraut, Blätter, Blüten Alle, die fest behaupten, der Bauch sei der König des Körpers, scheinen mir wirklich darauf mit vernünftigem Grund zu bestehen. Denn dessen ununterbrochene Arbeit stärkt all' unsre Glieder, oder, anders herum, im Schmerz zermürbt er sie alle. Ja, man befindet sogar, wenn ihm nichts helfe, verderbe er das Gehirn u. vertreibe daraus das gesunde Empfinden (….) oder es hilft auch, 2 Teile Wermut u. 3 Teile Rauten zu trinken [Bauchmittel, Allgemeinmittel, Nerven- und Seelenmittel] 15 Omer et al (2007) Steroid-sparing effect of wormwood (Artemisia absinthium) in Crohn’s disease: A double-blind placebo-controlled study. Phytomedicine 14: 87–95 40 Pat mit M Crohn, Steroide, ≤ 40 mg Prednisonäquivalent, ≥ 3 Wo, 1500 mg Wermutkraut/d Placebo: 80% mussten Steroide weiter einnehmen (Bittermittel), nach 2 Wo schrittweises Absetzen der Steroide, nach 10 Wo Steroidfreiheit angestrebt u. Absetzen des Wermut: 10% mussten Steroide weiter einnehmen Wermutkrautes, Beibehaltung der übrigen Medikation, Beobachtungszeit 20 Wo. Gelber Enzian (Gentiana lutea) Droge Wurzel Inhaltsstoffe Bitterstoffe (u.a. Amarogentin) Wirkungen Magensaftsekretion, Motilität, Tonus, cholagog antientzündlich Indikationen Appetitlosigkeit, Völlegefühl und Blähungen [Tonikum] Dosierung Tee: ½ TL/Tasse Tinktur (1:10): 20-30 Tropfen 30 Min vor Mahlzeit Kontraind. Magengeschwür, Hypertonie, Schwangerschaft UW Übelkeit bei zu hoher Dosierung 32 16 Bitter Bittermittel Stark bitter schmeckende Arzneistoffe mit Anwendung bei darniederliegender Verdauung, Nachlass der Verdauungstätigkeit, Atonie des Magens, mangelnder Esslust, Übelkeit, Flatulenz, Koliken, unregelmässigem Stuhlgang, Cardialgien, hypochondrischer Stimmung, nervösen Störungen, allgemeiner Schwäche. Bedeutungen: Geschmack: eine teilweise unangenehm empfundene Geschmacksrichtung übertragen: im Sinn von unangenehm Präfix bitter zur Steigerung von unangenehm: bitterkalt, bitterböse, bitterernst Herkunft: bitter (althochdeutsch: bittar, mittelhochdeutsch bitter, leitet sich ursprünglich von beissen ab u. bedeutet ursprünglich: vom Geschmack her u. allgemein beissend, scharf; im übertragenen Sinn vom Charakter her quälend, schmerzhaft, hart, verletzend. 33 Bitterstoffe ZNS 20 % 1. kephale Phase: „reflektorisch“ 80 % allgemein tonisierende Wirkungen (Behandlung u.a. über MDT u. Leber) ENS 2. gastrale/enterale Phase: biochemisch ENS: enterales Nervensysten, ZNS: zentrales Nervensysten 34 17 Ausgewählte Frischpflanzensäfte bei dyspeptischen Beschwerden • Artischockenblättersaft • Brennesselsaft (Kraut) • Brunnenkressesaft (Kraut) • Knoblauchsaft (Bulbus) • Löwenzahnsaft (Kraut, Wurzel) • Melissensaft (Blätter) • Sauerkrautsaft • Schafgarbensaft (Kraut) • Schwarzrettichsaft • Wacholderbeerensaft • Wermutsaft • Zwiebelsaft (Bulbus) Phytotherapeutische Kombinationen bei Magen-Leber-Darm-Erkrankungen Phytotherapeutische Kombinationspräparate (europäisch/aussereuropäisch): Fixe bzw. individuelle Drogenmischungen Fixe bzw. individuelle Teemischungen (Teespecies): Magen-Tees, Magen-DarmTees, Leber-Galle-Tees Fixe bzw. individuelle Tinkturenmischungen Fixe phytotherapeutische Kombinationspräparate (Fertigarzneimittel) 18 Phytotherapeutische Kombinationen bei Magen-Leber-Darm-Erkrankungen Bestandteile traditioneller Kombinationen bei (funktionellen) Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes (Auswahl) Angelikawurzel, Enzianwurzel, Kümmelfrüchte, Kümmelöl, Fenchelfrüchte, Fenchelöl, Anisfrüchte, Anisöl, Pfefferminzblätter, Pfefferminzöl, Melissenblätter, Melissenöl, Ingwerwurzelstock, Curcumawurzelstock, javanischer Gelbwurz, Wermutkraut, Artischockenblätter, Pomeranzenschalen, bittere Schleifenblume, Süssholzwurzel, Kamillenblüten, Mariendistelkraut, Mariendistelfrüchte Löwenzahnwurzel mit Kraut, selten: Johannisöl, Echinaceazubereitungen Meist werden 2 – 4 (- 5 - 9) dieser Arzneidrogen miteinander kombiniert. Übelkeit und Erbrechen Behandlungsansätze: Zubereitungen aus Ingwerrhizom Zubereitungen aus Pfefferminzblättern, Pfefferminzöl Behandlung im Kontext dyspeptischer Symptome Behandlung im Kontext von Obstipation und Diarrhö Halitosis Behandlungsversuche (Auswahl): Zubereitungen (bzw. Spülungen) aus: Pfefferminzblätter, Pfefferminzöl, Kümmelfrüchte, Salbeiblätter, Salbeiöl, australisches Teebaumöl, Eucalyptusöl, Thymiankraut, Thymianöl, Myrrhe, kanadische Blutwurzel 19 Padma Digestin: ein „tibetisch-schweizerisches“ Arzneimittel Drogenname (lat.) Drogenname (d) Punicae granatae semen Granatapfelsamen Einzeldosis 204 mg Qualitäten süss, sauer, adstringierend Galangae rhizoma Galgant 102 mg Amarum acre, süss Piperis longi fructus Langer Pfeffer 25.5 mg Acre, süsslich Cardamomi semen Kardamom 12.5 mg Acre aromaticum, süss Cinnamomi cassiae cortex Zimtkassia 12.25 mg (Amarum) acre et mucilagenosum, süss Indikation: nach tibetischer Auffassung stärkt die Rezeptur die Verdauung. Padma Digestin wird traditionell angewendet bei Neigung zu Verdauungsschwäche Und Verdauungsstörungen, was sich durch Druck- oder Völlegefühl in der Magengegend und Blähungen zeigen kann. Padma Digestin wird auch bei Appetitmangel (z.B. in der Rekonvaleszenz) angewendet. 40 Punicae granati semen (Granatapfelsamen) Galangae rhizoma (Galgant) Cardamomi semen (Kardamomensamen) Cinnamomi cassiae cortex (Zimtkassia) Piperis longi fructus (Langer Pfeffer) Padma Digestin: Systemische Betrachtung: Kommunikation innerhalb Drogen/Wirkstoff, Interaktion (aussen) 20 Magen - Darmtee II-XII (Standardzulassung 1993. [Bestandteile in Masse-%] Teenummer II Bestandteile III Anisfrüchte 20 - 30 Fenchelfrüchte 20 - 30 Korianderfrüchte Kümmelfrüchte 20 - 40 IV V VI VII VIII IX 15 - 30 15 - 30 15 - 30 15- 30 20 - 35 15 - 30 15 - 30 15 - 30 15 - 30 20 - 35 15 - 30 15 - 30 15 - 30 15 - 30 10 - 40 10 - 40 15 - 30 20 - 30 15 - 30 20 - 40 15 - 20 20 - 30 15 - 30 Angelikawurzel X XI XII 20 - 40 30 - 40 30 - 50 20 - 30 15 - 40 20 - 30 Kamillenblüten 20 - 40 Pfefferminz- 20 - 40 blätter 10 - 40 Schafgarben- 10 - 30 kraut 20 - 35 Süssholzwurzel Sonstige Bestandteile: 15 - 25 15 - 35 Baldrianwurzel Kornblumenblüten Malvenblüten Melissenblätter Ringelblumenblüten Zimtrinde 15 - 35 Zusammensetzung: Wirksame Bestandteile mindestens 70%, sonstige Bestandteile max. 5% pro Bestandteil Zubereitung: 1 – 2 TL auf 250 ml kochendes Wasser, 5 – 7 Min abgedeckt ziehen lassen Magentee (I – VI) (Standardzulassung 1993) Teenummer Bestandteile I (sekretionsfördernd) Angelikawurzel Enzianwurzel II III V VI 10,0 - 30,0 10,0 - 30,0 10,0 - 15,0 10,0 - 25,0 20.0 Löwenzahnkraut,wurzel 10,0 - 35,0 Melissenblätter Pomeranzenschalen IV 10,0 - 35,0 20,0 15,0 - 25,0 15,0 - .30,0 Schafgarbenkraut Tausendgüldenkraut 25,0 10,0 - 25,0 Wermutkraut 25.0 10,0 - 25,0 Zimtrinde 10.9 10,0 - 35,0 10,0 - 35,0 10,0 - 35,0 30,0 - 50,0 10,0 - 25,0 10,0 - 25,0 10,0 - 25,0 10,0 - 20,0 Sonstige Bestandteile (II – VI): Anisfrüchte Basilikumkraut Kornblumen-, Pomeranzen-, Brombeerblätter Ringelblumenblüten Fenchel-, Rosmarin-, Korianderfrüchte Salbeiblätter Die wirksamen Bestandteile müssen ≥ 70 Masse-% der jeweiligen Teemischung ergeben. Die sonstigen Bestandteile dürfen jeweils – sofern verwendet - pro Bestandteil nicht > 5 Masse-% betragen. 21 Teevorschläge bei übersäuertem Magen (Sodbrennen, saures Aufstossen) (Vorschlag bes. bei Sodbrennen und saurem Aufstossen, geschmacklich auch gut für Kinder geeignet) [ÖGPhyt, abgerufen 2013] Teile entzündungshemmend Kamillenblüten 40 x Süssholzwurzel 30 x Malvenblatt 10 20 Ringelblumenblüten schleimhautprotektiv krampflösend x x blähungswidrig, klassisches Magenmittel x (bei Magen-Darm-Geschwüren), verleiht einen süssen Geschmack reizlindernd, (bei MagenDarm-Entzündungen) x x wahlweise ersetzbar durch: Melissenblätter (möglicherweise nervöse Mitbedimgung mitbedingt) Pfefferminzblätter (Mundgeruch, unangenehmer Mundgeschmack, leichte Übelkeit) Fenchel, Koriander (bei zusätzlich auftretenden Blähungen) Teevorschläge bei übersäuertem Magen (Sodbrennen, saures Aufstossen) (Vorschlag bes. auch für Kinder geeignet) [ÖGPhyt, abgerufen 03/ 2013] Teile Kamillenblüten 40 Malvenblatt 30 Anis 10 20 Malvenblüte entzündungs- schleimhaut- krampfhemmend protektiv lösend x x blähungswidrig, klassisches Magenmittel reizlindernd, (bei Magen-DarmEntzündungen) x x x verleiht dem Tee einen süssen Geschmack reizlindernd, (bei Magen-DarmEntzündungen), verleiht dem Tee ein gefälliges Aussehen wahlweise ersetzbar durch: Melissenblätter (möglicherweise nervös mitbedingte Symptomatik) Pfefferminzblätter (Mundgeruch, unangenehmer Mundgeschmack, leichte Übelkeit) Fenchel, Koriander (bei zusätzlich auftretenden Blähungen) Melissenblätter: beruhigend, blähungstreibend, (krampflösend) Pfefferminzblätter: krampflösend, blähungs-, galletreibend; verleiht dem Tee einen frischen Geschmack Fenchel: krampflösend, fördert Magen-Darm-Motilität, (blähungstreibend, antibakteriell) Koriander: krampflösend, blähungstreibend, (appetitanregend, antibakteriell) 22 Gezielte phytotherapeutische Beeinflussung des Magen-Darm-Traktes Bitterstoffdrogen, Cholagoga, (Scharfstoffdrogen), stimulierende Laxantien phytotherapeutische Kombinationen (z.B. Iberogast) Motility mode Absorptive mode Motorische Aktivität Langsame motorische Aktivität Galle- u. Pankreassaftsekretion langsame Freisetzung von Nettoflux von Flüssigkeit in Richtung Galle und Pankreassaft Sekretion (secretory bzw. secreto- geringe Resorption motoric mode) von Flüssigkeit Karminativa (z.B. „warme“ Gewürzdrogen, Ingwer, Tannin- u. Gerbstoffhaltige Drogen, ätherische Öle, Drogen mit antiinflammatorischen Eigenschaften Funktionelle gastroenterol. Beschwerden, Dyspepsie, Reizdarm : Subjektive Auswahl einer „Praxisapotheke Gesichtspunkte einer traditionellen Phytotherapie, therapeutische Empirie Zusammenhang von gastrointestinalen und extraintestinalen Beschwerden (empirische) phytotherapeutische Kombinationspräparate Vorgehen entsprechend EbM (Evidence-basierte Phytotherapie, EbP) 1–2 ätherische Mittel z.B. Pfefferminzöl (zugelassene Indikation IBS !), Pfefferminzblätter, Pfefferminzöl, Salbeiblätter, Salbeiöl, Kümmelöl 3 – 5 Tinkturen bzw. Urtinkturen, vorzugsweise Bittermittel, z.B. Wermutkraut, Enzianwurzel, Artischockenblätter, Löwenzahn (Kraut, Wurzel) 1 Scharfstoffmittel, z.B. Ingwerrhizom, Paprikafrüchte 2 – 3 Einzelmittel, z.B. Zubereitungen aus Artischockenblätter, Ingwerrhizom, Ispaghula (Flohsamenschalen) 2 – 3 Kombinationspräparate, z.B. Iberogast (Zulassung Dyspepsie, IBS), Kombination mit Pestwurzzubereitungen, Padma Digestin, weitere symptomorientiert ausgewählte Mittel, z.B. Laxantien, Antidiarrhoika 23 Arzneipflanze Arzneidroge wässrige Extrakte Mariendistel MariendistelFrüchte Silybinin: pleiotrope Monosubstanz (Naturstoff; kein Phytotherapeutikum) Anwendung Extrakte Droge: Pflanzl. Magen-Darm-Mittel Verdauungsbeschwerden, funk- alkoholische Extrakte tionelle Störungen des ableitenden Gallesystems; Dyspepsie Spezialextrakte ATC: [A05BA]: Lebertherapeutika Zubereitungen: Toxische Leberschäden; unterstütz. Behandlung bei chron.-entz. Lebererkrankungen u. Leberzirrhose Breites Potential des pleitropen Vielstoffgemisches (Wirkstoff) mittl. Dosis/d Droge: 12 - 15 g; mittl. Dosis/d Extrakte: entspr. 200 – 400 (bis > 3000) mg/d Silymarin mit Multi-target-Eigenschaften (innerlich u. äusserlich) Saller et al. The use of silymarin in the treatment of liver diseases. Drugs 2001; 61: 2035–2063 Saller et al. An updated systematic review of the pharmacology of Silymarin. Forsch Komplementärmed 2007;14: 70-80. Saller et al An updated systematic review with meta-analysis for the clinical evidence of silymarin. Forsch Komplementär Med 2008;15:9– 20 Vielschichtigkeit von phytotherapeutischen Behandlungsanlässen „Leber“ psychosomatische Störungen Leber: „Metapher“ depressive Störungen Müdigkeit, Erschöpfung somatoforme Beschwerden Stoffwechselfunktionen Leber: Organ Schutz bzw. Prävention (z.B. toxische Einflüsse, endo-, exogen) z.B. Bittermittel (Amara) (ayurvedische, tibetische Heilmittel) enge Verbindung zum „hypotonischen Magen“ z.B. Mariendistelfrüchte (Silymarin) (ayurvedische, tibetische Heilmittel, Kampo, TCM) Erkrankungen (Organfunktion) durch Toxine: z. B. Nahrung, Umwelt, Arzneimittel Entzündungen, Zirrhose Tumoren Ausscheidung von Toxinen und Abbauprodukten Leber: „Entgiftung“ Hemmung bzw. Induktion von Enzymen (Phase I, Phase II) z.B. Mariendistelfrüchte (Silymarin) verschiedene Phytotherapeutika (z.B. Artischockenblätter) 24 Phytotherapie und Gallenerkrankungen Enger Zusammenhang mit dem «Verbund Magen-Leber-Darm» Phytotherapeutisch bes. relevante Erkrankungen im Zusammenhang «Galle»: Verminderte Galleproduktion und Dyskinesien der Gallewege Gallensäuren Toxische Gallensäuren Nichttoxische Gallensäuren Pathophysiologie Signalmoleküle Zelltod Fettresorption Cholerese Leberregeneration Leberfibrose Physiologie Juckreiz UCD: Lipid- u. Zuckerstoffwechsel UCD: Tumorprävention (Colon) Therapeutische Aspekte Cholestat. Lebererkrankungen u.a. PBC, Schwangerschaft, Arzneimittel Traditionelle Zusammensetzung von Gallenmittel Komponenten Anteil (%) Cholagoga - ca. 50 % Laxantien - ca. 10 % Spasmolytika - ca. 10 % Karminativa - ca. 10 % entzündungshemmende und/oder antimikrobielle Drogen - ca. 10 % Begriffe im Zusammenhang mit Gallemittel Choleretika: Arzneimittel (AM) mit Steigerung von Gallesekretion u. -fluss Cholekinetika: AM mit Kontraktion von Gallenblase und Gallenwegen Cholezystokinetika: AM mit Stimulation der Gallenblasenmotilität Cholagoga: Variable u. inkonsistente Verwendung: Überbegriff für Choleretika u. Cholekinetika, z.T. Synonym für Cholekinetika Gesteigerte Cholerese (vermehrtGallensäuren in den Dickdarm): Diarrhöe. Geringer ausprägte Cholerese: weichere Stuhlkonsistenz. 25 Pflanzliche Cholagoga Stammpflanze lateinischer Name Artischockenblätter Cynarae folium Tagesdosis Droge (g) 6 Boldoblätter Boldo folium Curcumawurzelstock Curcumae longae rhizoma Erdrauchkraut Fumariae herba Galgantwurzelstock Galangae rhizoma Javanische Gelbwurz Curcumae xanthorrhizae rhizoma Mariendistelfrüchte Cardui mariae fructus Pfefferminzblätter Menthae piperitae folium Schwarze Rettichwurzel Rhaphani sativi radix Schafgarbenkraut Millefolii herba Schafgarbenblüten Millefolii flos Schöllkraut Chelidonii herba 2 - 5 (siehe Kasten) Wermutkraut Absinthii herba 2-3 3 1,5 - 3 6 2-4 2 12 - 15 3-6 50 - 100 ml Presssaft 4,5 3 Phytotherapie: Antidiarrhoika Gerbstoffdrogen Quellstoffe Adsorbenzien Antiphlogistika Peristaltikhemmende Drogen sekretionshemmend antimikrobiell adstringierende Wirkung adsorbierend Beeinflussung der Transitzeit physikalische Bindung antiphlogistisch motilitätsvermindernd sekretionshemmend antimikrobiell Brombeerblätter Eichenrinde Frauenmantelkraut Gänsefingerkraut Heidelbeerfrüchte Odermenningkraut Syzygiumrinde Tormentillwurzelstock Uzarawurzel Karottensuppe Flohsamen Flohsamenschalen Kaffekohle Eichenrinde Tormentillwurzel-stock Uzarawurzel ++ ++ ++ ++ ++ Drogen mit antimikrobiellen, antisekretorischen, enzymatischen, immunmodulierenden Wirkungen Saccharomyces (cerevisiae, syn. Boulardii) ++ ++ +++ +++ 26 Phytotherapie bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen Es werden verschiedene Wege versucht: • Drogen mit relevanten antientzündlichen Eigenschaften • Unterstützende Basisbehandlung (z.B. stark antioxidativ wirksame Phytotherapeutika) • Symptomatisch orientierte Drogenauswahl (z.B. laxierende, antidiarrhoische Drogen) unter gezielter Ausnutzung des Vielstoffcharakters (breites Wirkungspektrum) • Symptomorientierte Mitbehandlung mit Phytotherapeutika (z.B. adjuvant, supportiv) • Beispiele für traditionell verwendete, mittlerweile klinisch geprüfte Phytotherapeutika: Zubereitungen aus Boswellia serrata (indischer Weihrauch) Artemisia absinthium (Drogenpulver) Anschlussfähigkeit an die moderne Medizin anstelle eines beziehungslosen Nebeneinanders (wesentlich für integrativen Zugang auf Patienten) Hausarztmedizin (moderne) Komplementär medizin Supportivmedizin Onkologie Spitalbehandlungen Pfefferminze (Blätter, ÄÖ) Überprüfte Anschlussfähig- MainstreamMedizin keit an andere Systeme: Zentrales Gütekriterium Vorstellung von Patient, Arzt, Pflege Komplexe MehrfachErkrankungen Multimorbidität (systemische Qualität) Traditionelle Medizinsysteme Gynäkologie Altersmedizin Pädiatrie Psychiatrie Selbstbehandlung Hausmittel Psychosomatik 27 Pflanzliche Arzneimittel: Wirkstoffe mit Vielstoffcharakter. Wirkstoffe: Drogenpulver, Tee, Öle, Tinkturen, Extrakte Vielstoffcharakter beinhaltet: Mehrere bis viele Wirkmechanismen und rel. breites Wirkungsspektrum Häufig rel. gering ausgeprägte Einzelwirkungen (einschl. Nebenwirkungen) Nicht-Selektivität als potentieller Vorteil (u.a. mehrere Wirkmechanismen) Eignung u.a. als eine Art Basistherapie, z.B. kombinierte Anwendung mit selektiven Arzneimitteln. Zusammenfassung Phytotherapeutika: Pleiotrope Arzneimittel mit Vielstoffcharakter und multi-target-Eigenschaften – ein bislang zu wenig genutztes modernes Behandlungspotential Phytotherapie: Literaturhinweise Bäumler S (2007) Heilpfanzen Praxis heute. Portraits, Rezepturen, Anwendung. Elsevier, München Blaschek W, Ebel S, Hackenthal E, Holzgrabe U, Keller K, Reichling J (Hrsg): Hagers Handbuch der Drogen und Arzneistoffe. 2006. Hager ROM 2006; Springer electronic media. (http://www.Hagerrom.de) European Scientific Cooperative on Phytotherapy (ESCOP) (2003) Monographs. The scientific Foundation for Herbal Medicinal Products. 2nd ed., completely revised and expanded. ESCOP – Thieme Verlag Reichling J, Gachnian-Mirtscheva R, Frater-Schröder M, Saller R, Rabinovich MI, Widmaier W: Heilpflanzenkunde für die Veterinärpraxis. 2.Aufl. Springer Verlag, Berlin Heidelberg New York 2008 Saller R, Reichling J, Hellenbrecht D (1995) Phytotherapie. Klinische, pharmakologische und pharmazeutische Grundlagen. Haug Verlag, Heidelberg Saller R, Reichling J: Phytotherapie (2002). In: Melchart D, Brenke R, Dobos G, Gaisbaür M, Saller R: Naturheilverfahren. Leitfaden für die ärztliche Aus-, Fort- u. Weiterbildung. Schattaür Stuttgart New York. S 180-230 Saller R, Reichling J (Hrsg) (2002) Iberogast. Evidenz-basierte Phytotherapie bei Reizmagen-/Reizdarmsyndrom. Forsch Komplementärmed 9, Suppl 1 Saller R, Iten F, Reichling J: Dyspeptische Beschwerden und Phytotherapie – eine Übersicht über traditionelle und moderne Phytotherapeutika. Forsch Komplementärmed Klass Naturheilkd 2001;8(5):263–273 Saller R, Reichling J, Rostock M, Iten F, Melzer J: Gastrointestinale Symptome bei tumorkranken Menschen – phytotherapeutische Behandlungsmöglichkeiten. Schweiz. Zschr. GanzheitsMedizin 2008; 20 :221–230 Saller R (Hrsg) (2006) Tibetische Heilmittel bei chronischen Erkrankungen. Forsch Komplementärmed 13, Suppl 1 Schilcher H, Kammerer , Wegener T (2007) Leitfaden Phytotherapie. 3. Aufl.. Urban & Fischer, München Weiss RF: Lehrbuch der Phytotherapie. 7. Aufl. Hippokrates, Stuttgart 1991 Wichtl M (Hrsg) (2009) Teedrogen u. Phytopharmaka. 5. Aufl. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart World Health Organization (1999/2002/2007) WHO monographs on selected medicinal plants. Volume 1/2/3 Geneva 28