Die Jahre 1990 bis 2005 von Jürgen Pinkwart 15

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Die Jahre 1990 bis 2005 von Jürgen Pinkwart 15
Die Jahre 1990 bis 2005
von Jürgen Pinkwart
15 Jahre habe ich als Schulleiter die Entwicklung der Bildungseinrichtung mitgestalten können. Ich war
ab 1990 als stellvertretender und von 1991 bis 2005 als Direktor der Einrichtung tätig.
Wenn ich heute mit etwas Abstand zurückblicke, war dieser Lebensabschnitt für mich interessant,
abwechslungsreich, verantwortungsvoll und Kräfte zehrend, aber er ging auch viel zu schnell vorüber.
Die vorhandenen Jahre reichten nicht aus, um alles, was verändert werden musste, zu korrigieren, um die
Visionen, die man hatte, zu verwirklichen. Aber ich hatte viele Helfer an meiner Seite, die bei der
Umsetzung der Ideen Hand anlegten, die sich selbst einbrachten, um dem Lichtensteiner Gymnasium ein
eigenes Profil zu geben, um die humanistische Bildungs- und Begegnungsstätte für die jungen Bürger
unserer Region zu erhalten.
Ich möchte mit Ihnen zurückblicken und an Begebenheiten der 15 Jahre erinnern, die man nicht vergessen
sollte.
Bis 1990 war die EOS Lichtenstein die einzige Erweiterte Oberschule im damaligen Kreis HohensteinErnstthal, die Schüler zum Abitur führte. Die Schule besuchten nach Ministerratsbeschluss seit den 80er
Jahren nur Schüler der 11. und 12. Klassen. Am Ende dieses Jahrzehnts waren es ungefähr 120 Mädchen
und Jungen, insgesamt sechs Klassen. Das Schulhaus stand aber nicht leer. Unter dem Dach und im
Westflügel der 2. Etage des Hauptgebäudes, im Dachgeschoss des Seitenflügels und in der 1.Etage der
ehemaligen Übungsschule waren Unterkünfte für die Internatsschüler der EOS und der Berufschule
Lichtenstein eingerichtet. Die hinteren Räume des Seitenflügels wurden durch den Hort der
Pestalozzischule Lichtenstein genutzt und in den unteren Räumen der Übungsschule war die Station
Junger Techniker untergebracht.
Mit dem Volkskammerbeschluss von 1989 – an den EOS die Klassen 9 bis 12 zu führen – erhöhte sich
die Schülerzahl der Lichtensteiner EOS von 120 auf rund 300. Unter diesen Bedingungen reichten die
Unterrichtsräume nicht mehr aus. Es begannen an der Einrichtung die Baumaßnahmen, die in vielen
Fällen gar nicht zu umgehen waren. Der bauliche und malermäßige Zustand der Schule war sehr schlecht.
Es fehlte an Farbe an allen Wänden, es regnete rein, die Toiletten waren grauenhaft, die Turnhalle nicht
ausreichend und die Schulheizung eine Katastrophe. Im Außenbereich sah es nicht besser aus.
Ungepflegte Sportanlagen, ein zusammenfallender Fahrradschuppen, ein nicht intaktes Schwimmbad mit
wackligen Umkleidekabinen, eine hässliche Überdachung für die Braunkohlenberge der Heizung und
aufgegebene Privatgärten prägten das Bild des eigentlich schönen Schulparks.
Die vor uns stehenden Aufgaben waren riesig. Von 1990 bis 2005 wurde an der Schule gebaut, leider
auch mit Unterbrechungen, so dass die Bautätigkeiten noch immer nicht abgeschlossen sind. Ich hätte mir
zum 150jährigen Bestehen der Einrichtung ein fertig gestelltes und modernes Haus gewünscht, vor allen
Dingen für die Schüler und Lehrer der Bildungsstätte.
Was geschah in den 15 Jahren auf der “Baustelle Gymnasium“?
1990 benötigten wir nicht für 120, sondern für 300 Schüler Unterrichtsräume. Deshalb wurde die Station
Junger Techniker im Gebäude der Übungsschule aufgelöst. Aus den Räumlichkeiten wurden vier
Unterrichtsräume gewonnen, die einen Teil des Mehrbedarfs abdeckten. Die restlichen Räume wurden
im Seitenflügel und in den ehemaligen Horträumen der Pestalozzischule eingerichtet. Damit war Platz für
die 300 Schüler, für insgesamt 15 Klassen.
Mit der Öffnung der Grenzen suchte die Schulleitung im Mai 1990 den ersten deutsch-deutschen Kontakt
zum Pfullinger Gymnasium und im Oktober 90 fand der Gegenbesuch statt. Die Besuche dienten dem
Erfahrungsaustausch und dem gegenseitigen Kennenlernen. Natürlich kamen die Pfullingen nicht mit
leeren Händen, sondern mit Geschenken, z. B. Bällen für den Sport und 3.000 DM für Unterrichtsmittel.
1991 zog es unsere Jugendlichen in die Ferne. Es konnte nicht weit genug sein. London hieß das
Ziel der Zwölfer. Seitdem gehört die Studienreise zur Tradition der Abiturienten unseres Hauses. Aber
einige zog es noch weiter. Thomas Ellwart war der erste Schüler unserer Einrichtung, der für ein Jahr an
einer Schule im Ausland – im Staate Alaska - weilte. Ihm folgten in den kommenden Jahren noch viele
Schüler. Neben den USA waren Australien, Malaysia, Frankreich und die Schweiz ihre Ziele.
Natürlich hatten wir auch Gäste aus anderen Ländern. Nicht alle kamen mit Deutschkenntnissen, aber
nach einem Jahr sah dies anders aus. Melinda Meuli aus Neuseeland war unsere erste Gastschülerin. In
späteren Jahren hatten wir Besuch aus den USA, Russland, Kolumbien, Kanada u. a. Ländern.
Am 1. August 1991 beschloss der sächsische Landtag, ab Schuljahr 92/93 Gymnasien für Schüler der
Klassen 5 bis 12 einzurichten. Natürlich rechneten wir mit der Zusage, dass unsere Schule den Status
eines Gymnasiums erhält. Wir bereiteten uns vor, denn wir mussten bei der geforderten Dreizügigkeit
Fach- und Klassenräume für mindestens 600 Schüler schaffen. Wir begannen sofort mit den Planungen,
die zum Ziel hatten, alle Räume des Hauptgebäudes und Seitenflügels für den Schulbetrieb zu gewinnen,
also nicht mehr für Internat und Küche. Die Planung übernahm das Architekturbüro Rosenbaum.
Auch die Ausstattung musste ergänzt und zum Teil erneuert werden, denn es zeichnete sich ab, dass man
Fächer, die zu DDR-Zeiten gelehrt wurden, ersatzlos strich und neue dem Fächerkanon hinzufügte. Und
da kamen 50.000 DM der Partnerstadt Enger für den Kauf unserer ersten neun Computer für den
Informatikunterricht zum richtigen Zeitpunkt. Die Schüler und natürlich auch die Lehrer waren begeistert.
Zu tun gab es am und im Schulhaus sehr viel. Das erkannten auch viele ehemalige Schüler bei ihren
Besuchen nach der Wende. Deshalb gründeten sie den
Förderkreis „Schneider – Ober - Schule Lichtenstein e.V“,
um ihrer ehemaligen Schule zu helfen. Am 28. Januar 1992 war die Gründung besiegelt. Unterstützen
wollte man vor allen Dingen sozial schwache Schüler und Projekte der Klassen und der Schule, besonders
für den Kauf von Unterrichtsmitteln. Der Förderkreis war die richtige Hilfe zur richtigen Zeit. Er
finanzierte Vorhaben der Schule mit etwa 10.000 DM jährlich.
Im Frühjahr1992 begannen die Bauarbeiten an der ehemaligen Übungsschule. Im Erdgeschoss wurde
eine Küche mit Speisesaal für 70 Personen eingerichtet, in der 1.Etage Internatsräume mit Dusche und
WC für maximal 25 Schüler und unter dem Dach ein großer Aufenthaltsraum für die Internatsschüler.
Das ganze Haus wurde behindertengerecht gestaltet. Da mit Baubeginn die vier Unterrichtsräume in der
Übungsschule entfielen, musste Ersatz für die Schüler geschaffen werden. Drei Unterrichtsräume gewann
man aus den Internatsräumen der Berufsschule in der 2.Etage des Hauptgebäudes und der vierte Raum
ergab sich aus der Zusammenlegung des Traditionszimmers und des Zimmers des 3. Direktors der EOS.
Die Berufschule richtete im eigenen Haus Internatsräume ein.
Den Status eines Gymnasiums erhielt die Lichtensteiner EOS im späten Frühjahr 1992 zuerkannt.
Gleichzeitig richteten auch Hohenstein-E., Mülsen, Meerane, Oelsnitz und andere Städte Gymnasien ein.
Damit wurde das Einzugsgebiet unserer Einrichtung kleiner, aber nicht die Schülerzahl.
Im Mai 1992 weilten 25 Schüler unseres Gymnasiums in Pfullingen, um einmal den Unterricht am
Partnergymnasium zu erleben. Das waren für alle erlebnisreiche Tage. Noch mehr freuten sich acht
Schüler, die mit Pfullinger Schülern vierzehn Tage in Passy am Fuße des Mont Blanc weilten. Dieser
Sommeraufenthalt ist zur Tradition geworden.
680 Schüler erhielten für das Schuljahr 92/93 die Bildungsempfehlung für unser Gymnasium. Das
waren 24 Klassen und 6 Kurse. Nicht alle Schüler fanden im Schulhaus Platz, zumal die Bauarbeiten in
der Übungsschule noch nicht abgeschlossen waren und unsere Internatsschüler noch immer die Räume im
Dachgeschoss des Hauptgebäudes blockierten. Zum anderen stand uns der Seitenflügel nur mit wenigen
Zimmern zur Verfügung. In der ersten Etage befanden sich noch die Sportumkleideräume und unter dem
Dach weitere Internatsräume der Berufschule. 260 Schüler der Klassen 5 bis 7, das waren neun Klassen,
wurden in die Diesterwegschule ausquartiert. Hier standen den neun Klassen nur fünf Räume des
Erdgeschosses und weitestgehend die Fachräume zur Verfügung. Es lief eben nicht alles nach unseren
Wünschen. Die Zimmer reichten nicht aus, die Schülerbeförderung ließ zu wünschen übrig und Lehrer
fehlten auch noch, besonders in den Fächern Gemeinschaftskunde, Sport und Latein.
Im Oktober 1992 begannen Wismutarbeiter mit den Entkernungsarbeiten im Seitenflügel, da endlich die
letzten Internatsschüler der Berufschule Lichtenstein ausgezogen waren. Das bedeutete erneut Umzug.
Die Fachschaft Musik zog aus dem ehemaligen Zeichensaal in den alten Internatsklubraum unters Dach,
und als Umkleideräume für den Sport nutzten wir den Waschraum vom Berufschulinternat in der zweiten
Etage und eine Kammer im Durchgang von der Seminarstraße zum Schulhof.
Die ersten Kursschüler der 11. Klasse zogen in kleine Räume ein, die bisher anderweitig genutzt wurden,
zum Teil auch schon in die ersten leer stehenden Internatsräume im Dachgeschoss. Das war möglich, da
mit der Einrichtung der Gymnasien die Ausbildung der Schüler der Klassen 11 nicht mehr im
Klassenverband, sondern in Kursen erfolgte, die im allgemeinen keine Klassenstärken erreichten. Mit den
Bauarbeiten waren auch die häßlichen Toiletten nicht mehr nutzbar. Als Ersatz stand auf dem unteren
Schulhof ein Toilettenwagen für alle Schüler.
Höhepunkt im Herbst 92 war der erste Absolventenball nach der Wende im Bernsdorfer „Hirsch“. Die
Freude über das Wiedersehen der Ehemaligen aus Ost und West war unbeschreiblich. Und wir freuten
uns über die Spende von Herrn Tittel und seinen Klassenkameraden in Höhe von 25.000 DM, die er uns
an diesem Abend überreichte. Damit war der Kauf eines Klaviers, eines Kopierers, von Mikroskopen und
anderen Unterrichtsmitteln abgesichert.
Am 26.Mai 1993 wurde die völlig neu gestaltete Übungsschule dem Schulbetrieb übergeben.
Die Situation verbesserte sich bedeutend. Der moderne Küchentrakt mit Speisesaal und die komfortabel
gestalteten Internatsräume mit dem Klubraum wurden von allen bewundert und gern angenommen.
Auch das Schulhaus wurde ansehnlicher. Auszubildende der Euroschule Hohenstein-E. renovierten die
Flure des Hauptgebäudes kostenlos, und in den Sommerferien 1993 richteten ABM-Kräfte das
Treppenhaus, die Turmzimmer und die Räume der Schulleitung vor. Außerdem wurden im Dachgeschoss
des Hauptgebäudes die ersten Trennwände entfernt, um größerer Unterrichtsräume zu gewinnen.
Weniger zufrieden waren die Sportlehrer. Der Sportunterricht musste in vier Hallen der Stadt erteilt
werden, die nicht die besten Bedingungen boten. Auch die Außenanlagen waren nicht besser.
Die Lehrer gaben aber die Hoffnung auf eine neue und große Sporthalle und ordentliche Außenanlagen
nicht auf.
Im Frühsommer veranstalteten wir unser erstes Open-air-Konzert im Schulhof, das von den Bürgern mit
Freude angenommen und zur Tradition der Einrichtung wurde. Selbstverständlich folgten jährlich im
Dezember die Weihnachtskonzerte.
Für das Schuljahr 93/94 meldeten sich 694 Schülern an. Der Unterricht für die Klassen 5 bis 7 wurde
weiterhin in der Diesterwegschule erteilt, wobei die Zimmerplanung für die nunmehr zehn Klassen immer
schwieriger wurde. Nicht anders sah es im Hauptgebäude, Lutherplatz 3, aus. Für je zwölf Klassen und
Kurse war die Raumsituation trotz Auslagerung der zehn Klassen kritisch, zumal uns der Seitenflügel
noch nicht zur Verfügung stand. Nachdem wir das erste Klassenzimmer mit neuen Möbeln für etwa
10.000 DM ausstatten konnten, wurden auch einige Zimmer renoviert, fünf in der Diesterwegschule und
drei im Hauptgebäude. Im Frühjahr kauften wir für drei weitere Räume Möbel im Wert von 25.000 DM.
Die Schülerzeitung wird zum ständigen Begleiter des Schulalltags. Unter dem Motto „Von der Penne für
die Penne“ nahmen die Pennäler ihre Pauker ins Visier, aber nicht nur die, sondern auch unschöne Dinge
des Umfeldes. Damit zeigten unsere Schüler Selbstbewußtsein und Verantwortung.
Mit den 734 Anmeldungen für das Schuljahr 94/95 gab am 25. April 94 der Lichtensteiner Stadtrat grünes
Licht für die Generalsanierung, weil man der Meinung war, dass ohne Sanierung der Gebäudesubstanz
das Gymnasium Lichtenstein über das Jahr 2000 nicht zu halten sei. Die Generalsanierung sollte im
Schuljahr 95/96 starten und mit Beginn des Schuljahres 97/98 abgeschlossen sein. 28 Mill. DM waren
dafür geplant, aber am Ende nur 16 Mill. DM vom Regionalschulamt genehmigt. Das bedeutete
Streichung des Anbaus, der zwischen Aulatrakt und Turnhalle vorgesehen war und die Klassen 5 und 6
aufnehmen sollte, des geforderten zweiten Treppenhauses mit Fahrstuhl für behinderte Schüler und
Wegfall einer neuen, großen Turnhalle.
Mit Beginn des Schuljahres 94/95 platzte das Haus aus allen Nähten. Der Andrang zum Gymnasium
nahm nicht ab. Um alle Schüler aufnehmen zu können, wurden Klassen bis an die Obergrenze aufgefüllt
und ein weiterer Raum im Trafobau gewonnen. Die Situation – lange Wege, Platzangebot und Zustand
vieler Räume – war für Schüler und Lehrer eine Zumutung.
Es gab aber auch manches Erfreuliche zu berichten. In den Sommerferien 94 wurde unsere Turnhalle
nach vielen Jahren von ABM-Leuten renoviert, die Mitteltür zugebaut und die Kletterstangen und Leitern
entfernt, so dass die Halle größer erschien als sie in Wirklichkeit ist. Die Aktion wurde von allen Schülern
und Sportlehrern positiv aufgenommen.
Gefreut haben sich auch die Chemiker, dass wir durch Farbanstrich und neue Schränke etwas „Licht“ in
den Vorbereitungsraum brachten. Gleichzeitig bekamen zwei weitere Zimmer neue Schulmöbel und das
Schulbad war nach aufwendigen Reparaturen wieder nutzbar.
Zur Dienstbesprechung am 5. Dezember 1994 konnte ich dem Kollegium mitteilen, dass unser
Gymnasium in das innerstädtische Sanierungsgebiet aufgenommen wurde, was bisher nicht der Fall war.
Da diese Tatsache mit einem kontinuierlichen Geldfluss verbunden sein sollte, wurde nach fast zwei
Jahren Bauunterbrechung die Sanierung des Seitenflügels fortgesetzt.
Das musische Klima am Haus wurde von Jahr zu Jahr besser. Das vermittelte auch ein Konzert am 31.
März 1995, das für Eltern und Schüler ein künstlerisches Erlebnis war.
Aber nicht nur im Bereich der Musen bewegte sich etwas, auch die Fremdsprachenlehrer suchten nach
Neuem. Sie fuhren für 14 Tage mit Schülern der 7. Klassen nach Eastbourne an die englische Südküste,
um Schülern die Möglichkeit zu geben, ihre Sprachkenntnisse anzuwenden, zu festigen und zu
vervollkommnen. Die Reise war ein voller Erfolg und Motivation für die weitere Sprachausbildung an der
Schule. Die Eltern wünschten sich nun jährlich für ihre Sprößlinge die Fahrt auf die Insel.
Am 3.August 1995 war der Start für 740 Schüler in das Schuljahr 95/96. Von der angekündigten und
dringend notwendigen Generalsanierung war weit und breit nichts zu sehen. Auch der Seitenflügel war
noch nicht fertig, so dass alles beim alten blieb – Unterricht in drei Häusern und vier Sporthallen, volle
Klassenzimmer, ein überfülltes Treppenhaus in den Pausen und Lehrer, die zwischen den Häusern hin
und her pendelten. Ein kleiner Hoffnungsschimmer war jedoch erkennbar. Am 20. November 95 war der
Gang zu den Containertoiletten auf dem Hof für etwa 500 Schülerinnen und Schüler endgültig beendet.
Die ersten Toiletten im sanierten Seitenflügel wurden freigegeben. Hurra!
Im Herbst 95 machte uns Frau von Einsiedel, wissenschaftliche Mitarbeiterin und Nachlasserbin von
Prof. Schneider, ein großes Geschenk. Sie erkannte aus zahlreichen Gesprächen und ihren Besuchen in
Lichtenstein, dass am Gymnasium für die Jugend viel bewegt wird, und sie entschloss sich, den Nachlass
von Schneider - etwa 180.000 DM und eine Vielzahl von Büchern, Zeitschriften, persönlichen Briefen,
Tierpräparaten, gesammelten Grafiken, Aquarellen, usw. – dem Gymnasium Lichtenstein zu übergeben.
Wir waren über diese Ehrung glücklich.
Endlich war es soweit. Am 22. Mai 96 erfolgte die feierliche Übergabe des sanierten
Seitenflügels. Frau v. Einsiedel durchschnitt das Band und alle Gäste konnten sich vom gelungenen Bau
überzeugen. Kein Stein saß mehr auf dem anderen, fast alles war umgestaltet. Die Räume waren mit
hochwertigen Möbeln für insgesamt 100.000 DM ausgestattet und an Technik fehlte es in keinem
Zimmer. Fernseh- und Videogeräte, Computer, Farbscanner und –drucker, Beamer und Displays für die
Projektion von Computerbildern auf Projektionswände, Folienprojektoren, Stereoanlage und vieles
andere mehr wurde für 100.000 DM in den (Fast-) Neubau gesteckt.
Zum traditionellen Schulhofkonzert, an 8. Juni 1996, konnten die Bürger der Stadt Lichtenstein und
Umgebung das Neue wahrnehmen. Die Begeisterung war enorm, auch unsere Gäste aus dem
Partnergymnasium Pfullingen hatten große Augen. Neben 4,3 Mill. DM für die Sanierung fiel auch noch
etwas Geld für Möbel für zwei Räume des Hauptgebäudes ab.
Nun lagen schon fünf ereignisreiche Jahre nach der Wende hinter uns. Es war angebracht, dass bisher
Geschehene in der Broschüre „Wir über uns“ festzuhalten. Erwähnenwert ist auch der nunmehr schon
3.Absolventenball, der im Jahr der ersten sächsischen Landesgartenschau in Lichtenstein im Rahmen
einer Festwoche am Gymnasium stattfand.
2001 - 2005
WIR ÜBER UNS
Für 738 Schüler begann am 8. August das Schuljahr 96/97. Das waren 24 Klassen und 12 Kurse. Alle
Schüler, Lehrerinnen, Lehrer und kirchlichen Lehrkräfte waren über das Geschaffene im Seitenflügel
glücklich. Es stellte sich aber auch heraus, dass wir uns einen Stillstand in der Sanierung nicht mehr
leisten konnten. Zum einen war bekannt, dass die Schülerzahlen ab dem Jahr 2000 beträchtlich abnehmen
werden und zum anderen forderte der rasante Wandel in Wirtschaft und Verwaltung von der Schule neue
Unterrichtsmethoden, die den Einzug von Computertechnik und Internet in alle Unterrichtsräume
verlangte.
Mit der Gründung der Schneider-Stiftung im März 97 und der auferlegten Aufgabe, den Nachlass von
Schneider zu wahren und nutzbar zu machen und die Jugend durch einen Schneider- und
Einsiedelwettbewerb auf naturwissenschaft-lichem und literarisch-künstlerischem Gebiet zu fordern und
zu fördern, kamen wir der Notwendigkeit, Schüler an Neues heranzuführen, ein wenig näher. Der
Gedanke war ein voller Erfolg. Bis heute nahmen über 1000 Schüler Sachsens an den Ausschreibungen
teil.
Der Kampf um den Erhalt der Einrichtung ging jedoch weiter. Uns war klar, dass in Zukunft nur dann
genug Schüler unser Gymnasium besuchen werden, wenn wir unsere Einrichtung in allen Bereichen
attraktiv ausgestalten, uns von den anderen Gymnasien der Region unterscheiden und dafür alle Hebel in
Bewegung setzen. Wir erarbeiteten ein pädagogisches Konzept, welches eindeutig auf
Unterrichtsangebote, außerunterrichtliche Aktivitäten und weitere bauliche Maßnahmen hinwies.
Notwendig war die Fortsetzung der Sanierung, vor allen Dingen die Errichtung moderner Fachkabinette
für die Naturwissenschaften.
Aber es kam anders, als wir uns die Bauarbeiten vorstellten. Das Dach des Hauptgebäudes war so
marode, dass bei Regen die zahlreichen Behältnisse Dachboden nicht mehr ausreichten und das Wasser
bis in die 1. Etage vordrang.
So begann das Schuljahr 97/98 für 744 Schüler mit der Neueindeckung des Daches über der Aula, denn in
diesem Bereich waren die Schäden am größten. Verfaulte Dachsparren und Hausschwamm bis auf Höhe
der Aula bedeutenden Öffnung des Daches, Abriss des alten und Aufbau des neuen Mauerwerkes,
Einsetzen von neuen Balken und Eindeckung des Daches mit Schiefer. Natürlich waren Aula und Räume
daneben und darunter für den Unterricht gesperrt. 700.000 DM standen für die Arbeiten zur Verfügung.
Sie reichten für die Eindeckung bis zum Haupteingang. Dazu gehörte auch das Verputzen und Malen der
Giebelfront zur Stadt und Steinmetzarbeiten. Die Rekonstruktion der Aula musste aber abgebrochen
werden, da man beim Freilegen der Decke und Wände auf Originalfarbanstriche stieß, deren
Instandsetzung die Denkmalpflege forderte, wofür aber das Geld nicht mehr reichte.
Im Spätherbst 1997 wurden die Bauarbeiten abgeschlossen. Nach den Herbstferien standen uns die
renovierten Physikräume und die unmittelbar an der Aula anliegenden Zimmer wieder zur Verfügung.
Zwei Dachräume brachte man nachträglich in Ordnung, da durch die Arbeiten am Dach auch in die
Decken eingegriffen werden musste. Nun konnten wir zwei 7. Klassen aus der Diesterwegschule ins
Hauptgebäude holen.
Die Renovierung der Klassenzimmer und Fachräume wurde nach den Arbeiten am Dach fortgesetzt und
im März 98 durch den Bauhof abgeschlossen. Nach vielen Jahren hatten alle Zimmer nun ein helles
Aussehen und 19 der 32 Unterrichtsräume neue und hochwertige Möbel. Auch die Flure erhielten einen
Farbanstrich. Natürlich strahlten unter diesen Bedingungen die wunderschönen, kreativen Schülerarbeiten
aus dem Bereich der Kunsterziehung noch mehr, so dass die Blicke der Gäste mehr auf die Kunstwerke
als auf die die weniger schönen Fußböden der Flure und Zimmer gelenkt wurden.
Ja, es gab im und am Haus noch viel zu tun. Auch im Außengelände wollten wir Hand anlegen. Wir
hatten große Pläne. Auf dem Papier standen Maßnahmen wie Umbau des Bades zum Biotop, Errichten
eines Fahrradunterstandes, Fertigstellen der Wege,
Erweiterung der Grünflächen und Anlegen eines Parkplatzes. Im Sommer 98 wurde der
Anfang gemacht und durch ABM-Kräfte der Weg zur Übungsschule gepflastert.
Im Schuljahr 98/99 lernten 776 Schüler hier. Das Maximum war damit erreicht. Nach den
vorliegenden Geburtenzahlen war für die kommenden Jahre ein Abnehmen der
Schülerzahlen zu erwarten. Im Lehrerzimmer wurde schon von Überhang an Lehrkräften
und Kündigungen gesprochen. Trotzdem ließen wir in der Durchsetzung unsere Vorhaben,
unsere Schule zu einer gefragten Bildungseinrichung zu gestalten, nicht nach.
In der Schulkonferenz am 24. November 98 wurde mit dem Schulträger, der Stadt
Lichtenstein, erneut über mögliche und notwendige Maßnahmen wie ein dichtes Dach,
ordentliche Fachkabinette für die Naturwissenschaften und Sporthalle mit Sportanlagen
diskutiert und der Beschluss gefasst, die Arbeit im Bereich der Naturwissenschaften
fortzusetzen. Eine kleine Verbesserung erreichten wir auch für den Sportunterricht. Wir
durften als fünfte Halle die neue Rödlitzer Sporthalle nutzten.
Zwischenzeitlich wurde auch das Kultusministerium Sachsen aktiv und verglich
vorausschauend Schülerzahlen, Schulgebäudezustände und -ausstattungen aller Schulen und
deutete der Stadtverwaltung Lichtenstein an, wegen der ihnen vorliegenden Geburtenzahlen
die Bestandsgarantie für das Lichtensteiner Gymnasium zu entziehen. Damit fiel die
Förderung der Einrichtung, die schon ab 1998 eingestellt war, weg. Für mich war diese
Situation nicht nachvollziehbar, da sich unsere Prognosezahlen von denen des
Oberschulamtes total unterschieden. Am 11. Januar 99 informierte ich das Kollegium, das
natürlich von der Stadtverwaltung Lichtenstein ein Einschreiten erwartete.
Das Ergebnis: Die Stadtverwaltung bekannte sich weiterhin zum Erhalt der
Bildungseinrichtung in Lichtenstein, suchte aber zu Hohenstein-E. Kontakt, um Teile der
Schule in einem Schulzweckverband mit Hohenstein zu erhalten. Das war für mich keine
Lösung, deshalb forcierte ich unsere Aktivitäten, um immer mehr Eltern auf unser
Gymnasium aufmerksam zu machen, auch über die Kreisgrenzen hinweg. Als Sprachrohr
nach außen nutzten wir Handreichungen, Besuche der Elternabende in den Grundschulen,
den Tag der offenen Tür und das Internet. Unsere Schneiderstiftung finanzierte den
Internetanschluss und 1500 DM gab uns die Uni-Leipzig für unseren ersten Computer
außerhalb des Informatikzimmers. Damit hatten wir Anschluss an die Außenwelt und eine
Internet-AG, die unsere Einrichtung und unser pädagogisches Konzept einem größeren
Kreis präsentierte.
Im Außengelände setzten wir die Verschönerungsarbeiten fort. Im Februar 99 wurde die
Umgestaltung des Bades zu einem Biotop in Angriff genommen. Wismutarbeiter
übernahmen die schwierige Aufgabe. Der Bauhof setzte die zusammenfallende Mauer zum
Pfarrhaus neu auf. Im unteren Schulhof wurde mit dem Wegebau von der Turnhalle zum
Parkplatz und darüber hinaus begonnen. Auf die Flächen links und rechts des Weges wurde
Mutterboden aufgetragen, Rasen angesät und Sträucher gepflanzt. Der untere Schulhof
erhielt durch diese Maßnahmen endlich ein ordentliches Aussehen. Zwei Spiel- und
Sportgeräte, die durch die Eltern und Sponsoren finanziert wurden, verschönerten das
Ganze. Im Juni 99 konnte der Schulhof feierlich übergeben werden.
Erfreulich war auch der Baubeginn im Spätsommer 99 im Bereich der Naturwissenschaften.
Die Arbeiten bedeuteten eine enorme Belastung, weil keine Ausweichräume für Biologie
,Chemie und Physik zur Verfügung standen. Aber zum Tag der offenen Tür im Januar 2000
konnten wir den Besuchern ein neues Chemie- und ein neues Physikkabinett präsentieren.
Am Ende des Schuljahres 99/00 war der Parkplatz, der von Lehrern und ABM-Kräften
gebaut wurde, fertig und das wilde Parken von Autos im Gelände beendet.
Auch für die Fahrräder der Schüler wollten wir eine ordentliche Parkmöglichkeit schaffen.
Allerdings lagen die Kosten für einen Fahrradunterstand bei 39.000 DM.
Das war für uns kaum finanzierbar, aber wir bewältigten es trotzdem. Die Fundamente
hoben die Schüler aus, die Schalung übernahm kostenlos die Firma „Baureparaturen“
Lichtenstein, den Beton erhielten wir günstig von Dykerhoff und die Pflasterung erledigte
der Bauhof. Den Preis für den eigentlichen Fahrradunterstand handelten wir in mehreren
Gesprächen mit der Firma von 18.744 DM auf 15.000 DM herunter. 13.785,89 DM hatten
wir zusammengetragen, den Rest finanzierte unser Schulträger.
Am 21.08.2000 - mit Beginn des Schuljahres 00/01- war der Fahrradunterstand fertig, das
Biotop geflutet, die Wege und der Vorplatz vor der Übungsschule neu gestaltet. 750 Schüler
des Schuljahres 00/01, darunter 87 Fünftklässler konnten sich am 24. August von dem
Geschaffenen überzeugen.
Zum Millenniumsball am 19. September 2000 zollten auch die 700 Ehemaligen
Anerkennung dem Geschaffenen und den Leistungen der jungen Schülergenerationen, die
unsere Gäste durch Ausstellungen, Sport, Theater und Musik begeisterten, so dass das
Wiedersehen in den alten Schulgemäuern zu einem großen Erlebnis wurde. Wir freuten uns
über die Einnahmen, die in den Kauf dreier Computer für die Internet-AG flossen.
2001 mussten die Arbeiten am Dach fortgesetzt werden. Der Schulträger stand vor großen
Problemen, zumal auch noch ein zweiter Rettungsweg gefordert wurde. Trotz all dieser
Sorgen kämpften wir für eine weitere Verbesserung des Ausstattungsgrades der Einrichtung.
Die erste Ausbaustufe des „Medios-Projektes“, die Vernetzung des Hauses, wurde in
Angriff genommen. Das Informatikkabinett erhielt neue Rechentechnik und mit den alten
Computern schufen wir einen Medienraum, der allen Schülern zur Verfügung stand. Nun
hatten alle vorhandenen Computer Anschluss ans Internet.
Das Schuljahres 00/01 endete mit einem Paukenschlag für die Sportlehrer. Am 30. Mai
2001 erfolgte nach jahrelangem Kampf der Spatenstich für eine Dreifeldersporthalle mit
Außenanlagen für den Sport. Nicht nur die Sportlehrer waren glücklich.
Im Herbst des Jahres mussten die Dacharbeiten eingestellt werden, da 110.000 DM
verbraucht waren und Fördergelder fehlten. Ein Drittel blieb noch uneingedeckt. Doch im
Frühjahr 2002 gab der Stadtrat weitere Gelder für die restlichen Baumaßnahmen im Dachund Deckenbereich frei, die Arbeiten begannen noch im Frühsommer.
Im März 02 riefen nur 53 Anmeldungen für die fünften Klassen bei allen Lehrern
Nachdenken hervor. Obwohl sich die Pädagogen viel Mühe gaben, reichte die Zahl der
Anmeldungen nicht für die geforderten drei Klassen. Der Kreistag „Chemnitzer Land“
fasste daraufhin den Beschluss, das Lichtensteiner Gymnasium auslaufen zu lassen. Das
Kultusministerium stimmte dem Landkreis zu. Eine Anhörung des Kollegiums zu diesem
niederschlagenden Ergebnis gab es nicht. Weshalb unserem Gymnasium diese Bürde
auferlegt wurde, bleibt für mich bis heute ein Rätsel, zumal auch andere Gymnasien des
Landkreises die Dreizügigkeit nicht erreichten.
Die Entscheidung traf uns hart. Deshalb arbeiteten wir noch zielstrebiger an der Umsetzung
unseres pädagogischen Konzeptes. Und manche Gedanken und Ideen des Konzeptes waren
nicht schlecht und in der Region einmalig. So boten wir unseren Schülern der 5. und 6.
Klassen eine kostenlose Nachmittags- und Hausaufgabenbetreuung an, fügten in den
Wochenplan eine Unterrichtsstunde für das Erlernen von Lerntechniken ein, starteten den
fächerverbindenden Unterricht, unterrichteten in Doppelstundenpaketen und ermöglichten
musikinteressierten Schülern die Ausbildung an einem Blasmusikinstrument. Das Geld für
die Instrumente – immerhin 25.000 €uro für das erste Ausbildungsjahr – spendeten uns
Eltern, Freunde der Einrichtung und die Stadt Lichtenstein.
Mit diesen Aktivitäten waren wir späteren Ideen des Kultusministeriums weit voraus und
machten Schüler und Eltern über die Landkreisgrenzen auf unser Gymnasium aufmerksam.
Die Zahl der Anfragen in den Elternabenden der Grundschulen waren groß. Interesse für
unsere Einrichtung zeigten auch Eltern aus Mülsen, da die Außenstelle des Gymnasiums
Wilkau-Haßlau in Mülsen schloss. So waren wir die Nutznießer der Situation und bauten
sofort mit Zustimmung des Stadtrates den Schülertransport in Richtung Mülsen auf. Wir
hofften, dass damit die geforderte Dreizügigkeit für die kommenden Jahre gesichert war.
Das Schuljahr 02/03 begann mit 694 Schülern und dem Großereignis am 30. Oktober
2002 – der Übergabe des Sportzentrums Lichtenstein mit Dreifelderhalle und großzügiger
Außenanlage. Nicht nur Schüler, Lehrer und Eltern waren begeistert. Ich möchte betonen,
dass unserer Sportlehrer die neue Sportstätte nach dem langen Warten verdient haben. Sie
begeisterten viele Schüler unseres Hauses für den Sport und holten in zahlreichen Sportarten
Siege im Landkreis, im Regionalschulamtsbereich und im Land Sachsen.
Im November wurden die Bauarbeiten im Dach- und Deckenbereich endlich abgeschlossen.
Uns standen wieder drei Zimmer der 2. Etage zur Verfügung. Noch nicht nutzbar war der
Kunstbereich, da kein Geld mehr für den Ausbau vorhanden war. Aber für neue Möbel für
zwei Zimmer reichte es noch.
Am 29. November 2002 begann der Auszug der Klassen 5, 6 und 7 aus der
Diesterwegschule. Der war notwendig geworden, weil die Diesterwegschule laut
Schulnetzplanung der Stadt von der Berufschule übernommen, frei gezogen und
generalsaniert wurde. Die Schüler der Diesterwegschule nahm die Kleistschule auf und
unsere zwei Klassen 5 und zwei Klassen 6 zogen in die Pestalozzischule ein.
Mehr Platz war nicht vorhanden. Der Rest - zwei Klassen 6 und vier Klassen 7 – mussten
ins Hauptgebäude. Die Raumsituation war kritisch, zumal der Kunstraum unterm Dach nicht
nutzbar war. Für uns war dies der zweite Umzug, aber die Pestalozzischule lag näher am
Gymnasium, die Klassenzimmer waren sauberer, der Pausenhof schöner und der
Werkunterricht konnte im Haus erteilt werden. Die Zentralwerkstatt in der Glauchauer
Straße, die bisherige Heimstatt für den Werkunterricht, wurde abgerissen. Die Lehrer waren
nach dem Umzugsstress glücklich und teilten sich friedlich Tisch, Stuhl und Schränke mit
den Kolleginnen und Kollegen der Pestalozzischule.
An der Raumsituation am Lutherplatz 3 hatte sich nichts geändert. 18 Klassen und 11 Kurse
mussten untergebracht werden. Das war für die Planbauer keine einfache Arbeit, zumal
einige Räume noch nicht nutzbar waren und nicht jede Klasse aufgrund des Platzangebotes
in jedes Zimmer passte. Trotzdem war das Kollegium zuversichtlich, auch wenn die
Gespräche über einen Schulzweckverband mit Hohenstein-E. nicht verebbten.
Im März 2003 konnten wir 69 Anmeldungen für die 5.Klassen für unser Haus registrieren.
Für viele war das überraschend, besonders für das Regionalschulamt, denn sie rechneten mit
48 Anmeldungen für unsere Einrichtung. Wir freuten uns riesig, auch über die Zugänge für
die 6.Klassen. Damit hatten wir für diese Klassenstufe die erforderlichen 60 Schüler
erreicht.
Ein gutes Ergebnis erzielten im Mai 2003 85 fünfzehnjährige Schülerinnen und Schüler
beim PISA-Test, einem mathematisch-naturwissenschaftlichen Test auf internationaler
Ebene. Innerhalb Deutschlands belegten die Sachsen hinter Bayern den 2. Platz, woran
unsere Schüler Anteil haben und worauf wir stolz sind.
Im Schuljahr 03/04 nahmen 667 Schüler die Ausbildung am Gymnasium auf. Die
geforderte Dreizügigkeit wurde in allen Klassenstufen erreicht. Trotzdem sah das
Kultusministerium den Standort Lichtenstein als nicht gesichert an und war der Meinung,
dass das öffentliche Bedürfnis zur Weiterführung des Gymnasiums als eigenständige Schule
künftig nicht mehr gegeben sei.
Trotzdem beschloss der Stadtrat im Juli 2003 insgesamt 265.000 € für eine zügige und
abschließende Sanierung für das Dachgeschoss auszugeben. Das war erfreulich, denn die
Räume für Kunsterziehung konnten monatelang nicht genutzt werden. Im Januar 2004
wurde der Ausbau in Angriff genommen. Ziel der Aktion war die Totalsanierung des
Dachgeschosses, angefangen beim Fußboden über Heizung bis zur Decke. Begonnen wurde
mit den Arbeiten im Bereich der Kunst, anschließend folgte die andere Etagenseite.
Natürlich fehlten uns erneut Räume. So wurde das Lehrerzimmer wiederholt zum
Unterrichtsraum, der Kunstunterricht musste bis zum Abschluss der Arbeiten in der Aula
erteilt werden und die restlichen Klassen nutzten Zimmer, die zeitweise leer standen.
Da es im Haus noch nicht genug lärmte, zogen wir gleichzeitig die letzten Kabel für unser
hauseigenes Informationsnetz, so dass endlich alle Räume am Netz und den Zugang zum
Internet hatten. Die noch fehlenden Computer erhielten wir über die zweite Ausbaustufe des
„Medios-Projektes“ und 26 vom MDR-Sachsen. Damit waren nun alle Räume mit Technik
versorgt. Die Eltern finanzierten mit 5000 € den Kauf von Schränken für die Computer.
Am 05. Juli 2004 zogen unsere Kleinen erneut um. Diesmal von der Pestalozzischule in die
leer stehende Berufschule in der Webendörferstraße, da in die Pestalozzischule eine private
Grundschule einzog. Das bedeutete wieder Einpacken der Schulutensilien und Transport
von Möbeln. Dass dieser 3. Umzug wiederholt Unruhe und zusätzliche Ausgaben
hervorrief, war verständlich. Aber jede Sache hat auch etwas Gutes und für unsere Kleinen
ist das ein Haus mit Werk- und und Informatikraum, das ihnen ganz alleine gehört.
Für das Schuljahr 04/05 meldeten sich 59 Schüler für die 5.Klassen an. Das war einer zu
wenig. Aber wir durften trotzdem drei Klassen bilden. Insgesamt lernten 639 Schüler am
Gymnasium. Unter den Schülern befanden sich auch die ersten aus dem Raum Oelsnitz, da
das dortige Gymnasium vor der Schließung stand. Wir reagierten auch hier schnell und
weiteten den Schülerverkehr in diese Richtung aus. Nach den Herbstferien des Schuljahres
04/05 konnten wir das völlig neu gestaltete Dachgeschoss, bestehend aus fünf Fachräumen
und zwei Vorbereitungsräumen, beziehen. Alles war neu, hell und ohne Balkenkonstruktion.
Und damit alle Räume neue Möbel hatten, finanzierten die Eltern drei Ausstattungen. Die
Lehrer der Kunsterziehung mussten noch ein paar Wochen auf Möbel warten. Das Geld
des Schulträgers war stets knapp.
Das Schuljahr 04/05 war für mich das letzte Dienstjahr, leider ein Jahr ohne Geld für weitere
erforderliche und notwendige Baumaßnahmen. Das Stadtsäckel war leer und Fördergelder
vom Land Sachsen waren nicht zu erwarten. Mein Wunsch, dem zukünftigen Schulleiter ein
fertiggestellten Haus zu übergeben, ging leider nicht in Erfüllung. Auf der anderen Seite
freue ich mich, dass wir in den 15 Jahren dennoch viel geschaffen haben, dass vieles schöner
geworden ist. Und wenn wir trotz ständiger Baustellen nicht alles packten, sollte man sich
fragen, in welchem Zustand sich die Einrichtung 1990 befand. Fragen muss man sich auch,
ob wir bei all den Bautätigkeiten, Umzügen und Geldnöten unsere eigentlichen Arbeit, der
Erziehung und Bildung junger Menschen, nachgehen konnten. Ich sage ja! Unser
Gymnasium war stets ein Haus des Lernens, aber auch gleichzeitig ein Haus der Begegnung
junger Menschen, das ihnen Kreativität und Eigenständigkeit erlaubte und Aktivität und
Verantwortung forderte; und es war und ist ein Haus mit einem Hauch von Annehmlichkeit.
Um das zu erreichen, braucht man Lehrer, die Verantwortung übernehmen, die sich für die
Kinder einsetzen und sich ständig dem Neuen stellen. Und diese Lehrer hatte ich. Natürlich
kostete es Kraft, die vielen Dinge wie Rechtschreibereform, Abiturprüfungsverordnungen,
neue Lehrpläne, bessere Lehrmethoden, gute Ergeb-nisse im Abitur, attraktive Angebote für
den Freizeitbereich, usw. umzusetzen, um letztendlich einen Gewinn für Schüler und Schule
zu erreichen. Ein Zeichen, dass wir uns Mühe gaben, sind die 89 Anmeldungen für das
Schuljahr 05/06 für die Klassen 5 und insgesamt 650 Schüler und das trotz
geburtenschwacher Jahrgänge. Die Zahlen sind ein Dankeschön für die großartige Arbeit der
Pädagogen der Einrichtung und die vielen fleißigen Helfer.
Ich wünsche der neuen Schulleitung und dem Kollegium für die zukünftige Arbeit viel
Kraft, Durchhaltevermögen und mehr Rechte, so dass für alle ausreichend
Handlungsspielräume vorhanden sind, um mit noch größerer Eigenverantwortung und
Eigeninitiative die Profilierung der Bildungsstätte fortsetzen zu können, so dass das
Gymnasium auch noch in 50 Jahren für die Schülerinnen und Schüler der Region die
gefragte Bildungsstätte ist.
Jürgen Pinkwart