Leben im Gefängnis ohne Mauern Gartentrends 2015 − Der

Transcrição

Leben im Gefängnis ohne Mauern Gartentrends 2015 − Der
Ausgabe März 2015
Leben
im Gefängnis
ohne Mauern
7
S.
Gartentrends 2015 −
Der Frühling wird
knallbunt
S.
12
Wie eine Prinzessin
aus einer
anderen Welt S.
20
Eine Sonderveröffentlichung des
KurierVerlags Lennestadt GmbH
„Der schönste Monat für das Herz
ist und bleibt der Monat März.“
Druckauflage: 19.930
Verlag & Herstellung:
KurierVerlag Lennestadt GmbH
Kölner Str. 18, 57368 Lennestadt
Tel. 0 27 21/13 60
Verlagsleitung: Tim Plachner
Chefredaktion: Tim Plachner
Gesamtanzeigenleitung:
Axel Berghoff
Redaktion:
Lars Lenneper, Jana Sudhoff,
Anna Sartorius, Claudia Metten,
Patricia Bigge, Andre Geißler,
Helena Penner
Layout: Carolin Kurz, Stefan Kemper
Druck:
Griebsch & Rochol Druck
GmbH & Co.KG
Gabelsbergerstr. 1, 59069 Hamm
Für unverlangt eingesandte Fotos
und Manuskripte übernimmt
der Verlag keine Haftung.
©Olga Galushko - Fotolia.com
IMPRESSUM
Briloner
Kaum ein Zitat bringt die Vorfreude auf
die Vorboten des Frühlings besser auf
den Punkt als diese alte Weisheit aus dem
Volksmund. Eben eine solche Stimmung
ist es, die wir mit unserer März-Ausgabe
der neuen Magazinfamilie „Ruhrpur“,
„Der Briloner“ und „Der Winterberger“
zum Ausdruck bringen möchten. Wenn
die Temperaturen klettern und die Tage
wieder länger werden, dann zieht es die
Menschen langsam aber sicher wieder
raus ins Grüne – wahlweise in die Natur oder den eigenen Garten. Höchste
Zeit also, Beete, Kübel, Töpfe und Co.
zu Hause frühlingsfit zu bekommen.
Wir haben uns für Sie schlau gemacht
und die angesagtesten Trends zusammengestellt. Eines lässt sich jetzt schon
sagen: Dieser Frühling wird knallbunt.
Damit Sie zudem bei der ersten Gartenparty oder der stilvollen Beleuchtung
nicht unnötig draufzahlen, gibt es auch
noch die wichtigsten Energiespartipps –
frei (hinters) Haus sozusagen. Und da
nicht nur der Frühling, sondern auch
der Osterhase bald schon wieder vor
der Tür stehen, haben
wir uns während der
Fastenzeit sowohl
von Facebook und
Smartphone verabschiedet als auch die
schönsten Sauerländer Ostertraditionen
und die kultigsten Osterbräuche rund
um den Globus zusammengestellt.
Rund um den Globus und doch zu Hause
ist auch das Stichwort für die Geschichte über eine Tamilin im Kindergarten
Assinghausen, die einen spannenden
Einblick in ihr Leben zwischen zwei kulturellen Welten ermöglicht. Eine völlig
andere Welt ist auch das Leben in der
JVA Hövelhof − ein Justizvollzugsbeamter aus Brilon gewährt einen exklusiven
Blick hinter die Kulissen. Außerdem erfahren Sie, wo unser Trinkwasser eigentlich genau herkommt und an welchen
Orten Sie im Sauerland stilvoll und extravagant heiraten können – egal ob im
Frühjahr oder Winter.
Also, ganz gleich ob Sie die ersten Sonnenstrahlen im heimischen Garten genießen oder die letzten nasskalten Tage
gemütlich auf dem heimischen Sofa
verbringen, die März-Ausgabe unserer
Magazine bietet Ihnen jederzeit ein unterhaltsames und abwechslungsreiches
Lesevergnügen – oder, wie der Volksmund schon sagte, „was fürs Herz“.
Ihr Redaktionsteam
Inhaltsverzeichnis
3
Ein Schatz aus unserer Region
Wie Rohwasser zum Trinkwasser wird . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
Gefangen in Freiheit
Briloner JVA-Beamter möchte Jugendliche in Hövelhof auf den rechten Weg zurückführen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
Gartentrends 2015:
Der Frühling wird knallbunt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
Von Geisterzügen und Osterweibern
Festtagsbräuche im Sauerland und rund um den Globus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
Das „Fasten-Experiment”:
Wie lebt es sich ohne Smartphone und Facebook? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
Vom siebten Himmel bis unter Tage
Heiraten an außergewöhnlichen Orten im HSK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
Energiekosten sparen
auch und gerade im Garten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
Wie eine Prinzessin aus einer anderen Welt
Winterbergerin als Musterbeispiel für Integration . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
Sport spricht viele Sprachen
KSB will Migranten zu aktiver Integration bewegen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23
Hier ist was los:
Kulturelles, Action und Events in Olsberg und Brilon . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
2
Hier ist was los .. .
Veranstaltungsdar
Kalende
Brilon
22. März
Frühlingsfest der
Fachwelt Olsberg
Erster verkaufsoffener Sonntag 2015 in der
Innenstadt. Passend zu aktuellen Kollektionen
gibt es Schuhe, Taschen und Zubehör in vielen
Pastelltönen. Blumen- und Dekogeschäfte
bieten Pflanzen und Lifestyle-Produkte an.
22. März
Geistliche Abendmusik
Chorkonzert mit dem Kammerchor Schmallenberg unter der Leitung von Ulrich Schauerte in
der Pfarrkirche St. Martin Bigge.
12. März
Junges Theater „Tschick“
Literarisches Roadmovie über eine ungewöhnliche Freundschaft, die erste Liebe und
die grenzenlose Freiheit eines Sommers im
Bürgerzentrum Kolpinghaus Brilon.
29. März
„Brilon blüht auf“, inklusive
verkaufsoffener Sonntag
Die Geschäfte in der Innenstadt haben von 13
bis 18 Uhr geöffnet, die Fußgängerzone wird
zur Bühne von Floristen und Künstlern und als
Höhepunkt wird um 15 Uhr die Briloner Waldfee auf der Rathaustreppe vorgestellt.
1. April
Kultur im Krankenhaus
Der „Gemischte Gesangverein Thülen“ konzertiert in der Kapelle des Krankenhauses „Maria
Hilf“ in Brilon.
3. April
15. März
121. Kerzenkonzert „Orlando
Guitar Quartet“
In der Nikolaikirche Brilon erfindet das Orlando
Guitar Quartet mit seinem ausgefeilten kultivierten Gesamtklang Gitarrenmusik in jedem
Augenblick neu.
23. März bis 8. Mai
Ausstellung „Jetzt treibt‘s
der Räuber Hotzenplotz aber
bunt!“ von Mathias Weber
Alle fünf Jahre inszeniert die Marienschule
das Musical „Maria“. In dem Stück wird die
Lebensgeschichte des Jesus von Nazareth als
Musical mit vielen verschiedenen Bühnenelementen dargestellt. Ort: Aula Marienschule
Brilon
28. März
Theater
„Frau Müller muss weg“
Neuer Spielplanhit des Erfolgsdramatikers Lutz
Hübner im Bürgerzentrum Kolpinghaus Brilon.
„Geistliches Konzert“
Die BWT lädt für Karfreitag, 3. April, wieder ein
zu einer besonderen Musik zur Sterbestunde
Christi. In diesem Jahr ist das Musikprojekt
Altmark West zu Gast.
22. März
Ralf Schmitz Aus dem Häuschen
Sein neues Live-Programm gibt der StarComedian aus Leverkusen in der Konzerthalle
Olsberg zum Besten.
Olsberg
14. März
Tag der offenen Tür
im Berufsbildungswerk
Das Berufsbildungswerk des Josefsheims bietet
jungen Menschen mit Behinderung rund 220
Ausbildungsplätze in über 30 Berufen. Interessierte können sich beim Tag der offenen Tür
ausführlich über das Angebot der Einrichtung
informieren.
15. März
Jazz-Konzert mit Edgar Knecht
Der KulturRing Olsberg hat ein besonderes
Angebot: Ein außergewöhnliches Konzert
erwartet die Besucher am Sonntag, 15. März,
wenn das Edgar-Knecht-Trio zum zweiten Mal
ins Rathaus nach Bigge kommt.
28. März
Blues Pills Rock Revelation Tour
Das junge amerikanisch-schwedisch-französische Quartett gastiert mit seiner „Rock
Revelation Tour“ am Samstag, 28. März, in
der Konzerthalle Olsberg.
3
Ein
Schatz aus unserer Region
Wie Rohwasser zum Trinkwasser wird
Strom kommt aus der Steckdose – Wasser aus dem Wasserhahn. Logisch. Aber
ganz so einfach ist es dann doch nicht,
dass uns alltäglich unser wichtigstes Lebensmittel - das Trinkwasser - rund um
die Uhr zur Verfügung steht. Dahinter steckt viel mehr, als das sprudelnde
Nass einer Quelle zu entnehmen und
über ein Rohrleitungssystem zu den Verbrauchsstätten zu transportieren. Für
den Verbraucher ist es selbstverständlich, dass sein Wasser absolut sauber
und frei von Schadstoffen ist – als Lebensmittel, aber auch zur Körperhygiene, für eine saubere Wäsche und längst
auch zu Wohlfühlzwecken. Nicht ohne
Grund gilt das Sauerland durch seine
Mittelgebirgslage und die relativ hohen Niederschlagsmengen als Lieferant
für reichlich gutes Rohwasser und damit als „Wasserturm des Ruhrgebiets“.
Daher liegt es nahe, diesen Schatz
auch hier vor Ort effektiv zu nutzen.
Im Stadtgebiet von Meschede kann man
sprichwörtlich aus dem Vollen schöpfen.
Wo gibt es das schon? Eine Talsperre,
der Hennesee und gleich zwei Flüsse,
Ruhr und Henne, die sich mitten im
Stadtkern vereinen, direkt vor der Tür.
Ruhr und Henne bilden schon längst
einen wichtigen Speicher des kostbaren
Guts, mit dem Bau des neuen Wasserwerks am Hennesee wird voraussichtlich ab Ende 2015 auch die Talsperre
als Wasserlieferant einen erheblichen
4
Beitrag leisten. Für die Gewährleistung
einer einwandfreien Wasserqualität
für das Versorgungsgebiet MeschedeBestwig-Olsberg mit einer Fläche von
404 Quadratkilometern und mehr als
16.000 Anschlüssen zeigt sich ein über
50-köpfiges Team an Fachkräften der
Hochsauerlandwasser GmbH (HSW) mit
Hauptsitz in Meschede verantwortlich.
„Die Wasserbereitstellung für diese Region erfolgt aus 20 Gewinnungsanlagen, über 32 Hochbehältern, rund 675
km Rohrleitungsnetz sowie einer Vielzahl an Druckerhöhungsanlagen, Pumpstationen, Druckminder-, Kontroll- und
Zählerschächten“, erklärt HSW-Vorarbeiter Ralf Wegener.
Das kostbare Gut wird laufend überwacht. Aufgrund von Umwelteinflüssen
und demzufolge gleichzeitig steigenden
Standards aus gesetzlichen Vorgaben an
die Qualität der Trinkwasserversorgung
werden die Gewinnungs- und Aufbereitungsanlagen ständig, mit großem
finanziellen und personellen Aufwand,
den allgemein anerkannten Regeln der
Technik beziehungsweise dem Stand
der Technik angepasst. Die Bürger in
Vom Wasserwerk Stockhausen aus wird das aufbereitete
Trinkwasser zum Hochbehälter Langenberg bei Berghausen gepumpt
den Stadtgebieten von Meschede, Bestwig und Olsberg können es zu schätzen
wissen: Die Wasserqualität entsprach in
den vergangenen Jahren jederzeit den
gesetzlichen Bestimmungen. Die HSW
führt stets alle nach der Trinkwasserverordnung geforderten, bakteriologischen und chemischen Wasseruntersuchungen durch. Dennoch legt man hier
besonders großen Wert auf Investitionen in die Wassergewinnungs- und
-aufbereitungsanlagen.
Die zwei großen Wassergewinnungsanlagen an der Ruhr, „Mengesohl“ und
„Stockhausen“, wurden bereits bis Ende
2010 mit innovativen Filtrationsanlagen
auf den neuesten Stand der Technik gebracht. „Damit Bakterien, Keime und
Spurenstoffe keine Chance haben, wird
das heimische Rohwasser auf seinem
Weg zum Trinkwasser gründlich aufbereitet und ständig kontrolliert“, erläutert Wegener. Vollautomatisch läuft die
Steuerung ab, per Computer können
die Mitarbeiter der Hochsauerlandwasser GmbH in jedem der Wasserwerke jederzeit kontrollieren, was wo wie läuft.
Im Detail sieht man dieses am Beispiel
Stockhausen: Zahlreiche Stationen und
Filter durchläuft das Wasser, ehe es als
Nur wenige Gehminuten vom Winterberger Ortskern entfernt liegt der Ferienpark Landal Winterberg. Einheimische und Gäste können
sich im Park-Restaurant mit kulinarischen Leckereien verwöhnen lassen. Im Sommer sitzt man bequem auf der Panorama-Terrasse und
genießt die Aussicht. Spaß und Abwechslung für die Kleinen gibt es auf den Spielplätzen im Park. Gerne organisieren wir auf Wunsch einen
Kindergeburtstag der ganz besonderen Art.
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5
Am Computer haben Ralf Wegener und seine Kollegen Zugriff auf alle Anlagen vom HSW
Trinkwasser das 1980 errichtete und
2011 erweiterte Wasserwerk in Stockhausen verlässt. Das Wasserwerk gewinnt sein Rohwasser aus natürlichem
Grundwasser und aus Uferfiltrat der
Ruhr über drei Brunnen. Bei Bedarf wird
das Grundwasser mit Wasser aus einem
Altarm der Ruhr über Versickerungswiesen angereichert. Das Rohwasser wird
zunächst belüftet und durch einen Kalksteinfilter geschickt; „dadurch wird dem
Wasser die natürliche Kohlensäure entzogen“, weiß Fachmann Ralf Wegener.
Diese würde nämlich sonst dafür sorgen, dass die Wasserleitungen verrosten.
Danach fl ei ßt das Wasser durch Kies,
um Eisen und Mangan herauszufiltern.
Die weitere Aufbereitung erfolgt unter
Einsatz modernster Technik nach dem
Multibarrierenprinzip. Zunächst sorgt
eine Ultrafiltrationsmembrananlage dafür, dass Partikel einschließlich Keimen,
Bakterien, Viren und Parasiten aus dem
Wasser entfernt werden. Danach fängt
ein Aktivkohlefilter gelöste Spurenstoffe, wie zum Beispiel Rückstände
von Arzneimitteln, Pflanzenbehandlungs- und Schädlingsbekämpfungsmitteln, Industriechemikalien und vieles
mehr auf. Bevor jährlich etwa 900.000
Kubikmeter Reinwasser als Trinkwasser
mit bester Qualität über einen Hochbehälter in das Rohrnetz eingespeist
werden, erfolgt noch eine Sicherheitsdesinfektion mit UV-Technik und/
oder auch mit Chlordioxid. Wegener:
„Erst dann wird das fertige Trinkwasser
zum 4000 Kubikmeter fassenden Hochbehälter Langenberg bei Berghausen hinaufgepumpt.“
Der Wasserspeicher sorgt durch seine
Lage am Berg dafür, dass Druck auf
den Leitungen bleibt. Dieses Beispiel
macht deutlich, wie viel Know-How
und Technik hinter der Gewinnung
dieses kostbaren Guts steckt.
Wasser ist Leben – die Voraussetzung
für saubere Gewässer ist ein behutsamer Umgang mit dem Grundwasser.
Dazu kann jeder von uns seinen Beitrag
leisten - Schutz für einen großen Schatz
unserer Region.
So sah eine Wasserleitung aus, wenn Mangan
und Eisen nicht aus dem Wasser gefiltert wurden
6
von Andre Geißler
Gefangen in
Freiheit
Briloner JVA-Beamter möchte Jugendliche in Hövelhof auf den rechten Weg zurückführen
Stolz wie ein altes Herrenhaus, das von
einem Landadligen mit seiner Familie
bewohnt wird, steht das weiße Gebäude inmitten eines weitläufigen Parks.
Mit den vielen, großen Fenstern, symmetrisch angeordnet und seiner imposanten, einladenden Haupteingangstür,
rechts und links flankiert von zwei länglichen, schwarz-weißen Außenleuchten, wirkt das gesamte Anwesen von
Weitem wie aus einem vergangenen
Jahrhundert. Die Bäume und Gartenanlagen rund um das Gebäude mit seinen
zahlreichen Nebenhäusern sind akkurat
geschnitten und gepflegt, die Wege gefegt. Alles scheint, als würde es täglich
liebevoll instandgehalten. Ein weißes,
längliches Schild, das wie ein Pfeil aussieht, weist den Weg. Plötzlich heißt es:
anhalten. Ein großes, massives Tor, an
dem ein rot umrandetes, rundes Schild
mit dem Hinweis „Durchfahrt verboten“
befestigt ist, verwehrt den Eintritt. Ein
Frösteln macht sich breit, Gänsehaut
kriecht den Rücken herauf... Was hat
das zu bedeuten?
Ein Mann in blauer Dienstkleidung, mit
einem Abzeichen „Justiz“ auf dem linken Ärmel, weist den Weg in das Haupthaus der Justizvollzugsanstalt (JVA)
Hövelhof; einem Gefängnis für Jugendliche im Alter von 18 bis 24 Jahren, die
dort ihre Haftstrafe von einem halben
Jahr bis zwei Jahren absitzen, in dieser
Form einzigartig in ganz Deutschland.
„Die JVA Hövelhof, 1948 eröffnet, ist als
einzige Strafanstalt komplett
offen, fast wie eine Jugendherberge“,
erklärt Thomas
Kothilge,
der
täglich eine Fahrt
von seiner Heimatstadt Brilon aus auf sich
nimmt; 120 Kilometer hin und zurück,
um seinen Dienst als Justizvollzugsbe-
amter in der JVA abzuleisten. „Wer hier
bleiben will, der muss täglich acht Stunden arbeiten oder in die Schule gehen,
ansonsten geht es auf direktem Weg in
den geschlossenen Vollzug.
Im Hauptgebäude der Justizvollzugsanstalt heißt es dann erstmal anmelden,
Ausweiskontrolle und für Besucher
Handyabgabe. Für viele eine ungewohnte Situation, für Thomas Kothilge
jedoch, den Vollzugsbeamten, der nach
den Regularien des Jugendstrafvollzugs-
Fotos: Claudia Metten
7
gesetzes (JStVollzG) handelt, tägliche
Routine. „Einige Insassen sind hier Wiederholungstäter. Die Chance, alles umzureißen hat zwar jeder, doch sobald die
Häftlinge entlassen und wieder in ihrem
gewohnten Dunstkreis sind, fängt das
ganze Spiel häufig von vorne an“, erläutert der Sauerländer, der neben seinen
alltäglichen Pfl ichten in der JVA bereits
seit über 20 Jahren gleichzeitig Sozialarbeit sowie pädagogische und psychologische Arbeit leistet.
Die Justizvollzugsanstalt Hövelhof, früher bekannt als „Lager Staumühle“, liegt
8
am Ostrand der Gemeinde Hövelhof,
zwischen Paderborn und Bielefeld. Sie
ist eine Jugendstrafanstalt des offenen
Vollzugs mit insgesamt 232 Plätzen und
einer räumlich getrennten, geschlossenen Pflegeabteilung. Zurzeit verbüßen 180 junge Männer ihre Strafe dort
wegen schwerer räuberischer Erpressung, Diebstahl, Urkundenfälschung,
Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz oder Einbruch, bewacht
von insgesamt 120 Justizvollzugsbeamten, davon 30 Frauen.
14 Uhr, die Eingangstür zum Besucherzentrum und zur Arbeitstherapie
öffnet sich. Fünf junge Männer
mit kurz geschorenen, dunklen
Haaren, bekleidet mit tiefsitzenden Jeans und Kapuzenpullovern
kommen auf direktem Wege herein, grüßen und setzen sich an
den Basteltisch. In dem Moment
wirken sie nicht wie die schweren
Jungs hinter Gittern sondern wie
begeisterte Schüler im Kunstunterricht. Alles hat den Anschein,
als seien sie glücklich, zufrieden
mit ihrer Situation, in Sicherheit.
Die Jungs holen ihre Holzfiguren,
an denen sie bereits seit Wochen intensiv arbeiten hervor,
fangen an, sie mit vielen, unterschiedlichen Motiven in bunten,
leuchtenden und frühlingshaften Farben zu bemalen. „Hier
bin ich immer unheimlich gerne.
Die Arbeit mit Holz macht total
viel Spaß. In der JVA kann man es gut
aushalten, selbst das Essen schmeckt
ausgezeichnet. Der Tag ist perfekt verplant und alles ist bis abends organisiert. Hier kommt kaum jemand auf
dumme Gedanken, dafür haben wir gar
keine Zeit“, erzählt einer der Insassen,
Ronny K., 20 Jahre alt, beiläufig
während seiner Arbeit.
Unter Anleitung von Thomas Kothilge
lernen die Häftlinge in der Arbeitstherapie verschiedene Techniken im Umgang
mit Holz, Glas zu schneiden oder auch
einfach nur ihrer Kreativität freien Lauf
zu lassen. „Jeder Kurs, den die jungen
Männer hier belegen, endet mit einer
Abschlussprüfung. Sie können einen
Computer,- Holz,- oder auch Maschinenkurs absolvieren. Wichtig ist, dass
sie die Tagesstruktur erlernen, das heißt
pünktlich aufstehen, zu Gesprächen erscheinen und zur Schule oder zur Arbeit
gehen. Hier hat jeder die Möglichkeit
aus seinem Leben etwas zu machen“, so
der engagierte Vollzugsbeamte, der seine Arbeit über alles liebt und sich darin
verwirklicht sieht.
Auf 50 Hektar, von drei Seiten vom
Truppenübungsplatz Senne, der unter
britischer Verwaltung steht, umschlossen, können die straffällig gewordenen
jungen Männer in der Schule Lesen und
Schreiben lernen, in verschiedenen Betrieben wie der Elektrowerkstatt, Gärtnerei, Schreinerei, Schlosserei oder auch
Bauunterhaltung eine Lehre machen,
um anschließend in Freiheit ihrem erlernten Beruf nachzugehen. Wichtig ist
einzig und allein die Selbstverantwortung und das Durchhaltevermögen. Jeder hat in Hövelhof die Chance auf ein
besseres Leben, auf eine Perspektive in
der realen Welt.
Kothilge, der seine zweijährige Ausbildung zum JVA-Beamten in Wuppertal,
in Detmold in der Strafhaft sowie in
Bielefeld in der Untersuchungshaft absolviert hat, und in zwei Schichten in der
JVA Hövelhof arbeitet, hat sein Hobby
zum Beruf gemacht. „Zuerst habe ich
eine Ausbildung zum Schlosser absolviert, danach den Beruf des Justizvollzugsbeamten erlernt. Hier habe ich beides miteinander verknüpft. Ich arbeite
mit allen Materialien und kann den Insassen viel beibringen. Mir liegt es sehr
am Herzen, dass die jungen Straftäter in
meiner Arbeitstherapie viel lernen und
dadurch zurück auf den rechten Weg
finden“, so der zweifache Vater auf dem
Weg zu den Unterkünften der Häftlinge.
Eine Tür quietscht, geht langsam wie in
Zeitlupe auf, ein kahl rasierter Schädel
lugt hervor. Dünner Rauch steigt in kleinen Wölkchen aus dem Aschenbecher
hoch, der Blick in den Raum ist nebelverhangen. Ein Leben auf 16 Quadratmetern, geteilt von drei Insassen, wird
sichtbar. Vier Eisenbetten, eins davon ist
nicht belegt, kahle Wände und nur ein
Waschbecken für die Häftlinge, eine alte
Gardine weht vor dem geöffneten Fenster hin und her. Nichts was an den Luxus
von zu Hause erinnert. Einzig und allein
ein Fernseher und eine Playstation sind
erlaubt, Handy und Laptop mit Internetzugang dafür strengstens verboten.
Der Zugang zur virtuellen Außenwelt
wäre kontraproduktiv. Nachdenken,
sich auf sich selbst besinnen und seine
begangenen Fehler erkennen, lautet
9
die Aufgabe. Einen Zugang zur Gruppe finden ist das Ziel, sich eingliedern,
Kontakte knüpfen und sich sozial verhalten, um später einen Platz in der
Gesellschaft zu finden.
„Sobald die jungen Männer morgens
um 5.55 Uhr geweckt werden, heißt es
10
Pflichten erfüllen. Das bedeutet neben
Schule und Arbeit, Zimmer aufräumen,
Küche und Bad putzen oder auch den
Sand vor den Gebäuden fegen. Wer
hier nicht mitspielt und sich an die Regeln hält und bei einer gelegentlichen,
stichprobenmäßigen Durchsuchung mit
verbotenen Gegenständen oder Drogen
erwischt wird, der wird für zwei bis drei
Tage in die geschlossene Arrestabteilung
verlegt“, verdeutlicht Thomas Kothilge
während des Rundgangs durch die JVA.
Mit wachem Blick und sichtbarer Zufriedenheit in den Augen geht der engagierte Vollzugsbeamte durch weitere,
schmale Gänge, vorbei an Vitrinen mit
vielen silberfarbenen Pokalen in Richtung Turnhalle. Stolz erklärt er, welche
Möglichkeiten die Inhaftierten in Hövelhof haben. Neben Ballspielen in der
Turnhalle oder auf dem hauseigenen
Sportplatz, Tischtennis, Billard, Schach
und Kickern stehen den Straftätern ein
Fitnessraum mit zahlreichen Sportgeräten und 50 Fahrräder zum Ausleihen
zur Verfügung. „Hier können sie sich so
richtig austoben und Spaß haben. Bei
uns in Hövelhof, mitten in der Pampa,
gibt es fast alles. Einmal in der Woche
kommt ein fahrbarer SB-Shop, der Frisör
oder der Zahnarzt und, sofern gewollt,
zweimal im Monat für zwei Stunden
Besuch. Jugendliche Väter dürfen sogar
regelmäßig ihre Familie am Wochenende sehen, damit der Kontakt nicht
abreißt. Jeder Straftäter hat regelmäßig Ausgang. Für viele ist das hier sogar
schwieriger als im geschlossenen Vollzug. Dort sind Mauern und alles ist fest
vorgegeben. Hier in Hövelhof dürfen sie
frei auf dem Gelände herumlaufen aber
trotzdem nicht weg. Erst abends um
21 Uhr werden die Häuser verschlossen, 22 Uhr ist Nachtruhe“, erklärt
der bei Kollegen und Jugendlichen
gleichermaßen geschätzte und beliebte
Arbeitstherapeut.
Das alte Herrenhaus – ein Gefängnis ohne Mauern
Wer sich in Hövelhof nicht an die Hausordnung hält, der muss mit Konsequenzen rechnen, sich dafür verantworten
und wird gegebenenfalls in ein anderes
Gefängnis verlegt – weg von diesem
außergewöhnlichen Ort, der Vorstufe zur Freiheit. Thomas Kothilge, der
engagierte Beamte aus Brilon, zückt
den Schlüsselbund, verschwindet hinter einer großen Tür, um mit Kollegen
und Anstaltsleitung gemeinsam in der
wöchentlichen Teamsitzung über das
Verhalten des ein oder anderen Gefan-
genen zu diskutieren beziehungsweise
über mögliche Maßnahmen zu entscheiden. Zurück auf dem Weg nach draußen
in die Freiheit, nach der Abmeldung im
Hauptgebäude und Inempfangnahme
des Handys taucht es im Rückspiegel
wieder auf, das imposante, alte Herrenhaus – ein Gefängnis ohne Mauern.
von Claudia Metten
11
Frühling
knallbunt
Der
wird
Gartentrends 2015: Es wird farbig, duftig, schmackhaft und bequem...
Farbenfrohe Kombinationen in kräftigem Rot, Gelb und Blau, arrangiert
mit natürlichem Beiwerk aus Ästen,
Moosen und Holzaccessoires – die Frühjahrs-Bepflanzung von Kübeln, Töpfen
& Co. im Garten darf sich in diesem
Jahr kunterbunt präsentieren und auch
im Sommer seine Fortsetzung finden.
So lautet zumindest einer der vielen
Gartentrends für 2015.
terialien kommen zum Einsatz, nehmen
den Platz von witterungsempfindlichem
Holz und Terracotta ein. Pflegeleicht und
langlebig müssen Accessoires und Möbel
sein, Geradlinigkeit bestimmt die Architektur der grünen Oase vor der Haustür,
schnörkellos, aufgepeppt mit kreativen,
oft farbenfrohen Deko-Elementen.
Schon bei den Frühblühern im März und
April setzt man gezielt auf kräftige Far-
©beachfront - Fotolia.com
Der Garten ist für viele schon längst
eine Verlängerung des Wohnzimmers
geworden. Die „Oase daheim“ wird
auch in diesem Jahr ein privates Urlaubsparadies sein. Man macht es sich
gemütlich, projiziert Wohnkultur und
Behaglichkeit in den Außenbereich, auf
Balkon, Terrasse und in den (Klein)Garten – und das für vergleichbar wenig
Geld. Getreu des Mottos ist Bequemlichkeit angesagt: Alles, was viel Arbeit
macht, ist tabu. Mäh-Roboter sind weiter auf dem Vormarsch, kleine Wasserspiele ersetzen den großen Gartenteich,
hochwertige Kunststoffe und Steinma12
ben. Neben den Klassikern wie Tulpen,
Narzissen, Primeln und Stiefmütterchen
sollen Vergissmeinnicht und Hornveilchen die trübe und kalte Winterzeit vertreiben und erste Lebenszeichen in den
Garten zaubern. Bei der Balkon- und
Kübelbepflanzung im Frühjahr/Sommer erfährt das zweite Wohnzimmer in
puncto Farbgestaltung eine Fortsetzung
dieses Trends. Hier kommen vermehrt
Kombinationen aus farbenprächtigen
Zierpflanzen und, zum Teil auch essbaren, Nutzpflanzen zum Einsatz, wie etwa
Geranien oder Petunien mit Süßkartoffeln, Weihrauch, Mangold, Minitoma-
©Stefan Balk- Fotolia.com
ten und Minipaprika. Und angenehm
duftend sollen sie sein, da ist eine kleine
„Aroma-Therapie“ gleich inbegriffen.
Duftgeranien, die in zahlreichen Sorten
erhältlich sind, erfüllen diese wohltuende Eigenschaft. Wer Balkon und Terrasse
optisch eher dezent gestalten möchte,
liegt mit zarten Rosatönen oder schlichtweg ganz in Weiß richtig. Balkonkästen
mit klassisch-uniformer Gestaltung werden aber eher seltener anzutreffen sein,
vielmehr liegen Mischbepflanzungen in
bunter Kombination mit Schmuckpflanzen im Trend. Auch das eigentliche Gärtnern geht 2015 in eine neue Richtung.
Im heimischen Garten wünscht man sich
pflegeleichte Pflanzen wie immergrüne
Hecken, auch als Sichtschutz, und schnell
wachsende Bäume Zudem bereichert
man seinen Ziergarten mit einem
kleinen Kräutergarten.
Für farbenprächtige Beete bieten sich
Langzeitblüher an: Mädchenauge und
Sonnenhut verzaubern sonnige Standorte in fröhlich-gelbe Flächen. Ein dezenterer Mix in Violett entsteht dagegen mit Salbei und Katzenminze.
Mit der Blütenpracht von Stauden ver-
wandelt man seinen Garten vom Frühling bis in den späten Herbst hinein in
ein eindrucksvolles und abwechslungsreiches Farbenmeer, und das, ohne in
jedem Jahr neu pflanzen zu müssen;
kombiniert mit verschiedenen Gräsern
ein optischer Genuss. Auch der Trend
zum naturgemäßen Gärtnern nimmt
immer weiter zu. Bio boomt – auch zu
Hause im eigenen Garten, wobei der
Gesundheits- und Wohlfühlaspekt, und
nicht ein möglichst hoher Ertrag, im Vordergrund steht.
eine Renaissance, vorbei die Zeiten von
Holzmöbeln, die eine ständige Pflege
benötigten. Multifunktionale Sitzgruppen aus UV-beständigem und widerstandsfähigem Poly-Rattan werden
diese Outdoor-Living-Funktion übernehmen und die Terrasse in eine Lounge
verwandeln. Diese können ohne Schutz
auch bei noch so schlechter Witterung,
selbst im Winter, an Ort und Stelle bleiben. Kombiniert mit Bezügen, Kissen
und Poufs aus innovativen und komfortablen Materialien gibt es bei diesen
mehr als Living-Zone fungieren, hält hier
auch die Zubereitung kompletter Mahlzeiten Einzug. Der Megatrend Grillen
setzt sich auch 2015 weiter fort, denn
für viele ist der Grill heutzutage schon
eine Art Lifestyle-Objekt: Anspruchsvoll
und multifunktional, dazu ganzjährig
einsetzbar, viel mehr als nur eine Feuerschale mit Rost; nicht nur Grillen,
sondern auch Braten, Garen, Kochen
und Backen sollte man damit können.
von Andre Geißler
©Simone Werner-Ney - Fotolia.com
Bei den Pflanzgefäßen im Außenbereich
kommen immer mehr die leichteren,
hochwertigen und witterungsresistenten Materialien in moderner Steinoptik
zum Einsatz. Zudem darf es aber auch
verspielt zugehen: Bunte Gummistiefel,
Schuhe, Biergläser, Obstkisten und sogar Joghurt-Becher finden eine neue,
witzig-dekorative Verwendung.
Die neue Gartenlust sprüht vor Kreativität und ist frei von Traditionen und
Zwängen. Auch das Mobiliar erfährt
Möbeln kaum noch einen Unterschied
zum „echten“ Wohnzimmer − selbst in
Hinsicht auf Haptik und Optik.
Auch die moderne Technik hinterlässt
ihre Spuren im Outdoor-Bereich: Automatische Gartenhilfen wie SmartphoneApps und Sprinkleranlagen, die man
auch aus dem Urlaub steuern kann,
sorgen für einen
neuen Komfort.
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Osterfeuer –
Wenn eine Flamme die Nacht erhellt
Die Osterfeuer, die traditionell zwischen
Karsamstag und Ostermontag entzündet werden, gehen auf ein Ritual aus
der heidnischen Zeit. Auf diesem Wege
versuchten bereits die alten Ägypter, die
Sonne mit dem Frühlingsfeuer magisch
auf die Erde hinabzuziehen. Mit den Osterfeuern wurde demnach im Frühjahr die
Sonne begrüßt. Darüber hinaus galten sie
auch als Kult zur Sicherung der Fruchtbarkeit, der Ernte und des Wachstums. Aus
diesem Zusammenhang heraus entstand
um 750 in Frankenreich schließlich das
christliche Osterfeuer, mit dem man den
Vorabend der Wiederauferstehung Jesu
feiert.
„Kläpstern“ –
Wenn die Kirchenglocken schweigen
Ein lautstarker Brauch ist das sogenannte „Kläpstern“ (oder auch Ratschen oder
Kleppern). Hierbei ziehen Kinder (meist
Ministranten) mit hölzernen Instrumenten durch die Straßen der Dörfer und
Stadtteile, um die Gläubigen geräuschvoll an die Gebetszeiten und Andachten
zu erinnern. In Freienohl etwa ziehen die
Jungen und Mädchen morgens um sieben, mittags um zwölf und abends um
achtzehn Uhr durch den Ort. Nach alter
Sitte bekommen sie von den Bewohnern
Eier und Geld als Zeichen des Dankes.
Zurück geht dieser Brauch auf die Überlieferung, dass von Gründonnerstag nach
dem Gloria den gesamten Karfreitag bis
Ostern die Kirchenglocken schwiegen, da
sie alle zur Beichte nach Rom geflogen
waren. Da feierliches Glockengeläut in
der Zeit der Grabesruhe Jesu nicht angemessen ist, werden die Glocken durch die
Holzinstrumente und Ratschen ersetzt.
Hallenberger Osternacht –
Mit Höllenlärm im Geisterzug
Idyllisch und ruhig ist es normalerweise,
das Nuhnestädtchen Hallenberg. Dass
die kleinste Gemeinde Westfalens aber
auch ganz anders kann, zeigt sie einmal
im Jahr – in der wohl lautesten Nacht
des ganzen Sauerlandes: der Hallenberger Osternacht. Über den Ursprung des
Brauchs ist nicht viel bekannt, genau so
wenig weiß man, seit wann es ihn genau
gibt. Der Ablauf indes ist zwar uralt, aber
immer noch spannend: Kurz vor Mitternacht versammeln sich am Abend des
Karsamstags die Burschen mit Fackeln,
stimmen ein Osterlied an und bringen
anschließend „Lärmmaschinen“ zum
Einsatz. Unter ohrenbetäubendem Lärm
setzt sich der Zug durch die Straßen und
Gassen der Altstadt in Bewegung. Angeführt von drei beleuchteten Kreuzen,
zieht der „Geisterzug“ eine gute Stunde
lang durch die stockdunkle Stadt – ein
beeindruckendes Schauspiel.
„Ostereiersuchfahrt“ –
Mit dem Auto auf Hasenjagd
Der Briloner Automobilclub (BAC) lädt
traditionell zur Ostereiersuchfahrt ein. In
diesem Jahr haben am Ostermontag, 6.
April, wieder alle Interessierten die Möglichkeit, auf einer detailliert beschriebenen Strecke durchs Sauerland an rund
50 Stationen unterwegs Fragen zu lösen,
Bilder zu finden und die obligatorischen
Osternester zu suchen. Für die Gewinner
hält der Briloner AC viele wertvolle Sachpreise und einige Gutscheine bereit. Weitere Informationen gibt es beim BAC und
auch online unter www.briloner-ac.de.
Foto: „BAC“
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Von Osterweibern und rohen Eiern
Festtagsbräuche rund um den Globus
Ostern ist das größte Kirchenfest der
Christen. Überall wird die Auferstehung
Jesu gefeiert, doch bunte Eier, Schokohasen und das Osterfeuer kennt man
nicht in aller Welt. Jede Nation hat ihre
ganz eigenen Bräuche und Traditionen.
In Australien gibt es keine Hasen aus
Schokolade. Dafür ist das von Siedlern
importierte Tier zu unbeliebt. Der Hase
gilt als Schädling, aber es werden jedes
Jahr Schokoladenbilbys verschenkt. Das
Bilby ist ein nachtaktives Beuteltier, dessen Ohren an einen Hasen erinnern.
In Schweden kennt ebenfalls kein Kind
den Osterhasen. Ein Küken versteckt
dort die Eier und passend dazu wird alles
gelb geschmückt. Noch vor der Eiersuche ziehen die Kinder am Gründonnerstag als Osterweiber durch die Straßen in
der Nachbarschaft. Sie verkleiden sich
mit Kopftuch, langem Rock und Besen
und sammeln Süßigkeiten an den Türen.
Ostern in Finnland ist nichts für Zartbesaitete. Mit Birkenruten schlagen
sich die Finnen gegenseitig auf den Rücken. Die Ruten sind dabei ein Symbol
für die Palmwedel, mit denen Jesus bei
seinem Einzug in Jerusalem begrüßt
wurde. Auch in Tschechien wird sanft
zugeschlagen. Die Männer klingeln bei
Nachbarinnen und Verwandten und
klopfen den Frauen mit geflochtenen
Weidenruten auf die Beine. Das soll
den Damen Jugend und Gesundheit
bringen.
Schöner, bunter, größer, heißt es an
Ostern in den USA. Die „Easter Parade“ auf New Yorks Fifth Avenue bietet
ein verrücktes Treiben. Unzählige Besucher kommen in bunter Kleidung auf
die Straße, es gibt feierliche Blasmusik,
geschmückte Wagen und ausgelassene
Stimmung.
Auf dem Rasen des Weißen Hauses findet jedes Jahr ein Ostereierrennen, der
Easter Egg Roll, statt. Dabei handelt es
sich um ein Wettrennen, bei dem Kinder ein gekochtes Ei möglichst schnell
mit einem langen Holzlöffel vorantreiben müssen. Alle Teilnehmer erhalten
ein vom Präsidenten und der First Lady
signiertes Holzei geschenkt.
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ad
Auf den Philippinen gibt es einige
Bräuche, die man auch in Deutschland
kennt. Besonderheiten bleiben aber
doch: Am Ostermorgen haben Kinder nichts zu lachen. Die Eltern halten
ihre Sprösslinge am Kopf und heben
sie hoch. Sie glauben nämlich, dass
die Kleinen dadurch besser wachsen
werden.
lia.com
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In Bulgarien gibt es hingegen rohe Ostereier. Diese werden jedoch nicht gegessen oder gerollt, sondern die lieben
Verwandten und die Kirchenmauern
werden damit beworfen. Bleibt ein Ei
nach dem Wurf unbeschadet, so sagt es
dem Werfer ein besonders erfolgreiches
Jahr voraus. Auch die Briten kennen
glückverheißende rohe Eier. Beim „EggShackling“ schreiben Kinder ihren Namen jeweils auf ein Ei. Alle Eier werden
in einem Sieb so lange geschüttelt, bis
nur noch ein unbeschädigtes „Siegerei“
übrig ist.
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Lubcke - Fotolia.com
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©Jag_cz - Fotolia.com
Eine Zeit des Schaffens oder des Verzichts?
Das “Fasten-Experiment”:
Eine Bilanz nach zehn Tagen ohne Smartphone und soziale Netzwerke
„Piep, piep, piep, piep. Piep, piep, piep,
piep“ – das ungewohnte Geräusch des
Weckers schallt durch das Schlafzimmer.
Meine Hand drückt den Knopf nach
unten. Das nervige Piepen verstummt.
Normalerweise beendet „Wake me up“
von Avicii feat. Aloe Blacc ganz sanft
meinen Schlaf. Aber dann fällt es mir
wieder ein: Heute ist mein erster Tag
ohne Handy. Für zehn Tage, für zehn
lange Tage, wie mir scheint.
Die Fastenzeit ist die Zeit, in der man
nach katholischem Glauben Verzicht
übt. Verzicht auf Dinge, die einem
wichtig sind, die man gerne und oft
tut. Dinge, die aus dem alltäglichen
Leben kaum wegzudenken sind wie
Schokolade, Auto fahren, Computer
spielen, Fernsehen gucken oder eben
das Handy, das Smartphone - als äußeres Zeichen von Buße und Besinnung,
um sich auf das Wesentliche im Leben
zu konzentrieren.
Ich habe mich noch einmal auf die andere Seite gedreht. Ich möchte auf die Uhr
sehen, gucken, wie spät es ist. Meine
rechte Hand greift automatisch an die
Stelle, an der mein Smartphone liegt.
Sie wandert etwas nach links und nach
rechts, aber der Platz ist leer.
Dann taste ich mich langsam zum
Lichtschalter vor. Ich ziehe die obere
Schublade meines Nachttisches auf.
Da liegen sie: mein Smartphone und
meine Armbanduhr. Seit einiger Zeit
habe ich meine Uhr nicht mehr benutzt.
Mein Smartphone hat mir die Uhrzeit
angezeigt. Die Batterie der Uhr ist leer.
Meine erste Tat heute Morgen ist, die
Batterie zu wechseln.
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©Oleksiy Mark
Fotolia.com
Im Mittelalter erlaubten die Fastenregeln nur eine Mahlzeit am Tag und
der Verzehr von Fleisch, Milchprodukten, Alkohol und Eiern war verboten.
Erst 1486 erlaubte Papst Innozenz VIII.
das Essen von Milchprodukten während
der 40-tägigen Fastenzeit. Heutzutage
wird nicht mehr nur auf Fleisch verzichtet, sondern oft auf Süßigkeiten, Kaffee
oder Rauchen.
Das Auto wird öfter stehen gelassen
oder der Fernseher weniger eingeschaltet. Fasten heißt laut der katholischen Kirche nicht nur Verzicht,
sondern Befreiung von den eigenen
Bedürfnissen und das Schärfen der Sinne für andere und anderes. Auch gute
Vorsätze wie mehr Sport, mehr Zeit für
Familie und Freunde und mehr Einsatz
in der Gesellschaft sind Teil der Fastenzeit, denn Fastenzeit ist auch eine
Zeit des Schaffens. Es zu schaffen die
Abstinenz durchzuhalten oder gute
Vorsätze umzusetzen. Die Versuchung
ist groß. Einfach nur mal kurz das
Handy
anmachen.
Nur
gucken,
ob ich SMS oder Nachrichten über
WhatsApp bekommen habe.
Danach kann ich es ja direkt wieder
ausmachen. Aber nein, ich halte durch.
Die ersten Tage sind merkwürdig. Mir
fehlt das Gefühl der Freiheit meine
Freunde, meine Familie, irgendjemanden zu erreichen und erreichbar zu sein.
Ich fühle mich isoliert. Alle um mich
herum haben ein Handy in der Hand.
Sie lesen Nachrichten, spielen oder
gucken bei Facebook. Selbst das kann
ich nicht mehr: mal eben ins Internet bei
Facebook gucken, ob es etwas Neues
gibt. Auf soziale Netzwerke verzichte
ich auch.
Ablenkung ist die beste Medizin
Offiziell hat die Fastenzeit noch nicht begonnen, also fange ich an einen Kirsch-
streuselkuchen zu backen. Ich öffne die
Ofenklappe und der Duft steigt mir in
die Nase. Der Kuchen sieht lecker aus.
Ich möchte ein Foto von dem Kuchen
machen und es an meine Schwester
schicken, aber das geht nicht. Es ginge
schon. Dafür müsste ich allerdings erst
meine Kamera holen, ein Foto machen,
Blick aufs Handy, ob ich eine Nachricht
bekommen habe, fällt weg. Statt in den
Werbepausen am Fernsehen bei WhatsApp zu gucken oder ein paar Level Pet
Rescue oder Candy Crush zu spielen,
lese ich ein paar Seiten. Ich merke,
dass ich mehr Zeit habe, um anderes
zu erledigen.
das Foto auf meinen Laptop ziehen und
es dann per Mail an meine Schwester
schicken. Das dauert mir viel zu lange
und wer weiß, wann sie die Mail liest.
Mehr Zeit, um länger dauernde Spiele mit meiner Familie zu spielen.
Mehr Zeit, um die Umgebung und die
Menschen um mich herum wahrzunehmen. Ich achte auf andere Dinge: Wo ist
die nächste Telefonzelle, falls ich jemanden anrufen möchte? Ich beobachte
meine Mitmenschen, nehme ihren Umgang mit dem Handy anders wahr. Ich
bemerke, wie oft ihr Blick auf das Handydisplay wandert, wie oft das Smartphone kurz aus der Tasche genommen,
etwas geschrieben und wieder weggesteckt wird. Ich frage mich, ob das bei
mir auch so war?
Die ersten Tage sind
die schwierigsten
©Jag_cz - Fotolia.com
Wenn ich unterwegs bin, denke ich
ständig, dass ich etwas vergessen habe
und die Versuchung ist groß, mal eben
das Handy einzuschalten oder im Internet kurz bei Facebook zu gucken, was
es Neues gibt. Doch nach drei, vier Tagen entspanne ich mich. Der ständige
Nur noch zwei Tage, bevor ich mein
Handy wieder einschalte. Die Versuchung es früher einzuschalten ist weg,
verschwunden.
Ich sitze zu Hause gemütlich im Sessel
und lese ein Buch von Kerstin Gier. Da
klingelt das Telefon. Meine Schwester ist
dran. Sie ruft von ihrem Handy aus an.
„Gut, dass ich dich zu Hause erreiche.
Ich wollte es erst auf deinem Handy probieren, aber da ist mir eingefallen, dass
du das ja noch nicht wieder benutzt.“
Der letzte Tag ohne Handy ist angebrochen. Ich muss zugeben, dass ich mich
doch so langsam wieder auf mein Handy freue. Zwar ist es mir in den letzten
Tagen nicht schwer gefallen, darauf
zu verzichten, aber trotzdem bin ich
froh, wenn ich es wieder in der Hand
halten kann.
„Piep, piep, piep, piep. Piep, piep, piep,
piep“. Das Geräusch meines Weckers
ist längst nicht mehr so nervtötend
wie am ersten Tag. Ich habe mich daran gewöhnt und so langsam gefällt
es mir sogar durch meinen analogen,
batteriebetriebenen Wecker und nicht
von meinem Smartphone geweckt zu
werden. Meine Hand greift nach meiner
Armbanduhr. Es ist halb acht, Zeit aufzustehen. Nach dem Frühstück hole ich
mein Handy aus der Nachttischschublade und schalte es ein. Zigtausend Nachrichten bei WhatsApp und Facebook.
Es dauert zwei, drei Stunden, bis ich
alles beantwortet habe und wieder auf
dem neuesten Stand bin. Ganz schön
viel Zeit, wenn ich bedenke, dass ich diese Zeit sonst in den letzten zehn Tagen
nur ins Smartphone investiert hätte.
Ganz leicht waren die zehn Tage ohne
Handy sicherlich nicht, aber ich bin froh
und stolz, dass ich es geschafft habe.
Die Fastenzeit ist also nicht nur eine
Zeit des Verzichts, sondern auch des
Schaffens.
Nicht nur eine Zeit
des Verzichts,
sondern auch des Schaffens.
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Vom siebten Himmel bis unter Tage
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Foto: Ferienwelt Wi
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Fotos: Tourist-Infor
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Foto: Ferienwelt Wi
erländer Besucherbergwerk Ramsbeck und in der Schiefergrube in
Nuttlar können Paare unter Tage
heiraten und eine unvergleichliche
Hochzeitszeremonie erleben. Die
Schieferhallen der Bergwerke mit
ihrem schwarz glänzenden Gestein bilden im Kerzenschein eine
fast gespenstische, aber zugleich
auch sehr romantische Umrahmung für diesen unvergesslichen
Tag.
Eher gemütlich-urig präsentiert
sich die Hochzeitskulisse im alten
Rathaus in Eversberg. Hier können sich Paare stressfrei und in
historischem Ambiente das JaWort geben. Zudem kann die
standesamtliche Hochzeit gleich
mit der kirchlichen Trauung verbunden werden, da eine Kirche
bei Bedarf direkt gegenüber
liegt. In Brilon bietet sich eine
ganz ähnliche Gelegenheit für
den besonderen Moment, sich
das Eheversprechen zu geben: im stilvoll eingerichteten
Gewölbezimmer des historischen Rathauses.
Wer mehr das Wasser mag,
ist auf dem Hennesee richtig.
Der Salon des Fahrgastschiffes „MS Hennesee“ bildet
hier den außergewöhnlichen Rahmen für die standesamtliche Heirat. Zudem
bietet das Schiff viel Platz
für eine große Hochzeitsgesellschaft: Rund 400
Gäste können zusammen
mit dem Brautpaar feiern.
Fotos: Andre Geißle
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Viele junge Paare, die den Bund fürs Leben schließen wollen, suchen nach außergewöhnlichen Standorten für diesen
besonderen Moment. Auch im Hochsauerlandkreis gibt es zahlreiche extravagante Orten und Plätze, an denen man
sich das Ja-Wort geben kann.
Dem siebten Himmel etwas näher und
frei von Höhenangst ist bestimmt, wer
den Sprung ins Glück vom Anlaufturm
der Mühlenkopfschanze in Willingen
wagt. Mit der Standseilbahn geht es vom
Auslauf der Schanze hoch hinauf zum
Adlerhorst. Hier, wo sich gewöhnlich
die Weltelite der Skispringer zum Start
in den Erfolg bereit macht, haben sich
schon zahlreiche Paare trauen lassen.
Ein Ja-Wort auf höchster Ebene kann
man sich auch auf der Aussichtsplattform des Willinger Hochheideturms
geben. Er ist mit 875 Meter Höhe der
höchste begehbare Punkt Nordwestdeutschlands. Mit der Hochzeitsgondel
der Ettelsberg-Kabinenbahn geht die
Fahrt auf den Berg und von hier oben
kann man bei faszinierendem Ausblick
wunderbar die Vorfreude auf den Schritt
in Richtung Wolke Sieben genießen.
Auch in Winterberg kann man zwischen
mehreren außergewöhnlichen Orten für
eine ganz besondere Hochzeit in luftiger
Höhe wählen. Hier bietet die Kulisse des
höchstgelegenen Standesamtes in NRW,
im Astenturm des Kahlen Astens, diese
Möglichkeit. Nicht weit entfernt, auf der
St.-Georgs-Sprungschanze, können Paare ebenfalls ins große Glück „fliegen“.
„Glück Auf“ heißt es für die Heiratswilligen, die lieber festen Boden unter
den Füßen mögen. Im Willinger Schieferbergwerk „Grube Christine“, im Sau-
lten
Heiraten an außergewöhnlichen Orten im HSK
Energiekosten sparen – auch im Garten
Verbraucherzentrale gibt Tipps für den Frühling
Geeignete Stromquellen wählen
Immer mehr Geräte und Deko-Artikel
laufen mit Sonnenkraft. Ob Lichter,
Teichpumpen, Wasserspiele für Balkon
oder Garten: Man kann sie getrost im
Dauerbetrieb verwenden.
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Wichtig ist, beim Kauf auf die Leistung
zu achten. So gibt es Solarlampen in
vielen Ausführungen für kleines Geld.
Die meisten eignen sich gut zur Hintergrundbeleuchtung oder Markierung von
Wegen. Zum Lesen auf der Terrasse oder
Arbeiten im Gartenhaus sind sie dagegen oft zu schwach. Dafür bietet der
Handel sogenannte „Insellösungen“ an,
wie sie auch Camper nutzen. Dabei werden Solarpanele mit einem Ladestromregler und einem Solarakku kombiniert.
Die tagsüber gespeicherte Energie kann
abends Geräte mit 12 bis 14 Volt Gleichspannung betreiben. Vor dem Kauf einer
Teichpumpe ist eine Beratung vom Fachmann sinnvoll: Er kann bestimmen, wie
stark die Pumpe sein sollte und wie viele
Stunden sie täglich laufen muss.
Wer sich ein eigenes Freibad zulegt,
sollte hohe Energie- (und Wasser-)kosten einkalkulieren. Die Umwälzpumpe
für die Filteranlage wird in der Badesaison zum Dauerläufer. Kommt eine
elektrische Poolheizung hinzu, wird es
schnell richtig teuer. Ein sogenannter
„Schwimmbadabsorber“ ist die bessere
Wahl: Das Wasser fließt durch schwarze
Schläuche und wird dabei durch die Sonne erwärmt. Am besten die Filterpumpe
auch für den Absorber nutzen. Um Wärmeverlust zu vermeiden, Pools nachts
abdecken.
Gerade in kleinen Gärten können Energiebewusste auf viele Kabel verzichten.
So tut es manchmal schon der gute, alte
Handrasenmäher statt des Elektro- oder
Benzinmodells. Verzichten sollten Gartenfreunde auch auf Laubbläser oder
-sauger. Die meisten sind laut und ineffektiv. Gesünder und stromsparender ist
es, zum Rechen zu greifen.
von Andre Geißler
(Quelle: Verbraucherzentrale)
© by-studio - Fotolia.com
Der Winter neigt sich langsam dem
Ende zu, die Natur erwacht zu neuem
Leben. Die ersten wärmeren Tage laden dazu ein, es sich wieder außerhalb
der vier Wände gemütlich zu machen
und Balkon, Terrasse und Garten als
natürlichen Wohnbereich zu nutzen.
Wer dabei Klima und Stromrechnung
schonen will, sollte einiges beachten.
An windigen Tagen und kühlen Abenden bleiben Jacke und Wolldecke erste Wahl. Heizpilze und Wärmestrahler
kommen zwar immer mehr in Mode, aus
energetischer Sicht sind sie aber kaum
zu empfehlen. Die mit Gas betriebenen
Heizpilze emittieren viel umweltschädliches CO2 und elektrische Geräte sind
echte Stromfresser. Wer trotzdem nicht
auf künstliche Wärme verzichten möchte, sollte Infrarotstrahler wählen. Sie haben den Vorteil, dass sie hauptsächlich
die „beleuchteten“ Stellen erwärmen,
statt Energie sehr breit zu streuen. Aber:
Energiesparer sind auch diese Geräte
nicht.
Mehr Informationen zum Thema Energiesparen im HSK gibt es bei der Verbraucherzentrale
in Arnsberg (www.vz-nrw.de/arnsberg). Oder rufen Sie an 0 29 32 -510 97-05 oder schicken
Sie eine E-Mail an [email protected]. Hier wird dem Verbraucher eine umfassende
Beratung, auch vor Ort, und der Verleih von Strommessgeräten angeboten.
19
Wie eine Prinzessin
aus einer anderen Welt
Winterbergerin Kina Yoganathan ist ein Musterbeispiel für
gelebte Integration
Klein und zierlich, fast zerbrechlich wirkt
die junge Frau in dem Gruppenraum mit
der riesigen Fensterfront. Ihre großen
braunen Augen, mit einem schwarzen
Lidstrich betont, blicken liebevoll auf
die kleinen Kinder, die erwartungsvoll
neben ihr im Stuhlkreis sitzen. Mit ihrer
braunen Haut und den langen dunklen
Haaren, die zu einem traditionellen Zopf
gebunden sind, sieht sie aus, als ob sie
gerade erst im Urlaub war – so zumindest stellen es ihre Schützlinge aus der
Tigerentengruppe der Kindertageseinrichtung Assinghausen immer wieder
fest. Mit der eng anliegenden blauen
Jeans und den sechs glitzernden Ohrringen, der schwarzen, großen, trendigen
Nerd-Brille, den schwarz lackierten Fingernägeln und der am rechten Unterarm sichtbar werdenden Tätowierung
20
hebt sie sich aber gleichzeitig nicht wesentlich von anderen jungen Frauen in
Deutschland ab. Ihre Haltung und ihr
Erscheinungsbild lassen erahnen, dass in
ihr zwei Herzen schlagen, zwei Herzen
für zwei Heimatländer.
Kina Yoganathan ist Migrantin in zweiter
Generation. Die 20-jährige Winterbergerin lebt von Geburt an in Deutschland.
Ihre Eltern sind bereits vor 30 Jahren
aus Sri Lanka, aus ihrer Heimatstadt
Kurumbasiddy, nach Deutschland
ausgewandert.
Damit zählt Kina zu einer von über 16
Millionen Menschen mit ausländischen
Wurzeln.
Nun sitzt die dunkelhäutige Schönheit
mit stolzer Haltung zwischen den Kin-
dern, so als würde sie von jeher dazugehören. Ihre Nähe zu den Kleinen, die
Vertrautheit im Umgang mit ihnen, die
liebevolle Gestik und Mimik verdeutlichen, dass sie ein wichtiger Bestandteil
im Leben der Jungen und Mädchen
ist, dass sie eine Bezugsperson ist, der
sie vertrauen. In ihrem Inneren ist Kina
gleichzeitig Deutsche wie auch Tamilin.
Deshalb möchte sie auch ihren Schützlingen heute etwas über ihre zweite Heimat erzählen.
Während sie den Blick im Stuhlkreis
streifen lässt, steht sie auf, geht langsam
in Richtung Tür, um dort den schwarzen
Koffer mit den großen silbernen Schnallen zu holen. Aufmerksam und interessiert beobachten die Kinder sie dabei,
blicken erwartungsvoll auf die junge
Frau, die den Koffer mitten im Stuhl-
kreis abstellt. Bedächtig öffnet Kina
die Schnallen und holt etwas Rot-Glitzerndes heraus. Die Augen der Kinder
werden immer größer. Aufgeregt fragt
Dorothea: „Was ist das? Was machst du
da?“ Dorothea ist eines der Mädchen,
die die junge Frau seit Beginn ihres
Praktikums in der Städtischen Kindertageseinrichtung Assinghausen immer
wieder mit Fragen gelöchert hat, warum
sie so anders aussehe, warum ihre Haut
so dunkel ist, ob sie vielleicht im Urlaub
gewesen sei.
„Das ist ein Saree“ erklärt Kina − leise,
aber mit festen und klaren Worten. „Ein
Kleid, das die Frauen bei uns in Sri Lanka tragen.“ Während sie den Jungen
und Mädchen berichtet, dass eine Frau,
sobald sie 18 Jahre alt ist, dieses Kleid
tragen darf, zieht sie sich behutsam das
rote, enge und bauchfreie Oberteil an.
Vorsichtig, wie eine zerbrechliche Vase,
nimmt sie den Rock mit dem langen
Schlitz an der rechten Seite und streift
ihn sich anmutig über, wickelt ihren Saree mit den vielen glitzernden Steinchen
und goldenen Fäden durchwebt um ihren zierlichen Körper. Es ist mucksmäuschenstill geworden, die Jungen und
Mädchen der Tigerentengruppe schauen Kina an wie eine Prinzessin aus einer
anderen Welt.
Die Blicke der Kleinen bleiben an ihr
und ihrer eigentümlichen Kleidung
haften, das anfängliche Erstaunen ist
längst einer offenkundigen Bewunderung und Faszination gewichen. Erhaben und dennoch ehrfürchtig steht die
junge Frau in ihrem leuchtenden Saree
zwischen den Kindern und öffnet den
schwarzen Koffer mit den großen silber-
nen Schnallen ein zweites Mal. Sie holt
einen Spiegel heraus, hält ihn hoch und
nimmt aus dem kleinen bunten Kästchen, das sie zuvor neben sich auf den
Stuhl gelegt hat, einen Stift. Damit malt
sie – zur Überraschung der Kinder − einen großen roten Punkt auf ihre Stirn,
direkt zwischen ihre Augen. Im Schein
der Deckenlampe blinkt ihr Nasenpiercing auf, als die junge Tamilin erklärt:
„Ich bin genau wie ihr Deutsche, aber
ich bin auch immer noch eine Tamilin.
Ich fühle mich hier in Deutschland zu
Hause, auch wenn ich anders aussehe
als ihr. Meine Wurzeln sind in Sri Lanka. Darum möchte ich euch auch etwas
über meine zweite Heimat erzählen.“
Während sie den Kindern das Land in
seinen vielen bunten Farben facettenreich schildert und erklärt, dass junge
Tamilinnen sangeetha class (Gesangsunterricht) nehmen und bharathanadhiyam, an Gott gerichtet tanzen, wird ihre
Tätowierung wieder sichtbar. Es sind
Schriftzeichen, die Namen ihrer Eltern
21
Yogan und Eswary in ihrer Haut für immer verewigt. Zugleich sind sie ein Symbol dafür, dass Tradition und Moderne
miteinander verknüpft werden können,
dass der Spagat zwischen der deutschen
und tamilischen Welt möglich ist.
Bei den Kindern, Eltern und Kolleginnen gleichermaßen beliebt zeigt Kina
täglich, wie sehr ihr die Arbeit in der
Tigerentengruppe ans Herz gewachsen
ist, wie intensiv die Beziehung untereinander ist, wie wichtig es ihr ist, auf die
jeweiligen individuellen Bedürfnisse der
Kinder einzugehen.
Sie lebt wie jede andere Deutsche
auch; und dennoch ist es ein Leben
zwischen den Welten.
Mal bevorzugt die Winterbergerin
traditionelle deutsche, dann wieder die
scharfe tamilische Küche, mit ihrer Clique
geht sie gerne in der Stadt shoppen. In
ihrer Freizeit liebt sie Kinobesuche und
lange Gespräche mit ihren Freundinnen.
Ist sie aber gemeinsam mit ihren Eltern
auf Familienfeiern, trägt sie den Sari,
frisiert ihre Haare nach tamilischer Tradition zu einem langen, geflochtenen
Zopf und legt ihren Goldschmuck an.
Geschickt verknüpft die 20-Jährige die
Traditionen und die Lebensgewohnheiten beider Länder, passt sich stolz den
Gepflogenheiten beider Kulturkreise an
und lässt einfach weiter ihre beiden
Herzen schlagen.
Sie erklärt den Jungen und Mädchen:
„Meine Freundinnen hatten noch nie ein
22
Problem damit, dass ich dunkelhäutig
bin, dass ich Deutsche und gleichzeitig
Tamilin bin. Ich liebe beide Länder und
fühle mich in beiden zu Hause. Mir ist es
wichtig, dass jeder anerkannt wird, egal
welche Hautfarbe er hat, welcher Religion er angehört oder woher er kommt. “
Bereits in der Hauptschule war die junge Tamilin Jahrgangsbeste, hat ihren
Abschluss mit einem Notendurchschnitt
von 1,7 gemacht, anschließend das
Fachabitur in Sozial- und Gesundheitswesen erworben, um nun staatlich anerkannte Erzieherin zu werden. Mit ihrer
Arbeit und ihrem sozialen Engagement
im Skiclub und der Breitensportgruppe
im Turnen zeigt sie seit Jahren in Winterberg, wie harmonisch und gewinnbringend gelebte Integration aussehen
kann.
Während sie den Jungen und Mädchen
weiter über ihr Heimatland berichtet,
öffnet Kina ein drittes Mal den schwarzen Koffer mit den großen silbernen
Schnallen. Sie holt eine Salangai hervor, ein Musikfußkettchen mit vielen
kleinen Glöckchen, und streift es über
ihren rechten Fuß. In ihrem roten Saree
mit den vielen Glitzersteinchen und den
goldenen Fäden sitzt sie da zwischen
den Jungen und Mädchen der Tigerentengruppe. Vom anfänglichen Eindruck
der Zerbrechlichkeit ist nichts mehr geblieben, als sie mit leuchtenden Augen
und stolzem Blick die Kinder auffordert:
„Kommt, lasst uns tanzen.“
Von Claudia Metten
Sport spricht viele Sprachen
KreisSportBund will Migranten zu aktiver Integration bewegen
Sport bietet einen idealen Boden zur
interkulturellen Begegnung, zum Austausch von Menschen mit unterschiedlichen Kulturen. Sport hebt die Grenzen
zwischen verschiedenen Glaubensrichtungen, Nationalitäten und Hautfarben
auf, verbindet, lässt neue Kontakte und
Freundschaften entstehen sowie Barrieren abbauen. Kurzum: Sport spricht viele Sprachen.
So auch in der Dreifachturnhalle des
Berufskolleg Olsberg. Unter der Leitung von Ursula Balkenhol und Kina Yoganathan trifft sich der Frauensportkurs
der Migrantengruppe jeden Dienstagabend in der Zeit von 19 bis 20 Uhr. Eine
bunt gemischte Gruppe von Frauen im
Alter von 30 bis fast 80 Jahren, die aus
Sri Lanka, Deutschland, Marokko, dem
Kosovo, Armenien, Russland und den
Philippinen kommen und ein gemeinsames Ziel haben: Sport treiben, Spaß haben sowie Grenzen überwinden – und
zwar die eigenen körperlichen ebenso
wie die kulturellen.
Diese Motivation verfolgte auch der
KreisSportBund (KSB) HSK, die Dachorganisation der 470 Sportvereine im
Hochsauerlandkreis, als er diesen Kurs
für Frauen mit Migrationshintergrund
im Berufskolleg Olsberg ins Leben gerufen hat. Durch gemeinsames Sporttreiben soll die gegenseitige Toleranz und
Akzeptanz, die gesellschaftliche Integration der Zugewanderten sowie deren
politische, kulturelle und wirtschaftliche,
aber vor allem soziale Lage in der Gesellschaft erleichtert und gefördert werden.
„Unser Ziel ist es, Menschen mit Zuwanderungsgeschichte, insbesondere Frauen, für eine Teilnahme am Sport zu ge-
winnen und langfristig gesehen dafür zu
begeistern, um in ehrenamtlichen Führungspositionen sowie im Tätigkeitsbereich der Übungsleiter und Trainer aktiv
zu werden“, so Michael Kaiser, stellvertretender Geschäftsstellenleiter des KSB.
Durch die Übungsleiter Trainer-C Lizenz
Breitensport, die Ursula Balkenhol und
Kina Yoganathan unter der fachlichen
Leitung von Michael Kaiser im Herbst
2014 in 120 Lerneinheiten und an acht
Wochenenden absolviert haben, wird
nun regelmäßig die Migrationsgruppe
im Olsberger Berufskolleg fachlich kompetent an Übungen mit und ohne Geräte herangeführt. „Unser Ziel ist es, die
Frauen sowohl sportlich als auch sozial
zu integrieren und die Sprachkenntnisse zu verbessern. Durch gemeinsame
Partnerübungen und durch den Aspekt,
dass meine Kollegin Kina Yoganathan
selbst Tamilin ist, wird die Kommunikation untereinander enorm erleichtert.
Unser Training wird langsam aufgebaut,
sodass niemand überfordert wird. Jede
Sportstunde steht unter einem anderen
Motto. Heute heißt unser Thema beispielsweise ‚Rund um den Ball‘“, erklärt
Übungsleiterin Ursula Balkenhol.
Und das dieses Motto bei der bunt gemischten Truppe ankommt, ist deutlich
an der Lautstärke und den strahlenden
Gesichtern zu erkennen. Mit viel Freude
werfen sich die aktiven Frauen ihre Bälle
zu, kreisen mit ihren Armen und Beinen
während des Aufwärmtrainings und
schlagen somit letztlich auf sportliche
Weise Brücken zwischen den verschiedenen Nationen.
„Unsere Migrationsgruppe ist zunächst
für neun Unterrichtsstunden, also bis
zu den Osterferien, angedacht. Danach
wird es aber mit Sicherheit weitergehen.
Seit dem Kennenlernen untereinander
haben alle Teilnehmerinnen sehr viel
Spaß. Wir würden uns daher über weitere Mitglieder sehr freuen. Der Kursbeitrag beträgt 15,- Euro, davon werden
5,- Euro von der Caritas pro Person gesponsert“, lädt Ursula Balkenhol alle Interessierten Zuwanderer zur integrativen
Sportstunde ein.
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Von Claudia Metten
Fakt ist, in Deutschland leben inzwischen 16 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund, das sind 19 Prozent der Gesamtbevölkerung. Davon
haben allein im Hochsauerlandkreis
nach neuesten Schätzungen 45.000
Personen ausländische Wurzeln.
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