Pattaya

Transcrição

Pattaya
Pattaya
Sie tanzen auf der Straße, sie hören rhythmische
Musik, sie sprechen mit lauter Stimme, sie
lachen in der Öffentlichkeit. Das Leben scheint
ihnen Spaß zu machen, und das ist beunruhigend.
Denn das Leben ist das Böse.
H. P. Lovecraft, Briefe
Sextourist
16.11.12 – Gestern Abend in Bangkok gelandet, ziemlich müde vom langen Flug. Der
Flughafen hat einen unaussprechlichen Namen „Suvarnabhumi“. Am Ausgang stieß ich auf
einen Thailänder, der mir ein Schild mit meinem Namen entgegenstreckte. Ich wurde
abgeholt – wusste ich gar nicht! Er dirigierte mich etwas hastig in einen Minibus und sagte, er
wollte gerade ohne mich abfahren, er habe lange auf mich warten müssen. Stimmt, es war
voll, und ich hatte lange rumgetrödelt.
Im Minibus saß ein zweiter Fahrgast: ein besoffener alter Deutscher, der auf Krücken
ging und einen Rollstuhl dabei hatte. Etwa auf halber Strecke musste er raus zum Pissen. Der
Fahrer und ich mussten ihn stützen, und dann standen wir alle drei auf der Standspur der
Autobahn nebeneinander und warteten. Ich ging ein Stück beiseite, um mich umzuschauen.
Aus dem klimatisierten Flieger durch die klimatisierte Halle war ich sofort in den
klimatisierten Bus gestiegen. Jetzt befand ich mich also zum ersten Mal in einem Land mit
tropischem Klima. Die Luft fühlte sich ein wenig dicker an als gewohnt, es war warm, aber
nicht feucht-heiß, wie befürchtet. Am Himmel keine Sterne, es schien sogar eine dicke
Wolkendecke zu geben. Vor mir sah ich wild wucherndes Gras, dahinter einen bewaldeten
Hügel, kaum anders als daheim.
Der Blödmann konnte nicht pissen, und der Fahrer half ihm zurück ins Auto. Bis zur
Ankunft laberte er Dünnschiss und trank Schnaps. Der thailändische Fahrer schien sich nicht
vor ihm zu ekeln, behandelte ihn wie einen alten Kumpel. Fand ich sympathisch, ich hätte das
nicht gekonnt. Ich dachte, meine Güte, was hast du dir da wieder angetan, bestimmt ist es
ganz schrecklich hier. Und ich Idiot habe gleich vier Wochen gebucht, hoffentlich gehen die
schnell um …
Mein Hotel heißt Intown Holiday, mein Zimmer ist klein und nicht gerade luxuriös,
der Teppich muffelt, aber es hätte schlimmer sein können. Es war das billigste im Katalog,
und es soll im Zentrum des Vergnügungsviertels liegen, das war mir wichtig. Befinde mich
im 9. OG., vom Balkon aus schaue ich durch einen Drahtverhang auf vermüllte Hinterhöfe.
Der Drahtverhang soll wohl verhindern, dass sich depressiv gewordenen Gäste runterstürzen.
Oder dass die Männer ihre Mädchen runterschubsen, wenn sie mit ihnen nicht zufrieden
waren.
Ich weiß so gut wie nichts über dieses Land, habe mich nicht vorbereitet und keinen
Reiseführer dabei. Über das, was ich hier machen will, steht da sowieso nichts drin: Ich will
ein Sextourist sein, was ich daheim meinen Freunden auch so angekündigt habe, woraufhin
eine Bekannte den Kontakt zu mir abgebrochen hat. Jemanden, der so etwas tut, möchte sie
nicht unter ihren Freunden wissen.
Lieber wäre mir gewesen, es wäre einer mitgekommen, der sich hier auskennt und mir
alles zeigen kann. Habe lediglich ein paar Informationen von einem Freund, der zwei Jahre in
Thailand gelebt hat, aber viel ist da nicht rüber gekommen. Er schrieb, ich müsse der Bar eine
sogenannte „Barfine“ zahlen, wenn ich ein Mädchen mitnehmen will, und dass ihm die
Mädchen manchmal schon in der Bar einen geblasen hätten. Mehr ist nicht hängen geblieben.
Saß dann gegen 22 Uhr mit meinem Notebook auf dem Schoß im Foyer des Hotels,
wo es ein offenes WLan gibt. Hatte nicht vor, noch rausgehen. Aber dann sah ich einen alten
Mann nach dem anderen an mir vorbei zum Fahrstuhl schlurfen, jeder mit einer jungen,
hübschen Thailänderin an der Hand. Also beschloss ich, doch noch einen kleinen Gang zu
machen, um mal zu gucken, wo sie die herhaben. An der Rezeption bekam ich einen
Stadtplan, demnach musste ich vom Hoteleingang aus nach rechts gehen, um zum Meer zu
kommen. Soweit kam ich aber nicht. Gleich nebenan war eine winzige Bar, offen in eine
Parkhauseinfahrt gebaut. Sechs oder sieben Mädchen kreischten „Hallo!“ und winkten mir zu.
Alle wollten mit mir ins Hotel. Eine war 22 und ziemlich drall, ich durfte ihre großen Brüste
streicheln. Ich entschied mich aber für die älteste. Sie hieß Nam, war 38 und brachte mir die
ersten Wörter in Thai bei:
Ham = Schwanz
Bam = Hintern
Nom = Titten
Hoi = Möse
Die thailändische Sprache scheint eine Vorliebe für kurze Wörter zu haben, sehr sympathisch,
und überhaupt scheint hier alles easy zuzugehen. Nur mein Ham war gestern zu schlapp, noch
ihre Hoi zu besuchen. Heute morgen ging‘s dann wieder.
Alles anders
Abends erste Mal auf der Walkingstreet. Sie war nicht schwer zu finden, einfach auf der
Beach Road nach Süden gehen. Auf dem Klo einer Disco näherte sich ein Thailänder einem
Gast von hinten und machte ihm eine Nackenmassage. Im Stehen am Urinal. Der Gast ließ es
sich gefallen; gut, dass er nicht zu mir kam, ich hätte gedacht, er will mich ermorden. In einer
Gogo-Bar stand ich vor dem Urinal, und in meinem Rücken warteten die Bargirls auf einen
freien Platz im Damenklo. Alles etwas ungewohnt, aber das kenne ich ja von anderen Reisen,
woanders ist alles anders, und das ist auch gut so, sonst wär‘s ja langweilig.
Wie mein Kugelschreiber
17.11.12 – Wollte nur einen kurzen Gang ums Viertel machen, vielleicht mal einen Blick in
eine Gogo-Bar werfen, aber kein Mädchen mitnehmen. Dann habe ich mich verlaufen, und es
fing an zu regnen. Trinke ich halt irgendwo noch ein Bier bis der Regen aufhört, dachte ich
und folgte dem Wink eines Mädels, das vor einer Beer-Bar hockte. Als ich auf dem Hocker
saß, mit dem Mädchen in Tuchfühlung, meine Hände um ihre Taille, bemerkte ich: das ist
kein Mädchen, das ist ein Ladyboy. Sie … äh, er heiße Pen, sagte er, wie mein
Kugelschreiber, der aus meiner Hemdtasche lugte. Wie hier üblich, wurde unsere Beziehung
schnell handgreiflich, und er fummelte mir im Schritt herum und wollte mit mir ins Hotel. Ich
lehnte ab, wenn überhaupt, dann mit einer von den echten Ladys, von denen mir eine ganz gut
gefiel. Er ließ aber nicht ab von mir, und wir knutschten, was sich nicht anders anfühlte, als
eine Frau zu küssen.
Ein anderer Gast kam rein, und ich schob Pen zu ihm hin, und die beiden gingen
Billard spielen. Von dort winkte er mir zu und warf Kusshand. Immer, wenn sein Gast am
Ball war, kam Pen zu mir an die Theke zum Knutschen, und es wurde immer wilder, und ich
fand es geil. Okay, dachte ich, dann ist das eben so, dann bin ich eben verknallt in einen
Mann! Hatte mir ja sowieso vorgenommen, mal einen Ladyboy aus der Nähe anzuschauen.
Nahm ihn also mit ins Hotel.
Ich öffnete seinen BH, was aufregender war, als bei einer Frau. Erfreulicherweise fand
ich kein Silikon, sondern nur ein Schaumgummipolster. Später im Bett sollte ich an seinen
Brustwarzen lutschen, während er sich einen runterholte. Mit Schrecken fiel mir ein, was ich
irgendwo gehört hatte: Diese Ladyboys sprühen KO-Gas auf ihre Warzen, lassen dich dran
nuckeln, und während du pennst, räumen sie dein Zimmer leer. Schmeckte auch irgendwo
komisch, dachte ich und war gespannt, wie schnell das Gas wirken würde. Aber alles ging
gut. Wir knutschten und sagten uns, dass wir uns lieben. Und es war wirklich so, für diese
eine Nacht habe ich ihn geliebt.
Ich beschließe, glücklich zu sein
Pattaya ist unerträglich: ein einziger Rummelplatz, eine ganze Stadt nur für den Sex: überall
Massagebuden und Bars. Wer hier Urlaub mit Frau oder Freundin macht, trägt Eulen nach
Athen. Dazu schwüle Hitze, Geruch nach Abwasser und Pisse in den schmutzigen Gassen;
voller hässlicher, tätowierter Männer; Gedränge zu jeder Tages- und Nachtzeit und heute
Wolkenbruch und Gewitter – bin ich unglücklich? Nein, ich beschließe, glücklich zu sein.
Om
18.11.12 – In mehreren Bars auf der Walkingstreet spielen Coverbands, und alle spielen alte
Hard-Rock Titel, laut bis zum Gehtnichtmehr. Wenn man auf und ab geht, hört man u. U.
mehrmals „Smoke on the water“ oder „Highway to hell“. Gestern Nacht im „Rolling Stone“
gewesen, um der Band zu lauschen, weil ich es aufgegeben hatte, noch eine passende Lady zu
finden. Plötzlich kam eine im ultrakurzen roten Kleid auf mich zugeschwebt; wirklich, es war
wie schweben. Ich war sofort verliebt, noch bevor sie was sagen konnte.
Sie hieß Om, und ihr Englisch war, wie ich das nun schon kenne von den Mädels,
nicht verständlich, die laute Musik machte eine Verständigung endgültig unmöglich. Also zog
ich sie auf die Tanzfläche. Mädchen, die gerne tanzen, haben auch gerne Sex, glaube ich. Om
hatte Spaß, und so sind wir beide lange Zeit allein auf der Tanzfläche rumgehopst. Danach
Billard gespielt und nochmal in einer anderen Bar getanzt. Dann ließ sie sich an einer
Fressbude Tintenfische braten und verspeiste sie mit scharfer Soße. Das war ein Fehler, und
eine neue Erfahrung für mich: Die Geliebte darf auf keinen Fall kurz vor dem Sex etwas
Scharfes essen! Im Hotel dachte ich: Wow, wie macht die das? Der Dödel wird ja richtig heiß.
Es kam aber nicht von der Hitze ihrer Leidenschaft, der Dödel brannte von dem scharfen
Zeug, das sie gegessen hatte. Ich hüpfte jaulend ins Bad, aber auch kaltes Wasser brachte
kaum Linderung. Wir lachten, und allmählich ließ das Brennen nach, und ich war noch ein
bisschen mehr in sie verliebt.
In der Nacht wurde ich wach, neben mir hockte jemand aufrecht im Bett. Ich wusste
weder wo ich war, noch wer ich war, noch wer das war, der da neben mir hockte. Ein sehr
seltsames Gefühl, ich war irgendwie in einer anderen Welt. Dann bekam ich eine Ohrfeige,
und erkannte Om neben mir. Ich fragte sie, was los ist. Ich weiß nicht, ob sie geantwortet hat,
und wenn ja, habe ich es nicht verstanden.
Morgens sagte sie, sie habe gedacht, ich sei ein böser Geist. Genau das war auch mein
Eindruck, wir hatten in der Nacht Besuch von einem Geist, der mein Bewusstsein verwirrte.
Immerhin erstaunlich, dass wir beide gleichzeitig etwas Ähnliches erlebt haben.
Dann kam ich in den Genuss des zusätzlichen Service, den sie mir in der Nacht
versprochen hatte: Sie rasierte mir im Bad die Sackhaare ab. Großes Vergnügen bereitet mir
auch das morgendliche Frühstück mit der jeweiligen Geliebten. Om mir gegenüber in ihrem
roten Kleid, das im Sitzen kaum ihren Slip bedeckte, war ein grandioser Anblick. Ein
Kunstwerk sozusagen.
Danach gingen wir raus zum Geld tauschen, sie bekam noch ihren Lohn, ich hatte
natürlich in der Nacht alles ausgegeben. Glücklicherweise war die nahe gelegene
Wechselstube nicht besetzt, und nach einer anderen mussten wir uns durchfragen. So konnte
ich ihr lange Zeit zuschauen, wie sie neben mir an meiner Hand in ihren High-Heels über die
Straße tippelte. Wir wechselten uns darin ab, an ihrem Kleid zu zupfen, weil der Saum im
Gehen immer wieder hoch rutschte.
Glücklichsein kann man kaufen
20.11.12 – Drei Tage Seligkeit mit Om, habe es in vollen Zügen genossen, sie bei mir zu
haben: wie sie sich bewegte beim Tanzen, ihre Blicke, ihr Lachen, wie sie ihren Kopf drehte,
beim Billardspiel im Minirock über dem Tisch lag, wie sich das anfühlte, wenn sie in meinen
Armen lag und ich ihr durchs Haar strich … Drei Tage habe ich sie geliebt wie verrückt.
Glücklichsein kann man kaufen: das wird die Erfahrung sein, die ich aus Pattaya mitnehme,
und im Verhältnis zum Ertrag ist es nicht teuer.
Und das ist der Unterschied zwischen Literatur und Leben: Wenn in Büchern und
Filmen einer ins Bordell geht, endet das immer in einer Katastrophe, mindestens ist es ein
frustrierendes Erlebnis, meistens gibt es Schlägerei, Verhaftung oder Mord. Hier in Pattaya im
wirklichen Leben endet es jedes mal mit einem Happy End.
Sie selbst
Als ich auf der Suche nach einer neuen Geliebten an den Bars und Massagesalons vorbei
ging, beschloss ich, es mal anders zu versuchen. Keine aus einer Bar, sondern eine, die
irgendeinen normalen Job hat, für die ich keine Ablöse zahlen muss. Und auch, um
auszuprobieren, ob das überhaupt geht, mit einer Verkäuferin oder Frisöse, vielleicht sogar
einer Taxifahrerin.
Zufällig war da in der Soi Buakhao ein Friseursalon und meine Haare lang genug, dass
es nicht nur ein Vorwand war, reinzugehen. Leider bediente mich die ältere und weniger
hübsche. Vielleicht ist die ja verheiratet und hat fünf Kinder, dachte ich, dann kann ich die
andere fragen. Erstmal Smalltalk: “Where you come from”, und so weiter. Dann, in der
Hoffnung, sie zeigt auf ihre Kollegin, sagte ich, ich suche eine Freundin für eine Woche zum
Ausgehen, Tanzen und so, ob sie vielleicht eine kenne? Sie lächelte. Ja, sagte sie, sie kenne
eine, sie selbst. Sie habe aber erst ab 23 Uhr Zeit. Ich sah ihr im Spiegel bei der Arbeit zu:
schlank, kein Bauch, schätzungsweise 35 oder älter, denn meistens schätze ich sie jünger als
sie sind. Und ihr Englisch konnte ich sogar verstehen.
Anscheinend kann man hier jede Frau fragen, ob sie für eine Zeit mit einem leben
möchte. Sie wird es als Job machen, sofern der Lohn stimmt. Auch die Einheimischen
machen das, und die Barmädchen machen es mit dem Einverständnis ihrer Eltern. Der
Sextourismus wird hier wahrscheinlich deshalb entstanden sein, weil diese Art der
Beziehungsanbahnung üblich ist: „You care for me, and I care for you!“
In Blut gebadet
Irgendeiner schrieb, er habe auf den Tanzbällen immer die weniger hübschen Damen
aufgefordert. Die wären dann zum Dank besonders lieb zu ihm. Ähnlich habe ich es mir mit
der Frisöse vorgestellt. Und es war ein Volltreffer – bis auf den letzten (blutigen) Akt.
Sie hieß „Ning“, was „Eins“ heißt, weil sie am 1. Januar geboren wurde. Sie arbeite 12
Stunden täglich, um sich einen eigenen Frisörsalon kaufen zu können. Geld für Sex habe ihr
bisher noch keiner angeboten.
Nachdem wir in einem Café eine Weile geplaudert hatten, sagte sie, sie sei
einverstanden, sie wolle die Nacht bei mir bleiben, ich sei ihr sympathisch, sie überlasse es
mir, wie viel ich ihr dafür geben will. Gute Idee. Eigentlich wollte ich mit ihr ausgehen, aber
sie war müde und wollte gleich ins Hotel.
Seltsamerweise war ich richtig scharf auf sie, obwohl sie nicht mein Typ war: zu dünn
und schon 39 Jahre alt. Sie war tatsächlich sehr lieb und zärtlich mit mir. Ich rammelte wie
ich es früher konnte, und irgendwann zog ich den Dödel mal kurz raus und sah …
Ich muss vorausschicken, dass sie, bevor wir loslegten, sagte: wir brauchen kein
Kondom, es sei alles okay mit ihr, keine Krankheiten. Habe ich ihr geglaubt. Und nun sah ich,
der Dödel war voller Blut! Mist! Hatte sie plötzlich die Mens bekommen? So was merken die
Frauen doch vorher. Nein, sagte sie, das müsse eine Verletzung sein, sie habe aber keine
Schmerzen. Macht mein armer Kerl ja ganz schön was durch in Pattaya: Vor paar Tagen
verbrannt, jetzt in Blut gebadet … Für eine Sekunde schwebten drei fette Großbuschstaben
höhnisch durch mein Hirn: HIV. Vielleicht gibt’s noch paar tropische Pilze dazu, wer weiß.
In Bettlaken und Matratze waren rote Flecken, als hätte ich sie entjungfert. Bekamen
wir aber mit Wasser und Seife einigermaßen weg. Wird wohl erst mal Schluss sein mit „Bum
Bum“, dachte ich, aber sie wollte weiter machen. Nun natürlich mit Kondom und einem
Handtuch unter ihrem Hintern. Tatsächlich floss wieder Blut …
Heute morgen, kurz nach 6, wurde sie wach, ergriff meinen Dödel, und wir rammelten
weiter. Diesmal ohne Blutvergießen. Ich fragte sie, ob sie je einen Orgasmus hatte? Nein,
hatte sie nicht. Ob sie mal Sperma geschluckt habe? Fehlanzeige. Einen Pornofilm gesehen?
Die selbe Antwort. Ich holte das Notebook. Die von mir ausgewählten Filme endeten mit
besagtem Höhepunkt, und sie schaute sich das neugierig an. Das sei nichts anders als Eiweiß,
sagte ich, es schmecke wie ein rohes Ei, das sei geil, solle sie mal machen und massierte dabei
ihren Kitzler. So werde sie wahrscheinlich einen Orgasmus haben, das könne sie sogar alleine
machen, ohne Partner. Das thailändische Wort dafür lautet: „Chak wao“, was wahrscheinlich
eine Onomatopoesie ist. Ich gebe Aufklärungsunterricht – einer 39jährigen! (Wie ich später
erfahre, heißt Chak wao wörtlich: „einen Drachen steigen lassen“.)
Ob ich sie vielleicht tatsächlich entjungfert hatte? Und sie traute sich nur nicht, es mir
zu sagen? Gibt es sogar in Deutschland, dass Frauen mit 39 noch Jungfrau sind. Dann wäre
sie die erste Frau, die ich entjungfert habe, und ich hätte es nicht einmal gewusst.
Give me boyfriend …
Überall sind Mädchen, in den Straßen, am Strand, in den Bars, und alle zum Mitnehmen. Viel
mehr als Männer, die sie einladen könnten. Der typische Anblick ist der alte, oft fette
Europäer mit einer hinter ihm her tippelden kleinen, jungen Thailänderin. Ich bemühe mich
nach Kräften, diesem Bild zu entsprechen. Nur der Bauch ist noch nicht fett genug.
In einer Bar sah ich ein Mädchen, das einen Bund brennender Räucherstäbchen in den
wie zum Gebet zusammengelegten Händen vors Gesicht hielt. Ich fragte eine andere, was die
da macht. Sie bete zu Buddha: „Please give me boyfriend, please give me boyfriend,
please…” Sie wünschen sich also kein Haus, Auto oder Lottogewinn, sondern einen Mann,
was aber vermutlich aufs gleiche hinausläuft.
Habe mich heute mal massieren lassen. Ich kenne Thai-Massage von zuhause, und hier
wird sie genauso gemacht. Aber kaum lag ich auf dem Rücken, bot sie mir einen Fick an,
gleich da auf der Massagebank, ich sollte nur bisschen draufzahlen. Wir einigten uns auf
einen „Handjob“, bei dem sie ihren BH auszog, und ich durfte anfassen, was zum Vorschein
kam. Aufpreis umgerechnet 12,50 €. Zusammen also billiger als daheim, und dort ohne
Handjob.
Zwei
21.11.12 – Nach „Eins“ habe ich nun „Zwei“ kennen gelernt, gesprochen wie „Zbai“ und
bedeutet wahrscheinlich irgendwas anderes. Sie hat kurze Stempelbeine, eine Knollennase,
ein Mondgesicht, kleine Titten und ist 33. Alles Attribute, die sie nicht für einen
Schönheitswettbewerb qualifizieren könnten. Aber darum geht’s nicht, ich möchte glücklich
sein, und mit ihr ist der Ausdruck „glücklich“ eigentlich zu schwach. Gibt’s da noch eine
Steigerung? Als ich ihre Hoi zum ersten Mal sah, dachte ich, sie ist die schönste, die ich je
gesehen habe. Und wie gut sie roch!
Habe sie in einer Massagebude auf der Second Road kennen gelernt und nach dem
Chak wao gefragt, ob sie Zeit für mich hat. Seitdem ist sie bei mir und will bis zu meinem
Abflug bei mir bleiben. Sie hat sich frei genommen, das heißt, ich muss täglich die Ablöse an
die Massagebude für sie abdrücken. Ob das nötig ist, weiß ich nicht, aber es ist mir egal, ich
gönne es ihr, wenn sie mit mir mehr verdient als sonst, ich habe sie sehr gern.
Nun kriege ich mindestens zweimal am Tag den besten Blowjob meines Lebens. Ich
frage sie, ob die thailändischen Männer nicht sauer sind auf die Farangs, die ihnen die
hübschesten Frauen wegnehmen. Nein, sagt sie, der Lebenslauf einer Thailänderin verlaufe
typischerweise so: Sie heiratet mit 20 einen Thai-Mann und bekommt ein bis zwei Kinder.
Dann trennt sich der Mann von ihr, und sie heiratet einen Farang, der dann die ganze Familie
unterstützt, oft auch den Ex-Mann und Vater der Kinder, sofern der sich weiterhin um sie
kümmert.
In ihrem Fall sei es ein bisschen anders, sie war nicht verheiratet, und der Vater ihrer
Tochter habe sich gleich kurz nach der Geburt aus dem Staub gemacht. Da habe ich ja Glück,
sagte ich, für den müsse ich also nicht zahlen. Was sie denn brauche für sich und das Kind?
15.000 bis 20.000 Baht = 350 bis 500 € pro Monat.
Weil sie Masseuse ist, ging ich davon aus, jeden Tag im Hotel umsonst massiert zu
werden. Aber sie lässt sich auch gerne massieren, also gehen wir jeden Tag zusammen in eine
Massagebude (auf meine Kosten, versteht sich), und nicht in die, in der sie arbeitet, sondern
jedes Mal in eine andere. Sie möchte ausprobieren, wie ihre Kolleginnen das machen. Obwohl
Zwei mich dort als ihren Freund vorstellt, fragt mich die Masseuse trotzdem, ob mein
Zipfelchen auch massiert werden möchte. Ich habe Zwei vorher gefragt, ob ich die Dame
machen lassen darf. Ja, darf ich, aber nicht etwa, weil sie es mir gönnt, sondern ihren
Kolleginnen. Nur ein Mal hat mich die Masseuse nicht gefragt. Sie hatte den Vorhang
zwischen mir und Zwei offen gelassen, und gerade da hätte ich sie gerne machen lassen,
damit Zwei und ihre Masseuse hätten zugucken können.
Zwei ist ein sehr sauberes Mädchen und nimmt ihre Aufgabe, für mich zu sorgen,
ernst. Jetzt habe ich für fast jedes Körperteil ein eigenes Pflegemittel. Und das mir! Sie rennt
nach jeder Art Sex sofort ins Bad und schrubbt sich ab. Ich profitiere insofern, als ich zum
Schluss auch abgeschrubbt werde von ihr. Das mache ihr Spaß, sagt sie, aber ich glaube, sie
macht es, um sicher zu sein, dass es auch gründlich war. Bis dahin wunderte sie sich, wie
schnell ich immer aus dem Bad wieder raus kam. So oft hintereinander habe noch nie
geduscht, es bilden sich schon rote Flecken auf der Haut.
Gestern mit Zwei auf der Walkingstreet endlich eine gute Gogo-Bar gefunden, sie
heißt Windmill. Neben uns saß ein alter Mann, der einer kleinen Thai an den nackten Brüsten
rumspielte, und sie kraulte ihm so geistesabwesend die Hosenbeule, als dächte sie dabei an
den letzten Streit mit ihrem Boyfriend. Auf dem Weg zum Klo kam ich an einem Tisch
vorbei, auf dem zwei Mädels mir ihre Muschis präsentierten. An der Bar schob ein Gast einen
Dildo in eine Möse. Weiter hinten duschten zwei Mädels.
Ich hatte gedacht, ich bin mit einer Hure zusammen, die man durchwuscheln kann,
aber sie möchte das Licht ausmachen beim Vögeln (vielleicht um mich dabei nicht sehen zu
müssen?), wickelt sich nach der Dusche in ein Handtuch, hat noch nie einen Pornofilm
gesehen und ist überhaupt unerfahren für ihr Alter. Stöhn! Heute habe ich ihr frei gegeben, sie
besucht ihre Schwester, ich ziehe dann mal wieder allein los.
Wieder alles nichts
Finde es lustig zu sehen, wie freudlos manche alten Männer mit ihren jungen Geliebten durch
die Straßen trotten. Da haben sie nun alles, wovon sie immer träumten: Tropen, Meer, Sonne,
Mädchen, Musik, saufen … Und nun ist es auch wieder alles nichts? Ich genieße es jedenfalls
und muss mich dafür nicht besaufen. Die Bargirls lachen immer, wenn ich Wasser bestelle.
Cos I’m happy
22.11.12 – Zwei habe ich gekündigt. Das ist das Angenehme an bezahlten Beziehungen, ich
kann kündigen, und es gibt kein Gezeter. Sie hat es ein bisschen übertrieben mit der
Sauberkeit und Fürsorge. Dass sie all diese Tuben mit Kosmetika für mich gekauft hat (unter
denen ich übrigens erst jetzt eine Anti-Wrinkle-Creme entdeckt habe), ging noch in Ordnung.
An der Kasse des Supermarktes dachte ich noch, dass alles für sie sei, zahlen musste ich ja
sowieso. Aber gestern hat sie sich die Haare machen lassen, dafür saß sie vier Stunden beim
Frisör. Nun darf das Kunstwerk drei Tage lang nicht beansprucht werden …
Gestern Nacht also wieder allein los. Um die nächste Ecke an eine Box-Bar gesetzt
und wollte gleich wieder abhauen, weil mich ein alter, unangenehmer Ladyboy vollquasselte,
der wahrscheinlich die Mamasan war. Aber in der Ecke hinter ihm sah ich eine …
Sie hieß Ging, sehr nett und hübsch, 24 Jahre alt, lud sie ein in die Walkingstreet zum
Tanzen und Barbesuch. Bekam dann leider nicht mit, wie viel sie im Laufe des Abends trank.
Irgendwann schlug sie vor, ins Hotel zu gehen, obwohl ich noch nicht müde war. Sie
schwankte bedenklich, ich musste sie festhalten, sonst wäre sie umgefallen. Sie habe schon
vorher vier Biere getrunken, mit mir zusammen fünf weitere, sagte sie. Im Hotelzimmer hörte
ich sie im Bad kotzen. Sex mussten wir auf den nächsten Morgen verschieben, es ging ihr gar
nicht gut.
Aber nach etwa einer Stunde kam eine Hand unter der Decke zu mir, ich nahm sie,
führte sie zu meinem Schwanz, und ihre zweite kam hinterher, und schließlich lag sie auf mir,
und alles ging gierig und schnell. In gefühlten fünf Minuten spulte sie das ganze Programm
ab. Ich fühlte Blut zwischen meinen Zähnen, anscheinend waren wir in der Hitze der
Leidenschaft irgendwie zusammen gestoßen. Ich ertastete beim Knutschen ihre Zähne, die
wild durcheinander standen. Dann lag sie schwer atmend auf ihrer Seite des Bettes. Warum
ich denn lache, wollte sie wissen. „Cos I’m happy, baby“, sagte ich.
Geisterhäuschen
Vor thailändischen Gebäuden stehen Geisterhäuschen, so auch vorm Eingang meines Hotels.
Finde ich außerordentlich sympathisch, dass die Thais den Geistern ein neues Haus bauen, um
sie für die Vertreibung zu entschädigen. Die Hausbesitzer kümmern sich auch um das
leibliche Wohl ihrer Geister und stellen ihnen Kerzen, Speisen und Getränke hinein. Die
Mädels, die ich mitbringe, bleiben davor stehen und machen ein Wai – die schöne
thailändische Begrüßungsgeste –, bevor sie mit mir raufgehen. Vermutlich gibt es in Thailand
mehr Geister als sonstwo, weil sie hier so liebevoll behandelt werden. Ich liebe das alles, ich
verstehe das, ohne dass es mir einer erklären müsste.
Bushlady
23.11.12 – Bin erkältet, habe als Ursache die Klimaanlagen in den Massagebuden und GogoBars in Verdacht (die in meinem Hotelzimmer mache ich nicht an). Oder die Laken und
Kissen in den Stundenhotels, die sie ja nicht nach jedem Kunden reinigen können. Drei Tage
im Hotel geblieben, heute wieder raus, noch schwach auf den Beinen und flau im Magen.
Als erstes zum Strand gefahren, um nach Bushladys zu schauen, von denen ich in einem
Internetforum gehört habe. Die erste lag schlafend in ihrer Hängematte, es sind wohl
nachtaktive Wesen. Ihr Areal sah aus wie eine Müllhalde. Bushladys wohnen am Strand und
verkriechen sich unter eine Plane, wenn es regnet. Ich würde am liebsten zu ihnen ziehen,
finde es immer noch romantisch, so direkt am Meer zu leben. Aber man sagt, sie seien
gefährlich, möglicherweise drogenabhängig oder psychisch gestört. Nur Thai-Männer trauen
sich zu ihnen. Wo sie ihre Kunden bedienen, weiß ich nicht, wahrscheinlich in den Büschen
hinter ihren Wohnstätten. Daher der Name.
Ein Stück weiter treffe ich zwei, die schon wach sind, die eine ist aber ein Mann. Ich
möchte ein Foto von den beiden und biete 20 Baht. Sie wollen 100. Okay, aber dann bitte
oben ohne, aber nur die richtige Lady. Sie zieht ihr Oberteil hoch, und ich kriege mein Foto.
Mir ist ein bisschen gruselig. Aber war gut, werde morgen noch mal hin gehen, vielleicht geht
da noch mehr.
Todgequasselt
War schon gegen 1:30 Uhr auf dem Heimweg, lustlos und müde von der Krankheit. Habe
mich dann aber doch noch in eine Gogo-Bar gesetzt; eine, die auf meiner Liste ein Minus hat,
weil keine nackt tanzt. Aber die Musik war gut, bin wegen der Musik geblieben, und die
Mädels ließen mich lange allein da sitzen. Erst als mein Nebenmann gegangen war, und das
Mädel, das bis dahin auf seinem Schoß saß, mir andeutete, ich solle mir eine aussuchen, habe
ich einfach sie genommen, weil sie ja schon mal da war. Sie hieß Ked, Nr. 26.
So weit ging alles gut. Aber dann kam die Kellnerin, und die fing an, mir ihr Leben zu
erzählen, sie habe in Holland gelebt, habe eine Tochter, dort geboren, der Mann habe Krebs
bekommen (sie hat ihn todgequasselt, dachte ich). Sie holte dann auch noch ihr doofes
Smartphone, um mir Fotos von der Tochter zu zeigen, und ich wollte doch nur Musik hören
und Ked knuddeln. Als sie merkte, ich hörte nicht mehr zu, redete sie weiter in Thai auf Ked
ein. Erst als ich schrie, sie solle uns in Ruhe lassen und abhauen, ging sie endlich. Uff!
An der Wand gegenüber saß ein Taliban mit schwarzem Bart. Neben ihm einer mit
weißem Bart, der so eine Kluft trug, wie dieser Hamid Karzai: langes Gewand und weiße
Kappe. Sie schauten sich das Treiben schweigend und mit ernster Miene an, kein Mädchen
versuchte, sich ihnen zu nähern. Ich ging aber davon aus, dass ein Sprengstoffgürtel den
Securities am Eingang aufgefallen wäre. Haha …
Ein besoffener Inder, der mit seinen Kumpels irrwischig durch den Raum hüpfte,
läutete mindestens zwei Mal die Glocke, das heißt, es gab jedes Mal für alle Mädchen einen
Drink. Ked sagte, der habe bereits 20.000 Baht ausgegeben. Ungewöhnlich für einen Inder,
die gelten als geizig. Vielleicht vertrug er den Alkohol nicht. (Habe später von einem Witz
gehört, den sich Bargirls erzählen: Wenn dir plötzlich gleichzeitig eine Schlange und ein
Inder gegenüber stehen, erschieße zuerst den Inder!)
Ked war wirklich nett, werde sie mitnehmen, sobald ich wieder fit bin. Habe allerdings
vergessen, wie vielen ich das inzwischen versprochen habe. Gegen 3 Uhr mit letzter Kraft ins
Hotel gefahren.
Pluspunkte
24.11.12 – Als ich wegen Krankheit im Hotel blieb, wurde ich jeden Abend bis nach
Mitternacht mit dem Gedudel aus dem Nachbargarten beschallt. Vielleicht ein Restaurant mit
Live-Musik. Zwei Stimmen und eine Gitarre. Die Stimmen meist out of Tune, der Rhythmus
verschleppt, die Texte sollten vielleicht Englisch sein, wer weiß … Einmal dachte ich gequält,
jetzt spielen sie schon eine halbe Stunde das selbe Stück. Das Elend blieb mir bisher erspart,
weil ich nach meinen üblichen Barbesuchen meist erst gegen Sonnenaufgang ins Hotel
komme.
Habe nun auch mal TV geguckt, da gibt es den Best Channel, 24 Stunden
ununterbrochen zuckersüße, thailändische Popmusik. Instrumentierung bei allen Titeln gleich,
gleicher Rhythmus, gleiches Tempo, ähnliche Melodien, und auch die Sängerinnen und
Sänger sehen gleich aus, vielleicht sind es immer die selben? Es sind Thais, das ist sicher,
aber so weißhäutige und langnäsige sind mir in Pattaya noch nicht begegnet. Man sagt, die
haben sich die Nasen operieren lassen und ihre Haut geweißelt, damit sie europäisch
aussehen.
Bisher konnte ich in keinem meiner bereisten Länder die dortige Popmusik ausstehen,
aber – oh Wunder – das Thai-Gedudel gefällt mir. Es ist so seicht, so nichtssagend,
nichtswollend … das ist nur eine Hintergrundbeschallung. Während in den muslimischen
Ländern alles pathetisch, schwermütig, hoch emotional ist … Thailand bekommt einen
weiteren Pluspunkt. Ein anderer Pluspunkt geht an das Essen, Thaifood schmeckt und
bekommt mir hervorragend, allerdings nur, wenn es „not spicy“ ist. Und die gerösteten Käfer
habe ich noch nicht probiert.
Heute ist Loy Krathong. Frauen tragen schöne Kleider, während wir Männer so
scheiße aussehen dürfen wie immer. Es ist ein schönes Fest. Das Wetter ist gnädig, fast
windstill, kein Wellengang, keine Wolken. Wie bestellt, geht der Vollmond auf, die
Krathongs treiben gemächlich auf‘s Meer hinaus, und die Laternen bedecken den
Nachthimmel wie rötlich flackernde Sterne … Es kommt mir vor, als wolle man dem leeren
Universum sagen: „Wir sind da! Hier sind wir!“ Aber wir sind ihm egal – wahrscheinlich.
Theaterstück
Zwischen 3 und 4 Uhr die Walkingstreet rauf und runter gegangen und darauf gewartet, dass
mir eine Nette in die Arme läuft. Waren aber nur Ladyboys und Damen, vor denen ich Angst
hatte. Also wieder allein geschlafen. Vorher auf der South Pattaya Road wieder ein
Nachtessen eingenommen. Die Fressstände stehen vor einem Markt, der um 4 Uhr noch hell
erleuchtet ist, und man kann alles kaufen: Klamotten, Spielzeug, Hausrat … Es gibt
Nudelsuppe, und ich sitze dort nicht nur, um Nudelsuppe zu essen, sondern um mich dort
aufzuhalten. Für die Thais ein stinknormaler Ort, für mich verzaubert, magisch, die Bühne für
ein Theaterstück, das jede Nacht aufgeführt wird, und ich bin, obwohl gleichzeitig Akteur, der
einzige Zuschauer, weil der Einzige, der es als solches sieht.
Geldscheine regnen
In der Gogo-Bar Sensation war ein Gast, der über die Tänzerinnen Geldscheine regnen ließ.
Alles 20 Baht-Scheine. Ich habe die Mamasan gefragt, wie viel Geld das insgesamt war.
20.000 Baht, sagte sie zerknirscht, als ärgere sie sich, dass niemand über sie was regnen ließ.
Ein Gast habe auch mal 200.000 regnen lassen, was nach derzeitigem Kurs rund 4500 €
wären. Es war wie beim Hühnerfüttern früher auf dem Land, wenn sie aufgeregt nach den
Körnern schnappten, um anderen zuvor zu kommen. Nur ein Mädchen blieb majestätisch
teilnahmslos und bückte sich nicht nach dem Geld. Sie war Nummer 60 (ich bin extra um den
Laufsteg herumgegangen, um die Nummer richtig zu sehen), meine Königin, die schönste
Gogo-Tänzerin, die ich bis jetzt gesehen habe. In den nächsten Tagen werde ich sie fragen, ob
sie mit mir geht.
Dom
25.11.12 – Wieder richtig verliebt in ein Bargirl, sie heißt Dom, nicht mehr ganz jung und
nicht klein und zierlich, ich musste schon etwas Kraft aufwenden, um sie auf meinen Schoß
zu heben. Sie hatte schöne Brüste, etwas größer als eine handvoll. Und ich meinte, in ihren
Augen manchmal einen Anflug von Traurigkeit oder Melancholie gesehen zu haben, schön
und ungewöhnlich für ein Bargirl.
Die kleine Kellnerin, die uns bediente, wollte uns begleiten, wollte Dom und mir beim
Bumsen zugucken, dafür müsste ich nichts zahlen, sagte sie. Na gut, wenn ihr das Spaß
macht, dachte ich, und ich durfte sie schon mal überall streicheln. Aber als ich im Hotel aus
der Dusche kam, lagen beide nackt auf dem Bett, die Kellnerin spreizte ihre Beine und sagte,
ich solle sie zuerst ficken, weil sie bald nach Hause müsse. Umsonst war das natürlich nicht.
Aber Dom ist super nett, ich habe sie gefragt, ob sie mich heiraten will, aber nur zum Spaß
und um ihr zu sagen, wie gern ich sie habe.
Glücklich machen
Vor den Massagebuden hocken die Mädels vorm Eingang, pudern ihre Nasen oder schauen in
ihre Smartphones. Ich stand in der Soi 13/2 vor einem Laden, dessen Reklame versprach, alle
Wünsche des Kunden zu erfüllen. Ich hatte freie Wahl; bin aber doch wieder mit der rauf
gegangen, die gerade dran war. Das ist immer die, die neben dem Eingang sitzt. Ich ärgerte
mich, sie war nicht hübsch, hatte Akne im Gesicht und guckte erst mal ziemlich mürrisch,
also ohne das übliche thailändische Lächeln.
Als ich auf dem Rücken lag, fing sie an, mein Zipfelchen zu massieren, ohne dass wir,
wie sonst üblich, einen Preis ausgemacht hätten. Sie will mich glücklich machen, flüsterte sie
mir ins Ohr, und das gelang ihr, sie machte das phantastisch. Ich musste nicht lange feilschen,
sie war gleich damit einverstanden, sich ganz auszuziehen. Es war etwas teurer als sonst, aber
es war die beste Massage bisher in Pattaya. Es hat sich mal wieder bestätigt: Mit den weniger
hübschen ist es viel besser als mit den schönen Ladys.
I’m shy
Die beste Disco in Pattaya entdeckt: Black Music, und sie zeigen die Videos dazu auf großen
Bildschirmen. Näu hatte mich hingeführt; es ist immer gut, den Mädels die Führung zu
überlassen, dann entdeckt man die besten Sachen. Sie heißt Play Party Club und liegt im 1.
OG gegenüber der Marine Disco.
Näu ist 22, sie musste dem Türsteher ihren Ausweis zeigen. Ansonsten war es mit ihr
wie erwartet: die jungen Dinger sind süß, albern rum, aber viel mehr als „I’m shy“ können sie
auf Englisch nicht sagen. In der Disco musste ich die meiste Zeit allein tanzen oder mir eine
andere dazu holen. Auf unserem Zug durch die Bars musste sie ständig zum Klo, alle
Viertelstunde. So wie Dom das macht, sich den anderen Gästen ein bisschen geil zu
präsentieren, indem sie mit hochgerutschtem Rock breitbeinig auf meinem Schoß saß, war mit
Näu nicht möglich. Im Hotel hat sie sich für eine halbe Stunde ins Bad eingeschlossen. Was
machen die da bloß die ganze Zeit? Immerhin durfte ich paar Fotos von ihr machen;
schärfere, wie ich sie gern gehabt hätte, wollte sie nicht: „I’m shy!“
Ich habe gelebt
Mit Am in einem Stundenhotel. Wir hören den Regen draußen, öffnen das Fenster, ein
Gewitter, es schüttet aus Kübeln. Ich schaue über das Dach und die Gassen mit dem
prasselnden Regen. Mir ist mal wieder so poetisch zumute, als befände ich mich in einem
Film. Sehe Am unten in der Gasse, wie er zurück läuft zu seiner Bar. Ich mochte nicht
glauben, dass er ein Mann ist. Er ist 27 und ein richtig netter Junge. Ich war wieder verliebt,
wir lagen nackt im Bett und haben geknutscht, während ich seinen Schwanz wichste. Er
wollte, dass ich ihn ficke, obwohl das nicht vereinbart war, ich müsste auch nichts drauf
zahlen, sagte er, nur ein Kondom von unten holen. Das habe ich gemacht, aber mein Schwanz
machte dann schlapp, nichts ging mehr … Ich schaute ihm nur noch zu, wie er sich einen
runterholte.
Es ist erstaunlich, eine neue Erfahrung: es muss keine Frau sein, um mich verliebt und
geil zu machen, der Mann muss nur so aussehen wie eine Frau. Man könnte sagen, oben muss
der Kopf einer Frau drauf sein, was unten dran ist, ist egal.
Ich gehe runter und warte vorm Eingang des Hotels bis der Regen aufhört. Ich bin sehr
glücklich. Nicht nur, weil ich so oft Sex habe, ich bin glücklich über alles, was ich hier sehe
und erlebe: der Gestank, der Müll, die Mädchen mit ihren tätowierten Affen, der Regen, die
Hitze … Alles ist wunderbar. Wenn ich einst alt und lahm bin und nichts mehr tun kann,
werde ich mich an diese Tage erinnern und wissen, ich habe gelebt.
Teure halbe Stunde
Kaum saß ich in der Gogo Baby Dolls auf der Bank vor einem Orangensaft, saßen zwei
nackte Mädels neben mir, und es wurden immer mehr. Eine hieß Apple, sie hatte ein
Zungenpiercing. Auch interessant, muss sie demnächst mal mitnehmen, dachte ich. Es wurde
für thailändische Verhältnisse eine teure halbe Stunde, umgerechnet 64 € für Titten massieren,
Finger reinstecken, knutschen, Mösen lecken bei – ich weiß nicht mehr, wie viele es waren
(zuhause wuchs Herpes aus den Mundwinkeln). Dazu eine nicht mehr zu ermittelnde Summe,
die ich in den Bars gelassen habe, in denen ich vorher war. Wenn das so weiter geht, trifft ein,
was Chuck Wilson in seinem Buch über die Farangs in Thailand schreibt: „In vielen Fällen
gibt ein Farang zu viel Geld aus für die Thai-Girls, ohne es zu merken. In diesem Fall können
wir von seinem finanziellen Ruin sprechen.“
Chuck Wilson sagt, im Isaan, wo die meisten Bargirls herkommen, gebe es erst seit
1988 Strom, fließendes Wasser seit 2000. Er erzählt die Anekdote, dass ein Bargirl, das im
Hotel ihres ersten Kunden mit einem Aufzug gefahren war, danach zu ihren Freundinnen
sagte: „Sein Zimmer bewegt sich.“
Working-Girl
26.11.12 – Auf der Suche nach der „richtigen“ einfach mal einen Mopedtaxifahrer gefragt.
Klar kennt er Frauen, er fährt mich zu einer Body to Body Massage, da fände ich die
schönsten, sagt er. Schade, dass man dort keine Fotos machen darf, es ist äußerst befremdend.
Ein riesiger Saal, der vielleicht einmal ein Theater war. Rechte Seite dunkel mit langer
Holztheke. Linke Seite auf ganzer Länge und etwas erhöht eine Bank, auf der die Mädchen
sitzen wie Hühner auf der Stange. Dazwischen ein Fischteich als Barriere. Alle Mädels
aufgedonnert bis zum Gehtnichtmehr, von Scheinwerfern schattenlos ausgeleuchtet wie für
ein Fotoshooting, und alle winken mir zu und wollen mich. An der Theke steht eine Traube
Inder, die sich offenbar über die Qualitäten der Mädchen beraten.
Ich werde begleitet von einer älteren Dame im dunklen Business-Dress, die mir die
Sache erklärt. Der Service sei bei allen gleich, die Sitzung dauere 1½ Stunde. Zuerst gebe es
eine Schaum-Massage auf einer Matratze, dann Blowjob und Bum Bum im Bett. Die mit den
weißen Nummern sollen 2500 kosten, mit roten 3000 und die mit den grünen 3500. Der
Unterschied bestehe in ihrer Schönheit. Ich möchte zu ihnen, um sie mir genauer anzusehen,
aber darf nicht. Werde das später mal ausprobieren.
Draußen wartet mein Mopedfahrer. Ich sage, ich möchte lieber mal eine für eine ganze
Woche oder länger. Er kennt eine, sie sei ein Working-Girl, kein Bargirl, sagt er. Ich erwarte
also eine in der Uniform einer Bank oder ähnliches. Er fährt mich zurück zum Hotel, ich soll
warten. Nach wenigen Minuten ist er zurück mit einer Lady auf dem Sozius.
Sie heißt Ploy, ist fast so groß wie ich und außerordentlich attraktiv, sieht aber nicht
nach einer Bankangestellten aus. Wir gehen rauf in mein Zimmer, um zu verhandeln. Sie sagt,
sie arbeite von 13 bis 1 Uhr nachts, dafür müsse ich ihr 4000 Baht (100 Euro) zahlen. Hinzu
kämen Unterhaltskosten. Nach und nach dämmert es mir: Was mein Mopedfahrer mit
Working-Girl meint, ist nach unserem Verständnis eine Hostess, eine für Geschäftsleute, zum
Vorzeigen auf Partys, die in teuren Restaurants essen, und wahrscheinlich muss ich ihr noch
Klamotten kaufen. Vielleicht hat sie den Preis auch so hoch angesetzt, weil sie mit mir nicht
möchte. Sie passt weder zu mir, noch in mein Home oft the dirt, wie ich mein Hotelzimmer
nenne. Neben ihr sehe ich aus wie ein Penner. Als sie weg ist, schaue ich mich im Spiegel an
und denke, ich könnte den ganzen Tag duschen und mich von oben bis unten eincremen, ich
könnte doch nie so clean wirken wie sie. Hätte mit ihr gar nicht ficken können, vor lauter
Angst, ihre perfekten Fingernägel zu beschädigen, für die ich dann wieder hätte zahlen
müssen. Andererseits: für ein oder zwei Tage hätte ich es mir leisten können. so als
Erfahrung. Aber: was hätte ich die ganze Zeit mit ihr machen sollen? Während ihrer
Arbeitszeit schlafe ich oder schreibe Tagebuch und gehe erst raus, wenn sie Feierabend hat.
Brüllen und Schnauben
27.11.12 – Heute habe ich eine Masseuse mitgenommen ins Hotel. Ich wusste nicht, dass die
das machen, bis ich in einer Massagebude mitbekam, dass eine von den Masseusen mit zwei
Typen rausging. Ich fragte meine Dame, die mir die Füße massierte, wo die hingehen. „Ins
Hotel“, sagte sie. Wow, dachte, für ein Gang Bang, das möchte ich auch mal machen.
Meine heißt Kiao und möchte kein Gang Bang, aber sie hat ein Moped. So fahren wir
gemeinsam ins Hotel, ich hinter ihr auf dem Sozius. Ich finde sie sooo süß mit ihrem Helm
und der bunten Sonnenbrille, ich liebe sie! Sie fährt riskanter als die Mopedtaxifahrer, aber
allein dafür möchte ich sie wieder sehen, damit ich noch mal mit ihr Moped fahren darf.
Sie ist Single und hat kein Kind. Ihre Eltern werden langsam ungeduldig, sagt sie, mit
29 sei es fast zu spät, noch einen Mann zu finden. Wie wär‘s mit mir? Sie hat gerade die
Tage, viel Sex gab‘s nicht, vielleicht demnächst mehr, sagt sie.
Sie nimmt mich mit zurück in die Stadt und setzt mich in der Soi Buakhao ab, da, wo
es zu meinem Hotel geht. An der Ecke ist eine Massagebude, und ich werde von einer
reizenden, kleinen Lady eingeladen, näher zu treten. Sie trägt einen engen, kurzen Rock, und
als sie auf der Matratze zu meinen Füßen niederkniet, um mit der Massage zu beginnen, hat
sie ihn bis über die Hüften hochgeschoben, weil meine Füße ja zwischen ihren Beinen Platz
benötigen. Weil das unbequem für sie sein muss, schlage ich vor, sie könne den Rock, oder
am besten gleich alles ausziehen. Nachdem wir uns über den Preis einig sind, befasst sie sich
nur noch mit dem Mittelteil meines Körpers.
Dabei hören wir von nebenan Brüllen und Schnauben wie von einem Stier. Bum Bum
machen die, flüstert meine Masseuse und schlägt vor, wir sollten das auch machen, ich
brauche auch nichts draufzahlen. Bum Bum ist ihr wahrscheinlich einfach weniger
anstrengend als Handarbeit.
Gutes Zeichen
Vielleicht habe ich doch noch eine Freundin gefunden, so wie ich mir das vorgestellt habe.
War in Kiaos Massagebude und habe sie für die Pause zum Essen eingeladen. Sie führte mich
in eine schöne, saubere Parkanlage mit Häusern, die Thai-Tempeln nachempfunden waren.
Die Kellnerinnen alle in traditioneller Kleidung. Also alles ein bisschen vornehmer, als dort,
wo ich sonst speise. Gefiel mir gut. Kiao ging nochmal zurück, um sich umzuziehen. Als sie
zurück war, hatte ich für mich schon bestellt, und was sie bestellte, verstand ich nicht.
Es kam eine heiße Platte mit einem riesigen Fisch drauf, von zwei Damen serviert und
am Tisch mit spezieller Sauce übergossen. Oha, dachte ich, das hätte ja auch für uns beide
gereicht, da hat sie möglicherweise das Teuerste von der Karte bestellt. Und das alles mal
eben in der Pause vom Job. Kein Gutes Zeichen. Ich wünschte guten Appetit, aber sie sagte,
der Fisch müsse doch das sein, was ich bestellt habe. Es stellte sich raus, unsere Kellnerin war
Anfängerin und hatte die Tische verwechselt. Kiao hatte bestellt, was ich sonst meist esse:
Gemüse mit Reis, eins der billigsten Gerichte. Ich sagte ihr, ich hätte sie sehr gern, und sie
lachte.
Sie sagte, sie habe bis jetzt nur einen Freund gehabt, einen Thailänder, da sei sie 24
gewesen, und sie seien nur einen Monat zusammen geblieben. Mit ihm habe sie das erste Mal
Sex gehabt. Da werde es aber höchste Zeit für einen zweiten, sagte ich. „Who? You?“ sagte
sie lachend. Ja, ich. „Maybe“, sagte sie. Wenn Asiaten „vielleicht“ sagen, heißt das „nein“, so
viel ich weiß. Aber egal, wir wollen heute Nacht mal auf die Rolle gehen. Und für morgen
will sie sich frei nehmen. Gutes Zeichen.
Rummelplatz
Kann nicht einschlafen, wenn ich aus der Disco komme, möchte auch nicht schlafen, keine
Sekunde verpassen. Möglicherweise erlebe ich gerade die beste Zeit meines Lebens. Es
passiert nichts Besonderes; was hier abgeht, kennt jeder, der schon mal auf einem
Rummelplatz war. Aber früher dachte ich, es müsse noch etwas Anderes geben, etwas
Ernstes, das richtige Leben sozusagen. Aber das gibt es nicht, das Leben ist überall ein
Rummelplatz, egal, was man tut und wo man hin geht. Früher muss es ein richtiges Leben
gegeben haben, dachten wir. Aber es sind nur Legenden, verklärte Erinnerungen alter Leute.
Hier und jetzt bin ich mitten drin im Zentrum des einen richtigen Lebens, und da draußen, da
wo sie ernsthaft und wichtig tun, findet das Schauspiel statt. Die Frage ist nur, ob ich es
genießen kann. Ja, ich genieße es, wie ich das Leben noch nie zuvor genossen habe.
Glücklichste Mensch auf dem Planeten
28.11.12 – Mit meiner neuen Freundin Manee ins Lucifer gegangen und dort gegen 3 Uhr ihre
Freundin Jan getroffen. Jan verhandelte gerade mit einem Australier. Da sie sich nicht einig
wurden, blieb sie bei uns.
Jan brachte uns auf ihrem Moped ins Hotel. Ich saß zwischen den beiden. Da ich Jan
ein Paar billige Schuhe bezahlt hatte, durfte ich sie während der Fahrt befummeln, und Manee
saß hinter mir, Rock bis zur Hüfte hochgerutscht, ohne Slip darunter. Sah bestimmt schön aus,
wie wir so durch die dunkle Stadt huschten, und als wir ein Songthaeo überholten, wurden wir
entsprechend bejubelt. So wenig braucht es, mich zum glücklichsten Menschen auf dem
Planeten zu machen: nur zwischen zwei Mädchen auf einem Moped sitzen.
Geistesabwesend
Nachmittags kam Kiao wieder zum Massieren ins Hotel, Mens war vorbei. „Na, dann können
wir ja ficken“, sagte ich. Ja, sie war einverstanden. Ich zählte auf, was ich mit ihr machen
wollte. Dann feilschten wir ein bisschen um den Preis, wurden uns aber schnell einig, ich
würde ihr fast alles geben. Holte sie aus den Klamotten, und sie war so hübsch, wie ich sie
mir vorgestellt hatte. Bei dem Wunsch „Blow Job“ hatte sie genickt, nun stellte sich raus, sie
wusste gar nicht, was damit gemeint ist. Ich zeigte es ihr. Alles war super, bis mein Schwanz
schlapp machte. Passiert ja in letzter Zeit öfter mal, aber mit ihr hatte ich es nicht erwartet.
Rien ne va plus. Sie versprach, es später noch mal mit mir zu versuchen.
Um Mitternacht Kiao von ihrer Massagebude abgeholt und zusammen in die GogoBar Sugar Baby gegangen. Kiao war das erste Mal in einer Gogo. In der Ecke lehnte eine
kleine Tänzerin nackt und breitbeinig an der Schulter eines Farang. Er befummelte ihre Möse,
während sie auf ihr Handy schaute, und er glotzte ernst und geistesabwesend in den Raum, als
denke er an seine Steuererklärung. Vielleicht konnte er es nicht fassen, was ihm da gerade
passierte. Ein Mädchen, fast noch ein Kind, lässt sich von ihm befummeln! Da sie uns
zugewandt saßen, hatte ich auch was davon.
Genau umgekehrt
Habe Besuch aus der Schweiz, mein diesjähriger Reisepartner und sein Freund hatten in
Bangkok ein Seminar besucht und wollen sich nun Pattaya ansehen. Bin mit ihnen die BeachRoad runtergegangen und dann in meine liebste Gogo-Bar, der „Baby Dolls“. Hat den beiden
wohl nicht so gut gefallen. Mit 30 hätte es mir auch nicht gefallen, ich hätte alles mit
Verachtung wahrgenommen und mich dafür geschämt, mich hier aufzuhalten. Allerdings
hätte ich beim Anblick der nackten Gogo-Girls einen Dauerständer bekommen. Das ist heute
genau umgekehrt, ich genieße es, hier zu sein, kriege aber nur noch selten einen hoch.
Zwei Handwerker
28.11.12 – Freund Marc zufällig auf der Walkingstreet getroffen und mit ihm ins Baby Dolls
gegangen. Er bekam als erster Besuch von einer Tänzerin, die aber offenbar nicht aufregend
genug war, seinen Redefluss zu bremsen. Als eine kleine, moppelige auf mich zukam,
dirigierte ich sie gleich auf meinen Schoß und schob ihr meine rechte Hand zwischen ihre
Beine.
Sie gab mir einen langen Zungenkuss, noch bevor ich dazu kam, ein Getränk für sie zu
bestellen. Marcs zweite, die er sich selbst ausgesucht hatte, machte einen lustlosen Eindruck,
also nahmen wir nur meine mit. Sie hieß Ya und wollte ins Mandarin, um dort eine
Verwandte zu besuchen. Als wir Getränke hatten, stieg Ya auf den Laufsteg und tanzte mit
den anderen. Ich deutete ihr an, sie solle ihre Bluse ausziehen, machte sie auch und warf sie
mir zu. So ging das weiter, bis sie völlig entblößt einen Spagat machte und den anderen damit
die Show stahl. So einen Striptease hatte ich in Pattaya noch nicht gesehen, die Mädels sind ja
meist schon nackt, wenn sie auf die Bühne kommen.
Yas Verwandte hieß Bee, war auch Tänzerin und setzte sich zu uns. Es war
inzwischen 3 Uhr, und die Bar machte dicht. Ya fragte mich, ob wir Bee mitnehmen könnten,
sie habe heute keinen Kunden gehabt. Klar, wollte ich sie beide, und nahm sie mit zum
Nudelessen. Marc war müde und fuhr ins Hotel.
Meine beiden Süßen schnatterten und lachten. Das Essen mit ihnen da draußen, dann
der Gang zum Klo durch dunkle, stinkende Markthallen, das war so ein Erlebnis, das ich nie
vergessen werde. Die ganze Szene drumherum, die Mädchen und Ladyboys, die aus den Bars
kamen, dort einen Imbiss nahmen, die Gerüche, Geräusche – alles unbeschreiblich …
Dagegen kommt mir das, was ich auf sechs Reisen durch Zentralasien erlebt habe, blass und
blutarm vor. Sex für Geld kriegt man überall, aber was hier abgeht, gibt es nur in Pattaya. Es
ist ein bizarrer Film, und ich bin der Hauptdarsteller.
Dann auf zwei Mopeds ins Hotel gefahren. Im Bett gaben sie sich große Mühe,
meinen kleinen Mann aufzuwecken, aber er streikte diesmal komplett, und noch auf die
Wirkung einer Pille zu warten, dafür war es mir zu spät. War trotzdem schön, die beiden zu
streicheln, mit ihnen zu knutschen, ihnen einen Finger reinzustecken, sie anzuschauen … Ein
paarmal kam mir der Eindruck, sie waren an mir zugange wie zwei Handwerker, die wert
drauf legen, einen guten Job zu machen …
Fußsohlen gedrückt
Mit Kiao bin ich inzwischen richtig vertraut, sie kommt seit einer Woche jeden Tag zu mir ins
Hotel zur Massage. Die halbe Zeit erzählen wir uns was und wälzen uns lachend im Bett
herum. Letzte Nacht habe ich eine Levitra genommen, deren Wirkung angeblich nur vier
Stunden anhält. Aber es reichte, um mit meiner süßen Kiao heute 14 Uhr noch zu vögeln. Der
erste Versuch war ja kläglich gescheitert. Sie mag mich, wie alle anderen auch, nur des
Geldes wegen. Aber mir ist egal, warum sie mich mögen, Hauptsache, sie mögen mich, und
ich bin glücklich.
Sie sagte, die meisten ihrer männlichen Massage-Kunden kämen schon nach wenigen
Sekunden, wenn sie deren Schwanz wichst. Auf jeden Fall hätten alle schon bei der normalen
Massage einen Ständer. Einmal habe der Mann schon abgespritzt, als sie noch an seinen
Füßen zugange war, ohne seinen Schwanz zu berühren. Also ein paar Mal mit den Daumen
die Fußsohlen gedrückt, und schon spritzte es aus ihm raus. Das sind bestimmt Moslems, die
nicht onanieren dürfen.
Protzen mit ihrem Geld
Buch gekauft, Titel: Abgezockt, geschrieben von einem Deutschen, der in Pattaya lebte. Wie
der Titel vermuten lässt, viel Blödsinn drin. Immerhin ein paar authentisch wirkende Zitate
von Bargirls aus Briefen und Internetforen, zum Beispiel:
Meistens ist meine Arbeit recht lustig, besonders wenn viele Japaner da sind. Japaner
zahlen immer, was ich verlange und brauchen nicht lange. Da bekomme ich problemlos für
Shorttime 3000 Baht. In der Regel gibt es für Shorttime aber nur 500 bis 1500 Baht. Die
Japaner sind mir am liebsten. Wenn das Geschäft nicht gut läuft, muss ich auch mal mit
Arabern gehen. Die riechen streng und sind oft brutal. Ich zähle die Sekunden bis es vorbei
ist. Mit Deutschen und anderen Europäern ist es ganz anders. Die rasten schnell aus,
protzen mit ihrem Geld und sind sehr dumm.
Wie recht sie hat, konnte ich gleich danach im Songthaeo erleben. Ein bayrischer
Kotzbrocken, der sich selbst offenbar überaus lustig fand. Typisches Merkmal solcher Leute:
sie reden nicht, sie schreien. Er laberte mich an, habe aber an ihm vorbei gesehen, als hätte ich
nicht gemerkt, dass es mich meinte. Ich sah aus den Augenwinkeln, wie er mich lange
nachdenklich anstarrte, und ich rechnete mit irgendeiner Gehässigkeit wie: Redest wohl nicht
mit jedem, oder so, aber er sagte nichts.
Aufregende Lady
Gegen 4 Uhr im Songthaeo auf dem Weg ins Hotel eine aufregende Lady kennen gelernt. Sie
saß neben mir und bot mir eine tiefe Einsicht ins Innere ihrer Bluse (ohne BH), was mir ganz
außerordentlich gut gefiel. Schon als sie einstieg dachte ich mir, wir werden uns kennen
lernen, irgendwie spürt man das.
Es war schon klar, dass sie ein Ladyboy ist. Nur Ladyboys laufen ohne BH draußen
rum. Aber sie habe eine Muschi, sie habe sich operieren lassen, sagte sie. Das fände ich ja
sehr interessant, sagte ich, ob ich mir das mal ansehen dürfe. Kein Problem, ich solle ihr ein
braunes Portrait des Bhumibol Adulyadej geben, dann ginge sie mit mir ins Hotel, und ich
dürfe Portraits von ihr machen.
Sie sieht unten herum wirklich echt aus. Hätte ich es nicht gewusst, ich hätte gedacht, es ist
eine echte Möse. 120.000 Baht (3000 €) habe das gekostet, und das Kunstwerk sei sehr
pflegebedürftig. Ein Mann könne sie ficken wie eine Frau, und für sie fühle sich das gut an.
Ich habe aber nicht gefragt, ob ich einen Finger da reinzustecken darf. Warum? Weiß nicht,
war mir wohl unheimlich. Die Männer, die da drauf stehen, sagte sie, kommen bei ihr in
wenigen Minuten. Und sie verdiene in einer Nacht manchmal 4000 Baht. Ihre Titten seien das
Ergebnis von Hormonen. Die habe ich dann sehr gerne angefasst, und sie fühlten sich
tatsächlich nicht nach Silikon an. Wenn sie die Nippel einquetschte, kam sogar etwas heraus,
das aussah wie Milch. Sie war super nett und freundlich, werde sie demnächst mal in ihrer
Bar besuchen.
Nach Pattaya gibt es nichts mehr, es ist gleichsam ein Sammelbecken für den Abschaum,
eine Kloake, in dem die unterschiedlichsten Rückstände der westlichen Neurose
angeschwemmt werden. Das ist Sodom und Gomorra in einem. Sogar noch besser, denn da
gibt es auch Lesbierinnen.
Michel Houellebecq, Plattform
Stimmt, und darum liebe ich es, wer in Pattaya war, hat alles gesehen, danach kommt nichts
mehr.
Lustige Erlebnisse
Auch wenn ich hier Sex mit jungen Frauen haben kann, habe ich mir aus Langeweile doch
mal einen Porno angesehen. Pornografie ist in Thailand verboten, die meisten Internetseiten
sind gesperrt, aber anscheinend kommen sie mit der Sperrung nicht nach, viele Filme kann
man trotzdem sehen. Als es mir kam, hörte ich gleichzeitig draußen einen Knall und das Licht
ging aus, Stromausfall. Da das schon mal passiert war, habe ich vorsorglich den Akku ins
Notebook eingelegt, der Film lief also weiter, und der Bildschirm war plötzlich die einzige
Lichtquelle. Das Lustige daran war, dass es so wirkte, als hätte ich den Stromausfall durch die
Ejakulation verursacht, obwohl gleichzeitig klar war, was wirklich passiert war. Es war nicht
nur lustig, sondern auch irgendwie befremdend oder unheimlich, weil es genau gleichzeitig
passierte. Es war eine Vermischung von Gefühlen, wie ich sie nicht kenne.
Und mal wieder etwas Neues erlebt: Ich bin bestohlen worden! Ein Mädel, dass neben
mir im Songthaeo saß, hat offenbar 100 bis 300 Baht aus meiner Hosentasche gefischt.
Erstaunlich ist, dass es ihr gelang, nur die größeren Scheine zu angeln, den kleinsten, ein 50
Baht-Schein, hat sie drin gelassen. Ich musste lange nachdenken, bis ich einigermaßen sicher
war, wie viel da vorher drin war. Verlust ist gering, 2,50 – 7,50 €, insofern unter „lustige
Erlebnisse“ ablegbar.
Gift
Sehen nett aus, diese Cocktailbars in alten VW-Bussen, von denen es mehrere gibt in Pattaya,
aber ich hab mich da noch nie hingesetzt, weil ich mir schon dachte, Cocktails können die
nicht. Aber meine neue Freundin Som wollte …
Das Ergebnis übertraf meine schlimmsten Befürchtungen. Das ist Gift, was die einem
da vorsetzen. Ich hab den Kellner gefragt, was in der grünen Flüssigkeit drin ist. Er tat, als
verstehe er mich nicht. Als Som es übersetzte, zeigte er auf die Karte, aber da stand nur ein
Phantasiename drin und nichts über die Bestandteile. Ich ließ nicht locker. Er sagte
schulterzuckend: „Cocktail“ und rauschte davon.
Beide Getränke schmeckten gleich künstlich. Ich vermute, sie mixen einfach Wasser,
Eis und ein Pinnchen Alk zusammen. Damit nicht alle gleich aussehen, kommt in jeden ein
anderer Farbstoff. Som hat ihren Eimer ausgetrunken, ich hab an meinem grünen nur genippt,
sonst hätte ich mich danach übergeben müssen.
You are Buddha
29.11.12 – Am Abend mein täglicher Gang die Beach Road runter, um mir die Mädchen
anzuschauen. Wenn es dunkel wird, kommen die Ratten raus. Sie huschen im Rücken der
Mädchen herum und fressen, was die übrig gelassen haben, als wären es deren Haustiere. Drei
oder vier liegen nebeneinander wie an einer Tränke über eine Plastikschale gebeugt. Sie
streiten sich nicht darum, wer zuerst dran ist, wie andere Tiere, sie teilen sich das Futter.
Sehe eine alte, runzlige Wahrsagerin auf dem Boden kauern und setze mich zu ihr. Ich
mische Karten und versuche mit ihr zu reden, aber ihr Englisch verstehe ich nicht, wenn es
denn Englisch ist. Ein Mädel setzt sich zu uns, die sich auch wahrsagen lassen will. Sie heißt
Lee. Ich sage, sie soll übersetzen, dafür bezahle ich ihre Sitzung, sie kostet 100 Bath = 2,36 €.
Die Wahrsagerin sagt, wenn ich 66 oder 67 bin, werde ich reich sein, ein großes Haus
und eine junge hübsche Frau haben. Da gebe es noch eine ältere, aber ich soll die junge
nehmen. Diese Entscheidung werde mir vermutlich nicht schwer fallen, sage ich. Ich hätte ein
Baby, sagt sie weiter. Nein, unmöglich. Doch, ich hätte eins, ich wisse nur nichts davon. Naja,
meinetwegen. Und ich hätte mir Geld geliehen. Das stimmt allerdings, erstaunlich, dass sie
das in den Karten sehen kann. Aber ein Baby hab ich trotzdem nicht. Hauptsache, ich bin in
vier Jahren reich.
„You are Buddha“, übersetzt Lee und wiederholt es mehrmals. Ich wundere mich,
warum die beiden sich nun nicht vor mir verneigen und mich anbeten, wenn ich Buddha bin.
Vor den Statuen machen sie es jedenfalls. Aber ich glaube, ich weiß, was sie meint: es geht
um die Haltung zum Leben, und damit hat sie Recht.
Überlistet
15.11.16 – Nun bin ich 67 und bald 68 und immer noch nicht reich, und die Entscheidung
zwischen einer jungen und einer älteren Frau blieb mir auch erspart – leider. Vielleicht bin ich
reich an Erfahrung geworden, denn mir scheint, als hätte ich in Pattaya eine Erfahrung
gemacht, die noch nie vor mir jemand gemacht hat. Keiner hat mir davon erzählt, und ich
habe von keinem darüber gelesen. Wenn ich es einem erkläre, versteht der nicht oder glaubt
es nicht. Jetzt ist mir ein Vergleich eingefallen, mit dem ich mich vielleicht verständlich
machen kann: Es gibt Pilgerorte, wo man dem Heiligen Geld opfert. Das Geld ist aber nicht
echt, weil die Gläubigen denken, der Heilige merkt das nicht. Er wird also überlistet. Etwas
Ähnliches passiert mit mir in Thailand. Ich überliste mein Gefühl. Das geht so:
Ich verliebe mich in ein Bargirl und sage es ihr: „I love you“. Sie lächelt mich an und
sagt, sie liebe mich auch. Mit dem Verstand weiß ich, dass sie lügt, dass sie nur glücklich ist
über das Geld, das sie mit mir verdienen wird. Aber mein Gefühl merkt das nicht, so wie der
Heilige nicht merkt, dass er Falschgeld bekommt. Oder besser gesagt: ich lasse zu, dass mein
Gefühl es nicht merkt. Auf diese Weise bin ich genau so glücklich wie früher, wenn ich eine
„echte“ Freundin gefunden hatte.
Das selbe kann einem auch hier passieren. Schließlich kann niemand sicher sein, ob
die Gefühle eines anderen echt sind. Der Heiratsschwindler täuscht Gefühle vor, und die Frau,
die den Mann will, weil er reich ist, macht das auch. Der Unterschied besteht darin, dass das
Bargirl und ich um den Betrug wissen. Es kann also kein böses Erwachen geben. In Pattaya
gibt es immer ein Happy End. Und das weiß ich von Anfang an.
Wenn ich in Pattaya eine Gogo-Bar besuche, und ein Mädchen oder mehrere erkennen
mich, weil sie mich schon mal als Kunden hatten, dann begrüßen sie mich so
überschwänglich, wie es keine Freundin je tun wird. Und ihre Freude ist nicht gespielt, sie
machen mir nichts vor. Sie freuen sich tatsächlich, mich zu sehen, weil sie wissen, ich bin ein
angenehmer Kunde, der ihnen was ausgibt.
Die Leute, die über die Beziehung zu Thaigirls Bücher oder Artikel geschrieben haben,
raten davon ab, sich in ein Bargirl zu verlieben. Hier handelt es sich um das übliche
Missverständnis: Wenn sie an Liebe denken, denken sie daran, geliebt zu werden. Ich kann
natürlich nicht die Liebe eines Bargirls kaufen, aber darum geht es nicht. Mir ist ganz egal,
was sie fühlt, ICH will glücklich sein, dafür gebe ich Geld aus, ich erkaufe mir
Glücksgefühle. Und dass meine Gefühle echt sind, weiß ich selbst am besten.

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