Ausführliche Leseprobe als PDF-Datei zum

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Ausführliche Leseprobe als PDF-Datei zum
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Liebesnächte und ihre FFolgen
olgen
Karin und Volker trennten an diesem Abend auf Fuerteventura räumlich
etwa fünf Kilometer. Hinzu kam aber die Trennung Karins von Volker vor
einigen Wochen.
Und der heutige Abend würde beide noch weiter voneinander entfernen.
Aber kein Mensch konnte vorhersehen, was so eine Liebesnacht bewirkte.
War das wie ein Befreiungsschlag in ein neues Leben? Würden sich beide
dafür schämen, dass sie sich mit einem anderen Menschen als dem Ehemann/der Ehefrau - auch, wenn sie getrennt waren - einlassen würden?
Würden sich beide den neuen, vorübergehenden Partner bedingungslos
hingeben können? Sex ohne echte Liebe? Beide, Karin und Volker, kannten
so etwas bislang nicht, aber jetzt waren sie kurz vor ihrem ersten Fremdgehen.
Ihre Körper waren bereit, aber waren es ihre Seelen auch?
Gaby und Volker unterhielten sich angeregt über alles Mögliche. Gaby sparte
dabei den privaten Bereich von Volker bewusst aus. Sah sie doch, dass Volker
rundherum zufrieden war. Klar, er hat sich in den letzten Tagen etwas zurückgehalten mit Küssen, Umarmungen oder gar zärtlichen Berührungen.
Sie schrieb das der erst vor Kurzem erfolgten Trennung von seiner Ehefrau
zu. Das hatte ihn aus der Bahn geworfen. Aber hier hatte er wieder zurückgefunden zum Leben – und Gaby hatte da sicherlich auch einen großen
Anteil dran.
Sie schaute Volker zwischendurch immer mal wieder tief in die Augen
und sah seine glänzenden Augen, die Wärme und Ruhe ausstrahlten – genau
das gefiel ihr an ihm, neben seinem Humor. Er konnte erzählen und erzählen, sie hörte ihm immer gerne zu.
Als beide ihre ersten Getränke ausgetrunken hatten, wollte Volker sofort
Nachschub holen.
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»Na, trinkst du noch ein Aqua Minerale. Ich könnte noch eine Mischung
gebrauchen?«
»Ja und nein.«
»Was heißt denn das?«
»Also, ich würde gerne noch ein Wasser trinken, wenn du mir noch eins
holen würdest. Aber trinken möchte ich das erst später auf meinem Zimmer. Volker, ich würde jetzt gerne mit dir auf mein Zimmer gehen. Du
weißt, dass ich dich sehr mag und ich möchte mit dir eins sein.«
»Und du meinst, du hast dir den Richtigen ausgesucht?«
»Ja, auf jeden Fall. Wenn du mich auch möchtest?«
»Gaby, du gefällst mir sehr und mein Blutdruck steigt in deiner Nähe so
stark an, dass ich zwei Betablocker am Tag nehmen muss.«
»Du bist und bleibst ein Charmeur. Ich möchte ganz für dich da sein. Ich
möchte dich, nur dich, in meinen Armen halten, mich von dir verwöhnen
lassen, dich in mir spüren. Verdammt, warum machst du es mir nur so
schwer. Ich will dich jetzt und hier.«
»Wie, hier in der Bar? Was werden die Leute denn dazu sagen?«
»Mensch, du Idiot. Natürlich nicht hier in der Bar, aber hier im Hotel,
auf meinem Zimmer.«
»Gut, ich komme mit und ich hoffe, deine Erwartungen erfüllen zu können. Aber wenn ich dich so ansehe, mir bleibt ja jetzt schon die Luft weg.«
»Dann hoffe ich nur, dass du nachher noch genug Luft hast, für mich.«
Sie standen auf und gingen zum Fahrstuhl.
Gabys Zimmer lag im 3. Stock. Die letzten Meter bis zur Zimmertür
waren für Volker die längsten Meter seines Lebens. Er kam sich vor wie ein
Freier auf dem Weg zur Prostituierten. Aber das sagte er Gaby natürlich
nicht.
Für Gaby waren es die vielleicht wichtigsten Meter ihres Lebens, zumindest dachte sie das jetzt im Moment. Ihr Körper bebte schon jetzt leicht,
aber für Außenstehende war das nicht zu erkennen.
Kaum hatte Gaby die Zimmertür hinter sich geschlossen und sicherheitshalber noch schnell das Schloss herumgedreht, hingen sie wie Kletten
aneinander. Ihre Münder klebten aneinander, Gabys Zunge wedelte wie
verrückt in Volkers Mund und suchte den direkten Kampf mit seiner Zunge. Sie fielen, eng umschlugen und sich immer noch wild küssend, auf das
Hotelbett. Beide versuchten sich nebenbei ihrer Kleidung zu entledigen,
was gar nicht so einfach war. Volker hatte endlich Gaby ausgezogen, bis auf
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ihren Slip. Damit wollte er sich noch etwas Zeit lassen und das letzte Geheimnis von Gaby wollte er als Höhepunkt lüften.
Gaby benötigte noch Volkers Hilfe, um die Hose loszuwerden, und sie
schaffte es mit vielen Verrenkungen und einigen Unterbrechungen endlich,
dass auch sein Hemd auf dem Boden landete. Sie war so in Fahrt, dass sie
ihm den Slip sofort auszog.
Und endlich, endlich hatte sie es geschafft. Wie ein kleiner Mast stand
sein Glied empor. Aufgeheizt von ihren heißen Küssen, konnte es Volker
nicht leugnen - Gaby hatte ihn nach vielen Wochen endlich wieder spüren
lassen, dass er ein Mann war. Ein Mann, nun bereit, diese Frau um den
Verstand zu bringen. Und er hoffte, sie verstand es auch, einen Mann alles
um sich herum vergessen zu lassen.
Volker übernahm die Regie. Er löste seinen Mund langsam von ihrem
und begann, ihre Ohren und ihren Hals mit leichten Küssen zu bedecken.
Seine Hände gingen auf unterschiedliche Reisen. Während die eine Hand
begann, ihre Brüste zu bearbeiten, machte sich die andere Hand auf den
Weg zu ihrem Unterleib. Und so dauerte es nicht lange, bis Volker seine
Hand in ihren Slip schob. Er spürte die Behaarung und den Venushügel,
der sich ihm entgegenstellte – mit kleinen, aber heftigen Bewegungen.
Gaby konnte es kaum erwarten, dass Volkers Hand ihr eigentliches Ziel
endlich erreichte. Seine weichen Küsse auf ihrem Bauch machten sie langsam wahnsinnig.
Ja, und dann war es endlich so weit. Volkers Hand berührte endlich ihren
warmen, nassen Schoß. Seine Finger streichelten ihre Schamlippen sanft,
auf der Suche nach dem Eingang zum Vulkan. Zu ihrer Überraschung nahm
er plötzlich ihr Intimstes in eine Hand und hielt kurz inne. Sein Mund
suchte ihren Mund - und sein Kuss war ein kleiner Abschied in die Tiefe
des Vulkans.
Er zog ihr den Slip aus. Denn während seine Finger sich nun auf die Reise
in das Innere ihres Vulkans machten, saugten sich seine Lippen bereits an
ihren Oberschenkeln fest. Gaby vergaß die Zeit. Sie stöhnte vor Erregung
und fühlte sich einfach wunderbar.
Ihre Hand hatte sein Glied fest umklammert und bewegte sich langsam
auf und ab.
Dann hatte er sein Ziel direkt vor seinen Augen.
Seine Erregung stieg und stieg. Er wollte Gaby zum Abschluss dieses gemeinsamen Liebesweges einen Kuss auf ihren kleinen Vulkan geben und
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die ausströmende Liebeslava mit seiner Zunge aufsaugen und Gaby dabei
zum Orgasmus bringen, zum ersten, heute Abend – und der zweite würde
dann gleich folgen.
Er wollte. Ja, er wollte es zum Abschluss bringen.
Aber es kam nicht mehr dazu. Volkers Gehirn spielte plötzlich verrückt.
Karin! Karin! Karin!
Er war wie gelähmt, sein Kopf schnellte hoch und er blickte in Gabys weit
aufgerissene Augen. Sie verstand es natürlich nicht. Warum hörte er gerade
jetzt auf, warum nur?
Volker setzte sich auf, gab ihr einen Kuss auf den Mund.
Sein Herz raste immer noch, in seinem Kopf ging es hin und her. Ähnlich
erging es auch Gaby. So kurz vor dem lang ersehnten Ziel war hier und jetzt
wohl Schluss – Schluss für immer?
»Es tut mir leid, Gaby! Ich weiß auch nicht, was mit mir los ist. Ich habe
es auch gewollt, mich nach einem intensiven Zusammensein mit dir gesehnt.«
Natürlich ahnte er, was los war. Er konnte es einfach nicht tun. Er konnte
nicht mit einer anderen Frau schlafen - zumindest jetzt noch nicht.
»Ist schon gut. Ich hätte heute gerne mit dir geschlafen. Ich habe das
schon so lange herbeigesehnt. Aber wir lassen uns noch etwas Zeit, okay?«
Sie ahnte es, genau jetzt und hier. Sie hatte ihn verloren.
Er zog sich lautlos an, nahm sie noch einmal in den Arm und verließ ihr
Zimmer.
Er schlief unruhig ein. Ein Bild hatte sich in seinem Gehirn festgebrannt:
das Bild seiner Frau, das Bild von Karin.
Karin und Manfred unterhielten sich prächtig. Das war genau der richtige
Abschluss eines schönen Tages. Karin hatte es Freude gemacht, Manfred
den anderen Teil der Insel zu zeigen, einen sehr schönen Teil von
Fuerteventura.
Und während sie sich so angeregt unterhielten, drehten sich ihre Gedanken doch eigentlich nur um die eine Frage: Werden wir heute zusammen
schlafen?
Manfred sah Karin lange und ausgiebig an. Mann, sie ist schon eine sehr
schöne Frau. Sie macht mich verrückt, besonders heute.
»Weißt du eigentlich, wie schön du bist?«
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»Danke, du Charmeur! Eine Frau ist umso schöner je glücklicher sie ist,
davon hast du doch bestimmt schon mal gehört, oder?«
»Ja, habe ich. Das heißt also, du bist glücklich, hier und heute auf
Fuerteventura.«
»Und warum bist du glücklich - wegen des tollen Wetters oder wegen
unseres Ausfluges?«
»Wegen beidem und deinetwegen. Du tust mir gut in dieser schwierigen
Zeit für mich. So kurz nach der Trennung von meinem Mann, ist das ein
schönes Gefühl.«
»Und könntest du dir vorstellen - ich trau mich gar nicht, zu fragen –
dich schon wieder auf einen Mann einzulassen, sei es auch nur hier im
Urlaub?«
»Ja, ich glaube schon. Aber, sorry, ich habe so etwas noch nie gemacht.«
»Ehrlich? Ich werde sehr behutsam sein, das verspreche ich dir.«
Manfred beugte sich zu Karin hinüber und küsste sich sanft auf den Mund.
Er fand, es war auch ohne wilde Zungenspiele eine schöne Art des Küssens
– und das fand Karin auch.
»Wollen wir, wenn wir ausgetrunken haben, auf mein Zimmer gehen?«
Manfred hatte lange genau auf diese Frage gewartet.
»Ja, gerne. Dann kannst du gleich weiterschlafen und musst nicht in dein
Zimmer huschen!«
»Ich wäre aber vielleicht auch gerne die ganze Nacht an deiner Seite.«
»Das heißt, ich soll auch bei dir bleiben, bis zum Morgen?«
»Das musst du selber entscheiden, aber so morgens zusammen aufzuwachen mit einem Menschen, den man sehr mag, das finde ich auch toll.«
Mittlerweile hatten sie ihre Getränke ausgetrunken und standen auf. Sie
gingen nebeneinander zum Lift und fuhren auf die Etage, wo sich Karins
Zimmer befand.
Karin öffnete die Tür und ließ Manfred eintreten.
Im Zimmer duftete es wie in einem Zimmer einer Frau. Dieser Duft brachte Manfred leicht durcheinander, und das musste er auch sein, jetzt für sein
kleines Abenteuer mit dieser tollen Frau.
Manfred zog Karin fest an sich und küsste sie sehr intensiv auf den Mund.
Ihre Zungen spielten das Spiel der Sehnsucht und beide versanken im Liebesrausch.
Noch im Stehen hatte sich Karin ihrer Kleidung entledigt, behielt nur
ihren Slip an. Auch Manfred versuchte, sich freizumachen. Doch seine starke
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Erektion sorgte schon jetzt für ein Hindernis der besonderen Art. Letztlich
gelang das dann nur mit Karins Hilfe.
Sie landeten eng umschlungen auf dem Bett und Karin ergriff sofort die
Initiative. Manfred lag auf dem Rücken und Karin küsste sich immer weiter abwärts, erst seinen Hals, dann seine Brustwarzen. Manfred kam langsam ins Schwitzen, wusste er doch zu gut, was Karin vorhatte.
Er und sein bester Freund waren bereit, das hatte Karin immer fest im
Blick, aber das war von Karin nur als kleine Einstimmung gedacht. Sie
wollte sein Glied tief in sich spüren, sie wollte dann alles um sich herum
vergessen.
Sie nahm sein Glied fest in eine Hand und begann, ihre Hand leicht zu
bewegen. Zusätzlich küsste sie alles um sein Glied herum. Manfred fing an
zu stöhnen.
Karin saß auf Manfred und beugte sich tief vor, versank in seinem Schoß.
Ihre Sinne schwanden, zumal sie auch ihre Erregung spürte.
Er zog Karins Unterleib zu sich hin und versuchte, in Karins Schoß einzudringen, allerdings zunächst nur mit dem Mund.
Gerade als Karin sich intensiver mit Manfreds Frauen mordendem Teil
befassen wollte, spürte sie Manfreds Mund an ihrer Scheide. Seine Zunge
suchte verzweifelt, den Eingang zum Himmelsreich der weiblichen Sinne
zu finden.
Karin sprang von Manfreds nacktem Körper auf.
Noch nie hatte ein anderer Mann als Volker, ihr Noch-Ehemann, in ihr
Heiligstes eindringen dürfen. Ihre Sinne und ihr Verstand wollten etwas
anderes als ihr Körper. Zumindest gerade jetzt zur Sekunde.
Sie war überrascht, und natürlich auch enttäuscht, enttäuscht über sich.
Karin sah hinüber zu Manfred. Er hatte sich im Bett aufgerichtet und blickte
sie fassungslos an.
Bislang war alles fantastisch gelaufen, als kannten sie sich schon länger, als
wären sie schon öfter zu eng zusammen gewesen.
Aber jetzt war die Stimmung hin, und Manfred wusste nicht, warum.
Was war passiert?
»Tut mir leid. Ich weiß nicht, was da eben bei mir abgegangen ist. Alles
lief so schön. Aber als mich dein Mund da unten berührte, ich weiß auch
nicht, warum ich da so aufgeschreckt bin.«
»Schon gut. Vielleicht klappt es ja ein anderes Mal. Wir sind ja noch ein
paar Tage hier.«
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Er glaubte eigentlich nicht daran, aber er war immer ein Optimist gewesen, zumindest was sein Umgang mit Frauen anging.
Karin schien zu ahnen, was mit ihr passiert war.
Sie war noch nicht bereit, einem anderen Mann alles zu geben, was eine
Frau nur geben kann.
Das hatte sie nicht erwartet. Die Signale ihres Körpers hatten ihr etwas
vorgespielt.
Manfred zog sich wieder an. Er nahm Karin noch einmal kurz in den
Arm und verschwand in sein Zimmer. Er schlief ohne größere Probleme
ein, dieser Vorfall war für ihn ohne weitere Bedeutung, warf ihn nicht um.
Karin dagegen versuchte, das Ganze zu analysieren. Es war ihr irgendwie
peinlich, so zu versagen - das kannte sie sonst nur von einem Mann, und
der hieß Volker.
Das Einschlafen dauerte recht lange und plötzlich hatte sie wieder dieses
Bild vor ihren Augen. Vor dem Restaurant Lobos in Corralejo hatte sie
Volker gesehen – vielleicht war er es ja doch gewesen - oder einen verdammt ähnlich aussehenden Mann.
Ihr Unterbewusstsein hatte ihr heute Abend einen Streich gespielt oder
ihr zeigen wollen, dass sie noch immer etwas mit Volker verband.
Morgen und vielleicht auch die nächsten Tage wollte sie noch einmal
über alles nachdenken – und auf jeden Fall Stefanie anrufen und fragen, ob
sie weiß, wo ihr Vater hingefahren ist.
Nach Fuerteventura????
Hatte der liebe Gott ihr heute ein Zeichen gegeben?
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Lust und FFrust
rust unter der Sonne
Dieser letzte Tag im Februar war für drei Menschen auf Fuerteventura ein
besonders harter Tag. Obwohl die Sonne bereits auf die Insel niederschien,
war es Karin, Volker und auch Gaby kalt. Ihre Herzen waren nach dem
gestrigen Abend immer noch leicht eingefroren, und klare Gedanken konnten sie alle drei noch nicht fassen.
Gaby stand noch immer unter Schock. Sie hatte Volker hier getroffen und
sich sehr schnell in ihn verliebt. Und ihre Nähe hatte ihm gut getan.
Das abrupte Ende ihrer ersten Liebesnacht mit Volker, seine Worte danach,
das alles gab ihr das Gefühl, ihn gestern Abend verloren zu haben. Leider,
und das bedauerte sie immer noch, war es nicht zum Äußersten gekommen. Wie sehr hatte sie sich gewünscht, mit ihm, dem Mann ihrer Träume,
eins zu sein, ihn zu spüren und sich ihm bedingungslos hinzugeben.
Sie freute sich nicht auf das Frühstück, hatte es überhaupt nicht eilig, den
Tag zu beginnen.
Und - sie wollte Volker heute aus dem Weg gehen.
Zu tief saß die Enttäuschung in ihr und für tief gehende Gespräche hatte
sie heute keine Nerven.
Volker hatte ein leichtes Grummeln im Bauch, als er zum Frühstück ging.
Auf der einen Seite mochte er Gaby, hatten sie doch schöne Tage und Stunden miteinander verbracht, auf der anderen Seite hatte der plötzliche Abbruch des intimsten Zusammenseins ihm gezeigt, dass er noch nicht bereit
war – dass Karin und das mit ihr Erlebte immer noch in seinem Kopf und
seinem Herzen waren. Er war ein kleiner Charmeur, aber nicht der coole
Lover, der sich jede Frau fürs Bett nahm. Das wusste er nun.
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Vielleicht war das auch ein Zeichen von oben, dass er sich noch nicht mit
der Trennung von Karin abfinden sollte.
Und noch immer beschäftigte ihn eine Frage: Hatte er Karin in diesem
Lokal in Corralejo gesehen oder nur eine ähnlich aussehende Frau? Er musste
unbedingt Stefanie anrufen und sie fragen, wo ihre Mama hingeflogen war,
angeblich ja nach Mallorca.
Volker hatte Glück. Gaby traf er nicht beim Frühstück und so konnte er
sein Frühstück in Ruhe einnehmen, allerdings etwas schneller als sonst. Er
wollte schnell wieder raus hier.
Für ihn war klar, wie sein weiterer Tagesablauf sein würde: Ab an den
Strand, zum Meer und seinem permanenten Rauschen, den Kopf wieder
freimachen, die Gedanken ein wenig ordnen.
Sein Weg führte ihn vom Hotel den steilen Weg hinunter zur Promenade
und von dort direkt, durch die vorgelagerten kleinen Dünen, zum breiten,
hellen Sandstrand.
Er ging in Richtung Morro Jable, quasi ans andere Ende von Jandia, dort
wo auch das RIU Palace Jandia steht. Hier hatte er viele glückliche Stunden
mit Karin verbracht.
Karin hatte viel nachgedacht in den letzten Stunden, als sie wach im Bett
lag. Ihre eigene Reaktion auf die Liebkosungen von Manfred hatte sie doch
überrascht.
Sie hatte sich bewusst von Volker getrennt, wollte ihren eigenen Weg
gehen und dazu gehörten nun mal Männer. Männer, mit denen man sich
prächtig verstand und wenn es die Situation ergab, auch ins Bett ging.
Und Manfred gefiel ihr, zumindest für ein paar Urlaubstage. Sie wusste,
dass er auch nicht mehr von ihr erwartete.
Also, wo war das Problem?
So kurz vor der totalen Hingabe, kurz bevor Manfred ihren Vulkan erreicht hatte, hatte sich ihr Körper, oder war es eher ihr Geist, gewehrt gegen
die sexuelle Befriedigung durch einen neuen Mann. Er wäre der erste fremde Mann gewesen, mit dem sie geschlafen hätte, vielleicht der Mann, der
ihr dadurch den Weg in ein neues Leben geebnet hätte.
Aber nun? Sie wusste es selbst nicht so genau, warum es ihr passiert war das schlechte Gewissen gegenüber Volker konnte und durfte es nicht gewe- 10 -
sen sein. War die Erinnerung an die letzten gemeinsamen Liebesnächte mit
Volker noch zu nah? Oder – hatte es letztlich damit etwas zu tun, dass sie
überraschenderweise einen Mann in Corralejo gesehen hatte, der Volker
verblüffend ähnlich sah?
»Egal«, sagte Karin zu sich selbst, »Manfred hat dieser Vorfall ja scheinbar
nichts ausgemacht, vielleicht hatte er das ja schon öfter erlebt. Ich werde versuchen, ihm in den nächsten Tagen etwas aus dem Weg zu gehen und sollte es sich
ergeben, dass ich ihn treffe, so tun, als wäre nichts passiert. Und wie es dann
weiter geht mit uns, wird man sehen. Ich muss ja nicht unbedingt mit ihm
schlafen, aber irgendwie gefällt er mir und warum sollte es dann nicht mit ihm
passieren?«
Sie wusste, dass Manfred recht spät zum Frühstück ging, und somit bestand auch keine nähere Gefahr, ihn schon heute Morgen zu treffen.
So war es dann auch, und sie war froh darüber. Sie holte sich die Utensilien, die sie für einen Strandspaziergang brauchte, cremte sich vorher noch
ein wenig mit Sonnencreme ein und trat aus dem Hotel heraus. Sie überquerte die zweispurige Hauptstraße und stand auf der neuen Promenade.
Karin entschied, nicht am Strand in Richtung Jandia/Esquinzo, dort wo
die drei Hotels der Iberostar-Kette standen, entlangzugehen, sondern auf
diesem schönen Fußweg. Schaute man nach rechts, sah man den Strand
und das Meer, schaute man nach links, so stand hier ein Hotel neben dem
anderen, und jede Menge Geschäfte gab es davor.
Karins Weg führte sie letztlich zu den Iberostar-Hotels. Hier hatte sie mit
Volker einen schönen Urlaub verbracht. Das Hotel lag direkt am Strand.
Sie erinnerte sich, dass sie hier einmal am Strand von mehreren Nackten
regelrecht überfallen worden waren. Die hatte keine Lust gehabt, sich in
der abgetrennten Nacktzone hinzulegen, sondern hatten sich einfach zwischen die Badehosen-Touristen gelegt.
Einige davon waren daraufhin wutentbrannt weggegangen.
Sie kehrte hier um und ging zurück ins Hotel, um Mittag zu essen und
sich dann ein wenig hinzulegen. Und im Hinterkopf hatte sie immer noch
das ausstehende Telefonat mit Stefanie.
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